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Thema: (?) (183-184) Mit Brief und Siegel: Was sagt uns die Rückseite ?
Das Thema hat 184 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 08.10.2009 17:55:20 Gelesen: 216470# 35 @  
Einen Brief des königlichen Finanzministeriums erhielt nicht jeder - hier jedoch ein Pfarrer namens Eckart in Stambach.



Von vorne also nichts besonderes, aber von hinten nicht alltäglich.



In Stambach notierte man am 22.1.1855 "Wurde mit zerbrochenem Siegel von der Bahnpost übergeben. Stb, Kügler mpp".

Hier hat der Expeditor nicht nachgesiegelt, weil er den Brief genau so austragen ließ. Hätte er im Verlauf des Transportweges diesen Mangel festgestellt, hätte er nachsiegeln müssen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.10.2009 10:08:51 Gelesen: 216427# 36 @  
Hallo,



einen Brief, der hin- und her geschickt wurde, der aber nur ein Siegel hat, wiewohl es nach seiner ersten Transportweg erbrochen wurde, zeigt ein Brief aus Burghaslach vom 1.7.1862 nach Schornweisach.

Dort wurde er geöffnet, gelesen und bearbeitet. Fast 4 Monate lang. Dann wurde er mit demselben Siegelwachs verschlossen (gewärmt und gepresst) und nach Markt Taschendorf retourniert, wo er nochmals geöffnet wurde um zu sehen, was der Absender inzwischen heraus gefunden hatte.

Wieder angewärmte Siegel ohne Abdruck eigener Petschaft kenne ich sonst nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Georgius Am: 10.10.2009 13:21:55 Gelesen: 216410# 37 @  
@ Sammelfreak [#5]

Hallo Martin,

ein paar aufhellende Informationen kann ich verspätet zu Deinem Brief beisteuern:

Stempel Vorderseite: Tschernawa Rjasaner Gebiet (Gouvernement) Postabteilung 1, 26.II. 1897.
Stempel Rückseite links: Kibar Suwalk, Postamt 3, 3.März 1897
Absender: W.W.Stemmler, Rjasaner Gebiet,
Poststation Tschernawa, Dorf Storeshewo

Mit besten Wochenendgrüßen
Georgius
 
Sammelfreak Am: 10.10.2009 13:25:00 Gelesen: 216408# 38 @  
@ Georgius [#37]

Hallo,

für so was ist es nie zu spät, danke dafür.

Martin
 
bayern klassisch Am: 11.10.2009 12:46:50 Gelesen: 216379# 39 @  
Aus der Reihe "man glaubt es erst, wenn man es gesehen hat", stelle ich noch eine kleine Rosine vor, die mir eBay vor wenigen Wochen beschert hat.



Nun ist ein Chargébrief aus München nach Rain nicht eben nervenzerfetzend, aber die Rückseite zeigt etwas, was ich so auch noch nie gesehen hatte:



Das mittige Siegel des Absenders war wohl nicht perfekt geraten und bei der Kontrolle - Respekt an die damals Handelnden für diese Akkuratesse - stellte man fest, dass dies zu Problemen führen könnte.

Ergo siegelte man mit dem Dienstsiegel (gratis!) einmal links und einmal rechts des Absendersiegels und vergaß auch nicht der Grund der umsichtigen Maßnahme zu vermerken: "Aus Vorsicht gesiegelt K.B.Postamtsexpedition".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Christian Am: 20.10.2009 22:57:03 Gelesen: 216292# 40 @  
Hallo.

In Anbetracht der abgebildeten Briefe in diesem Thema muss ich den folgenden Beleg wohl fast als "modernes" Beispiel für versiegelte Briefe ankündigen.

Es handelt sich um einen Geldbrief aus Homburg (Saar) vom vom 2.5.1928 nach Mannheim. Die vorgedruckte Währung (Mark) wurde durch Franc ersetzt. Versiegelt wurde der Brief von der Homburger Walzenmühle vormals Chr. Baumann GmbH. Frankiert ist der Brief mit 2,50 Franc (Michel Nr. 117,118 Ausgabe 1926)



Herzliche Grüße

Christian
 
volkimal Am: 11.10.2011 20:27:18 Gelesen: 206620# 41 @  
Hallo zusammen,

in meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" habe ich diesen Brief mit der folgenden Erklärung:



Dieser Brief aus dem Jahre 1775 ist an den Abt des Klosters Berge bei Magdeburg adressiert. 200 Jahre früher war Peter Ulner, mein 11facher Urgroßvater ebenfalls Abt dieser Benediktinerabtei (Foto). Er führte im Kloster die Reformation ein und machte aus dem Kloster ein evangelisches Predigerseminar.

Durch den Übertritt zum evangelischen Glauben ist es möglich, dass auch ein kath. Abt unter meinen Vorfahren ist. Später war im Kloster eine Internatsschule, in der u.a. Johann Homann, mein 7facher Urgroßvater unterrichtete.

Dank der Hilfe von @magdeburger konnten einige weitere Details geklärt werden. Der Vermerk unten links heißt:

22 ggr (gute Groschen) hat ein kgl (königliches) Hof Postamt bezahlet

Für die Bezeichnung Hof-Post-Amt kämen nur die beiden Städte Berlin und Königsberg in Frage. Theoretisch könnte die Bezeichnung Hof-Postamt auch in anderen Postverwaltungen geführt worden sein, mir jedenfalls nicht bekannt. Kann mir jemand sagen, zu wem bzw. aus welchem Ort das Siegel auf der Rückseite gehört?



Schöne Grüße aus dem Münsterland
Volkmar
 
AfriKiwi Am: 12.10.2011 01:00:23 Gelesen: 206598# 42 @  
@ volkimal [#41]

Hallo Volkmar,

Interessante Beiträge von Siegel auf Briefen.

In meisten Fällen hinterlässt ein Scan ein unscharfes Bild von solche Siegel.

Wer sich die Mühe machen möchte folgendes.

Einfach dünnes Papier über ein Siegel spannen und mit Bleistift leicht anmalen wie bei Münzen, so erscheint das Bild.

Oder ist da eine bessere Methode ohne Photo ?

Erich
 
volkimal Am: 12.10.2011 07:30:56 Gelesen: 206576# 43 @  
@ AfriKiwi [#42]

Hallo Erich,

ich habe das Siegel nicht gescannt sondern fotografiert. Beim ersten Siegel habe ich zusätzlich mit einer Lampe das Licht schräg einfallen lassen.

Viele Grüße
Volkmar
 
AfriKiwi Am: 12.10.2011 08:19:39 Gelesen: 206570# 44 @  
@ volkimal [#43]

Hallo Volkmar,

Ich sehe Dein Bild auch als eine Photgraphie. Es bleibt halt undeutlich woran man nicht so viel ändern kann, als fotografisch experimentieren um ein besseres Bild zu bekommen.

Um das Bild mit Papier und Bleistift zu bearbeiten ergibt möglicherweise ein besseren Erfolg. Kommt auch auf dem Siegel an.

Man kann auch ein Negativ machen mit Klee und abstempeln aber Vorsicht mit Öl im Klee.

Erich
 
Magdeburger Am: 17.01.2012 19:15:52 Gelesen: 203618# 45 @  
@ volkimal [#41]

Hallo Volkmar,

wir hatten uns beide vor langer Zeit über diesen Beleg ausgetauscht. Sicher ist, wie damals schon mitgeteilt, das als Aufgabeort nur Berlin oder Königsberg möglich sind.

In der Zwischenzeit habe ich das Buch von Johann Christian Friedrich Berghauer "Magdeburg und die umliegende Gegend" von 1801 in den weiten des Netzes gefunden.

Die Taxe von Berlin nach Magdeburg betrug 2 1/2 Gute Groschen, von Königsberg allerdings 7 1/2 Ggr.

Die Auslage betrug 22 Gute Groschen + 2 Gute Groschen Procura = 24 Ggr.
Insgesamt waren 29 1/2 Ggr - also sind 5 1/2 Ggr zu klären.

In den Ausführungen galt die Taxe für einen einfachen Brief. Briefe von 1 bis 4 Loth oder mit mit "Geld" - was hier übertragen gesehen werden könnte (bin ich nicht sicher) - galt die doppelte Taxe.

Da der Brief sicher aus Berlin stammt und bei einer doppelten Taxe fielen dann 5 Ggr an. Des weiteren galt: Jeder unfrancierte Brief nach Sachsen, dem ganzen Reich, dem Voigtlande, Oberlausitz, gibt 6 Pf. Nachschuß."

Entweder war der Brief schwerer ein Loth (heute ca 14,606 Gramm) oder er wurde als Geld-Brief angesehen + den Nachschuß von 6 Pf. ergeben die 5 1/2 Gute Groschen Differenz.

Die Berliner (über Potsdam) fahrende Post kam Montag und Donnerstags 5 Uhr morgens, die Berliner (über Spandau) fahrende Post kam Dienstag und Freitag 3 Uhr Nachmittag und die Berliner reitende Post kam Mittwoch und Sonntag 6 Uhr Abends in Magdeburg an.

Über die Bestellung kann ich nichts richtiges sagen, jedoch ist davon auszugehen, dass die Post im Postamt, damals Kreuzgangstrasse Ecke Poststrasse abgeholt wurde.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Siegbert Am: 18.01.2012 21:51:05 Gelesen: 203564# 46 @  
Man sollte Briefe mit Siegeln nicht wegschmeissen, auch nicht wenn sie schlecht erhalten sind. Habe einen sehr schlecht erhaltenen Brief vom Jahr 1809. Nach sehr langem Überlegen, was ich damit mache, habe ich in Bibliotheken und auch Archiven nachgeforscht, kein Ergebnis. Vor 7 Jahren war ich in einem Museum bei Dresden und konnte an Hand der Briefe, die ausgestellt waren und nach Rücksprache des Museumsleiters, feststellen, um wen es sich handelt.
 
Marcel Am: 24.08.2012 13:13:39 Gelesen: 198121# 47 @  
Hallo,

ich möchte hier heute mal drei Faltbriefe vorstellen.

Der Erste ist ein mit 1/2 Ngr. taxierter Brief von Jena nach Stadt Sulza (heute: Bad Sulza) aus dem Jahre 1855. Der Brief geht an den Gemeindevorstand zu Stadt Sulza ist in Jena aufgegeben und ging über Apolda (Stempel leider nicht voll aufgeschlagen) nach Stadt Sulza am 27.Jan.1855. Rückseitig befindet sich ein Wachssiegel mit der Aufschrift: "Der Gemeindevorstand zu Jena". Aus dem Inhalt geht hervor das es sich um eine Genehmigung handelt.



Der Zweite ist ein mit 1 Groschen (DR Mi-Nr. 19) und Stempel Apolda (vom 3.Apr.1875) versehener Brief des Gemeindevorstandes Pfuhlsborn an Prof. Dr. Oehmichen in Jena.

Rückseitig ein Ankunftstempel aus Jena und eine Sachsen-Siegelmarke. In dem Brief steht:

Daß gegen Lehre, Leben und Wandel des hiesigen Herrn Schulleiter Carl Edmund Liebeskind während seiner ganzen Dienstzeit nicht das Geringste einzuwenden gewesen ist, seins von sein Verhalten uns stets musterhaft war, wird hierdnach die Wahrheit gemäß bezeugt.
Pfuhlsborn den 2.April 1875 Der Gemeindevorstand Gottfried Ritter


Besonders auffällig schön und relativ selten ist der Siegelstempel der Gemeinde.



Der Dritte ist ein Pergament-Faltbrief von Jena nach Rudolstadt versendet am 14.Sept.1858 mit 1 Sgr (Freimarke Thurn und Taxis Mi-Nr.11) gestempelt mit TT-Stempel mit Zahl 234 für Jena. Rückseitig ist ein Ankunftstempel aus Rudolstadt vom 15.Sept.1858 und ein schwarzes Wachsiegel.



Bei dem Wachssiegel bin ich mir nicht ganz sicher, aber es könnte sich um ein Ringsiegel derer von Witzleben (Wendelsteiner Zweig) handeln.

Witzleben ist ein altes Thüringisches Uradelsgeschlecht mit Stammsitz Witzleben (heutige Gemeinde: Ilm-Kreis). Hartmann von Witzleben (1805-1878) und dessen Frau Gräfin Marie zu Solms-Baruth (1823-1910) [Solms - altes hessisches Hochadelsgeschlecht], sowie deren Sohn Heinrich-Hartmann-Friedrich Graf von Witzleben-Alt-Doebern (13.4.1854 - 22.12.1933) besaßen unweit von Jena das Gut "Laasdorf".

Wer mir nähere Angaben zu dem Wachssiegel machen kann, dem wäre ich sehr dankbar! Aus dem Brief ist leider nichts näheres zu entnehmen.



mfG Marcel
 
bayern klassisch Am: 24.08.2012 14:04:13 Gelesen: 198104# 48 @  
Hallo Marcel,

leider kann ich nichts zur Lösung beitragen, aber schöne Briefe hast du auf alle Fälle!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Rainer HH Am: 24.08.2012 14:10:04 Gelesen: 198104# 49 @  
@ AfriKiwi [#42]

Interessante Beiträge von Siegel auf Briefen. In meisten Fällen hinterlässt ein Scan ein unscharfes Bild von solchen Siegeln.

Wer sich die Mühe machen möchte folgendes:

Einfach dünnes Papier über ein Siegel spannen und mit Bleistift leicht anmalen wie bei Münzen, so erscheint das Bild.

Oder ist da eine bessere Methode ohne Photo ?

Meiner Meinung nach ist es einfach, mit einem Scanner diese Siegel abzubilden, einfach nur eine Einstellung des Ausschnittes und der Auflösung!

Hier einmal 2 Beispiele, aber nur der entsprechende Ausschnitt!



Trockensiegel der Bundesdruckerei auf Ankündigungskarton, gescannt mit 1200 dpi



Wachssiegel, gescannt mit 600 dpi

Gruß Rainer
 
Marcel Am: 26.08.2012 00:58:29 Gelesen: 197997# 50 @  
@ volkimal [#41]

Kann mir jemand sagen, zu wem bzw. aus welchem Ort das Siegel auf der Rückseite gehört?

Hallo Volkmar,

ich gehe davon aus, das es sich um Dein Siegel nicht um ein Städtesiegel handelt, sondern um ein Provinzsiegel das der Region in Königsberg zugeordnet werden könnte.

In Deinem Siegel ist das Hauptschild des Königreich Preussen zu sehen (Bild 1).
Die Erhöhung des Herzogtums Preußen zum Königreich im Jahre 1701 hatte mehrere Änderungen des preußischen Wappens zur Folge. Der Kopf des Adlers trug nun eine geschlossene Königskrone und eine geöffnete Herzogskrone um den Hals, seine Fänge hielten ein Zepter und einen Reichsapfel. Auf seiner Brust stehen die Initialen des ersten preußischen Königs Friedrich I. („FR“ für Fredericus Rex).

Im Bild 2 zeige ich Dir mal ein Provinzwappen Ostpreussens von 1882 wo der Adler ebenfalls angewendet wurde. Die Bilder 3 und 4 (gefunden bei ebay) zeigen Dir ein Petschaft der Deinem Wachssiegel sehr ähnelt und aus der selben Epoche kommt. Lediglich die 2 Fahnen fehlen und an der Stelle des Adlers ist das große Wappen Preussens zu sehen (hier noch mit 40 Feldern im Wappen später gegen Ende 19.Jhd. waren es 52).



Bild 1



Bild 2



Bild 3



Bild 4

Warum könnte das Siegel aus Königsberg kommen? In Deinem Siegel ist ein Kreuz zu sehen, soweit mir bekannt ist im Königreich Preussen (West- und Ostpreussen) in den Städtewappen häufig das Kreuz anzufinden, warum auch nicht in den Siegeln!

Das historische Stadtwappen von Königsberg (Bild 5) zeigt die drei Wappen der vormals unabhängigen Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof unter dem preußischen Adler vereint. Es wurde 1724 von Friedrich Wilhelm I. zur Vereinigung der Städte als Siegel gestiftet und 1906 zum Stadtwappen erklärt. Der Adler trägt die Initialen "FRW" (Friedrich Wilhelm Rex) auf der Brust, darüber die Herzogs- und auf dem Haupt die Königskrone Preußens.
In der Mitte steht das Wappen Altstadts: oben in Silber eine rote Krone, unten ein silbernes Kreuz in rotem Feld.

Leider kann ich die Initialien auf der Brust des Adlers nicht erkennen bei Deinem Siegel, ob "FR" oder "FRW". Wenn "FRW" ist die Warscheinlichkeit groß, daß es sich um Königsberg handelt. Durchaus denkbar!



Bild 5



Leider kann ich Dir die Herkunft des Siegels nicht genauer bestimmen, aber Berlin scheidet was das Siegel betrifft für mich aus.

mfG Marcel
 
Marcel Am: 26.08.2012 01:03:31 Gelesen: 197995# 51 @  
@ Marcel [#50]

Sorry hat sich falsches Bild eingeschlichen - ist schon spät.

Bild 2 zeigt das große Wappen mit den 52 Feldern - hier ist das Wappen der Provinz Ostpreussen.



mfG Marcel
 
Marcel Am: 31.08.2012 23:01:13 Gelesen: 197763# 52 @  
Siehe auch Altdeutschland: Schöne Belege #23

Hallo,

heute stelle ich Euch 4 Briefe vor die einer Person zuzuordnen sind.

In der Person geht es um Anna von Helldorff (aus dem Hause Bedra) die sich auf dem Rittergut in Drackendorf bei der Verwandtschaft lebte bzw. zeitweise aufhielt. Annas Mutter ist Therese geb. Köhne und der Vater ist Bernhard von Helldorff (1806-1884). Heinrich Ferdinand von Helldorf (1833-1876) ist Annas Bruder.

Der Erste Brief ist ein mit 1 Groschen (Norddeutscher Postbezirk Mi.-Nr.16) Faltbrief von Jena (Stempel vom 10.06.1869) nach Storchnest bei poln. Lissa (heute: Osieczna). Auf der Rückseite 2 AUSG. - Stempel + einem gebrochenem Siegel (Ursprung: von Helldorffs Ringsiegel) Aus dem Inhalt ist zu entnehmen, daß sie sich nicht daran gewöhnen kann auf dem (Chiffon) zu schlafen und heute Anton (vermutl. Anton II. von Ziegesar) und General Nedem zu Besuch kommt - letzte Satz: "Lebe wohl mein Schatz, Gott behüte Dich Deine Anna". Damit ist wohl ihr seit 1860 verheiratete Ehemann Tassilo von Heydebrandt (altes schlesisches Adelsgeschlecht derer von Heydebrandt mit Stammsitz Heidenau-Heinersdorf bei Liegnitz in Niederschlesien) gemeint geb. 1818 in Berlin - gest. 1899 in Storchnest bei Lissa. Er war dt. Schachmeister und Theoretiker des 19.Jhd. - kaiserl. Gesandter und Geheimrat.



Der Zweite ist den selben Weg gegangen ein paar Tage später am 18.06.1869 hat leider keinen Inhalt, da es sich um eine Briefhülle handelt.



Der Dritte im Bunde ist eine Briefhülle von Jena nach Berlin mit L2-Stempel JENA 26.MAR.186(7) mit 3 Sgr. (TT Mi-Nr.31) mit rückseitigem Ankunftstempel und Wachsiegel derer von Helldorff (Ringsiegel).

Der Brief könnte mehreren Kandidaten von Helldorffs gegolten haben:

1. Ihrem Mann Tassilo von Heydebrandt - der aller Wahrscheinlichkeit den Namen von Helldorff getragen hat.

2. Carl Heinrich Ferdinand August von Helldorff (1832-1905) preuß.Rittmeister und Abgeordneter für den Wahlkreis Merseburg im Reichstag des Norddeutschen Bundes von 1867-1871 - bis 1868 auch im Zollparlament. Von 1874 bis zu seinem Tode Präsentant des alten und befestigten Grundbesitz im Landschaftsbezirk Ost-Thüringen auf Gut Drackendorf bei Jena. Mitglied im preußischen Herrenhaus.
3. Otto Heinrich von Helldorff (1833-1908) Politiker und Kammerherr im preußischen Staatsdienst bis 1874 - Mitglied im Reichstag.

4. Karl Heinrich Wolff von Helldorff (1828-1895) älterer Bruder von Otto Heinrich v.H. königlich preussischer Landrat.

Genauer läßt sich das vorerst nicht herausfinden.



Hier ist das Wappen der Helldorffs des Ringsiegels sehr gut zu erkennen:



Der Vierte ist ein mit 1 Gr. (Norddeutscher Postbezirk Mi-Nr.4) am 17.12.1868 geschriebener und mit Abstempelung von Jena versehener Faltbrief nach Nebra an der Unstrut.

Hatte ebenso ein Siegel (leider nicht mehr vorhanden) auf der Rückseite.
Der Brief ging entweder an Bernhard Heinrich von Helldorff auf Bedra (Annas Vater) oder ihrem Bruder Heinrich Ferdinand von Helldorff. Das G. steht hier für Graf. Aus dem Inhalt des Briefes leider nicht erkennbar, dafür aber ein schöner Reisebericht von Anna über ihre langweilige Fahrt von Weißenfels über Apolda - über den ihr zu Ehren gegebenen Empfang - über die Kommissionstour nach Leipzig und Penskau. Sie freut sich auf das Wiedersehen am 23th. (23.12.) und verbleibt mit Deiner Anna. (Ich denke es ist damit ihr Vater gemeint).



Hintergrundinfo zu Nebra: Preußisch seit 1815. Das "Neue Schloß" (Schlossberg) heute ein Hotel wurde 1874 aus Nebraer Sandstein gebaut im Neorennaissancestil vom Grafen von Helldorff. Weitere Besitztümer waren der zum Burgbezirk Nebra gehörende Ort Wippach seit 1812 an Helldorff gegangen, der Ort Birkigt gekauft von Bernh. Heinr. v. H. am 07.April 1830 (beide Orte heute: Bad Bibra) - die Nachbargemeinde Baunersroda 1828 gekauft von Heinr. Ferdinand v.H. auf Bedra (Vater von Bernhard) und Gleina hatten bis zur Enteignung Helldorffs 1945 Bestand.

Wer mehr zur Aufklärung beitragen kann ist herzlich willkommen!

mfG Marcel
 
bayern klassisch Am: 01.09.2012 10:06:51 Gelesen: 197726# 53 @  
Hallo Marcel,

Glückwunsch zu dem schönen Beitrag, der sich mit der social philatelie (heute Sophie genannt) befasst und sehr informativ ist.

Schach und Zoll interessieren mich, also eine prima Sache.

Danke fürs zeigen und erklären sagt bayern klassisch
 
Marcel Am: 01.09.2012 11:22:03 Gelesen: 197710# 54 @  
@ bayern klassisch [#53]

Das ist jetzt hier schon Dein zweites Lob, da will ich mich bei Dir bedanken, aber Du hast ebenfalls immer wunderbare gut erklärte Belege.

Es ist schon immer nicht ganz einfach - mit viel Recherche kommt man dann ab und wann doch zu seinem Ziel - auch wenn es dauert - gelle?

Schöne Grüße und ein schönes WE
Marcel
 
bayern klassisch Am: 01.09.2012 14:38:53 Gelesen: 197693# 55 @  
Hallo Marcel,

wer oft gelobt wurde, darf Lob auch gerne weiter geben. :-)

Das, was du gemacht hast, macht doch die Philatelie erst lebendig; Michelnummern abzuhaken ist doch eine kognitive Tätigkeit für Leute im Vorschulalter. Erst wenn man sich mit den Belegen - ob alt oder jung ist egal - intensiv beschäftigt, gewinnt die Sammlungstätigkeit an Wert und mit ihr wächst der Spaß durch Erkenntnisgewinn an eigenen Stücken. Dadurch lernt man eine Menge, was einen auf anderen Gebieten wieder weiter bringt. Nur so wird man vom Sammler zum Philatelisten. Durch eine Million Michel ist noch kein Sammler besser geworden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Marcel Am: 18.10.2012 10:40:04 Gelesen: 196328# 56 @  
Hallo, ein weiterer Brief von Anna von Helldorff (siehe [#52]), der mich gestern erreichte, bringt ein bischen mehr Erkenntnisse.

Ich zeige ihn erst einmal. Ein mit 1 Groschen (Norddeutscher Postbezirk Mi-Nr. 4) gelaufener Brief von Jena über Naumburg nach Gleina bei Freyburg an der Unstrut vom 20.12.1868. Rückseitig mit gebrochenem Siegel derer von Helldorff.



In dem Brief schreibt Anna Ihren Bruder Heinrich F. Rittmeister von Helldorff. Er soll Ihren Mann Tassilo von Heydebrandt und der Lasa einen Kuß überbringen. Auf Grund der Nähe zu Nebra vermute ich dessen Aufenthalt in Gleina und der am 17.12. geschriebene Brief ging an Ihren Vater (siehe Beitrag 52 den 4. Brief). Sie lässt mitteilen, daß die Lasa aus Berlin angekommen sind (Annas Schwiegereltern eigentlich aus Baden-Baden oder andere Verwandtschaft von Tassilo weis ich noch nicht). Sie hofft das Sie am 23ten kommen und schreibt das es hier schon sehr gemütlich ist. Außerdem bittet sie die Mütze von Wolf von Helldorff mitzubringen - diese steckt in Ihrem Koffer. Habe mal nach Wolf gesucht und diesen bärtigen Mann Carl Heinrich Wolf von Helldorff (Gutsherr auf Baumersroda - ebenfalls in der Nähe) gefunden. Das wird doch wohl nicht etwa diese Mütze sein?



Zu dem Gut in Gleina ist noch zu sagen, das es Bernhard von Helldorff 1830 von der Fürstin Luise Henriette von Reutz gekauft und es vornehmlich für Feste und Jagdausflüge genutzt hat bis zum dauerhaften Einzug am 10.Juni 1893 von Bernhard Heinrich und dessen Gemahlin Luise.

Marcel
 
bayern klassisch Am: 18.10.2012 11:33:51 Gelesen: 196315# 57 @  
Liebe Sammlerfreunde,

vielleicht kann jemand sagen, wer dieses Siegel in Le Havre 1846 führte?



Ich kann nur einen Fisch (Karpfen?) erkennen, mehr nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Marcel Am: 18.10.2012 14:09:13 Gelesen: 196291# 58 @  
@ bayern klassisch [#57]

Hallo bayern klassisch,

ich kann das Siegel auch nicht zuordnen. Hast Du im Brief eventuell einen Namen (Unterschrift o.ä.)?

Wenn es Dich interessiert - der Empfänger ist m.E. Oberstlieutenant Adam Freiherr von Harold (* 19. Dezember 1794; † 27. November 1860) Kommandeur von 18. Oktober 1844 bis 31. März 1848 des 4. Königlich Bayerisches Jägerbataillon.

Sein Sohn Edgar von Harold wurde in München geboren und wurde am Hofe des bayerischen Königs erzogen. Die von Harold sind aus einer Familie englischer Herkunft.

Vielleicht ist derjenige ja ausgewandert. Le Havre war ja dafür bekannt. Mehr kann ich für Dich erst einmal nicht tun.

Gruß Marcel
 
bayern klassisch Am: 18.10.2012 17:53:48 Gelesen: 196268# 59 @  
Hallo Marcel,

vielen Dank für diese weiterführenden Informationen! :-) Sophie at it´s best, sage ich da nur.

Leider ist es ein Kuvert ohne Inhalt, wie so oft aus dieser Zeit.

Mit Le Havre als Auswanderungshafen hast du natürlich Recht - wenn nur der Inhalt noch da wäre, dann könnte man das alles besser einordnen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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