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Thema: Hervorragende Sammlungen - Kap der Guten Hoffnung
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Heinz 7 Am: 02.05.2020 12:48:01 Gelesen: 14023# 1 @  
Liebe Leser,

ausführliche Beiträge zu den seltensten und wertvollsten Briefmarken der Welt weckten bei mir den Wunsch, einige Gedanken zu schreiben zu den besten Sammlungen von ausgewählten Gebieten. Aus aktuellem Anlass verglich ich ein paar Sammlungen zum Thema "Kap der Guten Hoffnung" (Südafrika).

Ein Blick in einen Michel-Katalog könnte uns schliessen lassen, dass dies eine recht überschaubare Materie sei. Ein, zugegeben: nicht ganz taufrischer Katalog (Jahr 1968/69, Übersee Band 2), zeigt uns folgende Ausgaben:

1853: 1. Ausgabe, Dreiecke, 4 Werte (Michel Nrn. 1-4)
1861: 2. Ausgabe, Dreiecke, Holzschnitte, 2 Werte (Michel Nrn. 5+6)
1864: Ergänzungswert; "vermutlich Probedruck"
1864 ff: 3. Ausgabe: Allegorie: "Hoffnung mit Anker" (viereckig) (Michel Nrn. 7 - 39)
1893: 4. Ausgabe: Allegorie: "Hoffnung stehend" (Michel Nrn. 40 - 50, 52)
1900: 5. Ausgabe: Kapstadt mit Hafen (Michel Nr. 51)

Die dritte Ausgabe kann man noch unterscheiden in "Marke mit Unrandungslinie" und "Marke ohne Umrandungslinie". Zu dieser dritten Ausgabe gibt es eine verwirrende Vielfalt von Wert-Aufdrucken.

Aber auch die Ausgabe 1853-1864, die bei Michel nur 6 Nummern umfassen, sind bei den britischen Spezialisten viel detaillierter katalogisiert. Stanley Gibbons listet statt 6 immerhin 22 Hauptnummern, wobei die berühmten Farbfehldrucke der Holzschnitte 1861 die Nummern 15 und 16 tragen und eine grosse, auffällige Retouche die Nummer 17. Dazu arbeitet Stanley Gibbons auch mit Zusatznummern (z.B. SG 7, 7a, 7b, 7c) für Papierabarten und Farbnuancen. Es wird rasch konmpliziert.

Mehrere grosse Sammler beschränkten ihre Sammlung sogar auf die berühmten "Triangulars" und vernachlässigten die 3. Ausgabe und fortfolgende ("Rectangulars"). Wer nun denkt, diese Beschränkung gebe nicht genug "Stoff" für eine interessante Sammlung, der kann rasch belehrt werden: es gibt beeindruckend umfangreiche Sammlungen nur der Nummern 1-22 (Nummern nach Stanley Gibbons).

Vermutlich nicht die finanziell wertvollste Sammlung von "Cape", aber sicherlich eine der schönsten (und sehr teuren) Sammlung trug ein Brite zusammen, der 1910-1982 lebte: Maxwell Joseph (später: Sir Maxwell Joseph FRPSL).



Er war Gründer einer grossen britischen Hotelkette (siehe: "Wikipedia (englisch)": "Maxwell Joseph"). Kurz nach seinem Tod (22.9.1982) wurde bei Sotheby's London seine vermutlich "unvergleichbare" Sammlung verkauft. Der Handbuch-ähnliche Auktionskatalog ist eine Zierde für jede Bibliothek.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.05.2020 14:52:02 Gelesen: 13979# 2 @  
@ Heinz 7 [#1]

Wenige Wochen nach dem Tod des Sammlers Sir Maxwell Joseph FRPSL konnte das Auktionshaus Sotheby's London eine denkwürdige Auktion durchführen. Dazu wurde ein Handbuch-ähnlicher Katalog herausgegeben.



Auf 316 Seiten wurden in diesem festgebundenen Katalog 1333 Lose angeboten. Wir können das Angebot auf 5 Kapitel einteilen:

122 Lose Vorphilatelistische Zeit / Postal History (ab 1652)
33 Lose Versuchsdrucke der Triangular Stamps
11 Lose Nachdrucke der Triangular Stamps
1018 Lose Briefmarken: Triangulars & Rectangulars 1853-1904
149 Lose Mafeking Siege, 1900

Die Sammlung umfasst nicht weniger als 984 Lose "Triangulars", wobei zwei Lose (1068 und 1150) Sammellose waren. Los 1150 umfasste allein 740 "items" mit einem Katalogwert von GB£ 438'000 (1982!), die zu einem "Estimate" von GB£ 20'000-25'000 angeboten wurden. Von den berühmten "Woodblocks" (Holzschnitten) beinhaltete die Sammlung 323 Stück, wovon 250 als Einzellose angeboten wurden und 73 Stück in der "Restsammlung" (Los 1150).



Nicht weniger als 26 Farb-Fehldrucke waren enthalten und vier Fourpence black.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.05.2020 15:47:50 Gelesen: 13953# 3 @  
@ Heinz 7 [#2]

Dem aufmerksamen Leser fällt auf, dass keine Stanley-Gibbons Nummern 15, 16 und 17 in der Sammlung enthalten sind. Dieser Eindruck stimmt aber nicht.

Stanley Gibbons war ein hervorragender Berufs-Philatelist, der eine grossartige Karriere realisieren konnte und mit seinen Briefmarkenkatalogen und seinen Aktivitäten unsterblich wurde.

Noch 1939 katalogisierte er die Triangulars mit den Nummern 1-22

Dabei waren:
no. 15 = Errors of colour = 1d. pale milky blue
no. 15a = pale bright blue
no. 16 = 4d. vermilion
no. 16a = carmine
no. 17 = Variety. Retouch or repair to right-hand lower corner of state

Also die zwei Farbfehldrucke und die grosse Retouche.

Irgendwann später hat aber der Verlag Stanley Gibbons die Katalogisierung geändert und offenbar die Nummern 15-17 aufgehoben und die Marken neu-katalogisiert.

Aus SG no. 15 wurde SG no. 13c
aus SG no. 15a wurde SG no. 13ca
aus SG no. 16 wurde SG no. 14e
aus SG no. 16a wurde SG no. 14ea
aus SG no. 17 wurde SG no. 14aa

Obwohl ich ein gewisses (sogar: sehr grosses!) Verständnis dafür habe, dass z.B. die One Penny Woodblock 1861-Fehldruck-Marke (hellblau) in Verbindung gebracht wird mit der "regulären" One Penny Marke (vermilion oder carmine), gefällt mir die Neu-Numerierung nicht, und ich hätte es vorgezogen, wenn die Katalog-Redaktoren bei den alten Nummern geblieben wären. Wenn sonst z.T. sehr rasch neue Hauptnummern verteilt wurden (für geringfügige Papier-Unterschiede z.B), wäre es m.E. auch vertretbar (und übersichtlich!) gewesen für eine so markente Abart wie einen Farbfehldruck eine NEUE Hauptnummer zu vergeben.

Oder - wenn schon - hätte ich die One Penny hellblau Marken bis SG 14 eingereiht und die Four Pence rot bei SG 13. Aber man hat mich ja nicht gefragt.

Der Blick auf die Tabelle oben zeigt: bei Maxwell Joseph war die (alte) Nummer SG 15 sehr wohl vertreten, und zwar gleich mit 15 (!) Exemplaren, und die alte Nummer SG 16 mit 11 Exemplaren. Dazu finden wir 19 Retouchen in der Sammlung von Sir Maxwell Joseph.

Da kann man vor Respekt nur den Hut ziehen und eine tiefe Verneigung anschliessen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.05.2020 12:05:27 Gelesen: 13902# 4 @  
@ Heinz 7 [#3]

Ich möchte nun den Inhalt der Sammlung Maxwell Joseph genauer unter die Lupe nehmen, und den Wert der Sammlung kritisch betrachten.

Ich denke, wir kommen nicht umhin, uns Gedanken zu machen zur Geldwert-Entwicklung, wenn wir über so lange Zeiträume Werte und Preise vergleichen. Ich habe schon oft darauf hingewiesen, dass z.B. GB£ 1'000 heute nicht mehr einen grossartigen Wert darstellen. GB£ 1'000 waren aber früher ein Vermögen wert.

Exkurs:

Ein britisches Pfund war einmal viel Geld wert. Warum insbesondere der Zerfall des Wertes in gewissen Zeitperioden so dramatische Ausmasse annahm, kann ich nur, teilweise, erahnen und die Ursachenforschung wäre Stoff für eine gute Dissertationsarbeit für einen Wirtschaftsstudenten. Gewisse Entwicklungen können aber manchmal auch von Wissenschaftlern nicht schlüssig erklärt werden. Ich halte mich deshalb heute mit Kommentaren zu dieser Entwicklung zurück und beschränke mich weitgehend auf das Aufzeigen der Entwicklungen.

Das britische Pfund war im Januar 1914 CHF 25.28 wert, gemäss Statistik der Schweizerischen Nationalbank (Devisenmarkt, G1, monatliche Devisenkurse). Dies änderte sich wenig, über viele Jahre, bis im September/Oktober 1931 das Pfund deutlich an Wert verlor.

Sept. 1931 = CHF 23.163
Dez. 1931 = CHF 17.243 (= minus 26%)

Weil sich gleichzeitig der US$ zum CHF kaum bewegte, muss es ein britisches Problem gewesen sein. Die Ursachen dürften in der Weltwirtschaftskrise zu suchen sein, welche gemäss Geschichtsbuch im Juli 1931 einen Höhepunkt erreicht hatten. Wir wissen, dass Ende September 1931 die Bank von England den Goldstandard ausser Kraft setzte. Dies schwächte das Pfund massiv.

Zwar erholte sich der Wert des GB£ wieder (bzw. der Schweizer Franken geriet unter Druck; Oktober 1936). Inwieweit dies mit der Abwertung des Französischen Francs (Sept. 1936) zusammenhing, weiss ich nicht genau, aber damals stieg der Wert des GB£ gegenüber dem Schweizer Franken um 37 %.

Sept. 1936 = CHF 15.511
Okt. 1936 = CHF 21.301 (= plus 37 %)

Doch bald schon sank der Wert des Pfundes wieder (unter CHF 18.00, Sept. 1939), blieb dann aber recht stabil bis August 1949. Im Oktober 1949 aber sank der Wert dramatisch, um rund 30 % und pendelte sich beim Kurs um CHF 12.00 ein, der für lange Zeit wieder Bestand hatte.

Ab ca. Oktober 1967 setzte dann aber ein dramatischer „Sinkflug“ ein:

1967.10: CHF 12.08
1967.12: CHF 10.392
1972.11: CHF 8.9237
1974.08: CHF 6.992
1976.03: CHF 4.9912
1977.12: CHF 3.8518
1978.10: CHF 3.0829 (Tiefpunkt, Wertverlust rund 74 % seit Oktober 1967)
 

Diese Zahlen werden die deutschen Leser vielleicht überraschen, weil meines Wissens die Entwicklung gegenüber der Deutschen Mark nicht so drastisch ausfiel. Diese Jahre gingen einher mit einem Höhenflug des Schweizer Frankens, der sich auch gegenüber dem Dollar stark aufwertete (in derselben Zeitperiode verlor der US$ = -65%).

Die Situation beruhigte sich wieder etwas, doch eine Trendwende stellte sich nicht mehr ein. Im Februar 1995 sank das GB£ unter CHF 2.00. Heute steht es bei ca. CHF 1.20.

Es ist darum wesentlich, ob eine Betrachtung aus Sicht von London oder aus Sicht von Zürich erfolgt. Ich studiere die Entwicklungen hauptsächlich aus der Perspektive der Schweiz.

Heinz
 

Heinz 7 Am: 03.05.2020 13:04:04 Gelesen: 13880# 5 @  
@ Heinz 7 [#4]

1982, zum Zeitpunkt des Verkaufes der "Cape of Good Hope"-Sammlung von Sir Maxwell Joseph, hatte das britische Pfund eine dramatische Werteinbusse hinnehmen müssen. Als 20 Jahre zuvor die Kap-Sammlung von Maurice Burrus verkauft wurde (27.11.1962), galt das GB£ noch CHF 12.091, jetzt, im Oktober 1982 war es nur noch CHF 3.6807!

Ein Preis von GB£ 100 zur Zeit der Auktion von Ende Oktober 1982 ist heute (nach meiner Methode der Umrechnung) ca. CHF 690 wert. Ein Preis von GB£ 100 zur Zeit "Burrus" (November 1962) hingegen: CHF 4289, also mehr als 6 x mehr!

Dass dies auch auf die Bewertung der Briefmarken einen Einfluss hatte, ist verständlich. So hat meines Erachtens der US-Standardkatalog Scott den Wertverlust des US$ zu wenig reflektiert (naheliegend: die USA sehen sich nicht erst seit heute oft als Zentrum der Welt), auch über einige Katalogpreis-Entwicklungen in anderen Welt-Katalogen kann man sich nur wundern.

In den Stanley Gibbons Katalogen sieht man zum Teil Preiserhöhungen, die wohl auf die internationalen Wertentwicklungen Rücksicht nahmen. Der Wertverlust des Britischen Pfundes wurde also zum Teil durch Katalogpreis-Erhöhungen (nominal, in GB£) wieder ausgeglichen.

Da aber gleichzeitig eine Wertentwicklung auf dem Briefmarkenmarkt stattfand, ist es kaum auseinanderzuhalten: was ist nun währungsbedingt, was Philateliemarkt-bedingt und was ist schlicht unerklärlich? ... ?

Nun, wir müssen nicht versuchen, aus dem Ganzen eine exakte Wissenschaft zu machen (es wird uns wohl auch nicht gelingen), aber interessant ist es schon, zu vergleichen, wie sich gewisse Preise entwickelt haben.

Vielleicht interessieren sich die Leser, welche Marken denn bei Sir Maxwell Joseph besonders wertvoll waren, und auch: WIE WERTVOLL sie denn 1982 waren... ?

Die Auktion 1982 war ein besonderes Ereignis. Auch Prof. Carlrichard Brühl schrieb begeistert, welche hohe Qualität der Auktionskatalog 1982 von Sotheby's aufwies. Die mehr als 300 Seiten des Kataloges sind weitgehend in wunderbarem Farbdruck erfolgt, sodass wir das Angebot in seiner ganzen Pracht geniessen können. Auch geringwertige Werte wurden teils in exzellentem Farbdruck wiedergegeben; nicht nur die teuren Spitzenwerte.

Ich erwähnte schon, dass die Sir Maxwell Joseph Sammlung nicht weniger als 1333 Lose umfasste. Sehr viele dieser Lose waren eher geringwertig. Ca. 626 der 1333 Lose (also 47 %!) hatten einen unteren Schätzpreis von weniger als GB£ 100 (heute ca. CHF 690). Dennoch waren unzählige dieser kleinen Lose trotzdem abgebildet.



Hier z.B. ein Auszug aus der Fototafel 133: Sechsmal wurde die SG.no. 21 angeboten: 4 x ungebraucht, zweimal ungebraucht im Paar. Die Lose hatten einen (unteren) Schätzpreis von (nur) £ 100, 100, 80, 40, 200 und 200, waren aber alle in wunderbarem Druck farbecht wiedergegeben.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.05.2020 18:26:13 Gelesen: 13811# 6 @  
@ Heinz 7 [#2]

Ich habe schon gezeigt, wie sich die Sammlung von Sir Maxwell Joseph zusammensetzte. Neben der Mengen-Betrachtung (Anzahl Lose) ist auch die wertmässige Betrachtung meines Erachtens sehr aufschlussreich.

Die 122 Lose (1-122) mit dem zum Teil sehr interessanten Vorphila-Teil waren wertmässig nicht hoch angesetzt, mit einem unteren Schätzpreis von nur GB£ 4'440, also im Schnitt nur ca. GB£ 36 pro Los. Deutlich teurer waren die Probedrucke (33 Lose; 123-155) mit GB£ 6'770, die Nachdrucke bildeten nur eine kleine Gruppe (11 Lose, 156-166; GB£ 880). So richtig lanciert wurde die Auktion dann ab Los 167, den Briefmarken ab 1853 (Stanley Gibbons No. 1-4; am Donnerstag-Morgen wurden davon 141 Lose verkauft; GB£ 25'300).

Am Nachmittag des 28.10.1982 ging es weiter mit 343 Losen (S.G. No. 5-12a). Die ersten ganz hoch geschätzten Marken kamen zum Ausruf, wie die Fourpence black (siehe dazu auch:)

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=231540

Nicht weniger als vier Exemplare dieser seltenen Marke wurden hier angeboten. Zur Erinnerung: Leon N. Williams konnte 1989 nur 11 Exemplare auflisten! Die Lose 634-637 waren sicherlich ein weiterer Höhepunkt der Auktion: vier gebrauchte Marken der Fourpence black



Los 634 = Williams Census No. IV = Estimate: GB£ 4'000; Hammer Price GB£ 5'750 + 10 % Aufgeld = GB£ 6'325.
Los 635 = Williams census No. V = Estimate: GB£ 4'000; Hammer Price GB£ 4'000 + 10 % Aufgeld = GB£ 4'400.
Los 636 = Williams census No. VIII = Estimate: GB£ 3'000; Hammer Price GB£ nicht ganz klar, ca. GB£ 3100+ Aufgeld = ca. GB£ 3'470 (nach Angabe L.N. Williams, 1997)
Los 637 = Williams census No. XI = Estimate nur GB£ 800 (Mängel); Hammer Price: GB£ 2'900 + 10 % Aufgeld = GB£ 3'190.

Das war sicherlich ein beeindruckender Leistungsausweis, gleich vier dieser enorm seltenen Marken vorweisen zu können. Die Ergbenisse dafür waren respektabel, aber nicht sensationell (meines Erachtens), da die Seltenheit dieser Werte ja auch extrem hoch ist.

Um auf einen Vergleichswert zu heutigen Werten zu kommen, sollte man das Ergebnis ca. mit Faktor 6.9 multiplizieren. Los 634 erreichte also (nach meiner Rechnung) einen Wert von CHF 43'670 (Vergleichs-Wert Ende 2019). Das ist für Marken dieser Seltenheit und bei der Beliebtheit des Gebietes Kap der Guten Hoffnung nicht übertrieben viel. Preisdämpfend ist sicherlich, dass man auch heute erst recht wenig Genaues über diese Marke weiss.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.05.2020 20:43:11 Gelesen: 13762# 7 @  
@ Heinz 7 [#6]

Am 29.10.1982 startete der zweite Tag dieser denkwürdigen Auktion. Mengenmässig kamen nur wenig mehr Lose zum Verkauf, aber wertmässig waren es rund 78 % des Gesamt-Angebotes.



Ich habe leider keine Liste der erzielten Preise, aber die Angaben der Schätzpreise sind ein guter Ersatz für diese Informationen. Wir sehen, dass die Joseph-Sammlung einen Gesamt-Schätzwert von ca. GB£ 472'645 aufwies; nach meiner Umrechnung entspricht dies etwa einem Wert von CHF 3'263'330 (per Ende 2019). Dies ist also eine sehr bedeutende Sammlung!

Ich habe bereits erwähnt, dass viele Lose nur geringe Schätzpreise hatten. Aber unter den vielen Stücken der Sammlung gab es auch viele Lose mit hohem Schätz-Wert. Nicht weniger als 46 Lose hatten einen (unteren) Schätzwert von GB£ 2'000 oder mehr (das entspricht einem Wert von ca. CHF 13'800 - 2019). 3 Lose habe ich bereits oben im Bild gezeigt (Lose 634-636).

11 Lose erreichten gar mindestens GB£ 5'000 (unterer Schätzpreis), was nach meiner Rechnung heute (Ende 2019) CHF 34'500 entspricht. Vielleicht interessieren sich die Leser für die am höchsten geschätzten Lose? Es handelt sich um 10 Einzellose und um das Sammellos 1150, von dem ich oben schon gesprochen habe, siehe [#2].

Platz 10 der Schätzpreise erreichte Los 1229:



Los 1229 ist ein Dreierstreifen auf Fragment, Siege of Mafeking, 1900, 1s. auf 4d. grün und violet-braun, Abart: doppelter Aufdruck, davon einer kopfstehend. Der untere Schätzpreis gemäss Auktionskatalog Sotheby's war: GB$ 5'000.

Auf Platz 7 kamen drei Lose mit je GB£ 6'000 unterem Schätzpreis.



Los 694 war ein Brief von 1861 von Südafrika nach London, frankiert mit Paar "Woodblock 1861" 1 Penny (S.G. 13) + 4 Pence (Ausgabe Perkins & Bacon, 1853).



Los 732 war der vielleicht beste Farbfehldruck "1 Penny, milky blue" (S.G. no. 13c)



Los 1272 war ein kompletter Bogen der Mafeking One Penny Bicycle Stamps (S.G. no. 18)

Dass zwei der zehn wertvollsten Einheiten den Ausgaben von Mafeking angehören, zeigt, dass dieses Gebiet grosse, hoch bewertete Raritäten enthält. Genau genommen sind es sogar drei von zehn. Doch davon mehr, morgen, wenn es mir möglich ist.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 04.05.2020 10:32:07 Gelesen: 13717# 8 @  
@ Heinz 7 [#6]

Ich habe oben gezeigt, welche Lose die höchsten Schätzpreise belegten an der Auktion Sir Maxwell Joseph (Sotheby's London 1982). Das Sammellos 1150 (mit 740 items) mit einem Schätzpreis von GB£ 20'000 behandle ich dabei "ausser Konkurrenz", sondern ich betrachte nur die Einzellose.

Beim Studium des 312-seitigen Auktionskataloges sehen wir:

Platz 4: Est. GB£ 8'000: 1 Los
Platz 5: Est. GB£ 7'000: 2 Lose
Platz 7: Est. GB£ 6'000: 3 Lose
Platz 10: Est. GB£ 5'000: 1 Los

Zur Erinnerung: GB£ 8'000 von damals entsprechen nach meiner Umrechnung einem Wert von ca. CHF 55'235 (Ende 2019).

Die zwei Lose mit einem Estimate von GB£ 7'000 waren:



Los 717 - Ein beeindruckender Sechserblock der Stanley Gibbons Nummer 13a = Woodblock, 1 Penny carmine. Das wäre nach Michel dann wohl eine Nr. 5b. Der Sechserblock ist gemäss Katalog "unique", also einmalig und er hat eine sehr interessante Provenienz (ex Burrus, 1962, und Maria de la Queillerie, 1970). Diese zwei Namen sollte sich der interessierte Leser merken, denn sie stehen für Besitzer von grossartigen Cape of Good Hope-Sammlungen.



Ich habe oben bereits erwähnt, dass die Marken des Siege of Mafeking 1900 eine beeindruckende Rolle einnehmen konnten in der Sammlung von Sir Maxwell Joseph. Am höchsten bewertet war dabei Los 1287, welches das Porträt von General Baden Powell zeigt, und dies gleich im Viererblock (Stanley Gibbons no. 19).

Das Los mit einem unteren Schätzpreis von GB£ 8'000 war:



Los 1149 ist ein sehr seltenes Exemplar (ein Paar) der S.G. no. 22 mit Wasserzeichen "Krone CC" liegend. Bei Michel ist die Marke katalogisiert nach der Nr. 4 II mit Nummer I (= römisch eins) "Vermutlich Probedruck" (gemäss Michel 1968/69, Übersee, Band 2). Das Paar war in der Sammlung D'Arcy Hall (= grosse Cape-Sammlung).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 04.05.2020 14:44:47 Gelesen: 13673# 9 @  
@ Heinz 7 [#2]



Auf der Titelseite des Auktionskataloges ist ein optisch sehr schönes Stück abgebildet: ein Viererblock der Ausgabe "1861 Woodblocks, One Penny, vermilion, S.G. no. 13". Der Viererblock ist speziell geschnitten, sodass die Einheit wieder ein Dreieck bildet, was für die Dreiecksmarken natürlich sehr attraktiv ist.

Der Viererblock wurde als Los 696 angeboten. Der Schätzpreis dazu wurde von Sotheby's mit GB$ 3000-4000 angegeben. Es gab aber meines Wissens 18 Lose mit noch höheren Schätzpreisen (ich verwende jeweils den unteren Schätzpreis).

Dass die "Hitparade" aber doch geprägt wird von roten "Woodblocks" wird deutlich, wenn wir auch die am teuersten geschätzten Lose betrachten. Allerdings sind dies keine regulären "One Penny"-Marken mehr, sondern alles Farbfehldrucke: "Four Pence"-Marken in der Farbe vermilion.

Der dritthöchste Schätzpreis, GB£ 15'000, wurde Los 898 zugeteilt:



Wir sehen einen Dreierstreifen, ergänzt mit einer vierten Marke "One Penny vermilion". Die mittlere Marke des Dreierstreifens ist eine 4 Pence-Marke, also ein Fehldruck! Das Ganze als Brief von 1861 nach Grahams Town ist natürlich eine grossartige Sache.

Noch eine Stufe höher, bei GB£ 20'000 wurde Los 890 eingeschätzt



Dieser Farbfehldruck ist ungebraucht extrem selten. Gemäss Auktionskatalog gibt es nur zwei Exemplare davon.

Auf die gleiche Stufe setzte Sotheby's Los 897



ein wunderbarer Viererblock mit - wir ahnen es - einem Farbfehldruck (4 d.) in Kombination mit drei One-Penny-Marken.

Der Schätzpreis von GB£ 20'000 entspricht einem heutigen Wert von ca. CHF 138'088 (2019, nach meiner Bewertungsmethode).

Aufmerksame Leser meiner Beiträge erinnern sich, diesen Viererblock schon gesehen zu haben: Richtig! Siehe:

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=231453

Das Stück zierte die Sammlungen von

- Ferrary, Verkauf 1921
- Riesco
- Stevenson, Verkauf 1950
- D'Arcy Hall, Verkauf 1962
- Maria de la Queillerie, Verkauf 1970

* * * * * * * *

Damit habe ich die Sammlung von Sir Maxwell Joseph FRPSL sehr ausführlich besprochen. Wir können versuchen, die Sammlung mit anderen grossartigen Cape-Sammlungen zu vergleichen.

Bestimmt haben wir aber eine der besten Sammlungen mit ein paar Schlüsselstücken kennengelernt.

Heinz
 

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