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Thema: Südtirol 1918/19: Postwertzeichen oder Private Erzeugnisse ?
Das Thema hat 62 Beiträge:
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Tirolerhut Am: 31.12.2018 08:34:29 Gelesen: 16563# 1 @  
Südtirol 1918/19: Welchen Katalog nutzen ?

Hallo,

habe ein Album mit Marken aus Südtirol von 1918/19 geerbt und möchte die Marken bestimmen.

Welchen Katalog könnt Ihr mir dafür empfehlen?

Beispiel:



Besten Dank vorab für Euren Rat!

Stefan
 
stephan.juergens Am: 31.12.2018 18:28:59 Gelesen: 16480# 2 @  
Der Michel Süd-Europa sollte im Italienteil diese Marken haben, was dort nicht ist findet man im Österreichteil, hier bevorzugt im Michel Spezial.

Sassone hat diese Marken eigentlich schon immer drin, aber hat hier insbesondere in den Katalogen erheblich aufgebohrt - wenn ich bei diesen Lokalausgaben den Sassone von 2013 mit dem 2019 vergleiche, so liegen da Welten dazwischen.

Aber: Am einfachsten ist der Unificato Super zu benutzen, erheblich übersichtlicher gestaltet als der Sasone, marktgerechtere Preise und eigentlich alle Ausgaben enthalten. In dieser Zeit gibt es einiges an Fantasie und Privatausgaben (teilweise auch nördlich des Brenner) - die teilweise in den Katalogen aus den 1920er/1930er Jahren (Senf, Michel, Zumstein) abgebildet sind.

Denn ANK kenne ich nicht, würde hier aber duchaus auch noch Infos vermuten, die eventuell in den anderen fehlen.

zu den tax-Provisorien gibt es ein Handbuch https://literatur.italien-philatelie.de/1999_ciullo.php

Und ich habe gerade mal nachgesehen, mein Gedächtnis lässt mich nicht im Stich, habe m.e. keinen wesentlichen Katalog vergessen (https://stephan-juergens.de/schlagwort_5.php)

Gruß Stephan
 
Tirolerhut Am: 01.01.2019 10:04:57 Gelesen: 16442# 3 @  
Herzlichen Dank für die Erläuterung!

Stefan
 
Richard Am: 01.01.2019 15:01:13 Gelesen: 16394# 4 @  
@ stephan.juergens [#2]

Denn ANK kenne ich nicht, würde hier aber duchaus auch noch Infos vermuten, die eventuell in den anderen fehlen.

Hallo Stephan,

es handelt sich um einen in Österreich verbreiteten Katalog:

https://www.google.de/search?q=Austria+Netto+Katalog+(+ANK+)+%C3%96sterreich+Spezialkatalog&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjvzaXFtszfAhWOK1AKHWZ2BFwQ_AUIDygC&biw=1187&bih=704

Schöne Grüsse, Richard
 
Meinhard Am: 01.01.2019 15:19:49 Gelesen: 16382# 5 @  
@ stephan.juergens [#2]

[I]Denn ANK kenne ich nicht, würde hier aber duchaus auch noch Infos vermuten, die eventuell in den anderen fehlen./I]

Im ANK sind die hinterfragten Marken NICHT katalogisiert. Also es gibt dazu keine Informationen.

Beste Grüße,
Meinhard
 
Markus Pichl Am: 02.01.2019 00:01:31 Gelesen: 16324# 6 @  
@ Tirolerhut [#1]

Hallo Stefan,

in meinem Michel Europa-Katalog aus dem Jahre 1923 sind 61 verschiedene Marken unter "Lokal-Portomarken" der italienischen Post in Österreich katalogisiert. Heute sind diese "Lokal-Portomarken" mehr im Michel katalogisiert.

Es wurde damals, im Jahre 1923 zu diesen vermerkt:

Die Aushilfsmarken 1 - 61 sind als amtlich anzusehen, haben aber nur für Kriegsmarkensammler Interesse. Es stand jedem Postamtsvorsteher frei, Portomarken durch einen das Strafporto kennzeichnenden Aufdruck in notwendiger Höher herzustellen, die reichlich von dieser Erlaubnis gebrauch gemacht haben, denn es sind noch zahlreiche andere ähnliche Machwerke entstanden. Die Auflagen betragen aber meist nur zwischen 50 - 500 Stück.

Nun, der letzte zitierte Satz soll wohl aufgrund der geringen Auflage das Sammeln von Machwerken rechtfertigen.

Deine im Beitrag gezeigte Marke gehört so nicht zu den damals katalogisierten 61 Marken. Die Freimarke Trentino MiNr. 29 wurde nach damaliger Katalogisierung zuerst mit einem schwarzen Aufdruck (ein linksbündig aufrecht stehendes "T" innerhalb von zwei parallel waager. laufenden Balken) überdruckt, dies wäre dann Lokal-Portomarke MiNr. 39 und ein Teil davon wurde dann mit einem zweiten, nun diagonalen roten Aufdruck "TAXE" (für Postanweisungen) überdruckt und dies wäre dann Lokal-Portomarke MiNr. 41, was bei der von Dir dargestellten nicht zutrifft.

Einem Großteil der damals überdruckten Marken muß man ganz einfach mit dem Realismus entgegentreten, dass die meisten Exemplare von sogen. Lokal-Porotmarken ganz einfach Machwerke sind. Das trifft insgesamt auf die meisten in Katalogen gelisteten Lokalausgaben zu, egal wo solche auf dieser Welt verausgabt wurden und selbst wenn zumindestens einem Teil solcher sogen. Lokalausgaben ein amtlicher Charakter unterstellt werden kann.

Dennoch wird Dir aber Dein uriges Album bestimmt einige spannende Stunden Beschäftigung bescheren und spiegelt ein zeitgenössisches Abbild der damaligen Zeit wider.

Meine Empfehlung: Freuen gerne, gerne auch eine spannende Beschäftigung darin sehen, aber die kritische Betrachtungsweise solcher Ausgaben dabei nicht vergessen.

Beste Grüße
Markus
 
Meinhard Am: 02.01.2019 08:56:27 Gelesen: 16281# 7 @  
Hier mal ein Satzbrief.

Beste Grüße,
Meinhard


 
Markus Pichl Am: 02.01.2019 09:41:00 Gelesen: 16272# 8 @  
Hallo Meinhard,

was hat nun Julisch-Venetien mit Südtirol zu tun?

Beste Grüße
Markus
 
Meinhard Am: 02.01.2019 12:32:41 Gelesen: 16240# 9 @  
@ Markus Pichl [#8]

was hat nun Julisch-Venetien mit Südtirol zu tun?

Hallo Markus,

es liegt auch in Italien. Siehe nachstehend markierte Bilder aus dem Michel-Spezial Österreich, Ausgabe 2009.

Damit wäre ja die Frage aus Beitrag von Tirolerhut [#1] beantwortet. Im Michel Österreich Spezial 2018 auf Seite 462 sind diese beschrieben.

Das Gegenstück zu Südtirol wäre ja noch Osttirol.



Beste Grüße,
Meinhard


 
Markus Pichl Am: 02.01.2019 13:25:27 Gelesen: 16223# 10 @  
@ Meinhard [#9]

Hallo Meinhard,

Julisch-Venetien liegt nicht in Tirol und ist slawischen Ursprungs.

Bei den von Dir markierten drei Lokalpost-Portomarken handelt es sich bei den Urmarken um eine Gemeinschaftsausgabe für drei verschiedene Gebiete. Diese drei Lokalpost-Portomarken kommen wohl auf Bedarfspost vor und die Katalogisierung müsste eigentlich so wie früher unter Italien und nicht unter Österreich erfolgen. Das hat mit Österreich so recht herzlich wenig zu tun.

Lokalpost-Portomarken sind nur auf unverfänglichen Bedarfsbelegen sammelwürdig. Wie oft kamen unterfrankierte Sendungen vor, dass es einer solchen Flut von einst katalogisierten Marken bedurft hätte? Die meisten dieser Exemplare sind ganz einfach Machwerke. Gemacht für Sammler und irrtümlich einst katalogisiert. Produziere etwas, sorge für eine Katalogisierung und Sammler sammeln es. Sammler sind glückliche Menschen, habe ich mir sagen lassen.

Die privaten Propagandamarken "Osttirol" sind keine Briefmarken und die Bezeichnung "Freimarken" im Michel-Spezial ist falsch und irreführend.

Beste Grüße
Markus
 
Tirolerhut Am: 02.01.2019 21:26:51 Gelesen: 16169# 11 @  
Hallo zusammen,

das Album heißt zwar "Die Briefmarken Tirol's" (von der Briefmarken-Handlung F. Hofer, Innsbruck) inkl. des Heftchens "Spezialpreisliste der Briefmarken Nord- und Südtirols" von 1921.

Im Album sind aber nur die Blätter mit der Überschrift "Süd-Tirol" enthalten.

Hier noch ein paar Beispielseiten:




viele Grüsse
Stefan
 
stephan.juergens Am: 03.01.2019 08:34:03 Gelesen: 16125# 12 @  
@ Markus Pichl [#8]

Tre-Veneto (Drei-Venetien) und Terre redete (wörtlich: erlöste Gebiete) sind die aus der italienischen (Literatur) Geschichte relevanten Stichworte. Der italienisch Nationalismus hat eine ähnlich „theoretischen“ Unterbau wie der Deutsche (du erinnerst dich an „von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“), in der Praxis sind mit beiden Begriffen, die nach der Einigung Italien in 1861 bei Österreich gebliebenen Gebiete gemeint, die in späteren Kriegen zu Italien gekommen sind, bzw. kommen sollten.

Wenn man sich die Geschichte Venedig anschaut, wird man feststellen, dass diese Stadt viele Kolonien hatte - die ganze „jugoslawische“ Küste runter bis einschließlich Albanien und Griechenland, Teile der griechischen Inseln inkl Kreta, teile des türkischen Festlandes (Smirna = Izmir) etc. Dann hast du eine ungefähre Vorstellung davon, welche Gebiete der italienische Nationalismus „heim ins Reich holen wollte“ (das war der Mainstream-Teil der Nationalistischen Bewegung, der „spinnerte Teil“ wollte das Römische Reich wiederherstellen).

Philatelistisch heißt insbesondere Triveneto für uns, dass Venetien-Tridentina [im engeren Sinne die Gegend um Trient - Trento), Julisch-Venetien (die Gegend um Trieste inkl. Görz und Dalmatien mit Fiume, Cataro = Kotor und Zara) mit dem zwischenliegenden Veneto [Venedig, Udine) als Einheit betrachtet werden müssen. Die Österreicher hatten ja im ersten Weltkrieg Teile Italiens besetzt [siehe z.b. Lokalpost Udine) genauso wie die Italiener Gebiete besetzten, die nach 1866 österreichisch geblieben waren. Für die italienisch besetzten Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg gibt es eine gemeinsame Ausgabe („centesimi di Corona“), die in den Katalogen zweimal notiert sind (unter Trentino-Süd-Tirol und unter Dalmatien), die sich aber eigentlich nur beim 1 Kronen wert gut unterscheiden lassen - die Aufdrucke der anderen Werte sind nahezu identisch, und da beide Ausgaben Pfennigkram sind, kümmert sich auch kein Sammler darum, die wirklich auseinander zu halten.

Die Portoprovisorien Bozens sind der Theorie nach entstanden, weil die italienische Postverwaltung keine oder nur wenige Portomarken nach Südtirol geliefert hat - und man müsste den Leuten ja ihre Renten auszahlen können. Wenn ich mir den Beleg-Lage so anschaue, würde ich meinen, da haben auch Postbeamte ihre Finger drin gehabt, die einen Briefmarkenhändler kannten.

Zu guter letzt: Julisch-Venetien findet sich als AMG-VG ein zweites Mal in den Katalogen und Alben - dann sind wir allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg und eher im Konflikt zwischen Jugoslavien und Italien denn zwischen Österreich und Italien.
 

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