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Thema: Deutsches Reich: Hitlermarken im Souveniershop - ein Skandal ?
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Richard Am: 11.08.2007 11:54:07 Gelesen: 43112# 1 @  
Fragwürdiges Andenken aus Vaduz

Von Janine Köpfli

Liechtensteiner Vaterland (10.08.07) - In zwei Souvenirshops in Vaduz werden Briefmarken mit dem Abbild Hitlers verkauft. Zwar macht sich der Ladenbesitzer dadurch nicht strafbar, er schadet aber dem Image des Landes. Öffentliche Stellen sind schockiert.

Dienstagnachmittag: Die Frau am Telefon kann es noch immer nicht glauben, was sie vor wenigen Minuten in Vaduz entdeckt hat. Ihre Stimme bebt, sie ist ausser sich. Wie jedes Jahr wollte die Liechtensteinerin, die vor einigen Jahren nach Schweden ausgewandert ist, vor ihrem Rückflug einige Geschenke kaufen. Sie wählte ein Souvenirgeschäft im Herzen von Vaduz. Ihr erster Blick fiel auf die Briefmarken, die auf einem grossen Regal aufgereiht sind. Erstaunt stellte sie fest, dass neben den liechtensteinischen Briefmarken auch Briefmarken des Deutschen Reiches angeboten werden. Hitler in allen Farben und Variationen oder der Reichsadler, der auf dem Hakenkreuz sitzt. Irritiert fragte sie den jungen Mann an der Kasse, ob er wisse, wer auf diesen Briefmarken dargestellt sei. Dieser verneinte. «Ich verliess schockiert den Laden», erzählt die Auslandsliechtensteinerin. «Ich hatte ein ungutes Gefühl. So etwas ist geschmacklos und moralisch nicht vertretbar.»

«Völlig falsches Bild» vermittelt

Dieser Ansicht ist auch Gerlinde Manz-Christ von der Stabsstelle für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Sie ist entsetzt und findet die Geschichte «unglaublich». Von den Hitler-Briefmarken hört sie zum ersten Mal. «So etwas ist höchst bedenklich und für das Image des Landes nicht gut», sagt Gerlinde Manz-Christ. Dass Briefmarken des Deutschen Reiches unmittelbar neben Briefmarken des Fürstenpaares angepriesen werden, vermittle ein «völlig falsches Bild» und sei nicht repräsentativ für Liechtenstein.

Wie solche Briefmarken in zwei Souvenirshops in Vaduz kommen, kann sie sich nicht erklären. Sie muss zugeben, dass das Angebot der Touristengeschäfte nicht regelmässig überprüft wird. «Wir sind keine Kontrollbehörde», sagt Gerlinde Manz-Christ. Einzig zu Beginn der Tätigkeit von «Image Liechtenstein» sei das Sortiment dieser Geschäfte genau unter die Lupe genommen worden, in erster Linie, um festzustellen, was an liechtensteinischen Souvenirs vorhanden ist und was nicht. Damals erkannten die Verantwortlichen, dass es praktisch nichts Liechtensteintypisches zu kaufen gab und wenn, dann nur mit uneinheitlichen Symbolen, beispielsweise mit Fürstenkronen in allerhand Variationen. Darum entstanden in der Folge Souvenirs der Marke «Liechtenstein». Im Gegensatz zu anderen Andenken aus Liechtenstein müssen sich Geschäfte, die die auberginefarbigen Souvenirs anbieten wollen, an Vorgaben halten. Es werde kontrolliert, ob die Marke «Liechtenstein» richtig eingesetzt wird.

Abklärungen folgen

Was in Sachen Hitler-Briefmarken unternommen wird, konnte Gerlinde Manz-Christ auf die Schnelle nicht sagen. Sie sei aber erschüttert und werde auf jeden Fall mit den zuständigen Stellen sprechen. «Wir werden überlegen, wie es weitergeht.»
Roland Büchel, Geschäftsführer von Liechtenstein Tourismus, war ebenfalls überrascht, als er von der Geschichte hörte. Auch wenn es aus rechtlicher Sicht nichts zu beanstanden gäbe, sei der Verkauf von Hitler-Briefmarken «völlig unsensibel».

Rechtlich unproblematisch

Strafrechtlich lässt sich der Besitzer der zwei Souvenirläden in Vaduz nichts zu Schulden kommen, wie der leitende Staatsanwalt Robert Wallner bestätigt. Der Verkauf von Briefmarken mit dem Abbild Hitlers habe nichts mit Rassendiskriminierung zu tun und falle demnach nicht unter den Paragraphen 283 im Strafgesetzbuch. Mit dem Verkauf der Briefmarken werden öffentlich keine Ideologien verbreitet. Der Ladenbesitzer ruft auch nicht öffentlich zu Hass oder Diskriminierung von Personen auf, die einer anderen Rasse, Ethnie oder Religion angehören.

Der Besitzer der beiden Souvenirläden beruft sich auf die freie Marktwirtschaft. Vor allem asiatische Touristen würden die Hitler-Briefmarken gerne kaufen, wie er sagt. Dabei gehe es den Käufern oft nicht einmal um Hitler, sondern um das Alter der Briefmarken. Er sei sich bewusst, dass sich viele Einheimische an den Hitler-Briefmarken stören, er lasse sich da aber nicht dreinreden. Es handle sich immerhin um Geschichte und er stehe dazu. Er verkaufe auch Marken von Mao und Stalin, nur schreie in diesem Zusammenhang niemand auf. «Die meisten Menschen, die sich über die Hitler-Briefmarken aufregen, verstehen den historischen Hintergrund nicht», sagt der Besitzer.

Mit geschichtlichem Wert

Auch ein liechtensteinischer Briefmarkenexperte sieht kein Problem darin, dass Briefmarken aus dem Deutschen Reich in Souvenirshops in Vaduz verkauft werden. «Es handelt sich hierbei um offiziell herausgegebene Marken. Sie sind im internationalen Briefmarkenkatalog aufgeführt», sagt der Experte. Natürlich sei es nicht sinnvoll, die Marken im Schaufenster anzupreisen, was in den Souvenirshops ja auch nicht passiere. Und keinesfalls dürfe damit Nazi-Werbung betrieben werden, das hätte zu Recht strafrechtliche Konsequenzen. Er weiss, dass es immer Menschen geben wird, die sich an den Hitler-Briefmarken in Souvenirshops stossen, «aber sie müssen die Marken ja nicht kaufen».

Dass der Verkauf der Briefmarken mit dem Abbild von Hitler und dem Hakenkreuz imagemässig problematisch ist, scheint dem Ladenbesitzer aber trotz allem bewusst zu sein. Als unser Fotograf im Hinblick auf die grosse Briefmarkenausstellung «Vaduz 07», die heute in Vaduz eröffnet wird, ein Bild zum Thema «Briefmarken in Souvenirshops» machen wollte, wurde das Regal mit den Hitler-Briefmarken kurzerhand leer geräumt.

(Quelle: http://www.vaterland.li/page/lv/artikel_detail.cfm?id=25392)
 
- Am: 11.08.2007 13:08:38 Gelesen: 43106# 2 @  
Da kann man nur sagen: Was für ein lächerlicher Sturm im liechtensteinischen Wassserglas!

Sorgen haben die Leute!

Aber ich werde in Zukunft jetzt doch sicherheitshalber meine Augen schließen, wenn ich im Briefarkenalbum die Seiten mit den Marken des 3. Reiches umblättern muß!
 
AfriKiwi Am: 12.08.2007 01:55:04 Gelesen: 43089# 3 @  
@ italiker [#2]

Hallo Klaus,

Es hat zu tun mit Menschenrechten der Andersdenkenden.

Auch hier in Neuseeland haben sich manche bei einer Auktionen, auf denen Hitler und Nazi Sachen angeboten wurden, beschwert. Sogar Militäranzüge die in Belgien gemacht wurden angeboten, als auch natürlich die Nazi Marken.

Sofort wurden die Angebote gestoppt bis das Internet Auktionshaus sich informiert hatte. Also auf der Art und Weise wie in Richard's Bericht von Händler und Anwalt.

Der Geschäftsführer hatte die Gelegenheit verpasst, könnt sicher noch gratis Werbung bekommen auf andere Art.

Erich

Unten ein interessante Vignette von Liechtenstein überdruckt Berlin für ein 'besonderen' Zweck.


 

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