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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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siegfried spiegel Am: 09.11.2020 18:19:02 Gelesen: 199713# 595 @  
@ bayern klassisch [#594]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die Erklärung.

Gehe ich recht in der Annahme, das dieser Brief dann 3 Kreuzer franco plus 7 Kreuzer für Einschreiben und nochmal 7 Kreuzer für den Rückschein gekostet hat? Also insgesamt 17 Kreuzer.

Waren die Rötelmarkierungen der Hinweis/Hervorhebung für die zu zahlenden Chargé und Retour-Recepisse Gebühren?

Gruß Siegfried


 
bayern klassisch Am: 09.11.2020 18:22:01 Gelesen: 199711# 596 @  
@ siegfried spiegel [#595]

Hallo Siegfried,

ab 1.1.1861 war Vorschrift, den Chargé - Stempel nur noch in roter Farbe abzudrucken, damit jeder auf Anhieb sah, ob ein Brief eingeschrieben worden war, oder nicht. Dazu kam, wie schon im 17. Jahrhundert, dass man gerne mit Rötelstift die Besonderheiten eines Briefes hervor hob - das konnte wie hier auch eine Retour - Recepisse sein, die dem Brief mit einem Bindfaden auf dem Hinweg anzuketten war.

Fehlte diese beim Posteingang, war das eingeschriebene Poststück reklamierbar und jeder Recobrief war ja mit 24,5 Gulden versichert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
siegfried spiegel Am: 10.11.2020 14:23:05 Gelesen: 199546# 597 @  
Hallo an alle,

eine Briefhülle (rückseitiger Vermerk 1820) mit dem Kürzel Ca Dni = Causa Domini.
Der Brief ging von Langenfeld "An das Königlich Bairische General Kreiß Commissariat des ....... Kreises zu Ansbach"

Das Wort vor Kreises kann ich leider nicht entziffern.

Ist das eine 6 vor dem Wort "zu"?

Gruß Siegfried


 
bayern klassisch Am: 10.11.2020 15:40:24 Gelesen: 199532# 598 @  
@ siegfried spiegel [#597]

Hallo Siegfried,

am Anfang war das neue Königreich Bayern in Kreise aufgeteilt, denen Flußnamen zugrunde lagen - hier war es der Rezat-Kreis. Später wurde das geändert.

Da steht keine 6 vor zu, sondern nur ein schwungvoller Schnörkel. Generell darfst du dir merken, dass Causae Domini niemals frankiert bzw. taxiert wurden, denn Causa Domini hieß ja Sache des Landesherrn und warum sollte bei einer Staatspost (seit 1.3.1808) der Staat vom Staat Geld fordern?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Erdinger Am: 10.11.2020 21:33:28 Gelesen: 199480# 599 @  
@ siegfried spiegel [#597]

Hallo Siegfried,

ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so perfekt abgeschlagenen „adeligen“ (adelig wegen dem „v.“) Stempel gesehen zu haben. Gratulation!

Dieser Stempel legt schon nahe, dass dein Brief eher nicht von 1820 sein kann. Die Bezeichnung Causa Domini für Dienstsachen entfiel mit dem 1. Januar 1809, ab dann sollten Briefe mit „K.D.S“ (für Königliche Dienstsache) gekennzeichnet werden. Die Verordnung wurde allerdings erst am 7. Januar 1809 im Regierungsblatt veröffentlicht. Dein Brief ist also auf jeden Fall älter.

Viele Grüße
Dietmar
 
siegfried spiegel Am: 11.11.2020 07:29:18 Gelesen: 199412# 600 @  
@ Erdinger [#599]

Hallo Dietmar,

anscheinend hat sich nicht jeder an die Verordnung gehalten. Ich habe einen weiteren Brief mit der Bezeichnung in meiner Sammlung, datiert September 1809.

Der Brief vom "Königlich Baierischen Rentamt Schwarzenberg" ging an die "Gräflich Fürstliche Kredit Cassa zu Castell". Expediert von Langenfeld im September 1809. Langenfeld war ab 1623 taxische Posthalterei.

Auch bei diesem Brief ist der Einzeiler " v.Langenfeld" sauber abgeschlagen.

Beste Grüße,
Siegfried




 
bayern klassisch Am: 13.11.2020 14:32:01 Gelesen: 199087# 601 @  
Liebe Freunde,

bei einigen Briefen stimmt alles, bei anderen so gut wie nichts.



In die letzte Rubrik fällt ein Brief des Stadtmagistrats Eichstätt vom 10.9.1844 an die königliche Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneres in Ansbach.

Unten links steht: P.S. frey, also Parthei - Sache frankiert mit Akt, aber siegelseitig ist bis auf das Trockensiegel der Absenderbehörde nichts. Parthei - Sachen waren immer portopflichtig - wenn es eine solche war, hat man einiges an Geld verschenkt, denn mit Akt deutet auf einen schweren Brief hin.

Bei einer Entfernung von 64 km, also 6-12 Meilen, hätte der einfache Brief schon 4 Kreuzer gekostet, ein Schwerer ein Mehrfaches.

Die Aufgabepost stempelte Chargé, womit er zum Rekobrief wurde, aber das war vom Absender gar nicht gewünscht und stand auch nicht auf der Adresse. Dafür hat man keine Rekonummer vermerkt, so dass man jetzt knobeln kann, was hätte gemacht werden sollen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.11.2020 14:32:15 Gelesen: 198943# 602 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich ein ganz besonderes Briefchen zeigen, welches, wenn ich mich nicht völlig irre, von der Kronprinzessin Therese von Bayern in Würzburg am 31.12.1820 geschrieben und gesiegelt wurde.



Adresse: A Son Altesse Sereissime Monseigneur le Duc Souverain de Daxe - Hildbourghausen à Hildbourghausen.

Therese von Sachsen - Hildburghausen [1] war im Okt. 1810 mit Ludwig, dem späteren Ludwig I von Bayern, vermählt worden.

Das Paar hielt sich oft in Würzburg auf und hier, wie erkennen es schon am Datum, sandte sie ihrem Vater Friedrich von Sachsen - Hildburghausen, sicherlich Neujahrsgrüße zu, wie man das damals zu tun pflegte, jedenfalls dann, wenn man weder Franko noch Porto dafür zahlen musste und als zukünftige Königin Bayerns und amtierende Kronprinzessin war sie natürlich ebenso umfänglich aktiv und passiv portobefreit, wie der Empfänger des Duodezfürstentums.

Siegelseitig ist das Siegel, auch nach 200 Jahren, sehr gut zu erkennen, und ich habe es mit 600 dpi eingescannt, damit man es besonders gut sehen kann.

Briefe der Königin Therese, der Gründerin des Oktoberfests auf der nach ihr benannten Theresienwiese, sind selten; einen aus ihrer 5 Jahre währenden Zeit als Kronprinzessin kannte ich bisher noch nicht.

Liebe Grüsse von einem glücklichen bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Therese_von_Sachsen-Hildburghausen
 
10Parale Am: 15.11.2020 15:13:36 Gelesen: 198795# 603 @  
@ bayern klassisch [#602]

Ein wunderbares Briefchen, habe mich da mal auf Wikipedia eingelesen. Ich dachte immer, das Oktoberfest findet wegen der Bierbraukunst statt und wurde nun eines Besseren belehrt. Der Grund war die Vermählung mit dem König.

Eine Frage hätte ich dann doch noch? Ist dies Königin Thereses Handschrift oder woher stammt die Überzeugung, dass der Brief mit dem wunderbaren Siegel auch tatsächlich von Ihr stammt?

Liebe Grüße

10Parale
 
bayern klassisch Am: 15.11.2020 15:58:35 Gelesen: 198782# 604 @  
@ 10Parale [#603]

Hallo,

es ist wohl ihre Handschrift, weil ich einen Brief besaß, den sie kurz vor ihrem Tod selbst geschrieben hatte und diese Schrift sah dieser hier sehr, sehr ähnlich, nur mehr wackeliger, da der Tod schon vor der Tür stand.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.11.2020 11:05:01 Gelesen: 198652# 605 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Postkarte, die ich jahrzehntelang gesucht habe, aber bis dato nicht finden konnte, obwohl ich Tausende davon zu Gesicht bekam. Aber dann tauchte sie auf und war natürlich mir. Nun, was ist das Besondere an ihr?



Die Tatsache, dass der Absender mit seinem Text verbotenerweise vorne, auf der Frontseite anfing. Es war nur gestattet, vorne die Adresse und hinten den Text zu schreiben. Demnach hätte sie als Postkarte zum moderaten Tarif von 2x am 21.6.1875 in Freising nicht angenommen werden dürfen. Aber, wie so oft bei Bayern, wurde es so natürlich akzeptiert - wer würde sich schon wege neiner lausigen Postkarte Ärger am Schalter einhandeln wollen?

Vorne steht: Herrn Ritsch Buchdruckereibesitzer in Landshut ersuche ich mir nach München 8 Buch neue Beschreibungen 1/2 Buch Planeten ...

und jetzt auf der Rückseite

Postrestand München sogleich schicken. Katharina Spahn, Handelsfrau

Jetzt hat sie Platz in der poste restante - Sammlung und bei den Contraventionen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.11.2020 11:09:28 Gelesen: 198651# 606 @  
Liebe Freunde,

die Stempelung von Correspondenz- bzw. Postkarten war eine andere, als bei gewöhnlicher Briefpost, bei der die Marke(n) entwertet, die Aufgabe vorne und die Abgabe hinten gestempelt werden sollte.



In Kissingen, am 6.11.1874, wurde eine Postkarte nach Schweinfurt wie ein Brief abgestempelt - Eindruck entwertet und daneben, wie seit alters her, der Aufgabestempel daneben gesetzt, statt nach der Vorschrift darunter.

Richtig machten es die Kollegen in Schweinfurt, für ihre Akribie bekannt damals, indem sie oben links auf der Vorderseite Ankunft stempelten.

Eine kleine Contravention ist halt auch eine Contravention.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.11.2020 11:18:37 Gelesen: 198646# 607 @  
Liebe Freunde,

folgender Brief macht mir hinsichtlich seines Datums und der handelnden Personen noch Probleme. Als miesester Googler westlich des Urals bin ich auch bei den handelnden Personen (derer 2) zu keiner brauchbaren Datierung gekommen.



Am 7. Dezember 18?? sandte ein gewisser Aarbach einen Brief mit persönlicher Postportofreiheit an "Dem Wohlgeboren Fräulein Hedwig von Schober, königliche Landrichters Tochter in Pegnitz - frey NULL, Aarbach" unter Chargé ab. Daher sehen wir weder eine Marke, noch siegelseitig ein Franko ausgewiesen. Hinten nur der schwache Abschlag von Pegnitz, den es aus den 1840er und 1850er Jahren oft gibt.

Bei persönlichen Postportofreiheiten kommen Chargébriefe vor, aber sie sind dann nicht im Recomanual aufgeführt, erhielten keine Reconummer und es wurde auch kein Schein für sie gelöst. Im Falle des Verlustes wären keine 25 Gulden bzw. seit 1.7.1850 24,5 Gulden Versicherungsprämie an den Besitzer des Postscheines ausbezahlt worden. Man wollte den Brief nur "wichtig" machen, weil man als Absender ja etwas Besonderes war.

Sachdienliche Hinweise, die zur internetmäßigen Ergreifung des Absenders, oder der Empfängerin führen, nehme ich gerne entgegen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
siegfried spiegel Am: 20.11.2020 18:35:01 Gelesen: 198066# 608 @  
Liebe Bayernfreunde,

ein Adelsbrief, geschrieben in Sugenheim, Datum 17.Junj Anno 1669, von Johann Neidthardt von Seckendorff an den
"Hochgebohrnen Grafhen und Herrn Georg Dieterichen, Grafhen und Herrn Zu Castel, meinem gnädigen Grafhen und Herrn".

Der Brief ging nach Remlingen, wo sich der Graf zu der Zeit aufhielt.

Den Inhalt kann ich nur bruchteilhaft entziffern und weiß daher nicht um was es geht.

Die Von Seckendorffs hat zu dieser Zeit zahlreiche Lehen in Sugenheim und Umgebung, Lehensherren waren die Grafen von Castell-Remlingen.

Beste Grüße aus Mittelfranken,
Siegfried




 
bayern klassisch Am: 21.11.2020 12:23:08 Gelesen: 197969# 609 @  
Liebe Freunde,

ich weiß nicht, wie alt man werden muss als Bayernsammler, bis man sagen kann: Ich habe schon alles gesehen, aber dafür bin ich wohl noch viel zu jung.

Ein Recobrief aus Amberg vom 27.12.1869 an Herrn Verwalter Meyer in Obersteinbach, Post Scheinfeld, wurde mit 3x frankiert aufgegeben. Artig notierte die Aufgabepost unten links "7x" für die eingehobene Recogebühr ab 1.1.1868, zog einen Schein mit der Nr. 968, stempelte in rot Chargé und entwertete die Marke mit dem Zweizeiler oben links.



Doch dann muss eben diese Marke zeitnah abgefallen sein, denn wo sie einst klebte (Übergänge beachten) schrieb man jetzt in Amberg: "Marke abgefallen. gez. Unterschrift".

Weil bei recommandirten Schreiben (24,5 Gulden Versicherungskosten im Falle des Verlusts) nicht zu spaßen war, klebte man sie wohl mit eigenem Gummi arabicum unten links wieder auf und sandte den Brief so auf die Reise. Ausweislich der Siegelseite kam er auch am Folgetag in Scheinfeld an und wurde unbeanstandet ausgetragen (gegen Unterschrift natürlich).

Wäre die Marke im Laufe des Posttransports abgefallen, hätte die dies feststellende Poststelle den Brief als unfrei behandeln müssen und 7x Porto erheben müssen. So nahm das jede Seite hin und durch das Wiederaufkleben war nichts weiter zu erheben. Einzig mir bekanntes Stück mit dieser Vorgehensweise (und Briefe mit damals bereits abgefallenen Marken sind eh schon so große Seltenheiten).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.11.2020 13:22:48 Gelesen: 197075# 610 @  
Liebe Freunde,

am 31.8.1833 schrieb die Mutter dem Sohn von Kissingen aus einen Brief mit der Anschrift: "Seiner Hochgebohren dem Herrn Grafen Friedrich von Thun - Hohenstein in Bayreuth poste restante".



Die Aufgabepost taxierte ihn mit 6 Kreuzern als einfachen Brief bis 1/2 Loth für 111 km = 15 Meilen, also über 12 bis 18 Meilen.

In Bayern brauchte man erst ab 31.1.1843 den Ankunftsstempel abzuschlagen - hier tat dies Bayreuth aber bereits am 5.9.1833 - wer weiß/ahnt warum? Bin gespannt!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.11.2020 13:27:00 Gelesen: 197073# 611 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Armensache aus Ansbach vom 14.8.1863. Der kgl. Advokat von Pöllnitz sandte sie gegen Schein (eingeschrieben) portofrei an das Stadt- und Landgericht Rothenburg ob der Tauber ab.



Interessant ist hier, dass der Brief, obwohl eingeschrieben, keine Reco-Nummer bekam, was für mich stark darauf hindeutet, dass er hier seinen eigenen Postschein benutzte.

Noch am selben Tag kam er in Rothenburg an (hinten Halbkreisstempel).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.11.2020 13:33:11 Gelesen: 197071# 612 @  
Liebe Freunde,

in einer Rechtssache und das richtige Maß in Bayern bei Holz (heute wohl Ster) schrieb man in Ansbach am 22.12.1849 einen Portobrief zu 3 Kreuzer an das fürstlich von Wredesche Rentamt zu Ellingen.



Unter der Reconummer 746 wurde er ins Reco-Manual eingetragen und das Porto kaum leserlich vorne unten notiert.

Mit dem 1.7.1850 war es mit dieser Versendungsart vorbei, da ab diesem Datum nur noch frankierte Briefe recommandirt in Bayern zu Aufgabe gelangen konnten. Dies änderte sich erst wieder am 1.1.1861.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 29.11.2020 18:01:39 Gelesen: 196904# 613 @  
@ bayern klassisch [#610]

Hallo Ralph,

Vermutung, da der Brief "poste restante" Postlagernd war wurde zur Ausgabe/Abholung gestempelt, denn der Brief hat ja keine 6 Tage nach Bayreuth gebraucht.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 29.11.2020 20:24:34 Gelesen: 196880# 614 @  
@ Gernesammler [#613]

Hallo Rainer,

danke dir - es war ja so, dass gewöhnliche poste restante Briefe 3 Monate lang vom Eingang bei der Post liegen bleiben sollten; daher ist zu vermuten, dass der Beamte am Tag des Eingangs ihn abgestempelt hat, damit man später sehen konnte, wann die 3 Monate verstrichen waren.

Die Laufzeit ist recht lang, aber das kam mal vor, als die Eisenbahn noch nicht segensreich wirkte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 05.12.2020 12:54:38 Gelesen: 196159# 615 @  
Liebe Freunde,

eine 17. Gewichtsstufe recommandirt und mit Verzögerungsstempel "Nach Abgang der Post" für Recobriefe, die innerhalb von einer halben Stunde vor dem regulären Postenlauf aufgeliefert wurde, findet man nicht jeden Tag. Der Absender zahlte hierfür 36 Kreuzer für Briefe über 6 - 12 Meilen (einfach 4x) und 4 Kreuzer Reco, so dass er ihn schon 40 Kreuzer kostete (Briefgröße 31 auf 12,5 cm).



Aber von Würzburg aus konnte man den Zielort Lützendorf (Lüzendorf) nicht direkt mit der Post erreichen, so dass er 70,5 km lang per Post nach Ebern transportiert wurde, ehe er von dort mit einem konzessionierten Boten, der auch recommandirte Briefe annehmen und transportieren durfte, für 9 Kreuzer Botenlohn bis zum Empfänger nach Lüzendorf verbracht wurde. Daher erfolgte auf den Brief unten links die Quittierung: "9 X Postbothenlohn (Friedrich Hoffmann) bezalt 28. Jan 41 Klagsache 7a Gottfried Appel".

Da die Siegel hinten ausgeschnitten wurden, kann ich den Absender nicht ermitteln, aber es ist auch so schon ein wie ich finde beeindruckender Brief.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2020 11:48:13 Gelesen: 196134# 616 @  
Liebe Freunde,

bei einem Ortsbrief aus Memmingen vom 14.10.1875 wird man zumindest von außen nicht leicht auf einen Postbetrug schließen können, selbst wenn er die Anschrift "Herrn Hans Bischoff, per Adresse Herrn Decan Bischoff Memmingen" trägt.





Aber hinten zeigt er den gleichen Stempel von 14.10. und noch einen vom 15.10., was darauf schließen lässt, dass er spät in dem Briefkasten aufgefunden wurde und am 14.10. nicht mehr einem Stadtbriefträger mitgegeben werden konnte, dann also am nächsten Tag.

Aber der Inhalt zeigt uns etwas anderes, nämlich Hans Fischer aus Kempten, der am 13.10. diesen Fernbrief geschrieben und trockengesiegelt hat, ihn aber im nahen Memmingen für nur 1 Kreuzer aufgeben ließ, wohingegen ein Brief aus Kempten 3 Kreuzer nach Memmingen gekostet hätte.

Leider ist die Marke eine 22y und keine 32, die zeitlich gepasst hätte, aber man kann halt nicht alles haben, wenn man solche Briefe unerkannt kauft.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2020 12:07:05 Gelesen: 196130# 617 @  
Liebe Freunde,

Briefe aus München in die Pfalz gibt es viele und für die allermeisten Absender (i. d. R. Behörden) war klar, dass man den Zielort mit "bayer. Pfalz", "Rhein-Pfalz", oder "in der Pfalz" näher lokalisierte, damit sie richtig und auch schnell dort ankamen.



Die königliche General - Berg- und Salinien Administration in München ließ am 8.5.1860 (mein Lieblingsjahr in Bayern, daher auch der Kauf) einen portofreien Dienstbrief an das königliche Hauptsalzamt Dürkheim ab, ohne den Zielort näher zu spezifizieren.

Gemeint war natürlich das heutige Bad Dürkheim, und, ehe der Brief auf die noch unbestimmt Reise ging, fügte ein cleverer Münchener Postler "Rh. Pfalz" für Rhein - Pfalz hinzu. Am 10.5. traf er dort ein. Noch heute ist nicht nur in der Pfalz Bad Dürkheim bekannt dafür, dass dort Lungenleiden gelindert werden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch, der sich gerne in Bad Dürkheim aufhält, wenn es geht. :-)
 
siegfried spiegel Am: 07.12.2020 20:03:44 Gelesen: 196099# 618 @  
Liebe Bayernfreunde,

wer kann mir bei diesem Beleg weiterhelfen?

Insbesondere kann ich mit den französischen Wörtern nichts anfangen. Interessant wäre natürlich auch, wenn man vom Siegel auf den Absender schließen könnte.

Leider ist es nur eine Briefhülle.

Expediert von Langenfeld, handschriftlich mit Rötelstift, an einen "Monsieur Hammer, (das nachfolgende Wort erschließt sich mir nicht) Monsieurs les Barons de Berlechingen zu Jagßthausen"

Links Unten: franco / ????? et ?? Creilsheim / mit einer Quittung ad ????
Links Oben Telour ??

Rückseitig ein erbrochenes Siegel mit einem Männlein, das anscheinend einen Weinstock gießt.

Gruß Siegfried


 
bayern klassisch Am: 07.12.2020 22:54:50 Gelesen: 196080# 619 @  
@ siegfried spiegel [#618]

Hallo Siegfried,

ich lese die Adresse so:

A Monsieur Monsieur Hammer Baillif de Messieurs les Barons de Berlichingen usw. a Jagsthausen

franco par Ansbac(h) et Creilsheim mit einer Quittung ad 270 florin (Gulden)

Wegen der verwendeten roten Tinte meine ich, dass die Post in Augsburg "v. Langenfeld" notiert hatte, zumal oben links "retour" steht, der Brief also aus irgendwelchen Gründen erstmal seinen Empfänger nicht erreicht haben dürfte.

Die Siegelseite ist blank? Das Siegel kann niemand zuordnen, davon gab es Hunderttausende gleichzeitig damals.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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