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Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
Das Thema hat 2908 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 27.02.2022 18:20:33 Gelesen: 342223# 2384 @  
@ Gernesammler [#2383]

Hallo Rainer,

ein schöner Brief - klasse!

Alles richtig beschrieben. 12 Kreuzer entsprachen 3 Gutengroschen - Sachsen hat oft die fremde Forderung nicht reduziert und dafür gleich das Gesamtporto für den Empfänger angeschrieben, nicht das dümmste im damaligen Tarifdschungel.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 28.02.2022 20:09:28 Gelesen: 341630# 2385 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 19.1.1875 aus Unsleben spediert an eine Samenhandlung in Frankenheim, bei Gotha in Thüringen, den Namen des Herrn kann ich leider nicht entziffern.

Für das Franko nahm man eine Bayern Nr.23 zu 3 Kreuzer, gestempelt wurde mit Halbkreisstempel von Unsleben (Winkler 12a) verwendet 1866-79.

Da Frankenheim ein kleines Dorf war wurde der Brief in Graefenroda am 20.1. zur Ankunft gestempelt und am 21.1. erfolgte die Ausgabe, auch wurde auf der Vorderseite in blau "empfangen" handschriftlich vermerkt.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 28.02.2022 20:17:34 Gelesen: 341628# 2386 @  
@ Gernesammler [#2385]

Hallo Rainer,

der Empfänger hieß Morgenbrodt.

Ich denke, dass man bei der Post "Gotha" blau strich und der blaue Zusatz, den ich leider nicht lesen kann, einen anderen Ort bezeichnet, wohin der Brief lief. Ich hoffe, hier im Forum ist einer lesegeeigneter, als ich es bin.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 03.03.2022 15:09:01 Gelesen: 339931# 2387 @  
Liebe Freunde,

ein für mich, nach erfolgloser Googlei, schwer korrekt zu beschreibender Brief datiert vom 24.4.1856. Absender: "Von der kgl. Universität - Administration Hayna zu Königshofen An die Gemeinde - Verwaltung zu Hayna bey Römhild". Gemeint ist Königshofen im Grabfeld in Bayerns nordöstlichsten Zipfel.



Mit 3 Kreuzern treffend frankiert für Briefe bis 10 Meilen unter 1 Loth (Königshofen - Römhild ca. 15 km).

Der Brief lief über Meiningen (hinten Transitstempel vom 26.4.1856!) nach Norden, um dann wieder 40 km nach Süden, woher er eigentlich gekommen ist, zurück zu laufen.

Hayna (heute: Haina) hatte wohl noch keine eigene Post, so dass von Römhild aus 2x für einen Boten zu zahlen waren.

Aber stutzig machte mich die Absenderbehörde, denn zu einer Universität - Administration des Kaffes Hayna in Bayern habe ich leider nichts gefunden. Haina und Römhild waren auch nicht "königlich". Kann jemand Licht in mein Dunkel bringen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 03.03.2022 16:17:21 Gelesen: 339895# 2388 @  
@ bayern klassisch [#2387]

Hallo Ralph,

weiss nicht ob das hilft, aber im "Personalbestand der Königlich-Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Sommer-Semester 1854" ist auf Seite 19 der Administrator der "Administration Hayna ... zu Königshofen im Grabfelde" angeführt. Vielleicht hat sich ja das "KB" der Universität Würzburg nach Hayna vererbt.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://books.google.at/books?id=LFxCAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
 
bayern klassisch Am: 03.03.2022 16:25:06 Gelesen: 339891# 2389 @  
@ bignell [#2388]

Lieber Harald,

vielen Dank - auf S. 19 gefunden, auch wenn ich nicht weiß, wie ich das alles einordnen soll, dass eine Zulieferstelle der k. b. Uni in Würzburg einen in Königshofen im Grabfeld sitzen hatte, der im Meiningischen Haina residieren sollte.

Klingt fast wie ein Steuervermeidungskonstrukt aus heutiger Zeit. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 03.03.2022 17:29:23 Gelesen: 339824# 2390 @  
@ bayern klassisch [#2389]

Jo, oder eine frühe Form von "Homeoffice". ;)
 
bayern klassisch Am: 03.03.2022 18:51:18 Gelesen: 339806# 2391 @  
@ bignell [#2390]

Ja, so kann man das auch sehen! Covid1819?

Hatte mich vertippt - das Jahr des Briefes ist natürlich 1855 mit einer Platte 2c (ganz früher Druck).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 08.03.2022 15:21:07 Gelesen: 337547# 2392 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief als Regierungs Sache (RS) vom 7.7.18?? vom Bezirksamt Königshofen an die Gemeindeverwaltung in Alsleben, leider ohne Inhalt, dadurch ist auch kein genaues Jahr möglich.

Gestempelt wurde mit Halbkreisstempel von Königshofen (Winkler 11a) verwendet 1834-54, da der Stempel noch recht gut im Abschlag aussieht würde ich den Brief Anfang der 1840er Jahre schätzen da es auch keinen Ankunfsstempel gibt.

Ich hab mal einen Link angefügt über die Geschichte von Alsleben, fand ich sehr informativ.

https://de.wikipedia.org/wiki/Alsleben_(Trappstadt)

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 09.03.2022 10:57:45 Gelesen: 337525# 2393 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Orts-Trauer-Drucksache aus Dirmstein vom 30.7.1919 an Familie Jean Plautz, Hier. Absender waren die Geschwister Neuschäfer in Dirmstein, die mitzuteilen hatten, dass der Vater, Herr Franz Neuschäfer, am 28.7.1919 seinen letzten Weg angetreten hatte.



Dergleichen Poststücke waren sicher nicht selten, aber als Kuvert mit der entsprechenden Einlage findet man sie nicht an jeder Ecke, zumal von eher kleinen Postorten, wie hier, wo man hätte das auch persönlich machen können, ohne die Post zu bemühen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 10.03.2022 12:43:13 Gelesen: 337491# 2394 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Aufgabe-Schein zur Post-Anweisung Nr.5 über 19 Gulden und 6 1/2 Kreuzer vom 5.8.1869 ausgestellt am 6.8.1869, gestempelt mit Halbkreisstempel von Oberstdorf (Winkler 12a) verwendet 1859-82.

Meine Frage dazu, wurden diese Scheine schon vorgestempelt oder hat sich der Beamte beim ausfüllen des Scheins nur im Datum geirrt.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 10.03.2022 15:42:51 Gelesen: 337482# 2395 @  
@ Gernesammler [#2394]

Hallo Rainer,

es gab hier m. W. keine eigene Datumsvorschrift, weil das damals völlig logisch war, dass man einen Schein für eine Postanweisung immer dann abzustempeln und auszugeben hatte, wenn ein Kunde vor dem Schalter stand. Von daher ist das manuelle Datum, oder das Datum des Stempels falsch.

Ich tippe, dass es schon der 6. war, aber der Stempel in der Frühe noch nicht umgestellt worden war und noch auf dem 5. stand.

Aber zum Hintergrund deiner Frage: Ja, es gab einige Expeditoren (nicht viele!), die bei ihren Halbkreisstempeln den Datumseinsatz ausbauten, dann 100 oder mehr Postscheine blanko abstempelten und im Falle des Bedarfs a) das Datum manuell in den Halbkreisstempel schrieben, oder unten links bei "Ort und Datum" einfach den aktuellen Stempel mit Datumseinsatz nutzten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 11.03.2022 12:19:58 Gelesen: 337452# 2396 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 22.5.1820 von Peter Rübel aus Nürnberg als Rechnungsbrief an Nicolaus Welf & Sohn in Kempten spediert, einen Ankunftsstempel gab es noch nicht.

Für das Porto hatte Herr Welf bei Ankunft 10 Kreuzer zu zahlen, in der Mitte in blau vermerkt, dies war die Gebühr für einfache Briefe bis 1/2 Loth bei einer Entfernung von 24-30 Meilen.

Gestempelt wurde mit L2 Zweizeiler Rayonstempel R.3.Nürnberg. (Winkler Nr.4 Typ III mit Punkt, 44x2,5 mm) verwendet 1818-21.

Auf der Rückseite ist noch ein gut erhaltenes Prägesiegel des Peter Rübel (PR).

Gruß Rainer

 
Gernesammler Am: 15.03.2022 19:50:45 Gelesen: 336345# 2397 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 6.10.1864 aus Augsburg von G.A.Bäumer an Herrn Geyer Wohlgeboren, Director der Verwaltung der Gasfabrik Schwäbisch Gmünd, in Arlen kam der Brief am 6.10. an und am 7.10.1864 zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine Bayern Nr.10 zu 6 Kreuzer für den einfachen Brief über 10-20 Meilen, gestempelt wurde mit offenem Mühlradstempel Nr.28 und dem Halbkreisstempel von "Bahnh.Augsburg" (Winkler Nr.13) sowie auf der Rückseite zur Ankunft Zweikreisstempel mit Zierstücken von Arlen.

Als kleine Rosine entpuppt sich die Marke rechts unten im Wertziffernfeld bis zum Rand dort gibt es einen Plattenfehler "Luftballon".

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 16.03.2022 11:19:20 Gelesen: 336330# 2398 @  
@ Gernesammler [#2397]

Hallo Rainer,

5 km kürzer und es wäre mit 6 Kreuzer Franko ein Brief der 2. Gewichtsstufe und 1. Entfernungsstufe (was nicht so häufig wäre!). Der Brief lief über Aalen (du hast dich sicher nur vertippt) in Württemberg und mit der Druckbesonderheit ein kleiner Hingucker!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 23.03.2022 12:20:54 Gelesen: 333979# 2399 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 27.1.1810 von Herrn Curtabat aus Lindau an Nicolaus Zumstein & Söhne spediert, bei Ankunft musste Herr Zumstein 4 Kreuzer für den einfachen Brief bis 1/2 Loth und einer Entfernung 6-12 Meilen zahlen.

Gestempelt wurde mit L1 Einzeiler, Rayonstempel von Lindau R.3.Lindau (Winkler 3b, 3,5 mm Buchstabenhöhe) verwendet 1805-12.

Im Brief geht es um den Versand der Ware die jetzt unterwegs war.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 25.03.2022 10:56:40 Gelesen: 333934# 2400 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Nr. 95 II (Kriegsdruck) auf einer Drucksache mit inliegender Todesanzeige aus dem kleinen Ort Forst in der Pfalz, übrigens der Ort, von dem die wohl besten Weine der Pfalz kommen sollen, an Herrn Heinrich Oehl, Weinhandlung Vogler, in Weinkammer (auch ein Weinort der Pfalz).



Selten, aber doch, hat sich der Inhalt erhalten, ein Kärtchen mit abgerundeten Trauerecken, mit welchem man am 3.5.1919 das Ableben des Herrn Mosbacher mitteilt.

Heute käme eine E-Mail ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 27.03.2022 18:06:49 Gelesen: 333763# 2401 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Portobrief vom 29.3.1804 aufgegeben in Lindau von Cramers Erben an Herrn Zumstein & Söhne in Kempten spediert, geschrieben wurde der Rechnungs Brief aber von Muralt & Sohn in Zürich.

Bei Ankunft musste Herr Zumstein 4 Kreuzer für den einfachen Brief bis 1/2 Loth und einer Entfernung 6-12 Meilen zahlen, also eine deftige Ersparnis als wenn der Brief aus Zürich gekommen wäre.

Gestempelt wurde L1 Einzeiler R.3.LINDAU (Helbig 3a, 4,5 mm) verwendet 1804.

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 27.03.2022 18:40:18 Gelesen: 333756# 2402 @  
@ Gernesammler [#2401]

Hallo Rainer,

sehr schön! Normal wäre der Vermerk "franco Lindau" von der Hand des Absenders in Übereinstimmung mit dem jeweiligen Postvertrag gewesen, also Zürich hätte kassiert bis zur bayerischen Grenze und ab dieser 4 Kreuzer für Bayern.

Hier wurde aber einer gedungen, den Brief bis Lindau zu transportieren und erst dort als Inlandsbrief aufzugeben, so dass der 1. Teil der Reise privat = günstig gestaltet wurde und nur der 2. Teil der Reise der Post überlassen wurde.

Waren harte Zeiten, da galt es zu sparen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 28.03.2022 19:41:21 Gelesen: 333723# 2403 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 22.1.1855 von der Firma G.Fick & Bach aus Nürnberg an Herrn Christian Singer in Zürich spediert, in Zürich kam der Brief am 24.1.1855 zur Ausgabe.

Der Laufweg des Briefes war über Ulm - St.Gallen nach Zürich.

Postvertrag Bayern - Schweiz vom 1.10.1852 aus dem 3.Rayon Bayerns, (über 20 Meilen), in den 1.Rayon (bis 10 Meilen) der Schweiz, 9 Kreuzer für Bayern und 3 Kreuzer für die Schweiz.

In Schweizer Währung, 30 Rappen für Bayern und 10 Rappen für die Schweiz, siehe Rötel 40 die Zürich notierte, da der Brief nur einfach taxiert ist sollte dieser nur 15 Gramm gewogen haben.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel mit Zierstücken von Nürnberg (Winkler Nr.10) auf der Rückseite der Stempel von St.Gallen und Ankunftsstempel von Zürich.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 28.03.2022 20:40:13 Gelesen: 333717# 2404 @  
@ Gernesammler [#2403]

Schönes Stück - vor allem der Zweikreiser von Nürnberg ist vorzüglich abgeschlagen und im Brief ist der bekannte Spediteur Spengelin in Lindau genannt - da passt alles.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bekaerr Am: 04.04.2022 16:28:21 Gelesen: 330957# 2405 @  
Hallo zusammen,

ich habe hier einen Auslandsbrief aus Würzburg vom 7. April 1875 nach St. Gallen in der Schweiz. Gerichtet ist er an einen gewissen Herrn Max Guggenheim. Auf die Schnelle habe ich herausfinden können, dass er ein Schweizer Jude war und etwas mit dem Guggenheim-Museum in den USA zu tun hat.



Meine Frage(n) an die Experten:

- Wie berechnet sich das Franko?
- was bedeuten die beiden Zahlen (rote 10 und blaue 40)

- Welche Literatur hilft beim Schlauerwerden?

Besten Dank im Voraus!
B.
 
bayern klassisch Am: 04.04.2022 17:02:18 Gelesen: 330949# 2406 @  
@ bekaerr [#2405]

Hallo Unbekannter B.,

die Familie Guggenheim war sehr groß und das Guggenheimer - Museum ist das bekannteste Relikt dieser Familie.

Nach dem Postvertrag Bayerns mit der Schweiz vom 1.9.1868 kosteten Briefe bis 7 Meilen (eine Meile = 7,5 km) 3 Kreuzer, der sogenannte Grenzrayon, bis 1 Loth Gewicht, alle anderen aber 7 Kreuzer.

In Würzburg hätte man also 7 Kr. frankieren müssen, nicht nur 3 Kr.. Daher galt der Brief zurecht als unterfrankiert. Bei unterfrankierten Briefen wurde der Wert der verwendeten Marke von der Gebühr eines Portobriefes (unfrankierter Brief) abgezogen. Da frankierte Briefe 7 Kr. kosteten, aber unfrankierte sich im Wert verdoppelten, wurde gerechnet: Unfrankierter Brief = 50 Rappen (14 Kr.) abzüglich dem Wert der Marke (3 Kr. = 10 Rappen) = Rest 40 Rappen, die der Empfänger in St. Gallen zu berappen hatte.

Nürnberg notierte also 10 Rappen als Weiterfranko für die CH und die CH strich diese und setzte 40 Rappen für den Empfänger in Rötel an. Der Empfänger zahlte diese und die CH vergütete Bayern davon 20 Rappen, so dass am Ende Bayern insgesamt 30 Rappen und die CH 20 Rappen behalten konnten.

Literatur beim schlauer werden gibt es von Dr. Zangerle (Portobriefe im Auslandsverkehr 1850-75) von 2003, das ich nur empfehlen kann.

Unterfrankierte Briefe dieser Art findet man hin und wieder; dergleichen in der 2. Gewichtsstufe, also über 1 - 15 Loth, wären größte Seltenheiten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bekaerr Am: 04.04.2022 20:03:49 Gelesen: 330872# 2407 @  
@ bayern klassisch [#2406]

Hallo Ralph,

super, herzlichen Dank für die rasche und ausführliche Erklärung. Besagtes Werk konnte ich eben in der Bucht erwerben, bin schon in freudiger Erwartung. :-)

Ich habe noch eine Verständnisfrage zur Taxierung. Du schreibst: "Nürnberg notierte also 10 Rappen als Weiterfranko für die CH". Wieso WEITER-Franko, wenn es doch die umgerechneten 3 Kreuzer sind?

Deinem letzten Satz entnehme ich, dass solche Briefe nicht ganz so häufig zu finden sind?

Liebe Grüße,
Bernd
 
bayern klassisch Am: 04.04.2022 20:28:26 Gelesen: 330866# 2408 @  
@ bekaerr [#2407]

Hallo Bernd,

sorry für "Nürnberg", soll natürlich Würzburg heißen.

Bei unterfrankierten Briefen war der Wert der verwendeten Marken der CH als Weiterfranko zu vergüten, also 3 Kr. Marke = 10 Rappen. Man tat praktisch nur so.

Weil Frankobriefe viel günstiger waren, als Portobriefe behalf man sich damit, dass man die hohen Gebühren für Portobriefe ansetzte und dann aber mit der Marke ja nichts anfangen konnte, denn sie wäre ja auf das Franko anzurechnen gewesen, dann stimmte aber die Rechnung nicht mehr (7 Kr. minus 3 Kr. wären ja nur 4 Kr. Unterfrankatur gewesen und 4 Kr. waren ja nur 13 Rappen).

Ja, häufig sind diese Briefe nicht, weil seit Beginn der 1850er Jahre für viele Korrespondenten unverständlich war, dass der Postverein bis Russland/Polen reichte, bis an die Dänische Grenze, bis nach Luxemburg, bis zur Walachei, bis nach Serbien bzw. den italienischen Staaten (Österreich), aber ausgerechnet die einem sehr nahe stehende und liegende Schweiz nicht dazu gehören sollte - so haben etliche Leute nur die Postvereinstaxe frankiert und dachte, es wäre gut.

Wenn dann die Empfänger zur Kasse gebeten wurden, aber zu nett, schüchtern oder doof waren, das zurück zu melden, machten die Absender natürlich immer so weiter. Zum 1.1.1868, als der Postverein das Zeitliche segnete und an dessen Stelle die Vertragsstaaten traten, dachten auch viele, dass die Schweiz zu diesen Vertragsstaaten gehörten und frankierten ihre Briefe jetzt nur noch, wie deinen Brief auch, mit 3 Kr., dem Einheitsfranko entfernungsunabhängig. Aber der Altvertrag der CH mit den süddeutschen Staaten im DÖPV lief noch bis zum 31.8.1868 weiter und verwirrte die Korrespondenten dies- und jenseits des Bodensees weiter.

Der neue Postvertrag vom 1.9.1868 sorgte mit seiner Gebührenstruktur dafür, dass Portobriefe doppelt so teuer wurden, weil man keine Portobriefe mehr gegenseitig verrechnen wollte, also kosteten CH - Frankobriefe nach Bayern 25 Rappen (15 für Bayern, 10 für die CH) bis 1 Loth und 50 Rappen für Briefe über 1-15 Loth, während Portobriefe aus der CH nach Bayern 14 Kr. bis 1 Loth bzw. 28 Kr. über 1-15 Loth kosteten und damit deutlich teurer waren, als Briefe in die USA!

Umgekehrt kosteten Frankobriefe aus Bayern in die CH 7 Kr. bis 1 Loth und 14 Kr. über 1-15 Loth (4 Kr. für Bayern, 3 Kr. für die CH), aber Portobriefe 50 Rappen bis 1 Loth (30 Rappen für Bayern, 20 Rappen für die CH) bzw. über 1-15 Loth gar 100 Rappen = 1 Franken.

Das Buch ist hervorragend, aber nicht, weil ca. 20 Briefe darin von mir stammen bzw. ich an ihm beteiligt war, sondern weil man gut mit ihm arbeiten kann, alle Südstaaten behandelt werden und ich den Aufwand kenne, den Karl betrieben hat, um es unter dem Betrag der Kostendeckung über die Firma Köhler, wenn ich nicht irre, verkaufen ließ. Außerdem fehlen die Alternativen, denn wo sonst sollte man die Originaltexte in Kurzform nachlesen bzw. interpretiert bekommen?

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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