Thema: Sondertarife im Grenzbereich Deutschland, Österreich, Schweiz
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Jürgen Witkowski
Am: 15.11.2008 22:01:20
Gelesen: 104837
# 1
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Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass es im Grenzbereich von Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich ist, bestimmte Postsendungen zu ermäßigtem Porto laufen zu lassen. Nun habe ich dazu auch zwei passende Stempel gefunden, die jeweils unten das Wort "Sondertarif" aufweisen.
Wer kann ein paar erklärende Worte dazu schreiben?
Karte aus dem österreichischen Kleinwalsertal nach Hettenleidelheim in Rheinland-Pfalz
Brief aus Büsingen am Oberrhein nach Muttenz in der Schweiz
Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
Henry
Am: 16.11.2008 17:14:57
Gelesen: 104815
# 2
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@ Concordia CA
[#60]
Ich versuche mal die Erklärung:
Die Sondertarife sind in den sogenannten Zollausschluß- bzw. Zollanschlußgebieten angesiedelt. Hierbei handelt es sich um Gebiete, die staatshoheitlich zu Staat A, zollhoheitlich aber zu Staat B gehören. In diesem Fall wäre das Gebiet für Staat A ein Zollausschlußgebiet, für Staat B aber ein Zollanschlussgebiet.
In der Beziehung Österreich-Deutschland dreht es sich um das Kleinwalsertal. Österreichisches Gebiet, das aber so von Bergen umgeben ist, dass es per Straße nur von Deutschland erreicht werden kann, wirtschaftlich somit mehr von Deutschland abhängig ist als von Österreich. Zur Zeit der unterschiedlichen Währungen ein wichtigerer Tatbestand als bei der einheitlichen Währung.
Für Sendungen nach Österreich galten österreichische Inlands-Porti, nach Deutschland deutsche Inlandsporti. Seit 01.11.2005 gelten nur noch österreichische Posttarife. Mit dem Beitritt Österreichs zur EU wurde das Zollausschlussgebiet Kleinwalsertal aufgelöst. Es kann nur noch mit österreichischen Marken frankiert werden, was ausdrücklich auf den Briefkästen vermerkt wurde, wie ich vor nicht allzu langer Zeit selbst feststellen konnte.
Der Ort Büsingen liegt im Landkreis Konstanz und ist von Schweizer Kantonen umgeben, ist also eine deutsche Exklave. Büsingen ist also Schweizer Zollanschlussgebiet, aber kein EU-Zollgebiet, es gelten aber die deutschen Postwertzeichen.
Bei der Höhe des Sondertarifs bin ich mir nicht sicher, aber ich vermute, dass die Höhe des Schweizer Briefporto als deutsche Euro-Frankatur angewandt wird, was durch die Währungsunterschiede zu einer von Deutschland unterschiedlichen Portohöhe führt.
mit philatelistischem Gruß
Henry
Vielleicht hilft das fürs erste.
Kalmimaxiss
Am: 17.11.2008 19:24:42
Gelesen: 104785
# 3
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Jungholz in Tirol, gehört auch zu den ehemaligen Gebieten mit Sondertarifen.
wie ich es verstehe, gelten immer noch die Sondertarife...
Hier Auszug aus der HP der österreichischen Post:
Ferienland Österreich: Kleinwalsertal
Das Kleinwalsertal sowie der Ort Jungholz in Tirol sind Zollausschlussgebiete. Diese Bereiche sind zwar österreichisches Staatsgebiet, aber von österreichischer Seite nur sehr schwer erreichbar. Sie sind daher dem deutschen Wirtschaftsgebiet angeschlossen und hatten auch (bis zur Einführung des Euro) deutsche Währung.
Für die (österreichischen) Postämter des Kleinwalsertales, Riezlern, Hirschegg und für Jungholz in Tirol gelten für Sendungen nach Deutschland die deutschen Inlandsgebühren.
In verschiedenen Übereinkommen wurden der Sondertarif und andere Ausnahmeregelungen vereinbart. Die Postämter haben sowohl österreichische als auch deutsche Postleitzahlen.
Diese Sonderstellung hat dem Kleinwalsertal einen beachtlichen Bekanntheitsgrad verschafft, was für den Fremdenverkehr sehr förderlich ist.
Die erste urkundliche Erwähnung des Tales stammt von 1059, als Kaiser Heinrich IV. das Gebiet dem Bischof Heinrich von Augsburg schenkte.
Die Einwanderung der Walser aus dem Schweizerischen Oberwallis begann um 1270. Die ersten Häuser entstanden in Mittelberg, am Fuße des Zwölferkopfes. Der erste Fuhrweg nach Oberstdorf wurde 1423 gebaut.
Jürgen Witkowski
Am: 17.11.2008 20:39:55
Gelesen: 104776
# 4
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@ Henry
[#30]
@ Kalmimaxiss
[#3]
Vielen Dank für Eure Beiträge. Ich habe inzwischen auch eine längere Abhandlung bekommen, die Eure Ausführungen bestätigt. Das scheint mir ein interessantes. kleines Sammelgebiet zu sein. Vielleicht haben andere Mitglieder von Philaseiten.de noch Belege, die sie in diesem Zusammenhang zeigen können.
Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
doktorstamp
Am: 18.11.2008 19:22:58
Gelesen: 104747
# 5
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@ Concordia CA
[#4]
Lieber Jürgen
Hierzu wird im Michel Postgebühren Handbuch einiges erörtert. Man muß es nur suchen.
Im Prinzip mit angrenzenden Ländern galten oft die Inlandstarife bis zu 30 km in das Ausland.
mfG
Nigel
wp1970
Am: 30.11.2008 17:37:52
Gelesen: 104676
# 6
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Hallo Concordia CA,
zu diesem Thema gibt es ein sehr interessantes "Büchlein", ist um € 7,50 bei
http://www.voeph.at
zu bestellen.
Gruß Wilma
wp1970
Am: 30.11.2008 17:48:28
Gelesen: 104675
# 7
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Beisteuern kann ich diese Karte gelaufen am 13.06.2005 mit dem Sondertarifstempel von Riezlern mit einem rechten Eckrandstück mit Bogennummer der Ergänzungsmarke zu € 0,45.
Übrigens mit 01.11.2005 hat die österreichische Post den Sondertarif in das Zollausschlussgebiet beendet. Es ist also ein abgeschlossenes Sammelgebiet. Material dazu gibt es genug. Belege lassen sich auf Tauschtagen in den € 1,00 Wühlkisten finden.
wp1970
Am: 30.11.2008 18:03:52
Gelesen: 104673
# 8
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Und hier noch ein Brief vom 28.07.1982 mit einer 5,60 Schilling Marke der Dauerserie "Schönes Österreich" mit dem Sondertarifstempel von Riezlern nach Berlin.
Die 5,60 Schilling waren also 0,80 DM für einen deutschen Inlandsbrief. Leider fehlt mir die Information, ab wann bis dieser Tarif gültig war bzw. wann er endete. Bitte um Info. Danke.
Gruß Wilma
JFK
Am: 31.12.2009 18:35:19
Gelesen: 103778
# 9
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@ Concordia CA
[#4]
Hallo Jürgen,
was lange währt ...
Umzugsbedingt, verknüpft mit einer beruflichen Neuorientierung komme ich nur langsam dazu, meine Umzugskartons aufzuarbeiten. Gerade fielen mir einige Belege vom Kleinwalsertal in die Hände. Bisher hat noch keiner Maschinenwerbestempel dieses Postsondertarifgebietes gezeigt.
1) Hirschegg 20.8.1959, mit Maschinenwerbestempel " Hirschegg der gepflegte Kurort 1150 m -Postsondertarif - " mit Portostufe 60gr. nach Hann Münden
2) Riezlern 10.7.1972, mit Maschinenwerbestempel " mit Kanzelwandbahn 1100 - 2000 m - Postsondertarif - " mit Portostufe 2,10 S. nach Kassel
Beste Grüße und ´nen charmanten Rutsch
Jürgen
Lars Boettger
Am: 01.01.2010 11:56:33
Gelesen: 103752
# 10
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@ Concordia CA
[#60]
Hallo Jürgen,
wer es im Grenzbereich gerne klassisch mag, dem sei das Buch von Rainer Linden "Grenzrayon", erschienen bei Arbeiter in Bamberg empfohlen.
Beste Sammlergrüsse!
Lars
JFK
Am: 04.01.2010 14:02:36
Gelesen: 103690
# 11
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@ JFK
[#9]
Noch ein paar weitere Maschinenwerbestempel aus dem Kleinwalsertal aus den 70er Jahren
3) Riezlern Portostufe 2,80 ÖS, nachgesandt
4) Riezlern Portostufe 2,80 ÖS, nach Osnabrück codiert 1
5) Riezlern Portostufe 2,80 ÖS, nach Osnabrück codiert 3
Beste Grüsse
Jürgen
stephan.juergens
Am: 30.01.2011 18:30:26
Gelesen: 101937
# 12
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@ Concordia CA
[#60]
Hallo Jürgen,
anbei ein Fund aus Loosdrecht von diesem Wochenende. Es scheint wohl mehrere diese Brief zu geben, der meinige zeigt eine handschriftliche 8. in der rechten unteren Ecke.
mit Sammlergrüßen
Stephan
Baber
Am: 07.10.2012 18:18:47
Gelesen: 96589
# 13
@
Sondertarif ZAG Kleinwalsertal
Bekanntlich galten die deutschen Inlandsgebühren, umgerechnet in Schilling nur für Sendungen in Bundesrepublik, nicht aber für Sendungen in die DDR, für die die normalen Auslandsgebühren fällig waren.
Wie man das (hier sicher ungewollt) umgehen konnte, zeigt diese Karte, die zum Sondertarif 2,10 S = 30 Pfg nach 3592 Bismark/DDR verschickt wurde. Leider hat der Absender das X vor der Postleitzahl vergessen, sodass die Karte erst nach 3592 in der BRD ging, dort mit "unvollständige Postleitzahl führte zu einer Fehlleitung" gestempelt und dann mit dem hinzugefügten X vor der Postzahl dem richtigen Empfänger in der DDR zugestellt wurde.
Gruß
Baber
Baber
Am: 08.10.2012 15:48:58
Gelesen: 96515
# 14
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@ wp1970
[#8]
Hallo Wilma,
der Tarif 5,60 S für einen Brief in die Bundesrepublik galt genau so lange wie die 80 Pfg in der Bundesrepublik galten, also vom 1.7.1882 bis zum 30.3.1989. Es wurden ja immer die Deutschen Briefgebühren zum jeweiligen Wechselkurs in Schilling umgerechnet, in dieser Zeit 1:7.
Gruß
Baber
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