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Thema: Schweiz: Eingehende Briefe
Das Thema hat 200 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 25.08.2018 01:06:54 Gelesen: 68351# 76 @  
@ Heinz 7 [#73]

Hallo Heinz,

ich stimme dir in allen Aussagen zu.

Ich denke, dass dein feiner Brief so lief: Breslau, Görlitz, Dresden, Leipzig, Erfurt, Eisenach, Frankfurt/M., Karlsruhe, Freiburg im Breisgau, Basel.

Alternativ ab Eisenach dann Coburg, Bamberg, Nürnberg, Augsburg, Ulm, Friedrichshafen über den Bodensee. Ich habe keine Präferenz für eine der Routen, würde aber andere ausschließen. Ausweislich der wenigen, mir bekannten Laufzettel aus dieser Zeit, gebe ich mal 50 zu 50.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 25.08.2018 12:20:17 Gelesen: 68314# 77 @  
@ bayern klassisch [#76]

Hallo Ralph,

da waren wir beide wohl nachtaktiv (beide Beiträge unmittelbar nacheinander). :D

Unsere vorgeschlagene Route deckt sich ja ungefähr, sodass man den Weg nun eigentlich gut nachvollziehen kann.

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 25.08.2018 12:48:06 Gelesen: 68307# 78 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#77]

Hallo Kevin,

so ist es - jung und alt schlafen halt mal schlecht bei dieser Witterung.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 25.08.2018 12:59:15 Gelesen: 68303# 79 @  
Hallo liebe Freunde,

ich möchte euch gerne eine neue Errungenschaft vorstellen, die gleich zwei Besonderheiten aufweist.

Aufgegeben wurde der Ganzsachenumschlag am 11.05.1873 in Innsbruck und wurde adressiert an "JH.(?) Wohlgeboren Fräulein Laura (?)" nach Ragaz, Schweiz. Ragaz (heute Bad Ragaz) ist eine politische Gemeinde im Kanton St.Gallen und bildet das touristische Zentrum des Sarganserlandes. Der GU nahm die Route über den Arlberg und Feldkirch in die Schweiz und konnte dem Empfänger zwei Tage später zugestellt werden.

Nun zur Taxierung: Laut Postvertrag vom 01.09.1868 bis zum 01.07.1875 waren einfache Briefe der 1.GS mit 10 Neukreuzern zu frankieren. Unterfrankierte Briefe waren wie gänzlich unfrankierte Briefe zu behandeln, jedoch unter Abzug des Werts der verklebten Marke (hier also 5 Nkr). Frankobriefe kosteten 25 Rappen, Portobriefe das Doppelte (50 Rappen) und umgekehrt 10 Neukreuzer sowie 20 Neukreuzer für einen Portobrief aus Österreich.

Die 5 Nkr. wurden, wie es die Regelung besagte, angerechnet und von der Schweiz in 10 Rappen konvertiert/ umgerechnet. Unfrankierte Briefe kosteten 50 Rappen, abzüglich der 10 Rappen verblieben 40 Rappen, die in Rötel markiert wurden und vom Empfänger eingezogen wurden. Die "Rötel" "12/1/2" dürfte dann die Umrechnung gewesen sein: 5 Nkr. waren zu wenig frankiert, das entsprach 12/1/2 Rappen.

Nun kommen wir zu einer weiteren Besonderheit, nämlich der vorderseitig abgeschlagene zweizeilige Stempel "Bollo Insufficiente" (unzureichend frankiert).

Jetzt kann man sich die Frage stellen, was macht ein italienischer Stempel auf einem österreichischen Ganzsachenumschlag?

Nun eine mögliche Hypothese wäre, dass die Schweiz bekanntlich dreisprachig ist und ggf. der Stempel für Zielländer vorgesehen gewesen ist, in denen man italienisch sprach. Es gibt ja auch den Stempel "affranchissement insuffissant", der evt. für den französischsprachigen Teil der Schweiz bestimmt gewesen ist.
Die Hypothese eines Sammlerfreundes war,dass man den Stempel vermutlich irgendwann aus einem Postbüro der ehemaligen österr. Gebiete Lombardei und Venetien entnommen hat.

Wer kann hierzu mehr sagen?

Liebe Grüße

Kevin


 
Cantus Am: 25.08.2018 13:36:08 Gelesen: 68296# 80 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#79]

Hallo Kevin,

da beide Orte, also Innsbruck und (Bad) Ragaz deutschsprachig sind, bleibt nur die Vermutung, dass man sich dieses italienischsprachigen Stempels (vielleicht aus einer Stempelreserve) bediente, weil gerade kein passender deutschsprachiger Stempel verfügbar war.

Eine zweite, für mich aber nicht nachprüfbare und eher unwahrscheinliche Variante wäre, dass die zentrale Schweizer Postverwaltung damals festgelegt hatte, dass alle solche Sendungen aus dem Ausland mit unzureichender Frankatur einen solchen Stempel in italienischer Sprache zu erhalten hätten. Das passt aber irgendwie nicht zu den vielen anderen Sendungen, für die Nachporto mittels Portomarken erhoben wurde. Oder irre ich mich da?

Viele Grüße
Ingo
 
bayern klassisch Am: 25.08.2018 14:00:25 Gelesen: 68288# 81 @  
@ Cantus [#80]

Hallo Ingo,

m. E. gab es 1873 noch keine Schweizer Nachportomarken.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 25.08.2018 14:09:24 Gelesen: 68283# 82 @  
@ Cantus [#80]

Hallo Ingo,

Nachportomarken gab es erst ab dem 01.07.1878, d.h. dies kann für für diesen Zeitraum nicht in Frage kommen.

Darüber hinaus verwendete man auch den französischsprachigen Stempel "affranchissement insuffissant" auf Auslandsbriefen in die Schweiz, wahrscheinlich gibt´s auch noch einen deutschen Stempel "unzureichend frankiert", das heißt die zweite Hypothese von dir lässt sich streichen.

Ich glaube, es ist so wie du zuerst vermutet hast, nämlich dass man gerade keinen passenden Stempel zur Hand hatte und man demnach den italienischen verwendete.

Liebe Grüße

Kevin
 
SH-Sammler Am: 25.08.2018 17:09:56 Gelesen: 68258# 83 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#79]

Hallo Kevin,

Du hast hier wieder mal einen sonderbaren Beleg mit einigen Fragen dazu. Ein solcher Beleg kann wirklich nur im Team erarbeitet werden, wenn überhaupt.

Der Brief ist adressiert an Laura GOOD (nicht Joos). Im Schweizerischen Telefonverzeichnis gibt es diesen Namen etwa 1000 mal.

Die Taxierung erfolgte folgendermassen, dabei verwende ich Deine Taxangaben:
Fehlender Betrag, ausgehend von der doppelten österreichischen Brieftaxe (20 – 5 = 15 Nkr). 15 Neukreuzer, dividiert durch die einfache Brieftaxe von 10 Neukreuzern, multipliziert mit der einfachen schweizerischen Brieftaxe ins Ausland von 25 Rappen. Das ergibt 37 ½ Rappen welche aufgerundet wurden zu 40 Rappen. Diese Berechnungsart entspricht der UPU Regelung, welche zwar erst 1875 offiziell angewendet wurde. Warum ist denn neben der Marke die 12½ geschrieben? Da wurde fälschlicherweise mit der einfachen fehlenden Taxe gerechnet (5 / 10 x 25 anstelle von 15 / 10 x 25).

Nun zu den Taxvermerkstempeln „Bollo Insuficiente“ resp. zum französischen Stempel „Affr. Insuf.“ Der französische Stempel war auch in weiten Teilen der deutschsprachigen Schweiz im Einsatz, mit der Absicht, diesen auf Briefe in den französischsprachigen Landesteil zu verwenden. Es blieb jedoch nicht bei dieser Einschränkung. Der franz. Stempel wurde nach überall, also auch von/nach deutschsprachigen Orten angewendet. Aus dem Kanton Schaffhausen kenne ich (noch) keinen Abschlag des deutschsprachigen Stempels, dafür mehrmals den franz. Stempel in eine der Schaffhauser Landgemeinden. Und zudem war die offizielle UPU – Sprache (ab 1875) französisch.

Beim italienischen Stempel „Bollo Insuficiente“ wird es schwieriger. Im Stempelwerk gibt es bei der Stempelgruppe AW 16 eine ähnliche Abbildung mit dem Hinweis, dass es sich um einen ausländischen Stempel handeln könnte. Und jener Brief ging nach Navarra, Italien. Andere Schweizer Orte mit einem italienischsprachigen Stempel sind im Stempelwerk nicht aufgeführt. Nun die Frage: Wo kommt denn ein solcher Stempel auf den Brief? Da gibt es sicherlich 2 Möglichkeiten. Die erste wäre am Ort des Absenders oder aber dessen übergeordneter Poststelle. Die zweite Möglichkeit ergibt sich dort, wo der Brief mit dem Nachbarland ausgetauscht wurde.

Bei Deinem Brief sind die Zahlen 40 und 12½ nicht in der gleichen Farbe, also wurde die Nachberechnung an 2 Orten durchgeführt. Und einer dieser Orte hat höchstwahrscheinlich den „Bollo“ draufgegeben, wobei ich auf die Austauschstelle tippe. Ab dort wollte die Schweiz doch ihren Anteil an der Brieftaxe. Das waren 10 Rappen (= Inlandtaxe Schweiz). Da hat man gesehen, dass Österreich mit der 12½-er Taxierung draufgelegt hätte.

So, das wäre meine These. Ich will jedoch nicht behaupten, dass ich die Weisheit mit Eimern eingeflösst bekam. Auch meine These ist also „ohne Gewehr“ (die Aufsicht macht jetzt sicher wieder ein ä, ein Gewähr).

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 26.08.2018 00:08:37 Gelesen: 68235# 84 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#79]

Bevor ich Deinen Brief kommentiere, möchte ich noch an meinen Beitrag 73/74 anknüpfen.

@ Heinz 7 [#74] und {#73]

Rund 120 Kilometer nördlich von Kalisch liegt eine Stadt mit Namen "Hohensalza" (heute) oder Jnowraclaw. Hohensalza ist auf der Karte nicht eingetragen, wohl aber Torun oder Thorn, das ca. 35 Kilometer weiter nordöstlich liegt (siehe Karte). Heute liegen alle drei Orte (Kalisch, Hohensalza, Torun) alle in Polen. Damals aber gehörte Jnowraclaw zu Preussen und zum Norddeutschen Postbezirk.



Auch der oben gezeigte Brief ging an die Adresse Joost in Langnau / Bern. Er musste aber nur mit 2 Groschen frankiert werden! Wir sehen keine Hinweise auf eine Nachfrankatur.

Der Brief erhielt auf der Rückseite zwei Durchgangs- bzw. Ankunftsstempel: Bern und Langnau. Über den langen Weg vorher haben wir keine genauen Bestätigungen in Form von Durchgangsstempeln.

Für die Strecke Hohensalza - Langnau per Auto werden (heute/gemäss Via Michelin) 1328 Kilometer angegeben (Strecke: Posen, südlich von Berlin, Leipzig, Frankfurt Main, Mannheim, Basel, Bern, Langnau). Direkte Luftlinie wären es ca. 1100 Kilometer.

Es erstaunt mich, dass das Porto von nur 2 Groschen für diese lange Reise über Staatsgrenzen ausreichte! Obwohl dieser Brief sicher weniger spektakulär aussieht, als der Brief aus Russland/Kalisch, hat er eine noch längere Reise hinter sich und die zwei Stücke ergänzen sich sehr schön (finde ich).

Schöne Grüsse
Heinz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 26.08.2018 03:12:07 Gelesen: 68224# 85 @  
@ Heinz 7 [#84]

Hallo Heinz,

dein Brief wurde am 03.06.1871 aufgegeben, der Norddeutsche Bund bestand bekanntlich vom 01.01.1868 bis zum 31.12.1871, in den ersten 8 Monaten hätte dein Brief 4 bzw. 5 Silbergroschen gekostet. In diese Periode fällt dein Brief leider nicht, sondern in die Zeit, in der die Einheitstaxen bereits eingeführt worden. Briefe von der Schweiz in den NDP kosteten 25 Rappen und vom NDP in die Schweiz 7 Kreuzer oder 2 Silbergroschen, also deine Frankatur ist ganz gewöhnlich (wobei Kreuzer-Frankaturen m.W. häufiger vorkommen).

Schau mal im Thread Sitzende Helvetia, unter Post #497:

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=6520

Hier habe ich einen Brief umgekehrt von Schweiz in den NDB gezeigt, würde zusammen eine schöne Seite ergeben, also wenn du den Brief mal abgeben willst, bei mir hätte er Platz. :D

Liebe Grüße

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 26.08.2018 11:56:45 Gelesen: 68197# 86 @  
@ SH-Sammler [#83]

Hallo Hanspeter,

Der Brief ist adressiert an Laura GOOD (nicht Joos). Im Schweizerischen Telefonverzeichnis gibt es diesen Namen etwa 1000 mal.

Vielen Dank erst mal für die Korrektur des Namens der Empfängerin!

Nun zur Taxierung:

Ich kann deine Rechnung leider nicht genau nachvollziehen, im Grunde genommen beschreibst du doch aber das gleiche wie ich, nur aus der Sichtweise Österreichs, oder? Nun musst du mir auf die Sprünge helfen, denn ich bin leicht verwirrt. :D

Bezüglich deiner Vermutung zum Stempel:

Die erste [Möglichkeit] wäre am Ort des Absenders oder aber dessen übergeordneter Poststelle. Die zweite Möglichkeit ergibt sich dort, wo der Brief mit dem Nachbarland ausgetauscht wurde.

Bei Deinem Brief sind die Zahlen 40 und 12½ nicht in der gleichen Farbe, also wurde die Nachberechnung an 2 Orten durchgeführt. Und einer dieser Orte hat höchstwahrscheinlich den „Bollo“ draufgegeben, wobei ich auf die Austauschstelle tippe.

Also deiner Meinung nach wurde der "Bollo" Stempel in der Austauschstelle auf den Brief gesetzt, doch nun ist die Frage ja immer noch nicht ganz geklärt warum die Austauschstelle dann einen italienischen Stempel verwendete. Kann es denn sein, dass, wie Ingo auch vermutet hat, einfach zufällig dieser Stempel auf den Brief kam, weil man grade keinen anderen zur Hand hatte?

Auf jeden Fall ein interessanter Brief, der viel Platz zum Grübeln lässt. :D

Liebe Grüße

Kevin
 
SH-Sammler Am: 26.08.2018 12:49:20 Gelesen: 68192# 87 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#86]

Hallo Kevin,

noch etwas zur Schreibweise des Namens Good: Wenn die ganze Adresse in heutiger Schriftart geschrieben ist, warum soll dann der Name in Kurrentschrift stehen? Good mag wohl etwas ungewohnt sein, aber das Telefonverzeichnis ist manchmal eine gute Hilfe.

Hier die Antwort zur Taxberechnung. Ganz generell darf man nicht einfach die fehlende fremde Taxe mit der Währung im Empfängerland gleichsetzen. Also nicht 5 fehlende Neukreuzer = 5 Rappen, dann verdoppeln.

Man muss immer immer das Verhältnis der fehlenden Taxe zur Ausland-Brieftaxe des Absenderlandes ermitteln. Das heisst, wenn 3/4 der (fremdl.) Taxe fehlen, ist dieser "Bruch" (Zähler /Nenner) mit der Brieftaxe (Auslandtaxe) des Empfängerlandes zu multiplizieren. Meistens gilt diese Regel auch bei unterfrankierten Postkarten, obwohl dort die Taxe niedriger ist als die Brieftaxe. Aber das war eine Bestimmung der UPU.

War die Berechnung nun aus Sicht der Schweiz oder aus der Sicht von Österreich? Du hast 2 Zahlen drauf, und die 40 war die Berechnung aus österreichischer Sicht mit Verdoppelung des Briefportos. Die mussten doch der Schweizer Post einen gewissen Betrag verrechnen. Mache Dir eine Excel Tabelle. Darin kannst Du die Zahlen setzen und die Taxierung viel leichter nachvollziehen. Wenn Du "aus Schweizer Sicht" rechnest, kommst Du auf die 12½ Rappen. So stellt sich die Frage, welcher Betrag denn nun beim Empfänger einkassiert wurde. Auch hier wieder meine Ansicht: Ich tippe auf die aufgerundeten 40 Rappen. Sonst hätte man die 12½ verdoppeln müssen zu 25 Rappen. Nur sehe ich das auf dem Brief nicht.

Zum "Bollo" Stempel: Das wird wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Olivier Nosbaum Am: 26.08.2018 21:43:50 Gelesen: 68173# 88 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#85]

Hallo Kevin,

hier ein Link auf den Postvertrag [1], gültig ab dem 1. September 1868, der die Taxen auf 2 Sgr, resp. 25 Rappen festgelegt hat, zwischen dem Neurddeutschen Bunde, Bayern, Württemberg und Baden einerseits und der Schweiz anderseits.

Wie man in dem Beschluss vom 14. November 1868 lesen kann, gilt dieser Vertrag auch für Luxemburg. Das Briefporto wurde somit von 4, resp. 5 Sgr (je nach Destinations-Postamt in der Schweiz) auf 2 Sgr. (entspricht 25 Centimes) gesenkt. Unfrankierte Briefe kosteten 4 Sgr.

Hier nun auch noch ein Brief von Luxemburg in die Schweiz vom 28. Januar 1870, der unter diesen Postvertrag fällt. Es ist einer der 7 frankierten Briefen vor UPU von Luxemburg in die Schweiz, die Marc unter [#62] erwähnte.



beste Grüsse

Olivier

[1] http://data.legilux.public.lu/file/eli-etat-leg-memorial-1868-25-fr-pdf.pdf
 
briefmarkenwirbler24 Am: 26.08.2018 22:22:30 Gelesen: 68165# 89 @  
@ SH-Sammler [#87]

Hallo Hanspeter,

dann vielen Dank für deine Anmerkungen, werde ich bei der nächsten Briefbeschreibung beherzigen.

Man muss immer immer das Verhältnis der fehlenden Taxe zur Ausland-Brieftaxe des Absenderlandes ermitteln

Allerdings habe ich das doch getan, ich habe ja nicht die Währungen gleichgesetzt, sondern schon umgerechnet, wie das Verhältnis zwischen Österreich und der Schweiz ist.

Zum "Bollo" Stempel: Das wird wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben.

Nicht alle Briefe können vollständig geknackt werden, aber mit der Beschreibung kann ich gut leben und wer weiß, vielleicht findet man doch noch irgendwann eine noch plausiblere Erklärung.

@ Olilux [#88]

Hallo Olivier,

erst einmal vielen Dank für den Link, da wird sich sicherlich auch Heinz drüber freuen.

Zu deinem Brief aus Luxemburg in die Schweiz: Ein ganz tolles Stück, sowohl qualitativ als auch die Destination. Gratuliere auch dir zu dem wunderbaren Beleg!

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 27.08.2018 06:21:19 Gelesen: 68150# 90 @  
@ Olilux [#88]

Hallo Olivier,

ein Traumbrief!

Interessant ist die Umrechnung des Weiterfrankos von 10 Rappen mit 10/12 Silbergroschen, obwohl nicht die Reichspost diesen Betrag an die Schweiz zu vergüten hatte, sondern, wie man schön sieht, die badische Bahnpost, die natürlich nur in rheinischen Kreuzern rechnete.

Kannst du mal nachschauen, ob die anderen Briefe auch diese Weiterfrankobesonderheit ausweisen?

Außerdem lief der Brief vermutlich über die bayerischer Pfalz - wenn der mal frei wird, hätte ich auch Interesse daran.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Olivier Nosbaum Am: 27.08.2018 09:04:17 Gelesen: 68133# 91 @  
@ bayern klassisch [#90]

Hallo Ralph,

danke für die Beschreibung des Leitweges.

Hier noch ein Brief, der über Deutschland lief. Der Scan ist entnommen aus dem Katalog der 75. Ladewig Auktion von Dezember 1995. Zu erkennen ist eine Frankatur von 37,5 centimes (3 Sgr.). Portogerecht wären 4 Sgr., und ich bin der Meinung, dass eine Marke zu 12,5 centimes (1 Sgr.) rechts oben abgefallen ist/abgelöst wurde. Den Brief hatte ich im Jahr 2015 geschätzte 30 Sekunden in der Hand. Das Jahr auf dem Poststempel kann ich leider nicht erkennen.



Die Rückseite ist mir leider nicht bekannt.

beste Grüsse

Olivier
 
bayern klassisch Am: 27.08.2018 12:40:15 Gelesen: 68113# 92 @  
@ Olilux [#91]

Hallo Olivier,

es muss ein Brief vor dem 1.9.1868 sein - das Datum kann ich leider nicht erkennen.

Das Weiterfranko ist mit 2 Silbergroschen = postalisch 6 Kreuzern ausgewiesen. Demnach 3 Groschen für den Postverein = Luxemburg und 2 Groschen für die Schweiz.

5 Sgr. entsprachen 5 x 12,5 = 62,5 Centimes, somit fehlen 2 Marken a 12,5 Centimes, wie du schon vermutet hast. Auch unten ist der Brief nicht komplett.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Olivier Nosbaum Am: 27.08.2018 13:48:01 Gelesen: 68106# 93 @  
@ bayern klassisch [#92]

Hallo Ralph,

von Luxemburg nach Wangen betrug das Porto 4 Sgr. und keine 5 Sgr.
Anbei findest du die Liste der schweizer Postanstalten wo der einfache Brief unter einer Unze von Luxemburg in die Schweiz 4 Sgr. kostete. Wangen befindet sich in dieser Liste. Die Tabelle ist entnommen aus " Manuel postal ou recueil des tarifs usités dans les bureaux de poste du Grand-Duché de Luxembourg" von 1861, zusammengesetzt von N. Mallinger, Postcommissar in Luxemburg.

Falls du weitere Informationen zu einem 5 Sgr. Tarif hast, würde dies mich interessieren.



beste Grüsse

Olivier
 
bayern klassisch Am: 27.08.2018 16:20:58 Gelesen: 68092# 94 @  
@ Olilux [#93]

Hallo Olivier,

bis zum 31.8.1859 lag Wangen im 2. Rayon von der badischen Bahnpost aus gerechnet (und so kam er in der Schweiz an). Daher ist auch 2 Sgr. und 6 Kr. für den 2. Rayon vermerkt worden.

Ab 1.9.1859 lag Wangen im 1. Rayon von der badischen bzw. jeder anderen Bahnpost aus ausgerechnet (nur Württemberg könnte theoretisch noch in Frage kommen, da über Bayern keine Post von Luxemburg via Bodensee lief).

Leider weiß ich nicht, von wann dieser Brief datiert. Auch kenne ich mich mit Luxemburger Briefmarken gar nicht aus, kann also auch nicht über die Marke(n) bzw. deren Entwertung urteilen, ob sie vor dem 1.9.1859, oder danach zu datieren sind.

Alternativ: Wäre der Brief nach dem 1.9.1859 aufgegeben worden, läge Wangen, wenn man alles richtig berechnet hätte, nur im 1. Rayon zur Schweiz und wäre dann bei 2 Sgr. bzw. 6 Kreuzern Weiterfranko ein Brief der 2. Gewichtsstufe gewesen, der 8 Silbergroschen = 24 Kreuzer total gekostet hätte. In dem Fall wäre eine ursprüngliche Frankatur in Höhe von 100 Centimes auf dem Brief gewesen.

Ausschließen kann man das nicht, zumal der Brief offensichtlich verkürzt ist und niemand heute wissen kann, wie groß er einst war. Vielleicht waren auch auf einem heute entfernten Briefteil weitere Marken aufgeklebt gewesen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 27.08.2018 16:31:54 Gelesen: 68087# 95 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#79]

Liebe Freunde,

ich möchte nochmals zurück kommen auf den feinen Brief von Kevin, der unterfrankiert in die Schweiz lief.

Ich habe aus dem bayerischen Reglement zu diesem Postvertrag, der, bis auf die Währung, genau den anderen Verträgen der Vertragsstaaten entsprach, die diesen Vertrag gemeinsam mit der Schweiz ratifizieren, den entsprechenden Passus kopiert und stelle ihn hier als Scan zur Verfügung:

Der Wert der unzureichend frankierten Marken, hier 5 Neukreuzer, war von Österreich der Schweiz zu vergüten, daher die Reduktion in 12 1/2 Rappen, dem Äquivalent der frankierten 5 Neukreuzer. Dann musste der bayerische/badisch/württembergische/norddeutsch/österreichisch/luxemburgische Taxanteil von 30 Rappen/9 Kreuzern rheinisch/15 Neukreuzern/3 Silbergroschen/37 1/2 Centimes der Schweizerischen Abgabepost angerechnet = belastet werden.

Ich hoffe, damit ist der Brief geklärt. Im übrigen ist bei einem Postvertrag das genaue Prozedere nur in den seltensten Fälle geeignet, Problembriefe zu erklären, weil es nicht Sinn und Auftrag eines Vertrages sein konnte, die internen Be- und Abrechnungen zu schildern - das hätte jeden Vertrag unnötig und extrem aufgebläht.

Wenn man aber nicht die Reglements, die Ausführungs- und Manipulationsbestimmungen hat oder kennt, ist man i. d. R. aufgeschmissen.

Liebe Grüsse,
Ralph


 
Olivier Nosbaum Am: 27.08.2018 17:15:42 Gelesen: 68078# 96 @  
@ bayern klassisch [#94]

besten Dank Ralph für diese tolle Antwort.

Die Marken wurden erst Ende September 1859 an die Post geliefert und die erste bekannte Verwendung der 12,5 centimes Marke ist von Mitte 1860. Also müsste der Brief tatsächlich in der 2. Gewichtsstufe gewesen sein, und es fehlen 5 Silbergroschen, was bestmöglichst mit 3 Marken zu erledigen war.

Wo finde ich die besten Informationen (Reglements, Verträge, postalische Literatur, ...) zur Berechnung der Höhe des Weiterfranco durch Deutschland?

beste Grüsse

Olivier
 
bayern klassisch Am: 27.08.2018 17:43:43 Gelesen: 68073# 97 @  
@ Olilux [#96]

Hallo Olivier,

primär in den Verträgen, denen Anhänge beigegeben waren, welche Orte im 1. und nicht im 1. Rayon lagen (damit automatisch im 2. Rayon). Im Postvertragsprojekt des DASV [1] findet man einiges.

Auch kann man die beiden Bücher von Dr. Karl Zangerle "Handbuch der Auslandstaxen der süddeutschen Postgebiete ..." nehmen, wo das meiste über die Verträge und die Umsetzung derselben zu lesen ist.

Ich habe die bayerischen Verordnungen bis 1875 alle hier und mache dir gerne Scans davon.

Liebe Grüsse,
Ralph

[1] https://www.dasv-postgeschichte.de/pv/pv_main.asp
 
briefmarkenwirbler24 Am: 27.08.2018 18:49:06 Gelesen: 68063# 98 @  
@ bayern klassisch [#95]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die entsprechende Verordnung, die ja universal anwendbar ist (bei den von dir genannten Gebieten).

Die "Rötel" "12/1/2" dürfte dann die Umrechnung gewesen sein: 5 Nkr. waren zu wenig frankiert, das entsprach 12/1/2 Rappen.

Der Wert der unzureichend frankierten Marken, hier 5 Neukreuzer, war von Österreich der Schweiz zu vergüten, daher die Reduktion in 12 1/2 Rappen, dem Äquivalent der frankierten 5 Neukreuzer.

So ähnlich habe ich es ja geschrieben, bloß nicht erwähnt, dass Österreich den Wert der frankierten Marken der Schweiz vergüten musste.

Ich habe noch im Parallelforum folgende Zusatzinformation bekommen:

"In Tirol galt ein vergünstigtes Grenzporto wenn der Zielort in der Schweiz nur 7 geographische Meilen entfernt ist. Vielleicht wohnte der Absender etwas westlicher von Innsbruck (z.B. Wenns), kannte diese Portovergünstigung und dachte sie sei auch von Innsbruck anwendbar, was aber nicht ging."

Damit wäre auch der Grund geklärt (zumindest eine Hypothese) warum der Absender bloß 5 Nkr anstatt 10 Nkr verklebte.

Nun sollten aber wirklich alle Eckdaten bzgl. der Taxierung des Briefes geklärt sein. :D

In diesem Sinne, vielen Dank an alle, die so eifrig bei der Aufklärung mitgeholfen haben, das nenne ich Teamwork!

Liebe Grüße

Kevin
 
Olivier Nosbaum Am: 28.08.2018 10:20:08 Gelesen: 68027# 99 @  
@ bayern klassisch [#97]

Hallo Ralph,

nochmals Danke für die Informationen.

Hier noch ein Brief aus der Bundesfestung Luxemburg nach Basel, versendet am 23. April 1865, portogerecht frankiert mit 4 Sgr. (siehe Tabelle unter [#93]). Das Weiterfranko ist hier 1 Sgr.

Der Scan ist entnommen aus dem Artikel "Bundesfestung Luxemburg" Seite 57, von Carlrichard Brühl, veröffentlicht in der Mitteilung 60 (August 1985) des Berliner Philatelisten-Klub von 1888.



Es ist der mir bis dato einzig bekannte frankierter Officier Brief von Luxemburg in die Schweiz.

beste Grüsse

Olivier
 
bayern klassisch Am: 28.08.2018 12:25:19 Gelesen: 68012# 100 @  
@ Olilux [#99]

Hallo Olivier,

ja, das ist eine Granate, die jeder Sammler gerne hätte, wohl auch wir. :-)

Leider, und ich finde das äußerst schade, werden bei den meisten philatelistischen Werken keine Rückseiten gezeigt, was nicht sehr für den Forschungs- und Erkenntnisstand der Handelnden spricht.

Hier hat sogar der Absender via Trier vermerkt, wollte also auf keinen Fall die Leitung über Frankreich, was wohl die Alternative gewesen wäre.

Es wäre in diesem Zusammenhang äußerst interessant zu sehen, in welchem quantitativen Verhältnis Briefe aus Luxemburg nach der Schweiz über Frankreich bzw. über Deutschland liefen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

Das Thema hat 200 Beiträge:
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