Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Pin Group: Wie geht's dem Post Konkurrenten ?
Das Thema hat 78 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2   3 4 oder alle Beiträge zeigen
 
Mophila Am: 09.12.2007 20:36:30 Gelesen: 81217# 4 @  
Ich denke auch, dass jeder von seinem Arbeitslohn leben können muss. Aber ein schrittweise eingeführter Mindestlohn - wie von Pin Group Chef Thiel vorgeschlagen - wäre eine gute Lösung gewesen. So würden die Konkurrenten der Post nicht auf einen Schlag stark belastet werden, da die Personalkosten über einige Jahre gestaffelt steigen würden. Eventuell wären - oder werden noch - dadurch Arbeitsplätze gerettet worden.
 
Henry Am: 09.12.2007 20:50:20 Gelesen: 81216# 5 @  
@ italiker [#2]

@ Student [#3]

Soweit ich mich erinnere, haben die Zeitungsverlage, die ja hauptsächlich in den Privatpostzustellungssektor eingestiegen immer damit argumentiert, dass sie aufgrund der Zeitungsabonnnements bereits über ein gutes Verteilernetz verfügten. Damit meinten sie doch wahrscheinlich die Zeitungsausträger. Diese erhielten aber keinen Stundenlohn (das ist jetzt allerdings ein aufgenommenes Statement, ob es richtig ist, weiß ich nicht!), sondern lediglich einen Aufschlag auf das Trägergeld.

Einig sind sich wohl alle, dass man von der Arbeit leben können sollte. Bei 9,50 € und einer 38 Stunden-Woche verdient man monatlich 1567,5 € brutto. So üppig ist das nicht, wenn man dann auch bedenkt, dass die Postzusteller bei Wind und Wetter ihre Arbeit verrichten.

Und wer glaubt, er müsse zu Lasten anderer unrentable Geschäfte mit Gewinn abschließen, darf nicht noch drohen, Arbeitsplätze abzubauen - Arbeitsplätze sind nur solche Stellen, die den Ausübenden befähigen, ohne Hilfe anderer sein Leben fristen zu können. Solche hatten aber wohl die meisten gar nicht. Ich kann's jedenfalls nicht glauben.
 
Richard Am: 10.12.2007 22:16:27 Gelesen: 81198# 6 @  
Den Meinungen kann ich mich zwar teilweise anschliessen.

Aber: Der Gesetzgeber hat Konkurrenz auf dem Briefmarkt gewünscht, unter anderem um die Monopolstellung der Post AG zu durchbrechen. Erinnern wir uns an die Telefonangebote der Deutschen Post: Kaum bezahlbar im In- und Ausland. Drei Minuten USA umgerechnet 5 Euro, heute kosten sie 5 Cent.

Nur unter den Bedingungen, die der Gesetzgeber in den letzten Jahren geschaffen hat, wurde von vielen privaten Postdienstleistern enorme Investitionen geleistet, um konkurrenzfähig zu sein. Nicht zuletzt wurden jede Menge Arbeitsplätze geschaffen für Mitarbeiter, die sonst vom Arbeitsamt = Staat bezahlt worden wären.

Jetzt, uns das ist für mich verwerflich, werden nur drei Wochen vor der Freigabe des Postdienstleistungsmarktes die Regeln mitten im Spiel geändert. Was würden Sie dann davon halten, wenn Ihre Einkommen oder Renten per Gesetzgeber entgegen allen Zusagen ab Januar 2008 um 25 % gekürzt würden ?

Ich gönne jedem ein hohes Einkommen. Aber das hat auch Folgen:

Die Lokführer erhalten Zuschläge, die Kosten der Bahn steigen in drei Wochen zwischen 3 und 6 Prozent.

Durch den Post Mindestlohn entfällt die billigere Konkurrenz zur Post AG. Das bedeutet, dass die Portosätze entgegen den Erwartungen (siehe Beispiel Telefondienstleistungen) keine Konkurrenten zu fürchten haben und weiter zu hoch bleiben, ja schliesslich in den kommenden Jahren steigen werden.

Das bedeutet auch, dass der Mindestlohn in vielen anderen Branchen kommen wird, denn mit welcher Begründung sollten diese weniger als die Stundenlöhne bei der Post erhalten ? Daraus wird ein staatlicher Mindestlohn in ganz Deutschland.

Die Folgen daraus sind erhebliche Kostensteigerungen und in deren Folge Preissteigerungen für alle Bewohner unseres Landes. Die Inflationsrate, seit vielen Jahren unter 2 Prozent, wird auf 3, 4 oder 5 Prozent steigen und zu weniger Kaufkraft bei Rentnern führen (meine Mutter hat eine Rente von nicht viel über 600 Euro im Monat).

Eine weitere Folge wird die Erhöhung der Arbeitslosenzahlen sein, wenn die höheren Kosten nicht an die Verbraucher abgewälzt werden, und eine steigende Zahl von Konkursen.

Manche Firmen werden ihre Produktion nach Osteuropa oder in andere Länder ohne Mindestlohn verlagern, auch dadurch steigt die Zahl der Arbeitslosen.

Der Staat wird weniger Steuern einnehmen, der Haushalt wieder defizitär sein, die Steuern und Abgaben werden steigen und/oder Schulden zu Lasten unserer Kinder und Enkel gemacht. Jede staatliche Zusage im Rentenbereich können wir dann vergessen, die Beiträge der Krankenkassen werden steigen und die Leistungen im Gesundheitswesen werden fallen.

Ich würde mich freuen, wenn es anders kommt, aber ich bin davon überzeugt, dass viele meine Überlegungen in den nächsten 5 oder 10 Jahren eintreffen werden
 
Jahnnusch Am: 11.12.2007 08:12:40 Gelesen: 81193# 7 @  
Wir sägen doch an dem Ast, auf dem wir sitzen.

Lieber Richard, warum warst du am Sonntag nicht im Kolpinghaus zum Tauschen ? Unser Vorsitzender war nicht da, und es gab eine rege Diskussion.
 
Richard Am: 11.12.2007 22:12:23 Gelesen: 81151# 8 @  
Sparkassen: Einstieg bei Pin Group

Von Helmut Bünder

Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ (11.12.07) - Neue Hoffnung für die rund 10.000 Mitarbeiter der Pin Group: Das Management will das Briefunternehmen mit finanzieller Hilfe deutscher Sparkassen und der bisherigen Minderheitsgesellschafter weiterführen, sollte der Mehrheitseigentümer Axel Springer Verlag für seine Tochtergesellschaft erwartungsgemäß Insolvenz beantragen. Geplant ist ein breit angelegtes Management-Buy-Out (MBO), an dem sich neben Vorstandsvorsitzenden Günter Thiel mehrere Regional- und Bereichsvorstände beteiligen wollen. Als weitere Geldgeber und Gesellschafter stünden die deutschen Sparkassen bereit, wie Thiel dieser Zeitung sagte.

Pin hatte sich mit den Sparkassen schon in diesem Sommer auf ein Pilotprojekt zur Nutzung von Sparkassenfilialen als Brieffilialen verständigt. Daraus scheint sich nun eine weitergehende Kooperation zu entwickeln. „Bei einem MBO kommen auch die Sparkassen als Gesellschafter in Frage“, sagte Thiel. Die im Sommer vereinbarte Filialzusammenarbeit sei ein Modell, das weiterhin aktuell sei.

Bisherige Aktionäre machen mit

Zudem seien auch die bisherigen Minderheitsaktionäre zum Teil mit im Boot. Thiel sagte, er könne sich „vorstellen, dass der eine oder andere Verlag unter den Minderheitsgesellschaften Geld zur Verfügung stellt oder seine Anteile aufstockt“. Springer gehören 63,7 Prozent des Briefunternehmens. Thiels Beteiligungsgesellschaft Rosalia hält 10 Prozent. Die restlichen Anteile gehören Zeitungshäusern wie Madsack, Holtzbrinck und WAZ.

Zu Einzelheiten der Verhandlungen wollte sich Thiel nicht äußern. Aus Branchenkreisen war zu hören, dass mehrere regionale Sparkassenverbände im kommenden Jahr Anteile übernehmen und diese anschließend in einer gemeinsamen Gesellschaft bündeln könnten, die dann als Teilhaber bei Pin einsteigt. Die Gespräche darüber sollen schon seit mehreren Monaten laufen. Eine offizielle Bestätigung war nicht zu bekommen.

„Überzogene Mindestlöhne“

Voraussichtlich wird der Axel Springer Verlag unter dem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner noch in dieser Woche entscheiden, ob er die Insolvenz für Pin beantragt. Thiel sagte, das Geschäftsmodell sei weiterhin intakt. Aber die Anlaufkosten fielen durch den „überzogenen Mindestlohn“ dramatisch höher aus als geplant. „Mit einem Gewinn in 2008 rechnen wir nicht mehr.

Für ein börsennotiertes Unternehmen, das sich von Quartal zu Quartal rechtfertigen muss, sind solche Verluste schwer zu tragen. Deshalb würde ich die Entscheidung von Herrn Döpfner respektieren, sollte er sich entschließen, die Reißleine zu ziehen“, sagte Thiel. Der Vorstandschef will auch sein eigenes finanzielles Engagement ausbauen und den Anteil der Beteiligungsgesellschaft Rosalia erhöhen. Springer müsste bei einer Insolvenz voraussichtlich bis zu 600 Millionen Euro abschreiben. Eine Fortführung von Pin in neuer Gesellschafterstruktur würde Springer sonst drohende Massenentlassungen und weitere finanzielle Risiken ersparen.

Die Lichter bleiben an

„Ich kann doch nicht Weihnachten vor die Mitarbeiter treten und sagen, die Lichter gehen aus. Nicht alle Jobs werden bei einer Fortführung von Pin zu retten sein. Aber die Mehrzahl der Leute soll ihre Stelle behalten könnten“, sagte Thiel. In einer neuen Eigentümerstruktur sieht er gute Aussichten, das Unternehmen dauerhaft sanieren zu können. „Investoren, die nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, können mit längerem Atem an das Geschäft herangehen“, sagte er.

Dabei kann sich Thiel auch die Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren vorstellen. In der Branche heißt es, dass sich Pin durch die zahlreichen Zukäufe regionaler Zustellunternehmen übernommen habe. Einige kleine erst kürzlich zugekaufte Betriebe sind zwischenzeitlich schon wieder geschlossen worden. In Ballungsgebieten wie in Berlin, wo Pin unter anderem die Senatspost zustellt, laufe das Geschäft hingegen gut. Es wird deshalb erwartet, dass Thiel das Geschäft „in der Fläche“ zurückstutzt und sich zunächst wieder stärker auf die Städte konzentriert, wo die lukrativen Großkunden locken.

Im Wettbewerb mit der Deutschen Post, die soeben eine Preissenkung für Geschäftskunden angekündigt hat, seien nicht nur die drohenden „Blockadelöhne“ ein großes Hindernis. Mindestens genau so schwer wiege die Benachteiligung durch die Mehrwertsteuer, sagte Thiel. „Das Steuerprivileg der Post verstößt gegen deutsches und europäisches Recht und kostet den Fiskus jedes Jahr 1,5 Milliarden Euro an verlorenen Einnahmen“, kritisierte er.

(Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E32823D93B50C4BF8871C41638FBFFF3F~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
 
Sammler-Henn Am: 12.12.2007 10:49:02 Gelesen: 81138# 9 @  
Wenn keine Mindestlöhne gezahlt werden, über eine Staffelung kann man ja sprechen, wird zwar nicht die PIN AG ihre Mitarbeiter entlassen, sondern die Deutsche Post, denn der Briefmarkt wird ja nicht größer.

Wenn die PIN AG in Konkurs geht, noch bevor Mindestlöhne gezahlt werden, waren es wohl auch andere Ursachen die dazu geführt haben.

Mit freundlichen Grüßen, Sammler Henn
 
- Am: 12.12.2007 10:58:09 Gelesen: 81136# 10 @  
In der Auseinandersetzung mit den Mindestlöhnen spielt keine Seite mit offenen Karten.

Bezeichnend, daß PIN jetzt wieder das "Steuerprivileg" der Deutschen Post ins Gespräch bringt. Dabei wird verschwiegen, daß die Steuerbefreiung ja nur für die Universaldienstleistungen gilt, d.h. für die Briefzustellung an jeden Ort in Deutschland. Dies ist ja ein Service, den sonst kein anderes Postdienstunternehmen leistet. PIN pickt sich die Rosinen (z.b. Briefdienst in Städten) heraus und übergibt die Briefe zur Beförderung auf dem flachen Land an die Deutsche Post.

Wenn der Staat will, daß im ganzen Staatsgebiet Postdienstleistungen angeboten werden, dann muß er die Postunternehmen dafür bezahlen, z.B. durch Steuernachlässe. Denn von Privatunternehmen würden unrentable Zustellbezirke eben nicht bedient werden, wenn es keine Vergütung dafür gäbe.
 
Sammler-Henn Am: 12.12.2007 15:15:29 Gelesen: 81122# 11 @  
Das ist auch meine Meinung, die PIN wollte nur groß werden durch Unterbietung der Gebühren und diese Unterbietung wollte sie durch sehr niedrige Löhne erreichen, es ist richtig, dass man hier einen Riegel vorgeschoben hat.

Eine Konkurrenz ist immer gut, wie es ja der Telefonmarkt gezeigt hat, aber die Konkurrenz darf nicht mit unsauberen Mitteln arbeiten.

Es ist doch sehr merkwürdig, das ausgerechnet der Springer Verlag große Anzeigen startet, in denen auf kleine Geschäftspartner verwiesen wird, die die PIN AG zu 70 % Springer gehört, es ist doch sehr merkwürdig, dass in Berlin Leute demonstrieren, die 6 Euro die Stunde haben wollen.
 
Richard Am: 12.12.2007 20:17:58 Gelesen: 81112# 12 @  
Sparkassen geben der Pin Group einen Korb

Von Helmut Bünder

Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ (12.12.07) - Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat Pläne für einen Einstieg beim Briefunternehmen Pin Group dementiert. Eine Sprecherin sagte, weder die Sparkassen noch ihre Verbände planten eine Beteiligung.

Einzelne Sparkassen betreiben zusammen mit Pin schon Pilotprojekte zum Verkauf von Briefdienstleistungen in ihren Filialen. Ob diese Zusammenarbeit über das Vertragsende hinaus fortgeführt würde, sei noch offen, sagte die Sprecherin.

Trübe Geschäftsaussichten

Pin gehört zum Axel Springer Verlag, der im Sommer für 510 Millionen Euro die Mehrheit übernommen hatte. Das Unternehmen schreibt hohe Verluste. Zudem beeinträchtigen die geplanten Mindestlöhne für die Postbranche die Geschäftsaussichten, so dass Springer einen Insolvenzantrag für seine Tochtergesellschaft erwägt.

Pin-Vorstandschef Günter Thiel, der für diesen Fall ein Management-Buy-out vorbereitet, hatte die Sparkassen in Zeitungsgesprächen als mögliche künftige Gesellschafter ins Gespräch gebracht. Bei einem Management-Buy-out könne er sich vorstellen, dass auch der eine oder andere Zeitungsverlag Geld zur Verfügung stelle oder seine Anteile aufstocke. „Zusätzlich kommen auch die Sparkassen als Gesellschafter in Frage“, hatte er dieser Zeitung gesagt.

(Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E910771B24F0B416FAED3BA37B12BE5F8~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
 
Richard Am: 15.12.2007 21:13:35 Gelesen: 81067# 13 @  
Am Ende steht der gesetzliche Mindestlohn

Von Lothar Späth

Handelsblatt (05.12.07) - Mit der beschlossenen Einführung des staatlich geschützten Mindestlohns für Briefträger ist die Endrunde in der Tarifautonomie des Niedriglohnbereichs eingeläutet. Und das ist erst der Anfang. Dabei passt die Einmischung der Politik in die Tarifautonomie so gar nicht in unser Wirtschaftssystem.

Offenbar wurde der Druck für die Union zu groß, sich weiter gegen etwas zu wehren, was große Teile der Bevölkerung als menschlich und gerecht empfinden: den Post-Mindestlohn. Die SPD hat hier ein emotionales Thema gefunden, mit dem sie sich von der Union abgrenzen und gleichzeitig der Partei ihres Abtrünnigen, Oskar Lafontaine, Wind aus den Segeln nehmen will.

Die CDU wiederum will natürlich nicht als Verhinderer von Solidarität wahrgenommen werden. Jetzt gibt es wieder einmal nur Gewinner, und alle freuen sich über den gefundenen Kompromiss. Parteitaktisch ist das alles nachvollziehbar. Doch die Freude wird nicht lange anhalten. Denn nicht alles, worauf man sich einigt, bringt unsere Gesellschaft voran.

Die neue Regelung wird uns jedenfalls kein Glück bringen – weder unserem Land noch unserer Wirtschaft und selbst den direkt Beglückten, sprich den heute z.T. schlechter entlohnten Briefträgern, nicht. Hier täuschen sich all diejenigen, die glauben, auf diese einfache Art und Weise käme es zu mehr Verteilungsgerechtigkeit.

Mit der beschlossenen Einführung des staatlich geschützten Mindestlohns für Briefträger ist die Endrunde in der Tarifautonomie des Niedriglohnbereichs eingeläutet. Der Post-Mindestlohn soll nach der freimütig erklärten Vorstellung der SPD erst der Anfang sein. Und selbst in der CDU, die sich damit in etwas hat hineinziehen lassen, was sie aus gutem Grunde eigentlich strikt abgelehnt hatte, gibt es mittlerweile namhafte Vertreter, die darin nicht nur ein leidiges Opfer sehen, sondern die vermeintlich gute Sache aktiv unterstützen.

In den öffentlichen Verlautbarungen von Kurt Beck (SPD) bis Christian Wulff (CDU) ist bereits von weiteren Branchen wie dem Bewachungs- oder dem Fleischereigewerbe die Rede. Und von der Bundesregierung wurden schon die Branchenverbände aufgerufen, gegebenenfalls einen Antrag für einen allgemein verbindlichen Mindestlohn ihrer Gilde zu stellen. Die Politik hat sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Tarifverhandlungen, die jahrzehntelang für alle Regierungsparteien tabu waren, auf ihren Tisch gezogen.

Wenn sich zukünftig irgendwelche Tarifpartner nicht einigen können, wird der politische Druck das Übrige tun. So wird sich ein Mindestlohn an den anderen reihen. Und es bedarf keiner großen Fantasie, sich vorzustellen, dass dann schnell die Frage auftauchen wird, warum der eine Mindestlohn niedriger sein sollte als der andere, warum es überhaupt niedrigere Löhne geben sollte. Schließlich lauten die Argumente der Mindestlohn-Protagonisten, dass jemand, der den ganzen Tag arbeitet, nicht auf soziale Zusatzleistungen angewiesen sein darf. Wenn man also auf diese, vom tatsächlichen Arbeitsmarkt abgehobene Weise für eine so genannte Bedarfsgerechtigkeit sorgen will, kann man nicht nach Branchen differenzieren. Das Leben ist doch für alle Arbeitnehmer gleich teuer.

Am Ende wird also folgerichtig ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn stehen – ob man ihn nun so nennt oder nicht. Wir erinnern uns, dass die Union und mit ihr sämtliche Wirtschaftsexperten in diesem Zusammenhang einst davor gewarnt hatten, einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen, der sich nicht wenigstens in seiner Höhe an den Schwächsten orientiert. Ist er nämlich zu hoch, vernichtet man im großen Stil Arbeitsplätze bei Geringqualifizierten. Und das war eigentlich das Letzte, was die Große Koalition wollte.

Noch vor wenigen Wochen stritt man sich deshalb bei diesem Thema darüber, ob etwa 7,50 Euro nicht schon zu hoch angesetzt wären. Jetzt sind sich plötzlich alle einig, dass im Falle von Briefträgern, deren Anforderungsprofil als eher niedrig gilt, man sich nach dem bestbezahlenden Unternehmen, nämlich der Post, richten müsse, und hält satte 9,80 Euro für angemessen.

Für die privaten Zustellunternehmen, die mit 7,50 Euro noch hätten leben können, bedeutet dieser wettbewerbsfeindliche Eingriff in die Tarifautonomie eine Lohnkostenerhöhung von bis zu 30 Prozent. Zum Vergleich: Das entspricht der sensationellen Anfangsforderung der GDL, mit dem Unterschied, dass dies für Herrn Schell und seine Lokführer nur eine erste Verhandlungsbasis war.

Man tut die Klagen der betroffenen Unternehmer gerne als das übliche Gejammer ab. Doch jeder kann sich an drei Fingern abzählen, dass eine derartige Personalkostensteigerung in einem personalintensiven Gewerbe für manchen, der die Kosten nicht an seine Kunden weitergeben kann, das Aus bedeutet. Die Mindestlohnpolitik wird also zweierlei vorantreiben: erstens Preiserhöhungen in vielen Dienstleistungsbranchen und zweitens Konkurse und Entlassungen im Niedriglohnbereich. Sieht so der Kampf gegen relative Armut und Arbeitslosigkeit aus?

Die Deutschen sind großherzig und erklären sich schnell mit Belangen des sogenannten kleinen Mannes solidarisch. So beschwert sich etwa kaum ein Kunde über die Streiks der Lokführer, und so fühlt man auch mit gering verdienenden Briefträgern. Vergessen werden bei diesen ehrenwerten Solidaritätsgefühlen aber schnell die Zusammenhänge und sachlichen Zwänge, welche sich hinter der Problematik verbergen. Dieselben Kritiker, die heute noch nach einem kräftigen Mindestlohn rufen, werden sich schon morgen über Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit entrüsten.

Eine derartige Einmischung in die Tarifautonomie passt genauso wenig in unser System wie zum Beispiel ein Preisstopp bei Lebensmitteln. Wir können uns nicht aus inkompatiblen Systemen nur die Rosinen herauspicken. Die Politiker sollten sich hüten, solche Geister zu rufen. Sie werden sie nicht mehr loswerden.

(Quelle: http://www.handelsblatt.com/News/Politik/Lothar-Spaeth-So-seh-ich-es/_pv/_p/204008/_t/ft/_b/1361978/default.aspx/am-ende-steht-der-gesetzliche-mindestlohn.html)
 
- Am: 16.12.2007 16:29:11 Gelesen: 81059# 14 @  
Zitat von Sammler-Henn

Es ist doch sehr merkwürdig, das ausgerechnet der Springer Verlag große Anzeigen startet, in denen auf kleine Geschäftspartner verwiesen wird, die die PIN AG zu 70 % Springer gehört, es ist doch sehr merkwürdig, dass in Berlin Leute demonstrieren, die 6 Euro die Stunde haben wollen.

Merkwürdig finde ich das in Vorstand der Pin-Group ausgerechnet ein Florian Gerstner ist ! Vor gar nicht allzu langer Zeit noch Boss der Arbeitsagentur !
Der wollte doch immer neue Arbeitsplätze schaffen, und nun ?

Aber er hat wohl keine Probleme, sein Stundenlohn dürfte sicherlich über 10 Euro liegen. Wo man doch unserer abgehalfterten Politiker und Hohe Tiere wiederfindet.

Es ist schon sehr bedauerlich das heute in der BRD 1.3 Millionen Leute nicht mehr von ihrer Mühe Lohn leben können. Und wer bezahlt diese Aufstocker ? Wir, Du und ich und die Herren (Springer und Co) lachen sich eins ins Fäustchen.

Meine Meinung: Wenn Leute von ihrem Lohn nicht leben können, dann ist was faul in Staate !

Allen noch einen schönen Sonntag Abend
 
Sammler-Henn Am: 16.12.2007 16:56:14 Gelesen: 81057# 15 @  
Hallo Onkel-Otto

Ich bin Deiner Meinung, wenn ich mich nicht sehr irre, war oder ist Herr Gerster auch noch Mitglied der SPD.

Jeder soll von seinem Lohn leben können, wobei immer die Leistung die Höhe des Lohnes bestimmen sollte.

Ein schönen Sonntag
 
- Am: 17.12.2007 08:24:58 Gelesen: 81041# 16 @  
Hallo Sammler-Henn !

Ob der Herr Gerster Mitglied in der SPD ist oder nicht ist mir egal. Du willst jedoch sicher damit sagen SPD steht für soziale Gerechtigkeit !

Schauen wir uns doch mal unsere Politiker an, egal welcher Colleur, ob schwarz CDU/CSU rot SPD gelb FDP u.s.w. Alle wesentliche Werte von christlicher, sozialer und menschlicher Werteinschätzung ist den Herren und Damen längst abhanden gekommen.

Es geht doch nur noch um Ihre eigenen Pfründe !

Du schreibst so schön: Jeder soll von seinem Lohn leben können, wobei immer die Leistung die Höhe des Lohnes bestimmen sollte.

Ich wohne in einer Region in der die Lebensmittelindustrie (Fast-Food) u.s.w.
ihre Hochburg hat. Frauen schuften hier bei teilweise unmöglichen Arbeitsbedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit oder eisige Kälte) für Hungerlöhne von
5,25 Euro. In einem der größten und modernsten Schlachthäuser Europas erhalten Männer für körperliche Schwerstarbeit Stundenlöhne von 6,50 Euro

Du hast sicherlich recht die Leistung soll den Lohn gestimmen !

Doch in diesen Betrieben gibt das Laufband die Leistung vor, und glaube mir, ich weiß wovon ich spreche, Der Takt der Bänder ist hochgeschraubt

Doch ein anderes Beispiel aus einem Papier verarbeiten Betrieb gib Dir mit Deiner Aussage "Jeder soll von seinem Lohn leben können, wobei immer die Leistung die Höhe des Lohnes bestimmen sollte" recht.

In diesem Betrieb arbeiten zu 90 % Frauen, die Bezahlung liegt bei 4-5 Euro,
da leisten die Frauen auch einfacht nicht mehr, nach dem Motto, Schlechte Bezahlung, warum soll ich mich da den Arsch aufreissen.

Wem bringt das was: Der Betrieb könnte bei besserer Bezahlung mit ca. 30 % weniger Personal auskommen. Also ich finde: Im Grundsatz leistet der Arbeitnehmer mehr wenn er gut bezahlt wird. Motto: Guter Lohn Gute Arbeit, Schlechter Lohn schlechte Arbeitsleistung !

Einen schönen Wochenanfang mit guten Arbeitsbedingungen wünsche ich Dir

Onkel-Otto
 
Holger Am: 18.12.2007 13:38:25 Gelesen: 81022# 17 @  
Keine Übernahme von PIN - Thiel schmeißt hin

n-tv (18.12.07) - Der Vorstandschef des angeschlagenen Postdienstleisters PIN Group, Günter Thiel, hat sein Angebot für die Übernahme des Unternehmens zurückgezogen. Außerdem trat er mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurück. Eine Firmensprecherin bestätigte am Dienstag in Luxemburg einen entsprechenden Pressebericht. Damit ist der Plan vom Tisch, wonach Thiel durch Übernahme der Anteile der Springer-Gruppe die drohende Insolvenz abwenden wollte. Der Verwaltungsrat wollte am Dienstag über Möglichkeiten beraten, die Insolvenz der Firma abzuwenden.

PIN-Mehrheitsaktionär Springer hatte unmittelbar nach dem Beschluss des Bundestages für einen Mindestlohn im Briefbereich beschlossen, der Tochterfirma keine weiteren Finanzierungsmittel mehr bereitzustellen. Als Grund hatte Springer angeführt, die Zusatzkosten durch den Mindestlohn ließen PIN keine Chance, dem Branchenprimus und Ex-Staatsunternehmen Deutsche Post auf Dauer erfolgreich Konkurrenz machen zu können.

Thiel hatte Springer nach dessen Ankündigung angeboten, dessen Anteile zu übernehmen. Zudem wollte er einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in die Gesellschaft investieren und damit ihr Überleben absichern. Verhandlungen zwischen Springer-Chef Mathias Döpfner und Thiel darüber waren aber offenbar gescheitert. Nach Informationen aus der Branche wollte Springer nicht zu einem symbolischen Preis verkaufen.

Post-Mindestlohn als PIN-Problem

Springer hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen beiden Jahren rund 620 Mio. Euro in den Post-Dienstleister investiert. Damit hatte Europas größter Zeitungskonzern zusammen mit den anderen Gesellschaftern aus der Medienwirtschaft PIN zu einem Unternehmen mit mehr als 9000 Arbeitsplätzen ausgebaut. Springer hatte sich zudem bereiterklärt, seine Mehrheit an PIN abzugeben, wenn von anderer Seite ausreichend neue Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden.

PIN hatte wegen der Mindestlohn-Entscheidung angekündigt, weit über 1000 Mitarbeiter abbauen zu wollen. Einen Teil dieser Entlassungen hatte die Gesellschaft kurze Zeit später bereits bei zuständigen Arbeitsagenturen angekündigt.

Die PIN Group hatte nach eigenen Angaben 2006 bei einem Volumen von 3,2 Mio. beförderten Sendungen einen Umsatz von 168,3 Mio. Euro erzielt. Für 2007 war von über einer Mrd. Briefsendungen und einem angestrebten Umsatz von rund 350 Mio. Euro die Rede. Bis 2010 wollte die Gesellschaft bislang die Umsatzmilliarde erreichen.

(Quelle: http://www.n-tv.de/894131.html)
 
Jürgen Witkowski Am: 21.12.2007 18:10:19 Gelesen: 80997# 18 @  
Sieben Pin-Gesellschaften stellen Insolvenzantrag

Köln. Sieben der 91 Tochtergesellschaften des angeschlagenen Postdienstleisters Pin haben am Freitag beim Kölner Amtsgericht Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das teilte ein Pin-Sprecher in Köln mit.

Dies sei zwingend gewesen, weil die Unternehmen die am Freitag fälligen Sozialversicherungsbeiträge für ihre Mitarbeiter nicht mehr zahlen könnten. Betroffen seien etwa 850 der in Deutschland insgesamt rund 9000 Beschäftigten der Pin Group AG (Luxemburg). Der Geschäftsbetrieb sämtlicher 91 Gesellschaften solle aber zunächst unverändert weitergehen.

Das Amtsgericht habe den Kölner Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Der in dieser Woche mit der Pin-Sanierung beauftragte Experte Horst Piepenburg und der Unternehmensberater Hans-Joachim Ziems führten den Betrieb uneingeschränkt fort. Beide erklärten, sie sähen die Chancen für die Gesamtgruppe durch die Insolvenzanträge nicht beeinträchtigt. «Das gilt auch für die insolventen Gesellschaften, deren Geschäftsabläufe auch in den nächsten Monaten weiterhin normal ablaufen werden», sagte Piepenburg laut Mitteilung.

Nach Angaben von Pin wird nun zunächst die Liquidität aller Gesellschaften geprüft. Auf Basis dieser Ergebnisse werde bis Mitte Januar 2008 über das weitere Vorgehen entschieden. «Ziel ist es, eine Gesamtlösung zu finden», sagte der Pin-Sprecher. «Das wäre in diesem Fall besonders sinnvoll, weil es für ein Postunternehmen wichtig ist, dass es flächendeckend Post verteilen kann.»

Bei den sieben insolventen Gesellschaften handele es sich um den PPD Privaten Postdienst Bremen, die Pin Mail GmbH in Kassel, die Pin Mail Osthessen GmbH (Fulda), TV Medienservice (Trier), Pin Mail München, Pin Mail Landshut und Pin Shared Service Center (Köln).

Der nach der Deutschen Post AG zweitgrößte Briefzusteller in Deutschland war in Schwierigkeiten geraten, nachdem der Medienkonzern Axel Springer als Hauptgesellschafter den Geldhahn zugedreht hatte. Als Grund hatte Springer den Bundestags-Beschluss über den Mindestlohn genannt. Der Medienkonzern hatte den Zuschussbedarf für PIN auf 300 bis 700 Millionen Euro beziffert.

Die Gewerkschaft der Neuen Brief- und Zustelldienste (GNBZ) kündigte an, um gefährdete Arbeitsplätze zu kämpfen. Mit dem Mindestlohn habe die Bundesregierung offenbar beschlossen, den von der GNBZ abgeschlossenen Tarifvertrag zu ignorieren. Dies verstoße gegen Recht und Gesetz. Die GNBZ werde dies rechtlich klären lassen. (dpa)

(Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/wirtschaft-und-finanzen/2007/12/21/news-12009972/detail.html )
 
- Am: 21.12.2007 19:44:00 Gelesen: 80993# 19 @  
Die PIN-Gruppe hat ja ihren Firmensitz in Luxemburg angesiedelt, um den deutschen Gesetzen zu entgehen, frei nach dem Motto: In Deutschland Hungerlöhne zahlen und in Luxemburg steuerfei genießen! Allein die Tatsache, daß 91 (!) Tochtergesellschaften zur Gruppe gehören läßt doch darauf schließen, daß hier wohl Managerfehler und die Unübersichtlichkeit der Gruppe zur Insolvenz geführt haben, nicht der Mindestlohn. Der Mindestlohn gilt ja erst ab nächstem Jahr, kann also gar nicht Auslöser der Insolvenz sein.

SPRINGER hat wohl gemerkt, daß es ein riesengroßer Fehler war, eine halbe Milliarde für PIN hinzulegen! Tolle Manager sind das!
 
Richard Am: 22.12.2007 23:30:49 Gelesen: 80979# 20 @  
@ italiker [#19]

Hallo Italiker,

ich kann Dir nicht zustimmen aus mehreren Gründen:

Die Steuersätze werden in Luxemburg den deutschen angeglichen, daraus ergeben sich keine Vorteile mehr. Das war früher so.

Die Zahl der Tochterfirmen ist darauf zurückzuführen, dass Zustellfirmen von örtlichen Verlagen übernommen wurden. Zum Beispiel hier im Ort vom Verlag Parzeller (Fuldaer Zeitung), die am 24.12. letztmalig zustellt und Konkurs angemeldet hat.

Der Mindestlohn ist sehr wohl der Auslöser. Ich kenne das von meiner Firma. Als ich mich selbständig machte, habe ich über viele Jahre hinweg Verluste angesammelt, Null Gehalt und rund 550.000 DM (entspricht heute 600.000 Euro) echte Schulden gehabt. Wenigstens blieb mir der Verlustvortrag, den ich nach ich glaube 12 Jahren Selbständigkeit getilgt hatte und dann zum Steuerzahler wurde.

Nahezu jede Firma hat große Anlaufkosten, was jedem bekannt ist, der sich auf eigene Rechnung selbständig gemacht hat. Wenn dann allerdings mitten im laufenden Betrieb durch den Staat riesige Beträge an Extrakosten verursacht werden, wirft dies die gesamte Kalkulation und den Finanzbedarf der kommenden Jahre durcheinander. Exakt das ist hier geschehen.

Ob Springer zuviel gezahlt hat, kann ich nicht beurteilen.

Die ersten Folgen des Mindestlohnes gibt es jetzt: Mehr Arbeitslose die vom Staat bezahlt werden müssen, mehr Konkurse, es werden viele folgen, späteres Postzustellungen, meine um 6 morgens fällt jetzt aus, weniger Konkurrenz, weil durch den Mindestlohn auch die holländische Post nicht wie geplant ab Januar in Deutschland tätig wird und damit künftig höhere Portosätze, die von uns allen zu zahlen sind.

Für mich ist dies der Beginn einer unheilvollen Entwicklung, wie ich sie in [#6] schon umrissen habe.

In unseren Nachbarländern, zum Beispiel bei den Ostländern, bei denen seit dieser Woche die Zollgrenzen geöffnet wurden, wir der deutsche Mindestlohn zu einem wundervollen Konjunkturprogramm, mehr Wachstum und niedriger Arbeitslosigkeit führen, weil viele Arbeitsplätze (natürlich nicht Postzusteller) in diese Länder verlagert werden.
 
- Am: 23.12.2007 13:23:22 Gelesen: 80966# 21 @  
@ Richard [#20]

Hallo Richard,

jedes Ding hat mehrere Seiten.

Die Verzettelung der PIN-Gruppe läßt eine zentrale Unternehmensführung nicht zu. Hierdurch entstehen mit Sicherheit Irritationen und Mehrkosten.

Als die PIN-Gruppe und andere Postdienstleister mit erheblicher staatlicher Subvention den Betrieb aufnahm (die gezahlten Hungerlöhne werden ja von der Agentur für Arbeit - und damit von Beiträgen der Versicherten aufgestockt), konnte sie somit durch niedrig gehaltene eigenen Betriebskosten der Deutschen Post lukrative Aufträge (Behördenpost, Post von großen Betrieben - vor allem in Ballungszentren nicht jedoch auf dem "flachen Land") abjagen. Ich habe kein Gejammere gehört, daß damit Arbeitsplätze bei der Deutschen Post vernichtet worden sind.

Da aber diese Diskussion das eigentliche Ziel dieses Forums sprengt, werde ich mich an weiteren Diskussionen zu diesem wirtschaftlichen Thema nicht mehr äußern.

Klaus
 
Richard Am: 08.01.2008 23:07:51 Gelesen: 80937# 22 @  
Pin Group kündigt weitere Insolvenzen an

Financial Times Deutschland, FTD (08.01.08) - Der angeschlagene Postdienstleister Pin Group hat für weitere Niederlassungen in Deutschland Insolvenzanträge eingereicht. Dennoch soll eine Schließung der Standorte noch abgewendet werden.

Für die Niederlassungen in Langenfeld (Rheinland), Aldenhoven (Aachen), Borken (Westfalen), Schwerin, Mainz und München meldete die Pin Group Insolvenz an. Damit befänden sich insgesamt 17 Gesellschaften des Unternehmens in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, sagte ein Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Von den Maßnahmen seien insgesamt 3100 Pin-Mitarbeiter oder im Schnitt jede dritte Stelle betroffen.

(Quelle und weiter: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Pin%20Group%20Insolvenzen/300927.html)
 
Richard Am: 18.01.2008 08:27:10 Gelesen: 80914# 23 @  
Pin wird Briefträger der Deutschen Bahn

Financial Times Deutschland, FTD (17.01.08) - Der angeschlagene Postdienstleister Pin Group und die Deutsche Bahn arbeiten künftig zusammen: An 48 Abholstandorten der Bahn wird er den Brieftransport übernehmen. Die Kooperation ist Teil der neuen Vertriebsoffensive der Pin Group.

Das Briefzustell-Unternehmen hatte zuletzt mehrere Hundert potenzielle Neukunden aus dem gewerblichen Mittelstand angesprochen und Gespräche mit Großkunden geführt, vor allem mit Finanzdienstleistern und Versorgern. Die gewonnene Auschreibung der Bahn mache Mut, sagte Pin-Vorstandschef Horst Piepenburg.

(Quelle in Auszügen: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Pin%20Brieftr%E4ger%20Deutschen%20Bahn/304798.html)
 
privatpostsammler Am: 18.01.2008 11:30:13 Gelesen: 80908# 24 @  
Web.de (18.01.08) - Eine weitere Tochtergesellschaft des Postunternehmens Pin Group ist pleite. Pin Hamburg meldete Insolvenz an, wie ein Pin-Sprecher dem "Handelsblatt" bestätigte. 600 Arbeitsplätze seien nun gefährdet. Insgesamt sind damit 18 Gesellschaften von Pin mit 3700 Arbeitsplätzen zahlungsunfähig. Zur Pin Group gehören 91 Gesellschaften mit 9000 Mitarbeitern.

Erst am Donnerstag hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass es eine millionenschwere Ausschreibung zur Beförderung der Briefe der Deutschen Bahn gewonnen hat. Weitere Verträge sollen nach Angaben des Unternehmens noch in diesem Monat folgen. Davon hängt auch die Sanierung der angeschlagenen Gruppe ab. Pin steht vor dem Konkurs, seit der Mehrheitseigner Axel Springer Verlag der Firma im Dezember den Geldhahn zudrehte.

(http://magazine.web.de/de/themen/finanzen/wirtschaft/5252716-Auch-Pin-Hamburg-ist-zahlungsunfaehig,articleset=5043360,cc=000005549900052527161bBYJt.html)
 
Stefan Am: 18.01.2008 12:45:20 Gelesen: 80903# 25 @  
@ privatpostsammler [#24]

ich finde es teilweise makaber, wie ein Sachverhalt in der Presse doch recht unterschiedlich interpretiert und dargestellt werden kann.

Als Beispiel ein Artikel vom 09.01.2008, der die Insolvenzen aus anderer Sicht widerspiegelt:

---

Pin AG will Mindestlohn durch Insolvenzen ausgleichen - Weitere Stellenstreichungen zunächst angeblich nicht geplant

Von Heiko Wenzel

Berliner Umschau (09.01.08) - Der Postdienstleister Pin AG will offenbar doch keine weiteren Mitarbeiter entlassen. Das sagte der Unternehmenschef Horst Piepenburg. Zugleich kündigte er an, möglicherweise alle rund 90 Gesellschaften der Gruppe gezielt in Insolvenz zu schicken.

Ziel der Aktion ist offenbar die umfassende Nutzung des Insolvenzrechts. So zahlt die Bundesagentur für Arbeit Mitarbeitern von insolventen Unternehmen unter Umständen bis zu drei Monate ihren Nettolohn unmittelbar. Wie viele der Regionalgesellschaften diesen Schritt letztlich gehen würden, sei noch offen, so Piepenburg sinngemäß in der „Zeit“. Für die gegenwärtige Situation des Unternehmens machte er erneut den zum Jahresbeginn in Kraft eingeführten Post-Mindestlohn verantwortlich. „Als Folge des Mindestlohns steigen die Kosten der Pin Group 2008 um 35 bis 45 Millionen Euro. Wir erwarten, daß sich der größte Teil davon durch das Gesamtvolumen der Insolvenzgeld-Finanzierung auffangen läßt.“

Von weiteren Entlassungen will die Pin AG dagegen zunächst absehen. „Die Maßnahmen, die begonnen waren, sind noch umgesetzt worden, die anderen aber nicht mehr begonnen“, so Piepenburg in der „Süddeutschen Zeitung“.

Nach dem Beschluß zum Mindestlohn hatte der Axel Springer-Verlag als Mehrheitsgesellschafter des Postunternehmens die Finanzierung der Pin AG gestoppt. Zugleich war die Streichung von etwa 1000 der rund 9000 Stellen angekündigt worden. Befürworter des Mindestlohnes gehen hingegen davon aus, das Managementfehler für die angeschlagene Situation bei Pin verantwortlich sind.

Der nun eingeschlagene Weg der gezielten Insolvenzen könnte sich dagegen als erfolgversprechend im Sinne des Unternehmens erweisen. Piepenburg zu Folge gebe es bereits viele Interessenten für eine Übernahme des Postdienstleisters.

(Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=09012008ArtikelWirtschaftWenzel1)

---

Gruß
Pete
 
privatpostsammler Am: 18.01.2008 15:32:11 Gelesen: 80893# 26 @  
@ Pete [#25]

Das sehe ich genauso.

Doch letztendlich steht nach meiner Auffassung jeder Korrespondent / jedes Medium einer der Parteien näher und es ist immer interessant mehrere Sichtweisen zur eigenen Information zu nutzen.

An neutrale Berichterstattung in irgendeinem öffentlichen Medium glaube ich persönlich schon lange nicht mehr.

PS.: @ Richard ....habe gerade festgestellt, das ich in meinen Beitrag #25# einige Worte zuviel aus Nebenfeldern von der Quellen-Webseite kopiert habe, jedoch finde ich keine Korrekturmöglichkeit
 
Richard Am: 19.01.2008 22:16:01 Gelesen: 80871# 27 @  
@ privatpostsammler [#26]

"PS.: @ Richard ....habe gerade festgestellt, das ich in meinen Beitrag #25# einige Worte zuviel aus Nebenfeldern von der Quellen-Webseite kopiert habe, jedoch finde ich keine Korrekturmöglichkeit"

Du kannst Beiträge korrigieren, solange noch keine 24 Stunden vergangen sind und noch niemand geantwortet hat, indem auf den Schraubenschlüssel klickst, den Du rechts oberhalb Deines Beitrag siehst.

Ich habe das korrigiert, Fehler sind raus, ergänzender Text aber dazugekommen, bevor er im Internet gelöscht wird.
 
privatpostsammler Am: 24.01.2008 22:17:02 Gelesen: 80842# 28 @  
@ Richard [#27]

Danke! jetzt kenne ich mich aus und werde versuchen meine Beiträge künftig fehlerfrei zu posten
 

Das Thema hat 78 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2   3 4 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.