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Thema: Altdeutschland Hamburg: Belege des 19. Jahrhunderts
Rainer HH Am: 19.03.2013 20:21:02 Gelesen: 40478# 1 @  
Taxis'sches Postamt

Hallo Altdeutschland-Sammler,

kann mir jemand den abgebildeten Brief etwas erklären, insbesondere den Zeilenstempel "Nach Abg. der Post" ?



Besten Dank im Voraus, Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 20.03.2013 06:43:14 Gelesen: 40445# 2 @  
Hallo Rainer,

du hast einen Portobrief, der für 9 Decimes in Paris zugestellt wurde. Der Grenzübergang für Frankreich war Valenciennes. Die taxische Post hat ihn in einen Briefbeutel nach dorthin gelegt und Preußen übergeben, die ihn mit Frankreich auswechselten.

Nach Abgang der Post wurde gestempelt, wenn der Brief zu spät für diesen Kartenschluß (Hamburg - Valenciennes) aufgegeben wurde und der Versand erst einen Tag später erfolgen konnten.

Briefe, wenn sie nicht eingeschrieben waren, sollten 1/2 Stunde von Schalterschluß eingeliefert werden, eingeschriebene eine Stunde. Dann traf das Abstempeldatum mit dem Versandtag zusammen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Rainer HH Am: 20.03.2013 09:07:27 Gelesen: 40430# 3 @  
@ bayern klassisch [#2]

Ich bedanke mich für die umfangreiche Beschreibung dieses Briefes, den ich für meine Heimatsammlung erworben habe. Gerade Belege der Vormarkenzeit sind für mich immer noch ein Brief mit 7 Siegeln, aber ich bin lernwillig. ;)

Gruß Rainer
 
Rainer HH Am: 21.03.2013 09:46:45 Gelesen: 40381# 4 @  
Eigentlich wollte ich ja nur eine Frage zum im [#1] gezeigten Brief stellen, aber da die Themenüberschrift redaktionell geändert wurde, zeige ich gleich den nächsten.

1822, "FRA DANMARCK PAR HAMBOURG"

Abgangsdatum Copenhagen geht lediglich aus dem Inhalt hervor



Gruß Rainer
 
Altdeutschland Am: 21.03.2013 10:16:31 Gelesen: 40370# 5 @  
Guten Morgen,

dann mache ich mal weiter mit einem Brief aus 1867 nach Lübeck. Freigemacht mit 3 x der Nr. 10 (1/2 Schilling). 1 1/2 Schilling entsprechen ungefähr 1 Sgr. Es hätten eigentlich nur 1 1/3 Schilling frankiert werden müssen, was jedoch nicht mit Marken darstellbar ist.



Viele Grüße
Altdeutschland
 
hajo22 Am: 21.03.2013 11:42:54 Gelesen: 40357# 6 @  
In Hamburg existierten im 19. Jahrhundert eine Reihe von "Auslandsposten", wie hier z.B. das "Königlich Dänische Ober-Postamt" Hamburg.

Bei dem gezeigten Beleg handelt es sich um eine Firmendrucksache betreffend Getreide-Preise.

Frankiert mit einer dänischen Marke gestempelt Hamburg den 25.2.(1862) nach Sonderburg (dort angekommen 26.2.) mit der Bahn T(our) 2.



Schönen Tag.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 21.03.2013 13:10:06 Gelesen: 40346# 7 @  
@ Rainer HH [#4]

Hallo Rainer,

der Stempel heißt "Dannemarck ...", nicht FRA DANMARCK.

Der Absender hatte 36 Reichsbankskilling (oben rechts notiert) für die Strecke von Kopenhagen bis Hamburg (Thurn und Taxis) frankiert. Ab Hamburg lief er unfrankiert weiter! Daher trug er von der Hand des Absenders zu Recht den Vermerk franko Hamburg.

Ab Hamburg bis zum Zielort waren 19 Decimes fällig. Der Stempel TTR4 sagte aus: Tour é Tassis Rayon 4. Auf deutsch: Thurn und Taxis aus dem 4. Rayon zu Frankreich.

Je näher der Postort zu Frankreich lag, je kleiner war die Rayonzahl. Je weiter weg er lag, je größer war die Rayonzahl.

Der 1. Rayon lag ganz nah an Frankreich, hier war der 4. schon weiter weg und bei Preußen und Bayern gab es sogar einen 5. Rayon. Die Gebühr richtete sich nach dem Gewicht des Briefes (hier war es einfach) und der Entfernung (Rayon).

Der Leitweg war mit "Allemagne par Givet" vorgegeben; für Taxis war er egal, aber für Frankreich nicht, weil die Entfernungsberechnung in Frankreich nach dem Ort des Grenzübergangs stattfand und sich so bei mehreren, möglichen Grenzübergängen deutliche Schwankungen in der Endgebühr ergeben konnten.

Was der Empfänger bezahlte, war die eine Seite der Medaille - was die Post von Taxis und Frankreich intern für derartige Briefe verrechneten, war etwas ganz anderes, denn man kaufte sich die Briefe aus den verschiedenen Rayons per Unze (30g) ab und bezahlte dafür einen fixen Betrag, der auf den Briefen niemals zu finden ist, da es eine interne Gebührenverrechnung war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Postgeschichte Am: 21.03.2013 13:40:08 Gelesen: 40337# 8 @  
@ bayern klassisch [#7]

Hallo Ralph,

ich lese im Stempel "DANZMARCK / PAR HAMBOURG", nicht "Dannemarck...".

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
Rainer HH Am: 21.03.2013 13:47:08 Gelesen: 40335# 9 @  
@ bayern klassisch [#7]
@ Postgeschichte [#8]

Ich habe jetzt einmal "Die Poststempel von Hamburg" von Dr. Ernst Meyer-Margreth befragt!

Dort ist der Stempel "DANEMARCK PAR HAMBOURG" abgebildet.

Gruß Rainer
 
Baldersbrynd Am: 21.03.2013 14:06:28 Gelesen: 40328# 10 @  
@ hajo22 [#6]

Hallo Jochen,

es ist keine Drucksache, sondern ein gewöhnlicher Brief aus dem dänischen Postamt in Hamburg nach Sonderborg, das Porto von KDOPA in Hamburg war 4 Skilling dänisch nach ganz Dänemark.

Viele Grüße
Jørgen
 
Rainer HH Am: 21.03.2013 14:12:12 Gelesen: 40325# 11 @  
@ bayern klassisch [#7]

So langsam kann ich meine Albumseiten beschriften, vielen Dank!

Und weil wir hier gerade so schön im Schwung sind habe ich gleich noch einen Schiffspostbrief aus Berlin über Hamburg nach London gescannt.



Gruß Rainer
 
Altdeutschland Am: 21.03.2013 14:55:41 Gelesen: 40318# 12 @  
@ Rainer HH [#9]

Hallo zusammen,

von diesem Stempel gibt es 2 Typen. Nachstehend eine Abbildung beider Typen:



Beide wurden in Hamburg benutzt. Der erste Typ dokumentiert den Postaustausch Dänemark-Frankreich, der zweite (nach der "Befreiung) den Austausch zwischen Dänemark und Thurn und Taxis.

Viele Grüße Altdeutschland
 
hajo22 Am: 21.03.2013 16:01:40 Gelesen: 40307# 13 @  
@ Baldersbrynd [#10]

Hallo Joergen,

hier ein Scan vom Inhalt: Druck in Schreibschrift (vermutlich Hektographie), also schon eine "Drucksache", aber anscheinend zum Briefporto verschickt. Oder waren Drucksachen nach Dänemark 1862 noch nicht zulässig ?



Viele Grüße.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 22.03.2013 13:29:45 Gelesen: 40270# 14 @  
@ Rainer HH [#11]

Hallo Rainer,

14 Silbergroschen zahlte der Berliner Absender bis zur Küste (Frankozwang). Mit britischen Postschiff über den Kanal zum Empfänger wurden 8 Pence fällig - das war die Standardrate. Der Absender notierte noch unten links mit dem Dampfboot - netter Hinweis, aber was die Post in Hamburg machte, konnte er nicht wirklich beeinflussen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.03.2013 13:32:55 Gelesen: 40268# 15 @  
@ hajo22 [#6]

Hallo Jochen,

wenn ein Beleg, der hinsichtlich seines Inhalts die Kriterien an den verbilligten Versand als Drucksache (DS) erfüllte, unter Siegelung aufgegeben wurde, war die Portomoderation verloren, denn es war dann ein Brief.

Drucksachen gab es zu allen Zeiten und sie waren immer ein wichtiger Punkt in allen Postverträgen - so auch damals.

Aber es gab auch Gründe, Drucksachen nicht offen befördern zu lassen - diese hingen immer mit dem Inhalt zusammen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Lars Boettger Am: 22.03.2013 17:56:54 Gelesen: 40242# 16 @  
@ bayern klassisch [#14]

8d - englisches Schiffsporto: Das Porto galt nur, wenn das Dampfboot (wie in diesem Fall) von Hamburg nach London fuhr. Ansonsten waren zusätzlich noch die Inlandstaxen für die Inlandswegstrecke zu bezahlen. Eine "Standardgebühr" gab es erstmals ab (lass mich nicht lügen) dem 1.12.1839 (4d).

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
bayern klassisch Am: 22.03.2013 18:07:43 Gelesen: 40239# 17 @  
@ Lars Boettger [#16]

Hallo Lars,

meine bayerischen Briefe haben entweder das 8d Porto, wie beschrieben, oder deutlich höhere Porti, wenn die Fahrt nicht von den britischen Postschiffen, sondern von privaten Schiffen geleistet wurde. Daher habe ich beim 8d Tarif vom Standard - Tarif gesprochen.

Ohne die Huth - London - Korrespondenz würden wir ja weit weniger Briefe haben und könnten vieles gar nicht belegen, was wir aus der Primärliteratur kennen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Lars Boettger Am: 22.03.2013 23:42:56 Gelesen: 40218# 18 @  
@ bayern klassisch [#17]

Hallo Ralph,

auch richtig, die Huth-Korrespondenz hat es in sich. Wobei ich bei dem Berlin-Hamburg-Brief darauf tippen würde, dass der Absender die "Preussische Seehandlung" ist. Ich habe mal aus meiner Huth-Korrespondenz einen Brief von 1842 aus Sachsen über Berlin und Hamburg auf den Scanner gelegt: Porto 1/8d - das "normale" Porto für Briefe aus dem Gebiet von Deutschland.

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 23.03.2013 07:05:49 Gelesen: 40207# 19 @  
@ Lars Boettger [#18]

Hallo Lars,

Briefe mit dieser Verrechnung kenne ich auch - liefen die über die Niederlande, oder über Belgien? Ich meine, es gab beides.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Rainer HH Am: 23.03.2013 07:41:01 Gelesen: 40205# 20 @  
@ Lars Boettger [#18]

Wobei ich bei dem Berlin-Hamburg-Brief darauf tippen würde, dass der Absender die "Preussische Seehandlung" ist.

Briefinhalt des im Beitrag [#11] gezeigten Briefes Berlin-Hamburg-London



Dann zeige ich einen weiteren Brief nach London, aber keine Huth-Korrespondenz.



Toll, was ich hier als alter "Bund"-Sammler schon alles gelernt habe!

Gruß Rainer
 
Altdeutschland Am: 23.03.2013 08:21:48 Gelesen: 40201# 21 @  
@ Rainer HH [#20]

Guten Morgen,

der gezeigte Hamburgbrief nach London entstammt auch einer bekannten Korrespondenz. Das Porto von 7 S entspricht der bekannten 5 Sgr. Rate für England Briefe nach dem neuen Postvertrag.

Da hier von Korrespondenzen die Rede ist, darf Isler nicht fehlen. Nachstehend ein Brief aus dem dänischen Altona über Hamburg in die Schweiz.



Privat verbracht bis Hamburg wurde der Brief beim Thurn und Taxis OPA Hamburg aufgegeben, da T+T für den Postverkehr mit der Schweiz zuständig war.

Viele Grüße Altdeutschland
 
Lars Boettger Am: 23.03.2013 08:29:52 Gelesen: 40196# 22 @  
@ bayern klassisch [#19]

Hallo Ralph,

der Brief lief über Hamburg - von dort aber nicht direkt nach London, aber auch m.E. nicht über Belgien oder Holland. Das wird an diesem Brief von 1840 über Königsberg noch einmal deutlich, der einen Durchgangsstempel von Hamburg hat, aber keinen von Belgien oder Holland. Auch von den Taxen ist der Transport über Belgien und Holland nicht erkennbar. Rückseitig ist der Kreisstempel des preussischen Postamtes in Hamburg abgeschlagen und ein englischer FPO-Stempel von London, vorderseitig der sog. "Schmetterlingsstempel" von Hamburg. In London wurde er mit 1/8d taxiert.

Hallo Rainer,

vielen Dank für den Inhalt! Dann habe ich mich doch verschätzt!

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
Lars Boettger Am: 23.03.2013 08:44:16 Gelesen: 40192# 23 @  
Zum Abschluss noch einen Brief von 1827 aus Hamburg, auch er mit dem Postdampfer befördert. Er zeigt den "Schiffs Brief-Post"-Stempel von Hamburg und rückseitig einen "Ship Letter"-Stempel von London. Er wurde mit 2/- taxiert, war also in der dritten Progressionstufe (3x 8d). Der Dampfer von Hamburg nach London war m.W. 1826 eingerichtet worden. Das waren damals kleine Schiffe von 300-400 Tonnen - heute will man sich solchen Nussschalen nicht mehr anvertrauen.

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
bayern klassisch Am: 24.03.2013 12:02:35 Gelesen: 40128# 24 @  
@ Altdeutschland [#21]

Hallo Altdeutschland,

zu deinem Schweizbrief ist zu sagen, dass er einfachen Gewichts war (bis 1/2 Loth) und 28 Kreuzer von Hamburg bis Basel kostete. Die Leitung erfolgte über Frankfurt am Main im geschlossenen Paket durch Baden. Basel öffente ihn und stellte fest, dass Briefe in den Aargau (Wohlen) 8 Kr. Inlandsporto kosteten. Daher taxierte man dort bereits, obwohl es ja ein anderer Schweizer Kanton war, mit 36 Kr. das Endporto für den Empfänger (36 x).

Es gibt 56.000 Briefe an Isler in Wohlen - schade, dass man sie nicht analysierte und katalogisierte, als man diese Riesenkorrespondenz hob. Die Zehntausende Briefe mit Marken existieren nicht mehr - man hat die Marken abgenommen und die Briefe vernichtet - was das für einen wirtschaftlichen und philatelistischen Schaden angerichtet hat, kann man nur ahnen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Altdeutschland Am: 24.03.2013 12:22:05 Gelesen: 40121# 25 @  
@ bayern klassisch [#24]

Hallo bayern klassisch,

die Gebührenerläuterung hatte ich leider vergessen. Schön, dass du das nachgeholt hast.

Isler ist sicher die größte bekannte Korrespondenz mit Tausenden von Briefen. So ca. 150 habe ich auch noch. Einige davon aus Hamburg.

Viele Grüße Altdeutschland
 
doktorstamp Am: 24.03.2013 13:27:44 Gelesen: 40110# 26 @  
http://www.postalheritage.org.uk/page/markings-shipletters

Zwar ist die Seite in Englisch verfaßt, aber so schwer zu verstehen ist sie nun mal wieder nicht.

Und hier ein weiteres Exponat, das ich vorsichtshalber runtergeladen habe.

http://siegelauctions.com/ph/pdf/004.pdf

Und hier der Verein der Schiffspost-Sammler in England.

http://www.tpo-seapost.org.uk/tpo2/spshipletter.html

mfG

Nigel
 
bayern klassisch Am: 24.03.2013 13:46:44 Gelesen: 40103# 27 @  
Lieber Nigel,

vielen Dank für die Links - Klasse! Schön den Unterschied zwischen "Packet" und "Ship" heraus gearbeitet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Baldersbrynd Am: 26.03.2013 00:30:05 Gelesen: 40059# 28 @  
@ hajo22 [#13]

Hallo Jochen,

ich glaube, Bayern Klassisch hat das beantwortet.

Viele Grüße
Jørgen
 
Altdeutschland Am: 26.03.2013 15:11:21 Gelesen: 40030# 29 @  
Hallo zusammen,

nachstehend 2 weitere Briefe aus dem Isler-Kontor in Hamburg in die Schweiz. Jetzt aber der 2. und 3. Gewichtsstufe.

Taxierung:

38 + 10 Kreuzer für die Schweiz beim ersten Brief +
42 + 12 Kreuzer beim zweiten Brief



Viele Grüße Altdeutschland
 
Altdeutschland Am: 27.03.2013 10:36:00 Gelesen: 39996# 30 @  
Guten Morgen,

gehen wir mal in die Hamburgen Markenzeit. Das Amt Ritzebüttel (später Cuxhafen) war ein hamburgischer Außenposten an der Elbmündung. Ab dem 1.10.58 beträgt das Porto in die Hamburger Landgebiete 2 Schilling. Nachstehend ein Brief aus 1863 mit der 2 Schillingmarke der ersten Ausgabe.



Da die gezähnte Ausgabe erst 1864 erschien, kann es sich in diesem Fall nicht um eine Nr. 13 mit abgeschnittenen Rändern handeln.

Einzelmarken der ersten Ausgabe sind bekanntlich nur prüfbar, wenn die Ränder oben und unten zusammen 1,5 mm oder links und rechts 3,2 mm betragen.

Viele Grüße Altdeutschland
 
Baldersbrynd Am: 27.03.2013 14:40:56 Gelesen: 39982# 31 @  
@ hajo22 [#13]

Hallo Jochen,

wieder zurück zu deinem Brief nach Sonderburg.

Das Porto für Briefe und Drucksachen bis 1 Loth war das gleiche 4 Skilling bis 30.9.1865. Das verschiedende war in der Gewicht. Briefe bis 1 Loth 4 Skilling und Drucksachen bis 4 Loth war 4 Skilling. Du hast auch geschrieben "mit der Bahn T(our)". Der "T" steht für TOG (Zug).

Viele Grüße
Jørgen
 
Altdeutschland Am: 05.04.2013 11:03:56 Gelesen: 39861# 32 @  
Hallo zusammen,

das Thema heißt ja Hamburg Belege des 19. Jahrhunderts. Also gehören Brustschildbriefe auch hierher. Nachstehend ein Francobrief aus 1872 nach Uleaborg in Finnland. Finnland war jedoch bis 1917 russisches Großfürstentum.



Der 4 Groschentarif stammt noch aus dem alten Postvertrag mit Preußen.

Viele Grüße Altdeutschland
 
bayern klassisch Am: 05.04.2013 11:48:46 Gelesen: 39852# 33 @  
@ Altdeutschland [#32]

Hallo Altdeutschland,

ein herrlicher Brief - wollte man die Leute dazu bekehren, Brustschilde zu sammeln, wäre der gut geeignet, den Weg hierfür zu ebnen.

Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch
 
volkimal Am: 05.04.2013 12:38:54 Gelesen: 39841# 34 @  
Hilferuf – Ein privater Brief von 1793

Hallo zusammen,

diesen Brief hatte ich vor einigen Jahren gekauft, da er einen der frühen deutschen Stempel trägt – es ist der zweite Hamburger Einzeiler „HAMBURG“ (seit 1788). Inzwischen ist der Brief aus einem anderen Grund viel interessanter für mich. Aus der Zeit des 18ten Jahrhunderts kann man viele Briefe kaufen, einen reinen Privatbrief findet man aber nur selten. Fast alle Briefe sind von oder an eine Behörde, die Verwaltung oder anderen öffentlichen Stellen.

In diesem Fall finde ich den Inhalt so interessant, dass ich ihn hiermit vorstellen möchte. Vielleicht versucht Ihr einmal, den Text selbst zu lesen, wenn nicht findet Ihr die Abschrift nach den Abbildungen. Beim Lesen muss man beachten, dass der Text so geschrieben ist, wie er gesprochen wurde also z.T. im Dialekt und ohne Beachtung der Rechtschreiberegeln oder der Groß- und Kleinschreibung.

Bei der Anschrift sind „Franko Frankfurt“ und „Eschnau“ mit Rötel unterstrichen. Weiter trägt der Brief als roten Taxvermerk eine durchgestrichene 5, die zur 4 geändert wurde. Kann einer der Leser das Porto erklären?

Viele Grüße
Volkmar



Abschrift des Textes:

an
Joh Geo Fernsler Bürger
und Satler Meister ZuEschnau
Bey Heil Brun AmNecker
Franko
Frankfurt Ammein Per Heil
Brun an Necker
a Eschnau

Mein Lieber herr Bruder und
Frau Schwiegerin Wan mein Weniges
schreiben sienoch Alle Beigutergesundt
Antrefen Wirdt solts uns Von hertzen eine
freidesein Was uns anbelangt ist mein Man
Gottlob gesundt der ist Versorgt ich Befinde mier
sehr schwag von sorgund Gram in dem mein
Man mier in soschlete umstende hat sitzen
Lasen Von schuldt und ungeduldt das ich
weder Nacht noch Tag friede im hause
habe, der Liebe Gott Weis Wie ichs machen
sol Lieber Bruder ich Bitte sie üm Gottes
Wieln schicken sie mier doch das Gelt
Was mein Man noch Zufordern hat
Vonsie Von Vater Wegen das ich mier
doch damit helfen kan den die Noth
Treib mier dazu das ich schreiben mus
ich Wollte sie sonst nicht über Eiln, ich kan
aber nicht auf halten mit schreiben Bises
hier ist
Analle Gutte FreundeViel Tausendt
mal gegrüst
schliese und Empfele sie in den
schütz Gottes und Verbleibe ihr dein
getreier Bruder und schwiegerin
Bis in den Todt
Hamburg 1793
den 23 November

Die Adrese
Wohnhaft In Brettergang
Friederich Fernschler
Won Haft in Bretter Gang
in Dackers Wonung indie NeuStadt
 
bayern klassisch Am: 05.04.2013 13:43:38 Gelesen: 39827# 35 @  
@ volkimal [#34]

Hallo,

da 99% der damals bei der Taxispost bedienstenten kaum selbst wussten, was sie machten, wird die Klärung des Rötelkrüppels kaum zu bewerkstelligen sein.

Üblich war damals das sog. "Absatzfranco", also die Frankatur bis zu einem gewissen Punkt (z. B. Frankfurt am Main). Ab dort wurde der Brief dann porto weiter geleitet.

Hamburg unter der Reichspost hat auch in Kreuzern taxiert und Frankfurt am Main in Batzen (1 Batzen = 4 Kreuzer).

In dem Rötelkrüppel könnte man auch eine 8 lesen als Endprodukt ab Frankfurt bis Heilbronn am Neckar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Altdeutschland Am: 30.04.2013 10:28:44 Gelesen: 39707# 36 @  
Guten Morgen,

Auslandsdrucksachen in der klassischen Zeit sind immer ein Hingucker. Das gilt auch für die Brustschilde. Nachstehend eine Drucksache aus 1873 Hamburg - Frankreich. Die Gebühr von 3/4 Groschen wurde mit einer 1/2 + 1/4 Groschen Marke großer Schild dargestellt.



Dieser Tarif von 3/4 Groschen bis 50 g war seit dem 15. 5. 1872 gültig.

Viele Grüße
Altdeutschland
 
hajo22 Am: 04.05.2013 13:48:01 Gelesen: 39601# 37 @  
Immer auch schön anzusehen, sind Auslandsbriefe.

Hier eine 7 Schilling (Nr. 6) entwertet mit Strichstempel nach England.

Nebenstempel in rot: "Hamburg Paid Juni 12, 1860", roter Ankunftsstempel London DM, Ju(ne) 14, (18)60 Paid

Rückseite: schwarzer Ankunftstempel (ich lese): Thetford? B, Ju(ne) 14, (18)60

Tarif: 7 Schilling Porto ab 1.7.1859 nach England.



Schönen Samstag und viel Freud an der Hamburg-Philatelie.
Jochen
 
Rainer HH Am: 03.05.2014 17:10:03 Gelesen: 37916# 38 @  
Bei der NORDPOSTA habe ich heute 2 Belege aus Hamburg nach Berlin aus ihrer Grabbelkiste befreit.

Hier ist mir insbesondere die gestempelte "3" aufgefallen, die mir bisher unbekannt war.





Ich erbitte Hilfestellung. :)

Gruß Rainer
 
Magdeburger Am: 03.05.2014 17:35:30 Gelesen: 37909# 39 @  
@ Rainer HH [#38]

Glückwunsch!

Es sind Portostempel - einen Beleg mit einem solchem nach Magdeburg würde ich gern haben. Sicher wird noch mehr kommen. Ich habe nicht ganz soviel Ahnung hiervon.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Gernesammler Am: 03.05.2014 17:47:01 Gelesen: 37901# 40 @  
@ Rainer HH [#38]

Hallo Rainer,

ich denke, es ist ein Barfrankaturstempel aus der Zeit des Norddeutschen Postbezirks innerhalb des DÖPV (Deutsch Österreichischen Postvertrag), in dieser Form wurde er als Bahnpoststempel bei der Linie Kiel - Hamburg verwendet.

Im Handbuch wird er aber nur als schwarz abgeschlagen angezeigt was aber nichts zu sagen hat da in dieser Zeit des öfteren auch mit blauer Farbe gestempelt wurde.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 03.05.2014 18:20:15 Gelesen: 37892# 41 @  
@ Gernesammler [#40]

Lieber Rainer,

es ist ein Taxstempel 3 Silbergroschen. Eine Barfrankatur setzte den Franko - Vermerk unten links voraus und die Notation des vom Absender bezahlten Geldes in kleinen, roten Zahlen neben dem Franko - Vermerk. Beides fehlt hier.

Das Porto für den Empfänger war hingegen in blauer Farbe zu notieren, oder wie hier zu stempeln.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 17.09.2018 20:38:10 Gelesen: 23572# 42 @  
Guten Abend,

nachdem dieser Thread nunmehr seit vier Jahren vor sich hinschlummert, möchte ich diesen mit einem hübschen Beleg aus seinem Dornröschenschlaf wecken. :D

Aufgegeben wurde der nachfolgende Brief am 17.(?) September 1839 in Hamburg und man adressierte ihn nach Wohlen in der Schweiz.

Die Route war: Hamburg, Hannover, Preußen, Taxis, Bayern (Pfalz), Baden, Basel und dann Wohlen.

Hamburg setzte für diesen Brief 5 Silbergroschen an, die bis zum preußisch-taxischen Austauschpostamt in Bad Kreuznach reichten. Von dort lief er über Alzey und Worms nach Oggersheim in die Pfalz und via Mannheim nach Karlsruhe, wo man den "W.P.-Stempel" für "Westliches Preußen" anbrachte.

Der stille Transit durch Taxis und Bayern wurde intern geregelt, war brieftariflich aber kostenlos.

Karlsruhe notierte seinen Transit mit 12 Kreuzern, sodass Baden von Basel 30 Kreuzer forderte. Mit dem Transit von Basel und der Inlandstaxe vom Aargau zahlte der Empfänger ingesamt 38 Schweizer Kreuzer (in Rötel).

Liebe Grüße

Kevin


 
bayern klassisch Am: 17.09.2018 20:54:10 Gelesen: 23568# 43 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#42]

Hallo Kevin,

sehr gute Beschreibung - klasse! Alles perfekt und nicht häufig.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 17.09.2018 21:08:55 Gelesen: 23560# 44 @  
@ bayern klassisch [#43]

Hallo Ralph,

in der Tat, ich habe auch bisher zumindest in der Bucht keinen weiteren finden können.

Liebe Grüße

Kevin
 
Lars Boettger Am: 21.12.2019 15:00:17 Gelesen: 19128# 45 @  
Wie der ein oder andere schon gemerkt hat, gehe ich mit meinen Projekten wieder zu meinen postgeschichtlichen Wurzeln zurück.

Vor etwa fünfzehn Jahren habe ich intensiv die Korrespondenz an und von Friedrich Huth in London gesammelt. Die Sammlung ist weitgehend verkauft, ich habe aber ein paar Briefe zurückbehalten. Darunter war eine Gruppe von "übergewichtigen" Belegen mit englischen Instruktionsstempeln: Oz. at … S/D per Oz (ohne Rahmen / mit Rahmen). Diese Instruktionsstempel gibt es mit unterschiedlichen Wertangaben. Ihnen gemeinsam ist, dass sie ab einem Gewicht von einer Unze eingesetzt werden konnten: Eine Unze = 4. Gewichtsstufe.

Den hier gezeigten Brief habe ich vor ein paar Tagen erhalten. Geschrieben wurde er in Hamburg. Er trägt vorderseitig den sogenannten "Wappen-Stempel" in rot vom Hamburger Stadtpostamt (Dr. Ernst Meyer-Margreth, die Poststempel von Hamburg, Typ 2 - 33 mm bzw. Feuser / Münzberg Nr. 1349-35). In London wurden Briefe aus den deutschen Staaten mit 1/8d pro Gewichtsstufe belastet. Da der Faltbrief mehr wie eine 3/4 Unze wog, wurde vom Foreign Post Office der Instruktionsstempel Oz. at 6s/8d per Oz abgeschlagen und handschriftlich eine "1" (= 1 Unze) davorgesetzt. Mit Sicherheit enthielt der Stempel Wechsel oder ähnliches.

Umrechnung des Portos: 1 Shilling 8 Pence = 20 Pence x 4 = 80 Pence; ein Schilling = 12 Pence -> 6 Schillinge = 72 Pence, es bleiben 8 Pence als Rest. Gesamtporto 6 Schillinge und 8 Pence. Das war damals schon eine Stange Geld.

Das englische Porto ist einfach, aber ansonsten muss ich jetzt ausknobeln, wie der Brief nach England kam bzw. was er gekostet hat und von wann bis wann die Stempel im Einsatz waren. Die englischen Instruktionsstempel kamen ab 1815 zum Einsatz, das letzte Mal wurden sie 1832 eingesetzt. Aber diese Angabe ist über siebzig Jahre alt, da kann sich inzwischen einiges getan haben. Oder auch nicht, weil die Stempel zum Teil nicht häufig sind.

Beste Grüße!

Lars


 
Ameise Am: 18.02.2022 15:49:29 Gelesen: 9862# 46 @  
Hallo,

anbei einmal ein Beleg aus Hamburg mit Stempeln, wo ich mir nicht sicher bin ob es Bahnpost/Bahnhofstempel sind?



Viele Grüße
Enrico
 
Michael D Am: 18.02.2022 16:32:32 Gelesen: 9854# 47 @  
Hallo Enrico,

für die Post aus Hamburg nach Sachsen war das dortige preußische Postamt zuständig. Der Brief wurde irrtümlich abends bei dem Thurn & Taxis-Postamt aufgegeben. Dieses übergab den Brief am nächsten Morgen dann an das preußische Postamt im Bahnhof. Es handelt sich also um einen Postwechselbrief !
Das preußische Postamt am Bahnhof strich den T&T-Stempel mit Blaustift durch und stempelte nun seinerseits mit HAMBURG / SPED:BUR:No3 / 9 4 7-8M - hierbei handelt es sich um einen Bahnpoststempel (keinen Kursstempel), denn das preuß. Postamt im Bahnhof gehörte zu dem im Stempel genannten Bahnpostamt No. 3 (mit Sitz in Berlin), im Unterschied zum preußischen Postamt in Hamburg selbst. Das Bahnhofspostamt hatte auch noch einen Zweikreisstempel HAMBURG BAHNHOF, aus dem dieser Sachverhalt nicht so ersichtlich ist.

Gruß
Michael
 
bayern klassisch Am: 18.02.2022 16:36:12 Gelesen: 9851# 48 @  
@ Ameise [#46]

Hallo Enrico,

ergänzend zu den hervorragenden Aussagen von Michael käme noch die Erklärung der Gebühren hinzu:

3 Neugroschen (es war im DÖPV immer in der Währung der Abgabepost zu taxieren) für den unter 1 Loth schweren Brief plus 1 Ngr. Zuschlag für die unfrankierte Versendung = 4 Ngr. plus 1/2 Ngr. siegelseitig zu sehen für die Zustellung = 4 1/2 Ngr. Gebühren für den Empfänger.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Ameise Am: 18.02.2022 16:47:45 Gelesen: 9844# 49 @  
@ Michael D [#47]
@ bayern klassisch [#48]

Hallo Michael und Ralph,

danke für die wieder detaillierten Erklärungen. Spannend was so ein Brief alles preisgeben kann, wenn man die postalischen Beschriftungen "lesen" kann.

Viele Grüße
Enrico
 
Ameise Am: 07.03.2022 23:51:08 Gelesen: 9530# 50 @  
Hallo,

heute noch einmal einen "Postwechselbrief", diesmal aber noch mit Bahnpoststempel und Botenlohnstempel (schwarz).



Viele Grüße
Enrico
 
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