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Thema: Die unterschiedlichen Kalender
Das Thema hat 266 Beiträge:
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volkimal Am: 24.01.2017 21:10:32 Gelesen: 302549# 92 @  
Hallo zusammen,

viele Stempel in Nepal werden sehr undeutlich abgeschlagen, so dass eine Bestimmung des Datums oft unmöglich ist. Bei diesem Brief ist zumindest einiges zu entziffern:



Ich kann die Schrift nicht lesen, aber der Brief ist entweder innerhalb Nepals oder nach Indien gegangen. Er trägt drei Stempel. Zu den Monaten siehe Tabelle im Beitrag [#87], Der Link für den Datumsrechner ist

http://nepalicalendar.rat32.com/index.php bzw. http://www.ashesh.com.np/nepali-date-converter.php. :



Stempel mit europäischem Datum vom General Post Office (G.P.O.) in Kathmandu vom Juni 1963.



Der Ort ist unleserlich. Von der Jahreszahl 2020 sind nur drei Ziffern angegeben:

Das Datum ist 020 असार 3 o. 6 (?). असार = 3. Monat = Ashad. Damit stammt der Stempel entweder vom 17. oder 20.06.1963 AD.



Auch hier kann ich den Ort nicht erkennen. Das Datum ist 2020 आषाड 14. आषाड = 3. Monat (anderer Name). Der Stempel ist also vom 28.06.1963 AD.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.02.2017 11:45:24 Gelesen: 302240# 93 @  
Hallo zusammen,

ein weiterer "Brief" aus Nepal:



Obwohl dieser „Zettel“ vermutlich innerhalb Nepals befördert wurde, tragen alle drei Stempel das europäische Datum. Ob es daran liegt, dass die Orte im Südosten Nepals an der Grenze zu Indien liegen weiß ich nicht.



Die Stempel kommen aus:
Inarwa (Nepali: इनर्वा ) 08.03.1966
Itahari (Nepali: इटहरी ) 09.03.1966
evtl. Biratnagar ( Nepali: विराटनगर ) 11.03.1966

Der erste Stempel ist ein Einschreibstempel. Ob der Zettel wirklich als Einschreiben verschickt wurde, kann ich nicht sagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.02.2017 15:10:18 Gelesen: 302021# 94 @  
Hallo zusammen,

zum Abschluss noch zwei Belege aus Nepal mit dem nepalesischen Datum:





Der Aufgabestempel ist leider kaum zu erkennen. Dafür ist das Datum beim Ankunfts- oder Beförderungsstempel gut zu lesen. Den Ort habe ich allerdings bisher nicht herausbekommen.
Der Stempel ist vom 2017 चैत्र 7 = 07.12.2017 VS = 20.03.1961 AD. Das Datum nach unserer Zeitrechnung habe ich wieder mit Hilfe des Umrechners ermittelt (siehe [#88]).





Bei diesem Stempel fehlt die Jahreszahl. Daher ist das exakte Datum nicht zu bestimmen. Unten steht das Land नेपाल = Nepal. Auch hier weiß ich den Ort bisher noch nicht. Der Brief wurde aufgegeben am आश्विन 6 = 06.06. VS = 22.09. im Schaltjahr 23.09.

Mit diesem Beitrag möchte ich den Nepalesischen Kalender beenden.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.02.2017 17:01:41 Gelesen: 301632# 95 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich mit einem neuen Kalender beginnen:

Der jüdische Kalender (Hebräische Kalender)

Der jüdische Kalender ist ein Lunisolarkalender. Das Jahr hat 12 Monate, die sich nach den Mondphasen richten. Neben den Normaljahren mit 12 Mondmonaten (ordentlich 354 Tage lang) gibt es Schaltjahre mit 13 Mondmonaten (ordentlich 384 Tage lang) zur Angleichung an das Sonnenjahr. Mehr dazu später.

Heute möchte ich erst einmal zeigen, wie das jüdische Datum in den Stempeln angegeben wird. In Israel ist in fast alle Stempeln das Datum sowohl nach dem jüdischen Kalender (in hebräischer Schrift) als auch nach unserem Kalender angegeben. Hier das erste Beispiel. Den Brief hat mein Cousin aus Metula mitgebracht hat, wo er einige Zeit in einem Kibbuz gearbeitet hat:



Die Texte in den israelischen Stempeln sind in der Regel dreisprachig und in drei Schriften angegeben – in Hebräisch, Englisch und Arabisch.
In der Mitte steht das Datum zunächst in Hebräisch (von rechts nach links zu lesen). Darunter ist das Datum nach unserer Zeitrechnung.

Nach dem Datumsumrechner http://calendarhome.com/calculate/convert-a-date/ ist der 02.09.1977 (AD) = 19 Elul 5737 (AM) = זילשת לולא טי (von rechts nach links lesen).

Wie ist das Datum nun zu lesen. Hier die hebräischen Zahlen:



Von der Jahreszahl 5737 wird die 5000 einfach weggelassen.

737 = 400 + 300 + 30 + 7 = ת + ש + ל + ז (von rechts nach links). Zwischen der Einer- und Zehnerzahl ist noch ein Strich.

Der Monat wir ausgeschrieben Elul = לולא (von rechts nach links zu lesen).
Der Tag 19 = 10 + 9 = י + ט. 

Soweit eine kurze Einführung, wie das jüdische Datum zu lesen ist.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.03.2017 17:28:56 Gelesen: 301171# 96 @  
Hallo zusammen,

in Israel ist bis auf wenige Ausnahmen der Ortsname im Stempel in den drei Schriften Lateinisch, Hebräisch und Arabisch angegeben. Als Sprache entspricht dieses Englisch, Hebräisch bzw. Arabisch. Das Datum ist bei allen Stempelarten so gut wie immer nach dem jüdischen Kalender und nach unserem Kalender angegeben. Hier verschiedene Beispiele:



Tagesstempel aus Netanya ( נתניה bzw. نتانيا )
Stempeldatum: 19.05.1958 (AD) = 29 Iyyar 5718 (AM) = כט אייר תשיח
Die hebräischen Zeichen sind von rechts nach links zu lesen.



Tagesstempel aus Tel Aviv Yafo ( תל אביב יפו bzw. تل أبيب يافا )
Stempeldatum: 18.08.1957 (AD) = 21 Aw 5717 (AM) = בא בא תשיז
Bei der Jahreszahl 5717 wird die 5000 wieder weggelassen.
Die Zeichen im Stempel sind: ת + ש + י + ז = 400 + 300 + 10 + 7 = 517

Beim jüdischen Kalender ist “AM” ist die Abkürzung für „Annus Mundi“. Das bedeutet Weltjahr bzw. seit Erschaffung der Welt.

Zum besseren Verständnis für die hebräische Monatsangabe im Stempel hier noch eine Tabelle der jüdischen Monatsnamen.



Schiffspoststempel der SS Kedmah ( א/ק המדק bzw. من سطح السفينة )
Datum: 24.10.1949 = 1 Cheschwan 5710 = א ןוושח תשי
Links die Abbildung der SS Kedah. Weitere Informationen zum Schiff:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:S.S._Kedmah1951.jpg

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.03.2017 15:10:14 Gelesen: 300430# 97 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit den Maschinenstempeln:



Brief der israelischen Streitkräfte. Die 2328 im Dreieckstempel ist die Nummer der Armee-Einheit.

Der Brief trägt einen normalen Maschinenstempel aus Haifa, der drittgrößten Stadt Israels. In den israelischen Maschinenstempeln ist das jüdische Datum zweizeilig angegeben. Oben links steht der Monat, daunter Tag und Jahr. Oben rechts sind ein oder zwei Zeichen, deren Bedeutung ich nicht kenne. Da alle Zahlzeichen gleichzeitig auch Buchstaben sind, kann ich auch nicht sagen, ob es sich um Zahlen oder Buchstaben handelt.



jüdisches Datum:

Monat: אדר = Adar, Tag : ב = 2,
טיכשת (Jahr) = 400 + 300 + 20 + 9 = 729 => 5729
Insgesamt ergibt sich 2 Adar 5729 (AM) = 20.02.1969 (AD)
Unten im Stempel ist, wie bei Maschinenstempeln üblich, eine römische Zahl – hier die VII.

Zusätzliche Stempel auf dem Brief:



םוד ההצלחה שחירת םוד = Das Geheimnis des Erfolgs Vertraulichkeit
בשרות פעיל = Der aktive Dienst

Diese Übersetzungen kommen vom Google-Übersetzer.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.04.2017 19:12:17 Gelesen: 299495# 98 @  
Hallo zusammen,

normalerweise werden die Zahlen in der hebräischen Schrift immer aus den höchsten möglichen Zahlen zusammengesetzt. Es gibt aber zwei Ausnahmen: Die Endziffern 15 und 16 werden grundsätzlich nicht als יה und יו für 10 + 5 und 10 + 6, sondern als טו und טז für 9 + 6 und 9 + 7 dargestellt, um Ähnlichkeiten mit dem Namen Gottes יהוה zu vermeiden.



Stempel aus Hurfeish einem Ort im Norden Israels vom 22.07.1986 (AD) = 15 Tammus 5746 (AM). Die 5746 ist wie üblich als 746 = 400 + 300 + 40 + 6 = ת + ש + מ + ו geschrieben (von rechts nach links zu lesen). Tammus = תמוז. Die 15 ist wie man gut sehen kann als 9 + 6 = ט + ו angegeben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 14.04.2017 10:32:04 Gelesen: 299138# 99 @  
Hallo zusammen,



Einschreibebrief aus Nahariyya im Norden Israels vom 22.07.1959 (AD) = 16 Tammus 5719 (AM) nach Haarlem in den Niederlanden. Auf der Rückseite ein weiterer Stempel aus Haifa vom selben Tag.





Damit zeigen diese Stempel die zweite Ausnahme bei den Zahlen: 16 = 9 + 7 = ט + ז = טז anstelle von 10 + 6 = י + ו = יו. Die Stempel sind aber nicht sauber abgeschlagen und die 7 = ז innerhalb der 16 ist kaum von einer 6 = ו zu unterscheiden.



Bei diesem Ersttagsstempel vom Flughafen Ben Gurion ist die 16 = טז besser zu erkennen. Früher hatte der Flughafen, wie auf diesem Stempel, den Namen תעופה שדה לוד = Lod Flughafen (nach der benachbarten Stadt Lod).

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 23.04.2017 13:59:21 Gelesen: 298476# 100 @  
Hallo zusammen,

Bei allen israelischen Stempelarten wird das Datum nach dem jüdischen Kalender (AM) und nach unserem Kalender (AD) angegeben. Die einzige Ausnahme sind die Post- und Absenderfreistempel.



Bei diesen Stempeln gibt es nur das Datum nur nach unserem Kalender. Weshalb das so ist, weiß ich nicht. Wenn man die israelischen Stempel auf der Seite mit den internationalen Freistempeln ansieht, so stellt man fest, dass das von Anfang an so war: https://en.wikibooks.org/wiki/International_Postage_Meter_Stamp_Catalog/Israel

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.04.2017 10:27:22 Gelesen: 298146# 101 @  
Hallo zusammen,

wie schon erwähnt, ist der jüdische Kalender ist ein Lunisolarkalender. Das Jahr hat 12 Monate, die sich nach den Mondphasen richten und 29 oder 30 Tage lang sind. Damit hat ein Jahr ca. 354 Tage. Damit sich der jüdische Kalender gegenüber dem Sonnenjahr (unser Kalender) nicht ständig verschiebt, gibt es Schaltjahre mit 13 Mondmonaten. Diese haben ca. 384 Tage.



Das Normaljahr und das Schaltjahr kann man im Stempel nur an der Monatsbezeichnung Adar (Normaljahr) oder Adar I bzw. II (Schaltjahr) erkennen. Hier die entsprechenden Beispiele:

Normaljahr: אדר = Adar



Schaltjahr - Adar I und Adar II:



In einem Zyklus von 19 Jahren wird die Differenz zwischen Mondjahr und Sonnenjahr durch Schaltmonate ausgeglichen. Der Schaltmonat wird in den Jahren 3, 6, 8, 11, 14, 17 und 19 innerhalb eines 19-Jahres-Zyklus geschaltet. Geschaltet wird immer dann, wenn die Differenz zwischen Sonnen- und Mondkalender am Jahresende mehr als einen Monat betragen würde, wobei von der Mitte des Zyklus ausgegangen wird.

So entstehen zwölf Gemeinjahre mit je zwölf Monaten und sieben Schaltjahre mit je 13 Monaten, die alle aufgrund von Schalttagen wiederum „regulär“, „übermäßig“ oder „vermindert“ sein können. Dadurch wird der Kalender so angepasst, dass er sich zum Lauf der Sonne und den Jahreszeiten nur geringfügig ändert.

Die Schalttage liegen entweder im Monat Cheschwan oder Kislew. Diese beiden Monate können entweder 29 oder durch einen Schalttag 30 Tage haben. Gibt es keinen Schalttag, so ist es ein vermindertes Jahr, gibt es zwei Schalttage, so ist es ein übermäßiges Jahr. Wenn das Jahr einen Schalttag hat, so ist es ein reguläres Jahr.



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 14.05.2017 17:54:31 Gelesen: 297510# 102 @  
Hallo zusammen,

das jüdische neue Jahr (mit der jeweils nächsthöheren Jahreszahl) beginnt im Herbst mit dem ersten Tag des siebten Monats Tischri, der Rosch ha-Schana („Haupt des Jahres“) genannt wird. Dieser Tag kann nur auf einen Montag, Dienstag, Donnerstag oder Sonnabend fallen.

Als erster Monat des Jahres wird hingegen der Frühlingsmonat Nisan nach biblischer Tradition mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten nummeriert. Nach Meinung von Historikern geht diese ungewöhnliche Anordnung auf die Übernahme der babylonischen Monatsnamen durch die Israeliten zurück.



Briefmarken zum jüdischen Neujahrsfest 5721 AM = 1961 AD. Die Briefmarken zum jüdischen Neujahrsfest erscheinen in Israel immer kurz vor Ende des Jahres im Monat לולא = Elul. In diesem Fall am 9. Elul 5721 (AM) = 21.08.1961 (AD). Den Stempel auf der Rückseite kann man besser erkennen. Er kommt also aus dem sechsten Monat, dem letzten Monat vor dem Wechsel der Jahreszahl am 1. Tischri (1. תשרי).



Stempel vom ersten Monat des Jahres, dem Nisan = ניסן.

Mit diesem Beitrag beende ich den jüdischen Kalender.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.05.2017 14:40:11 Gelesen: 296827# 103 @  
Hallo zusammen,

ich möchte mit diesem Beitrag beginnen, Kalender vorzustellen, bei denen im Stempel arabische Zahlen vorkommen. Deshalb als erstes die entsprechende Tabelle:



Der Rumi-Kalender (Osmanisches Reich bzw. Türkei)

Der Rumi-Kalender ist ein auf dem julianischen Kalender basierender Sonnenkalender. Er wurde während der Tanzimat-Periode eingeführt und war von 1840 bis 1926 im Osmanischen Reich sowie der Republik Türkei gültig. Zur Geschichte des Rumi-Kalenders kann man einiges bei Wikipedia nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Rumi-Kalender

Bei vielen Stempeln des osmanischen Reiches ist das Datum nach dem Rumi-Kalender in arabischen Zahlen und zusätzlich unser Datum in lateinischen Zahlen angegeben. Hier das erste Beispiel. Die Postkarte (P37) kommt aus Brousse = Bursa, der viertgrößten Stadt der Türkei:





Als Stempeldaten sind angegeben:

22 – 12 - 12 = 22.12.1912 (christlicher Kalender)
٩ - ١٠ - ٢٨ = 28 - 10 - 9 = 09.10.1328 (Rumi-Kalender)

Obwohl der Rumi-Kalender auf dem julianischen Kalender beruht, ist im Stempel das Datum nach dem gregorianischen Kalender angegeben. Auf der Rückseite wurde mit einem Gummistempel das Datum 27. 12.1912 abgeschlagen. Das muss das Ankunftsdatum der Karte in Berlin oder das Datum der Antwort sein.
An diesem Datum erkennt man leicht, dass das Datum im Stempel nur der gregorianische Kalender sein kann. Der 22.12.1912 (jul.) wäre der 04.01.1913 (greg.). Dann könnte die Karte aber am 27.12. noch nicht in Berlin gewesen sein.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 04.06.2017 16:26:44 Gelesen: 296229# 104 @  
Hallo zusammen,

wie ich schrieb, basiert der Rumi-Kalender auf dem julianischen Kalender. Auf der englischen Wikipedia-Seite findet man die Umrechnung:

Zwischen dem 14. März 1900 und dem 28. Februar 1917 muss man 13 Tage und 584 Jahre vom Gregorianischen Kalender abziehen, um das Datum nach dem Rumi-Kalender zu erhalten. Davor waren es 12 Tage und 584 Jahre. Der Unterschied von 13 bzw. 12 Tagen entspricht dem Unterschied zwischen dem julianischen und dem gregorianischen Kalender. Die Geschichte des Kalenders ist recht kompliziert. Wieso der Unterschied gerade 584 Jahre beträgt, habe ich selbst nicht verstanden.



Ich nehme noch einmal den Stempel vom letzten Beitrag. Als Stempeldaten ist der 22.12.1912 angegeben:

Wenn man von diesem Datum 13 Tage und 584 Jahre abzieht, so erhält man den 09.12.1328. Das passt nicht zum Stempeldatum vom ٢٨ - ١٠ - ٩ = 09.10.1328. Die Ursache liegt darin, dass beim Rumi-Kalender der Jahreswechsel zwischen dem Februar und April ist. Dadurch werden die Monate im Rumi-Kalender anders gezählt. Hierzu die folgende Tabelle:



Bei der Umrechnung der Daten darf man also nicht von dem Monat in Form einer Zahl ausgehen, sondern man muss den Namen des Monats verwenden:
22. Dezember 1912 minus 13 Tage und 584 Jahre = 9. Dezember 1328. Nach der Zählung im Rumi-Kalender ist das, wie im Stempel angegeben, der 09.10.1328.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 14.06.2017 19:20:04 Gelesen: 295518# 105 @  
Hallo zusammen,

es gibt zwar viele Stempel im osmanischen Reich, bei denen das Datum sowohl nach dem Rumi-Kalender als auch nach unserem Kalender angegeben ist. Gelegentlich findet man aber Stempel, die nur das Datum nach dem Rumi-Kalender enthalten. Auf dieser Postkarte (Michel P 42) sieht man gleich drei dieser Stempel:



Alle drei Stempel stammen vom selben Tag. Nur die Uhrzeit und der Ort sind unterschiedlich.

Als Datum ist jeweils angegeben: ٣٣٠ - ٢ – ٧ = 7 - 2 - 330 = 07.02.1330 (Rumi-Kalender).

Beim rechten Stempel ist die Jahreszahl nur zweistellig als ٣٠ = 30 angegeben.





Die Umrechnung zu unserem Kalender geschieht entsprechend des letzten Beitrages folgendermaßen:

Zur Jahreszahl nach dem Rumi-Kalender müssen 584 Jahre addiert werden: 1330 + 584 = 1914.

Beim Monat geht man am besten vom Namen aus. Der 2. Monat nach dem Rumi-Kalender ist der April (Tabelle im letzten Beitrag).

Zum Tag nach dem Rumi-Kalender muss man noch 13 Tage addieren: 7 + 13 = 20. Die drei Stempel sind also vom 20.04.1914 (AD).

Die arabischen Schriftzeichen in den Stempeln entsprechen den persischen Schriftzeichen.

1. Stempel: Fatih (فاتح) Uhrzeit: 5 – 6
2. Stempel: oben: ??? unten: Istanbul (استانبول) Uhrzeit: 6 – 5
3. Stempel: Eyoub-Sultan (ایوب سلطان) Uhrzeit: 7 – 8

Das Zeichen links neben der Uhrzeit habe ich bisher nicht herausbekommen. Es dürfte aber vermutlich unserem Vormittag oder Nachmittag in den 12 Stunden Stempeln entsprechen. Fatih und Eyoub = Eyüp sind heute Stadtteile Istanbuls auf der europäischen Seite.

Links neben der Marke befindet sich noch ein kleiner Kreisstempel mit der Nummer ١١٨ = 118:



Um was für eine Art von Stempel es sich hierbei handelt kann ich nicht sagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.07.2017 16:21:19 Gelesen: 294143# 106 @  
Hallo zusammen,

noch ein paar Beispiele zum Rumi-Kalender. Mein frühester Stempel ist dieser:



In arabischen Ziffern erkennt man die Jahreszahl: ٣١٤ = 314 = 1314 (Rumi). 1314 + 584 = 1898 (AD).

Als Tag ist angegeben die ٣ = 3. Bis zum 13. März 1900 musste man 12 Tage zum Rumi-Tag addieren: 3 + 12 = 15.

Den Monat erkennt als Abkürzung NOV, also November nach unserem Datum.
Im Arabischen ist November تشرين ثاني = im Rumi-Kalender „Teşrin-i Sânî”

Der Stempel kommt also vom 15.11.1898 (AD) = 3. Teşrin-i Sânî 1314 = 03.09.1314 (Rumi)



Im Stempel kann ich nur drei Zeichen der Jahreszahl lesen: ١٣٣ = 133. Die vierte Zahl ist nicht zu erkennen.

Briefmarken Mi. 229, 230 (1914) und Mi. 625, 626 (1917) => es können nur sein:
Arabisches Zahlen: ١٣٣٣ = 1333 Rumi = 1917 (AD) oder ١٣٣٤ = 1334 Rumi = 1918 (AD).

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 21.07.2017 11:37:02 Gelesen: 293483# 107 @  
Hallo zusammen,

ein letztes Beispiel zur ersten Phase (bis 1917) des Rumi-Kalenders:





Wo die Postkarte aufgegeben wurde kann ich nicht sagen. Diesmal ist die Jahrezahl im Tagesstempel vierstellig. Dafür fehlt diesmal die Uhrzeit.
Arabisches Zahlen: ٢٤ - ٤ - ١٣٢٧ = 1327 - 4 - 24
1327 + 584 = 1911. Der vierte Monat im Rumi-Kalender ist der Juni. Wenn man vom 24. Juni dreizehn Tage weiterzählt kommt man auf das Datum 07.07.1911 (AD).

Dieses Datum zeigt der Stempel unten links vom Palais impérial = königlicher Palast (vermutlich Istanbul). Es ist wahrscheinlich der Dolmabahçe-Palast (Residenz des Sultans) oder der Topkapı-Palast (Wohn- und Regierungssitz der Sultane sowie das Verwaltungszentrum des Osmanischen Reiches).

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.07.2017 08:35:45 Gelesen: 293017# 108 @  
Hallo zusammen,

Ab dem 1. März 1917 ist es erheblich leichter, Stempeldaten nach dem Rumi-Kalender zu übersetzen. Bis auf das Jahr hat man den gregorianischen Kalender übernommen. Auf den 15. Februar 1332 (julianische Hidschra-Zählung) folgte durch Auslassung von 13 Tagen der 1. März 1333 (1917). Weiterhin verlegte man den Jahresanfang auf den 1. Januar. Somit verliefen von da an die Jahre beider Kalender mit einer Differenz von 584 Jahren vollständig parallel.



Diese türkische Auslandspostkarte Michel P 47 geht an den Leipziger Briefmarkenhändler Albert Friedemann.





Arabisches Zahlen: ١٨ - ١١ - ٣٣ = 1333 - 11 - 18

Zur Umrechnung auf unser Datum muss man nur noch 584 Jahre addieren. 1333 + 584 = 1917. Tag und Monat stimmen überein. Die Postkarte aus Pera wurde am 18.11.1917 aufgegeben.

Pera ist der griechische Name von Teilen des heutigen Istanbuler Stadtteils Beyoğlu. Oberhalb bzw. unterhalb des Steges trägt der Stempel die Zahlen ٧ bzw. 7. Entweder ist es die Postamtsnummer oder ein Unterscheidungszeichen. Wie der arabische Ortsname genau lautet weiß ich nicht. Pera hießt auf Persisch روی. Diese Zeichen sieht man unten im Namen.

Da die Karte ins Ausland ging, bekam sie den zusätzlichen Départ-Stempel. Aus welchem Ort er stammt ist nicht zu erkennen. Als Datum ist schwach zu erkennen 18 NOV. 917. Der Doppelrechteckstempel ist vermutlich ein türkischer Zensurstempel.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.08.2017 09:19:34 Gelesen: 292497# 109 @  
Hallo zusammen,

diese Karte wurde zwar auch ins Ausland verschickt, das Datum im Stempel ist aber nur nach dem Rumi-Kalender. Der zweite Stempel (Depart) und der Zensurstempel (?) sind nicht zu erkennen.



Arabisches Zahlen: ٢٨ - ١ - ٣٤ = 34 - 1 - 28 = 1334 - 1 – 28. Statt des europäischen Datums ist diesmal die Uhrzeit ١١-١٢ = 12-11 angegeben. Die Postamtsnummer oder Unterscheidungszeichen sind diesmal die ٨ = 8.
Zur Umrechnung des Datums: Als Jahr ergibt sich 1334 + 584 = 1918 (AD). Damit kommt der Stempel aus der Zeit nach der Umstellung vom Rumi-Kalender auf den gregorianischen Kalender am 1. März 1917. Tag und Monat stimmen also mit unserem Datum überein. Die Postkarte wurde am 28.01.1918 in Pera aufgegeben.

Zum Text der Karte siehe http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=159033

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 17.08.2017 18:54:29 Gelesen: 291588# 110 @  
Hallo zusammen,

mit diesem Beitrag schließe ich den Rumi-Kalender ab. Im Rahmen der Reform von Atatürk wurde der Rumi-Kalender durch einen Gesetz vom 26. Dezember 1341 AH (1925 n.Chr.) aufgegeben. Anfang 1926 führte man den gregorianischen Kalender als sogenannten „Internationalen Kalender“ ein. Dabei wurden die Monatsnamen des Rumi-Kalenders übernommen. Anfang 1945 wurden anstelle der Monatsnamen des Rumi-Kalenders die türkischen Monatsnamen übernommen.



Bei diesem Brief vom 04.04.1927 wurde noch der alte Stempel mit doppeltem Datum abgeschlagen.



Arabisches Zahlen: ٤ - ٤ - ٢٧ = 27 - 4 - 4 = 1927 - 4 – 4. In dem Fall wurde also auch bei den arabischen Zahlen das Datum nach dem gregorianische Kalender angegeben.

Absender des Einschreibebriefes ist die „Banco di Roma“. Leider ist für mich keine Ortsangabe erkennbar. Die Bank hatte aber auf jeden Fall in Istanbul und Izmir eine Filiale. Diese Art des Einschreibestempels wurde zumindest in Istanbul verwendet. Oben steht UPU, darunter Turqui (= französisch Türkei). Ein Ort ist nicht angegeben. Frankiert wurde der Brief mit 5 Freimarken der Serie von 1926. Insgesamt sind es 28 ½ Ghrusch. Die Marke links unten ist eine Zwangszuschlagsmarke zu 2 ½ Ghrusch zugunsten des Roten Halbmondes.

Ich habe lange nach einen Umrechner vom Rumi-Kalender zum gregorianischen Kalender im Internet gesucht. Die folgende Seite habe ich erst gefunden, nachdem ich auf die Idee kam, die Suchbegriffe Rumi-Kalender und Umrechner auf Türkisch eingegeben. http://www.ttk.gov.tr/genel/tarih-cevirme-kilavuzu/ Jetzt kann man jedes Stempeldatum nach dem Rumi-Kalender sehr leicht bestimmen. Man muss nur noch die arabischen Zahlen „übersetzen“.
 
volkimal Am: 08.09.2017 14:30:38 Gelesen: 290200# 111 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich mit dem zweiten Kalender aus dem arabischen Bereich beginnen:

Der Iranische Kalender (Persische Kalender)

Der Iranische Kalender bzw. Persische Kalender wird in der heutigen Form seit dem 31. März 1925 auf Beschluss des iranischen Parlaments als amtlicher Kalender im Iran verwendet. In der Folge wurde er auch in Afghanistan eingeführt. Der iranische Kalender beruht auf dem Umlauf der Erde um die Sonne. Es handelt sich also um einen Sonnenkalender. Das Jahr ist ein Sonnenjahr mit einer festen Länge von 365 Tagen, in Schaltjahren 366 Tagen, und besteht aus 12 Monaten zu 31, 30 oder 29 Tagen.



Wenn man das iranische Datum 19.02.1389 und unser Datum 09.06.2010 vergleicht, so sieht man sofort, dass der Jahreswechsel im Iran nicht mit unserem Jahreswechsel übereinstimmen kann. Beim Iranischen Kalender ist der Jahresbeginn immer die Frühlingstagundnachtgleiche (20. oder 21. März nach unserer Zeitrechnung).



Besonders auffällig ist natürlich die Jahreszahl 1389. Die Zeitrechnung des iranischen Kalenders beginnt mit der Auswanderung (Flucht bzw. Hidschra) des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina. Somit dauert zum Beispiel das Jahr 1396 vom 21. März 2017 bis 20. März 2018 laut iranischem Kalender. Für Daten zwischen dem 1. Januar und dem 20. März müssen 622 Jahre, für Daten zwischen dem 21. März und dem 31. Dezember 621 Jahre von der westlichen Zeitrechnung abgezogen werden.

Eine Liste Anfangs- und Enddaten der Jahre 1354 (1975/76) bis 1419 (2040/41) findet man auf der Seite https://en.wikipedia.org/wiki/Iranian_calendars

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.09.2017 12:13:27 Gelesen: 289296# 112 @  
Hallo zusammen,

beim Rumi-Kalender habe ich schon die Zahlen vorgestellt, die in arabischen Ländern verwendet werden. Dabei habe ich mich allerdings falsch ausgedrückt. Wir in Europa verwenden arabische Ziffern. In arabischen Ländern werden dagegen indische Ziffern benutzt. Dabei ist noch zwischen Arabien und Ostarabien zu unterscheiden. Der Iran gehört zu Ostarabien.



Es unterscheiden sich allerdings nur die Ziffern 4, 5 und 6. Im Iran werden in der Regel die ostarabisch-indischen Ziffern verwendet. Wie man bei den Stempeln dieses Briefes sieht, kommen im Iran daneben aber auch die arabisch-indischen Ziffern vor.



Bei diesen beiden Stempeln sieht man alle drei Ziffern, bei denen es einen Unterschied gibt. Besonders deutlich ist es bei den beiden letzten Ziffern der Jahreszahl 64 = ۶۴ = ٦٤. Beim Monat ist die dritte unterschiedliche Ziffer die 5 = ۵ = ٥.



links ostarabisch-indische Ziffern: ۶۴-۰۵-۱۲ = 64.05.12 = 1364.05.12
rechts arabisch-indische Ziffern: ١٣٦٤-٥-١٣ = 1364.05.13

Die Jahreszahl nach unserem Datum lässt sich einfach berechnen: 1364 + 621 = 1985 AD. Zur Umrechnung des genauen Datums benutzt man am besten einen Umrechner aus dem Internet. Ich benutze vor allem diese beiden Seiten:

https://calendarhome.com/calculate/convert-a-date/ oder http://www.nabkal.de/kalrech2.html.

Die Zählung beim Iranischen Kalender wird als hidschri schamsi (Sonnen-Hidschra = SH) bezeichnet. Die Jahreszählung nach dem islamischen Mondkalender dagegen als hidschri qamari (Mond-Hidschra = AH) bezeichnet.

Man sieht, dass der Brief am 12.05.1364 SH = 03.08.1985 AD aufgegeben wurde. Der Maschinenstempel wurde am 13.05.1364 SH = 04.08.1985 AD abgeschlagen. Leider kann ich die arabische Schrift nicht lesen und weiß nicht, aus welchem Ort die Stempel kommen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.10.2017 13:05:23 Gelesen: 288320# 113 @  
Hallo zusammen,



Diese Briefmarke mit dem Bildnis vom Schah Mohammad Reza Pahlavi trägt einen sauber abgeschlagenen Bandstempel aus Teheran (تهران). Das Stempeldatum nach dem Iranischen Kalender ist ٣٩-١٠-٢٧ = 39-10-27 = 1339-10-27 HD. Der Kalender-Umrechner gibt als Datum nach dem gregorianischen Kalender den 17.01.1961 AD an.

Noch leichter ist das ganze bei Ersttagsstempeln, denn diese zeigen in der Regel das Datum sowohl nach dem Iranischen als auch nach unserem Kalender an. Man benötigt also keinen Umrechner. Hier ein Beispiel:



FDC zur Ausgabe Familienplanung vom 05.12.1972 AD. Oberhalb von unserem Datum steht der Tag nach dem Iranischen Kalender: ١٣۵١-۹-١۴ = 1351-9-14 HD. Wie bei den Ersttagsstempeln üblich, wird die Jahreszahl vierstellig angegeben.

Viele Grüße
Volkmar
 
DL8AAM Am: 09.10.2017 15:22:00 Gelesen: 288298# 114 @  
@ volkimal [#105]

Das Zeichen links neben der Uhrzeit habe ich bisher nicht herausbekommen.

Das sieht mir wie das arabisch/persische Schriftzeichen ﺵ (Schin) in seiner isolierten Form aus, Lautwert "Sch" (wie in Schule). Das türkisch Wort für Vormittag lautet Sabah, nur ob das hier passen könnte, kann ich aber absolut nicht sagen.

Gruß
Thomas
 
volkimal Am: 12.10.2017 15:43:35 Gelesen: 288083# 115 @  
@ DL8AAM [#114]

Hallo Thomas,

da wirst Du recht haben. Das arabische Zeichen im Stempel sieht ganz genauso aus wie ﺵ . Jetzt fehlt nur noch jemand, der die Bedeutung in diesem Fall (bei der Uhrzeitangabe) erklären kann.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 20.10.2017 17:31:21 Gelesen: 287617# 116 @  
Hallo zusammen,

als nächstes möchte ich eine Stempelform vorstellen, die man gelegentlich im Iran findet – den Zweirechteckstempel. Die Stempel stammen von drei eingeschriebenen Luftpostbriefen aus Isfahan, die am selben Tag aufgegeben wurden:





Als Briefmarken wurden jeweils Michel Nr. 2000 und 2026 verwendet. Zusammen ergeben sich 105 Rial Porto für jeden Brief.





Das Stempeldatum nach dem iranischen Kalender ist ١٣٦٢-٦-٣١ = 1362-6-31 HD = 22.09.1983 AD. Leider sind die arabischen Texte im Stempel wieder einmal unsauber und für mich nicht zu entziffern.

Viele Grüße
Volkmar
 

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