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Thema: (?) (46) Alliierte Besetzung: Notmaßnahmen ab 1945
dionysus Am: 21.03.2009 15:07:53 Gelesen: 47055# 1 @  
Hallo,

da ich unter Bemühung der Suchfunktion und des Index keine Ergebnisse zu diesem Thema fand, eröffne ich es mal neu.

Ich möchte den nachfolgenden Beleg aus der Zeit der Notmaßnahmen vorstellen, den ich heute bekommen habe:

Notganzsache von Elmshorn (Holst.) nach Göttingen.

Eindruck: "Freigebühr / vorausbezahlt / 6 Rpf.",
entwertet mit dem Kreisstegstempel "ELMSHORN /e/ 19.7.45. 15-16".

Unten links ein Zweiellipsenstegstempel in rot
"ELMSHORN / Gebühr bezahlt / 12.7.45. 3-4 N"



Mich würde interessieren, wie ich diesen Beleg einzuschätzen habe.

Über eine Referenzangabe, falls es über diese Art Ganzsachen ein Standardwerk gibt, würde ich mich aber noch mehr freuen.

Liebe Grüße
Maico
 
doktorstamp Am: 21.03.2009 15:23:23 Gelesen: 47052# 2 @  
@ dionysus [#14]

Einige sind in den Michel Ganzsachenkatalog aufgelistet.

Eine Neuaufarbeitung wird z.Z. von den zuständigen Argen unternommen.

mfG

Nigel
 
dionysus Am: 21.03.2009 15:38:45 Gelesen: 47047# 3 @  
Hallo Doktorstamp,

danke für den Hinweis, dass einige davon im Michel katalogisiert sind. Leider habe ich nur den Michel Briefe-Katalog, mit Ganzsachen mußte ich mich bisher noch nicht so sehr beschäftigen.

Beim Kauf hab ich übrigens noch ganz übersehen das es eine GA ist, ich hatte es für eine normale Barfreimachung gehalten. Zuhause hatte ich dann zusätzlich eine kleine Freude.

Lieben Gruß
Maico
 
Carolina Pegleg Am: 21.03.2009 15:39:43 Gelesen: 47046# 4 @  
Es handelt sich bei dieser Karte nicht um eine lokale Notmassnahme, sondern um eine Behelfspostkarte (Ganzsache) ausgegeben in der Britischen Zone, Michel-Nummer 766I. Wert gebraucht 16,-- EUR (Michel-Ganzsachenkatalog 2003).

Zum Schutz gegen die Auflieferung unbezahlter Postkarten waren die Karten bei der Abgabe an den Kunden in der linken unteren Ecke mit einem Tagesstempel zu versehen. Bei der Einlieferung waren sie dann oben rechts mit dem Tagesstempel zu entwerten. Diese Vorsichtsmassnahme hatte ihren Hintergrund m.M. in der fälschungsanfälligen Ausführung dieser Karten als reiner Behelf in einer Vielzahl von Varianten in den Inschriften, verschiedenen Papieren etc.

Hier wurde ein ovaler "Gebühr bezahlt"-Stempel zur "Vorabstempelung" verwendet. Normal wäre gemäss Verordnung der Tagestempel gewesen, aber im Michelkatalog sind verschiedene Stücke abgebildet, bei denen dieser ovale Stempel verwendet wurde. Sicher nichts ungewöhnliches; die Verwendung dieses Stempels durch das PA Elmshorn erhöht allerdings sicher die Verwechslungsgefahr mit einer Barfrankierung.

Im Michel-Ganzsachen sind auch die lokalen Ganzsachen-Notmassnahmen aufgelistet, wie es Nigel schreibt. Auch bei denen gibt es eine erhebliche Verwechslungsgefahr mit den wesentlich weniger gesuchten und daher billigeren Barfrankierungen.

Arno
 
dionysus Am: 21.03.2009 15:48:12 Gelesen: 47044# 5 @  
@ Carolina Pegleg [#17]

bei dieser ausführlichen Antwort bleibt kein Wunsch offen. Danke.

Für 1,20 € aus der Belegekiste meines Stammtrödlers habe ich hier also nichts verkehrt gemacht.

Da das Stück nach Göttingen gelaufen ist kommt es auch mit in meine Heimatsammlung.

Liebe Grüße,
Maico
 
Carolina Pegleg Am: 21.03.2009 15:48:57 Gelesen: 47043# 6 @  
Vielleicht noch Ergänzung:

Der Unterschied zwischen einer lokalen Notausgabe und einer Barfrankierung ist, dass im dem einen Fall lokal hergestellte Postkarten-"Formulare" mit Freimachungsvermerken am Schalter verkauft wurden. Die Gebühr wurde also vom Kunden im voraus entrichtet. Bei den Freimachungsvermerken gibt es eine grosse Vielzahl von Varianten, handschriftlich, alle Arten von Stempeln etc.

Bei Barfrankierungen wurde das Beförderungsentgelt an Ort und Stelle bei der Aufgabe am Schalter, also nicht im voraus, entrichtet. Die Unterscheidung ist im Einzelfall wohl recht schwierig, worauf im Vorwort zu diesen Ausgaben im Michel eingegangen wird.

Edit:

Oben habe ich für die Doppelabstempelung vermutet "Hintergrund m.M. in der fälschungsanfälligen Ausführung dieser Karten." Ich habe noch einmal im Katalog geblättert und habe nun folgende bessere Erklärung für die Einführung der Massnahme.

Die ersten Ganzsachenausgaben in der Britischen Zone waren Aufbrauchsausgaben, bei denen der Adolf-Wertstempel auf noch vorhanden Ganzsachenkarten des Deutschen Reichs unkenntlich gemacht wurde. Die Stempelung bei Abgabe des Publikums diente bei diesen Karten also dazu zu verhindern, dass nunmehr ungültige Karten (unkenntlich gemacht) aus Publikumsbeständen in den Poststrom einfliessen könnten. Als dann die ersten behelfsmässigen neu hergestellten Karten (Beispiel oben) an den Schalter kamen, ging es mit der Stempelung einfach so weiter. Die Anordnung scheint nicht widerrufen worden zu sein.
 
dionysus Am: 21.03.2009 18:14:55 Gelesen: 47021# 7 @  
@ Carolina Pegleg [#44]

Danke für diese interessante Ergänzung. Das macht natürlich Sinn.

Gruß
Maico
 
Stempelwolf Am: 21.03.2009 23:57:37 Gelesen: 46985# 8 @  
@ Carolina Pegleg [#17]

Im Michel-Ganzsachenkatalog 2007 ist das jetzt die Michelnummer 764I. Der Wert und alles andere ist gleich geblieben.

Beste Grüße
Wolfgang
 
dionysus Am: 04.08.2009 09:20:50 Gelesen: 46785# 9 @  
Hallo allerseits,

mal wieder ist mir eine Karte aus der Nachkriegszeit untergekommen.

"Köln h1n 9.6.45 17-18" dazu Einzeiler "Köln 6"

Ich gehe davon aus, dass die 6 im Stempel als Wertangabe zu deuten ist. Handelt es sich bei dieser Karte aber um eine Behelfsganzsache oder um eine Barfrankatur?



Vielen Dank für eure Hilfe vorab.

Mit lieben Grüßen
Maico
 
Tom3596 Am: 04.08.2009 12:16:57 Gelesen: 46772# 10 @  
@ dionysus

Laut Richter ein Notstempel mit dem Vermerk "ohne Freimachung eine Behelfs Ganzsache?".

Also warten bis neue Erkenntnisse darüber veröffentlicht werden.

gruß
Tom
 
Postgeschichte Am: 04.08.2009 13:09:29 Gelesen: 46767# 11 @  
@ dionysus [#9]

Zur Klassifizierung als Behelfsganzsache fehlt ein wesentlicher Bestandteil, der bei den im Michel-Ganzsachenkatalog aufgenommenen Ganzsachen vorhanden ist, der Freivermerk. Dieser lautet in allen Fällen "Gebühr bezahlt", "Bezahlt", "Freigebühr vorausbezahlt" u.ä.

Dieses Merkmal fehlt bei Deiner Ganzsache. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Reichspostdirektion (RPD Köln) von der allgemeinen Handhabung abgewichen ist und einen Freivermerk mit der Bezeichnung "Köln 6" angeordnet hat. Dies müsste durch Studium der Vorschriften und Anweisungen der RPD Köln noch erforscht werden. Bis dahin ist davon auszugehen, daß es sich nicht um eine Behelfsganzsache handelt.

Befindet sich auf der Rückseite Text?

Gruß
Manfred
 
dionysus Am: 04.08.2009 13:31:23 Gelesen: 46762# 12 @  
Hallo,

einen Freivermerk hab ich halt auch vermisst.

Die Rückseite der Karte ist im übrigen unbeschriftet.

Ich danke euch schon einmal für die Annäherungsversuche.

Lieben Gruß
Maico
 
doktorstamp Am: 04.08.2009 16:34:23 Gelesen: 46748# 13 @  
@ dionysus [#9]

Ich kann Euch mitteilen eine unbekannte Sammlung, zu jener Zeit und kurz danach zusammengetragen ist jetzt in dem Besitz eines Forschers.

Natürlich wird es eine Weile dauern eher die Sammlung bearbeitet worden ist, aber sie wird sicherlich neues Licht auf dieses Thema werfen.

mfG

Nigel
 
petzlaff Am: 23.01.2010 13:41:11 Gelesen: 46258# 14 @  
"Gebühr Bezahlt" Belege 1945

Hallo zusammen,

eigentlich ist das überhaupt nicht mein Sammelgebiet, deswegen mag dem Einen oder Anderen meine Frage banal oder überflüssig erscheinen. Und - mein Deutschland Briefe-Katalog ist auch schon 20 Jahre alt. :-(

Kann mir jemand sagen, in welcher Sammlergunst derzeit solche Belege stehen? Es geht mir nicht um irgendwelche Katalogwerte, sondern einfach nur um eine Einschätzung.

Der Beleg bleibt auf alle Fälle wie manch anderer ähnlicher bei mir in der Kiste.




Vielen Dank für eure Antworten

LG, Stefan
 
doktorstamp Am: 23.01.2010 16:03:38 Gelesen: 46247# 15 @  
@ petzlaff [#14]

Hallo Stefan

Solche Belege werden oft aber nicht unbedingt in der Rubrik Notmaßnahmen gesammelt. Wie man aus der Geschichte weis lag Deutschland in Schutt und Asche, viele Teile waren "abgeschnitten" bzw. die Verteilung von Briefmarken war mangelhaft, oder in Ermangelung bestimmte Werte wurde Zugriff an Barmaßnahmen gemacht.

mfG

Nigel
 
petzlaff Am: 23.01.2010 16:33:17 Gelesen: 46243# 16 @  
Hallo Nigel,

der geschichtliche und auch philatelistische Hintergrund derartiger Belege ist mir schon klar.

Was mich interessiert ist, auf welches Interesse derartig (häufige) Notmaßnahmen-Belege heutzutage noch stossen.

Eine ähnliche Frage schließt sich direkt an: Was ist mit Behördenpost des Deutschen Reichs vor Ausgabe von Dienstmarken (Stempel "Frei laut ..." ohne Marke) im selben Sinn der Frage. Die Kataloge äußern dafür wie bei obigen Beispielen bis auf eine Fußnote eigentlich nur Ignoranz und suggerieren damit erst einmal grundsätzliches philatelistisches Desinteresse (manch einer mag das sogar als "Minderwertigkeit" auffassen) an derartigen Belegen.

LG, Stefan
 
doktorstamp Am: 23.01.2010 17:06:10 Gelesen: 46231# 17 @  
@ petzlaff [#16]

Neulich ist eine solche Notmaßnahmensammlung von einem Bekannten gekauft worden. Da er bereits schon einiges geschrieben hat, ist auch hier mit einem Buch zu rechnen. Als er vor dem Erwerb die Sammlung besichtigte war ihm klar, daß diese Sammlung in der Lage sei einiges ungeklärtes aufzuhellen.

Was das philatelistische Interesse an solches betrifft, ist es wahrscheinlich nicht zu groß, ist aber von Bedeutung. Warum es anscheinend verpönt wird, die Nachfrage scheint relativ gering zu sein, mag doch ihre Grunde haben.

Postsachen der Nachkriegszeit zählen zu den Seltenheiten dieser Zeit, vor allem NN. Dienstbriefe dürften auch nicht mehr in Hülle und Fülle überliefert seien.

mfG

Nigel
 
wuerttemberger Am: 29.01.2010 18:14:47 Gelesen: 46117# 18 @  
@ petzlaff [#16]

Eine ähnliche Frage schließt sich direkt an: Was ist mit Behördenpost des Deutschen Reichs vor Ausgabe von Dienstmarken (Stempel "Frei laut ..." ohne Marke) im selben Sinn der Frage. Die Kataloge äußern dafür wie bei obigen Beispielen bis auf eine Fußnote eigentlich nur Ignoranz und suggerieren damit erst einmal grundsätzliches philatelistisches Desinteresse (manch einer mag das sogar als "Minderwertigkeit" auffassen) an derartigen Belegen.

Immerhin ist eine Fußnote im Katalog. Ansonsten widmet sich der Katalog voll und ganz seinem angegebenen Thema: Die Bewertung von Marken auf Brief.

Diese Woche konnte ich durch eine Spende mehrere Neuzugänge in unserer Vereinsbibliothek verbuchen. Unter anderem von Hans-J. Richter; Barfrankaturen in den vier Besatzungszonen Deutschlands und in Berlin 1945-1949; Selbstverlag Braunschweig 2000.

Darin ist Dein Beleg mit DM 3.- bewertet.

Es gibt doch etliche Sammler - hauptsächlich Heimatsammler - die diese Belege intensiv sammeln. Da werden auch schon mal dreistellige Eurobeträge für seltenere Stücke locker gemacht. Eine Ignoranz vermag ich darin nicht zu erkennen.

Gruß

wuerttemberger
 
1936manfred Am: 08.02.2010 16:43:12 Gelesen: 46027# 19 @  
Hallo,

wozu gibt es eigentlich eine "zuständige" Arbeitsgemeinschaft?

Sie firmiert unter DEUNOT und hat auch eine eigen Homepage. Also schnell drauf klicken, weiterleiten und fragen, vielleicht sogar Mitglied werden?

1936manfred
 
Ameise Am: 12.11.2016 19:12:27 Gelesen: 36546# 20 @  
Hallo,

ich habe heute eine interessante Ganzsache (P 310 - Antwortteil) erworben. Der Hitler Kopf ist mit Papier zugeklebt. Gestempelt wurde diese in Nebra und zwar am 25.8.45. Kann mir jemand sagen ob es das in Nebra gegeben hat?

Eine Fälschung wird das ja bestimmt nicht sein oder?

Danke schon mal für die Bemühungen bzw. Antworten.

Enrico (Ameise)


 
GSFreak Am: 12.11.2016 19:55:53 Gelesen: 36531# 21 @  
@ Ameise [#20]

Der Stempel "Zustellgebühr bezahlt" ist auf jeden Fall Nebra zuzuordnen gemäß Richter-Handbuch "Barfrankaturen in den vier Besatzungszonen Deutschlands und in Berlin 1945 - 1949".

Der Hitler-Wertstempel ist vermutlich von privater Seite mit dem roten Zettel überklebt worden. Es dürfte in diesem Fall dann keine Notganzsache, sondern eine Barfrankatur sein.

Gruß
Ulrich
 
Ameise Am: 13.11.2016 19:13:59 Gelesen: 36470# 22 @  
Vielen Dank für diese interessante Information.

Könnte mir vielleicht noch jemand sagen, wie diese Karte zu bewerten ist, da es leider nicht mein Sammelgebiet ist?

Viele Grüße Enrico
 
GSFreak Am: 14.11.2016 19:51:44 Gelesen: 36393# 23 @  
@ Ameise [#22]

Wie bei den meisten Belegen gilt auch hier das Prinzip: Angebot und Nachfrage. Was nützt bspw. ein hoher Katalogwert, wenn keiner den Beleg haben will.

Die vorliegende Karte weist leichte Knickspuren am linken Rand (eher normal bei dünnem Kartenkarton) und im Anschriftfeld einen größeren Fleck auf. Es sieht so aus, dass versucht wurde, diesen Fleck zu beseitigen oder zumindest zu verkleinern. Letzteres ist für mich schon mal wertmindernd.

Der Freivermerk "Zustellgebühr bezahlt" ist im Richter-Handbuch (copyright 2000) mit seinerzeit 20 DM bewertet. Wenn der Beleg verkauft werden soll, würde ich ihn bei ebay mit dem Startpreis 1 € einstellen und der Dinge harren. Meine Erfahrung ist, dass bei einem solchen Anfangsausruf ein höherer Preis erzielt werden kann, als bei einem deutlich höheren Startpreis, auf den möglicherweise keiner bietet.

Gruß
Ulrich
 
Ameise Am: 15.11.2016 11:25:50 Gelesen: 36353# 24 @  
Hallo Ulrich,

ich danke Dir für die Antwort. Da ich solche Postbelege nicht sammle, vertausche ich die immer gern, da einige meiner Sammelfreunde begehrte Stücke nur im Tausch weggeben. Nun habe ich wenigstens einen kleinen Vergleichswert und ein gutes Tauschobjekt.

Danke noch einmal und viele Grüße
Enrico
 
Gerhard Am: 13.01.2017 15:03:34 Gelesen: 35944# 25 @  
@ Carolina Pegleg [#42]

Hallo zusammen,

ich habe wie von Arno bereits ausgeführt eine Behelfspostkarte 766I abgestempelt in Wöhrden über Heide/Holstein und aus dem gleichen Zeitraum eine Feldpost(durchgestrichen)-Postkarte die vom gleichen Ort 2 Monate früher an meine Großvater in Bonn gingen.

Nun ist der Heide-Stempel bei der 766 vom 20.08.45, verwendet wohl am 07.09. und auf der 2.ten älteren "Fp"-Karte vom 20.06.45, verwendet am 12.07.45. Wurde also in beiden Fällen 18 bzw. 22 Tage vor Aufgabe, das Porto auf dem Postamt in Heide entrichtet, womit der Stempel ja etwas von Vorausentwertung hätte, was wiederum bei der 766I wenig Sinn macht? Es ist kein einfaches aber, wie ich finde, interessantes Gebiet wobei ich vermute, dass ich ohne Ganzsachenkatalog da nicht wirklich weiterkomme.

MphG
Gerhard


 
GSFreak Am: 16.03.2017 22:48:59 Gelesen: 35499# 26 @  
@ Gerhard [#25]

Hallo Gerhard,

bei der oberen Karte handelt es sich um eine Notganzsache aus Heide (PA91)und bei der unteren Karte um eine Behelfsganzsache der RPD Kiel (P764I, nicht P766I).

Beide Karten sind damit aus der Britischen Zone und hier war es üblich/vorgeschrieben, dass Karten einen sogenannten Ausgabekontrollstempel auf der linken Vorderseite erhielten. Dieser Stempel betätigte die ordnungsgemäße Bezahlung des Kartenportos, auch wenn es sich um eine Behelfspostkarte handelte, bei der ja das Porto bereits im Wertstempel verewigt war.

Bei der gezeigten PA91 ist ein wesentliches Kriterium für die Einstufung als Notganzsache erfüllt: zwischen Ausgabekontrollstempel (20.06.1945) und Abgangsstempel (12.07.1945) besteht eine mehr als ausreichende Zeitdifferenz. Die Postkarte wurde so am 20.06.1945 am Postschalter in Heide verkauft.

Wäre das Feldpost-Formblatt aus Privatbesitz am Postschalter eingeliefert und der Ausgabekontrollstempel erst dann angebracht worden, hätte der Abgangsstempel ein zeitnäheres Datum und es würde sich dann nicht um eine Notganzsache handeln, sondern um eine bar freigemachte Postkarte.

Über die RPD Kiel Postkarten mit dem Druckvermerk "6 45 E 0285" findet sich im Rundbrief 74 der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Notmaßnahmen ab 1945 e.V. (http://www.deunot.de) ein 9seitiger Beitrag von mir einschl. Versuch einer Rekonstruktion des Druckbogens (9 Karten auf einem Druckbogen).

In der Tat ist ein Ganzsachenkatalog von Nutzen bei den vielfältigen Notmaßnahmen (Aufbrauchsausgaben, Behelfsausgaben und Notausgaben) der Nachkriegszeit. Für Dezember 2017 ist die Ausgabe eines neuen Michel Ganzsachen Deutschland Kataloges angekündigt (zuletzt 2014 erschienen).

Viele Grüße
Ulrich
 
GSFreak Am: 16.03.2017 23:07:45 Gelesen: 35491# 27 @  
Hallo,

ich bin auf Eure Meinung/Deutung zur angehängten Bremer Notganzsache vom 22.05.1946 aus Gnarrenburg gespannt. Ist es ein Unikat oder hat jemand solch eine Karte mit zwei Freistempelabschlägen in seinem Bestand?

Viele Grüße
Ulrich


 
Gerhard Am: 17.03.2017 08:42:07 Gelesen: 35465# 28 @  
@ GSFreak [#26]

Hallo Ulrich,

zunächst heißen Dank für die Aufklärung, ein Ausgabekontrollstempel (!) habe ich bislang noch nicht wissentlich gelesen oder gehört. So etwas ist genau einer der Gründe, warum ich diese Periode, bzw. die aufgetretenen Besonderheiten hoch interessant finde. Werde den Ganzsachenkatalog auf meine Weihnachtswunschliste setzen.

Zu Deiner Notganzsache habe ich spontan die Idee eines Zudrucks für den Aufbrauch nach Portoerhöhung, kommt das zeitlich hin? Gesehen oder gar besitzen, da muß ich leider passen. Bin gespannt, was dazu noch rauskommt.

MphG
Gerhard
 
stampmix Am: 03.05.2017 17:50:23 Gelesen: 34908# 29 @  
Hallo zusammen,

einem Briefwechsel unter Sammlern verdanken wir diese Karte, frägt der Absender (in der Amerikanischen Zone wohnend) doch am 9.2.1946 nach kleinen Werten der Französischen Zone, gerne per Einschreiben verwendet.

Die Karte ist eine Notausgabe von Karlsruhe, zu deren verwendeter Aufbrauchausgabe PC602 die Ursprungskarte P301F gehört. Zur Verwendung als Fernpostkarte wurde der fehlende Pfennig mit "Gebühr bezahlt" Stempel verrechnet. Die Einschreiben-Gebühr von 30 RPf. wurde mit den BiZone-Marken des Amerikanischen Drucks frankiert. AKS Gernsbach 11.2.1946.

In meinem Ganzsachen-Katalog von 2003 ist diese Notausgabe von Karlsruhe nicht verzeichnet. Vielleicht kann mir ein Leser weiterhelfen?



besten Gruß
stampmix
 
GSFreak Am: 05.05.2017 11:05:04 Gelesen: 34832# 30 @  
@ stampmix [#29]

Hallo Michael,

das ist ein interessanter Beleg.

Von der Ausgabe der RPD Karlsruhe mit dem Wertaufdruck C habe ich 74 Stück in meiner Ganzsachensammlung und ich habe auch schon umfangreiche Beiträge über diese Ausgabe verfasst (bspw. im RB 66 und im RB 74 der ArGe DEUNOT). Weit über 800 Karten mit dem Wertaufdruck C sind in meiner Datenbank gelistet, es ist aber keine dabei mit der Aufwertung einer 5 Rpf. Ortspostkarte um 1 Rpf. zu einer Fernpostkarte mittels Gebühr bezahlt-Stempel.

Nun gibt es im Michel Ganzsachenkatalog Deutschland (auch bereits 2003) eine Notausgabe von Karlsruhe-Rüppur mit solch einer Aufwertung (mittlerweile sind zwei Urkarten im Ganzsachen-Katalog 2014 gelistet). Die zugehörige Abbildung und Beschreibung zeigt allerdings die handschriftliche Zusatzwertangabe mit „1 Rpf“. Bei Deiner gezeigten Karte ist es nur eine „01“. Ich habe von dieser Notausgabe auch vor einigen Jahren schon zwei Belege gesehen (es war, glaube ich, in der ex-Sammlung Dimnik), kann mich aber nicht mehr an das Aussehen der handschriftlichen Zusatzwertangabe erinnern, und ich habe auch leider keine Scans dieser beiden Karten. Es könnte bei Deiner Karte durchaus der Gebühr bezahlt-Stempel von KA-Rüppur sein – Richter-Handbuch Nr. 2325 - (das „b“ von bezahlt ragt etwas nach links über das „G“ hinaus und es gibt einen Punkt hinter bezahlt). Von Karlsruhe 1 ist dieser Gebühr bezahlt-Stempel im Richter-Handbuch jedenfalls nicht bekannt.

Was mir bei Deiner gezeigten Karte auffällt (und auch nicht gefällt), ist der unglaublich schlechte Zustand des Abgangsstempels von Karlsruhe 1. Das kratzt doch schon an der Ehre eines Postlers. Den UB kann ich leider nicht hinreichend genau erkennen. Ist das ein v oder ein y? Mit dem UB y habe ich den Scan einer R-Karte vom 10.01.1946 (Nummerator 511, UB cc). Da ist der Stempelabschlag tadellos. Den Scan kann ich leider hier nicht zeigen, da das Original nicht in meinem Besitz ist. Ich schicke Dir den Scan per E-Mail.

Auf der Messe in Essen nächste Woche bin ich alle drei Tage am Stand der ArGe DEUNOT. Falls Du auch zur Messe kommst, kannst Du ja mit dem Beleg mal vorbeischauen. Ich würde mich über ein persönliches Kennenlernen freuen.

Viele Grüße
Ulrich
 
stampmix Am: 06.05.2017 08:32:02 Gelesen: 34787# 31 @  
@ GSFreak [#30]

Hallo Ulrich,

herzlichen Dank für die umfangreiche Analyse. Bertold von Briel war ein Sammler, von dem einige Korrespondenz erhalten blieb und der Kartentext spricht für sich. Vielleicht kaufte er die Karte im Postamt Rüppurr und gab sie später zur Beförderung bei der für ihn nahegelegenen Hauptpost auf? Leider hat das Postamt Karlsruhe 1 ein Stempelfarben/-kissenproblem, das sich über Jahrzehnte dahinkleckerte.

Hier nochmals der Gebühr-bezahlt Stempel (Richter Hdb-Nr. 2325), sowie der KARLSRUHE (BADEN) 1 y:



besten Gruß
stampmix
 
GSFreak Am: 09.07.2017 23:01:13 Gelesen: 33817# 32 @  
(20) GIFHORN, kein UB, vom 03.09.1945 auf einer Notganzsache. Die Postleitzahl (20) ist hinzugefügt worden. Aptierter Stempel.

Es handelt sich um die Notganzsache der Britischen Zone Mi-Nr. Gifhorn P A04 (Formblatt Schlüter), voraus freigemacht mit Gebühr bezahlt-Stempel, bestätigt mit einen Rechteckstempel "Postamt Gifhorn / 17. Aug. 1945"). Aufgegeben wurde die Karte in Wilsche (entsprechender Landpoststempel).



Insgesamt eine außergewöhnliche Notganzsache, da solch ein Rechteckstempel als Ausgabekontrollstempel nur in wenigen Orten in der Britischen Zone eingesetzt worden ist. Ortstagesstempel oder apt. Dienstsiegel dominieren bei der Vielfalt der Ausgabekontrollstempel.

Gruß Ulrich

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Aptierte Stempel"]
 
GSFreak Am: 10.07.2017 23:18:13 Gelesen: 33751# 33 @  
Hallo zusammen,

hier alle drei im Michel Ganzsachen Deutschland katalogisierten Notpostkarten von Bad Kissingen:

PB01 12 (Pf) handschriftlich auf amtl. Postkartenformular mit DV: (12.45) By C 154 DIN A6, verwendet am 21.06.1946
PB05 12 Pf = 7 (Pf) handschriftlich auf 5 Pf-Ortspostkarte P902, verwendet am 10.04.1946
PB06 12 Pf = 6 (Pf) handschriftlich auf 6 Pf-Fernpostkarte P903, verwendet am 14.05.1946

jeweils bestätigt durch roten Tagesstempel mit integriertem Freivermerk "BEZAHLT", Datum weitgehend geblockt.

Der Abgangsstempel (13a) BAD KISSINGEN (UB p) ist aptiert: die Postleitzahl (13a) wurde hinzugefügt.





In einem kürzlich bei ebay ersteigerten Konvolut von AM POST-Ganzsachen habe ich eine 5 Pf-Ortspostkarte P902 gefunden, verwendet am 03.04.1946, mit handschriftlicher 7 (Pf), aber ohne entsprechenden Freivermerk. Top oder Flop? Was meint Ihr dazu?



Gruß Ulrich
 
Gerhard Am: 11.07.2017 08:30:58 Gelesen: 33726# 34 @  
@ GSFreak [#33]

Hochspannend, was bitte sind Hartpapiergefäße; antiquiert gewaltdeutsch für das Lehnwort Karton?

MphG
Gerhard
 
volkimal Am: 11.07.2017 10:22:38 Gelesen: 33706# 35 @  
@ Gerhard [#34]

Hallo Gerhard,

im Buch "Die Anwendung der Kälte in der Lebensmittelindustrie" (Google-Books) steht im Inhaltsverzeichnis "Becherverpackungen (Hartpapiergefäße)". Die eigentliche Seite wird aber nicht angezeigt.

Im Handbuch dr Kältetechnik heißt es "Unter Kartonpackungen werden auf Faserstoffbasis hergestellte, im unbelasteten Zustand formbeständige Packungen verstanden. Sie schließen also auch Becher und Gefäße ein, deren Wandung aus Papier mit hohem Flächengewicht besteht und die ihre Formbeständigkeit durch festere Böden oder versteifende Näht-, oder profilierte Flächen erhalten (Hartpapiergefäße)'."

Viele Grüße
Volkmar
 
Ron Alexander Am: 11.07.2017 10:22:47 Gelesen: 33706# 36 @  
@ Gerhard [#34]

Hallo Gerhard,

ja genau. Karton Gegenstände wie z.B. Einwegtrinkbecherhalter, fallen auch unter die Hartpapiergefäße.

https://karl-wilde.de/einwegbecher-fuer-kaltes-und-heisses



Zur Ganzsache, also wenn der Postbeamte 7 RPf eingezogen hat, dann wurde auch ein Stempel abgeschlagen aber könnte auch sein der hat es vermerkt, Marke gestempelt und vergessen Stempel abzuschlagen aufgrund von vielen Briefsendungen o.ä. Sieht für mich eigentlich "sauber" aus.

Grüße,
Ron
 
Gerhard Am: 11.07.2017 10:47:24 Gelesen: 33698# 37 @  
@ volkimal [#35] und Ron Alexander

Danke für die Aufklärung, ich bin immer wieder fasziniert, was man hier bei welchen Gelegenheiten dazulernen kann. Anders ausgedrückt: Ich liebe den Bildungsgrad unserer Seiten. :-)

MphG
Gerhard
 
GSFreak Am: 11.07.2017 19:08:49 Gelesen: 33663# 38 @  
@ Gerhard [#34]

Hallo Gerhard,

Ron und Volkmar haben das ja schon prima erläutert.

Ich schiebe noch die Rückseite der Karte nach. Da wird das mit den "Hartpapiergefäßen" auch klarer.



Gruß Ulrich
 
Ameise Am: 15.09.2017 11:23:31 Gelesen: 32596# 39 @  
Lübeck Ganzsache? vom 2.7.45

Hallo,

in meinen Bestand ist eine Karte von Lübeck vom 3.7.45 an einen Herrn Seiboth (Korpsgruppe v. Stockhausen - Internierungslager) wo ich mir nicht sicher bin, ob es sich um eine Ganzsache handelt?

Kann mir hier jemand Auskunft geben? Vielen Dank schon mal.

Viele Grüsse Enrico


 
sentawau Am: 15.09.2017 13:26:45 Gelesen: 32576# 40 @  
@ Ameise [#39]

Das ist eine Ganzsache und zwar Mi. 792 II b (All. Besetzung, Brit. Zone, Behelfsausgaben für die RPD Schwerin, aber auch amtlich in Lübeck verwendet – siehe Fußnote im Kat.!). Michelwert 2014 = 100,- Ich gratuliere zu dem schönen Stück!

Das Interessante an der GS steht in der Anschrift. Vor der anrückenden Roten Armee flüchteten viele Wehrmachtsteile nach Schleswig-Holstein in britische Gefangenschaft. Um der Masse der Gefangenen Herr zu werden, sperrten die Engländer sie nicht in Lager, sondern internierten sie in zwei großen Gebieten, die der Korpsgruppe v. Stockhausen bzw. der Korpsgruppe Witthöft zugewiesen wurden. Dort lebten die Gefangenen entwaffnet, aber unter dem Befehl deutscher Offiziere.

Für diese Kriegsgefangenen ließen die Engländer eigene Postkartenformulare drucken. Das alles ist nachzulesen in dem alten, aber vorzüglichen Borek Ganzsachen-Spezialkatalog ab 1933, 2. Aufl. 1980, S. 218ff.

Ich zeige hier noch ein solches Formular zur portofreien Beförderung.


 
hopfen Am: 15.09.2017 16:33:33 Gelesen: 32547# 41 @  
@ sentawau [#40]

Ergänzende Frage:

Warum auf der Karte von Ameise [#39] ZWEI Stempel ?

- links Lübeck 1 vom 2.7.45 12-13 mit UB "z"
- rechts - " - vom 3.7.45 -21 mit UB "J"
 
sentawau Am: 15.09.2017 18:11:05 Gelesen: 32528# 42 @  
Die zwei Stempel sind typisch für Not- und Behelfskarten. Der linke wurde beim Verkauf der Karte angebracht. Oft ist bei ihm das Datum geblockt. Der Stempel rechts oben wurde bei der Verwendung angebracht.

Fehlt der linke Stempel, so handelt es sich im Zweifelsfall nicht um eine Ganzsache. Aber Vorsicht! Diese Karten sind ein sehr interessantes, aber auch schwieriges Kapitel der Nachkriegsphilatelie.

Ein schönes Wochenende wünscht Sentawau.
 
hopfen Am: 15.09.2017 21:25:21 Gelesen: 32503# 43 @  
@ sentawau [#42]

Danke für die Sachverhaltsergänzung sagt mit ebenso schönen und phil. Wochenendgrüßen.

Horst
 
Ameise Am: 15.09.2017 21:51:33 Gelesen: 32496# 44 @  
Danke allen, ich war mir nicht sicher, ob es eine Ganzsache war, weil ich sie bei Lübeck nicht gefunden habe. Dass sie zu Schwerin gehört, darauf bin ich nicht gekommen.

Danke noch einmal und ein schönes Wochenende

Enrico
 
GSFreak Am: 20.05.2018 17:40:00 Gelesen: 28654# 45 @  
Hier ist eine Britische Zone Behelfsganzsache P 747 b A II, Abgangsstempel KIEL 1 (Zweikreisstegstempel, UB f) vom 10.07.1945. Da der Bestimmungsort Post Feucht b. Nürnberg in der Amerikanischen Zone lag und der Interzonenverkehr erst am 24.10.1945 wiederaufgenommen wurde, wurde die Karte an den Absender zurückgeschickt (siehe den aufgeklebten hektographierten Zettel links unten).

Dieser Zettel deckt den Ausgabekontrollstempel ab, der in der Britischen Zone beim Verkauf der Karte dort abgeschlagen werden sollte. Knickt man den Zettel um, so findet sich als Ausgabekontrollstempel kein Ortstagesstempel - wie normal üblich - sondern ein Landpoststempel "24 Moorsee über Kiel".



Gruß Ulrich
 
GSFreak Am: 11.06.2018 08:25:57 Gelesen: 27977# 46 @  
Hallo zusammen,

Zur Zeit arbeite ich an einem umfassenderen Beitrag zu den in Preetz (Holstein) 1945/46 verkauften/verwendeten Postkarten (Behelfs- und Notganzsachen, Barfrankaturen) hinsichtlich des Ausgabekontrollstempels.

Zwei Beispiele sind dargestellt:

Notganzsache RPD Hamburg/RPD Kiel P A82 vom 21.06.1945, Ortstagesstempel 14.06.1945 (Ersttag der Wiederaufnahme des Postverkehrs) als Ausgabekontrollstempel



Behelfspostarte P 719Ib vom 27.07.1945 (Gebührenstempel als Ausgabekontrollstempel)



Hier brauche ich Eure Mithilfe. Schaut doch einmal bitte Eure Bestände durch, ob Ihr nicht eine Postkarte aus Preetz (1945/46) findet, von der Ihr mir dann einen Scan schickt. Besten Dank im voraus.

Gruß Ulrich
 
Totalo-Flauti Am: 22.02.2019 22:35:50 Gelesen: 24607# 47 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich kann Euch eine Behelfsausgabe aus der Amerikanischen Zone RPD München zu 6 Reichspfennig (P631) zeigen. Die Postkarte zeigt aber noch mehr. Der Absender Julius Kern aus Kehlheim/Donau schreibt am 10.09.1945 an die Dresdner Bank in Berlin. Im September 1945 war der postalische Interzonenverkehr noch nicht zugelassen. Die Karte wurde von einem Reisenden mitgenommen und in Leipzig am 17.09.1945 auf der Post aufgeliefert worden. Leider ist der Stempel nicht komplett lesbar, so ist das Postamt in Leipzig nicht eindeutig zu zuordnen. Interessant finde ich auch den letzten Absatz in der Karte. Der Absender schreibt:

"Kehlheim / Donau, 10.9.45
Betr. mein Bausparbuch Nr. 218843.
Ich habe die Möglichkeit, diese
Karte einem nach Sachsen reisenden
Herrn mitzugeben, der sie im russ.
besetzten Gebiet der Post aufliefert.
Zweck dieser Zeilen ist, Ihnen
mitzuteilen, daß ich noch ?,
vorläufig aber meinen Wohnsitz
noch nicht wieder nach Berlin zurück
verlegen kann. Ich werde die erste
Gelegenheit benützen, zunächst ein-
mal besuchsweise nach Berlin zu
kommen, um von Ihnen in meinem
Bausparbuch die fehlenden Ein-
tragungen vornehmen zu lassen.
Ich war nie Mitglied der
früheren NSDAP oder ihrer Glei?-
gen (ausgenommen DAF -Deutsche Arbeitsfront); irgend welche
Voraussetzungen für eine Vermö-
gensbeschlagnahme liegen also
bei mir nicht vor.
Hochachtungsvoll
Julius Kern."

Mit lieben Sammlergrüßen
Totalo-Flauti.


 
volkimal Am: 23.02.2019 08:04:08 Gelesen: 24594# 48 @  
@ Totalo-Flauti [#47]

Hallo Totalo-Flauti,

eine schöne Karte. Im Text heißt es: "Ich war nie Mitglied der früherenen NSDAP oder ihrer Gliederungen."

Viele Grüße
Volkmar
 
London-Dieter Am: 19.08.2019 03:35:23 Gelesen: 22819# 49 @  
Notmassnahmen-Belege aus Vechta, Niedersachsen. Dies gehörte nach 1945 in die britische Besatzungszone.

1. Einschreiben mit handgestempeltem R-Zettel Vechta,
schwach abgeschlagenem blauen Kastenstempel "German commercial",
ein verschwommener Unterscheidungsbuchstabe a



2. Der gleiche Stempel, diesmal mit Unterscheidungsbuchstabe b



Mir liegen noch 3 weitere Belege vor und auf keinem der Belege ist irgendwo ein Datum zu finden.

Kann jemand diese Belege zeitlich ungefähr zuordnen? Und was wären sie in etwa wert, da ich sie abgeben möchte ?
 
GSFreak Am: 19.08.2019 09:15:49 Gelesen: 22808# 50 @  
@ London-Dieter [#49]

Das Postamt Vechta hat die mit Abstand größte Anzahl von Ortsnotstempeln im Laufe der Jahre im wahrsten Sinne des Wortes "verbraucht". Im Handbuch und Katalog von Arenz/Kahl/Richter: ORTSNOTSTEMPEL DEUTSCHER POSTANSTALTEN 1945-1953 sind allein 5 Seiten den Ortsnotstempeln Vechta gewidmet. Durch den starken Verschleiß dieser zahlreichen Gummistempel ist die genaue Zuordnung schwierig.

Die beiden Belege dürften aus 1947 oder 1948 stammen. Was sagt denn der Ankunftstempel auf der Rückseite des R-Briefes oder gibt es keinen?

Wie bei allem gilt: Der Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Belege mit Notstempeln aus Vechta sind häufig, da sie wegen des auffälligen Aussehens der Stempel vermutlich eher aufgehoben worden sind als andere. Der Zustand der beiden gezeigten Belege ist allerdings nicht der beste.

Gruß Ulrich
 
GSFreak Am: 11.08.2020 16:38:40 Gelesen: 19073# 51 @  
@ stampmix [#29]

Hallo Michael,

vor kurzem habe ich in Kopie die Notganzsachensammlung Dimnik bekommen (ein großer Ordner voll). Hierin sind sogar vier Karten von Karlsruhe-Rüppur (siehe meine seinerzeitige Antwort [#30] abgebildet. Leider nur schwarz-weiß, wohl aber mit handschriftlicher Angabe der Stempelfarbe. Daher zeige ich hier keine Abbildungen. Gerne schicke ich eine E-Mail mit den Scans der beiden Blätter.

Der Stempel "Gebühr / bezahlt." ist jeweils der gleiche wie auf Deiner Karte, die handschriftliche "1" (Rpf) allerdings nicht. Insofern ist noch nicht sicher, ob Deine Karte af dem Postamt Karlsruhe-Rüppur gekauft worden ist.

Beste Grüße aus Boppard
Ulrich
 
Thüringen-Sammler Am: 26.08.2020 20:44:49 Gelesen: 18928# 52 @  
@ petzlaff [#16]

Derartige Belege stellen immer Bedarfspost dar. Man kann anhand dieses Beleges nachweisen; ja den Stempel hat es im Postverkehr gegeben. Auf teuren Marken findet man oft Stempel, die es nie gegeben hat, die also falsch sind. Mit einem solchen Beleg kann man zumindest sich selber nachweisen, daß dieser echt sein dürfte. Wenn ich eine sehr teure Marke gestempelt oder als Briefstück erwerbe, sehe ich immer zu, daß ich auch eine passende Barfrankatur aus dem Bedarfsverkehr erwerben kann. Selbst dann, wenn es ein ganz neues Fotoattest gibt. Das spätere "böse" erwachen kann man hier zu mehr als 90% ausschließen. Diese Belege ist eine höhere Ebene der Philatelie - sozusagen für die "erwachsenen" Sammler.

Viele Grüße

Markus
 
Ameise Am: 17.10.2023 15:07:30 Gelesen: 2567# 53 @  
Hallo,

ich habe gerade in einem Briefmarkenalbum eine Siegel-Oblade "(10) - MEERANE (SACHSEN) Gebühr bezahlt" gefunden:



Zählt das als Behelfs-Briefmarke oder ist das eine "Mache"?

Da ich es 2 x mit demselben Datum habe, könnte es ja auch sein, dass man diese "Obladen" als Briefmarkenersatz kaufen und erst später nutzen konnte?

Ich habe mal in einem alten Handbuch „Katalog und Handbuch der deutschen Zonen- und Lokalmarken“ von Ernst Müller (Bellamont) nachgeschaut. Hier habe ich auch nichts gefunden. Auch unter dem Teil III „Fälschungen, Fantasie-Erzeugnisse, Behördliche Spendenmarken und andere Marken, die keine Postwertzeichen sind“ war der Ort Meerane nicht aufgeführt.

Der Stempel ist aber auch in der Stempeldatebank gelistet.

Viele Grüße
Enrico
 
bernhard Am: 17.10.2023 20:05:53 Gelesen: 2525# 54 @  
@ Ameise [#53]

Hallo Enrico,

die Oblade könnte auf einem Päckchen geklebt haben, bei dem kein hinreichender Stempelabdruck möglich war. Evtl. war auch kein Handrollstempel vorhanden oder zur Hand. An eine Mache glaube ich nicht.

Der Gebühr-bezahlt Stempel wurde im August 1945 in Meerane auch zum abkleben von Hitlermarken verwendet, siehe unter Lokalausgaben Glauchau, sog. Meerane-Provisorium.

Viele Grüße
Bernhard
 
Ameise Am: 19.10.2023 18:16:55 Gelesen: 2356# 55 @  
Hallo Bernhard,

erst einmal danke für Deine Antwort.

Ich habe mir nun einmal die beiden Rückseiten genauer angeschaut und da keinerlei Kleberückstände gefunden.

Viele Grüße
Enrico
 
Frankenjogger Am: 19.10.2023 18:20:53 Gelesen: 2353# 56 @  
@ Ameise [#53]

Briefmarkenersatz zum Verkauf kann ich mir nicht vorstellen, da kein Wert vermerkt ist.

Viele Grüße,
Klemens
 
bernhard Am: 19.10.2023 18:43:23 Gelesen: 2348# 57 @  
@ Ameise [#55]

" Ich habe mir nun einmal die beiden Rückseiten genauer angeschaut und da keinerlei Kleberückstände gefunden"

Welche beiden Rückseiten?

Ich gehe daon aus, dass der Klebezettel von einem unförmigen Päckchen abgelöst (nicht abgerissen) wurden. Somit ist auch klar, dass es keine Klebereste geben kann. Es ist ein abgelöster Aufkleber.

Viele Grüße
Bernhard
 
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