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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 381 Beiträge:
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Detlev0405 Am: 17.11.2021 04:28:23 Gelesen: 97032# 282 @  
Post von und nach Wien von Prag aus hat den großen Vorteil, das es sehr reichlich gab und wir uns den verschiedenen Portostufen widmen können.



Ausgangspunkt ist eine Ganzsachen Karte CDV 39 der tschechoslowakischen Post zu 50 Heller. Die Zusatz Frankatur ist die Mi Nr. 200 zu 100 Heller. Also gesamt frankiert mit 150 Heller. Geflogen wurde die Karte am 12.09.1928 gegen 15 Uhr und kam in Wien gegen 17 Uhr an. Leider kann ich nur einen Flugplan von 1929 vorweisen. [1]

Beim Porto wird es etwas undurchsichtig. Wir befinden uns in der Portoperiode vom 01.01.1922 bis zum 28.02.1937. Als Karte würde ein Porto von 150 Heller aufgerufen werden, Luftpostzuschlag ab dem 21.03.1927. Nach Österreich galt ein Sondertarif von 120 Heller für Karten. Also 20 Heller unterfrankiert. Unten links auf der Karte wurde der Vermerk Drucksache angebracht. Damit würde der Tarif von 20 Heller zum Zuge kommen. Das Erstaunen setzt ein, wenn man die Luftpostgebühr für die Portoperiode vom 21.03.1927 bis zum 04.06.1930 aufruft. Für Drucksachen wird ein Preis von 160 Heller aufgerufen. Damit liegen wir auch bei einer Unterfrankatur von 30 Heller. [2]

Offensichtlich hatten auch die Postbeamten ihre Probleme mit ungewöhnlichen Portostufen in dieser Zeit, oder ich.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
[2] Horka , Seite 197, Tabelle 48
 
Detlev0405 Am: 26.11.2021 07:30:18 Gelesen: 96358# 283 @  
Wir haben wieder ein mal Post, die einen extra langen Weg hinter sich hat. Sie kommt aus Indonesien und dort vom Ort Medan. Es ist Post vom Fotoatelier Uhlenhuth.



Der erste Brief wurde am 08.11.1934, einem Donnerstag, in Medan auf Reise geschickt. Erste Besonderheit – der Brief musste nach Alorstar im heutigen Malaysia auf geliefert werden, um Anschluss an die Strecke Batavia – Amsterdam der KLM zu bekommen. Das geschah mit Hilfe eine lokalen Tochtergesellschaft der KLM, der Königlichen Niederländisch-Indischen Luftfahrtgesellschaft (KNILM). Der Service Medan – Alorstar war so abgestimmt, das die Passagiere und die Post immer Anschluss an den KLM Flug nach Europa hatte. Ab Medan um 05.30 Uhr immer Donnerstags, Ankunft in Alorstar um 08.50 Uhr (am Beispiel des Sommerflugplanes 1933). [1]

In Alorstar ging es am Donnerstag weiter über Rangoon – Calcutta – Karachi – Bagdad – Cairo – Athen nach Rom in unserem Fall, wo der Brief am 14.11.1934 ankam. Es war ein Mittwoch. [2]

Von Rom ging es am 15.11.1934 um 7.35 Uhr nach Venedig, Ankunft 09.50 Uhr. Von Venedig sollte es um 10.20 Uhr nach München gegangen sein – Ankunft 12.20 Uhr – um dort weiter geleitet zu werden gegen 14.40 Uhr nach Nürnberg, Ankunft 15.45 Uhr. Nur so konnte der Brief am 16.11.1934 gegen 11.30 Uhr in Prag eintreffen und von der Auslandsabteilung des Flughafens gestempelt werden.



Der zweite Brief auf der Route wurde im Juli 1933 gesendet. Ich habe nur den Flugplan bis April 1933. Es besteht die Möglichkeit, das der 2.Brief noch die direkte Strecke der KLM Batavia – Medan – Bankok erwischt hat. Auf jeden Fall endete seine Reise am 12.07.1933 in Budapest. [3] Von dort aus wurde der Brief auf dem Landweg nach Teplitz weiter geleitet. Was irritiert ist die Tatsache, das das Einschreiben in Teplitz nicht von der Post mittels Stempel quittiert wurde.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/knilm/kni3305/kni33-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/kl34b/kl34b-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3211bat/kl3211-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 06.12.2021 13:23:47 Gelesen: 94902# 284 @  
Bei manchen Destinationen muss man einfach Glück haben, denn wenn man sie zielgerichtet sucht trifft man sie nicht an. So ging es mir auch mit Luftpost nach Island, nicht ahnend, wie kompliziert die Einordnung sein würde.



Meine heutige Karte wurde in Gross Mergthal aufgegeben, in der Nähe von Reichenberg, dem heutigen Liberec. Und zwar am 08.10.1934. Von dort aus ging es auf dem Landweg nach Prag zum Flughafen. Dort traf er am 09.10.1934 gegen 21 Uhr ein, wie der Flughafenstempel bestätigt.

Eine detaillierte Darstellung des Fluges kann ich leider nicht anbieten, weil ich nicht über die Herbst- und Winterflugpläne 1934 der DLH oder CLS verfüge. Die prinzipielle Flugroute kann hier eingesehen werden. [1] Die Tagesstempel belegen aber den Flug von Prag über Berlin nach Kopenhagen.

Warum nun gerade Kopenhagen, wenn die Post nach Reykjavik gehen sollte ? Das lag in der Tatsache begründet, das Island bis 1945 unter dänischer Verwaltung stand.

Viel komplizierter ist die Frage zu beantworten, ob die Karte per Flugpost oder per Schiff nach Island transportiert wurde. Diese Frage ist nur mit Hilfe der ARGE Nordische Staaten Arbeitsgruppe Island zu beantworten. In einem zweiteiligen Artikel zur Geschichte der Luftfahrt Islands in den Forschungsberichten Seite 605 – 616 werden darin 3 Etappen der Entwicklung der Luftpost in Island aufgezeigt. Sie sind wichtig auch für weitere Luftpost nach Island. 1.Etappe 1919 – 1920 Pionierzeit, 2.Etappe 1928 – 1931 Schaffung der inländischen Luftpostverbindungen, 3.Etappe ab 1937/38 endgültige Schaffung der isländischen Luftfahrtgesellschaft mit internationalen Flugverbindungen. [2]

Nach dieser Aufstellung gelangte unsere Karte von Kopenhagen weiter auf dem Seeweg nach Reykjavik. Reguläre Luftpost nach Island war demnach bis auf mögliche Sonderflüge nur ab 1938 möglich.

Das Porto ist korrekt, Karte 1.50 Kc und Luftpost nach Dänemark ab 05.06.1930 auch 1.50 Kc macht zusammen 3 Kc.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-2.jpg
[2] https://nordische-staaten.de/index.html?https://nordische-staaten.de/journal/journal.php?is
 
Ilves2020 Am: 06.12.2021 15:01:49 Gelesen: 94888# 285 @  
@ Detlev0405 [#265]

Hallo Detlev,

ich habe mir jetzt viele Deiner hier erklärten Luftpostbriefe angesehen und finde das Thema wirklich sehr interessant!

Den kleinen Stempel auf der linken Seite des Briefs aus Uruguay würde ich anders erklären:

In der ersten Zeile ist "Peso" vermerkt, spanisch für Gewicht. Ich denke, dass hier das Gewicht des Briefs mit 15 (Gramm) eingetragen ist. Die handschriftliche 5 in dieser Zeile sieht etwas anders als die 6 darunter. Das würde auch zu der handschriftlichen "15" in blau passen.

In der zweiten Zeile, deren Vordruck ich nicht erkennen kann, ist wohl das "normale" Porto mit 36 Centesimos vermerkt. Das passt zu den fünf Artigas-Marken (Mi.-Nr. 354 (3x), 358 und 360, nehme ich an).

Und in der dritten Zeile dann der Luftpostzuschlag von 120 Centesimos (= das waagerechte Paar Mi.-Nr. 433)

Somit entspricht das verwendete Porto von 156 Centesimos und das wahrscheinliche Gewicht von 15 Gramm auch vollständig den handschriftlichen Einträgen in dem Stempel.

Ich freue mich auf weitere Stories aus dieser Luftpostzeit!

Thomas
 
Detlev0405 Am: 07.12.2021 05:13:30 Gelesen: 94837# 286 @  
@ Ilves2020 [#285]

Hallo Thomas,

ich bin Dir sehr dankbar, das Du hier korrigierend eingreifst und somit das Wissen aller Leser erweiterst. Zumal ich mich primär auf den Beförderungsweg der Luftpost nach der Tschechoslowakei beschränke in der Regel.

Also auch bitte weiterhin Anmerkungen zu meinen Beiträgen machen, damit die einzelnen Belege so gut wie möglich beschrieben werden.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 16.12.2021 09:11:17 Gelesen: 93889# 287 @  
Ich habe im Laufe der Zeit die Beobachtung gemacht, das bei Inlandsbelegen zur Luftpost besonders auf die Dokumentation des Luftpostweges mittels der Poststempel zu achten ist. Bei Erstflügen ist es relativ einfach – der Erstflugstempel bestätigt in der Regel die Beförderung. Schwieriger wird es bei normaler Tagespost (auch wenn sie philatelistisch veranlasst ist).



Die erste Karte ist eine Destination von Marienbad nach Brno. In Marienbad am 19.05.1930 am Flugplatz in Marienbad aufgegeben, wurde er mit dem aktuellen Tagesstempel versehen. [1] Die Zeitangabe 6 Uhr macht Sinn, denn der Start war um 7 Uhr. In Prag kam der Flug gegen 08.15 Uhr und wurde umgeladen in den Flug nach Zagreb über Brno. Abflug Prag 09.45 Uhr und Ankunft Brno 11.15 Uhr. [2] Perfekter Weise wurde sowohl in Prag als auch Brno der Tagesstempel vom Flughafen abgeschlagen. Eine ideale Luftpostkarte für jede Sammlung.



Etwas anders verhält es sich mit der zweiten Karte. Sie wurde am 17.03.1930 um 8 Uhr in Bratislava am Flughafen aufgegeben. [3] Somit konnte der Flug nach Prag um 12.15 Uhr angetreten werden. [2] Auf der Strecke nach Prag war das möglich, da der Flugbetrieb ab dem 15.03. aufgenommen war. [4] Es fehlt der Ankunftsstempel vom Prager Flughafen. Bleibt noch die Strecke von Prag nach Marienbad und hier bricht die Konstruktion der Luftpostbeförderung zusammen. Der Flugbetrieb wurde erst am 16.05.1930 aufgenommen. [5]

Auch wenn der Luftpoststempel von Bratislava eine Luftpostbeförderung suggeriert, ist die Karte auf ganz normalem Landweg befördert worden.

Gruß
Detlev

[1] Horka , Seite 179, R8
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok30.htm
[3] Horka, Seite 179, R6
[4] Horka, Seite 64, Tabelle 17
[5] Horka, Seite 68, Tabelle 18
 
Detlev0405 Am: 24.12.2021 06:55:51 Gelesen: 93165# 288 @  
Schaut man in die gängigen Angebotsplattformen für Sammler wird man öfters Post aus Luxemburg in die Tschechoslowakei begegnen. Bei Luftpostbriefen sogar frankiert mit den passenden Ausgaben der Luftpostmarken aus Luxemburg. Schwieriger wird es schon, wenn man derartige Briefe auf den Wahrheitsgehalt der Luftpostbeförderung überprüft. Nur wenige besitzen einen Ankunftsstempel von Prager Flughafen, geschweige denn auch die notwendigen Durchgangsstempel.



Unser heutiger Brief kommt aus Vianden in Luxemburg, einem beliebten Touristenort des Landes. Er kann sich auch als zeitweiliger Aufenthaltsort des berühmten Dichters Victor Hugo präsentieren. Am 08.08.1938 aufgegeben, musste er auf dem Landweg nach Strassburg gebracht werden. Einen Flughafen gab es zu der Zeit nicht in Luxemburg. Zwar liegen die Anfänge des Flughafens in den 30er Jahren, in Betrieb ging er aber erst 1947.

Auf der Rückseite des Briefes finden wir als erstes auf der 75 Cent Marke von Frankreich den Stempel von Strassburg, der den Eingang vom Landweg bestätigt. Rechts daneben finden wir den Stempel der Luftpostabfertigung von Strassburg. In dieser Kombination sehr selten, aber eben für die Dokumentation des Bearbeitungsweges ideal. Warum auf Post von Luxemburg entweder französische oder belgische Marken noch verklebt wurden, müsste ein Luxemburg Spezialist erklären – ich weiss es nicht.

Nachdem der Brief am 08.08.1938 gegen 21 Uhr am Flughafen in Strassburg bearbeitet wurde, konnte er am 09.08.1938 um 09.45 Uhr von Strassburg in Richtung Prag abfliegen, wo er gegen 11.50 Uhr eintraf. [1] Der Stempel vom Flughafen Prag um 13 Uhr bestätigt das. Auf dem Landweg wurde der Brief an den Empfänger in Pardubice zugestellt.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.01.2022 17:02:02 Gelesen: 91954# 289 @  
Der tschechoslowakische Präsident Masaryk (1850–1937) war sowohl Mitbegründer der Tschechoslowakei als auch deren erster Staatspräsident. Er war schon zu Lebzeiten sehr beliebt, hat heute so etwas wie einen Kultstatus. Das widerspiegelt sich auch in einer Vielzahl ihm zu Ehren verausgabter Marken als auch Sonderstempel.



Zu seinem 80. Geburtstag gab es diesen Sonderstempel aufgelegt in vielen Orten der Tschechoslowakei. Interessant aus meiner Sicht die Flugpostbeförderung nach Wien des Briefes an seinem Geburtstag. Um 11 Uhr am Flughafen aufgegeben, konnte er um 13.10 Uhr oder 15 Uhr nach Wien abfliegen und entsprechend 2 Stunden später dort ankommen. [1]



Viel mehr Aufmerksamkeit sollte der Beleg zum 85.Geburtstag erlangen. Es wurde zwar kein Sonderstempel verwendet, aber der obligatorische Luftpost Stempel auf einem Bedarfsbeleg wurde in Rot abgeschlagen. Das war sonst nur Erstflügen vorbehalten. Insofern eine besondere Würdigung des Staatspräsidenten durch die tschechischen Luftfahrtgesellschaften.

Der Abflug erfolgte durch die CSA um 16 Uhr und die Ankunft in Brno um 17.15 Uhr. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 15.01.2022 13:37:39 Gelesen: 90904# 290 @  
Unser heutiger Brief ist interessant aus der Sicht der Destination und des auftretenden Fehlers bei der Arbeit der Postbeamten.



Unser Brief wird aufgegeben in Brno am 17.02.1937 um 21 Uhr am Postschalter in Brno 2, zuständig für den Flughafen. Damit kann der Brief am 18.02.1937 gleich in der früh um 08.10 Uhr in Brno abfliegen, um gegen 09.35 Uhr in Prag anzukommen. [1]

Und hier begegnet uns die Schlafmützigkeit der Postbeamten der Auslandsabteilung, die vergessen haben, den Stempel richtig einzustellen. Hier hätte der Stempel zumindest auf 10 Uhr eingestellt werden müssen, damit der Brief richtig ausgewiesen wird. Kein gravierender Mangel bei der Dokumentation des Beleges.

In Prag bekam der Brief dann Anschluss an den Flug nach Berlin um 11 Uhr. [1] Über Dresden traf der Brief in Berlin gegen 15.05 Uhr ein. [2] Das bestätigt uns auch der Stempel auf der Rückseite von Berlin C L2 zwischen 15 und 16 Uhr.

Das Porto beträgt nach Sondertarif für Deutschland bis zum 01.03.1937 2 Kc, der Zuschlag für Einschreiben 2,50 Kc und die Luftpostgebühr ab dem 01.06.1930 1 Kc. Ein Gesamtporto von 5,50 Kc. Die verklebten 7 Kc Porto sind ein Anhaltspunkt dafür, das es sich um einen Doppelbrief handelt, der zusätzliche 1,20 Kc erforderte. Also insgesamt 6,70 Kc.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-2.jpg
 
22028 Am: 15.01.2022 14:52:09 Gelesen: 90893# 291 @  
@ Detlev0405 [#290]

Hast Du den Brief gesehen, der ging vor kurzem bei ebay für US-$ 96 über die virtuelle Ladentheke.

Beachreibung war:

Vorläufer: R -Umschlag, Flugpost nach Persien, 1Kč TGM + 50h Plzeň + 3* 2K Zvíkov, MEZIMOSTÍ 2.6.1939, Devisenkontroll, transit P-7/ P.A., Abadan, Baghdad & AkSt Ahvaz”


 
Detlev0405 Am: 21.01.2022 11:12:51 Gelesen: 90292# 292 @  
@ 22028 [#290]

Ja ich habe den Brief gesehen, allerdings passt er nicht in meinen gesteckten Rahmen. Er ist vom 02.06.1939 und stammt somit nicht mehr aus der 1.Republik, sondern aus der Zeit der deutschen Besetzung.

Ein sehr schöner Brief, allerdings für Sammler der Mitläufer tschechischer Marken während dieser Zeit. Die Destination nach Bagdad ist natürlich ein Traum. Eben nicht alltäglich.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 25.01.2022 14:27:47 Gelesen: 89836# 293 @  
Unser heutiger Brief ist insofern sehr interessant, als er eine Kombination von Luft und Landweg dokumentiert und von der Tschechoslowakei nach Italien ging.



Am 16.11.1932 in Gablonec aufgegeben, ging der Brief auf dem Landweg nach Prag zum Flughafen. Der Abfertigungsstempel vom Flughafen auf der Rückseite des Briefes legt nahe, das die Beförderung mit dem Flugzeug erfolgte. Die große Frage bleibt – von Prag wohin ? Es gibt zwei Möglichkeiten, die eine über München nach Innsbruck und die zweite über Wien nach Innsbruck. [1] Auf jeden Fall ist Innsbruck die direkte Anbindung an die weitere Beförderung über den Brenner.

Interessant ist der abgeschlagene Stempel auf der Rückseite des Briefes Brennero – Bologna.

Da der Flughafen von Bologna erst 1933 den regelmäßigen Liniendienst aufnahm, kam er für die Beförderung nicht in Frage. Von 1913 bis 1933 war im Raum Bologna nur der Aero Club Bologna aktiv.

Weist der Stempel also auf eine Landbeförderung hin, der direkten Verbindung über die Brenner Autobahn oder Bahn (Bahnpoststempel ?) nach Bologna. Von dort aus weiter nach La Spezia.

Das Porto betrug zu dem Zeitpunkt 2.50 Kc für den Brief und 1.50 Kc für die Luftpost Beförderung.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 04.02.2022 13:17:30 Gelesen: 88810# 294 @  
Mein heutiger Betrag schliesst an den Beitrag [#131] an. Dort wurde durch mich die Vermutung geäussert, das es sich bei dem gezeigten Luftpost Beleg möglicherweise um ein Unikat handelt. Dem ist nicht so.



Seit zweieinhalb Jahren habe ich den Markt beobachtet und bin auf weitere Belege gestossen. Während die erste Karte aus München stammte, sind die hier gezeigten Karten und eine weitere aus ein und derselben Quelle hier in Tschechien.

Allen Karten ist gleich, das sie an Kptn. Hucl adressiert sind und den gleichen Absender dokumentieren. Das heisst, bis zum heutigen Tage sind 4 Karten für diesen Flug auf der Teilstrecke bekannt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 13.02.2022 12:10:44 Gelesen: 87787# 295 @  
Heute zur Abwechslung wieder einmal ein Erstflugbeleg – aber kein neuer im weitesten Sinne. Wir hatten den Erstflug bereits im Beitrag [#244] ausführlich besprochen.



Hier handelt es sich um eine sogenannte FFL auf dieser Strecke, eine Schmuckkarte von staatlichen Stellen herausgegeben. Das kann sowohl die Post als auch die staatliche Fluggesellschaft sein. Sie sind in der Regel in grossen Stückzahlen aufgelegt worden. In diesem Fall ist die Gesamtzahl der beförderten Poststücke mit 1532 angegeben [1]. Aus der Preisrelation zwischen FFL und normalen Belegen kann man schliessen, das 75% der beförderten Belege FFL waren.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 98, Nummer 57c
 
Detlev0405 Am: 25.02.2022 09:22:04 Gelesen: 86713# 296 @  
Unser heutiger Beleg dringt tief ein in einen Teil europäischer Luftpostgeschichte ein, die wohl kaum so bekannt ist. Dabei mache ich darauf aufmerksam, das ich die Verbindung von Malta nach der Tschechoslowakei darzustellen versuche, ohne den Anspruch zu erheben, keine Fehler zu machen.

Der erste permanente Flughafen Maltas war in Hal Far im April 1929 eröffnet worden und im Besitz der RAF (Royal Air Force). [1] Das gleiche betrifft Ta Kali. [2] In den 20er Jahren ist auf Malta keine kontinuierliche zivile Aktivität zu verfolgen. Kalafrana war der dritte große Militärflughafen der RAF, der auch für zivile Zwecke in den 30er Jahren zur Verfügung stand. [3] Aussagen bei Wikipedia, das es sich um zivile Flughäfen handelte, sind schlichtweg falsch. Sie waren im Besitz der RAF. Ziviler Luftverkehr war ein Nebenprodukt und macht Nachforschungen sehr schwer.



Am 23.08.1935 wurde unser Brief von Valetta auf Malta nach Chrudim in der Tschechoslowakei aufgegeben. Der zuständige Flughafen war Marsascirocco für Wasserflugzeuge, etwa 6 km von Valetta an der Südostküste Maltas gelegen. [4] Bis zur Gründung der Ala Littoria im Jahre 1934 wurde diese Streckke von der Navigazione Aera (SANA) bedient. Im Jahre 1935 beflog die Ala Littoria Malta – Rom, Abflug 9.35 Uhr und Ankunft 16.45 Uhr. [5] Die Stempel von Valetta und Rom bestätigen den Flug.

Von Rom wurde der Brief auf dem Landweg nach Chrudim befördert. Die Ala Littoria verfügte zu diesem Zeitpunkt noch nicht über entsprechende Kooperationsverträge mit mit anderen Airlines, hier speziell mit der Tschechoslowakei.

Gruß
Detlev

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/RAF_Hal_Far
[2] https://www.forgottenairfields.com/airfield-ta-qali-390.html
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/RAF_Kalafrana
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/sana/sana34/sana--04.jpg
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala3504/ala35-06.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.03.2022 09:03:28 Gelesen: 85608# 297 @  
Unsere Geschichte mit Post aus Malta geht weiter.



Am 07.08.1936 wurde wieder ein Brief aufgegeben in Richtung Tschechoslowakei – heute nach Prag. Hier ist der Adressat die CLS, ein möglicher Vertragspartner der Ala Littoria in der Tschechoslowakei. Auf der Strecke Malta – Rom wurde der Brief per Luftpost befördert. [1] Von Rom nach Prag sollte der Brief auf dem Landweg befördert worden sein. Es besteht aber auch die Möglichkeit, das die Lufthansa auf dem kleinen Dienstweg ( ohne offiziellen Nachweis ) den Brief nach Prag gebracht hat. Das ist aber Spekulation, obwohl mir solche Praxis aus der Neuzeit bekannt ist.

Das diese Art von Werbung erfolgreich war, haben wir im Beitrag [#88] gesehen. Am 18.07.1937 nahm die Ala Littoria den Flugverkehr von Venedig nach Prag auf. Nun war der direkte Luftpostweg nach Malta möglich.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/i-a/ala3606a.jpg
 
22028 Am: 20.03.2022 12:24:24 Gelesen: 84776# 298 @  
Den Brief nach Ahwaz im Iran hast Du schon gesehen? Ost aber von 1939, also etwas ausser deinem Zeitrahmen.


 
Stefan Am: 20.03.2022 14:24:20 Gelesen: 84766# 299 @  
@ 22028 [#298]

Den Brief nach Ahwaz im Iran hast Du schon gesehen? Ost aber von 1939, also etwas ausser deinem Zeitrahmen.

Vom Stempeldatum (05.06.1939) her handelt es sich hier genau genommen bereits um die deutsche Besetzung des tschechischen Landesteils der vorherigen Tschechoslowakei, also um das "Protektorat Böhmen und Mähren".

Bei der Briefmarke und dem Tagesstempel aus Polička handelt es sich um Weiterverwendungen tschechischer Ausgaben unter deutscher Besetzung.

Gruß
Stefan
 
Detlev0405 Am: 20.03.2022 21:04:49 Gelesen: 84750# 300 @  
@ Stefan [#299]

Hallo Stefan,

ja den Brief habe ich auch zur Kenntnis genommen. Ich mache meinen Schnitt genau am 01.03.1939 für meine Sammlung.

Ich habe aber sofort bezweifelt, ob der Brief tatsächlich per Luftpost befördert wurde. Das Porto stimmt zwar für einen einfachen Luftpostbrief, aber der Aufkleber für Luftpost wurde rot umrandet. Ausserdem sehe ich keine Beförderung in Form von Transitstempeln oder eines Ankunftsstempels.

Das macht mich immer stutzig und ohne Ankunftsstempel kannst du den Zeitrahmen der Beförderung nicht bestimmen und somit auch nicht, ob er Luftpost befördert wurde.

Gruß
Detlev
 
Stefan Am: 21.03.2022 18:18:37 Gelesen: 84727# 301 @  
@ Detlev0405 [#300]

Das macht mich immer stutzig und ohne Ankunftsstempel kannst du den Zeitrahmen der Beförderung nicht bestimmen und somit auch nicht, ob er Luftpost befördert wurde.

Danke für deine berechtigten Anmerkungen. Wenn per Luftpost gelaufen und entsprechende Nachweise (Durchgangsstempel) vorhanden wären, dürfte dieser Beleg (Beitrag [#298]) ein kleines Highlight für eine Sammlung "Böhmen und Mähren" sein.

Gruß
Stefan
 
22028 Am: 21.03.2022 18:38:42 Gelesen: 84720# 302 @  
@ Detlev0405 [#300]
@ Stefan [#301]

Ich weiss nicht, warum ihr euch wegen den fehlenden Transitstempeln beschwert, die sind rückseitig doch vorhanden.


 
Fips002 Am: 28.03.2022 17:56:21 Gelesen: 84056# 303 @  
Postkarte geflogen von Prag nach Berlin am 17.Juni 1929. Betätigungsstempel von Berlin.



Dieter
 
Detlev0405 Am: 02.04.2022 16:01:37 Gelesen: 83611# 304 @  
@ Fips002 [#303]

Hallo Dieter,

eine schöne Bedarfspostkarte.In Prag am Flughafen gegen 16 Uhr aufgegeben, hat sie noch den Flieger um 16.25 Uhr erreicht. Um 19.10 Uhr traf sie dann in Berlin ein. [1] Schön das alle Stempel auf der Vorderseite sind.

Das Porto beträgt zu der Zeit 1,50 Kc für die Karte und der Luftpostzuschlag 0,50 Kc vom 21.03.1927 bis zum 05.06.1930 für Postkarten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.04.2022 13:53:01 Gelesen: 83585# 305 @  
Heute haben wir einen Brief, der uns sehr viele Informationen mitgibt. Man muss ihn nur in Ruhe lesen und hat doch nicht die Garantie, ihn auf der richtigen Reise begleitet zu haben. Aber dazu später. Zuerst einmal – es ist ein Bedarfsbrief, der trotzdem nur einem Zweck diente, einen Beleg auf der Strecke Prag – Madrid zu editieren.



Aufgegeben wurde unser Brief am 06.07.1934 in Prag. Die erste Besonderheit ist der Sonderstempel aus Anlass der III. Tschechischen Arbeiter-Olympiade. [1] Am 07.07.1934 konnte der Brief mit der Air France um 13.15 Uhr in Prag abgehen, um in Paris gegen 18.40 Uhr anzukommen. Das deckt sich dann auch mit dem Ankunftstempel auf der Rückseite von Paris um 21 Uhr. [2]

Am 08.07.1934 ging es von Paris ab 12 Uhr nach Marseille – Ankunft 15.50 Uhr – um von dort weiterbefördert zu werden nach Barcelona, wo er um 18.10 Uhr ankam. [3] Die Strecke Marseille – Barcelona wird durch die Deutsche Lufthansa sichergestellt. [4] Ob die Strecke Barcelona – Madrid auch von der DLH auf der Südamerika Route bewerkstelligt wurde, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. [vgl. 4] Auf jeden Fall erfolgte die Sicherstellung dieser Etappe am 09.07.1934, was sich auch mit dem Ankunftsstempel in Madrid am 09.07.1934 deckt. Flugpost nach Madrid ist relativ selten.

Nach Ablauf der Postlagerzeit wurde der Brief zurück zum Absender geschickt. Die aufgebrachten Hinweisstempel zur Luftpost sind privater Natur.

Das Porto für Luftpost nach Spanien beträgt ab dem 02.05.1933 1,00 Kc und die Einschreibgebühr 2,50 Kc. Ungewöhnlich ist die Behandlung des Briefes als Drucksache. Nach der Tabelle 6.3.22. ist in der Periode 4 eine Gebühr von 0,50 Kc fällig je 50 g im internationalen Postverkehr. [5]

Gruß
Detlev

[1] Paul Kipp, Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939, Seite 76, Nr.68
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-10.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-09.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-06.jpg
[5] Autorenkollektiv, Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Marken und Belege, Seite 538
 
Detlev0405 Am: 15.04.2022 12:10:39 Gelesen: 82554# 306 @  
Heute wird es wieder einmal aufregend, wir bekommen Post aus China. Und Post aus China ist nicht unbedingt leicht aufzuschlüsseln – ich habe es auch nicht komplett geschafft. Aber der Reihenfolge nach.



Aufgegeben wurde der Brief in Shanghai am 10.02.1926. Hier stutzen die Ersten wenn sie den Ankunftsstempel von Prag sehen – 1937. 11 Jahre Laufzeit für einen Luftpostbrief ? Keine Sorge. Wenn wir auf die chinesische Geschichte schauen finden wir heraus, das mit der Gründung der Volksrepublik die Zählung der Kalenderjahre von Neuem begann. Wir befinden uns im Jahr 1937, auch in China.

Bei der Nachverfolgung des Luftpostweges ist ein kleiner violetter Leitstempel ausschlaggebend. Von Shanghai ging der Brief über Hanoi nach Europa / Prag.

Der Weg von Shanghai nach Hanoi bedurfte wieder intensiven Fachwissens. So habe ich Wolfgang Rotter (saintex) konsultiert, der mir entsprechende Hinweise gab. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank.

Der Weg von Shanghai nach Canton wird mit der C.N.A.C. (China National Airways Corp.) sicher gestellt. [1] Der Flugplan aus dem Jahr 1935 dient der Orientierung, da mir der Plan von 1937 nicht zur Verfügung steht.

Die Strecke von Canton nach Hanoi wurde von der Southwestern Aviation Corp. (S.W.A.C.) bedient. [1a] Ein entsprechender Flugplan stand mir nicht zur Verfügung.

In Hanoi angekommen, konnte der Brief mit der Air France auf die Reise nach Europa gehen. Er brauchte 9 Tage, bis er in Marseille ankam. [2] Warum Marseille ? Wir haben einen Transferstempel von Straßburg auf der Rückseite des Briefes. Das bedeutet, der Flug wurde in Marseille unterbrochen, der Brief per Bahn nach Straßburg gebracht und von dort nach Prag weiter befördert mit der Air France.
Interessant ist unter dem Flugplan das Verzeichnis der Fußnoten. Wir haben zuerst einmal einen Anschluß aus Shanghai und Canton dort verzeichnet. Unter dem Buchstaben C wird darauf hingewiesen, das diese Anschlüsse durch chinesische Gesellschaften bedient werden.

In Straßburg ging der Brief am 01.03.1937 um 9 Uhr in Richtung Prag über Nürnberg auf Reisen, wo er gegen 11.40 Uhr eintraf. [3] Der Stempel vom Flughafen gegen 17 Uhr liegt in dem Zeitrahmen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cn35caa.htm
[1a] https://books.google.cz/books?id=HahaLeQph6EC&pg=PA324&lpg=PA324&dq=Southwestern+Aviation+Corp.+1937&source=bl&ots=rb-vRZXjU8&sig=ACfU3U3GHUQ3YASqi0KXoKiXaE7KfivOzg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwir3Oif75L3AhXGyKQKHed3BsMQ6AF6BAgkEAM#v=onepage&q=Southwestern%20Aviation%20Corp.%201937&f=false
Seite 324 Absatz 3
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-09.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-3.jpg
 

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