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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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Magdeburger Am: 15.12.2021 12:26:01 Gelesen: 142873# 770 @  
@ siegfried spiegel [#766]

Hallo Siegfried,

leider kam ich hier nicht sehr viel dazu schreiben. Links oben ist noch das Gewicht von 2 Loth für den Brief notiert worden. Wie Bayern Klassisch schon schrieb, wird neben dem Porto noch ein ProCura erhoben.

Ob bei der aufgebenden Postanstalt ein Vorschuß schon bei der Einlieferung ausbezahlt wurde, kann ich nicht sagen, in Preussen haftete der Postbeamte für den vorgeschossen Betrag.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 22.12.2021 10:02:35 Gelesen: 142144# 771 @  
Liebe Freunde,

ein Ganzsachenkuvert aus Bamberg vom 23.12.1871 war adressiert worden an:



Ihre Wohlgeboren Fräulein Friederike Cronenberg per Adresse Herrn J. Cronenberg Capitain Darmstadt Alter Rosdorfer Weg No. 9. Ein Massenprodukt also, damals wie heute. Doch sollte man nicht die Rechnung ohne den Wirt machen und mit Wirt meine ich nicht den Inhalt, weil nicht mehr vorhanden, sondern die Siegelseite und was auf der prangt, hätte ich nie erwartet: Ein Stempel der königlichen Hauptzeitungsexpedition Bamberg vom selben Tag in grünblauer Farbe!

Die Stempel der Hauptzeitungsexpeditionen kennen wir als Entwerter für diverse Spielarten von Frankaturen (Weiterleitungen, Zeitungsnachsendungen usw.), aber als siegelseitigen Stempel habe ich dergleichen noch nie gesehen.

Frage: Warum schlug man dort diesen Stempel hinten ab? Als Absenderstempel? Als Transitstempel? War der Absender dort dienstlich beschäftigt und wollte im Falle einer Nichtzustellung haben, dass man das Kuvert an diese Adresse zurück sandte?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.12.2021 11:47:16 Gelesen: 141258# 772 @  
Liebe Freunde,

wie gut, dass es Briefe gibt/gab, an denen man sich ein wenig die Zähne ausbeißen kann - so wie dieser hier aus Nürnberg vom 25.8.1829 an Herrn August Seidel in Neustadt an der Orla, Thurn und Taxis. Die bayer. Strecke bis Hof betrug 113 km, also 15 Meilen, somit hätten wir bei einem einfachen Brief 6x (x = Kreuzer) Porto, bei einem schweren 9x Porto, aber Nürnberg hatte 10x Porto notiert (links neben "Neustadt"), die ich so nicht nachvollziehen kann.



Taxis strich die bayer. Forderung von 10x ab mit Rötel, reduzierte diese in 2 1/2 Gutegroschen (Ggr.) oben links und addierte für sich einen halben Ggr. hinzu, so dass die Abgabepost in Neustadt/Orla mit 3 Ggr. belastet wurde. Doch da hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn der gute Aug. Seidel zahlte nicht (siegelseitig: "Wird unfrankirt nicht angenommen", Stempel Neustadt.Orla".

Die Verweigerung der Zahlung eines Portos kam der Annahmeverweigerung juristisch gleich, so dass dergleichen Briefe wieder mit Porto belastet der Aufgabepost zuzuleiten waren.

Jemand (wer?) notierte nun in roter Tinte vorne quer "pro 11x retour", wollte also 11x für den Brief haben. Nun sind 11x aber das Äquivalent von 3 Silbergroschen (Sgr.), der nur 3,5x wert war und bei 3 Sgr. wurde auf 11x aufgerundet. 3 Gutegroschen waren aber 12x wert - aber so hat man wohl nicht gerechnet.

Nachdem der Brief zurück gelaufen war, galt es den Absender festzustellen, der ja, siehe vorne, 11x zahlen sollte. Allerdings lesen wir hinten "Georg Hilpert. 10x P(or)to". Das dürfte Nürnberg geschrieben haben, wobei sie weder 12x, noch 11x ansetzten, sondern nur die einst falsch errechneten 10x für die bayer. Strecke.

Die Feststellung des Absenders dürfte von außen nicht möglich gewesen sein, da das Trockensiegel kaum etwas hergibt. Ergo müsste man ihn nach Aushängens in der Vitrine für Retourbriefe in Nürnberg nach einigen Wochen der Retourbriefcommission vorgelegt haben zur Eröffnung, damit der Absender festgestellt würde. Aber in diesem Fall hätte man zwar mit roter Tinte den Absender siegelseitig notieren müssen und auch das zu zahlende Porto, aber das wären sicher keine 10x gewesen, denn Taxis wollte ja auch Geld für seine Beförderungsleistung sehen. Des weiteren waren diese geöffneten Briefe mit Wachs (später einem Wäppchen) zu verchließen, damit der Absender sehen konnte, dass der Brief von den doppelt vereidigten Beamten der Retourbriefcommission geöffnet worden war. Aber das 2. Siegel fehlt - es gibt nur das einstige Originalsiegel des Absenders - undefinierbar.

Inhalt: "Herrn August Seidel, Neustadt an der Orla, Nürnberg den 20. Aug. 1829 (wohlgemerkt 5 Tage vor der Postaufgabe!!).

Durch ein Attest vom hiesigen Kreis- und Stadtgericht bin ich beauftragt, die ausständigen Posten des Herrn J. F. Pfahler einzutreiben.

F(lorin) 76. 46 (Kreuzer) restieren Sie noch laut den Büchern. Sie wollen daher längstens in 4 Wochen anzeigen, wie und auf welche Weise Sie diesen Gegenstand am schnellsten ordnen wollen, da im Gegentheil ich genöthigt bin, nur durch strenge Maasregeln diese Sache zu ordnen. Ich empfehle mich Ihnen Ergebenst Georg Hilpert".

Liebe Grüsse von byern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.01.2022 00:18:18 Gelesen: 140349# 773 @  
Liebe Freunde,

einen Brief aus Bayern vom 19.7.1870, dem Tage der Kriegserklärung des 1870/71er Krieges, mit Leitwegangaben "durch die Schweiz" kann sicher nicht jeder zeigen, aber ich hatte das Glück einen solchen schnappen zu können. 4 Wochen Leitungswasser und Brot vom Vortag bei der Bäckerei schmälern meine Freude daran aber nicht im geringsten.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.01.2022 00:13:48 Gelesen: 139708# 774 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Brief ohne erkennbaren Absender, ohne Inhalt und ohne Datum. Warum kauft man denn so etwas? Gute Frage!

Vlt. weil der Brief "An die Koenigl. Bayer. Special - Steuer - Liquidations Commission in Spalt" lief, von der Aufgabepost (Stempel ROTH bekannt von 1822-35) mit 4 Kreuzern taxiert in Spalt nicht zugestellt werden konnte, denn dort notierte man lapidar: "retour ist abgereist".

Nun könnte man vermuten, dass Briefe an Personen, die abgereist waren, ohne eine neue Anschrift zu hinterlassen, wieder zurückschicken werden mussten - aber bei einer Behörde? Jedenfalls sind mir so gut wie keine Briefe von Behörden an Behörden bekannt, die mit diesem Retourgrund versehen worden wären.

Wenn jemand eruieren könnte (mir gelang es den Abend über nicht), von wann bis wann diese Commission in Spalt ansässig war, wäre das toll.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 12.01.2022 10:40:04 Gelesen: 139571# 775 @  
@ bayern klassisch [#774]

Hallo Ralph,

man kann die Steuer Liquidations Commissionen in Bayern noch bis 1846 finden, wie es bei Spalt aussieht, da könnte vielleicht ein Heimatsammler helfen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 12.01.2022 12:30:30 Gelesen: 139548# 776 @  
@ Gernesammler [#775]

Hallo Rainer,

vielen Dank - leider kenne ich keinen "Spalter", aber die zeitliche Eingrenzung ist ja schon mal viel mehr, als ich ermitteln konnte (nämlich gar nichts, wie immer).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 10.02.2022 10:21:11 Gelesen: 134883# 777 @  
Liebe Freunde,

was macht man als Fürther, wenn man eine Rechnung nach Ichenhausen über 12 Meilen innerbayerisch versenden muss, die 6 Kreuzer Franko verlangt hätte?

Richtig - man schmuggeln den Brief irgendwie nach Augsburg, wo es wohl weitere Kunden des Handelshauses Eugen Blumgart in Fürth gab und gab ihn dort für günstige 3 Kreuzer zur Post nach Ichenhausen, jetzt unter 12 Meilen. So geschehen im Jahre des Herrn 1854.





Diese "Schmuggelbriefe" sind gar nicht so selten, aber finden muss man sie halt erst einmal.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.02.2022 23:17:05 Gelesen: 134789# 778 @  
Liebe Freunde,



heute ein etwas örtlich verwirrender Brief aus Kraiburg vom 18.10.1867 mit folgender Original-Adresse:

"Dem Joh. Streicher (od(er) dessen Nachfolger), Hafner, Siebengattern zwischen Vilsbiburg und Ganghofen (Post Gangkofen?)"

Später wurde unter "od. dessen Nachfolger" vermerkt: "Anna Maria Busner" und Siebengattern (heute zu Mitterskirchen gehörig) wurde ebenfalls gestrichen und "Binabiburg" vermerkt.​ Soviel zur Verwirrung aller.

Dank der 5 sehr gut abgeschlagenen Stempel können wir den Laufweg nachvollziehen:

Kraiburg, 18.10.1867, Mühldorf 19.10.1867, Vilsbiburg 20.10.1867, Ganghofen 20.10.1867, Korrektur der Adresse, Vilsbiburg 22.10.1867 und von dort mit dem Landpostboten nach Binabiburg.

Der Absender hatte auf die Verwendung einer 3 Kreuzer Marke verzichtet und dem Herrn Streicher bzw. dessen Nachfolgerin Frau Busner, die Zahlung von 6 Kreuzer damit aufgezwungen. Ob man sich bei einem frankierten Brief auch soviel Mühe gegeben hätte? Ich glaube schon.

Ich liebe solche Briefe, auch wenn ich jetzt 3 Pizzen weniger in diesem Monat kredenzt bekomme. :-(

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 11.02.2022 11:46:15 Gelesen: 134629# 779 @  
@ bayern klassisch [#778]

Hallo Ralph,

schönes Stück welches gut in die kleinen Sammlungen Portobriefe in der Markenzeit passt, besser geht nicht.

Drei Pizzen weniger spart das Fitness, ist doch auch positiv.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 11.02.2022 13:11:53 Gelesen: 134615# 780 @  
@ Gernesammler [#779]

Hallo Rainer,

wahre Worte - während die 3 Pizzen längst den Verdauungsapparat durchschritten haben, freut man sich an Schmankerl wie diesen so lange man lebt. Aber ich finde zu wenig dieser Schmankerl, als dass meine Wampe merklicher zurück ginge. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 12.02.2022 13:15:21 Gelesen: 134486# 781 @  
Liebe Freunde,

ein Chargébrief im 1. Gewicht aus Landshut vom 30.10.1875 an die Kirchenverwaltung Perka in Biburg. Der Ort Perka hat heute 43 Einwohner (abgezählt) und ist in Biburg eingemeindet (Biburg damals knapp 500 Einwohner und damit auch keine Großstadt). Die Dienstanweisung vom 9.6.1872 fand Anwendung in der Tatsache, dass die Aufgabepost mit rotem Stift den Recovermerk unterstreichen sollte. Ansonsten war der neue Stempel "Eingeschrieben No ..." ab 15.2.1875 zu verwenden - diese Stempel sind in guter Erhaltung nicht häufig, da sich die Stempel schnell abnutzten und keine lesbaren Abschläge mehr hinterließen.



Beide Orte gehörten zum Landpostbezirk von Abensberg. Aber der Absender hätte seine Ortsangabe präzisieren sollen, denn Perka kannte in Landshut keiner und Biburg gab es allein in Bayern schon 4, in Österreich auch noch 2!

Ergo notierte, wer auch immer, später "Abensberg" und leitete so die korrekte Absendung des Einschreibens ein. 3x Franko bis 15g und 7x Reco ergaben die frankierten 10x.. Dass es dann noch Wasserzeichen weite Welle ist, statt des üblichen Wasserzeichens X oder Y, macht die Sache sicher nicht schlechter.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.03.2022 16:56:10 Gelesen: 130458# 782 @  
Liebe Freunde,

optisch eine Null, aber alles in allem sicher keine Null:




In Hof an der Saale frankierte man mit 4 Kreuzern siegelseitig einen Brief nach Pegnitz bei Bayreuth an den bekannten Empfänger Glenk. Aber schon die Siegelseite verwundert, steht da doch "Voerde und Bayreuth 31.12.1841". Dabei muss man wissen, dass das preussische Voerde am Niederrhein von dem oberfränkischen Bayreuth bescheidene 540 km Fahrstrecke entfernt liegt, also nicht eben einen Steinwurf weit, sondern 8 Tage mit der Postkutsche (und dann kämen noch die sicherlich üblen winterlichen Verhältnisse dazu).

Im Inhalt erkennen wir, dass der in Hof am 3.1.1842 aufgegebene Brief aber aus Bayreuth stammte, auch tatsächlich vom 31.12.1841 datierte und Bestellungen enthielt, die von der Firma Zipperfeld und Bilstein in Voerde zu erledigen waren.

Hof - Pegnitz waren in direkter Linie 68 km = über 6 bis 12 Meilen, also wog der Brief bis 1/2 Münchener Loth.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 11:12:14 Gelesen: 129595# 783 @  
Liebe Freunde,

Vermittlungsbriefe aus Braunschweig kenne ich bisher nur von einer einzigen Firma, nämlich dieser hier: E. B. Denike & Co aus Braunschweig. Hier belegt (leider ohne Inhalt) auf einem "Ortsbrief" aus Würzburg vom 2.11.1864 mit der 1 Kreuzer gelb Nr. 8, wodurch sich eine Ersparnis von paritätisch 9,5 Kreuzern rheinisch nachweisen lässt (üblich von Braunschweig waren damals 3 Silbergrosch = 10,5 Kr., postalisch waren es nur 9 Kr., aber auch das ist viel gespartes Geld).



Derzeit sind mir nur eine Handvoll dieser Briefe bekannt und ich bin sehr froh, diesen zeigen zu können (üblich waren wohl 3 Kr. Briefe aus München, die mir vorlagen, aber auch die sind äußerst selten) und die über die Firma Pichler seel. Erben in München abgewickelt wurden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 11:31:01 Gelesen: 129591# 784 @  
Liebe Freunde,

ein Portobrief aus Pirmansens (damals noch Pirmasenz geschrieben) vom 25.1.1849 an das württembergische Amtsnotariat in Creglingen (erst ab 1857 mit eigener Post) kostete: 8 Kr. Gemeinschaftstaxe für Bayern und Baden nach dem Postvertrag vom 1.8.1843 zwischen Baden und Bayern halbscheidig zu teilen bis 1/2 Loth) in schwarzer Tinte und 6 Kr. für Württemberg ab der badischen Grenze = 14 Kreuzer. Der Bote (von welcher Post aus?) kassierte 2 weitere Kreuzer, so dass der Vermerk: "Auslage 16 x" links unten sicher passte.



Vormarkenzeitsbriefe aus Pirmasens sind sehr selten - die Preise von 20 Euro sind ein Witz für den Kenner und einen viel Schöneren habe ich nicht gesehen, dazu als 3 Länderbrief mit Gemeinschaftsporto und Botenlohn ein Traum.

Im Inhalt geht es um einen verstorbenen Rabbi dort, wobei man familiäre Bande in Pirmasens vermutete, sie aber kaum fand. Auch das hochinteressant! Wegen der Größe des Schreibens aber nicht abbildbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 11:39:27 Gelesen: 129589# 785 @  
Liebe Freunde,

nicht jeder Pfalzbrief ist auch ein echter Pfalzbrief - hier zeige ich einen Brief aus Kitzingen am Main vom 14.4.185?, der nicht dort zur Post gegeben wurde, sondern über Main und Rhein nach Deidesheim geschmuggelt wurde, wo er mit 6 Kr. frankiert als Brief über 1-4 Loth innerpfälzisch nach Neustadt an der Haardt geleitet wurde. Als schwerer Brief hätte er von Kitzingen aus 12 Kr. erfordert, so hat man sich die Hälfte gespart.



Briefe aus dem rechtsrheinischen Bayern nach der Pfalz auf krummem Wege wie hier kenne ich nur eine Handvoll und das ist wohl der Schönste von allen, wenn ich mich nicht täusche. Danke an Kitzingen, Deidesheim und das, was wir lieben (frei nach Loriot).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Ameise Am: 22.03.2022 13:28:10 Gelesen: 129447# 786 @  
Hallo,

hier habe ich einmal einen Brief aus "FÜRTH" und mich würde interessieren was der Rechteckstempel 2z "BESTELLG." bedeutet:



Der Brief scheint fehlgeleitet zu sein. Da steht etwas von Chemnitz und da gibt es in der Datenbank auch einen Stempel [1]. Leider steht da auch nicht dabei welchen Zweck der Stempel hat.

Danke schon einmal für eure Antworten.

Viele Grüße
Enrico

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/044667
 
bayern klassisch Am: 22.03.2022 13:50:48 Gelesen: 129444# 787 @  
meise [#786]

Hallo Enrico,

zu dem Stempel kann ich nichts sagen, weil es kein bayerischer Stempel war.

Die Aufgabepost in Fürth taxierte ihn als Portobrief unter 1 Loth über 20 Meilen nach Frankfurt an der Oder mit 4 Silbergroschen korrekt. Dort war der Empfänger aber nicht mehr und der dortige Briefträger notierte "verte" für "hinten" vorne und auf der Siegelseite "Bereits abgereist. Steller, Briefträger". Da die Post in Fürth die Post in Frankfurt/Oder mit 4 Sgr. belastet hatte, die man dort wegen mangelndem Empfänger nicht beikassieren konnte, stempelte man in Frankfurt "Entlastet" und notierte weitere 3 Groschen für die Leitung von Frankfurt nach Groß-Röhrsdorf (man kannte aber die neue Anschrift und korrigierte die Adresse mit "nach Groß-Röhrsdorf bei Chemnitz 18/11/54".

Dort wurden jetzt 7 Neugroschen fällig, was meines Erachtens falsch war, weil der Brief offensichtlich nicht in Frankfurt an der Oder den Postweg verlassen hatte. Er hätte weiterhin nur mit 4 Groschen belastet nach Groß-Röhrsdorf weitergeleitet werden müssen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Ameise Am: 22.03.2022 14:04:23 Gelesen: 129441# 788 @  
Vielen Dank Ralph,

das nützt mir schon. Ich war mir nicht ganz sicher ob er in Chemnitz aufgebracht wurde.

Das scheint nun sicher zu sein.

Viele Grüße
Enrico
 
bekaerr Am: 17.04.2022 15:48:06 Gelesen: 124843# 789 @  
Hallo zusammen,

zeige hier einen Ortsbrief von Mellrichstadt an daas Königliche Bezirksamt.



Wenn ich Helbig richtig interpretiere, handelt es sich um die Nr. 1, Typ 11b. Helbig nennt einen Verwendungszeitraum von 1876 bis 1878. Ausweislich der Datumsangabe im Innenteil, ist dieses Stück hier aber deutlich älter, nämlich von 1864.

Der Brief wurde portofrei befördert, links unten lese ich den Vermerk "R. B. / E + Nr." Was bedeutet dieser Vermerk?

Inhaltlich geht es wohl um eine Armensache, obwohl der schwarze Rand sehr an einen Trauerbrief erinnert.. Bruchstückhaft lese ich etwas vom "Vorstand der Armenpflege", "Sophia Schneider", "576 x(Kreuzer?" "in das Spital Schweinfurt". Weiter unten findet sich die Bitte "576 X einzahlen zu wollen".

Zur Vervollständigung hier noch das Papiersiegel:



Beste Grüße,
Bernd
 
bayern klassisch Am: 17.04.2022 15:58:34 Gelesen: 124841# 790 @  
@ bekaerr [#789]

Hallo Bernd,

du zeigst keinen Ortsbrief, sondern einen Lokalbrief, also aufgegeben und zugestellt innerhalb des Postbezirks einer Poststelle. Er wurde am 24.3.1864 in Willmars von der dortigen Armenpflege als portofreier Dienstbrief R. S. = Regierungs - Sache Expeditions-Nr. 277 aufgegeben, womit schon ein Teil deiner Fragen beantwortet sein dürfte.

Der Tod seiner Majestät war dafür verantwortlich, dass alle Dienststellen in Bayern Trauerkuverts bzw. Traueramtspapiere zu verwenden hatten, wie auch bei dir [2].

Max II Joseph war am 10.3.1864 verstorben und für 12 Wochen war Staatstrauer angeordnet worden, um des Toten zu gedenken.

Der Scan zum Inhalt ist nicht gut für mich zu erkennen - es ging wohl um 5f 6x (also 5 Gulden und 6 Kreuzer), soweit ich das interpretieren kann.

Liebe Grüsse,
Ralph

[1] https://www.willmars.de/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_II._Joseph_(Bayern)
 
bekaerr Am: 17.04.2022 17:06:08 Gelesen: 124821# 791 @  
@ bayern klassisch [#790]

Hallo Ralph,

erneut vielen Dank für die rasche und ausführliche Antwort. Was hältst Du von dem Datum, bzw. der Diskrepanz zu den Angaben im Helbig. Das ist ja keine unerhebliche Abweichung.

Beste Grüße,
Bernd
 
bayern klassisch Am: 17.04.2022 17:15:14 Gelesen: 124818# 792 @  
@ bekaerr [#791]

Ich liege hier mit meinem eingeschlafenen Kätzchen (eine ältere Maine Coon Dame) und kann daher nicht nachschauen, aber dieser Stempel sollte einer aus den 1850er bis frühen 1860er Jahren sein.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 17.04.2022 22:49:50 Gelesen: 124768# 793 @  
@ bekaerr [#789]

Hallo Bernd,

Dein Stempel von Mellrichstadt ist die 11 b und der wurde verwendet von 1852-1870.

Der Brief ist von 1864 also alles in Ordnung, schöner sauberer Abschlag.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 19.04.2022 14:21:08 Gelesen: 124540# 794 @  
Liebe Freunde,

diesen portofreien Brief aus Landshut vom 12.5.1849 von der k. Regierung und von Niederbayern, Kammer des Inneren, an das bischöfliche Ordinariat in Passau (hinten blank) habe ich gekauft, obwohl er belegt, dass ich 40 Jahre lang der festen Überzeugung war, dass es ihn (unten links) so nie geben konnte - und doch gibt es ihn.



Früher hieß es, dass Dienstbriefen Akten, Beilagen, Anlagen, Urkunden, Einbände, Unterbünde usw. angehängt werden konnten (i. d. R. mit Bindfaden) und diese dann zusammen transportiert wurden, was auch in 99,99% der Fälle, in der diese Briefe unten links dergleichen ausgewiesen haben, zeigen.

Aber hier lese ist erstmals: "Mit 1 Act u(nd) Beilage". Man hat also unterschieden zwischen Akte und Beilage. Bisher dachte ich (und sicher nicht ich allein), dass dies dasselbe sei und man dann halt "mit 2 Beilagen", oder "mit 2 Akten" geschrieben hätte. Aber offensichtlich unterschied man Akt von Beilage, warum auch immer, oder sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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