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Thema: Vorphilatelie: Schnörkelbriefe und andere Belege aus der Vorphilazeit
Stempelwolf Am: 22.07.2008 23:46:50 Gelesen: 304951# 1 @  
Ein Schnörkelbrief aus dem Jahr 1633 - das ist für mich "Uralt". Leider kann ich diese alte Handschrift nicht lesen bis auf: daß der Brief in Stuttgart im Oktober 1633 von Herzog Eberhardt von Württemberg (geschrieben wurde) - hat Schreiben lassen. Irgendjemand hat mit Blaustift "1633" in die linke obere Ecke geschrieben.

Vielleicht weiß ja jemand was es damit auf sich hat?






 
roteratte48 Am: 01.08.2008 12:06:06 Gelesen: 304844# 2 @  
@ Stempelwolf

Hallo Stempelwolf,

wir sind hier einer Meinung, das ist ein Beleg, der wirklich in die Rubrik "uralt" gehört. Es ist ein sehr interessanter Kanzleibrief aus dem Oktober 1633, inmitten des 30-jährigen Krieges, aus Stuttgart nach Dornstetten bei Freudenstadt; dort angekommen am 15. Oktober gemäß des rs. Präsentationsvermerkes.

Das Absendedatum hast Du im Scan leider abgeschnitten, so dass ich nichts zur Laufzeit sagen kann. Befördert wurde der Brief auf dem 1603 errichteten Kurs der reitenden Post Stuttgart - Dornstetten - Freudenstadt - Kniebis - Straßburg.

Im Inhalt geht es um die unberechtigte Auszahlung von 63 Gulden 22 Kreuzer sogenannter "Durchzugskosten", veranlasst durch den damaligen herzoglichen Vogt Hans-Ulrich Thüll "ohne Gewaldt", d.i. ohne die notwendige Vollmacht.

Stuttgart strebt nun einen Kompromiß an und fordert die Hälfte der ausgezahlten Gelder zurück. "Durchzugskosten" im 30-j. Krieg konnten zweierlei sein: Entweder Unterkunfts- und Verpflegungskosten für die Truppen oder aber, und das häufiger, per-capita-Abgaben für Flüchtlinge resp. Emigranten. Die Jahre 1633/1634 waren die bewegtesten für Dornstetten während des 30j.-Krieges - das Ganze kulminierte 1634 in der Schlacht bei Nördlingen. Einquartierungen und Truppendurchzüge sind an der Tagesordnung. Die berüchtigten "Villinger Söldner", geführt von Rittmeister Seeger, brandschatzen die Stadt und zerstören mehr als 50% der Bausubstanz.

Der Blaustiftvermerk stammt von der Hand eines Archivmitarbeiters, wohl aus der Zeit einer Neuordnung der Archivunterlagen, also nicht aus der Zeit! Das kann Ende des 19. Jhdts. gewesen sein, ebensogut aber auch erst nach dem 1. oder 2. WK (wo aus naheliegenden Gründen die Archive neu strukturiert und inventarisiert werden mussten).

Das Stück ist nicht ideal, aber sehr ordentlich erhalten - die Verschmutzungsspuren außen sind völlig normal. Leider wurde das herzogliche Siegel entfernt oder ist abgefallen. Briefe dieser Art sind gesucht und von Spezialisten geschätzt - ein Wert ist schwer bestimmbar, zu sehr sind Auktionsergebnisse von Heimatsammlern abhängig, die manchmal Liebhaberpreise bewilligen. Ansonsten liegt ein solcher Brief ohne Autograph zwischen 20 und 40 EUR.

Solltest Du weitere Fragen zu Schnörkelbriefen dieser Zeit haben - jederzeit gerne!

Gruß - roteratte48
 
duphil Am: 01.08.2008 19:34:49 Gelesen: 304826# 3 @  
@ roteratte48

Hallo!

Wie sagt man hier im Ruhrgebiet zu so einer Leistung wie diese "Übersetzung"?

"Boah, ey!"

Soll heißen, ich bin begeistert. Es ist für mich fazinierend, welch fähige und belesene Sammler hier im Forum mitschreiben. Ich persönlich hätte den Brief nie entziffern können. Selbstverständlich freut es mich auch, auf dies Art noch mit jeder Menge Hintergrundwissen versorgt zu werden.

Und damit komme ich zu einer Bitte, die vermutlich unverschämt ist: Ist es möglich, solche alten Briefe komplett, d.h. Wort für Wort zu "Übersetzen"? Ich würde auf diesem Wege gerne selber lernen, solche Uraltbeleg zu lesen.

Allerdings weiß ich nicht, was andere Forumsmitglieder darüber denken.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
roteratte48 Am: 01.08.2008 21:37:25 Gelesen: 304816# 4 @  
@ duphil

Hallo Peter,

nein, unverschämt ist eine solche Bitte ganz sicher nicht - und ich will ihr auch gerne nachkommen, sofern denn Interesse an der Materie besteht. Ich selbst bin über viele Jahre den Weg vom Generalsammler Klassik über die Briefmarken der altdeutschen Staaten zur Vorphilatelie und Postgeschichte gegangen.

Gelandet bin ich schließlich bei den Briefen des 16. bis zum 18. Jahrhundert, weil sie schön sind, weil sie eine Brücke schlagen zwischen Post- und Weltgeschichte, weil sie außen Posttaxen und Laufwege aufzeigen und innen häufig menschliche Schicksale und/oder politische Entwicklungen dokumentieren, wie sie plastischer und bewegender kein Buch übermitteln kann. Sie lesen zu können erfordert Übung und Geduld - aber das gilt für jedes Gebiet unseres gemeinsamen Hobbies, ob nun moderne oder klassische Phialtelie, ob bei Rohrpost oder altbayerischen Eisenbahnbelegen.

Sollten Mitglieder hier über Belege dieser Zeit verfügen - für sie alle gilt das Angebot wie für Stempelwolf - auch für vollständige Transkriptionen. Und sollte es gewünscht werden, dann kann ich in Abständen auch gerne Beispiele aus meinen Beständen zeigen - inklusive Gegenüberstellung von Original und Transkription zur Weiterbildung. ;o)

Herzliche Grüsse - Rolf
 
Jürgen Witkowski Am: 01.08.2008 22:15:54 Gelesen: 304806# 5 @  
@ roteratte48 [#146]

Deine Beiträge zum Thema Vorphilatelie sind sehr erwünscht, da kann ich duphil nur beipflichten. Bisher habe ich solche Briefe immer andächtig wieder weg gelegt, weil ich sie einfach zum allergrößten Teil nicht lesen und verstehen konnte. Als Heimatsammler entgehen einem dabei bestimmt viele wertvolle Informationen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
duphil Am: 01.08.2008 22:28:07 Gelesen: 304799# 6 @  
@ Concordia CA

Hallo Jürgen!

Vielen Dank für Deine Unterstützung. Ich hoffe, viele, viele Forummitglieder melden sich mit ihren Belegen.

Selber habe ich zur Zeit keine Beleg zum Thema, aber das kann sich kurzfristig ändern. :)

Mit freundlichen Gruß
Peter

@ roteratte48 (#4)

Hallo Rolf!

Dir vielen Dank für das Angebot. Ich werde sicher bei Zeiten darauf zurückkommen. Deinen ersten Brief sehe ich mit Spannung entgegen.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
Stempelwolf Am: 01.08.2008 22:41:12 Gelesen: 304795# 7 @  
@ roteratte48

Hallo Rolf,

dein Angebot nehme ich gerne an - so nach und nach werde ich dir noch mehr Belege einscannen, damit wir alle klüger werden postalisch sowie philatelistisch als auch geschichtlich.

Danke für dein Engagement.

Beste Grüße, Wolfgang

Dies ist leider nur eine Briefhülle:


 
roteratte48 Am: 02.08.2008 08:53:58 Gelesen: 304778# 8 @  
@ Stempelwolf [#158]

Guten Morgen, Wolfgang,

dann lass die Dinge mal kommen - ich (und hoffentlich noch der ein oder andere) freue mich über alles Neue auf diesem Gebiet.

Rasch noch zu Deiner Briefhülle, die bereits eines der Probleme aufzeigt, mit dem wir bei Briefen dieser Art konfrontiert werden, es wurden sehr häufig Abkürzungen verwendet, ähnlich stenographischen Kürzeln. Ich schreibe die Anschrift jetzt bewusst einmal in heutiger Schreibweise aus - der Wort-für-Wort Vergleich mit Deinem Scan zeigt, was ich meine:

Dem ehrenfesten, hochgeachteten Herrn
Jacob Israel Metzger, Fürstlich württembergischer
Vogt zu Stuttgart. Meinem
insbesonders (gestrengen?), geehrten Herrn Nachbarn
und Freund - Stuttgart

Das verwendete Kürzel, das ich in Klammer gesetzt habe, könnte auch "großzügig[lich]" heißen - oft hilft dann nur der Abgleich mit anderen Schriftstücken von gleicher Hand.

Und nun ab zum Flohmarkt im Nachbardorf - ich werde vielleicht heute Abend einen ersten, möglichst klaren Brief vorstellen, der in seiner Lesbarkeit Mut macht. *gg*

Euch allen ein schönes Wochenende

Rolf
 
Stempelwolf Am: 02.08.2008 18:39:41 Gelesen: 304751# 9 @  
Alsdann der nächste Beleg - diesmal ein vollständiges Schreiben von Esslingen nach Stuttgart:


 
roteratte48 Am: 02.08.2008 18:55:13 Gelesen: 304750# 10 @  
@ duphil [#147]

und an alle, die an Schnörkelbriefen Spass haben - hier also der erste Brief "zum einlesen". Er zeigt im Briefkopf sehr deutlich, woher der Name "Schnörkelbrief" kommt. Geschrieben wurde er relativ spät, schon gegen Ende der Zeit kunstvoller Gestaltung, 1793 in Schleiz; Hauptstadt des sich 1647 von der jüngeren Linie Reuß-Gera abspaltenden Linie Reuß-Schleiz.

Im Inhalt geht es um die Erhebung von Sondersteuern, die vordergründig der Vorsorge für die Einbeziehung des Fürstentums in den im April 1792 ausgebrochenen ersten Koalitionskrieg dienen sollten (tatsächlich kam es erst im 4. Koalitionskrieg 1806 dazu - dann aber gründlich, als die Schlacht bei Schleiz Napoleon einen deutlichen Sieg über die preußisch-sächsischen Truppen bescherte), tatsächlich aber die chronisch kränkelnden Staatsfinanzen aufpäppeln mussten.

Hier also der Text als kleine Hilfe beim "Selberlesen":

"Wir Heinrich der Zwey und Vierzigste Jüngerer
Linie Reuß, Graf und Herr von Plauen
Unsern gnädigsten Gruß zuvor
Ehrbare und Weise, liebe Getreue!

Nachdem wir für nötig finden, wegen derer bey der Steu=
er Caße allhier vorkommenden Ausgaben, hierdurch
zwey Kriegssteuern, und in der Ordnung den 69. und
70sten Termin auszuschreiben; Als ist unser gnädig=
stes Begehren an Euch hiermit, solches Eurer anver=
trauten Bürgerschaft gehörig zu publiciren und sie
zu bedeuten, daß selbige ihr schuldiges Quantum
dazu auf den Tag, so unser Forst- und Steuer secreta=
rius Friedrich Gottlob Meister zur Einnahme aus=
setzen wird, an guten harten Münz Sorten ein=
liefern sollen. Versehen uns deßen und
verbleiben Euch in Gnaden gewogen.

Schloß Schleiz den 14. Januar 1793
[Siegel] [eigenhändige Unterschrift] Hd42J.Reuß

[Empfangsvermerk] eingegangen den 19. Jan. 1793"

Viel Spaß bei den Leseübungen - das nächste Mal wirds bissle schwieriger. ;o)

Gruss vom Oberrhein - Rolf


 
roteratte48 Am: 03.08.2008 08:35:12 Gelesen: 304731# 11 @  
@ Stempelwolf [#9]

Anschrift:

"Denen Edel-Vesten, hochgeachteten, Ehrenvesten
fürsichtigen und weisen Herren Vogt, Bürgermeister
und Gericht zue Stuttgart - unsern insonders viel-
geehrten Herrn und Nachbarn - Stuttgardt"

Und nachdem ich aus dem Handstand wieder raus bin, kann ich Dir auch sagen, was der Schreiber in Stuttgart rückseitig als Inhaltsvermerk und Gedächtnisstütze vermerkt hat - nämlich, dass die Herren Bürgermeister und Rat schreiben, dass ihnen der anberaumte Termin für ein Gespräch über den Handel mit allgem. Lebensmitteln (Victualien) und Fleisch beliebig sei. Präsentationsvermerk vom 6. August 1652

Schönen Sonntag an alle! - Rolf
 
Stempelwolf Am: 03.08.2008 16:50:15 Gelesen: 304718# 12 @  
Hallo Rolf,

und wieder eine Briefhülle (diesmal erfordert es keinen Handstand):


 
roteratte48 Am: 03.08.2008 17:54:42 Gelesen: 304713# 13 @  
@ Stempelwolf [#12]

Nahezu identische Anschriftsformulierung wie zuvor, auch wenn die Schreibweise teils etwas "freier" gestaltet ist (wir dürfen nicht vergessen, dass es keine festen, verbindlichen Rechtschreibregeln gab - phonetische Schreibweise war üblich und drei unterschiedliche Arten, ein einziges Wort zu schreiben, innerhalb des selben Briefes nichts Ungewöhnliches)

"Denen wohlehrenfesten hochgeachteten
fürsichtigen und wohlweisen Herren
Bürgermeistern und Gericht zu Stutt-
gart - unseren insonders günstigen
vielgeehrten Herrn und Nachbarn.."

Inhaltsvermerk rs:

"Cannstatt - Rescript* wegen ihres auszurichtenden Kornmarktes.."

*Rescript - in diesem Falle gemäß Krünitz: Rescript, aus dem mittlern Lat. Rescriptum, diejenige Schrift eines Landesherrn, worin er sich auf das Bittschreiben eines Unterthanen, auf die Anfrage eines Collegiums etc. erklärt

Gruss - Rolf
 
Stempelwolf Am: 03.08.2008 19:08:50 Gelesen: 304702# 14 @  
Das nenne ich prompte Übersetzung!

Hallo Rolf, laß dir Zeit - ich hab noch ein paar. Nicht das dir die Puste ausgeht.

Für alle die mit Handständen "nichts am Hut" oder mit Bildbearbeitung nichts anfangen können habe ich den Beleg von beiden Richtungen eingescannt:

;

Beste Grüße, Wolfgang
 
roteratte48 Am: 03.08.2008 20:57:28 Gelesen: 304696# 15 @  
@ Stempelwolf [#14]

Solang es jeweils nur Adresse und Inhaltsvermerke sind, wird meine Puste noch gerade so reichen, hoffe ich mal.

Gleicher Laufweg wie der Brief zuvor - zwei "Besonderheiten". Zum einen die Wortschöpfung "..wohlvergeachtet", die nicht negativ belastet ist (..also nichts mit "verachten" zu tun hat!) - zum andern die Zeitrechnung "..nach Simonis und Frieda" - man orientierte sich an den Namenstagen.. und für beide Namen ist auch noch heute Namenstag der 28. Oktober!

Anschrift:

Denen Edlen, Ehrenfesten, Hoch-
und wohlvergeachten, fürsichtigen
und wohlweisen Herrn Vogten,
Bürgermeister und Gericht zue
Stuttgardt - Unseren insonders
hochgeehrten Herrn Nachbarn..

Inh.vermerk:

Cannstatt - Der Jahrmarkt auf Montag nach Simonis & Frieda, das ist 29. Oktobris 1666, wird abgestellt. Ins Amt ausgeschickt 12. dieses [Monats]

Gruss - und tschüss für heute - Rolf
 
Stempelwolf Am: 04.08.2008 22:09:22 Gelesen: 304649# 16 @  
Hallo Rolf,

vor 340 Jahren kannte man schon Formblätter



die verschnörkelt überbracht wurden:

;

Schönen Abend noch.

Beste Grüße, Wolfgang
 
roteratte48 Am: 06.08.2008 18:23:58 Gelesen: 304583# 17 @  
@ Stempelwolf [#16]

Hallo Wolfgang,

wiederum ein schöner, seltener Beleg, den Du uns hier zeigst! In der Anschrift die übliche Gestaltung ("Unseren lieben getreuen Herren Bürgermeistern und Gericht zu Kürchheim am Neckher [Kirchheim/Neckar]") - rs. die Inhaltszusammenfassung, die Lieferung der "gefallenen accisen betreffend", mit Einlieferungstermin 2. März 1670 und Präsentationsvermerk vom 28. Februar.

Der Inhalt ist, glaube ich, soweit verständlich, dennoch zwei, drei Anmerkungen: Der Begriff "Fronfasten Cinerum" wird hier zur Zeitbestimmung verwendet, im nicht-sakralen Bereich war das Fronfasten ein vierteljährlich wiederkehrender Termin (im ursprünglichen Sinne ein jeweils dreitägiges Fasten, welches das kirchliche Jahr in vier Jahreszeiten aufteilte, jeweils Mittwoch, Freitag und Samstag nach Aschermittwoch, nach Pfingsten, nach dem 14. September und nach dem 13. Dezember). "Cinerum" steht als Kürzel für "dies cinerum" = Aschermittwoch.

Die Fron selber war eine Dienstleistung, die unentgeltlich gegenüber einem Dienstherren beispielsweise erbracht werden musste - schon damals aber war häufig die zu erbringende Dienstleistung durch Ablösung in eine Art Steuer umgewandelt worden. Der rs. verwendete Begriff der Accise bedeutet letztlich nichts anderes - eine Steuer allgemein, auch Impost genannt. Krünitz definiert: "die landesherrliche Anordnung eines Beytrages der Unterthanen zur Bestreitung gemeinschaftlicher Bedürfnisse, z. E. Steuer, Schatzung, Tribut, Zoll Zinsen; eine jede von der Obrigkeit verordnete Auflage, besonders auf bewegliche Güter; Fr. Impôt, Ital. Imposta. Die Waaren mit vielen Imposten beschweren, d. i. Accise, Zoll u. s. f. Von Seiten der Unterthanen versteht man unter Impost oder Accise die Abgaben an die Obrigkeit."

Briefe mit gedrucktem Inhalt gibt es schon sehr viel früher - noch vor Gutenberg hat man wichtige Nachrichten, die gleichlautend an viele Empfänger gingen, in Form von Einblattdrucken vervielfältigt. "Relativ" häufig finden wir dann Schreiben wie das Deine ab Mitte des 16. Jahrhunderts. Kirche und Landesherren verwendeten sie insbesondere bei der Abwicklung von Steuerfragen. Selten und begehrenswert für Sammler bleiben sie allemal!

Gruss und schönen Abend an alle - Rolf
 
Jürgen Witkowski Am: 17.08.2008 22:20:56 Gelesen: 304477# 18 @  
Damit das schöne Thema nicht einschläft habe ich ein wenig in meinen Belegekisten gekramt. Der Brief ist zwar aus dem Jahr 1853 und somit bei weitem nicht so alt, wie die meisten bisher gezeigten Belege, aber vielleicht auch ganz interessant.

Abgeschickt wurde er "Im Namen Seiner Majestät Des Königs Von Bayern" von der Königlichen Regierung von Niederbayern in Landshut. Worum es in diesem Brief geht, hat sich mir leider nicht erschlossen.




Wer kann helfen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
roteratte48 Am: 18.08.2008 10:10:54 Gelesen: 304460# 19 @  
@ Concordia CA [#18]

Hallo Jürgen,

für eine wörtliche Transkription ist die Auflösung Deines Scans einen Tick zu gering - ich habe auch mit Erhöhung des Kontrastes bei einigen Worten Probleme, sie zu entziffern. Der Inhalt hingegen ist klar: Unter Verwaltungsvorgangsnummer 22688 schreibt die niederbayerische Verwaltungsbehörde an das Forstamt in Wolfstein, dass man auf deren Bitte um Prüfung von in Rechnung gestellten Wasserbaukosten lediglich bemerken könne, dass diese Kosten nach Abzug von Nebenausgaben in dem Betrag von 1662 Gulden 57 1/2 Kreuzern "zur Wiederausgebung eingewiesen worden sind und in der Forstrechnung desselben Jahres mit Belegnummer 1052 bis 1138 richtig in Verrechnung erscheinen."

Der im Text angesprochene "Anteil den Schiffmeister betreffend" weist auf den Charakter der forstamtlichen Aufgaben hin - die im staatseigenen Forst gefällten Stämme wurden über die Isar geflößt (teils bis ins Salzburgische, unter deren Verwaltung Wolfstein noch im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jhdt. stand.); die Koordination des Flößens unterstand dem Schiffsmeister.

Wenn Du eine vollständige Transkription brauchst, dann kannst Du mir den Scan per mail (mindestens 400 dpi Auflösung) schicken.

Gruss vom Oberrhein - Rolf
 
roteratte48 Am: 18.08.2008 18:24:20 Gelesen: 304440# 20 @  
@ Concordia CA [#18]

Sodele - Scan von Jürgen ist angekommen, hier nun der Wortlaut des Briefes:

"Auf die mit Bericht vom 30. August d. Jahres gestellte Bitte um eine Prüfung der für die Wehr- und Wasserbaukosten nach den ärarialischen und den privaten Triften pro 1851/52 erlaufenen Kosten ad 1981 Gulden 58 1/2 Kreuzern wird dem kgl. Forstamte Wolfstein unter Rückschluß der sieben Berichtsbeilagen lediglich bemerkt, dass diese Kosten nach Abzug des den Schiffmeister Fink von Braunau treffenden Antheiles ad 319 Gulden 1 Kreuzer bereits mittelst Entschließung vom 7. Februar d. Jahres, Nr. 8426, dem königlichen Rentamte Wolfstein in dem Betrage 1662 Gulden 57 1/2 Kreuzer pro 1851/52 zur Verausgabung eingewiesen worden sind, und in der Forstrechnung desselben Jahres, Fol. 112 (mit Belegnummern 1052 - 1138) richtig in Verrechnung erscheinen.

Kgl. Regierung von Niederbayern / Kammer der Finanzen / Unterschrift.
'An d. kgl. Forstamt Wolfstein.
Triftkosten Vorschläge und Nachweise pro 1851/52 betreffend..'..."

Die "Trift" ist dem Verflößen von Baumstämmen gleichzusetzen; mit dem Unterschied, dass beim Floss die Stämme miteinander verbunden werden. Den Begriff "ärarialisch" habe ich zwar mal gehört - eine vernünftige Übersetzung findet sich aber weder im Net noch im mittelhochdeutschen Rechtswörterbuch noch im Krünitz. Meiner Erinnerung nach hat er in etwa die Bedeutung von 'halbamtlich; von lokaler Stelle veranlasst". Sollte mich damit jemand korrigieren oder auch bestätigen können, wäre ich dankbar!

Weiterhin Spass am "Altpapier" und Gruss an Dich und alle anderen Philaseitenleser!

Rolf
 
Jürgen Witkowski Am: 18.08.2008 19:10:31 Gelesen: 304433# 21 @  
@ roteratte48 [#20]

Vielen Dank für Deine tolle Transkription und Deine Interpretation des Briefes. Dadurch erschliessen sich einem vergangene Zeiten mit ihren vielfach in Vergessenheit geratenen Eigenheiten.

Zum Wort "ärarial" schreibt der Duden: (veraltet) die Staatskasse betreffend, zu ihr gehörend. Das würde in dem Kontext auch Sinn machen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
duphil Am: 27.09.2008 19:58:43 Gelesen: 304260# 22 @  
Hallo zusammen!

Endlich habe ich auch einmal einen Schnörkelbrief und zwar aus dem Jahre 1724 erwerben können.

Hier als erstes die Anschriftenseite:



Es folgt Seite 1 von 3:



Und Seite 2:



Zum Schluss Seite 3:



Jetzt bin ich gespannt und freue mich auf die Transkription.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
roteratte48 Am: 27.09.2008 21:58:47 Gelesen: 304250# 23 @  
@ duphil [#22]

Hübscher und sauberer Brief, den Du da erworben hast - Glückwunsch dazu, Peter! Vom Inhalt her ein typischer Dienstbrief der Zeit - aber musstest Du ausgerechnet einen Schreiber mit selbstverliebter, völlig uneinheitlicher Klaue aussuchen ?*gg* Der gute Mann drängt je nach Lust und Laune die Buchstaben zusammen oder zieht sie in der nächsten Zeile auf ein mehrfaches auseinander, das macht einige Worte für mich auf die Schnelle wirklich nahezu unlesbar. Zunächst die Anschrift:

"Denen Wohl- und Edlen, vesten großvestbahren, hoch- und Wohlgelehrten, auch wohl (..rechtweisen?) Herren Bürgermeistern und Rathe zu Schneeberg, meinen hoch- und vielgeehrten Herren - Schneeberg."

links unten "den Bothen zu lohnen mit 5 Groschen"

Im Text geht es, nach Wiederholung der bereits in der Anschrift gebrauchten Ergebenheitsfloskeln, um die Festlegung eines Termins zur Urteilsverkündung in einem Rechtsstreit; der Schreiber des Briefes ersucht "vigore commissionis [kraft Auftrages}" die Herren, am 4. Mai 1724 "vor der Commission im Churfürstlichen Sächsischen Ambte allhier obermelten Tages in rechter Zeit gebührend zu erscheinen, und der publication angeregten Urtheils" gegen Erlegung von 4 Talern Commissionsgebühren (die unter angelegter 'Liquidation' A [deine Seite 3] spezifiziert werden) beizuwohnen. Er schliesst mit "der ich im Übrigen verbleibe. Ambt Stollberg, d. 30. März 1724. meiner hoch- und vielgeliebten Herren dienstergebener und williger Gottlob Friedrich ..???..."

Seite 3 ist dann lediglich die Aufteilung der Kosten in 2 Thaler 16 Groschen moderierte Komm.gebühr und Vorlage sowie weitere 1 Thlr 14 Groschen "halb Urteilsgeld und Bothenlohn".

Viel Spass an diesem hübschen Beleg, der erste in einer langen Reihe, hoffe ich.

Gruss und schönen Abend - Rolf
 
duphil Am: 27.09.2008 23:34:47 Gelesen: 304243# 24 @  
@ roteratte48 [#23]

Hallo Rolf !

Vielen Dank für deine prompte Hilfe!

Aber ob noch viele Briefe nachkommen? Kann ich so nicht sagen. Mal sehen, was sich, bzw. meiner einer findet. Überraschungen sind ja nie auszuschließen.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
roteratte48 Am: 28.09.2008 11:20:06 Gelesen: 304230# 25 @  
@ duphil [#24]

"Aber ob noch viele Briefe nachkommen? Kann ich so nicht sagen. Mal sehen, was sich, bzw. meiner einer findet. Überraschungen sind ja nie auszuschließen"

Hallo Peter,

wohl eher nicht - die Interessen bei den meisten hier konzentrieren sich auf die Markenzeit und das ist ja auch völlig ok so.

Und wenn ich eine hier gestellte Frage mal nicht sehen sollte - über's Briefmarkencafe oder übers Forum des BDPh bin ich ja auch erreichbar. Hintergrundleser hier bin ich ja auch weiterhin.

Schönen Sonntag an alle - Rolf
 
Stempelwolf Am: 02.10.2008 11:59:49 Gelesen: 304185# 26 @  
@ roteratte48 [#25]

Hallo Rolf,

miserabel geschrieben aber gut erhalten - kannst Du es entziffern ?

mit verschnörkelten Grüßen

Wolfgang


 
Stempelwolf Am: 04.10.2008 15:52:14 Gelesen: 304161# 27 @  
Während wir alle gespannt auf die Übersetzung bzw. Identifizierung des Textes aus Beitrag 26 warten, lassen wir unsere Gedanken schweifen und rätseln welches Verhalten diesem Postillion wohl zum Rausschmiss aus dem Postdienst verhalf: Ließ er die Pferde zu schnell laufen und der Eilwagen fuhr auf 2 Rädern durch die Kurve? War Alkohol im Spiel? Belästigte er adelige Fräulein?


 
roteratte48 Am: 04.10.2008 16:41:05 Gelesen: 304156# 28 @  
@ Stempelwolf [#27]

Hallo Wolfgang,

das obere [#26] habsch wohl übersehen - und bei [#27] weiß ich die Gründe sowenig wie Du, aber ich weiß, dass das ein besonders hübscher Beleg ist - Glückwunsch dazu!

Bei Deinem Brief habe ich eben mal reingeschaut - wo Du recht hast, wirklich eine miese Klaue. Mit dieser Auflösung werde ich nicht viel weiter kommen, fürchte ich - schick mir's, wenn Du magst, mit mindestens 400 dpi Auflösung per Mail. I'll try my best, aber ohne Garantie. ;o)

Schöne Grüsse - Rolf
 
Stempelwolf Am: 04.10.2008 18:17:44 Gelesen: 304150# 29 @  
@ roteratte48 [#28]

Hallo Rolf,

damit alle etwas davon haben stelle ich den Beleg hier nochmals rein. Mein Bildbearbeitungsprogramm musste ich erst überlisten lernen. Dank Jürgen/Concordia CA hab ich es auch hin bekommen.

Noch ein kleiner Tipp am Rande - wenn Belege gescannt werden die Original-Siegellack tragen, sollte man diesen mit Papier abdecken, da sonst der ganze Scanner versaut ist.

;

Hoffentlich ist es jetzt lesbar,

beste Grüße, Wolfgang
 
roteratte48 Am: 04.10.2008 19:53:50 Gelesen: 304143# 30 @  
@ Stempelwolf [#29]

Bis auf ein paar Worte, die ich mir nochmal anschauen muss, hier die Transkription:

"Denen Edlen, Vöst-hochgelahrt-wohlehrenfest-hoch-und-wohlvorgeacht-vornehm-fürsichtig und wohlweisen Herren N.N. wohlmeritierten [=verdienstvollen] Stadtvogt, Bürgermeistern und Gericht zu Stuttgardt, meinen Ggt..[großgütigen?] und vielgeliebten Herrn ... (?) und Schwagern - Stuttgardt"

Rückseitig komme ich Wort für Wort noch nicht klar; inhaltlich besagt es folgendes: "Nellingen - Herr Amtsvogt rescribiert [..antwortet].. daß er am 24 dieses Monats morgens um 6 Uhr allhier sich zu stellen befiehlt wie auch (und dann verliessen sie ihn - ich schau mir's später nochmal an) - ..zu Nellingen aus vorhin überschriebener Ursach.." " Präsentiert den 13 September 1677 nachmittag um 3 Uhr."

Schönen Abend an alle - Rolf
 
Pommes Am: 04.10.2008 21:21:14 Gelesen: 304136# 31 @  
Einen schönen Abend an alle
und die Bitte um Hilfe.

Mein Beleg ist nicht so alt, wie die meisten hier bereits vorhandenen, aber es ist einer aus der Vorphilazeit. Der Brief ist immerhin 129 Jahre älter als ich (viel Spass beim rechnen ;-)) und daher muss ich wohl auch nicht alles verstehen. Ich kann nur einen Teil wörtlich entziffern und den Inhalt erahnen.

Der Schreiber scheint Bezug auf etwas zu nehmen, was dem Brief wohl beigelegen hat?! (Kaufvertrag, Geschäftsübernahme angezeigt o.ä.) Dieses dann in die entsprechenden Bücher einzutragen und Ihn und Herrn Kunze(?) zu informieren.

Ganz versagt mein Verständnis aber bei der Grußformel. Darüber scheint ein Beamter noch etwas mit Bleistift geschrieben zu haben, was wohl auch den -1.5. auf der Anschriftenseite erklären kann.

Dort gibt es noch handschriftlich: 1 1/4. Ist das die Gebühr der Post?




 
roteratte48 Am: 06.10.2008 13:01:01 Gelesen: 304109# 32 @  
@ Pommes [#31]

Hallo Pommes,

hübscher kleiner Brief aus Schmölln 1845 - textlich leider unvollständig, es fehlt der komplette Anfangsteil. Und ja, die notierten 1 1/4 vorderseitig sind die einzufordernden Gebühren.

Hier rasch der verbleibende "Resttext":

"zur entsprechenden Brücksichtigung in vorkommenden Fällen anzunehmen und in den betreffenden Gerichtshandels- und Consensbüchern zu notieren; dem Gutsbesitzer Kurze aber, sowie auch mir, die nöthige Notizertheilung zukommen zu lassen die Gewogenheit haben.
Der ich in vorzüglicher Hochachtung verharre.
Euer Hochwohlgeboren.
ganz ergebener - Advocat Hugo Meißner"

Darunter notiert er den Fall des Mandanten (Dietz ?) sowie (von anderer Hand) - "wegen der Bevollmächtigung des Herrn Advocat Meißner [siehe Folio] 45 des Handelsprotocolls von 1845."

Gruss - Rolf
 
Pommes Am: 06.10.2008 20:50:43 Gelesen: 304094# 33 @  
@ roteratte48 [#32]

Danke Rolf für Deine Hilfe!

Und ich, der in vorzüglicher Hochachtung verharre, Euer Transkriptionskünstler, ganz ergebene Advokat Pommerenke.

Das waren noch Umgangsformen! (Selbst wenn es nicht [immer] wirklich so gemeint war.) Heute wird bei Schreiben an Gerichte üblicherweise nicht einmal mehr die "Floskel" "Mit freundlichen Grüßen" verwendet.

Sei's drum, Dir einen schönen Abend und eine angenehme Woche
mit besonders herzlichem Gruß

THOMAS
 
Stempelwolf Am: 06.10.2008 22:46:46 Gelesen: 304087# 34 @  
Hallo Rolf,

lassen wir ein wenig die Augen auf diesem Papier von 1736 verweilen. Ist das ein Steuerbescheid von damals? Der Ludwigsburger Vordruck wurde in Stuttgart verwendet.



Gute Nacht oder einen schönen Abend noch,

wünscht Wolfgang
 
roteratte48 Am: 07.10.2008 09:48:53 Gelesen: 304076# 35 @  
@ Stempelwolf [#34]

Völlig richtig - es ist ein Steuerbescheid. Wozu allerdings die 28 Gulden 30 Kreuzer dienten, die der Herr Taxator Stameier Seiner Excellenz Herrn Keuppers da quittiert, das vermag ich nicht zu sagen. Erhoben wird die Gebühr "pro collatura et investitura der .. geistlichen Secularhirten Gütern zu Schwaigern." - zu dieser Gruppe (sofern ich das Wort Secularhirten überhaupt richtig lese, vielleicht die Geistlichkeit allgemein [?]) habe ich keinerlei Angaben gefunden.

Das "pro collatura et investitura" ist ebenfalls für mich schwer zu deuten - sofern es um Kirchenrecht geht, könnte es sich um eine Eigentumsübertragung handeln, also etwa die Übertragung der angesprochenen Güter an die Geistlichkeit und die Aufnahme der neuen Verhältnisse in die Grundbücher - aber da bewege ich mich auf sehr dünnem Eis. Vielleicht kann ein anderer Leser hier noch Klarheit schaffen, ich würde mich freuen.

Gruss - Rolf
 
Stempelwolf Am: 07.10.2008 21:06:09 Gelesen: 304058# 36 @  
Herzlichen Dank, Rolf.

für die unermüdlichen Übersetzungen und Erklärungen dieser Alt-Papiere. Zur graphisch künstlerischen Verbesserung der Ansicht verhilft hier das Prägesiegel. Das "Gekringel" am Rand ist wohl nicht zu deuten - oder weißt Du was das sein könnte?



Erinnert irgendwie an das Yin-Yang-Zeichen.

beste Grüße, Wolfgang
 
reichswolf Am: 07.10.2008 21:53:01 Gelesen: 304054# 37 @  
@ Stempelwolf [#36]

Das Gekringel nennt man typographischen Schmuck oder auch Vignette.

Das kommt nämlich vom französischem "vigne" = "Weinrebe", und solcher Schmuck wurde auch Weinrankenzierrat genannt.

Beste Grüße,
Christoph
 
roteratte48 Am: 08.10.2008 11:25:35 Gelesen: 304032# 38 @  
@ Stempelwolf [#36]

Hallo Wolfgang -

ein typischer Dienstbrief aus Württemberg im 18. Jahrhundert mit Teilvordruck der Adresse (inkl. Schnörkel). Relativ häufig und bei Sammlern nicht besonders beliebt (Ausnahme natürlich Heimatsammler). Vom Inhalt her fast ausnahmslos Verwaltungsvorgänge - hier nachvollziehbar an den rückseitigen Notierungen mit Empfangsvermerk, Präsentationsvermerk, Publikationsvermerk sowie abschließend die Bestätigung einer Eintragung des Vorganges in das Gerichtsprotokoll vom Dezember 1757.

Da die Umschläge vorgefertigt wurden, ist der Inhalt kaum je erhalten - im Gegensatz zu Schnörkelbriefen, bei denen Anschrift und Text sich auf dem gleichen Bögen befanden. Das papiergedeckte Siegel ist schön geprägt und deutlich - um die Umschrift zu entziffern reicht die Auflösung nicht ganz, sollte Dir aber mit 'ner ruhigen Hand und 'ner Lupe nicht schwer fallen ! ;o)

LG und 'nen schönen Tag!

Rolf
 
Georgius Am: 08.10.2008 16:51:52 Gelesen: 304011# 39 @  
@ roteratte48 [#35]

Zu dem fraglichen Wort "Secularhirten". Nach eingehender Betrachtung erscheint mir der Begriff als "secularisirten Gütern", was nun wirklich einen Sinn zu haben scheint.

Aber macht Euch selbst einen Reim daraus,

meint mit freundlichem Sammlergruß
Georgius
 
roteratte48 Am: 08.10.2008 18:39:37 Gelesen: 304002# 40 @  
@ Georgius [#39]

Hallo Georgius - aber klar doch. Dankeschön für die Hilfe!

Manchmal liest man sich an einem Wort einfach "fest" - und dann entstehen Hirten.*gg*

Aber genau so stelle ich mir das einander helfen auf der Seite hier vor, nochmal Danke!

liebe Grüsse - Rolf
 
Stempelwolf Am: 08.10.2008 22:46:34 Gelesen: 303989# 41 @  
Ja so macht es Spaß

Hallo Georgius und Rolf:

Damals nahm man sich sehr viel Zeit für einen Brief. Schnörkel vorne, Prägesiegel zum verschließen und Schnörkel als Überschrift. Und das alles wegen ein paar Zeilen! Hatten die Edelleute eigentlich Kontakt zu den Argonauten (wegen der Erwähnung des goldenen Fells)?

;;

beste Grüße, Wolfgang
 
duphil Am: 09.10.2008 05:12:23 Gelesen: 303984# 42 @  
@ Stempelwolf [#41]

Hallo Wolfgang,

ich habe mal ein bisschen rumgeschnüffelt und zum Thema "Ritter des goldenen Vlieses" folgende Links herausgesucht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Goldenen_Vlies

und

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ritter_des_Ordens_vom_Goldenen_Vlies

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
Stempelwolf Am: 10.10.2008 22:14:48 Gelesen: 303937# 43 @  
Salz war damals ein kostbar Gut und wurde sorgsam verwaltet:


 
Stempelwolf Am: 11.10.2008 22:51:24 Gelesen: 303892# 44 @  
@ roteratte48 [#40]

Hallo Rolf,

bei diesem "Schnörkelbrief" handelt es sich um ein Militärschreiben. Leider kann ich im Google keinen Suchtreffer mit dem Suchbegriff: "David von Auge" erzielen. Kannst Du herauslesen um was es hier geht?

;

beste Grüße
Wolfgang
 
roteratte48 Am: 12.10.2008 12:19:07 Gelesen: 303868# 45 @  
@ Stempelwolf [#44]

Kompliment, Wolfgang - das ist ein besonders schöner Entlassungsschein aus der württembergischen Armee; noch dem siebenjährigen Krieg zuzurechnen und für Militariasammler ein echtes "Zuckerl". Dazu noch in erstaunlich gutem Erhaltungszustand. Meist sind solche "Abschiede" stark verschmutzt und eingerissen, wurden sie doch auf dem Weg in die Heimat in der Hosentasche mitgetragen und mussten immer mal wieder vorgezeigt werden.

Die Lesbarkeit ist beispielhaft - hätten sich doch alle, die damals Worte auf Papier verewigten, einer solchen Handschrift befleissigt. Wir hätten heute alle kaum Probleme mit dem Entziffern solcher wunderschönen Quellen. Ich überlasse deshalb die Transkription mal bewusst unseren Lesern hier. Jeder Satz kann dann ein Erfolgserlebnis sein und einige möchten ja auf diesem Gebiet Fortschritte machen. Sollte es nicht klappen, dann stelle ich natürlich gerne auch eine "Reinschrift" hier ein - aber warten wir mal ein, zwei Tage.

Warum Du im Net nichts zum Unterzeichner findest, ist so verwunderlich nicht: Das Zeichen ganz oben links steht wohl als Kürzel für "im Namen" - d.h., dass sich die hohen Ehrentitel nicht auf den ausstellenden Offizier beziehen, sondern auf den Herzog von Württemberg. Auch im Text verweist der Schreiber auf einen eher untergeordneten Rang: "so verhalten, daß ich und die mir vorgesetzten Officiers wohl mit ihm zufrieden gewesen.".

Ich bin nicht einmal sicher, dass das "von Auge" Teil seines Namens war, es gab in Stuttgart ein Infanterieregiment namens "von Auge´", also französische Schreibweise mit accent! Ist aber auch nicht soo wichtig - das Dokument als solches ist ein wundervolles Zeitzeugnis zum 3. Schlesischen Krieg - unabhängig vom Rang seines Unterzeichners - zu dem ich Dir (etwas neidvoll) herzlich gratuliere!

Schönen Sonntag an alle philaseiten-Leser - Rolf
 
Stempelwolf Am: 12.10.2008 13:14:43 Gelesen: 303861# 46 @  
@ roteratte48 [#45]

Hallo Rolf,

während wir warten ob und welche Leser den Text entziffern können, erfreuen wir uns derweil an diesem Beleg. Es handelt sich wohl um einen Lieferschein?



Beste Grüße, Wolfgang
 
xheine Am: 13.10.2008 15:28:27 Gelesen: 303835# 47 @  
@ roteratte48 [#45]

Hallo,

ich habe lange mit mir gerungen, ob ich hier auch was einstelle oder nicht:

Nun hier ein Brief aus dem Jahr 1833, Neuwied -Aachen, an den Freiherrn von Ellrichshausen (altes Geschlecht in Würtemberg), aber dann verließen Sie ihn:

Was mich noch verwundert, im Text oben heißt es nicht Stuttgart ? Aber in Neuwied gestempelt ?


 
xheine Am: 13.10.2008 15:36:34 Gelesen: 303833# 48 @  
@ roteratte48 [#45]


 
xheine Am: 13.10.2008 15:42:34 Gelesen: 303832# 49 @  
@ roteratte48 [#45]


 
xheine Am: 13.10.2008 15:54:31 Gelesen: 303830# 50 @  
@ [#49]

Schnörkel geht auch: Aber hier kann ich nun leider gar nichts "bestellen".



Experte bitte hilf !
 
xheine Am: 13.10.2008 15:59:37 Gelesen: 303829# 51 @  
@ [#50]

Inhalt:


 
xheine Am: 13.10.2008 16:04:49 Gelesen: 303827# 52 @  
@ [#51]

Seite 2: Ist der Brief doppelt genutzt ?


 
xheine Am: 13.10.2008 16:07:24 Gelesen: 303826# 53 @  
@ roteratte48 [#45]

Zur Erholung: Etwas Gedrucktes/ zum Teil: Einlieferungsschein der Feldpost, Heide/Itzehoe 1809.


 
roteratte48 Am: 13.10.2008 19:29:26 Gelesen: 303817# 54 @  
@ xheine [#53]

Booaahh - jetzt kommt da aber einiges auf den Tisch! Und ein Stück schöner als das andere - ich verspreche, dass ich mich zu allen Stücken melde. Leider sind die nächsten zwei Tage zeitlich bissle eng - aber dann ! Wenn Du eine genaue Transkription des Privatbriefes aus 1833 brauchst - da reicht der Scan nicht ganz aus. Am besten schickst Du mir hochauflösende Scans beider Textseiten an meine mail-Adresse, dabei bitte beim Scannen auf den Brief eine DUNKLE(!) Abdeckung legen, um den Durchschlag der Rückseite gering zu halten!

Der Schnörkelbrief aus 1753 ist keine Doppelverwendung - es handelt sich um die Übermittlung zweier Gerichtsurteile bzw. deren Vollstreckung. Und der Feldpostschein aus Itzehoe ist eine kleine Rarität - vor 30 Jahren noch wäre er eine Sensation gewesen - zwischenzeitlich ist gerade dieser Typus (und stets aus Itzehoe) in grösseren Mengen aufgetaucht - aber dennoch ein sehr, sehr schöner Beleg!

Gruss an Dich und alle Philaseiten-Leser - Rolf
 
xheine Am: 14.10.2008 13:18:02 Gelesen: 303795# 55 @  
Nur ruhig Blut. Hat es so lange geschlummert, kommt es auf ein oder zwei oder mehr Tage nicht an.

Gruß
G.H.
 
roteratte48 Am: 17.10.2008 18:19:09 Gelesen: 303683# 56 @  
@ xheine [#55]

So - das Wochenende hat begonnen und ein wenig mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens wie Philatelie z.B. ;o) bringt es auch mit sich. Ich bin einige Antworten schuldig geblieben - jetzt zumindest ein Schnelldurchlauf.

Den Privatbrief aus Stuttgart tu ich mir jetzt nicht an - er beinhaltet auch nichts Weltbewegendes. Was man gestern getan hat, was man morgen tut, dass man verreisen will, dass noch Quartier gemacht werden muss, dass die Gräfin Uexkuell nach Hall kommt usw. Für eine vollständige Transkription, wenn nötig, bitte wie unter [#54]! Warum der Brief, der, wie Du richtig sagst, in Stuttgart geschrieben wurde, in Neuwied zur Post gegeben wurde, darüber kann man spekulieren - irgendwer von Hofe wird wohl nach dort gereist sein und hat den Brief mitgenommen - geschrieben wurde er am 18. Juli, zur Post gegeben am 21. Juli, durchaus denkbar so.

Dein Schnörkelbrief aus [#50] bis [#52] ist schon was besonders Hübsches! Zunächst mal die Gestaltung der Anschrift, eine lebende Verdeutlichung des Begriffes "Schnörkelbrief", sie lautet: "Dem Ehrenvesten und Wohlgelahrten Herrn Johann Gottfried Hennigen, Gerichts-Verwaltern zu Althörnitz, unserm günstigen Herrn und guten Freunden." Schloss Althörnitz liegt im Zittauer Gebirge unweit von Görlitz in Sachsen. Im Text geht es um zwei Berichte zu einem Häftling namens Hahmann - Text 1: "Althörnitz, d. 16. August 1753 / Inquisit Hahmann ist aus dem Arreste gebracht und ihm vorstehendes Urtheil publiciret / Actum ut supra [geschehen wie oben] in Anwesenheit Johann Heinrich Schlichtings, Richters, Zacharias Grisepps und David Gieckes, beyderseits Gerichts-Eltesten [folgt Signatur des Johann Gottfried Henning]."

Text 2: "Althörnitz den 22. August 1753 / Heutigen Tages ist Inquisit Hahmann nach Vorschrift des Urteils auf der Bühne des Kreutz [?] durch den anhero requirierten Stockmeister aus Löbau, namens Kreuling, über den Stock gelegt, mit Ruthen ziemlicherweise gezüchtiget, und weil sein Vater die zuerkannte Geldstraf abzurichten und für die Unkosten zu stehen versprochen, nach erlittener Züchtigung auf freyen Fuß gestellet. / Actum in praes [geschehen in Anwesenheit von]" - und dann folgen wieder die Namen der bei der Urteilsvollstreckung Anwesenden.

Es ist also in diesem Sinne kein Brief, sondern die Übermittlung zweier Auszüge aus der Registratur hinsichtlich eines Gerichtsprozesses - gibt einen schönen Einblick in die Justiz der damaligen Zeit, in der Leibesstrafen durch den jeweiligen Schlossherrn über seine mehr oder minder leibeigenen Bauern verhängt wurden.

Zum Feldpostschein morgen ein paar Worte - meine bessere Hälfte ruft zum Abendessen.

Gruss an alle - Rolf
 
roteratte48 Am: 17.10.2008 20:11:02 Gelesen: 303674# 57 @  
@ roteratte48 [#146]

In #4 hatte ich zugesagt, hin und wieder einen Beleg aus meinen Beständen zu zeigen und wörtlich zu transkribieren. Da ich diesen Beleg eh hatte "übersetzen" müssen, mach ich mir's mal einfach und stelle ihn hier vor.

Friedrich Wilhelm Ernst zu Schaumburg-Lippe (geb. 09.01.1724 in London; gest. 10.09.1777 in Wölpinghausen) wurde 1748 Regent der Grafschaft Schaumburg-Lippe. Er war einer der bedeutendsten Militärtheoretiker seiner Zeit, sammelte erste milit. Erfahrungen in Berlin unter Friedrich dem Großen (dort gehörte er zum engeren Kreis um VOLTAIRE) und stellte bei Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 ein eigenes Kontingent zur allierten Armee. Er wurde zunächst zum Generalmajor der kur-braunschweigisch-lüneburgischen Armee ernannt - 1759 erhielt er den Oberbefehl über die gesamte Artillerie der verbündeten Heere.

1762 folgte der Ruf des Markgrafen von Pombal, der Wilhelm den Oberbefehl der verbündeten englischen und portugiesischen Truppen antrug - nach Ende des Krieges durch den Frieden von Fontainebleau wurde er in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen von der britischen Krone zum britischen Feldmarschall ernannt!

Soviel voraus zum Verständnis des Briefkopfes im nachfolgend angebotenen Kanzleibrief Wilhelms an seinen Bückeburger Amtmann DOMMERICH aus dem Jahre 1762. Der Text:

"Dem Ehrbaren und wohlgelahrten Unserm besonders lieben getreuen Ambtmann Dommerich zu Bückeburg..

Von Gottes Gnaden wir WILHELM regierender Graf zu Schaumburg Graf und Edler Herr zu Lippe und Sternberg, Ritter des Königl. Preuss. Großen Ordens vom Schwartzen Adler, Marchal Général der Armeen seiner allergetreuesten Majestät, und General en Chef der Truppen seiner Königlichen Majestät von Großbrittannien und Portugall

Unsern gnädigen Gruß zuvor, Ehrsamer und wohlgelahrter, lieber Getreuer!

Nachdem sich der Cours unter denen bisher in hiesigen Landen roullierenden geringhaltigen MüntzSorten von neuem zum Nachtheil des Publici solchergestalt geändert, daß dadurch die Landesherrschaftlichen und publiquen Kassen mit der Zeit einen unersetzlichen Schaden erleiden würden, als ist abermahls getzt resolvieret worden, nunmehr die Königl. Preuss. 1/3 Gülden, so bis 1759 ausgepräget auf 8 mgl. [Mariengroschen], die Herzogl. Braunschwigischen mit dem "C" aber auf 6 mgl 4 Pfg, hingegen die sächsischen 1/3 Gülden auf 4 mgl 4 Pfg bei denen herrschaftlichen und publiquen Cassen zu setzen und habt Ihr denen Unterthanen Eurer unterhabenden Ämbter ein solches nicht nur bekannt zu machen, sondern auch dabey anzudeuten: daß die Nachschläge von Mecklenbg. 1/3 Gülden mit "R" und der neuen Arth geprägter Reichsgroschen (?) wovon wir Euch beygehende Stücke zur Nachricht communicieren, gäntzlich verboten seyn sollen, weshalb dann auch derjenige, so dergleichen ansichtig wird, die gehörige Anzeige dem Officio fisci zu thun hat, da sodann mit der confiscation ohne Anstand verfahren werden soll. Wornach Ihr Euch zu achten! Bückeburg den 6 Oktober 1762 Anstatt und von wegen seiner Großgräflichen Erlauchten zur RegierungsCantzley verordneten Räthe und Assessor J.Mohlmann.."

Eine eigenhändige Unterschrift Wilhelms konnte das Schreiben logischerweise nicht tragen - er blieb bis zu den Friedensschlüssen von Paris respektive dem Frieden von Hubertusburg weiterhin in Portugal und kehrte letztlich erst 1764 nach Bückeburg zurück.

Beleg zum Siebenjährigen Kriege einerseits sowie zu den Problemen des Münzwesen der damaligen Zeit andererseits. Präsentationsvermerk vom 9. Oktober auf der ersten Textseite r.o., vollständig erhaltenes papiergedecktes Siegel Wilhelms rs. (Federmessereröffnung)

Allen einen schönen Abend - Rolf


 
xheine Am: 20.10.2008 14:48:06 Gelesen: 303631# 58 @  
Hallo,

ganz herzlichen Dank; ist wirklich irre.

Danke.
 
Stempelwolf Am: 26.10.2008 19:12:54 Gelesen: 303570# 59 @  
Aus dem Jahr 1767 stammt dieser Beleg. Er ist mit einem "adeligen" Stempel versehen. Dieser Einzeiler wird deshalb so genannt, weil früher die Adelsleut mit "de" tituliert wurden. Dabei wird hier nur ausgesagt, daß der Brief von (de) Stuttgart abging.

Beste Grüße
Wolfgang


 
xheine Am: 27.10.2008 19:44:55 Gelesen: 303547# 60 @  
Hallo,

also das mit dem adligen Stempel ? Naja, ich würde dazu schlicht vorphilatelistischer Stempel sagen.

Er ist sogar beim guten alten Feuser aufgeführt, sofern es erkennbar ist. Wobei das andere vielleicht gar nicht soooo abwegig ist. de = von; von Stuttgart. Jeder wie er mag.
 
Stempelwolf Am: 27.10.2008 22:18:12 Gelesen: 303535# 61 @  
@ xheine [#60]

Hallo xheine,

wenn Du die Grafik vergrößerst (zB mit einem rechten Mausklick auf der Grafik und dann in einem neuen Tab öffnest), dann kannst Du den Stempel klar erkennen.

Eine Briefhülle aus dem Jahr 1786 wurde auch ohne "adeligen" bzw. vorphilatelistischen Stempel überbracht:



Beste Grüße
Wolfgang
 
Stempelwolf Am: 14.11.2008 19:47:18 Gelesen: 303397# 62 @  
Schon früh wurden Charge-Stempel (Einschreibestempel) eingesetzt. Auf diesem Beleg von 1808 ist der große Stuttgart-Schachbrett abgeschlagen.



Beste Grüße
Wolfgang
 
xheine Am: 20.11.2008 16:11:47 Gelesen: 303331# 63 @  
Hallo, ich hätte da mal wieder was für den Fachmann, ich glaube die Zettel sind aus 1652 und 1770.

Leider kann ich wieder nur Fragmente entziffern und bekomme deshalb keinen Sinn rein.


 
xheine Am: 15.12.2008 11:05:47 Gelesen: 303180# 64 @  
@ roteratte

Hallo, auch wenn noch keine "Übersetzung" erfolgte, hier schon mal was für das Weihnachtsfest: Ist zwar sehr sauber geschrieben, aber da habe ich noch mehr Probleme, 1813, das ist sicher.


 
mrno55 Am: 08.01.2009 15:15:24 Gelesen: 303044# 65 @  
Guten Tag allseits miteinander!

Wer kann mir bitte bei diesem Brief beim Litterieren helfen ?

Ich kann da leider nur einige Wortgruppen entziffern.

Liebe Grüsse an alle Philaleser

Peter


 


Richard Am: 11.01.2009 14:45:49 Gelesen: 303005# 66 @  
@ mrno55 [#65]

Hallo Peter,

der Webmaster Heiko Weber hat mir mitgeteilt, dass Dein Brief nicht zu sehen ist, weil es sich um eine PDF-Datei gehandelt hat, die hier im Forum nicht verwendet werden können.

Bitte nochmal einstellen.

Ausserdem empfehle ich Dir, die entzifferbaren Wortgruppe bereits im Text zu schreiben, was anderen Lesern helfen wird.

Schöne Grüsse, Richard
 
xheine Am: 21.01.2009 10:03:10 Gelesen: 302927# 67 @  
@ roteratte48 [#144]

Hallo,

ich benötige Hilfe: Der nachfolgend abgebildete Brief ist am 20. May 1651 in Bonn geschrieben worden.

Er ging nach Brüssel (denke ich). Aber ich kann leider kein Französisch.

Wer könnte den Inhalt grob deuten?
 
xheine Am: 21.01.2009 10:19:14 Gelesen: 302923# 68 @  

 
xheine Am: 21.01.2009 10:23:08 Gelesen: 302922# 69 @  

 
xheine Am: 21.01.2009 10:26:29 Gelesen: 302921# 70 @  

 
xheine Am: 21.01.2009 10:30:26 Gelesen: 302920# 71 @  

 
xheine Am: 21.01.2009 10:34:35 Gelesen: 302918# 72 @  
Ich bitte um Entschuldigung, daß hier die Bilder einzeln drin sind.

Es gab "Zickenkrieg"; der PC mit der Schmalspur-DSL-Leitung brauchte zu lange, um die Bilder alle gemeinsam hochzuladen, da war das Forum der Meinung daß die Zeit um sei.

Gruß
 
Stempelwolf Am: 01.02.2009 15:42:54 Gelesen: 302873# 73 @  
Wer kann helfen? Bei diesem Beleg kann ich den Monat der Datumsangabe nicht übersetzen. 30. ???? 1807.



Im Voraus besten Dank,

Wolfgang
 
Jürgen Witkowski Am: 01.02.2009 15:50:45 Gelesen: 302869# 74 @  
@ Stempelwolf [#73]

Ich lese oben 24. Decb. 1807, in Ziffern 24.12.1807 und links 30. Decb. 1807, in Ziffern 30.12.1807.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Georgius Am: 01.02.2009 16:26:43 Gelesen: 302858# 75 @  
@ Stempelwolf [#73]

Hallo Wolfgang,

Jürgen war etwas schneller als ich. Ich lese aber genau das gleiche wie er.

Beste Grüße
Georgius
 
Stempelwolf Am: 01.02.2009 21:04:37 Gelesen: 302836# 76 @  
@ Concordia CA [#74]
@ Georgius [#75]

Danke für Eure Übersetzungshilfe. Ich hatte die ganze zeit "Dnrb" gelesen und mir den Kopf zerbrochen was dies wohl heißen könnte. Jetzt ergibt auch der restliche Text einen Sinn, da ich weiß, daß der Schreiber das "e" wie ein "n" schreibt.

Beste Grüße
Wolfgang
 
Pommes Am: 18.06.2009 15:02:06 Gelesen: 302109# 77 @  
@ roteratte48

Danke Rolf für die heute unter dem Thema: Sächsische Kurfürstenbriefe 1640 - 1805 gezeigten Briefe und den geschichtlichen Hintergrund. Du hast mir damit bei der Entzifferung dieses Teils eines Briefes sehr geholfen:




Vielleicht kannst Du einmal überprüfen, ob ich das soweit richtig entziffert habe?

Dem durchlauchtigen hochgeborenen Fürsten und Herren,
Herrn Friederich Wilhelmen Herzogen zu Sachßen,
Jülich, Cleve und Bergk, Landgrafen in Thüringen,
Marggrafen zu Meißen, Grafen zu der Mark und
Ravensbergk, Herrn zu Ravenstein, unsern(?) gnädigen Fürsten
-----(?)

Ich vermute, dass es sich um einen Brief an Friedrich Wilhelm II. (Sachsen-Altenburg) handelt, weil er in dessen Lebenszeit geschrieben wurde. Kannst Du diese Vermutung evtl. zur Gewissheit machen?

Leider ist der Brief nicht vollständig. Es fehlt die komplette linke Seite, lediglich das Ende und einige "Unterschriften" sind noch zu lesen. Ein anderer Sammler im Verein meinte, die Schrift der fehlenden Seite habe auf den erhaltenen Teil abgefärbt. Man sieht diese "Rückstände" tatsächlich. Vielleicht kann man diese mit einem guten Grafikprogramm so bearbeiten, dass sie lesbar werden.

mit freundlichen Sammlergrüßen
THOMAS
 
roteratte48 Am: 18.06.2009 15:35:06 Gelesen: 302096# 78 @  
@ Pommes [#77]

Hallo Thomas,

Du hast in allen Teilen Recht, es handelt sich um Herzog Friedrich Wilhelm II von Sachsen-Altenburg. Auch er war Wettiner (aus der Ernestinischen Linie) - bei mir im Thread taucht er nicht auf, da ich mich ja auf die sächsischen Kurfürsten beschränkt habe. Die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen werden durch die Vormundschaft des Kurfürsten Johann Georgs II über seinen Sohn Friedrich Wilhelm III nochmal dokumentiert; nach dessen Tod wiederum erlischt das Haus Sachsen-Altenburg (zugunsten Sachsen-Gotha). Insgesamt bestand diese Seitenlinie nur knapp 70 Jahre.

Die fehlenden Worte in der Anschrift unten links und rechts sind der übliche Abschluss der Ergebenheitsadresse und lauten schlicht "und ... Herrn".
Der rudimentäre Text: "Euer Fürstl. Gnaden ein löblich Werk der Billigkeit. Umb Euer fürstl. Gn. seindt wir nach unserm armen Vermögen solches zu verdienen in allem unterthänigen Gehorsam treuwilligst auch bereit. Sign. Schmölln den 5 Juli 1648 - Euer fürstl. Gnaden unterthänige und gehorsame [folgen vier Unterschriften], Bürger und Einwohner daselbst."

Den Text rekonstruieren zu wollen ist m.E. nicht möglich und auch nicht notwendig - es handelte sich um ein Gesuch, in dem die Bürger aus Schmölln um eine Vergünstigung baten. Meist ging es dabei um die Stundung fälliger Zahlungen (die erstaunlich oft auch gewährt wurde).

Gruss - Rolf
 
BD Am: 23.06.2009 15:09:35 Gelesen: 301999# 79 @  
Zu den Belegen der Vorphilazeit gehört eine Besonderheit dieser Zeit, die Recepisse.

Brachte ein Bote einen Brief, so wartete er meist, um eine Antwort mitzunehmen. Wollte der Empfänger dies nicht oder nicht sofort erledigen, übergab er dem Boten eine Empfangsbescheinigung für das Schreiben (die Recepisse), das dieser wiederum dem Absender als Beweis seiner Zuverlässigkeit übergab. In der sächsischen Tax-Ordnung für Botenlohn war schon 1623 vermerkt, das dem Boten bei dem Warten auf eine Antwort ein tägliches Wartegeld von 2 Groschen zustand. Dies ließ sich mit einer Recepisse dieser Zeit vermeiden.

Unten 2 Beispiele, leider nicht aus Sachsen.

Mit besten Grüßen BD


 
rostigeschiene (RIP) Am: 03.07.2009 16:56:54 Gelesen: 301842# 80 @  
Hallo liebe Forumsmitglieder und ein besonderer Gruß an die Schriftdeuter unter uns.

Ich habe hier einen Brief, ich glaube aus dem Jahr 1842 und kann ihn beim besten Willen nicht lesen. Weder die Adresse noch den Absender, geschweige den Inhalt.

Auch kann ich nicht erkennen was auf dem Rand der Briefvorderseite geschrieben steht, ob es eine Antwort auf den Inhalt ist oder eben nur Randnotizen sind, die sich auf den Inhalt beziehen.







Ich habe die Umschlagseite teilen müssen weil meine Scanneroberfläche zu klein ist.

Ich bedanke mich schon mal im voraus bei den Schriftdeutern im Forum.

Werner
 
Markenfreund Am: 10.07.2009 17:13:51 Gelesen: 301732# 81 @  
Hallo zusammen,

ich hätte hier auch einen Brief, bei dessen Deutung ich etwas Hilfe bräuchte, da ich nur Fragmente lesen kann.

Im Voraus schon mal Danke für die Hilfe:


 
rostigeschiene (RIP) Am: 27.08.2009 19:26:05 Gelesen: 301102# 82 @  
Hallo

Heute mal ein Brief aus der Vorphilazeit. Leider kann ich diese alte Handschrift nicht eindeutig entziffern.

Der Laufweg von "Schocken 8 1" nach Bromberg läßt sich ohne Schwierigkeiten auch durch den Stempel feststellen.

Was mich an dem Brief stört ist der Stempel, ich finde keinen Ort mit diesem Namen.

Einen Ort Namens Zschocken in der Amtshauptmannschaft Zwickau, nachzulesen in diesem Link http://www.ulischubert.de/geografie/gem1900/gem1900.htm?sachsen/zwickau.htm , ist namentlich erwähnt.

Leider sind keine weiteren Angaben zu finden. Hat jemand im Forum weitere Informationen zu diesem Ort und dem Stempel aus Schocken?



Schöne Grüße aus Bochum
Werner
 
BD Am: 27.08.2009 19:39:45 Gelesen: 301096# 83 @  
Hallo Werner,

dies ist ein preußischer Stempel. Diese Art wurde ab 1826 eingeführt.

Im Regierungsbezirk Bromberg hat es irgendwo einen Ort Schocken gegeben, der später den preußischen Nummernstempel 1345 erhielt.

Mit besten Grüßen Bernd
 
carolinus Am: 27.08.2009 19:51:33 Gelesen: 301094# 84 @  
Hallo,

es müsste sich um Schokken handeln. Heute heißt der Ort Skoki und liegt etwa 30 km nordöstlich von Poznan.

Stempel ist aus Feuser Vorphilatelie.

An

Eine königliche hochlöbliche Regierung
Abtheilung des Innern zu Bromberg
Hl. Schul.(?) S.

Gruß carolinus


 
rostigeschiene (RIP) Am: 27.08.2009 20:20:24 Gelesen: 301081# 85 @  
@ BD [#83]
@ carolinus [#84]

Hallo Ihr zwei

Ich sitze den halben Tag am Rechner und suche Infos über den Ort und den Stempel und hier bekomme ich in nicht mal einer halben Stunde fast alles was mein Herz begehrt.

Vielen, vielen Dank.

Werner
 
bayern klassisch Am: 27.08.2009 21:11:13 Gelesen: 301072# 86 @  
Hallo,

ich darf carolinus noch ergänzen:

Links unten steht als Franchise "Herrschaftliche Schulsache".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
rostigeschiene (RIP) Am: 27.08.2009 22:28:36 Gelesen: 301064# 87 @  
@ BD [#83]
@ carolinus [#84]
@ bayern klassisch [#86]

Ihr seit ja wirklich gut drauf, da macht sich der jahrzehntelange Umgang mit der Philatelie bemerkbar.

Wer so viel Erfahrung und auch die entsprechende Literatur zur Verfügung hat kann mit Sicherheit auch etwas zu den zwei Belegen sagen die ich hier unten vorstellen möchte.

Der Stempel von MARIENWERDER ist, so wie ich gesehen habe, noch nicht in der Datenbank von Jürgen vertreten.

Der CZARNIKAU auch nicht.



Werner
 
carolinus Am: 28.08.2009 05:48:22 Gelesen: 301052# 88 @  
Hallo,

beide R2 sind wohl keine vorphilatelistischen Stempel, sie stehen jedenfalls nicht im Feuser Vorphilatelie. Zu den Stempeln müsste sich ein Preußensammler äußern. Haben die Briefe Inhalt oder sind sie datierbar? Sie dürften aus der Markenzeit stammen und waren wohl portofrei.

Der erste war eine H(errschaft)l(iche)Kirchen(?)Sache und ging an den Rechts Anwalt Herrn v Groddeck
Hochwohlgeboren
in Schwetz

Der zweite Brief trägt genau die gleiche Anschrift wie dein oben gezeigter aus Schocken.

Beste Grüße,
carolinus
 
Stefan Am: 08.05.2010 19:18:49 Gelesen: 298349# 89 @  
Hallo zusammen,

kann jemand etwas zu diesem Beleg bzw. zu den Rötelmarkierungen (?) sagen ? :-)



Gruß
Pete
 
bayern klassisch Am: 08.05.2010 19:29:14 Gelesen: 298344# 90 @  
Hallo Pete,

wäre schön, das Datum zu wissen.

Der Absender machte 6 Kreuzer Stempelgebühr geltend, wie man links unten lesen kann.

Stempel - Gebühren waren Kosten für die Ausfertigung von amtlichen Papieren, eine Art Steuer, die staatlich angeordnet waren (z. B. für eine Verehelichung, den Grunderwerb, eine beglaubigte Abschrift eines Zeugnissen usw.).

Dazu kam das Postporto von 2 Kreuzern, so dass wir in der Summe auf 8 Kreuzer kommen, die in Rötel notiert wurden.

Für die Bestellung vom Postamt bis zum Empfänger in Dürrmenz bekam man noch einen Kreuzer, so dass der Empfänger total 9 Kreuzer zu zahlen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Stefan Am: 10.05.2010 17:54:27 Gelesen: 298259# 91 @  
@ bayern klassisch [#90]

Danke für deine Info. :-)

Leider ist auf der Briefhülle kein Datum vermerkt. Ein Sammlerkollege hier aus dem Forum datiert den Stempelabschlag anhand von Besonderheiten auf das Jahr 1809.

Gruß
Pete
 
Lars Boettger Am: 10.05.2010 18:15:16 Gelesen: 298251# 92 @  
@ Pete [#91]

Manchmal lässt sich anhand eines Wasserzeichens im Briefpapier ein Datum eingrenzen. Dabei muss man beachten, dass das Papier gerne ein paar Jährchen rumlag. Aber es gibt einem zumindest ein "Frühdatum".

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
bayern klassisch Am: 10.05.2010 18:27:32 Gelesen: 298245# 93 @  
Hallo Pete,

wenn ich ihn hätte einschätzen müssen, wäre ich auch auf diese Zeit gekommen; so falsch kann das Datum also nicht sein. :-)

In Erweiterung den von Lars Geschriebenen läßt sich noch zu Behördenbriefen sagen, dass es viele Behörden nur von - bis gab, so dass man im klassischen Bereich via Internet auch auf diese Weise eine Eingrenzung des Zeitfensters erreichen kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
faroe-fan Am: 30.05.2010 14:09:15 Gelesen: 297770# 94 @  
Hallo liebe Sammlerfreunde,

ich möchte euch heute hier zum ersten mal einen Brief vorstellen. Ich sammele auch Heimatbelege von Paderborn und dieser Brief aus dem 30-jährigen Krieg ist mein derzeitiges Prunkstück. Schon allein das Siegel finde ich wunderschön!

Mich fasziniert, wie einem ein derartiger Beleg Zeitgeschichte entgegen atmet.

Ich bin RIESIG gespannt von euch etwas mehr zu diesem Brief zu erfahren! Bisher ist mir nur bekannt, dass er aus dem Jahr 1645 stammt. Er soll vom Kapitel Paderborns an das Kapitel von ? geschrieben worden sein. Es geht angeblich um eine Antwort auf eine Anfrage bezüglich der Liboius-Verehrung (Reliquien, die im Paderborner Dom heute noch in einem Schrein vorhanden sind). Leider kann ich den Inhalt nicht ganz entziffern und von allem nicht übersetzen (Latein).

Meine Fragen, die sich stellen:

- Was steht genau im Text und auf der Vorderseite?
- Der Beförderungsweg und die -art?
- Alles weitere Interessante rund um diesen tollen Beleg

Schon jetzt herzlichen Dank für eure Mühe bei der Erschließung dieses schönen Briefes!

Doch hier erst mal die Bilder:


 
rostigeschiene (RIP) Am: 08.07.2010 17:13:57 Gelesen: 297292# 95 @  
Hallo zusammen

obwohl ich die Kurrentschrift, mit Hilfe des Buches von H.Süß, einigermaßen übersetzen kann, habe ich bei diesem Brief doch arge Schwierigkeiten. Vielleicht kann mir hier im Forum jemand helfen.



Ich bin mir sicher das sich ein Experte erbarmt und mir dieses Schriftstück in einer für mich klaren und lesbaren Schrift übersetzt.

Vielen Dank im Voraus
Werner

edit: Ich habe einen besseren Scan eingestellt.
 
roteratte48 Am: 09.07.2010 08:11:26 Gelesen: 297270# 96 @  
@ rostigeschiene [#95]

Nachdem Du noch keine Antwort bekommen hast - ganz auf die Schnelle, muss gleich aus dem Haus:

"Eingegangen den 12. August 1870 / Friedrich Täubert.

Nachdem ich zur Feststellung der den unterstützungsbedürftigen Familien der zum Dienst einberufenen Reserve- und Ersatz-Reserve Mannschaften aus dem Kreise Schleiz zu gewährenden Kreis-Unterstützungen eine Sitzung auf Dienstag, den 16. dieses Monats, Vormittag 10 Uhr, anberaumt habe, ersuche ich Sie, sich dazu am genannten Tage im Landratsamtlichen Geschäftszimmer Nr. 3 einzufinden.

Schleiz, am 10. August 1870, Fürstliches Landratsamt - Unterschrift (von Strauch [?])"

Hübscher Beleg zur Eskalation des Deutsch-Französischen Krieges!

Gruss - Rolf
 
rostigeschiene (RIP) Am: 09.07.2010 08:45:14 Gelesen: 297263# 97 @  
@ roteratte48 [#96]

Hallo Rolf

ich danke Dir für Deine Hilfe.

Das ging ja doch schneller als ich dachte, ich habe eine Antwort auf meine Frage erst am Sonntag erwartet.

Gruß Werner
 
Martinus Am: 19.09.2010 22:11:01 Gelesen: 295670# 98 @  
Na da will ich mich doch auch mal beteiligen! Ein Brief aus Bayreuth vom 16. August 1813. Vielleicht kann mir jemand bei der Umsetzung in ein heutiges Deutsch helfen. Diesen Brief habe ich heute ertauscht! Schön ist, das Wasserzeichen in dem Briefpapier und das er wirklich sehr gut erhalten ist! :-)





Vielleicht kann mir auch jemand helfen, von welchem König hier gesprochen wird? 1813 ist ja eh ein schönes geschichtliches Datum in Deutschland, da fand ja 2 Monate später die Völkerschlacht bei Leipzig statt!

lg Martinus
 
Jürgen Witkowski Am: 20.09.2010 09:41:27 Gelesen: 295637# 99 @  
@ Martinus [#98]

Vielleicht kann mir auch jemand helfen, von welchem König hier gesprochen wird?

Das ist jetzt aber eine schwierige Frage, wenn der Brief, wie Stempel und gut lesbare Textpassagen erkennen lassen, 1813 in Bayreuth abgeschickt wurde. ;-)

Mit schmunzelnden Sammlergrüßen
Jürgen
 
petzlaff Am: 20.09.2010 13:01:00 Gelesen: 295612# 100 @  
@ Martinus [#98]

Vom Datum her kann es sich eigentlich nur um

König Maximilian I. Joseph von Bayern (1799-1825)

handeln.

LG, Stefan
 
Martinus Am: 20.09.2010 22:59:10 Gelesen: 295588# 101 @  
Danke, und wer bringt mehr Licht in den Text?
 
Christian Am: 21.09.2010 00:32:06 Gelesen: 295583# 102 @  
Hallo zusammen.

Hier noch ein Beleg, den ich sehr günstig erwerben konnte und heute bekommen habe.



Aufgrund meiner mangelnden Französischkenntnisse, kann ich das Dokument nicht eindeutig identifizieren. Es handelt sich wohl um eine Bestätigung für Zahlungen eines Captain De Ponsard aus Chalon sur Soane. Im Zusammenhang mit Aktivitäten für die königliche Armee. Datiert 1589. Vermutlich handelt es sich um einen ein Vorfahren der berühmten Veuve Clicquot, deren Geburtsname Ponsard oder Ponsardin geschrieben wird.

Barbe-Nicole Clicquot, geborene Ponsar(din) (* 16. Dezember 1777 in Reims; † 29. Juli 1866 in Boursault) war eine Geschäftsfrau und die erste Frau überhaupt, die ein Champagnerhaus leitete. Sie wurde häufig als die „Grande Dame de Champagne“ (die große Dame des Champagners) bezeichnet und gab dem heute noch bekannten Haus Veuve Clicquot Ponsardin ihren Namen. Sie heiratete François Clicquot, dessen Vater im Jahr 1772 ein Champagnerhaus gegründet hatte. Am 20. März 1799 wurde ihr einziges Kind, Clémentine Clicquot, geboren. Als Barbe-Nicole Clicquot ihren Ehemann am 23. Oktober 1805 verlor, übernahm sie im Alter von 27 Jahren die Leitung des Champagnerhauses, das zu jener Zeit jährlich ca. 100.000 Flaschen vermarktete. Die „Veuve Clicquot“ (übersetzt: Witwe Clicquot) verfügte über viel geschäftliches Gespür und eine erhebliche Durchsetzungskraft. Sie hinterließ bei ihrem Tod im Jahr 1866 ein Unternehmen, das europaweit jährlich 750.000 Flaschen verkaufte.

Ich hoffe ich liege nicht völlig falsch. Vielleicht hat jemand noch einen Hinweise oder eine Übersetzung parat.

Herzliche Grüße

Christian
 
rostigeschiene (RIP) Am: 23.09.2010 23:23:23 Gelesen: 295502# 103 @  
Hallo zusammen

Ich brauche einmal mehr Eure Hilfe, ich habe bei diesem Brief doch arge Schwierigkeiten.

Einen Brief aus dem Jahr 1858, von Stuttgart nach Tübingen, wenn ich es richtig gelesen habe. Auch sonst kann ich bis auf wenige Worte keinen zusammenhängenden Satz entziffern. Es ist für mich verdammt schwierig diese Schrift zu deuten.

Auch komme ich mit dem Franco nicht klar, für eine Strecke von ca. 45 km (8 Meilen) sind vier verschiedene Francobeträge notiert.



Ich bedanke mich schon mal im Voraus weil ich genau weiss daß mir hier im Forum geholfen wird.

Gruß Werner
 
Magdeburger Am: 24.09.2010 06:28:12 Gelesen: 295491# 104 @  
@ rostigeschiene [#103]

Guten Morgen Werner,

ich denke das der Brief aus dem Jahre 1838 ist.

Die Taxierungen entsprechen dieser Zeit. Auch ist es ein Portobrief. Mehr kann ich jedoch nicht beisteuern.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Martinus Am: 26.09.2010 18:07:00 Gelesen: 295368# 105 @  
Zu meinem Brief aus Bayreuth, kann ich nun hiermit ein wenig Licht in den Brief Inhalt bringen! Denn die Gemeinde Neukirch bittet hier um die Reparatur der Kirchhofmauer und das geht nun mal nur bei der Denkmalbehörde. Anbei heißt es hier wie folgt:

Der mit Bericht der königl. allgemeinen Stiftungs Administration Waldsassen vom 13. d. Monats in tripto (keine Ahnung was das auf Deutsch heißt) vorgelegte Kosten des ... folgt auf erfolgte Prüfung zur ... in den nächsten ... zurück.

Die Reparatur kann indessen wenn sie dringend ist hergestellt werden.

Künftig ist die Verordnung vom 24. Juli im 62 ... der Bayreuther Zustellungsblätter vom heurigen Jahr §. 7. zu beachten.

Bayreuth, den ... August 1813

Königlicher (s) ... Kommissariat des Mainkreises, (?) der Kreis Stiftung und Communal Administration.

Unterschrift

(dazu unten links... An die königl. allgemeine Stiftungsadministration Waldsassen Die Reparatur der Kirch hofmauer zu Neukirch balde - schnelle Erledigung)

Ferner noch in der Briefanschrift der Hinweis "frei", welcher darauf zielt, dass die Postsendung frei zu befördern war!

mfg Martinus
 
rostigeschiene (RIP) Am: 28.09.2010 16:31:21 Gelesen: 295269# 106 @  
Hallo Ulf,

kannst Du mir einmal das Prinzip eines Portobrief erklären?

Werner
 
Magdeburger Am: 28.09.2010 17:59:29 Gelesen: 295255# 107 @  
@ rostigeschiene [#106]

Hallo Werner

ein Portobrief liegt dann vor, wenn der Empfänger die "Transportkosten" zu zahlen hatte. Im Gegensatz dazu Franco - hier bezahlte dies der Absender. Es gibt auch noch Teil-Franco, ein Teil dieser Transportkosten bezahlte der Absender den Rest der Empfänger.

Alle anderen Kosten wie Postvorschüße, Bestellgelder, Botenlöhne, Versicherungsgebühren (ProCura), Charge-Gebühren usw. sind keine Franco- bzw. Portokosten.

Die portofreien Dienstbriefe waren von den Transportkosten befreit. Die Zusatzkosten mussten jedoch bezahlt werden. Allerdings gibt auch hier Zusatz-Befreiungen unterschiedlichster Art.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
rostigeschiene (RIP) Am: 28.09.2010 18:09:47 Gelesen: 295252# 108 @  
Hallo Ulf,

danke für die Aufklärung.

Schade dass noch niemand bereit war mir die Portovermerke zu erklären, auch brauche ich noch etwas Hilfe bei der Übersetzung.

Werner
 
Martinus Am: 02.10.2010 10:15:49 Gelesen: 295134# 109 @  
Hallo Werner,

was meinst Du mit dem erklären der Portovermerke, vielleicht kann ich hier helfen?

gruß Martinus
 
rostigeschiene (RIP) Am: 02.10.2010 11:43:20 Gelesen: 295125# 110 @  
@ Martinus [#109]

Hallo Martinus,

die verschiedenen mit Rötel geschriebenen und teilweise durchstrichenen Ziffern auf dem Brief.

Gruß Werner
 
Pommes Am: 07.07.2011 21:02:25 Gelesen: 286511# 111 @  
Hallo an alle,

auch dieses Thema gehört mal wieder "nach oben".

Hier zwar etwas weniger Schnörkel als üblich und auch ein etwas "jüngerer Beleg". Aber mich beschäftigt die Frage, ob es sich bei den blauen Rauten und der Zahl 263 um einen Charge-/Einschreibevermerk handelt oder/und ob beides etwas miteinander zu tun hat.

Probleme habe ich auch mit den Gebühren und dem Inhalt, aber darauf komme ich in ein paar Jahren "um Hilfe schreiend" zurück, falls ich bis dahin keine für mich zufriedenstellende Erklärung gefunden habe. Deswegen zeige ich einstweilen den Brieftext und die Rückseite nicht.

Hier also nur die Vorderseite eines Briefes vom 14.04.1826 von Schmölln nach Meuselwitz an "die freiherrlichen Senckendorfischen wohllöblichen Gerichte".



Zu den Freiherren von Senckendorff habe ich schon einige Informationen im Internet gefunden; auch, dass zu ihren Besitztümern von 1677 bis 1945 das Rittergut und Schloss in Meuselwitz gehörte. Warum sie noch 1826 hier die Gerichtsbarkeit ausübten habe ich aber noch nicht herausfinden können.

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
bayern klassisch Am: 07.07.2011 22:19:32 Gelesen: 286501# 112 @  
Hallo Pommes,

der Brief hat zwei "Nota bene" Vermerke - der blaue und der mittige rote zeigten die recomandirte Versendung an (nota bene = gut aufpassen!).

Eingeschriebene Briefe wie dieser zogen einen Postschein für den Absender nach sich. Diese war auf dem Schein und dem Brief zu notieren; oben rechts wurde der Brief unter der Recommandationsnummer 264 erfasst.

Links oben ist das Gewicht mit 1 1/2 Loth vermerkt, was bei recommadirten Briefen zu notieren üblich war, und links unten sehen wir das Porto mit 3/4 Groschen.

Ein schöner Brief, ohne Zweifel.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
eisenhuf Am: 12.07.2011 22:32:48 Gelesen: 286263# 113 @  
Hallo, Gemeinde:

Es handelt zwar nicht um einen Beleg der Vorphilazeit (1867), aber ich fand keinen besseren Platz zum fragen.

Handelt es sich um Dienstpost und sind daher keine Marken auf dem Beleg?

Kann jemand den Siegel entziffern (ich lese: "Ottenstein-HZ Braunschweig", aber mit der rechten Seite des Kreises, komme ich nicht klar!

Was bedeutet der kleine Rundstempel "2."?

Mit bestem Dank, güsst Euch
Hans-Dieter


 
rostigeschiene (RIP) Am: 12.07.2011 22:52:16 Gelesen: 286258# 114 @  
@ eisenhuf [#113]

Hallo Hans-Dieter,

in der linken unteren Ecke des Briefes steht, abgekürzt H. S. D., Herzögliche Dienst Sache.

Das Siegel ist wahrscheinlich vom Oberförster, ich lese HZ Braunschweig Forstrevier Ottenstein.

Die kleine 2 ist meines Wissen nach ein Briefträgerstempel.

Viele Grüße Werner
 
eisenhuf Am: 14.07.2011 17:49:38 Gelesen: 286160# 115 @  
@ rostigeschiene [#114]

Dank Dir, Werner!

Du bist in letzter Zeit direkt mein Orakel geworden !

Machs gut
Gruss von Hans-Dieter
 
Pommes Am: 30.07.2011 21:33:11 Gelesen: 285398# 116 @  
@ bayern klassisch [#112]

Hallo bayern klassisch (Ralph),

herzlichen Dank erst einmal für Deine Reaktion. Du hast mir (leider) mehr verraten, als ich (jetzt schon) wissen wollte. Das mit dem "Einschreibevermerk" hat sich ziemlich schnell geklärt und meine Vermutung ist durch Deine Antwort und ein paar E-Mails (Dank insbesondere an Magdeburger) zur Gewissheit geworden.

Für den Rest verweise ich auf meinen vorstehenden Text [#111], es kann (wirklich!) noch Jahre dauern, aber ich bleibe an dem Thema dran! Ich finde es schöner, wenn ich mir den Erkenntnisgewinn - zumindest hier bei den mich wirklich interessierenden Belegen - "selbst zuschreiben kann". Es ist natürlich immer Fremdwissen, auf das man zurückgreift, aber es ist ein schönes Gefühl nach gewisser Zeit neue Tatsachen zu einem einzigen Brief zu finden. Ich finde es spannender, die Zusammenhänge selbst zu begreifen, als pausenlos dusselige Fragen nach allem Möglichen zu stellen. Manchmal spielt leider nur die Zeit gegen einen; das Risiko gehe ich aber gern ein.

Nochmals also herzlichen Dank und vielleicht hast Du meinen Appell bei den sächsischen Kürfürstenbriefen gelesen. Ein solcher Beitrag über Bayern wäre aber auch nicht zu verachten. ;-)

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
Manne Am: 06.08.2011 14:38:28 Gelesen: 285079# 117 @  
Hallo zusammen,

ein Brief von 1794 mit schönen Stempeln.

Gruß
Manne


 
roteratte48 Am: 10.10.2011 13:22:12 Gelesen: 281773# 118 @  
@ Pommes [#116]

Mit Bezug auf Deinen Aufruf beim Thema "Sächsische Kurfürstenbriefe" - es ist schön, daß Du Dich noch an das Thema erinnerst und weiterhin Freude an diesen alten Belegen hast! Leider hat sich bei mir, wie bei manchem anderen hier im Forum, durch Krankheit und private Sorgen und den damit verbundenen Zeitmangel eine gewisse Abstinenz im Hinblick auf unser Hobby entwickelt - nur wenn ich aus irgendwelchen Gründen an die Bearbeitung meiner Belege MUSS, dann kann ich auch hier wieder einmal das eine oder andere Stück zeigen. Insofern also hier meine 2 Cent zum Thema - Dir und allen Interessierten auch weiterhin viel Spaß an der Materie!

Zwei Briefe will ich heute vorstellen, die über die eine oder andere Besonderheit verfügen. Zum einen den wunderhübschen Reisebericht des Amtmannes zu Remlingen, Georg Jürk, der 1571 nach Fulda reiste, um dort im Namen der Grafen von Castell Lehensverhandlungen zu führen. Zunächst die Bilder:



Und hier die Übersetzung (bei vier Begriffen ist mir auf die Schnelle die Zuordnung nicht gelungen - für tatkräftige Hilfe bin ich immer dankbar!):

Anschriftenseite: "Denen wolgeborenen Herrn Herren Conraten, Heinrichen und Georgen, Grafen und Herren zu Castell Gebrüdern, meinen gnedigen Herrn. - Präsentationsvermerk: Amtmann von Remlingens Relation der Fuldischen Lehenempfängnis halber"

Text: "Wolgeborene gnedige Herrn. Nachdem Euer Gräflich Gnaden ahier ein Instruction, welchermassen vom jetztenmehrem Abbt deß Stiffts Fulda Ihr tragent Lehen über das halb Dorff Remlingen (dieweil sein eigner Person vondwegen allerhandt Ungelegenheiten demselben nit könnten nachsetzen) ich empfangen und annehmen sollte, den 22. Septembris abgelauffenen 70ten Jahrs überantwurten und zustellen lassen; beneben gnedigen Befehl, meiner in solchen Sachen Verrichtung halb, zu meiner Widerheimkunfft schrifftliche und ußführliche Relation und Anzeig zu thun. Denselben nun (wie ich mich schuldig erklere) gib Euer Gräflich Gnaden ich undertheniglich zu vernemmen:

Allß ich nach zukommener Instruction Sonntags, den 14. January gegen Mittag zu Fulda ankommen, hab ich mich allsßbaldt zu dem Christoffen verfügt, ihm Euer Gnaden günstigen Gruß vermeldet und gebetten, mir Anleitung und Förderung in angeregten Sachen mitzutheilen. Welcher sich darauff nit allein gunstwillig, sondern dermassen erzeiget, daß gegen Euer Gnaden ich ihn billich zu rühmen habe. Dann er gleich morgens am frühesten mit mir zum Cantzler, der bey der Cantzley war, gangen; die Sachen und Werbung zum Fleißigsten fürtragen und uns Förderung derselben bitten helffen. Dieweil aber selbigen Tags zu Hof Landtgrave Ludwig auß Heßen einziehen sollte, erklärt sich der Cantzler, ich würde mit der Belehnung bald nit abgevertiget werden können, es hatte auch der Abbt Ziestags [= Dienstags] die Räth vertaget und Landtrechnung zu halten fürgenommen; sodann auch der Marschalck [= Hof-Beamte], durch den die Lehen verricht würden, ermeltem Landtgraven entgegen geschickt. Derhalben sollte ich solche Zwernstag [= Donnerstag] verziehen, da wollte er allen möglichen Fleiß fürwenden, daß kein lengere Verweilung darzwüschen kemme.

Allso warte ich temnach Ziestags den 16.ten obgerürts Monats fürbescheiden und durch den Marschalkh gantz gutwilliglich belehret, der mir zu verstehen gab, daß der Abbt absolch unerwarteten Erscheinung sonderlichs Gefallen trüge und Euer Gräflich Gnaden mit gönnstigem Willen in dem und anderem zu begegnen geneigt were. Dieser Befürderung und erzeigter Gutwilligkheit that ich mich von Euer Gräflich Gnaden wegen hinwiderumb undertheniglich und fleißig bedanken und melden, daß solches Euer Gräfliche Gnaden sampt und sonders alß getreue Lehenspersonen ungezweivelt im ... ? ... wissen ..?..

Nach diesem und vollendeter Belehrung und Erstattung des Lehens (?) übergaben mir die Cantzleyvormandten den alten und neuen Lehensbrief allerdings verfertigt sampt Eurer Copie des ..?.., den sie von mir besiegelt im Beysein mehrgedachten Marschalkhs gern wohl zufrieden und willig annahmen. Aber alß ich den Cantzler der Sach halb befragen ließ, fordert er erstlich durch ein Schreiben 20 [Taler], hernach uff mein Verweigerung 15, und letztlich, da ich mich vermög gehabter Instruction gäntzlich deßen beschweret und Ursach fürbracht, er derer zehen Thaler zufriden, auch ich darüber gen Hof geladen, und Mittwochs umb Neun ich allerdings abgevertiget. Weiß demnach Euer Gnaden kein Streit, Weigerung oder einig Einredt, so bemelter Belehnung halb fürgangen, auch nichts anderes zu berichten. Daß alles sollte Euer Gräflich Gnaden ich denselben mir vorgebener Instruction und Befehl nach nit verhalten, denselben mich hiemit undertheniglich bevehlendt; Datum den 22. January Anno 1571 - Euer Gräflich Gnaden - Underthenigsd gehorsamer - Amptmann zu Remlingen - Georg Jürk[?] der Jüngere manu propria."

Der zweite Brief stammt aus dem Jahre 1685 und ist für mich deswegen spannend, weil es mir trotz aller Recherche nicht gelungen ist, den Absende- ebenso wie den Zielort genau zu bestimmen. Ob sie noch existieren oder erloschen sind, ob sie heute andere Namen tragen oder eingemeindet wurden - nichts Genaues weiß man nicht. Sie liegen irgendwo zwischen Ansbach und Nürnberg. Wahrscheinlich nahe Kloster Heilsbronn, und lassen sich bis ins frühe achtzehnte Jahrhundert auch in verschiedenen Quellen nachweisen - danach scheinen sie verschwunden. Es schreibt die Witwe eines Freiherrn von Dangrieß an den Eyb'schen Vogt in Neuen-Dettelsheim; im Inhalt geht es um die Rückzahlung einer Kapitalanlage samt Zinsen. Auch hier erst einmal die Bilder (die Schrift hatte schon einen sehr "ausgeprägten Eigencharakter") - der Brief wurde von einem beauftragten Schreiber so gestaltet - die Absenderin selbst war, trotz ihres Standes, des Lesens und Schreibens wohl unkundig, wie ein Blick auf die eigenhändige Unterschrift verrät:



"Dem Wohl-Ehren-Vesten und Großachtbaren Herrn Johann Freyding, Hohenlohisch-Eybisch wohlbestallter Vogten zu Neuen-Dettelsheim, Meinem geehrten Herrn..
Wohl-Ehrenvest- und großachtbarer, sonders geehrter Herr - wie weillen ich von meinem Schwager, Herrn Dr. Herlacher zu MEGELDORF [heute Mögeldorf, seit 1899 zu Nürnberg eingemeindet], wegen deß bey seinem Principaln und Oberen, Herrn von Eyb stehen habenden Capitals von 1000,- Gulden, worfür mein Eheherr ... Bürgschaft geleistet, sehr angefochten und zum Öfteren deßwegen mit harten Worten angetastet worden, daß mich fast gleichsam nimmer in Nürnberg darf sehen lassen. Allß habe meinem geehrten Herrn dieses hiermit nachrichtsamblich bedeuten und zugleich dienstfreundtlich bitten wollen, derselb beliebe obwohl gedacht seinem Herrn dieses gebührlich zue hinderbringen, damit die Bezahlung, sowohl deß Capitals alls der verfallenen Interesse, hierin verfüget (und mein Herr Schwager zu dem seinigen, welches er durchaus nicht lenger mehr stehen lassen will, gelange), ich aber hierdurch des üblen Anlaufens und meiner obliegenden Bürgschafft, deren ich zwar genügsam versichert bin, losgesprochen und darüber gebührlich quittirt werden möge. Womit nebst Anwünschung eines glükhlichen Neuen Jahrs in Erwartung baldiger nachrichtsamer Widerantwort, unter Gottes Schuzes Empfehlung, verpleibe - meines geehrten Herrn - Dienstwillige - [folgt eigenhändige Unterschrift "Emmeritia Magtalena von Dangrieß, geborene von Balhon(?), Wittib..] - Heitzenberg, den 3.ten January Anno 1685"

Grüße an alle und eine hoffentlich gute und sorgenfreie Woche - Rolf
 
roteratte48 Am: 22.05.2012 12:55:34 Gelesen: 270105# 119 @  
Hallo ins Forum,

noch einmal muß ich die Hilfsbereitschaft der Mitglieder im Forum in Anspruch nehmen. Ich zeige einen Brief nach Wemding, bei dem mich zwei Dinge sehr interessieren; zum einen die Interpretation des Datums, zum andern der Inhaltsvermerk (die letzten 3 Zeilen, die ich nochmal vergrößert habe.) Es scheint die königl. böhmischen Gebiete zu betreffen und es ist von 'contagon' die Rede. Wäre das Datum 1623, dann wäre das ein hochinteressanter Vermerk; bei 1643 (liegende "8" statt halber "8") na ja, und bei 1683 müßte ich mich nochmal an die Recherche machen - es geht mir um die mögliche Warnung vor der Pest, die hier evtl. "in senato pleno" am 30. Juli verlesen wurde. Eure Meinung dazu ?

Der ich in tiefer Demut neugierig verharre. Der Herren allzeit dienstbereiter Diener. Rolf




 
roteratte48 Am: 22.05.2012 14:10:05 Gelesen: 270087# 120 @  
Seltsam, daß beim Lesen am Bildschirm manchmal einiges völlig klar erscheint, was sich zuvor jeder Entzifferung hartnäckig widersetzt hat. Es fehlt, neben der Datumsinterpretation, jetzt nur noch ein Wort im Inhaltsvermerk. Der Rest lautet: " die im Königreich Boheimb und österreichischen Landten (verschwundene?) laidige Contagon betreffend". Auch das würde, Datum 1683 vorausgesetzt, Sinn machen - der Vormarsch der osmanischen Truppen Richtung Wien hatte in allen Durchzugsgebieten zu örtlichen Ausbrüchen der Pest geführt.

Gruss an alle - Rolf
 
bayern klassisch Am: 22.05.2012 15:42:45 Gelesen: 270075# 121 @  
Hallo Rolf,

eben erst gesehen - 1683 ist richtig, man lag vor Wien (kara Mustafa) und der Rest deiner Transkription stimmt auch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
roteratte48 Am: 22.05.2012 16:59:29 Gelesen: 270059# 122 @  
@ bayern klassisch [#121]

Hallo Ralf,

danke fürs Lesen, Deine Bestätigung und die Zeit, die Du Dir immer wieder nimmst!

Gruss - olle Rolf
 
Hawoklei (RIP) Am: 03.07.2012 15:23:11 Gelesen: 267881# 123 @  
Hallo,

dies ist zwar kein Vorphilabeleg (aus 1902), aber man erkennt mindestens 3 unterschiedliche Schriften, bzw. 3 verschiedene Entwicklungsformen.

Es ist ein Faltbrief, lt. Stempel "Frei lt. Avers.No.21. Kgl. Pr. Strafanstalt" in Lingen, daher wohl ohne Marke, gelaufen an ein Pfarramt in Altenwerder.

Im Innern ist ein sogen. "Pastoral ,, Zeugnis", wohl eine Art "Führungszeugnis", über einen Strafgefangenen "Vertraulich, zu seelsorgerischem Gebrauche!" abgebildet. Leider kann ich nicht alles lesen, vielleicht ja hier jemand.

Beste Grüsse Hans


 
Hawoklei (RIP) Am: 03.07.2012 15:29:26 Gelesen: 267879# 124 @  
Hallo,

hier unten ein Faltbrief (Portopfl. D.S.) mit Mi-Nr. 33 vom 12.6.1875 (Poststempel) mit interessantem Inhalt.

Absender: Confistorium Abtlg. für Volksschulsachen zu Hannover (Sitz wohl in HARBURG) an Herrn Gottschalk zu Altenwerder.

Der Brief wurde bereits am 25. Mai 1875 begonnen, die rückseitigen Unterschriften wurden aber erst am 5.Juni geleistet. Dem Sinn nach ist der Inhalt etwa so: Es ging wohl um eine Stellungnahme zur Pensionierung des "Cantors Detjen" zu Altenwerder und Regelungen zu seinen künftigen "Bezügen" und "Abgaben".

Unterzeichner: Der General Superintendent + der Kreis-Hauptmann

Beste Grüsse Hans


 
Marcel Am: 06.07.2012 17:58:53 Gelesen: 267729# 125 @  
@ Hawoklei [#123]

Hallo Hans,

in Deinem Brief geht es im Sinne darum, daß Herr Scheiermann die aus der Strafanstalt zu entlassende Frau Merkens [verwitwet; 53 Jahre alt; evang-luth.; Grünhändlerin (heute: Floristin o.ä.); keine vorherigen Strafen) in einem Gespräch auf ihre Entlassung vorbereitet hat, ihr aus Gebetstexten zitiert und über das ungewollte Urteil (schräg dastehend:lebenslänglich) gesprochen hat. Weiter steht da, das ihr geistiges Wissen genügend ist und sie zurück nach Altenwerder will.

Unterschrieben ist der Text von Pfarrer (Dechant) Hermann Scheiermann der seit 1900 Pfarrer an der St.Bonifatius-Kirche war. Weiter war er Leiter des St.Bonifatius-Hospital in gleicher Rechtsstellung mit Pfarrer Pohlmann bis zum 25.10.1905. Da wurde der Verein "St.Bonifatius-Hospital in Lingen e.V." gegründet.

Pfarrer Scheiermann ist einer der Gründungsmitglieder des Vereines, der nur einen einzigen Zweck verfolgte: Kranke und altersschwache Personen unabhängig von ihrer Konfession zu pflegen.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen!

mfG Marcel
 
Marcel Am: 06.07.2012 21:04:38 Gelesen: 267701# 126 @  
@ Hawoklei [#124]

Hallo Hans,

in deinem Zweiten Exemplar ist es nicht unbedingt eine Stellungsnahme.

Hier die 1.Seite

Auf den Bericht vom v.(origen) M.(onat) betr.(effend) Pensionierung des Cantors Detjen zu Altenwerder erwidern wir ihnen folgendes:

1. Nach dem Dienstanschlage vom 23.Dezember 1874 nachher übrigend die Einkünfte des Schuldienster von dann des Kirchendienster gesondert einst aufführt, beträgt das Diensteinkommen mit Einschluß der zu 6 (Taler) erhaltenen Gartenlandes 549 (Taler) 14 (Groschen) 8 (Pfennige) jährlich. Soll der (Adjurist) neben freier Wohnung 400 (Taler) jährlich erhalten und das Gartenland dem (Emanitur) belassen, so muß er 143 (T) 14 (Gr) 8 (Pf) jährlich an den (Emanitur) abgeben.

2. Soll der (Emanitur) neben dem ihm zu betreffenden Wohnräumen 400 (T) und das Gartenland erhalten, und erhält so vom (Adjuristen) 143 (T) 14 (Gr) 8 (Pf), so (....). bzw, 236 (T) 15 (Gr) 2 (Pf) jährlich.


Das in Klammern gesetzte ist Vermutung!

Auf der Seite 2 wird lediglich davon geredet Zweifel aus dem Weg zu räumen und die Anlagen der Berichte vom 15.Februar und 3.April zurück gehen gez.: Rautenberg. Eine Abschrift ging an den Kirchen- und (....) Vorstand zu Altenwerder und man steht binnen 14 Tage nach Empfang zur Verfügung.

mfG Marcel
 
Hawoklei (RIP) Am: 08.07.2012 13:46:25 Gelesen: 267585# 127 @  
@ Marcel [#125]
@ Marcel [#126]

Hallo Marcel,

vielen Dank für Deine Bemühungen und die Übersetzungen! Ich finde das toll, dass wir hier jemanden haben, der das lesen kann und uns diese Antworten hier herein schreibt! Mir hat es sehr geholfen, nochmals vielen Dank!

Beste Grüsse Hans
 
Hawoklei (RIP) Am: 10.07.2012 12:55:26 Gelesen: 267433# 128 @  
Hallo an alle Freunde dieses Themas,

dieser Brief trägt einen roten Kreisstempel "ERBACH" mit 8.5.1841 und 22 mm Durchmesser. Ich werde ihn auch in "Philatempel.de" einstellen. Leider kann ich diese Schrift außen wie innen nicht lesen! Für Hilfe bedanke ich mich im Voraus!

Beste Grüsse Hans


 
bayern klassisch Am: 10.07.2012 16:38:35 Gelesen: 267406# 129 @  
Hallo Hans,

Adresse:

An Herrn Kirchenrechner Hörr zu Fränkisch Krumbach

K(irchen) S(ache).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Marcel Am: 12.07.2012 17:39:53 Gelesen: 267284# 130 @  
@ Hawoklei [#128]

Hallo Hans,

leider ist es mir auch nicht immer möglich alles zu lesen, aber das was ich lesen kann, gebe ich Dir gerne weiter und ist auch nur Vermutung, da ich ein paar Worte absolut nicht entziffern kann.

Demnach ist Dein Brief eine Fristverlängerung. Von den 2 lateinischen Wörtern steht debitores für Schuldner von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen.

Der Brief geht an die hörrnrische Stiftung ... zu fränkisch Kulmbach (heute: Culmbach) dem ... Schuldner zu (Niederkirchens). Der Kläger benachrichtigt, daß auf Grund der ... Haltung von ... die Frist um 1H verlängert wird. Was 1H bedeutet, weiss ich nicht. Dann kommt ein Ort und der 6.Mai 1841 - Fr. Landgericht & 2 Unterschriften.

Gruß Marcel
 
roteratte48 Am: 12.07.2012 20:45:30 Gelesen: 267262# 131 @  
@ Hawoklei [#128]

Ein bißchen liegt Marcel mit seiner Transkription daneben - aber das passiert immer mal, vor allem, wenn der Scan nicht ausreichend klar lesbar ist. Daß er sich solcher Fragen annimmt - dafür "chapeau"!

Es handelt sich um einen Brief des Landgerichtes zu Michelstadt "in Sachen der hanöverischen (?) Stiftungskasse zu Fränkisch-Crumbach contra Schuldner zu Niederkainsbach wird Kläger benachrichtiget, daß sämtlichen Beklagten Mahnbefehle mit 14-tägiger Frist zugefertiget worden sind / Michelstadt 6. Mai 1841 / Gr. (für großherzoglich-Hessisches) Landgericht / Signatur"

Fränkisch-Crumbach liegt südöstlich von Darmstadt und ist ca. 20 km von Michelstadt entfernt - es handelt sich nicht(!) um KULMBACH!

Lieben Gruß - Rolf
 
Marcel Am: 13.07.2012 06:31:14 Gelesen: 267209# 132 @  
@ roteratte48 [#131]

Manchmal verrennt man sich eben, je länger man drauf schaut, um so schlimmer wirds. Nichts für ungut - die Hauptsache ist, dass Hans seinen Brief jetzt lesen kann. Es ist gut, wenn sich mehrere dieser Sache annehmen, um Fehler zu revidieren.

Schönen Gruß zurück
Marcel
 
Hawoklei (RIP) Am: 13.07.2012 12:48:52 Gelesen: 267186# 133 @  
An alle in dieser Runde,

als nächstes zeige ich einige "Rechnungen", die als Faltbriefe in der Zeit der "Hufeisenstempel" versandt wurden!

Zuerst eine Rechnung der "Gebrüder Lantz" aus Mülhausen im Elsass (Kunstgewerbe) an die Firma "Leon u. Leopold Lehmann" in Saargemünd.

Zeit: Februar 1874

Beste Grüsse Hans


 
Hawoklei (RIP) Am: 13.07.2012 13:25:21 Gelesen: 267177# 134 @  
Die nächste Rechnung ging am 20. Juli 1874 von Mülhausen/Elsass nach Oderen/Wesserling, mehr kann ich leider nicht übersetzen.

Beste Grüsse Hans


 
Hawoklei (RIP) Am: 13.07.2012 14:09:42 Gelesen: 267173# 135 @  
Als dritter Beleg hier eine Rechnung von Leipzig nach Bozen, datiert vom 28. Januar 1868. Es stand der Name des Absenders "Hermann Samson" in Leipzig eng in Verbindung mit der dortigen "israelitischen Religionsgemeinde". Ebenso führte Hermann Samson in Leipzig einen sehr bekannten "Textilgroßhandel", womit wohl auch diese Rechnung zu tun hat. Sie ist auf Herrn "Anton Oberrauch in Bozen" ausgestellt, der sehr bekannt dort war/ist und bereits 1846 ein Geschäft für Tuche und Stoffe und einen Textilgroßhandel geschaffen hat, das/der heute noch fortgeführt wird.

Beste Grüsse Hans


 
Hawoklei (RIP) Am: 16.07.2012 08:57:45 Gelesen: 266951# 136 @  
Dieser Brief war zusammen mit einer Rechnung Inhalt in einem Faltbrief von 1870. Worte kann ich zwar einzeln lesen, aber der Sinn des ganzen Briefes würde mich schon interessieren. Der Empfänger war "Bäcker und Colon", was immer das damals auch geheißen hat. Kann jemand helfen?

Beste Grüsse Hans


 
bayern klassisch Am: 16.07.2012 12:19:30 Gelesen: 266921# 137 @  
Hallo Hans,

das Wort "Colon" lese ich nicht und es hätte auch keinen Sinn gemacht 1870. Es war ein Geschäftsbrief, in dem es um Eisenwaren ging. Der Empfänger bedankt sich für die netten Worte seines Geschäftspartners bzgl. des Todes seines Sohnes; evtl. hatte das etwas mit dem Krieg 1870/71 zu tun, was es wieder interessant machen würde (wenn gleich sehr traurig auch).

Vlt. liest du "Cöln" als Colon?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Hawoklei (RIP) Am: 16.07.2012 12:57:49 Gelesen: 266917# 138 @  
@ bayern klassisch [#137]

Hallo Ralph, danke für deine Erklärungen.

Der Brief ging an Heinrich Wilhelm Francks in Exten. Nach dessen Beruf habe ich dann bei Google gesucht und diesen Link gefunden: http://brands-ahnen.brand-heinrich.de/p969.htm

Meine weitere Suche ergab, dass "Colon" etwas mit "Darm"(?) zu tun hat. Da wußte ich natürlich nicht mehr weiter und dachte, dass der Text des Briefes dazu etwas Näheres aussagen würde.

Es war ein Geschäftsbrief, in dem es um Eisenwaren ging.

Da kann ich mir dann doch vorstellen, dass ein Bäcker in der Backstube z.B. ein Messer-Set" gebrauchen konnte und es mit dieser Rechnung geliefert bekommen hat. Ich stelle hier mal den ganzen Vorgang ein! Vielleicht kriegen wir dann etwas Licht in´s Dunkel!

Beste Grüsse Hans


 
bayern klassisch Am: 16.07.2012 16:06:46 Gelesen: 266900# 139 @  
Hallo Hans,

ausweislich der Rechnung wurden 7 Börden mit 700 Pfund raffinierten Messerstahl versandt bzw. verkauft. Ich glaube, der Empfänger war kein Kleinunternehmer, denn das ist ja schon eine ganze Ladung.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Hawoklei (RIP) Am: 16.07.2012 17:34:51 Gelesen: 266891# 140 @  
@ bayern klassisch [#139]

Hallo Ralph,

danke für Deine Hilfe. Ich denke der ehemalige "Bäcker" hat einen anderen Beruf ergriffen, bzw. der angegebene Beruf ist eine "Fehlinformation"!

Beste Grüsse Hans
 
Lothar Schrapp (RIP) Am: 16.07.2012 17:57:46 Gelesen: 266884# 141 @  
Falls es noch von Interesse ist:

Mit Colon hat man im 19. Jahrhundert den "Ackersmann", also Landwirt, bezeichnet.

Freundliche Grüße
Lothar Schrapp
 
Hawoklei (RIP) Am: 17.07.2012 12:13:50 Gelesen: 266818# 142 @  
@ Lothar Schrapp [#141]

Hallo Lothar,

das ist für mich sehr wohl noch von Interesse! Dann wäre das Berufsbild "Landwirt und Bäcker" ja durchaus denkbar gewesen, der Betreffende muss ja nicht alles selbst gemacht haben, sondern er war eben der "Boss"! Danke noch einmal!

Beste Grüsse Hans
 
philapit Am: 30.09.2012 11:46:29 Gelesen: 263252# 143 @  
Schnörkelbrief Vorphila von 1792

Hallo Philafreunde!

Wer kann helfen und evtl. dieses Dokument lesen? Um was handelt es sich? Da das Wort Infanterie, geloben, schwören u.s.w. vorkommt, ist es evtl. eine militärische Botenpost.

Stempel über 1 Groschen ist auf 2 Seiten oben links. Weiterer Name: Leopold des Zweiten! General-Inspector?

Bei einem Sammlertreff wurde von einem "Experten" festgestellt, es würde sich um einen Taufbrief handeln. Ich sage schon mal Danke für eventuelle Hilfe.

Philapit


 
Marcel Am: 01.10.2012 08:46:09 Gelesen: 263186# 144 @  
@ philapit [#143]

Hallo philapit,

was es genau ist, kann ich auch nur vermuten, aber ich kann Dir eventuell helfen, Dein Dokument etwas zu entschlüsseln.

Der Stempel mit "Ein Groschen" ist das Wappen der Reichserzmarschälle und Kurfürsten von Sachsen.



Was Deine Siegelmarke betrifft so ist es ein Notar Christian Ambroisus Mi(....). Initialien im Stempel: C A M.

Leider kann ich den Nachnamen nicht richtig lesen, aber auf der Siegelmarke könntest Du noch Glück haben.

Das Siegel zeigt einen Kranich - im Wappen steht er als Symbol der Wachsamkeit.

Häufig ist der Kranich auch in Ost-Thüringen und im Vogtland auf Wappen anzutreffen. Grund hierfür ist, dass er das Wappentier der Vögte von Weida und später des Fürstenhauses Reuß war. Üblicherweise wird der Kranich im Wappen der Reuß jüngerer Linie schreitend dargestellt, hier hat er den rechten Fuß hochgezogen und hält darin einen Stein, eine in der Heraldik typische Darstellungsweise für einen Kranich, wie sie die Reuß älterer Linie auch in Siegeln verwenden (Herrschaft Kranichfeld).

In Kranichfeld waren lange Zeit auch Wappen gebräuchlich, die nur den Kranich mit Stein zeigten.



Hierzu habe ich im Netz auch etwas gefunden - nämlich ein Petschaft eines sächsischen Notars - fast gleich außer den Initialien und den fehlenden Stein.

http://www.saxonia.com/galerie/od.htm



Bürgerliches Familienwappen, "Schreitender Kranich"

Das Adelsgeschlecht Krahn führte ebenso den Kranich in seinem Wappen, sowie viele andere Ortschaften, polnischer Adel ect. ect.

An einer Villa in Gdansk ist dieses hier zu sehen:

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gdansk_Pawlowskiego_willa_detal.jpg?uselang=de



Was Leopold II. angeht, so fällt mir nur dieser hier ein. Leopold II. (* 5. Mai 1747 in Wien; † 1. März 1792 ebenda) war Erzherzog von Österreich aus dem Haus Habsburg-Lothringen, von 1765 bis 1790 (als Peter Leopold) Großherzog der Toskana sowie von 1790 bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen, Kroatien und Ungarn.

Ein weiterer Name ist Hauptmann der kurfürstlichen sächsischen Infanterie Carl Friedrich August von Germar.

Germar ist der Name eines alten thüringischen, reichsritterlichen Adelsgeschlechts mit dem Stammhaus Germar (jetzt Görmar bei Mühlhausen/Thüringen). Die Familie gehörte zu den Schwarzburgern und Stolberger Ministerialen und Vasallen. Im 18. Jahrhundert (Mediatisierung) mussten sich die reichsunmittelbaren Grafen zu Stolberg-Wernigerode dem Königreich Preußen und die Grafen zu Stolberg-Stolberg sowie die Grafen zu Stolberg-Roßla dem Kurfürstentum Sachsen unterordnen. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation 1806 verloren die Stolberger ihre Reichsgrafenwürde und wurden 1815 endgültig preußische Standesherren.

Bei dem Siegel auf der Seite steht ungefähr: "vom Notar signiert und beraten in dieser Form der Genehmigung (Anerkennung) ausgefertigt und so geschehen.
Rittergut Mensdorf Jahr des Indiktion-Regimes im Monat ... ausgewählt und spezifiziert."

Rittergut Mensdorf liegt in Nordsachsen in der Nähe von Eilenburg.

Auf der von Dir gezeigten Doppelseite stehen viele Ortschaften, die sich über Frankreich bis hin nach Norditalien erstrecken. Es ist für mich eine notariell beglaubigte Genehmigung - einen Taufbrief halte ich hier für unwahrscheinlich.

Gruß Marcel
 
philapit Am: 01.10.2012 09:10:46 Gelesen: 263174# 145 @  
Hallo Marcel!

Ich kann nur schreiben - vielen Dank für Deine Mühe und die tollen Ausführungen. Hat mir sehr geholfen. Nun kann man die Urkunde zumindest einordnen. Nochmals vielen Dank!

philapit
 
roteratte48 Am: 02.10.2012 17:18:35 Gelesen: 263117# 146 @  
@ philapit [#143]

Glückwunsch zu diesem wunderhübschen Dokument, bei dem es sich nicht um Post handelt, sondern um eine (wie Marcel bereits schreibt) notarielle Urkunde. Der Zustand scheint fast makellos; und die kalligraphische Gestaltung geht über "übliche" Notariatsurkunden deutlich hinaus. Zudem ist sie sehr deutlich und leserlich - wenn Du eine Transkription brauchst, dann schick mir die Seiten als Scan per mail in etwa 300 dpi Auflösung. Hier schon mal die erste Seite:

"Im Nahmen der heyligen hochgelobten Dreyeinigkeit - Kund und zu wissen sey hiermit daß im Jahr nach Christi Geburth Eintausend Siebenhundertzweyundneunzig, Indictione Romana X [das ist das sogenannte Induktionsjahr, berechnet in einem 15-jährigen Zyklus, der mit dem Jahre 3 vor Christi Geburt beginnt - eine sehr häufige Datierung in mittel- und spätmittelalterlichen Dokumenten, mehr dazu zusammen mit der evtl. Transkription] bey Herrsch- und Regierung des allerdurchlauchtigsten, großmächtigsten und unüberwindlichsten Fürsten und Herrn, Herrn Leopolds des Zweyten, erwählten Römischen"

Ausgefertigt wurde das Dokument auf dem Rittergut MENSDORF bei Eilenburg; ca. 20 km nordöstlich von Leipzig.

Daß es Sammler gibt, die an diesen Dingen Freude haben, dies wiederum freut die alte

roteratte48

Gruß ins Forum - Rolf
 
Pommes Am: 02.10.2012 21:44:04 Gelesen: 263064# 147 @  
Ein wunderschönes Stück in sehr guter Erhaltung! Da macht es Spaß genauer hinzusehen.

Kann irgendwer zu dem Stempel oben links etwas mehr sagen? Er wird ja zweifelsohne für die Fiskalphilatelie interessant sein. Marcel in [#144] hat ja schon aus heraldischer Sicht einiges berichtet, mich würde auch die philatelistische Seite interessieren.

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
Marcel Am: 03.10.2012 01:33:14 Gelesen: 263027# 148 @  
@ Pommes [#147]

Hallo Thomas,

also ich sehe den Fiskalstempel als einen Gebührenstempel, der dem Kurfürsten Einkünfte bescherte. Diese Art der Einkünfte wurden in einem Amtsbuch aufgeschrieben und verschafften dem Kurfürsten und Erzmarschällen einen entsprechenden Überblick. Dies war auch üblich für andere Herrenhäuser (z.Bsp. Hannover mit dem Mariengroschen).

Je nach Art und Umfang der aufgesetzten Dokumente variierte auch der Gebührensatz. Im Grunde genommen ist es eine Vorform der später entstandenen Fiskalmarken. Seit wann solche Gebührenstempel im Einsatz waren, entzieht sich leider meinen Kenntnissen. Es wird auch leider im Internet sehr wenig darüber berichtet.

einen nächtlichen Gruß
Marcel
 
roteratte48 Am: 03.10.2012 09:38:30 Gelesen: 262988# 149 @  
@ Pommes [#147]

Hallo Thomas,

in meinem Beitrag zu den sächsischen Kurfürstenbriefen bin ich kurz auf die Taxstempel eingegangen - in Sachsen werden sie per Dekret 1682 eingeführt. Ansonsten hat Marcel dazu alles richtig bemerkt; der Ein-Groschen-Stempel in dieser Form gehört zu den meist verwendeten. Man nennt so etwas auch Impost - die erzielten Einkünfte wurden häufig als Sporteln bezeichnet. Viel zu diesen Themen findest Du, wenn Du "Wolfgang Morscheck" googelst!

Auch Dir sehr herzliche Grüße - Rolf
 
BD Am: 03.10.2012 10:04:42 Gelesen: 262983# 150 @  
Hallo,

ein sehr ungewöhnliches und sehr schönes Dokument. Der Sinn ist mir rätselhaft, sollte es zu einer Transkription kommen, würde ich mich freuen hier die Auflösung des Rätsels zu lesen. Die zweiseitige Auflistung der Titel von Leopold II, die mehrfache Erwähnung des General Accis Inspectors Freygang, ein geloben und schworen in Verbindung mit Germar und 2 Unterschriften von Autoren beziehungsweise Verlegern unter der des Notars ergibt für mich keinen Anhaltspunkt, um was es sich handeln könnte.

@ Pommes und Marcel

Es handelt sich um ein Stempelpapier 1 Groschen, diese Stempelform war von 1730 bis 1814 in Gebrauch. Wie Marcel schon richtig schreibt, galt es die Steuerkasse zu füllen,es mussten alle offiziellen Dokumente auf Stempelpapier geschrieben werden. Einführung in Sachsen 1792 (eine Stempelsteuer gab es in anderen Ländern schon früher) zeitlich befristet für ca 1,5 Jahre in Folge der Türkenkriege, ab dem 1.7.1700 als ständige Einrichtung. Die Höhe der Stempelsteuer war abhängig von der Art des Dokumentes und auch, um wie viel Geld es ging.

Wenn man vom Nachbarn ein Stück Land kaufen wollte, musste man den Kaufpreis kennen. Von 20-100 Taler Kaufpreis benötigte man 1 Gr. Stempelpapier, von 101 bis 500 Taler 5 Gr. Stempelpapier und dann je 500 Taler Kaufpreis 5 Groschen mehr. Man ging zur Stempel-Factorei, die es in jedem Ort gab und ließ sich gegen Bezahlung sein eigenes Papier stempeln oder erwarb schon gestempeltes Papier. Es wurde nur unbeschriebenes Papier gestempelt! Damit ging man zum Notar und dieser schrieb die Kaufurkunde auf dieses Papier. Geburtsbriefe benötigten 2 Gr. Stempelpapier, gerichtliche Quittungen 1 Gr., notarielle Testamente 16 Gr. u.s.w.

Anbei aus meiner Sammlung der seltene Impoststempel von 1682 und ein Impoststempel in einer Erbschaftsangelegenheit, dieser in Abhängigkeit der Summe mit zwei Talern.

Beste Grüße Bernd




 
Magdeburger Am: 03.10.2012 20:32:06 Gelesen: 262904# 151 @  
Liebe Sammelfreunde

ein Beleg mit 7 Siegeln und weil es gerade so schön paßt:

am 02.Oktober 1843 auf 15 Sgr - Stempelpapier geschrieben:



Wir machen Ihnen hiermit bekannt, daß wir Ihnen heute,
auf die Präsentation des Patrons die Verwaltung der erledig=
ten Kantor= und Schulstelle zu Kehnert provisorisch bis zur
abermaligen Prüfung zu Ostern 1845 im Seminar zu Halber=
stadt übertragen haben, daß aber Ihnen wirkliche Bestätigung
in diesem Amte nicht eher erfolgen kann, als bis Sie den
Vorschriften der Verordnung vom 26ten November 1832, Seite 303
des Amtsblattes de 1832 vollständig genügt, in der aberma=
ligen Prüfung bestanden und amtliche Zeugnisse über Ihre prac=
tische Tüchtigkeit und Ihren unbescholtenen Lebenswandel bei=
gebracht haben, widrigenfalls Sie uns Ihren Amte sofort
werden entfernt werden.
Ihrer vorläufigen Einführung in das Ihnen übertragenen
Schulamte wegen, ist das Erforderliche an die Superintendenten
Noeldechen zu Wolmirstedt verfügt.
Magdeburg, den 2ten October 1843
Königliche Regierung
Abtheilung für die Kirchenverwaltung und das Schulwesen

Diese 15 Sgr wurden in Auslage genommen, wie die Vorderseite zeigt:



Gelaufen ist er nach Altenweddingen wieder zurück nach Magdeburg und von dort über Burg - Rogätz nach Kehnert. Leider passen keine Taxen mehr.

Sicher ist, dass der Empfänger 20 1/2 Sgr bezahlte, wie die Siegelseite zeigt.



Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
roteratte48 Am: 22.11.2012 13:39:15 Gelesen: 98357# 152 @  
Mein Lieblingsgebiet innerhalb der Vorphilatelie sind, wie einige hier wissen, die frühen (16. - 18. Jahrhundert) Schnörkelbriefe - aus naheliegenden Gründen zumeist adeligen resp. kirchlichen Ursprungs. Vieles dazu kann man sich anlesen und lernen, Kanzleischrift, politische Zusammenhänge etc. - was auf die Schnelle nicht geht, ist das Nachholen des großen Latinums. Immer wieder aber stoße ich auf dekorative und inhaltlich interessante Briefe aus den Bistumskanzleien, die ausschließlich in lateinischer Sprache abgefasst sind und ich wüßte zu gerne, was darin steht. Gibt es im Kreis der Sammlerfreunde jemanden, der dank humanistischer Bildung da helfen kann? Zwei Beispiele habe ich unten abgebildet - es geht mir nicht um komplette Übersetzungen, sondern lediglich um grobe Inhaltsbestimmungen! Danke fürs Lesen und Anschauen!

Gruß ins Forum - Rolf


 
bayern klassisch Am: 22.11.2012 16:58:33 Gelesen: 98323# 153 @  
Hallo roteratte48,

es ging um Dispense bei der Heirat. Nichts weltbewegendes, weil es damals ohne diesen nicht zum Traualtar gehen konnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[Die Redaktion ergänzt: [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Dispens ]
 
roteratte48 Am: 22.11.2012 19:03:07 Gelesen: 98296# 154 @  
@ bayern klassisch [#153]

Lieber Ralph,

klar, daß Du da in die Bresche springst - Dankeschön! Aber ich war bissle zu ungenau. Das mit der Heirat war mir einigermaßen klar. Mich interessiert der jeweilige Grund des Dispenses - im Schreiben Karl-Philipps z.B. zitiert man einen Erlaß des Papstes Benedikt XIV. - welches Ehehindernis wurde hier ausgeräumt? Gleiches gilt für das zweite Schreiben, in dem Bezug genommen wird auf eine Verlautbarung des Papstes Pius VI.

Nochmal Danke - und sorry für meine ungenaue Formulierung!

Liebe Grüße - Rolf
 
bayern klassisch Am: 22.11.2012 20:23:05 Gelesen: 98280# 155 @  
Soweit ich es sehe, geht es um Armut, Mischehen und Vergewaltigung (rapta).

Aber mein fundamentum latinum liegt schon ein paar Dekaden zurück. Vielleicht kann jemand mit frischerem Gedächtnis mehr helfen, als ich es kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
doktorstamp Am: 23.11.2012 10:00:31 Gelesen: 98237# 156 @  
@ roteratte48 [#154]

Wie ich es da verstehe sind keine Hindernisse beiseite geräumt, nur Bestimmungen die man zu erfüllen hat. Der größte Unterschied zwischen den beiden liegt daran, dass im Schreiben von Karl-Philipp Heretiker (ein allumfassender Begriff für Nichtgläubiger) werden erwähnt. Diese haben vor der Hochzeit sich zum wahren Glauben (Katholizismus ist wohl gemeint) zu bekehren.

mfG

Nigel
 
roteratte48 Am: 23.11.2012 12:01:14 Gelesen: 98226# 157 @  
Lieber Ralph, lieber Nigel,

wie immer - ihr opfert Zeit und Mühen - ganz herzlichen Dank! Mit den von euch gelieferten Grundlagen und meinem, als Neusprachler, lange zurückliegendem kleinen Latinum kann ich mir jetzt einiges zusammenreimen - ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer vorwärts für einen neugierigen Sammler *gg*.

Habt ein schönes Wochenende - und liebe Grüße vom Oberrhein!

Rolf
 
Marcel Am: 23.11.2012 14:15:01 Gelesen: 98202# 158 @  
@ roteratte48 [#152]

Hallo Rolf,

es ist ein Erlass anlässlich der Beziehung zu einem protestantischen Konvertierten. Wenn ich richtig gelesen habe, steht im linken Brief handschriftlich:

... Frances und Jeanne Barbara Samhaber geboren in der Diözese Paroesica Herolzhofen ... nach der Einnahme von Informationen von ihren Pastor, ist das ein Hindernis für ... Blutsverwandtschaft mit Fertio und Luasto Prada.
und im rechten:

... Valentino Gernert und Kunigunde Modelin ... Würzburg Pfarrei Oberschwarza bewertet ... nach der Einnahme von Informationen von ihren Pastor, ist das ein Hindernis für ... Blutsverwandtschaft der im vierten Grades auferlegt wird.

Ich bin jetzt kein Latein-Experte aber in den Dokumenten geht es ungefähr darum:

Von der Fakultät der göttlichen Vorsehung Papst .... den....am ....im Jahr .... gewährte fünfjährige folgende Wirkung: Aufteilung der 3. & 4. einfache und gemischte, nur dann wenn Arm im Vertrag, konzentrieren sich auf die Verträge mit den protestantischen Konvertierten, auch bei 2. die einfache und gemischte, vorausgesetzt, dass in keiner Weise korrelierten ersten Schrittes, wird durchgeführt, in diesen Fällen wird das Kind und seinesgleichen andes für legitim erklärt. Verzicht des Hindernis öffentlichen Anstandes aus Gerechtigkeit der Paarung. Verzicht des Hindernis der spirituelle Beziehung, außer Aufzügen (Schauspielerei) und aufgewachsen als ... nach der Einnahme von Informationen von ihren Pastor, ist das ein Hindernis für ... Ungeachtet dessen, vorausgesetzt, dass die Braut nicht vergewaltigt wurde, und im Falle eines Diebstahls es sei der Vergewaltiger in Kraft existiert nicht, die Ehe öffentlich, die Einhaltung der Form durch das Konzil von Trient geschriebenen Vertrages, ein Punkt im Gesicht der Kirche vollzogen, und darin anschließend bleiben, frei und rechtsgültig, ohne Verzicht, legitime Unterstützung der Nachkommen in allen Entscheidungen.

Gegenwärtiger Schriftführer und eigenhändliche kirchliche Unterzeichnung durch den Präsidenten (Dekan) und das Siegel ...

Beide Dokumente stammen aus Würzburg. Interessant hierbei die zwei unterschiedlichen lateinischen Begriffe für Würzburg: Wirceburgi und Herbipoli !

Das linke Dokument bezieht sich auf Bischof Carl (1749 - 1754) im Namen Papst Benedikt XIV. - Carl Philipp Reichsfreiherr v. Greiffenclau zu Vollraths, * am 1. Dez. 1690 auf Schloss Vollraths im Allgäu. Seit 1705 Kanoniker in Würzburg. Nach dem Studium in Mainz 1715 Priesterweihe. Rektor der Universität in Mainz (1739-1749). Wahl am 14. April 1749 zum Fürstbischof in Würzburg u. Herzogs v. Franken. Bischofsweihe am 21. Juli 1749. Letzte Hexenverbrennung 1749. † am 25. Nov. 1754 in Würzburg, best. im Dom zu Würzburg.

Das rechte Dokument bezieht sich auf Bischof Franz Ludwig (1779 - 1795) im Namen Papst Pius VI. - Franz Ludwig Freiherr v. Erthal, * am 16. Sept. 1730 in Lohr a. Main. Studierte Jura u. Theol. in Mainz, Würzburg, Wien u. Rom. Danach Kanoniker in Würzburg u. Bamberg. 1768 Geheimer Reichsrat u. Visitator am Reichskammergericht in Wetzlar. Kaiserlicher Kommissar auf dem Reichstag zu Regensburg 1776. Fürstbischof in Würzburg u. Herzogs v. Franken. Fürstbischof in Bamberg seit 1779. Ende einer glanzvollen Hofhaltung. † am 14. Febr. 1795 in Würzburg, best. im Dom zu Würzburg.

Deshalb steht bei ihm im Kopf: Franciscus Ludovicus Fürstbischof des Bamberg-Würzburgischen Apostostolischen Stuhls

Vielleicht konnte ich Dir damit ein wenig helfen!

schöne Grüße
Marcel
 
roteratte48 Am: 23.11.2012 17:20:07 Gelesen: 98179# 159 @  
@ Marcel [#158]

Auch Dir, Marcel, herzlichen Dank für Deine Unterstützung und die Mühe, die Du Dir gemacht hast!

Liebe Grüße - Rolf
 
bignell Am: 26.06.2013 23:20:04 Gelesen: 252717# 160 @  
Ein Brief aus dem Jahr 1458, vor ein paar Jahren hab ich mal versucht ihn zu transkribieren, aber über ein paar Worte bin ich nicht hinausgekommen.



Dann noch zwei Kapuzinerbriefe, die zwar den Vorteil haben dass sie sehr lesbar geschrieben sind, aber da ich kein Latein kann...




 
bignell Am: 26.06.2013 23:51:03 Gelesen: 252715# 161 @  
Und für alle die auf die verschnörkelte Sprache früherer Zeiten stehen:



Brief mit Unterschrift Kaiser Karl VI vom 14.10.1713

(Anschrift)
Dem Ehrsahmen Geistlichen Unserm Lieben Andächtigen Engelberto Abbien des Gott=Hauß zu Geras

Langoú (??)

(gedruckter Briefkopf)
Carl der Sechste von GOttes Gnaden Erwählter Röm: Keyser / zu allen Zeiten Mehrer deß Reichs / in Germanien / zu Hispanien / Hungarn und Böheimb / u. König / Ertz=Hertzog zu Oesterreich / u.

(handschriftlich)
Ehrsahmer Geistlicher, Lieber Andächtiger.

(gedruckt)
Es ist weltkündig / wie es mit der zu Utrecht vorgewesten Friedens=Handlung hergangen / auff was Weise insonderheit das vorhin unter denen hohen Bunds=Genossenen mit so grossem Ruhm und Nutzen gehaltene Band zertrennet / welchergestalt folglich Wir und das Heil. Römische Reich allein in dem beschwerlichen Krieg gegen die freindliche Cron Franckreich und deren Anhang gelassen worden; darüber nun so wohl / als wie dem laydigem Ubel der eingerissenen contagiosen Kranckheiten weiters zu begegnen / und das hierzue Erforderliche beyzubringen / haben Wir mit Unseren Treugehorsambsten Ständen deß mehrern zu rathschlagen / in Unserer Residenz-Standt Wienn auff den 10? deß nechst=kommenden Monaths Novembris einen allgemainen Land=Tag zu halten entschlossen. Befehlen demnach dir hierauff gnädigist / daß du an gemeltem Tag und Orth / mit Hindansetzung aller anderer Geschäfften / zeitlich erscheinest / und Unsere Keyser= und Landsfürstliche Proposition neben anderen gehorsambsten Lands=Mitgliedern anhörest / und berathschlagen helffest / dich auch ausser Gewalt GOttes daran nicht abhalten lassest / noch vor dem Schluß gedachter Berathschlagung dich entäusserest / sondern derselben biß zu End gebührend beywohnest und abwartest / immassen Wir Uns dessen gegen dich gewißlich versehen / du vollziehest auch hieran Unseren gnädigsten Willen und Befehl / und Wir verbleiben dabey mit Keyser= und Landsfürstlichen Gnaden dir wohlgewogen. Geben in Unserer Stadt Wienn den Vierzehenden Monaths=Tag Octobris im Siebenzehenhundert= und Dreyzehenden / Unserer Reiche / deß Römischen im Dritten / deren Hispanischen im Ailfften / deren Hungarisch= und Böhaimbischen auch im Dritten Jahre.

(eigenhändige Unterschrift in Goldtinte)
Carl

(handschriftlich)
???

(gedruckt)
Ad Mandatum Sac.ae Caes.ae
& Cath.cae Maj.tis proprium.

(handschriftlich)
Georg Fürst v. ???
 
Pommes Am: 27.06.2013 00:22:16 Gelesen: 252713# 162 @  
@ bignell [#160] und [#161]

Das ist so schön, da liest man doch gerne mit. Mehr davon!

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
bignell Am: 27.06.2013 08:30:41 Gelesen: 252677# 163 @  
@ Pommes [#162] jederzeit gerne



Wiener Neustadt 1625: Mandat betreffend die Kosten von 45 Kreuzer für ein Postpferd, eigenhändige Unterschrift Ferdinand II

Wir Ferdinand der Ander / von Gottes gnaden / Erwöhlter Röm: Kayser / zu
allen Zeiten Mehrer deß Reichs / in Germanien / zu Hungern / Böhaimb / Dalmatien / Croatien und Sclavonien / u. König. Ertzhertzog
zu Oesterreich / Hertzog zu Burgundt / Steyr / Kärnten / Crain und Würtemberg / u. Grafe zu Tyrol und Görtz / u. Embietten N. allen und
jeden Unsern Landtleuthen / Underthanen und Getrewen / in Unsern ErbKönigreichen / Fürstenthumb und Länden / Geistlich: und Welt=
lichen / Was Würden / Standts oder Wesens die seind / denen diß Unser Kay: Patent zusehen / zulesen oder zuvernehmen fürkombt / son=
derlich aber unserm Obristen Erblandt: und HoffPostmaister / dessen nachgesetzten Posthaltern und Verwaltern / auch derselben Postknech=
ten und zugehörigen Leuthen / und sonst allen den jenigen / wer die auch seyn / so sich deß Postraisen und reitten bedienen wöllen / Unser
Gnad und alles Guets / Und geben euch hiemit gnädiglich zuvernehmen: Wiewol Wir einzeit hero / umb der etliche Jahr im schwung
gangenen schweren und thewren Läuffen willen / und zumal wie alle andere Sachen / also auch die Roßfüetterung / beschlag: und derglei=
chen hierzue gehörige Notturfften / in sehr hohen werth gestigen / ain mehrere bezahlung / wegen der dargelihenen PostRoß / als hievor ge=
bräuchig gewest / (doch allein ad interim, und auff Unser gnädigistes Wolgefallen) verwilligt / Jedoch / weiln nunmehr / Gott Lob / die
Thewrung nachgelassen / und alles / sonderlich aber der Habern und andere Füetterey / widerumb inn guete Wolfailigkeit kommen; Als
haben Wir Uns / zu befürderung deß gemainen WesensNutzen / gnädigist dahin resoluiert, das hinfüro von ainem jeden PostRoß meh=
rers nicht / dann sechß Schilling Pfenning / oder fünff und viertzig Kreutzer genommen / unnd dieser Unserer gnädigisten Ordnung / von
allen und jeden Posthaltern und Verwaltern / welcher Orten und Enden die in Unsern ErbKönigreichen / Fürstenthumb unnd Länden
Seß: und wonhafft seyn / bey vermeydung Unserer unnachläßlichen höchsten Straff / würcklich ohne ainiche Verweigerung nachgelebt /
und die auff der Post reittende Currier / und andere Personen / so Tag so Nacht / höchstangelegenen Fleisses / unauffgehalten fort befürdert wer=
den sollen. Dabenebens aber wollen Wir auch alle / deß Postreittens halber / sonderlichen wegen schleiniger fortführung Unserer aige=
nen Schreiben und Pageten / wie nicht weniger deß ordinari Postgebrauchs / und andern denselben anhengigen Sachen / von Uns unnd
Unsern Vorfahren in gedachten Unsern ErbKönigreichen / Fürstenthumben und Landen / hievor außgangne gemessene Generalia unnd
Mandata, alles ihres Inhalts hiemit erfrischt unnd ernewert / und dieselben allen und jeden / so sich deß Postreittens unnd raisens ge=
brauchen / stett / fest und unverbrüchlich zuhalten / Gnädigist auch Ernstlich anbefohlen haben. Darnach sich Männiglich zurichten / und be=
schiecht hieran Unser Gnädigister auch Ernstlicher Willen und Mainung. Geben in Unserer Statt Newstatt / den Sechß und Zwaintzi=
gisten Tag deß Monats Septembris, Anno Sechtzehenhundert Fünff und Zwaintzig / Unserer Reiche deß Römischen im Sibendten / deß
Hungerischen im Achten / und deß Böhaimbischen im Neundten.

(handschriftlich) Ferdinand

(handschriftlich) Jo: Bapt: ??? v: Verdenberg (=der geheime Rat und österreichische Hofkanzler Johann Baptist Verda von Verdenberg)

Ad Mandatum Sac: Caes:
Majestatis proprium.

(handschriftlich) Tobias Borting???

Rückseite:
(handschriftlich) Decret Röm Käis. Ferd: zelo ???
??? ??? ??? PostPferdt 45X

26 7bris (=Septembris) 1625
 
Marcel Am: 30.06.2013 14:00:52 Gelesen: 252438# 164 @  
@ bignell [#160]

Zu Deinen Kapuzinerbriefen!

gelobt sei Jesus Christus

Im ersten Brief übernimmt er nicht die Rolle der drei auswärtigen Stimmen und bittet die minderen Brüder um eine Abstimmung.

Im zweiten Brief richtet er nicht, nach seiner Auffassung, über das Ergebnis der Abstimmung durch meine Brüder.

Fr. Matheus Kapuziner-Priester

Ob ich das jetzt so richtig übersetzt habe mögen andere die es besser lesen oder übersetzen können beurteilen, aber der Sinn ist erkennbar.

Zu den Orten:

Diözese Augsburg
Dunajowcens - könnte die lat. Bezeichnung für Donauwörth sein (Dunaj = Donau). Dort gab es ein Kloster 1630 gegründet und aufgelöst infolge der Säkularisation kirchlicher Güter im Kurfürstentum Bayern 1802.

Diözese Freising
Novomiostencis - könnte die lat. Bezeichnung für Wasserburg am Inn sein (Mio = Wasser). Dort gab es ebenfalls ein Kloster 1624 gegründet und fiel der Säkularisation 1802 zum Opfer und wurde als Zentralkloster1806 aufgelöst.

Heraldik:

Das abgebildete Kreuz ist ein Kruckenkreuz oder auch 4-faches Taukreuz. Das Taukreuz (auch: Antoniuskreuz) ist Symbol des Franziskanerordens. Da die Kapuziner daraus hervorgingen steht mit Sicherheit das Kruckenkreuz für den Kapuzinerorden der Minderen Brüder.

Vielleicht hat ja jemand Kenntnis darüber über die Besitztümer und Kloster der Minderen Brüder und deren Geschichte. Und vielleicht kann ja jemand etwas über den Franziskaner Matheus (Kapuziner-Priester) berichten.

Der Orden der Minderen Brüder Kapuziner heißt auf lateinisch Ordo Fratrum Minorum Capucinorum.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kapuziner

schöne Grüße
Marcel
 
bignell Am: 30.06.2013 20:58:52 Gelesen: 252389# 165 @  
@ Marcel [#164]

Danke für die ausführliche Info. :)
 
bignell Am: 15.07.2013 20:39:34 Gelesen: 251752# 166 @  
Für diejenigen, die in der Schule haben Latein lernen müssen (mir war das erfreulicherweise erspart geblieben):

1702, "Eleonora Magdalena Theresia", römische Kaiserin, Brief aus Wien mit eigenhändiger Unterschrift an den Kardinal Colloredo in Rom.

http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/13/html/1052.htm



Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 15.07.2013 21:19:34 Gelesen: 251744# 167 @  
bignell Am: 15.07.2013 21:48:54 Gelesen: 251740# 168 @  
Hallo BK,

habe sie auch schon besucht in der Kapuzinergruft.

Lg, harald
 
tomalisman Am: 05.12.2013 19:28:34 Gelesen: 245417# 169 @  
Hallo Leute,

ich verfüge über einen älteren Brief, dessen Absenderangaben sich mir leider z. T. in einem wesentlichen Punkt verschließen. Ich wüsste sehr gerne, von welchem Ort besagter Wilhelm Graf von ..... ist. Die darunter stehende Unterschrift ist ebenfalls für mich nicht lesbar.

Sicherlich gibt es unter euch Experten, die mir vielleicht weiterhelfen könnten. Wäre echt super, denn ansonsten habe ich das Schriftstück nahezu komplett übersetzt gebracht.

LG Tomalisman


 
bignell Am: 05.12.2013 20:00:12 Gelesen: 245400# 170 @  
@ tomalisman [#169]

Hallo Tomalisman,

ich würde das als "Ahmberg" lesen - vielleicht ist Amberg / Bayern gemeint?

Lg, harald
 
Marcel Am: 06.12.2013 15:59:15 Gelesen: 245349# 171 @  
@ tomalisman [#169]

Hallo!

Es wäre interessant, wenn Du Deine Erkenntnisse aus dem Text hier schilderst. Interessant hierbei finde ich, das der Brief aus Jauer (heute Jawor) stammt und zu dieser Zeit unter der Herrschaft der Habsburger stand. Bereits 1740 begann der erste schlesische Krieg und die Erbfürstentümer Schweidnitz-Jauer fielen an Preussen.

Deine Unterschriften lese ich so: Just Wilhelm Graf von Almerberg und Andreas Redecher.

schöne Grüße
Marcel
 
roteratte48 Am: 07.12.2013 10:32:05 Gelesen: 245291# 172 @  
@ tomalisman [#169]

Marcel und Harald haben Zeit und Mühe investiert, Deine Frage zu beantworten; sie werden mir nachsehen, wenn ich sie hier korrigiere.

Es handelt sich um Justus Wilhelm Anton von Almesloe, Kaiserlicher Rat und Statthalter des böhmischen Erbfürstentums Schweidnitz-Jauer.

Grüsse ins Forum - Rolf
 
Marcel Am: 07.12.2013 11:07:13 Gelesen: 245283# 173 @  
@ roteratte48 [#172]

Hallo Rolf,

habe mir schon gedacht, dass bei mir der Name nicht passt, aber auf Almesloe bin ich nicht gekommen. Vielleicht am Rande noch eine kleine Info an tomalisman.

Die zwei Unterschriften sind ja im Namen des Trägers im Ritterorden des goldenen Vlieses und Erbhofmeister und Erbhofrichter der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer entstanden.

Johann (Hans) Anton Graf von Schaffgotsch schlesische Linie (1675-1742), k.k. Rat und Oberamtsdirektor in Schlesien erhielt am 15.04.1708 den Reichsgrafenstand, war Landeshauptmann des Erbfürstentums Schweidnitz-Jauer und leitete das Oberamt interimistisch als „Oberamtsdirektor“ bis 1741. Er war seit 1731 bis zu seinem Tod 1742 der 683. Träger des Ordens vom goldenen Vlies (sozusagen der Vorgesetzte Almesloe).

schöne Grüße
Marcel
 
tomalisman Am: 07.12.2013 15:15:16 Gelesen: 245242# 174 @  
Hallo ihr Schriftgelehrten,

besten Dank für eure umfangreichen Bemühungen zur Deutung bzw. Entzifferung der unterzeichnenden "hohen" Herren bzw. Ortschaften.

Eine Liste der Träger der habsburgischen Linie des Ordens vom goldenen Vlies habe ich zwar zu Rate gezogen, konnte als Anfänger allerdings keinen Bezug zu Johann Anton Graf von Schaffgotsch finden.

Es ist dies meine Premiere in der Entzifferung alter Briefe und Dokumente und ich muss gestehen, es dauerte mehrere Tag um mich einzulesen und vom Satzinhalt auf für mich unlesbare Begriffe zu schliessen. Auch die zahlreichen antiquierten Wörter (z.B. anbey, entwurtzelten, obbesagtem, fürwahr, ambt usw) gaben ihren Sinn zumeist erst im Kontext frei.

In dem Brief an einen Pfarrer in Schmiedeberg wird die hartnäckige Weigerung der Tochter als auch deren Mutter vom Abfall vom lutherischen Glaubens beklagt und von eben diesem Pfarrer mehrwöchentlicher Unterricht in der Katholischen Glaubenslehre gefordert, sowie um Bericht über den Erfolg dieser Bemühungen.

Vielleicht besteht Interesse an der ersten Seite des Schriftstücks; ich werde ihn hier ebenfalls posten.

PS: Vielleicht kann mir jemand bei der Bestimmung eines Wortes helfen, welches sich bis dato meinen Bemühungen um Deutung entzogen hat: es geht um die Stelle in der es heißt:

"Was wir an dem zu Schmiedeberg bestellten Wirtschaftshauptmann tit. Johann Carl Leopold Ehrenberger wegen derer zu dem Cahtolischen Glauben bekehrten .......... Tochtern, ..."

Bereits im Voraus besten Dank

LG Tomalisman
 


Marcel Am: 07.12.2013 23:54:11 Gelesen: 245204# 175 @  
Hallo tomalisman [#174] !

Leider kann ich Dein Bild nicht sehen, aber dafür habe ich noch einen Link für Dich.

Du schreibst Dein Brief ging nach Schmiedeberg, also ging der Brief nach Kowary im heutigen Polen. Auf der dortigen Seite findest Du eine Verbindung zur Familie Schaffgotsch (in polnisch-deutsch-englisch oder tschechisch).

http://www.kowary.pl/de/aus-der-geschichte

Hier ein Auszug aus der Stadtgeschichte:

Nach dem 30-jährigen Krieg entwickelt sich an Stelle des Bergbaus die Weberei. Nach dem Krieg gegen Österreich erobert Preussen 1741 Kowary und das ganze Schlesien. 1747 wurde Kowary auf Anordnung des Preussischen Königs Friedrich II. von den böhmischen Besitzern Czermin abgekauft (vor den Czermins war Kowary über 200 Jahre in den Händen der Familie Schaffgotsch).

schöne Grüße
Marcel

PS: Im Übrigen noch ein Herzliches Willkommen hier im Forum!
 
Norbi Am: 13.12.2013 13:41:24 Gelesen: 244939# 176 @  
Hallo Freunde der Schnörkelbriefe,

bin erst in den letzten Tagen auf dieses Thema aufmerksam geworden. Bei der Suche in einem Archiv fiel mir folgender Brief in die Hände.



Jetzt interessiert mich der Inhalt, da ich nicht erkennen kann, ob er zu dem Thema passt. Wer kann eine Übersetzung beisteuern?

Hier noch ein Nachschlag:



Vielen Dank und beste Grüße aus Sachsen
Norbi
 
roteratte48 Am: 13.12.2013 14:12:36 Gelesen: 244926# 177 @  
@ Norbi [#176]

Hallo Norbi,

ein sehr hübscher und interessanter Brief, den Du hier vorstellst. Natürlich passt er ins Thema - und er ist recht gut leserlich, so dass ich Dir gerne eine Transkription mache, aber da fehlt zumindest eine zweite Seite mit weiterem Text, Ort und Datum sowie Signatur! Kannst Du den Scan nachliefern - dann setze ich mich am Wochenende dran; und sollte das bis dahin nicht von Seiten eines anderen Forumteilnehmers geschehen sein, dann mach ich den zweiten Brief auch noch mit.

Gruss - Rolf
 
Norbi Am: 13.12.2013 15:19:53 Gelesen: 244915# 178 @  
Hallo Rolf,

habe die fehlende Seite gefunden:



Viele Grüße
Norbi
 
Norbi Am: 26.12.2013 09:39:20 Gelesen: 244595# 179 @  
Hallo Rolf,

wünsche ein schönes Weihnachtsfest. Hast Du die Übersetzung vergessen oder noch keine Zeit gehabt? Würde mich freuen, wenn es noch klappen könnte.

Weihnachtliche Grüße
Norbi
 
roteratte48 Am: 26.12.2013 20:26:47 Gelesen: 244554# 180 @  
@ Norbi [#179]

Oops - verzeih, Norbi, im Weihnachtstrubel ist es tatsächlich in Vergessenheit geraten - mea culpa, mea maxima culpa. Hier nun der zweite Brief als erstes, den ersten mach ich dann als zweiten *ggg*, evtl. schon morgen. Solltest Du noch Fragen zu den geschichtlichen Hintergründen haben - lass mich wissen; aber der Text erklärt sich weitgehend selbst. Ein Wort habe ich nicht entziffern können - hat aber für das Verständnis insgesamt keinerlei Bedeutung. Hier nun der Text:

Hochwohlgebohrner Herr, höchstgeehrter Herr Major!
Was Seine Königliche Majestät zu Sachsen, mein allergnädigster Herr, auf Euer Hochwohlgebohren allerhöchsten Orts wegen einer an den Besitzer des Guthes Sausedelitz (heute Sausedlitz, eingemeindet zu Löbnitz am See), Carl August Freyherr von Greiffenheim, habenden Schuldforderung eingelegter Protestation wider Veräußerung besagten Guthes allergnädigst mir anzubefehlen geruhet und ich darauf an den Herrn Freyherrn von Greiffenheim verfüget habe, solches belieben Dieselben aus deren ?? in vim publicati (= kraft öffentlicher Bekanntmachung) hier beyliegenden Abschriften zu ersehen, und versichert zu sein, daß ich unter vorlagsweiser Berichtigung der anliquidierten Gebühren an hiesige SportelCasse (Sporteln = Abgaben, Steuern) binnen 14 Tagen mit vollkommener Hochachtung bin. Justizamt Eilenburg, den 5. Novembris 1809. Königl. Sächsischer Commissionsrath und Justiz-Amtmann allda als Commissarius Causae (für die Sache Verantwortlicher, auch Richter) und Euer Hochwohlgebohren gehorsamster Friedrich Christian Gottlob Hasper

Liebe Grüße an Dich und ins Forum - Rolf
 
roteratte48 Am: 28.12.2013 10:56:31 Gelesen: 244498# 181 @  
@ Norbi [#176]

Dieser "erste" Brief bereitet mir einige Probleme - sowohl von der Handschrift als auch von der Diktion her. Er wurde geschrieben von einer Witwe Delbusch (?) in Liebstadt an ihren "Gefatter" (damals Bezeichnung für den Paten, aber auch für enge Freunde der Familie), Obristleutnant und Kommandant der Festung Königstein (das berüchtigtste Gefängnis Sachsens, in dem u.a. auch der Erfinder des deutschen Porzellans, Böttger, gefangen gehalten wurde.) Der Name lautet wohl David von Letz; im Register der Kommandanten von Königstein habe ich ihn nicht gefunden, danach war um diese Zeit ein "Hundt von Lobenstein" Kommandant der Feste - aber vielleicht erfährst Du mehr dazu vom Festungsverein-Königstein.de, die offenbar über gutes Quellenmaterial verfügen. Zum Text:

"Wohledelgebohrner Herr, Hochgeehrter Herr Gefatter, denselben mit diesem wenigen zu ersuchen habe ich nicht unterlaßen sollen. Überschicke dem Herrn Gefatter hirbey die Sachen nebenst dienstlichem Danck und Bitte umb Vergebung daß ich es so lang bey mir behalden. Bin erst ehe gestern von Dresden(?) hier. Der Herr Gefatter beliebe sich doch mich zu berichten ob er etwas Nachricht in bewußter Sache erhalden wegen des Dorffs Borna, ich bin sonst willens die vorstehende abellarion (? meint sie "apellation"?) den Anfang zu machen, da die Krebser (Krebs = heute Ortsteil von Dohna) Ehestifftung ist auf Lehn und Erbgüter (und dann wird's völlig unverständlich). Doch auf die Ehestifftung wollt ich wohl auch erst gerne vernehmen, was Ihrem Herrn Doktor Beringers sein Meinung war, sonsten habe ich gehört wenn sich der Herr Gefatter beschweren wollt daß gleichwohl das Dorff weg und die Beschwerung allein auffe Gutt blieben war sollte es wohl vermöge der Landes Constitution (nächstes Wort verwischt), daß es wieder dazu kähm. Befehl den Herrn Gefatter nebenst den lieben Seinigen, welche ich allerseits zum schönsten grüße, in Christi Schutz. Liebstadt, den 21. February 1673, des Herrn Gefatter ehrenwillige ... Delbusch, Wittibe."

Man merkt, der Brief wurde nicht von jemandem geschrieben, der das Schreiben gewöhnt war. Und was den Inhalt angeht - da bleibt vieles rätselhaft - Andeutungen wie "bewusste Sache" u.ä. helfen kaum weiter. Dennoch ein seltener, schöner Beleg - evtl. können Dir wirklich die Betreiber der webseite Festungsverein-Königstein.de weiterhelfen.

Gruß an Dich und ins Forum - Rolf
 
Norbi Am: 30.12.2013 13:26:49 Gelesen: 244435# 182 @  
@ roteratte48 [#181]

Hallo Rolf,

Dir besten Dank für die Mühe. Ich werde dran bleiben.

Beste Wünsche für das neue Jahr an Dich und das Forum aus Sachsen von Norbi
 
Altdeutschland Am: 13.02.2014 16:14:25 Gelesen: 243252# 183 @  
Hallo zusammen,

um das Thema mal wieder nach oben zu bringen möchte ich Sachen hier zeigen. Als erstes folgenden recht frühen Brief von 1591 aus Innsbruck an die Stadt- und Landrichter zu Kitzbühl. Bemerkenswert ist auch das die rückseitigen 5 Siegel komplett erhalten sind:


 
Altdeutschland Am: 13.02.2014 16:17:21 Gelesen: 243249# 184 @  
Der nächste Brief ist kein Schörkelbrief und er ist auch nicht ganz so alt. Er datiert von 1613 evtl. 1623 aus Pisa nach Florenz an die sicher allen bekannte Familie Medici.

Viele Grüße
Altdeutschland


 
zockerpeppi Am: 14.07.2014 23:06:03 Gelesen: 238994# 185 @  
Für Bignell und die Altpapierfreunde

Amalie d‘Orange



Bei einem französischen Auktionshaus war ich auf einen nicht datierten Brief von Amalie princesse d’Orange aufmerksam geworden. In der Annahme es handele sich um die Gattin von Prinz Heinrich Prinz Regent zu Luxemburg habe ich ein Gebot gemacht. Beim Lesen des Briefes kamen mir dann Zweifel ob es sich auch wirklich um besagte Amalia handelt. Und in der Tat es konnte sich nicht um die Amalie von Sachsen Weimar handeln. Die Schreibweise passte nicht ins 19 Jahrhundert und auch eine ganz bestimmte Textpassage machte mich stutzig:

Das Schreiben ist adressiert an Marquis d’Hauterive Gouverneur von Breda:

J’ay le bonheur de jouir ici de la douce et agréable conversation et présence de Monsieur l’Electeur et de Madame ma fille qui est en parfaite santé, dieu merci nonobstant sa grossesse dont j’espère bien tost de vous faire sçavoir l’heureuse issue et de vous faire part de la joy que nous espérons

"Ich habe das Glück die Gesellschaft des Herrn Kurfürsten und Madame meiner Tochter zu geniessen, die ungeachtet ihrer Schwangerschaft, bei guter Gesundheit ist. Ich hoffe ihnen bald über das freudige Ereignis auf das wir alle so hoffen berichten zu können“

Die Schreiberin ist Amalie zu Solms-Braunfels Gattin von Friederich Heinrich von Oranien, Statthalter der Niederlande. Der Brief geht an den Marquis d’Hauterive in Antwort auf ein Schreiben seinerseits vom 29 Nov. Bei dem erwähnten Kurfürsten handelt es sich um Friedrich Wilhelm von Brandenburg welcher am 7 Dezember 1646 die älteste Tochter von Amalie und Friederich-Heinrich, Luise Henriette geheiratet hatte. Luise-Henriette hatte 6 Kinder welche zwischen 1648 und 1666 geboren wurden. Nach meinen Recherchen und Berechnungen kommt nur die Schwangerschaft um Karl Emil der am 16 Februar 1655 geboren wurde in Frage.Somit kann ich das nicht datierte Schreiben zeitlich etwas eingrenzen und zwar zwischen Anfang Dezember 1654 – Februar 1655. Ich tendiere zu Dezember 1654.

Und hier noch einige Links zu den genannten Persönlichkeiten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Amalie_zu_Solms-Braunfels
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Heinrich_(Oranien)
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_(Brandenburg)
http://de.wikipedia.org/wiki/Luise_Henriette_von_Oranien
http://fr.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_de_L'Aubespine



liebe Sammlergrüße
Lulu
 
tomalisman Am: 30.10.2014 16:46:12 Gelesen: 235357# 186 @  
Brief Gegenreformation 1732 Beschlagnahmung lutherischer Bücher

Hallo Ihr Schriftgelehrten,

ich verfüge über einen Brief aus der Zeit der späten Gegenreformation in Österreich mit entsprechendem Inhalt. Leider kann ich einen Ausdruck bzw. Abkürzung etwa in der Mitte des Schreibens nicht in einen sinnvollen Kontext bringen. Es handelt sich um die Stelle in welcher es heißt:

...umb sich hiermit nicht etwa völlig verführen, oder doch wenigsten in den Wahren Glauben (???) (ich lese: Lau,) sich zweiffelhaftig machen, nun habe zwar dessenthalben ein scharffes Verbot denen Unterthanen, den Ambtläuthen,....

Weiter bin ich mir beim letzten Wort der Adresszeile im oberen Briefbereich nicht sicher, in welcher da steht:

Wohlehrwürdig in Gott Geistl. und hochgelehrter Sonders Hochgeehrtister Herr Pfarrer und worthliebster Herr Bruader p.

Ich vermute, dass es sich um das Wort Bruder im Geiste handelt, wäre allerdings für weiterreichenden Informationen sehr dankbar.

In Erwartung erbaulicher Antworth allstets verharre

tomalisman


 
briefefan (RIP) Am: 31.10.2014 22:37:32 Gelesen: 235303# 187 @  
...oder doch wenigsten in den Wahren glauben lau...

lau im Sinne von lauwarm

Das ergäbe doch einen Sinn, oder?

Gruß von briefefan.
 
roteratte48 Am: 07.11.2014 11:43:50 Gelesen: 235348# 188 @  
Schnörkelbrief Wien - Ingelfingen

Neben dem Taxchaos auf dem Rom-Holland-Brief habe ich noch eine weitere Bitte: Kann jemand den Vermerk auf diesem hübschen Brief(umschlag) links oben entziffern? Nur selten verwendete man Umschläge zu dieser Zeit (1793 laut Präsentationsvermerk u.r.) - daher vermute ich, daß man ein gefaltetes Dokument oder eine Urkunde verschickt hat. Helfen könnte mir bei der Klärung der Vermerk o.l - mit aller Vorsicht lese ich "endergangener Comissions-Bericht" - bin aber ganz und gar nicht sicher (evtl. auch "eingegangener"?).

Herzliches Danke an alle, die sich die Mühe des Lesens machen.

Gruß - Rolf



 
Erdinger Am: 07.11.2014 12:15:57 Gelesen: 235337# 189 @  
Hallo roteratte,

ich lese ebenfalls "Eingegangener Comissions-bericht"!

Viele Grüße aus Erding!
 
roteratte48 Am: 07.11.2014 12:22:37 Gelesen: 235330# 190 @  
@ Erdinger [#189]

Danke dem Erdinger, der seine Mittagspause opfert, um der alten Ratte zur Seite zu stehen - aber eigentlich hätte ich erwartet, daß Du mir zusätzlich sagst, was in dem Bericht drinne stand. ;o)

Damit können wir, denke ich, das Thema schließen - Nochmals Dank und liebe Grüße nach Erding! - Rolf
 
Magdeburger Am: 07.11.2014 13:39:05 Gelesen: 235314# 191 @  
@ roteratte48 [#190]

Hallo Rolf

für mich liest es sich komplett wie eine Ergebenheitsanschrift - alles kann ich zwar nicht entziffern:

Dem Durchlauchtigsten Fürsten
und Herrn, Herrn Heinrich August, Fürsten
zu Hohenlohn, Grafen von Bleichen?, Herrn zu Langen-?
burg und Kranichfeld p des gesamten Hochfürstl(ichen) Hauses
Hohenlohn Seniori, und derselben ...herrlich....
Administratori, des Reichsgräfl(ichen) .... Collegie
Directori, des Heil(igen) R(ömischen) R(eiches) General der Cavallerie, des
hochlöbl(ichen) Fränlischen ..... Generalfeldzeugmeister
und Obristen über ein Regiment zu fuß etc etc
Meinen Gnädigsten Fürsten und Herrn
p. Nürnberg

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
roteratte48 Am: 07.11.2014 14:26:07 Gelesen: 235303# 192 @  
@ Magdeburger [#191]

Hallo Ulf,

lieb von Dir, solche Mühe aufzuwenden! Es ging mir ausschließlich um die drei Worte oben links - die Ergebenheitsanschrift ist gut lesbar. Aber ganz wichtig - Du opferst Zeit und Mühe, um anderen zu helfen und dafür sehr herzlichen Dank!

Uns beiden - und allen Forumsmitgliedern - weiterhin Spaß am Hobby!

Liebe Grüße - Rolf
 
nor 42 Am: 09.09.2015 14:53:00 Gelesen: 224996# 193 @  
Hallo Freunde,

das Lesen alter Handschriften fällt mir schwer, vielleicht kann mir aber jemand helfen. Es geht hier um eine Notiz auf einem Österreichischen Schub-Paß. Ich komme dabei nicht weiter.

Danke,
nor 42


 
Erdinger Am: 09.09.2015 21:10:37 Gelesen: 224961# 194 @  
Hallo nor 42,

das scheint sich um einen Vermerk eines Arztes - und eine solche Klaue wäre berufstypisch - zu handeln. Ich lese:

Ist gesund und kann
zu Fuß transportet (?)
w[e]rd[en].

Die Unterschrift ist zu krakelig, wenn man den Ort wüsste, könnte man vielleicht aus zeitgenössischen Quellen den Namen ermitteln. Das letzte Wort könnte "Amtsarzt" heißen, wenn’s wahr ist.

Viele Grüße aus Erding!
 
nor 42 Am: 09.09.2015 21:54:19 Gelesen: 224945# 195 @  
@ Erdinger [#194]

Vielmals Dank, Sie haben mir wesentlich weitergeholfen.

Alles Gute aus Würzburg,

Nor 42
 
Magdeburger Am: 24.03.2016 19:35:38 Gelesen: 215407# 196 @  
Liebe Sammelfreunde

ich habe folgende Briefhülle gekauft:



Soweit ich es lese:
Dem Edlen Unserm Ober Jägermeister
und Clevischen Jägermeister, Droste
zu Eranenburg (Oranienburg) und in der Du?stalt, wald=
grästen zu Uergrna und Montraberg, auch
lieben getreuen, Samuel von Hertefelt,
des Preuss. ????? Adler Ordens Rittern

Der Empfänger Samuel von Hertefeld lebte von 1667 bis 1730 und ist mit dem Ort Liebenstein in Verbindung zu bringen.

Mich interessiert natürlich der Text und woher könnte der Brief stammem.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 24.03.2016 20:02:27 Gelesen: 215402# 197 @  
@ Magdeburger [#196]

Lieber Magdeburger,

Dem Edlen Unserm Ober Jägermeister
und Clevischen Jägermeister, Droste
zu Cranenburg und in der Duysselt, wald=
gräffen zu Nergena und Montreberg, auch
lieben getreuen, Samuel von Hertefelt,
des Preuss. schwartzen Adler Ordens Rittern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch (beim Ort "Nergena" bin ich beim letzten Buchstaben unsicher)
 
Magdeburger Am: 24.03.2016 20:10:19 Gelesen: 215400# 198 @  
@ bayern klassisch [#197]

Lieber Bayern Klassisch,

recht herzlichen Dank! Morgen werde ich mal suchen, ob ich die Örtlichkeiten alle finde.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Max78 Am: 13.09.2016 16:47:46 Gelesen: 206393# 199 @  
Mal wieder so ein Brieflein, ohne Abschlag, ohne Marke.

Diesmal geht es ins Großherzogtum Sachsen-Altenburg und Sachsen-Weimar-Eisenach: Am 11. September 1856 in Altenburg verfasst und einige Stunden später Ankunft in Pfarrkeßlar, ein kleines Örtchen südlich von Jena und Weimar, und rund 85 km von Altenburg entfernt. Hier die Front und das Siegel rückseitig, digital zusammengefriemelt:



Soweit konnte ich alles lesen: Herrn Pfarrer Dr. Bliedner in Pfarrkeßlar (auch urkundlich dort als Ernst Bliedner erwähnt), bloß habe ich einmal wieder am meisten Probleme mit dem "wichtigsten" Wort auf Front, das abgekürzte "...ftl." (ev. geschäftl. ?).



Ohne inhaltlich alles widerzuspiegeln, zusammengefasst: Der werte Herr (ev. J. G. Hammer) möchte seinen guten Freund in Ruhla treffen, zur Gelegenheit nutzen möchte er dazu einen Geschäftstermin, denn er ist tätig bei der Landesbank.

Nun wieder die Frage: Portofrei, durch den Vermerk "Geschäftl." (Herzogliche Landesbank) ?

Oder durch irgend eine Gelegenheit an seinen Ankunftsort gelangt?

Oder ist Brief nicht komplett? und zu guter letzt: vertue ich mich im Jahr?

Eine Info über das Siegel wäre auch ganz interessant. Vielleicht ist meine Vermutung ja falsch, dass es "privaten Ursprungs" ist.

mit herzlichen Grüßen Max
 
bayern klassisch Am: 13.09.2016 17:12:01 Gelesen: 206377# 200 @  
@ Max78 [#199]

Hallo Max,

das war ein Brief, der "p(er) Einschluß" verschickt wurde, also in einem anderen Brief/Paket lag, versiegelt war und von einem Dritten = keinem Postler ! je gesehen wurde.

Daher war er ohne ersichtliche Kosten zugestellt worden, wobei es möglich war, dem Adressaten des äußeren Briefes, in dem dieser von dir "eingeschlossen" war, etwas für seine Dienstleistung zu geben.

Das Datum 11.9.1856 lese ich auch so.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Max78 Am: 13.09.2016 17:20:06 Gelesen: 206374# 201 @  
@ bayern klassisch [#200]

Recht herzlichen Dank, Ralph, wieder etwas dazugelernt! Ich hatte beim Lesen auch ein großes E gesehen, jetzt mit dieser Info geht's auf.

Ich müßte mal damit anfangen, eine Liste der ganzen Kürzel anzufertigen. Es ist ja unglaublich, was sich links unten alles so ansammelt. Im Endeffekt aber alles Namensgeber der Begriffe, die man größtenteils noch heute bei der Post verwendet.

Zu Baden's Brieflein eventuell bald mehr.

herzliche Grüße Max
 
Filigrana Am: 14.09.2016 11:19:19 Gelesen: 206330# 202 @  
Hallo Max, Ralph,

zum dem Kürzel – es könnte ursprünglich „frei“ hier stehen.

Siegel – wenn du dir heute eine Visitenkarte anschauen tust wo nur Name und Tel. Nr. steht ist es wie mit diesem Siegel. Mehr verrät er nicht - ein private Siegel/Stempel.

LG A
 
Max78 Am: 14.09.2016 12:01:00 Gelesen: 206320# 203 @  
@ Filigrana [#202]

Danke Dir, Filigrana, für diese Info.

Ich habe mir das Siegel auch nochmal angeschaut und vermutete ja ebenfalls einen privaten Zweck. Eventuell handelt es sich bei den Zweigen um Salweiden (mit Weidenkätzchen), ursprünglich Saalweide geschrieben. Der Name des Flusses Saale bedeutet so viel wie von Weiden bestandener Fluss. Eventuell ein Hinweis auf die Herkunft dieser Familie Hammer, die urkundlich auch in Altenburg erwähnt ist. Die umschließenden Zweige könnten ein Zeichen für die familiäre Geschlossenheit sein, H für Hammer und jeder Namensträger sein Siegel mit Kürzel des Vornamens. Ich vermutete noch ein Pferdehaupt, dass sich aus den Zweigen bildet, kann es aber nicht genau sagen, da ein Teil ja leider fehlt. Es könnte genauso gut der Stamm des Baumes sein. Im unteren Teil eventuell noch ein Weidenboot.

mit herzlichen Grüßen Max
 
Filigrana Am: 14.09.2016 12:50:42 Gelesen: 206307# 204 @  
Dein Vorgehen, was die Siegel angeht, ist gleich wie meines. :-) Man könnte fast beliebig die Darstellung vom Stempel wählen, es war dem Schreiber überlassen, wie er siegelte und wie viele verschiedene Stempel er nutzte. Vieles würde nur übernommen, weil es einem nur gefallen hat, ob es eine Verbindung mit Ort, Familienherkunft, Beruf ... hatte, muss immer individuell recherchiert werden. Beispiel man betrachtet ein Siegelbild mit Krone und Perlen – adlige Absender oder Hoflieferant? Namensherkunft ist Beruf und Namensorte Recherche.

LG Adriana
 
Max78 Am: 14.09.2016 13:16:28 Gelesen: 206300# 205 @  
@ Filigrana [#204]

Hallo Adriana,

in diesem Zusammenhang würde ich Dir gerne noch eine Frage stellen, da ich denke, dass Du weitaus mehr Erfahrungen bezüglich der ganzen Symbolik gesammelt hast als ich.

Vor geraumer Zeit beschäftigte ich mich mit einer textlichen Umsetzung von Dokumenten der Adelsfamilie Egloffstein aus dem Fränkischen. Als Briefkopf wurde folgendes Symbol verwendet (Jahr 1881):



Immota fides = unerschütterliche Treue und das Bärenhaupt eventuell noch gleichzusetzen mit dem Wappen Egloffsteins. Ansonsten hat das Symbol doch wenig mit der "traditionellen Symbolik" zu tun, oder? Ein anderer, den ich dazu gefragt hatte, sprach von der Anglisierung vieler Symbole im deutschsprachigen Raum. Was kannst Du darüber sagen?

bedanke mich schon einmal im Voraus für Deine Hilfe, mit Grüßen Max
 
Filigrana Am: 14.09.2016 14:13:58 Gelesen: 206280# 206 @  
Max,

kannst du mir bitte näher erläutern was ich unter "Anglisierung vieler Symbole" verstehen soll?

Es ist ein sehr lange Weg von 12 bis 19 Jahrhundert.

http://fraenkische-wappenrolle.kleeberg.biz/e/e005.html

Welcher Zeitraum und Namen verfolgst du hier?

LG A
 
Filigrana Am: 14.09.2016 14:42:15 Gelesen: 206272# 207 @  
Max78 Am: 14.09.2016 14:45:12 Gelesen: 206271# 208 @  
@ Filigrana [#206]

Hallo Adriana,

damit meinte ich die Einflüsse des Königreich England auf Sprache und Symbolik auf deutschem Gebiet, eine gewisse "Modeerscheinung" Ende des 19. Jahrhunderts.

Das Dokument stammt aus dem Jahre 1881 und wurde von Wilhelm v.u.z. Egloffstein (aus Magdeburg) an seine Frau Elisabeth v.u.z. Egloffstein (geb. von Rotenhan) ins Frankenland gesendet. Ich fragte mich damals, ob man den Briefkopf selbst auf's Papier brachte, oder ob es im Auftrag vom Papierhersteller gemacht wurde. "Immota Fides" war mitunter Wahlspruch des Hausordens Heinrich des Löwens, beheimatet in Braunschweig (Orden seit 1834). Da Braunschweig nicht so weit von Magdeburg entfernt liegt, dachte ich, dass das Papier eventuell von dort aus geliefert wurde.

Ich dachte, dass Du vielleicht erklären könntest, was der Ring (Gürtel?) zu bedeuten hat, da ich dieses Symbol nicht einordnen kann und den Ursprung in England vermute.

Aber vielleicht hat das doch zu wenig mit Philatelie zu tun. :-)

Auf jeden Fall herzlichen Dank für die Links, mit Grüßen Max
 
Filigrana Am: 14.09.2016 15:17:25 Gelesen: 206260# 209 @  
Max,

ich müsste mich hier in diese adligen Familien und auch Historie reinlesen dir besser helfen können, tut mir leid ist kaum möglich. Schreibe dir aber gern wie ich hier vorgehen würde.

Briefkopf – Der Schreiber könnte dieses Papier um die Ecke kaufen, das Papier könnte in ganz entfernter Auslandsfabrik hergestellt worden sein, er stempelt selbst (sehr wahrscheinlich!) oder gibt einen Auftrag bei der Druckerei. Nur mit einem Exemplar kaum möglich zum rausfinden.

Ring – kann ich nicht behilflich sein ob ein Zugsamenhang mit England hier ist. Da habe ich 0 am Wissen, womit ich mich gern beschäftige ist vor dem 18Jh überwiegend.

Inschrift und Krone – eine Zugehörigkeit auf jedem Fall. Zähle die Zacken und Perlen, dies ist weiterführend zur wem.

LG A
 
Max78 Am: 14.09.2016 15:24:33 Gelesen: 206257# 210 @  
@ Filigrana [#209]

Vielen Dank, damit hast Du mir geholfen: 7 Zacken, 7 Perlen = Freiherrenkrone (Rangkrone).

Das passt und ich hatte keine Ahnung, dass es solche Rangkronen gab, danke Dir!
 
Filigrana Am: 14.09.2016 15:52:54 Gelesen: 206252# 211 @  
@ Max78 [#208]

Gern geschehen.

Meine Bemerkung noch zur diesem Teil aus deinem Beitrag

„aber vielleicht hat das doch zu wenig mit Philatelie zu tun :-)“

Warum sich nur auf Briefmarken oder Stemple Kataloge beschränken? :-)

Ich würde beispielsweise nie mein Sammelgebiet/Kaufmanns Korrespondenz zur meine Zufriedenheit so verstehen können und sammeln wie heute, wenn ich nur auf philatelistischen Quellen greifen würde. Ohne historische Literatur, Internet und Archiv Recherchen zur Schriftkunde, Siegelkunde, Geldwesen und und ...

LG A


 
Marcel Am: 14.09.2016 17:29:29 Gelesen: 206237# 212 @  
@ Max78 [#199]

Hallo Max!

Der Schreiber will den Kantor (Pfarrer) Dr. Bliedner aus Pfarrkeßlar nicht in Ruhla, sondern in Kahla (ca. 5km von mir entfernt) treffen. Er schreibt er macht Quartier im "Gasthof zum Löwen", der heutige historische Gasthof und Pension "Zum Stadttor". [1]

Pfarrkeßlar war bis 1907 der Wohnort der Pfarrer des Kirchspiels Pfarrkeßlar/Drößnitz bei Blankenhain. Also viele wohnen auch heute noch nicht dort. [2]

Dein Empfänger Dr. Bliedner ist der Vater des Schriftsteller, Botaniker und Schulbuchautor Arno Bliedner (* 17.10.1848 in Pfarrkeßlar - † 1931 in Eisenach). Dieser war Schulrat,- direktor in Eisenach, erforschte die Flora rund um Eisenach, gab Schulbücher für höhere Lehranstalten heraus und hatte mir bekannt 3 Söhne (2 sind im 1. WK gefallen - Otto und Arno jun., der andere war ebenfalls Oberlehrer und Direktor namens Ernst).

schöne Grüße aus Orlamünde
Marcel

[1] http://www.hotel-stadttor.de/html/12.htm
[2] https://pfarrkesslar.wordpress.com/historie/
 
Max78 Am: 14.09.2016 17:45:40 Gelesen: 206234# 213 @  
Hallo Marcel,

du hast natürlich recht und ich danke Dir für die weiteren Infos. Und was gibt es schon besseres, als Menschen, die sich in Ihrer Heimat auskennen.

herzliche Grüße und Dank Max
 
Cantus Am: 30.11.2016 18:49:23 Gelesen: 201953# 214 @  
Der folgende Beleg soll aus dem Jahr 1780 stammen. Er war an eine Adresse in Bromberg gerichtet und mit einem adeligen Siegel verschlossen. Leider kann ich die Schrift nicht lesen.



Viele Grüße
Ingo
 
bayern klassisch Am: 30.11.2016 20:03:47 Gelesen: 201941# 215 @  
@ Cantus [#214]

Hallo Ingo,

der Scan ist etwas klein geraten, aber ich will es mal versuchen:

Denen Vesten und Hoch Gelahrten Unseren Lieb Gethreuen zur Westpreusisch Cammer Deputirten verordnet Oberpräsident Doctoren und Räthen zu Bromberg

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Merlinico Am: 28.12.2016 17:59:55 Gelesen: 199069# 216 @  
Hallo,

habe mit großem Interesse die Beiträge zum Thema Schnörkelbrief gelesen. Ich habe auch noch so ein altes Teil. Das einzige was ich gerade noch entziffern kann ist das Datum: 1784.

Vielleicht kann mir jemand wenigstens den Absender und Empfänger entziffern ? Danke im Voraus.


 
Saguarojo Am: 28.12.2016 19:16:20 Gelesen: 199042# 217 @  
@ Merlinico [#216]

Das Datum ist der 31. März 1784

Gruß
Joachim
 
volkimal Am: 28.12.2016 19:40:32 Gelesen: 199034# 218 @  
@ Merlinico [#216]

Bei der Anschrift kann ich einiges lesen:

Currende
An ??? ???
Herren Schulmeister
Im
Voigtsdorff, Seyffershau, ??-
??, Schreiberhau,
Hermsdorff, ?iersdorff, Sey-
dorff

currende = lat. eilen, laufen, rennen
Voigtsdorff = Wójtowice (deutsch: Voigtsdorf)
Seyffershau = Kopaniec (deutsch Seifershau)
Schreiberhau = Szklarska Poręba (deutsch Schreiberhau)
Hermsdorff = Sobięcin (deutsch Hermsdorf)
Seydorff = Sosnówka (deutsch Seidorf)

Alle Orte liegen in Niederschlesien.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.12.2016 20:02:15 Gelesen: 199026# 219 @  
Hallo,

ich habe gerade das Verzeichnis mit allen Ortsnamen aus Schlesien in deutscher und polnischer Sprache entdeckt: http://www.genealogienetz.de/reg/SCI/orte-d.html

Damit konnte ich einen weiteren Ort entziffern. Insgesamt ergibt sich jetzt:

Currende
An ??? ???
Herren Schulmeister
Im
Voigtsdorff, Seyffershau, Kay-
serswalde, Schreiberhau,
Hermsdorff, ?iersdorff, Sey-
Dorff

Kayserswalde = Lasówka (deutsch Kaiserswalde)
Im Verzeichnis gibt neun Orte namens Giersdorf. Der erste Buchstabe swieht mir aber nicht wie ein "G" aus. Andere Orte mit "?iersdorf" sind im Verzeichnis nicht aufgeführt.

Zum Schreiber des Briefes: Unterschrieben hat
Ergebenster Loegau
Archidiaconus

Viele Grüße
Volkmar
 
helfried Am: 28.12.2016 20:25:22 Gelesen: 199015# 220 @  
Hallo,

in den vorausgegangen Erklärungen ist eigentlich das Meiste enthalten. Der Absendeort neben dem Datum ist Liegnitz. Ehemals eine Stadt und ein Landkreis in Schlesien. Unter Currende oder Kurrende verstand man wohl früher eine Stufe oder
Abteilung eines kirchlichen Chores.

Viele Grüße, Helfried
 
bignell Am: 28.12.2016 23:03:27 Gelesen: 198999# 221 @  
@ helfried [#220]

Hallo Helfried,

eine Currende ist ein Rundschreiben [1] meist amtlicher Natur, eine Verlautbarung.



Lg, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Rundschreiben
 
volkimal Am: 02.04.2017 14:00:48 Gelesen: 194533# 222 @  
Hallo zusammen,

vor langer Zeit konnte ich verschiedene Vorphilabriefe erwerben. Mehrere gingen an die Familie von Gemmingen. Bisher habe ich einen Wertbrief (http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=111061#M36 ) und einen Auslagenbrief gezeigt (http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=40003#M28 ). Hier kommt das dritte Exemplar:



Bei diesem Einschreibebrief vom 12. Juni 1818 lese ich folgendes:

Sr Hochwohlgeboren
des Freiherrn Otto von Gemmingen
dermaligen Aeltesten der Familie von Gemmingen
Bürger Linie
zu Heilbronn

gegen Postschein
abzugeben an Herrn
Hofrath Schreiber
zu Heilbronn


Ist der Brief entsprechend dieses Vermerkes mit einem "Einschreiben mit Rückschein" vergleichbar oder ist es nur ein Hinweis darauf, wer den Brief anstelle des Freiherrn empfangen soll?

Taxvermerke: 9 / 15 (durchgestrichen) bzw. 24. Welche Währung galt damals in Bayern bzw. Württemberg? Wer hat eigentlich die "9" notiert? Es sieht fast so aus wie die Tinte der Anschrift.

Die beiden Stempel OETTINGEN R3 und CHARGÉ sind leider kaum zu erkennen.

Unklar ist mir das Kürzel oben rechts. Außerdem verstehe ich den Hinweis "Bürger Linie" nicht.

Bei Wikipedia heißt es im Beitrag zum Adelsgeschlecht Gemmingen: "Viele Angehörige des Zweigs Fürfeld haben bereits im 19. Jahrhundert in bürgerliche Familien geheiratet, während in allen anderen Zweigen Heiraten in Adelsfamilien bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts überwogen." Das Schreiben geht doch an den Freiherrn Otto von Gemmingen. Ob dieser mit "Otto Heinrich von Gemmingen-Hornberg" (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Heinrich_von_Gemmingen-Hornberg ) identisch ist, weiß ich nicht.



Auf der Rückseite ist ein Papiersiegel. Wenn ich es richtig Lese kommt es von der Domainen Kanzley ??? in Oettingen. Vom dreiseitigen Text zeige ich die erste Seite mit dem Datum.

Viele Grüße
Volkmar
 
Martinus Am: 02.04.2017 14:20:23 Gelesen: 194529# 223 @  
Einfach ein kleiner Tipp von mir: Haltet doch mal die Briefe ins Licht - findet ihr da ein Wasserzeichen?

Wäre nett auch darüber zu lesen! Danke!
 
volkimal Am: 02.04.2017 14:42:56 Gelesen: 194522# 224 @  
@ Martinus [#223]

Hallo Martinus,

das mache ich bei allen Vorphilabriefen. Hier ist das Wasserzeichen des Briefes aus Oettingen:



Zwei Hunde (?) und dazwischen ein Wappen. Auf der anderen Seite des Briefes die Buchstaben JAB. Beim "J" bin ich mir nicht sicher. Kannst Du etwas zu dem Wasserzeichen sagen? Ich habe keine Ahnung.

Viele Grüße
Volkmar
 
Marcel Am: 02.04.2017 20:04:38 Gelesen: 194473# 225 @  
@ volkimal [#222] [#224]

Hallo Volkmar!

Einen sehr schönen Brief zeigst Du. Das Wappen ist derer von Oettingen-Spielberg und Oettingen-Wallerstein. Es handelt sich um eines der ältesten Adelsgeschlechter. Da der Brief aus Oettingen stammt ist wohl Oettingen-Spielberg mit Sitz auf Schloß Oettingen maßgebend. Das JAB-Wasserzeichen könnte Johann Alois III. gehören, wobei mir das B. hier für etwas anderes steht (dritter Vornahme oder Ähnliches - müßte man noch recherchieren).

Dir ist der Begriff "Bürger-Linie" nicht ganz klar! Hierzu bedarf es der Geschichte derer von Gemmingen, die weit zurück reicht. Dazu Wikipedia:

Die Familie der Freiherren von Gemmingen trägt ihren Namen nach dem Dorf Gemmingen im Kraichgau, einer alten alemannischen Siedlung. Die Herkunft der Familie liegt im Dunkeln. Aus dem 9. bis 12. Jahrhundert gibt es einzelne urkundliche Nennungen, die aber noch keine genealogischen Aussagen erlauben; einigermaßen verlässlich wird dies erst nach der Stauferzeit möglich.[1] Die verschiedenen Stämme und Seitenlinien werden auf Hans von Gemmingen (erw. 1259) zurückgeführt. Sein Sohn war wohl Albrecht von Gemmingen, der in Urkunden 1268 und 1277 als Siegler beziehungsweise Zeuge erscheint. Im 14. Jahrhundert teilte sich der von ihm ausgehende Stamm in zwei Stämme: Aus dem Stamm A gingen die Linien Gemmingen-Guttenberg und Gemmingen-Steinegg hervor. Aus dem Stamm B, auch Ältere Bürger Linie genannt, zweigten im 15. Jahrhundert unter den Söhnen Eberhards des Tauben († 1479) die Linien Neckarzimmern-Bürg und Gemmingen-Michelfeld ab. Dieser jüngere Stamm der Familie nennt sich ab 1612 – seit dem Erwerb der Burg Hornberg am Neckar – von Gemmingen-Hornberg.

Es sieht demnach ganz so aus, als sei dein Otto von Gemmingen eben dieser Otto Heinrich von Gemmingen-Hornberg - bestätigt deine Vermutung.

schöne Grüße
Marcel

https://de.wikipedia.org/wiki/Oettingen_%28fr%C3%A4nkisch-schw%C3%A4bisches_Adelsgeschlecht%29
http://oettinger-forstwasser.org/frame_ge.htm
http://www.almanachdegotha.org/id89.html
 
volkimal Am: 02.04.2017 20:31:55 Gelesen: 194461# 226 @  
@ Marcel [#225]

Hallo Marcel,

toll, was Du alles zu dem Brief bzw. zu der Familie von Gemmingen herausgefunden hast. Vielen Dank dafür.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.04.2017 11:47:08 Gelesen: 192000# 227 @  
Hallo zusammen,

heute habe ich eine Frage zu einem Zeichen auf dem Brief, dass mir nicht ganz klar ist:



Das Zeichen sieht aus wie eine liegende „3“. Ich weiß nur nicht, ob es sich wirklich um eine 3 handelt.

Der erste Brief ist vom 16.05.1763 und geht von Mainz nach Heilbronn.

Der zweite Brief vom 31.07.1802 geht nach Widdern bei Heilbronn. Hier die Ortsangabe, bei der ich nicht sicher bin, ob es sich um Wetzlar (ohne t geschrieben) handelt.



In den nächsten Beiträgen werde ich die Briefe noch etwas genauer vorstellen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.04.2017 14:20:55 Gelesen: 191975# 228 @  
Hallo zusammen,

hiermit möchte ich den ersten Brief vom 16.05.1763 von Mainz nach Heilbronn vorstellen:



A Monsieur
Monsieur Kießling
Licentié en Droits, A Consulent
de la Noblesse Immediate du louable
Canton Creichgau en Suabe
A Heilbron

Hier meine Übersetzung, die aber noch verbesserungswürdig ist:

An Herrn Herrn Kießling
Lizenz der Rechte als Berater des Adels unverzüglich an den lobenswerten Kanton Kraichgau in Schwaben
in Heilbronn

Zwei Worte sind Niederländisch: Licentié = Lizenz, Consulent = Berater

Der Brief trägt unten links einen Blindabdruck eines Thurn und Taxis Stempels DE MAYENCE (Mainz).



Das Siegel auf der Rückseite ist nicht zu erkennen. Allerdings ist der Text erhalten, wenn auch zum Teil schlecht lesbar. Außerdem hat das Papier ein nettes Wasserzeichen.



Im Wappen des Siegels könnte ein evtl. wabenförmiges Muster sein. Es ist aber kaum zu erkennen. Das Wasserzeichen ist eine Lilie im Blätterkranz. (Zum Beispiel in den Wappen von Wiesbaden, Darmstadt und Warburg sind Lilien enthalten.) Die Buchstaben auf der anderen Seite sind leider auch kaum zu erkennen.

Hier noch der Text des Briefes. Er hat wieder etwas mit der Familie von Gemmingen zu tun.



Viele Grüße
Volkmar
 
philast Am: 30.04.2017 18:28:27 Gelesen: 191938# 229 @  
Hallo,

folgender vorphilatelistischer Brief ist mir vor ein paar Tagen in die Hände gefallen:

Von der kaiserlich, königlichen Regierung in Wien vom 30.Juni 1777, also zu Zeiten Maria Theresias. Der Brief ging an den Pfarrer zu Perchtoldsdorf unweit von Wien. Unterschrieben hat wohl Franz von Hartenfels, die zweite Unterschrift kann ich nicht deuten.

Zum Inhalt des Schreibens habe ich ebenfalls keine Vorstellung. Das Papier enthält auch einige Wasserzeichen, linke Blatthälfte mittig die Buchstaben 'STW', unten die Zahlen '35', rechte Blatthälte eine Figur 'Ritter mit Schwert der etwas in der Hand hält'.

Vielleicht kann im Forum noch jemand etwas mehr zum Inhalt/Hintergrund des Briefes sagen.



Grüße
philast
 
bayern klassisch Am: 30.04.2017 19:20:30 Gelesen: 191923# 230 @  
@ volkimal [#227]

Hallo Volkmar,

Wetzlar ist richtig.

Was du als liegende 3 siehst, ist in Wirklichkeit eine 10 (also 10 Kreuzer), die als Ligatur geschrieben wurde.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 30.04.2017 19:59:31 Gelesen: 191915# 231 @  
@ philast [#229]

Hallo philast,

einfacher wird es, wenn Du die Scans in die Leserichtung drehst. Die Unterschrift links oben sieht aus wie Fr(ei)h(err) Jos(ef) von Sartori [1], die weiteren könnten Franz von Martinz und Franz von Hartenfels lauten.

Lg, harald

[1] https://www.deutsche-biographie.de/sfz77748.html
 
philast Am: 30.04.2017 22:14:00 Gelesen: 191890# 232 @  
@ bignell [#231]

Einmal gedreht:



Grüße
philast
 
Max78 Am: 01.05.2017 00:12:23 Gelesen: 191880# 233 @  
@ philast [#232]

Mein Vorschlag wäre:

von der kaiserlich königl. N. Oe. (niederösterreichischen) Regierung wegen:
dem N. dermaligen Pfarrer zu Prechtoldstorf anzuzeigen

Es seÿe aus dem von dem Schulvisitator Benefiziaten beÿ St. Helena zu Weikerstorf (Weikersdorf) Joseph Rendler über die vorgenommene Untersuchung der Schule daselbst erstatteten Berichte zu ersehen gewesen, daß er Pfarrer die Gründung des verbesserten Schulwesens sich mit rühmlichen Eifer angelegen seÿn lasse.

Es wird dahere demselben das hierob geschöpfte Wohlgefallen andurch zu erkennen gegeben, mit dem Beÿsaze (Beisatz), es versehe sich diese N. Ö. Regierung, derselbe werde auch fernerhin unabläßig fortfahren, die Landesmütterlichen Gesinnungen und ausdrücklichen Verordnungen ihrer kais. königl. apostolischen Majestät zum Vollzuge zu bringen, und auf die vorschriftmäßige Pflege des Unterrichts die gehörige Sorgfalt zu verwenden.

Christian August zu Seilern, Statthalter

siehe Harald

Ex Consilio Regiminis Inferiori Austriae
Wien, den 30ten Junÿ 1777



Gut's Nächtle, Max
 
volkimal Am: 01.05.2017 08:03:46 Gelesen: 191848# 234 @  
@ bayern klassisch [#230]

Hallo Ralph,

darauf wäre ich von selbst nie gekommen. Vielen Dank für die Information.

Viele Grüße
Volkmar
 
philast Am: 01.05.2017 14:02:36 Gelesen: 191816# 235 @  
@ Max78 [#233]
@ bignell [#231]

Hallo,

besten Dank für die Übersetzungen.

Es ging wohl um die von Maria Theresia veranlassten Staatsreformen u.a. im Bildungswesen. Der Schulinspektor war wohl mit der Umsetzung sehr zufrieden, so daß ein Lob von 'höchster Stelle' erfolgt ist mit der Aufforderung in diesem Sinne weiterzuarbeiten.

Viele Grüße
philast
 
volkimal Am: 07.05.2017 09:58:12 Gelesen: 191367# 236 @  
Hallo zusammen,

wie schon im Beitrag [#227] angekündigt, will ich heute den zweiten Brief vorstellen:





Der Brief vom 31.07.1802 geht von Wetzlar nach Widdern bei Heilbronn. Der ursprüngliche Taxvermerk von 10 Kreuzern (siehe [#230] wurde auf 13 Kreuzer erhöht. Auf der Rückseite ein Siegel mit drei Rosen. Zu welcher Familie dieses Wappen gehört weiß ich bisher noch nicht. Der Stempel "DE WETSLAR" ist leider kaum zu erkennen.

Kann einer von Euch den Titel in der Anschrift lesen? Ich erkenne: "??? Wohlgbhn dem ??? von Gemmingschen Herrn Amtmann ??? zu Widdern bei Heilbronn".



Das Papier hat ein interessantes Wasserzeichen zu dem ich aber bisher auch noch nichts weiß.

Viele Grüße
Volkmar
 
Max78 Am: 07.05.2017 11:47:10 Gelesen: 191348# 237 @  
Hallo Volkmar,

ich lese: Euer (?) Wohlgeboren (Abk.) dem Reichsfreyherrlich von Gemmingschen Herrn Amtmann Hammer zu Widdern bey Heilbronn (die Schrift ist ein bisschen "gemein", weil das "e" einem "t" ähnelt)

zu Amtmann Hammer: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/JDREK6ENIPNZ663LJF6B5OTOKGDU47EL

mit Grüßen Max
 
volkimal Am: 07.05.2017 13:38:29 Gelesen: 191326# 238 @  
@ Max78 [#237]

Hallo Max,

super! Auf "Reichsfreyherrlich" wäre ich nicht gekommen. Hammer war eine Vermutung, aber die beiden H's in Herrn und Hammer sahen schon sehr unterschiedlich aus.

Vielen Dank
Volkmar
 
Max78 Am: 07.05.2017 14:39:09 Gelesen: 191310# 239 @  
@ volkimal [#238]

Hallo Volkmar,

ja, ich hätte, wenn ich nicht den Link zur Person gefunden hätte, auch meine Zweifel gehabt, da das "H" von "Heilbronn" ebenfalls anders aussieht. Aber Eigennamen hatten in Ihrer Form immer etwas besonderes, vor allem zur damaligen Zeit. Ich kenne Schriftstücke, bei denen man manche Großbuchstaben in 3 verschiedenen Formen finden kann. Die Vereinheitlichung war im Jahre 1802 halt noch nicht so vorangeschritten.

mit Grüßen Max

Hier noch ein Link zur lateinischen Schreibweise von Eigennamen (1843), fand ihn ganz interessant:

https://books.google.de/books?id=yQZpC3zlvmIC&pg=PA3&lpg=PA3&dq=Eigenname-Schreibweise-Buchstaben&source=bl&ots=9FMM7_rj0l&sig=yKKhA71DGttnrGVecZJmdveYhY8&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjGyN626N3TAhVPIVAKHb_ACW04ChDoAQg-MAQ#v=onepage&q=Eigenname-Schreibweise-Buchstaben&f=false
 
volkimal Am: 23.05.2017 21:03:40 Gelesen: 189880# 240 @  
Hallo zusammen,

im Beitrag [#222] habe ich einen interessanten Einschreibebrief gezeigt, der einen Hinweis zu dem Hofrath Schreiber trug. Hier als Ergänzung noch zwei Briefe, die direkt an ihn gehen:



Brief von Mannheim nach Heilbronn mit dem leider unklaren Rayon-Stempel R1 Mannheim vom 16. August. Links der Vermerk "Frey Gränze". Wer kann mir etwas zum Rötelvermerk in der Mitte sagen?



Brief von Carlsruhe nach Heilbronn vom 29.06.1812 ebenfalls mit einem unklaren Rayon-Stempel. Ich vermute, dass die große schwarze "6" in der Mitte ein Taxvermerk ist (bis zur Grenze?). Daneben vermutlich der Rötel-Taxvermerk "12".

Viele Grüße
Volkmar
 
Marcel Am: 25.05.2017 19:52:31 Gelesen: 189704# 241 @  
@ volkimal [#236]

Hallo Volkmar!

Dein Siegel ist leider nicht vollständig, daher ist eine exakte Bestimmung kaum möglich. Aber es gab viele Familien die das Rosenmotiv benutzten. Du mußt nach einer Familie suchen die goldene Rosen auf rotem Schild in ihrem Wappen hat, das sagen mir die Linien (sogenannte Tingierung).



Quelle: Wikipedia

Das Wappen hat Ähnlichkeit mit dem der Familie Roosen, nun müßte man erforschen inwieweit die Hamburger Kaufmanns-Familie es nach Wetzlar verschlagen hat. Da kann Dir aber u.U. der Geschichtsverein Wetzlar [1] helfen.



Familie Roosen [2]

Dann habe ich die Unterschrift C.G.Voigt gesehen und dachte es wäre vielleicht der Christian Gottlob Voigt, ein enger Vertrauter von Goethe. Daher habe ich die Unterschriften verglichen und muß sagen das er es nicht ist und auch nicht sein kann, weil Christian Gottlob Voigt kein Notar sondern deutscher Dichter, großherzoglich Sachsen-Weimar-Eisenachischer wirklicher Geheimer Rat und Präsident des Staatsministeriums sowie Ministerkollege von Johann Wolfgang von Goethe in Weimar war.



Dein Wasserzeichen sieht mir mehr nach einen Zunftzeichen für Steinmetze und Bildhauer aus. Bitte vergleiche!



Also du siehst, es ist nicht immer einfach den wahren Absender genau zu definieren.

schöne Grüße
Marcel

[1] http://www.wetzlarer-geschichtsverein.de/html/impressum.html
[2] http://www.roosen.net/
 
bayern klassisch Am: 25.05.2017 20:21:17 Gelesen: 189694# 242 @  
@ volkimal [#240]

Hallo Volkmar,

beim 1. Brief wurden 2 Kreuzer ab der badisch-württembergischen Grenze für den Empfänger fällig. Das Franko müsste hinten auf dem Brief stehen, aber die Rückseite zeigst du nicht. Briefe der Vormarkenzeit (VMZ) bestehen immer aus mindestens 2 postalischen Flächen, die relevant sind (jedenfalls in den allermeisten Fällen).

Der 2. Brief kostete bis 1/2 Loth, du hast es schon geahnt, 6 Kreuzer bis zur badisch-württembergischen Grenze und weitere 6 Kreuzer von dort bis zum Empfänger - daher waren 12 Kreuzer das Gesamtporto.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
volkimal Am: 26.05.2017 11:05:25 Gelesen: 189611# 243 @  
@ Marcel [#241]
@ bayern klassisch [#242]

Hallo Marcel,

herzlichen Dank für die umfangreichen Ausführungen. Mal sehen ob man beim Wappen noch etwas herausbekommt. Mit dem Wasserzeichen als Zunftzeichen dürftest Du recht haben. Darauf wäre ich nicht gekommen.

Hallo Ralph,

wenn ich auf der Rückseite eines Briefes etwas Interessantes sehe, zeige ich ihn immer. Hier die Rückseite so wie er im Album war und wie er aussieht, wenn ich die Klappe anders herum lege:



Ich habe den Rötelvermerk "6" einfach nicht gesehen.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 27.05.2017 21:05:44 Gelesen: 189444# 244 @  
@ Stempelwolf [#152]

Dieser alte schnörkelige Brief passt sehr gut in diese Beitragsreihe.

Datum: 24. May 1699

Absender dürfte der Magistrat in Tübingen gewesen sein.

was mir gefällt, ist, dass ich auf der Siegelseite das Wort "recomendirt" entziffern und somit ein sehr frühes "Einschreiben" dokumentieren kann.

Der alte inhaltsschwere Behördenbrief ist 2-seitig und bringt es auf knapp 21 gramm. Dies ist das älteste Dokument meiner Sammlung. Wüsste gerne mehr über den Brief.

Schönen Sonntag

10Parale

  
 
bayern klassisch Am: 28.05.2017 08:29:54 Gelesen: 189373# 245 @  
@ 10Parale [#244]

Hallo 10Parale,

ich muss dich leider enttäuschen - mit dem, was wir unter eine Recommandation im amtlichen Sinne verstehen, hatte der Brief nichts gemein. Es war ein Botenbrief und recommandiren hieß hier nur empfehlen. Es gab keine Gebühr hierfür und keine Versicherungsleistung - man empfahl den Brief nur dem Empfänger.

Adresse:

Dem Woledlen Vöst- und Hochgeachten uns auch Wohlehrn Vöst- Wolvorgeacht Vornehmen Fürsichtigen und Wolweysen Herren N. N. Vogten (N. N. stand für "nomen nescit", der Absender kannte deren Namen also nicht) Burgermeistern und Gericht zu Marppach, Unsern insonders Großgelehrten Hoch- und Vielgeehrten Herren Marppach

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
10Parale Am: 28.05.2017 19:51:00 Gelesen: 189292# 246 @  
@ bayern klassisch [#245]

Ich bin nicht enttäuscht, sondern um eine Wissenslücke ärmer. Dafür möchte ich speziell danken.

Hier noch die erste der 3 mit Tinte und Feder verfassten Seiten.

Der Brief wandert in meine Sammlung und hoffentlich bleibt er dort die nächsten 300 Jahre liegen, auch wenn ich es nicht mehr als der erleben sollte, der ich jetzt bin.

Herzlichen Dank

10Parale


 
volkimal Am: 22.08.2017 10:58:41 Gelesen: 181204# 247 @  
Hallo zusammen,

mir gefällt dieser Schnörkelbrief vom 25. August 1775 sehr gut:



Die Anschrift lautet:
Dem Besten, Unseren, Creyß Hauptmann des Thüringischen
Creysses, auch OberAufseher bey der Saalen Flöße, und lieben
Getreuen Adam Friedrich Senfft von Pilsach, sowohl Johann
Gottfried Layer und Heinrich Gottfried Müllner, Cammer-
Comission Rath und Amtmann auch AmtsVerwal-
tern zu Weißenfelß

Der Empfänger Adam Friedrich Senfft von Pilsach stammt aus dem Uradelsgeschlecht Senfft von Pilsach. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Friedrich_Senfft_von_Pilsach

Entsprechend des Papiersiegels und des Textes wurde der Brief im Auftrag von "Friedrich August Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, Engern und Westphalen, Churfürst" geschrieben. Damit ist Friedrich August I. (Sachsen) gemeint. Er war seit 1763 als Friedrich August III. Kurfürst und von 1806 bis zu seinem Tod erster König von Sachsen. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_August_I._(Sachsen)



Postalische Beförderungsvermerke kann ich nicht sehen oder erkennen (einige Kürzel sind mir unklar). Auch die Unterschrift auf der Innenseite konnte ich bisher nicht entziffern: Hannes (oder Hans) Christoph von ???

Viele Grüße
Volkmar
 
Max78 Am: 22.08.2017 14:25:15 Gelesen: 181182# 248 @  
@ volkimal [#247]

Servus Volkmar,

folgender Link kann Dir weiterhelfen (Churfürstlich Sächsischer Hof- und Staatscalender 1775):

https://books.google.de/books?id=3mIAAAAAcAAJ&pg=PA136&lpg=PA136&dq=Adam-Friedrich-Senfft-von-Pilsach-1775&source=bl&ots=y3hgYsvfgD&sig=NDc0hvgbwnXsDI3KjnMAgvIA-vc&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiFlfK14OrVAhXKY1AKHcGEBCIQ6AEITTAJ#v=onepage&q=Adam-Friedrich-Senfft-von-Pilsach-1775&f=false

Auf Seite 136 findest Du "Herrn Senfft" und auf Seite 162 meines Erachtens den Verfasser Hanns Christoph von Voigk. Er war zu dieser Zeit Direktor des Berg-Gemach und Cammer-Präsident. Es gibt von diesem Herren noch ein paar veröffentliche Artikel über Straßenbau und ähnliches im Netz zu finden (ebenfalls in Dresden entstanden). Der Schreiber nimmt Bezug auf die ausgesetzten und noch vorhandenen Fonds des Goethegymnasiums Weißenfels (genaue Aufstellung). Es geht wahrscheinlich um Gelder, die für etwas anderes genutzt werden wollen. Vergleichbar mit der heutigen Politik. Nur mein Gedanke, dem Du nicht Glauben schenken musst. Es gibt in diesem Buch ja noch viele, viele andere "Vertreter und Wortakrobaten". :-)

mit Grüßen Max
 
volkimal Am: 22.08.2017 15:48:06 Gelesen: 181162# 249 @  
@ Max78 [#248]

Hallo Max,

danke für die Informationen und den Link - jetzt kann ich den Namen Hanns Christoph von Voigk auch lesen.

Viele Grüße
Volkmar
 
vir34 Am: 17.11.2017 19:36:08 Gelesen: 174319# 250 @  
@ tomalisman [#169]

Hallo Tomalisman!

Basisinformationen über Andreas von Redecher finden Sie im unterstehenden Lexikon.

Dr. Anton Petri Petri, Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums, Marquarstein, 1992, S. 1529-1530.

Befindet sich das Originalschreiben in Ihrem Privatbesitz oder haben Sie nur ein Scan/Foto davon ?

Ich würde Ihnen sehr gerne zusätzliche Detailinformationen über Redecher übermitteln, wenn sie daran interessiert sind, aber bitte nur privat, da es sich dabei teilweise um noch nicht veröffentlichtes Material handelt.

Würde mich freuen, mit Ihnen darüber zu diskutieren.

LG

!
 
Manne Am: 18.11.2017 17:07:49 Gelesen: 174224# 251 @  
Hallo,

eine Rechnung von der Stadt Dresden über eine Brandversicherung vom 12.02.1822.

Gruß
Manne


 
Magdeburger Am: 28.04.2019 14:31:44 Gelesen: 123348# 252 @  
Liebe Sammelfreunde,

diesen Umschlag konnte ich wieder in seine Heimat zurückholen:



Soweit ich es lese, ging er "An den (sieht eher wie des aus) Herrn Dohmherrn Freyherrn von dem Bangardt hochwürden und hochwohlgeboren zu Dessau".

Weiterhin sehen wir das Porto von 1 1/2 Ggr. Siegelseitig sehen wir den Präsentationsvermerk vom 19. Octbr: 1788 sowie das gezahlte Porto von 1 Ggr. 9 Pfennige - die Differenz vom 3 Pfennige entsprach des Bestellgeldes zu jener Zeit. Fraglich für mich ist, von woher stammt der Brief.

Etwas kann ich noch dazu dienen:

Ein Herr Bangardt war mit Henriette Amalie zu Anhalt Dessau [1] liiert und der Umschlag stammt aus deren Lebzeiten

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Henriette_Amalie_von_Anhalt-Dessau_(1720%E2%80%931793)
 
Magdeburger Am: 09.06.2019 07:21:39 Gelesen: 121117# 253 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute zeige ich diesen Beleg, wo ich so gut wie nichts entziffern kann:



Die erste Zeile der Anschrift "Dem Würdigen und Hochgelehrten" bekomme ich noch hin.

Der Briefinhalt erschliesst sich mir gar nicht. Eventuell ergibt sich daraus etwas zur Taxierung.

Ich danke schon mal in voraus.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bignell Am: 09.06.2019 10:03:52 Gelesen: 121103# 254 @  
Hallo Ulf,

der Brief wurde am 6.9.1802, also nach dem Friedensschluss von Amiens, in Magdeburg geschrieben, Briefkopf "Von Gottes Gnaden, Friedrich Wilhelm (der Dritte [1]), König von Preußen" und ging nach Helmstedt. Mehr hab ich auf die Schnelle nicht entziffern können.

Lg, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_III._(Preußen)
 
Magdeburger Am: 09.06.2019 11:00:05 Gelesen: 121090# 255 @  
@ bignell [#254]

Hallo Harald,

danke!

Die Taxierung sieht wie bei einem Postvorschußbrief aus. Unten auf der Briefvorderseite sind 2 Gute Groschen vermerkt - ich hatte gehofft, dass aus dem Inhalt hervorgeht, wie eben diese interpretiert werden können.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
10Parale Am: 29.01.2023 14:02:22 Gelesen: 27425# 256 @  
Hier ein Schnörkelbrief (vollständig) aus dem Jahr 1768 von Lindau nach Memmingen. Die rote Taxe 4 (Kreuzer?) ist wohl das Porto. Wie kann man nur so schön schreiben, welche Ehrerbietung der Schrift und Sprache gegenüber?

Liebe Grüße

10Parale


 
bayern klassisch Am: 29.01.2023 17:07:46 Gelesen: 27411# 257 @  
@ 10Parale [#256]

Hallo,

ja, die kaiserliche Reichspost (Thurn und Taxis) hat hier 4 Kreuzer für ihren Dienst verlangt, was relativ viel Geld war damals.

Die Leute hatte noch Demut und Ehrerbietung für ihre Geschäftspartner und nahmen sich Zeit, diese zu beeindrucken. Sic transit gloria mundi.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
10Parale Am: 29.01.2023 19:17:34 Gelesen: 27401# 258 @  
@ bayern klassisch [#257]

Ohne die Bayern wäre die lateinische Sprache schon längst "außer Betrieb". Vielen Dank und ich antworte:

„Mundus transit et concupiscentia eius“

Dann leg ich noch einen nach, diesmal nicht ganz so schnörkelig, aber dennoch kunstvoll gemalt (oder geschrieben?).

Brief von Frankfurt, gelaufen am 5. Februar 1797 nach COLLMAR. Schöner Stempel d´Allemagne, wobei ich mich frage, wo dieser Stempel aufgetragen wurde und 1/2 ? kann ich wohl erkennen, aber nicht deuten.

Liebe Grüße

10Parale


 
bayern klassisch Am: 29.01.2023 20:41:50 Gelesen: 27391# 259 @  
@ 10Parale [#258]

Hallo 10Parale,

wir müssen aufpassen; in der heutigen Zeit ist man als Lateiner nicht gern gesehen, heute ist eher der Homo erectus angesagt, als der Homo sapiens, leider.

Dein netter Brief aus Frankfurt am Main war, links oben zu sehen, 1/2 franco versandt worden, also ein sogenannter Halbfranko-Brief. Man nannte das auch (österreichisch) ein Absatzfranko. Der Absender musste bis zu einem vorbestimmten Ort frankieren; ab dieses Ortes war der Empfänger verpflichtet, den Rest zu bezahlen. Der Absender zahlte 3 Kreuzer bis Rheinhausen bei Speyer am Rhein, die hinten notiert wurden. Ab der Rheingrenze kostete er den Empfänger 12 Sols, die in Colmar bezahlt wurden.

Hübsch!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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