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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 20.07.2019 10:23:09 Gelesen: 238521# 445 @  
Liebe Freunde,

eigentlich ein Stück für die gepflegte Krabbelkiste, wäre da nicht die Anschrift, die mich zum Kauf bewogen hat (zum Preis eine Pizza - Dollars, wie ich nicht vergessen möchte hinzuzufügen).





Drucksache bis 2,5 Loth aus Augsburg vom 25.5.1874 "An die Hinterbliebenen des Herrn Joh. Evangel. Lang, Holzschnitzwaaren Verlegeer in Oberammergau". Noch am selben Tag bekam die Drucksache (DS) in München einen Transitstempel (eher ungewöhnlich, noch dazu bei billigen DS), aber dafür in Oberammergau wenigstens keinen Ankunftsstempel, was die Sache wieder ausglich.

Hochinteressant der Inhalt - Datenschutz gab es in der guten, alten Zeit ja noch nicht, daher zeige ich ihn hier: Man hatte in Augsburg erfahren, dass in Oberammergau jemand gestorben war und bot prompt Sterbeandenken in großen Partien an - das nenne ich mal geschäftstüchtig.

Eine Adresse an "Hinterbliebene" hatte ich bisher noch nicht, denn woher sollte die Post wissen, wer konkret damit gemeint war - die Ehefrau (wenn es sie gab), Kinder (wenn es sie gab), Bruder und Schwester (wenn es sie gab), Eltern (wenn es sie noch gab), oder wen sonst?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.07.2019 10:56:45 Gelesen: 238512# 446 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus München vom 11.2.1851 an Herrn Nathan Huchinger, Privatier in Harburg in Bayern, zeigt, dass auch Briefe ankommen konnten, die suboptimal gestaltet waren und zwar von Seiten des Absenders, wie auch von Seiten der Aufgabepost.



1. Bedeutender als das bayerischer Harburg war das bei Hamburg, welches sich genauso schrieb und schreibt - zur Verwechslung namensgleicher Orte hätte man wenigstens präzisieren sollen "in Schwaben", oder "in Bayern".

Die Aufgabepost in München notierte unten links "9" Kreuzer Porto, die auch als "3" hätten gelesen werden können. Als ich den Brief in der Bucht sah, dachte ich zuerst, man hätte oben links eine Marke entfernt und ihn so angeboten, aber es zeigt sich jetzt, dass es oben nie eine Marke gab und dieser Taxkrüppel tatsächlich eine 9 sein musste, weil einfache Briefe über 12 Meilen innerbayerische 6 Kreuzer plus 3 Kreuzer Portozuschlag ab dem 1.7.1850 kosteten.

Dennoch hat ihn die äußerst zuverlässige bayerische Post am Folgetag im richtigen Harburg zugestellt und man muss hoffen, dass alle Beteiligten auch den Taxkrüppel als 9 interpretiert hatten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.07.2019 09:45:52 Gelesen: 238100# 447 @  
Liebe Freunde,

wenn ein Brief "ein Gesicht hat", ist die Qualität der verwendete(n) Marke(n) hinsichtlich der Qualität sekundär. Genau so verhält es sich hier bei einem 1,5 Pizza - Dollar - Brief, den ich aus den USA heim nach Südhessen holen konnte.





Eine Rechnung wurde am 20.10.1869 in Memmingen geschrieben, aber erst am 22.10.1969 dort an "Herrn Levi Sondheim in Obergleen bei Kirtorf" mit einer randmäßig kastrierten Nr. 15 der Post aufgegeben, warum auch immer so spät. Diesen Mangel des Absenders glich aber seine mindere Adressierungsqualtiät locker wieder aus, denn so einfach war das Briefchen bis 1 Loth nicht zuzustellen, denn 5 siegelseitige Stempel waren auch zu dieser Zeit noch nicht die Regel.

Bei einer Entfernung von 59 km würde ich bei zwei Dörfern andere Präzisierungen erwartet haben, aber wenn man ihn richtig adressiert hätte, sähe er ja auch langweilig aus.

Jedenfalls strich man zuerst "Kirtorf" und notierte stattdessen "Niederkleen", wonach man dieses strich und durch "Kirtorf" ersetzte.

Schauen wir uns die Karte von Memmingen nach Oberkleen an, stellen wir fest, dass München nicht gerade auf der Strecke lag, doch genau dort lief er noch am selben Tag durch:

Am 23.10. kam er in Mainz an und war am 25.10. (!!) in Niederkleen. Dort erhielt er den Ausgabestempel, jedoch konnte nicht zugestellt werden, so dass er am 26.10. in Kirtorf aufschlug, wo er einen zweiten, schlecht abgeschlagenen Ausgabestempel erhielt.

Hinten lese ich: "In Oberkleen beiNiederkleen unbekannt. Langgöns, Bote" und Langgöns liegt ja auch in der Nähe zu den drei involvierten Orten Niederklee, Oberkleen und Kirtorf.

Levi Sondheim hatte im Allgäu Käse bestellt und eine Kiste Käse mit 110 Pfund Käse und 20 Pfund Verpackung zugesandt bekommen. Zuvor hatte er per Postanweisung den Käse und die Verpackung bzw. den Versand mit 26 Gulden und 27 Kreuzern bezahlt. Da dürfte der Käse weitaus früher angkommen sein, als der Brief, oder hatte der auch eine kleine Odyssee hinter sich, allerdings mit der Bahn? Wenn ja, dann wird Levi Sondheim den Käse schon von Weitem gerochen haben ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch (großer Käseliebhaber, nur damit das nicht falsch rüber kommt!)
 
bayern klassisch Am: 27.07.2019 10:03:02 Gelesen: 238096# 448 @  
Liebe Freunde,

zu den großen Mysterien der bayerischen Postgeschichte gehörten die portopflichtigen Partei - Sachen, die zwar unfrankiert aufgegeben werden konnten, aber auch in diesem Fall keinen Portozuschlag ab 1868 erhalten durften.

Demnach sollten sie unfrankiert am Ort 1 oder 2 Kreuzer kosten und im Fernverkehr 3 oder 7 Kreuzer, je nachdem, ob sie bis 1 Loth oder über 1 - 15 Loth wogen. Keine Vorschrift ist in Bayern häufiger mißachtet worden, als diese.







Ein Schreiben des kgl. Marktes Neukirchen beim heiligen Blut an das Bürgermeisteramt der Gemeine Lambsheim (Pfalz) vom 18.11.1870 (Kriegszeit) war in jeder Beziehung mustergültig auf seinen Weg gebracht worden und der Vermerk "P.S. Porto jenseits", also Partei - Sache von Lambsheim, dort das Porto einfordern, war eindeutig. Der Auftraggeber saß also in der Pfalz und wünschte eine Maßnahme zwischen bei bayerischen Behörden, für die er zu zahlen hatte. War er wohlsituiert, konnte man das nach Erledigung mit ihm abrechnen, war er das nicht, musste er, ehe die Behörden loslegten, ein Depositum in Lambsheim abliefern, aus dem man sich bei Kosten, Gebühren usw. bediente.

Der über 1 Loth schwere Brief hätte also im Franko-, wie im Portofall wie hier nur 7 Kreuzer kosten dürfen - dennoch hat ihn die Aufgabepost mit 11 Kreuzer taxiert, als wäre es ein gewöhnlicher Brief und kein portomoderierte Dienstbrief.

Auch die Abgabepost (hinten kein Stempel) störte sich nicht an der Beugung der Vorschriften und kassierte satte 4 Kreuzer zuviel, die der Auftraggeber im Endeffekt bezahlen durfte.

Zum Inhalt:

"Das Verehelichungsgesuch des Josef Schab". Schab möchte seine Braut in Neukirchen b. h. B. als neue Heimat angeben, aber in der Pfalz heiraten. Der Magistrat möchte hierfür 20 Gulden von Schab haben, ehe man ihn dort einbürgert. Auch bedurfte es eines Zeugnisses, dass Schab seinen Militärdienst geleistet hatte - was Wunder in dieser Zeit, da sich vlt. der ein oder andere gerne mal davor drücken wollte, war doch schon der Friedensdient beim Militär kein Fingerschlecken und ab Sommer 1870 kam ja noch der Krieg hinzu.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.07.2019 10:01:49 Gelesen: 237995# 449 @  
Liebe Freunde,

eine weitere Mini - Sammlung von mir hat Zulauf bekommen, die Slg. 1.7.1849 bis 31.10.1849.



Ein Privater schrieb eine Stiftungs Sache (!) in Oettingen am 5.9.1849 und gab sie am Folgetag unfrei zu Post. In Oettingen stempelte man noch mit grüner Farbe, was sich bald ändern sollte, als die ersten Marken erschienen und auf schwarze Farbe umzustellen war.

Hier aber taxierte man korrekt mit 3 Kreuzer innerbayerisch für einen Brief an die Hochlöbliche Stiftungsverwaltung zu Oberdorf bey Bopfingen. Bei Bopfingen? Das lag doch in Württemberg und hatte mit dem rein innerbayerischen, neuen Taxregulativ vom 1.7.1849 gar nichts zu tun, könnte man meinen. Ja und nein!

Mit dem Postvertrag zwischen Bayern und Württemberg von 1809 (also noch unter Napoleons Zeiten) galt bei einigen Grenzorten, dass die eigene Postkutsche bis zum gegenüber liegenden Grenzort fahren durfte, um die Post abzugeben, ohne dass dies eine weitere Gebühr nach sich zu ziehen hatte - im Klartext: Briefe aus Bayern nach Bopfingen galten als frankiert bis Nördlingen (s. hinten den Ankunftsstempel vom selben Tage), wurden jedoch mit der bayerischen Kutsche bis in württembergische Bopfingen gefahren (wobei damals Thurn und Taxis die Postgerechtsame in Württemberg noch gepachtet hatte).

Oberdorf war ein eigenständiger Ort vor den Toren von Bopfingen, ist aber heute längst eingemeindet und der größte Stadtteil heute mit ca. 1.500 Einwohnern. Damals waren es sicher weit weniger.

Grüner Stempel, eine ominöse Stiftungssache, ein Tarif nach Württemberg, den es nur für Bayern geben sollte und ein fehlender Bestellgeldvermerk in Bopfingen - ja, das hat schon etwas, vor allem dann, wenn man es in der Bucht unerkannt schnappen kann zum Preis einer Damenpizza, schlecht belegt, leicht erkaltet - vlt. sogar von gestern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.08.2019 16:35:08 Gelesen: 237044# 450 @  
Liebe Freunde,

ein entzückendes Briefchen vom 17.3.1847 erblickte mein Auge in der Bucht - mit leidlich lesbarem Halbkreisstempel Günzburgs versehen, las ich die Anschrift: "S= des Ttl. Herrn Fidel von Baur - Breitenfled Kl Bayr. Landgerichts - Assessor wohlgeboren Lindau Ablage im Gasthaus zur Krone"



Der Brief weist darüber hinaus noch einen fast nachträglich anmutenden Vermerk "fro" für franco auf. Siegelseitig ist jedoch kein Franko zu erkennen. Statt dessen hatte der Absender notiert: "Vom Kl. Postv. G´hey".



Der Brief wurde mit einem kleinen Siegel versehen und erhielt je zwei Parellelstriche, aber keine Frankonotation, so dass ich davon ausgehe, dass man in Günzburg nichts bezahlte. Pro memoria: Günzburg - Lindau im Bodensee sind genau 110 km, also wäre selbst ein einfacher Brief auf ein Franko von 6 Kreuzer gekommen (über 12 bis 18 Meilen).

Dann schaute ich nach und fand heraus, dass damals der Posthalter von Günzburg Carl Graßhey (oder Grashey) hieß und selbiger den Brief geschrieben hatte, für den er natürlich nichts hatte zahlen wollen. Lindau erhielt ihn noch am selben Tag und übergab ihn wohl dem Wirt des Gasthauses zur Krone, wo man ihm seinem Empfänger später zustellte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.08.2019 10:04:49 Gelesen: 235829# 451 @  
Liebe Freunde,

Briefe der Kreuzerzeit (und wohl auch der Pfennigzeit) auf violettem Briefpapier findet man sich nicht an jeder Ecke, vor allem nicht Ortsbriefe, bei denen die Marke so schön farblich kontrastiert, wie hier auf einem Briefchen vom Münchener Bahnhof vom 24.7.1869 an "Herrn Stroblberger Schwertfeger, Karlsplatz, München".





Noch am selben Tag Ankunft in der Stadt, gab man ihn den Briefträgern Nr. 32 und 37 (die Reihenfolge vermag ich nicht zu klären) zum Austragen mit. Fein auch, und so kannte ich das bisher nicht, dass der Absender sein rotes Negativsiegel abschlug, was bei dem Untergrund etwas unleserlich wurde.

Der Inhalt aber stammt von Regensburg, so dass es gar kein Ortsbrief, sondern ein geschmuggelter Fernbrief war und vlt. lässt sich so der ungünstige, farbliche Abschlag des Absendersiegels erklären (nicht ernst gemeint).

Ein Herr A. Strobl beauftragte Herrn Stroblberger, für ihn Klingen und Rapiere herzustellen und zu liefern.

Ab 1.1.1868 kosteten einfache Fernbriefe nur noch 3 Kr., daher kommen solche Kuvertierungen in der späten Zeit eher selten vor, denn die Ersparnis von nur 2 Kr. war nicht so berühmt wie in der alten Zeit, also man 5 oder mehr Kr. sparen konnte, zumal der Zeitverlust bei Firmen wie hier nicht vergessen werden sollte: Regensburg 20.7., erhalten in München am 24.7. und beantwortet am 26.7. waren schon Zeitunterschiede, die etwas ausmachen konnten, denn schon damals war Zeit Geld.

Derzeit knoble ich noch, in welche Sammlung das Original gesteckt wird: Ortsbriefe, Weiterleitung, Besonderheiten beim Absender (Firmenstempel), oder Postbetrug?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.08.2019 10:19:45 Gelesen: 235824# 452 @  
Liebe Freunde,



Portobriefe in den Postverein sind in der 1. Gewichtsstufe häufig, wenn auch vlt. nicht gerade nach Bergedorf, Liechtenstein, Strelitz oder Luxemburg. Alle Briefe in der 2. Gewichtsstufe sind nicht häufig und von höheren Gewichtsstufen brauchen wir gar nicht erst zu reden, weil es sie heute zumindest kaum noch gibt.

Hier darf ich eine echte Bombe zeigen, bei der auch noch Einiges schief gegangen ist, aber der Reihe nach: Aibling 29.9.1861 "Seiner Wohlgeboren dem Schultheißen Herrn Bäuerlein Wohlgeboren in Essingen Kgl. Württembergisches Oberamt Aalen". Der Vermerk "Gegen Schein Mit Zeichungspapiren" war hier nur optisch nicht so relevant, denn optisch eingeschrieben wurde die Sendung nicht, so dass man "Gegen Schein" hätte durch die Hand des Absenders eigentlich streichen lassen müssen, aber die 6 Kreuzer für die Einschreibung spielten schon eine Rolle, wie wir noch sehen werden.

Mit Zeichnungspapieren = Anlage, die dem großen Brief untergebunden war. Das "Bundle" wurde 3 mal gleich taxiert, nämlich mit satten 54 Kreuzern. Bei einer Entfernung von Aibling - Essingen (Aalen) von genau 180 km = über 20 Meilen kostete also ein Brief unfrei 9 Kr. plus 3 Kr. Portozuschlag = 12 Kr. je angefangenes Loth. Ein Brief mit über 3 Loth wie hier kostete also schon das Vierfache von 12 Kr., nämlich 48 Kr.. Dazu kamen 6 Kr. Recogebühr für die Aufgabepost, so dass sich die 54 Kr. erklären. Noch besser wäre es gewesen, man hätte "Chargé" gestempelt und die Reconummer notiert, aber es geht auch so ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.08.2019 10:55:39 Gelesen: 235818# 453 @  
Liebe Freunde,

Dienstbriefe sind oft das hässliche Entlein, die graue Maus, oder gar lettera non grata bei vielen Sammlern und nichts ist falscher als das, zumindest im internationalen Postverkehr.



Sogar in die von Bayernbriefen überschwemmte Schweiz findet man sie nicht häufig, warum auch immer (ich könnte mir vorstellen, dass die Schweizer Archive noch erkleckliche Mengen beinhalten, aber nichts heraus rücken).

Hier ein Exemplar "Vom Katholischen Stadtpfarramte in der Vorstadt Au" bei München mit Postaufgabe in München - Stadt vom 20.7.1866, also der Kriegszeit, auch wenn sie weder München, noch Zürich wirklich tangierten, "An das Kathol. Stadtpfarramt Zürch / Herrn J. S. Reinhard, kathol. Pfarrer / in Zürch. R.S. ENr. 1157 Amtlich". Siegelseitig der Ankunftsstempel vom Folgetag (!!!), heute unmöglich und bestenfalls per Flugpost möglich.

Interessant ist die Schreibweise von Zürich und hätte da Zürich gestanden, hätte ich den Brief visuell sofort als das erkannt, was er war - ein Auslandsdienstbrief. So wunderte ich mich zuerst über die Notation "Amtlich", die es in der Schweiz gab, aber nicht in Bayern. Dann folgte aber die Conclusio, dass man in Münchens Vorstadt Au "Amtlich" notierte, weil man dort mit einer R(egierungs) S(ache) wenig anfangen konnte und man natürlich ein Porto anzuschreiben zu vermeiden suchte.

Der klare Münchener Stempel weist jedoch kein Ziffer für die Dekade aus, wie der Zürcher (ja, Zürcher, nicht Züricher) Ankunftsstempel die letzte Zahl des Jahres nicht anzeigt - aber zusammen sind sie aussagekräftig und lassen den Brief sicher datierbar werden.

Zum Preis sage ich jetzt mal nichts - wer weiß, wie der Pizza - Dollar steht, ahnt sich sicherlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.08.2019 08:25:16 Gelesen: 235483# 454 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief mit der 3 Kr. aus Bamberg vom 15.2.1851 "An Herrn Wilh(elm) Wild Agent Nürnberg frey". So weit, so gut, aber die Post in Nürnberg konnte ihn nicht zustellen, daher strich sie Nürnberg und fügte siegelseitig hinzu: "Hiemals unbekannt Nürnberg, d. 17. Febr. Unterschrift".





Die Marke hatte beim Posteingang in Nürnberg noch den typischen blauen Kontrollstrich erhalten, der Brief musste aber nach Bamberg retourniert werden.

Hinten gibt es noch ein Fragment des Bamberger Halbkreisers, jedoch stellt sich mir die Frage, an wenn man ihn zurückgeben wollte, war doch äußerlich keine Adresse zu sehen.

Faltet man den Brief (leider kein Inhalt mehr) jedoch um, liest man: "1851 Bamberg, de. 15 Februar A. Klee Ed 17 Bd 20 May".

Ich denke daher, dass man den Brief geöffnet hatte, die Absenderanschrift mit Datum auf dem Brief notiert und wieder nach Bamberg retour gegeben. Dafür könnte man ihn auch amtlich nachgesiegelt haben, jedenfalls sieht es danach aus. Retourbriefkommissionen gab es ja schon lange, nur hatten sie 1851 noch keine Wäppchen.

Den kleinen Stempel hinten kann ich gar nicht entziffern und weiß auch nicht, ob er zeitidentisch ist. Hier wüsste ich gerne mehr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.08.2019 08:58:04 Gelesen: 235481# 455 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist sicher einmalig - daher musste ich die Qualität in Kauf nehmen und tat es gern.





Verfasst und aufgegeben in Augsburg am 25.4.1866 war er gerichtet an: "Mrs Margaret Keller, 99 Goffe Street New Haven Connecticut North-America". Viele Briefe in die USA sind eindeutig schlechter geschrieben, oder haben weniger Angaben zum Empfänger, als dieser Brief hier.

Man frankierte 22 Kreuzer - 6 Kreuzer für Bayern und 16 Kreuzer Weiterfranko für den Seetransport und das US - Inlandsporto.

Am 27.4.1866 kam er in Bremen an. Laut meinen Unterlagen ging aber erst am 6.5.1866 die "Bremen" ab Bremen nach New York ab (am 9.5.1866 in Southampton und Ankunft am 22.5.1866 in New York).

Hinten lese ich 4 1/2 Silbergroschen Weiterfranko, die 16 Kreuzern entsprachen. Die Weiterfranko - Rötel vorne kann ich nicht sicher deuten. Den roten US - Ankunftsstempel kann ich auch nicht datieren, nur 3 Cents für die US - Inlandsrate erkenne ich.

Vorne unten lese ich aber Sacramento Jun 8 1866 California und "MISSENT", also fehlgeleitet durch die US - Post. Siegelseitig erkenne ich einen Stempel "Carrier 2.7.1866".

Meine Fragen hierzu: Lief er wirklich mit der Bremen ab Bremen in die USA? Wer kann die Rötel vorne sicher deuten? Wie war der genaue Postlauf in den USA?

Von New Haven in Connecticut nach Sacramento in Kalifornien sind es bescheidene 3000 Meilen in direkter Linie, während es von New York nach New Haven nur 80 Meilen sind, also ein Katzensprung.

By the way - die 18 Kreuzer hat ziemlich gelitten, die 3 Kreuzer sieht noch ganz gut aus und die 9 Kreuzer wurde wohl nachträglich entwertet, weil man in Augsburg beim Abstempeln die Briefe wohl wieder "geschichtet" hatte.

Es gibt halt Briefe, bei denen klappte so gut wie gar nichts - dafür entzückt er innen mit einem herrlichen Stahlstich von Augsburg, verfasst am 26.4.1866, obwohl der Poststempel Augsburg den 25.4.1866 zeigt. Auch hier klappte wohl wenig ... Der Brief war auch noch innen und außen separat versiegelt, als ob er noch einen Inhalt gehabt hätte - lag aber wohl noch im Bereich von einem Loth, sonst hätte er über ein Loth 44 Kreuzer gekostet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

P.S. Beim Inhalt schreibt man der Empfängerin, dass man ihren Brief vom 18.10.1863 (!!!) verlegt hatte, in welchem sie nach Augsburg geschrieben hatte, dass ihr Mann im Sezessionskrieg am 15.12.1862 gefallen war. Auch hier passt alles zusammen - ein Chaos nach dem anderen.

Beigefügt war eine Geldanweisung über 10 Dollar! So etwas lese ich heute zum ersten Mal und jetzt erklärt sich auch die doppelte Siegelung des Briefes.
 
bignell Am: 31.08.2019 09:55:06 Gelesen: 235475# 456 @  
@ bayern klassisch [#454]

Hallo Ralph,

der kleine Ovalstempel lautet "??WOHNER BUREAU" (Anwohner? Bewohner?), die ersten beiden Buchstaben sind am Scan leider nicht erkennbar.

Liebe Grüße, harald
 
bayern klassisch Am: 31.08.2019 11:18:51 Gelesen: 235465# 457 @  
@ bignell [#456]

Hallo Harald,

du hast Recht - es müsste Einwohner Bureau heißen. Solch einen Stempel habe ich noch nie gesehen auf einem Brief nach Bayern. Man lernt doch jeden Tag dazu, auch nach über 40 Jahren.

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.09.2019 19:33:45 Gelesen: 234914# 458 @  
Liebe Freunde,

der Begriff "eierlegende Wollmilchsau" ist sicher nicht philatelistischen Ursprungs und doch trifft er auf das ein oder andere Poststück zu, welches unter dieser Rubrik gezeigt wurde.



Darunter dürfte auch dieser Ortsbrief vom 1.1.1871 bis 1 Loth aus München I an "Herrn Johann Mössberger, Kellner, hier, Adelgundenstr. 3" zählen, obwohl Ortsbriefe von München zu Tausenden heute noch belegt sind. Aber sie sehen nicht alle so aus, zumindest von hinten nicht und die Siegelseite ist das Eigentliche, warum ich nicht umhin konnte, ihn bei einem Auktionshaus zu ersteigern.

Schon das Wort "verte" vorn, welches "hinten" bedeutet und die gestrichene Straße deuten darauf hin, dass man hinten genauer hinschauen sollte, als auf die läppische Nr. 22 vorn, auch wenn diese in der c) Nuance nicht ganz so häufig ist.

Siegelseitig finden wir folgendes (in der Chronologie der Ereignisse):

1. Zuerst bekam ihn der Stadtbriefträger Nr. 50 (personalisierte Nummer) zum Austragen, fand unseren Kellner jedoch nicht.

2. Er gab ihn an den Oberbriefträger zurück, der ihn Nr. 48 übergab in der Hoffnung, den Brief los zu werden.

3. Auch Nr. 48 konnte keinen geeigneten Kellner finden und vermerkte unter "Unbekannt" "48 NULL".

4. Unser Oberbriefträger annullierte also den 50er Stadtbriefträgerstempel mit seinem 2 mm größeren Kreuzrundstempel und versuchte sein Glück bei der Münchener Polizei, weil man sich postalischerseits nicht mehr weiter zu helfen wußte.

5. Auch die Polizei konnte ihn nicht detektieren und gab ihn der Post zurück, welche jetzt das Bapperl "Adressat ist selbst mit Hilfe der Polizei nicht zu ermitteln. Kgl. Briefpost - Hauptexpedition München" anbrachte und den Brief dem Absender, der sich gottlob mit einem Siegelwäppchen verewigt hatte, zurück gab. Jener hieß C. Dürr und war in München königlicher Advokat, also keine ganz so kleine Nummer, weswegen die Rückgabe noch die geringsten Probleme bereitete.

Da der Brief vollständig ist, noch kurz den Inhalt desselben: "Euer Wohlgeboren! In der Anlage erlaubt ich mir das Deservitorium pro 1870 zur gefaelligen Berichtigung in Vorlage zu bringen und zeichne hochachtungsvollst ergebenster Dürr, k. Advocat". Dürr wohnte übrigens am Promenadenplatz 13 II Stock in München.

Was ist ein Deservitorium? google hat mir nichts stichfestes aufgezeigt, aber ich bin sicher, es hatte etwas mit Geld zu tun, womit denn sonst ...

Retour - Briefe mit dem Aufkleber sind nicht häufig, Oberbriefträgerstempel auch nicht und in Kombination ein kleines Schmankerl.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 08.09.2019 19:57:36 Gelesen: 234905# 459 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich ein Schreiben vom Bürgermeister - Amt Frankenthal in der Pfalz an Herrn Jean Ganß, Badeinhaber in Kirnhalden im Gro0ßherzotum Baden. Die Behörder notierte Franko und zahlte entsprechend 10 Pfg, vermerkte aber auch Dringend und unterstrich dieses doppelt, was nach meiner persönlichen Auffassung nach in vergangenen Zeiten eine Dienst - Expressbestellung nach sich zog, jedenfalls innerbayerisch.



Tatsächlich kam unser Brief vom 23.9.1879 in Kenzingen am 25.9.1879 an, aber ob er von dort per Expressen (und zu welchem Preis?) in das ca. 7 km entfernte Kirnhalden expediert wurde, vermag ich nicht zu sagen.

Schön auch den Werbezudruck, den ich so (als Nichtsammler der bayer. Pfennigzeit sei mir das verziehen) noch nicht gesehen habe: "Diese Dienst - Couverts (à 1000 Stück 7 Mark) sind zu haben in der J. J. Hiller´schen Buchdruckerein und Papierhandlung in Hammelburg".

Jeden Tag was Neues bei Bayern, egal in welcher Zeit man unterwegs ist - herrlich!!!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.09.2019 09:27:58 Gelesen: 234874# 460 @  
Liebe Freunde,



heute entzückt uns ein Brief vom 29.11.1857 aus dem lieblichen Oberstaufen an "Seiner Wohlgeboren Herrn Hartmann Friedrich von Sebastian Amman in Ermatingen bey Konstanz". Der Vertrag zwischen Bayern und der Schweiz sah die Möglichkeit des Grenzrayons vor, in dem Briefe nur 3 Kreuzer kosteten, wenn Aufgabe- und Abgabepost nicht weiter als 5 Meilen (37,5 km) voneinander entfernt lagen. 3 Kreuzer wurden zwar frankiert, aber bei einer Strecke von 71 km (also 9 Meilen) schied die Portomoderation als Grenzrayonsbrief leider aus.

Alternativ konnte man im Postverein bis 10 Meilen, wie hier, mit 3 Kreuzern frankieren und der Absender schrieb vlt. in der Hoffnung "bey Konstanz", weil er dachte, dass das badische Konstanz noch in diesem Entfernungsraster läge - da hatte er zwar Recht, aber die Aufgabepost wußte, dass der Ort eben nicht badisch und damit vereinsländisch, sondern in der Schweiz im Kanton Appenzell lag und daher die 10 Meilen - Regelung nicht griff.

Ab dem 1.7.1856 aber war das Abrechnungsverfahren zwischen den AD - Staaten und der Schweiz kundenfreundlicher geworden, da man ab diesem Tag die verklebte Frankatur auch bei unterfrankierten Briefen anerkannte und vom Gesamtporto in Abzug brachte. Zuvor waren Marken auf unterfrankierten Briefen in beiden Richtungen wertmäßig verfallen.

Bayern akzeptierte also die 3 Kreuzer für sich bis Lindau/Romanshorn und notierte unter dem Bruchstrich, sinnbildlich für die Grenze, eine schwarze 3 für 3 fehlende Kreuzer. Die Schweiz, für ihren Pragmatismus auch heute noch bekannt, strich diese erst gar nicht ab bei der Reduktion in die heimische Währung, sondern notierte nur richtig "10" in roter Tinte für 10 Rappen, die ein Laie als alles lesen könnte, nur halt keine 10, aber so schrieb man halt in Romanshorn, als der Brief mit dem Dampfer von Lindau im Bodensee kommend die Poststücke anlandete.

Es ging im Einzeltransit über Frauenfeld (30.11.) nach Ermatingen, wo er noch am selben Tag ankam und kostenpflichtig ausgeliefert wurde.

Oft taucht bei dergleichen Briefen die Frage auf, warum man nicht über württembergisches und badische Gebiet leiten wollte - die Antwort ist die, dass Bayern (wie jede andere Postverwaltung auch) Auslandsbriefe schnell los werden wollte und schneller, als über den Bodensee, ging es nicht. Darüber hinaus kenne ich einige Beschwerden von Reisenden um diese Zeit, die die Reise um den nördlichen Bodensee (deutscher Teil) als sehr beschwerlich ansahen, die Reise um die Schweizerstrecke aber als bekömmlich einschätzten. Aber das wird im Denken von Postverwaltungen keine Priorität genossen haben ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.09.2019 09:32:45 Gelesen: 234873# 461 @  
Liebe Freunde,



ein Musterbeispiel für einen Dienst - Expressbrief kommt aus München vom 14.8.1860 und war gerichtet an das Landgericht Rain. Der Absender notierte Terminsache frei Schein, also frankiert, eingeschrieben und eiligst zu bestellen. Den Terminus "per Expressen zu bestellen" kenne ich bei Dienstbriefen so gut wie gar nicht, wodurch sich Dienstexpressbriefe deutlich von Privatexpressbriefen unterschieden bzw. zu unterscheiden hatten.

Von anderer Hand wurde später in Rötel "dringend" notiert und unterstrichen, aber wohl eher innendienstlich verwendet, weil man es nicht so schreiben konnte, ohne den Brief zu öffnen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.09.2019 14:30:16 Gelesen: 234716# 462 @  
Liebe Freunde,

unterfrankierte Briefe kann man in mehrere Bereiche gliedern:

1. Unterfrankiert wegen höheren Gewichts,
2. unterfrankiert wegen weiterer Entfernung,
3. unterfrankiert wegen teureren Laufwegs, oder
4. unterfrankiert wegen falschen Status.



Heute zeige ich eine 4 - einen Brief aus München vom 9.1.1870 an Manz in Regensburg, bei dem der Absender wohl dachte, er hätte eine Drucksache korrekt mit 1 Kreuzer frankiert. Leider klebte er aber das Kuvert zu, so dass ein Statuswechsel stattfand, weg von der günstigen Drucksache hin zum gewöhnlichen Brief, der jedoch 3 Kreuzer Franko gekostet hätte.

Die (ausnahmsweise) aufmerksame Post in München stellte gegen 16.00 Uhr fest, dass "noch 6 x", also noch 6 Kreuzer, fehlten und belastete somit die Regensburger Post mit eben diesem Nachporto. Noch am selben Tag (!), allerdings gegen 22.00 und 23.00 Uhr, traf der Brief ein und Regensburg unterstrich wie üblich die Nachtaxe mit Rötelstift. Am Folgetag, davon dürfen wir ausgehen, hat man den Brief Herrn Manz gegen Zahlung des Nachportos ausgehändig, denn bei unterfrankierten Briefen war vom Briefporto von 7 Kreuzern die Frankatur von 1 Kreuzer abzuziehen.

Ich denke, viel schöner kann ein unterfrankierter Brief kaum aussehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 13.09.2019 00:05:14 Gelesen: 234689# 463 @  
@ bayern klassisch [#462]

Hallo Ralph,

das nenne ich doch mal eine Briefbombe, jedoch die der weniger explosiven Art. :D

Wunderbar wie auf diesem hübschen Damenbrief vier verschiedene Farben (grüne Marke, Blaue Taxe, Rötelstift und schwarzer Stempel) zu sehen sind!

Bezüglich der Taxe eine kurze Frage:

Du schriebst zuerst "[...] hin zum gewöhnlichen Brief, der jedoch 3 Kreuzer Franko gekostet hätte." Weiter unten dann "[...]denn bei unterfrankierten Briefen war vom Briefporto von 7 Kreuzern[...].

Was genau entspricht jetzt der normalen Brieftaxe?

LG

Kevin
 
bayern klassisch Am: 13.09.2019 07:26:02 Gelesen: 234674# 464 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#463]

Hallo Kevin,

danke für die Blumen - fürwahr ein Traumstück (Gott-sei-Dank ohne den sonst bei Bayern dazu gehörigen "Traumpreis").

Ortsbrief frankiert 1 Kreuzer (1x), unfrei 3 x. Über 1 - 15 Loth frankiert 2 x, unfrei 6 x.

Fernbrief frankiert 3x, unfrei 7x. Über 1 - 15 Loth frankiert 7 x, unfrei 11 x.

Daher galten alle Poststücke, die unterfrankiert waren, als unfrei aufgegeben, abzüglich des Wertes der verwendeten Marke(n): 7 x Porto minus 1 x verklebt = 6 x Nachporto.

Sehr selten, nie von mir gesehen, wäre eine 1 x Frankatur, die als Fernbrief 11 x gekostet hätte und man hätte dann 10 x Nachporto notieren müssen.

Bei ca. 2 - 3.000 unterfrankierten Kreuzerbriefen, die ich bisher gesehen habe, war so noch keiner dabei.

Sehr selten sind auch unterfrankierte Einschreiben - da kenne ich etwa 10 Stück, aber das ist auch nicht viel, wenn man das Postaufkommen in Relation setzt, nur musste bei unterfrankierten Einschreiben die Post den Fehler begangen haben, was selten war und nicht der Kunde, der oft fehlinformiert war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 13.09.2019 09:40:38 Gelesen: 234655# 465 @  
@ bayern klassisch [#464]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die Erläuterung, jetzt macht es Sinn! Die Regelung ist ja die gleiche wie die in der Schweiz, wahrscheinlich wie auch die in zahlreichen anderen Gebieten.

Sehr selten, nie von mir gesehen, wäre eine 1x Frankatur, die als Fernbrief 11 x gekostet hätte und man hätte dann 10 x Nachporto notieren müssen.

Wenn so ein Brief mal auf dem Markt ist, wirst Du wahrscheinlich der erste sein, der ihn auch als solchen erkennt und dann zuschlagen kann. :D

Liebe Grüße,

Kevin
 
bayern klassisch Am: 13.09.2019 10:33:24 Gelesen: 234651# 466 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#465]

Hallo Kevin,

ja, es gibt viele Parallelen - bei ganz Altdeutschland, Altösterreich, der Schweiz und vielen anderen Staaten bzw. Postgebieten um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das verwundert nicht, gab es doch, ausgehend von Großbritannien, eine systematische Fortentwicklung sämtlicher Postsysteme in Europa, die letztlich zum Weltpostverein führte und die schon um 1850 ff so stark und eindeutig war, dass sie niemand negieren konnte.

Es war die Entwicklung weg vom ärarisch denkenden Monopolist ("her mit der Knete") hin zu einem Dienstleister, der sich zwar seines Standes bewußt war, aber der die Wünsche seiner "Kunden" nicht mehr zu Gunsten eigener Praktiken unterdrückte, sondern für ein gepflegtes Miteinander sorgte - so, wie es sein sollte und wie nur wir Altpostgeschichtler es kennen; die heutige Generation (du bist da die große Ausnahme) kennt nur noch Servicewüsten verschiedener Namen und Provenienzen. Wohl dem, der noch in historischen Bahnen zu denken vermag und Entwicklungen sieht - damalige, heutige und zukünftige.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 18.09.2019 16:45:21 Gelesen: 234389# 467 @  
Liebe Freunde,

der Markt für Briefe aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm wird immer trockener, aber ab und zu geht mir noch einer ins Netz, wie dieser hier, der nonchalant daher kommt, als könnte er kein Wässerchen trüben, da kein Absenderstempel von Ulm zu sehen ist und auch hinten ist er blank. Geschrieben in Ulm am 11.11. (Karneval!) und aufgegeben in Neu-Ulm am Folgetag, war er an N. Noichl in Oberaudorf gerichtet. Entfernung von Ulm nach Oberaudorf = 182 km, also über 20 Meilen und daher von Ulm aus mit 9 Kreuzer treffend zu frankieren; nur von Neu-Ulm aus reichten 6 Kreuzer, also hat sich die Firma Heinrich Mack & Cie. in Ulm mal wieder 3 Kreuzer gespart durch den Brückengang über die Donau.



Geliefert wurden Java und Ceylon Kaffee für 289 Gulden und 55 Kreuzer. Mahlzeit!

Hinten ist der Brief leider blank, aber er wird schon am 13.11. eingetroffen sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.10.2019 09:11:43 Gelesen: 233356# 468 @  
Liebe Freunde,

da ich auch eine kleiner, überschaubare Contraventions - Sammlung der Vormarkenzeit (VMZ) mein Eigen nenne, bin ich immer auf der Suche nach Briefen, die den Sammlungskriterien Contra entsprechen.

Da kam mir dieser gerade recht, der ursprünglich aus Altötting stammt und recommandirt als K.D.S. (Königliche-Dienst-Sache) portofrei an das Königliche Landgericht in Gunzenhausen gerichtet war.



In Altötting schlug man auch artig den CHARGÉ - Stempel ab und registrierte ihn unter der Nr. 2 im Recomanual, jemand vermerkte auch oben NB = nota bene, also gut aufpassen, aber einen Ortsstempel vergaß man abzuschlagen, was natürlich ein Frevel war.

Man müsste schon sehr lange sammeln, um eine Sammlung als 1-Rahmen-Exponat unter dieser Rubrik anmelden zu können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.10.2019 09:54:10 Gelesen: 233347# 469 @  
Liebe Freunde,

keinen Schönheitspreis bekommt dieser Brief und doch habe ich ihn nicht ziehen lassen können:





Postaufgabe in Fürth am 19.8.1865 (innen datiert mit dem 118. August 1865!) und mit 3 Kreuzern frankiert ging er auf die Reise nach Passau, wo er am Folgetag ankam.

Der Absender notierte als Adresse: Herrn Max Hohenauer mit Briefen des Herrn Ed. Hohenauer Passau.

Es gab also eine, oder mehrere Einlagen und Gott-sei-Dank ist der Inhalt noch erhalten, aus dem Folgendes hervor geht: Man sandte eine Rechnung und eine Tratte mit diesem Brief nach Passau - und dennoch blieb das Gewicht bis 1 Loth einfach.

Tratte?

https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/tratte-49038

Ob evtl. noch ein privater Brief von Eduard Hohenauer dem Brief beigeschlossen war, ist nicht ersichtlich, wäre aber prinzipiell möglich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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