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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 11.01.2018 16:43:16 Gelesen: 180106# 1 @  
Nach langer Überlegung habe ich mich entschlossen, einen Beitrag zu eröffnen, der sich schwerpunktmäßig mit der Luftpost der Tschechoslowakei von 1919 bis 1938 beschäftigen soll. Dabei geht es mir in erster Linie um Bedarfsbelege der alltäglichen Luftpost, Erstflugbelege sollen den Beitrag gern garnieren.

Es gibt auf dem Gebiet nach meiner Kenntnis nur zwei Standardwerke, die sehr ausführlich Auskunft geben. Zum ersten der Trojan Katalog „Tschechoslowakei Luftpost 1918–1939“ von MUDr. Peter Horka (leider nur in tschechischer Sprache verfügbar) und die vierbändige Ausgabe der Bundesarbeitsgemeinschaft Tschechoslowakei e.V. „Geschichte der Tschechoslowakischen Flugpost Teil 1–4“ in deutscher Sprache von Max Mahr und H.Peter Vouhsem. Leider sind beide Werke schon über 20 Jahre alt und können bezüglich der aufgeführten Bewertungen nur einen vagen Anhaltspunkt geben. Zum Glück wurde in beiden Werken Punktsysteme angewendet, damals beim Erscheinen jeweils 1,- Kc bzw. 1,- DM wert je Punkt. So kann man wenigstens in etwa eine Relation der Belege untereinander finden.

Während der „Mahr“ in seiner Bewertung auch normale Alltagspost einordnet und bewertet, zeichnet sich der „Horka“ durch eine chronologische Auflistung aller Erstflüge aus, ergänzt durch zwei sehr informative Übersichten zu zusätzlichen Wertungen bezüglich vorhandenen Frankaturen und Besonderheiten der Beförderungen.

Ich bitte um rege Diskussion und zeigen eigener Belege, vielleicht spornt mich das zu einer möglichen Publikation von Bedarfsbelegen zu diesem Sammelgebiet an (Wunschdenken). Ich weiß, das es viele Spezialisten gibt in diesem Forum, die wertvolle Anregungen und Ergänzungen geben können.

Gleich zu Beginn ein diskussionswürdiger Beleg – eine Sonderkarte vom Flugmeeting in Karlsbad 1930. Gestempelt am 08.06.1930 mit dem Sonderstempel vom Flugfest.



Der Flugpostaufkleber und die beiden Flugpostmarken suggerieren eine Beförderung per Luftpost nach Wien.

Gegen eine Luftpostbeförderung sprechen jedoch andere Fakten.

- der Erstflug von Karlsbad nach Prag fand erst am 15.05.1931 durch die CSA statt
- 1930 existierte in Karlsbad nur ein Flugfeld in Form einer 40 ha großen Wiese, noch keine Hangars oder Abfertigungsgebäude
- es gibt keinen Ankunftstempel von Wien Flugpost

Gab es zu diesem Zeitpunkt noch eine andere Beförderungsmöglichkeit per Luftpost ? Normaler Weise wurde bei Beförderung auf dem Landweg das blaue Luftpostlabel durchkreuzt durch die tschechische Post.

Interessant der Text auf der Karte – Bericht über einen Flugzeugabsturz.



Einen schönen Abend noch,
Detlev
 
wuerttemberger Am: 11.01.2018 17:29:59 Gelesen: 180087# 2 @  
@ Detlev [#1]

Ich habe keine Ahnung von der frühen Luftpost, aber ich werde mit großem Interesse diesen Thread verfolgen.

Gruß

wuerttemberger
 
Detlev0405 Am: 12.01.2018 15:26:14 Gelesen: 180026# 3 @  
@ wuerttemberger [#2]

Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit. Dann schiebe ich mal gleich ein weiteres Pärchen nach.

Am 21.05.1929 wurde eine Flugverbindung zwischen Marienbad und Nürnberg eröffnet. Der Flugplatz Marienbad liegt 5 km entfernt vom Ort beim Dorf Sklare und ist ein reiner Grasflugplatz und bis heute so, mit 2 Start- und Landebahnen.

Bedeutung erlangte dieser Flugplatz nur in grenznahen Destinationen wie Fürth/Nürnberg , Chemnitz und Halle/Leipzig sowie nach Berlin als längste Strecke (nach den mir vorliegenden Informationen). Im inneren tschechischen Verkehr war die Achse Prag – Karlsbad – Marienbad von großer wirtschaftlicher Bedeutung.Er war auch zwischen Etappe auf dem Flug Prag – Amsterdam.

Vom Erstflug ein Rückflugbeleg auf der Strecke von Nürnberg nach Marienbad. Abgeflogen vom Nürnberger Flugplatz um 15-16 Uhr und in Marienbad angekommen um 18 Uhr.



Vom 14.06.1930 stammt der Bedarfsbeleg von der Strecke Marienbad - Fürth, frankiert mit den Marken der Mi.Nr. 199 – 201. Abgestempelt um 20 Uhr war er bereits in Fürth (nicht Flugplatz) angekommen zwischen 7-8 Uhr.



Für die ordnungsgemäße Abfertigung als Luftpost sprechen sowohl die verklebten Flugpostmarken als auch der verklebte Flugpostaufkleber (entsprechend den Gesetzen der tschechischen Post) als auch die kurze Laufzeit des Beleges. Es ist generell sehr schwer, Luftpost aus Marienbad einzuordnen, da der Ort keinen besonderen Luftpoststempel verwendete (zumindest mir nicht bekannt). Siehe auch Bestätigungsstempel beim Erstflugbeleg. Hinzu kommt, das Belege von Marienbad nach Fürth, Berlin und Halle/Leipzig relativ selten sind und somit wenig Vergleichsmaterial vorliegt.

Beste Grüße
Detlev
 
wuerttemberger Am: 13.01.2018 10:01:17 Gelesen: 179994# 4 @  
@ Detlev0405

Da kann ich auch noch etwas beitragen.

Der Erstflugbrief wurde vom Postamt 2 Nürnberg (Postamt am Bahnhof) im Briefabgang bearbeitet. Am folgenden Tag erhielt er den Aufgabestempel vom Flughafen in Fürth-Atzenhof. Der erste Flughafen lag zuerst im Stadtgebiet von Fürth wurde aber wegen Geldmangels zunehmend von Nürnberg finanziert.

Der zweite Beleg ist sicherlich auch mit der Luftpost befördert worden, denn eine normale Ansichtskarte hätte in der Zeit niemals einen Ankunftsstempel bekommen. Das Postamt Fürth 2 war eine Zeit lang für die Abfertigung der Luftpost zuständig.

Gruß

wuerttemberger
 
rudi63 Am: 13.01.2018 13:33:24 Gelesen: 179975# 5 @  
Hallo,

schöne Belege zeigt Ihr da. Möchte auch etwas beisteuern.

Luftpostbrief vom 5.10.1920 von Prag nach London. Nach der Literatur ist der 1. Flug jedoch ausgefallen und die Post wurde per Bahn transportiert. Selten sind solche Belege trotzdem.



Das hier ist mein 1. Versuch Bilder im Forum hochzuladen.

Gruß

Rudi
 
Detlev0405 Am: 13.01.2018 15:29:05 Gelesen: 179954# 6 @  
@ wuerttemberger [#4]

Danke für die Präzision zum 2. Beleg der Nürnberg Linie - ich hatte das zwar vermutet wegen dem Bestätigungsstempel von Fürth, kenne mich aber im deutschen Postsystem nicht so gut aus. Deswegen bin ich froh über jede ergänzende Information.

@ rudi63 [#5]

Das ist prima gelungen Rudi, danke für den Beleg. Er ist wirklich eine Rarität und gehört voll zum Thema.

Gruß Detlev
 
Detlev0405 Am: 13.01.2018 18:03:13 Gelesen: 179937# 7 @  
Sehr früh schon, nämlich im Jahre 1924, wurde die Strecke Prag – Bratislava – Kosice eröffnet und somit die wichtigsten Industriezentren des Landes mit einer Fluglinie verbunden. Sie hatte so aber nur ein Jahr Bestand bis zum 23.05.1925. Offensichtlich hatte man bemerkt, das man einen wichtigen Standort einfach vergessen hatte – nämlich Brno. So wurde am 24.05.1925 die neue Strecke Prag – Brno – Bratislava – Kosice in Betrieb neu eröffnet. Aus dieser Zeit stammt auch der folgende Beleg.



Am 27.06.1929 beförderter kleiner Damenbrief mit kompletter II. Flugpostausgabe Mi. Nr. 199 – 201 von Prag nach Kosice. Das er ein Bedarfsbeleg ist, dokumentiert er auf „eindrucksvolle“ Weise. Es scheint alles schief gegangen sein was möglich ist. Der Aufgabestempel verfettet, beim Ankunftstempel auf der Rückseite hat der Beamte wohl auf Grund des kleinen Formats den Stempel nicht richtig platzieren können. Eigentlich ein kleines hässliches Entlein. Wenn man aber einen 2. oder wie bei mir 3. Blick auf den Brief wirft, kommt man ins Staunen.



Die Mi. Nr.199 weicht deutlich vom Standard dieser Marke ab. Sie ist, wie im Ausschnitt ersichtlich deutlich „überformatig“ und dazu unten geschnitten. Nur im tschechischen Spezialkatalog von 1988 findet sich ein Vermerk über die Mi.Nr.199 – 201 U unter LT 4 N – LZ 6 N. Aber auch nichts zu Teilzähnungen. So wird zumindest aus dem hässlichen Entlein eine interessante Ente.

Einen schönen Abend noch,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 14.01.2018 09:55:40 Gelesen: 179891# 8 @  
@ rudi63 [#5]

Ich habe mich noch einmal intensiv zu dem Beleg von Rudi durch die vorhandene Literatur gewühlt.

Es ist schwer einzuschätzen, ob der Brief nun zumindest auf einer Teiletappe als Luftpost befördert wurde oder nicht. Zu erst einmal zu den Voraussetzungen des Briefes. 125 Heller Briefporto bis 20 g und 125 Heller Einschreibgebühr sind ordnungsgemäß durch die beiden linken Marken ausgewiesen. Der Flugposttarif von 28 Kc für die Strecke bis London wurde auch ordnungsgemäß verklebt.

Dass der eigentlich vorgeschriebene Flugpostzettel Prag - London hier nicht geklebt wurde, ist kein Mangel. Bisher wurde der Aufkleber nur bei Briefen beobachtet, die bei der zuständigen Luftfahrtgesellschaft " Pour la Cie Franco - Romaine de Navigation Aerienne " aufgeliefert wurden. Sie haben den entsprechenden Zusatzstempel der Gesellschaft und wurden dann an das Postamt Prag 1 aufgeliefert zur weiteren postalischen Behandlung. Direkt beim PA Prag 1 aufgelieferte Belege haben diesen Aufkleber nicht.

Somit hat der Beleg erst einmal alle Voraussetzungen zu einer ordnungsgemäßen Beförderung.

Der Flug vom 05.10.1920 wurde auch im Amtsblatt der Tschechoslowakei veröffentlicht.

Nun beginnt der Streit der Fachleute, ob der Flug statt gefunden hat oder nicht. In den 80er Jahren sind tschechische Philatelisten der Meinung, er hätte nicht stattgefunden. Dem schließt sich auch Petr Horka in seinem Buch an und gibt die Gesamtzahl der Belege mit 25 an.

Anderer Meinung ist Mahr in seinem Gemeinschaftswerk und führt auch gute Argumente für den durchgeführten Flug an. Sein Kronzeuge, der Gründer der Aerophilatelie in der Tschechoslowakei, Ing. Jaroslav Sula. In seiner Studie "Luftpostmarken der Tschechoslowakei aus dem Jahre 1920" stellt er definitiv fest, das der Flug statt gefunden hatte. Und das Werk erschien 1926, also zeitnah und Sula war Augenzeuge der Ereignisse.

Viel wichtiger, im Werk von Mahr/Vouhsem Teil 2 Seite 71 wird ein Beleg vorgestellt, der am 04.10. wie bei Rudi abgefertigt wurde, über Strasbourg nach Paris flog und dort einen Bestätigungstempel erhielt.

Dass der Brief nach London keinen Bestätigungsstempel erhielt in Paris, mag an dem Transit nach London liegen (Hypothese). Warum der Brief nun aber noch einen Monat benötigte, um auf dem Landweg nach London zu gelangen, vermögen vielleicht Frankreich Experten begründen. Ich interpretiere den Empfangsstempel in London auf den 06.11.1920.

Einen schönen Sonntag wünsche ich allen,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 15.01.2018 11:14:05 Gelesen: 179846# 9 @  
Große Probleme bereitet mir die richtige Zuordnung von Destinationen zwischen Karlsbad und Marienbad nach Chemnitz und Halle/Leipzig. Der heutige Beleg vom 01.06.1930 stammt von der am 15.05.1930 eröffneten Verbindung zwischen Marienbad und Halle/Leipzig.



Grundlage ist die Ganzsache CDV 35 (Tschechischer Spezialkatalog für Briefmarken und Belege 1988), die mit einer Zusatz Frankatur der Mi.Nr. 200 versehen wurde. Sehr schön der Zusatzstempel vom Flugplatz Marienbad 1 in deutsch und in tschechisch.



Der Ankunftstempel vom Flughafen Halle/Leipzig bestätigt die ordnungsgemäße Beförderung. Den Ankunftstempel auf dem Flugplatz Chemnitz am 07.06.1930 (siehe Tagesstempel) vermag ich nicht zu interpretieren, zumal es keine Absenderangabe von Chemnitz auf der Karte gibt (siehe Rückseite) und Otto Krenge eigentlich in Braunschweig zu Hause ist.

Gruß Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.01.2018 19:15:03 Gelesen: 179748# 10 @  
Sieht aus wie ein normaler Flugpostbeleg ohne viel drum herum, ist aber doch ein Erstflugbeleg. Am 04.07.1927 wurde die Strecke Prag – Marienbad und retour eröffnet. Von diesem Tag ist auch der hier vorliegende Beleg, vom Rückflug.



Ordnungsgemäß frankiert mit einer Luftpostmarke Mi.Nr. 199 ist die Ganzsache CDV 37 auf den Weg gebracht worden. Einen Ankunftstempel in Prag erhielt dieses Stück nicht. Weitergeleitet wurde der Beleg , der aus dem Osten des Landes kam, auf normalem Postweg nach Niemes in der Nähe von Liberec (Reichenberg), also ganz im Norden des Landes.

Was mich schon erstaunt ist die Uhrzeit in Marienbad, zu der der Beleg abgestempelt wurde – früh um 4 Uhr !?! Oder doch 16 Uhr ?

Beachtenswert ist der tschechische Luftpostaufkleber „Letecka posta“ in rot auf weißem Grund. Er ist relativ selten anzutreffen. Der zweite Aufkleber ist deutschen Ursprungs.

Einen schönen Abend noch wünsche,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.01.2018 13:27:49 Gelesen: 179699# 11 @  
Für die, die sich gern orientieren möchten, wie sich die tschechische Luftfahrt in der Zeit entwickelte, möchte ich heute an Hand von zwei Karten einen Überblock geben. Der Ursprung ist mir nicht bekannt, befand sich bei mir als Beilage zum Handbuch von Horka.

In den Jahren gab es zwei nationale Luftfahrtgesellschaften, eine staatliche (CSA) und eine private Gesellschaft (CSL). Sie standen beide in Konkurrenz vor allem mit den französischen Anbietern und später (Mitte - Ende der 20er Jahre) mit der deutschen Lufthansa. Da sich die tschechische Luftfahrt in der Anfangszeit von französischer Seite entwickeln ließ, gab es jahrelang Probleme mit Überflug- und Landerechten in Deutschland, die dort verweigert wurden.

Die erste Karte gibt einen Überblick über die Entwicklung der inneren Flugpostverbindungen.



Die zweite Karte zeigt die internationalen Flugpostverbindungen. Bitte beachten, das die Karten dem Stand der Zeit in den 30er Jahren entsprechen und somit Abweichungen zu heutigen geografischen Gegebenheiten existieren.



Viel Spaß beim Erkunden der Karten,

Detlev
 
saintex Am: 20.01.2018 21:38:39 Gelesen: 179629# 12 @  
@ Detlev0405 [#8]

Hallo Detlev,

zu Deinem Posting [#8] vom 14.01.2018 gestatte ich mir den Hinweis, dass das Datum in dem Ankunftsstempel "Registered London E.C. 34" auf der Rückseite des von rudi63 in seinem Posting[#5] vom 13.01.2018 gezeigten Flugpostbriefes in der Reihenfolge TTMMJJ angeben und damit der 11 OC 20 ist. Damit "passt" das Datum des Ankunftsstempels von London zum Datum des Abgangsstempels von Prag, ohne dass dies allerdings damit etwas zur Klärung der Streitfrage beiträgt, ob der Erstflug vom 05.10.1920 tatsächlich stattfand oder - so die heute wohl überwiegende Ansicht in der aerophilatelistischen Literatur - ausfiel und die für den Erstflug vorbereiteten Luftpostbriefe mit Bahn und Schiff von Prag nach London befördert wurden.

MfG saintex
 
saintex Am: 20.01.2018 22:34:46 Gelesen: 179617# 13 @  
@ Detlev0405 [#1]

Hallo Detlev,

von mir ein tschechischer Luftpost-R-Brief aus Prag vom 6.6.1924 nach Casablanca in Marokko, ausweislich des rückseitigen Ankunftsstempels dort am 8.6.1924 23* angekommen.



Vorderseitig ist oben in der Mitte ein farbiger Flugpostzettel (Richtungsaufkleber) für die Teilstrecke Prag-Straßburg[1] angebracht.



Der Brief ist vorder- und rückseitig mit insgesamt 6,75 Kc frankiert, wobei die Flugpostmarken der am 15.06.1922 verausgabten 2. Flugpostausgabe (Mi-Nr. 199-201) Verwendung fanden. Entwertet wurde die Frankatur mit dem Tagesstempel Praha 1 UZ“4a“, was belegt, dass der Luftpost-R-Brief am Luftpostschalter des Postamtes Prag 1 aufgegeben wurde, an dem der Tagesstempel mit der Unterscheidungsziffer 4 mit verschiedenen Kleinbuchstaben (z.B. 4a,4b,4c,4d) verwendet wurde[2].

Aufgrund der kurzen Beförderungszeit von Prag nach Casablanca von nur 3 Tagen kann davon ausgegangen werden, dass der Luftpostbrief von Prag nach Casablanca auch tatsächlich überwiegend mit Luftpost befördert wurde. Nach den Angaben im Katalog Trojan[3] erfolgte die Beförderung dieses Luftpostbriefes auf den nachfolgenden Teil-Strecken:

6.6. Prag-Straßburg mit der Fluggesellschaft Compagnie Franco-Roumaine de Navigation Aérienne (CFRNA)
6.6.-7.6. Straßburg – Toulouse mit Bahnpost
8.6. Toulouse – Casablanca mit der französischen Fluggesellschaft Lignes Latécoère

Tschechische Flugpost nach Marokko war auf der Flugpostlinie der französischen Fluggesellschaft Lignes Latécoère ab dem 1.8.1923 zur Beförderung zugelassen[4].

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht bis 20 Gramm mit 6,75 Kc portogerecht frankiert[5]: 2,50 Kc Auslandsbrief bis 20 Gramm + 2,50 Kc Auslands-R-Gebühr + 0,25 Kc Lp.Zuschlag bis Straßburg + 1,50 Kc Lp.Zuschlag bis Casablanca = 6,75 Kc.

Abschließend noch die Titelseite eines zeitgenössischen Flugplanes der Lignes Latécoère, die die Streckenführung von Toulouse nach Casablanca zeigt und ein Postflugzeug des Typs Bréguet 14, das auf der Strecke der Lignes Latécoère von Toulouse nach Casablanca verkehrte. Man beachte: die Passagiere saßen im Freien ! Dagegen sind heutige Billigflieger der reine Luxus.



Quellennachweise:

[1]Vgl. zu den Flugpostzetteln/Richtungsaufklebern die Angaben im MICHEL-Europakatalog Bd. 1 (Mitteleuropa) nach CSSR Mi-Nr. 194
[2]Peter Vouhsem/Max Mahr, Geschichte der tschechoslowakischen Flugpost Teil 2 1918-1921, Kleine Schriftenreihe der CS-Philatelie Heft 9, Hamminkeln 1988 Seite 85
[3]Petr Horka, Ceskoslovenská Letecká Posta 1918-1939, Prag 1997 Seite 89
[4]Petr Horka a.a.O. Seite 89; American Air Mail Catalogue Band 1 4. Aufl. Washington D.C./USA 1974 Seite 134
[5]Petr Horka a.a.O. Seiten 192, 194, 203

MfG saintex
 
Detlev0405 Am: 21.01.2018 07:01:56 Gelesen: 179595# 14 @  
@ saintex [#210]

Vielen Dank für die Korrektur meiner Leseart des Stempels aus London. Nun weiß ich auch, das der Brief 5 Tage unterwegs war. Spricht also einiges dafür, das eine Beförderung auf dem Land- und Seeweg sehr wahrscheinlich ist. Stellt sich mir nur die Frage, warum er in Deutschland nirgends einen Transitstempel bekam, zumal es sich um ein Einschreiben handelte ? Weder von einer Bahnpoststrecke noch von einem deutschen Hafen auf dem Weg nach England. Ich gehe davon aus, das der Landweg ausschließlich über Deutschland ging.

Deinen Beitrag mit dem Luftpostbrief nach Casablanca finde ich einfach Klasse. Neben der ausführlichen Beschreibung der Strecke und des Tarifes (die bereiten mir besonders Probleme, da ich keine entsprechende Zusammenstellung der Tarife wie im Michel für Deutschland finde) hast du mir vor allem die Angst genommen, mich an solche Belege auch mal heranzutrauen. Ich zeige später noch an Hand eines Beleges aus Warschau, warum ich so misstrauisch bin.

Vielen Dank,
Detlev
 
saintex Am: 21.01.2018 19:49:04 Gelesen: 179540# 15 @  
@ Detlev0405 [#14]

Hallo Detlev,

schön, dass Dir mein Beitrag in diesem Thread gefallen hat. Wenn Du Anregungen für den Aufbau und die Gestaltung Deiner Sammlung suchst empfehle ich Dir die tschechische Internetseite EXPONET auf der im Rahmen einer virtuellen Ausstellung fünf Luftpostexponate zur Tschechischen Luftpost im Zeitraum 1900 bis 1950 von Sammlern aus Tschechien, Deutschland und den USA im Internet eingestellt sind.

http://www.exponet.info/exhibit_select_by_subject.php?category_SUB_ID=1000000&subcategory_SUB_ID=1011000&subsubcategory_SUB_ID=1011004

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 21.01.2018 19:55:22 Gelesen: 179536# 16 @  
@ saintex [#15]

Hallo Wolfgang,

das ist mein absoluter Favorit und mein Vorbild.

http://www.exponet.info/exhibit.php?exhibit_ID=628&lng=CZ

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 23.01.2018 19:08:50 Gelesen: 179475# 17 @  
Auch wenn ich in meinem letzten Beitrag das Objekt von Zdenìk Hrnèíø als mein Vorbild bezeichnet habe, möchte ich keine Missverständnisse aufkommen lassen. Ich beschäftige mich vorwiegend mit Bedarfspost, ergänzt durch einige Erstflug Belege. Die ersten Beleg wie sie auch Rudi und Wolfgang hier vorgestellt haben, sind so rar und in festen Händen, das es sich nicht lohnt, einen Gedanken an solche Belege zu verschwenden. Zeppelinzuleitungen sowie "Durchrutscher" bei den Katapultflügen fallen auch darunter und sind zudem sündhaft teuer.

Dabei gibt es auch später vieles interessantes zu entdecken und dem versuche ich mich zu verschreiben.

Das ist ein Brief, der mir Rätsel aufgibt. Die Strecke Karlsbad – Chemnitz wurde mit der Eröffnung der Fluglinie Marienbad – Karlsbad – Chemnitz - (Halle/Leipzig) am 01.06.1932 in Betrieb genommen (sowohl Mahr als auch Horka).



Dieser Beleg datiert genau ein Jahr vorher. Horka gibt darüber keine Auskunft, sowohl Mahr als auch Horka datieren den Erstflug auf der Strecke Karlsbad – Marienbad – Prag auf den 15.05.1931 als ersten Flug vom Flugplatz Karlsbad. Im Michel Flugpost Spezial Katalog stoße ich bei meinen Nachforschungen unter der Nummer 31.27 auf eine Flugverbindung der CSL (neben der CSA – staatliche Luftfahrtgesellschaft) als private Luftfahrtgesellschaft auf die Verbindung Halle/Leipzig – Marienbad – Karlsbad, wobei hier nur Belege gelistet werden zwischen Halle/Leipzig und Karlsbad sowie retour gingen. Nachstehender Beleg dokumentiert diese Verbindung. Aufgegeben in Halle/Leipzig am 01.06.1931 14-15 Uhr erreicht er Karlsbad am gleichen Tag gegen 21 Uhr.



Sehe ich mir den Ausgangsbeleg an, stelle ich als Aufgabezeit 8 Uhr fest. Somit würde der Beleg die Eröffnung der Linie dokumentieren. Stellt sich die Frage, ob es eine Zwischenlandung in Chemnitz auf der Strecke Karlsbad – Halle/Leipzig gab und Post abgefertigt wurde. Technisch war zu dieser Zeit im Jahre 1931 eine Zwischenlandung nicht notwendig.Der Abfertigungsstempel von Chemnitz belegt zumindest die Annahme, das es in Chemnitz eine solche Abfertigung gegeben haben muss. Ich habe auch die Retour Verbindung von Halle/Leipzig nach Chemnitz geprüft an Hand des Michel Kataloges – Chemnitz – Leipzig wurde unter der Nr.26.53 geführt aber am 06.10.26 als eingestellt gemeldet, die nächste Linienverbindung war unter der Nr.32.6 aber das war erst im Jahre 1932. Vielleicht können Spezialisten von deutscher Seite diese Frage konkreter beantworten.

Ein netter Zusatz auf dem Beleg der wohl privaten Ursprungs angebrachte Stempel eines Flugzeuges.



Vielleicht kann mir auch jemand Auskunft geben über den roten Dreieckstempel auf der Rückseite des Beleges unten rechts.

Gruß Detlev
 
Detlev0405 Am: 27.01.2018 15:53:04 Gelesen: 179324# 18 @  
Im Jahre 1921 eröffnete die französische Gesellschaft CIDNA (oder auch CFRNA) die Linie Prag – Warschau und retour. So wurde der Flug vom 24.04.1921 der erste echte Postflug auf dieser Strecke durchgeführt. Es gibt auf dieser Strecke eine Besonderheit. Da die erste Flugpostausgabe der Tschechoslowakei am 31.03.1921 den letzten Tag der Gültigkeit erreichte, wurden Briefe vor frankiert, um den Erstflug am 24.04. mit Luftpostmarken zu garantieren. Dazu kam es aber nicht, die tschechische Post beförderte diese Briefe per Bahn nach Warschau. Für die ersten 3 Flüge nach Warschau geben sowohl Mahr als auch Horka eine Gesamtmenge der beförderten Belege von 134 ! an.

Offensichtlich war die Strecke Prag – Warschau – Prag, was die Luftpost betrifft, nur sehr schwach ausgelastet. Post nach Gleiwitz und Breslau (zu dieser Zeit Bestandteil Deutschlands) wurden vergleichsweise mit Postbelegen in dieser Zeit der 20er Jahre überschüttet.



So habe ich persönlich auch etwa 3 Jahre gebraucht, um einen Bedarfsbeleg aus dieser Zeit von der Strecke Prag – Warschau – Prag zu bekommen.

Die Detailbeschreibung kann man aus dem exzellenten beigefügten Attest entnehmen.



Die Rückseite dokumentiert in sehr eindrücklicher Art und Weise, warum ich vor alten Belegen aus diesem Bereich soviel Respekt (in Form von Skepsis) habe. Der aufgebrachte Echt Stempel und die Signatur Jungjohann haben nichts mit einer realen Prüfung zu tun. Da ich Prüfstempel grundsätzlich auf ihre logische Stimmigkeit prüfe, wusste ich sehr schnell, dass mit dem Beleg etwas nicht stimmte. Dank Herrn Petriuk habe ich innerhalb von 24 Stunden einen positiven Vorabbescheid bekommen, so das ich letztendlich meinen ersten Beleg von dieser Linie mein eigen nennen konnte.

Vielleicht gibt es noch andere Sammler hier, die solche Belege haben und zeigen können.

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 31.01.2018 13:26:16 Gelesen: 179226# 19 @  
Manches geht wohl nur bei Bedarfsbelegen aus dieser Zeit, bis auf eine theoretische Ausnahme. Aber der Reihe nach.

Ein Bedarfsbeleg der Luftpost von Prag nach Brno vom 16.12.1930 auf einer Ganzsache CDV 40 (nach tschechischem Spezialkatalog 1988).



Der Absender war wohl ein Philatelist, denn er verweist den Empfänger auf die Mischfrankatur von II. Und III. Luftpostemission hin – eine Mi.Nr. 199 zusammen mit einer MiNr. 303. Eine solche Mischfrankatur war nur im Zeitraum vom 16.12.1930 bis zum 31.03.1931 möglich. Zumal es in dieser Zeit auch keine Erstflüge gab, die die Phantasie der Sammler anspornen konnten. Bleibt nur die Möglichkeit des Erstfluges von Prag nach Amsterdam, der am 01.04.1931 statt fand. Eine Spätaufgabe am 31.03. beim Postamt 1 in Prag wäre die einzige Möglichkeit, eine solche Mischfrankatur auf einen Erstflugbeleg zu verkleben.
Mischfrankaturen der II. Und III. Emission sind sehr selten.

Dem Absender gelang aber noch ein Coup – eine Verwendung der MiNr. 303 am Ersttag, denn die Ausgabe kam am 16.12.1930 an den Schalter.



So kann auch ein einfacher Bedarfsbeleg sehr spannend werden.

MfG Detlev
 
saintex Am: 31.01.2018 22:58:07 Gelesen: 179179# 20 @  
Von mir heute ein tschechischer Luftpostbrief aus dem Jahr 1931 adressiert nach Buenos Aires in Argentinien. Der Luftpostbrief wurde am Luftpostschalter des Postamtes Prag 1 aufgegeben und trägt vorderseitig den Tagesstempel Praha 1 -7.XII.31-20 UZ „4c“.



Rückseitig sind auf dem Luftpostbrief diverse Durchgangs- und Ankunftstempel angebracht:

① Rechteck-Stegstempel des Postamtes Prag 7 mit dem Text PRAHA 7/LETECKÁ POŠTA / POSTE AÉRIENNE mit Datum vom 7-XII.31-22
② Tagesstempel des Bahnhofpostamtes Straßburg STRASBOURG GARE-AVION vom 12.12.31. 7*
③ Ankunftstempel Buenos Aires VIA AEREA vom 19.12.1931 24-
④ Bei dem Einkreisstempel mit der Ziffer 2101 handelt es sich um einen Briefträgerstempel, der nach der Ankunft in Buenos Aires angebracht wurde.



Der Luftpostbrief wurde auf der von der französischen Fluggesellschaft Compagnie Générale Aéropostale (kurz: Aéropostale) betriebenen und am 03.03.1928 eröffneten Post- und Frachtlinie von Frankreich nach Argentinien befördert. Das Streckennetz der Aéropostale und der Beförderungsweg des tschechischen Luftpostbriefes von Frankreich nach Argentinien ist hier als Motiv auf der Rückseite einer von der Fluggesellschaft zum Jahreswechsel 1931/1932 herausgegebenen Neujahrsgrußkarte abgebildet.



Die Südamerikalinie der Aéropostale verfügte über zwei Startpunkte, in Toulouse und Marseille. Die beiden Teilstrecken vereinigten sich in Barcelona zur Hauptlinie in Richtung Südamerika. Die Luftpost aus Mittel- und Osteuropa wurde hauptsächlich per Bahnpost über Straßburg und Lyon dem Ausgangspunkt der Südamerikalinie in Marseille zugeführt.

Da die Gesellschaft 1931 noch nicht über geeignete Flugzeuge verfügte, um die ca. 3200 km lange Seestrecke zwischen Afrika und Brasilien im Linienverkehr auf dem Luftwege zu überqueren, wurden auf diesem Teilstück der Fluglinie speziell für die Aéropostale gebaute Schnellboote (Avisos) zur Beförderung von Post und Fracht auf der Seestrecke eingesetzt. Die Beförderungsdauer der Luftpost von Frankreich nach Argentinien betrug 7 bis 8 Tage. Die Fluglinie wurde einmal wöchentlich beflogen, jeweils ab Marseille bzw. Toulouse Sonntag früh um 4:30 bzw. 5:30 Uhr. Die planmäßige Ankunft der Luftpost in Buenos Aires war am folgenden Sonntag um 18:00 Uhr Ortszeit[1].

Luftpost aus der Tschechoslowakei war seit dem 1.10.1928 zur Beförderung auf der Südamerikalinie der Aéropostale zugelassen[2]. Die Luftpostbriefe sollten vorderseitig den Leitvermerk in französischer Sprache tragen: „Par Avion France Amérique du Sud“.

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht zwischen 10 und 15 Gramm mit 44,50 Kč portogerecht frankiert: 2,50 Kč Auslandsbrief bis 20 Gramm + 42 Kč Luftpostzuschlag bis Argentinien ( 3 x 14 Kč/5 Gramm) = 44,50 Kč[3]. Als Frankatur fand der Höchstwert der am 16.12.1930 verausgabten 3. (endgültigen) Flugpostausgabe (Mi-Nr. 310) zu 20 Kč Verwendung.

MfG saintex

Quellennachweise

[1] Flugplan laut Postliste (Postdampfer- und Luftpostverbindungen) Februar 1932, herausgegeben vom Reichspostministerium in Berlin
[2] Petr Horka, Československá Letecká Pošta 1918 – 1939, Prag 1997 Seite 91.
[3] Petr Horka a.a.O. Seiten 192, 216
 
Detlev0405 Am: 01.02.2018 09:28:01 Gelesen: 179144# 21 @  
@ saintex [#20]

Wolfgang, ich danke Dir für die ausführliche Darstellung des Briefes nach Buenos Aires. Vor allem weiß ich nun, dass die Beförderungszeit von 7 - 8 Tagen normal ist, Du hast mir eine Orientierung gegeben. Bei Deinem Brief beeindruckt mich vor allem die Rückseite - alle Durchgangsstempel bezeugen eine ordnungsgemäße Beförderung auf der Strecke.

Daran schließt sich meinerseits eine Frage an. Ich bin schon öfters Briefen nach Amerika (allgemein) begegnet, habe aber immer die Finger davon gelassen. Warum ? Ich habe noch nie eine solche komplette Dokumentation des Beleges mit den Durchgangsstempeln gesehen. In der Regel ist noch ein Abgangsstempel in Prag - Flughafen zu sehen, speziell in die USA dann ohne Ankunftsstempel. Nach Südamerika mit Abgangsstempel von Prag - Flughafen und Ankunftsstempel im Empfängerland. Es fehlen aber jegliche Durchgangsstempel und ein Direktflug war ja zu dieser Zeit noch nicht üblich.

Welchen Rat kannst du mir und anderen interessierten Sammlern im Umgang mit solch "unvollständigen" Belegen geben ? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich der Fälschungsgefährdung solcher Bedarfsbelege - zumal sie ja nicht immer "billig" sind ?

Einen schönen Tag noch allen,

Detlev
 
buzones Am: 01.02.2018 18:30:13 Gelesen: 179101# 22 @  
@ Detlev0405 [#21]

Ich habe noch nie eine solche komplette Dokumentation des Beleges mit den Durchgangsstempeln gesehen. In der Regel ist noch ein Abgangsstempel in Prag - Flughafen zu sehen, speziell in die USA dann ohne Ankunftsstempel. Nach Südamerika mit Abgangsstempel von Prag - Flughafen und Ankunftsstempel im Empfängerland. Es fehlen aber jegliche Durchgangsstempel und ein Direktflug war ja zu dieser Zeit noch nicht üblich.

Lieber Detlev,

natürlich gab es noch keine Direktflüge, was aber nicht heißt, dass bei jeder Zwischenlandung ein Transitstempel angebracht wurde. Im vorliegenden Fall wurde einmal in Straßburg umgeladen und gestempelt, danach blieb der Brief in seinem nach Argentinien bzw. Südamerika bestimmten Postsack und wurde erst nach der Ankunft dort wieder entnommen und "postalisch behandelt".

Beste Philagrüße
Ralf
 
Detlev0405 Am: 03.02.2018 14:22:55 Gelesen: 179018# 23 @  
Lieber Postbeamter – ich bedanke mich dafür, dass du nicht zwischen Nord und Süd, Berlin und Wien unterscheiden konntest, so kam ich zu einem Superbeleg.

Am 21.03.1927 wurde die Strecke Wien – Prag – Dresden – Berlin und retour eröffnet.



Ordnungsgemäß wurde dazu auch der Beleg beim Postamt 1 in Prag auf geliefert und auf dem Flughafen von Prag abgefertigt. Nun passiert aber ein Missgeschick. Der Brief geht nicht nach Berlin, sondern nach Wien und wird dort gegen 17 Uhr abgefertigt.



Dem Postbeamten fiel wohl auf, dass der Brief ein Irrläufer ist und schickte ihn sofort wieder auf Reisen. Da der Erstflug in Berlin zwischen 9 – 10 Uhr abgefertigt wurde, ging unser Brief also zuerst mit diesem Flug nach Wien und dann mit dem Rückflug (auch Erstflug ?) nach Berlin. Dort kam er zwischen 2 – 3 Uhr Nachts an.



Somit wären 2 Erstflüge oder ein Erstflug und ein Bedarfsflug auf einem Brief dokumentiert.

Ein schönes Wochenende allen,
Detlev
 
saintex Am: 05.02.2018 22:15:16 Gelesen: 178923# 24 @  
@ Detlev0405 [#21]

Hallo Detlev,

zu Deinen Fragen im Posting [#21] vom 01.02.2018:

1. Nach meiner Ansicht sollte sich die Luftpostbeförderung – egal ob Bedarfsbrief oder philatelistischer Erstflugbrief – durch zeitgerechte Abgangs-, Durchgangs- und Ankunftsstempel mit klaren Stempeldaten und/oder entsprechende Luftpost-Bestätigungsstempel auf dem Luftpostbrief nachweisen lassen. Dies jedenfalls bei Luftpostbriefen aus dem Zeitraum 1920 bis zum Beginn des 2. Weltkrieges als die Dokumentation der Beförderung des Briefes mit Luftpost durch derartige Poststempel in vielen Ländern aufgrund postalischer Vorschriften vorgeschrieben war, zumindest aber einer postalischen Praxis entsprach.

Insbesondere ohne einen lesbaren Ankunftsstempel würde ich derartige Luftpostbriefe grundsätzlich nicht in meine Sammlung aufnehmen. Ausnahmen mache ich dort, wo (wie z.B. in Großbritannien ab ca. 1920 und Deutschland ab 01.11.1934) aufgrund postalischer Vorschriften auf einfachen Luftpostbriefen keine Ankunftsstempel mehr angebracht wurden. So hätte ich den in meinem Beitrag [#13] gezeigten tschechischen Luftpostbrief nach Marokko ohne einen zeitgenössischen Ankunftsstempel aus Casablanca voraussichtlich nicht erworben, da sich ohne Ankunftsstempel eine Luftpostbeförderung nicht nachweisen lässt. Andererseits würde ich einen Luftpostbrief ohne Durchgangsstempel aus den von buzones in seinem posting [#22] genannten Gründen nicht als „unvollständig“ und damit als „nicht sammelwürdig“ ansehen.

Bei Luftpostbriefen nach Südamerika ist für mich ein lesbarer Ankunftstempel jedoch ein „Muss“, da es nach meinen Beobachtungen – zumindest in den ABC-Staaten – bis in die Zeit des 2. Weltkrieges gängige Praxis war, auch auf einfachen Luftpostbriefen bei der Ankunft rückseitig einen auf die Luftpostbeförderung hinweisenden Ankunftsstempel anzubringen.

2. Etwas anders verhält es sich nach meinen Beobachtungen mit Luftpost aus Europa in die USA. In der Zeit bis 1938 gab es noch keine durchgehenden Flüge mit Postbeförderung über den Nordatlantik, so dass Luftpostbriefe über den Nordatlantik mit dem Schiff nach New York und von dort aus weiter über das inner-amerikanische Luftpostnetz und daran anschließend auf den Foreign Airmail Routes (F.A.M.) ins Ausland (z.B. China oder Mittel- und Südamerika) befördert wurden. Auch wenn Durchgangsstempel auf derartigen Flugpostbriefen aus europäischen Zwischenstationen nur selten vorkommen, wäre ich bestrebt in meine Sammlung in erster Linie Luftpostbriefe mit einem Durchgangsstempel von New York (gibt es fast nur auf Luftpost-R-Briefen) und einem Ankunftsstempel vom Zielort aufzunehmen.

3. Die Anforderungen an die Rückseite eines Luftpostbriefes hinsichtlich Durchgangs- und Ankunftsstempel ist für mich kein Selbstzweck. Die Stempel dienen zum einen dem Nachweis des genauen Leitweges und ermöglichen über die Stempeldaten häufig auch den Nachweis, dass der Brief tatsächlich auch mit Luftpost befördert wurde. Heute existiert eine umfangreiche aerophilatelistische Fachliteratur, in der die Flugdaten der englischen, französischen, italienischen, niederländischen und deutschen Flugpostlinien nach Afrika, Asien sowie Nord- und Südamerika aus den 1920er und 1930er Jahren aufgeführt sind und mit deren Hilfe man einen Luftpostbrief einer konkreten Flug-Nr. inklusive Flugzeugtyp mit konkreten Abflug- und Ankunftsdaten sowie den Namen der Besatzungen und etwaigen Unregelmäßigkeiten der Luftpostbeförderung wie z. B. Notlandungen, Abstürzen und Verspätungen sowie den Grund hierfür zuordnen kann, wenn Abgangs- und Ankunftsdatum auf dem Brief durch entsprechende Poststempel dokumentiert sind. Dass Luftpostbriefe mit zahlreichen rückseitigen Durchgangs- und Ankunftstempeln, die den Laufweg des Luftpostbriefes dokumentieren, seltener sind als solche ohne hattest Du schon selber zutreffend festgestellt. Dies beeinflusst auch den Wert des Luftpostbriefes beim Weiterverkauf, was zumindest für mich ein wesentliches Kriterium beim Erwerb eines Luftpostbriefes ist.

4. Fälschungen der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe lagen mir bislang noch nicht vor. Nach meiner Erfahrung steht der Zeit- und Kostenaufwand für eine Fälschung der hier bislang gezeigten Erst- und Bedarfsflugbriefe in keinem sinnvollen Verhältnis zum Wert der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe, der nach meiner Einschätzung im mittleren zwei- bis dreistelligen Euro-Bereich liegen dürfte. Fälschungen von Luftpostbriefen sind mir bislang in erster Linie nur bei Zuleitungspost zu den Zeppelinfahrten der 1930er Jahre aus exotischen Staaten und den Zeppelinbriefen der Lakehurst-Katastrophe im Mai 1937 bekannt geworden.

Ich hoffe dies beantwortet Deine Fragen aus Deinem Posting [#21] vom 01.02.2018 erschöpfend. Falls nicht, frage einfach nochmal nach.

MfG saintex

P.S. Im nächsten Beitrag von mir wieder was mit Bild zum Anschauen
 
Detlev0405 Am: 06.02.2018 10:54:33 Gelesen: 178885# 25 @  
@ saintex [#24]

Hallo Wolfgang,

danke für Deine ausführlichen Darlegungen zu Luftpost der 20er und 30er Jahre allgemein und speziell. In vielen Punkten decken sich Deine Ansichten mit meinen. Hilfreich war für mich auch Deine Einschätzung zur Fälschungsgefährdung von Belegen aus dieser Zeit, nun kann ich wieder etwas "leichtsinniger" sein (na wohl mehr mutiger).

Ich bemühe mich auch immer, selbst bei den Bedarfsbelegen, sie so komplett wie möglich zu bekommen, um eine Strecke auch richtig dokumentieren zu können. Nun kommt aber das berühmte A B E R . Ich habe zum Beispiel im nächsten Beitrag einen Beleg von Prag in die Schweiz, wo man von den akkuraten Schweizern einen Ankunftsstempel 1933 erwartet am Flughafen Zürich. Aber da irrt der liebe Sammler Detlev und nur der Abgangsstempel vom Flughafen Prag bestärkt mich in meiner Annahme, das der Beleg trotzdem per Luftpost befördert wurde. Auch das glatte Gegenteil kann ich belegen - viele Durchgangsstempel, wo ich zumindest die tschechischen Stempel als echt einordnen kann und trotzdem macht der Beleg keinen Sinn.

Ich werde mich aber auch in Zukunft an die von Dir hier noch einmal aufgezeigten Prinzipien halten und lieber mal auf einen Beleg verzichten.

Auf jeden Fall noch einmal Dank für dein Statement.

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 07.02.2018 13:48:28 Gelesen: 178826# 26 @  
Luftpost von Prag in die Schweiz war in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts etwas kompliziert am Anfang. Die eigentlich logische Trasse war Prag – München – Zürich, leider nicht praktikabel wegen den Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland, in dessen Folge Deutschland keine Landerechte an die Tschechoslowakei vergab und die entstehende Lufthansa keinen Luftpostverkehr nach der Tschechoslowakei unterhalten konnte.

So kam es dazu, das ein direkter Flugverkehr erst am 02.06.1930 auf der Strecke Prag – München – Zürich nach Basel eröffnet wurde durch die Ad Astra. Ab 1927 beflog die Lufthansa die Strecke Prag – München – Zürich – Lausanne – Genf – Marseille- sie wurde 1935 von der CSL übernommen. Eine weitere Variante war die Beförderung durch die CIDNA, allerdings über den Umweg von Straßburg.



Hier ein Bedarfsbeleg eines Fluges der DLH nach Zürich vom 16.08.1933. Frankiert mit zwei schönen Randstücken der Mi. Nr. 303 und 304 wurde er in Prag 1 aufgegeben. Auf der Rückseite der Luftpost Abfertigungsstempel von Prag 7 in der Version Horka 158 a. Eine weitere Version dieses Stempel hatte die Unterscheidungsbuchstaben b und c unter Praha 7. Leider haben die Schweizer Postbeamten in Zürich den Ankunftsstempel vergessen.

Viel spannender ist ein Beleg auf der Gegenstrecke aus der Schweiz nach Prag. Sicher, man sieht ihm den Bedarf an, aber dafür dokumentiert er eindeutig die Beförderungsetappen.



Der Absender machte wohl Urlaub in der Schweiz, nämlich in Zermatt. Dort wurde der Brief am 28.07.1930 aufgegeben. Eigentlich gab der Absender einen Leitvermerk über Zürich – München vor, aber das interessierte den Schweizer Postbeamten nicht. Offensichtlich gab es eine schnellere Verbindung nach Prag, nämlich durch die CIDNA. Daher führte der Weg über Zürich 29.07. um 17 Uhr und Basel 29.07. um 24 Uhr nach Straßburg Ankunft am 30.07.1930. Wenn ich den Stempel richtig deute, ist er zum Weiterflug um 4 Uhr abgefertigt worden. So kam er am 30.07.1930 gegen 10 Uhr in Prag an (siehe Vorderseite).

Garniert wird der Urlaubsgruß mit zwei Vignetten von Schokoladen Herstellern auf der Rückseite des Briefes.

Viel Spaß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 10.02.2018 15:39:25 Gelesen: 178768# 27 @  
Am 01.05.1937 wurde die inner tschechische Linie Brno – Zlin – Piestany eröffnet. Wer heute diese Strecke auf der oben gezeigten Karte sieht sagt bestimmt – na und ? Brno und Piestany waren zu dieser Zeit bereits in das tschechische Streckennetz eingebunden, warum dann so einen Hyphe wegen Zlin und seine Anbindung ?

Da müssen wir zurück in die Ende 20er, Anfang 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Zlin war der Sitz des Bata – Schuhkonzerns, bereits ab 1930 Weltmarktführer. Ausführliche Beschreibung des Konzerns ist hier zu ersehen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bata_(Konzern)

Dieser Konzern war es auch, der die Anbindung des Ortes Zlin an das tschechische Luftpostnetz vorantrieb, um somit im internationalen Luftverkehr angebunden zu sein. Verständlich, wenn man weiß das Bata zu dieser Zeit weltweit präsent war.



Hier ein Beleg zum Erstflug Zlin – Piestany – Prag – Stockholm. Das interessante ist die Firmenkarte, die von Bata initiiert wurde. Im Gegensatz zu den CSA – Karten, die zu Eröffnungen der CSA Linien vertrieben wurden, war diese Karte privaten Ursprungs und nur ab Zlin eingesetzt (nach meinen Kenntnissen). Hier eine Version in englischer Sprache.



Der zweite Beleg, auch von der Firma Bata, ist in französischer Sprache herausgegeben worden. Er dokumentiert die Strecke Zlin – Piestany. Bei diesem Beleg ist die Flugpost Vignette von Bata beachtenswert, die relativ selten auf Belegen anzutreffen ist (Mahr Band 3 Seite 120). Diese Form der komplexen Werbung durch eine private Firma ist zumindest in der tschechischen Luftpost einmalig.

Ein schönes Wochenende wünsche ich euch
Detlev
 
22028 Am: 10.02.2018 17:32:27 Gelesen: 178756# 28 @  
Hier ein Brief aus 1927 nach Baghdad/Irak. So etwas ähnliches suche ich, allerdings nicht als Luftpost sondern mit der Overland Mail Haifa-Baghdad transportiert! Der LP Brief ist NICHT in meiner Sammlung.


 
Detlev0405 Am: 10.02.2018 18:14:48 Gelesen: 178744# 29 @  
@ 22028 [#28]

Hallo Rainer,

kannst Du über die Rückseite des Briefes verfügen und sie einstellen ?
Es spricht doch einiges dafür, das dieser Brief zumindest auf der Destination Prag - Frankreich befördert wurde. Die israelischen Flughäfen wurden ja nach meiner Kenntnis erst in den 30 er Jahren durch die britische Mandatsmacht errichtet, so das mir für 1927 kein Airport bekannt ist.

Das verkleben der Luftpostmarke, der handschriftliche Vermerk Avion und die Gewichtsangabe 8 g, beides offensichtlich vom Postbeamten vorgenommen in Prag 1 (zuständiges Postamt für Luftpostabfertigungen), sprechen sehr für eine Luftpost Abfertigung. Aber ohne Rückseite wohl kaum definitiv zu beantworten.

MfG Detlev
 
22028 Am: 10.02.2018 18:25:32 Gelesen: 178741# 30 @  
@ Detlev0405 [#29]

Der Herr sandte mir das Bild, keine Stempel dort, auch fehlt die Rückklappe.


 
Detlev0405 Am: 10.02.2018 20:21:14 Gelesen: 178728# 31 @  
@ 22028 [#30]

Hallo Rainer,

danke für die Rückseite - dann wird wohl die Beförderung, was die Luftpost betrifft, ein Mysterium bleiben.

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 13.02.2018 13:27:45 Gelesen: 178648# 32 @  
Der heutige Brief ist außergewöhnlich – und außergewöhnliche Dinge erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. So habe ich mich an saintex hier aus dem Forum gewandt und mit seiner großzügigen Hilfe zusammen den Brief entschlüsselt.



Warum nun ein außergewöhnlicher Brief ? Weil er nicht das ist, was er vorgibt.
Es hat weder einen 1. Postflug auf der Strecke Bremerhaven – Marienbad (auch nicht Prag) gegeben noch einen irgendwie gearteten Erstflug auf dieser Strecke.



Warum auch – seit dem 19.04.1927 betrieb die DLH eine Direktverbindung zwischen Bremen und Prag über Hannover, Halle/Leipzig und Chemnitz. Somit macht eine Verbindung von Bremerhaven aus keinen Sinn.

Hinzu kommt eine weitere Auffälligkeit – es ist der angebrachte Leitvermerk in Form eines Stempels.



In der Regel ist er zu finden auf Belegen, die aus der Tschechoslowakei herausgingen. Ursache solcher privaten Stempel (es ist kein offizieller Stempel) war eine Anordnung des Postministeriums, das eine eindeutige Beschriftung für ins Ausland gehende Luftpost vorschrieb. Zur Zeit des Briefes war die AO aber bereits aufgehoben durch eine neue AO zum verkleben eines allgemeinen blauen (amtlichen) Luftpostaufklebers.

Auch ungewöhnlich ist der Luftpostbestätigungsstempel von Bremerhaven. Nicht das er nicht echt wäre, er entspricht dem Mi. Nr. F 14-03 b aus dem Michel Flugpost Spezial Katalog. Nur macht er keinen Sinn, der Brief ging in Bremerhaven erst auf Reisen.

Alles deutete auf einen Fake Beleg hin. Blieb nur noch die Hoffnung auf den Sommerflugplan der DLH AG, gültig vom 21.05.1929 – 31.08.1929 . Und da wurden wir fündig am 22.05.1929.

Ab Bremerhaven 08.05 Uhr
an Hamburg 08.50 Uhr
ab Hamburg 11.05 Uhr
an Hannover 12.25 Uhr
ab Hannover 12.35 Uhr
an Leipzig 14.15 Uhr
ab Leipzig 14.30 Uhr
an Prag 16.40 Uhr
 

Genutzt wurden die Linien 125, 121 und 111 der DLH.

Letztendlich wurde ein Bedarfsbeleg aus dem ganzen, der auf einer ungewöhnlichen Destination abgefertigt wurde.

Viel Spaß wünsche ich,
Detlev
 

Detlev0405 Am: 16.02.2018 18:22:30 Gelesen: 178565# 33 @  
Heute habe ich für euch einen schönen Bedarfsbeleg in Form einer Ansichtskarte, die gleich mehrere Geschichten erzählt.

Zum Ersten die Vorderseite der Karte vom Flugplatz Marienbad. Die offizielle Geschichte der Luftpost beginnt auf diesem Flugplatz mit dem Erstflug von Marienbad nach Prag und retour am 01.06.1925. Keiner ahnt dabei, das dieser Ort eine viel längere Geschichte hat. Bereits im Jahre 1912 waren erste Flugaktivitäten hier vor Ort zu verzeichnen. Auch Ballonflüge hatten diesen Ort zum Ziel selbst aus Österreich.

Auskunft findet ihr hier (leider nur in tschechisch). http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-ml.htm

Vielleicht kann ja einer der Flugzeugspezialisten die 3 Maschinen identifizieren, ich bin dafür leider nicht der richtige Ansprechpartner.



Die Postseite dieser Karte ist für mich ein kleines Highlight. Zwei Flugstrecken verewigen sich dort. Zuerst wurde die Karte auf der Strecke Marienbad – Prag befördert. Der Abgangsstempel in Marienbad (Horka R8 163b) ist zweisprachig, in tschechisch und in deutsch. Der Ankunftsstempel von Prag (Horka R2 157a) war von 1921 bis 1939 in Betrieb und damit wohl der am meisten verwendete Bestätigungsstempel.



Dann ging es von Prag nach München, ebenfalls mit Luftpost. Die DLH war auf dieser Strecke seit dem 19.04.1927 unterwegs. Aber ob die DLH oder die Ad Astra, die seit dem 02.06.1930 die Strecke Prag – München – Zürich – Basel flog, die Karte befördert hat, kann ich nicht nachvollziehen. Hauptsache sie kam in München an und das zeigt ja der Bestätigungsstempel.

Und das noch nicht genug, ziert diese Karte noch der private Stempel des Flugplatz Restaurants, das auch gleichzeitig Kantine für das Personal war.

Ein schönes Wochenende wünsche,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 20.02.2018 13:48:05 Gelesen: 178469# 34 @  
Ein Brief von Podmokly (Bodenbach) nach Stara – Kanjiza und das per Luftpost ? Da ist erst einmal Geografie Kunde notwendig ehe man sich ein Urteil bilden kann. Bodenbach liegt im Südwesten der Tschechoslowakei, Stara – Kanjiza im Norden des heutigen Serbiens an der Grenze zu Ungarn.



Beachtenswert ist die kurze Beförderung von Bodenbach nach Prag, innerhalb von 3 Stunden bis zum Flugplatz in Prag. Von dort ging es in ein Flugzeug nach Wien – Ankunft am 15.09.1937 gegen 9 Uhr. Von dort aus ging es flott nach Belgrad, die Ankunft war bereits um 13 Uhr. Der Flug von Wien nach Belgrad erfolgte mit der österreichischen Flugpost.



Beim Flugplatz Belgrad ist eine Erläuterung notwendig. Im Tagesstempel steht Zemun, im Mittelstück Flugplatz Belgrad. Zemun ist heute ein Stadtteil von Belgrad und zu dieser Zeit im Großraum Belgrad gelegen. Heute beherbergt Zemun den Stab der Serbischen Luftstreitkräfte, zwei weitere Flugplätze sind in Belgrad direkt und Batajnica.

Beste Grüße
Detlev
 
Detlev0405 Am: 24.02.2018 16:21:49 Gelesen: 178386# 35 @  
Heute möchte ich auf eine Besonderheit aufmerksam machen im tschechischen Luftpostverkehr. Es geht um den Standort Bratislava. Bereits am 29.10.1923 mit der Eröffnung der Linie Prag – Bratislava wurde der Standort in das tschechische Luftpostnetz aufgenommen.

Die Abfertigung von Flugpost sollte in Bratislava 1 – Bratislava Letiste (Flugplatz) erfolgen von 1927 - 1933. Der Stempel ist dem von Prag in Rechteck Form ähnlich. Ab 1936 – 1939 erfolgte die Abfertigung unter Bratislava 2 (nach Horka).

Um so erstaunter wird so mancher Sammler sein, wenn er gar keinen Bestätigungsstempel auf Luftpostsendungen findet. Sowohl auf dem folgenden Brief aus 1928 als auch 1938 ist kein derartiger Stempel zu finden. Dazu ist es hilfreich, bei Horka die Bemerkung nach dem Stempel R6 (Bratislava 1), zu beachten. Dort verweist er ausdrücklich darauf, das den Stempel nur Post erhielt, die direkt im Abfertigungsgebäude bearbeitet wurde. Offensichtlich gab es eben auch andere Wege der Post, die gar keine postalische Behandlung in Bratislava ermöglichten.



Brief von Prag nach Bratislava vom 14.12?1928 oder 14.07.1928. Wäre eine Frage für das Sonntagsrätsel.



Frankiert mit den Mi.Nr. 199 – 201 wurde der Brief per Einschreiben und Luftpost geschickt. Na gut, da der Brief von der Briefmarkenversandstelle der Post geschickt wurde, sollte der Aufwand kein Problem sein.



Der zweite Beleg ist 19.09.1938 von Brno nach Bratislava gesandt worden. Frankiert mit den Mi. Nr. 303 + 304 als Luftpostmarken und der Mi.Nr. 278 als Ergänzungswert wurde der Brief ordnungsgemäß als Luftpost abgefertigt.



Sehr schön ist der Aufgabestempel von Brno.



Das er nur per Luftpost befördert sein kann, kann man an der Laufzeit nachvollziehen. In Brno um 16 Uhr aufgegeben, ist er am Bestimmungsort bereits um 9 Uhr angekommen. Und Ladzany liegt etwa 160 km östlich von Bratislava.

Beide Belege haben keinen Ankunftsstempel.

Ein schönes Wochenende noch,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 27.02.2018 13:12:34 Gelesen: 178338# 36 @  
Manchmal sind es ganz unscheinbare Belege, die eine große Geschichte erzählen können. So wie dieser Beleg vom 04.08.1936 aus Berlin.



Vom 01. - 16.08.1936 fanden in Berlin die Olympischen Sommerspiele statt. Zeitlich und von der Marke her passend wurde dieser Beleg per Flugpost von Berlin C nach Prag 82 aufgegeben. Sehr schön frankiert mit einer Mi. Nr. 615 aus dem Deutschen Reich ist dieser Beleg auch richtig frankiert, 5 Pf für die Drucksache und 20 Pf Luftpostgebühr. Ein schöner Beleg, der auch in jede Sammlung zu Olympia passen würde.

Einen schönen Tag noch,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.03.2018 10:56:01 Gelesen: 178281# 37 @  
[#32]

In Ergänzung dieses Beitrages habe ich nun vom Stadtarchiv Bremerhaven eine Auskunft erhalten, die Wolfgangs und meine Nachforschung zu dem Beleg erhärtet. Mit Zustimmung von Herrn Jürgensen kopiere ich seine Auskunft nachfolgend :

Sehr geehrter Herr Röhn,

zu Ihrer Anfrage können wir Ihnen folgendes mitteilen.

Am 20. Mai 1929, einem Pfingstmontag, wurde auf dem Flugplatz Bremerhaven ein Großflugtag mit verschiedenen flugtechnischen Vorführungen veranstaltet. Mehrere damals sehr bekannte deutsche Kunstflieger zeigten dabei ihre Fertigkeiten.

Diese Veranstaltung ist in der zeitgenössischen Tagespresse am 21. Mai ausführlich gewürdigt worden. Im Anschluss an die Berichterstattung über den Flugtag findet sich eine kurze Notiz mit folgendem Inhalt:

Der Luftpostverkehr vom Flughafen Bremerhaven-Wesermünde nach Hamburg mit Anschluß an Berlin und weiter ist am 21. Mai aufgenommen worden. Schlußzeit für Luftpostsendungen beim Postamt in Bremerhaven um 7.15 Uhr. (Norddeutsche Volksstimme, 21.5.1929).

Über die Zusendung einer Kopie Ihres Luftpostbriefes würden wir uns sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Uwe Jürgensen

Magistrat der Stadt Bremerhaven
Stadtarchiv
Uwe Jürgensen
Hinrich-Schmalfeldt-Straße - Stadthaus 5
27576 Bremerhaven
Tel. 0471-590-2788
Fax: 0471-590-2005


Auch hier wieder die Bestätigung, das lokale Archive bis hin zum Bundesarchiv sehr kooperativ sind und bei kleinen Anliegen bisher immer kostenlos. Es lohnt sich, einfach nachzufragen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 03.03.2018 10:47:47 Gelesen: 178244# 38 @  
Am 01.06.1932 wurde durch die CSL (private tschechische Luftfahrtgesellschaf) die Strecke Marienbad – Karlsbad – Chemnitz mit Anschluss nach Halle / Leipzig eröffnet.



Dieser Brief wurde auf der Teilstrecke Chemnitz – Karlsbad befördert. Frankiert mit den Mi. Nr. 379 und A 379 (5 Pf. für die Drucksache und 20 Pf. für die Luftpostgebühr) war er ordnungsgemäß freigemacht. In Chemnitz mit dem Flugplatzstempel versehen und zwischen 5 und 6 Uhr abgefertigt, traf er in Karlsbad um 20 Uhr ein (siehe Rückseite). Beachtenswert die 3 verschiedenen Stempel von Karlsbad 1 mit den Unterscheidungsbuchstaben 4a, 9b und 7b. Da der Brief ordnungsgemäß frankiert war, bleibt die Frage offen, wofür die Gebühr in Höhe von 30 Heller erhoben wurde und mittels Mi. Nr. P 58 Tschechoslowakei auf der Vorderseite verklebt wurde. Die Gebühr wurde gegenüber dem Empfänger für die Lagerung bei der Post erhoben. Interessant beim Stempelabschlag auf der Gebührenmarke – es wurde keine Zeit eingestellt. Diese Strecke ist wohl bei den Sammlern etwas untergegangen, denn nach Horka gehören alle Belege dieser Strecke zu den seltensten der Periode 1931–1939.

Ein schönes Wochenende wünsche ich
Detlev
 
Detlev0405 Am: 06.03.2018 13:31:52 Gelesen: 178207# 39 @  
Meinem heutigen Beleg sieht man einfach an, es ist ein Bedarfsbeleg. Nach 80 Jahren und tausenden Kilometern Reise kann man das auch mal so hinnehmen, Hauptsache die Merkmale einer echten Luftpostbeförderung sind alle vorhanden. Und dafür hatte ja Wolfgang gute Anhaltspunkte in einem früheren Beitrag geliefert.



Aber schon der Abgang des Beleges ist sehr interessant. Aufgegeben in Bensen am 15.02.1937, einer Kleinstadt im Kreis Decin, ging er auch nach Decin (Bodenbach als Ortsteil von Decin). Hier sollte er eigentlich nach Prag weitergeleitet werden, um von dort als Luftpost weiter befördert zu werden. Statt dessen wurde der Brief am 17.02.1937 per Bahnpost nach Berlin geschickt, wo er am 17.02.1937 angekommen ist und am Luftpostamt Berlin C L 2abgefertigt wurde.



Der rote Bestätigungsstempel für Deutsche Luftpost Europa – Südamerika bezeugt die Beförderung mittels der DLH auf der Südamerika Linie. Mit dem Ankunftsstempel Asuncion wird der Flug hier komplett dokumentiert.



Ein schwacher Ankunftsstempel in Villarica komplettiert den gesamten Postweg.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.03.2018 15:06:37 Gelesen: 178038# 40 @  
Wer zu spät kommt den bestraft das Leben – so ging es auch dem folgenden Brief. Ursprünglich wurde der Erstflug Brno – Zlin – Piestany für den 03.05.1937 in den Amtsblättern avisiert.Es gelang der CSR jedoch, die Flugverbindung von Piestany weiter nach Uzhorod bereits vorfristig sicher zu stellen und somit konnte der Flugbetrieb vorfristig am 01.05.1937 eröffnet werden. Diese Information erreichte jedoch nicht mehr jeden und so kam es zum folgenden Zubringer.



Am 03.05. wurde der Brief in Brüssel am Flughafen um 10 Uhr aufgegeben. Er kam in Prag gegen 16 Uhr an und wurde dementsprechend abgefertigt (siehe Stempel Vorderseite ). Auf der Rückseite ist die weitere Beförderung um 21 Uhr ausgewiesen. Jetzt gibt es theoretisch zwei mögliche Streckenführungen, eine nach Brno und die zweite direkt Prag – Piestany. Es ist davon auszugehen, das der Flug über Brno erfolgte, um von dort am 04.05.1937 zum Bestimmungsort in Zlin geflogen zu werden.

Auf Grund der Verschiebung des Erstflugtermins wurde in Zlin 2 der Einsatz des Sonderstempels für den Zeitraum vom 01. - 03.05.1937 genehmigt. Eine Verwendung dieses Stempels noch am 04.05.1937 ist schon außergewöhnlich und relativ selten anzutreffen.



So wurde aus dem eigentlich geplanten Zubringerbeleg aus Belgien für einen Erstflug ein ganz normaler Luftpostbrief auf der Strecke Brüssel – Prag – Brno – Zlin.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 26.03.2018 11:48:50 Gelesen: 177940# 41 @  
Eine Strecke und zwei Erstflüge – das war in den 20er und 30er Jahren in der Tschechoslowakei keine Ausnahme. Theoretisch wären sogar 4 Erstflüge möglich gewesen, nämlich durch die CIDNA, CSA, CLS und DLH.

Heute geht es um die Strecke Prag – Breslau auf der 2.Flugtrasse der Tschechoslowakei Prag – Warschau. Während die Direktverbindung nach Warschau bereits am 24.04.1921 eröffnet wurde, zeichnete sich im Laufe der praktischen Flüge ab, das eine Zwischenstation für die Flugzeuge von Vorteil wäre. So wurde 1925 der Flugplatz Gleiwitz angeflogen, stellte sich aber im gleichen Jahr als unattraktiv heraus. So nahm man 1926 die Destination über Breslau auf – sie hielt bis 1939 zum Ende der Tschechoslowakei.



Am 10.08.1926 flog als erste Gesellschaft die CIDNA auf der Strecke Prag – Breslau. Typisch für diesen Beleg die neben der in tschechisch stattfindenden Bezeichnungen die in Französisch. So ist der Richtungsaufkleber komplett in französisch gehalten. Der vielen bekannte blaue Aufkleber in tschechischer Sprache war erst mit der Reform vom 01.04.1928 zwingend vorgeschrieben.



Der abgeschlagene Erstflugstempel von 1926 wurde offiziell beim Postamt Prag Flughafen eingesetzt. Er besaß eine auswechselbare Jahreszahl und war deshalb auch schon 1925 anzutreffen. Später wurde er weiter verwendet bis 1938, aber ohne jegliche Jahreszahl.



Der rote Kennzeichnungsstempel für Flugpost ist typisch für die beim Postamt Prag 82 abgefertigte Post.



Komplettiert wird die Beförderung durch den Ankunftsstempel vom Postamt Breslau 1. Der komplette Beleg ist auch bei Mahr Band 3 Seite 103 abgebildet.



Am 19.04.1927 nahm die Deutsche Lufthansa auf der gleichen Strecke den Flugbetrieb auf. Obwohl die Abfertigung ebenfalls beim Postamt Prag 82 durchgeführt wurde, hatte sich inzwischen der Abfertigungsstempel für Luftpost geändert. Es kam der Achteckstempel zum Einsatz, der seit dem 16.03.1927 in Gebrauch war. Normal wurde er in Schwarz abgeschlagen, lediglich die Flüge Prag nach München / Breslau und Chemnitz erhielten einen roten Abschlag.

Die CLS gab aus diesem Anlass eine offizielle Karte heraus, konnte durch den Vorlauf im Druck nicht mehr verhindern, das der Flug einen Tag später stattfand als auf der Karte ausgewiesen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 03.04.2018 09:03:42 Gelesen: 177782# 42 @  
Heute ein recht unscheinbarer Brief, der meine Aufmerksamkeit eigentlich nur wegen dem Adressaten erweckt hat. Er knüpft nahtlos an den Beitrag [#27] an, Post an die damalige Weltfirma Bata in Zlin.



Es gab bei dem Brief nur zwei Anhaltspunkte für eine bedarfsgerechte Beförderung – der Abgangsstempel vom Flugplatz Prag am 24.11.1936 und der Ankunftsstempel von Port of Spain am 07.12.1936. Für mich begann nun die Suche nach der richtigen Fluglinie. Meine erste Überlegung nach einem Blick auf die Landkarte und der Tatsache, das die Tschechische Luftpost eng verbunden war mit der französischen – der Flug ging über Prag – Marseille – französisch Guyana nach Trinidad. Das war aber mit dem verklebten Porto unvereinbar. Das hätte für einen einfachen Brief zu der Zeit 20,- Kc gekostet. Der zweite mögliche Weg über Berlin und Stuttgart fielen auch aus, da der rote Stempel für Europa – Südamerika Flüge fehlte.

So habe ich die Notbremse gezogen und mich wieder an „saintex“ gewandt mit der Bitte um Hilfe. Es war eine gute Entscheidung. Wolfgang machte mich auf den Weg über New York und von dort nach Port of Spain aufmerksam.

So ergibt sich nach unseren gemeinsamen Nachforschungen folgender Weg für diesen Brief (höchste Wahrscheinlichkeit, da Etappenstempel bei der Beförderung fehlen).

Von Prag ging der Brief nach Paris und dort weiter nach Cherbourg oder Le Havre. Das beansprucht maximal 2 Tage. Die größere Wahrscheinlichkeit liegt aber beim Hafen Cherbourg, weil hier primär neben Passagieren Fracht und Post abgefertigt wurde, in Le Havre in erster Linie französische Dampfer abgingen. Mit dem Schiff ging es nach New York, zur damaligen Zeit eine Reisedauer von 5-6 Tagen. Von New York ging der Brief nach Miami mit der Eastern Airlines, die zu der Zeit ihr Stammquartier in Miami hatte und das Monopol auf der Strecke New York – Miami. Das beansprucht einen Tag.

Die weitere Beförderung erfolgte dann von Miami nach Port of Spain mit der Pan American Airways System Inc. (PAA) direkt auf der Strecke Miami - Buenos Aires. Hier gibt die PAA an, das eine Beförderung von Miami nach Port of Spain maximal 2 Tage in Anspruch nimmt. 13 Tage war die Laufzeit des Briefes – 11 Tage wurden Netto benötigt für diese Strecke. So war der logische Weg gefunden.

Dazu passt dann auch das Porto von 7,00 Kc. Laut Horka (Seite 213) betrug das Porto zu den Kleinen Antillen in der Porto Periode 30.11.1935 – 11.11.1937 für einen einfachen Brief 3,50 Kc. Also handelt es sich um einen Doppelbrief bis 10 g.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 09.04.2018 13:47:42 Gelesen: 177574# 43 @  
Heute erweckt eine ganz normale Luftpostbeförderung aus der Tschechoslowakei nach Deutschland unsere Aufmerksamkeit.



Am 18.07.1932 wurde in Bruntal (deutsch Freudenthal) der Brief auf Reisen geschickt. Bruntal liegt etwa 60 km nordwestlich von Ostrau fast an der polnischen Grenze und damit näher an Katowice als an Brno. Da eine Fluglinie vom nahe gelegenen Flugplatz Mährisch Ostrau nach Prag erst 1935 eröffnet wurde, kann man eindeutig sagen, das die Post von 18 Uhr bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr in Prag auf dem Landweg befördert wurde.

Bereits um 1-2 Nachmittags war der Brief in Leipzig angekommen, in nicht einmal 24 Stunden. Bestätigt auch durch den Luftpostbestätigungsstempel Michel F 50-02 vom Flughafen Halle/Leipzig.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 16.04.2018 13:07:04 Gelesen: 177401# 44 @  
Das Jahr 1927 war ein sehr aktives Jahr der Deutschen Lufthansa in seinen Beziehungen zur Tschechoslowakei und gekennzeichnet durch viele neue Linien zwischen beiden Ländern. So wurde am 19.04.1927 der Direktflug zwischen Bremen und Prag eröffnet. Die Strecke wurde in Etappen geflogen (Bremen – Hannover – Halle/Leipzig – Chemnitz – Prag) und so kommen verschiedene Beförderungsbelege vor. Diese Linie wurde bis zum 31.10.1934 betrieben. Dementsprechend finden wir auf dieser Strecke 4 verschiedene Erstflugbelege – von Bremen nach Prag, Hannover nach Prag, Halle/Leipzig nach Prag und Chemnitz nach Prag.



Von der letzten Etappe stammt dieser Beleg – von Chemnitz nach Prag (Horka 61 d). Abgefertigt beim Postamt am Flughafen Chemnitz zwischen 12 und 13 Uhr weißt der Beleg den Abfertigungsstempel Mi.Nr. A 10-02 auf.



Sehr attraktiv ist der Bestätigungsstempel für den Erstflug Mi.Nr. G 12-01.



Die Ankunft des Briefes in Prag wird durch den Ankunftsstempel Horka R2 – 157d um 16 Uhr dokumentiert. Er war von 1927 – 1929 im Einsatz. Belege auf dieser Teiletappe sind die am seltensten vertretenen der ganzen Strecke.



Der zweite Beleg auf dieser Strecke ist ein reiner Bedarfsbeleg. Der Flug fand am 25.10.1930 statt, 6 Tage vor Beginn der Winterpause. Er weißt den gleichen Abfertigungsstempel wie der Erstflug auf, nur der Ankunftsstempel hat sich geändert. Es handelt sich um den Stempel R2 – 157bb nach Horka, der von 1926 – 1939 im Einsatz war.

Bei dem Erstflugbeleg bin ich das erste Mal in einer sehr extremen Weise auf ein Problem gestoßen, was die theoretische Bewertung eines solchen Beleges betrifft. Michel weißt einen Preis x für den Erstflug auf, der Preis für den Abfertigungsstempel ist vernachlässigbar. Der Bestätigungsstempel für den Erstflug hat den gleichen Preis wie der Erstflug als solches. Da der Empfangsstempel in Prag nach Horka einen Aufschlag von 15% des Belegwertes rechtfertigt, komme ich da doch ins grübeln. Ist ein Erstflugbeleg nicht zwangsläufig mit einem Bestätigungsstempel für den Erstflug versehen ? Wie muss man die Bewertung der Einzelteile aus dem Michel zusammen fassen ? Ich weiß, das das nichts mit dem realen Marktwert zu tun hat, mir geht es hierbei lediglich um das Verständnis um Umgang mit dem Katalog an Hand eines konkreten Beispiels.

Vielleicht können die erfahrenen Sammler mir ja ein paar Hinweise geben ?

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 23.04.2018 08:57:14 Gelesen: 177174# 45 @  
Luftpost von der Tschechoslowakei nach Österreich war seit 1922 üblich und eine der am stärksten frequentierten Strecken zwischen Prag und Wien. Daher ist es besonders interessant, abweichende Destinationen von der Hauptstrecke zu finden.



Ein solcher Beleg ist zum Beispiel dieser Brief von Karlovy Vary nach Kalsdorf bei Graz. In Karlsbad am 06.08.1935 aufgegeben, wurde er um 13 Uhr abgefertigt. Von dort aus ging es nach Prag, wo er am gleichen Tag gegen 22 Uhr weiter abgefertigt wurde. Da die Linie Karlsbad – Prag bis zum 15.09.1938 betrieben wurde, kann hier ohne Zweifel eine Luftpostbeförderung angenommen werden. Von Prag aus ging es nach Wien. Leider ist der Stempel auf der Rückseite zwischen dem Prager und Kalsdorfer Stempel nicht zu entziffern. Da der Ankunftsstempel in Kalsdorf vom 08.08.1935 ist, kann angenommen werden, dass der Brief von Wien nach Graz auf dem Landweg befördert wurde. Zumal von Graz keine Luftpostbestätigung erfolgte. Aufgewertet wird die Beförderung durch den Versand als Einschreiben.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 30.04.2018 19:55:24 Gelesen: 177065# 46 @  
Der 15.08.1920 markierte einen Meilenstein in der Geschichte der jungen Tschechoslowakei – die erste zivile Luftpost wurde befördert. Auf der Strecke Prag – Straßburg – Paris fand der Flug statt, über die Menge der beförderten Briefe gibt es keine Angaben. In der Zeit vom 28.11.1918 bis zum 21.03.1920 fanden 12 registrierte Versuchsflüge statt, die vorwiegend durch die Armee sichergestellt wurden. Darüber gibt es auch Belege.

Die zivile Luftfahrt in der Tschechoslowakei wurde durch Frankreich aufgebaut. Deshalb waren auch die ersten Strecken alle durch französische Luftfahrtgesellschaften betrieben worden. Bis 1926 hatte die CFRNA das Monopol, die ab 1925 in CIDNA umbenannt wurde. Partner dieser Gesellschaft war eine rumänische Fluggesellschaft. Die Deutsche Lufthansa spielte auf den Strecken nach Frankreich keine Rolle, lediglich 1927 gelang es ihr , eine Strecke nach Marseille zu bedienen.

Erst im Jahre 1933 gelang es der CSA zusammen mit der CIDNA auf der Strecke Paris – Prag – Marienbad, in den Markt nach Frankreich einzudringen.



Dieser Brief von Prag nach Paris ist noch zweifelsfrei von der CIDNA befördert worden, da die CSA erst im September des gleichen Jahres in den Flugverkehr nach Paris einstieg.

Abgefertigt am 24.08.1933 um 17 Uhr am Postamt Prag 1 wurde er am Flugplatz mit dem üblichen Abgangsstempel am gleichen Tag um 23 Uhr versehen. Somit ist er eindeutig als mit Luftpost befördert einzuordnen, auch wenn in Paris kein Ankunftsstempel abgeschlagen wurde.

Viel interessanter ist der abgeschlagene Sonderstempel auf diesem Brief. Vom 21.08. - 04.09.1933 fand der 18.Zionistenkongress in Prag statt. Dem Ereignis ist dieser zweisprachige Stempel gewidmet.



Diese Karte vom 28.03.1938 wurde von Paris nach Prag befördert. Um 1.30 Uhr in Paris abgefertigt, erreichte sie Prag am gleichen Tag gegen 12 Uhr und weißt einen dem entsprechenden Ankunftsstempel auf vom Prager Flugplatz auf.

Möglicher Weise ist dieser Beleg mit der neu gegründeten Air France geflogen, die am 07.10.1933 gegründet wurde und die CIDNA in sich aufgenommen hat.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 07.05.2018 05:50:51 Gelesen: 176946# 47 @  
Heute wieder ein Beleg aus der Bäder Luftpost (Karlsbad, Marienbad), der nach Horka eigentlich gar nicht existiert. Aber der Reihe nach.

Im Beitrag [#9] bin ich schon einmal auf die Strecke Marienbad – Halle/Leipzig eingegangen. Der Eröffnungsflug fand am 15.05.1930 statt und ist im Horka unter der Nummer 86 registriert. Geflogen wurde diese Strecke durch die CLS. Wer nun den Rückflug bei Horka sucht, wird enttäuscht. Den gab es wohl nicht.

Ziehe ich also Mahr zu Rate und stoße zumindest unter der Nummer 17/05.01 neben dem Erstflug auf die Auflistung von Belegen zwischen Marienbad und Halle/Leipzig. Das könnte den Beleg wie folgt umfassen.



Zum Glück gibt es noch eine 3. Alternative, nämlich den Michel. In der Annahme, der Erstflug Halle/Leipzig wurde durch die DLH ausgeführt, begab ich mich dort auf die Suche. Nun war mein Erstaunen doch recht groß – der Erstflug auf der Strecke fand am 07.06.1930 statt und wurde durch die CLS ausgeführt. So ist dieser Beleg also ein Erstflug, um 16-17 Uhr in Halle/Leipzig aufgegeben und in Marienbad um 20 Uhr bereits abgefertigt (siehe Rückseite Bestätigungsstempel). Frankiert mit 2 x Mi.Nr. 411, der Mi.Nr. 391 sowie der Mi.Nr. A379 und versehen mit dem Flugplatzstempel Mi. Nr. A 32-05 kommt der Beleg als Erstflugbeleg sehr bescheiden her.

Gruß
Detlev
 
Filigrana Am: 07.05.2018 13:30:56 Gelesen: 176931# 48 @  
Detlev0405 Am: 07.05.2018 14:04:44 Gelesen: 176923# 49 @  
@ Filigrana [#48]

Hallo Adriana,

ich danke Dir für die 3 Links, den 2. kannte ich noch gar nicht. Schön noch weitergehende Informationen zu bekommen. Den 1. Link kann man so besser erreichen http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-otrokovice.htm .

Ich mag die tschechischen Dokumentationen, sie enthalten viel Bildmaterial, welches kaum bekannt ist.

LG Detlev
 
Detlev0405 Am: 14.05.2018 09:16:57 Gelesen: 176789# 50 @  
Heute wieder einmal ein Erstflugbeleg, der streng genommen gar keiner ist. Aber typisch für die tschechische Luftpost in seiner Entstehungsphase. Aber der Reihe nach. Die Strecke Prag – Bukarest gehört neben den 1920/21 eröffneten Linien nach Paris, London und Warschau zu den absoluten Anfängen der tschechischen Luftpost. Am 22.09.1922 fand auf dieser Strecke bereits der Erstflug statt – allerdings durch die französisch – rumänische Luftfahrtgesellschaft CFRNA (später CIDNA). Aus dem Jahre 1922 sind Belege auf dieser Strecke eine absolute Rarität. Zum Vergleich – in den Monaten Oktober bis Dezember wurden auf dieser Strecke insgesamt 9 Belege befördert (bisher bekannte Belege), während im gleichen Zeitraum auf der Strecke Prag – Paris insgesamt 826 Belege befördert wurden (vgl. Horka Seite 70 Tab. 20). Im Jahre 1925 wurde Bukarest Etappenziel auf der Strecke Prag – Ankara, eine wichtige Linie in den Süden Europas und nach dem Nahen Osten.



Erst im Jahre 1935 konnte die CSA die Flugverbindung nach Bukarest aufnehmen, nachdem die Exklusivrechte an der Strecke durch die CIDNA erloschen waren. Am 03.06.1935 eröffnete die CSA auf der Strecke Prag – Uzhorod – Cluj – Bukarest seine Verbindung auf dieser Strecke.

Hier ein Beleg als Ganzsache CDV 57 (2) mit Zusatzfrankatur Mi.Nr. 303 + 304. Versehen mit dem Erstflugstempel für diesen Flug, wird auf der Rückseite in Bukarest die ordnungsgemäße Abfertigung der Luftpost bestätigt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.05.2018 13:52:21 Gelesen: 175781# 51 @  
Am 19.04.1927 hat die DLH die Strecke München – Prag – Breslau und retour eröffnet. Historisch eingeordnet war diese Linie eigentlich ein Unikum – eine innerdeutsche Linie mit Zwischenlandung im Ausland, hier in der Tschechoslowakei.



Von dieser Auslandsbeförderung stammt der Beleg von der Etappe Prag – München. Aufgegeben am 02.05.1927 beim Postamt Prag 82 Letiste Kennbuchstabe b (Verwendung von 1926 – 1939), wurde die Ankunft durch den Flugbestätigungstempel in München 2 quittiert (Mi.Nr. F 77-03). Frankiert wurde der Brief mit Luftpostmarken Mi.Nr. 199 + 200 sowie Mi.Nr. 246A + 169A. Der Stempel zur Kennzeichnung von Flugpost ist ordnungsgemäß in französischer Sprache verfasst, die Richtungsangabe Breslau – Prag – München charakterisiert diesen Stempel als privaten Stempel. Der Stempel zur Eröffnung der Luftpostlinie war kreisrund (vgl. Mi.Nr. D 8-02).

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 11.06.2018 09:57:39 Gelesen: 174138# 52 @  
Heute habe ich wieder einmal einen Bedarfsbeleg aus der Bäder Gegend der Tschechoslowakei. Im Jahre 1927, genau am 11.07., eröffnete die DLH eine Verbindung zwischen Marienbad und Chemnitz. Der Rückflug wurde am 12.07.1927 durchgeführt. Obwohl es doch in beiden Ländern verhältnismäßig kleine Standorte waren, die durch die DLH bedient wurden, hielt diese Linie bis in das Jahr 1934. Das diese Linie ausschließlich für Urlauber in Marienbad geschaffen wurde, zeigen die Saison Zeiten, in denen diese Linie bedient wurde. Von 1928 an wurde sie ab Mai – von 1931 ab 01.06. geflogen und jeweils bis Ende August bzw. Mitte September bedient (Ausnahme 1931, hier nur bis zum 01.08.). In den Jahren 1928 bis 1931 wurde diese Linie sogar bis Berlin erweitert.



Der heutige Beleg ist eine typische Karte von Urlaubern aus Marienbad (siehe auch Text). Die Vorderseite zeigt eine Ansicht von Marienbad. Die Rückseite ist frankiert mit der obligatorischen Luftpostmarke Mi.Nr. 199 und ergänzt mit einer Mi.Nr. 260. Da der obligatorische blaue Luftpostaufkleber erst ab 1930 Pflicht war, wurde die Luftpostbeförderung ordnungsgemäß handschriftlich mit „Flugpost“ gekennzeichnet. Relativ selten auf Luftpostbelegen ist der Abfertigungsstempel von Marienbad 1. Solche Belege finden sich nur 20 Tage lang bis zum 31.07.1927. Dann wurde am 01.08.1927 der beliebte zweisprachige Flugplatzstempel von Marienbad eingeführt (Horka Nr. R8). Die Beförderung wurde in Chemnitz mit dem Flugpostbestätigungsstempel Mi.Nr. F 18-01 ordnungsgemäß quittiert.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.06.2018 13:10:21 Gelesen: 173773# 53 @  
Heute habe ich einmal ein Randgebiet der Luftpost aus dieser Zeit heraus gesucht. Es handelt sich dabei um eine kleine Auswahl von Werbestempeln zu diesem Gebiet.



Vom 12.06. bis zum 06.07.1937 fand in Prag Holesovice auf dem dortigen Ausstellungsgelände die gesamtstaatliche Luftfahrtausstellung statt. Offensichtlich ist die geplante Ausstellungsdauer bis zum 20.06. (siehe Werbestempel) verlängert worden, was bei großer Beliebtheit nicht unüblich war. Dieser Stempel ist neben dem zweiten Stempel hier einer der beliebtesten Werbestempel aus der Zeit der Tschechoslowakei.



Der zweite hier aufgezeigte Stempel ist ein propagandistischer Werbestempel. 1935 erfolgte der Aufruf, 1000 neue Piloten für die Luftfahrt anzuwerben. Im Werbestempel wurde keine konkrete Aussage getroffen, ob für den zivilen oder militärischen Bereich – aber beide hatten einen großen Bedarf und man kann davon ausgehen, das die Spezifikation bei den persönlichen Gesprächen statt fand. Erstaunlich ist das Ergebnis der Werbeaktion – 1935 112 Piloten, 1936 186 Piloten, 1937 623 Piloten und bis zum Herbst 1938 weitere 222 Piloten. Somit wurde das Ziel der Werbekampagne mit 143 Piloten überboten.



Im Jahre 1933 kam dieser Werbestempel zur Benutzung der Luftpost zum Einsatz. Hier ein Beispiel vom Postamt Prag 14.



Banska Stiavnica ist ein kleiner Ort (heute etwa 10.000 Einwohner) in der zentralen Slowakei – etwa 175 km östlich von Bratislava. Berühmt ist die Stadt als Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbe auf Grund seiner Bergbaugeschichte und der Rolle in Zeiten der Reformation.

Hier gab es in den 30er Jahren (vermutlich ab 1933) ein Werk zur Produktion von Segelflugzeugen. Es ist eng verbunden mit den tschechischen Konstrukteur Hubert Vahal, der zu dieser Zeit eine große Rolle in diesem Bereich spielte. Gleichzeitig wird er als hervorragender Instrukteur für Segelflugzeuge beschrieben.

Nun stellt sich die Frage, wie so ein kleiner Ort Werbung für den Besuch des Flugzeugwerkes machen kann, wo doch die Lage des Ortes in der Tschechoslowakei sehr dezentral war. Dazu muss man wissen, das vom 24.04. - 04.05.1935 der erste nationale Segelflugwettbewerb der Tschechoslowakei in Banska Stiavnica stattfand. Somit erscheint es logisch, wenn das Werk für Segelflugzeuge auf sich aufmerksam macht.

Der Stempel wurde sowohl in schwarz als auch in blau abgeschlagen. Er ist sehr selten anzutreffen.



Im Jahre 1938 kam ein neuer Flugpoststempel am Postamt Prag 1 heraus. Bei Mahr findet sich dazu keine Auskunft, dafür bei Horka. Unter der Nummer R 1 wird er bei den Stempeln gelistet. Interessant ist dabei, das Horka den Stempel erst ab Juli 1938 registriert hat. Sein Einsatz ist naturgemäß zeitlich begrenzt, da im März 1939 die Tschechoslowakei von deutschen Truppen besetzt wurde. Bei dem Stempelabschlag vom 26.06.1938 handelt es sich entweder um einen Probeabschlag des Stempels, wahrscheinlicher jedoch um eine Gefälligkeitsabstempelung direkt am Schalter beim Postamt Prag 1 für einen Sammler. Es war ein Freitag im Jahre 1938.



Als letztes Beiwerk heute ein normaler Geschäftsbrief der CLS an das Reisebüro CEDOK in Mährisch Ostrau. Wir erinnern uns, in der jungen Tschechoslowakei gab es die staatliche Luftverkehrsgesellschaft CSA – übrigens die fünft älteste noch heute fliegende Gesellschaft der Welt – und die private CLS. Im Oktober 1926 fand die Gründung der CLS statt, Initiator und Kapitalgeber waren die Skoda Werke. Bemerkenswert die Strategie dahinter. Während es gegenüber der staatlichen Luftfahrtgesellschaft von den Nachbarländern (aus welchen Gründen auch immer im Ergebnis des Nachkriegseuropa) Hemmungen zur Kooperation gab, stiegen bereits 1927 die DLH und die OELAG (österreichische Luftfahrtgesellschaft) bei der CLS ein. Das sichtbare Ergebnis war die Eröffnung der Fluglinie Berlin – Dresden – Prag – Wien am 21.03.1927. Diese Linie wurde bis 1939 betrieben. Der Höhepunkt der Tätigkeit der CLS war die Eröffnung der Linie von Prag über Kassel nach Rotterdam am 30.04.1928 als alleiniger Betreiber und deren Ausweitung als sogenannte Fluglinie „Donau – Express“ . So ging diese Linie von Rotterdam über Prag nach Wien und Budapest. Später erfolgte die Verlängerung der Linie nach London. Aus dieser Zeit stammt auch die enge Zusammenarbeit mit der KLM aus den Niederlanden. 1945 wurden die CSA und CLS zusammen gelegt und firmierten als CSA, aus der 1995 die Czech Airlines a.s. wurde.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 25.06.2018 19:49:10 Gelesen: 173340# 54 @  
Am 21.04.1927 wurde durch die DLH, CLS und die ÖELAG in Kooperation die Strecke Breslau – Gleiwitz – Brünn – Wien eröffnet. Für die tschechoslowakische Luftpost waren nur die Destinationen von Breslau und Gleiwitz nach Brünn von Bedeutung. Angeschlossen war die Linie an eine Verbindung nach Berlin. Offensichtlich war der Bedarf dieser Strecke nicht sehr groß, denn sie wurde am 15.10.1927 bereits wieder eingestellt.



Ich zeige hier einen Beleg von der Teilstrecke Gleiwitz – Brünn. Abgefertigt am 21.04.1927 zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags, kam der Brief in Brünn am gleichen Tag an. Eine Ankunftszeit vermag ich am Stempel von Brünn nicht zu identifizieren. Bei Horka ist diese Teilstrecke registriert unter der Nummer 62 bb, im Michel unter 27.17 – 04.

Viel interessanter ist das Missgeschick, das dem Postamt in Gleiwitz passiert ist. Der Flugpostbestätigungsstempel wurde fehlerhaft geschnitten und es wurde ein „Erstpflug“ aus dem Erstflug. Mit diesem fehlerhaften Stempel wurde ein Teil der Post abgeschlagen, bevor der Fehler entdeckt wurde. Da kein neuer Stempel möglich war, behalf man sich mit der Aptierung des „p„ im Erstflug. So entstand das zweigeteilte Wort „Erst flug“. Registriert auch im Michel unter G 13 – 02.

Gruß
Detlev
 
gabriele Am: 25.06.2018 21:36:32 Gelesen: 173329# 55 @  
@ Detlev0405 [#54]

Hallo Detlev,

nach Deinem Hinweis bei meinen "schlechten Belegen" hatte ich dieses Thema durchgelesen. CSR- und Flugpost-Enthusiasten betrachten deine gezeigten Belege bestimmt mit Begeisterung! Für mich gibt es dabei aber einfach zu viele Fluggesellschaften, da komm ich als Außenstehende nicht mehr mit. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich mich zwar schon mit wenigen alten KuK-Postkarten (aus Prag etc.) beschäftigt habe, aber eher wegen der Drucktechnik *schiefes Grinsen*

Zum letzten Beleg habe ich Fragen:

a.) Absender und Empfänger ist wohl der Gleiche?
b.) Gab es da Ansprechpartner in Gleiwitz, die extra zugesendete Briefe auf den richtigen Weg brachten?
c.) Bewirkte der Vermerk Post restante (postlagernd), dass der Brief nach einer Wartezeit zurück an den Absender ging, weil nicht abgeholt?
d.) Ich sehe halt keinen Zurück-Vermerk. Wurde das zusätzlich von den Ansprechpartner aus Gleiwitz organisiert?

Ansonsten zeigst Du manche Belege, die ich auch interessant finde. Naja, leider eher nicht die Erstflüge.

Der Erst _P_flug ist total lustig. :-D

LG, Gabi
 
Detlev0405 Am: 26.06.2018 06:40:07 Gelesen: 173307# 56 @  
@ gabriele [#55]

Hallo Gabi,

das ist wohl eine sehr zutreffende Bemerkung von Dir bezüglich der vielen Luftpostgesellschaften, die sich auf dem Gebiet der Tschechoslowakei bis 1939 tummelten. In erster Linie war das wohl dem fehlenden Kapital geschuldet und den historischen Gegebenheiten nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall der K.u.K Monarchie. Alle Nachbarländer (und darüber hinaus wie bei Frankreich) versuchten, ihre Marktposition zu festigen. Es liegt aber auch gerade darin ein gewisser Reiz herauszufinden, wer denn nun welchen Flug sicher gestellt hat. Das ist ähnlich wie bei verschiedenen Drucktechniken, wo nicht das Gesamtbild einer Postkarte Dein Interesse weckt sondern die technischen Details. Nach 1945 wird es einfacher (und langweiliger), es existiert nur noch die CSA als einzige Fluggesellschaft in Tschechien. Erst nach 1990 wird es wieder komplizierter.

Du hast richtig beobachtet - Absender und Empfänger sind ein und dieselbe Person. Es handelt sich um den sehr bekannten Braunschweiger Briefmarkenhändler Otto Krenge, der sich mit dem Aufkommen der Luftpost auf dieses Gebiet spezialisiert hat. Heutige Sammler bezeichnen diese Briefe auch kurz und bündig als "Krenge - Briefe ", wobei sich hier die Geister scheiden. Ein Teil lehnt sie ab weil eben offensichtlich zu Sammlerzwecken produziert, der andere Teil akzeptiert sie wie sie sind und sehen darin einen Teil der Aerophilatelie. Und im Ernst - eigentlich ist jeder Erstflugbeleg ein "künstlich produzierter" Beleg, um diesen einen Flug zu dokumentieren.

Einen Ansprechpartner in Gleiwitz wie in jedem anderen Ort gab es immer - nämlich das zuständige Postamt, von dem die jeweiligen Flüge abgingen. Dort wurde die Post aufgeliefert per Post, bearbeitet und auf die Linie geschickt.

Ja der Vermerk postlagernd bewirkte automatisch die Rücksendung der nicht abgeholten Post an den Absender. Offensichtlich gab es im internationalen Postwesen eine entsprechende Vereinbarung, dementsprechende Reaktionen gibt es weltweit und bis heute. Nur so sind die vielen Luftpostbelege überhaupt machbar gewesen. Interessant ist dabei zu beobachten, das speziell in Europa bei Luftpostbelegen zu Erstflügen kaum Retourstempel anzutreffen sind , während bei Post in die USA oder Südamerika sehr häufig Retourstempel anzutreffen sind. Vielleicht kann sich ja zu der Frage einer der vielen "alten Hasen" hier äußern, es gibt bestimmt Regelungen beim Weltpostverein.

Ich sehe das auch so wie Du - es sind nicht die Erstflugbelege, die spannend sind sondern die "normalen" Belege, die viel spannendere Geschichten erzählen können. Sonst wäre ein Beleg wie unter [#19] nie zustande gekommen. Die Erstflugbelege zeige ich hier auch nur zur Dokumentation der Eröffnung von Linien, während mein Schwerpunkt weiterhin die echte Bedarfspost von und in die Tschechoslowakei bleiben soll.

LG Detlev
 
Detlev0405 Am: 03.07.2018 11:56:25 Gelesen: 172813# 57 @  
Nachdem uns Gabi ja gesagt hatte, dass sie Erstflugbelege „doof“ findet, versuche ich heute ihrem ästhetischen Blick zu entsprechen mit einem ganz normalen Flugbeleg.



Vom 26.01.1938 stammt dieser Beleg aus der Schweiz, er ging von Basel nach Prag. Um 15 Uhr in Basel abgefertigt, war er um 5 Uhr des nächsten Tages bereits in Strasbourg. Am 27.01. um 14 Uhr landete der Beleg pünktlich auf dem Flugplatz in Prag und war zwei Stunden später bereits am Auslieferungspostamt. Der Durchgangsstempel von Strasbourg verrät uns wieder, das der Beleg durch die französische CIDNA befördert wurde. Die Schönheit des Beleges wird nicht nur durch die recht sauberen Stempel an jedem Ort geprägt, sondern auch durch den verklebten Block 3 der Schweiz und dem attraktiven Luftpostaufkleber.

Wie jede Schönheit hat auch diese ein kleines Geheimnis. Kein Absender aber eine Prägung auf der Verschlussklappe – ein Eigentumszeichen und Hinweis auf den Absender oder ein Siegel des Herstellers des Briefumschlages ?



Es ist bis heute mein einziger Bedarfsbeleg mit einem Block frankiert, wohl eher auch selten in den 20er und 30er Jahren.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 09.07.2018 13:29:38 Gelesen: 172483# 58 @  
Heute sind Flugpostverbindungen innerhalb Tschechiens eher etwas ungewöhnliches als normal. Kein Wunder, es kämen nur Brno und Ostrava in Frage und eine Luftpostverbindung würde keinen Sinn machen auf Grund der Kürze der Strecke.In den 20er und 30er Jahren der Tschechoslowakei zeigte sich die Lage etwas anders, es kamen solche Strecken wie nach Bratislava, Kosice und Ushgorod hinzu, letztere als längste immerhin Luftlinie direkt zwischen Prag und Ushgorod etwa 750 Km (direkt auf der Karte).



Unserer heutiger Brief ist ein Kur Gruß von Bruno Karsten an seine Tochter/Schwester Nelly Karsten. Es erstaunt schon, das für die Strecke Karlsbad – Prag extra die Luftpostgebühr entrichtet wurde – oder steckt da mehr dahinter ? Die Post geht nach Mukacevo. Es ist ein Blick auf die Karte aus der Zeit notwendig, um alles richtig einzuordnen [1].



Ganz unten rechts findet sich der Ort – in der Karpaten Ukraine. Kennzeichnend für alle Orte in der Karpaten Ukraine war der zweisprachige Ortsstempel – hier in Russisch.

Nun ist wieder akribisches Suchen angesagt. Es gab zwei Verbindungen in die Karpaten Ukraine, Prag – Ushgorod direkt auf der Strecke nach Moskau und die Etappenverbindung Prag – Brünn – Bratislava – Kosice – Ushgorod . Die direkte Verbindung zwischen Prag und Ushgorod wurde aber erst am 02.09.1936 eröffnet und fällt somit für unsere Betrachtung aus. Bleibt also die Etappenpost – eröffnet am 06.05.1929.

In Karlsbad am 12.06. um 12 Uhr aufgegeben am Flugplatz, wurde der Brief bereits um 12 Uhr am gleichen Tag in Prag weiter abgefertigt. Auf der Rückseite befindet sich ein Bestätigungsstempel von Mukacevo – am 13.06. um 15 Uhr. 26 Stunden für eine kombinierte Flugpost - und Landbeförderung halte ich für angemessen, da insgesammt 4 Stationen angeflogen wurden.



Gegen eine Landbeförderung spricht die enorme Strecke, die zu bewältigen wäre – über 900 km von Prag nach Mukacevo. Aufgegeben wurde der Brief als Luftpostbrief, also liegt es auch nahe, das er von Prag nach Ushgorod ebenfalls per Luftpost befördert wurde. Auch wenn dort keine Empfangsbestätigung zu sehen ist. Dafür in Mukacevo, was nur bei Sonderbeförderungen üblich war – Eilboten, Einschreiben und Luftpost (als Standardsendungen).

Mukacevo liegt dann noch etwa 60 km von Ushgorod entfernt. Post in die oder aus der Karpaten Ukraine (echt gelaufene Bedarfsbelege) sind heute große Seltenheiten und sehr begehrt. Einen Luftpostbeleg zu haben ist schon ein kleiner Glücksfall.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakei
 
Detlev0405 Am: 17.07.2018 13:59:23 Gelesen: 171929# 59 @  
Luftpost nach England aus der Tschechoslowakei hat immer einen Makel – in England gibt es kaum Bestätigungsstempel für den Flug. Um so schöner ist es dann, wenn auf dem Flug von London nach Prag die Etappen nachvollziehbar sind.



Mein heutiger Beleg ist ein reiner Geschäftsbrief zwischen zwei Firmen, wie aus dem Absender und dem Adressaten ersichtlich. Aufgegeben wurde er in London am 20.09.1934. Laut dem Sommerflugplan der Lufthansa von 1934 ging er über Köln nach München.



Dort erhielt er einen Luftpostbestätigungsstempel vom Flugplatz München 2 Mi.Nr. F 77-06 und den Aufgabestempel von München 28A d am 21.09.1934 . Da die DLH bereits seit 1927 die Linie München – Prag bediente, war in München nur ein umpacken notwendig in eine andere Maschine. So kam der Brief bereits am 21.09.1934 in Prag gegen Mittag an. Von dort aus ging es weiter nach Mährisch Ostrau. Da es erst ab 1935 eine Flugverbindung nach Mährisch Ostrau von Prag aus gab, wurde der Brief auf dem Landwege befördert.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 23.07.2018 11:32:08 Gelesen: 171648# 60 @  
Doch auch aus den USA gab es Post in die Tschechoslowakei in diesem Zeitraum. Auch hier das Problem wie bei England, die wichtigsten Etappen auf dem Beleg gut dokumentieren zu können.



Unser heutiger Brief kann den Anspruch in etwa erfüllen. Es ist wieder einmal eine Zusammenarbeit zwischen Wolfgang (saintex) und mir, um die Details nachzuvollziehen. Ein sehr schöner Hotel Brief vom Lincoln Hotel in Urbana Ill. wurde auf Reisen geschickt nach Mährisch Ostrau am 13.09.1929 um 13.30 Uhr. Urbana verfügte aber erst 1945 über einen eigenen Flugplatz, so das die erste Etappe zu Lande überwunden werden musste. Bis Chicago waren es auf dem Landweg ca. 219 km .



So kam der Brief in Chicago recht schnell an und wurde am gleichen Tag gegen 19.30 Uhr per Luftpost abgefertigt. Von dort aus ging es entsprechend dem angebrachten Leitvermerk auf der Vorderseite (privaten Ursprungs) nach New York. Die Luftpostrecke New York – Chicago trug die Bezeichnung C.A.M. No. 17 und wurde ab 01.09.1927 von der us-amerikanischen Fluggesellschaft National Air Transport, Inc. beflogen. Nach den Streckenkarten, die in den im Internet (s.o.) veröffentlichten Flugplänen der National Air Transport, Inc. abgedruckt sind, verlief die Streckenführung der C.A.M. 17 für die Postbeförderung Ende 1929 ab Chicago über South Bend,IN – Toledo, OH – Cleveland, OH zum Flughafen in Newark westlich von New York.

Leider gibt es von New York keinen Ankunfts- oder Abgangsstempel. Bis nach New York hat der Brief nicht mehr als 2 Tage gebraucht. So blieben dem Brief 9 Tage, um es bis nach Paris zu schaffen.



Dort wurde er am Gar du Nord in Paris am 24.09.1929 abgefertigt. Das ist ein eindeutiger Beleg dafür, das der Brief per Schiffspost nach Europa befördert wurde.

Von Paris ging es mit der CIDNA weiter über Straßburg nach Prag. Dort traf er am 25.09.1929 am Flugplatz ein.



Einen Tag später war er dann auf dem Landweg in Mährisch – Ostrau eingetroffen. Auch wenn die 2 im Stempel fehlt, ist der 26.09.1929 festzustellen.



Nach 13 Tagen in Kombination Land – Luft – Seeweg um die halbe Welt gereist, für diese Zeit eine großartige Leistung der Post.

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht bis zu ½ Unze (ca. 14 Gramm) mit 15 Cent portogerecht frankiert. Der Betrag von 15 Cent setzt sich zusammen aus dem Auslandsporto für einen Brief der ersten Gewichtsstufe bis Paris (5 cent) + dem (ermäßigten) Luftpostzuschlag für die inneramerikanische Luftpostbeförderung von Chicago nach New York (4 cent; Normaltarif ab 01.08.1928 5 cent) + dem Luftpostzuschlag für die Luftpostbeförderung von Paris in die Tschechoslowakei (6 cent).

Gruß
Detlev

Literatur:

American Air Mail Catalogue, Band 2 5. Auflage 1977
Davies, R.E.G. Airlines of the United States since 1914, Washington D.C. 1972
Wawrukiewiecz/Beecher U.S. International Postal Rates, 1872-1996, Portland 1996
 
Angelika Am: 25.07.2018 18:51:20 Gelesen: 171397# 61 @  


Am 19 April 1927 fand der Erstflug der Deutschen Luft Hansa von Breslau über Prag nach München statt. Zur Dokumentierung dieses großen Ereignisses wurde eine Ganzsache (Postkarte) aufgelegt und ein entsprechender Sonderstempel eingesetzt.

Die Karte hat die MiNr. LPP 103.



Sonderstempel



Ankunftsstempel Prag

(aus der Sammlung SF Mausbach)

LG
Angelika
 
Detlev0405 Am: 27.07.2018 07:39:20 Gelesen: 171312# 62 @  
@ Angelika2603 [#61]

Hallo Angelika,

danke für die Vorstellung der Ganzsache auf einer Destination in die Tschechoslowakei. Meines Wissens nach gab es in Deutschland 3 Ganzsachen, die Tschechoslowakei tangierten. Zum einen Deine vorgestellte GS LPP 103, dann auf der Strecke Berlin - Prag - Wien die LPP 101 und 102 (sie unterscheiden sich lediglich im Zudruck durch das Datum des Erstfluges 7.3./21.3. des Erstfluges) und die LLP 104 für die Strecke Breslau - Gleiwitz - Brünn - Wien.

In der Tschechoslowakei gab es bis 1938 keine vergleichbaren Ganzsache, die aus Anlass eines Erstfluges editiert worden wären.

LG
Detlev
 
mausbach1 (RIP) Am: 27.07.2018 08:21:36 Gelesen: 171305# 63 @  
Hallo Detlev,

ich bin kein Luftpostsammler; das Ding stammt aus meinem Ausstellungs-Exponat zum Thema "Nepomuk der Brücken-Heilige" und paßt da prima hinein. Das gute Stück fand sich vor etlichen Jahren bei einem deutschen Auktionshaus.

Beste Grüße
Claus
 
filunski Am: 29.07.2018 07:47:04 Gelesen: 171159# 64 @  
@ Detlev0405 [#33]

"Vielleicht kann ja einer der Flugzeugspezialisten die 3 Maschinen identifizieren"


Hallo Detlev,

leider bin ich erst jetzt auf deine Frage gestoßen, aufmerksam geworden durch deinen Hinweis dazu in einem anderen Thema! ;-)

Ich erlaube mir nochmals deine Postkarte hier zu zeigen:



Da ich mir bei diesen "alten Kisten" auch nicht immer ganz sicher bin, habe ich auch nochmals bei ein paar Fliegerkameraden nachgefragt. Es handelt sich bei den drei Flugzeugen ziemlich sicher um folgende Typen, von links nach rechts:

Aero A.23 [1]
Avia BH-25 [2]

Beides tschechoslowakische Verkehrsflugzeuge. Und ganz rechts:

Fokker F.VII [3] und zwar die einmotorige Version F.VIIa. Häufiger gebaut und zu sehen war die später daraus entwickelte dreimotorige Version der Fokker F.VII.

Tolle Karte und das von beiden Seiten! ;-)

Viele Grüße,
Peter

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Aero_A.23
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Avia_BH-25
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Fokker_F.VII
 
filunski Am: 29.07.2018 13:07:06 Gelesen: 171113# 65 @  
@ filunski [#64]

Hallo Detlev,

noch ein Nachtrag/Verbesserung zu dem Flugzeug ganz rechts. Hier handelt es sich nicht um die Fokker, sondern um eine Focke-Wulf A29 "Möwe" [1]. Eine Weiterentwicklung der FW A17. ;-)

Viele Grüße,
Peter

[1] http://www.histaviation.com/Focke-Wulf_A29.html
 
Detlev0405 Am: 29.07.2018 13:24:38 Gelesen: 171099# 66 @  
@ filunski [#65]

Hallo Peter,

vielen Dank an Dich und Deine Helfer. Nun kann ich die Karteikarte zu dem Beleg vervollständigen. Ich hätte nie eine Chance gehabt, die Typen zu bestimmen. Jetzt ist die Karte komplett beschrieben.

Viele Grüße
Detlev
 
filunski Am: 29.07.2018 13:51:50 Gelesen: 171096# 67 @  
@ Detlev0405 [#66]

Hallo Detlev,

danke, werde ich so auch weiter geben und freut mich! :-)

Manchmal "braucht eben gut Ding auch gut Weil"! ;-)

LG,
Peter

PS und Nachtrag zum Flugzeug ganz links. Das ist eine Aero A.38 (aber bitte nicht bei Wikipedia nachschauen da steht dazu eine Falschinformation). Der link unten (Detlev du kannst das ja wenn ich nicht irre auch lesen, ist besser). [1]

[1] http://www.airwar.ru/enc/cw1/aero38.html
 
Detlev0405 Am: 29.07.2018 16:01:25 Gelesen: 171065# 68 @  
@ filunski [#67]

Hallo Peter,

danke Dir - ja das ist ein Link mit dem ich ohne Probleme etwas anfangen kann. :-)

LG
Detlev
 
Detlev0405 Am: 31.07.2018 07:04:15 Gelesen: 170921# 69 @  
Heute kann ich an meinen Thread [#58] anknüpfen. Bei dem Beleg in die Karpaten Ukraine war eindeutig, das der Beleg über die Etappenpost gegangen ist.

Der heutige Beleg lässt die Möglichkeit offen, das er über die am 02.09.1936 eröffnete direkte Verbindung zwischen Prag und Ushgorod (weiter nach Moskau) befördert wurde.



Am 24.12.1936 um 12 Uhr am Flugplatz Prag abgefertigt, ging auch der Brief nach Mukacevo in die Karpaten Ukraine. Normaler Weise verstehe ich Flugpostbelege mit zusätzlicher Bezahlung für Eilpost nicht, denn schneller als mit Flugpost geht es ja nun nicht. Aber in diesem Fall macht es Sinn – abgeschickt am Heiligen Abend, kam er am Bestimmungsort am 1.Weihnachtsfeiertag an. Durch die Dienstleistung Eilboten/Express wurde die Post gezwungen, den Brief auch am Feiertag zuzustellen.

Adressat war der Chefarzt des staatlichen Krankenhauses in Mukacevo , der Absender Vilem Ekstein. Mit dem Namen Vilem Ekstein verbindet sich ein trauriges Schicksal. Geboren am 30.08.1901 hatte er in Prag in der Skretova 5 ein Briefmarken Geschäft. Er ist auch registriert als Experte [1]. Da er ein Jude war, ging er unter deutscher Besetzung den Weg vieler seiner Leidensgefährten. Am 20.11.42 wurde er mit einem Transport nach Theresienstadt verschickt, von wo er am 20.01.1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Dort wurde er ermordet [2].

Der Brief ist für mich der am höchsten frankierte Inland Luftpostbrief mit 35 Kc. Leider kann ich das Porto nicht nachvollziehen, da keine Gewichtsangabe bei dem Brief vorhanden ist.

Was ich aber inzwischen bestätigen kann und im Beitrag #58 offen geblieben ist – Bestätigungsstempel für die Ankunft in Ushgorod sind eher selten als normal. Mir lag ein Beleg des Erstfluges Prag – Ushgorod vom 06.05.1929 von der Teiletappe Kosice – Ushgorod vor. Selbst dieser Erstflugbeleg weist keinen Ankunftsstempel auf. Dabei ist zu diesem Erstflug ein solcher Stempel aufgelegt worden und bis zum 10.11.1938 in Betrieb gewesen.



Vielleicht kann mir jemand behilflich sein, die Bleistiftnotiz am unteren Rand der Vorderseite zu entziffern, zumal diese mit einem Signum abgeschlossen wurde.

Gruß
Detlev

[1] https://www.filatelia.fi/experts/areasa.html
[2] https://www.holocaust.cz/en/database-of-victims/victim/82316-vilem-ekstein/
 
Detlev0405 Am: 07.08.2018 12:55:53 Gelesen: 170489# 70 @  
Manche Bedarfsbelege erschließen ihren Reiz erst beim Studium passender Flugpläne aus der Zeit und man dann einen Blick auf die Existenzdauer entsprechender Flugverbindungen wirft.



Unser heutiger Beleg ist eine Karte mit einem kleinen Gruß von Hamburg, von offensichtlich weiblicher Handschrift, an einen Kapitän in der Artillerie Kaserne in Reichenberg (Tschechoslowakei). Bis auf den quietsche gelben Luftpostaufkleber nichts besonderes.

Schauen wir und aber die Details an, wird es schon interessanter. Direkt aufgegeben in Fuhlsbüttel, trägt der Entwertungsstempel noch die Bezeichnung „Flugplatz“ (Mi.Nr. A 33-01), während der Stempel in den 1930er Jahren bereits weltoffen die Bezeichnung „Flughafen“ in sich trug.

Noch interessanter ist es, die Flugverbindung herauszufinden. Es gab keine Direktverbindung zwischen Hamburg und Prag. Bleiben zwei mögliche Flugstrecken. Die erste ist von Hamburg nach Halle / Leipzig auf der Linie 122 und von dort aus weiter auf der Linie 111 nach Prag, die zweite ist von Hamburg nach Bremen auf der Linie 87/126 und von Bremen aus direkt nach Prag über Halle / Leipzig auf der Linie 111 . Für diese beiden Strecken spricht vor allem die Flugzeit des Beleges. Am 04.09.1927 um 7-8 Uhr aufgegeben, kam er in Prag am 05.09.1927 um 14 Uhr am Flugplatz an. Für das Jahr 1927 und diese Entfernung eine recht ordentliche Verbindung.

Die Strecke Hamburg – Halle / Leipzig wurde am 10.10.1927 und die Verbindung Bremen – Prag wurde am 12.11.1927 eingestellt. Somit ist ein solcher Direktbeleg von Hamburg nach Prag mit einmal umladen nur 1927 möglich gewesen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 13.08.2018 14:01:31 Gelesen: 170223# 71 @  
Bei meinem heutigen Beitrag wird mir bestimmt jeder anmerken, dass ich ein wenig stolz darauf bin, dass ich mich einmal entschlossen hatte, primär die Bedarfspost der Tschechoslowakei bis 1938 dazustellen und wo möglich auch zu untersuchen.

Im Beitrag [#53] habe ich einen neuen Stempelabschlag des Prager Hauptpostamtes in Prag 1 vorgestellt, der laut Horka ab Juli 1938 zum Einsatz kam. Er ist nicht als Sonderstempel als solches konzipiert worden, sondern als ein normaler Luftpost Aufgabestempel für auf gelieferte Luftpost. Trotzdem ungewöhnlich bei diesem Stempel – er hatte nicht den üblichen Durchmesser von 30 mm für normale Tagesstempel, sondern 40 mm. Dadurch wirkt er neben seinem guten Design sehr wuchtig und fällt auf.

Die Frage im Beitrag war offen geblieben – war der Stempelabschlag eine Gefälligkeit vor offizieller Einführung des Stempels ?

Heute kann ich sagen – nein und es sogar beweisen. Der Stempel war bereits seit Juni 1938 in Gebrauch.



Der erste Stempelabschlag zeigt seinen Einsatz am 27.06.1938 auf einem Flugpostbrief von Prag nach Paris. Durch den Beförderungsstempel auf der Rückseite wird auch eindeutig angezeigt, das dieser Brief per Luftpost befördert wurde.



Der zweite Beleg datiert nun auch vom 26.06.1938 auch auf einem Flugpostbrief von Prag nach Paris. Er ist für einen Sammler nahezu perfekt. Vordruck Umschlag von der Air France (die diese Strecke bediente), abgefertigt mit dem neuen Stempel beim Postamt Prag 1, mit Abgangsstempel der Luftpost in Prag 7 und Ankunftsstempel in Paris. Herz was willst du mehr.

Damit ist der Beweis erbracht, das dieser Stempel bereits ab Juni 1938 bedarfsgerecht eingesetzt wurde, frühestes Datum bisher der 26.06.1938.

Gruß
Detlev
 
rudi63 Am: 13.08.2018 19:24:10 Gelesen: 170195# 72 @  
Servus Detlev,

das ist ein Sonderstempel anläßlich der Briefmarkenausstellung PRAGA 1938 und wurde vom 26.06.-04.07.1938 verwendet.

Literatur: Paul Kipp, Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939

Schöne Grüße
Rudi
 
Detlev0405 Am: 13.08.2018 20:39:02 Gelesen: 170184# 73 @  
@ rudi63 [#72]

Grüße Dich Rudi,

ich habe nun mal nach den Stempeln der Praga 1938 gegoogelt und stoße nur auf folgenden Stempel:



Quelle [1]

Noch deutlicher wird der Unterschied bei der Verwendung beider Stempel auf einem Beleg:



Quelle [2]

Text unter dem Beleg : Luftpostbrief befördert auf der Linie der CSA Prag - Liberec, Stempel Prag 1 Luftpost, 1938

Der Stempel wird durch Horka in der Systematik auch unter R1 als Tagestempel für Luftpost geführt. Einen Bezug zur Praga 1938 sehe ich unmittelbar nicht ( ich meine damit einen Hinweis auf das Ereignis im Luftpoststempel ) . Der R1 war in dieser Form also bis März 1939 ohne Probleme einsetzbar.

Entweder liegt bei Paul Kipp eine Verwechslung vor oder aber seine Registrierung als Sonderstempel zur Praga 1938 ist fehlerhaft. Das einzige was auffällt, das der R1 zeitnah mit der Praga 1938 in Gebrauch genommen wurde und die Maße eines Sonderstempel hat. Als einziger Tagesstempel für Luftpost.

Beste Grüße
Detlev

[1] https://www.abebooks.com/paper-collectibles/Ansichtskarte-Prag-Praga-1938-Ausstellung-Postkutsche/22608684683/bd
[2] Katalog Trojan Tschechoslowakei Luftpost 1918 - 1939 Prag 1997 ( Horka ) Seite 176
 
saintex Am: 14.08.2018 23:36:45 Gelesen: 170129# 74 @  
@ Detlev0405 [#73]

Hallo Detlev,

ich habe wegen des tschechischen Poststempels PRAHA 1 Letecká Pošta aus dem Jahr 1938 mal in der zeitgenössischen aerophilatelistischen Literatur recherchiert und bin in der französischen Luftpostsammlerzeitschrift L’Aviette Postale Nr. 141 (September/Oktober 1938) auf Seite 117 fündig geworden. Ich füge nachfolgend den kurzen zu diesem Poststempel in der L’Aviette Postale Nr. 141 auf Seite 117 veröffentlichten Artikel bei.



Nach der Beschreibung im letzten Absatz dieses Artikels steht der Poststempel – wie dies rudi63 behauptet hatte – anscheinend doch im Zusammenhang mit der Internationalen Briefmarkenausstellung Praga 1938 in Prag, auch wenn sich im Stempel selber kein ausdrücklicher Hinweis auf diese Ausstellung findet. Nach den Angaben im letzten Absatz des in der L’Aviette Postale Nr. 141 erschienenen Artikels handelte es sich um einen beim Ausstellungspostamt am Schalter für Luftpostsendungen verwendeten Sonderpoststempel zur Entwertung der Frankatur auf Luftpostsendungen (cachet spécial oblitérant). Allerdings enthält der Artikel keine Angaben darüber, ob die Verwendung des Sonderpoststempels auf die Dauer der Ausstellung beschränkt war oder dieser auch danach beim Postamt Prag 1 auf Luftpostsendungen verwendet wurde.

Zum Schluss noch eine Anmerkung zu dem von Dir im Beitrag [#71] gezeigten zweiten Luftpostbrief von Prag nach Paris vom 26.6.1938. Die Anschrift 2, Rue Marbeuf Paris VIIIe passt thematisch zum Luftpostumschlag. An dieser Anschrift befand sich seit ihrer Gründung im Jahr 1933 der Firmensitz der Air France. Wie sich der Eingang zur Rue Marbeuf No. 2 im Laufe der Jahre verändert hat, zeigen die Fotos auf dieser französischen Internetseite http://aviatechno.net/crevette/siege.php

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 15.08.2018 05:26:02 Gelesen: 170105# 75 @  
@ saintex [#74]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für Deine ergänzenden Angaben.

Deiner Argumentation, dass der Luftpoststempel aus Anlass der Internationalen Briefmarkenausstellung Praga 1938 extra aufgelegt wurde durch die tschechoslowakische Postverwaltung, vermag ich zu folgen. Das würde auch das außergewöhnliche Format des Stempels von 40 mm an Stelle von den üblichen 30 mm erklären und Rudis63 Hinweis auf einen Sonderstempel im Zusammenhang mit der Praga 1938 stützen.

Bleiben mir also zwei weitere Aufgaben, die ich zu klären hätte -

1. von wann bis wann war der Stempel im Einsatz am Postamt Prag 1 und
2. welchen Charakter hatte dieser Stempel (Sonderstempel für Luftpost zur Praga 1938 oder neuer Luftpoststempel zur Aufgabe von Luftpostsendungen ab 26.06.1938).

Ich werde das Ergebnis meiner Recherchen hier veröffentlichen und hoffentlich dann Klarheit verbreiten können.

Dass der zweite Beleg im Beitrag [#71] direkt an die Air France ging, macht mich noch stolzer auf den Beleg. Danke für Deinen Hinweis dazu.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.08.2018 13:40:30 Gelesen: 170008# 76 @  
@ Detlev0405 [#75]

Ich werde das Ergebnis meiner Recherchen hier veröffentlichen und hoffentlich dann Klarheit verbreiten können.

Ich bin froh Euch mitteilen zu können, das das Postmuseum in Prag sich der Problematik angenommen hat und entsprechende Recherchen anstellen wird. Im September werde ich Bescheid haben und das Ergebnis hier veröffentlichen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 20.08.2018 13:53:38 Gelesen: 169903# 77 @  
Unser heutiger Beleg ist ein Geschwister von der Karte aus dem Beitrag [#33] und eine schöne Ergänzung.



Die Karte geht von Karlsbad nach Jesenice im ehemaligen Jugoslawien. Jesenice ist eine kleine Stadt in der Oberkrain / Slowenien und liegt unmittelbar an der Grenze zu Österreich und war eine Waffenschmiede Österreichs während der K.u.K. Zeit.

Aufgegeben wurde die Karte direkt am Flugplatz Karlsbad früh um 6 Uhr. Man muss sich den Stempel schon sehr genau ansehen, um den 28.03.1933 zu identifizieren.



Von Karlsbad aus ging der Flug nach Prag. Eine andere Luftpostverbindung gab es nicht. Hier wurde der Anschluss an die Verbindung Prag – Bratislava – Zagreb erreicht. Diese Verbindung gab es seit dem 01.07.1930 und wurde durch die CSA bedient. Es gäbe auch noch die Möglichkeit, über Klagenfurt den Brief zu befördern, aber diese Verbindung wurde erst 1937 für die CSA geöffnet.

Zum Glück haben wir einen Ankunftsstempel von Zagreb (in kyrillischen Buchstaben unter dem Datumssteg). Demzufolge war die Karte am nächsten Tag, also am 29.03.1933, eingetroffen gegen 12 Uhr.



Auch auf dieser Flugplatzkarte haben wir einen Nebenstempel vom Flugplatz Restaurant. Während es sich in Marienbad offensichtlich um ein privates Restaurant handelt, ist hier in Karlsbad das Flugplatz Restaurant im Besitz der Gemeinde Karlsbad.

Auf der Bildseite ist neben dem Restaurant auch eine Maschine aus der Zeit zu sehen. Vielleicht kann ja jemand den Typ der Maschine identifizieren – ich vermute eine Aero 23, die auf der Karte abgebildet ist.

Gruß
Detlev
 
saintex Am: 20.08.2018 16:31:53 Gelesen: 169888# 78 @  
@ Detlev0405 [#77]

Hallo Detlev,

wenn ich das Luftfahrzeugkennzeichen auf dem Flugzeugrumpf und der oberen Tragfläche richtig lese lautet dieses OK-ACB.

Nach dem im Internet veröffentlichten Civil Aircraft Register[1] war dieses Luftfahrzeugkennzeichen ab 05.10.1929 an ein Flugzeug der tschechoslowakischen Fluggesellschaft CSA des Typs Aero A-38 vergeben.

Grüsse Wolfgang

[1] http://www.airhistory.org.uk/gy/reg_OK-.html
 
Detlev0405 Am: 20.08.2018 18:06:54 Gelesen: 169873# 79 @  
@ saintex [#78]

Hallo Wolfgang,

danke für Deine Suche an den richtigen Stellen - darauf hin konnte ich auch ein Bild ausfindig machen [1]. Ich habe eben doch nicht so die Typen Ahnung.



Gruß
Detlev

[1] https://www.flickr.com/photos/sludgeulper/4254858726
 
saintex Am: 26.08.2018 00:02:26 Gelesen: 169608# 80 @  
Heute von mir ein tschechoslowakischer Luftpostbrief aus dem Jahr 1932. Der Brief wurde am 05.09.1932 in Nové Zámky, einer Stadt in der Südslowakei[1] als Einschreiben (R-Brief) aufgegeben. Adressiert ist der Luftpostbrief nach Buenos Aires in Argentiniern.



Ausweislich der rückseitig angebrachten Durchgangs- und Ankunftsstempel lief der R-Brief über das Postamt Prag 7 Luftpost, wo er den Rechteckstempel mit dem Text PRAHA 7/LETECKÁ POŠTA/POSTE AÉRIENNE 06.09.32—8[2] erhielt, und Marseille (11.09.1932) nach Buenos Aires. Von Marseille aus wurde der Luftpostbrief am 11.09.1932 mit dem einmal wöchentlich verkehrenden kombinierten Flug-/Schiffsdienst der französischen Fluggesellschaft Compagnie Générale Aéropostale (kurz: Aéropostale) nach Buenos Aires befördert. Luftpost aus der Tschechoslowakei war ab 01.10.1928 zur Beförderung auf der Linie Frankreich-Südamerika der Aéropostale zugelassen[3].

Die auf der nachfolgenden Werbepostkarte der Aéropostale rot eingezeichnete Flugstrecke gibt einen guten Eindruck welche Distanzen der Luftpostbrief aus der Tschechoslowakei über Bergketten,Wüsten und Meere hinweg bis zu seinem Zielort in Argentinien zurückgelegt hat.



Mangels geeignetem Flugmaterials konnte der Südatlantik im Jahr 1932 noch nicht von Flugzeugen im regelmäßigen Linienverkehr überquert werden. Die Aéropostale setzte daher zur Postbeförderung auf der Seestrecke zwischen Dakar im Senegal und Natal im Norden Brasiliens Schnellboote (Avisos) ein, die ihr von der französischen Marine zur Beförderung der Post zur Verfügung gestellt worden waren. Die Künstlerpostkarte oben rechts zeigt zwei Avisos, die sich in der Mitte des Südatlantiks mit der Luftpost auf dem Weg von Europa nach Südamerika und in umgekehrter Richtung begegnen.

Der Luftpostbrief aus Nove Zámky traf ausweislich des rückseitigen Ankunftstempels am 19.09.1932 23- Uhr in Buenos Aires ein. Vorderseitig trägt der Luftpostbrief den einzeiligen Kastenstempel AVION ATRASADO (Flugzeug verspätet)



Dieser Hinweisstempel wurde in Buenos Aires ab Mitte 1930 auf Luftpostsendungen angebracht, die mit einer Verspätung von mehr als 24 Stunden in Buenos Aires eingegangen waren[4].

Der Luftpostbrief ist vorder- und rückseitig bei einem Gewicht bis 15 Gramm mit insgesamt 47 Kč portogerecht frankiert: 2,50 Kč Auslandsbrief bis 20 Gramm + 2,50 Kč R-Gebühr + 3x 14 Kč Luftpost-Zuschlag je 5 Gramm nach Argentinien[5]

MfG Wolfgang

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Nov%C3%A9_Z%C3%A1mky
[2] Max Mahr/H.Peter Vouhsem, Geschichte der tschechoslowakischen Flugpost, Teil 4, Hamminkeln 1990 Seiten 167, 168
[3] Petr Horka, Československá Letecká Pošta 1918-1939, Prag 1997, Seiten 91 und 216
[4] Gerard Collot/Alain Cornu, Ligne Mermoz. Histoire aérophilatélique Latecoere, Aeropostale, Air France 1918-1940, Paris 1990 Seite 165
[5] Petr Horka Fn. 3 Seite 216
 
Detlev0405 Am: 26.08.2018 14:35:49 Gelesen: 169549# 81 @  
@ saintex [#80]

Hallo Wolfgang,

ein Klasse Beleg, bei dem mich vor allem die Rückseite beeindruckt wegen aller Etappenstempel die nötig sind. Der Durchgangsstempel von Marseille ist für mich das Glanzstück des Beleges. Dazu dann gleich eine Frage von mir - wenn ein solcher Durchgangsstempel in Marseille nicht abgeschlagen wurde, ist ein solcher Beleg dann trotzdem sammelwürdig ?

Die zweite Frage bezieht sich auf die Vorderseite - der Stempel links neben der senkrechten 3 Kc Marke ist das ein Zollstempel von Argentinien oder welche Bedeutung hat er ?

MfG Detlev
 
saintex Am: 27.08.2018 00:26:53 Gelesen: 169497# 82 @  
@ Detlev0405 [#81]

Hallo Detlev,

zu Deinen Fragen im Beitrag [#81]:

Nach meiner Ansicht wäre der Luftpostbrief auch ohne den Durchgangsstempel von Marseille sammelwürdig, da die Luftpostbeförderung durch den Ankunftstempel von Buenos Aires und den Hinweisstempel AVION ATRASADO auch so eindeutig nachgewiesen ist. Natürlich ist der Durchgangsstempel von Marseille „schön“, da hierdurch ersichtlich ist, dass der Luftpostbrief der französischen Südamerika-Linie nicht in Toulouse sondern in Marseille zugeleitet wurde.

Das Besondere an diesem Flugpostbrief ist für mich jedoch der bei der Ankunft in Buenos Aires angebrachte Verspätungsstempel, den ich so auf Zuleitungspost aus der Tschechoslowakei noch nicht gesehen hatte. Darüber hinaus ist der Verspätungsstempel AVION ATRASADO häufig ein Indiz dafür, dass die planmäßige Beförderung des Luftpostbriefes durch unvorhergesehene Ereignisse wie z.B. Notlandungen, politische Unruhen o.ä. unterbrochen wurde, was den Brief aus meiner Sicht als Sammelobjekt dann zusätzlich interessant macht. Leider habe ich bei dem gezeigten Luftpostbrief aus der Tschechoslowakei aus dem Jahr 1932 bislang noch nicht herausgefunden, welches Ereignis die Verspätung verursacht hat.

Bei dem vorderseitig links neben der 3 Kč Flugpostmarke abgedruckten Stempel handelt es sich nach meiner Kenntnis um einen speziellen Briefträgerstempel für R-Briefe (vgl. den Text im Innenkreis: Certificados Central), der nach der Ankunft des Luftpostbriefes in Buenos Aires angebracht wurde.

Grüsse Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 28.08.2018 19:29:39 Gelesen: 169325# 83 @  
Sehen wir uns die Karte der Luftpostverbindungen in der Tschechoslowakei bis 1938 an, so können wir im wesentlichen 4 Knotenpunkte feststellen. Neben Prag als Hauptstandort finden wir noch Brno, Kosice und Bratislava. Bratislava (heute die Hauptstadt der Slowakei) war in der Praxis der damaligen Luftpost das Tor nach Wien und auf den Balkan für die tschechoslowakische Luftpost. Die strategische Bedeutung dieses Standortes wird bereits im Jahre 1920 durch Testflüge des Militärs auf der Strecke Bratislava – Prag und retour dokumentiert. Im Jahre 1923 wurde durch die CSA erneut die Strecke getestet, bevor es 1926 zu einer dauerhaften Verbindung der CSA auf der Stecke Prag – Brno – Bratislava – Kosice und retour kam. Von nun an war der Flugplatz Bratislava kontinuierlich Bestandteil des tschechoslowakischen Flugnetzes.



Unser heutiger Beleg ist in Bratislava aufgegeben worden. Es handelt sich um einen Inlandsbrief, wobei wir erst einmal davon ausgehen dürfen, das der Weg von Prag nach Reichenberg auf dem Landweg zurück gelegt wurde. Eine Flugverbindung gab es zwischen beiden Städten erst ab Mai 1937.

Dafür ist der Beleg auf der Strecke Bratislava – Prag befördert worden, auch wenn in Prag kein Bestätigungsstempel abgeschlagen wurde. Dafür hat Bratislava gleich alle möglichen Stempel abgeschlagen. Aufgegeben am Postamt 1 am 21.09.1936 um 10 Uhr wurde der Beleg am Postamt 2 – Flugplatz – um 13 Uhr als Flugpost bearbeitet mit dem Kastenstempel Horka R4 in schwarz. Zum Einsatz kam der Stempel von 1936 – 1939 . Der Postbeamte am Flugplatz hatte es aber besonders gründlich gemacht und auch den zweiten Luftpoststempel abgeschlagen.



Es handelt sich nach Horka RV15 um einen einzeiligen Luftpoststempel mit Rahmen, der in der Zeit von 1932 – 1939 eingesetzt wurde. Zu beachten ist, dass dieser Stempel nur sporadisch eingesetzt wurde im Gegensatz zum rahmenlosen Stempel bis 1930. Das Signum auf der Rückseite unten rechts kann ich leider nicht zuordnen.

Gruß
Detlev
 
filunski Am: 01.09.2018 22:42:00 Gelesen: 168911# 84 @  
Hallo Deltev,

ich hoffe du gestattest, dass ich mich auch mit einem Beleg beteilige? ;-)

Meine Aufmerksamkeit erregte er durch den schön abgeschlagenen, zweisprachigen Ankunftstempel aus Karlovy Vary/Karlsbad, hier zu sehen:



So damit wären wir schon bei der Destination, also quasi am Ende, deshalb jetzt von Anfang an. Erst mal die Vorderseite des, wie ich ziemlich sicher annehme, reinen Bedarfsbriefs:



Ein Luftpostbrief aus Argentinien, genauer aus Buenos Aires an die Senora "Matilde Anchorena de Verstraeten" die im Juli des Jahres 1936 wohl im Hotel Imperial in Karlsbad (Karlovy Vary) weilte.

Abgeschickt gem. Aufgabestempel der Luftpoststelle (Servizio Aeropostal) in Buenos Aires am 11.7.1936:



Wie es dann weiterging kann uns vielleicht Wolfgang (saintex), der hier sicher mitliest, ;-) bei Gelegenheit erklären.

Die Rückseite des Briefs verrät uns neben der genauen Anschrift des Absenders auch noch wann und wo der Brief in der Tschechoslowakei ankam:



Nämlich fünf Tage später am 16.7. in Prag, hier nochmals im Detail der Ankunft-/Transitstempel für die Auslandspost (Cizina/Etranger) aus Prag:



Von dort war es dann nur noch ein "Katzensprung" rüber nach Karlsbad wo der Brief einen Tag später ankam und wir wieder dort wären wo ich oben anfing.

Viele Grüße,
Peter
 
Detlev0405 Am: 02.09.2018 06:35:04 Gelesen: 168863# 85 @  
@ filunski [#84]

Hallo Peter,

ich freue mich über jeden Beitrag, der nicht von mir ist - also danke auch für Deinen. :-)

Dein Brief hat aber die optimale Variante genutzt, nur 5 Tage Beförderung von Buenos Aires bis Prag ist für diese Zeit schon eine super Leistung. Ich mag solche Bedarfsbelege, Du hast ja in einem anderen Thread (Flugzeuge) selbst erlebt, welche Freude sie bei genauer Bestimmung auslösen können.

Zur Destination nach Europa wird Wolfgang bestimmt noch einen Kommentar abgeben - es gibt keinen, der das besser könnte.

Zum Ankunftsstempel in Prag mag ich aber noch ein Wort verlieren. Auch wenn er bei Horka nicht als Tagesluftpoststempel geführt wird und ich keinen Verweis auf diesen Stempel finde, ist er nach Mahr (Band 4, Seite 167 oben) eindeutig als Tagesluftpoststempel eingesetzt worden. Über die genaue Verwendung dieses Stempels finde ich in der Literatur so gut wie keine Informationen, aber ich habe inzwischen eine Arbeitshypothese.

In der 1. tschechischen Republik gab es offizielle Statements, nach denen es in der Tschechoslowakei keine Zensur gibt. Obwohl sich das in erster Linie auf die Presse bezog, war diese Aussage nun auch für das Postwesen verbindlich. Ich persönliche verfolge deshalb diesen Stempel unter dem Gesichtspunkt einer Zensurstelle für Auslandspost. Ob ich diese Hypothese einmal begründen kann, weiß ich noch nicht. Auffallend ist jedoch, dass der Einsatz eines Zensurstempels erst ab 1936 extrem vereinzelt zu beobachten ist (4 oder 5 stellige Nummernstempel). Ab März 1939 mit der deutschen Besetzung war Zensur aus dem Ausland eine völlig normale Tagesangelegenheit und offiziell auf den Belegen dokumentiert.

Viele Grüße
Detlev
 
Detlev0405 Am: 04.09.2018 05:35:05 Gelesen: 168697# 86 @  
Der zweite Beleg aus Bratislava, den ich hier vorstelle, ist eine Destination ins Ausland.



Adressat ist eine Ärztin in Paris, die offensichtlich Post von einem Familienmitglied aus Bratislava erhält. Aufgegeben am Postamt Bratislava 1 4b am 04.06.1937 gegen 19 Uhr – das Postamt befindet sich am westlichen Stadtrand – musste er dann zum Flugplatz am östlichen Stadtrand transportiert werden. Das waren etwa 10 km Luftlinie auf dem Landweg. Am Flugplatz erhielt die Sendung den für Bratislava typischen Abfertigungsstempel Horka RV15. Es ist auch das einzige 100% ige Merkmal für eine Luftpostbeförderung bereits von Bratislava. In Prag angekommen, wurde der Brief weiter bearbeitet, erhielt einen Abfertigungsstempel am 05.06.1937 um 09 Uhr. Von hier aus ging es dann per Luftpost weiter zum Bestimmungsort Paris.



In Paris wurde sowohl die Ankunft am Flugplatz als auch am Bestimmungspostamt für die Sendung mittels Stempel bestätigt. Während die Ankunft am Flugplatz noch am 05.06.1937 erfolgte, wurde die Zustellung am 06.06. bewerkstelligt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 05.09.2018 20:05:47 Gelesen: 168600# 87 @  
Heute kann ich das Ergebnis meiner Nachfrage beim Postmuseum in Prag präsentieren zu der Diskussion in den Beiträgen [71], [72], [73] und [74].

Ich stelle erst einmal den Beitrag von Frau Dr. Zamrzlova in den Raum, der mir als erste Antwort einging.

„Sehr geehrter Herr Röhn,
 
ich sende Ihnen folgende Informationen.

Wir haben acht Stahlstempel in der Sammlung, die die Flugzeuge und die Prager Silhouetten vom 26. Juni 1938 zeigen, die sich nur durch die Bezeichnung a-h unterscheiden. Es handelt sich um Sonderstempeln zu der Briefmarkenausstellung Praga 1938. Wie Sie auf dem beigefügten Bild  sehen konnen, sind diese Stempel in der Sammlung des Postmuseums unter der Nummer 60-67 registriert (Signatur PPR1938/60 - PPR1938/67). Alle Sonderstempel PPR1938/60 - PPR1938/67 wurden für die Dauer der Prager Ausstellung verwendet.
 
Stempelabdrücke in den Inventar-Aufzeichnungen sind immer am ersten Nutzungstag datiert. Stempel in der Sammlung (physische Objekte) haben anderes Datum - den letzten Nutzungstag.
 
Die Signatur PPR1938/68 hat der betreffene Luftpoststempel. Auf dem Stempel im Inventar wurde das Datum des ersten Nutzungtages gestellt (26. VI. 1938), und umgekehrt – der Stahlstempel in der Sammlung hat das Datum des letztes Tages (4. VII. 1938). Die Nutzungsperiode zirka zehn Tage ist gewöhnlich. Die Daten würden vermuten lassen, dass der Stempel als Sonderstempel verwendet wurde.
 
Leider kann man uber der Stempel PPR1938/68 nicht Weiteres teilen, da der Stempel nicht der Standardausführung von Sonderstempeln entspricht. Es gibt keine zeitspezifische Gelegenheit, zu welcher der Stempel benutzt wurde (wie z. B. eine Ausstellung, wie es bei Praga der Fall ist). Daher sind wir geneigt zu glauben, dass dies eher ein Tagesstempel ist.
 
Wir halten jedoch Folgendes für interessant. Sonderstempel wurden zum Zeitpunkt der Übergabe an die Museumssammlungen (die Zeit unmittelbar nach ihrer Verwendung) im Museumsbestand „Sonderstempel“ registriert. Sie können auch die gescannte Seite (Inventar) von 1938 im Anhang sehen. Tägliche Poststempel hat damals das Postmuseum nicht gesammelt und sogar heute sammelt sie nicht. Daraus lässt sich folgern, dass der Stempel PPR1938/ 68 zum Zeitpunkt der Eintragung in Museumssammlungsakten als Sonderstempel wahrgenommen wurde; sonst würde es nicht in der Sammlung geschrieben werden. Leider gab es in den Sammlungen des Postmuseums keine ausführliche Dokumentation zu diesem Stempel, sondern nur ein Inventar. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass detaillierte Dokumentationen von anderen Stempeln aus diesem Zeitraum auch fehlen - es ist also nicht ungewöhnlich.
 
Beiliegend sende ich Ihnen noch die Informationsphotos von dem Sonderstempel aus den Sammlungen des Postmuseums.

Es tut mir leid, dass ich Ihre Fragen nicht genauer und bewiesenermaßen beantworten kann.

PhDr. Jitka Zamrzlová
kurátorka
odd. správa sbírkového fondu
zamrzlova.jitka@cpost.cz
+420 954 400 701
http://www.postovnimuzeum.cz "


Zusätzlich habe ich das Bildmaterial vom Stempel des Postmuseums bekommen.

Bild 1



Bild 2



Bild 3



Während die Bilder 1 – 3 den Stempel in verschiedenen Lagen zeigt, hat der Stempel auf Bild 4 einen interessanten Anhaltspunkt vermittelt.



Es ist eine seitliche Ansicht des Stempels, der die Datumsleiste offen legt. Und diese Datumsleiste offenbart, das der Stempel wohl für einen längeren Einsatz geplant war.

Also habe ich noch einmal Rückfrage beim Postmuseum in Prag gehalten und auf den Umstand aufmerksam gemacht. Postwendend schickte mir Frau Dr. Zamrzlova die schriftliche Bestätigung, das der Stempel für einen langfristigen Einsatz konzipiert war. Bild 5 und Bild 6 geben einen Einblick in die Details.

„Sehr geehrter Herr Röhn

Der Datenteil in der Mitte des Stempels besteht aus acht Stellräder mit immer 12 kleinen Flächen (das Monatsdatum in Form der römischen Ziffern I.-XII., andere in  arabischen Ziffern) Der Stempel war eindeutig für den langfristigen Einsatz bestimmt. Ich schicke Ihnen noch zwei Photos.

Mit freundlichen Grüßen

PhDr. Jitka Zamrzlová
kurátorka
odd. správa sbírkového fondu
zamrzlova.jitka@cpost.cz
+420 954 400 701
http://www.postovnimuzeum.cz";


Bild 5 und Bild 6 geben einen Einblick in die Details.

Bild 5



Bild 6



Somit sollte der Disput bezüglich dieses Stempels geklärt sein. Zum Vergleich zu dem Praga Stempel von 1938, der mit 8 verschiedenen Kennbuchstaben a – h an verschiedenen Postämtern zum Einsatz kam, war der Luftpoststempel ausschließlich für den Einsatz am Hauptpostamt Prag 1 bestimmt und das als Tagesstempel für die Aufgabe von Luftpostsendungen. Vergleiche Bild 7. Es war in diesem Stempel auch kein Bezug zur Praga 38 ersichtlich.

Bild 7



Somit war die Einordnung durch Dr. Horka in seinem Werk zur Luftpost der Tschechoslowakei berechtigt. Es wird ein Mysterium bleiben, warum dieser Stempel im Format eines Sonderstempels gefertigt wurde.

Die Bilder sind Eigentum des Postmuseums Prag und werden wie die Beiträge mit ausdrücklicher Genehmigung von Frau Dr. Zamrzlova veröffentlicht (http://www.postovnimuzeum.cz ). Sowohl bei Ihr als auch den Mitarbeitern des Museums bedanke ich mich ausdrücklich für die Hilfe.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 11.09.2018 08:46:30 Gelesen: 168241# 88 @  
Heute möchte ich mich einem Thema widmen, das in der tschechoslowakischen Luftpost im Jahre 1927 seinen Anfang nahm. Ich spreche von den Sonderkarten, die zu den Erstflügen jeweils herausgegeben wurden. Die erste Karte wurde zum Erstflug 1927 Berlin – Prag – Wien aufgelegt. Zur Illustration zwei Beispiele aus der späteren Zeit, weil hier auch verlässliche Zahlen vorliegen.



Zuerst möchte ich die Karte für den Erstflug Prag – Brüssel zeigen. Am 05.04.1937 wurde der Flug nach Brüssel durchgeführt. Der Aufgabestempel von Prag 82 verweist auf den Erstflug. In Brüssel wurde ordnungsgemäß ein Ankunftsstempel abgeschlagen. Im bräunlichen Ton findet sich auch ein Stempel der Sabena – belgische Luftfahrtgesellschaft. Das hat so seine Richtigkeit, denn der Flug wurde auf der Strecke sowohl von der CSA als auch der SABENA gemeinschaftlich betrieben. Auf der Kartenvorderseite eine stilisierte Darstellung der Flugstrecke, die wir in dieser Form auch auf weiteren derartigen Karten wieder finden werden. Und nun das besondere – während die Karte in einer Stückzahl von etwa 1500 Exemplaren auf der Strecke befördert wurde, gab es insgesamt nur 410 „normale“ Erstflugbelege aller Art auf dieser Strecke. Folgerichtig ist bei Horka diese Karte auch nur mit 120 Kc bewertet. Wirklich Wert steigernd ist die Einzel Frankatur der 2 Kc Marke (ca. 250 Kc).



Die zweite Karte stammt vom Erstflug der CSA und der italienischen Luftfahrtgesellschaft ALA LITTORIA auf der Strecke Prag – Bratislava – Klagenfurt – Triest – Venedig und retour. Der Flug fand am 15.05.1937 sowohl nach Venedig als auch zurück statt. Ordnungsgemäß mit dem italienischen Erstflugstempel aufgegeben, war er am Flughafen Prag mit dem Gegenstempel vom Erstflug Prag 82 bestätigt worden. Vom Hinflug liegen konkrete Zahlen vor, etwa 2000 dieser Karten und nur 119 „normale“ Belege aller Art. Auch hier auf der Rückseite die stilisierte Darstellung der Fluglinie. Bei Horka wertet diese Karte 100 Kc .

Es sind zweifelsfrei sehr attraktive Karten zur Dokumentation dieser Erstflüge, die auch mir gefallen. Damit komme ich aber auch gleichzeitig auf ein Problem. Diese Propagandakarten wie sie Horka bezeichnet (für mich einfache und effektive Werbekarten) sind immer überproportional zu den „normalen“ Belegen auf den Erstflugstrecken befördert worden. Das liegt auch daran, dass die CSA in Eigenregie diese Karten, geflogen, veranlasst hat. Wer sich für diese Karten interessiert, sollte Geduld haben und sie nur zwischen 5 – 10 Euro erwerben. Und vor allem nicht auf solche Gebote eingehen, wie ich sie kürzlich bei Ebay gesehen habe – für Prag – Moskau 120 Euro Einstandspreis. Auch wenn diese Karte attraktiv aussieht, mehr als 100 Kc ist sie Horka nicht wert. Kein Wunder, wenn auf dieser Strecke 2000 der Sonderkarten befördert wurden, aber nur 239 „normale“ Erstflugbelege. Hier stimme ich auch nicht mit der Einschätzung des Michel Katalog zum Erstflug Berlin – Dresden – Prag – Wien überein, der für die Karten einen Zuschlag von 40% fordert. Bei Horka gibt es auf allen Etappen einen Abschlag zu „normalen“ Erstflugbelegen, einen Abschlag von etwa 60%. Und das deckt sich auch mit meinen Marktbeobachtungen. Die Sonderkarte ist weitaus öfters anzutreffen auf allen Teilstrecken als die „normalen“ Luftpostbelege.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.09.2018 19:19:54 Gelesen: 167932# 89 @  
Mit etwas Glück findet man auch nach längerem Sammeln innerhalb Europas völlig „neue“ Destinationen und das macht die Suche so spannend.



Heute geht es von Bratislava nach Saarbrücken im Saargebiet. Zu der Zeit 1931 war das Saargebiet noch Mandatsgebiet des Völkerbundes als Ergebnis des I. Weltkrieges. Das heißt, konkret war das Saargebiet völkerrechtlich Teil des Deutschen Reiches, wurde aber vom Völkerbund verwaltet bis zur vorgesehenen Volksabstimmung im Jahre 1935.

Los ging es am 04.05.1931 um 9 Uhr in Bratislava 1 4f. Wie schon bei der vorhergehenden Post aus Bratislava erläutert, gibt uns nur der Zusatzstempel zur Luftpost Auskunft darüber, dass dieser Brief bereits ab Bratislava mit Luftpost befördert wurde.



Es ist diesmal aber der rahmenlose Stempel, bei Horka unter RV14 registriert. Auffallend – der Einsatz des Stempels wird dort nur von 1926 – 1930 registriert. Da der Rahmenstempel in Bratislava erst 1932 zum Einsatz kam, gehe ich hier von einer Spätverwendung des Stempels aus.

Der Stempel vom Flugplatz Prag zeigt die weitere Bearbeitung des Briefes am folgenden Tag, 05.05.1931, gegen 10 Uhr. Und nein, der Brief brauchte von Bratislava nach Prag keinen ganzen Tag. Es ist vielmehr das Mysterium der Prager Luftpoststempel bis 1939, dass sowohl der runde Stempel als auch der quadratische Stempel sowohl für die Abfertigung als auch für die Ankunft benutzt wurden. Sie werden beide auch bei Horka zusammen als Tagesstempel für Luftpost geführt. Mir ist bisher nicht bekannt, nach welchem System welcher Stempel zum Einsatz kam, zumal das Postamt 82 zeitgleich beide Stempeltypen im Einsatz hatte. Also ist unser Stempel heute als Abfertigungsstempel für den Flug nach Saarbrücken zu betrachten.

Die Ankunft in Saarbrücken auf dem Flugplatz wird durch den roten Flugpostbestätigungsstempel Mi.Nr. F 89-02 dokumentiert. Da kein weiterer Stempel die Strecke von Prag nach Saarbrücken dokumentiert, kann man nur von einer möglichen Beförderung ausgehen. Es gibt zwei Varianten:

1. Mit der CIDNA von Prag 16.05 Uhr am 05.05. über Nürnberg an 17.47 Uhr nach Paris an 22.14 Uhr auf der Strecke 471 und weiter ab Paris am 06.05. um 08.25 Uhr an Saarbrücken 10.50 Uhr auf der Strecke 11.

2. Mit der DLH wäre die Beförderung von Prag nach Nürnberg auf der Strecke 471, von Nürnberg ab 06.05. um 14.45 Uhr nach Frankfurt am Main an 16.15 auf der Strecke 45. Erst am 07.05. um 15.25 Uhr wäre die Weiterbeförderung auf der Strecke 11 nach Saarbrücken möglich, an 10.50 Uhr.

Da mag sich jeder seine eigene Meinung bilden.

[1] https://flughafenbb.files.wordpress.com/2015/09/deutsche-luft-hansa-ag-sommer-1931-05-01-bis-1931-08-31.jpg
 
saintex Am: 21.09.2018 23:06:57 Gelesen: 167744# 90 @  
@ Detlev0405 [#89]

Hallo Detlev,

zu Deinem Beitrag [#89] gestatte ich mir eine Ergänzung. Es gab im Mai 1931 noch eine dritte Variante der Flugverbindung zwischen Prag und Saarbrücken, beflogen von der Lufthansa: mit Linie 162 (Breslau-Prag-München) ab Prag 10:00 Uhr nach München an 12:35 Uhr und ab München mit Linie 52 (München-Stuttgart-Mannheim/Ludwigshafen/Heidelberg-Saarbrücken) ab München 13.15 Uhr an Saarbrücken 16:35 Uhr.

Die Flugverbindung Prag-Saarbrücken über die Fluglinien 162 und 52 ist im Übrigen auch im Reichs-Luftkursbuch Sommer 1930 für die Beförderung von Passagieren und Fracht angegeben.



Da beide Linien ausweislich des von Dir im Betrag [#89] eingestellten Sommer-Flugplans 1931 auch im Sommer 1931 in Betrieb waren und sich die Abflug- und Ankunftszeiten im Verhältnis zum Sommer 1930 nur geringfügig geändert hatten, gehe ich davon aus, dass Dein Luftpostbrief aus dem Beitrag [#89] von der Lufthansa über die Linien 162 und 52 von Prag nach Saarbrücken befördert wurde. Dies umso mehr auch deshalb, weil die Luftpost über diese Flugverbindung – anders als über die von Dir aufgeführten Varianten 1 und 2 – Saarbrücken noch am gleichen Tag nachmittags erreicht hat.


MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 22.09.2018 09:49:00 Gelesen: 167661# 91 @  
@ saintex [#90]

Hallo Wolfgang,

ja das wäre wohl die logischere Variante für die Beförderung des Briefes. Ich habe diese (sie ist auch im von mir angegebenen Flugplan ersichtlich) aber mit einem Fragezeichen bei mir versehen, weil ich mir nicht im Klaren war, was der Poststempel vom Prager Flughafen um 10.00 Uhr aussagt. Dazu brauche ich dann einen praktischen Rat von Dir.

Bedeutet der Stempelabschlag 10.00 Uhr, das der Brief zu der Zeit am Schalter bearbeitet wurde oder gibt es hier ein Zeit Fenster, das das erreichen der Maschine um 10.00 Uhr noch ermöglicht ? Da der Brief aus Bratislava ja schon am Vorabend in Prag aufgeliefert wurde, war ja genug Zeit, um den Brief für den 10.00 Uhr Flug vorzubereiten.

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 25.09.2018 09:16:35 Gelesen: 166787# 92 @  
Heute gibt es die Gegenstrecke zum letzten Beleg [#89] – Saarbrücken nach Prag.



Nach der Volksabstimmung wurde das ehemalige Saargebiet ab dem 01.03.1935 wieder dem Deutschen Reich eingegliedert. Somit hat die Karte auch einen symbolischen Charakter als Gruß nach Prag. Eigentlich eine sehr eindeutige Destination – Saarbrücken über Frankfurt am Main und Nürnberg nach Prag, recht ordentlich auch dokumentiert mit entsprechenden Stempeln. Beim Blick in Details hatte ich jedoch zwei Fragen, die mir Wolfgang klären konnte. Zum Ersten der Stempel vom Flughafen in Nürnberg. Ich konnte ihn im Michel nicht finden. Kein Wunder, war doch im Michel bei den Flugplatz-/Flughafenbestätigungsstempeln unter der Nummer A 51-01zwar der richtige Stempel beschrieben aber in der Abbildung ein falscher Stempel wider gegeben worden (vgl. Seite 394).



Die zweite Hürde war – ich fand zwischen Saarbrücken 2 (Hauptpostamt) und Nürnberg im vorgegebenen Zeitrahmen keine Flugverbindung der DLH. Dabei ignorierte ich konsequent, das diese Entfernung von etwa 300 km auch per Bahn zurück gelegt werden kann. Wolfgang hatte den passenden Holzhammer für mich parat. Beim Prüfen der DLH Verbindungen komme ich bei Nürnberg – Prag auf eine logische Verbindung im Zusammenhang mit den Stempeln. Abgang Nürnberg 12.20 Uhr und Ankunft Prag 13.55 Uhr. [1] So wurde die Karte eine Kombination von Bahn- und Luftpost.

Gruß
Detlev

[1] https://flughafenbb.files.wordpress.com/2015/09/lufthansa-winterflugplan-1934-1935.jpg
 
Detlev0405 Am: 02.10.2018 09:40:03 Gelesen: 166489# 93 @  
Unser heutiger Brief kommt aus Linköping in Schweden und geht nach Olmütz ( Olomouc ) in der Tschechoslowakei.



In Linköping aufgegeben am 29.04.1929, musste er auf dem Landweg nach Malmö, um dort in ein Flugzeug zu gelangen. Der erste Flugplatz wurde in Linköping erst in den 30er Jahren gebaut.

Von Malmö ging der Brief per Luftpost über Kopenhagen – Hamburg – Berlin nach Prag. Von dort aus ging es dann auf dem Landwege zum Zielort Olmütz.



Beachtenswert ist der Ankunftsstempel in Prag auf dem Flugplatz. Es handelt sich um den Stempel der Auslandsabteilung (Cizina) des Flugplatzes in Prag 7. Er ist gleichberechtigt eingesetzt worden neben den anderen Luftpoststempeln am Flugplatz. Ob dieser Stempel zum Einsatz kam, weil die Post einer speziellen Kontrolle unterzogen wurde, vermag ich nicht zu bestimmen. Eine Zweckbestimmung habe ich aber inzwischen herausgefunden – der Stempel wurde als Abgangsstempel für Flugpost verwendet, die zum Beispiel nach Athen per Bahn auf den Weg gebracht wurde.

Rudolf von Kulmburg war einer der Honoratioren der Stadt zu seinen Lebzeiten, Briefmarkensammler und Aussteller auf der Daposta 1937. Er ist Ehrenmitglied der Vereinigung Alt – Neustadt in Wien, einer Vereinigung von Absolventen der Theresianischen Militärakademie Wien.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 08.10.2018 14:15:52 Gelesen: 166167# 94 @  
Der heutige Beleg wird uns zeigen, das es bei der Bestimmung der Flugrouten nicht nur Kenntnis über die jeweiligen Flugpläne und Fluglinien benötigt, sondern auch Kenntnisse über historische Gegebenheiten der jeweiligen Region. Diese Analyse ist in bewährter Zusammenarbeit mit Wolfgang (saintex) entstanden und hat ein weiteres Mal gezeigt, das sein Spezialwissen unverzichtbar ist. Aus diesem Grund habe ich auch die Darstellung des Beleges in einer anderen Form gewählt, als These und Antithese. So kann jeder die Gedankengänge zu dem Beleg nachvollziehen.



Der Reihe nach. Während in Deutschland Luftpostbelege mit Freistempel relativ oft vorkommen, ist das in der Tschechoslowakei eher eine seltene Form der Frankierung gewesen. Absender ist die Poldi Hütte in Kladno, ein Betrieb der Stahlindustrie. Zulieferer z.B. von Stahl für den Rennwagen Blitz von Benz oder der Harbour Bridge in Sydney. Der Adressat ist eine Firma in Kalkutta (Indien).

Der europäische Teil des Fluges bis Athen war bei der Untersuchung unumstritten. Es war nur schwer, das entsprechende Material zu finden, da es keine Beförderung von einer einzigen Luftpostlinie war. Die Verbindung ging über Wien – Prag ab 17.00 an Wien 18.30 Uhr am 01.06. Von Wien am 02.06. 13.10 ab und an Budapest 14.15 Uhr. Ab Budapest um 15.00 nach Belgrad an 16.05. Uhr. Ab Belgrad 16.20 (So = Samstag) an Sofia 19.30 Uhr. Dienstag (U = Dienstag) den 05.06., um 14.55 nach Saloniki an 16.10 Uhr und weiter nach Athen um 16.30 Uhr. Dort Ankunft um 18.30 Uhr. Nur diese Verbindung passt in den Zeitrahmen und korrespondiert auch mit den jeweiligen Wochentagen, an denen die einzelnen Strecken betrieben wurden und wäre ein Argument für beide Luftpoststempel.



Optimistisch habe ich dann auch versucht, die Strecke Athen – Kalkutta mit dem vorliegenden Material zu analysieren. So kam meine These zustande:

„Ich habe zuerst einmal die Tage enträtselt - 01.06.34 Prag ein Freitag , 06.06.34 Athen war ein Mittwoch, 10.06.34 Karachi ein Sonntag und der 13.06.34 in Kalkutta ein Mittwoch. Dann habe ich mir die Flugpläne angesehen - Athen flog die Air France am Mittwoch und auch die Ankunft in Karachi stimmt mit dem Air France Plan überein. Als ich dann auf Kalkutta gesehen habe, fand ich nur die KLM, die an diesem Tag dort eintraf. Und plötzlich verstand ich den Stempel auf der Vorderseite aus Karachi. Es ist kein Durchgangsstempel wie ich zuerst vermutet hatte, sondern ein Flugunterbrechungsstempel. Irgend etwas lief wohl schief mit der Air France Maschine, so das die Post mit der nächsten, einer KLM
Maschine, weiter geleitet wurde. Die KLM Maschine traf am Mittwoch in Kalkutta ein.“


Soweit so gut – oder eben nicht. Meine These berücksichtigt keine Flugverspätungen, geschweige denn die politischen Veränderungen in Indien seit Beginn der 30er Jahre.

So kommt Wolfgangs Gegenthese doch zu einem anderen Ergebnis:

„Aufgrund der Stempeldaten von Athen (6.6.1934) und Karachi (10.6.1934) kommt nach den in der aerophilatelistischen Literatur u.a. von Proud[1] und TSchroots[2] veröffentlichten Flugdaten nach meiner Meinung nur eine Beförderung Deines Luftpostbriefes auf der Fluglinie der KLM Amsterdam – Bandoeng in Betracht: mit Flug Nr. 186 ab Amsterdam am 7.6.1934 (Donnerstag), an Athen 8.6.1934 (Freitag), an Karachi 10.6.1934 (Sonntag). Dieser Flugablauf stimmt auch mit dem in der für die Monate Mai/Juni 1934 gültigen Luftpostliste veröffentlichten Flugplan für die Luftpostlinie Amsterdam – Bandoeng überein.
Richtig ist, dass aufgrund der in den zeitgenössischen Flugplänen der Air France angegebenen Abflug- und Ankunftszeiten zunächst auch eine Beförderung Deines Luftpostbriefes mit der Air France denkbar wäre. Diese Möglichkeit scheidet nach meiner Ansicht jedoch aus folgenden Gründen aus:
….
Entscheidend kommt aus meiner Sicht jedoch hinzu, dass der Air France Flug, der am 6.6.1934 in Marseille begonnen hatte, nach den Angaben bei Proud[3] abweichend vom Flugplan erst am 12.6.1934 (Dienstag) in Karachi angekommen war. Ein Grund für die zweitägige Verspätung wird bei Proud nicht angegeben. Treffen die Angaben bei Proud zu, kann Dein Luftpostbrief nicht mit der Air France befördert worden sein, da Dein Luftpostbrief ausweislich des Hinweisstempels bereits am 10.6.1934 und damit zwei Tage vor der Air France Maschine in Karachi eingetroffen war, was meine These der Beförderung durch die KLM erhärtet.
In Karachi wurde die für Brit. Indien, Burma und Ceylon bestimmte Luftpost ausgeladen und auf „gewöhnlichem Weg“ bis zum Bestimmungsort weiterbefördert. Wörtlich heißt es im Handbuch von TSchroots in einer Anmerkung zur Luftpostlinie Amsterdam-Bandoeng für das Jahr 1934[4]: De correspondentie vanuit Nederland voor geheel Brits Indie, Birma en Ceylon wordt in Karachi gelost en vandaar met de bestaande middelen van vervoer doorgezonden. Aus diesem Grund wurde in Karachi auch der Hinweisstempel CANCELLED auf dem tschechischen Luftpostaufkleber angebracht, zum Zeichen dafür, dass die Luftpostbeförderung in Karachi endete. Diese eigenartige Regelung der Luftpostbeförderung über das Territorium Brit. Indiens soll u.a. politische Gründe gehabt haben, insbesondere dem allmählich erstarkenden indischen Nationalgefühl und dem Wunsch nach Eigenstaatlichkeit widerstrebte die Gewährung von Verkehrsrechten an ausländische Luftverkehrsgesellschaften ohne Gegenseitigkeit. Auch die Gründung eigener indischer Fluggesellschaften, z.B. durch den Tata-Konzern, die Fluglinien innerhalb Indiens aufbauten, scheint eine Rolle gespielt zu haben. Vermutlich wird auch die britische Fluggesellschaft Imperial Airways Einfluss auf die indische Kolonialregierung genommen haben, um sich der niederländischen KLM als einem lästigen Mitbewerber zu erwehren.“

Erhärtet wurde diese Darstellung durch Wolfgangs ergänzende Information, die eine zeitgenössische Darstellung des Kampfes um die Lufthoheit in Indien dokumentiert.

„Bei Proud habe ich noch die in der Anlage beigefügte von Anfang Oktober 1933 datierende Bekanntmachung der Indischen Post gefunden. In Ziff. 4. enthält die Bekanntmachung die Klarstellung, dass Luftpost innerhalb Indiens nicht von der K.L.M. oder der Air Orient (Vorläufer der Air France) befördert wird und dass Luftpost aus Europa nach Bestimmungsorten in Indien und Burma in Karachi ausgeladen wird (… will be dropped at Karachi). Damit liegt auch eine zeitgenössische postalische indische Quelle vor, die bestätigt, dass die Luftpostbeförderung Deines Luftpostbriefes in Karachi endete.“




Dieses Dokument ist ein wichtiger Beweis für die Behauptung von Wolfgang, das es restriktive Maßnahmen seitens der indischen Regierung gab, um die eigene Luftfahrt zu fördern und zu schützen. Es wird bei einem späteren Beitrag in meinem Thread noch eine wichtige Rolle spielen und bewiesen werden mit einem Beleg. Somit ist dieser Beleg nicht nur beeindruckend durch die seltene Verwendung von Freistempeln im internationalen Luftpostverkehr der Tschechoslowakei, sondern auch eine Dokumentation zu den Anfängen der selbständigen Luftpost in Indien.

Quellen:

[1] Edward B. Proud, Intercontinental Airmails, Vol. 2 Asia and Australasia, Großbritannien 2009
[2] TSchroots, Luchtvaart en Luchtpost encyclopedie, Teil 1 (bis 1935), Amsterdam 1990
[3] Proud Vol. 2 Seite 804
[4] TSchroots Teil 1 Seite 627
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 15.10.2018 19:35:40 Gelesen: 165898# 95 @  
Wir haben Post aus Ceylon bekommen (heute Sri Lanka). Und erinnern uns daran, das uns Wolfgang (saintex) im letzten Beitrag einen entscheidenden Hinweis für die Entwicklung einer eigenständigen indischen Luftfahrtgesellschaft gegeben hat und dem ich auch wieder für seine Korrekturen danke.



Unser heutiger Beleg demonstriert auf eindrucksvolle Weise den Fortschritt der indischen Luftfahrt in den 30er Jahren. Von Colombo wurde der Beleg nach Karachi mit der Bahn und Tata Airlines befördert. Aufgegeben am 20.03.1937 fand der Brief seine planmäßige Beförderung mit der Bahn von Colombo (ab 20.15 Uhr Hbf.) nach Madras (an 06.35 Uhr Hbf.) mit dem Indo-Ceylon-Epress. [1] Von Madras ging der Brief am Montag den 22.03. 14.00 Uhr mit der Tata Airlines nach Karachi. Dort kam er am nächsten Tag gegen 18.10 Uhr an.

Auffallend die schöne Frankatur mit Werten aus Michel Nr. 216 -223 von Ceylon. In Karachi fand der Brief dann am Mittwoch, den 24.03., Anschluß an den Flug der Imperial Airways nach Europa. Ein langer Weg stand ihm bevor – über Oman am 25.03., Kuweit und Bagdad am 26.03., Alexandria am 27.03. weiter nach Athen, Brindisi nach Paris LeBourget, wo er am Donnerstag den 29.03.1937 gegen 09.30 Uhr ankam. [2]



Hier wurde der Brief umgeladen in eine Maschine der Air France und erreichte Prag über Straßburg am 30.03.1937. Auch wenn der Brief einen gewissen Umweg nahm, war es die schnellste Verbindung für ihn. Flüge mit der KLM oder Air France hätten mehr Zeit in Anspruch genommen, weil die Abflugtage für den Brief ungünstig lagen. Auch wenn die Strecke als solche wesentlich kürzer gewesen wäre.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/il/il38/il38i3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw36u/iaw36u-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 22.10.2018 09:00:39 Gelesen: 165582# 96 @  
Heute fliegt unsere Karte mal wieder von Prag ab hat eine etwas seltenere Destination. Sie will unbedingt nach Bochum.



Dabei hat sie Glück, denn am 10.08.1926 wurde von der CIDNA die erste Postbeförderung auf der Strecke Prag – Nürnberg – Straßburg – Paris durchgeführt. So war es einen Monat später kein Problem, die Reise bis nach Nürnberg anzutreten. Am Flugplatz Prag am 08.09.1926 aufgegeben, erhielt die Karte auch den Rahmenstempel nach Horka RV2a in Rot.



Merkwürdig sicherlich die Verwendung des Luftpostaufkleber für die Strecke Prag – Straßburg, aber korrekt, da die Beförderung durch die CIDNA erfolgte und die uns geläufigen blauen gezähnten Aufkleber erst 1929/30 in Verkehr kamen.

Da der Flug von Nürnberg weiter ging mit der DLH, wurde also umgeladen. Deshalb auch der Ankunftsstempel Michel Nr. 81-01 b in violett von Nürnberg. Von Nürnberg wurde die Karte weiter geleitet über Frankfurt/M – Köln nach Essen/Mühlheim (vgl. [1]).

Wann sie letztendlich dort ankam, entzieht sich leider meiner Kenntnis (fehlender Ankunftsstempel mit Datum).

Gruß
Detlev

[1] https://flughafenbb.files.wordpress.com/2017/12/1926-12-18-schweizerische-bauzeitung.jpg
 
Detlev0405 Am: 26.10.2018 15:45:09 Gelesen: 165242# 97 @  
Heute möchte ich zu mehreren Anfragen Stellung nehmen - es geht um tschechische Belege sowohl zur Zeppelinpost als auch zur Schleuderpost verschiedener Dampfer nach Nord- und Südamerika.

Ich klammere diesen Teil der tschechoslowakischen Luftpost bewusst aus bei meinen Betrachtungen und das aus verschiedenen Gründen:

1. Die gesamte Schleuderflugproblematik ist in seinen Ursprüngen eine deutsche Erscheinung. Tschechoslowakische Belege mit ausschließlicher tschechischer Frankatur werden in der Fachsprache als "Durchrutscher" bezeichnet und basieren auf Zufall, keiner geregelten Luftpostbeförderung.

2. Bei Zeppelinbelegen gab es ab 1932 für die Tschechoslowakei den Status eine Vertragsstaates und somit die geregelte Möglichkeit zur Auflieferung von Post zu den einzelnen Sonderflügen. Im Wesen blieb es aber eine Veranstaltung der deutschen Luftpost und ging über den Charakter einer Tagesluftpost hinaus.

3. Das dritte und wohl wesentliche Argument - die meisten Belege zu beiden Themen befinden sind in festen Händen. Hinzu kommen Preise, die pro Stück immer im guten 3 stelligen Bereich liegen. Beide Fakten schränken selbstverständlich das "Interesse" an solchen Belegen von vorn herein ein.

Saintex hatte im Beitrag [#15] schon auf eine Publikation zu tschechischen Sammlungen und Sammlungen zur tschechoslowakischer Thematik aufmerksam gemacht. Für alle die, die sich einmal mit der tschechoslowakischen Zeppelin und Schleuderflugpost visuell beschäftigen möchten, empfehle ich die Sammlung von Georg Wilhelms in diesem Link von Wolfgang. Nach meiner Übersicht ist diese deutschsprachige Ausstellungssammlung bezüglich der Vertragsstaaten Post zu den Zeppelinen mit allen Belegen zu den bekannten und belieferten Flügen vertreten.

Eine Klasse Dokumentation.

http://www.exponet.info/exhibit.php?exhibit_ID=176&lng=DE#

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 29.10.2018 13:10:17 Gelesen: 165155# 98 @  
Eigentlich gehört die Luftpost zwischen Prag und Wien zu den ursprünglichen Linien der tschechoslowakischen Luftpost und hätte schon längst einmal vorgestellt werden müssen. Gut Ding will aber Weile haben. So kann ich heute einen Brief vorstellen, der von der Jubiläumsausstellung der tschechischen Philatelisten ( 25.09. - 02.10.1927 ) in Prag abgeschickt wurde. Darauf verweist der Sonderstempel von der Ausstellung.



Offensichtlich war der Aufgabestempel vom 27.09.1927 auf der Ausstellung geführt worden, denn es gibt keinen Vermerk zum Hauptpostamt Prag 1 oder andere Postämter. Daher lief der Brief erst am 28.03. beim Postamt am Flughafen auf. Hier wurden dann alle Stempel auf den Brief gebracht, die zu dieser Zeit vorrätig waren. So der obligatorische Stempel von Prag 82 b , der seit 1926 im Einsatz war. Hinzu kommt der Rahmenstempel Horka RV2a in Rot.



Die Krönung des Briefes ist aber der ungewöhnliche Leitstempel in tschechisch und französisch „Luftpost von Prag nach …...“ und handschriftlichem Eintrag des Zielortes – hier nach Wien.



Dieser Stempel war nur 1926 und 1927 im Einsatz. Registriert bei Horka unter der Nummer RV6 ist dort auch ein ähnlicher Beleg unter Obr. 164 zu finden. Innerhalb von 4 Stunden war der Brief dann in Wien, wie der Ankunftsstempel zeigt.

Weiterhin beachtenswert an dem Beleg ist die Tatsache, das er aus der Sammlung von Simon Hucl stammt. Er war in den 20er Jahren ein anerkannter Sammler tschechoslowakischer Luftpost und hat seine Ergebnisse in der Zeitschrift „Die Postmarke“, Wien 1928, Seite 257 ff. veröffentlicht.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 05.11.2018 09:21:51 Gelesen: 164736# 99 @  
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, auch bei den Luftpostbelegen in die Tschechoslowakei. Seit dem 01. - 10.Oktober 1938 wurde das Sudetenland an Deutschland angegliedert, damit begann die Zerschlagung der Tschechoslowakei.



Unsere heutige Karte kommt aus der Schweiz und wurde am 11.11.1938 in Zürich aufgegeben. Es gab zwar im Jahre 1930 die Eröffnung einer Direktverbindung von Prag nach Zürich ( Basel ) mit der Ad Astra, aber diese Verbindung wurde Ende September 1931 mangels Auslastung eingestellt. So blieb nur die Beförderung über Straßburg, wo die Karte am 12.11.1938 ankam. Von dort aus übernahm die Air France und lieferte die Karte in Prag ab. Abweichend von der bisherigen Praxis wurde die Karte nicht am Flughafen Prag mit dem Ankunftsstempel versehen.



Ich gehe davon aus, das die gesamte Post des Fluges direkt bei der zuständigen Zensurstelle aufgeliefert wurde. Sowohl der Stempel „Censurovano“ als auch der 5 stellige Stempel des Zensors zeugen von der Sonderbehandlung der Karte. Erst danach wurde die Karte vom Zustellpostamt Prag 31 9a als Eingang quittiert. Das Postamt befand sich im Stadtteil Vinohrady.

Auf der Vorderseite ist eine DC 2 der Swiss Air zu sehen mit dem Kennzeichen HB – ITE. Sie wurde 1935 angeschafft und flog bis 1952 bei der Airline. Anschließend wurde sie an die Phoenix Airlines in Südafrika verkauft.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 12.11.2018 07:57:59 Gelesen: 164433# 100 @  
Eigentlich wird die Etappe Kosice – Prag durch die CSA bereits seit dem 12.05.1924 betrieben und unter diesem Aspekt hatte ich die Karte erworben – als normale Bedarfspost im Jahre 1929 auf der Strecke.



Es handelt sich um eine Ganzsache CDV 37 I.typ nach dem Spezialkatalog Prag 1988 mit der Zusatzfrankatur einer Mi.Nr. 199 . Auch wenn der Luftpostaufkleber bei Horka (Nr. NP3) erst 1930 registriert wird, ist er schon 1929 anzutreffen. Ordnungsgemäß wurde der Flugplatz Stempel Horka R7 als Nachweis zur Beförderung abgeschlagen.

Routinemäßig habe ich noch das Datum des Fluges geprüft und nicht schlecht gestaunt. Denn am 06.05.1929 fand der Erstflug Uzhorod-Kosice-Bratislava-Brno-Praha und retour statt. In allen Nachschlagewerken sind die Teiletappen sowohl von Prag als auch Uzhorod verzeichnet, aber Zwischenetappen wie Kosice – Prag wurden wohl nur sehr wenig genutzt und sind damit kaum bekannt. Damit wurde aus einem ursprünglich als Bedarfsbeleg erworbenen Beleg eine recht seltene Destination von einem Erstflug. Die letzte Etappe nach Liberec legte die Karte per Bahn zurück.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.11.2018 08:14:51 Gelesen: 164093# 101 @  
Heute freue ich mich, an die Beiträge [#58] und [#69] anknüpfen zu können und den Flugplatzstempel von Uzhorod zeigen zu können.



Die Karte wurde am 29.08.1936 am Flugplatz in Uzhorod gegen 12 Uhr aufgegeben. Der Stempel ist bei Horka unter der Nr. R9 registriert und war von 1929 – 1938 im Einsatz. Die direkte Verbindung Uzhorod – Prag war noch nicht möglich, da die Strecke Moskau – Uzhorod – Prag genau einen Tag später eingeweiht wurde. So ist es um so bemerkenswerter, das die Karte auf der „Etappenpost“ nach Prag ging und von dort per Bahn oder Postauto nach Pilsen, wo sie am nächsten Tag früh um 5 Uhr bereits Postamt Plzen 1 ankam.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 26.11.2018 08:19:03 Gelesen: 163886# 102 @  
Unser heutiger Beleg ruft erst einmal Kopfschütteln hervor – weil er im Horka überhaupt nicht registriert ist. Am 05.04.1937 gab es den Erstflug Prag – Brüssel,er ging auch über Essen. Dieser Flug startete aber bereits früh um 8.00 Uhr von Prag.



Unser Flug verließ Prag aber erst um 14.00 Uhr. Auch bei Mahr findet sich kein entsprechender Hinweis. Zuerst habe ich auch gedacht, der Beleg als Erstflug nach Frankfurt/Main ist ein Fake, zumal der Brief in 5 Stunden bereits in Essen angekommen war.

Zum Glück blieb mir noch der Michel Luftpost Spezial und dort stieß ich tatsächlich auf einen Erstflug zwischen FFM und Prag sowie retour. Unter der Nummer 37.4 – 02 ist mein Beleg tatsächlich registriert. Durchgeführt wurde der Flug von der DLH auf der Strecke.

Blieb noch die Frage, ob der zeitliche Ablauf auch eine Beförderung zuließ. Nach dem Flugplan Sommer 1937 der DLH ging der Brief um 14 Uhr in Prag ab. In Frankfurt/Main traf er um 16 Uhr ein,, von wo er um 17.20 Uhr nach Dortmund weiter geleitet wurde. Dort kam er 18.10 Uhr an und ging nach Essen um 18.20 Uhr ab. Ankunft Essen um 18.35 Uhr und somit stimmt auch der Ankunftsstempel in Essen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 03.12.2018 17:23:12 Gelesen: 163646# 103 @  
Unsere heutige Karte erfordert wieder einmal ein etwas komplizierteres Um-die-Ecke-Denken. Was auf den ersten Blick sehr offensichtlich erscheint, ist es aber nicht.



Der Beleg geht von Marienbad am 01.06.1930 nach Köln, eine etwas ungewöhnliche Destination. Dafür verschwand der Beleg ja auch wieder in der Sammlung von Herrn Hucl. Auf den ersten Blick ging die Karte von Marienbad über Chemnitz – Leipzig nach Köln. Tut sich aber ein großes Fragezeichen auf. Warum ist die Karte erst am 07.06.1930 von Chemnitz aus weiter befördert worden ? Und warum geht die Karte über Chemnitz nach Leipzig, wenn doch 1930 auch eine direkte Verbindung von Marienbad nach Leipzig bestand ? Und beide Streckenführungen von der DLH bedient wurden ?

Also komplett umdenken. Der Beleg ging am 01.06.1930 mit dem Flug 655 um 09.30 Uhr nach Leipzig ab und traf dort um 10.50 Uhr ein. Um 11.25 Uhr ging es auf der Linie 156 direkt nach Köln weiter wo er um 14.05 Uhr eingetroffen war.



Das wird auch durch den Flugbestätigungsstempel Michel Nr. F 63-06 am Kölner Flughafen bestätigt. Nun trat er sein Dasein als postlagernde Sendung an – für 5 Tage. Am 06.06.1930 wurde er offensichtlich zurück geschickt mit dem Flug 156 um 14.05 Uhr und erreichte Leipzig um 16.25 Uhr. Nun tritt für mich ein echtes Mysterium auf – nach welchen Kriterien wurde der Beleg nach Chemnitz geschickt ? Das das eine zentrale Fragestellung ist wird dadurch erhärtet, das um 16.50 Uhr von Halle/Leipzig ein Flug sowohl nach Chemnitz als auch nach Marienbad abging und Marienbad lag näher an Reichenberg. Auf jeden Fall kam der Beleg um 17.25 Uhr in Chemnitz an und wurde am nächsten Morgen Post seitig bearbeitet.



Die Karte erhielt einen Flugplatzstempel Michel Nr. A 10-02 vom 07.06.1930 und einen Flugbestätigungsstempel Michel Nr. F 18-02b
.
Den Rest der Strecke nach Reichenberg legte die Karte offensichtlich per Bahn zurück.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 11.12.2018 14:12:03 Gelesen: 163239# 104 @  
Heute ist Post aus Venezuela eingetroffen. Am 18.05.1938 in Caracas aufgegeben, traf sie am 27.05.1938 am Flughafen in Prag ein. Frankiert mit den venezolanischen Marken Michel Nr. 241, 254 und 268 erfreute er bestimmt den Empfänger.



Dass in Venezuela ab 1933 die Fluggesellschaft „Linea Aeropostal Venezolana“ den Postverkehr per Flugzeug sicher stellte, konnte ich mit Hilfe des Internets noch herausfinden. Der aufgebrachte Leitstempel zur Beförderung über Natal nach Paris half mir zumindest zu bestimmen, dass der Brief von Caracas nach Natal (Brasilien) ging.



Leider fand ich aus dem Jahr 1938 weder einen Flugplan noch ein Streckennetz der LAV, so dass ich wieder Wolfgang bitten musste, mir zu helfen.

"Dein Luftpostbrief wurde auf der 2. Route befördert, also Caracas - Natal mit Pan American Airways und ab Natal vermutlich mit der Air France. Auch das Porto stimmt: UPU-Auslandsporto bis 20 Gramm 37,5 Centavos; Luftpostzuschlag je 5 Gramm über Route 2 nach Europa 1,125 Bolivares. Die aufgeklebte Luftpostmarke mit dem "krummen" Wert von 1,125 Bolivares war offensichtlich genau für diesen Tarif verausgabt worden." [1]

Von Natal ging der Brief am 22.05.1938 mit der AirFrance auf der Strecke 270 über Villa Cisneros, Agadir, Casablanca, Barcelona, Marseille und Toulouse nach Paris und traf dort am 26.05.1938 ein.



Diese Auffassung vertritt auch Wolfgang: "Nach den Stempeldaten war dies eindeutig die Air France, die den Südatlantik am 23./24.5.1938 in einem Nachtflug mit einem 4-motorigen Landflugzeug vom Typ Farman 2200 (Ville de Mendoza F-AOXF) in einer reinen Flugzeit von 15.20 Stunden überquerte. Die mit diesem Südatlantikflug beförderte Luftpost traf am 25.5.1938 in Frankreich ein. Damit korrespondiert der rückseitig - leider nur sehr schwach - angebrachte Ankunftstempel "Paris Aviation Etranger 25.V.1938 23:30". 

Umgeladen auf die Strecke Paris – Prag wurde er am 27.05.1938 um 08.00 Uhr auf die Reise geschickt und traf um 11.50 Uhr ein. Um 13.00 Uhr war seine Reise am Postschalter des Flughafens erfolgreich abgeschlossen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/pa/pa40/pa40-8.jpg
 
Detlev0405 Am: 21.12.2018 13:18:03 Gelesen: 162892# 105 @  
Heute erreicht uns Post aus Sofia. Es ist schon erstaunlich, das die tschechoslowakische Luftfahrtgesellschaft trotz seiner Kontakte nach Bukarest und Zagreb mit Hilfe der CIDNA seit Mitte der 20er Jahre niemals seine Balkan Aktivitäten eigenständig erweitern konnte.



Der Brief wurde am 29.0.1937 aufgegeben, ist frankiert mit einer Mi.Nr. 238 als EF und erreichte Prag noch am gleichen Tag. Dabei sieht man dem Brief nicht an, das er tatsächlich 5 europäische Hauptstädte auf diesem Weg passierte.
Sein Flug beginnt um 09.00 Uhr in Sofia und erreicht Belgrad um 09.30 Uhr. Von hier aus ging es weiter um 09.50 Uhr nach Budapest, das um 11.20 Uhr den Brief gesehen hat. Nun ist es wieder einmal wichtig, den Wochentag zu bestimmen, da ein passender Weiterflug entsprechend den abgeschlagenen Stempeln nur am Montag, Mittwoch und Sonnabend möglich war. Wir sind an einem Sonnabend unterwegs und so konnte der Brief um 12.05 Uhr Budapest verlassen und in Wien um 13.10 Uhr eintreffen. Von hier aus ging es um 17.20 Uhr ab nach Prag, wo er um 18.35 Uhr eintraf. [1] Lediglich die Strecke Wien – Prag wurde durch die tschechoslowakische CSL bedient bei dem Beleg.





Auffallend schön sind die abgeschlagenen Luftpoststempel auf der Strecke. In Sofia wurde der Beleg direkt am Flugplatz aufgegeben und erhielt den entsprechenden Stempel mit einem stilisierten Flugzeug im Bild, in Wien einen Flugpost Stempel vom Flugfeld in Wien – Aspern. Bei über einem Dutzend von Belegen nach und über Wien das erste Mal, das ich einen solchen Stempel gesehen habe.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 10.01.2019 14:09:38 Gelesen: 162428# 106 @  
Unsere heutige Post erreicht uns aus Sarajevo, eine Stadt mit wechselvoller Geschichte. Zum Zeitpunkt des Briefes war Sarajevo Teil des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen bis 1941. Ab 1941 bis 1945 war es Bestandteil des Staates Kroatien. Nach 1945 war es integriert in der Republik Jugoslawien, um 1992 als Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina seine vorläufige Bestimmung zu finden.



Aufgegeben wurde der Brief am 31.08.1936 um 20 Uhr. Sein Flug ging aber erst am nächsten Tag los, um 7.35 Uhr in Richtung Belgrad. Dort kam er um 8.50 Uhr an und wurde um 10 Uhr am Flugplatz abgefertigt. Dokumentiert wird das durch den Stempel von Zemun auf der Rückseite. Zemun ist ein Ortsteil von Belgrad und beherbergt den örtlichen Flugplatz.



Von dort aus ging es weiter um 9.10 Uhr oder 10.40 Uhr nach Budapest , um von dort aus um 12.25 Uhr seinen Weiterflug nach Wien zu absolvieren. Dort bekam er dann um 16 Uhr seinen Abfertigungsstempel. Da der letzte Flug nach Prag am Tage aber schon um 15.05 Uhr abging, kam es zu einer auf dieser Strecke typischen Besonderheit. Es wurde entschieden , den Brief per Bahn nach Prag zuzustellen. So kam er am 02.09.1936 gegen 2 Uhr in Prag an [1].

Gruß
Detlev

[1] https://flughafenbb.files.wordpress.com/2017/08/deutsche-lufthansa-sommer-1936-04-19-bis-1936-10-03.pdf
 
Detlev0405 Am: 21.01.2019 12:53:11 Gelesen: 162043# 107 @  
Unsere heutige Karte ist unverkennbar eine Bedarfskarte – oder gibt es hier einen Philatelisten, der auf die Idee kommt, die Marken über Eck zu verkleben ?



Die Strecke Varna – Sofia gehört zu den ältesten kontinuierlich betriebenen Luftpoststrecken Bulgariens und wurde am 07.11.1927 eingeweiht. Fast drei Jahre später geht unsere Karte auf Reisen. Am 29.08.1930 wurde sie in Varna aufgegeben. Um 11.15 Uhr wurde sie in Sofia abgefertigt nach Belgrad und traf dort um 12.30 Uhr ein. Um 13.15 Uhr flog die Maschine weiter nach Budapest (Ankunft 15.45 Uhr) um von dort aus um 18.00 Uhr in Wien einzutreffen. Bis hierher wurde die Strecke 462 der CSL genutzt, die von Istanbul nach Wien ging. [1]

Da davon auszugehen ist, das die Post nicht umgeladen wurde die nach Prag sollte, ging der Flug auf der gleichen Linie am 29.08.1930 um 08.30 oder 13.00 Uhr von Wien weiter nach Prag und war um 10.30 oder 15.00 Uhr in Prag angekommen. Da der Ankunftsstempel um 16.00 Uhr datiert, ist wohl eher die zweite Version wahrscheinlich (aber eben Spekulation).

Gruß
Detlev

[1] https://flughafenbb.files.wordpress.com/2015/09/deutsche-luft-hansa-a-g-1930-05-01-1930-08-31-sommer.jpg
 
Detlev0405 Am: 30.01.2019 12:11:32 Gelesen: 161617# 108 @  
Heute benötige ich Hilfe – ich kann den Bestimmungsort der Karte nicht entziffern. Interessant ist bei der Karte, das sie mit 50 Heller Luftpostmarke frankiert wurde, den Luftpostaufkleber vorschriftsmäßig hat und noch dazu den Abfertigungsstempel des Flughafens Brno nach Horka RV11.



Aus der Anschrift glaube ich erraten zu können, das die Karte nach Belgien gehen soll (unterste Schriftzeile). Auf jeden Fall wohl ein Ort an einem Fluss gelegen (a / ?), darüber gelegene Zeile.



Damit würden aber die Ungereimtheiten beginnen. Nach Horka Tabelle 48 ist das Porto nach Belgien 1,50 Kc ab dem 05.06.1930 – also nicht richtig frankiert. Der RV 11 ist nach Horka erst seit 1932 im Einsatz, aber das kann dem Alter des Nachschlagewerkes geschuldet sein, immerhin schon 20 Jahre her. Und die Praxis ist oft der Maßstab für Erkenntnisse.

Vielleicht kann jemand die Karte besser deuten, die Anschrift lesen ?

Gruß
Detlev
 
rudi63 Am: 30.01.2019 18:58:03 Gelesen: 161589# 109 @  
Servus Detlev,

ich lese da: Libochovice n.O., Cechy. Also Inlandspostkarte zu 50 Heller, nur ohne Luftpostzuschlag.

Gruß Rudi
 
saintex Am: 30.01.2019 21:18:52 Gelesen: 161571# 110 @  
@ Detlev0405 [#108]

Hallo Detlev,

also Libochovice als Bestimmungsort lese ich auch. Der Zusatz n. O. könnte für nad Ohří (deutsch: an der Eger) stehen. Dazu passt dann auch die Anschrift der Empfängerin auf der Anschriftenseite der Postkarte: Slečna Dagmar Kadlecová . Bekam Fräulein Dagmar Kadlecova also eine Luftpostkarte, die auf der inländischen Fluglinie Brünn – Prag befördert worden war, wie Aufgabestempel und Luftpostbestätigungsstempel des Postamtes Brünn 2 belegen.

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 30.01.2019 21:41:06 Gelesen: 161568# 111 @  
@ rudi63 [#109]
@ saintex [#110]

Hallo Rudi und Wolfgang,

ich danke Euch beiden für die Entzifferung der Schrift - ich habe leider kein Feeling für derartige Schreibschrift, bin ich wohl noch zu jung (Scherz) dafür.

Dann werden wohl die beiden Stempelfragmente unterhalb der Marke der vergebliche Versuch sein in Prag, einen Ankunftsstempel zu zaubern - ich weiß es bleibt im Reich der Spekulation.

Da die Karte, wie Rudi sagte, ohne Luftpostzuschlag trotzdem mit Luftpost befördert wurde, handelt es sich hier um eine postalische Kulanz oder einfach einen Fehler eines Postbeamten ?

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 04.02.2019 17:34:11 Gelesen: 161096# 112 @  
Heute gibt es eine Fortsetzung des Beitrages [#27]. Es handelt sich um die Werbekarte des Bata Konzerns aus Zlin.



Es handelt es sich hier um die Ausgabe in tschechischer Sprache. Wichtig bei dieser Karte ist, das ich meine These aus dem Beitrag [#27] widerlegen kann. Diese Karte wurde nicht nur von Zlin aus eingesetzt, sondern auch in Brno. Es gibt auch noch eine deutsche Version dieser Karte, die ich noch vorstellen werde.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 14.02.2019 15:44:33 Gelesen: 160694# 113 @  
Eigentlich hatte unser heutiger Brief nichts mit der Luftpost zu tun, denn er widmet sich ursprünglich dem seit 1874 in Pardubice stattfindenden Steeplechase (Hindernisrennen für Pferde auf einer 6.900 m langen Bahn). Es ist Europas härtestes Hindernisrennen.



Diesem Ereignis sind auch die 3 farbigen Stempel zur Entwertung der Frankatur gewidmet. 1937 wurde gleichzeitig ein Sonderflug zu Ehren des tschechoslowakischen Flugpioniers Jan Kaspar veranstaltet. Meines Wissens nach der einzige offizielle Sonderflug der Tschechoslowakei bis 1938.





Dem widmet sich sowohl der rote Hinweisstempel Pardubice – Prag als auch der aufgelegte 2 farbige Sonderstempel. Von diesem Ereignis gibt es sehr viel Souvenir Belege. Sie wurden am Flugplatz gefertigt und den Besuchern ausgehändigt. Philatelistisch interessant sind nur Belege, die einer echten Beförderung unterzogen wurden. Das ist nur am Bestätigungsstempel in Prag zu erkennen. Das Prag an der Moldau liegt, ist an diversen Wasserflecken erkennbar (leider).

Jan Kaspar hat mit seinem ersten Flug von Pardubice nach Prag am 13.05.1911 die Ära der Fliegerei in Böhmen eingeleitet.

Der Flugplatz Pardubice ist ein Unikum – ursprünglich ein Militärflugplatz, wird er seit 1995 sowohl vom Militär als auch der zivilen Luftfahrt genutzt. Das Sagen hat das Militär, das heißt in der Praxis, alle zivilen Flüge müssen durch das Militär bestätigt werden. Primär werden hier Flüge nach Russland abgefertigt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 22.02.2019 11:40:18 Gelesen: 160377# 114 @  
Unser heutiger Beleg ist Bestandteil einer Geschichte, die wohl nicht so gut verlaufen ist wie die von anderen Flugplätzen in der Tschechoslowakei.



Es handelt sich um den Erstflug Piestany – Bratislava – Wien vom 03.06.1935. Einen echten Bedarfsflug ab Piestany, egal in welche Richtung, wird man kaum finden und da sind wir schon beim Kernproblem des Flughafens.

Piestany war ein international anerkannter Badeort wie Karlsbad oder Marienbad. Es war spezialisiert auf Rheuma Erkrankungen. Der wesentliche Nachteil dieses Bades gegenüber den anderen beiden Orten – seine dezentrale Lage gegenüber Gästen aus Deutschland. Die Klientel aus Österreich und Ungarn reichte vom finanziellen Aspekt einfach nicht aus.

Hinzu kommt die Tatsache, das Piestany erst 1945 das Stadtrecht bekam. Wirtschaft war nicht im größeren Umfang vertreten. Die Frage nach einer zentralen Schaltstelle im Netz des Flugverkehrs der Tschechoslowakei bis 1939 stellt sich kaum – direkte Anbindungen gab es nur nach Prag, Bratislava und Uzhorod. Letztere beiden Städte hatten aber selbst direkte Verbindungen nach Prag oder Wien, ohne auf Piestany angewiesen zu sein. Bleibt das Fazit – der Flugplatz Piestany stellt aus wirtschaftlicher Sicht eine komplette Fehlinvestition dar.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.03.2019 13:29:01 Gelesen: 160058# 115 @  
Heute gibt es Post aus der drittgrößten Stadt Finnlands – Tampere. Von hier aus ging es nach Helsingfors / Helsinki, wobei offen bleibt, ob per Flugzeug oder auf dem Landweg. Eine Flugverbindung bestand durch die Aero O/Y, einer finnischen Luftfahrtgesellschaft.



Flugpost von Helsinki nach Prag ist immer hochinteressant – weil es zwei völlig verschiedene Verbindungswege gibt. Ein Weg wäre am 25.04. um 07.30 Uhr von Helsinki über Reval, Riga und Wilna nach Warschau. Dort käme er um 12.25 Uhr an und würde am nächsten Tag (der 26.04.) nach Prag abgehen um 08.20 Uhr. In Prag wäre Ankunft um 11.30 Uhr. Die Linie hat für unseren Beleg einen Haken – die Verbindung von Warschau nach Prag geht nur Dienstag, Donnerstag und Samstag. Der 26.04. war ein Montag.

Kommt also die Hauptstrecke über Berlin in Frage. Dazu ging der Brief in Helsinki am 25.04. um 07.40 Uhr in Helsinki ab nach Stockholm und von dort nach Kopenhagen. Hier kam er um 11.45 Uhr an und musste bis zum nächsten Tag warten. Am 26.04. um 09.00 Uhr fand der Brief Platz in der Maschine nach Berlin, wo er um 10.50 Uhr ankam. Um 13.50 Uhr ging es auf der Strecke Berlin – Dresden – Prag zum Bestimmungsort und kam dort um 15.35 Uhr an. Das korrespondiert auch mit dem Ankunftsstempel in Prag um 16.00 Uhr. [1]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh37/
 
Detlev0405 Am: 08.03.2019 10:26:26 Gelesen: 159780# 116 @  
Unsere heutige Karte ist wieder einmal vollgepackt mit Mysterien und Fragezeichen. Dabei war ihre ursprüngliche Destination sehr einfach, von Wien nach Brno (Luftlinie 110 km). Geschafft hat sie letztendlich fast 400 km. Aber der Reihe nach.



Am 04.10.1935 schreibt ein Galan seiner Komtesse in Brno einen lieben Gruß von der Kaiser Franz Josef Ausstellung in Wien – Schönbrunn. 4 Tage brauchte die Karte, um endlich am Flughafen von Wien einzutreffen und abgefertigt zu werden. Warum wird sich wohl nicht mehr ergründen lassen.

Nachdem die Karte am 08.10.1935 gegen 08 Uhr am Flughafen abgefertigt wurde, sollte man glauben, es geht auf direktem Wege nach Brno. Zumal der Tag ein Dienstag war und die DLH an diesem Tag 13.40 Uhr direkt nach Brno flog und dort 14.25 Uhr ankam. Aber Beamte haben wohl ihre eigene Logik. So wurde die Karte um 09.05 Uhr auf die Strecke der CSA verfrachtet und kam in Prag um 10.35 Uhr an.



Davon zeugt auch der Ankunftsstempel von 11 Uhr. Um 16 Uhr ging es dann von hier aus nach Brno mit der CSA, um dort gegen 17.15 Uhr einzutreffen.



Das bezeugt auch der Ankunftsstempel in Brno gegen 18 Uhr. Das diese Teilstrecke auch wirklich geflogen wurde, zeigt und der violette Abfertigungsstempel von Brno 2 nach Horka RV12.



Und wir haben noch ein kleines Mysterium, auf das ich aber keine Antwort weiß. Offensichtlich wurde die Karte mit Nachporto belegt, wie der Stempel T und der handschriftliche Vermerk 26 vermuten lässt.



Eigentlich gab es ja gültige Portomarken von 1928, aber vielleicht ließ sich der krumme Wert in Marken nicht darstellen. Die Marken gab es zu 5, 20 und 30 Heller. Ob die Karte unter frankiert war, kann wohl nur ein Österreich Spezialist hier sagen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.03.2019 11:37:41 Gelesen: 159471# 117 @  
Mein heutiger Brief stammt aus dem tiefen Südamerika und ist für mich einfach eine Augenweide. Dazu trägt gewiss die dort übliche Art der gestalteten Vordruckbriefe bei, es ist aber auch die Einzelfrankatur der der Michel Nr. 524 und die sauberen Stempel.



Am 29.02.1936 wurde der Brief in Montevideo / Uruguay aufgegeben. Es war ein Samstag und zugleich ein Schalttag. Da solche Langstreckenflüge in der Regel nur einmal die Woche zu dieser Zeit durchgeführt werden, ist die Bestimmung des Aufgabetages sehr wichtig.

Schauen wir in den Flugplan der Air France auf der Südamerika Route, so können wir erkennen, das die Post am Sonntag den 01.03.1936 in Montevideo abging. [1] Über Rio de Janeiro, Bahia und Natal ging es auf den afrikanischen Kontinent in Dakar – Casablanca um am Mittwoch in Paris einzutreffen. [2] Seinen Bestätigungsstempel erhielt der Brief allerdings erst am Donnerstag den 05.03.1936 früh. Offensichtlich kam der Brief am Vortage erst spät in der Nacht an.

Von Paris ging es weiter über Straßburg nach Prag, wo der Brief am Freitag den 06.03.1936 seinen Bestimmungsort erreichte.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3604p/af364-24.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3604p/af364-31.jpg
 
Detlev0405 Am: 29.03.2019 13:01:45 Gelesen: 159214# 118 @  
Zwei Jahre später gab es wieder Post aus Montevideo. Briefverkehr zwischen zwei Banken in Uruguay und der Tschechoslowakei.



Auf den ersten Blick hat sich nichts geändert. Am Samstag auf geliefert der Brief, wurde er am Sonntag den 27.03.1938 auf Reisen geschickt. Und wie zwei Jahre zuvor kam er nach 4 Tagen in Marseille oder Paris an. [1] Und da ist auch der Unterschied. In Montevideo erhielt der Brief den Vermerk, das er mit der Air France zu befördern sei.



Und in deren Hände blieb der Brief bis Prag. Das ist wohl auch der Grund dafür, das unterwegs keine Etappenstempel angebracht wurden. So bleibt uns verborgen, ob der Brief bis Marseille oder Paris transportiert wurde, ehe er nach Prag geliefert wurde. Dort traf er dann am 01.04.1938 (kein Aprilscherz) ein, bevor er dann um 23 Uhr am endgültigen Bestimmungsort in Gablonz eintraf.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3803/af383-19.jpg
 
Detlev0405 Am: 09.04.2019 10:37:29 Gelesen: 158975# 119 @  
Heute gibt es wieder Post aus Asien und zwar von der längsten zu dieser Zeit geflogenen Strecke der Welt Niederländisch Indien (heute Indonesien) nach den Niederlanden. Immerhin wurden über 14.000 km zurückgelegt auf dieser Verbindung durch die KLM mit Landflugzeugen des Typs DC-2 und DC-3.



Am 27. November 1937 fand der 500. Flug auf der Strecke Bandoeng (heute Bandung) nach Amsterdam statt. Bandoeng war seit 1920 Sitz des militärischen Hauptquartiers der Kolonie Niederländisch – Indien. Aufgegeben wurde der Brief am 27.11.1937 in Bandoeng und erreichte Amsterdam am 2.Dezember 1937 gegen Mittag auf dem Flugplatz Schiphol.

Der Flug wurde auf der Strecke Bandoeng – Singapore – Bangkok – Calcutte – Karachi – Baghdad – Alexandria – Athen vollzogen. [1] Von dort aus ging es entsprechend dem Winterflugplan über Neapel und Marseille nach Amsterdam.
Gewürdigt wurde dieser Flug mit einem Sonderstempel in Bandoeng zum 500. Flug. Diesem Sonderstempel folgend, wurde die „Reiger“ (Reiher) für diesen Flug eingesetzt – also eine DC-3 mit der Kennung PH-ALR. Die Strecke kann in einem zeitgenössischen Prospekt der KLM nachvollzogen werden (Ausschnitt). [2] Die Ankunft wurde bestätigt durch den Stempel vom „Amsterdam-Centraalstation“, wo ein großer Teil der Luftpost bearbeitet wurde.



Bei der Beurteilung, ob der Brief von Amsterdam nach Prag per Luftpost befördert wurde, bleibt nur der Bereich der Spekulation übrig. Der Brief kam um 21 Uhr in Amsterdam an und konnte am 3. Dezember von der KLM auf der Route Amsterdam – Wien um 10.30 Uhr abgeschickt werden und traf in Prag dann um 14.15 Uhr an. Da der 03.12. ein Freitag war, deckt sich das mit dem Flugplan der KLM [3]. In Prag wurde der Brief aber erst am 04.12. abgestempelt. Da es aber am Postamt Prag 7 geschah (Bereich des Flughafens wie aus anderen Stempeln des Flughafens ersichtlich). sollte die Antwort im 4 stelligen Nummernstempel – Zensur – zu finden sein. Somit wäre die Zeitverzögerung von einem Tag auf die Postzensur zurück zu führen. Eine Beförderung per Bahn wäre auch möglich, da er aber an Prag XIII adressiert war, ist die Bearbeitung in Prag 7 wenig plausibel.

Ich danke wieder Wolfgang (saintex) für die Informationen zu den Details des Fluges.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl37b/kl37b-04.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl37b/kl37b-01.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/kl36/kl36-5.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.04.2019 09:23:40 Gelesen: 158638# 120 @  
Heute habe ich ein kleines Päckchen Luftpostbriefe aus Argentinien bekommen. Beim sortieren fiel mir dann auf, das sie alle zwei verschiedene Transportwege hinter sich gebracht haben. Der eine Weg wurde durch die Syndicato Condor LTDA, einer Tochter der Deutschen Lufthansa A.G., und der andere durch die Air France betrieben. Heute werde ich zwei „Condor“ Briefe vorstellen.



Beide Briefe haben eines gemeinsam – sie sind mit der gleichen Maschine nach Europa gekommen. Der erste Brief wurde am 01.06.1938 (einem Mittwoch) in Buenos Aires aufgegeben und erhielt auf der Rückseite den Luftpost Stempel. Auffallend und attraktiv zugleich ist der Vordruckbrief von/für die „Condor“ Linie. Am Donnerstag den 02.06. ging der Flieger von Buenos Aires ab nach Europa. Über Porto Alegre – Rio de Janeiro nach Natal, wo er am Freitag ankam. Von Natal ging der Flug weiter über Bathurst – Las Palmas – Sevilla nach Frankfurt am Main. Dort traf er am 05.06,1936, einem Sonntag. [1] Dort wurde er am gleichen Tag für die weitere Beförderung nach Prag abgefertigt. Von Frankfurt ging der Brief höchstwahrscheinlich um 12.10 Uhr nach Nürnberg und weiter nach Prag, um dort gegen 19.00 Uhr einzutreffen. [2] Dort erhielt er den Ankunftsstempel der Auslandsstelle von Prag 7 am 06.06.1938.



Der zweite Brief war äußerlich einfacher aufgemacht – es reichte ein eigenhändiger Vermerk „Condor“. Auffallend, der Brief erhielt auf der Vorderseite für die Marken die Abstempelung von der Luftpoststelle. Die Erklärung ist einfach – er kam auf dem letzten Drücker, um 2 Uhr Morgens. Um 4 Uhr ging der Flieger in Buenos Aires ab.

Da der Brief bis Brno ging, wurde er in Prag im Transit behandelt und erhielt den Flugpoststempel. Diese Teilstrecke nach Brno wurde auch per Flugzeug zurück gelegt. Das erkennt man zum Ersten am Ankunftsstempel in Brno am gleichen Tag um 18 Uhr und zum Zweiten am Eingangsstempel des Flughafens Brno (Horka RV12) auf der Vorderseite (wenn auch sehr zart gestempelt).



Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/sc3703.htm
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh38b/dlh38-7.jpg
 
Detlev0405 Am: 24.04.2019 13:08:42 Gelesen: 158389# 121 @  
Heute stelle ich euch zwei Belege von der Air France auf der gleichen Strecke vor – Buenos Aires nach Prag bzw. Brno.



Der erste Brief wurde in Buenos Aires am 24.07.1937 aufgegeben. Handschriftlich der Vermerk „ via Air France „ gibt die Abfertigung der Post mit der gewünschten Fluggesellschaft vor. Von Buenos Aires ging der Flug über Porto Allegro, Rio de Janeiro, Natal über den Ozean nach Dakar und Tanger bis zum europäischen Kontinent nach Barcelona. [1] Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten des Weiterfluges für den Brief. Zum einen umladen in Marseille auf die Direktverbindung nach Prag oder er fliegt bis Paris und geht dort von über Straßburg nach Prag. Ankunft des Briefes aus Buenos Aires war für beide Orte in Frankreich ein Mittwoch. Am Donnerstag um 13 Uhr war der Brief in Prag. Da der Flug von Paris nach Prag am Donnerstag früh um 7 Uhr abging und um 12.50 Uhr in Prag sein sollte ist anzunehmen, das diese Beförderung am nächsten liegt. [2] Bestätigt wurde die Beförderung durch die Auslandspoststelle.

Auch unser zweiter Brief ging den gleichen Weg und weiter nach Brno.



Er wurde am 29.07.1939 in Buenos Aires abgefertigt und erreichte Prag am 03.08.1939. Am nächsten Tag erreichte er seinen Bestimmungsort in Brno. Stellt sich die Frage – wozu zeigt er uns den dann ? Die Frage wird durch die beiden Bestätigungsstempel beantwortet. Auch wenn die tschechischen Marken mit Gültigkeit noch bis zum 15.12.1939 aufgebraucht werden konnten, verwundert es dann doch, das beide Stempel etwa 5 Monate nach der Besetzung der Tschechoslowakei noch komplett in tschechisch verwendet wurden. Das ist dann wohl doch eine Besonderheit, die Beachtung finden muss.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-22.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-06.jpg
 
Detlev0405 Am: 30.04.2019 07:15:06 Gelesen: 158103# 122 @  
Ich habe bestimmt schon mehr als ein Dutzend Belege, die über Athen als Relaisstation für renommierte Airlines wie Imperial Airways oder KLM aus Richtung Asien oder Afrika kamen. Jeder dieser Belege wird geziert von einem Athener Rollenstempel, der so zerquetscht, das er sich nicht einmal für eine Rate Sendung eignet.



Deshalb wird es jeder nachvollziehen können wie ich mich freute, als es mir gelang, mal einen sauberen Stempelabschlag von Athen – Luftpost zu erhalten.



Es handelt sich um einen Brief von Athen nach Prag, der am Flugplatz am 02.08.1937 aufgegeben wurde. Das eigentliche Aufgabepostamt bleibt der griechischen Tragödie treu und stempelt auch wieder unleserlich. Absender ist eine internationale Gesellschaft für kaufmännische Ausbildung, die sich an ihre Sektion in Prag wendet. Am Montag, den 02.08. um 23 Uhr abgefertigt, konnte der Brief mit dem Dienstag und Samstag stattfindenden Flug nach Belgrad mitfliegen.

Ab Athen um 11.15 Uhr war er in Belgrad um 13.45 Uhr. Dort wurde er um 14.05 Uhr auf die Reise nach Budapest geschickt und traf um 15.30 Uhr ein. Weiter ging es hier um 16 Uhr nach Wien mit Ankunft um 17.05 Uhr. Wien verließ der Brief um 17.20 Uhr um endlich um 18.35 Uhr an seinem Bestimmungsort Prag einzutreffen. [1] Dort wurde er reichlich mit Stempeln versehen, dem Stempel des Auslandspostamtes am Flugplatz und Haupttelegrafenamt (warum der erschließt sich mir nicht) und am nächsten Tag über das Zustellpostamt in Prag 1 dem Empfänger zugestellt zu werden.

Bemerkenswert ist die Tatsache, das der Brief um 21 Uhr sowohl das Auslandspostamt als auch zwei Bereiche des Haupttelegrafenamtes passierte – 4a und 1c.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh37/dlh37-17.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.05.2019 06:30:49 Gelesen: 157880# 123 @  
Unser heutiger Brief ist ein gewöhnlicher Brief von Prag nach Chust. Also keine Luftpost – wieso taucht er dann hier auf ?



Die Antwort finden wir in einem kleinen Detail. Es geht um den Absender des Briefes, der Masarykova Letecka Liga (Fliegerliga „Masaryk“). Damit ist der Beleg ebenfalls ein kleines Detail der Tschechoslowakischen Luftpostgeschichte in der 1.Republik und schließt nahtlos an meinen ersten Beitrag in diesem Thread. Jetzt weiß ich auch was im Karlsbader Stempel das MLL bedeutet.



Die Geschichte begann mit der Gründung des Masaryk Luftfahrtfond am 03.01.1923 und nahm aktiv an der Entwicklung der Luftfahrt teil. Zum Geburtstag des Präsidenten Masaryk am 07.03.1926 wurde der Fond in die Liga umgewandelt. Die Organisation bestand im Hauptquartier, den Landkreisen, den Ortsgruppen und den direkten Segelvereinen. Im Jahre 1928 hatte die MLL bereits 310 Ortsgruppen und 8 Bezirksorganisationen. Ab 1930 übernahm die MLL die Ausbildung von Segelfliegern und betätigte sich bei der Entwicklung und den Bau nicht motorisierter Flugzeuge. Ein großer Förderer des MLL war J.A. Bata aus Zlin. Im Oktober 1934 existierten 92 Segelflugverbände in denen 408 Piloten ausgebildet wurden. [1]

Damit wird die Rolle der Liga ersichtlich sowohl bei der Propagierung des Flugwesens als auch konkret bei der Nachwuchsförderung für Piloten. Viele Flugveranstaltungen wurden durch die MLL organisiert.

Gruß
Detlev

[1] http://www.vrtulnik.cz/ww2/mll.htm
 
Detlev0405 Am: 14.05.2019 09:20:36 Gelesen: 157501# 124 @  
Manchmal muss man einfach Glück haben, wie in diesem Fall. Ich habe lange nach einem Bedarfsbeleg aus Spanien gesucht und nicht gefunden. Dann lachte mich ein Flugpostbeleg aus Spanien an, aber kein gewöhnlicher und doch ein Bedarfsbeleg.



Es handelt sich hier um einen Beleg aus dem spanischen Bürgerkrieg von 1936 – 1939. Er wurde abgeschickt in Valencia, der republikanischen Seite des Bürgerkrieges. Auffallend – es gibt keine Absenderangabe auf dem Brief, offensichtlich aufgegeben von einem Interbrigadisten aus der Tschechoslowakei.
Der Brief ist beispielhaft für die komplette Bestätigung aller Teiletappen mittels notwendiger Stempel. Den Anfang macht der Luftpoststempel von Valencia.



Dort wurde der Brief am 02.05.1937 abgefertigt. Da der Brief erst um 12 Uhr einging, wurde die Beförderung erst am 03.05.1937 um 09.35 Uhr möglich. [1] Von dort aus ging es über Barcelona, Toulouse nach Paris. In Paris kam der Brief um 17.30 Uhr an. Ein Bestätigungsstempel von Paris liegt früh um 08.30 Uhr am 04.05.1937 vor.



Demnach wurde der Brief zu spät bearbeitet, um den Flug früh um 07.00 Uhr nach Prag zu erreichen. Also ging er dann am 05.05.1937 von Paris aus nach Prag ab. Dort kam er dann um 11.40 Uhr an. Das deckt sich auch mit dem Bestätigungsstempel von 12.00 Uhr am gleichen Tag. [2]




Prag verließ der Brief mit dem Flugzeug um 16.20 Uhr, um eine Stunde später in Brno zu landen. Das bestätigt auch der Tagesstempel von Brno 2 um 18.00 Uhr. [3] Auch der in Brno übliche Flugplatzstempel wurde als Ankunftsbestätigung abgeschlagen, wenn auch nur schwach sichtbar.



Wirklich spannend wird es, wenn wir uns die Zensurstempel auf dem Brief ansehen. Ich schicke voraus, das ich kein Kenner Spaniens bin. Sehe ich mir auf der Vorderseite den violetten Militärzensurstempel an, so fällt mir auf, das er angebracht wurde, bevor er von der Post in Valencia bearbeitet wurde. Die Marke zu 10c in grün und der Tagesstempel darauf liegen offensichtlich über dem Zensurstempel.



Noch deutlicher wird der Sachverhalt, wenn man den Zensurstempel auf der Rückseite betrachtet. Er ist vom 30.April 1937. Und er deckt eine der 1c Marken ab – offensichtlich als Verschlussmarken eingesetzt ? Ebenso die braune 2c Marke.Diese ist unter der Verschlussklappe komplett erhalten ( Betrachtung im Lichtkasten ).



An der Stelle ist es nun notwendig, die Meinung eines Spezialisten einzufügen, denn ich irre an der Stelle. Wer wenn nicht Wolfgang (saintex) konnte mir da weiter helfen:

„Was Du hinsichtlich der Praxis der Zensur vermutet hast, trifft zu. Jeder Bataillonskommandeur hatte für sein Bataillon einen Quartiermeister (furriel) zu bestimmen, zu dessen Aufgaben auch die Postversorgung gehörte und dem die für das Ausland bestimmte Post der Freiwilligen im offenen Briefumschlag zu übergeben war. Über den Stab des Bataillons bzw. der Brigade wurden die offenen Briefumschläge der Freiwilligen an den für ihren Standort zuständigen  zentralen Postdienst der internationalen Brigaden (Servicio Central de Correos) weitergeleitet, wo die Post der Freiwilligen auch zensiert wurde. Im Falle Deines Briefes wurde dieser in Albacete zensiert, wo sich im April/Mai 1937 auch der zentrale Stützpunkt und das Ausbildungslager der internationalen Brigaden befanden, und dort wurde auch vorderseitig der violette Kastenstempel „Visado por la Censura Militar“ und rückseitig der schwarze Kastenstempel „S.C.C. 30 ABR 1937 111“ abgedruckt. Die Abkürzung S.C.C. steht für Servicio Central de Correos und der Code 111 für Albacete (es gab noch einen zweiten Standort des S.C.C. in Madrid mit dem Code 222 für die Post der Freiwilligen, die im Bereich Madrid kämpften). Bei dem rückseitig angebrachten schwarzen Kastenstempel handelt es sich demnach entgegen Deiner Vermutung nicht um einen Zensur- sondern um einen Poststempel.

Nachdem die Post der Freiwilligen in Albacete die Zensur durchlaufen hatte, wurden die dann  vermutlich zwischenzeitlich verschlossenen Briefumschläge nach Valencia transportiert, dort frankiert und über die Beförderungswege der staatlichen spanischen Post in ihre Bestimmungsländer befördert.

Abschließend noch der Hinweis auf folgende Besonderheit Deines Luftpostbriefes in die C.S.R.: Es soll damals nach den für die Post der Freiwilligen in ihre Heimat geltenden spanischen Bestimmungen so gewesen sein, dass  nur Post nach Frankreich und in die Tschechoslowakei mit Briefmarken frankiert werden durfte und mit Luftpost befördert werden konnte. Post nach anderen Bestimmungsländern wurde in Valencia mit einem Freistempelgerät der Marke „HASLER“ Modell F 22 frankiert und auf dem Land- bzw. Seeweg in das jeweilige Bestimmungsland befördert.“


Eigentlich sollte es nur ein weiterer Beleg für meine Sammlung sein – schlussendlich wurde es ein umfangreiches zeitgeschichtliches Dokument in vielerlei Hinsicht.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-11.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-06.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg

Quellen zu Wolfgangs Beitrag:
Zur Postgeschichte der internationalen Brigaden

Ernst L. Heller, Historia postal y servicio postal de las Brigadas Internacionales, Madrid 2007 427 Seiten; Francisco Aracil, Las Brigadas Internacionales, Madrid 2002 125 Seiten

Zur Luftpost während des spanischen Bürgerkrieges (republikanische Seite)
Félix Gómez-Guillamón, El Correo Aereo en la Guerra Civil Espanola, Zona Republicana (1936-1939), Madrid 2007 167 Seiten
 
 
Detlev0405 Am: 24.05.2019 19:15:20 Gelesen: 157124# 125 @  
Heute gibt es eine Fortsetzung des Beitrages [#208], aber diesmal ein echter Bedarfsbeleg von der Strecke Prag – Marienbad. Also die Gegenstrecke vom Beitrag [#208].



Unser heutiger Brief ist am 20.04.1929 in Prag abgefertigt worden und ging nach Marienbad. Ordnungsgemäß mit einer MiNr. 200 als obligatorische Flugpostmarke frankiert und mit dem blauen Luftpostaufkleber versehen. Da er am Flugplatz direkt abgefertigt wurde, wie der Stempel von Prag 82 Flughafen ausweist , ist die Destination nach Marienbad als bewiesen anzunehmen. Leider gibt es keinen Bestätigungsstempel von Marienbad. Die einzige Möglichkeit über Karlsbad konnte erst zwei Jahre später als Möglichkeit in Betracht kommen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.06.2019 08:02:04 Gelesen: 156897# 126 @  
Der heutige Beitrag soll etwas Licht in die Rolle Athens bei der Luftpost von Athen nach Prag bringen. Dabei beziehe ich mich auf das Werk von Peter Wingent: Der DLH Athen – Berlin Dienst 1932 -1939 (mir liegt der Aufsatz in PDF Form vor, eine andere Quelle kann ich nicht angeben).

In den 30er Jahren war Athen Dreh- und Angelpunkt für die Fluggesellschaften Imperial Airways, KLM, Air France und Deutsche Lufthansa. Sowohl aus Asien als auch aus Afrika trafen hier die Linien ein. Während die Air France, KLM und Imperial Airways von Athen über Rom und/oder Marseille ihre Flüge fortsetzten, war die DLH für Zentraleuropa maßgeblich.

Nun gibt es eine Besonderheit. Sehen wir auf die Flugstrecke 1936 bei Herrn Wingent (Seite 16) fällt auf, das die Strecke von Athen über Saloniki – Sofia – Belgrad – Budapest – Wien nach Berlin ging. Von Wien nach Berlin wurde diese Strecke aber nicht über Prag sondern über München geführt. Offensichtlich hatte es die Tschechoslowakei und die CLS/CSA versäumt, in Vertragsverhandlungen mit Deutschland und der DLH sich in diese Strecke mit einzubringen – mit gravierenden Folgen. Der größte Teil der in Athen aufgelaufenen Post ist per Bahn weitergeleitet worden nach Prag.



Unser Brief ging von Alexandria nach Karlsbad. Aufgegeben am 31.07.1936 weist der Brief im Original eine untypische Besonderheit auf – er ist innen massiv mit Baumwolle ( Leinen ) versehen und hat leer schon ein Gewicht von 10 Gramm. Oben rechts auf der Vorderseite sieht man noch einen Bindfaden vom inneren des Briefes.



Erstaunlich ist auch das Porto des Briefes – 190 Mills. Bei Herrn Wingent ist auf Seite 10 oben zu lesen, das der Tarif für Luftpost aus Ägypten 20 Mills per 20gms betrug in die Tschechoslowakei. Möglicherweise ist die feine Bleistiftnotiz unter den beiden 20 Mills Marken eine Gewichtsangabe – 31 Gramm. Trotzdem vermag ich das Porto nicht aufzuschlüsseln.



Der Flug ging am 31.07.1936 aus Alexandria ab mit der Imperial Airways um 03.30 Uhr zum Samstag ab und erreichte Athen am gleichen Tag Abend. Abgestempelt wurde der Brief in Athen mit dem üblichen fast unleserlichen Stempel von Athen am 02.08.1936.



Das deckt sich auch mit dem Flugplan der Gesellschaft.[1] Von Athen aus ging der Brief dann per Bahn nach Karlsbad, wo er am 05.08.1936 eintraf.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw36f/iaw36f-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.06.2019 06:00:06 Gelesen: 156634# 127 @  
Lange Zeit habe ich bei jedem angebotenen Luftpostbeleg aus Israel in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Finger von gelassen, ja sogar gezweifelt ob es denn eine Flugpostverbindung nach Europa gab. Dann flatterten die ersten Belege ins Haus, bei denen man auf der Rückseite den sagenhaften verschwommenen Stempel von Athen entziffern konnte. Alle hatten aber eines gemeinsam – keinen Bestätigungsstempel von Prag für den durchgeführten Flug.



Und wieder waren Geduld und Zufall die besten Helfer. Ein Luftpostbrief von Tel Aviv mit Ankunftsstempel in Prag. Sieht man nun bei den gängigen Luftfahrtgesellschaften aus dieser Zeit nach, findet man aber weder bei der KLM, der DLH, Air France noch bei Imperial Airways eine passende Verbindung bis nach Prag.



Der Durchgangsstempel von Baneasa – Bukarest bringt einen aber irgendwann auf die richtige Spur. Bei der Durchsicht zu Informationen über den Flughafen Baneasa stößt man auch auf die LOT (polnische staatliche Luftfahrtgesellschaft) und ist auf der richtigen Spur.

Am 13.10.1938 in Tel Aviv aufgegeben, wurde der Brief auf dem Landweg nach Lydda (heute Lod) gebracht. Von dort ging die Post am 14.10.1938 früh um 8 Uhr in Richtung Athen ab und wurde weiter über Sofia bis Bukarest transportiert. [1]

Von dort aus nahm sich die DLH des Briefes an und flog über Budapest und Wien nach Prag. Dort kam er dann gegen 16.25 Uhr, was auch durch den Ankunftsstempel von Prag 82 bestätigt wird.

Zugabe auf dem Brief noch ein Werbestempel für Jaffa Orangen. Diese Destination mit der LOT ist aber bei der täglichen Suche nach entsprechenden Belegen sehr selten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/lo/lo38/lo38-11.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh38b/dlh38-7.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.06.2019 06:33:33 Gelesen: 156362# 128 @  
Unser heutiger Brief ist ein einfacher Firmenbrief – aber einer von den großen tschechoslowakischen Luftfahrtgesellschaften.



Es handelt sich um den Brief der CLS (Èeskoslovenská letecká spoleènost), wie er in den Jahren der Gründung üblich war. Die CLS wurde am 22.01.1927 im Skodawerk in Plzen gegründet. Daher war es auch kein Wunder, das diese Gesellschaft gegenüber der staatlichen CSA im Jahre 1928 über 1,5 Mio Kronen mehr Kapital verfügte und somit auch international ein begehrter Partner wurde. So kam es zu vertraglichen Verbindungen zur Deutschen Lufthansa und der Östereichischen Luftverkehr.

Die bekanntesten Strecken, die in Kooperation bedient wurden, waren Berlin – Prag – Wien, Prag – Kassel – Rotterdam und Prag – München – Zürich.

Bei dem finanziellen Hintergrund ist es natürlich kein Problem, sich einen umfangreichen Flugzeugpark zuzulegen. So waren 1928 6 Avia BH-25 und 2 Fokker F.VIIa im Einsatz, 1930 kamen 8 Fokker F.XVII hinzu, 1936/37 insgesamt 5 Douglas DC-2 sowie 1937/38 3 Douglas DC-3.

1939 beendete die CSA ihre Aktivitäten.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 25.06.2019 12:51:58 Gelesen: 156159# 129 @  
Mein heutiger Beitrag geht in die 20er Jahre der tschechoslowakischen Luftpost zurück und räumt auch mit Klischees von allgemeinen Tschechoslowakei Prüfern auf. Zugegeben, sie sind nicht automatisch auch qualifiziert, ein solch spezielles Gebiet wie die Luftpost des Landes zu bewerten.

Zu den Fakten. In der Anordnung Nr.42 des Ministerium für Post und Fernmeldewesen vom 12.08.1920 wird die Abfertigung von Luftpost genau beschrieben. Im Punkt 2 wird verankert, das eine extra Bezeichnung zur Luftpost in tschechisch und französisch vorzunehmen ist , wenn Aufkleber existieren diese anzuwenden sind. Im Punkt 3 wird -a- die Verwendung von Luftpostmarken zwingend vorgeschrieben und -b- eine Befreiung von Luftpostzuschlägen für Luftpostsendungen kategorisch ausgeschlossen. Es wird der Luftpostzuschlag mit entsprechenden Luftpostmarken vorgeschrieben. Ab 01.04.1928 wird durch die Anordnung 30 der blaue Luftpostaufkleber zwingend vorgeschrieben für Luftpostsendungen und beendet die bis dahin gängige Praxis der verschiedenen Aufkleber und Stempeln.

Die beiden folgenden Karten zeigen, wie von den gesetzlichen Bestimmungen offiziell abgewichen wurde, ohne das Sanktionen erfolgten. Post, die von der CIDNA befördert wurde, erhielt ab 1924 einen eigenen Stempel.



Die erste Karte stammt aus dem Jahre 1928 und ist adressiert nach Paris. Markant der rote CIDNA Stempel auf der Karte. Wer sich mit dem Porto auskennt, erkennt sofort, es wurde nur das normale Porto für eine Auslandspostkarte frankiert – 1,50 Kc. (vgl. Horka Seite 192 Tabelle 46). Bei dem roten CIDNA Stempel handelt es sich um den im Hauptpostamt in Prag 1 verwendeten Stempel. Bei Horka registriert unter der Nummer RV3.



Die zweite Karte stammt (wenn ich das Stempelfragment richtig interpretiert habe) aus dem Jahre 1926. Auch sie ist adressiert nach Paris. Sein Abschlag ist in schwarz metallic gehalten (für mein mangelhaftes Farbverständnis eher violett) und war am Postamt Prag 25 im Einsatz. Natürlich stellt sich die Frage, warum gerade dieses eine Postamt innerhalb der Stadt außerhalb des Hauptpostamtes. Die Antwort auf diese Frage findet man nur, wenn man den Sitz der CIDNA in Prag sucht. Und ich wurde fündig – es ist Prag II, Narodni trida 6. Die dort auf gelieferte Post wurde dann im Postamt 25 postalisch bearbeitet und weitergeleitet. Diese Praxis des Auflieferns bei der CIDNA war wohl weniger geläufig, denn der rote CIDNA Stempel kommt wesentlich häufiger vor. Horka registriert den Stempel unter RV4.

Auch die zweite Karte wurde nur mit dem normalen Porto für eine Karte ins Ausland frankiert. Es ist wichtig die Fußnote bei Horka auf der Seite 184 zu lesen. Demnach wurden die für die CIDNA bestimmten Briefe und Karten ohne Luftpostzuschlag mit dem Stempel versehen und als Luftpost befördert. Das galt aber nur für Post nach Straßburg, Paris und London. Weiter gehende Destinationen sind mir in der Zeit nicht bekannt. Die Verwendung dieses Stempels sollte eigentlich ab 01.04.1928 beendet sein, in der Fachliteratur findet man aber Bemerkungen, das der Stempel noch in den 30er Jahren auftaucht.

Somit räumt die Geschichte um den CIDNA Stempel mit zwei Vorurteilen zur Beförderung tschechoslowakischer Luftpost auf.

Zum Ersten und Wichtigsten, es muss nicht zwingend eine Luftpostmarke verklebt worden sein, um als Luftpost befördert zu werden. Das zeigen vermehrt zu findende Belege besonders ab den 30er Jahren und vor allem die Praxis der Firmenfreistempler, wenn sie auch relativ selten sind.

Zum Zweiten und das ist die einzige mir bekannte Ausnahme der 20er Jahre – es gibt auch Luftpost ohne Luftpostzuschlag. Obwohl es ein entsprechendes Gesetz gab. Ab April und Mai 1938 wurde in eine Reihe von europäischen Staaten der Luftpostzuschlag bis zum Ende der Tschechoslowakei aufgehoben. Das gleiche galt für die Sowjetunion vom 17.07.1937 – 29.07.1938.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 05.07.2019 06:26:15 Gelesen: 155909# 130 @  
Heute habe ich mal wieder einen Erstflugbeleg vorzuzeigen. Es handelt sich dabei um das Gegenstück zum Beitrag [#44].



Am 02.05.1927 ging von Prag der Erstflug auf der Strecke Chemnitz – Leipzig – Hannover – Bremen ab. Unsere Karte ist auf der ersten Etappe dieses Fluges befördert worden. Ihr Ziel war Chemnitz. Da der Abflug in Prag etwa gegen 11 Uhr war, kann davon ausgegangen werden, das die Karte bereits gegen 12.30 Uhr in Chemnitz war. Die reale Flugzeit betrug 1 h 10 min.

Vorschriftsmäßig mit einer Luftpostmarke – Mi,Nr. 200 – versehen, ergänzte die Anforderung an eine Luftpostbeförderung der Leitstempel Horka RV2a in tschechisch und französisch. Gestempelt am Flughafen mit dem Tagesstempel Horka R2 157b Buchstabe b und dem Stempel für den Erstflug Horka R2 157 .

In Chemnitz gab es dann den üblichen Bestätigungsstempel für die erbrachte Leistung MiNr. F 18-02. Hier haben wir ein deutliches Beispiel für die Nachverwendung des Klebezettel für den Erstflug wie sie in Deutschland sehr häufig zu finden sind, denn das Adressfeld zuzukleben hätte wohl sonst die Aushändigung der Sendung unmöglich gemacht.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 16.07.2019 14:16:06 Gelesen: 155587# 131 @  
Nun werden wohl einige den Kopf schütteln und sich fragen, ob ich denn schon senil bin und wieder einen Beleg zeige, den ich schon gezeigt habe im Beitrag [#125].

Wer aber bis zu Ende mitliest, wird eine Sensation der tschechoslowakischen Luftpost bis 1939 vorgestellt bekommen.

Dabei habe ich die Hilfe von Wolfgang (saintex) und Rudi (Rudi63) in Anspruch genommen und mit deren Hilfe viele Details aufklären müssen. Auch das Postmuseum in Prag hat mich mit Frau Dr. Zamrzlova nach Kräften unterstützt. Besonderer Dank auch der ARGE Tschechoslowakei und seinem Archiv unter Leitung von Herrn Christian Neumann.



Ja es ist wieder ein Beleg von der Strecke Prag – Marienbad. Auch wenn er von 1928 ist, zucken wohl einige die Schultern und entgegnen na und ? Der Erstflug auf der Strecke fand bereits am 01.06.1925 statt. Es ist eine einfache Karte, ausgewiesen als Drucksache. Noch dazu entgegen den geltenden Bestimmungen ohne Luftpostmarke frankiert.

Die Portomarke entspringt den Gebühren für das postlagernd. Als Quelle dient der Merkur-Revue Katalog von 2002 in tschechischer Sprache. Demnach betrug diese Gebühr 30 Heller im Zeitraum von 01.05.1923 – 28.02.1937 und war nicht zeitlich befristet.



Womit wir bei der Anschrift währen. Die Karte ist gerichtet an den legendären Luftpostsammler der 20er und 30er Jahre in der Tschechoslowakei, den St. Kpt. S. J. Hucl aus Reichenberg. Und darin liegt auch der Schlüssel der Karte, denn er war auch vermutlich der Absender (Hypothese).



Wichtig bei dieser Karte ist der Stempelabschlag von Prag 82. Die Karte wurde am 30.04.1928 am Flughafen Prag aufgegeben. Wer jetzt flink den Horka in die Hand nimmt wird feststellen, das an diesem Tag der Erstflug Prag – Marienbad – Kassel – Rotterdam stattfand. Nur, während unter der Nummer 75a die Strecke nach Kassel (150 Belege) und unter der Nummer 75b die Strecke nach Rotterdam (161 Belege) ausgewiesen ist, fehlt jegliche Registrierung von Prag nach Marienbad. Offensichtlich ging Horka davon aus, das Marienbad lediglich für Zuladungen gedacht war. Es fand aber keine Zuladung statt, denn weder Mahr noch Horka haben dazu einen Hinweis.

Das es sich aber tatsächlich um die Beförderung auf diesem Erstflug nach Rotterdam auf der Teiletappe Prag nach Marienbad handelt lässt sich an zwei Fakten festmachen. Zum Ersten zeigt Horka auf der Seite 104 unter der Abbildung 88 einen Beleg von diesem Erstflug. Auf dem Stempel von Prag 82 ist ebenfalls die Uhrzeit 11 Uhr abgeschlagen. Zum Zweiten findet sich bei Mahr doch eine Registrierung dieser Teilstrecke unter der Nummer 17/02.02 a auf Seite 202. Weitere Ausführungen zu dieser Teiletappe finden sich auch nicht bei Mahr, auch keine Preisnotierung.



Aber es gibt zum Glück das Anzeigenblatt des Ministeriums für Post und Telegrafen vom 05.05.1928 , in dem unter der Nummer 43 die Bestimmungen für den Flug Prag – Rotterdam veröffentlicht wurden. Unter Punkt (1) wird die Etappe Prag – Marienbad zweifelsfrei als Poststrecke definiert, denn unter Punkt (2) werden die einzelnen Poststücke, die zur Beförderung zugelassen waren, festgelegt. So auch tiskoviny = Drucksachen. Marienbad wird vom Postverkehr definitiv nicht ausgenommen. [2]

Ein wenig Kopfzerbrechen bereitete das Porto für die Luftpostbeförderung. 60 Heller waren zu dem Zeitpunkt kein ausreichendes Porto. Aber hier hilft wieder der Katalog von Trojan 1997, unser Horka. Auf Seite 192 finden wir die Tabelle 47 und eine Fußnote darunter, wonach für Drucksachen ab dem 01.06.1925 ein Sondertarif sowohl für Prag – Marienbad als auch andere innere tschechische Destinationen galt – 60 Heller. Somit war das Porto Problem auch geklärt.

Blieben als mögliche Fehlerquelle noch die Stempel. Für den Stempel Prag 82 Letiste liegen mir ausreichend Vergleichsstempel vor, so das ich diesen zweifelsfrei als echt identifizieren konnte. Für den Stempel von Marienbad konnte ich kein Vergleichsmaterial beisteuern, also blieb mir nur der Weg über die Fachliteratur.



In der Monografie tschechoslowakischer Briefmarken, Band 17 , Prag 1988 wurde ich fündig. Seite 44 – 47 ist die Typ Beschreibung des zutreffenden Stempels M 47 im Detail zu finden. Auf den abgebildeten Seiten 362 und 363 ist der Stempel von Marienbad 1 abgebildet, sowie die Einsatzzeiten des Stempels gelistet. Über den Einsatz der Trennornamente im Stempel gibt es keine generelle Festlegung. So kommt es zu einer großen Vielfalt vgl. ebenda Seite 36 und speziell für den Stempeltyp M.47 vgl. ebenda Seite 45 – 46. Typisches Beispiel ist Prag, wo von Postamt zu Postamt jeweils verschiedene Trennornamente anzutreffen sind.

Es war wohl dem genialen Kpt. Hucl zu verdanken, das zumindest ein Exemplar dieser Teilstrecke entstanden ist und bis in die Gegenwart überstanden hat.
Ich war mich mit Rudi63 einig, das es sich hierbei nicht um einen klassischen Erstflugbeleg handelt. Dabei prägte Rudi den Ausdruck Dokumentationsbeleg für die erste Etappe des Erstfluges. Ich glaube das trifft es am besten. Frau Dr. Zamrzlova vom Postmuseum in Prag hatte nach Vorlage der Recherchen keine Einwände oder fachliche Korrekturen.

Gruß
Detlev

[1] PhDr. Jitka Zamrzlová kurátorka odd. správa sbírkového fondu zamrzlova.jitka@cpost.cz +420 954 400 701
http://www.postovnimuzeum.cz

[2] Archiv der ARGE Tschechoslowakei , Leiter Christian Neumann

Zur Postlager Bestimmung:

Merkur revue, Èeskoslovensko 1918 - 1939, V. Schödelbauer, specializovaný katalog známek a celistvostí;
 
Detlev0405 Am: 26.07.2019 13:24:24 Gelesen: 155191# 132 @  
Am 15.06.1936 fand auf dem Flugplatz in Prag – Kbely der größte Militärflugtag der tschechoslowakischen Geschichte bis 1939 statt. Im Mittelpunkt stand die tschechoslowakische Luftwaffe, die mit etwa 200 Flugzeugen präsent war. 250.000 Zuschauer zog es zu diesem Ereignis auf das Flugfeld.

Besondere Attraktionen waren ein Experimentalhubschrauber, die ANT-6 (TB-3) der russischen Luftwaffe und eine DC-2.





Eine große Anzahl von Sonderkarten mit Darstellungen von Flugstaffeln begleitete den Tag in Prag – Kbely.



Während die meisten der Karten als Souvenir Karten in die Schubladen oder Alben verschwanden, gibt es auch einige, die den normalen Postweg gegangen sind. Jede Karte hatte einen anderen patriotischen Spruch (rot eingekreist).



Ein Sonderstempel wurde aus diesem Anlass von der tschechoslowakischen Post aufgelegt, der in den Unterscheidungsbuchstaben a – d anzutreffen ist. [1]

Eine Bestimmung der gezeigten Flugzeugtypen übersteigt meine Kenntnisse auf dem Gebiet, aber vielleicht kann ja jemand behilflich sein.

Gruß
Detlev

[1] Paul Kipp Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939
 
Detlev0405 Am: 01.08.2019 15:51:10 Gelesen: 154870# 133 @  
Ich möchte in meinem heutigen Beitrag auf ein Problem aufmerksam machen, das wohl jedes Sammelgebiet betrifft, das in die ältere Zeit zurück geht. Es geht um Fälschungen.

Voran stellen möchte ich Wolfgangs Aussage im Beitrag [#24]:

4. Fälschungen der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe lagen mir bislang noch nicht vor. Nach meiner Erfahrung steht der Zeit- und Kostenaufwand für eine Fälschung der hier bislang gezeigten Erst- und Bedarfsflugbriefe in keinem sinnvollen Verhältnis zum Wert der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe, der nach meiner Einschätzung im mittleren zwei- bis dreistelligen Euro-Bereich liegen dürfte. Fälschungen von Luftpostbriefen sind mir bislang in erster Linie nur bei Zuleitungspost zu den Zeppelinfahrten der 1930er Jahre aus exotischen Staaten und den Zeppelinbriefen der Lakehurst-Katastrophe im Mai 1937 bekannt geworden.

Das erleichtert das Sammeln von tschechoslowakischer Luftpost bis 1939, da es in der Regel zutrifft, schützt aber nicht vor unliebsamen Begegnungen.

Ich kann aber selbst bei den von mir vorgestellten Belegen inzwischen zwei mit einer Stempelfälschung verifizieren. Es handelt sich um die vorgestellten Belege im Beitrag [#52] und [#208]. Er wirft allerdings mehr Fragen als Antworten auf.



links Fälschung / rechts Original

Der hier verwendete Stempel von Marienbad 1 ist offensichtlich eine Fälschung. Bei der Durchsicht der aufgelegten Stempel von Marienbad 1 unter der Ordnungsnummer 1344 [1] fällt als erstes auf, das zwischen 1918 – 1939 kein Stempel existiert, der keine Trennornamente hat ( ** ). Alle Stempeltypen weisen diese auf – der abgebildete Stempel aber nicht. Der zweite Fehler – die 1 hinter Lazne hat eine völlig falsche Stellung. Vergleiche die 1 hinter Marienbad. Bei dem Unterscheidungsbuchstaben 3 c fällt auf, das die 3 und das c nicht in einer waagerechten Linie zueinander stehen, sondern das c erhöht ist. Das ist unüblich. Beim Datum ist auffällig bei extremer Vergrößerung, das die Ziffern in der waagerechten unregelmäßig stehen. Aber Vorsicht – bei der Jahreszahl scheint es nicht untypisch zu sein sondern eher ein technischer Fehler bei der Stempelproduktion. Schrägstellungen bei der Jahreszahl habe ich von verschiedenen Orten bereits beobachtet. Dafür scheint mir die 8 in der Uhrzeit sehr unregelmäßig zu sein.

Bleibt die Frage – wozu wurde dieser Stempel gefälscht ? Wenn ich annehme, das der Bestätigungsstempel von Chemnitz echt ist, war der Beleg auch im normalen Postdienst unterwegs. Vielleicht können ja hier Deutschland Spezialisten näheres dazu beitragen. Der Stempel von Mimon/Niemes bei Beleg [#208] ist aus der Zeit und echt. Eine Fälschung zum Schaden der Post ?

Ich nutze auch gleich die Gelegenheit zu erklären, warum von mir trotz Ankündigung, ab 1919 Bedarfspost zu zeigen, nicht realisiert wurde.

Belege mit der ersten Luftpostausgabe der Tschechoslowakei Mi.Nr. 192-194 sind sehr problematisch. Bereits Michel verweist darauf, das schon die Marken lose fälschungsgefährdet sind. Da Flüge mit der ersten Ausgabe oft nur zwischen 10 und 150 Belege im Zeitraum 1920 bis 1922 beförderten, ist hier größte Vorsicht geboten.

Im Mai/Juni wurden hier zwei Belege angeboten vom 30.03.1921. Einer ging von Prag über Paris nach London, ein zweiter nur bis Paris als Einschreiben ohne jeglichen Ankunftstempel. Während der erste Beleg den stolzen Erlös von 1.000 Euro erzielte (kein Schreibfehler), waren beim zweiten Beleg Sammler schon vorsichtiger wegen fehlender Ankunftstempel und boten nur noch 400 Euro. Beide Belege waren nicht geprüft.

Ich kann jedem Sammler nur empfehlen, Belege mit der ersten Luftpostausgabe nur mit Attest oder zumindest geprüft zu erwerben. Es gibt auch Belege, bei denen nur die Marken geprüft wurden (erkenntlich am Prüfstempel unmittelbar unter oder neben der Marke).

Es stellt sich nämlich eine ganz simple Frage - wie kann es sein, das etwa 100 Jahre nach dem Flug solche international begehrten Belege noch nicht durch die Hand eines Prüfers gegangen sind ?

Deshalb verzichte ich auf derartige Belege, ich habe noch keinen geprüften angeboten bekommen.

Gruß
Detlev

[1] Monografie Ceskoslovenskych Znamek, Band 17, Teil I Ceskoslovenska Postovni Razitka 1919 - 1938
 
rudi63 Am: 01.08.2019 19:59:34 Gelesen: 154844# 134 @  
@ Detlev0405 [#133]

Servus Detlev,

an eine Fälschung des Stempels: Marienbad 1 UB:3c M47 lt. Monografie 17 mag ich nicht glauben, die sind schon in Ordnung.

Es gibt durchaus Stempel des Typs M47 ohne Sterne/Kreuze, siehe Monografie Einleitung Seite 45, Abbildung 38. Schiefe Zahlen in der Datumleiste sind nicht ungewöhnlich, kann es nur nicht für genau diesen Stempel beweisen.

Vom Stempel Marienbad 1/3c habe ich auch nur einen Beleg, der mit Deinem aus Beitrag [#208] identisch ist, gleiche Karte, gleiche Frankatur, gleiche Stempel (meiner hat jedoch den Mimon Stempel 2 x nebeneinander abgeschlagen), gleicher Empfänger. Leider kann ich momentan nicht scannen, sonst hätte ich ein Bild hochgeladen.

Die Belege aus 1920/1921 mit der 1. Flugpostausgabe sind sehr mit Vorsicht zu genießen. Mein Brief aus [#5] hat übrigens ein Attest, allerdings von Georg Bühler, was auch keine Garantie ist, deshalb hatte ich es damals auch nicht erwähnt. Ich persönlich halte den Beleg für echt - halt per Bahnpost befördert. Ich habe auch noch keine Belege der 1. Ausgabe mit aktuellem Attest gesehen. Die Marken der 1. Ausgabe traue ich mir zu auf echt und falsch zu bestimmen, aber die Belege.

Briefe wurden früher, auch bei anderen Ausgaben unter oder neben den Marken geprüft. Tschechische Prüfer haben übrigens noch nie Stempel geprüft, eine Signatur Gilbert, Karasek, usw. bezieht sich immer nur auf Markenechtheit, nie die des Stempels.

Schöne Grüße
Rudi
 
Detlev0405 Am: 02.08.2019 12:02:20 Gelesen: 154804# 135 @  
@ rudi63 [#134]

Hallo Rudi,

danke für Deine Ausführungen zu dem Thema. Was die Marken der ersten Luftpostausgabe betrifft ist es gut zu wissen, an wen ich mich wenden kann, wenn ich einen solchen Brief mal in die Finger bekomme. Das die tschechischen Prüfer nur den Aufdruck und nicht den dazugehörigen Stempel prüfen, wusste ich auch noch nicht.

Was den Stempel von Marienbad betrifft, folgende Ergänzung von mir. Richtig ist, wie Du schreibst, das es auch Stempel ohne Trennornamente in der Zeit von 1919 - 1939 gibt. Die Erklärung unter dem Stempel von Chcebuz/Zebus in der Abbildung 38 lautet aber übersetzt : "... dass vielleicht als einziger zweisprachige dieser Art keine Trennwanddekorationen hat. "

Da ich aber den ganzen Stempelkatalog nicht durchsucht habe, bezog ich mich auf meine Darstellung zur Fälschung ausschließlich auf die Stempel von Marienbad 1, registriert unter der Ordnungsnummer 1344 Seite 362 und 363. Sowohl Typ M 44 als auch Typ M 47 sind nur mit Trennornamenten aufgeführt. Das deckt sich dann wieder rum mit dem Begleittext unter der Abbildung 38.

Viel spannender für mich ist die Frage nun, wozu eine solche Stempelfälschung ? Eingesetzt wurde er nachweislich von Anfang bis Ende Juli 1927, wie beide Belege zeigen. Gibt es noch andere Belege zu diesem Stempel ?

Ebenfalls schöne Grüße von mir
Detlev
 
rudi63 Am: 02.08.2019 19:31:00 Gelesen: 154735# 136 @  
@ Detlev0405 [#135]

Servus Detlev,

schon seltsam. Leider kann ich kaum tschechisch, aber auch die Monografie 17 ist nicht unfehlbar.

Schau bitte mal im Horka Seite 102 nach. Da ist unser Stempel ohne Trennornament als Ankunftstempel auf einem Erstflug 4.7.1927 aus Prag abgeschlagen.

Leider kann ich in meinem Archiv keinen unverdächtigen Abschlag auf irgendwelcher Korrespondenz finden. Vielleicht wurde der Stempel auch nur am Flugplatz verwendet? Ich glaube einfach nicht an eine Fälschung.

Schönen Abend, gehe jetzt zum Kulmbacher Bierfest.

Rudi
 
Detlev0405 Am: 02.08.2019 20:42:39 Gelesen: 154726# 137 @  
@ rudi63 [#136]

Hallo Rudi,

zuerst einmal viel Spaß beim Fest.

Beim Horka habe ich nachgeschaut - offensichtlich hat er ein Exemplar mit gleichem Stempel wie wir. Ja ein wenig Tschechisch habe ich inzwischen gelernt, den Rest schaue ich nach.

Ich denke wir vertagen uns zu diesem Problem. Ich werde die Leiterin des Postmuseums anschreiben und um ihren Rat bitten mit konkreten Fragen. Habe ja nun schon Übung darin und wurde bisher nie enttäuscht. Das Ergebnis werde ich hier wieder veröffentlichen.

Beste Grüße
Detlev
 
Anton Am: 07.08.2019 10:43:12 Gelesen: 154494# 138 @  
Hallo Detlev 0405,

soeben erhielt ich die monatliche Mail von Philaseiten mit dem Hinweis auf Deinen Forumsbeitrag mit allem Drum und Dran über die Luftpost in der Tschechoslowakei 1919-38. Ich habe ihn mit zunehmender Begeisterung gelesen.

Nun bin ich kein Sammler dieses Spezialgebiets, aber doch einigermaßen orientiert. Und da hatte ich folgende Idee als Redakteur der "Forschungsberichte der Tschechoslowakei-Philatelie" der "Arbeitsgemeinschaft Tschechoslowakei e.V. im BDPh e.V". Deine wertvolle Arbeit und die Anfragen und Antworten dazu mit bisher 137 Beiträgen verdienen es außerordentlich, einer größeren Anzahl von auf die Tschechslowakeiphilatelie Spezialisierten zugänglich gemacht zu werden.

Ich wäre dazu bereit, aus allen Beiträgen einen großen Artikel (sicher in Fortsetzungen) journalistisch und redaktionell zu entwickeln, natürlich Dir und sämtlichen Beteiligten vorher vorzulegen und darüber zu diskutieren, was heißt, den Artikel dann gemeinsam in Absprache noch einmal zu redigieren, und ihn dann in unserem jeweils 80 Seiten umfassenden Quartalsmagazin zu veröffentlichen. Entscheidend wird Deine Zustimmung ebenso wie die aller Beteiligten sein. Da weiß ich noch nicht, wie ich das anstellen soll; denn ich bin zwar schon lange Mitglied der Philaseiten, habe aber noch nie was geschrieben, sondern nur um meiner Information willen.

Dankbar wäre ich für eine Antwort. Nähere Informationen auch für Dich und alle unter Arge-Tschechoslowakei.de, (kann ja aber auch sein, dass Du selbst oder/und andere Mitglied bei uns sind, was unter dem Forum-Namen ja nicht erkennbar ist.

Ich bin gespannt auf Reaktionen, gerne auch von eventuellen Mitgliedern der ArGe direkt an mich. Die können mich ja im Impressum auf der Titelrückseite identifizieren und mir direkt eine Mail schreiben.

Das wär's vorerst mit herzlichen Grüßen an Dich und alle anderen
Euer "Anton"

[Redaktioneller Hinweis zu Absatz 1: Die "monatliche Mail von Philaseiten" ist der Philaseiten Brief und erscheint jede 2 Monate.]
 
Detlev0405 Am: 08.08.2019 15:46:48 Gelesen: 154397# 139 @  
@ Anton [#138]

Hallo Anton,

natürlich bin ich einverstanden mit einer weiteren Veröffentlichung meiner hier dargelegten Erkenntnisse, sie sollen ja nicht begrenzt nutzbar bleiben. Zumal es sehr wenig Literatur zu dieser Thematik gibt und Ausstellungssammlungen eben nur zu Ausstellungen gezeigt werden, oder eben im Internet.

Dein Hinweis auf eine redaktionelle Bearbeitung für ein Fachblatt findet meine Zustimmung, da ich hier meine Erkenntnisse in etwas mehr oder weniger unterhaltsamer Art und Weise dargestellt habe - mein Thread sollte unterhaltsam sein.

Selbstverständlich habe ich auch die Zustimmung von Richard eingeholt und mich mit ihm geeinigt, das ich auch weiterhin meine Erstveröffentlichungen auf dieser Plattform bringen werde.

Nein ich bin kein Mitglied der ARGE (ich bin in keinem nationalen Verband organisiert und das bleibt auch so), habe aber zu Detailfragen schon sehr intensiven Kontakt zum einen oder anderen Mitglied der ARGE gepflegt, die auch sehr fruchtbar für mich waren.

Sollte Dich der Rahmen zufrieden stellen, kannst Du mich gern dazu kontaktieren (Mail Adresse im Profil) - ich weiß nicht wer hinter Anton steht.

Freundliche Grüße
Detlev
 
Detlev0405 Am: 12.08.2019 08:11:00 Gelesen: 154207# 140 @  
Heute kann ich einen Brief von der wohl längsten Strecke, auf der ein Brief bis 1939 von der Tschechoslowakei befördert wurde, vorstellen.



Es handelt sich um die Destination Prag – Melbourne aus dem Jahr 1938. Beim ersten Blick auf den Brief werden wohl viele enttäuscht sein – keine Luftpostmarken, keine Durchgangsstempel. Daher verweise ich hier auf den Beitrag von Ralf unter [#22] und vom Wolfgang [#24] Punkt 1 zweiter Absatz. Lediglich ein Abgangsstempel von Prag – Flughafen am 09.04.38 um 17 Uhr und ein Ankunftsstempel in Melbourne am 24.04.38 . Und dennoch ist es ein faszinierender Brief der Bedarfsluftpost – wir müssen nur in die Details eindringen.



Es handelt sich hier um einen Geschäftsbrief der „Boskin“ AG für Lederwaren an den Partner in Australien zum Bezug der Rohware für die AG. Frankiert wurde er – und das wieder entgegen den geltenden Bestimmungen der Post – mit zwei Firmenfreistempeln a 8 Kronen. Also gesamt 16 Kronen Porto. Ab dem 01.03.1937 galt für internationale Briefe ein Porto von 2,50 Kronen bis 20 g. Der Luftpostzuschlag je 5 g betrug ab 01.07.1937 4,50 Kronen. Somit war der Brief etwa 15 g schwer = 13,50 Kronen + Porto. Also bedarfsgerecht frankiert.

Bleibt die Frage, welche Gesellschaft auf welcher Route den Brief nach Australien befördert hat, denn der Abgangsstempel von Prag – Flughafen legt ja die Luftpostbeförderung nahe. Und hier kommt uns der Fakt, das keine Durchgangsstempel angebracht wurden, zur Hilfe. Aus der Zeit der Luftpost bis 1939 fallen mir zwei Länder auf, die kaum gestempelt haben – USA und England. Das der Brief über die USA lief kann ausgeschlossen werden.

Also ein Flug über London ? Eigentlich wäre Athen als Anbindung idealer. Aber erinnern wir uns, die tschechoslowakischen Airlines hatten es verpasst, sich mit der DLH vertraglich zu verbinden auf der Strecke. Und so macht die Destination über London Sinn.

Wir müssen auch wieder auf die Wochentage achten, da Flüge nur an bestimmten Wochentagen durchgeführt wurden. Der 09.04.38 war ein Samstag und der 24.04.38 ein Sonntag. In diesen Rahmen muss die Beförderung passen.

Los geht es am 10.04.38 um 15 Uhr ab Prag mit dem Trans Europe Air Express nach London. Dort kam der Brief um 20.05 Uhr an. [1] Leider verpasste der Brief den Flug nach Australien an diesem Tag um genau eine Stunde. Also musste er bis Mittwoch warten. So verließ der Brief am 13.04. London. Die wichtigsten Etappen waren dann : 14.4 . (Do) Athen 15.4. (Fr) Basra 16.4. (Sa) Karachi 17.4. (So) Calcutta 18.4. (Mo) Bangkok 19.4. (Di) Singapore. Bis hierher beförderte die Imperial Airways den Brief. Eine kleine Besonderheit muss hier noch eingefügt werden. Von London wurde der Brief per Bahn nach Southampton befördert, um dort in ein Flugboot verladen zu werden.

Von Singapore wurde der Brief weiter befördert mit der Qantas Empire Airways, einer Tochtergesellschaft der Imperial Airways. So waren die weiteren Etappen : 20.4. (Mi) Sourabaya 21.4. (Do) Darwin 22.4. (Fr) Townsville und 23.4. (Sa) Sydney . Hier endet der lange Flug. [2]

Von Sydney nach Melbourne beförderte die Australian National Airways ANA den Brief mit einer DC-2 . Der Flughafen von Melbourne befand sich zu der Zeit in Essendon . [3]



Das war das einzige Schema von Flugplänen, das in den vorgegebenen Zeitrahmen passte. Nun wird auch jeder verstehen, warum keine Etappenstempel abgeschlagen wurden.

Der Brief dokumentiert noch einmal sehr deutlich, das auch entgegen der gesetzlichen Regelung – Aufkleber + Luftpostmarke – Post ohne Luftpostmarke anstandslos befördert wurde.

Zur Seltenheit von Freistempeln bei Luftpostsendungen hatte ich mich schon im Beitrag [#94] geäußert.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-5.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw38aus/iaw38u-2.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/an36.htm
 
Detlev0405 Am: 14.08.2019 08:33:44 Gelesen: 154049# 141 @  
Ich freue mich heute einen Beitrag veröffentlichen zu können, der sich auf die Anfänge des Threads bezieht. Es geht um den Beitrag [#9], wo ich den Flug nicht so richtig zuordnen konnte.

Dazu erreichte mich folgende Zuschrift:

Ihr Beitrag vom 15. 1.18 LP-Karte Marienbad - Chemnitz - Halle /
Leipzig. Die Karte wurde auf der Lufthansa-Linie Marienbad - Chemnitz -
Berlin, eröffnet am 21. 5. 1928, bis Chemnitz befördert, dort entkartet und auf
die Direktlinie Chemnitz - Halle / Leipzig geleitet. Deshalb die
Flugbestätigungen von Chemnitz und Halle / L. Eine Direktlinie Marienbad
- Chemnitz - Halle gab es nicht-

Mit herzlichen Gruß Dietrich Intelmann


Auch für den Beleg aus dem Beitrag [#17] wird nun eine fundierte Auflösung angeboten.

Da waren noch 2 Belege 1.6.31 An
diesem Tag wurde durch CSL die Linie
Halle / Leipzig - Marienbad - Karlsbad eröffnet. Sie zeigten da den
Rückflug Karlsbad - Marienbad , dort umgeleitet auf die LH-Strecke
Richtung Berlin, in Chemnitz entkartet und den Hinflug Halle -Karlsbad.
Näheres findet man im Handbuch von Otto Dt. LP 1919 - 1932

Mit herzlichen Grüßen Dietrich Intelmann


Ich bedanke mich ausdrücklich bei Herrn Intelmann für die Lösung der beiden Rätsel in meinen Beiträgen. Seine Zustimmung zur Veröffentlichung der Mails liegt mir vor.

Mit freundlichen Grüßen
Detlev
 
Detlev0405 Am: 22.08.2019 08:30:58 Gelesen: 153708# 142 @  
Unser heutiger Beleg ist weder ein Bedarfsbeleg noch ein Erstflugbeleg. Am 18.07.1937 fand in Brüssel ein Flugmeeting statt. Aus diesem Anlass wurde ein Sonderflug zur Propagierung der Luftpostverbindung zwischen Brüssel und Prag durchgeführt.



Abgefertigt wurde die Karte am 19.07.1937 um 10 Uhr am Flughafen in Brüssel. Seinen Ankunftstempel erhielt sie am Flughafen Prag am gleichen Tag um 16 Uhr. Abgeschlagen wurde in Brüssel ebenfalls ein Sonderstempel in Türkis, der Anlass bezogen war.

Frankiert mit tschechischen Marken ging der Brief am 21.07.1937 zurück nach Brüssel. Dabei werfen die verklebten 2 Kc aber Fragen auf. Ab 01.03.1937 war der Posttarif ins Ausland für eine Karte 1,50 Kc. Hinzu kommt der gültige Flugposttarif vom 05.06.1930 von 1.50 Kc . Eine Vergünstigung für Drucksachen ins Ausland gab es nicht.

Das es sich um einen Sonderflug handeln muss, ist aus dem Flugplan der CSA für 1937 ersichtlich. Der reguläre Streckenflug von Brüssel ging täglich um 9 Uhr ab [1]. Der Sonderflug laut Stempel vom Flughafen Brüssel nicht vor 10 Uhr.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 27.08.2019 13:42:16 Gelesen: 153382# 143 @  
Heute möchte ich die Destination zwischen Belgien und der Tschechoslowakei mit weiteren Belegen dokumentieren. Neben den schönen Frankaturen der Luftpost aus Belgien fällt noch ein weiterer Umstand ins Auge. Obwohl die Direktverbindung zwischen Prag und Brüssel am 05.04.1937 hergestellt wurde, war es nicht die einzige genutzte Flugverbindung.



Unser erster Beleg wurde auf der direkten Verbindung zwischen Brüssel und Prag abgefertigt. Aufgegeben vom 1. Luftfahrtsalon in Brüssel am 28.05.1937 um 16 Uhr, konnte er am nächsten Tag um 09 Uhr seine Reise nach Prag antreten. In Prag kam er um 11.50 Uhr an nach Flugplan [1] . Das belegt auch der auf der Vorderseite angebrachte Ankunftstempel vom Prager Flughafen. Von dort aus ging es per normaler Post weiter nach Opava. Eine Luftpostbeförderung nach Opava kann ausgeschlossen werden, da diese Strecke 1936 eingestellt wurde.



Der zweite Beleg ging von Zwartberg über Brüssel und Paris nach Prag. Am 02.12.1937 in Zwartberg aufgegeben, traf er in Paris am 03.12.1937 ein um von dort aus weitergeleitet zu werden nach Prag. Hier endete die Beförderung am 04.12.1937 . Sehr schön die Einzel Frankatur mit der MiNr. 283 von Belgien. Warum dieser Brief doch diesen Umweg über Paris genommen hat, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Zumal Brüssel als Zwischenstation nachgewiesen wurde auf der Rückseite mit einem Stempel. Am 02.12.1937 gegen 19 Uhr in Brüssel angekommen, hätte der Brief auch am 03.12.1937 früh direkt nach Prag gehen können und wäre Mittag in Prag gewesen. So erst einen Tag später.



Das letzte Beispiel ist ein Brief, der von Brüssel direkt nach Prag ging. Er ging in unruhigen Zeiten auf Reisen, denn er wurde in Brüssel am 19.10.1938 abgeschickt. Erinnern wir uns, ab dem 01.10.1938 wurden die Sudeten durch Deutschland besetzt. Nach Prag funktionierte die Postverbindung noch reibungslos, so kam er am 20.10.1938 am Flughafen Prag an mit der regulären Verbindung 09 Uhr ab Brüssel und Ankunft 11.50 Uhr in Prag. Es verwundert nicht, das der Brief durch die Zensur ging.

Zur Zusatzleistung Eilpost auf Luftpostbriefen hatte ich mich schon einmal im Beitrag [#69] geäußert. Eigentlich sinnlos, wenn die Enddestination am Endflughafen ist, aber auch in diesem Fall macht es wohl wieder Sinn. Ich habe beobachtet, das Zensurbelege 1937/38 bis zu drei Tagen Verzögerung erfuhren bis sie am Zustellpostamt eintrafen. Dieser Brief wurde wohl bevorzugt bearbeitet, was die Durchgangsstempel beweisen. So hat wohl die Eilpost seinen Zweck erfüllt.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.09.2019 13:43:43 Gelesen: 153147# 144 @  
Unsere heutige Karte begegnet uns als kleines hässliches Entlein – auf den ersten Blick. Dabei entpuppt sich die Karte bei tiefgehenden Nachforschungen als ein stolzer Schwan, in mehreren Teilgebieten des tschechoslowakischen Sammelgebietes.



Grundtenor der Karte – von Prag in das besetzte Gebiet der Tschechoslowakei, die Sudeten. Seit dem 01.10.1938 besetzten deutsche Truppen nach dem Münchner Abkommen die Gebiete der Sudeten.

Meine erste Frage war selbstverständlich auf die Richtigkeit der Luftpostbeförderung gerichtet. Die Frankatur war für eine Auslandsfrankatur ausgelegt und sogar etwas zu hoch – ab 01.03.1937 war 1.50 Kc für eine Auslandskarte fällig, Luftpostzuschlag nach Deutschland betrug ab dem 05.06.1930 1,00 Kc. Der Flugpost Stempel vom Prager Flughafen ist zweifelsfrei vom 06.10.1938 um 21.00 Uhr. Fakt ist, das die Karte erst am 07.10.1938 vom Flughafen Prag auf Reisen gehen konnte. Die Frage steht – wohin ? Erste Möglichkeit über Berlin. Oder nur bis Dresden – nur von beiden Standorten fehlt ein typischer Ankunftstempel. Von Dresden aus hätte die Karte dann mit der Reichspost nach Rumburg befördert werden müssen.

Hier hilft uns der historische Ablauf der Besetzung der Sudeten weiter. Rumburg wurde am 02.10.1937 besetzt ( andere Quellen benennen sogar den 30.09. ). Der nächstliegende Flughafen war Liberec/Reichenberg, von hier aus waren es etwa 20 km mit der Post nach Rumburg und weitere 4 km etwa nach Nixdorf. Liberec wurde von den deutschen Truppen erst am 09.10.1937 besetzt, stand also für die CSA am 07.10.1937 zur regulären Luftpostbeförderung zur Verfügung. Aber die CSA stellte bereits ihre Flüge nach Liberec am 23.09.1938 ein. Die Deutsche Lufthansa hatte keine Verbindung nach Liberec auf dem Plan. Bleibt nur noch eine Linie möglich – die CSL.

Und wir werden fündig, im Jahre 1938 am 01.05. den Flugbetrieb aufgenommen, gibt es keine Angaben über das Ende des Flugbetriebes von Prag nach Liberec mit der CSL. So konnte die Karte ab Prag um 16.45 Uhr abgehen, um gegen 17.25 Uhr in Liberec am 07.10.1938 anzukommen [1]. Hier befand sich die Karte noch auf tschechoslowakischen Gebiet. Nun musste sie auf dem Landweg nach Rumburg. Hier überschritt die Karte die „neue“ deutsche Grenze. Das auf der Rückseite angebrachte Bleistiftdatum lässt vermuten, das die Karte an dem Tag vom Empfänger bearbeitet wurde. Interessant der Vermerk des Absenders, per Luftpost zu antworten. Hier können wohl eher die Spezialisten der Sudetenpost ihre Meinung äußern.

Somit ist die Karte einer der letzten Belege, die mit tschechoslowakischer Luftpost nach Liberec befördert wurde. Zugleich ein Zeitdokument der Post in die Sudeten als besetztes Gebiet. Ein Beleg aus dessen Anfangstagen und echt gelaufen. Ab 01.11.1938 waren auf dem Flughafen Reichenberg die Aufklärungsgruppen 52 und 41 der deutschen Luftwaffe stationiert [2].

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-06.jpg
[2] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-liberec.htm
 
Detlev0405 Am: 10.09.2019 13:09:06 Gelesen: 152875# 145 @  
Mein heutiger Beleg ist fast ein normaler spanischer Luftpostbeleg – wenn er nicht vom 12.08.1936 datiert und damit nahtlos ein Vorgänger des Beleges aus dem Beitrag [#124] wäre. Am 17.07.1936 brach der spanische Bürgerkrieg aus.



Davon aber noch völlig unberührt wurde unser Brief am 12.08.1936 in Barcelona aufgegeben. Es gab offensichtlich noch keinerlei Zensurmaßnahmen.

Hier gab es jetzt zwei Möglichkeiten der Beförderung – zum einen auf der regulären Strecke Barcelona ab 13 Uhr – Paris an 20.15 Uhr oder Dakar – Barcelona ab 13.05 Uhr – Paris an 19.10 Uhr. [1] Von Paris erfolgte die weitere Beförderung im Direktflug nach Prag. Der Flug ging um 06 Uhr in Paris ab und erreichte Prag um 11.25 Uhr. [2]

So abenteuerlich es klingt, die restliche Etappe nach Piestany wurde auch mit dem Flugzeug der CSA geschafft und das in mehreren Etappen. Prag verließ der Brief um 16 Uhr, machte Zwischenlandungen in Brno 17.15 Uhr und Bratislava 18.10 Uhr um in Piestany um 18.50 Uhr anzukommen. [3]

Zwei Tage Laufzeit des Briefs, am 3. Tag wohl zugestellt – eine tolle Leistung.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af36p/af36p-13.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af36p/af36p-08.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.09.2019 06:02:20 Gelesen: 152569# 146 @  
Manche Belege entlocken mir einfach nur ein leichtes Schmunzeln. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.



Diese Karte ging am 09.03.1928 von Leipzig nach Prag. In der Zeit vom 04. - 14.03.1928 fand die Frühjahrsmesse in Leipzig statt. Aber jeder Beleg, der in dieser Zeit vom Flughafen Leipzig abging, ist nicht gleich ein Beleg vom Messeflugverkehr.

Auch wenn diese Karte als Messeflugverkehr angeboten wurde, ist sie es nicht. In den 20er Jahren schrieb das Messeamt Sonderflüge zur Messe aus, zu denen sich die Deutsche Lufthansa und die Nordbayerische Verkehrsflug bewarben. [1] Diese Karte wurde am 09.03.2019 zwischen 12 – 13 Uhr am Flughafen aufgegeben. Somit konnte sie den Flug um 13.40 Uhr nutzen, um in Prag gegen 15.50 Uhr anzukommen. Allerdings handelt es sich hier um den Linienflug Bremen – Leipzig – Prag – Wien. [2] Der fragmentarische Ankunftsstempel auf der Rückseite (wenn es denn einer ist) gibt uns leider keine Auskunft über die Ankunft.

Dafür aber der auf der Vorderseite angebrachte Stempel vom Haupttelegrafenamt. Nur hat sich der Postbeamte hier vertan – gut um 8 Uhr früh nachvollziehbar – der Monat war falsch eingestellt worden auf dem Stempel.

Also Vorsicht vor Messeflug Belegen – es könnten normale Linienflüge sein.

Gruß
Detlev

[1] https://publikationen.dglr.de/?tx_dglrpublications_pi1[document_id]=82601004
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-21.jpg
 
Detlev0405 Am: 23.09.2019 14:00:56 Gelesen: 152250# 147 @  
Der heute Beleg ist etwas verwirrend, denn er trägt 4 verschiedene Stempel von Prag bevor er auf Reisen ging. Er reflektiert aber eine große Begeisterung vieler Sammler in der damaligen Tschechoslowakei – das Interesse an Sonderstempel.



Unser Fan wollte die Sonderstempel zum 20. Jahrestag der tschechischen Armee. Also beklebte er einen Blankoumschlag mit einer 10 Heller Marke und holte sich beim Postamt Praha 25 den Maschinenstempel in Rot ab. Dann ging es zum Postamt der Prager Burg in Praha 10 , wo er den Abschlag des Sonderstempels zum gleichen Anlass in Gold bekam. Die ordnungsgemäße Abfertigung am gleichen Postamt für den Postweg bestätigt der Tagesstempel vom gleichen Postamt auf der 50 Heller Marke.

Als Drucksache (Tiskopis) deklariert, wurde der Brief vom Flughafen in Praha 7 mit Luftpost nach Brno befördert. Dabei ist aber eine Besonderheit zu beachten. Zum 31.08.1934 wurden die meisten Linien im Sommerflugplan eingestellt. Eine Linie wies aber ein Besonderheit auf, sie wurde vom 01.09. - 31.10.1934 betrieben. Es war die Linie Prag – Bratislava – Ushorod. Diese ging über Brno und beförderte unseren Brief ab Prag 12 Uhr und Ankunft in Brno um 16.15 Uhr. [1]



In Brno bekam der Brief den Ankunftsstempel nach Horka RV12 in violett.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.10.2019 08:26:45 Gelesen: 152031# 148 @  
Heute und das nächste Mal habe ich Belege, die etwas abseits der stark frequentierten Strecken die Flugverbindungen der Tschechoslowakei aufzeigen. Es geht um den Standort Brno.

Luftpostbelege von Polen in die Tschechoslowakei bis 1939 sind relativ schwer zu finden. Warum vermag ich nicht zu erklären. Um so erfreulicher, wenn einem sogar Erstflugbelege über den Weg laufen – wie dieser Erstflug auf der Strecke Warschau – Krakau – Brno – Wien.



Dieser Brief wurde am 01.11.1927 in Warschau aufgegeben und mit dem violetten Kastenstempel für den Erstflug versehen. Registriert ist er bei Horka unter der Nummer 73a. Nach Horka war auch die staatliche polnische Fluggesellschaft LOT für die Beförderung verantwortlich. Das stimmt aber nicht so und in seiner umfangreicheren Beschreibung auf Seite 84 unten erwähnt er auch die P.L.L. LOT als transportierende Luftfahrt Gesellschaft. Richtig ist, das der Brief durch die Polska Linja Lotnicza befördert wurde. Die LOT wurde erst am 29.12.1928 gegründet. [1]

Der Flug ging in Warschau nach Plan um 08.45 Uhr in Richtung Krakau. Dort sollte Ankunft um 11.15 Uhr sein. Um 12.30 Uhr geht dann der Flug laut Plan von Krakau über Brno nach Wien. [2]

Der aufmerksame Beobachter stellt sich nun eine Schlüsselfrage – wieso ist der Ankunftsstempel in Brno vom 03.11.1927 ? Dazu muss man streng die gesamte Flugstrecke teilen. Warschau – Krakau war eine inländische Destination genauso wie die Strecke Lwow – Krakau. Beide Städte sollten ursprünglich in Krakau zeitgleich auflaufen, um dann weiter nach Wien befördert zu werden. Letztere wurde erst am 03.11.1927 realisiert (vgl. Horka Nummer 73c) und so konnte der Erstflug Krakau – Wien erst am 03.11.1927 abgeschlossen werden. Auf der polnischen Strecke wurden 140 Belege befördert, wovon 40 erst ab Krakau aufgegeben wurden.

Etwas ungewöhnlich aber wir dürfen nicht vergessen, wir sind in der Anfangszeit der Luftpostbeförderung.

Gruß
Detlev

[1] https://corporate.lot.com/pl/en/history
[2] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f2/Skany_dokumentow_historycznych_068.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.10.2019 05:52:22 Gelesen: 151730# 149 @  
Der zweite Beleg kommt viel bescheidener her.



Es handelt sich um die Flugverbindung von Katowice nach Brno. Aufgegeben in Katowice am 08.01.1929 um 8 Uhr, traf er in Brno am gleichen Tag gegen 11 Uhr ein.



Markant für den Erstflug der rote Zusatzstempel für den Erstflug auf der Strecke Katowice – Brno. Geflogen wurden 75 Stück.

Wer gedacht hat, der vorhergehende Beleg wirft schon eine Menge Fragen auf, wird bei dem Beleg fast in den Wahnsinn getrieben ( zumindest wenn er keine Spezialliteratur hat ) . Es geht um die Frage, welche Luftfahrtgesellschaft hat diesen Brief befördert ? Im Flugplan der LOT von 1931 wird die Verbindung Katowice – Brno ausgewiesen. [1] Ein Nachweis über Flugpläne der LOT kann ich erst ab dem 01.09.1930 finden. Selbst die Geschichte der LOT ist im Jahre 1929 sehr vage und gibt dazu keine Auskunft. [2] Auch in der Geschichte der PLL , die ja formal Ende 1928 abschließt, findet sich kein Hinweis.
Bemerkenswert ist jedoch, das der Flug bereits am 07.01.1929 statt finden sollte und auch gestartet ist. Allerdings endete dieser in einer Notlandung in Pohrlitz/Pohorelice am gleichen Tag.

Meine These – auch wenn die PLL ab dem 01.01.1929 in der LOT aufging und damit formal die LOT flog, wurde der Flug real von der PLL noch realisiert. Aber vielleicht gibt es ja Spezialisten, die dazu besser Bescheid wissen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/i-kl/lo3104i.jpg
[2] https://corporate.lot.com/pl/en/history
 
Detlev0405 Am: 15.10.2019 08:04:13 Gelesen: 151512# 150 @  
Ich habe lange gesucht nach einem Beleg, der bedarfsmäßig zumindest einen großen Teil der Strecke mit einem Zeppelin auf dem Weg nach Prag oder weiter zurück gelegt hat. Um so mehr habe ich mich gefreut, das der folgende Beleg anstelle eines Flugzeuges einen Zeppelin zur Beförderung erwischt hat.



Am 29.05.1934, einem Dienstag , in Buenos Aires aufgegeben , konnte der Brief mit dem Condor Express Dienst nach Rio de Jainero befördert werden. Dort erreichte er den LZ 127 , der am 31.05.1934 auf den Flug nach Recife ging. Am 01.06.1934 ging dann der große Flug ab Recife nach Friedrichshafen, wo das Luftschiff am 05.06.1934 eintraf. [1] Somit handelt es sich um die Michel Nr. 364 und 365.
Dabei tritt dann für mich als Zeppelinpost Laie eine Frage auf. Handelt es sich bei der Argentinischen Post im klassischen Sinne um eine Zuleitung im Sinne einer Zubringer Post und zweitens hätte der Brief in Rio de Jainero nicht an Bord des LZ 127 mit einem Bordstempel versehen werden müssen ? Michel gibt zu derartiger Post keine Auskunft.

Nun wird es wieder interessant, wenn wir uns den Ankunftsstempel in Friedrichshafen zwischen 6 – 7 Uhr ansehen und den Ankunftsstempel von Prag – am gleichen Tag um 17 Uhr. Wer auf den Flugplan der DLH schaut kann erkennen, das ab Friedrichshafen am gleichen Tag erst gegen 17.10 Uhr ein Flug nach Stuttgart geht. [2]
Wir müssen dazu zurück zu [1] . In der Flugplan – Übersicht wird dort vermerkt, das 2 Stunden nach der Landung des Zeppelins ein Sonderflug über Stuttgart nach Berlin abging. Genügend Zeit , um in Berlin den Flug nach Prag zu erreichen. Somit ging der Brief in Berlin um 14.40 Uhr über Dresden 15.40 Uhr nach Prag, wo er um 16.45 Uhr ankam. Das korrespondiert auch mit dem Ankunftsstempel um 17 Uhr vom Prager Flughafen. [2]
Von Prag aus nahm der Brief seine Reise nach Gablonec auf dem Landweg auf.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-09.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-08.jpg
 
Detlev0405 Am: 22.10.2019 07:18:45 Gelesen: 151210# 151 @  
Unser heutiger Beleg ist zweifelsfrei als Sammlerbrief aufgemacht worden. Aber ein schöner Blickfang für jeden.



So wurde er frankiert mit der Mi.Nr. 271 2x , 1x Nr. 219, 4x Nr.228 und dem kompletten Satz Nr. 234 – 236 . Ob das Porto gerecht war mögen Dänemark Spezialisten beurteilen. Der Brief wurde in Kopenhagen am 08.03.1937 abgefertigt. Erstaunlich – die Uhrzeit wurde mit Minutenangabe versehen, also 16.40 Uhr. Dabei hatte es keine Bedeutung für den Flug nach Prag, denn der Brief ging erst am nächsten Tag von Kopenhagen ab. Mit der DLH wurde der Brief um 09 Uhr in Richtung Berlin geflogen, wo er um 11 Uhr eintraf. [1] Um 12.45 Uhr ging die Reise weiter über Dresden – an 13.30 Uhr – nach Prag an 14.30 Uhr. Somit korrespondiert die Ankunftszeit mit dem Ankunftsstempel um 15 Uhr am Prager Flughafen.

Beachtenswert auf der Rückseite – 2 Vignetten zur Werbung für Esperanto.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3610/dlh36-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 29.10.2019 08:48:31 Gelesen: 150838# 152 @  
Unser heutiger Beleg schließt an die Beiträge [#27] [#40] [#112] an und hier besonders den Beitrag [#40]. Es geht wieder einmal um den Erstflug Brno – Piestany – auf dem ersten Blick.



Was uns bei dem Beleg als erstes ins Auge springt ist der blaue Stempel von Piestany vom Erstflug Brno – Zlin – Piestany. Und das wieder vom 04.05.1937 , wo doch der Erstflug am 01.05.1937 stattfand. Bei der weiteren Suche nach einer Erklärung versagt unser Horka das erste Mal (wenn ich nicht etwas überlesen habe).

Hier müssen wir uns den gültigen Flugplan der CSA von 1937 ansehen, um weiter zu kommen. [1] Dort finden wir die Flugstrecke 660, die für uns wichtig ist. Sie geht von Uzhorod über Kosice, Piestany, Bratislava nach Brno. Und an der gesamten Strecke wird der Vermerk angebracht od 3.5. , also ab 3.5.

Lediglich bei Mahr finden wir im Band 3 Seite 121 1.Absatz einen Hinweis auf diese Strecke, allerdings nur bis Bratislava und nicht nach Brno. Das ist für meine Betrachtung aber nicht von Bedeutung. Die bei Mahr im Band 4 Seite 201 unter der Nummer 16/01.21 erfolgte Registrierung von Belegen auf der Strecke Prag – Piestany vom 03.05.1937 hat mit dem heutigen Beleg nichts zu tun.

Also ist unsere Karte auf der Strecke Kosice ab 14.05 Uhr nach Piestany an 15.50 Uhr geflogen worden. Offensichtlich war das Postamt schon geschlossen, so das der Stempel von Piestany am 04.05. um 7 Uhr Morgens auf den Beleg kam. Damit ist eindeutig belegt, das er nicht nur als Bestätigungsstempel für den Erstflug verwendet wurde sondern auch als normaler Flugbestätigungsstempel, möglicherweise aber gegen bestehende postamtliche Vorschriften verstoßend.

Wir haben es hier mit einem echten, bisher noch nicht registrierten Erstflug auf der Etappe Kosice – Piestany zu tun. Aber auch nur auf diesem Teilstück.

Für mögliche Zweifler – der Stempel von Kosice weist ein sehr typisches Echtheitsmerkmal auf, das mir jeden Zweifel nimmt. Das der Flug bei Horka nicht registriert ist, lässt sich mit dem kurzen Vermerk bei Mahr beantworten. Da diese Strecke bereits im Herbst wegen Misserfolges eingestellt wurde und keine Angaben zu Leistungen auf der Strecke vorliegen, hat sie meiner Meinung nach den Charakter einer Versuchsstrecke gehabt, über die sie niemals hinaus kam.



Das Bonbon der Karte ist der in dunkelviolett abgeschlagene Stempel der CSA Kosice.

Auf der Rückseite die fällige Gebühr für das Postlagernd. Es handelt sich beim Stempelabschlag um den Stempel S 583 – 1 des Typs M.41 . Der Kennbuchstabe e war von 1925 – 1939 im Einsatz. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[2] Monografie der tschechoslowakischen Marken, Band 17, Teil II , Seite 286
 
Detlev0405 Am: 05.11.2019 06:36:46 Gelesen: 150463# 153 @  
Unser heutiger Brief wäre eigentlich völlig problemlos zu erläutern, wenn er nicht auf die Idee gekommen wäre, eine Extrawurst haben zu wollen.



Es handelt sich um einen Brief von Maastricht in den Niederlanden nach Prag. Um mit Luftpost befördert zu werden, musste er entweder nach Rotterdam oder Amsterdam. Dort lagen die zwei Flughäfen der Niederlande, die Luftpost auf Reisen bringen konnten. Naheliegend wäre Rotterdam gewesen – von hier aus bediente die CLS seit dem 02.04.1929 die Destination nach Prag. Sie bestand auch 1931 [1]. Bei der Auflieferung des Briefes am 28.11. hätte er am nächsten Tag in Prag ankommen können – wenn der Tag nicht ein Samstag gewesen wäre. Am Wochenende wurde diese Strecke nicht bedient und hätte erst am 30.11. von Rotterdam abgehen können, um gegen 18.45 Uhr in Prag einzutreffen.



Der Brief war aber schon um 12 Uhr in Prag. Deshalb auch die seltsame Destination des Briefes über Paris. Die Lignes Farman (ein Vorgänger der Air France) beflog die Strecke Amsterdam – Rotterdam – Paris täglich, so das der Brief um 16.45 Uhr in Paris am Sonntag eintraf. Das stimmt auch mit dem Durchgangsstempel von Paris um 17.30 Uhr überein. [2]



Mit der CLS ging der Brief am 30.11. um 4 Uhr ab Paris – Straßburg 6.40 Uhr nach Prag Ankunft 10.04 Uhr. [3] So konnte der Brief um 12 Uhr seinen Ankunftsstempel in Prag erhalten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3105/kl3105-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/farmani.htm
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/
 
Detlev0405 Am: 12.11.2019 07:00:02 Gelesen: 150033# 154 @  
Heute haben wir Post, die mit Flugpost schnell befördert werden sollte, mit der Bahn aber noch schneller ans Ziel kam.



Sehr schön frankiert mit Werten der Luftpostausgabe Österreich Nr. 601–603 und einem Flugpostaufkleber, wurde der Brief am 26.10.1937 um 16 Uhr in Wien auf geliefert. Der Brief sollte nach Nova Rise, 20 km westlich von Brno gehen. Eine Luftpostbeförderung war erst am nächsten Tag möglich – entweder über Prag um 9 Uhr und Ankunft in Brno 17.20 Uhr oder über Bratislava nach Brno und da die Ankunft um 17.15 Uhr.

So entschloss sich die österreichische Post, den Brief mit dem Nachtzug nach Brno zu schicken, so das er mit der Morgenpost dem Adressaten zugestellt werden konnte. Ein entsprechender amtlicher Vermerk wurde von der Post auf dem Brief angebracht.

Diese Vorgehensweise ist primär bei der österreichischen Post zu beobachten, es gibt aber auch Beispiele von der deutschen Reichspost.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.11.2019 04:15:46 Gelesen: 149632# 155 @  
Mein heutiger Brief macht auf den ersten Blick einen etwas deprimierenden Eindruck – wegen der vielen Stockflecken. Bevor jedoch jemand diesbezüglich ein vorschnelles Urteil fällt, möge er überlegen, was der Brief für eine Geschichte hinter sich hat. Gerichtet an einen jüdischen Bürger in Danzig, mag sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen.



Der Brief wurde am 01.02.1937 in Mukacevo ( Karpaten Ukraine ) aufgegeben und schon am nächsten Tag erreichte er Danzig, den Bestimmungsort. Der Aufgabestempel von Mukacevo mit dem Kennbuchstaben m wurde im Zeitraum von 1932 – 1938 verwendet. [1]

Bei der Suche nach der richtigen Verbindung war Geduld gefordert. Zuerst musste die Aufgabezeit in Mukacevo ergründet werden. Ich gehe von der Uhrzeit 12 Uhr aus, auch wenn der Abschlag undeutlich ist. Da Mukacevo nur 20 km südöstlich von Uzhorod lag, konnte der Brief den Flug ab Uzhorod um 13.25 Uhr problemlos erreichen [2]. So kam der Brief in Prag gegen 17.15 Uhr an und wurde am nächsten Tag um 09.00 Uhr zum Weiterflug abgefertigt. Von dort ging er um 10.30 auf Reisen über Dresden ab 11.30 Uhr nach Berlin an 12.15 Uhr. Von Berlin ging es um 14.30 Uhr weiter nach Stettin ab 15.25 Uhr, um in Danzig um 16.45 Uhr anzukommen [3].



Der Stempel von Danzig 5 bestätigt diese Ankunft dann auch letztendlich zwischen 17 – 18 Uhr.

Bei der Bestimmung des Portos ist darauf zu achten, das die Sondertarife für Deutschland und Polen ab 1922 nicht für Danzig zutrafen. So kostete der Brief 2,50 Kc bis 20 g, je weitere 20 g 1.25 Kc. Die Einschreibgebühr war 2,50 Kc, der Luftpostzuschlag 1,00 Kc je 20 g.

Also würde ein 60g Brief 10,50 Kc kosten. Ob er wirklich 60g befördert hat, überlasse ich der Phantasie eines jeden Betrachters. Über- oder Unterfrankatur bei Luftpost Briefen war in der Tschechoslowakei gang und gebe.

Tatsache ist, das eine Destination von der Karpaten Ukraine nach Danzig sehr selten ist.

Gruß
Detlev

[1] Monografie der tschechoslowakischen Briefmarken Band 17 Teil II Karpaten Ukraine Nr. 41 – 3. Seite 366
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3610/dlh36-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 26.11.2019 05:45:59 Gelesen: 149266# 156 @  
Heute haben wir einen Diplomatenbrief – aufgegeben von der Botschaft in Caracas (Venezuela) an das tschechoslowakische Außenministerium in Prag.



Auffallend die schöne Frankatur mit Luftpostmarken Venezuelas – der Michel Nr.153 , 163 und 166 . Aufgegeben am 23.Juli 1935 in Caracas, irritiert der Vordruckbrief mit dem Vermerk, mit der Air France befördert zu werden. Er wurde auf dem amerikanischen Kontinent mit der PanAm befördert. Entweder über Port of Spain oder Barranquilla nach Miami und von dort nach New York.[1]



Von New York wurde der Brief auf dem Seeweg nach Le Havre befördert.

Nach seiner Ankunft in Le Havre musste der Brief nach Paris. Da der Flughafen erst 1937 in Bau ging und 1939 fertig wurde, musste er auf dem Bahnweg transportiert werden. Am 02.08.1935 um 6 Uhr ging der Brief von Paris über Straßburg und Nürnberg nach Prag, wo er um 11.05 Uhr ankam.

Dieser Flug wurde von der CLS ausgeführt.



Abgefertigt wurde der Brief durch die Auslandsabteilung der Post am Flughafen Prag.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/pa/pa34/pa34-5.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.12.2019 07:17:58 Gelesen: 148998# 157 @  
Hat sich schon jemand einmal die Frage gestellt, was wohl seltener ist - eine Zuleitung zu einem Luftschiff Flug, einem Katapultflug oder zu einer Schiffspassage ? Bei der Fragestellung zu letzterem werden erfahrene Sammler bestimmt den Kopf schütteln und meinen, das gibt es nicht.



Und doch möchte ich heute mit unserem Brief beweisen, das es das auch gab. Der Brief ging von Prag nach Alexandria. Schon bei der Aufgabe gab es Ungereimtheiten. Ursprünglich in Prag 8 aufgegeben, wurden die beiden oberen Marken abgestempelt und ein Porto von 6,50 Kc abgedeckt. Am Flughafen wurde der Brief offensichtlich nachgewogen – siehe die 15 unterhalb der unteren 1,50 Kc Marke – und dann das fehlende Porto nach geklebt. Denn das Porto betrug 1935 2,50 Kc für einen Auslandsbrief, 2.50 Kc für das Einschreiben und 3 Kc für den Luftpostzuschlag – gesamt 8 Kc. Deshalb auch der Flughafenstempel auf der unteren 1,50 Kc Marke.

Auf der Rückseite dann der eigentliche Abfertigungsstempel vom 06.05.1935 um 13 Uhr. Um 17.10 Uhr ging der Brief ab nach Wien, Ankunft 18.30 Uhr. Erst am 07.05.1935 ging es weiter und das durch halb Osteuropa. Ab Wien 09.45 Uhr – Budapest ab 11.05 Uhr – Beograd ab 12.55 Uhr – Saloniki 17.30 Uhr und Ankunft in Athen um 19.05 Uhr. [1]



Das korrespondiert dann auch mit den Bestätigungsstempel von Athen vom 08.05.1935 früh um 6 Uhr. Von Athen ab 12 Uhr ging es weiter mit der Imperial Airways nach Alexandria an Abend. Die Beförderung erfolgte auf der Südafrika Linie am Dienstag den 07.05.1935. [2]



Am 09.05.1935 erfolgte in Alexandria früh zwischen 6-7 Uhr die Bestätigung des Eingangs am Flughafen.



Kommen wir zurück zu unserer Ausgangsproblematik. Der Brief ist adressiert an eine Reederei und Postfach in Alexandria. Wichtig der Vermerk unter Alexandria – for SS. Kraljica Maria.



Es handelt sich dabei um ein Passagierschiff, in deren Kabine 527 der Adressat des Briefes, Frau Faustkova eingeschifft war. [3]
In der Zeit von 1926 – 1940 war das Schiff im Eigentum des Yugoslav Lloyd. [4]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw35afr/iaw35f-4.jpg
[3] http://www.ansichtskarten-center.de/sisak-sissek/sisak-dampfschiff-ss-kraljica-marija
[4] https://www.wrecksite.eu/wreck.aspx?161222
 
Detlev0405 Am: 10.12.2019 07:39:30 Gelesen: 148800# 158 @  
Unser heutiger Brief besticht durch seine gute Erhaltung und der Vollständigkeit der Dokumentation des Postweges.



Am 20.02.1934 wurde ein Einschreiben – Luftpost in Olomouc aufgegeben. Ob er um 13 oder 18 Uhr aufgegeben wurde, spielt in unserem Fall keine Rolle. Er ging auf jeden Fall auf dem Landweg nach Prag. Dort wurde er um 8 Uhr am Flughafen abgefertigt. Mit der DLH Linie 471 wurde der Flug um 10.40 Uhr nach Fürth durchgeführt, Ankunft in Fürth um 12 Uhr.



In Fürth wurde der Brief sowohl mit dem Luftpoststempel zur Beförderung und dem Tagesstempel des Nürnberger Flughafens um 15 Uhr versehen. Um 15.55 Uhr ging es auf der Linie 10 der DLH nach München. Dort traf er um 16.55 Uhr ein. [1]



Und auch in München erhielt der Brief sowohl den Beförderungstempel per Luftpost als auch den Tagesstempel in München um 18 Uhr. Auf dem Landweg ging dann der Brief nach Durach, wo er am 22.02,1934 gegen 08 oder 09 Uhr eintraf. Somit ist jede einzelne Etappe mit einem entsprechenden Stempel nachgewiesen.

Ich möchte die Gelegenheit des sauberen Beleges nutzen, um auf die Bewertung eines solchen einzugehen. Der Bestätigungsstempel von Nürnberg wertet laut Michel F 81) 04 mit 20 Euro, der Stempel von München F 77) 04/a ebenfalls mit 20 Euro. Hinzu kommt eine spezielle Bewertung der verklebten Marken der III. Luftpostausgabe der Tschechoslowakei nach Horka. Dort ist auf Seite 134 eine detaillierte Aufstellung vorgenommen. Unter a) ad) finden wir unsere 4 Kc Marke. Bei einem Randstück kann man wohl die höchste Bewertung annehmen – als etwa 25 Euro. Somit haben wir schon 65 Euro zusammen gerechnet, ohne die Destination Olomouc – München zu bewerten. Dafür gibt es auch keine Anhaltspunkte, außer der eigenen Erfahrung am Markt. Entscheidend bei allem ist – was bin ich bereit, für einen solchen Beleg zu bezahlen. Was ist er m i r persönlich wert. Das muss jeder selbst entscheiden. Letztendlich habe ich den Beleg für unter 10 Euro erworben.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3309/dlh339-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.12.2019 08:13:35 Gelesen: 148534# 159 @  
Es erreicht uns wieder ein Brief aus Südamerika. Und das aus einem relativ kleinen Land dieses Teilkontinentes – aus Bolivien.



Am 29. April 1935 in La Paz wurde der Brief aufgegeben. Frankiert mit einer Michel Nr. 221 von Bolivien, weist der Vordruckbrief der Air France auf die Route, die zur Beförderung des Briefes genutzt wurde.

Es ist nicht ganz einfach, den Weg auf dem südamerikanischen Kontinent bis ins letzte Detail nachzuvollziehen – dazu sind meine verfügbaren Unterlagen über diese Region zu spärlich. Sicher bin ich mir, das der in La Paz aufgegebene Brief mit der Lloyd Aereo Boliviano auf der Inland Strecke bis Puerto Suarez befördert wurde und von dort nach Corumba in Brasilien mit einer anderen Fluggesellschaft bis nach Rio de Janeiro [1]. Ab Corumba kommt möglicher Weise die Syndicato Condor LTDA in Frage, hier bleibt aber die Reststrecke von Sao Paulo bis Rio de Janeiro offen [2]. Auf jeden Fall ist aber im Flugplan der Lloyd Aereo Boliviano ersichtlich, das eine direkte Weiterbeförderung nach Rio de Janeiro vorgesehen ist.

Von Rio de Janeiro ging es auf der Südamerika Linie der Air France über Natal, Dakar, Tanger nach Paris. Ab Paris dann auf der uns inzwischen hinlänglich bekannten Strecke über Straßburg nach Prag [3]. Dort kam er letztendlich am 06.05.1935 auf dem Prager Flughafen an.

Interessant ist der Vermerk bei der Quelle [3] neben der grafischen Flugstrecke. Demzufolge ist die eindeutige Kennzeichnung als Flugpost oben links auf dem Brief anzubringen und der Vermerk „Via France“. Nur so wurde die Beförderung per Luftpost durch die Air France und beteiligte Gesellschaften gewährleistet.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/lb1/lb32/lb32-1.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/sc35a.htm
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af34/af34-7.jpg
 
saintex Am: 22.12.2019 18:25:09 Gelesen: 148285# 160 @  
@ Detlev0405 [#159]

Hallo Detlev,

ein äußerst interessanter Luftpostbrief aus Bolivien aus dem Jahr 1935, den Du uns in Deinem Beitrag [#159] zeigst und der einige Anmerkungen verdient hat.

1. Der Luftpostbrief wurde im April 1935 in der Hauptstadt Boliviens, La Paz aufgegeben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die seit Juni 1932 zwischen Bolivien und dem Nachbarstaat Paraguay andauernde militärische Auseinandersetzung (sog. Chacokrieg) um die Grenzregion zwischen beiden Staaten, den Gran Chaco bzw. Chaco Boreal, in ihrer Endphase. Beide Seiten hatten seit Kriegsbeginn ausländische Militärberater engagiert und ihren Generalstäben zur Seite gestellt. Zum Befehlshaber der bolivianischen Truppen wurde bei Kriegsbeginn der deutsche General Hans Kundt ernannt, der jedoch nach schweren Niederlagen der bolivianischen Seite im Dezember 1933 zurück trat und durch bolivianische Generäle ersetzt wurde.

Weniger bekannt ist, dass auch die Tschechoslowakei eine Militär-Mission zur Unterstützung der bolivianischen Kriegsanstrengungen nach Bolivien entsandte. Die tschechische Militär-Mission, die aus fünf Offizieren unter dem Kommando des tschechischen General Vilém Plaček stand, traf im Mai 1934 in Bolivien ein und kehrte nach Unterzeichnung des Waffenstillstandes zwischen Bolivien und Paraguay am 12.06.1935 im Juli 1935 in die Heimat zurück. Hintergrund der Entsendung der tschechischen Militär-Mission nach Bolivien war offensichtlich staatliche „Kundenpflege“, da Bolivien einer der Hauptkunden der tschechoslowakischen Rüstungsindustrie war. Es war die erste militärische Auslandsmission der unabhängigen Tschechoslowakei nach ihrer Gründung am 28.10.1918.



General Vilém Plaček (Bildquelle: Facebook)

Nach den Angaben auf der Rückseite Deines bolivianischen Luftpostbriefes war Absender des Briefes offensichtlich der Leiter der tschechoslovakischen Militär-Mission in Bolivien, General Vilém Plaček. Adressiert ist der Luftpostbrief an einen Major Karel Fišer in Prag-Dejvice, wo sich am Vitězné náměstí (Siegesplatz) das Gebäude des Generalstabes der tschechoslowakischen Armee befand. Auch das spricht für die Vermutung hinsichtlich des Absenders des Luftpostbriefes.

2. Thematisch zum Grund des Aufenthaltes des Absenders in Bolivien passend, ist die Frankatur mit einem Propagandastempel der bolivianischen Post entwertet, der in vier Sprachen (spanisch/engl./franz./dt. ) die bolivianischen Gebietsansprüche in der umkämpften Grenzregion bekräftigt und dessen Text lautet: „ El Chaco Boreal/es y sera siempre de Bolivia/is and will always be Bolivia‘s/est et sera toujours bolivien/ist und wird immer Bolivien sein“. Hier der Propagandastempel nochmals auf einem Luftpostbrief aus meiner Sammlung



Die bolivianischen Gebietsansprüche erfüllten sich allerdings nicht. Im Chacokrieg militärisch unterlegen, musste Bolivien im Friedensvertrag mit Paraguay von 1938 den Großteil der umstrittenen Grenzregion an das Nachbarland abtreten. Letzte Unstimmigkeiten im Grenzverlauf wurden allerdings erst im Jahr 2009 durch einen Grenzvertrag zwischen beiden Ländern beseitigt.

3. Hinsichtlich des Leitweges der bolivianischen Luftpost nach Europa innerhalb Südamerikas gab es in der 1930er Jahren nach meinen Recherchen zwei verschiedene Leitwege:

Bolivianische Luftpost, die mit der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa nach Europa befördert werden sollte, wurde innerhalb Boliviens mit der bolivianischen Fluggesellschaft Lloyd Aéro Boliviano (LAB) von La Paz über Cochabamba, Santa Cruz und Roboré bis zur brasilianischen Grenzstadt Corumbá und von dort mit der brasilianischen Fluggesellschaft Syndicato Condor über Sao Paulo nach Rio de Janeiro befördert. Dort hatte die bolivianische Luftpost Anschluss an den Trans-Ozean-Dienst der Lufthansa nach Europa.

Die zur Beförderung durch die französische Fluggesellschaft Air France bestimmte Flugpost wurde dagegen durch die LAB von La Paz aus in südlicher Richtung bis zur bolivianischen Grenzstadt Yacuiba an der Grenze zu Argentinien befördert und dort von der us-amerikanischen Fluggesellschaft Panagra übernommen, die die für Europa bestimmte bolivianische Luftpost über ihr argentinisches Streckennetz nach Buenos Aires beförderte, wo die bolivianische Luftpost Anschluss an die wöchentlich Sonntag früh um 04:00 Uhr abgehenden Flüge der Air France nach Europa hatte. Rückseitig erhielten diese Luftpostsendungen aus Bolivien in Buenos Aires häufig einen auf die Luftpostbeförderung hinweisenden Poststempel, der den Leitweg über Buenos Aires belegt.



Luftpostbrief aus La Paz nach Paris vom 7.9.1934 mit rückseitigem Transit-Stempel SERV. AEROPOSTAL BUENOS AIRES 15.9.34 18 Uhr

Ein identischer Transit-Stempel findet sich auch auf der Rückseite Deines Luftpostbriefes links unterhalb des Logos der Air France, allerdings nur schwach und auf dem Kopf stehend abgedruckt. Bei entsprechender Vergrößerung ist das Stempeldatum jedoch klar erkennbar 27.04.35. 18 Uhr. Der Luftpostbrief wurde mit der am Folgetag, Sonntag 28.4.1935 04:00 Uhr von Buenos Aires abgehenden französischen Flugpost nach Frankreich befördert, die nach den in meinem Archiv registrierten Stempeldaten am 5.5.1935 16 Uhr im Pariser Hauptpostamt (Paris R.P. Avion) eintraf. Damit korrespondiert der rückseitig angebrachte Ankunftsstempel des Postamtes Prag 7 vom Folgetag, dem 6.5.1935 13 Uhr.

4. Fazit: Ein schönes Stück tschechoslowakischer Militärgeschichte, bestimmt nicht häufig zu finden. Glückwunsch zu dem Fund.

Quellennachweise

Internet
R.E.G. Davies, Airlines of Latin America since 1919, London 1984
Gerard Collot/Alain Cornu, Ligne Mermoz Histoire Aérophilatelique Latecoere Aeropostale Air France 1918 – 1940, Paris 1990
u.a.

saintex
 
Detlev0405 Am: 22.12.2019 19:44:44 Gelesen: 148268# 161 @  
@ saintex [#160]

Hallo Wolfgang,

zuerst einmal vielen Dank für die Korrektur der Briefbeförderung innerhalb Boliviens und dem Anschluss bis Rio de Janeiro. Daran erkennt man doch, das Du der absolute Spezialist für Luftpost des südamerikanischen Kontinents bist.

Sowohl mit dem Absender als auch der Anschrift habe ich mich leider nicht beschäftigt gehabt - so entging mir der tatsächlich historische Wert dieses Briefes. Das ist nun doch wie ein Weihnachtsgeschenk durch Dich an mich, denn sehr häufig wird eine solche Korrespondenz tatsächlich nicht zu finden sein. Danke für Deine Mühen bei den Nachforschungen.

Mit freundlichen Grüßen
Detlev
 
Detlev0405 Am: 30.12.2019 08:05:45 Gelesen: 147852# 162 @  
Ein schöner Brief erreicht uns heute aus Ungarn, konkret aus dessen Hauptstadt Budapest. Die erste Flugverbindung durch die CIDNA nach Budapest war im Jahr 1923 in den Monaten September und Oktober. Eine Postbeförderung ist aus dieser Zeit nicht bekannt. Erst ab dem 01.07.1925 fand bis ins Jahr 1939 auf dieser Strecke auch Luftpost Beförderung statt. Bis 1933 durch die CIDNA, dann die Air France.



Frankiert mit einer Michel Nr. 532 wurde er am 27.05.1936 aufgegeben. Matyasföld ist der XVI. Stadtbezirk in Budapest. Am 28.05. um 07 Uhr fand die Abfertigung für den Flug nach Prag statt.

Es gibt zwei Gesellschaften, die zeitlich diesen Brief befördert haben können. Zum einen die DLH – ab Budapest 07.35 Uhr an Wien 08.45 Uhr und von Wien ab 09 Uhr an Prag 10.15 Uhr. Die zweite Möglichkeit ist die CSA ab Budapest 07.10 Uhr an Wien 08.45 Uhr und von dort weiter um 09.05 Uhr um in Prag 10.35 Uhr anzukommen. [1] Der Ankunftsstempel in Prag um 10 Uhr kann für beide Flüge zutreffen – auf jeden Fall hatte der Postbeamte die Zeit noch nicht auf 11 Uhr vorgestellt. Der Flugplan der Air France aus 1936 schließt eine Beförderung mit dieser Gesellschaft aus.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.01.2020 20:07:00 Gelesen: 147491# 163 @  
Heute kommt der Brief aus Ungarns Nachbarland Rumänien. Der Standort Bukarest gehört zu den frühesten Luftpostverbindungen der CFRNA/CIDNA auf dem Weg über den Balkan in die Türkei. Bereits am 22.09.1922 fand ein erster Flug mit Luftpost von Prag nach Bukarest statt.



Auffallend wieder eine schöne Frankatur für eine Luftpost Beförderung. Mit der Michel Nr. 336x und 2 x 337x wird er für jeden Luftpostsammler visuell stark aufgewertet. Viel interessanter ist aber der abgeschlagene Stempel von Baneasa – Aviatie. Es handelt sich dabei um den Stempel des Flughafens von Bukarest, nördlich der Hauptstadt gelegen. Der Vermerk im Stempel „Par Avion“ weißt darauf hin, das es sich dabei um einen ausschließlichen Stempel für die Abfertigung von Luftpost Sendungen am Flughafen handelt. Den Bestätigungsstempel für Transit Post haben wir bereits im [#127] gesehen.

Auch wenn der Stempel in Bukarest keine Zeitangabe hat, lässt sich auf Grund der Ankunftszeit in Prag am gleichen Tag – 23.07.1930 – um 15 Uhr der Flug genau bestimmen. Es ist die DHL, die um 06.40 Uhr auf direktem Weg nach Wien fliegt und dort um 12.40 Uhr ankommt. Um 13 Uhr ging es dann nach Prag, wo der Brief um 15 Uhr eintrifft. Nach Brno ging der Brief dann per Bahn.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3005/dlh305-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 13.01.2020 16:02:02 Gelesen: 147185# 164 @  
Unser heutiger Beleg basiert auf einem besonderen „Spleen“ der Luftpostsammler in den 20er und 30er Jahren in der Tschechoslowakei. Da die Linien im Winterhalbjahr den Betrieb einstellten, war es ein Bestreben der Sammler, die jährlichen „Erstflüge“ und die des letzten Tages zu bekommen. Das wurde auch unserem heutigen Beleg zum Verhängnis.



Am 15.03.1928 sollte die Karte von Bratislava nach Prag per Luftpost geschickt werden. Wurde sie aber nicht, sondern ist auf ganz ordinärem Bahnweg befördert worden. Was ist geschehen ?

Seit 1924 wurde diese Linie durch die CSA beflogen und in der Regel im März je Jahr eröffnet. Nachzulesen bei Horka Seite 64 Tabelle 17 . In der gleichen Tabelle ist ersichtlich, das im Jahr 1928 die Eröffnung der Flugsaison erst am 02.04. stattfand.

Offensichtlich sollte die jährliche Eröffnung aber am 15.03.1928 stattfinden, wie im Jahr davor. Dafür spricht der Stempel vom Flughafen Bratislava. Es handelt sich hierbei um den bei Horka registrierten R6 (vergleiche Seite 179). Also wurde die Karte für den Eröffnungsflug abgefertigt. Dafür spricht weiterhin, das der Sammler Kapitan Hucl wieder seine Finger im Spiel hatte.

Warum also fand der Flug nicht statt ? Technische Probleme ? Dann wäre der Flug eben am nächsten Tag durchgeführt worden.

Bleibt also nur die Frage nach dem Wetter. Erinnern wir uns – am 19.03.1926 musste eine Maschine der CSA auf der Strecke Prag – Bratislava bei Uhlirske Janovice notlanden. Offensichtlich wollte man am 15.03.1928 nicht noch einmal ein solches Risiko eingehen. Nur wer stellt uns die Wetterdaten aus dieser Zeit zur Verfügung ? Google hilft nicht.

Da habe ich also die naheliegenden Wetterstationen angeschrieben – Bratislava und Wien. Leider keine Auskunft erhalten. Blieb noch der Deutsche Wetterdienst – hier aber mehr aus Verzweiflung. Sicherlich sind Wetterdaten aus dem Jahre 1928 und dann auch noch Tag genau fast eine Zumutung. Aber der Deutsche Wetterdienst hat diese Zumutung gemeistert. Deshalb, bevor ich zum Ergebnis komme, mein besonderer Dank an Herrn Thomas Schmischke vom DWD Hamburg Abt. Klima- und Umweltberatung, der diese Herausforderung mit Bravour gemeistert hat. Er hat mir diesen Link [1] geschickt und eine ausführliche Anleitung zu Handhabung dieser Seite inklusive Beschreibung der einzelnen Dokumente.

Was ist nun die Kernaussage der Recherche ?





Zu unserem fraglichen Termin kam es tatsächlich zu einem Kälteeinbruch sowohl in Bratislava als auch am Zielort Prag. [2]

Die Temperaturen sanken von +3° - +5° am Vortage in den Minusbereich, ca. bis 6° tiefer wie ersichtlich beim Vergleich (Spalte 4). [3]

Nicht irgendwelche außergewöhnlichen Schneefälle haben die Saisoneröffnung verhindert, sondern der Frosteinbruch und die damit verbundene Gefahr der extremen Vereisung der Flugzeuge.

Deshalb entschloss man sich offensichtlich, den bereits vorbereiteten Flug abzubrechen und die auf gelieferte Post auf dem normalen Postweg zu verschicken. Ein Flugabbruch, der so in der Literatur noch nicht dokumentiert wurde.

Gruß
-Detlev

[1] https://library.noaa.gov/Collections/Digital-Docs/Foreign-Climate-Data/Germany-Climate-Data#o46399078
[2] https://library.noaa.gov/Collections/Digital-Docs/Foreign-Climate-Data/Germany-Climate-Data#o46399078 Zeitraum Jan. - März 1928 Seite 613
[3] ebenda Seite 612
 
Detlev0405 Am: 20.01.2020 15:44:07 Gelesen: 146642# 165 @  
Unser heutiger Brief kommt aus dem Irak, genauer gesagt aus Kerbala. Er hatte die Möglichkeit, sowohl mit der Air France als auch mit der KLM befördert zu werden. Beide Gesellschaften berührten auf ihrem Flug nach Asien Bagdad.



Am 26.09.1935 wurde der Brief in Kerbala aufgegeben. Auf dem Landweg ging er so in Bagdad ein und wurde dort am 27.09.1935 abgefertigt.

Leider fehlen mir von 1935 die konkreten Flugpläne, so das ich auf 1934 zurückgreifen musste, um die Etappen des Fluges aufzuzeigen. Da stimmen aber die Wochentage des Briefes nicht mit dem Flugplan überein, das kann erst 1937 so konkret dokumentiert werden. [1] [2]

Der Flug ging von Bagdad – Kairo – Athen nach Budapest. Und genau an dem Zielort Budapest lässt sich festmachen, das die KLM den Brief befördert hat. Die Air France tangierte Budapest nicht auf ihren Asien Flügen.

In Budapest am 30.09.1935 gegen 9 Uhr angekommen, ist die Frage nach der Weiterbeförderung. Am 01.10.1935 um 7 Uhr in Gablonez abgestempelt, bleiben also der Rest vom 30.09. und der 31.09. zum Transport. Es mangelt nicht an Verbindungen über Budapest - Wien nach Prag. Unser Brief hätte bequem den Flug ab Budapest um 10.50 Uhr oder eben um 12.50 Uhr erreichen können. Bei einer Ankunft um 12 Uhr in Wien wäre der Anschluss nach Prag um 12.30 Uhr garantiert und die Ankunft in Prag um 13.55 Uhr. Da heißt der Brief hätte schon am 31.09. in Gablonez sein können. [2] Also wurde er definitiv von Budapest nach Prag auf dem Landweg befördert.

So wurde auch dieser Brief ein Opfer der fehlenden vertraglichen Beziehungen zwischen der Tschechoslowakei und der DLH, wie auf dem Umschlagplatz Athen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/kl34b/kl34b-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh35/dlh35-8.jpg
 
Detlev0405 Am: 27.01.2020 15:22:33 Gelesen: 146197# 166 @  
Heute gibt es wieder einmal Post aus Europa und zwar aus Portugal. Es soll keiner glauben, das es so einfach ist, einen derartigen Beleg für die Periode bis 1939 zu finden. Auch wenn er sehr einfach daher kommt, ist auch er sehr interessant bei seiner Erforschung.



Der Brief ging von Barreiro, wo er am 22.01.1938 aufgegeben wurde, nach Lissabon. Dort wurde er zwar postalisch abgefertigt, musste aber weiter zum Militärflugplatz Alverca, dem einzigen Flugplatz im Großraum Lissabon bis 1942. Auf diesem Flugplatz wurden auch sämtliche zivilen Flugstrecken bedient.

Nun beginnt der eigentliche Teil der Untersuchung des Beleges – mit welcher Fluggesellschaft wurde er befördert ? Für mich am naheliegendsten war die Air France. Von Lissabon über Tanger nach Casablanca und dort mit der Südamerika Linie der Air France nach Paris. Das ist theoretisch auch richtig, zumal wir außer Lissabon und Prag keine weiteren Stempel haben, die Auskunft geben könnten. Der 25.01. als Ankunft in Prag ist und vorgegeben und passt aber nicht in die Flugtage der Südamerika Strecke der Air France.

Bleibt als nächstes die Deutsche Lufthansa. Sie erschien mir völlig ungeeignet für die Beförderung, weil kein einziger Etappenstempel von Deutschland abgeschlagen wurde, aber ich habe es probiert.

In Lissabon wurde der Stempel am 22.01., einem Samstag, abgeschlagen. Am Montag um 08 Uhr ging der DLH Flug in Lissabon ab, von wo er über Salamanca nach Marseille ging und dort um 15.10 Uhr eintraf. Den Anschluss hatte er am nächsten Morgen, dem 25.01. um 06.45 Uhr nach Genf um von dort aus nach Stuttgart zu fliegen, wo er um 11.35 Uhr ankam. Bis hier hin war es die Strecke 22 der DLH. Nun ging es auf der Strecke 12 um 11.50 Uhr nach Halle/Leipzig – Ankunft 13.45 Uhr. Nach Dresden ging es weiter um 13.55 Uhr und von dort um 15.10 Uhr um in Prag letztendlich um 15.45 Uhr einzutreffen. [1] [2] Der Empfangsstempel von Prag um 16 Uhr bestätigt uns, das wir den richtigen Weg geflogen sind. Und zugleich eine logistische Meisterleistung ganz ohne Computer zur damaligen Zeit.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3710/dlh370-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3710/dlh370-8.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.02.2020 09:08:45 Gelesen: 145866# 167 @  
Heute haben wir Post aus dem Libanon und das gleich zweimal. Nein, sicherlich nicht um die Seiten zu füllen, sondern die unterschiedliche Behandlungsweise auf ein und derselben Strecke zu dokumentieren. Wir erinnern uns – Wolfgang (saintex) hat uns darauf aufmerksam gemacht, das zwischen der DLH und der CSA/CSL keine vertraglichen Vereinbarungen herrschten zum Weitertransport von Post aus Athen nach Prag.



Unser erster Brief wurde in Beirut am 13.01.1939 abgefertigt und sollte nach Prag gehen. Es ist ein Freitag. Keine der großen Fluglinien berührte auf seinem Flug nach Asien Beirut und so musste ein neuer Player ins Spiel kommen. Es handelt sich um die Palestine – Airways Limited. Sie flog täglich die Strecke Beirut – Tel Aviv sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag. [1] Es ist zwar ein Plan aus 1939, aber unten am Rand die Fußnote zeigt an, das es auch vorhergehende Flugpläne gab (nur leider für mich nicht verfügbar). So lag der Brief in Tel Aviv – Lydda – bereit zur weiteren Beförderung nach Athen am Samstag den 14.01.1939, wo er um 17.30 Uhr eintraf. [2] Unser Lieblingstempel von Athen auf der Rückseite (wie immer schwer oder gar nicht lesbar) zeigt uns zumindest den 15.01.1939 als Ankunftsstempel an.

Nun sollte man meinen, der Ankunftsstempel von der Auslandsstelle am Prager Flughafen würde als Ersatz für den normalen Flughafenstempel herhalten. Macht er auch oft, aber nicht immer. Hier sollte man immer aufs Datum schauen. In Athen am 15.01. weiter abgefertigt und in Prag am 18.01. als Ankunft gestempelt – das lässt den Schluss zu, das der Brief per Bahn befördert wurde.



Unser zweiter Brief ging am 04.10.1938, einem Dienstag, aus Beirut ab. Vorausgesetzt er wurde am Nachmittag mit der Palestine – Airways Ltd. nach Lydda befördert, konnte der Brief am Mittwoch von dort aus mit der KLM nach Athen befördert werden. Schaffte er aber nicht und so wurde er offensichtlich mit einer Maschine der Imperial Airways am Sonntag befördert und zwar auf der Linie Australien – England bis nach Athen. [3] So erklärt sich auch die Ankunft in Athen am 08.10.1938.



Ein Mysterium bleibt aber bei dem Brief. Am rechten Stempel von Athen ist deutlich die Uhrzeit 15 Uhr am 08.10. zu erkennen. Beim Stempel vom Prager Flughafen haben wir auch den 08.10.1938 und möglicher Weise 18 Uhr. Es gibt keinerlei Verbindung, die eine solche Konstellation zulässt. Das wiederum eröffnet die Möglichkeit zu einer bisher noch nicht dokumentierten Nachverwendung eines solchen Stempels (Horka R3 Nr.158a Seite 178) zu Aufwertungszwecken (Fälschung).

Ich gehe davon aus, das der Brief ab Athen korrekter Weise auf dem Landweg befördert wurde.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/palesta.htm
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl3803.htm
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw38aus/iaw38u-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 09.02.2020 13:01:39 Gelesen: 145542# 168 @  
Unser heutiger Brief kommt sehr attraktiv daher – frankiert mit der 2. Luftpostausgabe MiNr. 199-201 und dem Luftpostaufkleber Prag – London (Horka Nr. NP1c siehe Seite 181) - auf dem Weg nach London. Ich habe ihn Zuckmantel Brief getauft, da eine Zuordnung zu einer Destination nicht möglich ist.

Aber wehe ich gebe den Brief dem Prüfer, der rennt mit Freuden sofort zu seinem Schrank mit den Stempeln und holt den größten und dicksten Falschstempel heraus und würde ihn bestimmt gern quer über die Vorderseite platzieren. Und das schon wegen der Dreistigkeit des Produzenten dieses Briefes.

Was ist geschehen ?



Zum Ersten – die 2. Luftpostausgabe war nur bis zum 31.03.1931 frankaturgültig. Das es sich hier um einen „Durchschlüpfer“ handeln könnte, ist eineinhalb Jahre nach Ungültigkeit eher unwahrscheinlich. Die tschechoslowakischen Postbeamten waren in der Regel sehr korrekt.

Zum Zweiten – der Luftpostaufkleber von 1920 Prag – London hätte zwar verklebt werden können, aber nur bei gleichzeitiger Verwendung des seit 1930 (gemäß Horka, es gibt auch Quellen die sagen 1928) erschienenen neuen blauen Luftpostaufklebers. Dieser war für Luftpostsendungen zwingend vorgegeben. Der Aufkleber von 1920 allein hätte durchkreuzt werden und der Brief auf dem Landweg befördert werden müssen.

Zum Dritten – Teplitze verfügte über keinen Flugplatz. Demzufolge hätte der Brief nach Prag auf dem Landweg befördert werden müssen, um dort auf dem Flughafen in Prag 82 oder 7 für den Flug nach London bearbeitet werden zu können. Es findet sich aber kein entsprechender Bearbeitungsvermerk (Stempel) auf dem Brief.

Eine zweite Möglichkeit wäre der Weg per Bahn nach Dresden oder Berlin gewesen, aber auch hier hätten diese Flughäfen einen Transit bzw. Bearbeitungsstempel für Flugpost am Brief angebracht (Beispiele liegen mir vor).

Zum Vierten – der Stempel Zuckmantel.BHM ** Cukmantl v. Cechach C.S.P. Buchstabe a existiert zwar [2], ist aber eindeutig nachverwendet worden. Sein Einsatz war im Zeitraum 1920 – 1927 regelkonform. Er ist in diesem Fall eindeutig zu Fälschungszwecken eines ganzen Beleges verwendet worden.

Das Einzige was an diesem Brief stimmt ist das Porto. Für einen Auslandsbrief 2,50 Kc und für die Luftpostbeförderung ab 05.06.1930 1,50 Kc.

Ich bedanke mich bei dem Sammler, der mir nach Aufklärung über den Sachverhalt den Brief zur Veröffentlichung überlassen hat, um ihn hier vorzustellen. Ich bedanke mich ebenfalls bei Rudi63, der mir konsultativ für diesen Beleg zur Verfügung stand. Es ist sicherlich eine große Ausnahme, eine solch umfangreiche Fälschung eines Luftpostbriefes der 2. Luftpostausgabe zu finden.

Gruß
Detlev

[1] Monografie der tschechoslowakischen Marken Band 14, Seite 310 , Nummer 2789
[2] ebenda Band 17, Teil I , Seite 140 Nummer 255 Ziffer 1
 
Detlev0405 Am: 16.02.2020 07:28:11 Gelesen: 145096# 169 @  
Post aus der Schweiz hatten wir schon – und doch gibt es immer wieder etwas neues dabei zu entdecken.



Unser heutiger Brief kommt aus Rorschach, einer Stadt im Kanton St. Gallen gelegen am Bodensee.Normaler Weise hätte der Brief nach Zürich gehen müssen, um mit der CLS von Zürich nach Prag befördert zu werden. Seit dem 15.05.1935 gab es diese Direktverbindung auf dem Weg nach Marseille. Aufgegeben in Rorschach am 11.06.37 um 13 Uhr hätte der Brief in Zürich am 12.06. um 13 Uhr mit dem Flieger nach Prag befördert werden können, um dort gegen 15.50 Uhr einzutreffen. [1]



Unser Brief wurde aber nach Basel geschickt, um dort per Bahnpost auf die Strecke Basel – Luxemburg gebracht zu werden. Das zeigt der Bahnpoststempel des Zuges 2 oder 29 der Strecke. Und auf der Strecke liegt Straßburg – Flughafen der Air France auf dem Weg nach Prag. Laut Bestätigungsstempel in Straßburg ging der Brief um 23 Uhr ein. Somit konnte er in Straßburg den Flieger um 09 Uhr nach Prag erreichen, wo er dann um 11.40 Uhr eintraf. [2] Der Stempel vom Flughafen Prag 82 um 12 Uhr bestätigt die Nutzung dieser Verbindung. Also rund 4 Stunden vor dem Direktflug Zürich – Prag. Respekt den Schweizer Beamten, die diese Zeitersparnis trotz Umweges erkannt haben.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af37p/af37p-06.jpg
 
wuerttemberger Am: 16.02.2020 20:12:56 Gelesen: 145048# 170 @  
Hallo Detlev,

ich lese immer noch mit voller Begeisterung mit. Mach weiter so!

Gruß

wuerttemberger
 
Detlev0405 Am: 23.02.2020 09:54:55 Gelesen: 144742# 171 @  
Heute habe ich einen Brief aus Istanbul. Obwohl der erste Flug der CFRNA , Vorgänger der CIDNA , bereits am 22.09.1922 statt fand, ist Post aus der Türkei in der Zeit bis 1939 etwas rar vorhanden. Kein Wunder, auch der Erstflug fand nur eine Resonanz mit zwei Briefen.



Unser Brief muss am 11.06.1935 in Istanbul aufgegeben worden sein. Der Stempel ist leider sehr schlecht zu entziffern. Der Flug ging mit der CSL jeweils Mittwoch und Freitag jede Woche von Istanbul ab. Der 12.06. war ein Mittwoch. Um 04 Uhr in der Früh startete der Flug in Richtung Bukarest, wo er 07.15 Uhr eintraf, um von dort 07.30 Uhr nach Belgrad zu fliegen. Dort um 08.50 Uhr angekommen, ging es weiter nach Budapest um 09 Uhr, wo der Flug um 10.40 Uhr eintraf. Hier war nur ein kurzer Aufenthalt, um gegen 10.50 Uhr nach Wien weiter zufliegen. Punkt 12 Uhr zum Mittag war der Brief in Wien, ehe er 12.30 Uhr nach Prag weiter flog. Letztendlich war er um 13.55 Uhr in Prag eingetroffen. [1] Das entspricht auch dem Ankunftsstempel auf der Vorderseite vom Prager Flughafen um 15 Uhr (oder 16 Uhr ?).

Leider sind die Stempel auf der Rückseite nicht leserlich, so das die Weiterbeförderung nach Brno nicht nachvollzogen werden kann.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 01.03.2020 09:05:36 Gelesen: 144354# 172 @  
Manchmal muss man viel Glück haben, der Zufall spielt auch eine Rolle und die Zeit. Meine heutigen Ausführungen schließen sich nahtlos an den Beitrag [#129] an. Ich hatte da schon meine Bedenken zur Farbe schwarz des CIDNA Stempels geäußert, heute kann ich es beweisen.



Mein heutiger Brief geht wieder von Prag nach Paris und wurde im Büro der CIDNA aufgegeben. Das dokumentiert vor allem der Stempel vom Postamt 25. Dort wurde die Post vom Büro der CIDNA generell aufgegeben.

Beschäftigen wir uns als Erstes mit dem Aufgabedatum des Briefes – 25.11.1928 – scheint es dringend geraten, in die gültigen Flugpläne zu schauen. So finde ich im Flugplan 1927 (1928 ist nicht verfügbar) den Vermerk, das die Fluglinie am 15.November pausierte. [1] Mehr Auskunft liefert uns unser Horka auf Seite 70 in Tabelle 21. Daraus ist ersichtlich, das in diesem Jahr der Flugbetrieb durchgehend bis zum 31.05.1930 gewährleistet wurde. Bleibt die Möglichkeit noch in den Wetterdaten des Jahres zu suchen, aber das ändert nichts an der Tatsache, das der Brief auf dem Landweg befördert wurde. Der Stempel von Paris Gare du Nord am 01.12.1928 ist neben der Laufzeit ein deutliches Indiz dafür.

Das verklebte Porto von 2,50 Kc ist für die Zeit korrekt, auch für einen Luftpostbrief nach Paris durch die CIDNA – vergleiche Beitrag [#129].

Wichtig für jede weitere Betrachtung ist die Tatsache, ob der Tagesstempel auf dem CIDNA Stempel sitzt oder der CIDNA Stempel auf dem Tagesstempel. Sowohl auf dem ersten Blick als auch bei entsprechender Vergrößerung vertrete ich den Standpunkt, das der Tagesstempel auf dem CIDNA Stempel sitzt.



Setzen wir nun beide Stempel die schwarz sein sollen nebeneinander, können wir zweifelsfrei erkennen, das die Karte von Beitrag [#129] einen violetten , keinen schwarzen Stempel trägt. Auf unserem heutigen Beleg handelt es sich um den Metallstempel gemäß Horka Seite 184 Nummer RV4. Der violette Stempel ist der Gummistempel nach Horka Seite 184 Nummer RV3.

Fazit unserer heutigen Betrachtung – es gibt nicht nur die zwei Farben schwarz und rot, wie bei Horka beschrieben. Es gibt auch noch eine dritte Farbe violett als Neuentdeckung.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 09.03.2020 07:37:20 Gelesen: 144029# 173 @  
Der heutige Brief hat nichts mit der Luftpost als solches zu tun und trotzdem ist er ein Dokument der Grundlagen der Tschechoslowakischen Luftpost.



Es ist ein Geschäftsbrief der Flugzeugwerke in Zlin - Zlínská letecka A.S. . Es ist wohl ein glücklicher Umstand, das er auch gleichzeitig einen Freistempler der Bata Zlin trägt. Aufgegeben am 25.11.1936.

Es war Jan Antonin Bata, der am 18.04.1934 diese Firma gründete. Sein Vermögen aus der Schuhproduktion, der Bata A.S. , ermöglichte es ihm auch, seiner Liebe zum Flugwesen mit einer solchen Firma Nachdruck zu verleihen. [1]

Seine Flugzeugwerke konzentrierten sich auf die Produktion von Sportflugzeugen einmotorigen Typs, die auch als Mehrsitzer konzipiert wurden. Ab dem 01.11.1934 wurde die Flugzeugproduktion nach Otrokovice verlagert. [2] Die Erfolgsgeschichte der Zlin Sportflugzeuge hielt mit Unterbrechungen bis zum Jahre 1990 an. Ab dem Jahr 1936 versuchte sich die Firma auch in der Hubschrauber Technik (Avro 671), was jedoch nie zur Serienreife geführt wurde.

Gruß
Detlev

[1] http://www.vrtulnik.cz/zlin.htm
[2] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-otrokovice.htm
 
Detlev0405 Am: 16.03.2020 08:19:49 Gelesen: 143762# 174 @  
Heute bin ich Dank des Erwerbs eines kleinen Nachlasses in der Lage, das Original zum Beitrag [#208] zu zeigen.



Es handelt sich um den Erstflug auf der Strecke Marienbad – Prag vom 04.07.1927. Und diesmal geht es wirklich nach Prag mit entsprechendem Bestätigungsstempel. Leider habe ich keinen Flugplan der CSA von 1927, aber auch der Blick in den Plan von 1928 zeigt als Orientierung, wie die Strecke bedient wurde. Auf der Strecke flog die CSA bereits 1928 zweimal täglich. [1]

Der Flughafenstempel ist nach Horka ein R2 157c , ab 1927 im Einsatz bis 1929. Auch der rote Kastenstempel ist ein Abfertigungsstempel von Prag, Horka RV2a .

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok2803/ok28-02.jpg
 
Detlev0405 Am: 23.03.2020 08:43:17 Gelesen: 143550# 175 @  
Heute begegnet uns eine der wohl seltensten Destinationen aus den Anfängen der tschechoslowakischen Luftpost. Es handelt sich um eine Karte, die von Prag nach Yokohama geschickt wurde und das im Jahre 1927. Da die Karte einen Wasserschaden hat, verzichte ich ausnahmsweise auf das Zeigen der Bildseite.





Doch bevor wir uns der Karte und ihrem Weg widmen, folgen wir dem Hinweis von saintex ( Wolfgang ) aus dem Beitrag [#160] – die handelnden Personen beachten. Der Adressat ist nicht so aufregend, es handelt sich um den Konsul der japanischen Botschaft in Yokohama (Tokio).

Viel interessanter ist der Absender, es handelt sich um Jan Juzek. Besser bekannt ist er als John Juzek, ein genialer und international anerkannten Instrumentenbauer. Seinen Ruf begründete er und seine Familie ab 1900 bis in die 1920er Jahre in den USA und da speziell mit Lieferungen nach New York für das Sinfonieorchester. [1]

Die Firma Kleinhampel war eine renommierte Großhandelsfirma in der Zeit und wurde von Jan Juzek für seinen Handel genutzt.

Es war Jan Juzek wohl sehr wichtig, das seine Karte Yokohama erreicht, sonst hätte er sie nicht per Einschreiben versandt. Frankiert wurde die Karte mit der Mi. Nr.200 und der Mi. Nr.227 , also 6 Kc Porto. Das Porto betrug ab 01.01.1922 1,50 Kc für Karten + 2,50 Kc Einschreibgebühr. Die Luftpostgebühr betrug nach Japan ab dem 01.05.1927 für die Karte 2 Kc. Also korrekt frankiert.



Am 02.05.1927 wurde die Karte am Flughafen Prag aufgegeben. Das bezeugt sowohl der Tagesstempel vom Flughafen mit dem Kennbuchstaben b (Horka R2 Nr. 157b), der rote Achteck Stempel um 11 Uhr (Horka R2 nr.157db – nur im Einsatz 1926–1929) und der rote Abfertigungsstempel für Luftpost (Horka RV2a).



Um 10.45 Uhr flog die Karte mit der DLH ab in Richtung Berlin, um dort um 13.50 Uhr einzutreffen. [2] Das bezeugt auch der Ankunftsstempel von Berlin um 14.00 Uhr. Auch der Luftpostbestätigungsstempel von Berlin C 2.



Von Berlin konnte es sowohl am 03. als auch am 04.05. weiter gehen, um am 05.05.1927 in Moskau einzutreffen. Die DLH beflog ab 03 Uhr die Strecke über Danzig – Königsberg – Kowno – Smolensk um gegen 18.10 Uhr am gleichen Tag in Moskau anzukommen. [3]

Von Moskau aus ging es mit der Bahn auf der Transsibirischen Eisenbahn weiter. Und hier war es notwendig, einen Spezialisten für Post via Sibirien zu befragen. So habe ich mich an „ligneN“ aus unserem Forum gewandt mit der Bitte, mir behilflich zu sein.

Es gab drei Möglichkeiten des Transfers:

1. Der direkte Weg mit der Bahn bis Wladiwostok und von dort aus mit dem Schiff nach Tsuruga an der Westküste Japans. Von dort aus mit der Bahn nach Yokohama.
2. Der zweite Weg führt über China von Tschita – Mandzurija – Harbin – Mukden – Dairen ( heute Dalian ) und von dort aus auf dem Seeweg nach Japan.
3. Der dritte Weg ging von Mukden über Pusan ( Korea ) nach Japan

Die japanischen staatlich subventionierten Postdampferlinien bedienten diese Strecke ununterbrochen von 1926 bis 1942 auf der Hauptstrecke nach Wladiwostok.

Es hing immer davon ab, mit welchem Schiffsanschluss man in Wladiwostok, Dairen oder Pusan mit der schnellsten Weiterbeförderung rechnen konnte.

Die Tendenz kann man an der Häufigkeit der Postschiffsverbindungen ablesen:

1. Tsuruga-Wladiwostok und zurück 1x wöchentlich;
2. Dairen-Japan täglich;
3. Pusan-Japan 2x täglich, morgens und abends.

Route 3 wurde entsprechend als hauptsächliche Postaustauschroute Japan-UdSSR bzw. Sibirientransit im Juli 1927 festgelegt.



Die angebrachten japanischen Schriftzeichen sowohl in Rot als auch in Schwarz betreffen die Transkription der lateinischen Anschrift des Adressaten in die Landessprache.



Der Tagesstempel vom 29.05.1927 bestätigt die Ankunft der Karte in Japan, einen Ort kann man im Stempel nicht ableiten. So kam die Karte nach einer Laufzeit von 27 Tagen am Bestimmungsort an.

Ich möchte mich ausdrücklich bei „LigneN“ bedanken, der mir alle Angaben ab der Transsibirischen Eisenbahn zur Verfügung gestellt hat.

Gruß
Detlev

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/John_Juzek
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-11.jpg
 
Detlev0405 Am: 30.03.2020 18:14:40 Gelesen: 143223# 176 @  
Post nach Wien von Prag aus gehört bereits zu den Anfängen der tschechoslowakischen Luftpost, auch wenn sie am Anfang von der CFRNA/CIDNA ausgeführt wurde. So stammt die erste Verbindung bereits aus dem Jahr 1922.



So ist es auch nichts besonderes, wenn 1927 eine Karte aus Prag auf Reisen geht nach Wien. Zumal seit März 1927 die CLS zusammen mit der DLH und der ÖELAG (österreichische Luftfahrtgesellschaft) die Strecke Berlin – Prag – Wien betrieben. Interessant wird es dann, wenn wir einen Anschlussflug nach Innsbruck dokumentieren können.

Unsere heutige Karte ging am 28.06.1927 von Prag (ab 16.20 Uhr) in Richtung Wien (an 18.20 Uhr) auf Reisen. [1] Das bestätigt auch der Ankunftsstempel in Wien um 20 Uhr.

Am 29.06. um 14 Uhr wurde die Karte in Wien abgefertigt für den Weiterflug nach Innsbruck, wo sie dann um 18.20 Uhr ankam. [2] Bestätigt durch den Ankunftsstempel um 19 Uhr in Innsbruck. Durchgeführt wurde der Flug auf der Teilstrecke von der Österreichischen Luftverkehrs AG Wien.



Auch der zweite Beleg zu diesem Thema besticht nur durch seinen Zielort. Am 30.08.1935 in Usti nad Labem aufgegeben, wird die Karte auf dem Landweg nach Prag befördert. Dort erfolgt am 31.08. die Bearbeitung als Luftpost gegen 8 Uhr, wie der Stempel beweist. Über Wien erreichte die Karte am gleichen Tag gegen 18 Uhr den Flugplatz in Salzburg. Wirklich über Wien ? Nein der Anschlussflug von Wien nach Salzburg geht jeden Tag früh um 9 Uhr. Die DLH gibt uns eine Alternative – aber über München. Um 09.15 Uhr ging der Flug von Prag nach München, wo er um 11.10 Uhr eintraf. Von dort aus geht jeden Tag ein Flug um 15.25 Uhr nach Salzburg. Dort trifft er dann gegen 16 Uhr ein. [3]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-29.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh35/dlh35-8.jpg
 
Detlev0405 Am: 06.04.2020 18:57:36 Gelesen: 142914# 177 @  
Ab Mai 1937 bediente die CSA zusammen mit der Ala Littoria, einer italienischen Luftfahrtgesellschaft, eine neue Linie in den sonnigen Süden. Es ging nach Venedig und im Mai 1938 wurde die gemeinsame Strecke bis Rom verlängert. Der Beitrag schließt an den Beitrag [#88] an, wo der Erstflug vorgestellt wurde.



Unser heutiger Brief kommt aus Pola (heute Pula), damals in italienischem Bestand und Sitz der Bezirkshauptmannschaft im gleichnamigen Bezirk Istriens. [1] Heute ist es ein Teil Kroatiens.

Am 25.08.1938 aufgegeben, wurde er auf dem Landweg nach Triest befördert. Dort konnte er dann am Flughafen auf den Weg nach Prag gebracht werden. Um 14.15 Uhr ging der direkte Flug ab über Klagenfurt und Bratislava, um in Prag um 18 Uhr einzutreffen. [2]

Auffallend und sehr attraktiv ist der Vordruckbrief der Luftfahrtgesellschaft Ala Littoria.



Der zweite Brief war ein Jahr früher auf der gleichen Strecke befördert worden Triest – Prag. Und doch ganz anders. Etwa 50 km von Triest entfernt, wurde der Brief in Grado am 13.08.1937 aufgegeben und auf dem Landweg nach Triest befördert. In Triest nahm die DLH die Beförderung auf. Der 14.08. war ein Samstag und somit ein Flugtag der Gesellschaft. Um 14.15 Uhr ab Triest ging es über Klagenfurt 15 Uhr, Graz 15.45 Uhr nach Wien an 16.30 Uhr. In Wien (ab 17.20 Uhr) wurde der Brief nach Prag (an 18.35 Uhr) befördert. [3] Das bestätigt auch der Ankunftstempel in Prag um 19 Uhr.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bezirk_Pola
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ala38/ala38-14.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh37/dlh37-17.jpg
 
Detlev0405 Am: 13.04.2020 05:42:41 Gelesen: 142645# 178 @  
Wer ein gutes Gedächtnis hat erinnert sich – den Firmenbrief von der CLS hatten wir schon. Richtig im Beitrag [#128] hatte ich ihn schon vorgestellt. Nur der heutige Anlass ist ein trauriger in der Geschichte der tschechoslowakischen Luftpost.



Im März 1939 besetzte Deutschland die gesamte Tschechoslowakei. Folgerichtig wurden auch die Firmen der Wirtschaft von deutschen Firmen übernommen. Die CSA und die CLS machten dabei keine Ausnahme. Hier war jedoch nicht in erster Linie die Flugtechnik Ziel der Übernahme, sondern die gesamte Logistik. Die Flugplätze aller Art auf dem Territorium der Tschechoslowakei und die Vertragsverbindungen speziell in Europa.

Deshalb ist unser heutiger Brief vom 23.05.1939 von der CLS als ein Brief der Abwicklung der Gesellschaft anzusehen. Im April 1939 wurden beide Gesellschaften von der Lufthansa geschlossen und abgewickelt. Frankiert wurde der Brief mit der Mi.Nr. 349 +400 der Tschechoslowakei und war somit ein Vorläufer aus der Periode vom 15.03. - 14.07.1939. Und einer der letzten regulär verwendeten Briefumschläge der CLS.

Gruß
Detlev
 
SH-Sammler Am: 16.04.2020 06:17:49 Gelesen: 142491# 179 @  
@ Detlev0405 [#57]

Hallo Detlev,

ich habe zum wiederholten Male Deine Briefe angeschaut und die Erklärungen dazu gelesen. Ich bin wieder und wieder erstaunt über Dein Wissen sowie Deine Fähigkeiten, die Flugrouten und Transportgesellschaften bestimmen zu können.

Ich selbst bin nicht auf Flugbelege spezialisiert, habe jedoch in meiner Heimatsammlung auch ein paar Flugpostbriefe. Einer davon ging von Schaffhausen nach Prag. Diesen möchte ich hier als weiteren Brief aus der Schweiz vorstellen.





Brief (oben beschnitten) abgehend von Schaffhausen am Mittwoch, 8. Januar 1936, gestempelt abends 9 Uhr. Er ist frankiert mit den Flugpostmarken F3, F6 und F8 (Zumstein Katalog, Schweiz), zusammen 95 Rappen. Anhand der Frankatur gehe ich von einem Sammlerbeleg aus, weil der Brief gem. Aufstellung unten entweder überfrankiert oder unterfrankiert ist.

Taxe für Auslandbriefe
bis 20g resp. 50g = 30 resp 50 Rappen
Einschreiben = 30 Rappen
Flugpostzuschlag = 10 resp 20 Rappen
Total = 70 resp 100 Rappen

Detlev hat im Beitrag [#57] beschrieben, dass der Transport via Strassburg schneller war als über das nahe Zürich-Dübendorf. Das war auch bei diesem Brief der Fall, belegt durch den Stempel “Strassbourg Gare Avion”. Die Frage stellt sich hier, ob es für diese Leitung einen Postvertrag mit der CIDNA resp der Air France gab oder ob die Postbeamten ganz einfach von der schnelleren Flugverbindung wussten.
Da die CIDNA im Jahr 1933 zur “Air France” wurde, ist der Brief mit der Air France nach Prag spediert worden, wo er am 9. Januar 1936 um 14 Uhr mit dem Ankunftstempel Praha 82 Letište (Flughafen) versehen wurde.

Eine weitere Frage stellt sich nach dem Flugplan. Bisher habe ich nur Flugpläne vom Sommerhalbjahr gesehen. Im Winterhalbjahr waren die Transportbedingungen sicher nicht so günstig. Es muss aber trotzdem Linienflüge gegeben haben. Wo finde ich die Winterflugpläne?

Mehr Informationen kann ich aus diesem Brief nicht herauslesen. Eventüll findest Du weitere Angaben zum Empfänger.

Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Detlev0405 Am: 16.04.2020 16:37:28 Gelesen: 142438# 180 @  
@ SH-Sammler [#179]

Hallo Hanspeter,

zuerst einmal Glückwunsch zu diesem Brief - er gefällt mir besonders wegen der Marken aus dem Jahre 1923, eine Augenweide.

Zu Deinen Fragen kann ich folgendes noch ausführen. Der Brief ging offensichtlich per Bahn nach Straßburg, wo er Nachts um 1 Uhr eintraf. Die Zeit ist wichtig für die weitere Suche. Es stimmt, einen Flugplan der Air France, der Auskunft gibt über den Flug im Januar 1936, wirst Du nicht finden. Zumindest nicht den Inhalt des Flugplanes. Ich weiche dann immer aus wenn möglich. Entweder Du suchst bei der Deutschen Lufthansa oder wie in diesen Fall bei der CLS. Das ist eine der beiden tschechoslowakischen Luftfahrtlinien zu der Zeit. Letzteres habe ich gemacht. Der Flugplan ist 1936 bereits ganzjährig. Dort findest Du die Linie 471. Um 8.10 Uhr in Straßburg abgegangen, kam er um 9.30 Uhr in Nürnberg an. Hier ging es um 9.40 Uhr weiter nach Prag, wo der Brief um 11.40 Uhr ankam. [1]

Was Deine Frage nach vertraglichen Regelungen betrifft, so existiert bereits seit dem 13.10.1919 das Pariser Luftfahrtabkommen, was 1926 ergänzt wurde. Darüber hinaus regeln die zwischenstaatlichen Verträge das konkrete Vorgehen, so auch bei der Beförderung von Luftpost. Ich gehe davon aus, das die Schweizer Post genaue Aufstellungen zu den zur Verfügung stehenden Luftpostanschlüssen hatte, um die Post richtig zu leiten. Ich habe auch schon öfters gestaunt, mit welcher Präzision so mancher Brief effektiv geleitet wurde in Europa.

Zum Empfänger kann ich leider nichts sagen - weil ich ganz einfach die Schrift nicht beherrsche. Du kannst mich gern per Mail anschreiben (Adresse ist hinterlegt), wenn Du die Anschrift entzifferst hast oder weitere Fragen zu Flugplänen hast.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
 
SH-Sammler Am: 16.04.2020 18:00:12 Gelesen: 142427# 181 @  
@ Detlev0405 [#180]

Hallo Detlev,

Danke Dir für die Info und den Link. Ich werde den Brief nun korrekt beschreiben können.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Detlev0405 Am: 20.04.2020 07:52:56 Gelesen: 142187# 182 @  
Je länger ein Luftpostbrief auf einer Strecke unterwegs ist, um so interessanter wird die Frage, ob die einzelnen Etappen dokumentiert werden können an Hand der abgeschlagenen Stempel. Mir lagen schon viele Briefe vor, die nur einen Stempel vom Abgangsort (z.B. in Südamerika) und Ankunftsort in Prag hatten – zweifelsfrei Luftpost bezeugend. Aber so ist eine zweifelsfreie Dokumentation der Flugstrecke entweder nicht möglich oder wird zur Spekulation.



Mein heutiger Brief aus Marokko möchte gern das Gegenteil beweisen und hat an jedem Flugplatz, wo eine Landung erfolgte, sich präsentiert und Stempel eingesammelt.

Am 28.11.1934 in Marrakesch aufgegeben, fällt als erstes der provisorische Einschreibzettel auf. Frankiert wurde der Brief mit 1x Mi.Nr. 100 und 2x Mi Nr. 113. Von Marrakesch musste der Brief an die Südamerika Linie der Air France herangeführt werden. Es gab zwei Möglichkeiten, die etwa gleicht weit entfernt lagen: Casablanca oder Agadir.



Es war Casablanca, wie auf der Rückseite durch einen schwachen Stempelabdruck ersichtlich ist. Von dort ging der Brief um 5 Uhr morgens ab und erreichte Marseille um 14.35 Uhr am gleichen Tag. Der Stempel von Marseille um 16 Uhr bestätigt die Ankunft. [1]

Es fällt bei dem Brief auf, das es keinen Stempel von Paris gibt. Nach Marseille ist erst wieder Straßburg dokumentiert. Ich gehe davon aus, das die Etappe nach Straßburg per Bahn zurück gelegt wurde.

Somit schaffte der Brief in Straßburg den Anschluss nach Prag um 9.40 Uhr, wo er um 13.55 Uhr ankam. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af34/af34-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3411uk/af34w-11.jpg
 
Detlev0405 Am: 27.04.2020 07:32:07 Gelesen: 141848# 183 @  
Der heutige Brief ruft bei dem genauen Leser des Threads Erstaunen hervor, sieht er doch dem Brief aus dem Beitrag [#150] sehr ähnlich. Ja und nein – er unterscheidet sich letztendlich gravierend von seinem Vorgänger.



Beide Briefe wurden 1934 in Buenos Aires aufgegeben, nur unser heutiger Brief nutzte die normale Luftpostverbindung Südamerika – Europa der Deutschen Lufthansa. Am 27.August 1934 in Buenos Aires aufgegeben, flog der Brief ohne Unterbrechung bis Stuttgart mit der DLH. Ich habe aus 1934 keinen Flugplan, an Hand dessen ich die Details aufschlüsseln könnte auf der Südamerika Strecke, aber die beigefügte Karte verdeutlicht anschaulich den Weg, den der Brief geflogen ist. [1]

In Stuttgart traf der Brief dann am 03.09.1934 gegen 23 Uhr ein. Der nächste Flug in Richtung Prag wäre am 04.09. um 14.35 Uhr nach Nürnberg. Das korrespondiert aber nicht mit den abgeschlagenen Stempeln auf dem Brief. Der Brief wurde in Nürnberg komplett neu für die Luftpost abgefertigt – sowohl Tagesstempel vom Flughafenpostamt als auch den Bestätigungsstempel für Flugpost. Es bleibt also nur ein Weg – die Bahnpost zwischen Stuttgart und Nürnberg. So erreichte der Brief den Flug von Nürnberg um 10.05 Uhr nach Prag an 11.25 Uhr. [2]

Auf dem Landweg wurde er dem Bestimmungsort Kasejovice zugestellt.

Kommen wir zum Absender des Briefes. Ich habe vergebens gegoogelt nach einem Prof. Francisco Havel, auch Frantisek führte mich nicht zum Erfolg. Also habe ich mich an das Amt in Kasejovice gewandt mit der Bitte um Hilfe – und erhielt sie auch. Im Geburtsregister des Ortes ist Frantisek Havel eingetragen und am 01.08.1901 in Kasejovice 68 geboren worden. Am 05.10,1924 hat er in Buenos Aires seine Frau Rose Vlkova geheiratet. Weitere Informationen konnte ich nicht finden.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-11.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-08.jpg
 
Detlev0405 Am: 04.05.2020 09:02:34 Gelesen: 141543# 184 @  
Unser heutiger Brief schließt nahtlos an den Beitrag [#154] an, wo wir bereits über die Nichtbeförderung mit Luftpost gesprochen haben, obwohl diese vom Absender angedacht war.



5 Jahre vor diesem Brief können wir eine zweite Version der Weiterbeförderung eines Luftpostbriefes per Bahn sehen. Es handelt sich um den amtlichen Zusatzstempel „ Nach Abgang des Fluges eingelangt …... “ von der österreichischen Post.

Am 25.01.1932 am Postamt aufgeliefert, der letzte Flug ging aber bereits um 14.05 Uhr von Wien ab. Der erste am nächsten Tag um 08.50 Uhr. [1]

So entschloss sich der zuständige Postbeamte den Brief auf der Magistrale Wien – Prag – Dresden auf Reisen zu schicken, so das er am Morgen des 26.01.1932 bereits dem Empfänger zugestellt werden konnte.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3105/dlh315-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 10.05.2020 08:10:39 Gelesen: 141132# 185 @  
Heute knüpfen wir an den Beitrag [#123]an und stellen weitere Belege zur Masarykova Letecka Liga – MLL – vor. Über die Bedeutung der MLL für die tschechoslowakische Luftfahrt habe ich mich dort bereits geäußert.



Die Karte zeigt einen Sonderstempel aus Anlass der Eröffnung einer Flugzeughalle auf dem Flugplatz in Hradec Kralove. [1] In der Zeit der 1.Republik war dieser Flughafen einer mit gemischter Nutzung, sowohl für zivile als auch militärische Zwecke. Nach 1945 bis 1990 war dies ausschließlich ein Flugplatz des Militärs. Nach 1990 fanden auf diesem Flugplatz legendäre Flugshows vornehmlich der Militärs statt, die sowohl Aussteller als auch Besucher aus aller Welt anzogen.

Die Karte ist eine von vielen Aktivitäten der MLL für Spenden zur Finanzierung des Flugzeug Hangars. Der Hangar wurde in erster Linie zum Abstellen von Segelflugzeugen erstellt. [2]




Der zweite Beleg ist ein Original Mitgliedsausweis eines Mitgliedes der MLL. Ausgestellt am 01.01.1937 in Hrob, einem kleinen Ort etwa 7 km nordöstlich von Teplitz. Es ist ein sehr seltenes Zeitdokument.

Gruß
Detlev

[1] vgl. Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939, Paul Kipp, Heft 12 der CS Philatelie der ARGE Tschechoslowakei e.V., Seite 30

[2] https://hradecky.denik.cz/zpravy_region/letiste_serial_20100816.html
 
Detlev0405 Am: 15.05.2020 04:24:33 Gelesen: 140509# 186 @  
Offensichtlich war die Gegend in Teplice vor 1939 eine Hochburg der MLL. Nachdem ich im letzten Beitrag bereits einen Mitgliedsausweis aus der Region vorstellen konnte, habe ich heute einen Sonderflug der MLL aus Teplice.



Unser heutiger Beleg ist einer von zwei bekannten Veranstaltungen der MLL, die auch durch Flugbelege/Belege dokumentiert werden. Beim Flugfest In Karlsbad (siehe Beitrag [#1]) wird auch durch Horka angezweifelt, ob es sich hier um eine reguläre Luftpostbeförderung handeln kann.[1] Damit haben wir aber den Beleg aus dem Beitrag [#1] richtig eingeordnet.

Beim Beleg aus Teplice handelt es sich um einen lokalen Rundflug, der durchgeführt wurde. Er fand am 6. und 7. September 1930 statt. Veranstalter war die örtliche Gruppe der MLL in Teplice-Sanove, wie aus dem violetten Stempel hervorgeht.

Der ovale rote Stempel ist der eigentliche Flugbestätigungsstempel zu dieser Veranstaltung. Der zweisprachige Stempel verweist auf den Zweck der Veranstaltung. Dabei gibt es eine Besonderheit. Die Übersetzung von „propagacni let“ hat nichts mit einem Propagandaflug zu tun (hier ist die wörtliche Übersetzung nicht hilfreich) sondern es handelt sich um einen Werbeflug. Das resultiert auch aus dem Zweck der Veranstaltung – Werbung von Nachwuchskräften für das zivile und militärische Flugwesen und Sammlung von finanziellen Mitteln für die MLL.



Wichtig für die Echtheit des Beleges ist der dreistellige Nummerator. Es sollen etwa 100 Belege befördert worden sein und somit wird ein solcher Beleg einer der seltenen in der tschechoslowakischen Luftpost bis 1939 bleiben. [2]

Gruß
Detlev

[1] Katalog Trojan, Tschechoslowakische Luftpost 1918 - 1939 (Horka) Seite 148 Nummer 132
[2] ebenda Seite 149 Nummer 133
 
Detlev0405 Am: 24.05.2020 05:32:31 Gelesen: 139950# 187 @  
Frankreich spielt in der Geschichte der tschechoslowakischen Luftpost eine zentrale Rolle. Deshalb verwundert es kaum, wenn es viele Belege gerade zwischen Prag und Paris/Straßburg gibt. Marseille trifft man in der Regel als Transitstation auf der Südamerika Linie an, schon seltener als Bestimmungsort oder Abgangsort, geschweige denn von anderen Orten Frankreichs.



Welch eine Freude kommt dann auf, wenn ein Brief von der Insel Korsika einem über den Weg läuft. Versehen mit einer Einzelfrankatur der MiNr. 294 hat der Brief seinen Weg in Ajaccio, an der Westküste Korsikas, aufgenommen.

Im Jahre 1935 hatte Ajaccio noch keinen der üblichen Flugplätze, mit Asphaltbahn entstand er erst nach dem Krieg. Hier spielt der Hafen von Ajaccio die entscheidende Rolle – es wurden von der Air France Wasserflugzeuge eingesetzt. Die Strecke über das Mittelmeer wurde mit einer L´Hydravion Leo H 24.2 beflogen. [1]



Der Brief wurde in Ajaccio am 02.04.1935 auf die Reise geschickt. Welch ein Glück für jeden Sammler, wenn am gleichen Tag von der Air France der Erstflug auf der Strecke Paris – Ajaccio – Tunis stattfand und sich das Ereignis auf dem Brief in Form eines Sonderstempels niederschlägt. Er wurde offensichtlich am gleichen Tag auch für den Erstflug nach Algier genutzt. [2] In Paris traf der Brief gegen 1 Uhr ein bzw. wurde um diese Zeit abgefertigt. So konnte der Brief in Paris am 03.04. um 6 Uhr nach Prag geschickt werden, wo er gegen 11.05 Uhr ankam. So bestätigt das auch der Flughafenstempel in Prag. Das war aber ein Erstflug, der sich so im Flugplan nicht niederschlägt. [3]

Folge ich dem Flugplan der Air France von 1935, wurde der reguläre Flugverkehr zwischen Ajaccio und Paris erst am 01.05.1935 aufgenommen. [4]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3504/af354-04.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3504/af354-19.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3504/af354-06.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3504/af354-10.jpg
 
Detlev0405 Am: 31.05.2020 07:34:32 Gelesen: 139582# 188 @  
Unser heutiger Brief bedarf einer geschichtlichen Exkursion im vorab. 1912 verlor Marokko seine Unabhängigkeit und wurde von Spanien und Frankreich besetzt. Der Status von Tanger wurde bis zum Jahre 1923 offen gelassen, ab 1923 wurde die Stadt und ein Gebiet um die Stadt herum zur Internationalen Zone von Tanger erklärt und von 8 Staaten verwaltet.



Aus dieser Stadt stammt auch unser heutiger Brief, aufgegeben am 30.07.1934. Frankiert war der Brief mit mit der Tanger MiNr. 1 und einer Marke der britischen Postagentur in Tanger. Gestempelt um 07.30 Uhr hatte er wohl noch die Möglichkeit, den Flug um 7.25 Uhr der Air France über Alicante – Barcelona – Toulouse nach Marseille zu erreichen. Dort kam er um 18.30 Uhr an [1].

Am 01.08.1934 ging der Brief von Marseille – ab 11.30 Uhr – nach Paris – an 15.30 Uhr. [2] Von Paris ging es am 02.08. um 06.30 Uhr ab in Richtung Prag, wo der Brief um 11.25 Uhr ankam. Der Stempel vom Flughafen Prag um 12 Uhr bestätigt den Flug auf dieser Strecke. [3] [4]

Ein Luftpostbrief aus der Internationalen Zone von Tanger in die Tschechoslowakei gehört wohl zu den außergewöhnlichen Destinationen seiner Zeit.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-10.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-09.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-10.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-13.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.06.2020 05:46:25 Gelesen: 139195# 189 @  
Bei der Betrachtung der Infrastruktur in der Luftfahrt der Tschechoslowakei stellt sich dem aufmerksamen Leser die simple Frage, warum Plzen als einer der wichtigsten Industrie Standorte keinen Flughafen bekam. Die Antwort ist ganz einfach – die Nähe zu Prag verhinderte es. Sowohl auf der Straße als auch per Bahn war Prag mit etwa 100 km Entfernung in weniger als 2 Stunden erreichbar.

Das heißt aber nicht von vornherein, das es in den 20er und speziell 30er Jahren nicht derartige Bestrebungen gegeben hätte. Besonders die Skoda Werke waren auch auf dem Gebiet der Luftfahrt aktiv – wenn auch nicht in allen Bereichen mit Erfolg. Die Gründung der CLS als Hauptaktionär war eine Erfolgsgeschichte. Die Gründung einer eigenen Flugzeugabteilung im Jahre 1925 dagegen nicht. Der Lizenzbau der französischen Dewoitine D-21 C.1 mit einem tschechischen Motor Typ HS 50 endete nach der Fertigung von 25 Stück. Auch die Prototypen des zweisitzigen Beobachtung Doppeldeckers P-2 retten die Produktionsabteilung nicht mehr. [1]

Bestrebungen, ein Flugfeld/Flugplatz/Flughafen in der Umgebung von Plzen zu installieren gehen zurück bis in das Jahr 1874, wo bereits Ballonflüge stattfanden. Der Motorflug etablierte sich ab dem Jahr 1909. Abgesehen von den Pionierzeiten des Flugzeugbaus und dessen Erprobungen wurde die Ausrichtung auf den militärischen Bereich des Flugwesens immer deutlicher. [3] Die tschechoslowakische Geschichte des Flugplatzes in Plzen endete vorläufig am 16.03.1939 mit der Besetzung durch das II/JG 333 der deutschen Luftwaffe, ausgerüstet mit Bf 109 D/E . [4]



Unsere heutige Karte stellt ein Stück Geschichte des zivilen Bereichs des Flugplatz in Plzen dar. Der zivile Bereich auf dem Flugplatz in Plzen entwickelte sich im Bereich des Segelfluges und der Durchführung von Flugmeetings. Hier war wieder der große Einfluss der MLL spürbar.

1927 wurde ein Werbeflug nach Polen durchgeführt, ein Besuch im Warschauer Aeroclub mit 4 Brandenburg Flugzeugen und ein Jahr später ein Werbeflug nach Jugoslawien zum Belgrader Aeroclub mit einer A12 mit Maybach Motor 240 PS.
Die Piloten, die an diesen Flügen teilnahmen waren Sedevec, Jaroslaw Paket und Frau Formankowa. [2]

Eine kleine Notiz in der Chronik zur Fluggeschichte in Plzen führt auf den richtigen Weg. Dort finden wir die Notiz, das vom 01. - 03.05.1931 das 1. Internationale Flugmeeting stattfand. [3]



Auch in einer entsprechenden Tageszeitung findet sich eine Anzeige für diesen Zeitraum [10]. Zum Programm des Meetings gehörten auch tägliche Passagierflüge, die jeweils Vor- und Nachmittags nach den offiziellen Flugprogrammen absolviert wurden. [2] Zumindest am letzten Tag des Flugmeetings flog dann wohl eine Maschine mit der Post nach Prag (Hypothese).



Am 03.05.1931 wurde die Karte im Postamt des Flughafens um 18 Uhr abgefertigt. Es kann davon ausgegangen werden, das die Karte spätestens um 19 Uhr am Prager Flughafen eintraf. Der auf der Rückseite angebrachte Stempel der Auslandsabteilung vom Flughafen ist am 04.05.1931 um 12 Uhr datiert und weist auf den Weiterflug nach Wien hin. Warum nicht der Flug um 10.19 Uhr sondern erst um 17.35 Uhr genommen wurde, bleibt das Geheimnis der Karte. So traf sie um 19.20 Uhr in Wien ein, was sich mit dem Empfangsstempel auf der Rückseite um 21 Uhr deckt. Am 05.05.1931 wurde die Karte in Wien um 08 Uhr abgefertigt für den Flug nach Belgrad über Budapest, wo sie um 15.55 Uhr ankam. [5]

Widmen wir uns dem Stempel, der den Beleg so wertvoll und auch widersprüchlich macht. Der Stempel von Plzen Letiste ist in der Primärliteratur zur tschechoslowakischen Luftpost in keiner Weise verzeichnet. Es ist das Verdienst von Paul Kipp in seinem Werk zu den Sonderstempeln der Tschechoslowakei, diesen Stempel zu registriert haben. [6] Es gibt noch eine zweite Quelle zu diesem Stempel, das tschechische Pedant zum Katalog von Paul Kipp [7]. Bei dem von ihm angegebenen Anlass hege ich jedoch starke Zweifel. Er bezeichnet den Stempel als Sonderstempel anlässlich der Eröffnung des Flugplatzes/Flughafen in Plzen am 03.05.1931. Dem widersprechen jedoch einige Fakten. Zum 1. war das Flugmeeting vom 01. - 03.05.1931, da macht eine Eröffnung am 03.Mai keinen Sinn. Zum 2. existiert der Flughafen Plzen bereits für die Tschechoslowakei seit 1919 – egal in welcher qualitativen Form.





Zum 3. zeigt er einen Stempel mit Uhrzeit 15 Uhr, ich besitze einen Stempel von 18 Uhr. Das deutet darauf hin, das der komplette Zwischensteg mit den Zahlen variabel gefertigt wurde. [8] Das zeigt auch ein Stempelabdruck aus dem selben Archiv mit einer komplett anderen Einstellung. [8]

Für meine Erkenntnisse handelt es sich um einen Sonderstempel zum 1.Internationalen Flugmeeting der Tschechoslowakei in Plzen.

Eine Anfrage beim Postmuseum in Prag brachte die definitive Auskunft. Frau Dr. Zamrzlova äußerte sich dazu wie folgt:

„Es besteht kein Zweifel, dass es sich um Sonderstempel handelt. Der Stempel ist nicht in der Liste der Tagesstempel enthalten, die im Jahre 1931 in den Postämtern in Pilsen verwendet wurden, einschließlich Pilsen-Süd und Pilsen-Nord. Diese Liste (eigentlich ist es eine grosse Kartei im Schrank mit vielen Schubladen) wird seit 1918 von der Zentrale der Tschechischen Post, geführt. Im Gegenteil, der Stempel befindet sich in der Liste der Sonderstempel , die sich in der Sammlung des Postmuseums befinden. Beleg dafür ist die Originalregistrierungskarte (siehe Scan 9). Der Stempel hat die Inventarnummer PPR1931/2 ….“
[9]

Bleibt die Frage nach der kompletten Luftpostbeförderung des Beleges von Plzen nach Belgrad. Ich lege mich nun fest, das es sich auf keinen Fall um einen regulären, beginnenden Linienflug zwischen Pilsen und Prag handelt. Die Karte kann nur mit einem Sonderflug zum Abschluss des internationalen Flugmeetings per Luftpost nach Prag befördert worden sein und sich bei Horka in die Kategorie Sonderflüge einordnen (vergleiche Seite 148 ff.). Der zweite mögliche Weg ist die normale Post nach Prag und von dort aus weiter per Luftpost. Der Stempel der Auslandsabteilung des Flughafens lässt diese Möglichkeit eher als unwahrscheinlich erscheinen. Normaler Weise wäre dann ein Stempel nach Horka R2 oder/und R3 abgeschlagen worden.

Inzwischen haben wir aber auch gelernt, das es auch in der tschechoslowakischen Luftpost nichts gab, was es nicht gibt. Auf jeden Fall handelt es sich um einen außergewöhnlichen Beleg vom 1.Internationalen Flugmeeting in Plzen und somit auch der tschechoslowakischen Luftpost.

Bleibt die Frage nach den Unterschriften auf der Rückseite – da fehlt mir einfach die notwendige Kenntnis, um sie zu verifizieren.

Gruß
Detlev

[1] https://cs.wikipedia.org/wiki/%C5%A0koda_(podnik)#Letadla
[2] https://akletkov.cz/historie/vzpominky-clenu/letectvi-v-plzni-roku-1918-az-1934/
[3] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-plzen.htm
[4] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-plzen2.htm
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[6] Paul Kipp , Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 – 1939, Seite 62, ARGE
Tschechoslowakei
[7] Jiri Neumann, Jiri Vaclavovic – Katalog Prilezitostnych Postovnich Razitek Ceskoslovenska
republika 1918 – 1939, Pressfil Plzen s.r.o. 2004
[8] Stempelarchiv Postmuseum Prag
[9] PhDr. Jitka Zamrzlova, Kurator, Ceska posta s.p. , Postovni muzeum , Nove mlyny 1239/2 ,
110 00 Praha 1
[10]Narodni Politika 22.04.1931, Seite 11
 
Detlev0405 Am: 15.06.2020 06:17:11 Gelesen: 138865# 190 @  
Heute geht unsere Post von Schlesisch Ostrau nach Hanoi im fernen Osten. Wichtig bei dem Brief ist das Datum, denn es zeichnen sich große Veränderungen ab. Ein Teil der Tschechoslowakei ist bereits von den Deutschen besetzt und die Organisation der Flugstrecken veränderte sich wie die politische Lage.



Am 18.01.1939 in Ostrava aufgegeben, ging der Brief zunächst nach Prag, um dort für die Luftpost am 19.01.1939 früh gegen 7 Uhr abgefertigt zu werden. Nun stellt sich die Frage – wie wird der Brief an die Indochina Linie der Air France herangebracht. Der auf der Briefvorderseite angebrachte Weg über Marseille war wohl verschlossen. Post von Prag über deutsches Territorium durfte wohl nur noch die Deutsche Lufthansa befördern nach der Besetzung der Sudeten.

Wie auf der Rückseite ersichtlich, blieb noch der Weg über Italien offen. Zum Glück hatte die CSA eine Kooperation mit der Ala Littoria im Jahre 1937 aufgebaut und konnte nun diese Verbindung nutzen. So ging der Brief am 19.05. um 9 Uhr in Prag ab um am gleichen Tag in Rom gegen 16 Uhr einzutreffen. [1] Von Rom ging es weiter nach Neapel am 20.05., wie auch der Ankunftsstempel auf der Rückseite bezeugt. [2]

Hier wartet der Brief auf die Fernostroute der Air France und konnte dann am 25.01.1939 gegen Mittag in Hanoi auf geliefert werden. [3]



Bleibt noch eine mysteriöse Frage zu klären, die jedem Betrachter der Vorderseite sofort ins Auge springt. Ist von dem Brief eine Marke abgefallen oder nicht ? Auf den ersten Blick ein ja. Beim Blick mit der Lupe auf die Fehlstelle findet sich keine Spur von Kleber oder ähnlichem. Völlig sauber die Stelle.

Versuche ich es über das Porto. Vom 01.03.1937 waren sowohl für das Briefporto als auch das für Einschreiben jeweils 2,50 Kc, zusammen 5 Kc fällig. Ab dem 01.06,1937 war der Luftposttarif nach Indochina 4 Kc / 5g. Der Umschlag wiegt 5g, bleiben 10g für den Inhalt und der Brief wäre bei verklebten 17,50 Kc um 0,50 Kc über frankiert.

Keine Ahnung was die Fehlstelle nun bedeutet.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ala38/ala38-14.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ala38/ala38-21.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/af3810or.htm
 
Detlev0405 Am: 24.06.2020 14:19:29 Gelesen: 138563# 191 @  
Heute haben wir einen Brief, der das Gegenstück zu meinem Beitrag [#151] auf der Strecke von Prag nach Kopenhagen dokumentiert.



Am 14.10.1936 wurde in Turnov, eine Stadt etwa 20 km südlich von Teplice, der Brief aufgegeben. Auf dem Landweg wurde er nach Prag zum Flughafen befördert, wo er am gleichen Tag um 21 Uhr bearbeitet wurde.

Am 15.10.1936 wurde der Brief vom Flughafen Prag mit der DLH um 10.30 Uhr auf Reisen geschickt. Über Dresden – an 11.10 Uhr – traf er in Berlin um 12.15 Uhr ein. [1] Um 12.40 Uhr ging die Beförderung weiter nach Kopenhagen, wo er um 14.40 Uhr eintraf. [2] Das deckt sich dann auch mit dem Flugplatz Stempel um 15.15 Uhr.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3610/dlh36-08.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3610/dlh36-05.jpg
 
Detlev0405 Am: 05.07.2020 05:59:05 Gelesen: 138057# 192 @  
Luftpost von und in die ehemalige Sowjetunion vor der offiziellen Aufnahme der Luftpostbeförderung durch die CSA und Aeroflot im Juni 1936 ist relativ schwer zu finden. Zum Eröffnungsflug 1936 wurden 2239 Belege befördert, wobei allein 2000 Belege Sonderkarten der CSA waren. Davor muss man die Augen offen halten, denn die Luftpost ist in ihrer Art der Beförderung nicht immer einfach zu identifizieren.



Unser erster Brief geht von Prag nach Moskau und weist alle typischen Merkmale der Beförderung mit Luftpost auf. Am 19.05.1932 um 11 Uhr in Prag 1 aufgegeben, wird er um 13 Uhr am Prager Flughafen abgefertigt. Der Flug nach Berlin ging an dem Tag aber schon um 11 Uhr ab. [1] Ich gehe davon aus, das die Postbeamten wieder einmal alle Verbindungen im Kopf hatten und den Brief per Bahn nach Berlin weiter beförderten. So hatte er die reale Chance, am 20.05.1932 früh mit der Maschine der Deruluft nach Moskau befördert zu werden. Die These wird gestützt von der Tatsache, das in Berlin keine Luftpoststempel abgeschlagen wurden. Die Deruluft war eine Gemeinschaftsgesellschaft zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Früh um 6.30 Uhr auf die Reise geschickt, traf er am gleichen Tag um ca. 20 Uhr in Moskau ein. [2] Die Abflugzeiten differieren zwischen 1928 und 1933 um maximal 2 Stunden, der Plan von 1932 stand mir nicht zur Verfügung.



Typisch für einen Deruluft Brief ist der 3 zeilige russische Stempel, der die Beförderung mit Luftpost bestätigt. [3]

Frankiert ist der Brief Porto gerecht – 2,50 Kc für den Brief und 4 Kc Luftpost Porto nach Moskau ab dem 05.06.1930 .



Der zweite Brief geht am 24.051936 von Moskau nach Prag. Hier war einfach Aufmerksamkeit erforderlich, weil bis auf den russischen Aufkleber zur Luftpostbeförderung keinerlei weiterer Vermerk zu finden ist.

Um 16 und 19 Uhr am Postamt Moskau 25 abgestempelt, wurde der Brief am 25.05.1936 um 8.30 Uhr auf die Reise geschickt, um gegen 17.20 Uhr in Berlin einzutreffen. [4] Auch hier wird der Brief anschließend per Bahnpost nach Prag geschickt. Eine Beförderung per Bahn von Moskau nach Prag ist auszuschließen in der kurzen Zeit, zumal es keine durchgehende Zugverbindung zwischen Prag oder Berlin nach Moskau gab.

Warum in Berlin keine Transitstempel abgeschlagen wurden, vermag ich nicht zu erläutern.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3205/dlh325-2.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/deru33/deru33-2.jpg
[3] vergleiche Horka Seite 87 Abbildung 74
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/deru36/deru36-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 12.07.2020 06:13:04 Gelesen: 137543# 193 @  
Bei unserer heutigen Karte ist nicht das Ziel das Wichtigste sondern der Weg dahin. Im Beitrag [#114] zur Eröffnung der Flugpost von Piestany habe ich darauf verwiesen, das Bedarfsluftpost von diesem Ort relativ selten sein wird. Bei etwa 20.000 Einwohnern 1938 kein Wunder. Dabei war Piestany an der Strecke Bukarest – London (Transeurope Air) eine wichtige Relaisstation.



Am 04.06.1938 um 11 Uhr in Piestany aufgegeben, konnte die Karte mit dem Flug um 13.20 Uhr nach Prag abgeschickt werden, um dort gegen 14.40 Uhr einzutreffen. [1] Das bestätigt auch der Stempel vom Flughafen Prag um 15 Uhr. Auf der Rückseite verweist der Stempel vom Flughafen auf die weitere Bearbeitung der Karte bis um 17 Uhr. Der Ankunftsstempel in Belgrad 2 lässt nur noch den 05.06.1938 entziffern, aber keine Ankunftszeit. Der Flugplan legt nahe, das die Karte den Flug nach Wien noch um 16.45 Uhr erreicht hat, denn der 17 Uhr Flug ging nur Sonntags. Ankunft in Wien um 17.55 Uhr. Am nächsten Morgen ging es von Wien um 09.50 Uhr nach Budapest, um dort um 10.50 Uhr anzukommen. Da der 05.06. bereits ein Sonntag war, konnte die Karte sowohl um 11.05 Uhr oder 14.30 Uhr nach Belgrad geflogen werden. Somit kam die Karte in Belgrad entweder um 12.40 Uhr oder gegen 15.55 Uhr an. [1]

Piestany hatte keinen speziellen Luftpoststempel, so das eine Beförderung nur an Hand der Flugpläne zweifelsfrei zu dokumentieren ist.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 19.07.2020 06:09:44 Gelesen: 136986# 194 @  
Unsere heutige Karte ist wieder einmal eine typische Karte vom Kapitan Hucl aus Liberec. Eigentlich nichts besonderes, der Erstflug von Marienbad nach Chemnitz fand am 11.07.1927 statt. Zu dieser Zeit wurde die Luftpost noch mit dem Tagesstempel von Marienbad 1 abgefertigt.



Die Karte wurde am 14.09.1927 auf Reisen nach Chemnitz geschickt. Auffallend die 3 abgeschlagenen Tagesstempel des Flughafens von Marienbad. Er wurde am 01.08.1927 eingeführt. Im August fand ein Gummistempel Verwendung, während ab September ein Metallstempel zum Einsatz kam. [1]

Was ist nun das Besondere an diesem Flug ? Am 14.09.1927 fand der Erstflug Marienbad – Plauen statt. Der Flug wurde von der DLH ausgeführt [2]. Unser Kapitan Hucl wollte wohl wieder mal eine Teiletappe des Erstfluges dokumentieren und orientierte sich am Flugplan der DHL. [3] Der Flugplan der DLH für 1927 sah nämlich nur eine Streckenführung von Marienbad über Chemnitz nach Plauen vor. Also gab Kapitan Hucl seine Post am 14.09. in Richtung Chemnitz auf. Nur ging diesmal seine Rechnung nicht auf. Es blieb bei einem normalen Luftpostbeleg auf der Strecke Marienbad – Chemnitz.

Im Flugplan der DLH von 1927 ist diese Strecke nicht verzeichnet und auch nicht in späteren Flugplänen. Nach Horka ist diese Strecke lediglich durch den Erstflugbeleg vom 14.09. zwischen Marienbad und Plauen belegt [4]. In Plauen erhielt er einen entsprechenden Bestätigungsstempel. Außer diesem Erstflugbeleg gibt es keine weitere Beförderung auf dieser Strecke, die mittels Belegen dokumentiert wurde.

Gruß
Detlev

[1] vergleiche Horka Seite 179 Nr. R8 163b
[2] vergleiche Horka Seite 104 Nr.72
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/sud2804/sud28-05.jpg
[4] vergleiche Horka Seite 83 letzter Absatz
 
Detlev0405 Am: 26.07.2020 06:39:56 Gelesen: 136412# 195 @  
Spricht man Sammler auf Luftpost der 1.Republik in der Tschechoslowakei an, fällt meist als erstes die Rede auf die Strecke Berlin – Prag – Wien. Dabei ist sie erst 1927 in Betrieb gegangen mit Hilfe der DLH, CSL und ÖELAG (österreichische Luftfahrtgesellschaft). Es ist die Linie 32 der DLH [1].



Nicht genannt bei der Destination wird meist der Standort Dresden, der auch auf der Strecke Prag – Berlin angeflogen wird. Dabei ist jeder Beleg, der Dresden zum Ziel hat, bei Sammlern sehr begehrt. Die erste Karte ist vom Eröffnungsflug auf der Strecke und zeigt die Destination Prag – Dresden. Abgefertigt am 21.03.1927 um 10 Uhr in Prag 1, wird sie um 12 Uhr in Prag Flughafen auf Reisen geschickt. Bei einer Flugdauer von etwa 1 h 10 min wird die Karte gegen 13.30 Uhr Dresden erreicht haben. Im regulären Flugplan wir die Destination von 11 Uhr bis 12.10 Uhr beflogen. [2]

Die Ankunft bestätigt auch der Ankunftsstempel vom Dresdener Flughafen. Verwendet wurde der Stempel Mi.Nr. F 27) 03 in roter Farbe. [4]



Die zweite Karte wird 6 Jahre später auf der gleichen Strecke befördert. Aufgegeben am Postamt 59 in Prag, wurde die Karte mit einem passenden Werbestempel zur Beförderung mit Luftpost versehen. Am Flughafen in Prag 7 wurde die Karte am gleichen Tag, den 09.08.1933, um 13 Uhr abgefertigt und kam damit zu spät, um am gleichen Tag weiter zu fliegen. So wurde der Flug am 10.08. um 10.55 Uhr angetreten, um gegen 11.45 Uhr in Dresden anzukommen. [3] Dafür gab es den Empfangsstempel MiNr. F 27) 06 in rot. Hinzu kommt der Flughafenstempel MiNr. A 15) 02. [6]

Das Porto für Karten beträgt ab 01.01.1922 1,50 Kc, der Luftpostzuschlag ab dem 21.03.1927 0,50 Kc und ab dem 05.06.1930 1,00 Kc. Mit 1,90 Kc für den Erstflug und 2,20 Kc für die zweite Karte dürften beide Karten falsch frankiert sein.

Über Frau Suse am Ende gibt es eine ausführliche Biografie beim Internationalen Philatelisten Verein von 1877 Dresden e.V.

Liebe Grüße
Katja (co. Autorin) und Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-36.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh33/dlh33-4.jpg
[4] Michel Zeppelin und Flugpost Spezial Katalog 2002, Seite 419
[5] ebenda Seite 419
[6] ebenda Seite 389
 
rudi63 Am: 26.07.2020 11:40:20 Gelesen: 136385# 196 @  
@ Detlev0405 [#195]

Servus Detlev,

die 2. Karte ist portogerecht. Nach Deutschland und Österreich galt ein ermäßigter Postkartentarif von 1,20 Kc

Schönen Sonntag
Rudi
 
Detlev0405 Am: 26.07.2020 14:29:06 Gelesen: 136365# 197 @  
@ rudi63 [#196]

Hallo Rudi,

vielen Dank für die Information, den Tarif hatte ich leider nicht gefunden bzw. nur den Vermerk, das ein Kartenporto ab dem 01.04.1937 nach Deutschland 1,20 Kc gelten würde.[1] Offensichtlich brauche ich für die Portobestimmung noch andere Literatur.

Dir auch einen schönen Sonntag
Detlev

[1] vergleiche Horka Seite 192, Tabelle 46, Fußnote 2
 
Regis Am: 27.07.2020 10:23:06 Gelesen: 136245# 198 @  
@ Detlev0405 [#190]

Für die Leitung nach Marseilles war es zu spät. Ab 7. Januar 1939 flog Air France ab Marseilles über Tunis - Benghazi nach Fern Ost. Der Brief kam über Neapel nach Benghazi.

Start Marseilles 19. 1. - Benghazi - 20. 1. - Karachi - 22. 1. - Calcutta - 23. 1. - Saigon - 25. 1. - Hanoi - 25. 1. danach weiter nach Hong Kong - 26. 1. 1939. (Quelle: Proud Band 2)

Gruß Regis
 
Detlev0405 Am: 27.07.2020 13:43:00 Gelesen: 136199# 199 @  
@ Regis [#198]

Hallo Regis,

zuerst einmal vielen Dank für deinen Einwand bezüglich der Fluglinie für den Brief aus dem Beitrag [#190]. Ich habe den Proud nicht, beziehe mich immer auf die ausgegebenen Flugpläne der Gesellschaften. Die von dir angegebene Flugstrecke finde ich dort bei der Air France ab dem 16.04.1939. [1]

Ich vermag auch zur Kenntnis zu nehmen, das die gesellschaftlichen Veränderungen in Europa auch zu schnellen Reaktionen bei den Flugrouten geführt hat, die nicht immer in den aktuellen Flugplänen ihren Niederschlag fanden.

Nun zu meinem Einwand bei deiner Darstellung. Die Ala Littoria fliegt gemäß Fußnote 2 im Beitrag [#190] sowohl von Rom nach Bengasi aber ohne Zwischenhalt in Neapel als auch von Rom nach Tripoli mit Halt in Neapel. Der Beleg hat einen Stempel von Napoli, der bei dem Flug von Rom nach Bengasi nicht möglich war. Auch bei einer Beförderung nach Tripoli macht ein Stempel in Neapel keinen Sinn.

Der Flugplan der Air France gemäß Fußnote [3] hat sowohl Anknüpfungspunkte in Neapel als auch Tripoli.

Vielleicht kannst du mir diesen Widerspruch aufklären ?

Vielen Dank schon im voraus.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af39/af39-22.jpg
 
Regis Am: 28.07.2020 20:54:58 Gelesen: 136021# 200 @  
Primär ging es mir darum, dass bis Dezember 1938 die Air France die Linie über Athen - Beirut, also über die klassische Air Orient Linie beflog. Seit Januar, hier der dritte Flug auf der Nordafrika-Strecke. In Prag hat man deshalb einen Briefpostbund mit dem Zwischenziel Rom gemacht, da man dort den schnellsten Anschluss an diese neue Linienführung bestimmen konnte. Tatsache ist, dass der Brief den Anschluss über Neapel erreichte, denn das belegt der Stempel Hanoi - 25. 1. 39.

Mehr könnte man nur am Briefpostbundzettel ersehen.

Gruß Regis
 
Detlev0405 Am: 02.08.2020 06:40:03 Gelesen: 135611# 201 @  
Heute doch noch einmal ein Beleg aus dem Libanon, konkret aus Beyrouth nach Prag [#167]. Er weist eine komplett andere Beförderung nach Prag auf.



Am 27.11.1936 in Beyrouth, einem Freitag, aufgegeben, wird er auf dem Landweg nach Damaskus befördert. So erreicht der Brief am Samstag den Flug der Air France nach Athen. Das bestätigt auch der Ankunftstempel in Athen am 28.11.1936 gegen 16 Uhr. [1] Von Athen nach Prag wird der Brief dann auf dem Landweg befördert.

Viel mehr Aufmerksamkeit erregt bestimmt der Adressat des Briefes. Die folgenden Ausführungen sind eine Arbeitshypothese, ein Spezialist für Leni Riefenstahl mag sie bestätigen oder widerlegen. Nach den olympischen Spielen in Berlin machte Familie Riefenstahl Urlaub und das im mondänen First Class Hotel St. George in Beyrouth. Leni Riefenstahl ging während dessen ihren beruflichen Verpflichtungen nach. Sie war nachweislich öfters in Prag als Regisseurin tätig. So kann es zu dem Brief an Leni Riefenstahl in Prag gekommen sein.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af36or.htm
 
Detlev0405 Am: 09.08.2020 08:01:44 Gelesen: 134989# 202 @  
Am 19.04.1927 wurde eine Destination eröffnet, die wohl in Europa einmalig war. Von/nach Deutschland über die Tschechoslowakei. Es handelt sich um die Strecke Breslau – Prag – München. Auf der Strecke Prag – München hatten wir bereits einen Beleg ab Marienbad im Beitrag [#33] besprochen.



Unser heutiger Brief zeigt die Gegenstrecke von München nach Prag. Abgefertigt wurde der Brief in München am 16.08.1932 zwischen 8 und 9 Uhr, um mit dem Flug um 14.25 Uhr nach Prag zu fliegen. Dort kam er um 16.40 Uhr an, was auch der Ankunftsstempel vom Flughafen Prag um 17 Uhr belegt. [1]

Da es sich um einen Einschreibbrief handelt, musste er am Bestimmungsort Prag 71 noch einmal quittiert werden.

Liebe Grüße
Katja (co. Autorin) und Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3205/dlh325-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 16.08.2020 07:35:02 Gelesen: 134382# 203 @  
Briefe und Karten für Erstflüge, Sonderflüge und als Bedarfsluftpost hatten wir in den vergangenen Beiträgen reichlich. Zum heutigen Beitrag habe ich etwas besonderes aufgehoben. Es handelt sich um eine Geldüberweisung, die nachweislich per Luftpost versandt wurde. Ein vergleichbares Exemplar habe ich bisher nur auf einer Burda Auktion gesehen, auf der Strecke Prag – Algier.



Unsere Geldüberweisung wurde am 09.08.1938 in Vrutky, einem kleinen Ort in der heutigen Nordslowakei, aufgegeben.



Da die Überweisung bereits am 11.08.38 in Paris vorlag, war es ratsam den Weg rückwärts zu verfolgen, um einen logischen Postweg zu finden.



Bis nach Zlin waren es etwa 50km, so das ich davon ausgehe, das die Karte dort auf geliefert wurde. Da die Überweisung am 09.08.38 Vormittags bearbeitet wurde, wie aus dem Tagesstempel ersichtlich, konnte diese so um 15.25 Uhr in Zlin den Flug nach Brno erreichen, um dort gegen 15.45 Uhr anzukommen. Am 10.08.38 ging es dann um 07.50 Uhr von Brno weiter nach Prag, wo die Überweisung um 08.50 Uhr ankam. Um 13 Uhr konnte es dann weiter gehen nach Paris, wo sie um 16.50 Uhr eintraf. Damit ist der Ankunftstempel in Paris XV um 07 Uhr logisch. Behoben wurde die Überweisung offensichtlich am 17.08.1938. [1]

Um das Porto zu bestimmen kann ich mich nur auf eine Quelle beziehen [2] . Demnach wäre für Geschäftspapiere eine Mindestgebühr von 2.50 Kc in der Zeit vom 01.03.1937 bis zum 15.03.1939 fällig. Ob Geldüberweisungen darunter fallen kann ich nicht definitiv feststellen. Ein Luftposttarif war ab dem 16.05.1937 nicht zu bezahlen, wenn überhaupt für Geldüberweisungen nötig. [3]

Internationale Geldüberweisungen während der ersten Republik waren normales Tagesgeschäft, der Versand per Luftpost ist jedoch extrem selten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-6.jpg
[2] Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Briefmarken und Belege, Prag 1988, Seite 538, Tabelle 6.3.22.
[3] Horka, Seite 194
 
Detlev0405 Am: 23.08.2020 07:17:39 Gelesen: 133870# 204 @  
Der heutige Beleg schließt nahtlos an den vorhergehenden Beitrag an – jedoch mit vielen Fragezeichen. Es wäre schön, wenn Fachleute für die 1.Republik ergänzende bzw. korrigierende Beiträge dazu leisten können. Ich vermag den Beitrag nur als Arbeitshypothese veröffentlichen.



Es geht um die Geldüberweisung von Prag nach Belgrad. Sie wurde am 19.03.1932 in Prag 79 aufgegeben. Das belegt sowohl der Tagesstempel auf der Vorderseite wie auch der Bearbeitungsvermerk durch den Postbeamten. Soweit ist alles ordnungsgemäß dokumentiert.



Auf der Rückseite der Überweisung beginnen dann die Fragen. Es wird am 21.03. eine weitere Frankatur zur ursprünglichen 2 Kc von 50 Heller vorgenommen. Frage – warum lag die Überweisung 2 Tage auf dem Postamt Prag 79 fest und wieso wurde die Zusatzfrankatur vorgenommen ? Wurde hier die Mindestgebühr für Geschäftspapiere erhoben ? [1]



Noch interessanter wird der Postweg der Überweisung, wenn wir auf den Ankunftsstempel in Belgrad schauen – 22.03.1932 . Auf dem Landweg wohl eher nicht zu realisieren. Aber auf dem Luftpostweg. Am 21.03. mit der DLH in Prag um 17.35 Uhr aufgegeben, konnte die Überweisung in Wien am 22.03. um 12.10 Uhr nach Budapest weiterfliegen, von dort um 13.40 Uhr nach Belgrad wo um 15.57 Uhr Ankunft war. [2] Bleibt aber die Frage nach einem Luftposttarif. Ab 05.06.1930 einheitlich für alle Luftpostbeförderungen 1,50 Kc ( Brief, Karte, Drucksache ). [3] Wie aber war die Regelung für Geldüberweisungen ?

Das weder ein Luftpostlabel noch Luftpostmarken verklebt waren, ist kein Hinderungsgrund für eine Luftpostbeförderung. Das haben bereits frühere Beiträge gezeigt.

Sollte sich meine Vermutung bewahrheiten, schlummern möglicher Weise noch einige unerkannte Geldüberweisungen in einigen Sammlungen, die per Luftpost befördert wurden.

Gruß
Detlev

[1] Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Briefmarken und Belege, Prag 1988, Seite 538, Tabelle 6.3.22.
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3105/dlh315-4.jpg
[3] Horka, Seite 194
 
Detlev0405 Am: 30.08.2020 06:19:19 Gelesen: 133402# 205 @  
In der ersten Republik entwickelte sich die Luftpostbeförderung zu einem ganz normalen Kommunikationsmittel wie in anderen europäischen Ländern. Schwerpunkt war Europa, gefolgt von Südamerika. Das drückt sich auch in der Häufigkeit von Belegen aus. Seltener sind schon Destinationen nach Asien und Afrika, Briefe von und nach Australien eher selten.



Unser heutiger Brief geht von Prag nach Mombasa (Kenya). Post nach Afrika trifft man schon etwas öfter an, nur mit entsprechenden Transitstempeln und Ankunftsstempeln ist sie schon sehr schwer zu bekommen.

Aufgegeben wurde der Brief am 07.10.1937 in Prag 34 um 12 Uhr, um am Flughafen in Prag 7 gegen 14 Uhr anzukommen (siehe Rückseite). Die Luftpostbeförderung wird dokumentiert einen extra gefertigten Luftpoststempel zum Tode vom Präsidenten Masaryk. Es gibt ihn sowohl von Prag 7 als auch von Prag 82. Es handelt sich in beiden Fällen um einen Sonderstempel, weswegen sie nicht bei Horka als Luftpoststempel jedoch bei Paul Kipp unter den Nummern 143 und 147 registriert sind. [1]

Am 08.10.1937 ging der Brief um 08.35 Uhr auf Reisen nach Venedig – Ankunft 12.55 Uhr – mit der Ala Littoria. [2] Dort ging der Brief um 13.45 Uhr weiter nach Rom, um dort gegen 15.40 Uhr einzutreffen. Das Teilstück wurde von der DHL und Ala Littoria betrieben zu dieser Zeit.

Die Route ab Rom kann ich nun nur im Prinzip nach verfolgen, weil mir nur ein Flugplan der Imperial Airways ab November 1937 zur Verfügung steht.



Der Stempel von Alexandria vom 10.00.37 legt die Vermutung nahe, das der Flug von Rom nach Alexandria mit dem Flugboot auf der Linie nach Indien und Australien der Imperial Airways befördert wurde und dort dann umgeschlagen wurde. [3]

In Alexandria wurde der Brief wohl am Montag, den 11.10.37 auf der Ostafrika Linie der Imperial Airways aufgenommen, um am Mittwoch den 13.10.37 in Mombasa einzutreffen. Der Ankunftsstempel vom 14.10.37 in Mombasa stützt diese Annahme. [4]

Gruß
Detlev

[1] Paul Kipp, Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939, Kiel 1994
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala37g/ala37gi.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw37afr/iaw37f-2.jpg
[4] ebenda
 
Detlev0405 Am: 06.09.2020 06:24:50 Gelesen: 132963# 206 @  
Wir haben bisher viele Arten der Luftpostbeförderung von, nach und innerhalb der Tschechoslowakei bis 1939 gesehen, inklusive Sonderflüge innerhalb des Landes. Dabei waren die Anfänge der Luftpost im weitesten Sinne geprägt durch Ballonpost. Es soll sogar französische Post von 1870 auf dem Territorium der späteren 1.Republik gestrandet sein bzw. adressiert. [1]



So ist es auch nicht verwunderlich, das ich heute eine Ballonfahrt aus Belgien in die Tschechoslowakei vorstelle. Aus Anlass eines Flugfestes in Brüssel am 05.07.1936 wurde der Ballon „Belgica“ in Brüssel aufgelassen am 05.07.1936. Sein Ziel – Cesky Tesin, ungefähr 25 Km östlich von Ostrava an der polnischen Grenze. Cesky Tesin bildet mit Cieszyn auf der polnischen Seite eine Doppelstadt. Nach etwa 5 tägiger Ballonfahrt traf dieser am 10.07.1936 in Tesin ein. Registriert ist dieser Flug bei Horka unter der Nummer LB3 . [2]

Die Doppelstadt an der polnischen Grenze veranlasste einen polnischen Piloten, gleichwertig eine polnische Briefmarke zu verkleben. Diese Post wurde dann nach Warschau weiter geleitet und dort mit einem Tagestempel versehen.

Gruß
Detlev

[1] vergleiche Horka Seite 28, Nr.1
[2] Horka, Seite 164, LB3, 168b
 
Detlev0405 Am: 13.09.2020 08:36:30 Gelesen: 132359# 207 @  
Es gibt Belege bei denen geht so fast alles schief – und heraus kommt etwas besonderes. So verhält es sich mit unserer heutigen Karte.



Eigentlich sollte die Karte ganz normal per Luftpost von Prag über Berlin nach Kopenhagen gehen.

Am 08.03.1932 in Jägerndorf gegen 12 Uhr aufgegeben, wird sie am 09.03.1932 früh um 1 Uhr am Flughafenpostamt in Prag abgefertigt. So konnte sie den Flieger um 12.25 Uhr nach Berlin erreichen, wo sie dann gegen 15.10 Uhr ankam. [1] Im Gegensatz zum Sommerflugplan hatte der Winterflugplan 1932/33 keine direkte Verbindung nach Kopenhagen – ich vermute auch im Jahr 1931/32 nicht. Der Flugplan steht mir nicht zur Verfügung.



Offensichtlich ist es dem Wetter geschuldet, das im Winterflugplan die direkte Verbindung von Berlin nach Kopenhagen nicht bedient wurde. Das dem so war, beweisen die Wetterdaten vom 09.03.32. Während die Temperaturen für die DLH zu bewältigen waren in Berlin und Kopenhagen, waren die Sturmtiefs schon eine ernsthafte Bedrohung für die noch junge Luftfahrt. [2]



Dieser Stempel gibt und den Hinweis zur Weiterbeförderung ab Berlin. Mit der Bahn nach Warnemünde, von dort aus mit dem Fährschiff nach Gedser und von dort aus mit der Bahn weiter nach Kopenhagen. Somit waren Flugzeug, Bahn und Schiff bei der Karte verewigt.

Auch beim Porto ist einiges schief gelaufen. Eine Karte kostete ins Ausland 1,50 Kc, der Luftpostzuschlag ab dem 05.06.1930 nach Dänemark 1,50 Kc. Zusammen 3 Kc. Der Absender wollte wohl eine philatelistische Karte schicken und klebte 2 Marken der Luftpostausgabe auf die Vorderseite. Dem Postbeamten ist es wohl entgangen bzw. er bestand auf die rechtmäßige Anbringung des Portos und die Mi.Nr.290 wurde noch zusätzlich verklebt. So erhielt die Karte doppeltes Porto.

Liebe Grüße
Katja ( co. Autorin ) und Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh32/dlh32-5.jpg
[2] https://library.noaa.gov/Collections/Digital-Docs/Foreign-Climate-Data/Germany-Climate-Data#o46399015 Zeitraum Januar – März 1932 Frame 537
 
molenaar Am: 16.09.2020 22:50:58 Gelesen: 132125# 208 @  
Hallo zusammen,

Ich hätte gerne etwas Info über diese Postkarte.

Ist das Porto richtig?



Danke im voraus, Tiem.
 
rudi63 Am: 17.09.2020 07:29:32 Gelesen: 132102# 209 @  
Hallo Tiem,

sehr schöner und seltener Luftpostbeleg aus 1921.

Die Karte ist portorichtig:

Postkarte - Ausland 0,50 kc + Reco 1,25 Kc + Luftpost Prag-Paris 3,00 Kc

So ein Beleg wird im tschechischen Horka-Luftpostkatalog mit 8500 kc bewertet!

Gruß Rudi
 
Detlev0405 Am: 17.09.2020 07:35:01 Gelesen: 132099# 210 @  
@ molenaar [#208]

Guten Morgen Tiem,

zur Karte selber nach dem ersten Eindruck - es handelt sich um eine Luftpostkarte von Prag nach Paris mit Weiterbeförderung auf dem Landweg nach Gravenhage in Holland. Befördert wurde die Karte mit der französischen Luftfahrtgesellschaft CFRNA/CIDNA (Vorläufer der Air France), die auf dem Gebiet der Tschechoslowakei das Monopol für die Strecke hatte.

Wie vorgeschrieben ist der Luftpost Aufkleber der tschechischen Post auf der Karte. Abweichend von den zu der Zeit üblichen Frankierungen mit der 1. Luftpostausgabe ist deine Karte mit "normaler" Frankatur versehen. Das macht einen solchen Beleg noch viel interessanter.

Vielleicht bittest du Richard, den ganzen Beitrag in den Thread "Tschechoslowakische Luftpost 1919 - 1939 " zu verschieben. Dort können weitere kompetente Leser des Themas ihre Kommentare hinterlassen.

Wenn alles stimmt ist es ein Klasse Bedarfsbeleg aus der Zeit.

Würdest du bitte trotzdem die Rückseite der Karte einstellen, für mich sind da noch Fragen offen.

Danke, Gruß Detlev

[Beiträge [#208] bis [#210] wie von Detlev empfehlen verschoben aus dem Thema "Tschechoslowakei: Portobestimmung von Belegen"]
 
molenaar Am: 18.09.2020 20:48:43 Gelesen: 132031# 211 @  
Hallo Rudi und Detlev,

ich danke euch beiden für die Information. Ich habe die Karte gekauft, weil ich Luftpost Aufkleber sammle.

Anbei die Rückseite der Karte.



Freundliche Grüsse aus Holland,Tiem.
 
Detlev0405 Am: 19.09.2020 11:25:37 Gelesen: 132012# 212 @  
@ molenaar [#211]

Hallo Tiem,

danke, dass du auch die Rückseite der Karte eingestellt hast. Bei Flugpostsendungen solltest du immer die Rückseite mit abbilden, auch wenn nichts darauf zu sehen ist. Das ist wichtig für die Beurteilung, ob und wie eine solche Karte per Luftpost befördert wurde.

Da du die Luftpost Aufkleber sammelst, zuerst einige Bemerkungen zu dem Aufkleber. Ihren Ursprung haben die Aufkleber in der Verfügung Nr. 52 des Amtsblattes des Ministeriums für Post und Telegrafen Nr.46 von 1920. Sie wurden für die Zielorte Paris, Straßburg, London und Warschau hergestellt. Gedruckt auf weißem Papier haben sie die Zähnung ¾. Der tschechische Text und französische war immer in rot gehalten, der Rand dagegen blau. [1]

Der Aufkleber war für alle Luftpostsendungen verpflichtend. Der Zettel wurde am Postschalter für eine Gebühr von 5 Heller abgegeben. Dadurch entstand bei der Berechnung der Luftpostgebühr ein Kuriosum – jeder Luftpostbeleg war eigentlich um 5 Heller wegen des Aufklebers „über frankiert“.

Solltest du an allen 4 Aufklebern im losen Zustand interessiert sein, setze dich mit mir in Verbindung – Mail Adresse ist hinterlegt.

Nun zur Karte als solches. Zweifelsfrei ist deine Karte von Prag nach Gravehage befördert worden. Stellt sich aber die generelle Frage – auf dem vorgezeichneten Luftpostweg oder auf dem Landweg direkt nach Gravehage.

Zur Frankatur und dem Porto hat dir dankenswerter Weise Rudi63 Auskunft erteilt. Das die Karte in Dvur Kralove geschrieben wurde und in Prag 1 abgestempelt wurde irritiert zwar etwas, ist aber durchaus möglich. Entweder hat der Absender sie selbst nach Prag gebracht oder aber das Postamt in Dvur Kralove hat die Karte wie vorgeschrieben direkt und sofort an das Postamt Prag 1 a weitergeleitet, ohne sie selbst zu stempeln. Mangels Erfahrungen um die Zeit halte ich solch eine Vorgehensweise durchaus für möglich. Das sind in meinen Augen die Fakten, die für eine Luftpostbeförderung sprechen.

Kommen wir zu den Argumenten die gegen eine Luftpostbeförderung sprechen. Ab April 1921 war das Luftpostamt am Prager Flughafen im Einsatz. Mit dem Tagesstempel wurde sowohl am Flughafen auf gelieferte Post abgestempelt als auch durchlaufende Post vom Postamt Prag 1. [2]

Nach Horka war dieser Stempel bis zum Jahre 1934 im Einsatz. [3] Bleibt als einziger Hinweis der violette Rahmenstempel in tschechisch und französisch zur Luftpostbeförderung, der am Prager Flughafen angebracht werden konnte. Es handelt sich nach Horka um den Stempel RV2b. Es wird dort aber ausdrücklich darauf verwiesen, das dieser Stempel auf Auslandssendungen gefälscht wurde. [4] Das sind aber Mängel (besonders der fehlende Tagesstempel vom Prager Flughafen), die in der tschechoslowakischen Luftpost oft vor kamen, also auch bei deinem Beleg möglich waren.

Das Kardinal Problem an dem Beleg ist der fehlende Durchgangstempel in Paris. Normaler Weise erhält ein Luftpostbeleg bei Ankunft in Paris einen Ankunftsstempel. Viel wichtiger ist aber, das es sich um einen nachweispflichtigen Beleg handelt – um ein Einschreiben. Und auch das wurde in Paris nicht quittiert, wohl aber in Gravehage. Und da sind Zweifel wohl angebracht.

Keine Angst, meine offenen Fragen zu der Karte machen diese nicht wertlos. Als Prüfer würde ich dir die Karte mit meinem Text zurück schicken und mit der Bemerkung „Beleg nicht prüfbar“. Und das geht leider vielen Luftpostbelegen aus der Zeit so. Einschreiben ohne Transit – oder Ankunftsstempel aus dieser Zeit bleiben immer fragwürdig.

Gruß
Detlev

[1] Mahr/Vouhsem – Die Geschichte der Tschechoslowakischen Flugpost, Teil 2, Seite 66
[2] ebenda Seite 85
[3] Horka – Tschechoslowakische Luftpost 1918 – 1939, Seite 177
[4] ebenda Seite 188
 
Detlev0405 Am: 21.09.2020 07:00:10 Gelesen: 131967# 213 @  
Destinationen aus Südamerika in die Tschechoslowakei sind immer sehr interessant und bergen einige Überraschungen. Noch interessanter wird es, wenn es dann noch Diplomatenpost ist. Oft wird sie auf Zwischenstationen nicht mehr bearbeitet, so das keine Transitstempel den Weg dokumentieren. Auch wenn offensichtlich eine Marke auf dem Weg verlustig gegangen ist, bleibt er hoch interessant.



So ist es auch bei unserem heutigen Brief der tschechoslowakischen Botschaft in Lima. Die Aufgabestempel von Lima sind sehr undeutlich, ich nehme den 10.10.1937 oder 10.11. an. Wie es sich für Diplomatenpost gehört, hat der Brief eine Registratur C. 558/37 und wurde zusätzlich per Einschreiben verschickt.



Viel interessanter ist der Leitvermerk für die Luftpostbeförderung in violett – Via FAUCETY v. AIR – FRANCE. Damit wird die Südroute zur Beförderung als Luftpost vorgegeben.

Auf der ersten Etappe wurde der Brief mit der Comapnia de Aviacion Faucett S.A., die als eine der ersten Luftfahrtgesellschaften Lateinamerikas am 27.09.1928 gegründet wurde [1] , in Richtung Süden befördert. So ging es von Lima nach Tacna im Süden des Landes an der chilenischen Grenze. [2]

Die zweite Etappe führte von Arica in Chile nach Santiago de Chile. Es war die von der Linea Aeropostal Santiago-Arica ( LAN ), gegründet im Jahre 1929, als wichtigste Linie betriebene Route in den Norden des Landes. [3] Die Verbindung zwischen Tacna in Peru und Arica in Chile wurde möglicher Weise auf dem Landweg gehalten.

Die dritte Etappe führte dann mit der Air France von Santiago de Chile über Buenos Aires, Rio de Janeiro, Natal, Barcelona nach Paris innerhalb von 6 Tagen Flug. [4]

Die Schlussetappe ist uns bereits hinlänglich bekannt – Paris über Straßburg nach Prag. [5] Der Ankunftsstempel vom 10.12.1937 in Prag war der Abschluss einer langen Flugreise.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Faucett_Per%C3%BA
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cf30s.htm
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/LATAM_Airlines
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af37/af37-6.jpg
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af37/af37-5.jpg
 
Detlev0405 Am: 27.09.2020 06:50:28 Gelesen: 131783# 214 @  
Der heutige Beleg wäre ohne das Forum nie in den Thread gelangt. Post aus Afrika und dann noch mit schlechtem Stempelabdruck kann einen schnell überfordern. Aber Dank der Hilfe von Harald (saeckingen) in einem Thread zur Ostafrikanischen Gemeinschaft konnte das Problem gelöst werden. [1]



Unser Beleg wurde in Tanga / Tangayika am 10.02.1939 auf die Reise geschickt. Dieser Teil war die Domäne der britischen Imperial Airways. Tanga liegt am nordöstlichen Zipfel des heutigen Tansania am indischen Ozean. Die Besonderheit – ein Anschluss an die Linie der Imperial Airways gab es in Daressalam (Tansania) oder aber in Mombasa (Kenia). Nach Mombasa war der Weg nur halb so weit.

Von Mombasa ging der Flug über Khartum nach Alexandria in Ägypten. Zwei Tage benötigte der Brief bis hierher. Am 3. Tag ging der Flug weiter von Alexandria nach Athen, wo er gegen 11 Uhr eintraf. [2] Der Eingangsstempel von Athen auf der Rückseite bestätigt die Ankunft am 13.02.39 .

Nach Prag fand der Brief seine Beförderung auf dem Landweg, wo er am 16.02.1939 eintraf – zwei Wochen vor dem Ende der 1.Republik.

Gruß
Detlev

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=13120&CP=0&F=1 Beitrag [#9]
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw3810f/iaw38f-7.jpg
 
Detlev0405 Am: 04.10.2020 06:45:30 Gelesen: 131351# 215 @  
Der heutige Brief unterscheidet sich von allen anderen in dem Thread durch das bewusste Abweichen vom Prinzip von Wolfgang (saintex) - Luftpost ist nur mit Ankunftsstempel 100% ig sicher gelaufen – und bleibt deswegen auch eine Ausnahme.



Es handelt sich um einen Brief aus dem Senegal und dort konkret aus Dakar. Am 02.03.1938 wurde er auf Reisen nach Europa geschickt. Der unter dem Fenster platzierte handschriftliche Vermerk legt nahe, das der Brief in die Tschechoslowakei ging.

Somit würde der Brief am darauf folgenden Dienstag um 5 Uhr auf die Reise geschickt worden und in Casablanca gegen 17.05 Uhr eingetroffen sein. Am nächsten Tag, einem Mittwoch ging es um 5 Uhr weiter und erreichte Marseille gegen 15.45 Uhr. Am Donnerstag wurde der Brief von Marseille um 09.45 Uhr weiter nach Paris befördert, wo er gegen 13.30 Uhr eintraf. [1] Erst am Freitag ging es dann um 07.55 Uhr nach Prag, wo der Brief letztendlich gegen 13.40 ankam. [2]

Was macht den Brief aber nun interessant, obwohl sowohl Durchgangstempel in Paris als auch Ankunftsstempel in Prag fehlen ? Dafür gibt es mehrere Gründe.

Dakar haben zehntausende von Luftpostbriefen passiert. Ohne das jedoch ein Stempel von diesem Ort auf den Briefen abgeschlagen wurde. Es ist die letzte Station auf dem Flug über den Atlantischen Ozean, bevor die Post in Natal den Südamerikanischen Kontinent erreichte oder eben retour. Und frequentiert wurde dieser Flughafen von der Air France auf der Südamerika Linie.



Zum Zweiten ist der Richtungsstempel Trajet Dakar – France (Richtung/Pfad) sehr interessant. Er sollte wohl vermeiden, das Post nach Europa aus versehen in Richtung Südamerika versandt wurde.

Zum Dritten der Absender des Briefes – die „Banque Commerciale Africaine“ . Es ist keine afrikanische Bank, sondern eine Bank des französischen Kolonialministeriums, das von 1835 – 1964 tätig war. [3]

Das kann auch der Grund sein, warum der Brief nach Dakar keine weiteren Bearbeitungsvermerke aufweist. Französische Bank über Paris nach Prag nur mit der Air France befördert – möglicher Weise liegt darin der Grund und das es ein Bankbrief war, das keine weiteren Bearbeitungsvermerke zu sehen sind (Hypothese).

Gruß
Detlev

[1] http://timetableimages.com/ttimages/complete/af37/af37-6.jpg
[2] http://timetableimages.com/ttimages/complete/af37/af37-5.jpg
[3] https://francearchives.fr/facomponent/41589494c0ed6f54792230d038e74168612e6fa6
 
Detlev0405 Am: 11.10.2020 06:03:56 Gelesen: 130751# 216 @  
Unser heutiger Brief verdankt seine Entstehung wieder der Leidenschaft tschechischer Philatelisten in der 1. Republik. Eigentlich geht es um den Erstflug von Prag nach Rom im Jahre 1938, den die CSA zusammen mit der Ala Littoria durchführte.



Unser Brief war aber nur adressiert nach Bratislava, der zweiten Station dieses Erstfluges. So ist es auch folgerichtig, das der Flug bei Horka in die Nr. 126a Prag – Rom und Nr.126b Bratislava – Rom unterteilt wurde. Eine Registrierung der wirklich ersten Etappe Prag – Bratislava wurde nicht vorgenommen.

Unser Flug wurde am 16.05.1938 um 9 Uhr am Flughafen Prag abgefertigt und am Telegrafenamt in Bratislava am gleichen Tag um 22 Uhr für seine Ankunft bestätigt. Im normalen Flugplan wurde diese Strecke dann aus gewiesen ab Prag 9 Uhr – Ankunft Bratislava 10.20 Uhr. [1]

Nach dem der Adressat in Bratislava nicht aufzufinden war, wurde der Brief wieder nach Prag zum Absender zurück geschickt. Deshalb kommt es auf der Rückseite des Briefes zum Abfertigungsstempel des Flughafens Bratislava am 19.05.1938 gegen 19 Uhr.

Das Porto entspricht den Bestimmungen am 16.05.38. Bis zum 28.02.1937 galt für Italien ein Sondertarif von 2 Kc bis 20 g und ab dem 16.05.1938 war die Luftpostgebühr nach Italien entfallen. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala38sf/ala38s-3.jpg
[2] vergleiche Horka Seite 192 (Tarife) und Seite 194 (Luftpostzuschlag)
 
Detlev0405 Am: 18.10.2020 07:11:10 Gelesen: 130084# 217 @  
Athen war in den 30er Jahren für fast alle europäischen Luftfahrtgesellschaften das Drehkreuz für Flüge nach Afrika, Asien und Australien. Um so erstaunlicher war es, das tschechoslowakische Luftfahrtgesellschaften nicht in der Lage waren, Anschlussverträge zum Transfer der Luftpost von Athen nach Prag zu schließen. So kam es zu völlig verschiedenen Behandlungsformen bei ein und der gleichen Destination.



Der erste Brief wurde am 03.11.1937 ordnungsgemäß in Athen als Luftpost abgefertigt. Offensichtlich im Stadtzentrum, brauchte der Brief dann noch 2 Tage, um vom Flughafen Athen auf Reisen zu gehen. Am 05.11. um 5.50 Uhr mit der DLH in Richtung Berlin gestartet, erreichte der Brief um 12.40 Wien. Das deckt sich zeitlich mit dem Bestätigungsstempel auf der Rückseite. [1]

Geflogen wurde auf der Strecke mit einer Ju 52. Auf dem Landweg kam der Brief in Prag am 06.11.1937 in Prag 1 an.



Der zweite Brief hatte mehr Glück bei seiner Beförderung. Am 11.08.1937 in Athen als Luftpost abgefertigt, konnte er am 12.07. früh den gleichen Flug der DLH nach Wien antreten wie der erste Brief. Was die Postbeamten in Wien veranlasste, den Brief der CSA zu übergeben, bleibt ihr Geheimnis. Auf jeden Fall wurde der Brief ab Wien um 17.20 Uhr nach Prag mit der CSA/CSL geschickt, wo er um 18.35 Uhr ankam. [2] Der Stempel der Auslandsstelle am Flughafen um 21 Uhr bestätigt den Eingang. Wer noch Zweifel am Einsatz dieses Stempel als Luftpost Bestätigungsstempel hat, es gab keine Landverbindung, mit der ein Brief innerhalb von 24 Stunden auf der Strecke befördert werden konnte.



Unser dritter Brief hatte einfach Pech. Er gelangte in die Fänge der griechischen Behörden. Er wurde ordnungsgemäß als Luftpost abgefertigt, dann aber gestoppt durch die Finanzbehörde und einer Kontrolle unterzogen. Warum er anschließend nicht doch noch per Luftpost auf Reisen ging, wissen nur die griechischen Behörden. So kam der Brief erst am 30.11.1936 in Prag 1 an.



Der vierte Brief ist der interessanteste. Wie kann es sein, wenn keine Luftpostverbindung zwischen Athen und Prag realisiert wurde, das trotzdem der Flughafenstempel von Prag 82 Letiste auf der Vorderseite prangt ?

Ganz normal wurde der Brief in Athen um 6 Uhr abgeschickt mit der DLH, über Saloniki 7.45 Uhr nach Sofia 9.15 Uhr und Belgrad 10.30 Uhr um in Budapest um 12.05 Uhr einzutreffen. [3] Hier wurde der Brief umgeladen, wie ein Durchgangstempel in Budapest zeigt. Ob die 10 im Steg des Stempels die Uhrzeit anzeigt, wage ich zu bezweifeln oder wurde nicht richtig eingestellt.

Die CLS hatte ab 1938 eine kontinuierliche Verbindung bis Budapest aufgebaut und konnte so die Post aus dem Süden aufnehmen und nach Prag transportieren. Ab Budapest 13.55 Uhr und an Prag 16.25 Uhr. So kamen doch noch Briefe aus Athen zu einem regulären Luftpost Stempel in Prag, wenn auch relativ selten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/malert/mal3704/mal37-14.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
 
Detlev0405 Am: 25.10.2020 06:14:47 Gelesen: 129525# 218 @  
Heute haben wir Post aus Mittelamerika, die über New York nach Europa befördert wurde. Es ist ein Brief aus Mexiko von der tschechoslowakischen Botschaft in Mexiko. Leider ist das auch das Handicap des Briefes, das er als Diplomatenpost an den Zwischenstationen keine Transitstempel erhielt.



Am 03.04.1933 wurde der Brief in Mexiko D.F. als Einschreiben aufgegeben. Es kommt daher zu einer Besonderheit mexikanischer Briefe – den Sunburst, Verschluss oder Siegelmarken für Einschreiben. Vergleiche [1] .

Frankiert wurde der Brief mit den Mi.Nr. 568, 610 und 659. Aufgegeben um 14 Uhr am Postamt, konnte er am 04.04.33 vom Flughafen in Mexiko D.F. mit der Pan Am um 08.15 Uhr in Richtung Brownsville/Texas abheben, wo er um 12.45 Uhr eintraf. [2]

In Brownsville wurde der Brief umgeladen und mit der American Airways weitergeleitet. Am 05.04.33 um 02.15 Uhr ging der Flug ab nach Dallas, wo er um 08.05 Uhr ankam. [3]

Von Dallas konnte der Brief mit der gleichen Linie am 06.04.33 über Port Columbus nach New York weiter geleitet werden, wo er dann am 07.04.33 abends um 18.10 Uhr eintraf. [4]

Von New York ging es per Schiff nach Frankreich, um von dort nach Prag auf die Reise geschickt zu werden. In Prag kam der Brief am 13.04.1933 gegen 15 Uhr an, wie der Eingangstempel vom Flughafen Prag bestätigt.

Gruß
Detlev

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=7996&CP=0&F=1
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/pa/pa33/pa33-4.jpg Tabelle 8
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/aa/aa3212/aa3212-3.jpg Tabelle 14
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/aa/aa3212/aa3212-4.jpg Tabelle 18
 
ChristianSperber Am: 25.10.2020 10:09:46 Gelesen: 129503# 219 @  
@ Detlev0405 [#217]

Hallo Detlev,

alle vier Briefe weisen vorderseitig einen Durchlaufstempel der griechischen Devisenkontrolle auf. Der von der Devisenkontrolle geöffnete Brief ist schon besonders interessant.

Gruß

Christian
 
Detlev0405 Am: 25.10.2020 14:28:50 Gelesen: 129483# 220 @  
@ ChristianSperber [#219]

Hallo Christian,

offensichtlich meinst du den Stempel



Vielen Dank - ich wusste ihn bisher nicht so recht einzuordnen. Dann sind wohl alle Auslandsbriefe durch die Devisenkontrolle zu der Zeit gegangen ? Seltsamer Weise finde ich ihn aber auch auf Transitbriefen über Athen. Weißt du näheres darüber ?

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.11.2020 10:04:05 Gelesen: 128862# 221 @  
Briefe aus der Schweiz sind bekannt wegen ihrer schönen Frankaturen, zumindest im Regelfall. Ich freue mich im Gegensatz dazu über einen Freistempel auf einem Firmenbrief. Denn sie sind relativ selten auf Destinationen in die Tschechoslowakei.



Am 20.04.1936 wurde von der Transport A.-G. In Basel ein Brief zu den Kollegen des Spediteur – Verein in Prag aufgegeben. Das Porto wurde freigemacht mit einem Freistempel zu 70 Rappen der schweizerischen Post.

Fast sensationell die Beförderungszeit des Briefes. Um 12 Uhr in Basel aufgegeben, war er bereits 4 Stunden später am Flughafen in Prag angekommen. Wie war das möglich ? Nicht auf dem uns bekannten Weg von Basel über Straßburg nach Prag.

Auch wenn mir der Flugplan von 1936 der CSA nicht zur Verfügung steht, die Linie Marseille – Zürich – Prag existiert seit dem 16.05.1935 und somit liefert uns der Flugplan von 1937 den Anhaltspunkt.

Von Basel nach Zürich geht es auf einem Inlandsflug, ab Basel 12.20 Uhr an Zürich 12.45 Uhr auf der Linie 539A. [1] Hier findet der Brief um 13 Uhr die Möglichkeit zum Weiterflug direkt nach Prag und kommt dort um 15.50 Uhr an. [2] Nur so war es möglich, das der Brief um 16 Uhr am Flughafen Prag bereits seinen Empfangsstempel bekam.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
 
ChristianSperber Am: 01.11.2020 14:47:23 Gelesen: 128837# 222 @  
@ Detlev0405 [#220]

Hallo Detlev,

die Devisenkontrolle in Griechenland wurde am 20.8.1936 eingeführt. Es wurde Post von und nach Griechenland sowie teilweise Transitpost kontrolliert. Zur Kenntlichmachung der bearbeiteten Post diente der abgebildete Kontrollstempel.

Der gezeigte Stempel bedeutet "Prostasia Ethnikou Nomismatos" = Schutz der nationalen Währung.

Vor ein paar Jahren hatte ich mir das unten erwähnte Büchlein zugelegt, es ist im Wesentlichen eine Aufstellung der bekannten Zensurmerkmale.

Gruß
Christian

[1] G. Rhensius: Devisenkontrolle in Griechenland 1936 bid 1940 und 1948 bis 1951. Berlin, 2006.
 
Detlev0405 Am: 01.11.2020 15:35:31 Gelesen: 128833# 223 @  
@ ChristianSperber [#222]

Hallo Christian,

vielen Dank für Deine Ausführungen. Damit hast Du bestimmt nicht nur bei mir eine Wissenslücke geschlossen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 08.11.2020 11:21:44 Gelesen: 128188# 224 @  
Unser heutiger Brief kommt etwas ungewöhnlich daher. Im April 1938 nach Lima geschickt und ohne Absender. Das hatte wohl seinen Grund, wenn man sich den Adressaten ansieht. Prof. Theo Buchwald war aus Wien emigriert vor der braunen Diktatur [1][2] auch in seinem Land und ihm Post zu schicken aus der Tschechoslowakei war auch da nicht ganz ungefährlich.



Am 10.06.1938 um 12 Uhr in Bratislava aufgegeben, wurde er in Prag am Flughafen um 23 Uhr abgefertigt für den Weiterflug. Befördert wurde der Brief ab Bratislava 16.40 Uhr und Ankunft Prag 18 Uhr. [3] So konnte der Brief bereits am 11.06.1938 um 9 Uhr nach Paris auf Reisen geschickt werden, wo er um 13 Uhr eintraf. [4]

Unser Brief hatte Glück, der 11.06. war ein Samstag und konnte somit ab Paris am 12.06. auf die Südamerika Linie geflogen werden. Leider lässt sich das Datum vom Stempel in Le Bourget nicht eindeutig entziffern. Unser Brief traf somit am 16.06.1938 in Santiago de Chile ein. [5]

Die Etappe von Santiago de Chile nach Lima habe ich bereits im Beitrag [#213] beschrieben. So kam der Brief am 22.06.1938 an.

Der Brief ist mit 17.50 Kc Porto gerecht frankiert – Brief Porto ab 01.03.1937 2,50 Kc und Luftpost Porto ab 01.06.1938 nach Peru 15 Kc/5g .

Gruß
Detlev

[1] http://bmlo.de/b1028
[2] https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_B/Buchwald_Theo.xml
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-6.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-5.jpg
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3803/af383-19.jpg
 
Detlev0405 Am: 15.11.2020 06:29:22 Gelesen: 127475# 225 @  
Heute gibt es wieder Post von unserem Kpt. Hucl aus Reichenberg. Und wieder versteht er es, aus einem normalen Erstflugbeleg etwas besonderes zu gestalten.



Am 15.05.1931 wurde der Erstflug auf der Strecke Karlsbad – Marienbad – Prag und retour durchgeführt. Verantwortlich für diese Streckenführung war die CSA. Aufgegeben wurde die Karte am 13.05.1931 beim Postamt Karlsbad 1 Kennbuchstabe 7c (alter Typ). Einsatz des Stempels ab 1920, wie lange ist unbekannt. [1]

Am 15.01.1931 wurde dann der Erstflugstempel in Karlsbad für diesen Flug abgeschlagen. Das geschah früh um 6 Uhr (unten links).

Die Besonderheit eines Hucl Beleges kam dann in Prag. Er bekam beide Ankunftsstempel von Prag auf seinen Beleg. Einmal von Prag 7 und zum anderen von Prag 82. (oben links nebeneinander) Nicht genug – auch die Gebührenmarke für das Postlagernd wurde am Postamt des Flughafens Prag 82 abgestempelt.

Registriert ist der Erstflug bei Horka unter der Nummer 93b. [2]

Gruß
Detlev

[1] Monografie tschechoslowakischer Briefmarken, Prag 1988, Band 17 Teil I, Seite 283, Nummer 947
[2] Horka, Seite 135, Nummer 93b
 
Detlev0405 Am: 22.11.2020 06:35:16 Gelesen: 126968# 226 @  
Es gibt Momente im Sammlerleben, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Jahrelang gesucht und plötzlich steht er vor einem – der lang gesuchte Brief, den man unbedingt haben wollte. So ging es mir bei einem Luftpostbrief aus Kanada mit Ankunftsstempel in Prag.



Unser Brief wurde am 14.05.1934 in Vancouver / Kanada aufgegeben. Die Stadt liegt an der Westküste Kanadas und musste also den ganzen Kontinent überqueren, ehe es per Schiffspost nach Europa gehen konnte.

Kanada selbst verfügte zu dem Zeitpunkt nicht über das Streckennetz von West nach Ost und so nahm der Brief seinen Weg über die USA. Eine Karte aus dem Jahr 1936 verdeutlicht den Weg durch die USA.



Quelle [1] Pennsylvania Airlines 1936

Demzufolge ging die Flugroute von Vancouver – Seattle -Portland zum Drehkreuz Salt Lake. Von hier aus geht es weiter nach Cleveland, um umgeladen zu werden auf die Strecke nach New York. [2] Der hier gezeigte Flugplan von 1936 ist ein update des Planes von 1934.

Von New York ging es per Dampfer nach Frankreich, entweder Cherbourg oder Le Havre. Beide Städte verfügten 1934 noch nicht über Flughäfen, so das die Zustellung nach Paris per Bahn erfolgte. Am 24.05.1934 wurde der Brief um 18.30 Uhr für die weitere Luftpost in Paris aufbereitet. Doch anstatt am nächsten Morgen ab 6.30 Uhr auf die Reise mit dem Flugzeug nach Prag geschickt zu werden, ist er wohl per Bahn nach Strasbourg weiter befördert worden. So kommt es auch zu dem Stempel von Strasbourg am 25.05.34 um 5 Uhr. Und dort verladen ins Flugzeug erreichte er planmäßig Prag um 11.25 Uhr, bestätigt durch den Flughafen Stempel um 12 Uhr. [3]

Neben dem etwas verwirrenden Weg des Briefes in Frankreich tut sich noch eine zweite Frage auf. Warum gibt es keinen einzigen Transitstempel auf dem Weg durch die USA ? Ich gehe davon aus, das die Post nach Europa von Vancouver als selbstständiger Postsack auf Reisen ging und erst in Paris geöffnet wurde, um von dort aus in ganz Europa zugestellt zu werden.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/pal/pal3605/pal365-1.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/pal/pal3605/pal365-2.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-10.jpg
 
Detlev0405 Am: 29.11.2020 07:54:32 Gelesen: 126380# 227 @  
Der heutige Brief kommt von einem heute sehr beliebten Urlaubsziel – der Insel Krk in Kroatien.



Aufgegeben wurde der Brief in Malinska am 12.08.1935. Von dort aus ging es auf dem Landweg nach Zagreb, etwa 120 km nordöstlich der Insel Krk. Die Flugpost Abfertigung erfolgte am Postamt Zagreb 1 um 9 Uhr.

Der Brief profitierte von der am 02.07.1930 eröffneten Linie (Susak) – Zagreb – Bratislava – (Praha). So wurde er um 14.15 Uhr auf Reisen geschickt und war um 15.50 Uhr bereits am Flughafen Bratislava. [1]

Das bestätigt uns auch der Ankunftsstempel in Bratislava am Telegrafenamt um 18 Uhr. Briefe, die nicht über den Flughafen Prag geleitet wurden und aus dem Ausland kamen, sind sehr selten zu finden.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 06.12.2020 04:41:35 Gelesen: 125538# 228 @  
Offensichtlich als privater Brief aufgegeben, wurde der folgende Brief aus Mexico – City durch einen Zusatzstempel zu etwas besonderem.



Unser Brief wurde in Mexico – City am 19.05.1931 aufgegeben und versehen mit einem Sonderstempel der Luftfahrtausstellung für Handel und Industrie in Mexico 1931. Damit stach er schon besonders aus der täglichen Post hervor. Frankiert wurde der Brief mit der Mi.Nr. 607 + 638.

Seine Beförderung erfuhr der Brief im Prinzip in drei Etappen. Die erste Etappe ging von Mexico – City über Venezuela nach Natal in Brasilien. Durchgeführt wurde diese Etappe von der Pan American Airways System. [1]

In Natal wurde der Brief umgeladen auf die Südamerika Linie der französischen Luftfahrtgesellschaft Compagnie Generale Aeropostale. [2] Eine ausführliche Beschreibung der Teilstrecke von „saintex“ in seinem Beitrag [#20] in diesem Thread.

So kam der Brief am Pariser Flughafen am 27.05.1931 an. Am gleichen Tag konnte der Brief dann seinen Bestimmungsort Prag erreichen. [3] Die Villa Oluska kann man heute noch sehen. [4]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/pa/pa3012/pa3012-2.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/aerop/aerop-5.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/i-bc/cidna31i.jpg
[4] https://cs.wikipedia.org/wiki/Soubor:Vila_Olu%C5%A1ka02.jpg
 
Detlev0405 Am: 13.12.2020 08:05:37 Gelesen: 125008# 229 @  
Unser heutiger Beitrag schließt unmittelbar an den Beitrag [#227] an. Post aus dem gleichen Land – dem Königreich Jugoslawien – aber zwei völlig verschiedene Destinationen. Der erste Brief von Zagreb, unsere heutiger von Belgrad. Innerhalb des Landes ein Unterschied von etwa 400 km.



Unser heutiger Brief wurde im Urlaubsort Dubrovnik am 25.05.1937 aufgegeben. 300 km ging es nun nördlich nach Belgrad, der damaligen Hauptstadt. Entweder auf dem Landweg oder wie im Flugplan 1938 der Aeroput im Inlandsverkehr per Flugzeug. [1] Da die Linie aber erst im Juni beflogen wurde, wohl eher auf dem Landweg. Von 1937 liegt kein Flugplan vor.

In Belgrad hatte der Brief Anschluss an die internationalen Linien. Es ging von Belgrad über Budapest nach Wien und von dort aus nach Prag, wo er am 27.05.1937 ankam gegen 13 Uhr. [2] Um 19 Uhr war der Brief dann in Piestany, seinem Bestimmungsort.

Im Gegensatz zum Brief aus dem Beitrag [#227], der durch die CLS befördert wurde, ist dieser Brief auf einer Strecke der Air France geflogen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/aeroputi.htm
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 20.12.2020 07:31:25 Gelesen: 124406# 230 @  
Unser heutiger Beleg zeigt sehr anschaulich, das die Eröffnung von bestimmten Streckenführungen nicht nur einem Selbstzweck dient, sondern einen praktischen Nutzen für die Bedarfspost hat.



Am 15.05.1935 wurde durch die CLS die Strecke Prag – München – Zürich – Genf – Marseille eröffnet. Auf dieser Strecke wurde auch der Brief vom 05.03.1938 in Prag abgesandt, um in Marseille am 06.03.1938 anzukommen. [1] Hier wurde der Brief umgeladen auf eine Air France Strecke direkt nach Casablanca. Von Marseille ging es über Barcelona nach Alicante und Tanger, um in Casablanca anzukommen. [2]

Der Ankunftsstempel vom 06.03.1938 erscheint realistisch, wenn der Brief den Flug auf der Südamerika Strecke erreicht hat. Mit diesem Flug ist der Brief am gleichen Tag auf der Strecke Marseille – Casablanca zu befördern. [3] ( siehe rechts außen den Flugplan ). Sowohl Marseille als auch Casablanca haben ihre Spuren auf der Rückseite des Umschlages hinterlassen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3710/cls370-8.jpg +
http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3710/cls370-7.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af37/af37-4.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af37/af37-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 27.12.2020 09:40:28 Gelesen: 123949# 231 @  
Post nach Deutschland aus der Tschechoslowakei ist eigentlich sehr viel vertreten. Besonders Destinationen zu großen Flughäfen gibt es reichlich, weswegen so manche Preisvorstellung auf verschiedenen Plattformen einem ernsthaften Sammler nur ein Schmunzeln hervorrufen. Spannender wird es bei Destinationen nach Deutschland, die abseits der großen Routen liegen, wie unser heutiger Brief.



Am 07.08.1934 wurde der Brief in Rosenthal I aufgegeben. Zu dieser Zeit gehörte der Ort zum Gerichtsbezirk Reichenberg, heute ist das ein Stadtteil von Reichenberg / Liberec. Per Einschreiben wurde der Brief auf dem Landweg nach Prag zum Flughafen gesandt, was der vorderseitige Empfangsstempel um 7 Uhr bestätigt. Danach erfolgte die Abfertigung zum Flug – siehe rückseitiger Stempel um 9 Uhr. Um 11.25 Uhr ging der Brief auf Reisen nach Halle/Leipzig mit der CSL, wo er um 13.00 Uhr ankam. Hier wurde er umgeladen auf eine regionale Verbindung der DLH nach Erfurt. Abflug 16.45 Uhr – Ankunft 17.25 Uhr. [1] Bestätigt wurde die Ankunft in Erfurt mit dem Stempel Mi.Nr. F 32)03. Auf dem Landweg ist der Brief dann nach Mühlhausen befördert worden, was auch der Ankunftsstempel um 23 – 24 Uhr bestätigt.

Das Porto könnte mit 5,50 Kc stimmen – 2,50 Kc für den Brief und 3 Kc für bis zu 60g Luftpost ab dem 05.06.1930. Dabei wurde aber übersehen, das in der Periode bis zum 28.02.1937 für Deutschland ein Sondertarif von 2 Kc für einen Brief galt.

Es ist davon auszugehen, das es ein Doppelbrief war (40 g). Luftpost also 2 Kc, normaler Brief 2 Kc und Zuschlag für den Doppelbrief noch einmal 1.20 Kc. Gesamtes Porto also 5,20 Kc und somit um 30 Heller über frankiert.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.01.2021 07:50:59 Gelesen: 123479# 232 @  
Der heutige Brief sollte eigentlich keinen Eingang in meine Sammlung finden, doch ein glücklicher Umstand verhalf ihm dazu. Ursprünglich von Südafrika nach England geschickt, musste er weitergeleitet werden in die Tschechoslowakei.



Am 20.08.1935 wurde unser Brief per Luftpost in Johannesburg aufgegeben. Frankiert wurde der Brief mit einer Mi.Nr. 87. Ich gehe davon aus, das für den am darauf folgenden Tag, Mittwoch den 21.08., die Zeit zu kurz war, um noch als Luftpost befördert zu werden. Somit ging er am 24.08.1935 auf die lange Reise, um am 02.09.1935 in London einzutreffen. Das stimmt dann auch mit den angebrachten Stempeln in Johannesburg und London überein. [1]

Dabei ging es quer über Afrika und Europa – konkret Johannesburg – Nairobi – Khartum – Kairo - Athen – Paris – London. [2]

Pech für den Brief, der Adressat war in London schon abgereist und zwar nach Brno. So wurde er vom Cumberland Hotel in London weiter geleitet in die Tschechoslowakei. Der Weiterflug sollte am 06.09.1935 erfolgt sein und zwar auf der Strecke London – Rotterdam – Essen – Halle/Leipzig – Prag. [3] [4]

Am 07.09.1935 um 7 Uhr wurde der Brief am Flughafen Prag abgefertigt. Von Prag ab 7 Uhr erreichte der Brief gegen 8 Uhr Brno. [5] Auch auf der Vorderseite wird die letzte Etappe durch den violetten Ankunftsstempel von Brno bestätigt.

Die Strecke London – Brno wurde durch die CLS bedient, während bis London die Imperial Airways den Brief beförderte.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw3501f/iaw351-5.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw35afr/iaw35f-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-1.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 10.01.2021 14:07:37 Gelesen: 122931# 233 @  
Unsere heutige Karte ist außergewöhnlich und wahrscheinlich ein Unikum. Sie wurde von einem Urlauber abgeschickt und sogar zweimal postalisch behandelt. Aber der Reihe nach.



Am 25.05.1931 gibt ein Urlauber eine Grußkarte nach Breslau auf, in der er sowohl sein Hotel benennt als auch seine gute Ankunft. Ordnungsgemäß wird die Karte nach Deutschland mit 1.50 Kc frankiert und am 26.05.1931 in Janske Lazne aufgegeben. Irgendjemandem fiel auf, das die Karte noch 1 Kc benötigte, um als Luftpost befördert werden zu können. Also wurde nach frankiert und am 28.05.1931 noch einmal gestempelt. So kam es dazu, das auf der gleichen Karte zwei verschiedene Stempeltypen abgeschlagen wurden.

Bei der Suche nach der Beförderung der Karte bin ich auf eine Besonderheit 1931 gestoßen. Die Strecke von Janske Lazne nach Breslau ist genauso lang wie nach Prag. Also wäre eine Beförderung auf dem Landweg nach Prag und von dort per Flugpost nach Breslau ein Schelmenstreich. Deshalb finden wir auch keinen Beförderungsstempel vom Prager Flughafen. Viel näher liegt der Flughafen Hirschberg (heute Jelenia Gora), nämlich etwa 40 km. Also auf dem Landweg nach Hirschberg und von dort mit dem Flugzeug nach Breslau. [1] Das eine Beförderung per Flugpost erfolgte, zeigt der Ankunftsstempel von Breslau.

Luftpostaufgabe Stempel von Hirschberg sind laut Michel Spezialkatalog nicht bekannt, im Gegensatz dazu Ankunftsstempel.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3105/dlh315-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.01.2021 09:34:53 Gelesen: 122401# 234 @  
Briefe aus Afrika in die Tschechoslowakei haben in der Regel zwei wesentliche Fluglinien, die diese befördern. Einmal die Air France und deren Vorgänger und zum zweiten die Imperial Airways. Geschuldet ist das der kolonialen Geschichte beider Staaten auf diesem Kontinent.



Unser heutiger Brief kommt aus Algerien und wurde in Oran am 09.08.1937 um 11.15 Uhr aufgegeben. Dabei ist es interessant, sich die Karte der Flugpostverbindungen der Air France für diese Region anzusehen. [1] Eine Möglichkeit ist die Beförderung auf einer Inland Strecke von Oran nach Algier und dann über Marseille nach Paris. [2]

Ich favorisiere aber die Verbindung direkt von Oran über Alicante, Barcelona, Toulouse nach Paris. [3] Dafür spricht auch ein fehlender Durchgangsstempel in Algier. Da der Brief die Air France bis Prag nicht verlässt, finden wir in Paris auch keinen Durchgangsstempel.

Trotzdem können wir bestimmen, das der Brief in Paris am 12.08.1937 um 6.25 Uhr abgeflogen ist, um gegen 11.40 Uhr in Prag einzutreffen. Das deckt sich dann auch mit dem vorderseitigen Ankunftsstempel von Prag um 12 Uhr. [4]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af37p/af37p-04.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af37p/af37p-06.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af37p/af37p-08.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af37p/af37p-06.jpg
 
Detlev0405 Am: 24.01.2021 09:30:37 Gelesen: 121895# 235 @  
Inlandsbriefe bereiten manchmal mehr Kopfschmerzen als die kompliziertesten Flugverbindungen aus aller Welt in die Tschechoslowakei. So geht es mir auch mit unserem heutigen Brief.



Der Brief wurde in Bratislava am 02.04.1938 aufgegeben und ging nach Prag. Leider ist der Stempel von Bratislava genau an der Stelle schwach abgeschlagen, wo die Uhrzeit steht. Ich gehe davon aus, das es 19 Uhr sein soll. Wichtig ist der violette Rahmenstempel von Bratislava, der eindeutig die Luftpostaufgabe bestätigt. [1]

Im Gegensatz zu dem Beleg im Beitrag [#83] haben wir hier auch einen Ankunftsstempel vom Prager Flughafen. Aber genau er ist es, der die Kopfschmerzen bereitet. Laut Flugplan 1938 gab es für den Brief nur eine Flugverbindung – ab Bratislava am 03.04. 06.50 Uhr und Ankunft in Prag um 08.50 Uhr mit Zwischenstation in Brno. [2] Von Prag nach Nove Mesto wurde der Brief auf dem Landweg befördert.

Ich gehe davon aus, das der Postbeamte am Prager Flughafen vergessen hatte, den Stempel eine Stunde vorzudatieren.

Gruß
Detlev

[1] Horka Seite 188 , RV 15
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
 
Detlev0405 Am: 31.01.2021 07:56:02 Gelesen: 121429# 236 @  
Kombinationen von Inland und Auslandsetappen bei einem Flug sind immer eine interessante Verbindung auch bei tschechoslowakischen Flügen.



Unser heutiger Brief wurde am 06.05.1932 in Brno aufgegeben und sollte nach Zürich gehen. Die Uhrzeit des Tagesstempels von Brno ist schwer zu entziffern, ich gehe von 8 Uhr aus. Damit konnte der Flug nach Prag um 10.45 Uhr starten, um in Prag gegen 12.10 Uhr anzukommen. [1] Auf der Rückseite befindet sich der Bestätigungsstempel vom Prager Flughafen.

Trotz des Leitvermerkes über Wien wurde der Brief am 07.05.1932 um 10 Uhr in Richtung München abgefertigt, wo er um 12.35 Uhr eintraf. Um 12.50 Uhr konnte es von München weiter gehen nach Zürich und traf dort um 14.40 Uhr ein. [2[ [3] Der Ankunftsstempel vom Flugplatz Zürich um 16 Uhr bestätigt die Destination des Fluges.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/i-or/ok32a.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3205/dlh325-1.jpg
[3] https://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3205/dlh325-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.02.2021 07:19:11 Gelesen: 120703# 237 @  
Unser heutiger Beitrag schließt unmittelbar an den Beitrag [#93] an und schließt den Bereich Schweden gleichzeitig ab. Es ist schon interessant, wie sich von 1930 bis 1938 die Verbindungen in die Tschechoslowakei entwickelt haben.



Der erste Brief wurde am 30.09.1930 in Göteborg abgeschickt. Das komplizierte an diesem Brief – der Stempel vom Flughafen Leipzig war in die Beförderungsroute unterzubringen. Und es gab keine Standardbeförderung. Um 12 – 1 Uhr aufgegeben, wurde der Brief mit dem neu eingerichteten Nachtflugverkehr um 20.05 Uhr abgeschickt und traf um 6 Uhr in Berlin ein. [1] Der Flug wurde durch die schwedische Luftfahrtgesellschaft AB Aerotransport durchgeführt. Der Flugplan von 1930 stand mir nicht zur Verfügung, so das ich die Flugverbindung an Hand von 1932 zeige.

Nun kommt es zu einem Unikum. Anstatt um 08.50 Uhr von Berlin nach Prag zu gehen und dort um 11.20 Uhr einzutreffen, landete der Brief im falschen Postsack. So geht es um 08.30 Uhr in Richtung Leipzig und von dort um 12.15 Uhr nach Prag, wo er dann um 14.30 Uhr eintraf. [2] Das deckt sich dann auch mit dem Ankunftsstempel um 17 Uhr in Prag. Der Durchgangsstempel von Leipzig auf der Destination Göteborg – Prag wird wohl eher selten anzutreffen sein.



Diese Karte kommt aus dem tiefsten Schweden im Nordwesten und wurde wohl auf dem Landweg nach Stockholm gebracht. Dort ging es auf dem Weg der Luftpost nach Berlin, was uns auch der rote Bestätigungsstempel vom Berliner Luftpostamt dokumentiert. Auf dem Landweg wird sie schlussendlich an den Bestimmungsort in die Tschechoslowakei gebracht. Die Karte dokumentiert einen der gängigen Transportwege für Post aus Schweden.



Unser letzter Brief von 1938 zeigt sehr deutlich die weitere Entwicklung der Luftfahrt innerhalb weniger Jahre an Hand der Verbindung zwischen Schweden und der Tschechoslowakei. Am 27.10.1938 in Stockholm aufgegeben, hatte der Brief die Möglichkeit sowohl am 28. als auch am 29.10. auf Reisen zu gehen. Abflug in Stockholm 09.25 Uhr und Ankunft in Berlin um 13.10 Uhr. Von hier aus ging es dann weiter um 14.50 Uhr, um in Prag um 16.50 Uhr einzutreffen. [3] Da der Ankunftsstempel in Prag am 30.10.1938 um 8 Uhr aufzeigt, gehe ich davon aus, das der Flug am 29.10. statt fand.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/ab1/ab3205/ab32-08.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3005/dlh305-3.jpg
[3] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh38b/dlh38-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 10.02.2021 08:03:35 Gelesen: 120240# 238 @  
@ Detlev0405 [#69]

Der tschechische Sammlerfreund Miloslav Stepanek hat sich die Mühe gemacht und die Bleistift Notiz auf der Vorderseite des Briefes im Beitrag [#69] zu entziffern und zu übersetzen. Sie lautet:

„Odesláno cestou obyèejnou, ježto letecký provoz via tuzemský let ??? v zimní dobì ????

Übersetzt heißt es: Verschickt auf gewöhnlichem Wege, da der Flugverkehr via Inlandsflug ??während der Winterzeit ??? (Am Schluss Namenskürzel)“

Ich bedanke mich bei Herrn Stepanek ausdrücklich, zumal diese Bemerkung Konsequenzen hat.

Wenn ich das nun richtig interpretiere, ist dort einer in philatelistischen Kreisen bekannter Persönlichkeit ein Zweifel aufgekommen, ob zu dieser Zeit am 24.12.1936 Luftpostbeförderungen vorgenommen wurden.

Ich habe zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Möglichkeit gehabt, auf die Flugpläne zuzugreifen. Die Möglichkeit hat mir Wolfgang Rotter erst später eröffnet.

Ja es ist diskussionswürdig diese Randnotiz. Ich will auch begründen warum. Es gibt tatsächlich zwei Fakten, die sich inhaltlich widersprechen. Zuerst das Standardwerk von Horka. Für ihn sind die Flüge zum 30.10. eingestellt worden. Obwohl wir es mit internationalen Trassen zu tun haben, sowohl über Ushgorod nach Moskau als auch nach Bukarest.

Weiterhin wären die Flugpläne der CSA/CLS zu beachten. Von 1936 liegt mir leider keiner vor. Also greife ich auf den am 04.04.1937 erschienen Flugplan zurück.

Ich denke es ist unstrittig, dass es sich hier um einen Bedarfsbrief handelt. Der 24.12. war ein Donnerstag. Die Linie nach Ushgorod wurde nach dem Flugplan am Dienstag, Donnerstag und Samstag bedient. Aufgegeben am Flughafen gegen 12 Uhr hatte der Brief die Möglichkeit, um 12.15 Uhr nach Ushgorod zu fliegen, wo er dann um 14.45 Uhr eintraf. [1]

Im Kopf des Flugplanes gibt es Einschränkungen des Flugplanes zeitlich gesehen bis zum 02.10. . [2]

Demgegenüber steht die Abfertigung des Briefes am Flughafen in Prag mit entsprechendem Stempel. Das hätte ja wohl mit dem Hinweis, dass der Flugverkehr eingestellt wurde, mit einem entsprechenden Vermerk der Post dem normalen Postweg zugeleitet werden müssen. Und das Label für Flugpost durchgestrichen. Zumindest erklärt das den fehlenden Stempel von Ushgorod.

Wie war der Brief dann über 750 km Entfernung innerhalb so kurzer Zeit zu den Feiertagen zustellbar ? Der Brief hatte genau 24 Stunden Zeit, am Zielort anzukommen.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 14.02.2021 12:39:03 Gelesen: 119732# 239 @  
Heute kann ich an den Beitrag [#232] anschließen und einen Brief vorstellen, der direkt von Südafrika in die Tschechoslowakei ging.



Am 01.06.1937 wurde der Brief in Johannesburg aufgegeben. Schön frankiert mit einem waagerechten Paar der Mi.Nr. 109/110 und einem beeindruckenden Einschreibstempel von Johannesburg – Rissikstr.

Der Tagesstempel von Johannesburg ist ebenfalls mit der Rissikstr. ausgewiesen und die Uhrzeit auf 12.45 Uhr angezeigt.

Mit der Imperial Airways ging der Brief am 02.06., einem Mittwoch, von Johannesburg um 6 Uhr auf die Reise. Am Donnerstag in der folgenden Woche traf der Brief in Athen ein. Es war der 08.06.1937, wie auf dem Ankunftsstempel aus Athen auf der Rückseite ausgewiesen. [1]

Da der Brief in Athen um 3 Uhr Morgens abgefertigt wurde, konnte er um 5.50 Uhr auf die Reise geschickt werden. Um 8.40 war er bereits in Sofia , in Belgrad um 9.30 Uhr und in Budapest 11.20 Uhr. Von hier aus ging es aber erst am nächsten Tag um 12.05 Uhr mit der CLS Verbindung von Budapest über Wien nach Prag weiter, wo der Brief um 18.35 Uhr eintraf. [2] Der Stempel der Auslandspost Stelle, der hier auch als Flugpostbestätigungsstempel fungiert, bestätigt das um 21 Uhr. Von hier aus wurde der Brief auf dem Landweg nach Prostejov zugestellt.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw36f/iaw36f-2.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 21.02.2021 06:16:31 Gelesen: 118985# 240 @  
Unser heutiger Beitrag schließt an den Beitrag [#193] an. Es ist Post aus Piestany, die auf dem Weg der Luftpost über Prag nach Straßburg gelaufen ist. Somit fand sich doch noch ein Brief, der direkt von Piestany per Luftpost verschickt wurde.



Am 15.08.1938 um 13 Uhr aufgegeben, erreichte der Brief die Maschine um 13.20 Uhr nach Prag, wo er um 14.40 Uhr eintraf. Bestätigt auf der Rückseite mit entsprechendem Stempel vom Prager Flughafen. [1] Weiter ging es erst am nächsten Tag um 13 Uhr von Prag. In Straßburg traf der Brief dann um 15.05 Uhr ein. Bestätigt wird das durch einen Stempel von Straßburg um 15.45 Uhr. [2]

Das interessanteste an dem Brief ist aber das Porto. Der Brief kostet 2,50 Kc, daran hat sich nichts geändert. Womit der Postbeamte nicht zurecht kam, war das Luftpost Porto. Seit dem 02.05.1933 galt ein Tarif von 1 Kc für die Luftpost nach Frankreich, somit wäre er richtig frankiert. Ab dem 16.05.1938 gab es nach Frankreich kein gesondertes Luftpost Porto. [3] Somit war der Brief um 1 Kc über frankiert.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
[3] Horka Tabelle 48 Seite 194
 
Detlev0405 Am: 28.02.2021 05:51:42 Gelesen: 118558# 241 @  
Auf meinen heutigen Beleg habe ich etwas neidisch geschaut. Nein nicht wegen der Destination, sondern wegen der Beförderungsgeschwindigkeit. Während ich bei meiner Post aus Deutschland 3 -5 Tage warte, hat diese Karte den Weg von Kutna Hora nach Algier in 48 Stunden geschafft.



Am 20.12.1937 In Kutna Hora aufgegeben, wurde die Karte auf dem Landweg nach Prag befördert. Hier wurde sie am Flughafen in Prag bearbeitet. Leider weist der Flughafenstempel keine Uhrzeit auf. Von hier aus ging es um 09.40 Uhr auf den Weg nach Marseille, wo die Karte um 15.20 Uhr eintraf. [1] [2] Auf der Strecke wurde sie mit der CLS befördert.

In Marseille angekommen, wurde umgeladen. Ab hier übernahm die Air France die weitere Beförderung. Am 22.12.1937 ging es um 07.45 Uhr ab Marseille und kam in Algier um 13.30 Uhr an. [3] Der Stempel von Algier um 15 Uhr bestätigt die Ankunft.

Die Karte ist Porto gerecht frankiert, für die Karte 1.50 Kc und die Luftpostbeförderung nach Algerien ab dem 01.06.1937 2 Kc.

Über das A zwischen den Stempeln bin ich mir nicht im Klaren, möglicher Weise ein Richtungsstempel am Flughafen Marseille für Algerien (Hypothese).

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3710/cls370-6.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3710/cls370-7.jpg
[3] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af37/af37-6.jpg
 
DERMZ Am: 28.02.2021 06:57:33 Gelesen: 118550# 242 @  
@ Detlev0405 [#241]

Guten Morgen Detlev,

wenn ich es mal sagen darf, einfach nur toll, was Du alles in diesem Thema zeigen kannst. Respekt!! Ich lese immer gerne mit.

Beste Grüße Olaf
 
Detlev0405 Am: 28.02.2021 14:56:01 Gelesen: 118506# 243 @  
@ DERMZ [#242]

Hallo Olaf,

danke für Deine Worte, eine kleine Anerkennung neben der Aufnahme dieses Threads in die Forschungsberichte der ARGE Tschechoslowakei. Ich schaue mir auch regelmäßig die Beiträge zu den Flugzeugtypen an, dort bekomme ich auch wertvolle Hinweise für mich.

Geste Grüße Detlev
 
Detlev0405 Am: 07.03.2021 07:02:02 Gelesen: 117976# 244 @  
Heute zur Abwechslung wieder einmal ein Erstflugbeleg. Es geht um die allseits wohl bekannteste der tschechoslowakischen Luftpoststrecken, die Strecke Berlin – Dresden – Prag – Wien von 1927. Wohl auch berüchtigt wegen der fehlerhaften Sonderkarten mit dem Erstflugtermin vom 07.03. anstatt dann dem 21.03.1927.



Am 21.03.1927 in Prag 1 gegen 10 Uhr auf geliefert, wurde die Karte gegen 12 Uhr dann am Flughafen Prag abgefertigt. Interessant der Abfertigungsstempel, er war nur zwei Jahre im Einsatz und ein Achteckstempel, während die folgenden viereckige Kastenstempel waren. [1] In Wien kam die Karte gegen 17 Uhr am Flughafen in die Abfertigung.

Die meisten Sammler kennen die Sonderkarten der CSA/CSL zu derartigen Flügen ( FFL genannt ). Bei dieser Etappe des Fluges wurden etwa 1.100 FFL befördert, aber nur etwa 400 normale Erstflugbelege im klassischen Sinn. Bei Horka findet das auch seinen Niederschlag, trotzdem wird in Plattformen oft für die FFL ein Preis aufgerufen, der jenseits von Gut und Böse ist. [2]

Gruß
Detlev

[1] Horka, Nummer R2, 157da, Seite 177
[2] Horka, Nummer 57c, Seite 98
 
Detlev0405 Am: 14.03.2021 06:29:44 Gelesen: 117528# 245 @  
Bei unserem heutigen Brief lohnt es sich, zuerst einmal den Absender zu betrachten. Es ist der im 18. Jahrhundert gegründete Zoo der Residenz der Familie von Schwarzenberg. Diese Familie spielte im 18. und 19.Jahrhundert eine herausragende Rolle in Europa, das Schloss am gleichen Ort in Hluboka ist eines der schönsten in Tschechien.



Am 05.02.1936 wurde der Brief in Hluboka an der Moldau aufgegeben und auf dem Landweg nach Prag gebracht. Am 06.02.1936 wurde er dort gegen 8 Uhr abgefertigt. Der vom Absender vorgegebene Leitweg per Luftpost war von vorn herein hinfällig, da wir noch Winterflugverkehr hatten. So bleibt für unseren Brief nur die DLH zum Transport, die CLS hielt noch Winterschlaf.

So konnte der Brief über Wien, Budapest, Belgrad, Sofia nach Athen befördert werden. [1]

Ein Aussage kräftiger Stempel von Athen ist vom 09.02.1936, einem Sonntag. Die beiden Stempel auf dem Siegel des griechischen Zolls sind nicht zu identifizieren. Außergewöhnlich ist schon das Anbringen eines solchen Siegel, wurden doch sonst vom Zoll die Belege nur gestempelt.

Der Brief hatte die Möglichkeit, am 11.02.1936 in Athen mit der Imperial Airways weiter befördert werden zu können. [2] Somit war der Brief am Freitag Abend den 14.02.1936 eingetroffen. Der Ankunftsstempel von Nairobi am 15.02.1936 bestätigt die Ankunft in Nairobi.

Ein handschriftlicher Vermerk auf der Vorderseite des Briefes unten links veranlasste die Weiterleitung des Briefes nach Isinia auf dem Landweg. Ein Stempelfragment ist oben links auf der Rückseite sichtbar. Angekommen am 18.02.1936.

Beim Porto stoßen wir wieder auf eine typische tschechische Unregelmäßigkeit. Das Briefporto betrug 2,50 Kc, die Einschreibgebühr ebenfalls 2,50 Kc. Ab dem 01.04.1931 das Luftpostporto nach Kenya 8 Kc. Verklebt wurden aber nur 7,50 Kc.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh36/dlh36-6.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw35afr/iaw35f-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 21.03.2021 10:03:50 Gelesen: 116840# 246 @  
Unser heutiger Brief wirft eine Menge Fragen auf, obwohl die Nähe zur Schweiz doch Parallelen aufzeigen sollte. Er kommt aus Liechtenstein. Der Postvertrag von 1920 und der Zollvertrag von 1923 sollte eigentlich bei der Abwicklung der liechtensteinischen Post von Vorteil sein.



Unser Brief wurde am 04.09.1937 in Schaan aufgegeben. Nachweislich des Stempels von Straßburg wurde der Brief offensichtlich über Basel nach Straßburg per Bahn befördert. Von hier aus ging es den normalen Luftpostweg mit der Air France nach Prag. Der Stempel der Auslandsabteilung am Prager Flughafen bestätigt die Ankunft. Die Zustellung nach Leitmeritz erfolge dann wieder auf dem Landweg.

Frankiert wurde der Brief mit den Satz Mi. Nr. 152 – 155.

Es tun sich aber bei der Beförderung Fragen auf. Wieso wurde der Brief nicht nach Zürich geschickt und dort mit der am 10.05. offenen Direktverbindung nach Prag weiter geleitet ? [1] Spielt die Dienstleistung „Nachnahme“ hierbei eine besondere Rolle ? Ich beobachte einen solchen Umweg zu dieser Zeit aber auch bei Post direkt aus Zürich. Das wird wohl nur ein Schweiz Spezialist beantworten können.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.03.2021 06:51:28 Gelesen: 116428# 247 @  
Unser heutiger Brief geht an einen beliebten Urlaubsort im heutigen Kroatien – Dubrovnik. Im damaligen Jugoslawien beheimatet.



Am 15.06.1938 gegen 14 Uhr am Prager Flughafen aufgegeben, wurde er mit der CLS um 16.45 Uhr über Wien nach Budapest auf Reisen geschickt, wo er 19.05 Uhr eintraf. Hier konnte der Brief am 16.06.1938 mit der DLH ab 11.05 Uhr nach Belgrad befördert werden, wo er um 12.40 Uhr eintraf. [1] Die weitere Beförderung erfolgte wahrscheinlich mit der Aeroput – der ältesten jugoslawischen Airline von 1927. Ein Flugplan liegt mir leider nicht vor von 1938. Nach Hercegnovi ( im heutigen Montenegro ), etwa 35 km südöstlich von Dubrovnik, wurde der Brief auf dem Langweg befördert, wo er am 17.06.1938 eintraf.

Auffallend auf der Rückseite des Briefes die 3 Zensurstempel als Zeugnis der unruhigen Zeit. Das Porto stimmt nicht, der Brief kostete 2,50 Kc und ab dem 11.04.1938 wurde keine Luftpostgebühr erhoben.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
 
Detlev0405 Am: 04.04.2021 06:29:55 Gelesen: 115833# 248 @  
Meine heutige Karte soll für interessierte Sammler dieses Gebietes wieder eine eindringliche Mahnung sein. Nicht nur auf Äußerlichkeiten und einen berühmten Namen achten, sondern immer die Details untersuchen. Damit eine ausdrückliche Bestätigung der Grundprinzipien für Luftpostbelege aus dem Beitrag [#24] von Wolfgang = „saintex“.



Es handelt sich heute um eine Karte, die von Marienbad nach Bratislava am 05.07.1927 mit Luftpost befördert sein soll.

Zu den Fakten, die für eine Luftpostkarte sprechen. Ordnungsgemäß frankiert mit einer Luftpostmarke der 2. Serie und dem hervorgehobenen Vermerk „Jen leteckou postou!“ - nur mit Luftpost. Tatsache ist auch, das die Verbindung Marienbad – Prag bereits seit dem Jahre 1925 von der Aero beflogen wurde, ab dem 04.07.1927 von der CSA. [1] Die Strecke Prag – Bratislava seit dem Jahr 1923 und ab dem 15.03.1927. Somit ist eine gewisse Logik für einen Flugpostbeleg gegeben.[2] Die Aufgabe beim Postamt in Marienbad 1 entspricht auch den bisherigen Kenntnissen für Luftpostbelege aus diesem Ort. [3]

Das Porto für die Karte ist mit 5 Heller über frankiert. Es galt der Sondertarif von 60 Heller von Marienbad nach Bratislava seit dem 01.06.1925. [6]

Nun folgen aber die Ungereimtheiten zu dieser Karte. Von Marienbad nach Bratislava gab es zu der Zeit keine durchgehende Verbindung. Die Post musste zwangsläufig in Prag umgeladen werden und sollte dort üblicher Weise einen Flugpoststempel erhalten. Einen gesonderten Bestätigungsstempel vom Flughafen Bratislava kann man erst ab dem 01.08.1927 erwarten. Der auf der Nachporto Marke für die Postlagergebühr abgeschlagene Stempel von Bratislava ist nicht aussagekräftig, weil er nicht zeitnah bei Ankunft der Karte abgeschlagen wurde – 07.07.1927. Somit auch nicht als Ankunftstempel im klassischen Sinne zu betrachten.

Das Kardinalproblem für mich stellt der Ortsstempel von Marienbad 1 dar. Sowohl die Stempel des Typs M 44 aus der Zeit ab 1920 mit C.S.P. , als auch die Stempel des Typs M 47 aus der Zeit ab 1924 weisen die gleiche Abweichung vom gezeigten Stempel auf - „ * Marienbad 1 * „ , also Sternchen zwischen der tschechischen und deutschen Ortsbezeichnung. Diese Sternchen fehlen bei beiden Stempelabschlägen. [4] Einen Stempel ohne Sternchen gibt es nur im Zeitraum von 1918 – 1920. Da fehlt aber auch die tschechische Bezeichnung des Ortes und es gibt keinen Kennbuchstaben 3c . [5]

Somit ist diese Karte nach den Kriterien von Wolfgang keine sammelwürdige Luftpostkarte.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 68, Tabelle 18
[2] Horka, Seite 64, Tabelle 17
[3] Horka, Seite 68 1.Absatz
[4] Monografie der tschechoslowakischen Briefmarken, Band 17, Teil I, Seite 362 f.
[5] Monografie der tschechoslowakischen Briefmarken, Band 16, Teil I, Seite 312 f.
[6] Horka, Seite 192, Tabelle 47
 
Detlev0405 Am: 07.04.2021 08:47:29 Gelesen: 115462# 249 @  
Ich möchte heute meinen Beitrag [#248] mit einem weiteren Stempelabschlag von Marienbad 1 Kennbuchstabe 3c ergänzen. Da ich nicht im Besitz des Originals bin, veröffentliche ich hier nur den Abschlag auf den Briefmarken.



Es handelt sich wieder um einen angeblichen Luftpostbrief - befördert auf der Strecke Marienbad - Prag. Auch dieser Brief hat keinen Bestätigungstempel vom Prager Flughafen, lediglich vom Telegrafenamt in Prag. Viel wichtiger ist, das auch hier die Sternchen zwischen der tschechischen und deutschen Ortsbezeichnung fehlen.

Hinzu kommt die Tatsache, das im vorhergehenden Beitrag die Ortsangabe in römischen Ziffern erfolgt, bei jetzigen Stempel in arabischen Ziffern. Und beide Stempeldaten liegen nur einen Tag auseinander.

Ob das Postamt früh um 4 Uhr tätig war, darf bezweifelt werden. Aber vielleicht kann ein Spezialist für die tschechische Post besser darüber Auskunft geben.

Ich persönlich empfehle dringend, bei Stempeln von Marienbad die Augen offen zu halten und nur gemäß der Monografie der tschechoslowakischen Briefmarken mit den Sternchen in eine Sammlung aufzunehmen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 11.04.2021 08:02:32 Gelesen: 114812# 250 @  
Der heutige Brief schließt an den Beitrag [#234] an und belegt eine andere Flugstrecke von Briefen aus Algerien in die Tschechoslowakei.



Am 09.06.1938 in Algier aufgegeben, konnte er um 06.30 Uhr mit dem Flugzeug Richtung Paris über Marseille abfliegen. Dort traf er um 16.40 Uhr ein. [1] Der Stempel vom Flughafen in Paris um 8 Uhr Morgens würde diese Beförderung anzeigen. Warum auch immer, der Brief kam nicht mit der 8 Uhr Maschine nach Prag mit. So wurde er mit der 15 Uhr Maschine nach Prag gesandt, wo er um 19 Uhr eintraf. [2] Der Empfangsstempel vom Prager Flughafen bestätigt das.

„Da der Brief die Air France bis Prag nicht verlässt, finden wir in Paris auch keinen Durchgangsstempel.“

Diese Aussage im Beitrag [#234] ist zu pauschal. Es gibt sowohl die eine als auch die andere Möglichkeit, wie hier nun ersichtlich wurde.

Der Brief schließt auch an vorhergehende Beiträge zum damaligen Weltkonzern Bata an, von dessen Vertretung in Algier dieser Brief abgeschickt wurde.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3803/af383-15.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3803/af383-12.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.04.2021 05:21:45 Gelesen: 114113# 251 @  
Wer bei der heutigen Karte sagt, sie komme ihm bekannt vor, der liegt nicht ganz falsch. Es handelt sich wieder um eine Karte von Jan Juzek, dem wir bereits im Beitrag [#175] bei der Karte nach Japan begegnet sind.



Heute handelt es sich um eine Karte von Prag nach Warschau auf dem Luftpostweg und wieder an einen Konsul der Botschaft. Herr Juzek hat bei der Aufgabe der Karte dafür gesorgt, das er beide Stempel des Flughafens auf seine Karte bekam, beide um 8 Uhr gestempelt. Somit konnte die Karte um 08.30 Uhr mit dem Flieger auf Reisen gehen und traf um 12.30 Uhr in Warschau ein. [1]



Der rote Kastenstempel unter der 100 Heller Marke ist der postalische Bestätigungsstempel für die Luftpostbeförderung in Warschau.

Beim Porto gibt es eine Besonderheit. Bis 28.02.1937 war das Kartenporto 1,50 Kc. Für das Einschreiben war eine Gebühr von 2,50 Kc zu entrichten. Die Luftpostgebühr bis zum 31.03. betrug nach Warschau 0,15 Kc, ab dem 01.04.1927 aber 0,50 Kc. Somit war die Gesamtgebühr 4,50 Kc zu entrichten. Verklebt waren aber nur 4,20 Kc. So kam es zum Nachporto auf polnischer Seite in Höhe von 14 Groszy (rechts unten).



Die große Besonderheit der Karte liegt aber an einer anderen Stelle. Sieht man sich das Datum der Abfertigung an und wirft dann einen Blick in den Horka, stellt man fest, das es sich um den Eröffnungsflug für das Jahr 1927 auf der Strecke von Prag nach Warschau handelt. [2] Und somit wird die Karte zu einem begehrten Sammlerobjekt für tschechische Luftpostsammler.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/cidna27a.htm
[2] Horka, Seite 77, Tabelle 23
 
rudi63 Am: 18.04.2021 10:11:23 Gelesen: 114087# 252 @  
@ Detlev0405 [#251]

Die Karte ist portogerecht, nach Polen galt das ermäßigte Auslandsporto Kc 1,20.

Gruß
Rudi
 
Detlev0405 Am: 18.04.2021 13:13:35 Gelesen: 114073# 253 @  
@ rudi63 [#252]

Hallo Rudi,

ich danke Dir für die berechtigte Korrektur.

Für die, die selber nachschauen möchten im Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Briefmarken und Ganzsachen, Prag 1988, Seite 536 Tabelle 6.3.21. und Seite 537 Erläuterungen unter Buchstabe b).

Damit bleibt natürlich die Frage offen, welche Bedeutung die handschriftliche rote 14 auf der Karte zu bedeuten hat.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 25.04.2021 05:40:05 Gelesen: 113505# 254 @  
Der heutige Beleg schließt an den Beitrag [#154] an und zeigt einen Brief in der Gegenrichtung Prag – Wien. Während die österreichische Post bei bevorzugter Beförderung per Bahn gegenüber der Luftpost oft einen amtlichen Vermerk auf den Brief aufbrachte, muss man bei Briefen aus der Tschechoslowakei schon genauer hinsehen.



Am 01.11.1934 in Prag 55 um 13 Uhr aufgegeben, sollte der Brief sehr schnell nach Wien befördert werden. Eilpost, Einschreiben und Luftpost – alles was möglich war. Und nein, die Frankatur war keine rein philatelistische sondern entsprach den geltenden Portosätzen bis zum 28.02.1937 . Für Eilpost 5 Kc, Einschreiben 2,50 Kc und der Sondertarif für Österreich von 2 Kc. [1]

Die Luftpostbeförderung kostete 1 Kc. Also gesamtes Porto 10,50 Kc. [2]

Und warum nun trotzdem keine Luftpostbeförderung ? Auf den ersten Blick fällt die CLS Verbindung um 17 Uhr ab Prag auf, Ankunft Wien 18.30 Uhr. [3] Der zweite Blick sollte sich dann aber auf die Gültigkeit des Flugplanes konzentrieren – vom 01.05. - 31.08.1934. Bleibt der Flug am nächsten Tag um 11.40 Uhr ab Prag, um dann gegen 13 Uhr in Wien einzutreffen. Die tschechischen Postbeamten entschieden sich für die Beförderung per Bahn und so war der Brief bereits am 02.11.1934 um 7 Uhr im Telegrafenamt Wien aufgelaufen. Die Zeitersparnis betrug somit einen halben Tag.

Gruß
Detlev

[1] Horka Seite 192, Tabelle 46
[2] Horka Seite 197, Tabelle 48
[3] https://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 02.05.2021 06:36:55 Gelesen: 112798# 255 @  
Preisfrage – wie passen ein Tagestempel von Komotau, ein Luftpoststempel von Essen und auf der Briefrückseite ein Tagesstempel von Plauen zusammen auf einem Luftpostbrief von 1930 ? Meine erste Reaktion – gar nicht. Da aber eine Logik vorhanden sein musste, holte ich die Karte heraus. Und das führte Stück für Stück zu einem Ergebnis.



Am 25.07.1930 wurde gegen Mittag unser Brief in Komotau/Chomutov aufgegeben. Für die Postbeamten stand wohl von vornherein fest, eine weitere Beförderung erfolgt direkt über Deutschland und nicht über Prag. Naheliegend wäre eigentlich Chemnitz gewesen, etwa 40 km entfernt. Auf geliefert wurde der Brief aber nach Plauen, etwa 90km entfernt. So wurde der Brief in Plauen am 26.07.1930 gegen Mittag bearbeitet, wie der Stempel auf der Rückseite beweist.

Eine kluge Entscheidung der Postbeamten in Chomutov. In Plauen ging der Flug um 11.55 Uhr ab, um über Rudolstadt nach Erfurt zu gelangen – Ankunft 13 Uhr. Die Strecke wurde beflogen von der Nordbayerischen Verkehrsflug GmbH. [1] In Erfurt ging es 17.15 Uhr weiter über Dortmund nach Essen, wo der Brief um 19.40 Uhr eintraf am 26.07.1930 . [2] So konnte er dem Empfänger bereits zum Frühstück am 27.07. serviert werden.

Eine in dieser Form sehr seltene Destination eines Luftpostbriefes von der Tschechoslowakei nach Deutschland.

Gruß
Detlev

[1] https://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-4.jpg
[2] https://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3005/dlh305-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 09.05.2021 05:55:09 Gelesen: 112111# 256 @  
Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, um einmal den Unterschied zwischen einem normalen Erstflugbeleg und einer hier so genannten FFL (offizielle Flugpostkarte) zu zeigen. Im Beitrag [#195] ist der normale Beleg.



Und hier die FFL vom Erstflug Prag – Dresden am 21.03.1927. Es gibt diesen Vordruck auch mit dem Datum vom 07.03.1927. An diesem Tag war der Erstflug auf der Strecke Berlin – Prag – Wien ursprünglich geplant. Beim heutigen Flug auf der Etappe waren von 783 Belegen nur etwa 200 normale Erstflugbelege dabei.

Gravierendster Unterschied zwischen beiden Belegen ist die Bewertung 1 : 4 zu Gunsten des normalen Erstflugbeleges.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 16.05.2021 15:54:23 Gelesen: 111212# 257 @  
Im Beitrag [#127] habe ich bereits darauf hingewiesen, das Luftpost von Palästina nach Prag selten Bestätigungsstempel von Prag aufwiesen. Das Gleiche gilt auch für die Strecke von Prag nach Tel Aviv. Gerade in der Vorkriegszeit bis 1939 war sehr viel Post auf dieser Strecke unterwegs, aber nur selten findet man einen Bestätigungsstempel aus Palästina auf den Belegen.

Unser heutiger Brief wurde am 24.05.1938 in Zwittau aufgegeben und erreichte Prag am Flughafen auf dem Landweg gegen 23 Uhr am gleichen Tag.



Dieses Mal half nicht die LOT, um nach Tel Aviv zu kommen, die Wochentage der Flüge stimmten nicht mit Stempeln auf dem Brief überein. Mit der CLS ging es von Prag am 25.05. über Wien nach Budapest, wo der Brief um 19.20 Uhr eintraf. [1] Hier fand der Brief Anschluss an den Flug der KLM nach Fernost. Am 26.05. um 11.30 Uhr ab Budapest, traf er in Athen gegen 17 Uhr ein. Am 27.05. ging es dann von Athen über Alexandria nach Lydda – dem zuständigen Flughafen für Tel Aviv. Hier traf der Brief gegen 12.45 Uhr ein. [2]

Wenn auch nur fragmentarisch, reicht der Stempel von Tel Aviv so aus, um diesen Flug so zu bestätigen.

Das Porto ist korrekt – ab dem 01.03.1937 2,50 Kc für das Briefporto und ab dem 01.06.1937 1,50 Kc für die Luftpost.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl3803.htm
 
Detlev0405 Am: 23.05.2021 06:13:23 Gelesen: 110074# 258 @  
Man möge mir verzeihen, dass ich vom heutigen Brief in den höchsten Tönen schwärme. Es handelt sich um eine Destination von Kabul nach Brno aus dem Jahr 1935, auf den damals möglichen Etappen mit Luftpost befördert. Da diese Verbindung sehr selten ist und ich nicht über die notwendigen Kenntnisse und Literatur verfüge, musste ich wieder Wolfgang Rotter = saintex zu Rate ziehen. Dessen brillante Analyse des gesamten Transportweges möchte ich hier ungekürzt wiedergeben:



„1. Ausweislich des Aufgabestempels auf der Vorder- und Rückseite des Luftpostbriefes wurde dieser  am 01. Juli 1935 in Kabul aufgegeben.



2. Die nächste Station des Beförderungsweges wird durch den Transitstempel auf der Vorderseite unterhalb des Luftpostaufklebers dokumentiert. Zu diesem Stempel ist zunächst grundsätzlich zu sagen, dass die Tagesstempel der afghanischen Postämter im März 1932 vereinheitlicht wurden. Die neuen Tagesstempel hatten einen Durchmesser von 33 mm. Die Ortsangabe erfolgte im oberen Halbbogen in der Landessprache Dari und im unteren Halbbogen in Französisch. Das Stempeldatum wurde im Innenkreis im oberen Datumssteg nach dem islamischen Kalender und im unteren Datumssteg nach dem westlichen (gregorianischen) Kalender angegeben. Dieser Stempeltyp blieb bis 1937 in Gebrauch.[1]

Auch wenn ich mangels entsprechender Sprachkenntnisse die Ortsbezeichnung in Dari nicht lesen kann, lässt sich die Ortsangabe in französischer Sprache im unteren Halbbogen doch eindeutig als  TORKHAM entziffern. Dieser Transitstempel „passt“ auch geografisch zum weiteren Beförderungsweg Deines Luftpostbriefes, da es sich bei Torkham um die auf afghanischer Seite an der Straße von Kabul nach Peshawar in Brit. Indien gelegene Grenzstadt handelt. Leider sind die Datumsangaben im Stempel nicht zu lesen, das Stempeldatum müsste aber der 02. oder 03. Juli 1935 gewesen sein. Nach den Angaben bei Jack a.a.O.[1] erhielten ab 1925 alle Postsendungen von Kabul nach Peshawar und v.v. den Transitstempel von Torkham[2]. Die Annahme ist daher gerechtfertigt, dass Dein Luftpostbrief zunächst von Kabul über Torkham und  Landi Kotal (Transitstempel vom 04. Juli 1935) nach Peshawar befördert wurde. Die Beförderung erfolgte dabei von Kabul bis Landi Kotal auf der Straße, da 1935 auf afghanischer Seite weder eine Eisenbahn- noch eine Flugverbindung bestand[3][4]. Von Landi Kotal bis Peshawar bestand seit 1925 eine Eisenbahnverbindung[5].



3. Wie Du richtig festgestellt hast beweist alleine das Datum des Ankunftstempels von Athen (10. Juli 1935), dass der Brief auf der Strecke Indien – Europa mit Luftpost befördert wurde. Dies ergibt sich im Übrigen auch aus dem Text im Ankunftsstempel selber, der im unteren Halbbogen die Angabe enthält: АΦΙΞΙΣ  ΣΥΣΤΗΜ ΑΕΡΟΠΟΡΙΚΩΣ (= Ankunft mit dem Flugzeug). Bei diesem Ankunftstempel  soll es sich um einen besonderen Stempel gehandelt haben, der ab 28.06.1930 in Athen auf mit der Luftpost eingehenden eingeschriebenen Postsendungen angebracht wurde (Goddard Stempeltyp P 6)[6]. Ich vermute daher, dass auch die rote Umrahmung des afghanischen R-Vermerks bei der Ankunft in Athen angebracht wurde, um für die Weiterbeförderung nach Brünn darauf hinzuweisen, dass es sich um einen R-Brief handelt und dieser daher entsprechend den besonderen Bestimmungen für die Beförderung von R-Briefen zu behandeln ist.

4. Der Brief wurde vermutlich der Luftpostbeförderung in Karachi zugeleitet, das in den 1930er Jahren das Drehkreuz des Zivilluftverkehrs in Brit. Indien war und von allen Fluggesellschaften auf ihren Fernlinien nach Ostasien und Australien angeflogen wurde. Dabei gehe ich davon aus, dass die Beförderung von Peshawar nach Karachi auf dem Landwege erfolgte. Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts existierte eine durchgehende Eisenbahnverbindung zwischen Karachi und Peshawar und auch heute noch soll die Bahnstrecke Karachi – Peshawar die wichtigste Eisenbahnverbindung in Pakistan sein. Zwar besaß Peshawar seit 1927 einen Flugplatz, dieser scheint jedoch nur regionale Bedeutung gehabt zu haben. Angaben zu einer regelmäßigen Flugverbindung zwischen Peshawar und Karachi konnte ich für das Jahr 1935 in den mir zur Verfügung stehenden Quellen nicht finden. Davies a.a.O.[Fn. 4] berichtet über eine Flugverbindung zwischen Pehawar und Karachi erst für die Jahre 1947/1949.


5. Ein Vergleich der Stempeldaten auf Deinem Luftpostbrief mit den in der aerophilatelistischen Literatur veröffentlichten Flugdaten der auf der Indien-Strecke 1935 verkehrenden Fluggesellschaften Imperial Airways, Air France und K.L.M. ergibt, dass Dein Luftpostbrief – entsprechend dem vom Absender auf der Vorderseite angebrachten Leitvermerk „Via K.L.M.“ – mit dem 245. Flug der niederländischen Fluggesellschaft KLM auf der Strecke Batavia/Niederl. Indien – Amsterdam befördert wurde. Die Maschine der KLM, eine im Mai 1935 neu in Dienst gestellte Douglas DC 2 mit dem Taufnamen „Rietvink“ (PH-AKR) war in Batavia am 06.07.1935 gestartet und nach einer  Zwischenlandung in Karachi am 08.07.1935 in Athen am 10.07.1935 eingetroffen[7].


6. Abschließend noch einige Überlegungen zur Frankatur und der Frage, ob der Luftpostbrief portogerecht frankiert ist. Eine zusammenhängende Darstellung über die in Afghanistan geltenden Posttarife gibt es nach meiner Kenntnis bislang nicht. Bislang liegen – soweit mir bekannt – nur Versuche einzelner Autoren (z.B. Patterson, Proud, Jack) vor, die bis heute gewonnenen Erkenntnisse zu den afghanischen Portosätzen zusammenzustellen[8].

 Seit er Währungsreform 1925  ist der  Afghani (Afg.) die Währung von Afghanistan. 1 Afghani ist in 100 Pul geteilt[9]. Dein Luftpostbrief ist mit insgesamt 8 Werten aus der Dauerserie von 1934 frankiert. Die Nominale der 8 Werte addieren sich auf einen Gesamtbetrag in Höhe von 5 Afg 60 pul.

Nach den übereinstimmenden Angaben bei Patterson, Proud und Jack betrug im Zeitraum 1933-1935 das Porto für einen Auslandsbrief bis 20 Gramm 75 Pul und die R-Gebühr für einen Auslandsbrief  ebenfalls 75 Pul. Damit verbleibt für die Luftpostgebühr noch ein Teilbetrag von 4 Afg 10 pul. Wie sich dieser Betrag auf die üblichen Gewichtsstufen von 5 Gramm verteilt, kann ich allerdings auch nicht sagen. Proud[10] gibt für Luftpostsendungen aus Afghanistan nach Europa mit Luftpostbeförderung ab Indien im Zeitraum 1937-1944  folgende Luftpostzuschläge je 5 Gramm an:

(.4.37)-(.5.38) 1 Afg
(.5.39)-(5.40) 1 Afg 15p
(.7.41)-(1944) 1 Afg90p 

Hier ist also noch weitere Forschungsarbeit zu leisten.

Afghanistan ist als Herkunftsland nach meiner Ansicht eine seltene  „Destination“ und daher in einer Sammlung von CSR-Luftpost sicher ein „Schmankerl“, wenn man – wie Du - auch nach „Destinationen“ sammelt. Dies wird auch durch die Preise deutlich, die im Internet für derartige Luftpostbriefe gefordert und auf ebay offensichtlich auch bezahlt werden und die nach meiner Beobachtung  zwischen 100 und 200 Euro liegen. Dass der Luftpostbrief dabei keinen Ankunftstempel von Brünn trägt, würde mich in diesem Fall nicht stören. Meine Prämisse, dass in eine Luftpostsammlung grundsätzlich nur Luftpostbriefe aufgenommen werden sollten, bei denen  durch Transit- und Ankunftstempel bzw. Luftpostbestätigungsstempel belegt ist, dass der Luftpostbrief auch tatsächlich mit Luftpost befördert wurde, dient allein dem Zweck, solche „Luftpostbriefe“ zu eliminieren, die auf ihrem Beförderungsweg vom Aufgabe- zum Bestimmungsort ein Flugzeug nie von innen gesehen haben. In Deinem Fall ist die Luftpostbeförderung auf der Strecke Indien – Athen allein aufgrund der Stempeldaten nachgewiesen und wird darüber hinaus durch den kombinierten Ankunft-/Flugpostbestätigungsstempel von Athen belegt. Und selbstverständlich sind von diesem Grundsatz in begründeten Fällen Ausnahmen immer möglich, wie z.B. der Flugpostbrief Mauritius – C.S.R. in meiner Sammlung, den ich Dir kürzlich vorgestellt hatte, zeigt.“

Ich bedanke mich noch einmal bei Wolfgang ohne weiteren Kommentar meinerseits dazu.

Gruß
Detlev

Verwendete  Quellen

[1] Jack, Robert Afghanistan 1901 – 1933. A Specialised Catalogue 1. Aufl. 2011 o.O. Seite 91
[2] Jack a.a.O.[1] Seite 89
[3] Grantham, Andrew “Khyber Pass Railway”  http://www.andrewgrantham.co.uk/afghanistan/railways/khyber-pass-railway/
[4] Davies, R.E.G. Airlines of Asia since 1920, London 1997 Seite 84
[5]  https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Peschawar%E2%80%93Landi_Khana
[6] Goddard M.A. The Airposts of Greece 1912-1991, Hounslow 1992 Seiten 43-45
[7] Proud, Intercontinental Airmails Vol. 2 Asia and Australasia, Heathfield/GB 2009 Seite 712
[8] Proud a.a.O.[Fn.7] Seite 601, Jack a.a.o.[Fn.1] Seite 95
[9] Wikipedia
[10] Proud a.a.O.[Fn. 7 ] Seite 601
 
ChristianSperber Am: 23.05.2021 13:48:31 Gelesen: 110032# 259 @  
@ Detlev0405 [#258]

Detlev, vielen Dank für das Zeigen dieses hochinteressanten Beleges!
@Wolfgang, vielen Dank für die umfassenden Erläuterungen!

Ich kann dem nichts hinzufügen, außer dass ich mir einen Luftpostzuschlag von 4,10 Afg. auch nicht erklären kann. Aus 1935 habe ich verschiedene Belege in andere europäische Länder mit einem Luftpostzuschlag von 2,40 Afg (je 1/2 Unze oder 5 g ??), die aber wohl mit Imperial Airways befördert worden sind. Dass Dein Brief explizit mit KLM befördert werden sollte, halte ich auch für eine Besonderheit.

Zum Thema passend kann ich mit einem Luftposteinschreiben der 1. Gewichtstufe aus 1938 nach Prag dienen:



Aufgabestempel Kabul 19.11.1938
Durchgangsstempel Athen 25.11.11938
demnach Beförderung mit Imperial Aiways SW 44 (Corinna), ab Karachi 23.11., an Athen 25.11.
Vorderseitig ein Stempel der griechischen Devisenkontrolle
Ankunftstempel Prag vom 29.11. und 30.11.1938

Die Frankatur von 2,65 Afg ergibt sich wie folgt:
Brief 75 Pul
Einschreiben 75 Pul
Luftpostzuschlag 1,15 Afg
Dies bestätigt die oben zitierten Angaben von Proud.

An denselben Empfänger habe ich auch einen Brief der 5. Gewichtstufe aus dem Jabuar 1939.

Gruß
Christian

[1] Proud: Intercontinental Airmails Vol. II, S. 417 (Flugdaten) und S. 601 (Porto)
 
Detlev0405 Am: 24.05.2021 18:39:28 Gelesen: 109914# 260 @  
@ ChristianSperber [#259]

Hallo Christian,

vielen Dank für Deinen Beleg und seine Vorstellung. Damit haben wir auf einer schon sehr seltenen Destination aus Asien beide großen Luftfahrtgesellschaften aus der Zeit bis 1938 in die Tschechoslowakei - die KLM und die Imperials Airways - vertreten.

Der Prager Stempel vom 29.11.1938 von der Auslandsstelle am Prager Flughafen gegen 17 Uhr gibt mir die Gewissheit, das auch Dein Brief von Athen nach Prag auf dem Landweg befördert wurde.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 30.05.2021 06:47:04 Gelesen: 109421# 261 @  
Mein heutiger Brief besticht durch die Nachweise aller Etappen der Beförderung mit den notwendigen Stempeln und der Destination, auch wenn es nur Post nach Deutschland ist. Leider ist der Brief unten gelocht, was aber der Gesamtaussage der Beförderung keinen Abbruch tun sollte.



Aufgegeben wurde unser Brief in Bratislava am 02.10.1929 um 9 Uhr. Neben dem Tagesstempel sehen wir am Kopf des Briefes den Luftpostaufgabestempel von Bratislava ohne Rahmen, bis 1930 im Dienst. [1] Er wurde in 4 Farben genutzt. So konnte der Brief mit der CSA in Bratislava um 13.30 Uhr abgehen, um gegen 16 Uhr in Prag einzutreffen. [2]

Am nächsten Morgen, den 03.10.1929, wurde der Brief um 9 Uhr am Flughafen in Prag abgefertigt. Um 9 Uhr ging es von Prag mit der CIDNA nach Nürnberg und traf dort gegen 11.30 Uhr ein. [3] Der Empfangsstempel auf der Vorderseite bestätigt den Eingang. [4]

Der auf der Rückseite angebrachte Tagesstempel vom Nürnberger Flughafen verweist darauf, das es keine direkte Verbindung zwischen Nürnberg und Stuttgart per Luftpost gab und der Brief per Bahn nach Stuttgart befördert wurde.

Das Porto wurde korrekt geklebt mit 6 Kc – 2,50 Kc für das Auslandsporto, 2,50 für Einschreiben und 1 Kc für die Luftpostgebühr ab dem 21.03.1927.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 188, RV14
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok2803/ok28-14.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna27a.htm
[4] Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 422, F 42)01
 
Detlev0405 Am: 06.06.2021 06:20:37 Gelesen: 108755# 262 @  
Heute gibt es Post aus Afrika und der Hauptakteur ist die Imperial Airways als Fluggesellschaft für den Brieftransfer.



Der Brief wurde am 28.12.1935 in Khartoum aufgegeben, einem Sonnabend. Der Stempel ist ein Luftpoststempel aus Khartoum, wenn er vollständig abgeschlagen wird „Sudan – Air Mail“ und im unteren Halbbogen „Khartoum“. Der Mittelsteg weist das Datum aus.

Am Sonntag ging ein planmäßiger Flug der Imperial Airways um 05.45 Uhr aus Khartoum ab, um über Cairo nach Athen zu fliegen. Dort kam er am 31.12.1935 planmäßig gegen Mittag ein. Das beweist der uns sehr bekannte Bandstempel von Athen auf der Rückseite des Briefes in der bekannten schlechten Qualität. [1]

Von Athen ging der Brief auf dem Landweg nach Prag weiter. Frankiert wurde der Brief mit 2x Sudan Mi.Nr. 60A.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw35afr/iaw35f-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 13.06.2021 06:06:22 Gelesen: 108197# 263 @  
Ich möchte heute auf ein Problem aufmerksam machen, das den meisten wohl gar nicht so bewusst wird beim Betrachten tschechoslowakischer Inlandsbelege zur Luftpost. Dazu müssen wir uns die Bestimmungen zur Kennzeichnung von Luftpostbelegen in Erinnerung rufen – verkleben einer Luftpostmarke und eindeutige Kennzeichnung als Luftpost.



Unsere heutige Karte wurde per Luftpost auf der Strecke Prag – Brno befördert. Am 30.06.1927 um 8 Uhr auf dem Prager Flughafen aufgegeben. So konnte sie den Flug um 9 Uhr erreichen, um gegen 10.20 Uhr in Brno anzukommen. Das deckt sich mit dem Ankunftstempel in Brno am gleichen Tag um 12 Uhr. [1] Ordnungsgemäß wurde auch eine Luftpostmarke zu 50 Heller verklebt und der rote Luftpost Beförderungsstempel vom Prager Flughafen angebracht. [2]

Die Besonderheit dieser Karte liegt im Vermerk „Drucksache“ - Tiskopis. Vom 01.01.1922 bis zum 28.02.1937 galt für Drucksachen ein Tarif von 20 Heller / 50g. [3] Der Luftpost Tarif für das Inland betrug ab dem 01.06.1925 für Drucksachen 20 Heller. [4] Somit beträgt das korrekte Porto 40 Heller.

Wir haben aber keine Luftpostmarke zu 40 Heller. Somit musste bei Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen immer die 50 Heller Marke verwendet werden, gleichzeitig eine Überfrankatur vorgenommen werden. Somit gibt es richtig frankierte Drucksachen mit Luftpostbeförderung nur bei Verstoß gegen die rechtlichen Bestimmungen.

Zugegeben eine sehr seltene Konstellation und nicht oft vorkommend. Somit die Auflage einer 40 Heller Luftpostmarke in der 2.Emission nicht gerechtfertigt hat.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok2803/ok28-08.jpg
[2] Horka, Seite 183, RV2a
[3] Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Briefmarken und Ganzsachen, Prag 1988, Seite 534, Tabelle 6.3.12
[4] Horka, Seite 192, Tabelle 47
 
Detlev0405 Am: 20.06.2021 06:22:25 Gelesen: 107483# 264 @  
Unser heutiger Brief wirft viele Fragen auf – obwohl es doch nur um einen Luftpostbrief von Prag nach Wien geht. Die Strecke, die durch Belege wohl am umfangreichsten während der 1.Republik dokumentiert ist. Und doch – diese Strecke im Jahre 1922 wird weder durch Horka noch durch Mahr ausführlich dokumentiert. Dabei war diese Strecke für die CFRNA das Tor zum Balkan.



Unser Brief ist in Prag am Postamt 1 UB 4a aufgegeben worden. Dieser Stempel wurde an diesem Postamt von 1919 – 1926 verwendet. [1] In Wien wurde der Brief mit dem Flugpoststempel für seine Ankunft bestätigt.

Einen Flugplan der CFRNA aus dem Jahre 1922 gibt es offensichtlich in der Literatur nicht.

Zum Zeitpunkt meiner Veröffentlichung des Beitrages gibt es keine ausführlichen Beiträge zur Luftpost auf der Strecke Prag – Wien durch die CFRNA im Jahr 1922.

Bekannt ist, das die CFRNA die Strecke vom 01.05. - 13.08.22 ohne Luftpostbeförderung flog. [2] Am 14.08. war der erste Postflug nach Wien. [3] Während Horka das unter [3] als Einzelflug darstellt, ist Mahr der Meinung [2], das die Flüge bis zum 21.09. aktiv weiter geführt wurden. Das gleiche findet sich beim Erstflug nach Bukarest am 22.09.1922 . Erst beim Erstflug am 29.10.22 sind beide Quellen der gleichen Meinung – die Flüge wurden bis zum 15.11.22 fortgesetzt. Prag – Wien sind 46 Briefe befördert worden, für die anderen beiden Etappen lediglich nur je 2 Exemplare auf dem Erstflug. Stellt sich die Frage – wie viel Post wurde im täglichen Betrieb tatsächlich befördert. Auch in der französischen Literatur fand ich keine Auskunft zur Menge der beförderten Post.

Zum Porto ist zu sagen, das ich mich hier auch im Bereich der Spekulation befinde. Ab dem 01.01.1922 kostete ein Auslandsbrief 2,50 Kc. Der Luftpostzuschlag nach Wien ab dem 14.08.22 1 Kc je 20g . Frankiert ist der Brief mit 4 Kc anstelle von 3,50 Kc und somit als Sammlerbrief einzustufen, der die am 15.06. ausgegebene 2.Luftpostausgabe mit entsprechendem Brief auf den Weg bringen sollte.

Kann nun der berechtigte Einwand erfolgen, das der Brief unter frankiert ist. Ja und nein. Express kostete zu dieser Zeit allein 5 Kc. Somit fehlen also 4,50 Kc. Wir finden aber von der österreichischen Post keinen Nachporto Vermerk. Und das wohl aus gutem Grund. Zum Erstflug Prag – Wien gab es die Weisung, das die Post mit Express Aufkleber zu versehen ist, ohne ihn mit der entsprechenden Gebühr zu belasten. [4] Offensichtlich ignorierte die österreichische Post nun den Aufkleber, da keine spezielle Behandlung über das Telegrafenamt Wien erfolgte. Wir sind 6 Wochen nach dem Erstflug. (Arbeitshypothese)

Ich würde mich sehr freuen, wenn auch andere Sammler ihre Bedarfsbelege auf dieser Strecke im Jahr 1922 veröffentlichen würden und somit vielleicht mehr Informationen zu dieser wohl doch sehr vernachlässigten Etappe und Zeit zusammen kommen würden.

Gruß
Detlev

[1] Monografie tschechoslowakischer Briefmarken, Prag 1988, Band 17, Teil I, Seite 467 Nr. 1859
[2] Mahr, Seite 108, Tabelle 3. Flugtrasse
[3] Horka, Seite 75, Tabelle 22
[4] Mahr, Seite 104, Abbildung 122
 
Detlev0405 Am: 27.06.2021 06:05:46 Gelesen: 106838# 265 @  
Heute begeben wir uns wieder einmal nach Südamerika. Unsere heutige Post kommt aus Uruguay, konkret aus Montevideo. Der Brief wurde von Montevideo bis Prag ausschließlich mit französischen Luftfahrtgesellschaften befördert.



Als erstes fällt ein ausgefallener R – Zettel von Montevideo auf. Auf der einen Seite gezähnt, zeigt er auf der rechten Seite die deutlichen Spuren des Abrisses aus dem Aufbewahrungsständer für die Rolle der R – Zettel.

Als zweite Besonderheit der nachvollziehbare Stempel für die Berechnung des Portos. Somit war für jeden sichtbar, wie sich das Porto zusammen setzt, auch wenn ich es nicht interpretieren kann. Wenn ich das aber zusammen zähle, komme ich auf 166 Cents, verklebt an Briefmarken wurden aber nur 156 Cents. Die Blaue 15 wird wohl das Gewicht des Briefes angeben.

Aufgegeben wurde der Brief am 04.03.1932 in Montevideo. Mit der Compagnie Generale Aeropostale (einem Vorläufer der Air France) ging der Brief auf große Reise nach Marseille. Leider verfüge ich von 1932 nicht über den Flugplan, so dass ich hier die Route aus dem Flugplan von 1928 darstelle. [1] Warum der Brief nicht zum Endpunkt der Strecke nach Paris befördert wurde, vermag ich nicht zu erklären. Der Stempel vom Flughafen Straßburg weist aber darauf hin, das Marseille der Endpunkt der Südamerika Reise war und von dort nach Straßburg transportiert wurde.

Mit der CIDNA ging es von Straßburg nach Prag und von dort auf dem Landweg nach Ceska Kamenice. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/aerop/aerop-5.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna/cid3204x/cid32x-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 04.07.2021 06:29:42 Gelesen: 106199# 266 @  
Wer nach der Öffnung der Grenzen im Jahre 1990 in die damalige CSSR gereist war, dem fielen viele LKW´s mittlerer und großer Tonnage auf, meist blau gehalten und wahre Bremsklötze im Straßenverkehr. Es waren LKW´s vom Typ „Avia“ - der Firma, die in der ersten Republik Marktführer bei der Bereitstellung von Flugzeug Zubehör war und auch Flugzeuge produzierte.



Unser heutiger Brief ist ein Firmenbrief von „Avia a.s.“ . Auch wenn es ein Fenster Brief ist und somit der direkte Adressat ein Geheimnis bleibt, erzählt er uns genug. In Prag 55 am 29.01.1936 um 19 Uhr aufgegeben, wird er am Flughafen Prag um 21 Uhr abgefertigt. Der Ankunftsstempel von Boulogne-Billancourt, einem südwestlichen Vorort von Paris, bestätigt die Luftpostbeförderung zwischen Prag und Paris. Ich gehe davon aus, das der Brief am 30.01. um 14.05 Uhr von Prag abflog in Richtung Nürnberg, Ankunft 15.30 Uhr. Hier ging es weiter um 15.40 Uhr über Straßburg (17 Uhr) nach Paris. Dort kam dann der Brief um 19.15 Uhr an. [1] Boulogne-Billancourt war unter anderem der Firmensitz von „Farman“ in Frankreich.

In der ersten Republik firmierte die Firma „Avia a.s.“ als reiner Flugzeugproduzent. [2]

Der Brief ist Porto gerecht frankiert – 2.50 Kc Briefporto und 1 Kc für das Luftpost Porto.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Avia_(Flugzeughersteller)
 
Detlev0405 Am: 11.07.2021 06:59:46 Gelesen: 105687# 267 @  
Sie gehört mit zu den ältesten Strecken der CFRNA/CIDNA und nimmt eine Schlüsselposition für die Fluggesellschaft ein. Die Streckenverbindung in die Türkei erschließt ihr den Balkan. Am 29.10.1922 fand der Erstflug nach Istanbul von Prag aus statt – bitte nicht nach Belegen zu dem Flug suchen, es existieren nur 2 Stück.



Im Beitrag [#171] habe ich einen Beleg aus der Türkei gezeigt, heute kann ich einen Beleg in die Türkei zeigen. Unser Brief geht von Prag nach Istanbul.

Am 04.10.1929 am Prager Flughafen um 14 Uhr aufgegeben. Von der CIDNA habe ich leider nur einen Flugplan von 1927 [1] zur Verfügung. Aber die Deutsche Lufthansa war so nett, die Strecke der CIDNA in ihrem Streckenplan mit aufzunehmen unter der Nummer 462. So ging der Brief am 04.10. um 14.10 Uhr in Richtung Wien ab, um dort gegen 15.55 Uhr anzukommen. Am 05.10. ging es von Wien um 6.15 Uhr weiter, um über Budapest, Belgrad und Bukarest gegen 18.10 Uhr in Konstantinopel anzukommen. [2] Der Ankunftsstempel von Istanbul auf der Rückseite bestätigt die Beförderung.

Beim Porto gibt es ein kleines Problem. Ein Brief kostet 2,50 Kc und das Flugpostporto ab 01.04.1927 2 Kc in die Türkei. Der Brief ist also 50 Heller unter frankiert. Ab dem 13.04.1922 galt nach Bukarest ein verringertes Porto von 2 Kc. Vielleicht lag hier eine Verwechslung vor.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna27a.htm
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.07.2021 06:36:34 Gelesen: 105098# 268 @  
Bereits in der 1.Republik gab es auch ausländische Interessenten an der Luftpost der Tschechoslowakei und das besonders aus Österreich. So kommt es dazu, das auch der österreichische Flugpostsammlerverein sich um Erstflugbelege bemühte.



Unser heutiger Beleg ist vom Erstflug Piestany – Zlin von der Strecke Brno – Zlin – Piestany. Peinlich gegenüber dem österreichischen Verein, der Flug wurde vom 01.05.1937 auf den 03.05. verlegt.

Es wurden die Einheitsstempel von Piestany und Zlin abgeschlagen und somit sollte der Flug dokumentiert werden. [1]

Einen weiteren Stempel vom 03.05.1937 gibt es weder von Piestany noch von Zlin. Bei abgehender Post von Brno zum Erstflug gibt es für geflogene Belege den Zusatzstempel in Kastenform von Brno 2, obwohl auch hier der Stempel vom 01.05.1937 verwendet wurde. [2]

Bei unserer Karte können wir davon ausgehen, das es sich um eine ausschließliche Gefälligkeit handelt. Bestärkt wird diese Aussage durch den Fakt, das die Post um 7 Uhr abging und um 6 Uhr bereits in Zlin war.

Gruß
Detlev

[1] vergleiche Horka Seite 144, Nr. 120
[2] vergleiche Horka Seite 144, Abbildung 126
 
Detlev0405 Am: 24.07.2021 17:42:15 Gelesen: 104450# 269 @  
Unser heutiger Beleg ist kein kompletter Brief, sondern nur eine Briefvorderseite. Da er aus der frühen Periode der tschechoslowakischen Luftpost stammt, hat er für meine Zwecke genügend Aussagekraft.



Es geht um einen Brief von Prag über Straßburg nach Colmar in Frankreich. Er ging per Flugpost und war ein Einschreiben. Das Porto war wie folgt zu der Zeit – 2,50 Kc jeweils für das Briefporto und Einschreiben seit dem 01.01.1922 und 1 Kc für das Luftpost Porto. Das galt ab dem 01.06.1923 und ganze 9 Monate bis Ende Februar 1924. Viel interessanter, der Brief wurde am Erst Tag dieser neuen Porto Periode gestempelt.

Was mich aber veranlasst, diese Vorderseite zu zeigen, ist die Dienstleistung Einschreiben. Frankreich und die Tschechoslowakei waren Mitglieder der UPU. Sie waren somit auch verbunden durch den Weltpostvertrag vom 26.05.1906. In den Artikeln 6 und 8 wird die Bearbeitung von Einschreiben prinzipiell geregelt, in zwischenstaatlichen Verträgen zwischen den Staaten erweitert. [1]



Unser Brief weist einen ordnungsgemäßen Ankunftsstempel vom Postamt in Colmar auf. Und das als Nachweis für das Einschreiben. Es zirkulieren aber viele Einschreiben aus der Zeit von 1922 – 1924 besonders nach Frankreich, die keinerlei Ankunftsstempel haben. Während man bei einem normalen Luftpostbrief (die auch mit Stempel am Ankunftsflughafen bestätigt wurden) noch von einem Durchrutscher reden kann, ist ein Einschreiben ohne Ankunftsstempel mit Preisen von bis zu 1.000 € aktuell einfach nur ein no go. Hier sollte von jedem Interessenten äußerste Vorsicht angebracht sein, zumindest eine Prüfung veranlasst werden.

Gruß
Detlev

[1] Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1907, Nr.41, Seite 593 - 635
 
Detlev0405 Am: 31.07.2021 17:10:35 Gelesen: 103850# 270 @  
Heute ist Post unterwegs nach dem Iran, eine ziemlich seltene Destination. Adressat ist in Teheran die iranische Gesellschaft der Skoda Werke.



Am 17.06.1937 gegen 12 Uhr wurde der Brief in Plzen aufgegeben. Am gleichen Tag gegen 18 Uhr erfolgte die weitere Bearbeitung am Flughafen in Prag mit dem dementsprechenden Luftpost Stempel.

Nun beginnt das Suchen, weil keine Transitstempel weiter angebracht wurden. Am 18.06. ging der Brief um 12.05 Uhr über Wien ( 13.10 ) nach Budapest – Ankunft am Freitag gegen 14.25 Uhr. [1]

Hier wartete der Brief bis zum Samstag, den 19.06.1937 auf den Anschluss mit dem Flug der KLM in Richtung Ostindien. Um 11.30 Uhr ging der Flug in Richtung Bagdad los, um dort am Sonntag den 20.06.1937 gegen 17.30 Uhr anzukommen. [2] Am Montag, den 21.06. wird die Ankunft auch in Bagdad durch einen Stempel bestätigt.

Von hier aus ging es auf dem Landweg nach Teheran, um dort am 26.06.1937 anzukommen. Inwiefern hier spezielle bilaterale Postverbindungen existierten wie die Overland Mail zwischen Bagdad und Haifa, entzieht sich meiner Kenntnis.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl37b/kl37b-04.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.08.2021 18:36:16 Gelesen: 103279# 271 @  
Heute bekommen wir Post aus Mittelamerika, genauer aus San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador. Auffallend die Gestaltungsmöglichkeiten durch die Post in El Salvador.



Am 20.06.1933 wurde der Brief nach Prag aufgegeben, wo er 12 Tage später eintraf. Im Gegensatz zu Südamerika Briefen, die meist über Natal den Weg über den Ozean antraten, ist bei Ländern aus Mittelamerika eher der Weg über New York zu erwarten. So auch in unserem Fall.

Der 20.06. war ein Dienstag und so hatte der Brief Anschluss an den Flug der Pan American Airways von San Salvador nach Bronsville am 21.03. einem Mittwoch. [1] Dort kam der Brief am Donnerstag früh um 9 Uhr an.

Von Bronsville geht es weiter nach Dallas und von dort aus entweder nach Columbus und weiter per Bahn nach New York oder nach Cleveland, Zwei Möglichkeiten per American Airways. [2] Am 23.06.1933 kam der Brief in New York an.

Von hier aus ging es per Schiff nach Frankreich. Da die Verschiffung und Überfahrt etwa 5-6 Tage beanspruchte, gehe ich davon aus, das der Brief am 30.06. oder 01.07. von Paris aus per Luftpost nach Prag weiter geleitet wurde.

Der Ankunftsstempel von Prag am 02.07.1933 bestätigt meine Annahme. Somit fungierte der Stempel der Auslandsabteilung wieder einmal als Ankunftsstempel für Luftpost.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/pa/pa33/pa33-4.jpg Tabelle 9
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/aa/aa3212/aa3212-2.jpg siehe Karte
 
Detlev0405 Am: 15.08.2021 08:13:45 Gelesen: 102731# 272 @  
Heute haben wir wieder einen Brief aus Rio de Janeiro, eigentlich in den 30er Jahren nichts besonderes mehr. Meist gingen diese Briefe nach Europa über Natal, nur dieser nicht.



Unser heutiger Brief ging von Rio de Janeiro über New York nach Bratislava. Als der Brief am 04.08.1931 aufgegeben wurde, war gerade das Flugboot der Deutschen Lufthansa, die DOX in Rio. [1]

Und so kam es, das unser Brief auf eine Reise nach New York ging mit der legendären DOX – siehe Sonderstempel der DOX. Nein, eine Zeitersparnis war das nicht, denn der Brief kam in New York erst am 27.08.1931 an. Auf der Rückseite ist ein entsprechender Ankunftsstempel von New York angebracht. [2] [3]
Ab New York wurde der Brief dann per Schiffspost nach Europa befördert. Gut 5 - 6 Tage 1931 für die Überfahrt kalkuliere ich. Aber wann ein Schiff in New York abging, kann ich nicht bestimmen. Kommt das Schiff in Cherbourg oder Marseille an? Aber spätestens am 03.09.1931 war der Brief in Frankreich.

Der Brief erreicht Prag 7 ( Flughafen Standort ) am 09.09.1931. Es ist aber kein typischer Luftpost Bestätigungsstempel abgeschlagen worden. Es sind also 6 Tage Differenz zwischen Frankreich ( egal wo er ankam ) und Prag. Ich gehe davon aus, dass der Brief nach New York kein Flugzeug mehr von innen gesehen hat. Auch nicht auf der Strecke Prag - Bratislava.

Trotzdem ist dieser Brief mit der Destination DOX und Bratislava sehr selten, da dieser Flug nur einmal statt fand.

Gruß
Detlev

[1] http://www.aerophilatelie.de/katalog/katcuts/ka10_04.htm
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Dornier_Do_X siehe Abschnitt Geschichte
[3] http://www.aerophilatelie.de/katalog/katcuts/ka10_06.htm
 
Detlev0405 Am: 21.08.2021 15:10:28 Gelesen: 102103# 273 @  
Post aus Indien ist immer spannend, vor allem was die Mitte der 30er Jahre betrifft. Indien demonstriert seine Bestrebungen nach Unabhängigkeit auch durch das Etablieren eigener Luftfahrtgesellschaften im Inland Verkehr.



Unser heutiger Brief ging von Bombay nach Gablonz in der Tschechoslowakei. Am 23.09.1935 gegen 18.30 Uhr aufgegeben, konnte er am nächsten Tag mit der Tata Airlines um 10.30 Uhr auf Reisen gehen nach Karachi. Dort kam er gegen 18 Uhr an. Somit hatte er Anschluss an die internationalen Fluglinien. [1]

Der 24.09. war ein Dienstag und damit hat der Brief am 25.09.1931, einem Mittwoch, Anschluss an den Flug der Imperial Airways um 9 Uhr nach Europa. So kam der Brief am Samstag den 28.09.1931 um 14.40 Uhr in Athen an. Der Stempel auf der Rückseite von Athen bestätigt den 28.09. als Ankunftstag. [2]

Von Athen ging es auf dem Landweg nach Jablonec, dem Bestimmungsort.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/i-gj/il35sui.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw35aus/iaw35u-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.08.2021 15:05:02 Gelesen: 101577# 274 @  
Heute gibt es wieder Post für die Bata a.s. aus Zlin, aber für die Filiale in Cameroun – Afrika. Es ist eine der seltensten Destinationen, die ein tschechoslowakischer Brief bis 1939 zurückgelegt hat. Folgerichtig reichte weder mein Wissen noch meine Literatur aus, um die folgende Strecken Beschreibung zu erstellen. So entstand die Beschreibung in bewährter Zusammenarbeit mit Wolfgang Rotter = saintex, dem ich auf diesem Weg herzlich danke.



Abgestempelt wurde der Brief in Zlin am 06.03.1936 um 18 Uhr. So konnte er am nächsten Tag um 07.10 Uhr den Flieger von Piestany über Brno nach Prag – Ankunft 9 Uhr - erreichen. [1] Der Stempel vom Flughafen Prag am 07.03.38 um 9 Uhr bestätigt die Beförderung.

Nach Marseille nahm der Brief von Prag aus den Weg ab 14.05 Uhr, über Nürnberg an 15.30 Uhr und weiter um 15.45 Uhr nach Paris an 19.15 Uhr. Zu beachten ist, dass wir uns nicht im Sommerflugverkehr befinden. [2] Die Linie 471 wird ganzjährig geflogen durch die Air France.

Der Vollständigkeit halber muss aber auch auf eine zweite Möglichkeit hingewiesen werden. Der Brief wird nur bis Straßburg befördert und geht von dort per Bahn nach Marseille. Für beide Beförderungswege gibt es keinen definitiven Beweis auf dem Beleg.

Der abgeschlagene Stempel von Marseille vom 13.03.1936 ist als Abfertigungsstempel für den Afrika Flug zu betrachten.

Am 14.03.1936 wurde der Luftpostbrief dann weiter mit der Luftpostverbindung Marseille – Kongo – Madagaskar bis Niamey (Niger) befördert. Diese Strecke wurde einmal wöchentlich im Wechsel von der französischen Fluggesellschaft Regie Air Afrique und der belgischen Fluggesellschaft Sabena beflogen. Abflug in Marseille war jeweils am Samstag um 8 Uhr. Wie sich aus den im Internet veröffentlichten Flugplänen der beiden Gesellschaften ergibt, wurde der Flug vom 14.03.1936 durch ein Flugzeug der belgischen Sabena durchgeführt. [3]

In Niamey traf der Brief Flug planmäßíg am Montag 16.03. oder Dienstag 17.03. ein und hatte hier Anschluss Richtung Süden an die Flugverbindung nach Cotonou (Dahomey), wo der Brief ausweislich des rückseitigen Ankunftsstempels am 17.03.1936 (Dienstag) ankam. Den letzten Teil der Strecke von Cotonou nach Douala legte der Brief auf gewöhnlichem Weg mit dem Schiff zurück.


[4]

Für die Strecke ab Niamey (ich verfüge eben nicht über so ein Detailwissen bei so exotischen Zielen) lasse ich den Experten sprechen, in dem ich ihn hier auszugsweise wörtlich zitiere:

"③ Die Verbindung Niamey – Cotonou wurde von der französischen Fluggesellschaft Aeromaritime hergestellt. Ein Flugplan der Aéromaritime für die Teilstrecke Niamey – Cotonou liegt mir auch nicht vor. In der Luftpostliste ist sowohl als Tag des Abfluges in Niamey  als auch der Ankunft in Cotonou der Dienstag angegeben. Die Aéromaritime setzte auf der Teilstrecke Niamey – Cotonou einmotorige Maschinen des Typs Caudron C.510 Pélican ein. Bei dem Erstflug am 07.07.1935 startete das Flugzeug in Cotonou um 9:30 Uhr und landete in Niamey um 15:35 Uhr. Man muss sich den Flugplan (wohl) so vorstellen, dass der Anschlussflug der Aéromaritime nach Cotonou in Niamey startete, sobald die aus dem Norden ankommende Maschine gelandet war und Post und Passagiere umgestiegen waren. Und mehr als eine Wüstenpiste dürfte der Flugplatz in Niamey damals auch nicht gewesen sein.

④ Die Aéromaritime  war eine Tochtergesellschaft der französischen Reederei Chargeurs Réunis, zu deren Fahrtgebiet insbesondere die französischen Kolonien an der afrikanischen Westküste zählten. Es spricht daher eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Luftpostbrief die letzte Teilstrecke von Cotonou nach Douala an Bord eines Schiffes dieser Reederei zurück gelegt hat."


So erreichte der Brief nach 15 Tagen seinen Zielort. Das Porto setzt sich wie folgt zusammen - 2,50 Kc für das Briefporto, 2,50 Kc für Einschreiben und 3 Kc Luftpostporto ab dem 12.07.1935 nach Kamerun. Also Porto gerecht frankiert.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/airafr/raf36/raf36-4.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/airafr/raf36/raf36-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 04.09.2021 13:03:57 Gelesen: 101018# 275 @  
Heute kommt unser Brief aus Vietnam, aus Indochina zur Zeit der Aufgabe des Briefes. Das Land war zu dieser Zeit Bestandteil der französischen Kolonien.



Für das Gebiet von französisch Indochina benötigt man ein umfangreiches Wissen, so dass ich wieder saintex = Wolfgang Rotter konsultierte. Und richtig, seine Darstellungen lösten für mich das Transportproblem von Hanoi nach Saigon.

„Die Beförderung der Luftpost von Hanoi nach Saigon erfolgte 1935 noch auf dem Landweg mit der Eisenbahnverbindung Hanoi – Saigon (TRANSINDOCHINOIS) und auf der Teilstrecke Tourane – Nha Trang, auf der die Eisenbahnverbindung erst 1936 fertiggestellt wurde, auf der parallel zur Küste verlaufenden Schnellstraße „Route Mandarine“). “ [3]

Ich persönlich hatte Probleme mit der Strecke, da die durchgehende Bahnlinie erst 1936 fertig gestellt wurde.

In Saigon angekommen, konnte der Brief mit der Air France nach Europa und bis Prag befördert werden. Der Aufgabetag am 15.02.1935 gegen 18 Uhr in Hanoi war ein Freitag. So konnte der Brief auf der von Wolfgang beschriebenen Strecke bis Sonntag Morgen nach Saigon kommen. Dort ging der Brief am 17.02.35 auf eine 9 tägige Reise bis nach Marseille. Ankunft am 25.02.1931. [1]



Von Marseille wurde der Brief per Bahn am 26.02.1935 nach Straßburg befördert. Der Brief wurde am 27.02. Von Straßburg ging es am 27.02. um 08.10 Uhr nach Prag, wo der Brief gegen 11.05 Uhr eintraf. Der Stempel von der Auslandsabteilung des Flughafens Prag auf der Rückseite des Briefes bestätigt bestätigt den Flugverlauf. [2]

Der Leitstempel Saigon – Marseille ist ein normaler Leitstempel für die Luftpost. Spezialisten unterscheiden jedoch viele Untertypen und ich zitiere wieder Wolfgangs Ausführungen dazu:

"Der Hinweistempel war von Anfang 1931 bis Anfang 1935 in Hanoi im Einsatz und wurde dort auf Luftpostbriefen aus der Provinz Tonkin angebracht, die ab Saigon mit der Fluggesellschaft Air Orient bzw. (ab Oktober 1933) Air France auf der Strecke Saigon – Marseille befördert wurden. Unterhalb der Streckenangabe befand sich bei diesem Hinweisstempel eine Linie, auf der der Postbeamte den endgültigen Bestimmungsort des Briefes (über Marseille hinaus) handschriftlich eintragen konnte. Bei diesem Hinweisstempel werden zwei Haupttypen unterschieden: 1.Linie unter der Streckenangabe ausgeführt als gepunktete Linie (Einsatzzeit Anfang 1931 bis Anfang 1934) 2. Linie ausgeführt als durchgezogene Linie(Einsatzzeit März 1934 bis Anfang 1935). Darüber hinaus wird teilweise auch noch nach den Abmessungen des Stempels weiter differenziert (44x14mm 1932 bzw. 44x13mm 1931-1935)." [4]

Der Brief hatte die schnellstmögliche Beförderung hinter sich gebracht, auch wenn er etwas ramponiert ist durch die fehlende Marke.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/af34/af34-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
[3] Gerard Collot/Alain Cornu, Ligne Nogues.Histoire aérophilatélique AIR ORIENT AIR FRANCE 1911-1941 Paris 1992 Seiten 250-252
[4 ] Jan C. ter Welle, Jusqu’à Hand Stamps and other Route Indications, 1. Aufl. 2012 Seiten 146-147
 
Detlev0405 Am: 11.09.2021 07:04:37 Gelesen: 100405# 276 @  
Es gibt manchmal Zufälle beim sammeln, die das Herz höher schlagen lassen. Das war auch der Fall bei mir, als ich zwei Briefe aus London nach Budweis bekam, die sowohl den gleichen Absender als auch Empfänger hatten und doch sehr verschieden transportiert wurden.



Der erste Brief wird am 10.02.1930 in London abgeschickt gegen 19.15 Uhr fliegt in Richtung Berlin, wo er um 19.20 Uhr in Berlin mit einem Tagesstempel versehen wurde. Zusätzlich wurde auf der Vorderseite der Bestätigungsstempel nach Michel F 9-06 des Luftpostamtes Berlin abgeschlagen. [1] Die Deutsche Lufthansa beförderte den Brief auf der Strecke London – Amsterdam – Hannover – Berlin. Leider verfüge ich nicht über den Winterflugplan. [2] Der Weg von Berlin nach Budweis ging über Prag per Bahn und so war der Brief am 12.02.1930 gegen 11 Uhr am Ziel.



Der zweite Brief wurde am 05.09.1934 in Sutton um 16.30 Uhr, einem Stadtteil von London, aufgegeben. Von London ging es über München und Prag nach Budweis.

Sowohl in München als auch Prag wurden die jeweiligen Luftpostbestätigungsstempel angebracht. Von Prag ging auch hier die Weiterbeförderung nach Budweis per Bahn.

Beide Beförderungswege unterscheiden sich zeitlich kaum.

Gruß
Detlev

[1] Michel Zeppelin- und Luftpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 414
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.09.2021 16:21:53 Gelesen: 100044# 277 @  
Luftpost aus Frankreich ist für die Tschechoslowakei Mitte der 30er Jahre etwas ganz normales. Daher ist es für jeden möglich, sich Belege mit einer kompletten Dokumentation des Weges durch entsprechende Stempel zu suchen und auch zu finden.



So geht es auch unserem heutigen Brief, aufgegeben am 13.07.1937 um 10.30 Uhr im 17.Pariser Bezirk. Von dort aus ging es zum Pariser Flughafen, wo der Brief noch am gleichen Tag für die Luftpostbeförderung abgefertigt wurde. Die Beförderung erfolgte am 14.07.1937 um 7 Uhr ab Paris über Strassburg – Nürnberg nach Prag, wo der Brief um 11.40 Uhr eintraf. Das wird auch auf der Vorderseite durch den Ankunftsstempel des Prager Flughafens um 12 Uhr bestätigt. [1]

In Prag wurde der Brief umgeladen und konnte um 16.20 Uhr auf die Reise nach Brno gehen. Eine Stunde später war er gegen 17.20 Uhr am Zielort angekommen. Bestätigt wird das sowohl durch den Tagesstempel von Brno auf der Rückseite [2] als auch den violetten Ankunftsstempel am Flughafen Brno. [3]

Somit wurde der gesamte Weg postalisch dokumentiert. Auffallend ist auch die Einzelfrankatur Frankreich Mi.Nr. 310.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[3] Horka, Seite 187, RV12
 
Detlev0405 Am: 26.09.2021 09:33:00 Gelesen: 99669# 278 @  
Werbemittel für den Luftpostverkehr in der Tschechoslowakei treffen wir bis 1939 ganz verschiedene an. An erster Stelle sind die Briefmarkenausgaben zu nennen, von denen es 3 verschiedene gab. Danach kommen die Sonderstempel der Post, vornehmlich für die Eröffnungsflüge der verschiedenen Fluglinien bei Erstflügen von und nach Orten der Tschechoslowakei. Hier reihen sich auch nahtlos die Flugpostbestätigungsstempel der jeweiligen Flughäfen ein. Auch Werbestempel kamen hier hinzu. Ein sehr schönes Werbemittel waren auch die von der CSL, CSA und Bata herausgegebenen FFL Karten. Vgl. [#27]



Unsere heutige Werbung ist von der CIDNA, neben der CSA und CSL eine der 3 großen Luftfahrtgesellschaften in der Tschechoslowakei der 30er Jahre. Meines Erachtens handelte es sich um eine Postwurfsendung, die in Prag an die Haushalte verteilt wurde. Ob auch in anderen grossen Städten, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Werbemittel hat die Form eines Briefumschlages, dessen Vorderseite bedruckt wurde.

Der Luftpostaufkleber NP3 wurde aufgedruckt. (1) Auf der linken Seite sind die wesentlichen Zielorte der CIDNA vermerkt worden. Die Unterseite ziert ein Spruch bezüglich der Luftpostbeförderung in den Orient.

Für uns wichtig ist der oben rechts angebrachte Kasten mit den Post Tarifen. Der Brief hat keinen der üblichen Druckvermerke, der uns eine Orientierung über das Herausgabe Jahr geben konnte. Die Werbung wurde vor dem 07.10.1933 gedruckt, da an dem Tag die CIDNA offiziell in der Air France aufging. Die angegebenen Tarife lassen den Schluss zu, das dieser Werbebrief nicht vor dem 05.06.1930 gedruckt wurde. (2) Dabei ist zu beachten, das hier 2,50 Kc für das Briefporto und der Luftpostaufschlag in einem vereinigt wurde.

Gruß
Detlev

(1) Horka, Seite 182, NP3
(2) Horka, Seite 192 ff.
 
Detlev0405 Am: 15.10.2021 15:08:01 Gelesen: 98403# 279 @  
Heute habe ich mal richtige Weihnachtspost – aufgegeben am 24.12.1936 in Richtung Südamerika. Unser heutiges Ziel ist Argentinien.



In Prag 1 wurde der Brief am 24.12.1936 gegen 14 Uhr aufgegeben. Bereits um 15 Uhr wurde der Brief am Postamt am Flughafen weiter bearbeitet. Seinen Weg konnte der Brief erst am 25.12.antreten und zwar um 10.40 Uhr in Richtung Nürnberg, wo er um 12.10 Uhr ankam. Um 12.20 Uhr ging es weiter in Richtung Paris, Ankunft gegen 15.05 Uhr. [1]

Der 26.12.1936 war ein Samstag und somit ist der rückseitige Stempel vom Pariser Flughafen ein Abfertigungsstempel für die Post nach Südamerika. Am Sonntag ging der Brief von Paris nach Buenos Aires ab. Am Mittwoch den 30.12.1936 konnte somit der Brief in Buenos Aires eintreffen. [2] Der Stempel auf der Rückseite des Briefes bestätigt die Annahme.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-07.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-11.jpg
 
Detlev0405 Am: 25.10.2021 19:06:47 Gelesen: 97511# 280 @  
Die wohl seltensten Luftpostbelege in der Periode der 1. Republik der Tschechoslowakei sind Postformulare, die echt per Luftpost befördert wurden. Im Beitrag [#203] habe ich bereits eine Geldüberweisung vorgestellt, die diese Kriterien erfüllt.Heute stelle ich ein weiteres Formular vor.



Es handelt sich hierbei um ein Anschreiben zu einem Luftpostfrachtbrief, mit dem nachweispflichtige Luftpostsendungen registriert befördert wurden. Das Formular fand seinen Einsatz bei der rumänischen Post. Eingeschriebene Briefe wurden auf dem Formular aufgelistet und im Briefumschlag verpackt und befördert. In unserem Fall geht die Beförderung von Bukarest Flughafen zum Prager Flughafen. Am 24.09.1929 ging der Brief mit dem Formular in Bukarest ab und traf in Prag am 25.09.1929 gegen 10 Uhr ein. Der Beweis der Luftpostbeförderung kann nur an Hand der Luftpoststempel beider Standorte erbracht werden.

Ein Flugplan der CIDNA vom Jahr 1929 liegt mir nicht vor. Im Horka existiert zumindest der Nachweis, dass auf der Strecke vom 01.04. bis zum 15.11.1929 der Flugverkehr statt fand. [1]

Ein vergleichbares Exemplar des Formulars findet sich bei Horka. [2]

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 75, Tabelle 22
[2] Horka, Seite 62, Abbildung 51
 
Detlev0405 Am: 05.11.2021 18:34:13 Gelesen: 96302# 281 @  
Post nach Italien stellt einen bei der Bestimmung der Beförderung nicht selten vor ein paar Probleme. Das liegt vor allem daran, das ab Wien nach Italien eine Vielzahl von italienischen Fluggesellschaften aktiv waren und somit die Suche nach der richtigen erschwert wird.



Unser heutiger Brief ging von Prag nach Merano in Italien. Am 30.10.1934 in Prag 55 aufgegeben, wurde er noch am gleichen Tag gegen 21 Uhr am Flughafen abgefertigt. Am 31.10. konnte er somit über die Strecke Prag – Brno nach Wien um 07 Uhr befördert werden. Dort kam er gegen 12.20 Uhr an. Das funktionierte aber nur, weil der 31.10. ein Mittwoch war.

Weiter ging es von Wien um 12.45 Uhr auf der Strecke 401 über Klagenfurt nach Venedig, wo der Brief gegen 15.40 Uhr eintraf. [1] Von Venedig musste der Brief auf den Landweg nach Meran befördert werden, wo er letztendlich am 01.11.1934 gegen 10 Uhr eintraf.

Bei der Frankatur stellt sich die Frage, ob sie Porto gerecht ist oder dem Sammlerbedarf entspringt. Wir haben ein Briefporto von 2.50 Kc, Einschreiben von 2,50 Kc und eine Express Beförderung 5 Kc. Bleiben 10 Kc für die Luftpostgebühr. Für 20g wurden 1,50 Kc erhoben, das gleiche für jeweils weitere 20g. Also decken die 10 Kc ein Gewicht von 140g ab mit einem Minus von 50 Heller für die Post. Es bleibt also jedem selbst überlassen, wie er die 20 Kc Porto einstuft.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.11.2021 04:28:23 Gelesen: 95242# 282 @  
Post von und nach Wien von Prag aus hat den großen Vorteil, das es sehr reichlich gab und wir uns den verschiedenen Portostufen widmen können.



Ausgangspunkt ist eine Ganzsachen Karte CDV 39 der tschechoslowakischen Post zu 50 Heller. Die Zusatz Frankatur ist die Mi Nr. 200 zu 100 Heller. Also gesamt frankiert mit 150 Heller. Geflogen wurde die Karte am 12.09.1928 gegen 15 Uhr und kam in Wien gegen 17 Uhr an. Leider kann ich nur einen Flugplan von 1929 vorweisen. [1]

Beim Porto wird es etwas undurchsichtig. Wir befinden uns in der Portoperiode vom 01.01.1922 bis zum 28.02.1937. Als Karte würde ein Porto von 150 Heller aufgerufen werden, Luftpostzuschlag ab dem 21.03.1927. Nach Österreich galt ein Sondertarif von 120 Heller für Karten. Also 20 Heller unterfrankiert. Unten links auf der Karte wurde der Vermerk Drucksache angebracht. Damit würde der Tarif von 20 Heller zum Zuge kommen. Das Erstaunen setzt ein, wenn man die Luftpostgebühr für die Portoperiode vom 21.03.1927 bis zum 04.06.1930 aufruft. Für Drucksachen wird ein Preis von 160 Heller aufgerufen. Damit liegen wir auch bei einer Unterfrankatur von 30 Heller. [2]

Offensichtlich hatten auch die Postbeamten ihre Probleme mit ungewöhnlichen Portostufen in dieser Zeit, oder ich.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
[2] Horka , Seite 197, Tabelle 48
 
Detlev0405 Am: 26.11.2021 07:30:18 Gelesen: 94568# 283 @  
Wir haben wieder ein mal Post, die einen extra langen Weg hinter sich hat. Sie kommt aus Indonesien und dort vom Ort Medan. Es ist Post vom Fotoatelier Uhlenhuth.



Der erste Brief wurde am 08.11.1934, einem Donnerstag, in Medan auf Reise geschickt. Erste Besonderheit – der Brief musste nach Alorstar im heutigen Malaysia auf geliefert werden, um Anschluss an die Strecke Batavia – Amsterdam der KLM zu bekommen. Das geschah mit Hilfe eine lokalen Tochtergesellschaft der KLM, der Königlichen Niederländisch-Indischen Luftfahrtgesellschaft (KNILM). Der Service Medan – Alorstar war so abgestimmt, das die Passagiere und die Post immer Anschluss an den KLM Flug nach Europa hatte. Ab Medan um 05.30 Uhr immer Donnerstags, Ankunft in Alorstar um 08.50 Uhr (am Beispiel des Sommerflugplanes 1933). [1]

In Alorstar ging es am Donnerstag weiter über Rangoon – Calcutta – Karachi – Bagdad – Cairo – Athen nach Rom in unserem Fall, wo der Brief am 14.11.1934 ankam. Es war ein Mittwoch. [2]

Von Rom ging es am 15.11.1934 um 7.35 Uhr nach Venedig, Ankunft 09.50 Uhr. Von Venedig sollte es um 10.20 Uhr nach München gegangen sein – Ankunft 12.20 Uhr – um dort weiter geleitet zu werden gegen 14.40 Uhr nach Nürnberg, Ankunft 15.45 Uhr. Nur so konnte der Brief am 16.11.1934 gegen 11.30 Uhr in Prag eintreffen und von der Auslandsabteilung des Flughafens gestempelt werden.



Der zweite Brief auf der Route wurde im Juli 1933 gesendet. Ich habe nur den Flugplan bis April 1933. Es besteht die Möglichkeit, das der 2.Brief noch die direkte Strecke der KLM Batavia – Medan – Bankok erwischt hat. Auf jeden Fall endete seine Reise am 12.07.1933 in Budapest. [3] Von dort aus wurde der Brief auf dem Landweg nach Teplitz weiter geleitet. Was irritiert ist die Tatsache, das das Einschreiben in Teplitz nicht von der Post mittels Stempel quittiert wurde.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/knilm/kni3305/kni33-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/kl34b/kl34b-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3211bat/kl3211-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 06.12.2021 13:23:47 Gelesen: 93112# 284 @  
Bei manchen Destinationen muss man einfach Glück haben, denn wenn man sie zielgerichtet sucht trifft man sie nicht an. So ging es mir auch mit Luftpost nach Island, nicht ahnend, wie kompliziert die Einordnung sein würde.



Meine heutige Karte wurde in Gross Mergthal aufgegeben, in der Nähe von Reichenberg, dem heutigen Liberec. Und zwar am 08.10.1934. Von dort aus ging es auf dem Landweg nach Prag zum Flughafen. Dort traf er am 09.10.1934 gegen 21 Uhr ein, wie der Flughafenstempel bestätigt.

Eine detaillierte Darstellung des Fluges kann ich leider nicht anbieten, weil ich nicht über die Herbst- und Winterflugpläne 1934 der DLH oder CLS verfüge. Die prinzipielle Flugroute kann hier eingesehen werden. [1] Die Tagesstempel belegen aber den Flug von Prag über Berlin nach Kopenhagen.

Warum nun gerade Kopenhagen, wenn die Post nach Reykjavik gehen sollte ? Das lag in der Tatsache begründet, das Island bis 1945 unter dänischer Verwaltung stand.

Viel komplizierter ist die Frage zu beantworten, ob die Karte per Flugpost oder per Schiff nach Island transportiert wurde. Diese Frage ist nur mit Hilfe der ARGE Nordische Staaten Arbeitsgruppe Island zu beantworten. In einem zweiteiligen Artikel zur Geschichte der Luftfahrt Islands in den Forschungsberichten Seite 605 – 616 werden darin 3 Etappen der Entwicklung der Luftpost in Island aufgezeigt. Sie sind wichtig auch für weitere Luftpost nach Island. 1.Etappe 1919 – 1920 Pionierzeit, 2.Etappe 1928 – 1931 Schaffung der inländischen Luftpostverbindungen, 3.Etappe ab 1937/38 endgültige Schaffung der isländischen Luftfahrtgesellschaft mit internationalen Flugverbindungen. [2]

Nach dieser Aufstellung gelangte unsere Karte von Kopenhagen weiter auf dem Seeweg nach Reykjavik. Reguläre Luftpost nach Island war demnach bis auf mögliche Sonderflüge nur ab 1938 möglich.

Das Porto ist korrekt, Karte 1.50 Kc und Luftpost nach Dänemark ab 05.06.1930 auch 1.50 Kc macht zusammen 3 Kc.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-2.jpg
[2] https://nordische-staaten.de/index.html?https://nordische-staaten.de/journal/journal.php?is
 
Ilves2020 Am: 06.12.2021 15:01:49 Gelesen: 93098# 285 @  
@ Detlev0405 [#265]

Hallo Detlev,

ich habe mir jetzt viele Deiner hier erklärten Luftpostbriefe angesehen und finde das Thema wirklich sehr interessant!

Den kleinen Stempel auf der linken Seite des Briefs aus Uruguay würde ich anders erklären:

In der ersten Zeile ist "Peso" vermerkt, spanisch für Gewicht. Ich denke, dass hier das Gewicht des Briefs mit 15 (Gramm) eingetragen ist. Die handschriftliche 5 in dieser Zeile sieht etwas anders als die 6 darunter. Das würde auch zu der handschriftlichen "15" in blau passen.

In der zweiten Zeile, deren Vordruck ich nicht erkennen kann, ist wohl das "normale" Porto mit 36 Centesimos vermerkt. Das passt zu den fünf Artigas-Marken (Mi.-Nr. 354 (3x), 358 und 360, nehme ich an).

Und in der dritten Zeile dann der Luftpostzuschlag von 120 Centesimos (= das waagerechte Paar Mi.-Nr. 433)

Somit entspricht das verwendete Porto von 156 Centesimos und das wahrscheinliche Gewicht von 15 Gramm auch vollständig den handschriftlichen Einträgen in dem Stempel.

Ich freue mich auf weitere Stories aus dieser Luftpostzeit!

Thomas
 
Detlev0405 Am: 07.12.2021 05:13:30 Gelesen: 93047# 286 @  
@ Ilves2020 [#285]

Hallo Thomas,

ich bin Dir sehr dankbar, das Du hier korrigierend eingreifst und somit das Wissen aller Leser erweiterst. Zumal ich mich primär auf den Beförderungsweg der Luftpost nach der Tschechoslowakei beschränke in der Regel.

Also auch bitte weiterhin Anmerkungen zu meinen Beiträgen machen, damit die einzelnen Belege so gut wie möglich beschrieben werden.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 16.12.2021 09:11:17 Gelesen: 92099# 287 @  
Ich habe im Laufe der Zeit die Beobachtung gemacht, das bei Inlandsbelegen zur Luftpost besonders auf die Dokumentation des Luftpostweges mittels der Poststempel zu achten ist. Bei Erstflügen ist es relativ einfach – der Erstflugstempel bestätigt in der Regel die Beförderung. Schwieriger wird es bei normaler Tagespost (auch wenn sie philatelistisch veranlasst ist).



Die erste Karte ist eine Destination von Marienbad nach Brno. In Marienbad am 19.05.1930 am Flugplatz in Marienbad aufgegeben, wurde er mit dem aktuellen Tagesstempel versehen. [1] Die Zeitangabe 6 Uhr macht Sinn, denn der Start war um 7 Uhr. In Prag kam der Flug gegen 08.15 Uhr und wurde umgeladen in den Flug nach Zagreb über Brno. Abflug Prag 09.45 Uhr und Ankunft Brno 11.15 Uhr. [2] Perfekter Weise wurde sowohl in Prag als auch Brno der Tagesstempel vom Flughafen abgeschlagen. Eine ideale Luftpostkarte für jede Sammlung.



Etwas anders verhält es sich mit der zweiten Karte. Sie wurde am 17.03.1930 um 8 Uhr in Bratislava am Flughafen aufgegeben. [3] Somit konnte der Flug nach Prag um 12.15 Uhr angetreten werden. [2] Auf der Strecke nach Prag war das möglich, da der Flugbetrieb ab dem 15.03. aufgenommen war. [4] Es fehlt der Ankunftsstempel vom Prager Flughafen. Bleibt noch die Strecke von Prag nach Marienbad und hier bricht die Konstruktion der Luftpostbeförderung zusammen. Der Flugbetrieb wurde erst am 16.05.1930 aufgenommen. [5]

Auch wenn der Luftpoststempel von Bratislava eine Luftpostbeförderung suggeriert, ist die Karte auf ganz normalem Landweg befördert worden.

Gruß
Detlev

[1] Horka , Seite 179, R8
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok30.htm
[3] Horka, Seite 179, R6
[4] Horka, Seite 64, Tabelle 17
[5] Horka, Seite 68, Tabelle 18
 
Detlev0405 Am: 24.12.2021 06:55:51 Gelesen: 91375# 288 @  
Schaut man in die gängigen Angebotsplattformen für Sammler wird man öfters Post aus Luxemburg in die Tschechoslowakei begegnen. Bei Luftpostbriefen sogar frankiert mit den passenden Ausgaben der Luftpostmarken aus Luxemburg. Schwieriger wird es schon, wenn man derartige Briefe auf den Wahrheitsgehalt der Luftpostbeförderung überprüft. Nur wenige besitzen einen Ankunftsstempel von Prager Flughafen, geschweige denn auch die notwendigen Durchgangsstempel.



Unser heutiger Brief kommt aus Vianden in Luxemburg, einem beliebten Touristenort des Landes. Er kann sich auch als zeitweiliger Aufenthaltsort des berühmten Dichters Victor Hugo präsentieren. Am 08.08.1938 aufgegeben, musste er auf dem Landweg nach Strassburg gebracht werden. Einen Flughafen gab es zu der Zeit nicht in Luxemburg. Zwar liegen die Anfänge des Flughafens in den 30er Jahren, in Betrieb ging er aber erst 1947.

Auf der Rückseite des Briefes finden wir als erstes auf der 75 Cent Marke von Frankreich den Stempel von Strassburg, der den Eingang vom Landweg bestätigt. Rechts daneben finden wir den Stempel der Luftpostabfertigung von Strassburg. In dieser Kombination sehr selten, aber eben für die Dokumentation des Bearbeitungsweges ideal. Warum auf Post von Luxemburg entweder französische oder belgische Marken noch verklebt wurden, müsste ein Luxemburg Spezialist erklären – ich weiss es nicht.

Nachdem der Brief am 08.08.1938 gegen 21 Uhr am Flughafen in Strassburg bearbeitet wurde, konnte er am 09.08.1938 um 09.45 Uhr von Strassburg in Richtung Prag abfliegen, wo er gegen 11.50 Uhr eintraf. [1] Der Stempel vom Flughafen Prag um 13 Uhr bestätigt das. Auf dem Landweg wurde der Brief an den Empfänger in Pardubice zugestellt.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.01.2022 17:02:02 Gelesen: 90164# 289 @  
Der tschechoslowakische Präsident Masaryk (1850–1937) war sowohl Mitbegründer der Tschechoslowakei als auch deren erster Staatspräsident. Er war schon zu Lebzeiten sehr beliebt, hat heute so etwas wie einen Kultstatus. Das widerspiegelt sich auch in einer Vielzahl ihm zu Ehren verausgabter Marken als auch Sonderstempel.



Zu seinem 80. Geburtstag gab es diesen Sonderstempel aufgelegt in vielen Orten der Tschechoslowakei. Interessant aus meiner Sicht die Flugpostbeförderung nach Wien des Briefes an seinem Geburtstag. Um 11 Uhr am Flughafen aufgegeben, konnte er um 13.10 Uhr oder 15 Uhr nach Wien abfliegen und entsprechend 2 Stunden später dort ankommen. [1]



Viel mehr Aufmerksamkeit sollte der Beleg zum 85.Geburtstag erlangen. Es wurde zwar kein Sonderstempel verwendet, aber der obligatorische Luftpost Stempel auf einem Bedarfsbeleg wurde in Rot abgeschlagen. Das war sonst nur Erstflügen vorbehalten. Insofern eine besondere Würdigung des Staatspräsidenten durch die tschechischen Luftfahrtgesellschaften.

Der Abflug erfolgte durch die CSA um 16 Uhr und die Ankunft in Brno um 17.15 Uhr. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 15.01.2022 13:37:39 Gelesen: 89114# 290 @  
Unser heutiger Brief ist interessant aus der Sicht der Destination und des auftretenden Fehlers bei der Arbeit der Postbeamten.



Unser Brief wird aufgegeben in Brno am 17.02.1937 um 21 Uhr am Postschalter in Brno 2, zuständig für den Flughafen. Damit kann der Brief am 18.02.1937 gleich in der früh um 08.10 Uhr in Brno abfliegen, um gegen 09.35 Uhr in Prag anzukommen. [1]

Und hier begegnet uns die Schlafmützigkeit der Postbeamten der Auslandsabteilung, die vergessen haben, den Stempel richtig einzustellen. Hier hätte der Stempel zumindest auf 10 Uhr eingestellt werden müssen, damit der Brief richtig ausgewiesen wird. Kein gravierender Mangel bei der Dokumentation des Beleges.

In Prag bekam der Brief dann Anschluss an den Flug nach Berlin um 11 Uhr. [1] Über Dresden traf der Brief in Berlin gegen 15.05 Uhr ein. [2] Das bestätigt uns auch der Stempel auf der Rückseite von Berlin C L2 zwischen 15 und 16 Uhr.

Das Porto beträgt nach Sondertarif für Deutschland bis zum 01.03.1937 2 Kc, der Zuschlag für Einschreiben 2,50 Kc und die Luftpostgebühr ab dem 01.06.1930 1 Kc. Ein Gesamtporto von 5,50 Kc. Die verklebten 7 Kc Porto sind ein Anhaltspunkt dafür, das es sich um einen Doppelbrief handelt, der zusätzliche 1,20 Kc erforderte. Also insgesamt 6,70 Kc.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-2.jpg
 
22028 Am: 15.01.2022 14:52:09 Gelesen: 89103# 291 @  
@ Detlev0405 [#290]

Hast Du den Brief gesehen, der ging vor kurzem bei ebay für US-$ 96 über die virtuelle Ladentheke.

Beachreibung war:

Vorläufer: R -Umschlag, Flugpost nach Persien, 1Kč TGM + 50h Plzeň + 3* 2K Zvíkov, MEZIMOSTÍ 2.6.1939, Devisenkontroll, transit P-7/ P.A., Abadan, Baghdad & AkSt Ahvaz”


 
Detlev0405 Am: 21.01.2022 11:12:51 Gelesen: 88502# 292 @  
@ 22028 [#290]

Ja ich habe den Brief gesehen, allerdings passt er nicht in meinen gesteckten Rahmen. Er ist vom 02.06.1939 und stammt somit nicht mehr aus der 1.Republik, sondern aus der Zeit der deutschen Besetzung.

Ein sehr schöner Brief, allerdings für Sammler der Mitläufer tschechischer Marken während dieser Zeit. Die Destination nach Bagdad ist natürlich ein Traum. Eben nicht alltäglich.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 25.01.2022 14:27:47 Gelesen: 88046# 293 @  
Unser heutiger Brief ist insofern sehr interessant, als er eine Kombination von Luft und Landweg dokumentiert und von der Tschechoslowakei nach Italien ging.



Am 16.11.1932 in Gablonec aufgegeben, ging der Brief auf dem Landweg nach Prag zum Flughafen. Der Abfertigungsstempel vom Flughafen auf der Rückseite des Briefes legt nahe, das die Beförderung mit dem Flugzeug erfolgte. Die große Frage bleibt – von Prag wohin ? Es gibt zwei Möglichkeiten, die eine über München nach Innsbruck und die zweite über Wien nach Innsbruck. [1] Auf jeden Fall ist Innsbruck die direkte Anbindung an die weitere Beförderung über den Brenner.

Interessant ist der abgeschlagene Stempel auf der Rückseite des Briefes Brennero – Bologna.

Da der Flughafen von Bologna erst 1933 den regelmäßigen Liniendienst aufnahm, kam er für die Beförderung nicht in Frage. Von 1913 bis 1933 war im Raum Bologna nur der Aero Club Bologna aktiv.

Weist der Stempel also auf eine Landbeförderung hin, der direkten Verbindung über die Brenner Autobahn oder Bahn (Bahnpoststempel ?) nach Bologna. Von dort aus weiter nach La Spezia.

Das Porto betrug zu dem Zeitpunkt 2.50 Kc für den Brief und 1.50 Kc für die Luftpost Beförderung.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 04.02.2022 13:17:30 Gelesen: 87020# 294 @  
Mein heutiger Betrag schliesst an den Beitrag [#131] an. Dort wurde durch mich die Vermutung geäussert, das es sich bei dem gezeigten Luftpost Beleg möglicherweise um ein Unikat handelt. Dem ist nicht so.



Seit zweieinhalb Jahren habe ich den Markt beobachtet und bin auf weitere Belege gestossen. Während die erste Karte aus München stammte, sind die hier gezeigten Karten und eine weitere aus ein und derselben Quelle hier in Tschechien.

Allen Karten ist gleich, das sie an Kptn. Hucl adressiert sind und den gleichen Absender dokumentieren. Das heisst, bis zum heutigen Tage sind 4 Karten für diesen Flug auf der Teilstrecke bekannt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 13.02.2022 12:10:44 Gelesen: 85997# 295 @  
Heute zur Abwechslung wieder einmal ein Erstflugbeleg – aber kein neuer im weitesten Sinne. Wir hatten den Erstflug bereits im Beitrag [#244] ausführlich besprochen.



Hier handelt es sich um eine sogenannte FFL auf dieser Strecke, eine Schmuckkarte von staatlichen Stellen herausgegeben. Das kann sowohl die Post als auch die staatliche Fluggesellschaft sein. Sie sind in der Regel in grossen Stückzahlen aufgelegt worden. In diesem Fall ist die Gesamtzahl der beförderten Poststücke mit 1532 angegeben [1]. Aus der Preisrelation zwischen FFL und normalen Belegen kann man schliessen, das 75% der beförderten Belege FFL waren.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 98, Nummer 57c
 
Detlev0405 Am: 25.02.2022 09:22:04 Gelesen: 84923# 296 @  
Unser heutiger Beleg dringt tief ein in einen Teil europäischer Luftpostgeschichte ein, die wohl kaum so bekannt ist. Dabei mache ich darauf aufmerksam, das ich die Verbindung von Malta nach der Tschechoslowakei darzustellen versuche, ohne den Anspruch zu erheben, keine Fehler zu machen.

Der erste permanente Flughafen Maltas war in Hal Far im April 1929 eröffnet worden und im Besitz der RAF (Royal Air Force). [1] Das gleiche betrifft Ta Kali. [2] In den 20er Jahren ist auf Malta keine kontinuierliche zivile Aktivität zu verfolgen. Kalafrana war der dritte große Militärflughafen der RAF, der auch für zivile Zwecke in den 30er Jahren zur Verfügung stand. [3] Aussagen bei Wikipedia, das es sich um zivile Flughäfen handelte, sind schlichtweg falsch. Sie waren im Besitz der RAF. Ziviler Luftverkehr war ein Nebenprodukt und macht Nachforschungen sehr schwer.



Am 23.08.1935 wurde unser Brief von Valetta auf Malta nach Chrudim in der Tschechoslowakei aufgegeben. Der zuständige Flughafen war Marsascirocco für Wasserflugzeuge, etwa 6 km von Valetta an der Südostküste Maltas gelegen. [4] Bis zur Gründung der Ala Littoria im Jahre 1934 wurde diese Streckke von der Navigazione Aera (SANA) bedient. Im Jahre 1935 beflog die Ala Littoria Malta – Rom, Abflug 9.35 Uhr und Ankunft 16.45 Uhr. [5] Die Stempel von Valetta und Rom bestätigen den Flug.

Von Rom wurde der Brief auf dem Landweg nach Chrudim befördert. Die Ala Littoria verfügte zu diesem Zeitpunkt noch nicht über entsprechende Kooperationsverträge mit mit anderen Airlines, hier speziell mit der Tschechoslowakei.

Gruß
Detlev

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/RAF_Hal_Far
[2] https://www.forgottenairfields.com/airfield-ta-qali-390.html
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/RAF_Kalafrana
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/sana/sana34/sana--04.jpg
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala3504/ala35-06.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.03.2022 09:03:28 Gelesen: 83818# 297 @  
Unsere Geschichte mit Post aus Malta geht weiter.



Am 07.08.1936 wurde wieder ein Brief aufgegeben in Richtung Tschechoslowakei – heute nach Prag. Hier ist der Adressat die CLS, ein möglicher Vertragspartner der Ala Littoria in der Tschechoslowakei. Auf der Strecke Malta – Rom wurde der Brief per Luftpost befördert. [1] Von Rom nach Prag sollte der Brief auf dem Landweg befördert worden sein. Es besteht aber auch die Möglichkeit, das die Lufthansa auf dem kleinen Dienstweg ( ohne offiziellen Nachweis ) den Brief nach Prag gebracht hat. Das ist aber Spekulation, obwohl mir solche Praxis aus der Neuzeit bekannt ist.

Das diese Art von Werbung erfolgreich war, haben wir im Beitrag [#88] gesehen. Am 18.07.1937 nahm die Ala Littoria den Flugverkehr von Venedig nach Prag auf. Nun war der direkte Luftpostweg nach Malta möglich.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/i-a/ala3606a.jpg
 
22028 Am: 20.03.2022 12:24:24 Gelesen: 82986# 298 @  
Den Brief nach Ahwaz im Iran hast Du schon gesehen? Ost aber von 1939, also etwas ausser deinem Zeitrahmen.


 
Stefan Am: 20.03.2022 14:24:20 Gelesen: 82976# 299 @  
@ 22028 [#298]

Den Brief nach Ahwaz im Iran hast Du schon gesehen? Ost aber von 1939, also etwas ausser deinem Zeitrahmen.

Vom Stempeldatum (05.06.1939) her handelt es sich hier genau genommen bereits um die deutsche Besetzung des tschechischen Landesteils der vorherigen Tschechoslowakei, also um das "Protektorat Böhmen und Mähren".

Bei der Briefmarke und dem Tagesstempel aus Polička handelt es sich um Weiterverwendungen tschechischer Ausgaben unter deutscher Besetzung.

Gruß
Stefan
 
Detlev0405 Am: 20.03.2022 21:04:49 Gelesen: 82960# 300 @  
@ Stefan [#299]

Hallo Stefan,

ja den Brief habe ich auch zur Kenntnis genommen. Ich mache meinen Schnitt genau am 01.03.1939 für meine Sammlung.

Ich habe aber sofort bezweifelt, ob der Brief tatsächlich per Luftpost befördert wurde. Das Porto stimmt zwar für einen einfachen Luftpostbrief, aber der Aufkleber für Luftpost wurde rot umrandet. Ausserdem sehe ich keine Beförderung in Form von Transitstempeln oder eines Ankunftsstempels.

Das macht mich immer stutzig und ohne Ankunftsstempel kannst du den Zeitrahmen der Beförderung nicht bestimmen und somit auch nicht, ob er Luftpost befördert wurde.

Gruß
Detlev
 
Stefan Am: 21.03.2022 18:18:37 Gelesen: 82937# 301 @  
@ Detlev0405 [#300]

Das macht mich immer stutzig und ohne Ankunftsstempel kannst du den Zeitrahmen der Beförderung nicht bestimmen und somit auch nicht, ob er Luftpost befördert wurde.

Danke für deine berechtigten Anmerkungen. Wenn per Luftpost gelaufen und entsprechende Nachweise (Durchgangsstempel) vorhanden wären, dürfte dieser Beleg (Beitrag [#298]) ein kleines Highlight für eine Sammlung "Böhmen und Mähren" sein.

Gruß
Stefan
 
22028 Am: 21.03.2022 18:38:42 Gelesen: 82930# 302 @  
@ Detlev0405 [#300]
@ Stefan [#301]

Ich weiss nicht, warum ihr euch wegen den fehlenden Transitstempeln beschwert, die sind rückseitig doch vorhanden.


 
Fips002 Am: 28.03.2022 17:56:21 Gelesen: 82266# 303 @  
Postkarte geflogen von Prag nach Berlin am 17.Juni 1929. Betätigungsstempel von Berlin.



Dieter
 
Detlev0405 Am: 02.04.2022 16:01:37 Gelesen: 81821# 304 @  
@ Fips002 [#303]

Hallo Dieter,

eine schöne Bedarfspostkarte.In Prag am Flughafen gegen 16 Uhr aufgegeben, hat sie noch den Flieger um 16.25 Uhr erreicht. Um 19.10 Uhr traf sie dann in Berlin ein. [1] Schön das alle Stempel auf der Vorderseite sind.

Das Porto beträgt zu der Zeit 1,50 Kc für die Karte und der Luftpostzuschlag 0,50 Kc vom 21.03.1927 bis zum 05.06.1930 für Postkarten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.04.2022 13:53:01 Gelesen: 81795# 305 @  
Heute haben wir einen Brief, der uns sehr viele Informationen mitgibt. Man muss ihn nur in Ruhe lesen und hat doch nicht die Garantie, ihn auf der richtigen Reise begleitet zu haben. Aber dazu später. Zuerst einmal – es ist ein Bedarfsbrief, der trotzdem nur einem Zweck diente, einen Beleg auf der Strecke Prag – Madrid zu editieren.



Aufgegeben wurde unser Brief am 06.07.1934 in Prag. Die erste Besonderheit ist der Sonderstempel aus Anlass der III. Tschechischen Arbeiter-Olympiade. [1] Am 07.07.1934 konnte der Brief mit der Air France um 13.15 Uhr in Prag abgehen, um in Paris gegen 18.40 Uhr anzukommen. Das deckt sich dann auch mit dem Ankunftstempel auf der Rückseite von Paris um 21 Uhr. [2]

Am 08.07.1934 ging es von Paris ab 12 Uhr nach Marseille – Ankunft 15.50 Uhr – um von dort weiterbefördert zu werden nach Barcelona, wo er um 18.10 Uhr ankam. [3] Die Strecke Marseille – Barcelona wird durch die Deutsche Lufthansa sichergestellt. [4] Ob die Strecke Barcelona – Madrid auch von der DLH auf der Südamerika Route bewerkstelligt wurde, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. [vgl. 4] Auf jeden Fall erfolgte die Sicherstellung dieser Etappe am 09.07.1934, was sich auch mit dem Ankunftsstempel in Madrid am 09.07.1934 deckt. Flugpost nach Madrid ist relativ selten.

Nach Ablauf der Postlagerzeit wurde der Brief zurück zum Absender geschickt. Die aufgebrachten Hinweisstempel zur Luftpost sind privater Natur.

Das Porto für Luftpost nach Spanien beträgt ab dem 02.05.1933 1,00 Kc und die Einschreibgebühr 2,50 Kc. Ungewöhnlich ist die Behandlung des Briefes als Drucksache. Nach der Tabelle 6.3.22. ist in der Periode 4 eine Gebühr von 0,50 Kc fällig je 50 g im internationalen Postverkehr. [5]

Gruß
Detlev

[1] Paul Kipp, Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939, Seite 76, Nr.68
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-10.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-09.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-06.jpg
[5] Autorenkollektiv, Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Marken und Belege, Seite 538
 
Detlev0405 Am: 15.04.2022 12:10:39 Gelesen: 80764# 306 @  
Heute wird es wieder einmal aufregend, wir bekommen Post aus China. Und Post aus China ist nicht unbedingt leicht aufzuschlüsseln – ich habe es auch nicht komplett geschafft. Aber der Reihenfolge nach.



Aufgegeben wurde der Brief in Shanghai am 10.02.1926. Hier stutzen die Ersten wenn sie den Ankunftsstempel von Prag sehen – 1937. 11 Jahre Laufzeit für einen Luftpostbrief ? Keine Sorge. Wenn wir auf die chinesische Geschichte schauen finden wir heraus, das mit der Gründung der Volksrepublik die Zählung der Kalenderjahre von Neuem begann. Wir befinden uns im Jahr 1937, auch in China.

Bei der Nachverfolgung des Luftpostweges ist ein kleiner violetter Leitstempel ausschlaggebend. Von Shanghai ging der Brief über Hanoi nach Europa / Prag.

Der Weg von Shanghai nach Hanoi bedurfte wieder intensiven Fachwissens. So habe ich Wolfgang Rotter (saintex) konsultiert, der mir entsprechende Hinweise gab. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank.

Der Weg von Shanghai nach Canton wird mit der C.N.A.C. (China National Airways Corp.) sicher gestellt. [1] Der Flugplan aus dem Jahr 1935 dient der Orientierung, da mir der Plan von 1937 nicht zur Verfügung steht.

Die Strecke von Canton nach Hanoi wurde von der Southwestern Aviation Corp. (S.W.A.C.) bedient. [1a] Ein entsprechender Flugplan stand mir nicht zur Verfügung.

In Hanoi angekommen, konnte der Brief mit der Air France auf die Reise nach Europa gehen. Er brauchte 9 Tage, bis er in Marseille ankam. [2] Warum Marseille ? Wir haben einen Transferstempel von Straßburg auf der Rückseite des Briefes. Das bedeutet, der Flug wurde in Marseille unterbrochen, der Brief per Bahn nach Straßburg gebracht und von dort nach Prag weiter befördert mit der Air France.
Interessant ist unter dem Flugplan das Verzeichnis der Fußnoten. Wir haben zuerst einmal einen Anschluß aus Shanghai und Canton dort verzeichnet. Unter dem Buchstaben C wird darauf hingewiesen, das diese Anschlüsse durch chinesische Gesellschaften bedient werden.

In Straßburg ging der Brief am 01.03.1937 um 9 Uhr in Richtung Prag über Nürnberg auf Reisen, wo er gegen 11.40 Uhr eintraf. [3] Der Stempel vom Flughafen gegen 17 Uhr liegt in dem Zeitrahmen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cn35caa.htm
[1a] https://books.google.cz/books?id=HahaLeQph6EC&pg=PA324&lpg=PA324&dq=Southwestern+Aviation+Corp.+1937&source=bl&ots=rb-vRZXjU8&sig=ACfU3U3GHUQ3YASqi0KXoKiXaE7KfivOzg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwir3Oif75L3AhXGyKQKHed3BsMQ6AF6BAgkEAM#v=onepage&q=Southwestern%20Aviation%20Corp.%201937&f=false
Seite 324 Absatz 3
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-09.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-3.jpg
 
saintex Am: 15.04.2022 17:38:49 Gelesen: 80721# 307 @  
@ Detlev0405 [#306]

Da ich im vorstehenden Artikel [#306] als Mitarbeiter genannt bin, gestatte ich mir zu diesem Beitrag die nachfolgenden Ergänzungen:

Die Jahreszahl 26 im Poststempel von Shanghai knüpft nicht an die Gründung der Volksrepublik China an, diese wurde erst am 1.10.1949 von Mao Zedong auf dem Tiananmen in Peking proklamiert, sondern an das Gründungsjahr 1912 der ersten chinesischen Republik, das zur damaligen Zeit als das Jahr 1 gezählt wurde. Um der allgemein gültigen Zeitrechnung zu entsprechen, muss zu dieser chinesischen Jahreszahl stets die Zahl 1911 addiert werden.

Der einzeilige rote Leitstempel „Via Hanoi“ wurde in Shanghai angebracht und gibt als Leitweg für diesen Luftpostbrief vor, dass dieser ab Hanoi mit der französischen Fluggesellschaft Air France nach Europa befördert werden sollte. Aufgrund des rückseitig angebrachten Transitstempels des Postamtes Straßburg-Bahnhof-Luftpostabteilung vom 01.03.1937 9* kann die Beförderung dieses Luftpostbriefes dem Flug der Air France ab Hanoi am 21.02, an Marseille am 28.02.1937 zugeordnet werden.

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht zwischen 5 und 10 Gramm mit $ 1.55 portogerecht frankiert: 25 cts. Auslandsbrief bis 20 Gramm+2x Luftpostgebühr von 65 cts. je 5 Gramm für Luftpostbeförderung auf der Strecke Hanoi – Marseille und über Marseille hinaus bis zu einem Bestimmungsort in Europa.

Verwendete Quellen:

Collot, Gerard/Cornu, Alain, Ligne Noguès Air Orient Air France 1911-1941, Paris 1992
Moeller, Peter/Sall, Larry O.,Eurasia Aviation Corp. A German-Chinese Airline in China and its Airmails 1931 – 1943, USA 2007
Proud, Edward B., Intercontinental Airmails Vol. 2: Asia and Australasia, Heathfield/GB 2009
Pingwen Sieh / J. Lewis Blackburn, Postage Rates of China 1867 – 1980, Taipeh Taiwan R.O.C. 1981
ter Weller, Jan C, Jusquà Handstamps and other Route Indications, o.O. NL 2012

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 18.04.2022 10:24:33 Gelesen: 80305# 308 @  
@ saintex [#307]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die notwendigen Ergänzungen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 22.04.2022 08:23:02 Gelesen: 79722# 309 @  
Heute habe ich Post aus Singapore, zu der Zeit Bestandteil der britischen Kronkolonien. Eigentlich ein sehr unansehnlicher Brief, zumal noch die Rückklappe fehlt, entpuppt sich erst bei eingehender Analyse als hochinteressanter Luftpostbrief.



Frankiert wurde der Brief mit 3 Marken aus Malaya, abgestempelt mit einem sauberen Stempel von Singapore vom 08.10.1938. Der rote Vermerk unter dem ein gedruckten Luftpostlabel KLM gibt uns den Hinweis, wo wir zu suchen haben bezüglich der Beförderung.

Und richtig es war die KLM, die diesen Brief befördert hat. In Singapore aufgegeben, ging es zuerst mit einer Tochtergesellschaft der KLM nach Medan (KNILM). Von dort aus ging der Flug über Bangkok – Kalkutta – Karachi – Bagdad – Alexandria – Athen nach Marseille. [1]Von hier aus ging es nun direkt nach Prag auf der neuen Strecke Marseille – Prag. [2] Die Beförderung nach Tannwald erfolgte dann auf dem Landweg.

Nur mit dieser Streckenverbindung war es möglich, den Brief in 6 Tagen bis nach Prag zu bringen. Eine seltene Destination, für die ich gern mal kleine Mängel in Kauf nehme.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3810bat/kl3810-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 30.04.2022 17:01:06 Gelesen: 78629# 310 @  
Heute gibt es zur Abwechslung wieder einen Erstflugbrief von den Bäder Strecken nach Karlsbad und Marienbad.



Am 15.05,1931 fand der Erstflug auf der Strecke Prag – Karlsbad – Marienbad und zurück statt. Hier handelt es sich um den Streckenabschnitt Prag – Karlsbad. [1] Den Rückflug auf dieser Strecke haben wir schon unter [#58] besprochen. Für jeden einzelnen Etappenort gab es einen gesonderten Sonderstempel. Am Ausgangspunkt wurde sowohl der Flughafenstempel von Prag 82 als auch der Sonderstempel zum Flug abgeschlagen. Auf der Rückseite befindet sich der Sonderstempel von Karlsbad zu diesem Flug als Bestätigungsstempel.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 135, Nummer 94b
 
Detlev0405 Am: 09.05.2022 08:14:48 Gelesen: 77636# 311 @  
Post aus den baltischen Staaten in die Tschechoslowakei zur Zeit der ersten Republik ist rar gesät im Vergleich zu Post nach Deutschland, Luftpost mit einem eindeutigen Nachweis der Lustpost Beförderung , egal aus welchem der baltischen Staaten, ist sehr selten. Es hat jahrelanger Suche bedurft, einen solchen Beleg zu erlangen.



Unsere heutige Karte startet in Gulbene, einer Kleinstadt etwa 100 km östlich von Riga. Die Karte wurde am 27.07.1934 aufgegeben. Die Uhrzeit ist wichtig, auch wenn sie nicht eindeutig lesbar ist. Ich entziffere entweder 6 oder 8 Uhr, wohl eher 8 Uhr. Somit hatte die Karte 4 Stunden Zeit, um am Rigaer Flughafen abgefertigt zu werden.

Es gab drei Möglichkeiten, die Strecke bis Berlin zu bewältigen. Riga – Königsberg – Berlin, diese Post ging aber nur Sonntags. Riga – Warschau – Berlin, der Flug ging zwar am Freitag aber kommt zeitlich nicht hin. Es bleibt nur die Deruluft, eine deutsch – sowjetische Fluggesellschaft. In Riga ging der Flug ab 12.55 Uhr ab und flog über Königsberg und Danzig direkt nach Berlin. Dort traf der Flug um 18.15 Uhr am 27.04.1934 ein. [1] In Berlin übernachtete die Karte und konnte am 28.04. um 14.40 Uhr auf die Reise nach Prag gehen. Dort kam die Karte um 16.45 Uhr an. [2]

Aufgewertet wird die Karte durch die Verwendung lettischer Luftpostmarken und eines entsprechenden Luftpostaufklebers.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/deru34i.htm
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 20.05.2022 05:54:49 Gelesen: 76057# 312 @  
Heute gibt es noch einmal Post aus den USA, gepflastert mit vielen Besonderheiten. Das führte sogar dazu, das er zu einem Irrläufer mutierte. Aber der Reihenfolge nach.



Unser Brief wurde in Chikago aufgegeben. Herr Vavra als Absender hegte wohl den Gedanken, diesen Brief so schnell wie möglich nach Europa zu bekommen. Deshalb wurde der Brief per „Special Delivery“ , also Eilpost, aufgegeben. Dokumentiert wird das sowohl durch einen Aufkleber als auch zweier spezieller 10c Marken, die den Betrag für Eilpost von 20c dokumentieren. Zeitgleich wurde der Brief eingeschrieben. Auf der Vorderseite ist rechts ein provisorischer Gummistempel mit Einschreiben und handschriftlich eingetragener Registriernummer. Auf der Rückseite findet sich der Stempel des Postamtes in Chikago vom 26.04.1935, einem Schalter extra für Einschreiben.

Am 26.04.1935 ging der Brief mit der United Air Lines von Chikago nach New York, wo er laut Bestätigungsstempel auf der Rückseite des Briefes am 27.04.1935 vorlag. [1] [2] Von New York ging es mit dem Dampfer nach Europa, offensichtlich einem französischen Hafen wie verschiedene französische Stempel nahe legen.

Ab Paris trat der Brief dann einen Irrweg an, dessen Grund ich nicht heraus finden kann. Der Brief ging entweder über Prag oder München nach Wien an 12 Uhr oder 12.30 Uhr und ab 13.10 Uhr , Budapest an 14.20 Uhr Ankunft in Belgrad um 16.10 Uhr. [3] Das wird auf der Rückseite des Briefes mit dem Stempel von Zemun bestätigt. Hier wurde wohl bemerkt, das der Brief falsch geleitet wurde und über Budapest – Wien nach Prag geleitet. Das bestätigt uns auch der Ankunftsstempel am Flughafen Prag vom 07.05.1935.

Somit waren die Kosten für den Eilbrief hinfällig geworden. Auffallend die vielen zusätzlichen Stempel auf dem Brief. Warum der Stempel „From Europa“ (Aus Europa) auf diesem Brief landete, ist unklar. Der Stempel „Parvenu avec des …....“ auf der Rückseite des Briefes weist darauf hin, das der Brief mit Mängeln aufgelaufen war.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ua35/ua35-1.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ua35/ua35-2.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 02.06.2022 12:49:36 Gelesen: 74447# 313 @  
Mein heutiger Brief ist wieder einmal ein Erstflugbrief zur Abwechslung. Dabei handelt es sich um die sogenannte Strecke 5 in den Annalen der Geschichte der tschechoslowakischen Luftpost und einer der am kürzesten in Betrieb befindlichen Strecken. Sie existierte nur 3 Monate. Es handelt sich um die Strecke Prag – Hradec Kralove – Mährisch Ostrau und zurück.



Unser Brief kam auf der Rücktour von Mährisch Ostrau zum Einsatz. Allerdings ging der Flug nur bis Troppau/Opava. Abflug Mährisch Ostrau 01.07.1935 um 8 Uhr und Ankunft am gleichen Tag um 9 Uhr in Opava. Nun bleibt uns nur der Blick in die Fachliteratur. Bei Horka finden wir unter den Nummern 109c und und 109e Flugverbindungen von Troppau/Opava nach Prag und Hradec Kralove. [1] Wichtig – beide Verbindungen wurden nicht ausgepreist, offensichtlich aus Mangel an Marktergebnissen. Ich persönlich habe Belege dieser Strecken noch nicht gesehen.
Bei Mahr finden wir die Abbildung eines Beleges der Strecke Opava – Prag. [2] Aufschlussreicher oder auch nicht ist die Bewertung der Belege bei Mahr. [3] Während Troppa/Opava – Prag ausgewiesen wird mit 7 Belegen, ist die Strecke nach Hradec Kralove ohne Anzahl der Belege ausgewiesen und der angesetzte Preis scheint mir willkürlich.

Auf jeden Fall scheint mir durch das Ausweisen von Troppa/Opava als Ausgangspunkt für den Erstflug der Beweis erbracht, dass dieser Flugplatz als eigenständiger Flugplatz auf der Route agiert hat. Somit ist der von mir vorgestellte Beleg als eigenständige Etappe auf der Linie Mährisch Ostrau – Prag anzusehen.

Es handelt sich dabei um den einzigen bisher bekannten und veröffentlichten Beleg für die Strecke Mährisch Ostrau – Opava/Troppau.

Der Sonderstempel für diesen Flug sorgt für Irritationen, die sich später auch durch die Literatur ziehen. Während Prag und Hradec Kralove jeweils separat im Stempel wiedergegeben wurden, findet man am Schluss die Bezeichnung Opava/Mor.Ostrava. Diese Bezeichnung führte dazu, das zum Beispiel Mahr in seinem Werk für Opava (Troppau) und Mährisch Ostrau einen gemeinsamen Flugplatz für beide Städte annimmt. [4] Dem ist aber nicht so. Im Jahre 1935 befindet sich der Flugplatz von Troppau etwa 8 km östlich in der Gemeinde Dolni Benesov , während der Flugplatz von Ostrava sich im Stadtgebiet befindet. Letzterer war unter starkem Einfluss des MLL und diente in erster Linie der Pilotenausbildung, während Troppau die internationalen Linien bedienen sollte. [5] Die kurze Betriebszeit von nur 3 Monaten liess aber eine volle Entfaltung der Pläne nicht zu.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 140, Nummer 109
[2] Voushem/Mahr, Geschichte der Tschechoslowakischen Luftpost, Teil 3, Seite 125, Abb. 147
[3] Voushem/Mahr, Geschichte der Tschechoslowakischen Luftpost, Teil 4, Seite 202, Nummer 16 / 05.01
[4] Voushem/Mahr, Geschichte der Tschechoslowakischen Luftpost, Teil 3, Seite 124, 2.Absatz
[5] https://moravskoslezsky.denik.cz/zpravy_region/pred-80-lety-zacala-z-prvniho-letiste-u-ostravy-startovat-letadla-20151003.html
 
Detlev0405 Am: 27.06.2022 13:53:18 Gelesen: 71140# 314 @  
Mein heutiger Beitrag ist bestimmt etwas merkwürdig – in der Regel beantworte ich Fragen oder gebe zumindest Impulse, in welcher Richtung man etwas weiter verfolgen könnte. Heute wird es anderes sein, ich vermag am Ende nur zu spekulieren.





Post aus der Schweiz, die über Basel nach Straßburg zur Weiterleitung per Luftpost nach Prag mit der Bahn befördert wurde, hatten wir in der vergangenen Zeit schon mehrfach. Auch heute reduziert sich unser Ausflug beider Karten auf diese Beförderung, allerdings mit einer Besonderheit: Beide Karten haben noch einen Zwischenstopp in Luxemburg eingelegt.

Dabei sind beide Karten von der Schweiz nach Straßburg ausschliesslich per Bahn befördert worden. Stellt sich die Frage, wie es zu einem solchen Umweg von etwa 140 Km zwischen Luxemburg und Straßburg kommen konnte. Einfachste Antwort – Irrläufer. Nur kann ich dem nicht ganz so einfach folgen, Post nach Luxemburg aus Basel sollte über Nancy gelaufen sein. Also eine komplette andere Strecke.

Vielleicht gibt es ja Anhaltspunkte, die ich bisher völlig aussen vorgelassen habe ? Über jeden Tipp wäre ich dankbar oder aber eben über die Lösung der Frage.

Gruß
Detlev
 
saintex Am: 28.06.2022 13:33:54 Gelesen: 71102# 315 @  
@ Detlev0405 [#314]

Hallo Detlev,

des Rätsels Lösung:

Bei dem Poststempel mit der Ortsangabe Luxembourg auf der Vorderseite Deiner Luftpostpostkarten aus den Jahren 1937/1938 von Aarau nach Prag handelt es sich nicht um einen luxemburgischen Ankunftsstempel der Stadt Luxemburg sondern um einen Teil der Streckenangabe im Bahnpoststempel der französischen Bahnpost Basel – Luxemburg 2 (franz. BALE A LUXEMBOURG 2), die im Schnellzug von Basel nach Luxemburg über Straßburg mitgeführt wurde und von der Deine beiden Luftpostpostkarten während der Fahrt auf dem Streckenabschnitt Basel – Straßburg bearbeitet wurden.In Straßburg wurden die beiden Postkarten ausgeladen und in der Luftpostabteilung des Bahnhofpostamtes Straßburg weiter bearbeitet, wie der Tagesstenpel Strasbourg Gare - Avion (dt. Straßburg Bahnhof - Luftpost) belegt.Die beiden Postkarten kamen tatsächlich nicht bis nach Luxemburg

In der Philastempel Datenbank ist eine neuere Version dieses Bahnpoststempels registriert. Danach hat sich am Layout des Bahnpoststempels BALE A LUXEMBOURG 2 seit 1937/1938 bis Mitte der 1970er Jahre kaum etwas verändert.

Guckst Du hier https://www.philastempel.de/stempel/suchen/ablage/1317

Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 30.06.2022 05:22:07 Gelesen: 71052# 316 @  
@ saintex [#315]

Habe ich tatsächlich da geguckt - ich danke dir Wolfgang.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.08.2022 10:55:47 Gelesen: 66985# 317 @  
Post aus Österreich in die Tschechoslowakei haben wir im Laufe dieses Beitrages schon öfters vorgestellt und abgehandelt. Und doch gibt es noch Besonderheiten zwischen beiden Ländern, die es lohnt vorgestellt zu werden.



Unser heutiger Brief kommt aus Trofaiach in der Steiermark. Abgestempelt am 06.09.1938, war der Ort seit dem 13.03. des gleichen Jahres Bestandteil des Deutschen Reiches. Frankiert wurde der Brief mit 10 Pfennig Deutsches Reich und 30 Groschen des ehemaligen Österreich, also eine Mischfrankatur. Von Trofaiach ging es auf der Strasse nach Wien, um dort per Luftpost nach Prag zu fliegen. Die Strecke wurde durch die Deutsche Lufthansa AG bedient und ging in Wien ab 09.00 (10.30) Uhr und landete in Prag gegen 10.15 Uhr (11.45) . Die zweiten Angaben beziehen sich auf einen Flug der CLS [1]. Der Ankunftsstempel auf der Rückseite am Flughafen Prag gegen 12 Uhr bestätigt den durchgeführten Flug.

Der Ankunftsstempel von Sumperk am 08.09.1938 gegen 08.00 Uhr bestätigt die Ankunft am Zielort. Ein derartiger Brief war nur befristet möglich, vom 13.03. - 08.10.1938 (dem Tag der deutschen Besetzung von Sumperk) .

Ein echter Bedarfsbrief mit Mischfrankatur aus dieser Zeit.

Gruß
Detlev


[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3803e/dlh38e-8.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.08.2022 14:10:26 Gelesen: 65759# 318 @  
Es ist interessant im Laufe der Zeit immer noch neue Destinationen von der Tschechoslowakei in Deutschland an zufliegen. So auch unserer heutiger Brief, der Magdeburg Fans begeistern kann.



Am 10.07.1933 wurde in Most gegen 17 Uhr unser Brief mit Ziel Magdeburg aufgegeben. Auf dem Langweg erreichte der Brief in der Nacht Prag am Flughafen. Dort wurde er gegen 1 Uhr abgefertigt, wie der Stempel auf der Rückseite beweist.

Nun haben wir zwei Möglichkeiten, unseren Brief pünktlich 14 Uhr in Magdeburg ankommen zu lassen. Auf jeden Fall aber über den Flughafen Halle/Leipzig.
Die erste Strecke ist von Prag über Amsterdam nach London. Hier geht der Flieger in Prag um 09.45 Uhr ab und erreicht Halle/Leipzig um 11.20 Uhr. [1] Der Flug wird von der CLS durchgeführt.

Der zweite Weg führt von Prag um 10.50 Uhr über Chemnitz 11.50 Uhr nach Halle/Leipzig an 12.45 Uhr. Hier ist die Deutsche Lufthansa maßgeblich. [2]
In beiden Fällen geht der Brief von Halle/Leipzig um 13.10 Uhr ab, um um 13.45 Uhr in Magdeburg zu landen. [2] Bestätigt wird die Ankunft durch einen Ortsstempel von Magdeburg 1 zwischen 14 und 15 Uhr. Auf der Vorderseite befindet sich noch ein 2 facher Abschlag des Luftpostbestätigungsstempels von Magdeburg. [3]

Spätestens beim Porto haben wir Gewissheit, das unser Brief philatelistisch beeinflusst war. Das Porto im Jahr 1933 schlüsselt sich wie folgt auf:
Einschreiben 2,50 Kc, Eilpost 5,00 Kc, Sonderporto nach Deutschland 2,00 Kc, Luftpostzuschlag 1,00 Kc. Gesamtporto 10,50 Kc. Der Satz 1100 Jahre Nitra bestand aber aus zwei Marken. So kam es zur über Frankatur.

Interessant auf der Rückseite als Verschlussmarken für den Brief die beiden Vignetten zur Postwertzeichen Ausstellung in Wien.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3304/cls334-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh33/dlh33-4.jpg
[3] Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 427, Nummer 70) 01/a
 
Detlev0405 Am: 08.09.2022 04:43:05 Gelesen: 64660# 319 @  
Im Beitrag [#164] haben wir uns schon einmal mit der Strecke Bratislava – Prag beschäftigt, damals aber unter dem Gesichtspunkt eines Flugausfalles. Heute soll die Strecke einmal komplett dokumentiert werden und der Flug nicht ausfallen.



Am 21.07.1933 wurde unser Brief in Bratislava gegen Mittag aufgegeben. Der Tag fiel auf einen Freitag und passte somit in den Flugplan der CSA. Von Bratislava ging der Flug um 17.30 Uhr ab und kam in Prag um 19.55 Uhr an. [1] Der Ankunftsstempel vom Prager Flughafen auf der Vorderseite bestätigt diese Feststellung.

Wichtig ist der Abschlag des Flugbestätigungsstempels von Bratislava 1. Er ermöglicht die zweifelsfreie Bestätigung, das der Brief per Luftpost befördert wurde. [2] Leider ist er nicht auf allen Briefen/Karten abgeschlagen worden.

Interessant die Behandlung des Briefes als Einschreiben. Jirny bei Prag ist ein kleiner Ort, aber doch immerhin mit mehr als 1.000 Einwohnern. Also auch mit entsprechender Poststelle versehen. Das ergibt sich aus den Auskünften des tschechischen Stempelarchivs. [3] Der Stempel war von 1924 – 1939 im Einsatz. Anstelle dieses Stempels findet sich aber nur eine Bleistiftnotiz, ich vermute des zuständigen Postbeamten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ok33/ok33-5.jpg
[2] Horka , Seite 188, RV15
[3] Monografie der tschechischen Briefmarken, Band 17 Teil I, Seite 276, Nummer 911/2
 
Detlev0405 Am: 18.09.2022 06:48:41 Gelesen: 63357# 320 @  
Im Beitrag [#206] habe ich bereits den Flug des belgischen Ballons „Belgica“ nach Cesky Tesin behandelt.

Unsere heutige Karte unterscheidet sich eigentlich nicht von der in diesem Beitrag vorgestellten Karte. Im Prinzip – und doch gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen beiden vorgestellten Karten. Es handelt sich heute um die sogenannte weiße Karte dieses Fluges. [1]



Warum beide Farbtöne aufgelegt wurden für ein und den selben Flug vermag ich nicht zu sagen. Wesentlich ist die Beförderungszahl. Die weiße Karte wurde mit 465 Stück befördert, während die Karte aus Beitrag [#206] etwa 3000 Stück nachweisen kann. Das erklärt auch, warum die weiße Karte einem relativ selten begegnet.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 165, LB 3, Nummer 168a
 
Detlev0405 Am: 24.09.2022 06:51:20 Gelesen: 60878# 321 @  
Wir bekommen heute wieder Post aus der Schweiz und vieles wiederholt sich. Und doch weist der Brief eine Besonderheit auf, die etwas überrascht.



Unser Brief wurde am 02.05.1938 in Zürich aufgegeben. Frankiert wurde der Brief mit der Michel Nummer 321 – 24, eine Satz Frankatur. Der hohe Nominalwert von 2,10 Franken ermöglichte sowohl Einschreiben, Eilpost und Luftpost für diesen Brief. Ob es Porto gerecht ist vermag ich nicht zu sagen.

Stellt sich als erstes die Frage, warum der Brief nicht von Zürich aus per Luftpost verschickt wurde.Zu dieser Zeit gab es bereits eine Direktverbindung Zürich – Prag. Nur wurde sie nicht genutzt. Die Antwort gibt uns der Tagesstempel von Zürich. Um 18 Uhr wurde der Brief abgestempelt und der nächste Flug aus Zürich ging erst am nächsten Tag um 14.00 Uhr [1]. So haben die Schweizer Beamten wieder bewährtes genutzt – per Bahn von Zürich über Basel nach Straßburg. Dort konnte der Brief bereits um 08.45 Uhr am 03.05.1938 auf die Reise nach Prag geschickt werden, wo er um 13 Uhr bereits ankam. [2]

Um 16.45 Uhr konnte der Brief dann über Brno nach Bratislava auf Reisen gehen, um dort gegen 18.45 Uhr einzutreffen am 03.05.1938 [3]. Dieser Teil des Fluges wurde von der CSA durchgeführt. Der Flughafenstempel von Bratislava bestätigt die Angaben. [4]

Die Besonderheit des Briefes erschliesst sich einem beim Blick auf das Datum des Stempels in Zürich. Es handelt sich um einen FDC, die Marken wurden am 02.05.1938 heraus gegeben.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-6.jpg
[4] Horka, Seite 178, R4
 
Detlev0405 Am: 05.10.2022 19:11:46 Gelesen: 59760# 322 @  
Post aus Südafrika hatten wir bereits in den Beiträgen [#232] und [#239] vorgestellt und trotzdem gibt es noch Besonderheiten, die es lohnt vorgestellt zu werden. Heute habe ich einen Beleg, der die ursprüngliche Destination vorstellt – Südafrika über Paris in die Tschechoslowakei.



Aufgegeben wurde unser Brief am 16.03.1932 in Johannesburg. Das Jahr deutet an, das wir uns noch in der Anfangszeit der Langstrecken Flüge befinden, besonders auf dem afrikanischen Kontinent. Dementsprechend lange gestaltet sich die Beförderungszeit.

Unser Brief wird von der Imperial Airways befördert von Johannesburg nach Paris. Der 16.03. war ein Mittwoch, einen Tag vor dem Abflugtag der Imperial Airways aus Johannesburg. Der Brief erreichte den Rand von Afrika, hier Kairo, eine Woche später am 23.03.1932. Von dort aus ging es weiter über Athen nach Paris und kam dort am 27.03.1932 an [1]. Das ist auch am Ankunftsstempel auf der Rückseite ersichtlich.

Die CIDNA übernahm den weiteren Transport des Briefes über Straßburg nach Prag, wo er am 28.03.1932 gegen 11 Uhr ankam.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw32-04.htm
 
Detlev0405 Am: 12.10.2022 10:13:57 Gelesen: 58524# 323 @  
Wir begeben uns mit unserer Post wieder einmal auf den afrikanischen Kontinent. Im wesentlichen finden wir dort zwei europäische Luftfahrtgesellschaften präsent – die Imperial Airways und die Air France. Geschichtlicher Hintergrund war die Kolonialpolitik beider Länder.



Unser Brief kommt aus Tunesien, konkret Tunis. Am 10.12.1936 aufgegeben, begann seine Reise um 6.45 Uhr in Tunis. In Marseille kam der Brief gegen 12.45 Uhr an. [1] Von Marseille ging die Reise weiter mit der Bahn, entweder um 14.06 Uhr oder um 18.05 Uhr. Ankunft in Paris war 05 Uhr oder 06.30 Uhr. [1] Das deckt sich auch mit dem rückseitigen Abfertigungsstempel vom Pariser Flughafen um 07 Uhr.

So konnte der Brief am 11.12.1936 um 08 Uhr vom Flughafen Paris in Richtung Prag abgehen, wo er dann um 14.25 Uhr ankam [2]. Das entspricht auch dem vorderseitigen Ankunftsstempel in Prag.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-09.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 19.10.2022 13:08:12 Gelesen: 57391# 324 @  
Der perfekte Luftpostbrief – oder doch nicht ? Mein heutiger Brief aus Frankreich hat mich sofort an den Beitrag von Wolfgang (saintex) erinnert [#24], wo er die Kriterien für einen Bedarfsluftpostbrief festgelegt hatte. Der Brief dokumentiert bis ins kleinste Detail alle Etappen eines Weges innerhalb von Europa.



Am 14.08.1937 wurde in Lyon um 14.45 Uhr ein Brief aufgegeben. Auf den Briefmarken und daneben gesetzt befindet sich der Tagesstempel eines Postamtes. Auf der Rückseite ist der Stempel des zuständigen Luftpostamtes aber mit einem Fehler. Die eingestellte Zeit 14.10 Uhr kann nicht stimmen und sollte wohl 15.10 Uhr ausweisen. Das deckt sich dann mit der Abflugzeit vom Flughafen Lyon um 15.10 Uhr. [1]



Um 17 Uhr erreichte der Brief Paris und wurde um 24.30 Uhr weiter bearbeitet (merkwürdige Zeitangabe).



So konnte der Brief in Paris um 07 Uhr Morgens über Straßburg, Nürnberg nach Prag befördert werden. Dort kam er um 11.40 Uhr an. [2]



Um 16.20 Uhr ging der Brief von Prag nach Brno ab, wo er um 17.20 Uhr ankam. [2] Der Stempel auf der Rückseite von Brno 2 um 19 Uhr bestätigt den Flug sowie der Kastenstempel auf der Vorderseite des Briefes. [3]



Ein kleines Extra weißt der Brief noch auf, beide Marken sind mit einer Perfin Lochung versehen. Nun mag jeder selbst entscheiden, ob dieser Brief dem Ideal eines Luftpostbriefes entspricht.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[3] Horka, Seite 187, RV12
 
Detlev0405 Am: 29.10.2022 09:42:41 Gelesen: 55586# 325 @  
Wir haben wieder Post aus Afrika. Heute kommt der Brief aus dem Osten Zentralafrikas.



In Nairobi wurde der Brief am 11.07.1938 aufgegeben. Einen Anschluss an die Linie der Imperial Airways gab es aber nur in Kisumu oder in Mombasa. Auf dem Landweg verschickt ? Dagegen spricht die kurze Beförderungszeit bis nach Athen. Also suchen.

Und wir stoßen auf die Wilson Airways Limited. Hier finden wir den Goldfields Service, dessen Flug Samstags um 06 Uhr in Nairobi abging und in Kisumu um 09 Uhr eintraf. [1] Da der Flugplan von 1937 ist, haben wir hier eine Verschiebung des Abflugtages 1938 auf Montag zu vermuten.

Das deckt sich dann auch mit dem Abflugtermin der Imperial Airways 1938 am Dienstag aus Kisumu. Am 12.07.1938 ab Kisumu traf der Brief am 14.07.1938 in Athen ein. [2] Auf dem Landweg kam der Brief dann in Prag an.

Werfen wir noch einen Blick links oben auf den Brief, finden wir den Namen Nehera. Es handelt sich um eine Residenz von Jan Nehera, der auf 3 Kontinenten aktiv war. Er gehörte zu den Persönlichkeiten der Zeitgeschichte der Tschechoslowakei in der 1.Republik.

„Jan Nehera (31. Dezember 1899, Kostelec na Hané[1] - 4. April 1958, Casablanca[2]) war einer der talentiertesten tschechoslowakischen Unternehmer in der ersten Hälfte des 20. Seine Pionierarbeit im Einzelhandel und seine fortschrittlichen Produktionsmethoden ermöglichten es ihm, sich auf drei Kontinenten zu etablieren, wo er zwischen 1931 und 1939 nach und nach ein Netz von mehr als 130 großflächigen Einzelhandelsgeschäften und mehreren Dutzend Händlern und Fabriken aufbaute. Er war der erste, der den Verkauf von Konfektionskleidung von der Produktion bis zum Einzelhandel vertikal integrierte und damit den Weg für die heutigen Luxusunternehmen wie Chanel und Hermes ebnete. Er setzte viele der innovativen Prinzipien in die Praxis um, die beispielsweise von Ford und Bata verwendet wurden. Seine Produkte stellten den Höhepunkt der Textiltradition in der Tschechoslowakei dar, die 1858 mit der ersten Bekleidungsfabrik in Europa in Neher's Prostějov begann. Diese Tradition wird auch heute noch in vielen Bekleidungsunternehmen in Prostějov oder Trenčín gepflegt. [3]“

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/wilson/wils37c/wils37-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/i-gj/iaw3804i.jpg
[3] https://cs.wikipedia.org/wiki/Jan_Nehera
 
Detlev0405 Am: 08.11.2022 12:42:49 Gelesen: 54345# 326 @  
Heute auch noch einmal ein Brief aus Kenia, aber aus dem Jahre 1936. Das ändert einiges was die Beförderung betrifft. Hinzu kommt eine Besonderheit, die vom Absender verursacht wurde.



Am 14.03.1936 wurde der Brief in Mombasa aufgegeben, das war ein Samstag. Im Gegensatz zu 1938 tangierte die Imperial Airways in diesem Jahr nicht Mombasa. Also musste der Brief nach Nairobi transportiert werden.

Von Mombasa nach Nairobi flog 1936 die Wilson Airways Limited mit dem Coast Service. Der nächste Abflug war so am Dienstag, den 17.03.1936 möglich.In Nairobi traf der Brief dann um 17 Uhr ein. [1] Den Anschluß an die Imperial Airways hätte der Brief am Freitag den 20.03.1938 geschafft und wäre in Brindisi am 24.03.1938 eingetroffen. Das stimmt mit dem Datum auf der Rückseite in Rom nicht überein.[2]

Bleibt der Landweg von Mombasa nach Nairobi. Es sind etwa 450 Km und das sollte am Sonntag zu schaffen gewesen sein. Dort konnte der Brief am Montag den 16.03.1936 mit der Imperial Airways befördert werden. In Brindisi kam der Brief am 20.03.1936.

Brindisi ? Wieso dort ? Ein Blick auf die Vorderseite des Briefes unten links gibt die Antwort. Der Absender legte Prag kurzer Hand nach Italien und somit war der Leitweg von Kenia nach Italien.

In Rom kam der Brief am 23.03.1936 an, von wo er auf dem Landweg nach Prag transportiert wurde. Am 25.03.1936 endete der Irrweg des Briefes.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/wilson/wils3609/wils36-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw36f/iaw36f-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.11.2022 08:12:23 Gelesen: 52888# 327 @  
Heute haben wir wieder einmal Post aus den USA, aber mit einer sichtbaren Besonderheit. Wir befinden uns noch in der Zeit, in der die Post über den Atlantik per Schiff transportiert wurde.



Aufgegeben wurde der Brief in der Stadt Cicero im Bundesstaat Illinois. Leider können wir kein Datum erkennen, da ein stummer Stempel zum entwerten der Marken verwendet wurde. Da Cicero zur Metropolregion Chikago gehört, gehe ich davon aus, das der Brief am 24.09.1934 aufgegeben wurde. Dafür wurde er sehr schön frankiert, aber über die Marken kann ich keine Auskunft geben.

Am 24.09.1936 wurde der Brief in Chikago gestempelt in der Branche von Cicero. Am 25.09.1936 war er bereits in New York und dort sowohl als Einschreiben behandelt als auch von der Auslandsabteilung behandelt. Da zwischen Chikago und New York als einer Hauptstrecke am Tage mehrere Flüge allein durch die United Air Lines angeboten wurden, kann ich einen Flug für diesen Brief nicht verifizieren. [1]

Von New York ging der Brief per Schiff nach Frankreich.

In der Regel kam ein Brief in Le Havre an und ging auf dem Landweg nach Paris. Von dort aus mit der Linie 471 über Straßburg und Nürnberg nach Prag. [2] Deshalb haben diese Briefe auch keine Stempel vom Flughafen Nürnberg. Unser Brief ist aber bereits am 02.09.1934 in Nürnberg eingetroffen und postalisch behandelt worden. Das dokumentiert der rote Beförderungsstempel vom Flughafen Nürnberg auf der Vorderseite und der Stempel auf der Rückseite vom 03.10.1934 um 9 Uhr auf der Rückseite. Der Tagesflug kam aber erst um 09.55 Uhr an. Der Tagesstempel auf der Rückseite vom Flughafen ist ein Abfertigungsstempel, um so um 10.05 Uhr mit dem Flug nach Prag weiter befördert zu werden. Das ist dann stimmig mit dem Ankunftsstempel am Flughafen in Prag um 12 Uhr. Von dort aus ging es auf dem Landweg nach Hradec Kralove.

Über die Ursache für die Flugunterbrechung am 02.09.1934 kann man nur Spekulationen anstellen, am wahrscheinlichsten ist ein Motorschaden am Flugzeug.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ua35/ua35-2.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-10.jpg
 
Detlev0405 Am: 05.12.2022 08:20:43 Gelesen: 50886# 328 @  
Unser heutiger Brief kommt wieder einmal aus Afrika von der Insel Madagascar. Ostafrika ist eigentlich eine Domäne der Imperial Airways, wo ich auch zuerst mit der Suche begann. Damit befand ich mich aber leider auf dem berühmten Holzweg. Irgendwann machte mich die Tatsache stutzig, das es nur einen Abgangsstempel und einen Ankunftsstempel in Prag gab, der für mich relevant war. Das sprach dafür, das der Brief mit der Air France befördert wurde. Das stimmt aber nur teilweise, nämlich von Algier bis Prag. Fehlte der Rest der Strecke. Irgendwann stieß ich dann auf eine Tochter der Air France. Es war die Regie Air Afrique.



Die Stempel auf den Marken von Madagascar sind sehr schlecht, auf den oberen beiden Marken erkenne ich das mögliche Datum 31.12.1938. Aufgegeben wurde der Brief in Fianarantsoa und musste auf dem Landweg nach Tananarive (dem heutigen Antananarivo). Die Strecke betrug etwa 550 km. Da der Brief am Samstag aufgegeben wurde und der Abflug erst am Mittwoch, den 04.01.1939 erfolgen konnte, sollte das kein Problem gewesen sein.

Die Regie Air Afrique hob am 06.01,1939 zu ihrem 6 tägigen Flug nach Paris ab. Dabei legte sie eine Strecke von etwa 10.300 km auf dem afrikanischen Kontinent zurück bis Algier. Dort kam der Brief am 09.01.1939 an. Damit jeder sich die Strecke besser veranschaulichen kann, stelle ich hier die entsprechende Seite der Regie Air Afrique zur Verfügung.

[1]

In Algier wurde dann umgeladen auf die Strecke Algier – Paris. Dienstag war Flugtag zwischen Algier und Paris. So konnte er am 10.01.1939 von Algier aus um 06.45 Uhr weiter fliegen um gegen 15.30 Uhr in Paris am Flughafen einzutreffen. [2]

Von Paris aus ging der Brief offensichtlich am 18.01.1939 früh um 08 Uhr auf die Reise über Straßburg und Nürnberg, um gegen 13 Uhr in Prag einzutreffen. [3] Auf dem Landweg erreichte der Brief nach etwa 13.000 km seinen Bestimmungsort Turnov.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/airafr/raf38/raf38-1.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3810uk/af38w-07.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 23.12.2022 06:51:52 Gelesen: 48874# 329 @  
Unsere heutige FFL Karte ist eine alte Bekannte, wir finden sie in den Beiträgen [#256] und [#295].

Es geht um den Erstflug Berlin – Prag – Wien, der gemeinsam von der CSL mit der DLH und OELAG durchgeführt wurde. Der Hintergrund des Fluges ist in den angegebenen Beiträgen zu lesen.



Die heutige Karte ist der gesuchte Fehldruck, wobei Fehldruck sehr weit hergeholt ist. Es wird als Erstflug Datum der 7.März 1927 ausgewiesen. Der Erstflug fand aber erst am 21.März 1927 statt. Es wird davon ausgegangen, das der Erstflug zuerst am 7.März geplant war. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Karten sowohl in Tschechisch als auch in Deutsch für den Tag gedruckt waren. Also die entsprechenden Verträge für diesen Tag fixiert waren.

Naheliegend sind Wetter um den 7.März herum, die das Fliegen unmöglich machen könnten. Bei einem Blick in die Wetterdaten registrieren wir für Prag 5° , Wien 6° und Berlin ? , was nicht unbedingt für einen Abbruch aus diesen Gründen sprechen würde. [1] Weder Horka noch Mahr sind in der Lage, einen plausiblen Grund für die Verlegung anzugeben.

Beide Versionen der Karte konnten gleichberechtigt am 21.März für den Erstflug verwendet werden. Die Karte mit dem falschen Datum tritt jedoch wesentlich seltener in Erscheinung.

Gruß
Detlev

[1] https://library.noaa.gov/Collections/Digital-Docs/Foreign-Climate-Data/Germany-Climate-Data#o46399015
 
Detlev0405 Am: 01.01.2023 06:46:32 Gelesen: 47449# 330 @  
Heute stelle ich einen Brief zur Diskussion, der eigentlich gar nicht existiert. Keine Angst um mich, ich bin geistig noch voll bei mir. Es geht um einen Luftpostbrief aus den Niederlanden nach Prag, zu dem es auch einen ausführlichen Artikel von Cees Janssen gibt. [1]



Es geht um diesen Brief, der den Eindruck eines Erstfluges auf der Strecke Amsterdam – Prag am 01.05.1930 erweckt. Ich gebe Herrn Janssen Recht bei der Einordnung des Briefes bezüglich der Luftfahrtgesellschaft. Die KLM ist erst am 01.06.1935 in diese Linie als Beteiligter eingestiegen, bis dahin war es eine ausschließliche Domäne der CLS.

Herr Janssen beschreibt auch die Tagesstempel auf dem Brief. Zumindest was die tschechischen Stempel betrifft kann ich deren Korrektheit auf dem Brief bestätigen. Nehme ich den holländischen Stempel hinzu, den Herr Janssen bestätigt, haben wir einen echt gelaufenen Luftpostbrief vor uns.

Im Gegensatz zu Herrn Janssen hätte mich der falsche Aufdruck „BIJ AIR EXPRESS“ kaum bewegt, weil von vornherein vom Absender angebracht. Mich hätte vielmehr der Adressat stutzig gemacht. Alle Post ging an den namhaften Briefmarkenladen „Sberatel“ in Prag. Also ein philatelistisch beeinflusster Luftpostbrief.

Bei der Einschätzung, ob es ein Erstflug ist oder nicht, macht Herr Janssen einen gravierenden Fehler in seinem Artikel. Bei seiner rhetorisch aufgeworfenen Frage nach dem Erstflug nach Prag vermischt er unzulässiger Weise Land und Stadt.Richtig stellt er fest, das der erste Flug aus den Niederlanden nach Prag und umgedreht im Jahre 1928 stattfand. Das war aber die Destination Prag – Rotterdam und retour. Und Erstflüge verbinden in erster Linie Orte und als Nebenprodukt selbstverständlich auch Länder miteinander.

Wir stellen aber am 01.05.1930 die Frage, ob ein Erstflug Amsterdam – Prag stattfand. Hier ist es ratsam, unseren Horka heranzuziehen. [2] Ab dem 01.04.1930 fand eine Umstellung der Flüge von Prag nach Rotterdam statt. Sie gingen nun über Halle/Leipzig und Essen, nicht mehr über Kassel.
Und genau einen Monat später taucht unser Brief auf – von Amsterdam nach Prag. Das ist übrigens die Destination Prag – Amsterdam, die ab dem 01.04.1931 regelmäßig geflogen wurde. Bis 1935 ausschließlich von der CLS.

Wer garantiert , das der Flug vom 01.05.1930 auf der Strecke Amsterdam – Prag nicht ein Testflug war mit der Perspektive, die bestehende Linie Rotterdam – Prag zu erweitern ? Ein Erstflugbeleg zur Eröffnung einer zumindest zeitweiligen permanenten Flugverbindung ist es auf keinen Fall. Im Sinne einer ersten Verbindung zwischen Amsterdam und Prag dokumentiert dieser Beleg den Flug.

Nun mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Gruß
Detlev

[1] https://www.postzegelblog.nl/2021/09/03/eerste-vlucht-klm-naar-praag-op-1-mei-1930/
[2] Horka, Seite 25, Tabelle 25
 
Detlev0405 Am: 21.01.2023 14:09:44 Gelesen: 44488# 331 @  
Auch heute habe ich noch einmal einen Beitrag aufgenommen, der schon eine Strecke dokumentiert hatte. Es handelt sich um den Beitrag [#7] , die Strecke Prag – Kosice. Damals war auf dem Brief der Ankunftsstempel in Kosice nicht lesbar. Es ist sehr schwer, Briefe mit der Destination nach Kosice und lesbarem Ankunftsstempel zu finden. Nun hatte ich Glück.



Abgefertigt wurde der Brief am Flughafen am 16.03.1927 gegen 8 Uhr. Sehr ausgelastet scheinen die Postbeamten dort nicht gewesen zu sein, denn sie brachten 3 verschiedene Luftpoststempel an. Zum einen den bekannten kreisrunden Stempel von Prag 82 Flughafen [1], den 8 eckigen Stempel vom Flughafen [2] und dem roten Rahmenstempel in tschechisch und französisch. [3] Andererseits ein Glücksfall, denn der Stempel [2] war nur von 1927 – 1929 im Einsatz und somit der seltenste vom Flughafen.

Der Flug ging in Prag um 9 Uhr ab und traf in Kosice gegen 14.15 Uhr ein [4]. Das deckt sich auch mit den Zeitangaben in beiden Ortsstempeln. Der Ankunftsstempel von Kosice Flughafen stand erst ab 01.08.1927 zur Verfügung.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 177, Nummer 157b b
[2] Horka, Seite 177, Nummer 157 db
[3] Horka, Seite 183, Nummer RV2a
[4] von 1927 liegt kein Flugplan vor
 
Detlev0405 Am: 08.03.2023 04:16:54 Gelesen: 40053# 332 @  
Unsere heutige Karte ist eigentlich nur ein Beleg über eine unwirtschaftliche Flugverbindung, die so auf Dauer auch nicht praktiziert wurde.

Ich rede von der Strecke Brno – Wien. Sie steht hier im Zusammenhang mit einer Strecke der Deutschen Lufthansa, die von Berlin über Gleiwitz, Breslau, Brno nach Wien ging. Selbst diese komplette Strecke existierte nur 2 Jahre, nämlich 1927 und 1928.



Der Abflug von Brno erfolgte um 12.50 Uhr und die Ankunft in Wien um 13.45 Uhr. [1] Das liegt auch innerhalb der ausgewiesenen Uhrzeiten der Stempel von Wien und Brno. Der Stempel in Brno war neu, am 01.08.1927 für den Flughafen in Dienst gestellt. [2]

In der Praxis ( selbst ausprobiert ) benötigt man von Brno nach Wien mit der Bahn etwa 2,5 Stunden, mit dem Auto bei guter Verkehrslage 2 Stunden. Deshalb gibt es aus der Gegenrichtung von Wien nach Brno viele Luftpostbelege, die den Stempel auf Verweis zur Beförderung per Bahn verweisen – oft zeitlich günstiger zu realisieren.

Und trotzdem haben wir es mit einem hochinteressanten Beleg zu tun. Laut Horka ging die Saison auf der Strecke vom 09.05. bis 05.11.1927. [3] Wir haben aber eindeutig einen Flug am 26.11.1927 . Sollte die Saison auf der Strecke in den Winterflugplan weiter geführt worden ? Leider habe ich den Winterflugplan der DLH von 1927 nicht.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
[2] Horka. Seite 178, R5
[3] Horka, Seite 83, Tabelle 28
 
saintex Am: 10.03.2023 09:14:46 Gelesen: 39998# 333 @  
Ausweislich der vom Reichsverkehrsministerium (Luftfahrtabteilung) herausgegebenen Luftverkehrskarte gültig ab 17.10.1927 bis 14.6.1928 [1][2] war die von der Lufthansa beflogene Strecke Berlin-Breslau-Gleiwitz-Brünn-Wien (Linie 15) auch im Winter 1927/1928 in Betrieb.

Wolfgang

[1]Beilage zum Reichsluftkursbuch Ausgabe 10,gültig ab 17.10.1927
[2]Die Luftverkehrskarte 1927/1928 (und weitere Flugpläne aus den 1920- und 1930er Jahren sind auf der Internetseite Böblinger Flughafengeschichten abrufbar https://flughafenbb.files.wordpress.com/2015/09/luftverkehrskarte-1927-10-17-bis-128-04-14.jpg
 
Detlev0405 Am: 10.03.2023 14:57:17 Gelesen: 39978# 334 @  
@ saintex [#333]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die Information, dann macht das auch Sinn insgesamt. Ich habe im Laufe der Zeit doch schon einige Lücken bei Horka gesehen, aber das Werk ist ja mittlerweile auch schon 25 Jahre alt und die Entwicklung geht weiter.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 23.03.2023 07:07:41 Gelesen: 39332# 335 @  
Schön ist es, wenn man auch auf Briefe stösst, die nicht die üblichen Destinationen aufweisen und wo es dann auch interessant ist, den richtigen Beförderungsweg zu finden. So ging es mir auch mit unserem heutigen Brief aus Düsseldorf.



Der Brief wurde am 30.08.1937 zwischen 11 und 12 Uhr Vormittag in Düsseldorf aufgegeben. Der Ankunftsstempel vom Prager Flughafen datiert die Ankunft am 31.08.1937 gegen 10 Uhr. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, wir müssen einen Flug finden, der zwischen diesen Zeiten liegt.

Meine naheliegende Vermutung war die Strecke Düsseldorf – Dortmund – Halle/Leipzig nach Prag. Aber völlig daneben. Der Flug startete um 11.35 Uhr vom Düsseldorfer Flughafen mit der DLH Linie 1010 in Richtung Berlin, wo er um 13.45 Uhr ankam. Dort wurde er umgeladen auf die Gemeinschaftslinie der DLH, ÖELAD und CLS nach Prag – Linie 32. Abflug in Berlin um 14.50 Uhr und Ankunft in Prag um 16.40 Uhr. [1] Deshalb auch meine Bemerkung, das der Ankunftsstempel etwas irritiert. Offensichtlich war schon Schalterschluss am 30.08.1937, als der Brief in Prag eintraf.

Zu seinem endgültigen Bestimmungsort in Kosten bei Teplice gelangte der Brief auf dem Landweg.

Ob der violette Stempel „B“ auf der Rückseite postalische Ursachen hat, vermag ich nicht zu sagen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh38b/dlh38-7.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.04.2023 12:27:43 Gelesen: 38467# 336 @  
Der heutige Brief kommt aus Schweden, genau gesagt aus Stockholm. Und genau damit beginnt für den Laien das Chaos bei der Suche nach der Luftpostverbindung zwischen Stockholm und Prag.



Unser Brief wurde am 09.03.1936 in Stockholm aufgegeben. Mit einem attraktiven R-Zettel des Sammlerpostamtes versehen und einem schönen Stempel Luftpost von Stockholm. Und genau der Stempel führt einen Laien erst einmal auf den Holzweg – zumindest mich am Anfang.

Im Winterflugplan 1935/36 findet sich keine Luftpostverbindung zwischen Stockholm und Malmö, wo der Anschluss an das europäische Flugnetz hergestellt werden konnte. Im Flugplan der AB Aerotransport (Swedish Air Lines ) vom 06.10.1935 findet sich des Rätsels Lösung – es handelt sich um eine Bahnverbindung. Ab Stockholm 21.10 Uhr und 22.35 Uhr trafen die Züge am nächsten Morgen gegen 07.30 Uhr in Malmö ein. Leider ist dieser Plan nur als PDF Datei verfügbar.

Von Malmö ging der Brief gegen 08.30 Uhr über Kopenhagen, Berlin nach Prag , um dort ca. 14.15 Uhr einzutreffen. [1] Diese Strecke wurde von der Deutschen Lufthansa beflogen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 13.04.2023 13:57:23 Gelesen: 38018# 337 @  
Ab und zu gelingt es tatsächlich, etwas seltenes für meine Sammlung zu erstehen. Wir befinden uns in der Anfangszeit der tschechoslowakischen Luftpost Anfang der 1920-er Jahre. Während auf der Strecke nach Frankreich, speziell nach Paris, eine sehr rege Beförderung stattfand, war die Strecke von Prag nach Warschau weniger frequentiert. [1]



Vor uns liegt eine Karte, die am 30.06.1923 geschrieben wurde und am 02.07.1923 am Luftpostschalter des Hauptpostamtes Praha 1 4a aufgegeben wurde. Erst am 03.07. war die Beförderung möglich und zwar um 09 Uhr am Morgen. Ankunft des Flugzeuges in Warschau gegen 13 Uhr. [2]

Die Ankunftsstempel von Warschau machen diese Karte attraktiv. Während der Tagesstempel doch ab und zu im Jahre 1923 zu finden ist, ist ein Abschlag des Ankunftsstempels vom Flughafen in Warschau hier noch sehr selten.

Beim Porto ist ab 01.01.1922 1,50 Kc für das Porto der Karte zu zahlen, der Luftpostzuschlag beträgt ab dem 01.06.1923 0,75 Kc. Bis zum 01.06. betrug die Luftpostgebühr 1 Kc, so das hier eventuell durch den Postbeamten ein Fehler gemacht wurde. Daher die 2,50 Kc.

Zur absoluten Seltenheit wird die Karte aber erst durch den Adressaten der Karte. Im Jahre 1923 gab es sowohl in Prag als auch in Warschau Militärmissionen Frankreichs. Geschickt wurde die Karte an einen Hauptmann (Capitaine) der Fliegerabteilung der französischen Militärmission in Warschau. Auch der Absender ist offensichtlich ein Franzose. So besteht hier die Möglichkeit, das auch der Absender von der Militärmission in Prag ist oder ein Pilot der CFRNA, der sich diese Karte über die Warschauer Adresse an sich selbst geschickt hat.

Übrigens, während bei Petr Horka die ersten Strecken von Prag nach Straßburg, Paris und London mit mehreren Belegen dokumentiert wurden, wird die Strecke nach Warschau bis 1930 mit keinem einzigen Beleg nachgewiesen. Ich vermute, das dies den hohen Verlusten in Polen während des II.WK geschuldet werden muss.

Ein Highlight aus der Geschichte der CFRNA.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 70, Tabelle 20
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna23a.htm
 
Detlev0405 Am: 28.04.2023 06:04:43 Gelesen: 36823# 338 @  
Ursprünglich habe ich ja gedacht, wenn ich beide Versionen des CIDNA Stempels in Prag in einem Beitrag bringe, hätte ich das Thema hinter mich gebracht. Horka registriert diese Stempel unter RV3 und RV4. Meine Ausführungen dazu habe ich im Beitrag [#129] gemacht.



Bei meiner heutigen ergänzenden Karte konnte ich mich nicht zurückhalten und habe zugegriffen – aus zwei wichtigen Gründen.

1.Die Farbe des CIDNA Stempels weicht erheblich von den Farben der vorhergehenden Karten ab.
2.Die Karte wurde beim Postamt Praha 36 abgestempelt.

Bisher waren mir nur Abstempelungen von Post mit CIDNA Stempeln im Hauptpostamt und Praha 25 bekannt. Offensichtlich fand der CIDNA Stempel noch weitere Verwendung im Stadtgebiet von Prag. Das gilt aber nur für die Verwendung in den 20er Jahren.

Leider finde ich dazu keine aussagekräftige Literatur.



Um Jedem das nachblättern zu ersparen, habe ich alle 3 Karten in einem Scann zusammen gefasst. Das veranschaulicht am Besten die unterschiedlichen Farben des Stempels. Im Original sind die Farben noch deutlicher zu erkennen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 09.05.2023 05:21:05 Gelesen: 36041# 339 @  
Die französischen Luftfahrtgesellschaften haben bereits vor der Gründung der Air France im Jahre 1933 viel getan, um mittels Werbung die Bekanntheit der Gesellschaften ständig zu erhöhen. Besonders wird das sichtbar auf den Südamerika und Asien Linien mit Hilfe der entsprechenden Briefumschläge.

Es gibt aber auch ein entsprechendes Bestreben in Europa, mittels Briefwerbung Einfluss auf potentielle Kunden zu nehmen.



Die CIDNA hat Ende der 20er Jahre den hier gezeigten Briefumschlag für Europa aufgelegt. Besonderer Schwerpunkt ist die Werbung für Osteuropa und da nach dem Nahen Osten (Türkei). Mir haben bereits ungebrauchte Umschläge aus der Tschechoslowakei, Polen, Österreich und Frankreich vorgelegen. Am Besten kann man sie an den Gebührenfeldern oben rechts erkennen.

Beförderte Briefe als Luftpostbriefe sind relativ selten anzutreffen. Unser Brief wurde am 13.07.1931 in Prag um 14 Uhr am Prager Flughafen aufgegeben. Geschafft hat der Brief es noch zum Flieger, also ging er um 16.05 Uhr mit dem nächsten Flieger ab. [1]

Über Nürnberg und Straßburg erreichte der Brief Paris dann gegen 22.14 Uhr. Das korrespondiert auch mit dem rückseitigen Ankunftsstempel in Paris am 14.07.1931 um 2 Uhr Nachts. [2]

Von Paris ging es dann zum Bestimmungsort in Toullon.

Das Porto betrug für den Brief 2,50 Kc und der Luftpost Zuschlag ab dem 05.06.1930 1,50 Kc. Um so erfreulicher, das die fälligen 4 Kc Porto mit einer Marke abgedeckt wurden. Somit eine Porto gerechte Einzelfrankatur der 4 Kc Marke der Luftpostserie.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.05.2023 20:17:42 Gelesen: 34766# 340 @  
Die Strecke Berlin – Prag haben wir schon öfters besprochen, besonders auch als Transitweg über Berlin von den nördlichen Ländern Europas. Und trotzdem kann man bei sehr genauer Beobachtung immer noch Besonderheiten finden, wie bei unserer heutigen Karte.



Sie wurde im Stadtgebiet zwischen 09 – 10 Uhr auf geliefert und am Flughafen um 11 – 12 Uhr abgefertigt. Erkennbar am L 2 [1] Stempel im unteren Bildrand der Karte. Gestempelt am 29.09.1927 flog sie etwa ein halbes Jahr nach Eröffnung der Direktverbindung zwischen Berlin und Prag. Nach der Anschrift sollte sie auch nach Prag.

Um so erstaunlicher ist der Flugpostbestätigungsstempel vom Flughafen Dresden in Rot. Hier erhielt die Karte den Bestätigungsstempel für die Ankunft. [2]
Nach dem Abfertigungsstempel in Berlin sollte die Karte den Flug der LH um 13.15 Uhr bekommen haben, um so um 14.30 Uhr in Dresden anzukommen. [3]

Nun beginnt das Rätsel raten. Das die Karte im falschen Postsack nach Dresden war ist bei der akkuraten Arbeit der Postbeamten damals relativ unwahrscheinlich. Extreme Wetterdaten, die den Weiterflug unmöglich machten, konnte ich beim Deutschen Wetterdienst nicht finden für den Tag. Eine Notlandung kann ausgeschlossen werden, bei Horka ist für diesen Tag nichts registriert. Bleibt als wahrscheinliche Variante ein technischer Defekt an der Maschine, der den Weiterflug verhinderte. So wurde die Karte auf dem Bahnweg nach Prag zugestellt, was auch der fehlende Ankunftsstempel am Flughafen in Prag nahelegt.

Bemerkenswert der handschriftliche Vermerk unterhalb des Stempels vom Berliner Flughafen, der von einem Beamten stammen könnte, da der Bleistifttyp mit dem sonstigen geschriebenen nicht übereinstimmt. Leider kann ich es nicht entziffern.

Frankiert wurde die Karte mit 2x MiNr. 380.

Gruß
Detlev

[1] Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 406, Nummer D 4-07b
[2] ebenda, Seite 419, Nummer F 27-03
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
 
Detlev0405 Am: 29.05.2023 05:44:10 Gelesen: 33807# 341 @  
Am 01.07.1925 wurde durch die CIDNA die Strecke Prag – Budapest eröffnet. Na und werden einige sagen, sie sind doch 1922 bereits nach Bukarest und Istanbul geflogen, warum nun noch Budapest so hervorheben ?

Zum Ersten wird eine Lücke auf dem Balkan geschlossen und der Umweg von Wien nach Bukarest nun durch die Zwischenstation in Budapest komfortabler gestaltet. Zum Zweiten wird Budapest eine wichtige Rolle beim Anschluss an den Knotenpunkt Athen im internationalen Luftpostverkehr spielen. Da die Tschechoslowakei es versäumt hatte, entsprechende Verträge mit Griechenland abzuschliessen, blieb bis Mitte der 30er Jahre nur der Weg der Luftpostbeförderung von Athen bis Budapest. Hier wurde die Post dann von der CLS übernommen und per Luftpost nach Prag weiter befördert. Oft genug ging die Post von Athen auf dem Landweg nach Prag weiter, was etwa 2-3 Tage längere Beförderungszeiten nach sich zog.



Unser heutiger Brief wurde in Prag am 16.07.1925 aufgegeben. Da er am Luftpostschalter 4a des Hauptpostamtes bearbeitet wurde, musste nicht zwingend ein Stempel vom Flughafen Prag abgeschlagen werden.

So konnte der Brief gegen 07.30 Uhr in Prag abfliegen, um gegen 11.45 Uhr in Budapest anzukommen. [1] Das ist aber nur eine ungefähre Angabe, da der angegebene Flugplan mit Fragen behaftet ist. Im Archiv mit (1923 ?) versehen, kann diese Angabe nicht stimmen. Da Budapest als Zielort mit Zeiten versehen ist, kann der Plan frühestens von 1926 stammen.

Auf der Vorderseite prangt der einzeilige Kastenstempel vom Flughafen Budapest zur Luftpostbeförderung, auf der Rückseite der Tagesstempel vom 16.07.1925 um 17 Uhr Nachmittag. Somit wird der Zeitrahmen des Fluges in etwa durch die Tagesstempel bestätigt.

Beim Porto gibt es auch Besonderheiten. Nach Ungarn galt von 1922 an ein Sondertarif von 2 Kc für einen normalen Brief. Einschreiben kostet auch hier 2,50 Kc. Bei der Luftpostgebühr versagt meine Fibel, der Horka. Er führt nach Ungarn erst ab dem 01.04.1927 eine Gebühr für Luftpostbriefe von 1 Kc auf.

Im Horka existiert eine Abbildung eines Erstflugbeleges Prag – Budapest mit einem Porto von 4,70 Kc, so das hier die 4,80 Kc als Porto gerecht angesehen werden können. [2]

15 Tage nach dem Erstflug, der nur 61 Belege hervorbrachte, dürfte dieser Bedarfsbrief (philatelistisch beeinflusst ?) sehr selten sein.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna23a.htm
[2] Horka, Seite 76, Abbildung 64
 
Detlev0405 Am: 07.06.2023 07:22:04 Gelesen: 32476# 342 @  
Heute haben wir das Gegenstück vom letzten Brief. Es handelt sich um einen Bedarfsbrief auf der Strecke von Budapest nach Prag.



Am 26.09.1927 in Budapest aufgegeben, ging er am gleichen Tag gegen 13.16 Uhr auf den Flug nach Prag. Dort kam er gegen 18.22 Uhr an. [1] Geflogen wurde der Brief mit der CIDNA auf der Balkanroute. Der Ankunftsstempel am Flughafen Prag wurde am 27.09.1927 gegen 11 Uhr abgeschlagen.

Abgesehen davon, das der Brief für einen Sammler ideal ist (Luftpostmarken, Abgangs- und Ankunftsstempel auf der Vorderseite), besticht er durch den in den Jahren 1925 – 1927 verwendeten Sonderstempel für den Flug von Budapest nach Prag. Er wurde nicht zwangsläufig auf allen Briefen abgeschlagen und daraus erklärt sich die Seltenheit der Belege mit diesem Stempel. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna27a.htm
[2] Horka, Seite 96, Nummer 47
 
Detlev0405 Am: 19.06.2023 14:17:01 Gelesen: 31606# 343 @  
Leser des Beitrages werden sagen … schon wieder ein Brief aus Athen. Hatten wir nicht im Beitrag [#217] schon alle Varianten der Destination Athen – Prag ? Hatten wir – und ausserdem geht die Destination bis Brno.



Unser Brief wurde am 09.09.1938 in Athen aufgegeben und mit dem Luftpoststempel von Athen versehen. In Prag am Flughafen kam er am 10.09.1938 gegen 18 Uhr an, was der Transitstempel beweist. Den Weg nach Brno wird er wohl auf dem Landweg hinter sich gebracht haben. Er ist zwar in Brno 2 abgestempelt, aber fehlt der übliche Rahmenstempel „Doslo Letadlem“ um ihn eindeutig als mit Luftpost befördert zu klassifizieren.

Viel interessanter ist die bedarfsgerechte Verwendung eines Paares der Z58 K, also des kopfstehenden Aufdrucks in Rot. Und darum geht es bei diesem Brief.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.06.2023 14:42:21 Gelesen: 30262# 344 @  
Heute schließen wir an den Beitrag [#318] an auf dem Weg nach Magdeburg. Dabei geht es aber um den selteneren Tarif der Drucksache/Flugpost nach Deutschland.



In Brno am 27.05.1932 um 15 Uhr aufgegeben, wurde die Karte mit dem Nachtzug nach Prag befördert. In Prag am 28.05.1932 um 03 Uhr am Flughafen bearbeitet, konnte die Karte um 09 Uhr auf die Reise nach Halle/Leipzig zum Flughafen gehen. Dort kam sie gegen 10.30 Uhr an. [1] Diese Beförderung führte die CLS durch. In Halle/Leipzig ging es auf eine Maschine der DLH, die um 12.50 Uhr in Richtung Magdeburg abhob, um dort gegen 13.35 Uhr anzukommen. [2]

Drucksachen aus dieser Zeit sind relativ selten. Die Luftpostgebühr finden wir im Horka, sie beträgt 1 Kc seit dem 05.06.1930. [3] Für das gültige Porto müssen wir wieder im Handbuch für Sammler tschechischer Marken und Belege suchen. Wir werden fündig und das Porto für die Drucksache finden wir im Zeitraum vom 01.01.1922 – 28.02.1937 mit 0,50 Kc. [4]

Somit ist die Karte Porto gerecht frankiert worden.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-2.jpg
[3] Horka, Seite 196, Tabelle 48
[4] Spezialisiertes Handbuch für Sammler tschechischer Marken und Belege, Prag 1988, Seite 538, Tabelle 6.3.22.
 
Detlev0405 Am: 08.07.2023 09:32:10 Gelesen: 29444# 345 @  
Und wieder erreicht die Zentrale der CLS ein Brief aus Italien, offensichtlich zur Kontaktaufnahme. Nur war die Ala Littoria etwas schneller gewesen.



Unser Brief wurde von der Zentrale der Avio Linee Italiane S.A. in Mailand am 04.06.1938 abgeschickt, ironischer Weise nicht per Luftpost. Im Normalfall kann man davon ausgehen, das der Brief auf dem Landweg befördert wurde.

Frankiert wurde der Brief mit einer MiNr. 597 aus Italien.

Die Avio Linee Italiane S.A. wurde 1926 in Turin gegründet als Tochterunternehmen des Fiat Konzerns. Diesem Ursprung verdankte die Fluggesellschaft auch, das sie 1934 nicht im Rahmen des Zusammenschlusses aller italienischen Gesellschaften zur Ala Littoria zwangsenteignet wurde.

Sie beflog im wesentlichen Inlandsstrecken von Mailand aus sowie Paris, London, Frankfurt, Berlin und Köln.

Traurige Berühmtheit erlangte die Gesellschaft im Jahre 1949, als eine Maschine beim Anflug auf den Flughafen Turin gegen einen Berg flog und zerschellte. In der Maschine befand sich fast die gesamte Mannschaft des AC Turin. [1]

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Avio_Linee_Italiane
 
Detlev0405 Am: 18.07.2023 13:55:42 Gelesen: 28484# 346 @  
Heute möchte ich ein völlig unbekanntes Kapitel der tschechoslowakischen Luftpost Geschichte angehen. Und dazu gehen wir zurück in das Jahr 1919. In diesem Jahr wurde die französische Militärmission in der Tschechoslowakei etabliert, mit ihrem Hauptsitz in Prag. Am 13.02.1919 wurde sie eröffnet und existierte bis zum Jahr 1938. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Unterstützung bei der Gründung der tschechischen Armee in allen Belangen, aber auch die Unterstützung der neuen Regierung in politischen Fragen und bei ökonomischen Problemen. [1]

Neben verschiedenen anderen Abteilungen bestand in der Mission auch ein Fliegerpark – Parc Aeronautique. Diesem ordnet Horka in seinem Werk 4 verschiedene Bereiche zu, unter anderem auch den Bereich des Post Büros - Le Vaguemestre. [2]




Der erste Beleg zeigt eine Karte vom 20.02. (wahrscheinlich 1920) und die zweite Karte ist vom 18.09.1920. Beiden Karten ist gleich, das sie einen speziellen Stempel der französischen Militärmission tragen und ansonsten portofrei befördert wurden. Auf dem normalen Postweg von der Tschechoslowakei über Deutschland nach Frankreich nicht möglich. Also waren die die Postbelege Bestandteil der Diplomatenpost. Darüber gibt es auch gesicherte französische Quellen.



Ob der Transport auf dem Landweg oder Luftweg erfolgte, darüber werde ich mich im zweiten Teil des Beitrages äußern.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Französische_Militärmission_in_der_Tschechoslowakei
[2] Horka, Seite 40, Buchstabe k) , 4.Stabsstrich
 
Regis Am: 18.07.2023 20:55:39 Gelesen: 28436# 347 @  
@ Detlev0405 [#346]

Der Stempel Vaguemestre bedeutet Zahlmeister. Dieser bestätigt damit dem Absender das Feldpostprivileg - d. h. Gebührenfreiheit. Portofrei sind sowieso alle Postsendungen, bei denen die Post ihre Gebühren erhalten hat. Egal von wem, Porto ist das, was der Empfänger zahlen muss. Kommt bei Feldpost nicht vor.

Alles Gute Regis
 
Detlev0405 Am: 28.07.2023 09:30:31 Gelesen: 27206# 348 @  
In diesem Beitrag schliessen wir an den vorhergehenden an und werden einen Bereich behandeln, der meiner Meinung ohne Zweifel beim Fliegerpark der Militärmission eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Die Rede ist vom Büro des Chefs der Mission – erkennbar am Stempel mit der Bezeichnung „ Le General“ . Während in der Tschechoslowakei alle 3 Chefs der Mission Generale waren, vermag ich über die Besetzung in anderen Ländern nichts zu sagen.



Von 1919 – 1921 war General Maurice Pelle Leiter der Mission und gleichzeitig Chef des Generalstabes der tschechoslowakischen Armee. [1] Zeitweilig war er auch Oberkommandierender der tschechoslowakischen Streitkräfte. [2]

Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, auf welchem Weg die Post der Militärmission transportiert wurde. Es gab zwei Wege zwischen der Tschechoslowakei und Frankreich – der Landweg und der Luftweg. Beim Landweg muss in Betracht gezogen werden, das die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich auf dem Null Punkt waren. Eines war eine Siegermacht, das andere Land der Besiegte. Ob auf diesem Weg durch Deutschland, selbst als Diplomatenpost, wichtige Dokumente des Oberkommandierenden der tschechoslowakischen Streitkräfte General Pelle transportiert wurden, halte ich für höchst unwahrscheinlich.

Widmen wir uns dem Luftweg. Ab Oktober 1920 war die CFRNA in der Lage, täglich Post von Prag nach Strassburg und weiter nach Paris zu befördern. [3] Die Flüge wurden in zwei Etappen durchgeführt – Prag – Strassburg und Strassburg – Paris. [4]

Wir finden auch einen interessanten Vermerk auf französische Luftfahrtliteratur, wonach die CFRNA bereits am 13.09.1919 von Paris nach Prag und am 04.10.1919 von Straßburg nach Prag geflogen war, aber ohne Postbeförderung. [5]

Im Abschnitt Militärluftpost weist Horka auf zwei interessante Aspekte hin. Zum einen die Beförderung der Post der französischen Militärmission durch die tschechoslowakische Feldpost innerhalb des Landes ( Bratislava – Prag ) [6] und einem Kurierflug Prag – Paris am 13.01.1920. [7]

Es liegt in der Natur der Dinge, das das Militär gegenüber der zivilen Luftfahrt immer einen gewissen Vorlauf hatte. So äussere ich auch die Vermutung, das die Post der französischen Militärmission von Prag aus als Diplomatenpost mit eigenen Flugzeugen nach Paris befördert wurde.





Die hier gezeigte Karte lässt meine Vermutung im realen Rahmen erscheinen. Am 03.07.1919 geschrieben in Prag, wurde sie in der französischen Botschaft als Diplomatenpost bearbeitet, auf den Weg nach Paris geschickt und dort vom Auswärtigen Amt am 06.07.1919 in den normalen Postverkehr gegeben. Bei einem Tag für den Flug allein wohl nur per Luftpost möglich.

Mir ist aber bisher keine Quelle bekannt, die mir diese Vorgehensweise bestätigt.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Französische_Militärmission_in_der_Tschechoslowakei
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Pelle
[3] Horka, Seite 52, Tabelle 12
[4] Horka, Seite 51, Tabelle 11
[5] Horka, Seite 44, letzter Absatz
[6] Horka, Seite 38, Abbildung 33
[7] Horka, Seite 38, Buchstabe i
 
Detlev0405 Am: 08.08.2023 09:46:52 Gelesen: 25947# 349 @  
Es war die letzte Inlandsstrecke, die die CSA am 15.06.1937 eröffnet hat – die Strecke Prag – Liberec. Ob ökonomisch sinnvoll oder nur aus geostrategischen Gründen, um den Norden des Landes in das Flugnetz einzubinden, bleibt offen.



Von den insgesamt 1909 beförderten Belegen wurden allein 1500 FFL befördert. Das bedeutet, nur 409 konventionelle Luftpostbelege. [1] Und einer davon ist eine Anschlusspost aus Wien. Ob es sich dabei um ein Unikat handelt, vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist Anschlusspost an tschechoslowakische Flugeröffnungen sehr selten. Wenn dann eher aus Belgien und den Niederlanden.

Am 15.06. in Wien als Flugpost abgefertigt, war der Beleg um 16 Uhr bereit zum Weiterflug in Prag nach Liberec, wo er um 18 Uhr eintraf. Somit fast ein Erstflug Wien – Liberec.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 146, Nummer 123a
 
Detlev0405 Am: 18.08.2023 06:38:33 Gelesen: 24678# 350 @  
Ein Luftpostbrief der 27 Tage braucht, um am Ziel anzukommen – das war wohl nur in der Anfangszeit (hier schon in den 1930-er Jahren) möglich. Und er musste eine gewaltige Strecke hinter sich bringen, in diesem Fall rund 10.000 km.



Es geht um einen Brief aus Südafrika im Jahr 1932. Und gleichzeitig um die erste Luftpostbeförderung von Kapstadt nach London, wobei unser Brief nur bis Paris mit fliegt. Aufgegeben wurde der Brief in Durban an der Ostküste Südafrikas am 21.01.1932 15 Uhr. Von hier aus musste der Brief in das etwa 1.300 km entfernte Kapstadt an der Westküste Südafrikas. Geflogen wurde mit der Union Airways, einer südafrikanischen Airline. Leider steht mir hier nur ein Flugplan von 1933 zur Verfügung, um den Flug aufzuzeigen. [1] So ging es von Durban nach Port Elizabeth, wo übernachtet wurde, um am nächsten Tag in Kapstadt anzukommen.Dort kam er am 22.01.1932 gegen 14 Uhr an. Das war ein Freitag.

Für die Flugdauer und Route von Kapstadt nach Paris orientieren wir uns am Winterflugplan der Imperial Airways 1932/33, denn zu diesen Zeitpunkt gab es noch keine regulären Flüge. [2] Auf der Strecke wurde erst im April der reguläre Flugdienst mit Passagieren aufgenommen.

Nach diesem Flugplan benötigte die Imperial Airways 12 Tage von Kapstadt bis zum Bahnhof Paris. Richtig gelesen – zu diesem Zeitpunkt mussten Teilstrecken noch mit der Bahn bewältigt werden.

Im Internet findet sich kein Termin für den Abflug in Kapstadt, kann jedoch nicht vor dem 27.01.1932 gewesen sein, wie ein Brief eines US Sammlers aus Kapstadt beweist. [3] Der Abfertigungsstempel von Paris am 16.02.1932 zeigt, das der Brief maximal 20 Tage von Kapstadt bis Paris gebraucht hat.

Am 16.02.1932 gegen 24 Uhr wurde der Brief in Straßburg zum Weiterflug nach Prag bearbeitet. Von Straßburg ging es am 17.02.1932 um 06.40 Uhr ab [4], um über Nürnberg 08.17 Uhr [5] in Prag gegen 10 Uhr anzukommen. [6]

Somit dürfte dieser Luftpostbrief einer der frühesten aus Südafrika sein, der in der Tschechoslowakei ankam.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/union/union33i.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw3210m/iaw320-3.jpg
[3] https://www.hipstamp.com/listing/1932-cape-town-south-africa-first-flight-airmail-cover-to-london-england/40850004
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-3.jpg
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-5.jpg
[6] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.08.2023 17:46:43 Gelesen: 23441# 351 @  
Flugpost mit Ankunft in Nürnberg habe ich bereits im Beitrag [#3] vorgestellt, allerdings ohne richtigen Ankunftsstempel in Fürth. Wie im Beitrag [#4] dargelegt wird, wird aus dem Flugplatz Fürth der Flughafen Nürnberg. Nun finden wir auch richtige Ankunfts- und Abfertigungsstempel vor.



Unsere Karte ging von Plan bei Marienbad nach Weingarten in Württemberg. Dabei wurde sie auf der Teilstrecke Prag – Nürnberg per Luftpost befördert. Am 09.08.1934 in Plan aufgegeben, wurde die Karte auf dem Landweg nach Prag befördert, wo sie gegen 24 Uhr am Flughafen bearbeitet wurde. Somit konnte die Karte mit dem Flug um 13.15 Uhr ab Prag in Richtung Nürnberg abgehen, wo sie um 14.40 Uhr eintraf. [1] Auf dem Landweg ging es dann weiter nach Weingarten.

Die Ankunft bestätigt in Nürnberg ein Luftpostbestätigungsstempel in Rot [2] und ein Flughafenstempel vom 10.08.1934 um 16 Uhr. [3]

Die Karte wurde über frankiert. Bis 28.02.1937 galt für Porto nach Deutschland 1,50 Kc und die Luftpostgebühr ab dem 05.06.1930 1,- Kc.

Verwendet wurde die Ganzsache CDV 41. [4]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
[2] Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 428, Nummer 81) 04
[3] ebenda , Seite 394, Nummer 51) 01
[4] Spezialkatalog für Sammler für tschechoslowakische Briefmarken und Ganzsachen, Seite 407
 
Detlev0405 Am: 08.09.2023 08:45:53 Gelesen: 22174# 352 @  
Im Jahr 1922 wurde die Strecke Prag – Wien – Prag eröffnet, auf der Strecke Wien – Prag genau am 16.08.1922. Befördert wurden 300 Belege [1].



Unser Brief geht eigentlich nach Rostock, aber 1922 gab es noch keine Luftpostverbindung weder nach Dresden noch nach Rostock. Am 07.11.1922 auf Reisen geschickt, nutzte er aber die neue Flugpostverbindung als Teilstrecke nach Prag. Abgefertigt wurde der Brief am Flughafen Wien am 08.11.1922, um am gleichen Tag in Prag spätestens 17 Uhr einzutreffen, wie der Empfangsstempel auf der Rückseite anzeigt. Die Weiterbeförderung erfolgte über Dresden-Berlin nach Rostock mit der Bahn. Somit etwa drei Monate nach der Eröffnung der Linie ein sehr früher Luftpostbeleg für die Strecke Wien – Prag und seltener als der Eröffnungsbeleg.

Ein vergleichbarer Flugplan der CFRNA liegt erst für das Jahr 1923 vor mit dem Nachweis der Linie.[2]



Solche frühen Belege sollten immer geprüft erworben werden, da hier doch einige Fälschungen im Umlauf sind.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 95, Nummer 35
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna23a.htm
 
Detlev0405 Am: 18.09.2023 10:16:55 Gelesen: 20467# 353 @  
Heute zeige ich einen Beleg, der eigentlich nichts direkt mit der Tschechoslowakei zu tun hat. Und doch zeigt er zwei Elemente, die wesentlich die Entwicklung der tschechoslowakischen Luftfahrt beeinflusst haben.



Zum einen ist es der Aero-Club Frankreich und zum anderen die CIDNA. Über die CIDNA haben wir schon an vielen Stellen hier berichtet.

Der Aéro-Club de France ist die älteste Luftfahrtinstitution der Welt und wurde am 20. Oktober 1898 als Gesellschaft "zur Förderung der Fortbewegung in der Luft" gegründet. Zu seinen renommierten Gründungsmitgliedern gehörten zum Beispiel Ernest Archdeacon, Léon Serpollet, Henri de la Valette, Jules Verne und seiner Frau, André Michelin, Albert de Dion, Alberto Santos-Dumont, Henri Deutsch de la Meurthe und Henry de La Vaulx .

Der Aéro-Club de France legte ursprünglich viele der Vorschriften fest, die die Luftfahrt in Frankreich kontrollierten und Auswirkungen auf ganz Europa hatten.. Seit seiner Gründung hat er auch die Regeln festgelegt, die einige "Premieren" in der Luftfahrt markiert haben, wie z. B. den ersten Rundflug über 1 km und den ersten Hubschrauberflug.

So veranstaltete der Club auch Flugmeetings wie hier am 24. und 25.Mai 1931 in Vincennes. Unterstützt wurde diese Veranstaltung durch den französischen Präsidenten, seinen Minister für Luftfahrt und als Hauptsponsor die CIDNA.

Höhepunkt war zweifelsfrei der Flug von einem Hauptsitz in Paris zum anderen Hauptsitz in Bukarest. Er fand am 26. und 27.Mai statt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.09.2023 08:41:36 Gelesen: 18276# 354 @  
Unser heutiger Brief ruft beim ersten Betrachten einfach nur Kopfschütteln hervor. Da stimmt doch etwas nicht.



Es handelt sich um einen Luftpostbrief von Prag nach Dresden vom 21.05.1928. Ordnungsgemäß mit dem Luftpoststempel vom Prager Flughafen versehen, fangen dann die Fehler an. Wie ich den Brief drehe und wende – kein Ankunftsstempel von Dresden zu sehen. Und das war üblich bei Luftpostbriefen, die nach Deutschland gingen zu dieser Zeit.

Des Rätsels Lösung findet sich bei der Betrachtung des in französische gehaltenen roten Stempels, der übersetzt lautet: „Expedition aus Prag mit der Bahn wegen schlechten Wetters“ . Es handelt sich um einen sehr seltenen Flugausfall Stempel, der ausschließlich im Jahre 1928 Anwendung fand. [1]

Beim Porto müssen wir uns noch einmal den Brief richtig ansehen. Wir befinden uns in der Periode ab dem 21.03.1927. Auf der Rückseite sehen wir, das der Brief nie verschlossen war. So hat der Postbeamte den Brief wohl als Drucksache behandelt, obwohl so ein Vermerk nicht ersichtlich war. Damit waren 0,50 Kc fällig. [2] Bei der Luftpostgebühr hat der Beamte den Spieß umgedreht. Anstatt den Tarif von 1,60 Kc für die Drucksache zu fordern, hat er den Tarif für einen normalen Brief gefordert – eben 1 Kc. [3]

Hat alles nichts genutzt, der Brief ging per Bahn nach Dresden.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 186, RV9
[2] Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Postmarken und Briefe, Prag 1988, Seite 538,
Tabelle 6.3.22. Spalte 4
[3] Horka, Seite 196, Tabelle 48
 
Detlev0405 Am: 08.10.2023 06:33:27 Gelesen: 15882# 355 @  
Mit unserem heutigen Brief schreibt die Air France ein neues Kapitel in der Luftpostbeförderung zwischen Europa und Südamerika und somit auch für unsere Post aus der Tschechoslowakei. Die Transatlantikroute wird zu 100% per Luftpost bewältigt.



Der Brief wird von der Firma Bata in Zlin an die Deutsche Bank in Santiago de Chile geschickt. Am 03.01.1936 aufgegeben, hatte der Firmenbrief einen Freistempler bei der Freimachung eingesetzt. Das Porto beträgt 62,50 Kc.

Zlin hat Firmen bedingt einen eigenen Flugplatz und es besteht die Möglichkeit, das der Brief von Zlin nach Brno geflogen wurde und von dort aus um 17.00 Uhr nach Brno mit der CSA, um in Prag gegen 18 Uhr anzukommen. [1] Auch eine Direktbeförderung nach Prag ist denkbar.

Am 04.01.1936 wurde der Brief gegen 08 Uhr am Flughafen Prag bearbeitet. Außergewöhnlich die Flugstrecke, denn um 16 Uhr finden wir einen Bearbeitungsstempel von Paris auf der Rückseite. Und das funktionierte nicht auf der üblichen Strecke der CLR/Air France.

Der Brief wurde von der DLH befördert. Und zwar ab Prag 10.15 Uhr, Ankunft Nürnberg 11.45 Uhr. Diese Abflugzeit galt aber nur vom 01.11.35 – 29.02.36 . Dadurch schaffte der Brief von Nürnberg um 12 Uhr den Anschluß nach Frankfurt/Main, wo er 13 Uhr ankam. Um 13.15 Uhr ging es von dort aus nach Köln. [2] Von Köln wurde der Brief um 14.15 Uhr nach Paris befördert und kam dort um 15.20 Uhr an. [3]

Nur so war es möglich, den Empfangsstempel vom Flughafen Paris Le Bourget am 04.01.1939 um 16 Uhr zu erhalten.

Am 05.01.1936 ging der Brief dann auf seine Große Reise nach Santiago de Chile. Der Flug war eine Besonderheit – die erste komplette Luftpostbeförderung über den Atlantik durch die Air France. Das bezeugt auch der violette Sonderstempel auf der Brief Vorderseite. Es gab auch einen extra Flugplan zu diesem Anlaß. [4] Abflug am Sonntag den 05.01. und Ankunft in Santiago am 09.01.36. Beides durch entsprechende Stempel auf dem Brief ausgewiesen.

Da der Abflug in Toulouse erfolgte, wurde Post aus Paris per Bahn ab 19.55 Uhr abgeschickt um dann um 05 Uhr in Toulouse einzutreffen.

Bei der Berechnung des Porto ist ein genereller Fehler aufgetreten. Ein internationaler Brief bis 20 g kostete zu dieser Zeit 2,50 Kc nach Südamerika. [5] Nur beim Luftpostzuschlag variierte es. Der Luftposttarif nach Chile betrug ab dem 01.01.1935 je 5 g 16 Kc. [6] Bei einem 20g Brief wäre das Porto also 66,50 Kc und der Brief unter frankiert, bei 15g haben wir ein Porto von 50,50 Kc, also über frankiert. Die Angabe auf dem Briefumschlag (eingedruckt) ist so schlichtweg falsch.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-2.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3601am/af3601i.jpg
[5] Horka, Seite 192, Tabelle 46
[6] Horka, Seite 217, Tabelle 52
 
Regis Am: 11.10.2023 15:39:09 Gelesen: 15243# 356 @  
@ Detlev0405 [#355]

Der Luftpostzuschlag nach Chile betrug / 5 Gramm: ab Mai 1930 - 16 KC; Mai 32 - Nov.32 - 14 KC; ab Juli 1933 - 13v KC; Jan. 1935 - März 1939 - 15 KC;

Warum der häufige Wechsel, war der Inhalt der Postverträge mit den Flugggesellschaften und somit unbekannt. Dein Brief ist also gebührengerecht frankiert. Bei Firmen müssen die Angestellten ihren Job richtig machen und nicht unnütz Geld verschwenden.

Alles Gute Dietrich
 
Detlev0405 Am: 11.10.2023 19:16:05 Gelesen: 15219# 357 @  
@ Regis [#356]

Hallo Dietrich ,

danke erst einmal für Deinen Einwand.

Ich hänge hier mal ein Foto vom Horka Seite 217, Tabelle 52 mit an, auf die ich mich beziehe (Vergrösserung unbedingt notwendig).



Daraus wird ersichtlich, das der Tarif bei der Air France seit dem 05.06.1930 eigentlich bis zum Flug am 05.01.1936 immer gleich geblieben ist. Bei der DLH waren Schwankungen in den Tarifen im gleichen Zeitraum vorhanden, besonders nach unten durch die Beförderung mit dem Zeppelin.

Ein Tarif von 15 Kc als Luftpostzuschlag tritt bei mir erst ab dem 01.06.1937 auf.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 18.10.2023 05:31:50 Gelesen: 14026# 358 @  
Eigentlich sollte der folgende Brief das Gegenstück zum vorhergehenden Beitrag werden, von der Flugstrecke bleibt er es auch. Aber der Brief artet in ein Rätsel aus. Der Reihe nach.



Am 20.01.1937 wurde in Santiago ein Brief aufgegeben in die Tschechoslowakei, nach Ceska Skalice. Da der Brief keine weiteren Transitstempel aufweist, kann er nur mit der Air France auf der ganzen Strecke befördert worden sein. Laut gültigem Flugplan der Air France vom 04.10.1936 war der planmässige Abflug am Samstag den 23.01.1937. [1] Nach dem Flugplan war er erst am 27.01.1937 in Marseille, von wo er üblicher Weise mit der Bahn nach Strassburg verbracht wurde. Von dort ging es dann auch mit der Air France nach Prag, wo er nach dem chilenischen Stempel frühestens am 28. eher aber am 29.01.1937 ankommen konnte.

Preisfrage an die Leser (aber nur theoretischer Art) - welcher Postbeamte hatte den Stempel falsch eingestellt ? Eine andere Erklärung kann ich für das Mysterium nicht finden.

Schön frankiert wurde der Brief mit der damals aktuellen Luftpostserie und zwar Mi.Nr. 202, 204, 214 und 215.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-11.jpg
 
Regis Am: 18.10.2023 14:37:42 Gelesen: 13934# 359 @  
@ Detlev0405 [#358]

Ich nehme an Flug mit Ville de Mendoza ab Santiago 21.1. Ankunft Frankreich 27.1.37; also Stempeldrehfehler.

Gebühr: UPU-Brief 1,80 Peso + 2 x 5 Gramm / 8,50 Peso = 18,80 Peso.

Mehr weiss ich auch nicht.

Alles Gute Regis
 
Detlev0405 Am: 20.10.2023 06:05:58 Gelesen: 13624# 360 @  
@ Regis [#359]

Ich danke Dir für Deine Darstellung - das passiert auch nicht jeden Tag so.

Mit freundlichem Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.10.2023 08:50:20 Gelesen: 11910# 361 @  
Heute habe ich eine Destination, die so nur insgesamt 5 Jahre lang möglich war. Richtig, Eritrea als eigenständiger Staat existiert heute noch, aber das ist nicht die Besonderheit des Briefes.



Der Brief wurde aufgegeben am 18.05.1936 in Addis Abeba. Das ist doch die Hauptstadt von Äthiopien werden jetzt einige sagen und haben Recht. Aber das Datum ist wichtig. Wir befinden uns 13 Tage nach der Eroberung Italiens und der Eingliederung in die italienische Kolonie Abessinien. Erst im April 1941 befreiten britische Truppen Addis Abeba von der italienischen Besetzung.

Geflogen wurde der Brief mit der italienischen Fluggesellschaft Ala Littoria S.A. auf der Strecke Addis Abeba - Rom. In einem Flugplan von 1937 können wir den Verlauf des Fluges nachvollziehen. Von 1936 habe ich einen solchen Flugplan nicht. [1] Es ging von Addis Abeba über Asmara, Wadi Halfa, Kairo, Bengasi nach Rom. Ein Ankunftsstempel von Rom auf der Rückseite des Briefes vom 26.05.1936 bestätigt die Flugstrecke. Die reine Flugdauer betrug 4 Tage bis Rom.

Von Rom ging der Brief um 07.20 Uhr nach Venedig, um von dort aus um 10 Uhr nach Wien transportiert zu werden. 12.30 Uhr in Wien angekommen ging es gleich weiter nach Prag, wo der Brief letztendlich um 13.55 Uhr eintraf. Das deckt sich auch mit dem Eingangsstempel in Prag um 14 Uhr. [2]

Frankiert wurde der Brief mit Italien/Eritrea Mi.Nr. 200 (senkrechtes Paar), 201, 205, 207 und 210 (waagerechtes Paar).

Ein geschichtsträchtiger und sehr seltener Brief in dieser Konstellation.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala37g/ala37gi.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.11.2023 07:29:00 Gelesen: 10279# 362 @  
Selbst nach über 80 Jahren nach dem Ende der Tschechoslowakei hat man die Chance, noch unbekannte Feinheiten der Bedarfsluftpost der 1. Republik aufzuspüren.



Unser heutiger Brief ist offensichtlich eine Zoll Angelegenheit zwischen dem Flughafen in Prag und dem Zollamt in Dresden – Flughafen.

Abgeschickt in Prag vom Flughafen am 31.08.1935 um 16 Uhr, war er in Dresden am gleichen Tag um 22 Uhr bereits angekommen. Obwohl der Flughafen Stempel von Prag suggeriert, das wir es mit Flugpost zu tun haben könnte, ist es nicht der Fall. Der Brief wurde per Bahn nach Dresden geschickt.

Es handelt sich um einen offiziellen Brief des Zollamtes in Prag. Unten links der eingedruckte Vermerk bestimmt, das die Weiterleitung auf dem Postweg zu erfolgen hat.

Das wohl interessanteste an dem Brief ist der violette Gummistempel vom Zollamt Prag, Zweigstelle Flughafen. Dieser Stempel vom Flughafen ist mir bisher noch nicht untergekommen.

Das es sich eindeutig um keine Luftpostbeförderung handelt, erkennt man sofort am Porto – Briefporto bis 20 g nach Deutschland 2 Kc, Einschreibgebühr 2,50 Kc.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 18.11.2023 09:02:02 Gelesen: 9255# 363 @  
Es ist doch erstaunlich, das man sich als Flugpostsammler über einen Brief freuen kann, dessen Land gar keinen Flughafen hat. Und doch funktioniert das, nämlich bei Monaco.



Unser Brief wurde am 13.06.1935 in Monte Carlo aufgegeben. Von dort aus ging es auf dem Landweg nach Marseille, dem nächstgelegenen Flughafen. Nizza kam erst ab 1944 in Betracht, da wurde dort der Flughafen eröffnet.

In Marseille wurde der Brief am 13.06.1935 gegen 23 Uhr bearbeitet, wie der Stempel auf der Rückseite zeigt. Dank der einen Monat vorher eröffneten Direktfluglinie Marseille – Prag durch die CLS konnte der Brief am 14.06.1935 um 09.55 Uhr abgehen mit dem CLS Flug 677. Über Genf, Zürich und München [1] traf er um 17.50 Uhr in Prag ein [2]. Der Ankunftsstempel auf der Briefvorderseite bestätigt das auch.

Beachtenswert ist auch die Frankatur mit der Mi.Nr. 120, 122, 123, 127 und der ersten Luftpostmarke Monacos der Nummer 137.

Eine sehr seltene Destination während der 1.Republik, obwohl aus Europa.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.11.2023 10:43:10 Gelesen: 8620# 364 @  
Wir hatten in den Beiträgen [#206] und [#320] den Ballonflug des Ballon „Belgica“ nach Tessin behandelt. Es gibt aber noch eine weitere Version dieses Fluges, die aber relativ selten ist.



Der Pilot des Fluges war Ernest Demuyter, ein belgischer Ballonpilot. Geboren am 26.03.1893 in Gent und gestorben am 07.02.1963. Im 1. WK war er in Frankreich Pilot von Luftschiffen und Ausbilder. In den Jahren 1920, 1922 und 1923 gewann er den Gordon Bennett Pokal und konnte somit als erster Pilot diesen Pokal für immer behalten.

In den Jahren 1936 und 1937 hat er mit seinem Ballon „Belgica“ wieder zweimal den Pokal gewonnen [1]. Seine Basen zum Start waren Brüssel und Warschau.

Das ist auch der Grund, warum unsere heutige Karte auch noch eine polnische Frankatur aufweist. Er nahm einen kleinen Teil der weissen Karten ( Auflage 465 geflogene Exemplare ) mit nach Warschau, um sie von da an die Adressaten zu versenden. [2] Weitere Besonderheit ist die Signatur auf der Vorderseite und auf der Rückseite der persönliche handschriftliche Gruß des Piloten aus Warschau vom 16.07.1936.

Da durch den Piloten für seine Autogramm Karten die weisse Version verwendet wurde, sollte diese Karte sehr selten sein.

Gruß
Detlev

[1] https://nl.wikipedia.org/wiki/Ernest_Demuyter
[2] Horka, Seite 164/165, LB35, Anmerkung vor 168a
 
Detlev0405 Am: 08.12.2023 06:49:51 Gelesen: 7469# 365 @  
Am 19.04.1927 wurde durch die DLH die Strecke Bremen – Hannover – Leipzig/Halle – Chemnitz – Prag eröffnet. Die Gegenrichtung schon in Kooperation mit der CLS und der ÖELAG am 02.05.1927.



Unser heutiger Brief benutzte genau diese Linie von Bremen über Prag nach Marienbad, wobei der letzte Teil der Strecke auf dem Landweg bewältigt wurde.
In Bremen startete der Flug 111 um 11.30 Uhr, um in Prag um 16.40 Uhr anzukommen. Der Stempel vom Flughafen Prag um 17 Uhr beweist eindeutig, das der Brief nur diesen Flug genommen haben kann.[1]

Versehen wurde der Brief in Bremen mit einem Flugplatzstempel [2] und nicht mit einem Flugpostaufgabe Stempel.

Laut Horka ist auf dieser Strecke der Flugbetrieb vom 24.01.1928 bis zum 04.02.1929 und dann erst wieder ab dem 01.05.1929 durchgeführt worden. Der Brief zeigt aber, das er offensichtlich auch während der Lücke stattfand. [3]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-2.jpg
[2] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial Katalog 2002, Seite 387, Nummer A 8-01
[3] Horka, Seite 82, Tabelle 27
 
Detlev0405 Am: 18.12.2023 06:45:54 Gelesen: 6694# 366 @  
Man muss einfach Glück haben beim Sammeln, eine große Sammlung wird aufgelöst und zur rechten Zeit vor Ort erscheinen. Unter Groß verstehe ich heute die Qualität der Belege die angeboten werden. Dazu gehört auch der heutige Brief aus Albanien.

Albanien hatte bis 1945 keine eigene Luftfahrtgesellschaft. Ab 1926 flog die Adria-Aero-Lloyd nach Tirana, ab 1935 die Ala Littoria und ab 1938 die jugoslawische Gesellschaft Aeroput.



Unser Brief wurde am 26.04.1938 in Tirana aufgegeben und mit einem Luftpost Stempel versehen. In unserem Fall war es die italienische Ala Littoria, die den Transport gewährleistete. [1]

Abflug in Tirana am 27.04.1938 um 08.15 Uhr, an Brindisi um 09.10 Uhr. Von dort ging es weiter um 09.30 Uhr nach Trieste, Ankunft 13 Uhr. 14.15 Uhr flog der Brief weiter über Klagenfurt direkt nach Bratislava und kam dort um 16.15 Uhr an. Der Stempel vom Telegrafenamt in Bratislava um 21 Uhr bestätigt die Ankunft.

Das es sich hier um einen reinen Bedarfsbrief handelt, zeigt auch der Absender des Briefes. „Aktualitas“ ist eine ungarische Agentur mit Sitz in Budapest. Offensichtlich hat der Vertreter, der nach Tirana reiste, den Brief in Ungarn vorbereitet – siehe auch ungarischer Luftpost Aufkleber.

Frankiert wurde der Brief mit Albanien MiNr. 219, 228 und 229. Ob die blaue 348 Nachporto ist, wage ich zu bezweifeln. In der Tschechoslowakei wurden bis zum Ende der 1.Republik Porto Marken geklebt.

Diese Destination ist sehr selten anzutreffen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala3803n/ala38n-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 02.01.2024 12:21:32 Gelesen: 5970# 367 @  
Bedarfsluftpost in die Türkei zur Zeit der 1.Republik ist relativ selten. Um so erfreulicher ist es, wenn man eine Karte in der Hand hält, auf der man die Flugroute bis ins Detail nachvollziehen kann.



Aufgegeben wurde die Karte am 18.05.1934 in der kleinen Stadt Horice, etwa 30 km Luftlinie südlich vom Riesengebirge. Auf dem Landweg erreichte sie dann Prag am 19.05. und war um 9 Uhr am Flughafen abgefertigt worden. Somit konnte sie um 11.40 Uhr mit dem Flieger in Richtung Wien starten. Dort kam sie um 13 Uhr an, um gleich um 13.10 Uhr weiter nach Budapest zu fliegen. Von dort aus ging es weiter nach Belgrad, dessen Transitstempel in Blau auf der Karte sichtbar ist. Um 19.30 Uhr erreichte die Karte Bukarest. Dort übernachtete sie. Am 20.05.1934 ging es früh um 07.15 Uhr weiter und beendete die Reise um 10.30 Uhr in Istanbul. [1] Der schwache Ankunftsstempel in Istanbul unter dem Prager Stempel lässt unter der Lupe den 20.05.34 als Ankunft erkennen.

Das Porto ist für eine Karte zu der Zeit 1,50 Kc [2], die Luftpostgebühr ab dem 05.06.1930 2 Kc [3]. Zusammen sind es 3,50 Kc.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
[2] Horka, Seite 192, Tabelle 46
[3] Horka, Seite 199, Tabelle 48
 
Detlev0405 Am: 08.01.2024 09:33:20 Gelesen: 5648# 368 @  
Unser heutiger Beleg ist ein Beispiel, wie ausländische Luftfahrtgesellschaften versuchten, sich auf dem Gebiet der Tschechoslowakei zu etablieren. Nicht immer mit Erfolg.



Am 21.04.1927 wurde die Strecke Wien – Brno – Berlin über Gleiwitz und Breslau durch die DLH und ÖELAG in Betrieb genommen. Separat dazu wurde die Strecke Brno – Wien am 09.05.1927 mit einer höheren Frequenz an Flügen betrieben.

Am 09.05. in Brno um 12 Uhr am Flughafen Brno aufgegeben, erreichte die Karte um 15 Uhr Wien. Offensichtlich war das Verkehrsaufkommen zu gering, um die Strecke permanent zu betreiben. So wurde diese Teilstrecke am 05.11.1927 wieder eingestellt. [1 + 2]

Im Flugplan der DLH ist nur die Verbindung Berlin – Brno – Wien gelistet. [3]

Interessant an der Karte – sie wurde von der CSA an den Direktor der ÖELAG gesandt.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 100, Nummer 65
[2] Horka, Seite 83 , Tabelle 28 und Abbildung 70
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.01.2024 06:12:18 Gelesen: 5193# 369 @  
Zur Abwechslung begeben wir uns wieder einmal in den Bereich der Erstflüge von und nach der Tschechoslowakei. Dabei ist zu beachten, das unser Beleg heute auf der Strecke Prag – Rotterdam die erste Verbindung nach Rotterdam darstellt. Ein Jahr später wurde die Destination über Essen geführt.



Am 30.04.1928 eröffnete die CLS die Strecke Prag – Marienbad – Kassel – Rotterdam. Unser Beleg ist von der Teilstrecke Prag – Kassel. Abflug war in Prag gegen 11 Uhr und Ankunft in Kassel bis 17 Uhr. Wichtig für die Bestätigung des Fluges ist der rote Kastenstempel vom Flughafen Kassel Bettenhausen. [2] Befördert wurden auf dieser Etappe 150 Belege. [1]



Der Rückflug von Kassel nach Prag fand laut Horka am 07.05.1928 statt. [3] Der vorliegende Beleg ist in Kassel am 02.05.1928 zwischen 13 und 14 Uhr auf den Weg gebracht worden und am gleichen Tag gegen 20 Uhr in Prag am Flughafen angekommen. Da an diesem Tag im Michel Flugpost Spezial Katalog kein DLH Flug auf der Strecke verzeichnet ist, kann es sich nur um den CLS Flug handeln.

Möglicher Weise liegt hier bei Horka ein Zahlendreher vor.

Da wir hier beide Etappen ( Hin- und Rückflug ) nebeneinander haben, möchte ich auf ein Problem aufmerksam machen. Während für den Flug Prag – Kassel sowohl bei Horka als auch bei Mahr/Vouhsem die beförderten Belege mit 150 angegeben werden, sind beim Rückflug aus Kassel bei keinem die Beförderungszahlen bekannt. Bei Horka wird der Rückflug um ein Drittel niedriger bewertet, während Mahr/Vouhsem ob der Seltenheit ein LP angeben. Die Bewertung zu Gunsten der Belege aus der Tschechoslowakei zieht sich durch das gesamte Werk von Horka und reflektiert auch nicht unbedingt die Marktlage selbst hier in Tschechien.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 105, Nummer 75a
[2] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 425, F60) 02
[3] Horka, Seite 108, Nummer 76b
 
Thomas S. Am: 21.01.2024 19:02:48 Gelesen: 4999# 370 @  
Hallo Zusammen,

bei der Suche nach für mich philateliegeschichtlich interessanten Belegen ist mir dieser Luftpostbeleg in die Hände gefallen:



Für mich ist hier der Nürnberger Empfänger des Beleges spannend. Es handelt sich um den aus einer jüdischen Familie stammenden Juristen Camille Sachs (geb. 17. Mai 1880 in Würzburg – gest. 4. August 1959 in Nürnberg). Er wurde nach anfänglicher juristischer Karriere im Jahr 1933, nach der Machtergreifung, als Landgerichtsrat in Nürnberg entlassen. 1945 nach dem Ende des Krieges wurde er zeitnah wieder in seiner alten Position eingesetzt und zum Präsidenten des Landgerichts Nürnberg–Fürth ernannt. In den Folgejahren war er unter anderem tätig als Staatssekretär, in dem für die Entnazifizierung zuständigen bayerischen "Staatsministerium für Sonderaufgaben". Er ist der Vater von Hans Sachs, dem durch seine Fernsehauftritte bei „Was bin ich“ bekannt gewordenen Oberstaatsanwalts.[1][2]

Für die Geschichte der Nürnberger Philatelie ist Camille Sachs interessant, da er nach meinem Kenntnisstand von 1929-1932 als Vorsitzender des Briefmarkensammlervereins Nürnberg (Philatelistenclub von 1891) tätig war. Bereits 1921 veröffentlichte er Artikel zur Philatelie.[3]

Postgeschichtlich kann ich zu dem Beleg nur sehr wenig, besser gesagt fast nichts schreiben. Es handelt sich um eine als Drucksache beförderte Postkarte. Die Beförderung erfolgte am 10.8.1926 mit dem Erstflug Prag – Nürnberg.

Viele Grüße
Thomas S.

[1] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Camille_Sachs abgerufen , abgerufen 21.01.2024
[2] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Was_bin_ich%3F , abgerufen 21.01.2024
[3] Vgl. Sachs, Camille, Sonder-Nummer zum 27. Deutschen Philatelistentag…22. bis 25. Juli 1921 zu Nürnberg – vertrauliches Korrespondenz-Blatt philatelistischer Vereine, S. 4-5 und S. 7-8.
 
Detlev0405 Am: 22.01.2024 04:52:34 Gelesen: 4964# 371 @  
@ Thomas S. [#370]

Hallo Thomas,

vielen Dank das Du Deine Karte hier vorgestellt hast. Zeitgeschichtlich auch in meinen Augen ein sehr interessanter Beleg. Manchmal sind Adressaten oder Absender aufregender bei einem Beleg als der Anlass der Versendung.

Postgeschichtlich ist die Drucksache aber genauso bemerkenswert. Nachdem am 10.06.1926 auf der Strecke Nürnberg - Prag der Erstflug durch die CIDNA von einem deutschen Flughafen erfolgte, ist das der Erstflug in der Gegenrichtung von Prag nach Nürnberg der Beginn einer intensiven Flugpostverbindung nach Deutschland in der Folgezeit. [1] Es wurden bei dem Flug 103 Belege befördert.

Abgestempelt wurde der Brief am Flughafen Prag mit dem Stempel Kennbuchstabe b, der ab 1926 im Einsatz war. [2] Korrekt auch der zweisprachige Luftpoststempel in roter Farbe [3]. Der Stempel zum Erstflug 1926 ist privaten Charakters, auch der Richtungsaufkleber nach Nürnberg. Er gehört aber zu den seltensten Aufklebern seiner Art und ist deshalb sehr gesucht.

Komplettiert wird der Beleg mit dem Ankunftsstempel vom Flughafen Nürnberg. [4]

Viele Grüße
Detlev

[1] Horka, Seite 97, Nummer 55
[2] Horka, Seite 177, Nummer R2 157b b.
[3] Horka, Seite 183, RV2a
[4] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 428, Nummer 81) 01
 
Thomas S. Am: 22.01.2024 08:48:45 Gelesen: 4944# 372 @  
@ Detlev0405 [#371]

Hallo Detlev,

herzlichen Dank für Deine professionelle, postgeschichtliche Beschreibung des Beleges. Das ist die perfekte Ergänzung.

Viele Grüße
Thomas
 
Detlev0405 Am: 28.01.2024 09:35:22 Gelesen: 4408# 373 @  
Es gibt einen Sonderflug einer philatelistischen Gesellschaft aus Straßburg , der sich gleichzeitig in seiner Linienführung zu einem Erstflug entwickelte. Und zwar handelt es sich um einen Flug Paris – Prag – Marienbad der CSA. [1] Er fand am 11.09.1933 statt.



Unser heutige Beleg zeigt diese Luftpostverbindung von Marienbad über Prag nach Paris, also die Gegenrichtung. In Marienbad wurde der Brief mit dem Flughafenstempel am 01.06.1933 um 07 Uhr abgestempelt. [2] Der Abflug nach Prag war 06.45 Uhr und die Ankunft in Prag um 07.40 Uhr. [3]

In Prag wurde der Brief am Flughafen am gleichen Tag um 15 Uhr abgefertigt, so das er die Maschine der CIDNA nach Paris um 15.20 Uhr erreichen konnte. Paris erreichte der Flieger gegen 20.10 Uhr. [4] Der Eingangsstempel auf der Rückseite um 22 Uhr bestätigt die Beförderung.

Die CIDNA weist in ihrem violetten Sonderstempel auf der Briefvorderseite den Flug als den ihren aus. Ob die Verbindung von Marienbad nach Prag von der CSA geflogen wurde ist nicht 100% klar. Horka klassifiziert den Flug vom 11.09.33 als einen CSA Flug. Dagegen spricht der Umstand, das Brief am 01.06.33 mit einer Gebühr von 1,50 Kc für eine Drucksache unbeanstandet befördert wurde. Nur die CIDNA hatte in der Tschechoslowakei das Privileg, auf den von der CIDNA geflogenen Strecken keine Luftpostgebühr zu bezahlen.

Dieser Flug ist bisher im Horka nicht registriert, sprich unbekannt.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 136, Nummer 97 und Abbildung 119
[2] Horka, Seite 179, Nummer R8 163b
[3] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ok33/ok33-5.jpg
[4] https://www.timetableimages.com/ttimages/cidna/cidna33/cidna332.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.02.2024 07:12:07 Gelesen: 3757# 374 @  
Ein weiterer Erstflugbeleg dokumentiert heute die nach einem Jahr geänderte Route von Prag nach Rotterdam und zwar über Essen.



Am 02.04.1929 startete der Erstflug vom Flughafen Prag gegen 08.20 Uhr. Durchgeführt wurde der Flug von der CLS. Essen erreichte der Flug gegen 14.20 Uhr und Rotterdam um 15.35 Uhr. [1] So war es geplant. Aus technischen Gründen wurde die Durchführung des Fluges aber erst am 03.04.1929 realisiert. [3]

Bestätigt wurde der Erstflug in Rotterdam mit dem roten Sonderstempel von Rotterdam am 03.04.1929 auf der Vorderseite [2] sowie einem Tagesstempel auf der Rückseite.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
[2] Horka, Seite 105, Abbildung unter Nummer 81
[3] Horka, Seite 105, Notiz unter Nummer 82
 
Detlev0405 Am: 18.02.2024 07:19:53 Gelesen: 2844# 375 @  
Unser nächster Erstflugbeleg zeigt die verstärkten Aktivitäten der deutschen Lufthansa in Richtung Tschechoslowakei. Mit der Eröffnung der Linie Bremen – Halle/Leipzig – Prag wird vor allem die Bedeutung des Kreuzes Halle/Leipzig für die Ostrouten gefördert.



Unser Brief fliegt die Etappe Hannover – Halle/Leipzig – Prag. Am 19.04.1927 am Flughafen Hannover zwischen 10 und 11 Uhr aufgegeben, konnte der Brief den Flieger um 11.35 Uhr erreichen. In Halle /Leipzig kam er um 13.25 Uhr an um endgültig sein Ziel in Prag um 15.50 Uhr zu erreichen. [1]

Der rote Ankunftsstempel in Prag um 16 Uhr bestätigt den Flugverlauf auf der Vorderseite des Briefes. Es handelt sich um den Empfangsstempel in Rot für Erstflüge, der nur von 1927 – 1929 im Einsatz war. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-21.jpg
[2] Horka, Seite 177, Nummer R2 157da
 
Detlev0405 Am: 28.02.2024 12:36:49 Gelesen: 2068# 376 @  
Auch der folgende Brief zeigt die Bestrebungen der DLH, auf vielen tschechischen Linien Fuß zu fassen. Aber nur die Linie Chemnitz – Marienbad war völlig unrentabel, so das bereits ein Jahr später die Strecke erweitert wurde bis Berlin. Später wurde sie in den Jahren 1933 und 34 ausgeweitet über Halle/Leipzig. [1]



Unser Brief wurde am 11.07.1927 zwischen 09 – 10 Uhr am Flughafen Chemnitz abgefertigt. Und begann gleich mit einer Panne – der Abflug verzögerte sich und wurde dokumentiert durch einen entsprechenden Ausfallstempel. [2] So kam der Brief erst am 12.07.1927 in Marienbad an, wie der Stempel auf der Rückseite zeigt. Der Flug wurde dann auch auf den 12.07.1927 als Erstflug terminiert, während die Strecke Marienbad – Chemnitz tatsächlich am 11.07.1927 geflogen wurde. [3]

Ein Jahr später ist die Strecke auch im Flugplan aufgenommen und fliegt ab Chemnitz 18.40 Uhr und Ankunft in Marienbad um 19.30 Uhr .[4]

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 84, Tabelle 29
[2] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 441, Nummer H 6-01
[3] Horka, Seite 103, Nummer 71
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/sud2804/sud28-05.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.03.2024 06:12:10 Gelesen: 1554# 377 @  
Unser heutiger Brief stiftet auf dem ersten Blick etwas Verwirrung – er ist weder im Horka noch im Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002 zu finden, obwohl er von der DLH geflogen wurde.



Aufgegeben wurde er in Dresden am 12.07.1927 zwischen 07 – 08 Uhr. Damit hatte er die Möglichkeit, mit dem Flieger um 08.25 Uhr von Dresden nach Chemnitz zu fliegen, wo er um 09 Uhr ankam. [1] Somit hatte er die Chance, mit dem Erstflug Chemnitz – Marienbad am 12.07.27 weiter befördert zu werden. Das er es wurde zeigt der Ankunftsstempel auf der Rückseite des Briefes am gleichen Tag in Marienbad.

Es handelt sich aber um keinen Erstflug auf der Strecke Dresden – Marienbad sondern um eine Zuleitung aus Dresden zum Erstflug Chemnitz – Marienbad. In der Regel seltener als der Erstflug selbst.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/sud2804/sud28-05.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.03.2024 08:28:48 Gelesen: 1092# 378 @  
Mit dem heutigen und den beiden folgenden Beiträgen mache ich das Thema aus dem Beitrag [#313] noch einmal auf und versuche, die Selbständigkeit der Flugplätze in Mährisch Ostrau und Opava/Troppau zu dokumentieren. Der Hintergrund ist der, das ich alle 3 Etappen von Opava ausgehend belegen kann.

Zuvor aber zwei Korrekturen des Beitrages [#313] – zum Ersten habe ich nun selbst die Belege die ich bis dato noch nie gesehen hatte und zum Zweiten war der Flug von Mährisch Ostrau nach Prag die Eröffnung der Fluglinie und nicht wie von mir geschrieben der Rückflug.



Unser heutiger Beleg ist wieder einer auf der Strecke Mährisch Ostrau – Opava. Am 01.07.1935 um 08 Uhr in Mährisch Ostrau aufgegeben, wird er in Opava um 09 Uhr für dessen Ankunft quittiert. Es handelt sich diesmal um eine Drucksache im Gegensatz zu dem Brief aus dem Beitrag [#313].

Sowohl Mahr als auch Horka gehen in ihren kurzen Erläuterungen davon aus, das beide Städte ein und denselben Flugplatz gemeinsam genutzt haben. Horka geht sogar soweit und legt sich fest, das zwischen Mährisch Ostrau und Opava keine postalische Beförderung per Erstflug statt gefunden hat. [1]

Stellt sich als erstes die Frage, wieso das Ministerium für Postwesen einen gesonderten Stempel für Mährisch Ostrau und Opava genehmigt und editiert hat. Daran anschliessend die Frage, wieso alle Post in Opava um 09 Uhr gestempelt wurde (sowohl ankommende als auch abgehende) während Märisch Ostrau um 08 Uhr stempelt.

In einer Aufstellung vom 20.11.1935 wird Opava als Standort der MLL separat geführt. [2] Der Flugplatz existiert bereits seit dem Jahre 1928 in Dolni Benesov. [2].



Mährisch Ostrau hingegen hatte seinen Flugplatz der MLL seit 1932 in Privoz, einem Stadtteil von Ostrau. Zugleich existierte in Vitkovice, ebenfalls einem Stadtteil von Ostrau, der Flugplatz der Stahlwerke Vitkovice. [3] Der Bau eines Flughafens für Ostrava wurde erst im März 1936 durch die entsprechenden Organe genehmigt. Der endgültige Flugplatz wurde 20 km südwestlich von Ostrava errichtet in Mosnov. [4]

Da sowohl in Troppau als auch in Ostrava alles nur ein Provisorium war und sich mit Behelfsflugplätzen begnügen musste, wurde der Luftpostverkehr am 30.09.1935 eingestellt, die gesamte Linie Prag – Ostrau im Jahre 1936.

Bedarfsluftpost in der Zeit vom 01.07.1935 bis zum 30.09.1935 auf der Strecke Ostrava – Prag oder retour gehören meiner Meinung nach zu den absoluten Raritäten der Luftpost in der 1. Republik der Tschechoslowakei. Wichtigstes Kriterium – bei Flügen ab Prag muss am Zielort der Stempel von Hradec Kralove, Opava oder Ostrava den Flug dokumentieren können, bei Flügen von den Etappenorten nach/über Prag der Flugplatzstempel als Ankunftsstempel oder Transitstempel den Flug beweisen.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 116, 2.Absatz
[2] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-opava.htm
[3] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-ostrava.htm
[4] www.google.com/maps/place/Flughafen+Ostrava/@49.8372228,16.605798,9z/data=!4m6!3m5!1s0x4713f0f3d0bf82cf:0x7590515ee3cc27db!8m2!3d49.6980622!4d18.112663!16zL20vMDM2Yzdm?hl=de&entry=ttu" target="_blank">https://www.google.com/maps/place/Flughafen+Ostrava/@49.8372228,16.605798,9z/data=!4m6!3m5!1s0x4713f0f3d0bf82cf:0x7590515ee3cc27db!8m2!3d49.6980622!4d18.112663!16zL20vMDM2Yzdm?hl=de&entry=ttu
 
Detlev0405 Am: 28.03.2024 07:34:39 Gelesen: 26# 379 @  
Die zweite Etappe von Opava aus geht nach Hradec Kralove ( Königsgrätz ). Der Flugplatz widerspiegelt in seiner Geschichte den tragischen Kampf zwischen militärischer und ziviler Nutzung ein und desselben Flugplatzes.

Am 08.03.1926 wurde die Ortsgruppe der MLL in Königsgrätz gegründet, die einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Flugplatzes in der Stadt genommen hat. [1]

23.6.1926 Die Ortsgruppe des MLL in Hradec Králové veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Militärverwaltung und der Garnison von Hradec einen grossen Flugtag. Hier ist bereits die enge Verflechtung von ziviler und militärischer Nutzung des Flugplatzes ersichtlich.[1]

Ab Juli 1930 wurde das Fliegerregiment 4 einer Abteilung in Hradec Králové zugeteilt. Der Rest des Regiments blieb in Kbely. Hauptmann Vojtěch Michalec wurde als Kommandeur nach Hradec geschickt und das Regiment zog vom 18. bis 30. Juli 1930 auf den unfertigen Flugplatz. [1]

Damit war das Schicksal des Flugplatzes in Hradec Kralove besiegelt und ging konsequent in Richtung Militärflughafen.

Dieser kleine Exkurs in die Geschichte ist notwendig, um eine Antwort auf nachfolgendes Phänomen zu finden.



Unser Brief wurde in Opava am 01.07.1935 aufgegeben und erreichte Hradec Kralove gegen 10 Uhr. Es handelt sich hier, wenn auch nicht explizit als solches ausgewiesen, um eine Drucksache. [2]

Auffallend ist, das weder Horka noch Mahr/Voushem in der Lage sind, für die Destinationen Hradec Kralove – Opava und Mährisch Ostrau sowie in der Gegenrichtung Beförderungszahlen für die Post anzugeben. Alle anderen Etappen können mit Beförderungszahlen belegt werden. Ich vermute, das der Charakter des Flughafens als Militärflughafen eine Veröffentlichung von Beförderungszahlen verboten hat.

In den letzten 6 Jahren habe ich keinen derartigen Beleg auf dem Markt realisiert gesehen, so das die Vorgehensweise von Horka konsequent ist und bei der Preisbestimmung mit -.- folgerichtig ist, während die Preisvorstellungen bei Mahr/Voushem keine reale Basis nachweisen.

Gruß
Detlev

1] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-hk.htm
[2] Horka, Seite 140, Nummer 109e
 
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