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Thema: Ganzsachen mit Zusatzfrankatur
Das Thema hat 239 Beiträge:
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reichswolf Am: 08.06.2008 15:36:56 Gelesen: 270835# 1 @  
Hallo zusammen,

seit einiger Zeit sammle ich nebenbei deutsche Ganzsachen mit Zusatzfrankatur (bis 1923). Dabei geht es mir in erster Linie um Spaß, nicht um große Werte (sonst müßte ich auch die Infla-Ganzsachen mit Zusatzfrankatur sammeln, da sie ohne meist teurer sind). Hier möchte ich euch in lockerer Reihenfolge Stücke aus meiner Sammlung zeigen, aber genauso gerne möchte ich von euch passendes gezeigt bekommen. Dabei braucht ihr euch natürlich nicht den Beschränkungen meiner Sammlung zu unterwerfen, gerne würde ich auch ausländische oder späterere Beispiele sehen. Hoffentlich hat jemand Lust mitzumachen. ;-)

Zum Start zeige ich euch eine Karte, die nicht aus oben erwähnter Sammlung stammt, sondern aus meiner Aachener Heimatsammlung. Es handelt sich um eine niederländische P8, die mit einer MiNr. 33 zu einer Auslandskarte auffrankiert wurde. Aufgegeben wurde sie am 03.12.1892 in ´s Hertogenbosch, am Zielort Aachen bekam die Karte dann einen Tag später noch den Ankunftstempel.

Beste Grüße,
Christoph


 
reichswolf Am: 08.06.2008 15:56:06 Gelesen: 270828# 2 @  
Als nächstes zeige ich eine P24 (Druckdatum 1190a) mit zufrankierter MiNr. 46. Damit wurde aus einer Inlandspostkarte eine Auslandspostkarte nach den Portosätzen vom 01.07.1875 – 31.03.1900. Gelaufen ist die Karte von LÜBECK * 2 * nach Trondheim, Norwegen am 06.05.1891. Die Schreibweise Drontheim war im deutschsprachigen Raum bis 1945 üblich. Norwegen ist übrigens keine so häufige Destination.

Betse Grüße,
Christoph


 
reichswolf Am: 09.06.2008 16:56:38 Gelesen: 270809# 3 @  
Die meisten noch folgenden Ganzsachen, die ich zeigen werde, sind der Inflation geschuldete Belege, bei denen die Zusatzfrankatur der Anpassung an die gestiegenen Portosätze dient. Deutlich seltener findet man GA, die als Einschreiben, per Eilboten oder mit anderen Zusatzleistungen verschickt wurden und darum auffrankiert wurden.

Heute zeige ich eine P146I / 009, bei der die Zusatzfrankatur ein senkrechter Dreierstreifen der MiNr. 180 ist. Gelaufen ist die Karte innerhalb Stuttgarts am 27.10.1922. Damit ist die Karte so verwendet worden, wie bei der Ausgabe gedacht, nämlich als Ortsverkehrskarte. Da aber das Porto dafür am 01.10.1922 verdoppelt wurde, mußten für die gleiche Leistung noch mal 75 Pfennig verklebt werden.

Beste Grüße,
Christoph


 
Stefan Am: 09.06.2008 18:10:28 Gelesen: 270801# 4 @  
@ reichswolf [#3]

auch aus dem Abstimmungsgebiet Oberschlesien zeigte die Inflation ihre ersten Auswirkungen. Bei der Währung dieses Gebietes handelte es sich um die Reichsmark; die Portotarife waren bis auf die Übergangszeit vom 01.07.-14.07.22 die gleichen wie im Deutschen Reich.



Als die dreisprachig gehaltene Ganzsachenkarte im April 1920 erschien, kostete eine einfache Fernpostkarte noch 0,15RM. Bereits zum 06.05.1920 erhöhten sich die Tarife, die eine Zusatzfrankatur notwendig machten. Per 01.01.1922 wurden nach erneuter Portoerhöhung noch mehr Marken zum Auffrankieren notwendig. Die hier hier gezeigt Karte lief am 16.03.1922 von Beuthen (Oberschlesien) nach Schmölln (Sachsen).

Besonders für die Portoperiode ab Januar 1922 ist es für Oberschlesien auffällig, dass sehr viele mit kleinen Werten auffrankierte Ganzsachenkarten existieren. Nachforschungen ergaben, dass bedingt durch kurze Zeit vorher (= 2. Jahreshälfte 1921) gelieferte Nachauflagen der 2. Freimarkenausgabe an die Schalter in Oberschlesien mehr als genug kleinere Werte (5-40Pf) vorhanden waren und die Nachfrage durch das Publikum auch bedient werden konnte.

Fazit: Obwohl Mischfrankaturen von Ganzsachen + Marken bei vielen Sammlern nicht sonderlich beliebt sind, stellen sie für mich für das Abstimmungsgebiet Oberschlesien besonders ab 1922 den Normalfall dar, auch um überzählige Markenbestände der Postämter aufbrauchen zu können. Ähnliches dürfte auch auf das Deutsche Reich zutreffen.

Gruß
Pete
 
hwn Am: 09.06.2008 19:43:41 Gelesen: 270791# 5 @  
@ reichswolf [#3]

Prima Beleg. Ich sammle diese Infla-Ganzsachen seit etwa 3 Monaten in ähnlicher Form, aber mehr aus Spaß an der Freude.

Anbei 2 Belege aus meiner Sammlung. Die obere Karte vom 23.9.23 stellt einen Auslands-Sondertarif für Ungarn und Tschechoslowakei dar und wurde als Formular verwendet, bei 350 Tsd. Mark fielen die 75 Pfg. nicht mehr ins Gewicht.





Seit einigen Jahren sammle ich auch die bayerischen Ganzsachen, mit und ohne ZF, aber mit mehr Ernst.

Auch hier 3 Belege:

Inlandspostkarte (5 Pfg.) per Eilboten (25 Pfg.) von Ludwigshafen nach Breisach. Dort weitergeschickt ins Elsass. Die Weiterleitung war mir den 5 Pfg. Fernporto abgedeckt, aber für die Eilzustellung mussten nochmals 25 Pfg. bezahlt werden. Diesmal mit Germania-Marke verklebt.



Ortspostkarte 2 Pfg. verwendet als Fernpostkarte (ZF 3 Pfg.) per Eilboten (5 Pfg. + 2x10 Pfg.) von München nach Coburg.



Inlandspostkarte (5 Pfg.) von Straubing nach München. ZF 3x5 Pfg. + 25 Pfg. für Einschreiben (20 Pfg.) und Rückschein (20 Pfg.)


 
reichswolf Am: 09.06.2008 23:00:48 Gelesen: 270776# 6 @  
@ Pete [#4]

Schöne Karte, danke fürs Mitmachen! Deinem Fazit kann ich nur beipflichten, auch beim Reich sind die Ganzsachen mit Zusatzfrankatur nicht so beliebt, besonders dann nicht, wenn auch noch Marken verschiedener Ausgaben auf einem Beleg verklebt sind. Da aber, wie du es ja auch für dein Gebiet beschrieben hast, Belege mit Zusatzfrankatur die Regel sind, ist viel Material sehr günstig zu bekommen. Das kommt mir, zumal es sich ja um eine reine Spaßsammlung handelt, sehr entgegen. :-)

@ hwn [#5]

Auch dir vielen Dank fürs Zeigen der herrlichen Belege! Ganz großes Kino, wie ich finde. Besonders die Bayern sind optische Leckerbissen.

Dann zeige ich euch heute noch die Karte, die meine Leidenschaft für das Sammelgebiet entfacht hat. Es ist eine P107 mit zwei mal MiNr. 85II und einer 87II, gelaufen am 17.08.1920 von SCHLACHTENSEE * * * nach London, Bedford Park.

Als die GA 1916 ausgegeben wurde, war sie mit ihren 10 Pfennig als Auslandskarte gedacht. Als die Karte dann vier Jahre und drei Portoperioden später tatsächlich ins Ausland versandt wurde, hatte sich das Porto also schon vervierfacht. Ohne Zusatzfrankatur wäre sie zu diesem Zeitpunkt nur noch als Drucksache nutzbar gewesen.

Beste Grüße,
Christoph


 
reichswolf Am: 11.06.2008 11:40:48 Gelesen: 270743# 7 @  
Heute zeige ich euch eine Karte, die ich gestern erst bekommen habe. Es ist eine P251 mit einem zufrankierten waagerechten Paar der MiNr. 529 als Luftpostgebühr, gelaufen am 02.07.1934 von Aachen nach Pforzheim.

Die Luftpostlinie Aachen-Köln wurde 1931 eröffnet (der Flughafen selbst lag in Merzbrück), war aber ein reines Prestigeobjekt der Stadt, sehr abhängig von gutem Wetter, weshalb sie auch nur im Sommer betrieben wurde. Der Tages- und der Nebenstempel "Aachen Flughafen" kam nur im letzten Jahr des Flugbetriebes zum Einsatz, genauer vom 01.07.1934, dem Tag der Eröffnung in diesem Jahr, bis zum endgültigen Ende dieser Strecke am 31.10.1934.

Belege sind insgesamt relativ selten, Bedarfspost quasi nicht zu finden.

Beste Grüße,
Christoph

PS: Hat zufällig jemand eine Tabelle mit den Luftpostgebühren im Deutschen Reich?


 
Stefan Am: 11.06.2008 20:45:36 Gelesen: 270731# 8 @  
@ reichswolf [#7]

Die Bücherei von Infla-Berlin hat zu diesem Thema einige Nachschlagewerke herausgegeben:

Infla-Band 12: "Die Tarife für Brief- und Paketpost vom 1.7.1906 bis 31.12.1923", 20 Seiten
Infla-Band 31: "1920-1923 - Flugpost-Zuschlag Ausland", 12 Seiten
Infla-Band 34: "Die Luftpostgebühren während der Inflationszeit 1919-1923", 136 Seiten
Infla-Band 42: "Die Gebühren im Deutschen Reich 1923-1933", 48 Seiten
Infla-Band 24: "Die Gebühren im Deutschen Reich 1933-1945", 50 Seiten

In jedem Werk stehen Angaben über die Flugpostzuschläge des betreffenden Zeitraumes und in einigen Büchern sind Zusatzinformationen vorhanden, die weit über eine bloße Auflistung der Portostufen hinausgehen.

Deine Karte ist laut Infla-Band 24 mit 6Pf für Postkartenporto + 10Pf Flugpostzuschlag korrekt.

Weitere Angaben zu den Büchern findest du hier:

http://infla-berlin.de -> Klick auf Infla Berlin Verlags GmbH und anschließend den betreffenden Band anklicken.

Gruß
Pete
 
Pilatus Am: 18.06.2008 00:13:01 Gelesen: 270688# 9 @  
Hier eine Karte - Ganzsache mit Zusatzfrankatur, die man unter vielen Themen einstellen könnte.

Gruss Pilatus


 
reichswolf Am: 18.06.2008 20:56:53 Gelesen: 270675# 10 @  
@ Pete [#8]

Danke für die Hilfe! Die meisten der genannten Bücher stehen eh auf meiner Wunschliste. :)

@ Pilatus [#9]

Das geht mir auch oft so, daß ich hier gar nicht weiß, wo ich einen Beleg einstellen soll. Einige Stücke aus meiner GA-mit-ZF-Sammlung habe ich auch schon woanders gezeigt (Einschreiben, uralte Belege).

Heute zeige ich euch eine BUND P134.02 mit zufrankierter MiNr. 454 vom 23.10.1983. Als die Karte im Jahr 1981 ausgegeben wurde, war sie für den Fernverkehr gedacht, 1983 jedoch wäre sie im Ortsverkehr um 10 Pfennig über-, im Fernverkehr ohne ZF aber um 10 Pfennig unterfrankiert gewesen.

Bei dem Stück ging es mir allerdings nicht um die GA, sondern um den Sonderstempel aus meiner Heimatstadt.

Beste Grüße,
Christoph


 
reichswolf Am: 19.06.2008 13:15:41 Gelesen: 270660# 11 @  
Von Jonsdorf am 09.06.1903 als postlagernde Sendung zum Ausstellungspostamt nach Dresden gelaufene P63Y mit zufrankierter MiNr. 69 vom Unterrand. Entwertet mit K1 JONSDORF * *, dazu K1-Sonderstempel DEUTSCHE STÄDTEAUSSTELLUNG 1903 IN DRESDEN als Ankunftstempel vom folgenden Tag. Rückseitig privater Posteingangsstempel des Empfängers.

Gedacht war die P63 als als Ortspostkarte, im Fernverkehr war also die Zusatzfrankatur notwendig.

Beste Grüße,
Christoph


 
AfriKiwi Am: 27.06.2008 00:57:51 Gelesen: 270601# 12 @  
Auch auf Aerogrammen kommt Zusatzfrankatur vor wie dieser von SWA mit extra 1/2d und 1d Paaren nach New York ab Windhoek 8VII48.

Dieses Militär Aerogramm (1944) wurde in 1948 privat gebraucht und mußte 3d dazu kleben.

Erich


 
reichswolf Am: 27.06.2008 01:47:31 Gelesen: 270599# 13 @  
@ AfriKiwi [#12]

Hallo Erich,

ein wirklich schöner Beleg, danke fürs Zeigen! Ist das eine Formularverwendung? Ich frage, weil der Wertstempel der GA keinen Stempel abbekommen hat und es ja dann wegen der privaten Verwendung einer Militär-GA nahe liegt.

Hier zeige ich euch einen weiteren INFLA-Beleg, eine P148I/022. Die zufrankierten Marken sind die MiNr. 183a, 206, 225, 227a und 230II. Gelaufen ist die Karte am 14.03.1923 von BLUMENTHAL- RÖNNEBECK * * (KOS) nach Erfurt in Thüringen. Das Porto zu diesem Zeitpunkt betrug 40 Mark, die Karte ist also portorichtig.

Beste Grüße,
Christoph


 
AfriKiwi Am: 27.06.2008 03:32:15 Gelesen: 270597# 14 @  
@ reichswolf [#13]

Hallo Christoph,

Nein es ist ein Militär Aerogramm und die eingedruckte 3d Marke wurde einfach versehentlich nicht abgestempelt.

Erich
 

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