Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Das Thema hat 770 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13   14   15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 31 oder alle Beiträge zeigen
 
bayern klassisch Am: 10.05.2019 14:53:57 Gelesen: 188478# 321 @  
Liebe Freunde,

ein Dienstbrief, bei Baden mit D.S. für Dienst - Sache gekennzeichnet und mit dem Behördensiegel von Mannheim am 11.8.1849 versehen, wurde korrekt von der Aufgabepost untaxiert belassen. Empfänger war das bayer. Kreis- und Stadtgericht in Nürnberg. Gem. Postvertrag Baden - Bayern vom 1.1.1843 waren die gegenseitigen Diensteskorrespondenzen in Staatsangelegenheiten portofrei zu belassen.



Der Kartenschluß Mannheim - Würzburg funktionierte auch gut, denn schon am Folgetag war der Dienstbrief in Würzburg. Siegelseitig war der Ortsstempel abzuschlagen, was man in schöner blauer Stempelfarbe erledigte - nur der Abschlag eine Auslage - Stempels war für portofreie Briefe natürlich obsolet, denn eine Auslage, also eine fremde Portobelastung, gab es hier ja gar nicht.

Warum auch immer - in Würzburg stempelte man den Auslagestempel auf die badische Franchise D.S., ohne ihn freilich zu taxieren. So dürfte sich auch die Zielpost in Nürnberg gewundert haben, als sie ihn noch am selben Tag erhielt, wie ich auch, denn dergleichen hatte ich bis dato noch nie gesehen. Hätte Mannheim besser gestempelt, wäre es ein Traum - so ist es zwar kein Albtraum, aber ein bisserl traurig bin ich schon, dass er nicht so schön ist, wie ich ihn mir gewünscht hätte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.05.2019 15:06:59 Gelesen: 188473# 322 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus Ulm nach Kaufbeuren an Caspar Gerhauser vom 4.12.1848. Der Brief hätte auch über die Donau in Neu-Ulm aufgegeben werden können, dann aber eine andere Gebühr nach sich gezogen, nämlich bei 6-12 Meilen über 1/2 bis 1 Loth schwer 6 Kreuzer. Die 3 Kreuzer für Württemberg hätte man sich gespart.





Aber der Absender war postehrlich und Württemberg taxierte 2 + 1 = 3 Kreuzer als Brief der 2. Gewichtsstufe und sandte ihn im Paket nach Augsburg, wo er am 9.12.1848 zuerst den Ankunftsstempel und dann den Auslagestempel auf der württembergischen "3" erhielt, z u denen 6 Kreuzer für Bayern kamen, so dass der gute Gerhauser 9 Kreuzer total zahlen musste.

Warum kostete der Brief aber so viel und wog 1,5fach? Im Inhalte lesen wir, dass der Ulmer einen Protest von Gerhauser zu einem Kunden von jenem am 3.12. zugesandt bekommen hatte, den der Ulmer jetzt wieder an Gerhauser zurück schickte. Unten links auf der 1. Seite des Schreibens lesen wir auch: "1 Einl(age)".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 10.05.2019 19:53:54 Gelesen: 188455# 323 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Postkarte von August Blumenthal aus Hamburg vom 10.1.1884 an die Mechanische Weberei in Hof.

Für das Franko nahm man eine Mi.Nr.40 Ziffer - Reichsadler (Pfennig) zu 5 Pfennig und gestempelt wurde mit L3 Dreizeiler Sonderstempel "Hamburg Sped.Bur.No 3" (Feuser 1367, nachverwendete Stempel Altdeutschland), sowie dem Ankunftsstempel von Hof II Einkreiser (Helbig Nr.4 Typ 21a ohne Jahr).

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 10.05.2019 20:23:39 Gelesen: 188447# 324 @  
@ Gernesammler [#323]

Sehr schöne Karte, Rainer - da kann man nicht meckern!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 15.05.2019 15:10:13 Gelesen: 187815# 325 @  
Liebe Freunde,

für 3 Pizzen oder 24 Euro kann man nicht meckern, wenn man a) einen schönen und b) einen gleichzeit ungewöhnlichen Brief an Land ziehen kann - nicht mal dann, wenn es ein "häufiger" Preusse in dein "häufiges" Bayern war.





Geschrieben am 18.7.1849 in Stradow bei Spremberg mit Aufgabestempel Spremberg vom Folgetag war er gerichtet: An Eine Hochgräflich Castellsche Hochlöbliche Domänial Canzley zu Castell in Unterfranken Kreise des Königreichs Bayern".

Die Aufgabepost stellte siegelseitig fest, dass der Absender dort etwas vermerkt hatte: In augenblicklicher Ermangelung des Amts - Siegels, der Guts-Administrator Schlegel".

Aha - also wäre kein Dienstbrief (portofrei!) möglich gewesen, sondern nur noch die Variante franko bzw. porto zu verschicken. Bezahlen wollte der Herr Guts-Administrator Schlegel nicht, also hatte Spremberg zu taxieren und zwar nur die preussische Strecke mit 4 Silbergroschen, die in blauer Tinte ausgeführt wurden. Bayern rechnete diese in 14 rheinische Kreuzer um (rote Tinte von Hof). Dann notierte man später 12 Kreuzer für Bayern ab Hof bis zum Zielort, so dass man total 26 Kreuzer berappen musste (oben links wurden nur die 14 Kreuzer wiederholt, die Preussen gefordert hatte).

Briefe mit Siegelvermerken sind m. E. nicht häufig - länderübergreifende Briefe damit kenne ich kaum einmal. Ich war sehr froh, diesen hier geschossen zu haben.

Frage an die Preussenkenner unter uns: War das eine Contravention?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.05.2019 15:18:10 Gelesen: 187811# 326 @  
Liebe Freunde,

das Bankhaus Metzler in Frankfurt am Main schickte einen mit 6 Kreuzern treffend frankierten einfachen Brief bis 20 Meilen nach Seligenstadt [1] bei Würzburg.



Wikipedia lehrt uns, dass der Ort praktisch nur aus dem Bahnhof bestand - und just so wurde auch die Anschrift formuliert:

Herrn J. Wilhelm Scheller von Hildburghausen poste restante Bahnhof in Seligenstadt bei Würzburg. Siegelseitig mangel alles und auch die damals (22.1.1856) fällige Lagergebühr von 4 Kreuzern wurde nirgendwo vermekt, aber wohl bezahlt, denn retour lief er nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Seligenstadt_bei_W%C3%BCrzburg
 
Gernesammler Am: 15.05.2019 19:57:30 Gelesen: 187761# 327 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 23.11.1831 aus Preussen (ehemals Grossherzogtum Hessen, aber seit 1828 zum Zollgebiet Preussen zugehörig) von Ferdinand Ihm wenn ich es richtig lese mit einer Bestellung an Nicolaus Welff und Sohn in Kempten die durch den Fuhrmann Oberndörfer befördert werden sollte.

Da Offenbach 1831 noch keinen eigenen Stempel hatte wurde der Brief Richtung Kempten nur mit dem Vermerk von 18 Kreuzer in Rötel verschickt und lief über Würzburg Richtung Augsburg wo der Auslagenstempel von Augsburg abgeschlagen wurde.

Im Auslagenstempel wurde der Anteil von Preussen 4 Kreuzer vermerkt, darunter der Anteil von Bayern die 14 Kreuzer für sich beanspruchten. Auf der Rückseite ist ein Papiersiegel welches zwar nicht mehr so toll aussieht aber einen Anker zum Inhalt hat, vielleicht kann jemand hierzu etwas sagen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 16.05.2019 18:09:56 Gelesen: 187628# 328 @  
@ Gernesammler [#327]

Hallo Rainer,

da muss ich ein bisserl korrigieren. Offenbach war nicht preußisch - erst zum 1.7.1867 kam das so auf Grund des verlorenen Krieges gegen Preußen.

Damals war es Teil des Großherzogtums Hessen und man war eine Postanstalt der Fürsten von Thurn und Taxis.

Offenbach hatte mindestens seit 1816/17 eigene Poststempel, hier wurde aber dieser abzuschlagen vergessen, was ja auch interessant ist.

Die Leitung, wie von dir richtig beschrieben, erfolgte im Briefepaket via Aschaffenburg - Würzburg - Augsburg - Kempten. Da er in Hessen im Paket der Briefe eingetütet worden war, welches nach bayerische Schwaben sollte, öffnete Augsburg das TT - Paket und stempelte auf den 4 Kreuzern für Taxis seinen Auslagestempel, darunter 14 Kreuzer für Bayern ab Aschaffenburg bis Kempten, wo man letztlich in Rötel die Addition 18 notierte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 17.05.2019 19:39:12 Gelesen: 187508# 329 @  
@ Gernesammler [#327]

Hallo Ralph,

Danke für die Richtigstellung, ich selbst hatte bei Wiki nachgesehen "Zollverein Hessen - Preussen".

https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fisch-Hessischer_Zollverein

Hier der Link dazu, dachte das wäre richtig, denn ich sagte ja nicht, dass Hessen Preussen zugehörig war.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 25.05.2019 10:41:19 Gelesen: 186985# 330 @  
Liebe Freunde,

schon als Kind faszinierten mich Retourbriefe und tun es noch. Bei unserer JHV konnte ich einen schnappen, der bei der Heidelberger Stadt-Post am 28.12.186? vom H. Faas, Rechtsanwalt dortselbst, aufgegeben wurde. Offenbar lag ihm die Mandantschaft im Ohr, einen Brief an ein "Fräulein Mathilde Stubenvoll Neuenburg bei Grünstadt Pfalz" zu schreiben. Der Brief kam wohl noch am selben Tag in Grünstadt an, jedoch war dort a) weder ein Ort namens Neuenburg, noch b) eine Mathilde Stubenvoll bekannt, was in summa dazu führte, dass man frontseitig "unbekannt retour" schrieb, wobei unklar bleiben muss, ob damit a) der Ort, oder b) das Fräulein, oder c) Ort und Fräulein gemeint waren. Noch am selben Tag schickte man den Brief nach Heidelberg zurück, wo er am 29.12. seinem Absender wieder zugestellt wurde - 3 Kreuzer für nichts, könnte man sagen.



Ein Neuenburg gibt es, allerdings in Südbaden zwischen Freiburg im Breisgau und Basel - und Grünstadt liegt auch fast am Rhein, was eine dünne Parallele wäre.

Es gäbe auch ein Neuerburg - allerdings nördlich von Trier, damals Preussen, genauer in der Eifel, aber die war von der Pfalz auch nicht so weit weg.

Möglich wäre auch ein Neuburg am Rhein, welches in der Pfalz lag und liegt, allerdings ca. 60 km südlich von Grünstadt und westlich von Karlsruhe (Baden).

Bei meinen germanisch-bescheidenen Google - Eigenschaften versteht es sich von selbst, dass ich die gute Mathilde Stubenvoll sogar weltweit, nicht nur in der Pfalz, gefunden habe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Für Hinweise, die zur Ergreifung (von Daten) der Stubenvoll führen, setzt der Unterzeichner eine hohe Belohnung aus.
 
Stamps99 Am: 25.05.2019 14:24:31 Gelesen: 186957# 331 @  
@ bayern klassisch [#330]

Hallo Ralf,

bei Grünstadt gibt es kein Neuenburg und keinen Ort, der ähnlich geschrieben wird.

Der Ort wird also auf jeden Fall mit "unbekannt" gemeint sein.

Auch Mathilde habe ich nicht gefunden, aber den Landgerichtsdiener Georg Stubenvoll, der sich 1874 von Grünstadt nach Speyer versetzen lies. Der war bei der Post sicher bekannt und wenn er zur Zeit des Briefes schon Gerichtsdiener war, hatte man ihn bestimmt aufgrund der Namensgleichheit zu Mathilde befragt.

Wäre sie bekannt gewesen, hätte sie auch den Brief trotz falscher Adresse erhalten, so das "unbekannt" auch ihr galt.

Gruß Ralf
 
bayern klassisch Am: 25.05.2019 15:22:15 Gelesen: 186948# 332 @  
@ Stamps99 [#331]

Hallo Ralf,

so wird es gewesen sein - es gibt wohl auch heute noch ein paar Stubenvolls in dieser Ecke. Leider habe ich keine konkreten Hinweise auf Mathilde gefunden, aber meine Frau ist Genealogin und darf sich von jetzt an damit befassen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 28.05.2019 16:42:52 Gelesen: 186684# 333 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen schweren Brief aus Bitche nach Landau in der Pfalz vom 26.5.1839, der für die französische Strecke bis Forbach 18 Kreuzer (6 Decimes) und von dort nach Landau weitere 18 Kreuzer kostete.



Ausweislich der Siegelseite lief er über den Paketschluß Homburg (heute: Homburg an der Saar), siehe blauer Halbkreisstempel und es kam noch ein weiterer Kreuzer Bestellgeld (privater Bote) hinzu, so dass der Empfänger total 37 Kreuzer für ihn zu zahlen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 28.05.2019 19:43:32 Gelesen: 186659# 334 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 27.2.1803 aus Näfels im Kanton Glarus aus der Schweiz von Herrn Lattelt(h)ing nach Kempten per Lindau an Nicolaus Zumstein und Söhne. Da kein Kürzel auf dem Brief über ein Porto oder Franko zu sehen ist gehe ich davon aus das dieser in einem Briefpaket oder per Fuhrmann an Herrn Zumstein spediert wurde.

Was hat es mit dem Zeichen zwischen an und Herrn auf sich, es kann wohl kein Charge Gitter sein wenn der Brief im Paket kam.

Auf der Rückseite ist noch ein etwas mitgenommenes Papiersiegel.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 02.06.2019 10:58:20 Gelesen: 186385# 335 @  
Liebe Freunde,

das einzige Objekt der Begierde beim heutigen Tauschtag in Darmstadt liegt hier vor euch: Eine schöne Postkarte aus Stuttgart vom 23.4.1874 an Herrn Georg Benda in Fürth bei Nürnberg, der folgender Text aufgeschrieben wurde:



Stuttgart April 23 / 1874

Ich bitte Briefe etc für Herrn Henry Benda bis auf Weiteres nach Genf Adresse Charles Köhler zu senden. Freundlichst grüßend Heinrich Benda

Demzufolge könnte es Briefe aus Bayern mit 3 Kreuzern frankiert nach Stuttgart geben, die dann kostenpflichtig in die Schweiz weiter geleitet wurden (mit 40 Rappen Nachtaxe, oder, das wäre der Hammer, auf 7 Kreuzer auffrankiert dort mit einer Württembergmarke). Wer dergleichen hat, darf sich gerne bei mir melden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.06.2019 12:47:38 Gelesen: 186317# 336 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich eine Besonderheit: Portobrief aus Mülhausen im Elsaß (Frankreich) vom 14.4.1844 in den Kanton St. Gallen fehlgeleitet über Bayern. Französischer Anteil 8 Kreuzer + Transit Bayern 12 Kreuzer = 20 Kreuzer. Dann bemerkte man, dass der Brief nach Rheineck in der Schweiz gehen sollte und nicht nach Bayern, daher routete man ihn via Lindau nach St. Gallen (Anteil von St. Gallen = 2 Kreuzer = 22 Kreuzer Gesamtporto. "POSTE RESTANTE Rheineck" wünschte der Absender, so dass der Brief 3 Monate lang bei der Post liegen bleiben musste, ehe er ausgelöst und abgeholt wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.06.2019 17:15:42 Gelesen: 185506# 337 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Isleworth (Stadtteil Hounslow, London) vom 17.11.1842, den die Mutter und ihr Mann separat beschrieben haben an ihren Sohn John, der in München weilte.



Sie bezahlten in roter Tinte 1 Shilling 8 Pence = 20 Pence = 1 Gulden bis zur niederländischen Küste. Der Transit bis zur preussischen Grenze kostete 20 Cents (mittig), die mit dem preussischen Transitporto in 8 3/4 Silbergroschen (rote Tinte) notiert wurden.

Bei der Leitung über Koblenz und Frankfurt kam er in Würzburg an, wo diese mit 31 Kreuzer verauslagt wurden. Mit dem Inlandsporto von 14 Kreuzern ergab sich für F. H. W. Elossop (im Brief "John" genannt) ein Porto von 45 Kreuzern, die oben notiert wurden von Würzburg. Addieren wir alles, kommen wir auf Kosten von 1 Gulden 45 Kreuzer für den nicht schweren Brief (bis 1/2 Loth!).

Allerdings wussten unsere britischen Freunde nicht, wo genau der gute John, oder F. H. W. Elossop residierte und hatten den Brief daher "Poste restante" verschickt, so dass er nun auf der Münchener Hauptbriefpostexpedition ruhte, bis er denn abgeholt werden würde.

Da siegelseitig nichts notiert oder gestempelt wurde, war die Lagerdauer von 3 Monaten nur dann einhaltbar, wenn im Lagerbuch für Poste - Restante - Briefe jeden Tag geschaut wurde, wann die Lagerfrist abgelaufen war (3 Monate bei gewöhnlichen Briefen, 6 Monate bei recommandirten Briefen), was sicher kein Vergnügen war. Auch nicht notiert wurden die 4 Kreuzer, auf die die Abgabepost Anspruch hatte für diesen Postsonderdienst, denn damit hatte unser englischer Freund total 49 Kreuzer zu zahlen. Diese sollten eigentlich vorne vermerkt werden, aber das hat man hier auch unterlassen.

Wenigstens ist er irgendwann einmal abgeholt worden, sonst würden wir viele weitere Taxen und Vermerke sehen. Bei seiner Abholung musste sich der Empfänger ausweisen (Paß) bzw. einen Honoratioren aus München beischaffen, der bezeugen konnte, dass der gedachte Empfänger der richtige Abholer in München war, denn kennen konnte man ihn in München natürlich nicht.

So hat jedes Briefchen ihre eigene Geschichte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 24.06.2019 19:42:13 Gelesen: 185466# 338 @  
Hallo Sammlerfreunde,

habe diesen Brief aus Moskau bekommen der an Baron von Dankelmann in Nürnberg gerichtet ist, der Brief wurde am 3. Dezember 1829 aufgegeben (lt. Julianischem Kalender) und war am 8. November in Memel und wurde ab da weiter spediert Richtung Nürnberg.

Mit dem Porto da könnte ich Hilfe gebrauchen, es ist vorderseitig eine 12 in Rötel vermerkt auf der Rechten Seite eine 33 was der Anteil von Bayern sein könnte und auf der linken Seite in Rötel 51 1/2 was das Gesamtporto sein müsste.
Gestempelt mit L1 Einzeiler Moscov, dem Zweizeiler Memel 8. Nov. und einem R Stempel (remis a Tilsit) an Tilsit übergeben.

Auf der Rückseite ist neben dem Siegel noch ein sehr undeutlicher Zweikreisstempel.

Gruß Rainer


 
Michael D Am: 24.06.2019 23:23:08 Gelesen: 185454# 339 @  
@ Gernesammler [#338]

Hallo Rainer,

ein paar Anmerkungen zu dem schönen Brief Moskau-Nürnberg:

Der undeutliche Zweikreiser auf der Rückseite ist ein bilingualer schwarzer Stempel von Moskau. In diesen Jahren findet man regelmäßig 2 Stempel von Moskau auf den Auslandsbriefen.

Dein Brief lief über das preußische Grenzpostamt Memel, belegt durch den Stempel. Tilsit wurde erst 1833 Grenzpostamt und spielte hier noch keine Rolle. Demzufolge stammt auch der "R"-Stempel aus Memel. Das "R" steht für Russland, es gibt auch (seltener) einen "P"-Stempel für Post aus Polen.

Zur Taxierung:

Die rückseitig notierten 51 1/2 sind das Weiterfranko von Russland an Preußen in der Vertragswährung "preußische Groschen". Hierbei handelt es sich um eine Verrechnungswährung, die im Postvertrag von 1823 zwischen Russland und Preußen festgelegt wurde. 1 pr.Gr. entsprach 1 Silberkopeke oder 3 guten Groschen oder 4 Silbergroschen.

In diesem Betrag ist das russische Inlandsporto nicht enthalten, es wurde bei ausgehender Post nie angeschrieben. In den 51 1/2 pr.Gr. sind 1 1/2 pr.Gr. sogenanntes Immersatter Grenzporto enthalten für den Transport vonm russsichen zum preußischen Grenzpostamt. Es lagen ja ein paar Meilen dazwischen. Somit erhielt Preußen für seinen eigenen und den bayerischen Anteil 50 pr.Gr., also 12 1/2 Silbergroschen. Ich kann an dem Scan nicht erkennen, wo du die "12" in Rötel entzifferst. Mittig unten müsste in roter Tinte ein "f(ranco) 4" notiert sein, das Weiterfranko von Preußen an Bayern. Genau entziffern kann ich es allerdings nicht.

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 24.06.2019 23:36:32 Gelesen: 185451# 340 @  
@ Michael D [#339]

Lieber Michael,

Chapeau für diese tolle Antwort.

Du hast geschrieben:

1 pr.Gr. entsprach 1 Silberkopeke oder 3 guten Groschen oder 4 Silbergroschen.

Bist du dir sicher, dass eine Kopeke 3 guten Groschen entsprach, oder ein preussischer Groschen? Ich dachte, die waren weit weniger wert, als ein Guter Groschen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Michael D Am: 25.06.2019 07:57:48 Gelesen: 185439# 341 @  
@ bayern klassisch [#340]

Lieber Ralph,

Du meinst wahrscheinlich das Papiergeld, die Kopeken Assagniaten (Kop. Ass.)?

Dieses war nur einen Bruchteil des Silbergeldes wert, der Umrechnungskurs lag bei 1 Silberkopeke = 6 Kop. Ass.

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 25.06.2019 11:40:28 Gelesen: 185428# 342 @  
@ Michael D [#341]

Lieber Michael,

nein, ich dachte nur, dass der preussische Groschen weniger wert gewesen wäre, als der Gute Groschen bzw. der Silbergroschen, oder habe ich das nur falsch verstanden?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Michael D Am: 25.06.2019 12:00:07 Gelesen: 185422# 343 @  
@ bayern klassisch [#342]

Lieber Ralph,

mea culpa. War gestern Abend doch schon etwas spät. Du hast natürlich recht, richtig formuliert hätte es heißen müssen: 1 guter Groschen = 4 preussische Groschen und 1 Sgr. = 3 preussische Groschen

Entschuldigung an alle für die möglicherweise entstandene Verwirrung.

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 25.06.2019 14:16:09 Gelesen: 185411# 344 @  
@ Michael D [#343]

Lieber Michael,

wer 1000 tolle Sachen weiß und kommunziert, darf mal einen kleinen Flüchtigkeitsfehler machen. Du bist ein echter Experte, von daher ist alles gut.

Vielen Dank für deine Richtigstellung, jetzt ist alles klar.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 25.06.2019 19:31:43 Gelesen: 185392# 345 @  
@ Michael D [#339]

Hallo Michael,

erst einmal Danke für die super Beschreibung, deswegen bin ich so gern im Forum wenn ich Zeit habe denn hier wird Dir immer geholfen. Ich habe mal den Teil ausgeschnitten und vergrößert von dem ich annehme das hier eine 12 in Rötel steht vielleicht hilft das weiter.

Gruß Rainer


 

Das Thema hat 770 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13   14   15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 31 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.