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Thema: Schweiz: Eingehende Briefe
Das Thema hat 191 Beiträge:
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briefmarkenwirbler24 Am: 04.09.2018 14:24:06 Gelesen: 66871# 117 @  
@ SH-Sammler [#116]

Hallo Hanspeter,

vielen Dank für die Infos und den Tipp ! Dann suche ich mal nach einem entsprechenden Ort, der so endet.

LG

Kevin
 
SH-Sammler Am: 05.09.2018 07:38:24 Gelesen: 66804# 118 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#115]

Hallo Kevin,

ich bin fündig geworden und kann Dir die Ortschaft Wesseli (heute Veseli) zeigen. Ganz in der Nähe liegt auch die Ortschaft BISENZ (heute Bzenec). Der Stempel auf der Briefrückseite muss daher ein Bahnstempel sein mit dem Wortlaut: BISENZ - MELK.

Nachstehend ein Ausschnitt aus einer alten Karte



Im Google Earth findest Du die Orte Wesseli und Bisenz ebenfalls.

Ich denke, dass der Brief damit genügend beschriftet werden kann.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter

[1] https://maps.geshergalicia.org/galicia/austro-hungary-rail-1901
 
briefmarkenwirbler24 Am: 05.09.2018 10:07:45 Gelesen: 66787# 119 @  
@ SH-Sammler [#118]

Hallo Hanspeter,

wieder einmal ein großes Dankeschön für deine Bemühungen und deine Recherchen, ich konnte wie gesagt auf den ersten Blick nichts auf Google finden, kam auch noch nicht dazu genauer nachzuschauen.

Dann kann der Brief nun abgelegt werden!

Liebe Grüße

Kevin
 
Arge-Ungarn Am: 05.09.2018 22:12:37 Gelesen: 66680# 120 @  
Hallo,

hier noch einen Auszug aus dem Instradirungsbelf 1896 des ungarischen Handelsministerium.

Schönen Abend

Martin


 
briefmarkenwirbler24 Am: 10.09.2018 21:05:40 Gelesen: 66370# 121 @  
Guten Abend allesamt,

heute möchte ich euch gerne zwei neue Errungenschaften vorstellen, bei denen jedoch noch ein paar Fragen offen sind. Und zwar handelt es sich um zwei vorphilatelistische Belege von Braunschweig, dabei kann man von vorneherein sagen, dass Briefe von Braunschweig nach Schweiz sicherlich zu den selteneren Destinationen Altdeutschlands gehören und man auch etwas länger suchen muss, auch wenn es sich hier um Portobriefe handelt (Frankobriefe mit Marken sicherlich als sehr selten einzustufen und fangen bestimmt auch erst bei 4-stelligen Preisen an, aber das sei nur am Rande erwähnt).

Der erste Brief datiert vom 20.12.1843 und wurde zwischen 7 und 7.30 Uhr aufgegeben, insofern ich den kleinen ovalen Stempel hier richtig deute. Adressiert wurde er an Hr.Isler in Wohlen, wo wir ja bereits mehrmals erwähnt haben, dass es sich hier um eine äußerst bekannte und auch große Korrespondenz handelt.

Nun zum schwierigeren Teil, der Taxierung bzw. des Laufweges:

Die 9 Kreuzer für Braunschweig (im Gebührenbaum im Nenner) setzte Frankfurt am Main (Taxis) an, notierte dann aber 22 Kreuzer (im Zähler), die falsch waren und demzufolge gestrichen worden. Rechts korrigierte man dies in 9 Kreuzer und für Thurn und Taxis bis Basel bei der Leitung im geschlossenen Transit durch Baden noch 20 Kreuzer, insgesamt also 29 Kreuzer. Hinzu kamen dann aber noch 3 Kreuzer für Basel und Aargau, sodass wir auf eine Endsumme von 32 Kreuzern kommen, die in Rötel notiert wurden und vom Empfänger eingezogen wurden.

Den zweiten Brief versendete man am 27.10.1846, also drei Jahre später, und adressierte ihn wieder an Jacob Isler in Wohlen.

Dieses Mal setzte sich die Portotaxe jedoch anders zusammen:

Erst wurden wieder wie oben die 9 Kreuzer von FFM (Taxis) an Braunschweig vergütet, was 2 Gutengroschen entsprachen. Thurn und Taxis nahm für sich wieder bei der Leitung im geschlossenen Transit durch Baden 20 Kreuzer, sodass an der Postgrenze ein Porto von 29 Kreuzern zustande kam.

Nun wird die Beschreibung wacklig, wir sehen oben die Notierung "40" in Rötel, was auch Kreuzern entspricht (und von wem notiert wurde?). Eine Theorie wären 10 Kreuzer für Schaffhausen, Basel und den Aargau, sodass wir dann auf 39 Kreuzer kämen, die auf 40 Kreuzer aufgerundet wurden, weil man im Aargau keine ungeraden Kreuzer akzeptierte.

Auf den Siegelseiten befinden sich keine Stempel und Notierungen (wie es sich auch bei einem Portobrief in der Regel gehört, denn das Porto wurde immer vorder/-und das Franko rückseitig notiert, auch wenn es hier Unterschiede von Postgebiet zu Postgebiet gab).

Ich hoffe, jemand kann mir bei den Fragen behilflich sein und dass ihr Gefallen an den Briefen findet.

LG

Kevin


 
Heinz 7 Am: 11.09.2018 10:28:56 Gelesen: 66344# 122 @  
@ Heinz 7 [#114]

Vor neun Tagen habe ich einen Brief hier gezeigt mit einem Stempel, den ich nicht genau beschreiben konnte. Ich habe gehofft, dass einer der Leser die Lösung vielleicht auswendig weiss, aber bis jetzt hat sich niemand gemeldet.



Nach dem Motto: "Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner!" habe ich mich also selber auf die Suche gemacht.

Der gute alte Katalog von James Van der Linden: "Marques de Passage; Postvertragsstempel" aus dem Jahr 1993 (2. Auflage) hat mir nun tatsächlich alle benötigten Informationen gegeben. Ich zeige aus Seite 36 einen Ausschnitt zu den Abbildungen zu den Stempeln Nummer 332-334.



Wir lesen also:

"AUS RUSSLAND
über BUR.XI EDK.BRG.
FRANCO"

Das ist Stempel Nummer 333 Van der Linden!

Dies ist ein preussischer Stempel. Van der Linden schreibt dazu "ambulant no 11", ein Bahnstempel. Die Abkürzungen EDK.BRG. stehen offenbar für "Eydtkuhnen-Bromberg"

Gemäss Wikipedia von heute finden wir zu "Eydtkuhnen":

"Tschernyschewskoje (russisch Чернышевское, wissenschaftliche Transliteration: Černyševskoje; deutsch Eydtkuhnen bzw. 1938–45 Eydtkau, litauisch Eitkūnai) ist ein Ort in der Oblast Kaliningrad, Russland, an der Grenze zu Litauen. Er gehört zur Landgemeinde Prigorodnoje im Rajon Nesterow.

(…)

Die Anfänge des Ortes Eydtkuhnen gehen ins 16. Jahrhundert zurück. Einen Aufschwung erlebte der damals von nur 125 Einwohnern[2] besiedelte Ort, als 1860 die Preußische Ostbahn bis hierher ausgebaut war und Eydtkuhnen zum wichtigsten Grenzbahnhof Preußens an der Ostgrenze wurde.[3]

Die normalspurige Ostbahn stieß in Eydtkuhnen auf die russischen Breitspurgleise, so dass wegen der unterschiedlichen Spurweiten keine durchgängige Zugverbindung möglich war. So fuhren Züge aus Sankt Petersburg bzw. Leningrad bis Eydtkuhnen, wo die Fahrgäste am selben Bahnsteig in einen preußischen Zug mit Normalspur umstiegen."

Damit wissen wir also, wo der gezeigte Brief aus Wilna nach Deutschland (Preussen) kam.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 11.09.2018 10:45:28 Gelesen: 66340# 123 @  
@ Heinz 7 [#122]

Eydtkuhnen (heute: Tschernyschewskoje) liegt ziemlich genau westlich von Wilna (oder Vilnius), wie der Kartenausschnitt aus "Via Michelin" zeigt:



Die Ortschaften liegen weniger als 200 Kilometer auseinander (183, gemäss heutiger Strasse / Berechnung Via Michelin). Von Eydtkuhnen führte dann der Weg über Basel, wie oben (Beitrag 114) bereits vermerkt. Siehe dazu auch Karte Beitrag [#74].

Ein wunderbarer Brief, der mit diesem Zusatz-Wissen natürlich noch aufgewertet wird.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 11.09.2018 11:07:21 Gelesen: 66337# 124 @  
@ bayern klassisch [#45]

Den dritten Brief, den Ralph uns vor einer Weile zeigte, trägt denselben Stempel Van der Linden 333 (siehe Beiträge [#114], [#122] und [#123]). Und auch Kevin darf sich freuen (Beitrag [#55]).

:-)

Herzliche Grüsse an alle

Heinz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 12.09.2018 21:12:15 Gelesen: 66269# 125 @  
@ Heinz 7 [#124]

Hallo Heinz,

vielen Dank für deine Recherchen, denn wie du geschrieben hast, betrifft es ja auch nun mehr meinen gezeigten Brief.

Liebe Grüße und herzlichen Dank,

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 17.09.2018 20:18:28 Gelesen: 66106# 126 @  
Guten Abend allerseits,

wenn ich es noch richtig im Kopf habe, wurde bisher noch kein Beleg aus dem Deutschen Reich in die Schweiz vorgestellt. Daher möchte ich an dieser Stelle einen entsprechenden Brief zeigen.

Aufgegeben wurde der Brief am 01.06.1875 (also relativ kurz bevor die Gebühren der UPU geltend wurden). Siegelseitig lassen sich der Durchgangsstempel von Burgdorf (01.06) und der Ankuftsstempel von Langnau (02.06) erkennen.

Man frankierte hier richtigerweise 20 Pfennig (Mi.Nr.34, Reichsadler) für einen einfachen Brief bis 15 g.

Gilt hier auch der Postvertrag vom 01.09.1868 bis zum 30.06.1875, der andersherum anzuwenden ist?

Und dann stellt sich mir noch die Frage wie sich die Taxe unter dem Reich und der Schweiz aufteilt, Briefe vice versa kosteten 25 Rappen, die sich in 15 Rappen fürs Deutsche Reich und 10 Rappen für die Schweiz aufteilten (also 3/5 und 2/5), wären das dann hier 12 Pf und 8 Pf, oder ist die Aufteilung anders?

Besonders schön finde ich den Stempelabschlag des Hufeisenstempels von "Straßburg im Elsaß Bhf".

Liebe Grüße

Kevin


 
bayern klassisch Am: 17.09.2018 20:51:26 Gelesen: 66103# 127 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#126]

Hallo Kevin,

ja, hier galt auch der Postvertrag des Norddeutschen Bundes mit der Schweiz, weil das Deutsche Reich die Rechtsnachfolge des Bundes angetreten hatte.

Die Gebührenaufteilung dürfte stimmig sein.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 17.09.2018 21:07:44 Gelesen: 66101# 128 @  
@ bayern klassisch [#127]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die schnelle Antwort! :)

Liebe Grüße

Kevin
 
Heinz 7 Am: 17.09.2018 22:16:32 Gelesen: 66095# 129 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#126]

Seit dem 1. Januar 1871 gehörte Rügen in Norddeutschland zum Deutschen Reich (vorher: zum Norddeutschen Bund). Sagard war bis 1326 Teil des Fürstentums Rügen und danach des Herzogtums Pommern. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Rügen und somit auch das Gebiet von Sagard ein Teil von Schwedisch-Pommern. Im Jahr 1815 kam Sagard als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern. (Info gemäss Wikipedia).

Diese hübsche Postkarte wurde also von ganz weit im Norden des Deutschen Reiches auch nach Langnau geschickt. Der Absender wusste wohl, dass Langnau im Emmenthal im Kanton Bern in der Schweiz liegt, aber er bemühte sich nicht um eine Zusatzfrankatur, sondern verwendete eine Inland-Postkarte für diese Sendung.

Diese wurde aber taxiert mit Strafporto von 15 Rappen, sehr hübsch bezahlt mit einer blauen und einer grünen Nachporto-Marke der Schweiz.

Die Karte wurde geschrieben am 29.6. 1885, gestempelt in SAGARD am 30.6.1885 und wurde per Zug befördert (Bahnstempel "AMBULANT" 1.VII.85"). Bereits am 2.VII.85 kam die Karte in Langnau an.



Gemäss aktuellen Routenrechner (Via Michelin) liegen die beiden Orte 1157 Kilometer auseinander. Die Post wurde dennoch sehr rasch zugestellt.



Post aus dem Deutschen Reich in die Schweiz gibt es viele. Nicht alle Stücke erfreuen aber ein Sammlerherz so wie die beiliegende Postkarte.

Heinz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 17.09.2018 23:05:51 Gelesen: 66089# 130 @  
@ Heinz 7 [#129]

Hallo Heinz,

sehr schönes Stück!

Ich persönlich finde es immer sehr erfreulich, wenn man solche Belege aus der Zeit findet, die mit Nachportomarken versehen worden sind, weil sie einfach in jeder Sammlung etwas hermachen.

Warum der Absender der Meinung war, 5 Pfennig würden bis in die Schweiz ausreichen, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. :D

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 18.09.2018 06:27:55 Gelesen: 66076# 131 @  
@ Heinz 7 [#129]

Hallo Heinz,

gefällt mir sehr gut deine Karte.

Aber das Deutsche Reich existierte erst ab dem 18.1.1871 (Kaiserproklamation in Versailles).

Viele Deutsche glaubten schon in den 1850er Jahren des DÖPV, dass die Schweiz auch zu diesem gehörte, weil sie nicht verstehen konnten, dass Länder wie Luxemburg und die Lombardei dem DÖPV (Deutsch Österreichischer Postverein) angeschlossen waren, der von Dänemark bis zum Kirchenstaat und von Frankreich bis Russland reichte, aber die solide, deutschsprachige Schweiz nicht.

Daher sind zahllose Poststücke unterfrankiert bzw. mit dem Tarif für Inlands- bzw. Vereinspost versehen. Dieser Glaube wurde auch nicht durch die Gründung des Weltpostvereins beendet, wie man an deiner schönen Karte gut sehen kann, sondern lebte weiter fort - wie ich weiß, teilweise bis heute.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 25.09.2018 14:49:53 Gelesen: 65847# 132 @  
Hallo in die Runde,

mal wieder ein neuer Beleg:

Aufgegeben wurde der Faltbrief am 13.01.1871 in Görlitz und man adressierte ihn nach Basel, wo er zwei Tage später bereits angekommen ist.

Zur Frankatur lässt sich sagen, dass sich hier die Tarifperiode vom 01.09.1868 bis zum 31.12.1871 anwenden lässt. Hier wurde die Einheitstaxe von 7 Kreuzern bzw. 2 Silbergroschen eingeführt, bei meinem Brief gilt Letzteres.

Nun kamen jedoch zzgl. 2 Sgr. für die Einschreibe-Gebühr oben drauf, sodass wir bei einem Franko von 4 Silbergroschen (14 rheinische Kreuzer) liegen, die sehr schön als Viererblock verklebt worden sind.

Die "3" in Rötel entspricht hier dem Weiterfranko, das wer bekam?

Optisch konnte ich diesem Brief einfach nicht widerstehen.

Liebe Grüße

Kevin


 
bayern klassisch Am: 25.09.2018 17:35:55 Gelesen: 65836# 133 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#132]

Hallo Kevin,

da das Deutsche Reich niemals in anderer, als Thaler-/Groschenwährung verrechnete, hier aber 3 Kreuzer in Rötel (von Basel) notiert wurden, hatte das Reich mit Baden und Baden mit Basel (= der Schweiz) das Weiterfranko von 10/12 Silbergroschen verrechnet.

Noch besser wäre es, du hättest einen Groschen- oder Kreuzerzeitbrief des Reiches in die Schweiz mit einem Weiterfranko in Reichspfennigen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 28.09.2018 13:45:30 Gelesen: 65796# 134 @  
@ bayern klassisch [#133]

Hallo Ralph,

aufgrund des Studiums kam ich erst jetzt dazu dir hier zu antworten.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wurden die "3x" in Rötel in 10/12 Sgr. umgerechnet, weil das Deutsche Reich in keiner anderen Währung seine Anteile verrechnete?

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 28.09.2018 14:48:49 Gelesen: 65791# 135 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#134]

Hallo Kevin,

wenn Post des Deutschen Reichs direkt mit der Schweiz ausgetauscht wurde, bedurfte es keiner anderen Währungen als Rappen und Silbergroschen bzw. deren Bruchteile.

Waren aber süddeutsche Posten involviert, die ja so gut wie nie in anderen Währungen, als rheinischen Kreuzern fakturierten, dann sehen wir dies auf Briefen, die Kreuzernotationen aufweisen, so wie hier.

Was viele nicht wissen: Auch die Gebiete des Deutschen Reiches, die im Kreuzergebiet lagen und mit Kreuzermarken frankierten, waren im internationalen Postverkehr in Groschenwährung rechnungspflichtig; das galt auch bei unterfrankierten Briefen von dort.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Manne Am: 03.10.2018 13:52:10 Gelesen: 65697# 136 @  
Hallo,

ein eingeschriebener Brief aus Schwenningen nach Zürich vom 05.05.1894, Ankunftstempel Zürich vom 05.05.1894.

Gruß
Manne


 
briefmarkenwirbler24 Am: 23.01.2019 17:42:33 Gelesen: 62260# 137 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#126]

Guten Abend allerseits,

nachdem ich vor etwas längerer Zeit einen Brief frankiert mit dem Reichsadler aus der Pfennig-Währung zeigen konnte, möchte ich euch heute einen Brief aus der Groschen-Zeit zeigen.

Aufgegeben wurde der Brief am 29.11.1872 in "Leipzig Postamt N°2" und adressiert nach Thalwil bei Zürich.
Siegelseitig finden wir einen Transitstempel von Zürich (30.11.) und den Ankunftsstempel von Thalwil vom 01.12.1872.

Zur Frankatur verwendete man 2x Mi.Nr.19, 1 Groschen "Adler mit großem Brustschild", also insgesamt frankogerecht 2 Groschen (gleiche Tarifperiode wie oben).



Ich habe mal spaßeshalber etwas über den Schreiber und den Empfänger des Briefes recherchiert und konnte folgendes finden:

Leon Rosenzweig wurde am 29.07.1840 in Czernowitz (Ukraine) als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er arbeitete zunächst einige Zeit selbst als Kaufmann in Bukarest, bevor er 1871 nach Czernowitz zurückkehrte und dort eine Bank eröffnete. Während seiner Zeit als Kaufmann machte er viele Geschäftsreisen nach Deutschland, England und Frankreich und Italien. Neben seiner Tätigkeit als Kaufmann verfasste Rosenzweig zudem Lustspiele und "Dramatische Sprichwörter" 1864 sowie 1865 in Leipzig über den Verlag Fritsch und Theile. Später ergänzte er seine Werke um Novellen und Humoresken.

Einerseits war Leon Rosenzweig ein typisches Beispiel für die Schicht emanzipierter bildungsbürgerlicher Juden und andererseits produzierte er als einer der frühesten jüdischen Autoren deutschsprachige Kleinepik und dramatische Literatur, die wiederum beispielhaft für die Nachahmung zeitgenössischer deutscher Trivialliteratur in der Bukowina (Buchenland) ist.



Der Empfänger war kein geringerer als das Unternehmen "Schwarzenbach & Landis".

Die Robert Schwarzenbach & Co AG wurde 1829 in Thalwil (Kanton Zürich) gegründet und stellte Seidenstoffe her. 1928 war Schwarzenbach mit 28'000 Angestellten und einem Umsatz von 267 Millionen Schweizer Franken das grösste Textilunternehmen der Welt, wobei ein Grossteil des Umsatzes in den USA erzielt wurde. 1829 machte sich Johannes Schwarzenbach-Landis (1804–1861) als Seidenfabrikant selbständig. 1832 gründete er zusammen mit seinem Vater Joseph Schwarzenbach-Kölliker und seinem Schwager Jakob Näf-Schwarzenbach die Seidenweberei Näf & Schwarzenbach mit Geschäftssitz im Ägertli, Gemeinde Thalwil. Der neue Geschäftssitz in zwei Wohnhäusern (Ferggstube) an der Seestrasse wurde 1846 mit einer Seidenwinderei und -zwirnerei erweitert. 1874 wurden 633'240 Laufmeter Seidenstoffen im Verkaufswert von 2,2 Millionen Franken produziert und verkauft. Eigene Verkaufsbüros wurden ab 1877 in London, Lyon, Berlin, New York, Como und Mailand gegründet.



Auf dem linken Bild sieht man Robert Schwarzenbach und rechts die Seidenweberei Schwarzenbach um 1920.

Wer Interesse an diesem Thema hat, einfach den untenstehenden Links folgen.

https://books.google.de/books?id=T6KFN40miHoC&pg=PA55&lpg=PA55&dq=leon+rosenzweig+leipzig&source=bl&ots=AqHkSWv5kK&sig=ACfU3U2mbMym-v98XDf05l-OwRLzU4HqxA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiBke_8o4TgAhURLFAKHWFCAKAQ6AEwAHoECAgQAQ#v=onepage&q=leon%20rosenzweig%20leipzig&f=false

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Schwarzenbach_%26_Co

Liebe Grüße

Kevin

PS: Vielleicht ist ja auch jemand so frei und kann den Inhalt des Briefes übersetzen, sodass man grob nachvollziehen kann, worum es in dem Gespräch ging.
 
bayern klassisch Am: 23.01.2019 17:56:13 Gelesen: 62256# 138 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#137]

Hallo Kevin,

schöner Brief - man ersucht um Zusendung einer Muster - Kollektion.

Wäre toll, eine solche mal sehen zu können, aber die wird wohl leider die Wirren der Zeit kaum überlebt haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 23.01.2019 22:07:20 Gelesen: 62241# 139 @  
@ bayern klassisch [#138]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die schnelle Antwort!

Ich glaube auch, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass solch ein Muster zwei Weltkriege überlebt hat. Sei's drum, hauptsache der Brief ist noch gut erhalten. :D

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 31.01.2019 17:21:32 Gelesen: 61829# 140 @  
Liebe Freunde,

die jüngste Errungenschaft eines lieben Sammlerfreundes von mir möchte ich euch nicht vorenthalten.



Teilfrankobrief der 2. Gew. Stufe aus Chile (Südamerika)

Das äusserst seltene Tarifdokument konnte wertzeichenfrankiert mit 10 Centavos (2 x 5 Ctv.) nur für die chilenische Inland-Wegstrecke bis zum Einschiffungshafen spediert werden.

Die Schiffspassage auf dem Pazifik, der Landweg „via Panama“, sowie der Seeweg über den Atlantik nach England und weiter über Frankreich in die Schweiz ist mit Fr. 2.60 Porto (in Rötel „260“) ausgewiesen, vom Empfänger zahlbar!

Ab 1.7.1862 war dieser Tarif ab Einschiffungshafen in Chile für Briefe in der 2. Gew.Stufe (über 7,5 - 15 Gramm) bis zum Adressaten portogerecht. Je 7,5 Gramm (oder Bruchteile) wurden lt. Tarifliste mit Fr.1.30 berechnet!

Der Verrechnungsstempel „GB 2F 87“ zeigt an, dass Frankreich an England je Unze Briefgewicht Fr.2.87 Seetaxe zu vergüten hatte.

Santiago 17.Sept.1862, Zürich 1.Nov.1862

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 31.01.2019 20:43:27 Gelesen: 61811# 141 @  
@ bayern klassisch [#140]

Hallo Ralph,

was eine Granate, da schlägt das postgeschichtliche Herz doch gleich höher!

Briefe von Chile in die Schweiz sollten doch handverlesen sein, oder? Ich möchte nicht wissen, wie viele Pizzen man sich für diesen Brief hätte holen können. :D

Hat dein Freund (bzw. unser Freund, wenn wir vom gleichen reden) denn das passende Gegenstück in seiner Sammlung? Nach meinen Informationen sind genau 12 Strubel-Briefe nach Chile bekannt, welche allesamt nach Valparaiso adressiert worden sind.

Aus der Zeit der sitzenden Helvetia habe ich zwei Briefe in meinem Archiv, einmal frankiert mit 3 Franken (3. GS) über Bordeaux und die Magellanstraße mit 20 Centavo Inlandsporto sowie einen Brief frankiert mit 1,30 Franken mit 15 Centavo Inlandsporto. Aus dieser Zeit gibt es aber sicherlich ebenfalls etwa so viele Briefe wie aus der Strubel-Zeit.

Liebe Grüße

Kevin
 

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