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Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
Das Thema hat 2898 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 25.08.2013 14:46:49 Gelesen: 1072892# 274 @  
@ hajo22 [#273]

Hallo Jochen,

bei Briefen aus dieser Zeit waren die Gebühren, wenn der Absender zahlen wollte oder konnte, siegelseitig zu notieren.

Wenn ich korrigieren darf: Bayern war kein Grenzübergangsstempel - die gab es damals zwischen Bayern und Preußen nicht, sondern ein Herkunftsstempel.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

P.S. Ich habe heute meine Bayern - Schweiz - Sammlung in das virtuelle Album überspielt. Bitte auch den Schweizer Freunden weiter sagen; für Verbesserungen jedweder Art bin ich sehr dankbar.
 
bayern klassisch Am: 10.09.2013 09:45:45 Gelesen: 1071896# 275 @  
Liebe Sammlerfreunde,

aus der guten, alten Zeit stammt ein besonderer Brief aus Bayreuth nach Altenburg, postalisch zum Königreich Sachsen gehörend.



Er wurde am 10. Jan. geschrieben, weist aber vorn wie hinten keine Taxen auf. Der Grund ist in der linken, unteren Ecke vorn zu finden: Es war ein Brief des Postmeisters von Bayreuth, dem der König die aktive Portofreiheit verliehen hatte.

Demzufolge durfte dieser Briefe schreiben, musste jedoch nicht frankieren mittels Marke oder in bar, sondern hatte nur seine Unterschrift und seinen Stand "Postmeister" zu notieren und alles war und blieb gratis.

Interessant ist, dass er auch im Königreich Sachsen portofrei belassen wurde, denn auf diese Strecke erstreckte sich die bayerische Portofreiheit natürlich nicht.

Bis heute sind genau 2 dieser Briefe aufgetaucht, die absolut gleich aussehen, es ist aber zu vermuten, dass es damals schon ein paar mehr gegeben haben dürfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.10.2013 11:01:31 Gelesen: 1068612# 276 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute möchte ich einen Brief zeigen (das Auktionshaus Köhler war gestern so nett, ihn mir zu überlassen), der recht lustig ist, weil man sieht, mit welchen Alltagsproblemen auch erfahrene Postler in Bayern zu kämpfen hatten.



Am 4.8.1862 sandte man einen mit 12x (2 mal 4II Platte 3) frankierten Brief nach Frankreich ab (Departement Seine et Oise). Für einfache Briefe bis 10g nach Frankreich waren 12x das treffende Franko.

Die Aufgabepost in Kissingen, der Stadt mit dem relativ umfangreichsten Auslandsverkehr, las aber in der französisch gehaltenen Anschrift - trotz des Vermerks "France" in der linken oberen Ecke eine Destination in der Schweiz. Für dergleichen Briefe gab es auch 12x Frankaturen, nämlich 9x für Bayern und 3x für die CH für Orte im 1. Rayon! Ergo notierte man eine blaue 3 für das CH - Weiterfranko und sandte den Brief nach Basel (6.8.), wo man den Fehler bemerkte und ihn über Zürich - St. Gallen - Romanshorn - Lindau zurück schickte, wobei er den Weg per Dampfboot über den Bodensee nahm.

Jetzt hatte ihn Bayern wieder an der Backe und sandte ihn am 7.8. über Württemberg und Baden geschlossen nach Strasbourg, wo er am 8.8. ankam. Dort erhielt er den Stempel Bavière - Strasbourg und konnte seinen Lauf endlich zum Chateau du Galluis fortsetzen. Hier ein Link, der das schöne Schlösschen zeigt.

http://fr.topic-topos.com/chateau-de-lieutel-galluis

Das dazugehörige Attest zeige ich lieber nicht, sonst könnte man die dortige Beschreibung noch ernst nehmen. Natürlich hat Frankreich nicht 3x von der Schweiz (! ??) für den Transit (! ??) bekommen, sondern die rote 3 und der Hinweis durch Unterstreichung des Ziellandes "France" durch die Schweizer Posten verdeutlichte nur, dass man die einst von Bayern bonifizierten 3x wieder zurückrechnen musste, den für Fehlleitungen der Post war kein Porto/Transitporto anzusetzen. Bayern erhielt also die ursprünglich der CH gutgeschriebenen 3x rückvergütet.

Dafür durfte es nicht 9x behalten, sondern nur 4,8x, weil es an Frankreich 7,2x entrichten musste.

Wenn man etwas tiefer in der Materie steckt, weiß man auch, warum die CH den Brief nicht über Baden oder Württemberg, obwohl das möglich gewesen wäre, zurück schicken musste, sondern über Bayern. Ich bin gespannt, wer weiß, warum das so war. ;)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 13.10.2013 13:02:11 Gelesen: 1068579# 277 @  
@ bayern klassisch [#276]

An den Postverträgen (PV) zwischen der Schweiz und Frankreich von 1850 (?) und dem Postvertrag Schweiz mit Bayern 1852. Ein Transit (also auch eine Rücksendung) aus der Schweiz über Frankreich war nicht vorgesehen, daher konnte die Rücksendung nur über deutsches Gebiet (hier Bayern) erfolgen.

Viele Grüße
Jochen
 
bayern klassisch Am: 13.10.2013 17:36:35 Gelesen: 1068526# 278 @  
@ hajo22 [#277]

Hallo Jochen,

danke für deinen Lösungsvorschlag - der Postvertrag Schweiz - Frankreich spielte hier keine Rolle, weil es ja kein Schweizer Brief war und Transite aus dem Postverein über die Schweiz nach Frankreich unbekannt waren und ergo auch vertraglich nicht geregelt waren.

Der Grund war ein anderer: Hätte ihn die Schweiz über Baden oder Württemberg zurück geschickt, hätten diese die 3x für die Schweiz gutgeschrieben bekommen, nicht aber Bayern! Somit wäre die Abrechnung durcheinander gekommen, denn Baden bzw. Württemberg hätten dann 3x für nichts bekommen, denn ein Transitporto war für fehlinstradierte Sendungen nicht anzusprechen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.10.2013 08:44:18 Gelesen: 1067533# 279 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute darf ich eine neue Briefrosine zeigen, die mir ins Netz gegangen ist:



Am 2.12.1859 sandte man ein Muster anhängend an diesen Brief von Pappenheim nach dem badischen Aden bei Singen.

Die Entfernung betrug über 20 Meilen, so dass ein einfacher Brief 9 Kr. gekostet haben würde.

Hing ein Muster ohne Wert an ihm, so durfte der Brief selbst unter 1 Loth, mit dem Muster zusammen aber schon 2 Loth wiegen.

Hier haben wir eine 18 Kr. Frankatur vor uns, womit der Brief selbst wiederum nur bis 1 Loth wiegen durfte, aber mit dem Muster zusammen waren jetzt über 2 bis 4 Loth möglich.

Dazu kam, dass man von Singen aus den Landboten bemühen musste, der für seine Tätigkeit gewichtsunabhängig 2 Kr., die blau von der Abgabepost notiert wurden, kassierte, so dass die Gesamtkosten mit 20 Kr. zu veranschlagen sind.

Viele bayerische Musterbriefe nach Baden kenne ich leider nicht ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.10.2013 08:57:37 Gelesen: 1067530# 280 @  
Liebe Sammlerfreunde,

auf einem Bein steht man nicht, daher schieße ich gleich den zweiten hinterher.

Mit dem Begriff Unikat sollte man ja bekanntlich eher sparsam umgehen. Bei folgendem Brief scheint es aber angebracht zu sein, ihn als solches zu betiteln. Gerne lese ich aber einen Einwand mit Scan. ;)



In Braunau am Inn (Österreich) schrieb man am 3.10.1867 einen einfachen Brief nach Ering an den dortigen Gastwirt Gottfried Mayer. Das wäre an sich nichts besonderes, denn es würde eine österreichische 5 Neukreuzermarke auf ihm prangen, was Massenware darstellt und für 3 bis 5 Euro in jeder besser sortierten Händlerkiste zu finden sein dürfte (unter Auswechselung der Adressdaten).

Hier bewegte den Absender aber weniger das Gefühl, seinem Heimatland 5 Nkr. zukommen zu lassen, als den bayerischen Staat mit 3 Kr. rh. zu beschenken. Um dies zu bewerkstelligen überschritt er den Inn und gab den Brief in Simbach auf, was nur ein paar Hundert Meter entfernt Braunau gegenüber lag.

Als wäre dieser Frevel nicht schon genug, klebte der dortige Expeditor statt einer Freimarke - zu vermuten wäre eine Nr. 15 - eine Portomarke auf, welche für Fernbriefe nicht zu verwenden gestattet war. Ering hatte ab dem 1.7.1861 eine eigene Postexpedition erhalten, also nicht gerade gestern, so dass man dies in Simbach am Inn wusste.

Am gleichen Tag wurde der Brief in Ering ankunftsgestempelt und - wie auch immer - zugestellt. In seinem Inneren sind noch 2 weiter Wachssiegelteile vorhanden, was auf einen Einschluss in diesem Brief hindeutet, was ihn nun vollends zur eierlegenden Wollmilchsau macht. :P :D

Den Bug verzeihe ich dem Simbacher Expeditor, denn der Brief ist schnuckelig klein und ein Aufkleben auf der Siegelseite wäre ja nun wirklich der Oberhammer.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.11.2013 08:00:50 Gelesen: 1064392# 281 @  
Liebe Sammlerfreunde,

was ist die Besonderheit dieses Briefes?



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 17.11.2013 08:06:54 Gelesen: 1064390# 282 @  
@ bayern klassisch [#281]

Es dürfte sich um eine sogenannte "Vorausentwertung" handeln, d.h. die Marke war vor dem Aufkleben schon entwertet worden (natürlich vom Postler).

Schönen Sonntag.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 17.11.2013 09:26:03 Gelesen: 1064366# 283 @  
@ hajo22 [#282]

Hallo Jochen,

mit Adleraugen erkannt und völlig richtig - von dem Ort Marktheidenfeld sind ein paar Briefe bekannt geworden, bei denen die Marken vorausentwertet wurden - nur zu sehen an den oben übergegangenen Schaufelspitzen des Mühlradstempels 199.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.11.2013 14:37:08 Gelesen: 1064182# 284 @  
Liebe Sammlerfreunde,

mal etwas aus der modernen Zeit: In Bayern mit 5 Pfg. frankiert ins Deutsche Reich, dann mit weiteren 5 Pfg. "auffrankiert" in die Schweiz, dort aber nicht zustellbar und wieder zurück ins Deutsche Reich. Letztlich angekommen, aber mit Mühen, zur Freude heutiger Sammler, denn auffrankierte Poststücke nach Abzug ins Ausland sind keine Massenware.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
buzones Am: 18.11.2013 20:02:27 Gelesen: 1064130# 285 @  
@ bayern klassisch [#281]

Lieber Ralph,

falls dir der Adressat Oberbiliothekar und Landtagsabgeordnete Dr. A. Ruland in München ggf. nichts sagt, hier näheres zur Person:

http://www.deutsche-biographie.de/sfz77335.html

Weiter so! :)

Beste Grüße
Ralf
 
bayern klassisch Am: 02.12.2013 14:06:37 Gelesen: 1062416# 286 @  
@ buzones [#285]

Lieber Ralf,

vielen Dank für den Link - es gibt einige Briefe an ihn und ich freue mich immer wieder, wenn ich etwas sehe. Hätten nur mehr Leute ihre Korrespondenzen behalten ...

Liebe Sammlerfreunde,

heute ein besonderer Brief, bei dem man aber lesen können muss. Er weist Besonderheiten auf und ich bin mal gespannt, wer sie heraus bekommt.



In Speyer ging er am 29.6.1843 auf seine Reise.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 02.12.2013 17:21:07 Gelesen: 1062383# 287 @  
@ bayern klassisch [#286]

Na ja, es ist ein Brief an den König (Max) zu eigenen Händen (also "direkt", sprich nur ihm ohne vorheriges Öffnen durch Personal/Domestiken zu übergeben). Ich lese Stempel von Speyer, Aschaffenburg und München. Ich denke, der König war gerade auf Reisen in die bayerische Pfalz unterwegs.

Kann auch alles verkehrt sein, aber eine Resonanz hast Du, lieber "bayern klassisch".

Viele Grüße
Jochen
 
bayern klassisch Am: 02.12.2013 17:51:25 Gelesen: 1062370# 288 @  
@ hajo22 [#287]

Lieber Jochen,

vielen Dank für dein Feedback!

König in Bayern, das war hier der Empfänger, war Ludwig I (der wegen der feschen Lola Montez zurückgetreten wurde).

Der Brief ist aber in Speyer geschrieben worden - der "Kini" war also nicht in der Pfalz. Aber wo war er denn?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
filunski Am: 02.12.2013 18:36:31 Gelesen: 1062356# 289 @  
@ bayern klassisch [#288]

Vielleicht in Aschaffenburg, um nach dem Baufortschritt seines Pompejanums zu sehen? Der Brief ging jedenfalls erst nach München, Ankunftstempel vom 2.7., dann weiter nach Aschaffenburg, Ankunftstempel dort vom 5.7.

Schönen Gruß,
Peter
 
hajo22 Am: 02.12.2013 18:41:48 Gelesen: 1062354# 290 @  
@ bayern klassisch [#288]

Sorry, dann war er wohl in Unterfranken, also Aschaffenburg. Wahrscheinlich geht`s dann um den Eisenbahnbau die Ludwig-Strecke Nord-Süd oder so.

Schönen Abend und das kommt davon wenn man aus der Hüfte schießt.

Grüße
Jochen
 
bayern klassisch Am: 02.12.2013 18:49:29 Gelesen: 1062344# 291 @  
@ bayern klassisch [#286]

Hallo filunski,

wer in dem Forum einen Stern hat, trägt den nicht zu Unrecht. :-)

Du hast Recht - er lief zuerst von Speyer nach München, aber dort war er nicht mehr. Eine Änderung der Adresse, wie bei jedem Sterblichen üblich, brauchte es hier nicht. Warum?

Weil München als Haupt- und Residenzstadt natürlich wusste, wo die Majestät war und mit dem Pompejanum hast du Recht. Er war ein paar Tage zuvor in die bayerische Toskana gefahren, um dort den Einweihungsakt zu feiern.

Da Briefe an die Majestäten im eigenen, königlichen Briefbeutel befördert wurden, steckte man also in München alle angekommenen Poststücke in diesen eigenen Briefbeutel und schrieb "Aschaffenburg" auf die Beutelfahne. Jetzt wusste jeder, was zu tun ist, auch ohne Adressänderung.

In Aschaffenburg wurde der Briefbeutel geöffnet, die Handschuhe heraus geholt (Briefe der Majestäten waren nicht mit bloßen Händen anzufassen!) und die Eingangsstempel anzubringen. Dann erfolgte per Expressbote die Zustellung im Palais des Regenten. Auch wenn niemals "per Express" auf dergleichen Briefen steht, waren alle Briefe an die Majestäten sofort zu stempeln und zuzustellen - da musste alles andere liegen bleiben. Klasse gelöst!

Lieber Jochen,

ich habe auch schon aus der Hüfte geschossen und daneben getroffen - das macht uns doch nicht unsympathisch, oder? :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
filunski Am: 02.12.2013 18:54:10 Gelesen: 1062340# 292 @  
@ bayern klassisch [#1741]

Danke für die "Blumen". Die Stempel, wie so oft, erzählen ja immer eine Geschichte und das Pompejanum passte da eben mit hinein. Der Rest deiner Darstellung zur "königlichen Postzustellung" ist höchst interessant und sicher nicht nur mir so nicht bekannt gewesen. Danke dafür. :-)

Schöne Grüße,
Peter
 
bayern klassisch Am: 02.12.2013 19:03:37 Gelesen: 1062332# 293 @  
@ filunski [#1742]

Ehre, wem Ehre gebührt. :-)

Ich habe es etwas ausführlicher geschildert, weil vieles, was gar nicht einmal so lange her ist, heute völlig in Vergessenheit geraten ist und solche kleinen Aspekte oft ein besseres Bild einer Zeit zeigen können, als das Lesen eines Geschichtsbuches, in dem nur die große Welt dargestellt wird, nicht aber der Alltag, der hundertmal wichtiger war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.12.2013 13:13:16 Gelesen: 1061822# 294 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute mal ein kleiner Knobler - von vorn ist alles zu sehen, denn hinten ist der Brief blank. Was ist seine Besonderheit?



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.12.2013 19:33:35 Gelesen: 1061725# 295 @  
Liebe Sammlerfreunde,

dann möchte ich mal lösen: Der Absender fungierte als Relais - Station für den Empfänger in Stuttgart und empfing Briefe für ihn in Nürnberg. Mit diesem Brief, der unter 1 Loth wog, sandte er "Herrn Ferd(inand) Schmidt mit Briefen des Herrn Haueisen & Sohn" eben diese als Einlage mit. Viele werden es nicht gewesen sein.

In jedem Fall hatte man sich, woher auch immer diese Briefe ursprünglich stammten, Geld gespart, denn es fielen nur einmal 9 Kr. an, statt ein Mehrfaches davon.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.12.2013 10:49:01 Gelesen: 1061130# 296 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute zeige ich einen einfachen, frankierten Brief aus Abensberg nach München. Der Absender zahlte 3 Kr. für den einfachen Brief, die auf der Siegelseite notiert wurden.



Das besondere an ihm ist das Datum - der 29.10.1849. Wie wir wissen, kamen die ersten 3 Marken am 1.11.1849 an die Postschalter und gleichzeitig wurde die Stempelfarbe schwarz befohlen. Zuvor hätte man zwar auch schon schwarz stempeln sollten, doch war es für die bayerische Postverwaltung keine wichtige Angelegenheit und man ließ auch rote, blaue, orange und sogar grüne Stempelfarbe zu.

Der Brief aus Abensberg beweist, dass man noch bis zum Schluss in blau gestempelt hat und erst 3 Tage später auf schwarz umstellte. Der Grund der Farbumstellung war die Furcht, dass farbige Stempel keine hinlänglich deutlichen Entwertungen abliefern würden und rotbraune Stempelfarbe auf einer rotbraunen Marke (Nr. 4I) kaum zu erkennen gewesen wäre.

Da der Stempelabdruck aber zweierlei Funktionen hatte, 1. die Entwertung der Marke (ganz wichtig!) und 2. die Weitergabe von Informationen (woher, wann aufgegeben), wählte man Druckerschwärze als Stempelfarbe aus. Ein Problem war dabei die schwarze Eins, denn auf dieser Marke war ein schwarzer Stempel auch nicht gut lesbar.

Etwas off topic: Weil hier im Forum zumindest ein Thread existiert, der bei unserem Hobby stark auf die finanzielle Komponente abzielt, möchte ich hier mal eine Lanze für Altdeutschland / Bayern brechen. Dieser Stempel steht mit 15 Euro im Feuser und man kann solch einen Brief für 5 bis 10 Euro kaufen. Andere, auch keine Massenstempel, kosten kaum mehr, oft noch weniger. All die Details (Kalligraphie, Adressat, Absender, Lokalität, Stempelform und Farbe, Ankunftstempel, Inhalt, Postregulativ / Postvertrag usw. gibt es gratis dazu.

Das Sammeln muss also nicht teuer sein - das Vorurteil, dass "Altpapier" unerschwinglich sei und vor allem Markenbriefe einer finanziellen Elite vorbehalten seien, ist ein Märchen. Ein dicker Geldbeutel ersetzt auch nicht die Liebe zur Philatelie, niemals.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.12.2013 09:58:06 Gelesen: 1061000# 297 @  
Liebe Sammlerfreunde,



in Germersheim (Pfalz) am 1.7.1849 als einfacher, unter 1/2 Loth schwerer Portobrief aufgegeben, wäre er allein schon deshalb hochinteressant, weil an diesem Tag die ersten bayer. Briefmarken hätten verwendet werden sollen, zeitgleich mit dem neuen Taxregulativ, das schon auf die Nominalen der Marken abstellte. Wie wir wissen, hat es sich dann aber noch 4 Monate heraus gezögert, sonst wäre das ein "Ersttagsbrief", auch wenn die Verwendung von Marken für Briefe ins Ausland noch nicht geduldet wurde.

Aber zurück zu Realität. Germersheim liegt sehr nah an Baden - praktisch nur über den Rhein und wenn man als maximale Entfernung Germersheim - Karlsruhe annimmt, dann kommt man nur auf 3 Meilen.

Das war aber nicht mehr relevant, seit es den fortschrittlichen Postvertrag Bayerns mit Baden vom 1.8.1843 gab,in dem festgehalten wurde, dass es 3 Klassen von Gemeinschaftsporti gab und die höchste Klasse bei Entfernungen über 15 Meilen bayerische - badischer Gesamtstrecke nur noch 12x waren. Germersheim notierte diese 12x rechts und sie wurden, von wem auch immer, sogar unterstrichen. Da das Gemeinschaftsporto halbscheidig zu teilen war, bekam Bayern satte 6x für einen Brief, der nur wenig Transportstrecke erforderte, während Baden ihn 180 km weit zu befördern hatte und auch nicht mehr bekam.

Da der Brief mit der badischen Bahnpost (leider ohne Stempelung) nach Basel lief, glaube ich, dass man für Basel 2x = 14x ansetzte. Wer für die weiteren 6x zuständig war, um auf die notierten 20x zu kommen, kann ich nicht sicher sagen. Evtl. Bern?

In Genf dürfte man 9 Decimes = 27x Porto kassiert haben. Für Korrekturen / Verbesserungen der Beschreibung wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
kreuzer Am: 31.12.2013 12:43:27 Gelesen: 1060983# 298 @  
@ bayern klassisch [#297]

Hallo bayern klassisch,

sehr schöner Brief! Aber das mit den bayerischen Marken hatte zum damaligen Zeitpunkt noch vier Monate Zeit (1.11.)

Viele Grüße

kreuzer
 

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