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Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Das Thema hat 757 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 23.06.2017 20:09:53 Gelesen: 235042# 183 @  
@ SH-Sammler [#182]

Hallo Hanspeter,

wenn ein Schweizer Auslagestempel vorhanden ist, so hatte diese Schweizer Postanstalt ihre Auslage in diesem zu notieren. Wer also auch immer in dem Auslagestempel etwas (10 Kr.) notiert hatte, schrieb auch die Zahl darunter.

14 Kr. wären möglich, wenn man in Schaffhausen schon die Taxe für Bayern (ab Lindau, nirgendwo sonst, glaubs mir) angesetzt hätte. Das habe ich noch nie gesehen, aber völlig ausschließen kann man es nicht. Demnach wären es 24 Kr. total gewesen, die nicht da stehen, weil der Rötelkrüppel keine Ligatur darstellt, sondern nur eine vermeintliche 4 darstellt.

Ich könnte mir 4 Kr. und 6 Kr. für die beiden Schweizer Kantone als Porto vorstellen und 14 Kr. von Lindau bis Tittmoning. Aber das ist alles mit einem Zentner Salz beschwert, nicht "cum grano salis".

Man sollte sich auch davon frei machen, jeden alten Brief über 3 Ecken perfekt interpretieren zu müssen. So habe ich als Jungsammler oft gedacht - heute weiß ich es besser.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 28.06.2017 19:46:03 Gelesen: 234750# 184 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief (Ganzsache) vom 12.3.1867 aus Reutlingen an die Firma A. Pretzfelder & Cie nach Burgkunstadt in Oberfranken spediert. Als Kuvert wurde ein U19 zu 9 Kreuzer verwendet, auf der Rückseite ist in der Lasche ein Posthorn mit dem Wert eingeprägt. Gestempelt mit Zweikreisstempel von Reutlingen und uf der Rückseite ein Fahrpoststempel der Württembergischen Post sowie als Ankunfststempel ein Halbkreisstempel von Burgkunstadt (Winkler Nr.11b).

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 03.07.2017 20:02:21 Gelesen: 234450# 185 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Aufgabe Schein für eine Post Anweisung über 3 Mark und 63 Pfennig aus Berneck im Kanton St.Gallen an einen Herrn Schleutz im Oberfränkischen Münchberg vom 23.1.1876.

Gestempelt mit Einkreiser von Berneck und unten Einzeiler von Berneck.
Wurde die Post Anweisung vorher oder erst bei der Ausgabe durchgestrichen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 03.07.2017 20:52:52 Gelesen: 234442# 186 @  
@ Gernesammler [#185]

Hallo Rainer,

ich muss dich leider enttäuschen, aber Berneck liegt in Bayern, nicht in der Schweiz. Das ist auch ein bayerischer Vordruck.

Einen schweizerischen Schein für eine Sendung nach Bayern habe ich (leider!) noch nie gesehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 03.07.2017 21:29:39 Gelesen: 234433# 187 @  
@ bayern klassisch [#186]

Hallo Ralph,

Asche auf mein Haupt - ich hab nicht lange genug gegoogelt, liegt am Fichtelgebirge.

Gruß Rainer 5
 
bayern klassisch Am: 03.07.2017 21:33:40 Gelesen: 234432# 188 @  
@ Gernesammler [#187]

Hallo Rainer,

macht doch nichts - ich mache jeden Tag Fehler und halte mich nicht für einen grottenschlechten Sammler. Durch Fehler bei der Beschreibung lernt man besser, als durch "Glückstreffer".

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 05.07.2017 17:41:32 Gelesen: 234320# 189 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief unbekannter Herkunft in GB via London (siegelseitiger Stempel) und Frankreich nach Erlangen vom 29.07.1832. Er war, mittig nicht leicht zu erkennen, mit roter Tinte 1 Shilling 8 Pence bis zur franz. Küste teilfrankiert.



Mit A.T.F. (Angleterre Transit Francais) mehr schlecht, als recht zweifach abgeschlagen und sauberem 2ANGLETERRE", wie es sich gehört, lief er über Paris nach Forbach - Homburg - Nürnberg, wo man 56 Kreuzer für fremde Posten (= Frankreich plus innere Transite für Preußen) verauslagte, zu denen 20 + 10 = 30 Kreuzer für Bayern kamen. Total somit die in Rötel in Erlangen notierten 1 f 26 = 1 Gulden 26 Kreuzer.

Der Empfänger notierte "privat" unten, was man auch nicht so häufig sieht: "Portoauslage 1 f 26 Xr. Dr. Edt".

Ich kenne bisher ca. 200 Briefe an diesen Empfänger. Allein die Porti, die er erlegen musste, dürften im Bereich von ca. 400 bis 500 Gulden gelegen haben. Arm war er also nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Eilean Am: 06.07.2017 14:38:09 Gelesen: 234245# 190 @  
@ bayern klassisch [#189]

Für mich als stets hocherfreuten Leser, aber Unwissenden: Was ist den ein Gulden, respektive Kreuzer nach heutigen Maßstäben so wert gewesen?

Gruß
Andreas
 
bayern klassisch Am: 06.07.2017 15:20:30 Gelesen: 234237# 191 @  
@ Eilean [#190]

Hallo Andreas,

gute und ebenso schwer zu beantwortende Frage.

Ich habe mich lange bemüht, eine Richtlinie hierüber zu erstellen - man nennt das Kaufkraftparität zu heutiger Währung oder ehemaligen Währungen.

Gehe mal davon aus, dass in den 1830er Jahren ein Gulden etwa 30 Euro gleich kommt.

Konkret: Mein unter [#189] gezeigter Brief kostete in Grossbritannien 1 Shilling 8 Pence. 1 Shilling = 12 Pence, also total 20 Pence. Ein Penny = 3 Kreuzer, somit 1 Gulden von Grossbritannien bis zur französischen Küste.

Ab da bis zum Empfänger 1 Gulden 26 Kreuzer, total also 2 Gulden 26 Kreuzer.

Heute wären das etwa 75 Euro aktuell.

Ich weiß nicht, wie gut du finanziell gestellt bist, aber stell dir mal vor, der Briefträger klingelt morgens an deiner Tür mit nur einem einzigen Brief (dem da) und möchte ihn ausgelöhnt haben. Ich glaube, da vergeht einem der Appetit, wenn man nicht gerade im Lotto gewonnen hat.

Die damaligen Korrespondenten im internationalen Postverkehr waren keine Hungerleider, Handlanger oder andere fremdbestimmt Abhängigen, sondern mindestens der oberen Mittelschicht, bzw. eher noch der finanziellen Oberschicht angehörend.

Den Brief wegen des hohen Portos nicht anzunehmen wäre auch nicht sinnerfüllend gewesen, weil sonst der Absender für die Kosten aufzukommen hatte. Das wäre dann wohl der letzte Brief von ihm gewesen, den er nach Erlangen verschickt hätte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 01.08.2017 17:54:32 Gelesen: 233247# 192 @  
Liebe Freunde,

von Sammlerfreund und Händler Heiner Zinoni, einen der besten seines Faches, den ich kennenlernen durfte, stammt diese kleine Pretiose, die ich haben musste:





Verfasst in Langnau bei Bern und über Zürich nach Lindau im Bodensee geleitet per Gelegenheit (die Gelegenheit hieß hier innen und außen I. M. Hummler) und dort als gewöhnlicher Portobrief aufgegeben. Lindau - Tittmoning kostete 12 Kr. nach dem Tarif vom 1.12.1810 (zu denen bei regulärer Postaufgabe im Kanton Bern noch das Berner Porto und das Zürcher Transitporto von 6 Kr. gekommen wäre).

Interessant auch, dass Poschacher nur einen Käse in der Schweiz bestellt hatte, jedoch der Käser in Langnau ihm 2 schickte, weil wegen des hohen Frankos ihm beim Verkauf von einem Käse kein Gewinn mehr geblieben wäre (ältere Übersetzung gebe ich bei, ist nicht von mir, aber wohl meistens richtig transkribiert). Ob das damals der Erfolgsweg war, weiß ich nicht so recht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.09.2017 12:30:35 Gelesen: 230828# 193 @  
Liebe Freunde,

ein lieber Sammlerfreund ließ mir diesen zu moderatem Preis zukommen, der in Neapel am 10.8.1873 mit Quaranta Centesimi = 40 Cmi korrekt frankiert auf seine Reise via Österreich nach München lief, wo er am 13.8. wohlbehalten eintraf.



Der blaue Ankunftsstempel zeigt sogar Vormittag 6 - 7 Uhr an, also war er recht schnell unterwegs, ehe ihn der Stadtbriefträger Nr. 11 ihn in die Hände bekam.

Das Franko wurde zwischen Italien und Bayern halbscheidig geteilt (je 20 Cmi = je 6 Kreuzer rheinisch).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.09.2017 10:49:45 Gelesen: 230716# 194 @  
Liebe Freunde,

damit auch der 3. Rahmen von Laufzetteln bald voll werden möge, habe ich mir den hier gegönnt, der im Jahre 1849 hin- und herlief.



Ausgefertigt in Mengen wurde er als D.S. (Dienst - Sache) Laufzettel Nro. 1 "An das Königl. Ober - Postamts Expedition Fahr Posten Ulm" geschickt. Dort wurde die lfd. Nr. 1 gestrichen, wie auch Ulm (und zuvor Mengen) und Nürnberg hinzu gefügt. Als Dienst - Sache konnte er nur portofrei sein, wenn dem Absender in Mengen ein Schreiben vorlag, aus dem hervor ging, dass das fragliche Stück der Fahrpost nicht oder nicht rechtzeitig dem Empfänger zugekommen war.

Nach Umfaltung sehen wir eine andere Adresse: "Laufzettel Nr. 359 36 7 4 nach Nürnberg Lauf Ulm Mengen, so dass wir den Postlauf des qualifizierten Fahrpoststücks, wie auch des Laufzettels wie folgt nachvollziehen können: Mengen - Ulm - Nürnberg - Lauf - Nürnberg - Ulm - Mengen.

Schön, dass uns Lauf mit seinem Abschlag des Fingerhutstempels vom 16.8.1849 verwöhnte und auch nicht vergaß, wie unsere württembergischen Freunde zuvor, CHARGE zu stempeln (1x mehr für ebendiese, damit es sich wieder ausglich).

Leider ist der Inhalt, weswegen er auf seine Reise geschickt werden musste, nicht mehr dabei, wie so oft, aber auch so finde ich ihn sehr attraktiv und ausnahmsweise brauche ich für sein Aufziehen damit auch keine A3 - Seite zu opfern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 25.09.2017 19:30:05 Gelesen: 230171# 195 @  
@ Gernesammler [#99]
@ Gernesammler [#101]

Hallo Sammlerfreunde,

ich hatte ja vor einiger Zeit Briefe aus Berlin an die Mechanische Weberei Hof gezeigt, jetzt hatte ich von einem Freund zwei Ganzsachen Postkarten bekommen, die aus Berlin am 8.5.1890 und 4.10.1892 nach Hof spediert wurden. Beide Postkarten sind von der Deutschen Bank im Auftrag von Moritz Ribbert Hohenlimburg mit Aussagen über die getätigten Überweisungen gesendet worden.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 14.11.2017 13:29:36 Gelesen: 227868# 196 @  
Liebe Freunde,

einer von weit über 5.500 Briefe aus den USA an Baden in Mittenwald ging mir heute ins Netz. Geschrieben in New York am 5.3.1851 von der Firma Shipman & Gerding wurde er unfrei aufgegeben. "Per Steamer via Liverpool" zeigte an, wohin die Reise ging. Am 19.3. war er in Le Havre und am 22.3. endlich in Augsburg, wo man auf den errechneten 45 Kreuzern gleich seinen Auslagestempel abschlug, da der Brief unter 1/2 Münchener Loth lag. Im Artikel Nr. 13 war der Brief aus den "Kolonien" = USA genannt worden, daher auch der Stempel, der der inneren Verrechnung diente (Vertragsstempel).



Im Inhalt ging es um einen Wechselprotest - Baden hatte von einem Amerikaner Geld zu bekommen, der zahlte nicht und Shipman & Gerding versuchten nun vor Gericht einen Titel zu erlangen, mit dem sie den Betrag einklagen konnten (via Vollstreckung).

Es ging am 5.3.1851 mit der Baltic der Collins Line nach Liverpool, wo sie am 17.3. ankam, von daher hatten die Absender alles richtig gemacht!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.11.2017 16:23:03 Gelesen: 227560# 197 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Auktionshaus in der schönen Schweiz vermachte mir diese Pretiose, zu deren Taxierung ich leider wenig sagen kann - nur soviel: Ich kenne diese 10 Kreuzer (10x) - Taxen (hier im Auslagestempel von Zürich stellvertretent für die Schweiz) nach der Schweiz und aus der Schweiz, aber es sollte nur 2x, 4x, 6x und 8x Porti/Franki geben, bzw. bei 2. Gewichten plus 50%, also 3x, 6x, 9x und 12x.



An dritte oder gar noch höhere Gewichtsstufen braucht man dabei gar nicht erst zu denken, denn am 8.4.1851 galt zwischen der Schweiz - Bundespost und Bayern noch immer das halbe Münchener Loth mit 8,75g, der Brief ist vollständig (voller Inhalt) und so frisch, wie gestern geschrieben, da fehlt also nichts.

Ich könnte mir nur vorstellen, dass Zürich immer noch auf seiner 6 Kr. Transitgebühr und Zug auf 4 Kr. bis zur alten Postgrenze (die es schon lange nicht mehr gab) Zürichs beharrten. Aber ob das so war?

Für Bayern gab es 8 Kr., so dass wir total 18 Kr. Porto haben, oder sollte ich sagen "hätten", denn unser Herr Adam Herzob aus Zug, seines Zeichens Cand(idatus) Juris, wohnte nicht mehr in der Amalienstr 2/10, also Nr. 2, 10 Wohnung, wie wir aus dem darunter angebrachten Vermerk von München sehen können: "Nicht in angegebener Wohnung".

Aber irgendwie müssen sie ihn doch noch in München gefunden haben, denn retour gelaufen nach Zug ist er ganz sicher nicht. Dafür hat er unter dem "M" von München einen Vermerk, den ich als "19 kr." = 19 Kreuzer lese, wobei ich nicht weiß, wie man auf den 19. Kreuzer gekommen sein mag, weil es ja in München schon seit Jahrzehnten keinen Bestellgeldkreuzer mehr gab und eine weitere, also richtige Wohnanschrift auch nicht ersichtlich ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 11:46:39 Gelesen: 226841# 198 @  
Liebe Freunde,

nicht ganz "incoming mail", aber doch nach Bayern und dann durch Bayern, daher will ich diesen hier mal zeigen:



Bordeaux im 32. Departement über Baden, Württemberg und Bayern nach Jena (Thurn und Taxis) vom 4.12.1817.

Die Gebühren interpretiere ich wie folgt: 40 Kr. für Frankreich oben rechts. 12 Kr. für den Transit durch Baden und Württemberg (darunter) = 52 Kr. Auslage für fremde Posten. Dazu in Nürnberg 12 Kr. für Bayern bis Hof = 64 Kr., also 1 Gulden 4 Kr.. Diese von Taxis in 15 1/6 Gutegroschen reduziert (ich habe vorher noch nie Sechstel - Groschen überhaupt gesehen!) plus 1 1/2 Gutegroschen für Taxis Inland = 16 2/3 Gutegroschen beim Empfänger in Jena. Hinten nichts.

Ich denke nicht, dass der Brief so regulär lief, denn Taxis hatte ja 1801 einen eigenen Postvertrag mit Frankreich, der auch 1817 noch immer galt. Aber die Angabe "Sachsen" bzw. "Saxe" dürfte die französische Post dazu verleitet haben, ihn Bayern zu geben, welches ihn nach dem Postvertrag mit Frankreich und Sachsen auch hätte transportieren sollen.

So kam Bayern in den Genuss von 12 Kreuzer, die sonst nicht zu bekommen gewesen wären.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 11:59:27 Gelesen: 226836# 199 @  
Liebe Freunde,

in Frankfurt am Main, freie Reichsstadt, am 14.11.1818 geschrieben, aus Portoersparnisgründen aber erst im württembergisch gewordenen Ulm am 18.11.1818 zur Post gegeben, gerichtet an Zumstein in Kempten. Die Kosten für die Strecke von Frankfurt am Main nach Ulm kennen wir nicht, evtl. war es gratis. In Ulm waren die Gebrüder Kindervatter beteiligt, wie so oft bei diesen Dingen (habe den Brief umgefaltet, damit man die Signatur Kindervatter besser sehen kann).



Württemberg setzte 2 Kr. bis zur bayer. Grenze an, die mit 4 weiteren Kreuzern (kaum zu lesen über dem Trennstrich oberhalb des "e" bei "Kempten" stehen) für Bayern zum Endporto von 6 Kreuzern rechts richtig angesetzt wurden. Damit kostete der Brief wohl nur ein Drittel dessen, was er ursprünglich gekostet hätte (4 Kr. ab Frankfurt bis Aschaffenburg und 14 Kr. ab da bis Kempten).

Kindervatter wird auch im Brief selbst genannt - daher der Scan eines Teil des Inhalts. "Man" kannte sich und half sich, wo es nur ging.



Der 2. Brief aus Roth (welches?) nach Kimten (richtig: Kempten, sensationell, dass der ankam) wurde mit #C und 3 Kreuzer Porto belastet, wo auch immer. Er trägt heute noch ein rosanes Stoffmuster innen, was ihn herzallerliebst macht.

Vlt. kann einer erklären, welches Roth gemeint ist? Gezeichnet hat Schäffner unter dem 4. April 1807, aber den habe ich im Internet leider auch nicht gefunden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 12:58:27 Gelesen: 226831# 200 @  
Liebe Freunde,

in Bayern gab es kein 2 Kreuzer Porto bzw. 2 Kreuzer Franko. Die Ausnahme waren Briefe in das Ausland und vom Ausland, wenn der Zielort die erste bayerische Poststation war. Aber das weiß kaum einer.



Ein Brief aus Frankfurt am Main vom 17.2.1848 lief nach Frankenthal in der Pfalz. Taxis setzte korrekt 6 Kreuzer für sich an bis zur Postgrenze Taxis - Bayern (Pfalz) und Bayern notierte in Frankenthal 2 Kreuzer für sich als Sondertarif, so dass der Empfänger nur 8 Kreuzer total zu zahlen hatte.

Der Grund in der Reduzierung des bayerischen Gebührenstandards dürfte vor allem darin gelegen sein, dass diese wenigen begünstigten Postorte Korrespondenten hatten, die zur Ersparnis gerne mal ein paar Hundert Meter mit ihren Poststücken gingen und in diesen Fällen wäre dem bayerischen Postärar gar nichts geblieben. So senkte man die Preise um ein Drittel von 3 auf 2 Kreuzer und erhoffte sich wenigstens keine allzu großen Untereschleifaktionen der eigenen Bevölkerung.

Nur bei einlangender Post ("incoming mail"), wie hier, war der Empfänger nicht manipulationsfähig. Von daher wäre es theoretisch möglich gewesen, eigene Tarife für aus- und eingehende Poststücke aufzulegen, aber das wollte man natürlich auch nicht und so blieb es bei dem modifizierten Tarif von nur 2 Kreuzern bei den Grenzorten wie hier.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 13:41:52 Gelesen: 226823# 201 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Auktionshaus bescherte mit diese Rosine, die ich euch nicht vorenthalten möchte.



Haarlem 19.8.1837 über Preussen und Taxis nach Ellingen und dann weiter nach München. Es war ein reiner Portobrief, der Absender zahlte hier gar nichts.

Die Niederlande taxierten ihn mit 25 Cents, die ca. 4 1/2 Silbergroschen entsprachen (100 Cents entsprachen 17 Sgr. und 3 Pfennigen), welche in roter, preussischer Tinte unten links im Zähler stehen, dazu 5 Silbergroschen für Preussens Transit, so dass wir hier auf total 9 1/2 Silbergroschen fremde Porti kommen. Diese wurden in Würzburg mit 34 Kreuzer korrekt in Auslage genommen.

Nun aber kommt der Clou: Der Empfänger war kein geringerer als der Feldmarschall und Fürst von Wrede, der in Bayern portofrei gestellt war. Zuerst setzte man in Würzburg bis Ellingen 10 Kreuzer an, so dass der Empfänger hätte 44 Kreuzer zahlen müssen. Da er aber in Ellingen im heimischen Schloß nicht mehr weilte, sondern zu Regierungsgeschäften in München war, sandte man den Brief weiter, womit weitere 15 Kreuzer hinzu kamen (jetzt: 34 Kreuzer fremdes Porto + 25 Kreuzer Inlandsporti, in summa also 59 Kreuzer).

Doch auch diese wurden in München abgestrichen und die bayerische Post hatte zwei Mal gratis gearbeitet und musste noch, ohne etwas dafür bekommen zu haben, an Preussen und damit später auch an die Niederlande total 34 Kreuzer bezahlen. War es nicht schön, unbedingt portofrei gewesen zu sein?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 06.12.2017 14:10:59 Gelesen: 226819# 202 @  
@ bayern klassisch [#201]

Ich gehe davon aus, daß der Absender ganz genau wußte, daß der Herr Feldmarschall keinen einzigen Kreuzer für die Beförderung des Briefes zu zahlen hatte, während jedes kleine Würstchen tief in die Tasche hätte greifen müssen.

Ich halte nichts von dieser Schmarotzerei.

hajo22
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 14:43:31 Gelesen: 226815# 203 @  
@ hajo22 [#202]

Hallo hajo22,

ich gehe wie du davon aus, dass der Niederländer, der den Fürsten im Inhalt mit "Du" anredet (?), auch gewußt haben dürfte, dass sein hoher Protegé nichts zu zahlen hatte.

Die Gründe der aktiven und passiven, also der unumschränkten Postportofreiheit, liegen halt in dem Umstand, dass ihm dies der bayerische Staat (im engeren Sinne der jeweilige bayerische König) so zusicherte. Er bekam sein Gehalt, das nicht gering war und bekam eben diese Vergünstigungen.

Wenn man bedenkt, dass er mit 59 Kreuzer fast einen Gulden (das waren 60 Kreuzer) kostete und 1 Gulden der mittlere Gehalt eines Bahn- bzw. Postbeamten am TAG (!!) war, dann kann man sich ausrechnen, wie viel diese Vergünstigung wert war, denn der Fürst hat sicherlich im Jahr viele Hundert, vlt. gar Tausende von Briefen erhalten, für die er nie etwas bezahlt hat, auch wenn die meisten davon sicher keinen Gulden gekostet hatten.

Es war halt so, wie es heute noch ist: Die, die sich fast alles locker leisten können, bekommen die schönen Sachen noch geschenkt. Die, die sich diese schönen Sachen gerne auch nur einmal leisten würden, können sie sich nicht leisten, bzw. man lässt sie nicht machen. Die Welt hat sich auch in über 150 Jahren nicht so viel geändert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.12.2017 13:42:12 Gelesen: 226655# 204 @  
Liebe Freunde,

dank einer netten Auktion im Norden der Republik durfte ich heute nach mehrfachem Klingeln die Türe öffnen und bekam ein Einschreiben mit folgendem Inhalt:



Brief aus Stuttgart vom 21.3.1851 "An Herrn Grafen von Maldeghem Königlicher Niederländischer Kammerherr in Niederstotzingen" "frei".

Karl von Maldeghem (1797 - 1877, hat also noch Napoleon und die Zeit der weiten Welle erlebt!) lebte so:

Niederstotzingen wurde von der Postexpedition Günzburg versorgt, wo der Brief mit dem optimierten Vermerk "bis Günzburg" versehen wurde und an internem bayerischen Porto noch 3 Kreuzer gekostet hatte (Günzburg war der Grenzübergangn Württembergs zu Bayern).

Der noch am selben Tag angekommene Brief konnte jedoch gar nicht zugestellt werden, weil seine Erlaucht bei der dortigen Post eine Nachsendeadresse hintelassen hatte und zwar "Augsburg". Ergo stempelte Günzburg vorne ab (war falsch war, denn es war keine neue Postaufgabe und addierte von Günzburg aus 3 weitere Kreuzer bis Augsburg, siehe die 6 Kreuzer oben.

Am 22.3. traf er prompt in Augsburg ein, wurde siegelseitig Ankunft gestempelt, doch die 6 Kreuzer waren nicht zu bekommen, denn er war mittlerweile in den Goldenen Hirschen in München abgereist. Jetzt erneut als neue Postaufgabe am Folgetag gewertet, strich man die 6 Kr. oben ab, denn sie waren bezahlt worden und setzte 6 Kreuzer als innerbayerischer Portobrief bis 12 Meilen bis 1 Loth korrekt an. Noch am selben Tag kam der Brief in München an und wurde seiner Erlaucht gegen 6 Kr. Portokosten ausgegeben.

Gebührenforderungen:

Stuttgart - portofrei bis WÜ - BY - Grenze.
Ab da bis 6 Meilen und 8,75g Gewicht 3 Kr. für Bayern (Günzburg).
Ab Günzburg weitere 3 Kr. bis Augsburg, jetzt aber bis 12 Meilen und 1 Loth (15,625g), weil angeblich ausgeliefert.
Ab Augsburg nach Zahlung der 6 Kr. von Günzburg mit Porto gen München belastet bis 12 Meilen bis 1 Loth.
München kassierte 6 Kr. und erstattete sie Augsburg zurück.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.12.2017 13:29:15 Gelesen: 226258# 205 @  
Liebe Freunde,

manchmal hat man einfach Glück - vor allem dann, wenn der Anbieter sich hinsichtlich der Datierung vertut und zwar in die "billige" Richtung, nicht die besondere und damit teure.



Ein Brief (in deutscher Currentschrift übrigens) des Handelshauses Louis Reinhart aus Le Havre vom 7.9.1870 sollte an die Mechanische Baumwollspinnerei in Bamberg geschickt werden. Der Brief wog bis 10 g, so dass er das Standardfranko von 40 Centimes = 12 Kreuzern kostete.

Aber seit dem 19.7.1870 war Frankreich mit Bayern im Krieg, so dass es 5 Tage nach Sedan keine Verbindung mehr über die Pfalz bzw. Strasbourg gab und die Post über die Schweiz umgeleitet werden musste. Des weiteren waren alle Briefe aus Frankreich via Schweiz nach München an die Hauptbriefpostexpedition dort zu leiten, was wir leicht sehen können, wenn wir uns die Siegelseite betrachten, die einen Münchener Kreisstempel I vom 9.9. zwischen 21.00 und 22.00 Uhr zeigt, was bedeutet, dass vom weit entfernten Le Havre (am Atlantik/Kanal gelegen) über die Umleitung Schweiz nur 2 Tage vergangen waren und das finde ich sensationell für die damalige Zeit und die schlimmen Umstände.

Von München dann in der Nacht abgefertigt kam er am Folgetag in Bamberg an und wurde expediert.

Was mich doch ein wenig verwundert ist die Tatsache, dass der volle Inhalt des Briefes vorhanden ist, aber mit keiner Silbe auf den Krieg eingegangen wurde - nicht eine Andeutung, ein Satz - nichts. Oder war das ein Tabuthema zwischen den Korrespondenten?

Das blaue auf der Vorderseite ist keine postalische Paraphe, oder gar dem Krieg bzw. seinem Transit geschuldet, sondern nur eine Erledigungsparaphe der Spinnerei in Bamberg, wenn die Konten gut abgerechnet worden waren, wie das auch hier der Fall war. Viele Briefe nach dorthin zeigen eine vergleichbare Paraphe, oft in blau, manchmal in rot oder orange.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.12.2017 13:34:44 Gelesen: 226256# 206 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief vom 20.5.1828 aus Wiesenbach R.2. an den Rentamtmann Priester, bei seiner hochfürstlichen Durchlaucht, den Herrn Fürsten von Wrede (Wreden hieß er nicht!) in Ellingen (wo seine Gnaden ein Schloß zu besitzen geruhte).



Man kann schön den Einzeltransit Baden - Württemberg - Bayern anhand der Taxen nachvollziehen:

4 Kreuzer für Badens Aufgabepost und 6 Kreuzer für den Transit durch das taxische Württemberg ergaben die 10 Kreuzer, die Nürnberg in seinen Auslagestempel malte und deren beiden Therme man dann strich. Dazu kamen 4 weitere Kreuzer für Bayern ab der Grenze bis Ellingen.

Der Fürst "himself" wäre ja portofrei gewesen, aber sein Verwalter war es natürlich nicht, so dass jener dann auch 14 Kreuzer (kleine Contravention, weil nicht addiert zum Endporto) zu berappen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.12.2017 16:10:33 Gelesen: 226224# 207 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Briefchen ging mir ins Netz, das ich euch nicht vorenthalten möchte.



Aus S´Gravehage, deutsch: Den Haag, wurde am 23.2.1842 ein 1 Loth schwerer Brief an seine Erlaucht, den regierenden Grafen von Castel in Kastell am Steigerwald in Baiern unfrankiert aufgegeben.

Die Aufgabepost taxierte ihn mit 25 niederländischen Cents, die rechts notiert wurden. Diese nahm Preussen mit 4 1/2 Silbergroschen in Auslage und addierte zuerst 5 weitere Silbergroschen für sich dazu, stellte dann aber fest, dass der Brief im 2. Gewicht lag und rechnete daher 1,5fach 5 Silbergroschen = 7 1/2 Silbergroschen für sich, womit der Brief mit 12 Silbergroschen belastet in Bayern (Würzburg) ankam.

Würzburg rechnete diese in 43 Kreuzer um (nach meiner Rechnung 42 Kreuzer, aber ich will nicht streiten) und addierte sein Porto von Aschaffenburg, der Postgrenze Bayerns, bis Kastel von 9 Kreuzern. Die mittig notierte 34 Kreuzer waren voll daneben.

Was mich immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass selbst bei Briefen wie hier, die gewisse Taxierungs- und Interpretationskünste verlangen, nicht das Gesamtporto für den Empfänger notiert wurde. Inklusive der 43 Kreuzer kamen so nämlich 52 Kreuzer zusammen - nur stehen die nirgendwo. Das war ja eben nicht gerade wenig und ob jeder bei der Post bzw. jeder Empfänger hier gleich die richtigen Intentionen gehabt hatte, weiß ich nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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