Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Preisverfall bei Briefmarken ?
Mauritius Am: 21.01.2011 13:50:59 Gelesen: 32020# 1 @  
Mich würde mal interessieren welche Meinung zu diesem Thema herrscht?

Ein Fluch oder ein Segen?

Gut oder Schlecht?
 
asmodeus Am: 21.01.2011 14:41:21 Gelesen: 31997# 2 @  
@ Mauritius [#1]

Preisverfall - es kommt auf das Sammelgebiet an. In erster Linie bin ich ein glücklicher Sammler und kein Investmentbanker o.ä. Klar, freut man sich über einen gewissen Wert und wenn es mal zum Verkauf kommt, freut man sich auch über den Erlös. Wie in jedem Hobby steht die Freude an erster Stelle - die meisten Hobbies sind eher Geld vernichtend, aber es erfüllt einen.

Wenn die Preise für ein bestimmtes Gebiet niedrig sind oder fallen, freue ich mich, weil ich u.U. "bessere" Werte günstiger erwerben kann. Den Ärger habe ich nicht, aber wenn einer früher das Gebiet xy für horrende Preise gekauft hat und sie mit der Absicht des Anlegens gesammelt hat und sie fallen im Preis, dann wird es ihn mächtig ärgern.
 
nomis Am: 21.01.2011 19:47:16 Gelesen: 31931# 3 @  
mauritius

Kein Verfall - NULL.

Meine Freunde im Wiener Dorotheum - Briefmarkenauktionen - jammern mir immer vor, daß ab 1960 NICHTS mehr verkäuflich ist, was im Prinzip stimmt.

Am Preisverfall arbeiten:

a - Prüfer und Katalogmacher - der liebe Oechsner schickt mir laut Katalog zu prüfendes Kleinzeug ca. ab 5 Euro zurück, prüft er nicht. und die Kids sollen dauernd Prüfer fördern?

Alle Germania sind meist verwaschen. Prüfer A - kann ich nicht, Prüfer B - falsch (eine 50 Mrd. Infla).

Prüfer werden für "UNGÜLTIG" erklärt - daher empfiehlt es sich, Marken nur mit beiliegendem Prüfer zu kaufen. Nun: Schlegel retourniert mir eine 80 pfg AM-Post - Unsigniert, Stempel echt, aber nachverwendet - man könnte die Marke ja jetzt ein paarmal prüfen lassen.

b - Kataloge notieren Bedarf und Gefälligkeitsstempel - aber solche Fälle - gestohlene Stempel ? Werden nur bei Inflazeug als falsch geprüft.

DIES so ausführlich, weil "SAMMLER" in diese Probleme hinein rennen - siehe Phila Auktion : geprüft ab 50 Euro wird, zu Recht verlangt. Bilder zusammentragen kann nur der Anfang vom Sammeln sein - ich habe unserem Jugendklub achon ein paar Kilo überlassen - gefragt sind Motive.

c - weitere PHILA-Totengräber sind die Postverwaltungen - jeder Max & Moritz bekommt zum 36,5 Jahrestag eine Sondermarke, fleissig werden ebenfalls Ersttag, Letzttag und Mittagblätter, sowie Jahr, Tag und Nachtbücher verausgabt.

Daher ist bei Auktionen NICHT zu schreiben: Herzlichen Glückwunsch zu, sondern: trauriges Beileid zu dem Ramsch, den Sie sich zugelegt haben.

Mit herzlichem Beileid für alle Leidensgenossen,
kurt
 
gestu Am: 21.01.2011 21:04:39 Gelesen: 31914# 4 @  
Einen Preisverfall gibt es sicher und es wird diesen auch weiterhin geben, das steht für mich fest!

Aber es kommt immer darauf an, wie immer! Wenn ich so manche Bund-Sammlung sehe, die zur Zeit wie Sauerbier angeboten wird, dann erkenne ich gleich auf den ersten Seiten der Sammlung: Es fehlen die Spitzen, falls sie doch vorhanden sind, ist die Qualität nicht besonders! Und viele solcher Sammlungen werden zur Zeit angeboten. Im Grunde ist so etwas unverkäuflich!

Wer aber beim Sammeln immer auf Qualität geachtet hat, der hat immer die Chance, einen guten Erlös zu erzielen.

Der Markt wird aber immer mehr dadurch beeinflusst, dass immer mehr "alte" Sammler wegsterben und es an Nachwuchs fehlt. Wer soll die vielen Sammlungen noch kaufen, wenn überhaupt kein Nachwuchs da ist? Das gilt vor allem für 08/15-Sammlungen. Spezial-Sammlungen sind da vielleicht noch etwas besser dran, aber man muss erst mal einen Käufer finden! Und das geht auch nur, wenn die Sammlung eine gute Qualität hat!

Und Nachwuchs? Wo soll der her kommen, bei der Ausgabepolitik der Post? Zu viele und zu teure Ausgaben, wer will die vom Taschengeld finanzieren können? Und dann das Verhalten der "älteren" Sammler: Wenn auf Tauschtagen wirklich mal ein Schüler etwas haben möchte. Da habe ich schon oft beobachten können, dass dann genau nach Katalogpreis taxiert und abgerechnet wird. Vielleicht sollte man da mal etwas weitsichtiger sein und einen "Sonderpreis" machen.

Ich sammle, weil ich Spaß daran habe! Es ist Hobby und kein Geschäft! Wer Geld damit verdienen möchte, der sollte die Finger von Briefmarken lassen! Aber man sollte sich trotz allem überlegen, was man noch investiert und wofür man sein Geld ausgibt. Im Grunde kann man am Ende froh sein, wenn man das "investierte" Geld durch Verkauf wieder zurück bekommt. Das gilt vor allem für die Neuheiten.
 
doktorstamp Am: 22.01.2011 01:30:07 Gelesen: 31870# 5 @  
@ nomis [#3]

Deinen Ärger kann man verstehen. Etwas deutlicher wäre vielleicht besser. Was ausser Ärger hervorgehoben war, "Es gibt Ungereimtheiten zwischen den Argen".

Ich bin in beiden erwähnten Gebieten relativ bewandert und eine Mitgliedschaft bei beiden kann ich empfehlen. Stempelkunde ist nicht gleich Stempelkunde, hinzu kommen die damals herrschenden Begebenheiten, und Gebräuche, ferner mit Nachkriegszeug gibt es "noch" Zeitzeugen, die dazu eine Aussage machen können. Bei Infla ist dies selten der Fall, denn der meist betagte Sammler dürfte zu jenen Zeiten als Kind es mitbekommen haben.

Bei Ampost gibt es nur ein Handvoll Marken die prüfungsnotwendig sind. Bei Infla ist es umgekehrt, Jede Marke ist mit einem Falschstempel zu finden, egal ob Ramsch, oder Spitzenstück.

@ gestu [#4]

Einen Preisverfall gibt es sicher und es wird diesen auch weiterhin geben, das steht für mich fest!

Dieser Aussage ist nichts hinzuzufügen.

Wer lange sammelt wird wohl bewüßt oder unbewüßt die Ausgabepolitik der verschiedenen Postverwaltungen bemerkt haben, ob Deutschland oder gleich Land X, aber zwischen 1960 und 1970 wurde je nach Land eine Markenschwelle ausgebreitet. Diese Schwelle deckte nicht nur den Postbedarf, sie deckte und schützte und vergrösserte die Einnahmen. Mit abnehmenden Nachwuchs wurden sie Einfallsreicher, Bogen, Rollen, Markenheftchen, FDC, naßklebend, selbstklebend, Teller, Tassen, und, und, und. Ja, es hat sich in den letzten Jahren stark vermehrt.

Aber auch in der Klassik gibt es Beispiele hiervon, zugegeben nicht in dem Maß wie heute.

Die neueste Ausgabe Englands kostet um die € 5, aber wer alles drum und dran haben will, und ich spreche hier nur von postfrisch muß schlappe £ 47 berappen (€ 55 ungefähr), und er hat nicht mal die gestempelten, geschweige denn das FDC.

Wie oft ich die leidliche Geschichte erleben mussen, als mir Großeltern oder ihre Enkel mit der vermeintlich wertvollen Sammlung entgegen kommen. Es gibt natürlich Ausnahmen, weitaus die Mehrzahl werden (bitter) enttäuscht.

Alle hatten mindestens einmal im Leben gehört oder gelesen, Marken sind wertvoll und sich folglich eingebildet.

Schuld hier hat die Presse, die ständig von Spitzenpreisen berichtet, die Fachpresse ist insofern noch schlimmer. Und manche blicken nicht durch. Vielleicht sollten sie vorgehen wie beim Tabak und eine Warnung drucken.

Aber es gibt Nachwuchs, nicht in der Menge wie vom Handel oder Verein erwünscht, aber es gibt sie, wenn auch nur in kleinen Kreisen. Die Kerze ist noch nicht erlöschen, aber bestimmt von der Ausgabepolitik der verschiedenen Postverwaltungen zum Ersticken gebracht.

mfG

Nigel
 
Briefmarkensammler Am: 22.01.2011 13:18:36 Gelesen: 31821# 6 @  
Die Ausgangsfrage "Gibt es einen Preisverfall bei Briefmarken ?" kann man getrost auf alle anderen Güter erweitern, die Menschen sammeln und/oder erwerben um Geld anzulegen/zu investieren.

"Gibt es einen Preisverfall bei Aktien ?" Na klar. Wer die von Gottschalk & Co beworbene Telekom-Aktie vor einigen Jahren für 100 EUR gekauft hat, wird heute feststellen, dass sich sein Geld mehr als gefünftelt hat.

Wer dagegen Anfang der 2000er in Rohstoff-Werte investiert hat, erfreut sich an satten Gewinnen im 3-stelligen Prozentbereich. Gleiches gilt für Oldtimer, Münzen, Immobilien, etc. pp. Es kommt halt immer drauf an.

Hinzu treten "Übertreibungen" der Vergangenheit, die der Markt in regelmäßigen Abständen korrigiert. Dass Briefmarken-Ausgaben mit mehrstelliger Millionen Auflage mit x-fachem Katalogpreis notiert und gehandelt werden, ist eben nicht das Ergebnis einer kontinuierlichen Wertsteigerung, sondern markttechnischer Manipulationen. Ich denke viele ältere Sammler erinnern sich hierbei an Fälle wie der 50 Pfg. Heinemann, Springreiter, Olympiablöcke, usw.

Briefmarkenhäuser wie Sieger, Borek und Krüger, die triviale Massenware als "Anlegeobjekt" beworben haben oder immer noch bewerben, stellen sich dabei in eine Reihe mit unseriösen Bankberatern, die zu einer Altersvorsorge auf Basis US-amerikanischer Immobilienfonds raten. Leider gab und gibt es immer noch viele hunderttausend Sammler, die diesen gemachten Hypes hinterher laufen und sich Jahre später wundern, was mit ihrem sauer verdienten Geld passiert ist. Nur ein toter Fisch schwimmt mit der Strömung.

Fest steht, dass philatelistische Massenware nur über den Preis zu verkaufen ist. Fest steht allerdings auch, dass man auch mit diesem Zeugs Geld verdienen kann, wie zahlreiche recht erfolgreiche Händler/Sammler bei EBAY beweisen. Es kommt halt immer darauf an, wie auf welchem Nivau man gekauft hat. Mit Sicherheit hat dieses Material seit den späten 80igern an "Wert" verloren.

Ein identischer Trend zeigt sich für Marken mit mehr oder minder großen Qualitätsmängeln. Wellen-, Eck- und verschmierte Stempel stellen leider in vielen Sammlungen die Regel dar. So etwas will heute kein Mensch. Gleiches gilt für ** Marken mit Falz oder Gummimängeln. Wenn ich mir heute die klassische BUND-Sammlung ansehe, die ein Philatelist als Lebenswerk zusammengetragen hat, ist festzustellen, dass gut 95% der Marken in diese Kategorie fallen und daher wertlos sind.

Gleichwohl zeigt sich ein sehr stabiler Trend für höherpreisiges Material und Besonderheiten jeglicher Art. Dabei ist es eigentlich egal, um welches Sammelgebiet es sich handelt. Selbst die (zu unrecht) verpönten BUND-Ausgaben der letzten 50 Jahre, werden davon nicht "verschont". Einige besonders spektakuläre Beispiele findet ihr hinter den Links.

Selbst postfrische Massenware der Sechziger lässt sich für 100% Michel an den Mann bringen.

Spitzenwerte aus den Sammelgebieten werden bei EBAY und den zahlreichen Auktionshäusern unverändert mit hohen Preisen gehandelt. Ich habe selbst schon zahllose Lücken meiner eigenen Sammlung für weit mehr als 100% Michel schliessen müssen. Auf 10% Schnäppchen warte ich in dieser Kategorie leider vergebens.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Es gibt aus meiner Sicht keinen generellen Preisverfall bei Briefmarken. Zu beobachten ist dagegen eine sehr wohltuende Normalisierung mancher irrationaler Übertreibungen. Material, das wirklich selten ist, ist im Preis sehr stabil. Im Spitzensegment ziehen die Preise tendenziell eher an.

Es liegt letztendlich an jedem einzelnen Sammler, wie werterhaltend er seine gezackten Schätze zusammen trägt. Mann kann vieles richtig machen. Vieles allerdings auch falsch. Philatelisten, die mir erklären, dass sie nur aus Freude an der Marke sammeln, brauchen sich später dann auf jeden Fall nicht wundern, wenn ihr "Sammelwerk" bei einem Verkauf nur für lange Gesichter sorgt.

[5 tote Links redaktionell entfernt am 25.11.2020]
 
TeeKay Am: 25.11.2020 11:38:44 Gelesen: 22918# 7 @  
Wir haben jetzt einen Status erreicht, bei dem Bund postfrisch als Kiloware verkauft wird. 2230 g ab 170 Euro. Ich versteh nicht, warum so wenige Sammler und Händler das Zeug vor 20 Jahren umtauschten. Selbst als Minderjähriger kam ich drauf, dass das ne gute Idee wäre und kaufte für etliche tausend Euro pseudo-postfrische Marken bei eBay für den Umtausch.



https://www.ebay.de/itm/Bund-postfrisch-knapp-18000-Marken/333791368581
 
10Parale Am: 25.11.2020 13:01:49 Gelesen: 22854# 8 @  
@ TeeKay [#7]

Habe mir das Angebot angesehen. Stimmt mich irgendwie traurig. Der flinke Händler preist das Angebot passend zur Vorweihnachtszeit in einer "Lebkuchenschachtel" an. Also mir wäre eine mit Lebkuchen gefüllte Dose viel lieber als dieses Lot, aber von einem Preisverfall kann man da ja schon sprechen.

Als ich eben frische Milch beim Norma kaufte, lag in Kassennähe eine Schatzkiste von Leuchtturm für 19,99 €. Da musste ich mich selbst für das Jahr belohnen und kaufte die Tüte.

Der wertvollste Posten in dem ganzen relativ wertlosen Allerei soll dieses Stück Leipziger Messe 1947 sein, ich lass mal die Anpreisung für sich selbst sprechen.

Wer wertvolle Briefmarken sammeln möchte, sollte sich die Beitragsreihe "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" anschauen und mit dem Sparen beginnen. Da es aber leider keine Zinsen mehr gibt für Sparguthaben und wir so nach und nach auf allen Ebenen enteignet werden (nur der Goldpreis scheint langfristig den Irren und Wirren zu trotzen!), hilft für die Jugend eigentlich nur noch "reich geboren werden".

Liebe Grüße

10Parale


 
opti53 Am: 25.11.2020 13:39:54 Gelesen: 22814# 9 @  
@ 10Parale [#8]

Hallo 10Parale,

die Anpreisung stimmt, wenn es sich um L13 und postfrisch handelt. Bei L13 1/4 sind es nur noch 15 € Katalogwert.

Bei dem Wertverfall von BRD und Berlin ist vor allem erschreckend, dass DM-Marken so preiswert sind, auch aus der letzten Phase vor der Euro-Einführung. Da muss man sehr hoffen, dass uns der Euro noch lange erhalten bleibt, damit den Euro-Marken nicht das gleiche Schicksal blüht.

Eigenartigerweise kann man immer noch Bargeld bei der Bundesbank zum gleichbleibenden Kurs in Euro umtauschen. Warum hat das auf den Wert der Marken keinen Einfluss?

Viele Grüße

Thomas
 
10Parale Am: 25.11.2020 14:17:22 Gelesen: 22777# 10 @  
@ opti53 [#9]

"Da muss man sehr hoffen, dass uns der Euro noch lange erhalten bleibt, damit den Euro-Marken nicht das gleiche Schicksal blüht."

Ein sehr interessanter Aspekt, Thomas. Ich glaube aber, - das stimmt mich optimistisch -, werden andere europäische Länder dieses Schicksal zu verhindern wissen. Ich muss es leider sagen: der deutschen Politik traue ich zu, dass sie im Fall der Fälle auch die Euro-Marken außer Kurs setzen würde.

Übrigens: mein Zähnungsmessgerät zeigt Zähnung 13 an und die Marke ist in eindeutiger postfrischer Qualität. Das beruhigt mich nun auch.

Liebe Grüße

10Parale


 
TeeKay Am: 25.11.2020 14:28:27 Gelesen: 22762# 11 @  
@ opti53 [#9]

Wenn du die Marken genauso in Euro tauschen könntest wie die DM, hätten die auch noch einen Wert. Aber weil die Post damals einen Richter fand, der die Außerkurssetzung für rechtmäßig erachtete und einen BDPh, der das begrüßte*, sind die postfrischen Marken wertlos (und oft eh nicht postfrisch, sondern mit beschädigtem Gummi, was den unterlassenen Umtausch umso unverständlicher macht).

" Mit einer derart großzügigen Regelung der Post sollten wir Sammler daher rundum zufrieden und dankbar sein - meinen wir." - Philatelie 304

" Der Bund Deutscher Philatelisten als Spitzenverband der organisierten Sammlerschaft teilt nicht die vom Fachhandel und seinem Dachverband geäußerten Befürchtungen, dass nach Beendigung des Markenumtausches große Preiseinbrüche bei den zum 30. Juni 2002 ungültig gewordenen DM-Briefmarken eintreten worden. Vorübergehende Preisnachlässe in einigen Teilbereichen mögen nicht auszuschließen sein. Diese dürften sich aber in vertretbaren Grenzen halten und nach aller Erfahrung über kurz oder lang wieder weitgehend ausgeglichen werden.
[...]

Der BDPh hält die von der Deutschen Post gewährte Umtauschfrist für angemessen und ausreichend. [...] Damit hat sich die Deutsche Post aus Sicht des BDPh äußerst kulant und vorbildlich bei der erforderlichen Umstellung von der DM auf den Euro verhalten. Wer nicht umtauschen wollte, bekennt sich offensichtlich zum Sammelgebiet Deutschland und hat Freude an den Marken dieses Gebietes mit ihren überwiegend gelungenen Aussagen zur Geschichte, Kultur und zu den ideellen Worten und Geschehnissen in unserem Land, Er hat nicht Spekulation oder größere Wertsteigerungen im Sinn, die bei Marken in zigfacher Millionenhöhe ohnehin nicht eintreten können.

Markenbestände auf Grund von Sammlungsauflösungen und Nachlässe dürften nach Ansicht das BDPh weiterhin vom Fachhandel wie eh und je aufgenommen und vertrauensvoll geregelt werden. Der Handel lebt schließlich auch davon!
" - Philatelie 316

Und das scheint die Meinung des BDPh-Vorstands und nicht des Philatelie-Chefredakteurs Wolfgang Maaßen gewesen zu sein. Denn der analysiert in Philatelie 314 korrekt, dass eine Dauerumtauschmöglichkeit eine Maßnahme zur Preisstabilisierung gewesen wäre.

Bedanke dich also bei deiner damaligen Interessenvertretung BDPh, seinerseits vertreten durch Dieter Hartig. Für seine Verdienste bekam er gleich im Folgejahr die Richard-Renner-Medaille des BDPh angeheftet, die für "beispielhaftes Wirken für die Belange der Deutschen Philatelie" verliehen wird.
 
Richard Am: 25.11.2020 15:49:39 Gelesen: 22706# 12 @  
Hallo zusammen,

um wieder auf den Titel des Themas zurückzukommen:

Ich habe mir die Mühe gemacht, den Preistrend und den Wert der Marken für verschiedene Gebiete der letzten 12 Jahre zu ermitteln. Dafür standen knapp 45.000 Umsätze der Philaseiten Auktion (von insgesamt 90.000 gehandelten Losen) zur Verfügung [1].

Charts (Grafiken) sind auf dieser Seite ganz unten zu finden.

Wer auf die einzelnen Gebiete klickt findet noch mehr Details, bis hin zu der Abbildung jedes einzelnen gehandelten Loses in der PPA und Grafiken, die Wertentwickungen und vergleichende Michel-Katalogpreise zeigen.

Schöne Grüsse, Richard

[1] https://www.philawert.de
 
Altsax Am: 25.11.2020 16:03:24 Gelesen: 22689# 13 @  
@ Richard [#12]

Interessant wäre eine Gegenüberstellung mit den entsprechenden Notierungen im Michel (gebietsweise summarisch würde natürlich genügen).
 
drmoeller_neuss Am: 25.11.2020 17:29:39 Gelesen: 22632# 14 @  
Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen dem allgemeinen Preisverfall und der Außerkurssetzung der DM-Marken. In anderen Ländern waren die alten Marken noch lange in die Eurozeit hinein gültig bzw. konnten umgetauscht werden. (z. B. Spanien, Finnland oder Niederlande). Im übrigen hilft es nicht einmal, wenn die Marken noch gültig sind, z.B. USA und Frankreich, hier ist fast alles noch gültig, oder Belgien ab 1960. Irgendwo habe ich den Brief aus den USA herumfliegen, letztes Jahr bekommen, mit einer über 100 Jahre alten Frankatur. Was heute noch ein paar Cent sind, war früher der Stundenlohn eines Arbeiters.

Ein anderes Beispiel: Ich hatte jetzt gerade in der aktuellen Philaseiten-Auktion 500 postfrische belgische Briefmarken für 10 EUR angeboten, abgewogen waren es etwa 50 Gramm. Dabei waren auch Zuschlagsmarken, komplette Sätze, eben aus Sammlungsresten und alles einwandfrei. Der Postpreis waren etwa 2000 belgische Franken. Alle Marken sind noch heute gültig, d.h. etwa 50 Euro und werden von der belgischen Post aktzeptiert. Für zehn Euro blieb das Los unverkauft. Sollte doch eigentlich ein Schnäppchen sein?

Zum lediglichen Thema Umtausch: Die Frist war wirklich lange genug. Man hätte sie nur nutzen müssen. Aber viele Sammler sassen auf der Bund-Nominale wie eine Glucke. Ich kannte Sammler, die hatten Bund zwanzig Mal, und ich hatte vorgeschlagen, wenigstens zehn Serien umzutauschen. Natürlich ohne Erfolg. Das war die breite Meinung und warum sollte der BDPh gegen das Votum der Mehrheit seiner Mitglieder zum Umtausch anstiften?

Es gibt nun einmal immer weniger Sammler, und die alten sterben weg. Und ein durchschnittler Nachlass umfasst eben nicht nur einmal Bund komplett, sondern umfangreiche Lagerbücher.

@ TeeKay

Einige moderne Ausgaben aus Bund und Berlin sind mit guten Vollstempeln fast nicht zu bekommen. Hast Du die Einzelmarken aus dem Olympiablock 6 und 7 mit zeitgerechtem Vollstempel? Dann stelle sie ein, ich hatte dazu einmal ein Thema aufgemacht. So ein Satz bringt ein vielfaches des Katalogwertes.
 
TeeKay Am: 25.11.2020 17:40:32 Gelesen: 22618# 15 @  
Die US-Marken haben aber noch ihren aufgedruckten Wert. Das haben außer Kurs gesetzte Bund-Marken nicht. Und wenn du die belgischen Marken in Belgien angeboten hättest, wären sie auch zu einem vernünftigen Preis verkauft worden. Um gestempelte Marken ging es in diesem Jahr auch nicht. Also alles untaugliche Beispiele.

Wenn du die Ansicht vertrittst, dass man 2 kg postfrische, gültige Bund-Marken für 170 Euro bekäme und die Außerkurssetzung daher keinen Preiseinfluss hätte, dann sehe ich das als Herumtrollen an.
 
uli Am: 25.11.2020 17:58:28 Gelesen: 22601# 16 @  
@ TeeKay [#15]

Lieber TeeKay,

ich verstehe nicht, warum du den Doc so hart angehst. Der Vorwurf des Trollens ist ziemlich angebracht. Der Betreff lautet "Preisverfall bei Briefmarken" - wo steht denn hier im Thread, dass es AUSSCHLIESSLICH um postfrische Bund-Marken mit DM-Nominale geht? Davon abgesehen halte ich die Argumente vom Doc für schlüssiger als deine.

Ich verstehe Inhalt und Zweck der Diskussion nicht. Was können wir anderes, als zu konstatieren, dass die nachfragende Nachfrage fast überall für sinkende Preise sorgt und diese Münze zwei Seiten hat?

Frage an die ganz alten Hasen: Wie war das, als dt. Briefmarken noch eine Gültigkeitsdauer hatten? Fielen die **-Preise für diese Ausgaben nach der Gültigkeit und gab es dazu Wehklagen aus der Sammlerschaft?

Gruß
Uli
 
drmoeller_neuss Am: 25.11.2020 18:45:57 Gelesen: 22563# 17 @  
@ TeeKay [#15]

Am besten siehst Du den Preisverfall bei Nominale. Bund-Nominale wurde früher für 90 % gehandelt, Zuschlagsmarken und Blocks oft sogar zum Frankaturwert.

Heute bekommst Du für Bund-Nominale 70%. Das setzt aber brauchbare Wertstufen voraus. Kleine und krumme Werte sind mit höherem Abschlag, niemand möchte seine Post mit Briefmarken zukleistern.

Italien ist alles noch gültig. Unter 1000 Lire wird aber so gut wie keine Frankatur angekauft. Also läuft es auch hier auf einen Verkauf nach Gewicht heraus.

Frankreich bringt für einen französische Frank noch 5 Euro-Cent, weniger als ein Drittel vom Frankaturwert. Auch hier werden Marken unter einem Franken nicht angekauft, d.h. die sechziger und viel aus den siebziger Jahren geht nur noch per Gewicht.

USA wird unter 20 US-Cent auch nicht von Frankaturhändlern angekauft. Natürlich sind Deine 3- und 5-Cent-Marken noch gültig. Deine Urlaubspostkarte aus den USA kannst Du mit 24 Marken aus den sechziger Jahren frankieren, wenn Du sie unterbringen kannst. Ein Händler will die nicht.

Skandinavien bis auf Finnland ist auch noch alles gültig, nur will hier die Öre-Marken auch niemand sehen.

Und meine belgischen Marken blieben unverkauft. Wahrscheinlich waren sie zu teuer. Für den halben Preis wären sie vielleicht jetzt weg, dann wären wir beim gleichen Kilopreis wie Bund.

Ich war auch schon so schlau, auf ebay international anzubieten, Artikelbeschreibung auf französisch, um wenigstens die Wallonen anzusprechen. Leider sind andere ebay-Mitglieder schon lange vor mir auf die gleiche Idee gekommen. Fazit: Zu viel Material für zu wenige Interessenten. Und auch in Belgien wird nicht mehr viel Post mit Briefmarken frankiert.

Im übrigen habe ich meine postfrischen Olympia-Block nicht umgetauscht. Die hatten auf Tauschtagen einmal 15 DM gebracht, heute nimmt sie niemand für 30 Cent aus dem Groschenbuch. Mit einem Umtausch wäre ich besser gefahren.

Aber ich habe es schon oft gesagt: im alltäglichen Leben hast Du oft einen Preisverfall von 100%. Das Bier in der Kneipe, das die Kehle herunterrinnt, die Sommerblumen im Garten, die beim ersten Frost hinübersind, und die teuren Golfschläger, die gnädigerweise noch der Schrotthändler kostenlos mitnimmt.
 
TeeKay Am: 25.11.2020 19:11:17 Gelesen: 22537# 18 @  
Also wenn ich mir bei eBay die verkauften Lose Frankaturware anschaue, so komme ich da immer noch auf 85% für gemischte Großposten mit krummen Werten wie 55 und 62 Cent. Wenn ich dann bei einer der zahlreichen "1 Euro Verkaufsprovision fix"-Aktionen mitmache, ist das dann auch mein Enderlös. Im Übrigen sprach niemand davon, Briefmarken aus Hochinflationsländern unverändert zu verkleben. Das Argument war, dass ein ausgelaufener Umtausch (!) die Werte vernichtete bzw. unveränderter Umtausch den Wertverfall gebremst hätte. Statt 20 Marken aus einem Hochinflationsland zu verkleben, würde man also 5 Marken aus Deutschland umtauschen und dafür eine 80 Cent Marke bekommen, die anschließend für 85% bei eBay veräußerbar wäre. Es gäbe keine 2 kg postfrisch für 170 Euro. Postfrische Bund-Sammlungen ab 1969 würden mühelos für einen deutlich dreistelligen, vielleicht gar vierstelligen Preis (je nach Enddatum der Sammlung) in beliebiger Menge absetzbar sein.
 
DL8AAM Am: 25.11.2020 19:18:59 Gelesen: 22527# 19 @  
Naja, bei gestempelter Standardware ist der Preisverfall wirklich eine Frage des "nicht mehr nachwachsenen Nachwuchses". Bei den postfrischen DM-Marken hat, auch wenn die Form diskutabel ist, TeeKay natürlich auch recht. Wenn man die Marke, auf der 1 DM draufsteht, inzwischen eben nicht mehr für 50 Cent verkleben kann, dann fällt der erzielbare Preis halt auf unter 10 Cent, falls sie überhaupt noch handelbar sein sollte. Wer soll die denn kaufen? Der Sammler hat sie schon lange und Einsteiger mit entsprechenden Fehllisten sind praktisch nicht existent. Der Sammlermarkt für diese Stücke ist tot, hinzukommt, das eben auch das Marktsegment der Frankaturhändler wegfällt. Darüber brauchen wir eigentlich nicht zu diskutieren.

Warum der Sammler seine postfrischen Stücke seinerzeit behalten ist, ist für diese Frage sekundär. Marktlogische Gründe sind da bestimmt kaum zu erwarten. Aber man ist halt Sammler, und wenn man schon 30 Jahre die 10 Pfennig-Marke im Album behütet hat, dann mag eben vielleicht diese nicht "entwerten" und 1:1, ohne "Mehrwert" gegen 5 Cent eintauschen. Gut verständlich, gut nachvollziehbar. Wie gesagt "Logik" ist für die meisten Hobbyisten nicht wirklich der treibende Faktor ihres Tuns. ;-) Das habe ich bei meinem Vater auch gesehen, er hat seine doppelten und dreifachen Schätzchen nicht getauscht, und zwar bewusst. Das hätte etwas von "Aufgeben" gehabt. Sammeln ist bei den meisten Sammlern halt ein Sache des Gefühls. Ich glaube auch nicht, dass mein Vater seinerzeit an eine "Wertanlage" (bestimmt nicht einmal Werterhalt) gedacht hat.

Das Kaufkraft-Argument "Was heute noch ein paar Cent sind, war früher der Stundenlohn eines Arbeiters" betrifft, das stimmt, aber - wie oben geschrieben - der aufgedruckte Frankaturwert bleibt trotzdem. Und in aller Regel ist dieser immer noch höher als der Marktpreis ungültiger, postfrischer Massenware. Auch wenn dieser nicht zwingend die untere Basis des Handeswertes darstellt. Ich kann mich gut an die New York 2016 erinnern, da haben Händler, umzugskistenweise (eine Kiste nach der anderen reingeschleppt) 3c postfrische Bogenware mit Sondermarken der 30/40er Jahre, komplett für Plattennummern (das sind diese wunderschönen klassisch-graphischen Kleinodien, weshalb ich seinerzeit mal mit USA angefangen habe) für teilweise $1 verramscht (auch an mich... hi), ganz nach der Devise "alles muss raus". Die Stände waren auch recht gut besucht bis dicht belagert. Aber welcher Nichtsammler will denn schon 19 3c-Marken auf einem Inlandsbrief verlecken? Auch dieser Markt (und der Preis) ist sehr limitiert.

Anekdote Nr. 2: In meinen Studienjahren in Nairobi, mit den vielen Straßenkindern und Bettlern, lagen regelmäßig kleine (gültige) Geldstücke (im 0,x Cent-Bereich) unbeachtet auf der Straße rum. Ich hatte die immer eingesammelt (kann kein Geld auf Erde liegen lassen) und habe mir dann immer mal wieder für 10 Münzen ein Bonbon von einem verdutzten Straßenhändler gekauft.

Beste Sammlergrüße ;-)
Thomas
 
Winni451 Am: 25.11.2020 19:50:24 Gelesen: 22492# 20 @  
Hallo

Ein Hoch auf den Preisverfall! Ich liebe diesen! Ich hoffe darauf, dass verzweifelte Händler meine Lieblingsmarken endlich kiloweise für 1 bis 2 € in eBay anbieten! Da warte ich immer noch drauf.

"Faire" Preise habe ich was das angeht nur sehr selten (z.B. hier) gesehen.

Bei meinem Taschengeld ist das die einzigste "logische" Reaktion.

Apropos Logik: beim Briefmarkensammeln ist die Logik ein extrem flexibles Ding, ich stricke mir meine Logik selber und solange ich in rechtsstaatlichen Grenzen bleibe und ohne Täuschung die Wahrheit sage, kann mir keiner.

Das bedeutet auch: ich lache, falls man mir erzählt, dass man Geld in Briefmarken anlegen will (und jeder der es getan hat und verliert, dem sage ich: es gibt so unendlich viel was wichtiger ist, vergiss es).

Und genau so gehe ich vor: in dem Augenblick in dem ich einen Kaufvertrag zu Briefmarken als Käufer eingehe ist das Geld, dass ich bereit bin zu zahlen für mich zu 100% abgeschrieben/verloren/vernichtet/vergessen. Ich setze den Wert mit 0,00 € an. Damit gibts keine Tränen.

Und wenn ich rzwas verkaufe (kommt selten vor aber kommt vor), dann gehe ich davon aus, dass ich es nicht wegen dem Geld mache, sondern weil jemand sich für mein Zeugs interessiert und ich hoffe dieser Jemand hat seine Freude daran.

Das hat auch den Vorteil: Qualität ist mir nicht so wichtig, lediglich Ehrlichkeit, ich kann mich absolut frei entscheiden auch mal Schrott zu kaufen.

Grüße
Winfried
 
Richard Am: 25.11.2020 22:16:05 Gelesen: 22403# 21 @  
@ Winni451 [#20]

"Faire" Preise habe ich was das angeht nur sehr selten (z.B. hier) gesehen.

Hallo Winfried,

exakt das war der Grund für die PPA-Auktion. Kein Plattformbetreiber, kein Zahlungsabwickler, kein Händler oder Auktionator kassiert - ausser dem Porto erhält der Anbieter genau den Betrag, den der Käufer zu zahlen hat.

@ Johannes2 [#13]

Interessant wäre eine Gegenüberstellung mit den entsprechenden Notierungen im Michel (gebietsweise summarisch würde natürlich genügen).

Hallo Johannes,

haben wir. Zunächst einmal auf der Startseite Philaseiten unterhalb des Forums unter "Briefmarken-Kursliste - aktuelle Änderungen". Darunter gindest Du ganz rechts den Michelwert in Euro und den Prozentsatz, zu welchem in der PPA gehandelt wurde (Durchschnitt der mindestens letzten 5 umn maximal 10 Umsätze). Diesen durchschnittlichen Handeslpreis findest Du rechts neben der Michel-Nummer.

Dazu kommen weitere Informationen mit der Farbe der Werte, mit Tendenz-Dreiecken, der prozentualen Entwicklung seit dem 31.12. vergangenen Jahres. Mit Klick auf die Michel-Nummer werden alle Umsätze der PPA angezeigt. Klicke einfach mal überall drauf, es kommen nur Informationen, alles ist vorhanden.

Auf der Startseite Philaseiten in der Linkleiste im gelben Balken findest Du den Weg auf die verschiedenen Kurslisten von http://www.briefmarken-kursliste.de . Dort sind derzeit 1.235 "Kurse" im Handel unter Philaseiten Mitgliedern zu finden, die Zahl nimmt weiter zu. Auch von dort gelangst Du an viele weitere Informationen.

Über den Debrix Deutscher Briefmarken Index haben bereits Zeitungen und Zeitschriften geschrieben, zum Beispiel die FAZ. Der Index mit allen Unterbereichen wird weiterentwickelt, natürlich abhängig von weiteren Umsätzen in der PPA, da er sein umsatzbasiert ist.

Schöne Grüsse, Richard
 
achim11-76 Am: 25.11.2020 22:30:31 Gelesen: 22390# 22 @  
Ich habe da auch ein lachendes und weinendes Auge bei den Postfrisch Bund Marken.
Mir tut es auf der einen Seite leid, das die Leute ihr sauer verdientes Geld versenkt haben - auf der anderen Seite freue ich mich, wenn ich für ein paar Euro bogen- oder kiloweise die Marken für einen Bruchteil bekomme, da freue ich mich dann an den neuen Beständen.

Sammeln aus Leidenschaft. :)
 
bovi11 Am: 25.11.2020 22:46:13 Gelesen: 22373# 23 @  
Die Überschrift hier lautet:

"Preisverfall bei Briefmarken?"

Diskutiert wird aber nahezu ausschließlich und fast verbittert über Bund-Massenware. Es gibt meines Wissen noch weitere Sammelgebiete.

Wenn man sich die Sache differenziert anschaut, wird man unschwer feststellen, daß bestimmte Sammelgebiete durchaus wertstabil sind oder teilweise auch stark steigend sind. Das sind keineswegs nur klassische Marken in guter Qualität (z.B. Altdeutschland).

Bei Notopfermarken bin ich bei einigen Nummern und insbesondere auch bei Belegen froh, diese zum MICHEL-Katalogwert oder dem Handbuch-Preis erwerben zu können. In Einzelfällen erreichen die Preise das mehrfache der im Katalog notierten Preise.

Quintessenz: Die Frage läßt sich nicht mit ja oder nein beantworten.
 
drmoeller_neuss Am: 25.11.2020 22:53:27 Gelesen: 22366# 24 @  
@ bovi11 [#23]

Es reicht schon, bei Bund auf wirklich gute Vollstempel zu achten. Besorge mir doch einmal die Heinemann 140 Pfg. oder Industrie und Technik 120 Pfg. mit einem lesbaren und "ausgabetagnahem" Vollstempel. Auch der 120 Pfg. Wert aus der Serie "Archäologie" ist so ein Kandidat. Für so eine Marke bekommst Du den vollen Katalogwert.
 
TeeKay Am: 25.11.2020 22:58:31 Gelesen: 22363# 25 @  
Lieblingsbeispiel für steigende Preise ist für mich Bund WZ4 HAN. Der Preisanstieg erfolgte hier binnen Monaten (bei vergleichbarer Stempelqualität). Am 28.09.2019 stieg ich bei 650 Euro bei Heinrich Köhler aus - mit Zuschlägen wären das rund 50% Michel gewesen. Zugeschlagen wurde dann für 800 Euro. Fünf Monate später gab es bei Gert Müller schon 1200 Euro Zuschlag. Bei Hadersbeck zwei Monate später 1600 Euro. Reinhard Fischer versteigerte dann fast exakt ein Jahr nach Heinrich Köhler den selben Zusammendruck für 1300 Euro. Mit Aufgeld landen wir bei 1060 bis 1985 Euro. Im Michel Handbuch Markenheftchen 2016 steht der Zusammendruck noch mit 1700 Euro drin.

Ist die Frage, ob die philatelistische Handelsinfrastruktur mit den wenigen wertvollen Marken aufrechterhalten werden kann, wenn die Masse wegen totaler Wertlosigkeit wegbricht.
 
bovi11 Am: 25.11.2020 23:00:00 Gelesen: 22361# 26 @  
@ drmoeller_neuss [#24]

Es reicht schon, bei Bund auf wirklich gute Vollstempel zu achten. Besorge mir doch einmal die Heinemann 140 Pfg. oder Industrie und Technik 120 Pfg. mit einem lesbaren und "ausgabetagnahem" Vollstempel. Auch der 120 Pfg. Wert aus der Serie "Archäologie" ist so ein Kandidat. Für so eine Marke bekommst Du den vollen Katalogwert.

So ist es! Das ist aber eben auch keine Bund-Massenware.
 
alemannia Am: 26.11.2020 10:13:56 Gelesen: 22258# 27 @  
@ drmoeller_neuss [#24]
@ bovi11 [#26]

Hallo,

bei den neueren Bund-Marken macht es z. B. doch einen Bewertungsunterschied aus zwischen selbstklebenden und den motivgleichen nassklebenden Marken mit lesbarem Tages-Vollstempel oder nur BZ-, Wellen-, oder Werbestempel.

Was besagt da der 1,00 € Katalogwert? Nichts, so meine ich jedenfalls.

Ähnliches dürfte für diese Marken mit Tagesvollstempel auf Bedarfsbeleg gelten.

findet
Guntram
 
hubtheissen Am: 26.11.2020 10:42:49 Gelesen: 22225# 28 @  
Hallo,

die Preise werden doch nicht im Katalog gemacht. Das ist doch Wunschkonzert. Bestimmend sind Angebot und Nachfrage.

Für eine komplette postfrische Sammlung Bund und vielmehr noch für eine durchschnittlich gestempelte Sammlung steht ein riesiges Angebot eine geringe und immer stärker abnehmende Nachfrage entgegen. Wo gibt es denn den die Menge neuer Sammler, die sich so etwas zulegen würden? Und dann gehen die Preise halt in den Keller - egal was der Katalog sagt. Und da helfen auch nicht die "Spitzen", die in Normalerhaltung auch nur Masse sind.

Demgegenüber ist bei seltenen Marken oder Erhaltungsqualitäten, die es ja auch bei den modernen Sammlungsgebieten gibt, per Definition (selten!) die Nachfrage höher als das Angebot und dementsprechend werden auch Preise erzielt, die sich nicht mit Katalogpreisen begründen lassen.

Gruß

Hubert
 
nagel.d Am: 26.11.2020 11:14:54 Gelesen: 22197# 29 @  
Meiner Meinung nach dem Preisverfall liegt einfach in dem guten alten Spruch den ich während meiner Lehrzeit vor 30 Jahren beigebracht bekam: "Angebot und nachfrage bestimmen den Preis"; was ja grundlegend auch stimmt.

Wenn ich so die Briefmarkenangebote durchsuche stelle ich fest, daß auf dem Markt mehr Material gehandelt wird als wirklich Sammler / Abnehmer vorhanden sind und meine Frage welcher Sammler stellt sich eine 6. oder 7. DDR Komplettsammlung oder eine 3. Österreich Komplettsammlung ins Regal?

Und dass die Zahl der Sammler zurückgeht ist ja auch kein Geheimnis mehr, zumindestens die Zahl der organisierten Sammler; hier möge man mich dann korrigieren wenn ich da falsch liege.

Ergo kommt man zu dem Ergebnis bei einem Überangebot fallen die Preise in den Keller.
 
uli Am: 26.11.2020 11:41:41 Gelesen: 22186# 30 @  
In dem Thema gibt es einen wichtigen Aspekt, der jetzt schon mehrfach angeklungen ist - z.B. Hubert "die Preise werden doch nicht im Katalog gemacht" -, aber m.E. in sehr vielen Köpfen noch nicht richtig angekommen ist und eine eigene Diskussion wert wäre: Die mittlerweile unakzeptable Beschränktheit der Aussagekraft von (Michel-) Katalogwerten. In Teilen würde ich sogar von "irrealen Katalogwerten" sprechen. In [#24] wurden ein paar Beispiele von Marken genannt, die auch im Handel zur Michel-Notierung schwer bis gar nicht erhältlich sind, obwohl der Michel genau den Preis wiedergeben will, zu dem diese Marken im Handel praktisch erhältlich sind.

Meine These, vereinfacht ausgedrückt: Die Verkaufspreise sind gar nicht so stark gesunken. Wir sehen nur heute überall das Preisniveau, das bei einem Verkauf an einen Händler schon "immer" üblich war. Da dieser an einem Handel etwas verdienen muss und deshalb teurer wieder verkauft, denken viele, dass das (und damit die Katalogwerte, s.o.) die "wahren" Preise sind - m.E. ist das falsch gedacht.

Denn ein vermutlich weiterer Grund, der die Tendenz der fallenden Preise verstärkt, ist das Internet. Vor 40 Jahren war der Markt auch deshalb eher ein Verkäufermarkt, weil die wenigsten Käufer eine halbwegs gute Marktübersicht hatte. Es gab Händler und es gab Tauschtage u.ä. Veranstaltungen, bei denen man sich ein Bild von Qualitäten und Preisen, von Angebot und Nachfrage machen konnte. Ein sehr beschränkter Blick im Vergleich zu heute mit ebay, online-Auktionen, Foren, usw. - und das Ganze grenzenlos und nicht mehr nur im engen Radius um den heimischen Kirchturm. Es gibt heute für Käufer so viele Infos zu Handelsobjekten und Marktgeschehen, dass wir auch deshalb von einem Käufer-Markt mit einem zwangsläufig geringeren Preisniveau sprechen können.

Gruß
Uli
 
Lars Boettger Am: 26.11.2020 14:08:38 Gelesen: 22111# 31 @  
@ uli [#30]

Denn ein vermutlich weiterer Grund, der die Tendenz der fallenden Preise verstärkt, ist das Internet.


Hallo Uli,

da folge ich Dir nur zum Teil. Ja, jeder Erbe kann jetzt über Ebay oder Delcampe das Jugendalbum seiner Mutter oder seines Vaters anbieten. Und ja, die Nachfrage nach Standardmaterial nimmt immer weiter ab und damit sinken die Preise (bei Auktionen, beim Handel oder von privater Hand). Andererseits "wundern" wir uns über Auktionszuschläge, die z.T. weit über den Katalogpreisen liegen.

Meine persönliche Meinung ist, dass viele Käufer im Internet nur wenig Ahnung von Fälschungen und Reparaturen haben bzw. bewußt billige Marken kaufen, um die Lücken im Album zu schliessen. Da werden für ungeprüfte Spitzenstücke weniger als 5% vom Katalogwert bezahlt. Dummerweise sind die 5% immer noch doppelt so viel, wie das Material wert ist. Im Freundeskreis heisst es dann, dass man seltene Marken für 5% vom Katalog kaufen kann und wer mehr ausgibt selber schuld ist. Sollte das Material einmal verkauft werden, kommt oft das böse Erwachen, wenn sich ein Fachmann die Sammlung ansieht.

Wer hochwertige Briefmarken in guter Qualität sein eigen nennt, der ist gut beraten, sie nicht über das Internet zu verkaufen. Die sog. "Schnäppchenjäger" bieten nicht mehr wie 5% vom Katalogwert und die gut informierten Käufer erhalten dann schöne Marke zu einem sehr fairen Preis [1]. Fair für den Käufer, nicht für den Verkäufer.

Beste Grüße!

Lars

[1] http://www.rfrajola.com/features/ebayselling/ebayselling.htm
 
uli Am: 26.11.2020 14:58:40 Gelesen: 22071# 32 @  
@ Lars Boettger [#31]

Hallo Lars,

ich stimme dir da zu, aber um Spitzenstücke ging es mir nicht und ich glaube auch nicht, dass beim großen Wehklagen über fallende Verkaufspreise diese im Fokus stehen. Wer Schnäppchen erwirbt, die sich hinterher als Fälschungen entpuppen, sollte beim Wehklagen auch nicht mitmachen, sondern besser die Schnauze halten.

Ich ziele auf solche Dinge ab wie "Bundsammlung gestempelt, 1949 bis 1979, komplett außer Heuss WZ. liegend". Vor 40 Jahren konntest du dir beim Händler im Laden drei solcher Sammlungen ansehen und Inhalte und Preise vergleichen. Wenn du in einem Verein warst, hattest du noch die Handvoll Sammlungen der anderen Mitglieder. D.h., es gab für den einzelnen Kaufinteressenten nur wenig Infos, ein geringes Angebot und damit hohe Preise. Heute findest bei ebay jederzeit zig solcher Sammlungen, oft komplett fotografiert. Man kann sich die über Wochen die Verkäufe ansehen und vergleichen. Da ist es ganz natürlich, dass die Käufer sich auf die guten Sammlungen konzentrieren und jede Menge Sammlungen nur zu geringen Preisen den Besitzer wechseln.

Gruß
Uli
 
bovi11 Am: 26.11.2020 15:00:31 Gelesen: 22068# 33 @  
@ Lars Boettger [#31]

Völlig richtig.

Im Übrigen führt die Transparenz im Internet aber auch dazu, daß gesuchte Marken oder Belege einem deutlich größeren Interessentenkreis zugänglich werden.

Allein die Suchfunktionen der früheren Papierkataloge bleiben deutlich hinter den heutigen Möglichkeiten zurück. Dazu kommen die Interessenten, die einen Papierkatalog gar nicht bekommen, die aber Zugang zum Internet haben.
 
Luftschiff Am: 26.11.2020 16:43:11 Gelesen: 21960# 34 @  
Mir macht der Preisverfall bei Briefmarken kein Kopfzerbrechen. 2011 habe ich bei Ebay meine Jugendsammlung verkauft. Dann mit dem Briefmarken sammeln neu gestartet. Heute habe ich eine ansehnliche Briefmarkensammlung für wenig Geld.

Wahrscheinlich werden meine Sammlungen in 10 Jahren auch nicht mehr den Wert haben, den ich bezahlt habe. Die alten Briefmarkensammler sterben nun langsam aus und es kommen immer mehr Sammlungen auf den Markt.

Aber ich erfreue mich an meinen Briefmarken und habe, gerade jetzt in der Coronazeit, Spass damit.
 
alemannia Am: 26.11.2020 16:57:22 Gelesen: 21938# 35 @  
@ hubtheissen [#28]

die Preise werden doch nicht im Katalog gemacht. Das ist doch Wunschkonzert. Bestimmend sind Angebot und Nachfrage.

@ uli [#32]

Natürlich bestimmt der Markt den Preis über Angebot und Nachfrage.

Allerdings orientiert sich der grösste Teil der nachfragenden Sammler ausschliesslich am Katalogpreis.

Das mag ja noch in Ordnung sein.

Wenn aber dann Kaufinteressenten, unbeachtet der Qualität und ob Marken mit Tagesvollstempel oder BZ-Stempel angeboten werden, pauschal nur prozentual nach Katalog zu bezahlen bereit sind, hört es aber auf.

Wer hat es noch nicht erlebt:

"Oh, so teuer, das ist doch Massenware, mehr als XX % - Michel zahle ich nicht"

Gruß

Guntram
 
DL8AAM Am: 26.11.2020 16:58:58 Gelesen: 21936# 36 @  
@ Lars Boettger [#31]

Andererseits "wundern" wir uns über Auktionszuschläge, die z.T. weit über den Katalogpreisen liegen.

Ja Lars,

aber das Thema ist "Preisverfall" und der Preisverfall ist im wesentlichen (nur) ein Thema im Bereich der (nennen wir es verallgemeinert, einfach mal) Standardware, wie eben die vielbeschworene "BUND-Standardsammlung", wie sie früher fast jeder Sammler sein eigen nannte. In den "Auktionsbereichen" (auch generalisiert, vereinfacht gesagt) ist der Trend weniger stark zu beobachten bzw. bis sogar komplett gegenläufig.

Das heisst wenn wir von Preisverfall sprechen, meinen wir eigentlich "nur" die Standardsammlungen des "Otto-Normal-Sammlers" (das ist nicht böse gemeint!), die eben vor Jahrzehnten zum Teil noch echte "Schätze" darstellten (insbesondere in den Köpfen der Ehefrauen und Erben) und heute eher auf dem Niveau von Altpapier liegen. Mein Vater (BUND-"Komplett"-Sammler) hatte z.B. seinerzeit sehr lange mit dem Kauf des 1959er Beethoven Blocks gehadert und sich dann - in Hinblick auf die Familienfinanzen mit Kind - bewusst gegen den Kauf entschieden. Das war damals noch ein echter Schatz für Otto! Heute (übertrieben gesagt) für den Gegenwert eines Kastens Billigbiers, inkl. Versand, an jeder Netzecke zu bekommen. Das ist der Bereich über den wir diskutieren. Im "anderen" Bereich spielen bei der Preisgestaltung ganz andere Faktoren mit rein.

Und bei "unserem" Preisverfall ist der eigentliche einzige Faktor, dass es halt keine jungen Ottos in nennenswerten Zahlen mehr gibt, die den Beethoven-Block nachfragen. Das war's dann auch schon. Die Reste sind sehr zu vernachlässigende Neben- oder Folgeeffekte (Außerkraftsetzung der DM-Marken). Im Prinzip gibt's da auch wenig drüber zu diskutieren, geschweige denn, das wir oder irgendwer da irgendeinen Einfluss darauf haben - oder das sich das irgendwann einmal je wieder ändern wird. Aus die Maus, der Dropps ist gelutscht. Für den Beethoven-Block wird man sich in 10 Jahren nicht einmal mehr eine 29 Cent-Bierdose bei Aldi kaufen können. ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
achim11-76 Am: 26.11.2020 17:00:32 Gelesen: 21932# 37 @  
Ich möchte mich hier auch nochmal zum Thema Preisverfall im allgemeinen äussern.
Ein weiteres Hobby von mir ist Grillen. Viele kennen bestimmt die Marke Weber Grills aus USA. Meiner Meinung nach die besten Grills und Qualität immer noch Made in USA. :)

Diese Grills und das mannigfaltige Zubehör das es mittlerweile gibt ist nicht billig. Aber grade über Ebay Kleinanzeigen bekommt man Grills und alles was so dazugehört und was man braucht oder auch nicht braucht zu sehr günstigen Preisen.

Also auch hier eine Art Preisverfall, aber es ist am Ende vom Tag ein Hobby und ich erwarte nicht, das Grill oder das Zubehör eine Wertsteigerung mit den Jahren bekommt. :)

Es macht einfach Spass, man hat Freude am Hobby und das ist die Hauptsache.
 
alemannia Am: 26.11.2020 17:09:01 Gelesen: 21919# 38 @  
@ achim11-76 [#37]

Was hat denn nun ein Grill mit dem Thema "Preisverfall bei Briefmarken" zu tun?

fragt sich

Guntram
 
Frankenjogger Am: 26.11.2020 18:42:50 Gelesen: 21855# 39 @  
@ alemannia [#38]

Nur soviel: Wenn viel Ware, eben auch Grills, - oder ist die Mehrzahl Grille? - auf dem Markt angeboten wird und die Nachfrage nachlässt, sinken die Preise.

Bei Briefmarken kann dieser Wertverlust evtl. demnächst noch mal passieren. Wenn die Briefmarken mit Code mal eingeführt sind, werden alle €-Marken ohne Code irgendwann mal ungültig werden. Es ist mittlerweile schon wieder 20 Jahre her, dass €-Marken eingeführt wurden, da hat sich auch schon wieder einiges bei den Sammlern angestaut. Und wieder werden sie in die Röhre schauen.

Die Post sollte es machen wie Island, keine Briefmarken mehr. Der Postablauf braucht diese nicht mehr. Und wer jetzt jammern will, dem sage ich, es gibt mehr als genug Briefmarken zum sammeln. Wir brauchen eigentlich keine Neuen mehr.

Gruß, Klemens
 
Lars Boettger Am: 26.11.2020 19:20:47 Gelesen: 21830# 40 @  
@ Frankenjogger [#39]

(eben auch Grills, oder ist die Mehrzahl Grille?)

Hallo Klemens,

Einzahl "Grill", Mehrzahl "Grills" -> auf der Ausgabe von 1867 / 1868 in den USA genutzte Sicherheitsmaßnahme [1]. Damit versuchte man, die Stempelfarbe tiefer ins Papier eindringen zu lassen.

@ DL8AAM [#36]

Hallo Thomas,

ich wollte nur klarstellen, dass die Antwort auf die Frage nicht unbedingt einfach ist. Bei den meisten Sammelgebieten ist ein deutlicher Preisverfall zu sehen. Es gibt aber auch Ausnahmen bzw. Sammelgebiete, bei denen der Wertverfall in der Klassik und Semi-Klassik nicht so drastisch stattfindet, wie bei "DDR-komplett gestempelt" oder "Bund komplett gestempelt bis 2000".

Beste Grüße!

Lars

[1] en.wikipedia.org/wiki/Grill_(philately)


 
DL8AAM Am: 26.11.2020 21:59:42 Gelesen: 21731# 41 @  
@ drmoeller_neuss [#17]

Natürlich sind Deine 3- und 5-Cent-Marken noch gültig. Deine Urlaubspostkarte aus den USA kannst Du mit 24 Marken aus den sechziger Jahren frankieren, wenn Du sie unterbringen kannst. Ein Händler will die nicht.

Auf den Tag genau kam heute in einer meiner amerikanischen Gruppen das folgende Bild von so einem Massenaufbrauch von teilweise 1920er Marken zu 2-3 Cent. Stempeldatum gestern, 25.11.2020. Irgendwie muss man das tote Kapital ja aufwerten. Einen höheren Handelswert haben die 100 Jahre alten Marken inzwischen ja nicht mehr. Kein Preisverfall, noch immer face value, im Gegensatz zu unseren Posthörnchen. ;-)

Es handelt sich in diesem Fall um ein Formular mit einer separaten Einlieferungsbestätigung ("Certificate of Mailing"), die in den USA inzwischen $ 1,50 kostet, hier bezahlt mit einer semi-aktuellen 39¢ "Zazzle Stamp" und $ 1,11 1920er Jahre-Altaufbrauch. ;-)



Schön anzusehen ist das schon, oder?

Beste Grüße
Thomas
 
drmoeller_neuss Am: 26.11.2020 22:24:11 Gelesen: 21707# 42 @  
@ DL8AAM [#41]

Wow!

Selbst in so einen schnöden trockenen Thema werden tolle Belege gezeigt! Und gut gestempelt und nicht von der Sortiermaschine gefleddert, übt so ein Beleg auf mich einen besonderen Reiz aus.
 
DL8AAM Am: 26.11.2020 22:30:15 Gelesen: 21697# 43 @  
@ drmoeller_neuss [#42]

Jou, ein echt schöner Beleg! Nur leider ist die Auflösung des Original-Attachments etwas schlecht. ;-)

Glaube aber kaum, an das echte Original selbst zu kommen ... snüffff ;-)

LG
Thomas
 
Michael Mallien Am: 27.11.2020 11:26:38 Gelesen: 21581# 44 @  
@ TeeKay [#7]

Da habe ich auch noch einen Posten liegen (120 g Bund) und biete ihn mal in der PPA an.

Immerhin bekäme ein forschender Sammler einiges neues Material zum Untersuchen.

Ich bin gespannt, ob sich ein Interessent findet.

Viele Grüße
Michael
 
Baber Am: 27.11.2020 13:39:23 Gelesen: 21527# 45 @  
Wenn Marken mit Millionen-Auflagen ungültig werden, fällt der Preis für postfrisch in der Regel fast ins Uferlose, da die Unterstützungsgrenze "Aufkauf Portoware zu 50-70 % Nominale" wegfällt. Da gab es schon zu DM-Zeiten, als die Bund-Marken der 1960-iger Jahre ungültig wurden.

Das früher so beliebte und gesuchte Sammelgebiet "Liechtenstein" erleidete den schleichenden Tod, nachdem die vor 1996 ausgegebenen Marken für ungültig erklärt wurden.

Gruß
Bernd
 
H.G.W. Am: 27.11.2020 18:55:11 Gelesen: 21425# 46 @  
Hallo,

was ich beobachte, wenn ich bei ebay unterwegs bin, ist eine schier unendliche Reihe von Briefmarken, im Bereich von 1 € bis ca. 20 €, die angeboten werden und niemand interessiert sich dafür.

Warum machen sich diese Menschen die vergebliche Arbeit und Mühe um die Angebote einzustellen?

Gruß Horst
 
Baber Am: 27.11.2020 19:30:38 Gelesen: 21392# 47 @  
@ H.G.W. [#46]

Hallo Horst,

Ebay hat einen alten Wahlspruch: "Bei Ebay geht irgendwann alles weg". Aus meiner Erfahrung seit 1999 kann ich das nur bestätigen. Man muss nur Geduld haben und es es ja ganz einfach mit einem Schwung alle abgelaufenen Lose wieder einzustellen.

Gruß
Bernd
 
nagel.d Am: 27.11.2020 20:33:40 Gelesen: 21340# 48 @  
@ H.G.W. [#46]

Wie Baber bereits geschrieben hat irgendwann geht bei ebay halt alles. Ich biete auch bei Ebay für 1 Euro an, wenn ich die Kosten und Zeit für die Einstellung gegenrechne ist das eine 0-Nummer. Biete ich zu regulären Preisen an laufe ich Gefahr, daß das Material in der heutigen "Geiz-ist-Geil"-Zeit nicht mehr verkauft wird. Die Erträge nutze ich hingegen um meine Lücken zu füllen also habe ich beim Verkauf meiner Dubletten eine win-win-Situation.
 
Richard Am: 27.11.2020 21:26:15 Gelesen: 21308# 49 @  
@ H.G.W. [#46]
@ Baber [#47]
@ nagel.d [#48]
@ alle

Bitte beim Thema bleiben: Preisverfall bei Briefmarken ?

Schöne Grüsse, Richard
 
10Parale Am: 30.11.2020 22:49:26 Gelesen: 21027# 50 @  
@ gestu [#4]

Und dann das Verhalten der "älteren" Sammler: Wenn auf Tauschtagen wirklich mal ein Schüler etwas haben möchte. Da habe ich schon oft beobachten können, dass dann genau nach Katalogpreis taxiert und abgerechnet wird. Vielleicht sollte man da mal etwas weitsichtiger sein und einen "Sonderpreis" machen.

Es wäre doch viel schöner, würde man gar nicht taxieren und gar nicht genau abrechnen, sondern den Schülern einfach mal was in die Hände drücken, so nach dem Motto, könnte ja echt wertvoll sein, aber da musst du schon im Katalog schauen.

Hier mal ein Beispiel: Bei dem Preisausschreiben in einer deutschen Briefmarkenzeitschrift kann man diesen Monat ein "leeres" Münzalbum gewinnen. Wer macht da mit? Abgesehen davon, dass eine Briefmarkenzeitschrift dadurch die Aufmerksamkeit auf Münzen lenkt anstatt auf Briefmarken, wäre es doch angebracht, hier mal echt einen wirklich teuren Preis auszurufen.

Übrigens spreche ich aus eigener Erfahrung. Im Jahr 2008 habe ich mit dem Briefmarkensammeln begonnen. Jemand schenkte mir zuvor eine rumänische Marke, für die er vor meinen Augen 50 Euro hingeblättert hatte. Dann fing ich an Rumänien zusammenzutragen. Ok, ich war kein Schüler mehr, aber ich kann mir gut vorstellen, wie sehr einen jungen Menschen ein nicht ganz billiges Geschenk motivieren kann. Oder täusche ich mich?

Die Beiträge zeigen auch, wie sehr sich die Zeiten stetig ändern. Für mich ist ganz klar, dass die Spezialisierung fortschreiten wird und die Digitalisierung diese Entwicklung forcieren wird. Die Preise für seltene Marken werden weiter steigen, es wird Sammler geben, die nicht mehr so national ausgerichtet sammeln, sondern global und diversifiziert. Massenware ist out.

Liebe Grüße

10Parale
 
asmodeus Am: 01.12.2020 08:21:42 Gelesen: 20927# 51 @  
@ 10Parale [#50]

Und wie Du es beschrieben hast, habe ich es vor Jahren gemacht. Habe einem "Anfänger" eine Penny Black und ein paar Penny Reds in die Hand gedrückt und mit einem Augenzwinkern gesagt: "Mußt Du noch plattieren. Keine Ahnung ob Du eine bessere Platte hast". Das Virus des Sammelns war eingepflanzt.
 
philaspass Am: 01.12.2020 19:35:23 Gelesen: 20744# 52 @  
Gibt es einen Preisverfall?

Das mag in einigen Bereichen sehr gut möglich sein und betrifft nicht nur Briefmarken.

Dies kann ich für mein abgeschlossenes Sammelgebiet UdSSR, nicht so im Raum stehen lassen. Nach Erhalt des neuen Michel "Russland/UdSSR 2020/21" konnte ich bei oberflächlicher Durchsicht zu einigen der teureren Werte erhebliche Preissteigerungen feststellen. Es gab aber auch "Abrutscher" bei denen der Preis gefallen ist.

Alles in allem konnte ich aber im Vergleich der Jahreswerttabellen gegenüber dem Spezialkatalog von 2016/17 eine deutliche Preissteigerung im Gesamtwert feststellen die bei über 35% lag.

Da ich mich für mein Sammelgebiet auch viel mit Angeboten von Händlern und Auktionen beschäftige kann ich auch hier feststellen, das die Verkaufs- oder Ausrufpreise sehr stabil geblieben sind.

Es ist dann aber nicht verwunderlich, wenn Auktionatoren Marken mit 800,00€ Ausruf starten und darauf sitzenbleiben wenn diese mit nur 250,00 Michel im Katalog stehen. Zitat des Auktionshauses auf eine Anfrage: "Wir halten den Katalogpreis für nicht markgerecht!"

Ebenso ist festzustellen, das wie 10Parale schreibt, es eine deutliche Zunahme der Spezialisierung gibt. Lieber weniger und etwas teurer, als billiges Mittelmaß und volle Schränke.

Die Zeit(en) als man noch davon sprach "Briefmarken sind die Aktien des kleinen Mannes" sind vorbei. Auch ich werde mich etwas spezialisieren in der Hoffnung vielleicht doch noch meine Rente mit ein paar Euro zu verbessern.

In diesem Sinne noch viel Spaß bei unserem gemeinsamen Hobby
philaspass (Karl-Heinz)
 
WolfgangD Am: 01.12.2020 20:34:39 Gelesen: 20684# 53 @  
Hallo zusammen und guten Abend.

Zum Preisverfall als Beispiel:

Ich habe gekauft DDR-1972-1990 (also bis zum Schluß), kpl., zum Teil mehr als kpl. und alles im Vordruck Album.

Kosten inkl. Porto, 30,90 Euro.

Kann man hier von Preisverfall reden oder nicht ?

Gruß
Wolfgang
 
Thorn Am: 01.12.2020 20:56:16 Gelesen: 20655# 54 @  
Es gibt auch noch einen anderen Grund für fallende Preise: Überangebot selbst bei neuen Ausgaben. Gut zu beobachten bei den Neuausgaben von Japan. Dort werden p.a. Ca. 600 neue Marken verausgabt mit einem Nominalwert von mehreren hundert Euro und vielen extra teuren Sammlereditionen.

Die regulären Marken haben praktisch keinen „Sammleraufschlag“ und sind bestenfalls zum Nominalwert oder auch darunter zu verkaufen. Die privatisierte japanische Post trägt am Niedergang einen ganz erheblichen Anteil. Und da gibt es sicherlich noch andere Länder die ähnlich inflationär verausgaben. Ich kenne auch niemanden mehr der diese Marken ernsthaft sammelt. Bin mal gespannt wie lange das noch gutgeht in Japan.
 
TeeKay Am: 01.12.2020 23:38:42 Gelesen: 20573# 55 @  
Japan haben selbst die Vordruckalbenhersteller schon vor einem Jahrzehnt aufgegeben. Safe 1999, Schaubek reicht bis 2008, Lindner bis 2010 (damals brauchte es pro Jahr schon einen Ringbinder bei Lindner). Leuchtturm gab als letzter Hersteller selbst 2017 noch Nachträge raus, für günstige 205 Euro im letzten Jahrgang. Inzwischen ist Japan von deren Website gänzlich verschwunden.
 
Cantus Am: 02.12.2020 00:04:39 Gelesen: 20560# 56 @  
@ philaspass [#52]

Hallo Karl-Heinz,

ob nun Preisverfall oder nicht, ich kann dir nur sagen, auch als Rentner trennt man sich nur schwer von seinen Marken. Es ist eine Illusion zu glauben, dass in der Zeit nach der Berufstätigkeit alles ganz anders wird; das, was dann anders ist, ist die Mehrzeit, die man nun für seine Hobbys aufbringen kann.

Übrigens, das Gleiche, was für Briefmarken gilt, gilt grundsätzlich auch für Ganzsachen. Ich orientiere mich schon seit Jahren nur noch so ganz nebenbei an Katalogpreisen, die durchschnittlichen Preisvorstellungen so mancher Händler und meine jahrzehntelange Erfahrung bilden da eher eine Grundlage, wenn es in der heutigen Zeit überhaupt noch zu einem Tausch kommen kann.

Viele Grüße
Ingo
 
Schredder56 Am: 04.12.2020 00:27:14 Gelesen: 20405# 57 @  
Guten Abend,

auch ich erlaube mir,zu dem hier diskutierten Thema meinen "Senf" wie folgt beizusteuern:

Als eine der Hauptursachen für den beklagten Preisverfall bei Briefmarken, würde ich neben der Ausgabenpolitik der Deutschen Post,das tadelnswerte Sammelverhalten vieler "Philatelisten" in der Vergangenheit, als auch in der heutigen Zeit ausmachen, die einerseits - man kann es nicht anders nennen - in einer gewissen Gier begründet liegt. Da wurden Neuausgaben zig-mal, ohne Sinn und Verstand gekauft, um sie anschließend zu horten. Desweiteren wird jeder erdenkliche Mist gekauft, der einem in bunten Prospekten mit Erfolg schmackhaft gemacht wurde. Ich selbst hatte von einem alten Sammler, Bundespost, 1960er Jahre, postfrisch, geschenkt bekommen. Darin enthalten z.B. "Köpfe" in 4 er- Zusammendrucken x 8, desgleichen die Wohlfahrtsätze etc.. Ich könnte damit das WC tapezieren !

Dabei kann ich mich noch erinnern, wie dessen Ehefrau ihm vorwarf, soviel Geld für die Marken, anstatt für eine Rentenversicherung, auszugeben. Das ist der eine Aspekt.

Der andere Aspekt, ist der oftmals immer noch mangelhafte Sinn für Qualität. Da wird jeder Schrott im Glauben an eine Wertsteigerung aufgehoben, anstatt den "Markendreck" (Rittmeier) konsequent zu vernichten. Ich hatte einen Arbeitskollegen, der die Neuheiten aus Weiden bezog und zur Winterzeit (Wann sonst?) ins Album einzusortieren pflegte. Da ich seinerzeit die Neuheiten ebenfalls aus der Oberpfalz, für meinen ausländischen Tauschfreund bezog, wußte ich, daß in beinahe jeder Quartalssendung schlecht gerissene Marken waren, die ich konsequent reklamierte, wenn es sein mußte, auch zweimal. Der liebe Kollege und Sammlerfreund, störte sich nicht an dieser Tatsache.

Nun, ich bin der Meinung, auch das sich-Trennen von Minderwertigem, sollte zu unserer Sammelleidenschaft gehören. Nur Qualität ist Trumpf ! Wenn ein J e d e r sich an diesen einfachen Grundsatz hielte, so wäre schon einiges gewonnen. Alles klar?

Und noch eines: Sind es die Marken der Deutschen Post wert, gehortet zu werden, bei deren Anblick so manch ein kleines Kind mit Weinen anfangen würde und die man bei Postsendungen ins Ausland am liebsten mit der Vorderseite auf den Umschlag kleben müßte, um sich für deren abartige Ästhetik nicht zu schämen ?

Eine schöne Zeit wünscht

Thomas
 
Vernian Am: 04.12.2020 08:34:51 Gelesen: 20349# 58 @  
@ Schredder56 [#57]

Ästhetik, sprich Gefallen oder Nicht-Gefallen, des Markendesigns ist ja immer eine Geschmacksfrage und kann endlos diskutiert werden - auch wenn ich mit der gemachten Aussage übereinstimme.

Ich habe 1997 Bund Neuheiten komplett zu sammeln eingestellt - warum? Weil ich mich regelmässig über nach meinem Empfinden "hässliche" Marken (sei es Motiv, Markenthema oder gar beides zugleich gewesen) fürchterlich aufgeregt habe, und meine Frau dann mal ganz trocken meinte "Warum sammels tDu den Mist dann, wenn Du Dich darüber nur ärgerst?". Das war für mich der Anlaß vom Vollständigkeitswahn abzufallen und seither besorge ich mir nur noch die Neuheiten am Schalter, die mich erfreuen, und die ich dann neben dem Sammeln auch zur Frankatur benutze - so vermeide ich oben geschildertes Schamgefühle (soweit ich nicht irgendwelche übernommenen Altbestände verklebe).

Best

V.
 
uli Am: 04.12.2020 12:27:56 Gelesen: 20275# 59 @  
@ Schredder56 [#57]

Hallo Thomas,

nein, nicht alles klar.

Eigentlich - von meiner persönlichen, generellen Einstellung - bin ich weitgehend konform mit deinem Beitrag. Es gibt da bloß ein großes Problem: Wer weiß heute welche Kriterien in 40 Jahren und mehr eine gute Qualität ausmachen? Die Stücke, die du heute als Markendreck bezeichnest und vernichtest, könnten in der Zukunft als erstklassig angesehen werden - und umgekehrt.

Gruß
Uli
 
TeeKay Am: 04.12.2020 23:51:03 Gelesen: 20157# 60 @  
Bin mir sicher, die zu 20 hintereinander gesteckten Briefzentrums-Eckstempel werden in 40 Jahren mal richtig wertvoll. Wohl den 50.000 Sammlern, die sich jeweils 20 im Steckalbum aufhoben und nochmal 5000 pro Ausgabe gebündelt im Schuhkarton lagerten.

Gibt es überhaupt ein Beispiel für Material, das vor 40 (oder beliebiger anderer Zeitraum) Jahren als minderwertig galt und heute wertvoll ist?
 
Christoph 1 Am: 05.12.2020 00:02:45 Gelesen: 20152# 61 @  
@ TeeKay [#60]

Gibts überhaupt ein Beispiel für Material, das vor 40 (oder beliebiger anderer Zeitraum) Jahren als minderwertig galt und heute wertvoll ist?

Nun ja, es kommt halt darauf an, was Du als wertvoll bezeichnest. Es gibt beispielsweise inzwischen eine recht rührige Gruppe von Sammlern, die sich für Handrollstempel interessieren. Gab es die vor 40 Jahren? Nein, im Gegenteil. Diese wurden als "Müll" disqualifiziert. Heute gilt hingegen: Je "profaner" desto seltener. Da werden durchaus auch Preise aufgerufen, die man sich vor Jahrzehnten nicht hätte träumen lassen. Ein weiteres Beispiel sind die millionenfach durch Abweichen von Massenware zerstörten Belege, teilweise mit seltenen Verwendungsformen, Portostufen und Destinationen. Damals ging es eben "nur" um die abgelöste Briefmarke im Album, ganze Belege wollte niemand sammeln. Heute genau umgekehrt. Insofern ist Dein etwas despektierlicher Kommentar hier aus meiner Sicht fehl am Platz.

Viele Grüße
Christoph
 
TeeKay Am: 05.12.2020 00:49:02 Gelesen: 20139# 62 @  
Wenn das niemand sammeln wollte, gäbe es die Belege heute nicht. Und wenn das niemand gesammelt hätte, gäbe es jetzt auch nicht ganz offensichtlich gemachte Belege mit z.B. HAN, während die Masse der Sammler die HAN vordruckalbengerecht abtrennte. Es gab also schon damals Sammler, denen durchaus bewusst war, dass das nicht Schrott ist. Was vor 40 Jahren Schrott war, ist auch heute noch Schrott und wird immer Schrott bleiben. Zu besichtigen auf jeder Auktion in den Kisten, die zu Spottpreisen verkauft werden und auch schon vor 40 Jahren zu Spottpreisen verkauft wurden. Gibt es übrigens auch in Belegeform - 2.000 Briefe für 40 Euro.

Es hat nichts mit Sammeln zu tun, sich jede Mistmarke ins Album zu stecken in der Hoffnung, dass irgendwann mal jemand vorbeikommen könnte, der sich mit blutenden Augen durch den Schrott wühlt und dann auf einmal die eine ultraselten kreuzgezähnte Wasserzeichenabart mit ultrabläulichrotgrünockertürkis-Fehlfarbe findet, die er dann natürlich mit Freuden für 5.000 Euro abkauft. Solche Tauschalben und Auktionsangebote sind eine Beleidigung für jeden potenziellen Interessenten und reine Zeitverschwendung für alle Parteien. Aber wenn die Marke einmal im Album steckte, dann wird sie auch für Generationen in immer neuen Wunderrestposten weitergereicht. Diejenigen, die dem Schrott endlich ein würdiges Ableben ermöglichen, verdienen eine Auszeichnung.
 
Christoph 1 Am: 05.12.2020 01:43:16 Gelesen: 20132# 63 @  
@ TeeKay [#62]

Durch die inflationäre Verwendung des Wortes "Schrott", garniert mit weiteren abwertenden Begriffen wie "Mistmarke" und "Zeitverschwendung" wird Deine Meinung für mich nicht wichtiger oder richtiger. ;-) Im Gegenteil! Du entlarvst Dich damit ja geradezu selbst.

Was ich damit sagen möchte: Der in Beitrag [#57] begonnene und von Dir nun fortgesetzte latent aggressive, krawallige Unterton und die Abwertung vermeintlicher "Massenware" sind hier in meinem Augen völlig deplatziert. Bleibt doch bitte sachlich.

Als EIN Beispiel, wie aus vermeintlichem "Schrott" richtige Raritäten werden können, weise ich auf das Thema "Handrollstempel" hier im Forum der Philaseiten hin. Zum Beispiel auf den Beitrag [1] (aber auch viele weitere in dem genannten Thema). Würdest Du eine solche Rarität in einer Kiste voller "Schrott" überhaupt nur ansatzweise erkennen? Nein, ist doch eh alles nur Schrott. Nun gut, OK.

Christoph

[1] https://www.philaseiten.de/beitrag/205415
 
bovi11 Am: 05.12.2020 08:17:49 Gelesen: 20091# 64 @  
@ TeeKay [#60]

"Gibts überhaupt ein Beispiel für Material, das vor 40 (oder beliebiger anderer Zeitraum) Jahren als minderwertig galt und heute wertvoll ist?"

Natürlich:

Notopfer- und Wohnungsbaumarken und entsprechende Belege sind so ein Beispiel.

Die haben beispielsweise an dem Boom der 1960er Jahre überhaupt nicht teilgenommen. Heute erzielen einzelne Marken und Belege Preise, für die man mehrfach komplette Bund- oder Berlinsammlungen erwerben kann. Ich habe einiges davon und trotz Aufträgen an den Kommissionär, die ein Mehrfaches der Katalog- bzw. Handbuchpreise betrugen, habe ich einige Sachen nicht bekommen.

Notopfer- und Wohnungsbaumarken waren auch nie Spekulationsobjekte, wie dies beispielsweise bei Bund und Berlinmarken der Fall war.

Gerade fällt mir noch ein: China-Marken wollte in den 1960er Jahren - anders als heute - niemand haben.
 
uli Am: 05.12.2020 11:04:04 Gelesen: 20041# 65 @  
@ TeeKay [#62]

"Es hat nichts mit Sammeln zu tun, sich jede Mistmarke ins Album zu stecken in der Hoffnung, dass irgendwann mal jemand vorbeikommen könnte, der sich mit blutenden Augen durch den Schrott wühlt und dann auf einmal die eine ultraselten kreuzgezähnte Wasserzeichenabart mit ultrabläulichrotgrünockertürkis-Fehlfarbe findet, die er dann natürlich mit Freuden für 5000 Euro abkauft. "

Volle Zustimmung. Auch ich halte aus Sicht eines potenziellen Verkäufers überhaupt nichts davon, wenn sich jemand 20mal und mehr dieselbe Marke mit Viertelstempel ins Album steckt und gleichzeitig seine "Sammlung" reich rechnet. Auch ich bin verwundert, wie oft "hochwertige Sammlungen" mit schon auf kleinen Fotos sichtbaren Fehlern für exorbitante Preise angeboten werden. Auch ich entsorge eindeutig beschädigte Marken, die ich zigfach habe / haben könnte.

"Solche Tauschalben und Auktionsangebote sind eine Beleidigung für jeden potenziellen Interessenten und reine Zeitverschwendung für alle Parteien. Aber wenn die Marke einmal im Album steckte, dann wird sie auch für Generationen in immer neuen Wunderrestposten weitergereicht. Diejenigen, die dem Schrott endlich ein würdiges Ableben ermöglichen, verdienen eine Auszeichnung."

Und das versteh ich überhaupt nicht. Was hat das mit dem Satz zuvor zu tun? Ich - ein potenzieller Käufer - gehöre zu denen, die mit Freuden Dublettenalben, Tütenposten und ähnliches durchsuchen. Natürlich nicht für 5000 Euro, sondern für einen für mich akzeptablen Preis. Was ist schlimm daran, dass ein 60seitiges, gut gefülltes Bund-Dublettenalben für 20 Euro den Besitzer wechselt? Ich habe dieses Jahr in einem Tütenposten für 15 Euro neben ein paar für mich interessanten Stücken drei Marken gefunden, für die ich einen Interessten kannte und die ich so gegen Marken für fast 100 Euro (nach Michel-Notierung) eintauschen konnte. Ich würde mich nicht wundern, wenn du diesen Tütenposten als Markendreck bezeichnet hättest.

Ich möchte nicht wissen, wie viele Marken mit Plattenfehlern entsorgt werden / wurden, nur weil der Stempel nicht so toll war. Es gibt Marken aus Dauerserien der 1970er-Jahre, die mit lesbarem Düsseldorf-Stempel schwieriger zu finden sind, als Höchstwerte aus der Serie Helfer der Menschheit. Die Liste mit Beispielen kann man beliebig weiterführen, wenn es um gestempelte Marken, (höchstwahrscheinlich) echt gelaufene Stücke und bestimmte Verwendungsformen geht. Deshalb habe ich ein Problem damit, wenn sog. "Massenware" und nach heutigen Maßstäben minderwertige Stücke pauschal als Abfall bezeichnet werden und deren Entsorgung propagiert wird.

Übertriebene Preisvorstellungen sind übrigens kein Philatelie-spezielles Problem, sondern finden sich überall. Auch mir ist nicht egal wieviel ich für einen Kauf ausgebe - der Wert meiner Sammlung ist mir aber völlig egal. Und mit dem Thema "Preisverfall" hat das alles nach meiner Meinung so gut wie nichts zu tun.

Gruß
Uli
 
Lars Boettger Am: 05.12.2020 13:09:35 Gelesen: 19992# 66 @  
@ uli [#65]

Was ist schlimm daran, dass ein 60seitiges, gut gefülltes Bund-Dublettenalben für 20 Euro den Besitzer wechselt? Ich habe dieses Jahr in einem Tütenposten für 15 Euro neben ein paar für mich interessanten Stücken drei Marken gefunden, für die ich einen Interessten kannte und die ich so gegen Marken für fast 100 Euro (nach Michel-Notierung) eintauschen konnte.

Ich kann das von Uli gesagte nur unterstreichen. Dublettenposten können (nicht müssen!) ein Eldorado für Stempel- und Plattenfehlersammler sein. Natürlich möchte man als Stempelsammler gut erhaltene Marken vorfinden, aber ich lasse keinen seltenen Stempel liegen, nur weil der Marke ein Zahn fehlt.

Wenn wir schon bei dem Thema "Briefmarkenmüll" sind - ich darf TeeKay [#62] daran erinnern, dass viele der modernen Bund-Raritäten (sog. "Gscheidle"-Marke) in Kiloware entdeckt wurden. Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, dann gibt es viele Beispiele, wo Briefe und Briefmarken aus Altpapierbeständen gerettet wurden (Hawaii-Missionare: Dawson-Brief [mit angekokeltem Rand links], der schon im Ofen lag).



Wenn ein sachkundiger und erfahrener Sammler große Bestände an Marken durchsieht, dann findet er oft kleine und große Raritäten - je nachdem wieviel Zeit er investiert. Die andere Seite sehen wir im Forum fast jeden Tag: Eine Allerweltsmarke wird gezeigt und man hofft, dass es die große Zähnungs- oder Wasserzeichen- oder Papierrarität ist. Wenn man sehr verwegen ist, stellt man die Marke gleich als teuerste Variante bei Ebay ein (nur 10% vom Katalogwert!!!) und hofft auf einen Käufer. Und wir sind wieder bei dem Diskussionspunkt, dass viele Sammler meinen, dass man für eine gute Marke bzw. Abart kein Geld mehr ausgeben muss.

Beste Grüße!

Lars
 
nagel.d Am: 05.12.2020 13:17:07 Gelesen: 19981# 67 @  
@ uli [#65]

Da muss ich vollkommen zustimmen bei dieser Aussage.

Wie oft wurde unter vermeintlichem "Schrott" "Dreck" oder wie man es auch immer bezeichnen will Schätze gefunden nur weil sie für gewisse Sammler nicht sammlerwürdig sind.

Und derzeit hat man einfach ein Überangebot von Marken, die dazu führen, daß die Preise in den Keller purzeln, da nützt es auch nichts sich seine Sammlung nach Michel schön zu rechnen. Diese Michel-Preise sind realistisich gesehen, und das tue ich zumindest mal für meine Person, nicht zu erreichen. Und um weiter realistisch zu bleiben den errechneten Betrag nach Michel wird man, wenn man ganz dringend das Geld brauch, auch nicht erreichen, denn dann sind es nur schöne bedruckte bunte Papierschnipsel, weil es gerade mal keinen Abnehmer gibt.

Und um ehrlich zu sein habe ich in der Vergangenheit auch für Sammlungen sehr viel Geld hingelegt (Michelpreise) wo ich heute nur noch einen Bruchteil von dem zahlen müßte, aber nach Michel ein Vermögen darstellt. Verschiedene Sammlungen verfolge ich bei den einzelnen Onlinanbietern über Jahre, mit dem Ergebnis, dass diese auf Ihren Sammlungen sitzen und sie nicht losbekommen (weil sie an ihren schöngerechneten Preisvorstellungen festhalten) andere Anbieter haben dann in diesem Zeitraum bei moderaten Preisen mehrere hundert Verkäufe getätigt.
 
philaspass Am: 06.12.2020 13:24:50 Gelesen: 19871# 68 @  
Ein Hallo und einen schönen Sonntag an alle.

ich weiß nicht wer von euch schon die neuen Kataloge 2020/21 des Michel vorliegen hat. Mir liegt seit einigen Tagen der neue Russland/UdSSR vor. Dort hat man im Anhang einen wunderbaren Bericht zu den Bewertungen und Preisnotierungen eingefügt.

Man beschreibt dort ganz deutlich " Es gibt keine Festpreise im Briefmarkenhandel"

Anhand einiger Beispiele wird dort auch aufgezeigt und beschrieben wie es bei den Notierungen zu Preiserhöhungen aber auch zu Senkungen gekommen ist.
Für mich kann ich daraus resultierend nur sagen: Für den Tausch als 1:1 Basis ok, aber mit gewissen Einschränkungen. Ansonsten werde ich mich für mein Sammelgebiet verstärkt bei Auktionshäusern und Händlern im Internet informieren um günstige Angebote zu erhalten.

Noch einen schönen Sonntag wünschend
philaspass (Karl-Heinz)
 
TeeKay Am: 08.12.2020 23:33:51 Gelesen: 19697# 69 @  
@ bovi11 [#64]

" Notopfer- und Wohnungsbaumarken und entsprechende Belege sind so ein Beispiel."

Hier eine Postkarte vom 20. Februar 1949. Schon wenige Wochen nach der Erstausgabe gab es also Menschen, die durchaus spezialisiert nach Notopfermarken fragten. Das Wissen um das Besondere war also schon sehr früh vorhanden. Das spricht für mich dafür, dass der Masse der Sammler das Wissen fehlte, was zur Anhäufung von Masse (= Schrott) führte.



Mit Schrott meine ich offensichtlichen Schrott. Die angeblich postfrische Bund-Marke mit fehlendem Eckzahn oder dicken Fingerabdrücken, der gefaltete Brief mit 100 Pf Frauen, die Jahresgabe der Versandstelle - eben offensichtlichen Schrott, der von genügend Sammlern in erstaunlicher Vielfalt in erstaunlich teurem Zubehör aufbewahrt wird (letzter Sammlungskauf ergab Einkaufspreise von mehr als 200 Euro für Lindneralben, in denen besagte Jahresgaben u.ä. aufbewahrt wurden, die damals jeder Sammler in exakt der gleichen Form erhielt).

Es stimmt einfach nicht, dass man nur lang genug warten müsse, um aus einer Schrankwand voll Schrott Raritäten erwachsen zu lassen. Die simple Marktrealität ist, dass die Lebenswerke der meisten Sammler Schrott waren und bleiben. Und die gesuchten Handrollstempel und Zwangszuschlagsmarken existierten auch vor 70 Jahren nicht in rauen Mengen und wurden nur von ahnungslosen Sammlern zugunsten von Versandstellenjahresgaben aussortiert. Die waren auch schon im Jahr des Erscheinens selten, wenn sie heute einen hohen Preis erzielen.

Schon 1978 gab es übrigens einen Katalog über Handrollstempel von Böhmen/Mähren, gleich in drei Auflagen. So gering kann das Interesse an Handrollstempeln vor 40 Jahren also nicht gewesen sein. :)
 
philaspass Am: 11.03.2022 19:57:08 Gelesen: 14305# 70 @  
ein Hallo in die gesamte Runde.

Ich möchte dieses Thema wieder aufgreifen.

Gerade jetzt, bei der politischen Situation UdSSR/Ukraine stellt sich mir die Frage:

Wie wird es mit den Marken Russlands und der UdSSR weitergehen. Wird die in den letzten Jahren festzustellende Preissteigerung bei den Marken der UdSSR anhalten oder werden die Preise fallen?

Wie werden die Händler reagieren? ( siehe Thema "Delcampe")

Wie wird sich der Markt bei Auktionshäusern entwickeln?

Haben Sammler der Ausgaben von Russland/UdSSR noch eine Möglichkeit an Marken heranzukommen?

Es wird mit Sicherheit noch jede Menge weiterer Fragen geben, aber diese alle aufzulisten wäre zuviel. Mit Sicherheit wird es auch unterschiedlichste Meinungen zu diesem Thema geben. Es wäre schön diese zu erfahren.

Auch wenn ich den Tenor dieses Berichtes auf mein Sammelgebiet Russland/UdSSR gerichtet habe, will ich nicht vergessen, dass auch die Ukraine und deren Sammler in gleicher Weise betroffen sind.

Mit Gruß aus Hagen
philaspass (Karl-Heinz)
 
Briefmarkenburny62 Am: 12.03.2022 10:17:33 Gelesen: 14205# 71 @  
Vielleicht ist es richtiger zu sagen, das sich die Preise langsam der Realität anpassen. Wir haben ein schönes Hobby, welches einem auch in diesen Zeiten viel bieten kann. Letztens durfte ich bei einem in Rente gegangenen Kollegen seinen Bananenkistenkauf begutachten. 2 Kisten prallgefüllt mit Ware aus Europa. Für schlappe 400 Euro eine Riesenmenge Spaß. Viele gute postfrische Aboware der 1960ziger bis 1990ziger Jahre, inclusive Blocks. Zudem eine Berlinsammlung postfrisch mit Block 1 (das berühmte Eselsohr an der rechten oberen Seite) Zuhauf gestempelte Ware aus alle Ländern dicht gesteckt in runden 10-15 Steckalben. Auch hier war die Qualität durchweg akzeptabel. Wer also ohne die ganz großen Spitzen sammelt, hat hier durchaus die Möglichkeit recht preiswert seiner Sammelleidenschaft zu frönen. Wird sich das ändern? Ich denke nicht.

Auch in meinen Sammelgebieten muss gute Ware nicht unbedingt teuer sein, wobei wir dann aber bei der Frage angelangt sind: Was ist teuer? So leicht ist das nämlich nicht zu beantworten. Wenn zum Beispiel Vollstempel Berlin- Charlottenburg eklatant mehr einbringen, als vergleichsweise andere Vollstempel, ist so etwas eher dem Zeitgeist geschuldet? In 20 Jahren kann sich so etwas recht schnell ändern und der Sammler fährt obwohl Qualität gesammelt horrende Verluste ein.

Im allgemeinen ist ein Vollstempel alleine wegen der Komplettinformation des Stempels immer eine kluge Idee diese zu bevorzugen.

AD Oldenburg: Hier sind für Kabinettstücke durchaus mal 70-100% Michel drin, für seltene Stempel sogar ein vielfaches. Was ist da also teuer? Fallen dort die Preise? eher nicht.

Deutsches Reich im allgemeinen steht mächtig unter Preisdruck. Das wird sich auch fortsetzen. Hier kann man mit klugen Einkäufen durchaus rares Material an Land ziehen 20-30% Michel. Aber ist das billig oder teuer? Für Standardware garantiert zu teuer, aber auch Spitzenwerte kommen in diesem Bereich unter die Räder. Und da ist dann vieles dabei, was wirklich sehr selten ist und hier beginnen dann die Schnäppchen.

Grossbritannien konnte ich in den letzten Jahren wirklich viele gute Stücke erwerben. Was Stempelqualität anging war das wirklich eine recht günstige Zeit gewesen. Auch hier: Was ist billig, was ist teuer? Kaum zu beantworten. Beantworten lässt sich nur, das Sammler, welche GB von 2000 bis 2014 eingekauft haben, viel zu hohe Preise bezahlt haben, welche wohl sehr sehr lange nie wieder erreicht werden.

Zum Schluss noch ein allgemeiner Tipp: Liebhaberei sollte man sich vor hüten. Das endet in der Regel in Geld verbrennen. Briefmarkensammler wird es immer geben, nur eben nicht mehr so viele. Und für meinen Kollegen, der über Bananenkisten sammelt ist es wahrscheinlich sogar die beste Zeit seines Lebens.
 
22028 Am: 12.03.2022 11:42:40 Gelesen: 14161# 72 @  
Also von einem Preisverfall der Gebiete die ich sammle merke ich nichts.
 
Schwämmchen² Am: 12.03.2022 12:36:55 Gelesen: 14120# 73 @  
Auf den oft herbeigeredeten Preisverfall bei chinesischen Briefmarken warte ich schon seit Jahren.
 
ligneN Am: 12.03.2022 14:18:23 Gelesen: 14070# 74 @  
@ Schwämmchen² [#73]

Gewisse Händlers versuchen es in ihren Zeitungsanzeigen mit Panikmache.

Großzügig bieten sie Ankauf, bevor die Preise angeblich ins bodenlose Dunkel stürzen - wahre Menschenfreunde oder so.
 
nagel.d Am: 12.03.2022 14:33:02 Gelesen: 14061# 75 @  
Meiner Meinung nach gab es immer schon Preisschwankungen bei Ländersammlungen. Ob dies nun wie am Beispiel Rußland/Ukraine explizit mit dem dortigen "Krieg" in Verbindung gebracht wird bezweifle ich persönlich. Händler nutzen dieses Argument meines Erachtens sehr gerne.
 
dietbeck Am: 12.03.2022 17:15:24 Gelesen: 13989# 76 @  
Generell, und wirklich generell gibt es einen Preisverfall, da die Zahl der Sammler einfach zurückgeht. Das gilt mit Sicherheit für die Sammler in den meisten Länder der Welt.

Das heißt aber nicht, dass einzelne Sammelgebiete nicht doch beliebt sind bzw. zulegen. Und wie schon gesagt, auch eine Frage des Trends und was gefragt ist, das kann sich eben ändern.

Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass im höherpreisigen Bereich eben auch Anleger mitspielen, die in Sachwerte investieren. Das müssen dann keineswegs Briefmarkensammler sein. Erinnere nur an die immer mal wieder Din A4-große Werbung in Briefmarkenzeitschriften, wo ein Milliardär 10 Millionen seines Vermögens in Briefmarken anlegen will und über einen Mittler entsprechende Sammlungen sucht.

Der Trend geht ja generell auch vielfach zur Spezialisierung oder Richtung höherer und höchster Qualitätsansprüche. Letzteres ist ja auch klar, wenn das allgemeine Interesse an etwas abnimmt, dann will man das qualitativ Beste aus dem dann breiteren Angebot. Und das bezahlt man dann auch entsprechend.

Moderne Massenware ist aber einfach nicht mehr gefragt (und auch hier generalisiere ich mal), hier übersteigt das Angebot massiv die Nachfrage, was natürlich zu entsprechenden Schleuderpreisen führt, wenn man das überhaupt noch an den Mann bringt.

Aber, wie immer gilt, es sollte die Freude am Hobby im Vordergrund stehen und nicht ob etwas "wertvoll" ist oder nicht.

Wirklich Gewinn machen doch nur die, die viel Geld in die Hand nehmen um ausgesuchte Stücke, möglichst mit Provenienz, zu erwerben, auch ein immer wichtigerer Trend.
 
Richard Am: 13.03.2022 09:52:05 Gelesen: 13848# 77 @  
Liebe Sammler der "Aktien des Kleinen Mannes",

auf der Philaseiten Startseite sind unter dem dicken Balken mit der Beschriftung "Briefmarken-Kursliste - aktuelle Änderungen" die letzten Auswertungen aus mehr als 50.000 verkauften Losen der PPA Auktion zu sehen (Handel unter Sammlern ohne Kosten). Es handelt sich um sammlerübliche, in der Regel eher überdurchschnittliche Marken. Bessere Marken sind meistens BPP geprüft, zum Teil mit mit Attesten aus den letzten Jahren bis 2022.

In der vorletzten Spalte rechts ist der bezahlte aktuelle Michelwert zu sehen, in der letzten Spalte der derzeit bezahlte Preis im Verhältnis zum Michelwert. Die Durchschnittspreise sind grün gekennzeichnet bei zuletzt gestiegenen Preisen und rot bei zuletzt gesunkenen Preisen. Schwarz sind die neu aufgenommenen Notierungen.

Das rechteckige Kästchen mit den vier senkrechten Balken zeigt die grafische Auswertung einzelner Michel-Nummern an, oben in der Grafik die Michelwerte, darunter die Handelspreise unter Sammlern, die Zahlen auf den Grafiken links zeigen den aktuellen Wert im Verhältnis zum Michel an.

Die Informationen gibt es für derzeit über 1.400 Notierungen (Einzelwerte, Sätze, Jahrgänge, Blocks und vieles mehr, hier auf der Startseite links im gelben Balken anklickbar zu sehen. Berlin Marken haben die höchste Handelsfrequenz und sind besonders aussagekräftig.

Wer auf der Startseite im Bereich "Deutscher Briefmarken Index (Debrix)" den "Deutschland Debrix 100" anklickt, findet die Preistendenz der etwa letzten 10 Jahren als Index für Bund, Berlin, DDR, Saarland und Deutsches Reich, jeweils ** und o. Alle diese Bereiche können einzeln angesehen werden, ebenso viele weitere aus Deutschland, Europa und wenigen Übersee Gebieten.

Was sagen diese Daten jetzt aus, um auf die Frage "Preisverfall bei Briefmarken" zurückzukommen ? Ja, wir haben den Preisverfall bei fast allen Gebieten, jedoch verlangsamt er sich deutlich sichtbar und wird beim Debrix Deutschland 100 für 2021 nur noch rund 1,4 % betragen, der niedrigste Rückgang der letzten Jahre (es sind derzeit 97 % der Daten aus 2021 ausgewertet).

Und es gibt Gebiete mit Preisanstiegen, wie Altdeutsche Staaten o oder Generalgouvernement ** und o.

Konkrete (!) Fragen beantworte ich gerne im Forum, es kann aber einige Tage dauern.

Schöne Grüsse aus dem Allgäu, Richard
 
Jensen Am: 13.03.2022 15:35:29 Gelesen: 13724# 78 @  
Hallo,

also ich bin sicher, dass irgendwann in den nächsten Jahren ein dramatischer Preisverfall eintreten wird, was mich nicht am Sammeln hindert.

Die Preise von Briefmarken bzw. die Prinzipien der Preisentwicklung für Briefmarken sind ja eigentlich ein Paradebeispiel für ein Thema mit dem sich Wirtschaftswissenschaftler beschäftigen.

Und soweit ich weiß (nur als Interessent, ich bin da kein Experte) gibt es gerade in den Wirtschaftswissenschaften ganz merkwürdige zeitliche Verläufe von Prozessen: einem totalen Preisverfall (Crash) geht nicht zwangsläufig eine warnende Phase mit langsam fallenden Preisen voraus!

Im Gegenteil: Dem Crash kann eine längere Phase mit stabilen Preisen oder auch langsam und stetig steigenden Preisen vorausgehen. Und trotzdem kommt dann recht plötzlich der Crash. Das jetzt die Preise stabil sind und in einigen Gebieten sogar steigen hat nicht viel zu bedeuten.

Die Käufer von Briefmarken sind Sammler und vielleicht (falls es so etwas bei Briefmarken noch relevant gibt) selten irgendwelche Investoren. Wie ist die Altersstruktur der Käufer von Briefmarken? Wie sieht die Nachwuchsentwicklung aus?

Ich würde sagen vereinfacht sieht es so aus: Richtiger Nachwuchs so gut wie keiner. Die Käufer sind im Alter zwischen 40-50 Jahren und über 80 Jahren. Jünger als 40 Jahre: vernachlässigbar selten. Bei fehlendem Nachwuchs -ich sehe da keine Änderung in der Zukunft- kann sich jeder ausrechnen wie es mit den Käufern für Briefmarken (die richtig Geld dafür ausgeben würden) in 20, 30 oder 40 Jahren aussieht.

Was solls: Wenn ich noch lebe, wenn der Crash kommt leiste ich mir, was ich mir jetzt nicht leisten kann. ;)

Viele Grüße
Jensen
 
Briefmarkenburny62 Am: 13.03.2022 16:37:02 Gelesen: 13688# 79 @  
@ Richard

Für den Briefmarkenmarkt ist die jetzige Inflation natürlich ein Segen. Das wird den Preisverfall sogar gänzlich stoppen auf mittlerer Sicht.

@ dietbeck

Ich stimme Ihren Gedankengängen zu. Im Vordergrund steht bei uns das Sammeln und diesbezüglich ist diese Zeit nicht die schlechteste. Aber die Jagd nach Trophäen soll ja Spaß machen und das ist immer irgendwo mit Wertigkeit verbunden.

@ Jensen

Die Frage, was in 50 Jahren ist kann wohl keiner beantworten. Viele Menschen fangen auch erst mit 40-50 an zu sammeln und haben vorher noch nie daran gedacht. Entscheidend ist doch, wie groß die Basis an Briefmarkensammlern in 50 Jahren ist. Abosammler sind dann keine mehr da. Briefmarken auf Briefen ein Relikt der Vergangenheit. Aber wenn sich dann trotzdem 30-50.000 Sammler für Briefmarken interessieren, reicht das doch aus oder? Und wenn es nur 20.000 in Deutschland sind, wird das Hobby auch nicht sterben.

Wir wissen einfach nicht, wie zukünftige Generationen auf Briefmarken, welche im Alltag verschwunden sein werden reagieren. Aber eine Basis (Anzahl unbestimmt) wird es immer geben.
 
Koban Am: 13.03.2022 18:12:06 Gelesen: 13629# 80 @  
Eigentlich wollte ich mich ja zu dem Thema nicht groß äussern. Dennoch auch von mir dazu ein paar kurzen Bemerkungen.

Gemessen an vielen anderen Sammelgebieten, brauchen sich Briefmarkensammler nun wirklich nicht über vermeintlichen Preisverfall beklagen.

Der Preisentwicklung von Massenware (!), die als Beleg für einen vermeintlichen "Preisverfall von Briefmarken" immer wieder angeführt wird, steht die Marktentwicklung von besserem Material klar entgegen.

Ein Blick über den Tellerrand zeigt auf, dass in vielen Ländern das Sammeln von Briefmarken noch in den Kinderschuhen steckt.

Briefmarken sind Kulturgut, sie werden auch in Zukunft gesammelt werden.

meint,
Koban
 
Cantus Am: 13.03.2022 19:55:44 Gelesen: 13549# 81 @  
Eines sollte man bei der Diskussion nicht übersehen. Im Rahmen der Gesamtmenge der Sammler gibt es immer weniger reine Briefmarkensammler, dafür aber immer mehr, die die Belege aus dem Bedarf sammeln, seien es nun Briefmarkenfrankaturen oder markenlose Briefe mit interessanten Stempeln oder Ganzsachen. Das führt automatisch dazu, dass die Nachfrage nach Briefmarken und insbesondere solchen der letzten rund 60 Jahre stark nachgelassen hat, was sich natürlich auch auf die Preise auswirkt, während nach meinem Eindruck der Wert von Belegen zum Teil stark gestiegen ist. Natürlich ist trotzdem Manches viel preiswerter als früher zu haben, z.B. Frankaturen Bund aus den ersten zehn Jahren, einfach deshalb, weil davon viel angeboten wird, in meinen Hauptsammelgebieten ist aber das Material zum Teil sehr knapp, was sich leider immer wieder auf die Preise auswirkt.

Viele Grüße
Ingo
 
Detlev0405 Am: 13.03.2022 21:10:39 Gelesen: 13494# 82 @  
@ Cantus [#81]

Hallo Ingo,

ich kann Deine Beobachtung nur bestätigen. Ich sammle ja ausschliesslich Bedarfsbelege für meine Luftpost der Tschechoslowakei bis 1939, um sie hier im Forum zu besprechen. Mit meinen Einkäufen habe ich vor etwa 10 Jahren begonnen.
Um einen Vergleich hier zu ermöglichen, stelle ich nur mal die Preisrelationen dar. Während ich vor noch 4 Jahren einen Bedarfsbeleg einer Luftpoststrecke für etwa 200 Kc erworben habe, muss ich heute für vergleichbare Belege etwa zwischen 500 - 600 Kc aufwenden. Das sind realisierte Preise. Ich kann also beobachten, das ein Preisanstieg in den letzten 5 Jahren um etwa mindestens 100% real statt gefunden hat.

Dabei spielen noch 2 Faktoren eine Rolle - zum Ersten die Veröffentlichung des Threads hier im Forum und zum Zweiten die Übernahme des Beitrages in den Forschungsberichten der ARGE Tschechoslowakei. Offensichtlich hat die "Öffentlichkeitsarbeit" zur Steigerung des Interesse beigetragen.

Bei meinem Sammelgebiet ist leider kein Preisverfall zu beobachten.

Gruß
Detlev
 
Briefmarkenburny62 Am: 14.03.2022 09:21:53 Gelesen: 13407# 83 @  
@ Cantus
@ Detlev0405

Das in Nischenbereichen es zu Preiserhöhungen kommen kann ist eigentlich nicht verwunderlich. Die Schwankungen hängen hier ja auch von nur wenigen Zu- oder Abgängen von Sammlern ab.

Nehmen wir mal ein Beispiel vor etwa 3 Jahren. Da konnte ich eine Krone, Adler Pfennig/Pfennige Sammlung erwerben, welche alle nach Farben kompetent geprüft und mit sehr schönen Abstemplungen versehen waren. Erstaunlicherweise habe ich für dieses Los in etwa soviel bezahlt, was mich alleine die Prüfungen gekostet hätten. Die Marken gabs sozusagen gratis dazu.

Dasselbe dürfte in vielen Bereichen der Inflationszeit die Realität sein. Und das sind keine Nischengebiete, sondern da wo sich zigtausende Sammler tummeln.

Aber wie Richard schon erwähnte, ist wohl der Tiefpunkt irgendwie erreicht. Er belegt es ja auch mit Zahlen aus den hier laufenden Auktionen. Spannend bleibt das Thema allemal.
 
Heinz 7 Am: 14.03.2022 11:17:01 Gelesen: 13347# 84 @  
@ Briefmarkenburny62 [#71]

Ich stimme dir ganz zu.

Aber allgemeine Aussagen sind problematisch. Es gibt x verschiedene Sammelgebiete.

Wenn wir eine "Katalogsammlung Liechtenstein postfrisch 1945-2020" ansehen, wird wohl niemand einen "Preisverfall seit (z.B.) 2000" in Abrede stehen. Sofern wir aber einzelne Sammelgebiete herauspflücken, können wir durchaus auch Preissteigerungen feststellen, und zwar nicht nur bei Belegen.

vgl zB.
@ Detlev0405 [#82]
@ Cantus [#81]

Ein Sammler sieht Preisanstiege meistens mit "zwei Seelen": Einerseits freut man sich über den Wertzuwachs (der eigenen Bestände), andererseits beklagt man, dass die Einkäufe immer teurer werden. Ich rate aber den Sammlern, die mit steigenden Preisen konfrontiert sind,

@ 22028 [#72]
@ Schwämmchen² [#73]
@ Detlev0405 [#82]

diese Entwicklung als positiv zu werten, denn sie zeugen ja von akut vorhandenem Interesse. Andererseits sind in der Regel sinkende Preise kaum (mehr) aufzuhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist "Schweiz postfrisch ab 1930", das seit 1982 kräftig an Wert verloren hat. Sieht man die abnehmende Zahl der aktiven Sammler, ist die Annahme, dass die "Talsohle" nun erreicht ist, wohl sehr optimistisch.

Gar nicht parallel dazu entwickelt sich aber der Gesamtmarkt Schweiz, wie z.B. die Beobachtungen von Gottfried Honegger ja seit vielen Jahren zeigen. Seine "Gedanken zur Marktlage" und seine Verkaufskataloge seit 1980 (!) zeigen, dass die hohen Preise für Schweiz Klassik sich offenbar weiter am Markt bestätigen.

Auch die Arbeit von Richard ist sehr wertvoll, wenngleich er natürlich nur einen kleinen Bereich (und eine spezifische Käuferschaft) abdeckt. Eine breit angelegte Studie über effektive Verkaufspreise ist aber eine Riesen-Aufgabe, die früher von einigen Sammlern geleistet wurde (siehe Briefmarken-Zeitschriften!), heute aber kaum mehr anzutreffen sind.

Ich denke, der Prozentsatz der (im Verkauf) praktisch "wertlosen" Briefmarken (auch Belege, z.B. Ansichtskarten, Flugpost-Belege) hat sich 2000-2020 stark gesteigert. Darum kann heute problemlos tonnenweise Briefmarken zu Schnäppchenpreisen kaufen. Wer daran Freude hat, und es sind einige, der hat goldene Zeiten. Wer aber bestimmte Raritäten sucht, muss heute (wie bereits früher) stark darauf achten, ob bei seinem Sammelgebiet gerade "Hausse oder Baisse" gilt. Oft genügt es, wenn zwei oder drei starke Käufer plötzlich ausfallen, und ein ganzes Preisgefüge kracht zusammen. Umgekehrt schaukeln sich oft wenige Marktteilnehmer ständig in die Höhe, und Gebiete steigen und steigen.

Es gibt keine allgemein gültigen Regeln!

Ein Wort noch zum Begriff: "Aktien des Kleinen Mannes"

@ Richard [#77]

Ich kenne diesen Ausdruck auch gut, aber bei mir sträuben sich hier die Nackenhaare. Wie oft habe ich den enttäuschten Witwen von Briefmarken-Sammlern schon schonend beibringen müssen, dass die vermeintliche "Geldanlage" des Briefmarken-Geldanlegers ein gewaltiges Verlustgeschäft war? Zudem - und das ist bedauerlich - stiegen die Transaktionskosten beträchtlich (Stichworte: gestiegene Aufgelder an Auktionen, Mehrwertsteuer). Eine "Marge" von 40% zwischen Ankauf und Verkauf ist heute nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das hat dem Briefmarken-Handel sehr geschadet.

Andererseits, und das ist mir wichtig: Ich kenne Dutzende von Fällen, da hat der Verkauf der Briefmarken den Erben grosse Freude bereitet; die Erwartungen wurden weit übertroffen. Oft scheinen die Briefmarken die einzigen werthaltigen "Sachwerte" zu sein, während alles andere dramatisch an Wert verlor (Möbel, Silber, Bücher, auch Schmuck). Oft waren es die "stillen Sammler", die über eine längere Zeit gesammelt haben und die wertvolle Bestände zusammentragen konnten. Bei den "richtigen" Verkäufern erzielen solche Sammlungen dann oft erstaunlich hohe Verkaufspreise. Und alle staunen - bis auf wenige Kenner, die mit verfolgt haben, mit welchem Eifer (und oft auch: mit welchem finanziellen Aufwand) der verstorbene Sammler seine Sammlung aufgebaut hat.

"Preisverfall bei Briefmarken"?: Ja, oft, ABER. (!)

Heinz
 
Chemnitz Philatelie Am: 14.03.2022 11:40:07 Gelesen: 13326# 85 @  
@ Detlev0405

Vielleicht liegt die Preissteigerung der frühen tschechischen Luftpostbelege auch mit an Ihren eigenen Erwerbungen, mit denen Sie natürlich den Markt beeinflussen. Ich habe etwas ähnliches auf einem anderen frühen und seltenen Luftpostfeld bemerkt, für das ich am Anfang meiner Käufe vor ca. zwei Jahren teilweise Belege zu 20 Euro erwerben konnte. Leider sind jetzt Belege nicht mehr unter 100 Euro zu bekommen (vor ca. 15 Jahren lag das dortige Preisniveau bei ca. 200-400 Euro pro Beleg). In der Regel gibt es in solchen Sammelgebieten nur ein oder zwei Sammler, die ernsthaft kaufen, so dass ein weiterer Sammler zu deutlichen Preissteigerungen führen kann.

Auf der anderen Seite gibt es viele Sammelgebiete, die kaum beachtet werden und für die der Preisverfall exorbitant ist.

Aufgrund der Altersstruktur der Sammler in den meisten Sammelgebieten erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass man in fünf bis zehn Jahren viele sehr hochwertige Sammlungen sehr günstig wird erwerben können. Ein australischer Sammler hat meinem Sohn in Bezug auf frühe Ganzsachen der Kolonie Victoria den Rat gegeben, sich beim Erwerb der Raritäten (Essays, Proofs, etc.) dieses Sammelgebietes deshalb Zeit zu lassen.

Ich glaube dies stimmt in Bezug auf viele Sammelgebiete in der Philatelie.

Gruß
Jan
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.