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Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Das Thema hat 766 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 30.12.2017 11:03:51 Gelesen: 227597# 217 @  
Liebe Freunde,

aus Zofingen, 20 km südwestlich von Aarau gelegen, kommt eine Drucksache der Firma Hans Adam Senn vom 5.10.1833 an Zumstein nach Kempten, die nicht als Drucksache verpackt und aufgegeben wurde, sondern dem Forwarder in Lindau übergeben wurde. Auch dieser gab sie nicht der Post (in Lindau), wie wir das häufig bei diesen Korrespondenzen sehen, sondern brachte sie direkt nach Kempten, weswegen wir keine Poststempel und Taxen sehen.



Viele Sammler wundern sich, warum Drucksachen nicht einfacher der Post übergeben wurden, waren sie doch teils sehr günstig zu befördern. Auch liest man hier "franco" auf der Vorderseite, was viele Sammler gar nicht verstehen können, weil doch dieser Vermerk immer hinsichtlich von Postgebühren und Taxen gesehen wird, was aber teils gar nicht stimmt bzw. stimmen muss.

Der Vermerk "franco" bedeutete nur, dass der Absender für die Zahlung des Transporteurs (das konnte eine Staatspost sein, eine Privatpost, ein Forwarder, ein Bote amtlich, dienstlich, privat, konzessioniert, aber auch ein Reisender oder ein Familienmitglied) gesorgt hatte, wenn nicht bis zum Empfänger, dann bis zu einem Punkt, der dann anzugeben gewesen wäre.

Die Folge der Anbringung eines solchen Vermerkes auf einem Brief / einer Drucksache, die per Forwarder zugestellt wurde, war die, dass Z. auf einen Blick sah, dass er dem Überbringer aus Lindau nichts zu geben hatte.

Noch etwas zum Inhalt, den ich für interessant halte: Die Seidenpreise waren deutlich gestiegen und die Firma Senn in Zofingen hatte wohl so viele Kunden, dass sie es für ratsam hielt eine Vorlage zu vervielfältigen, um diese dann als Brief oder Drucksache ihren Kunden zuzusenden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass das gemeine Volk nicht wusste und wissen durfte, wie teuer (oder günstig) die Waren von den Händlern bzw. Herstellern waren. Seidenwaren waren damals sehr teuer und sind es noch - da wollte man nicht haben, dass Hinz und Kunz wussten, welche (i. d. R. großen) Gewinnspannen zwischen Ein- und Verkauf lagen.

Es ist zu vermuten, dass auch eine teurere Beförderung mit der Post nicht dazu geführt hätte, sie offen zu versenden und damit jedem die Möglichkeit zu geben, Firmeninterna auszubaldowern.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.12.2017 11:16:11 Gelesen: 227596# 218 @  
Liebe Freunde,

einen 3. Brief möchte ich heute zeigen: Geschrieben im schönen Zürich am 9.8.1807 von der Firma Martin Muralt seel. Sohn an Zumstein in Kempten.



Auf der linken, äußeren, hier gezeigten Seite, früher siegelseitig, steht ein Vermerk "P(er) 1/2 AKE in Lindau", wenn ich diese künstlerisch wertvolle Ligatur von Versalien (oder Majuskeln, wie man will) richtig deute. Dabei konnte "per 1/2" m. E. nur heißen, dass die Transportkosten hälftig vom Absender in Zürich bezahlt waren und hälftig von Z. in Kempten noch zu tragen waren.

Das wird deutlich aus der Tatsache, dass der Brief in Zürich nicht der Post übergeben worden war, sondern erst in Lindau (Rayon 3. Lindau) die taxische Post erstmals sah, wo man 4 Kreuzer Porto bis Kempten notierte. Man darf unterstellen, dass diese "1/2" Vermerke sich nicht auf die Höhe der beiderseitigen Porti bzw. Franki bezog, sondern nur allein auf die Tatsache, dass bis zu einem gewissen Punkt der Brief seitens des Absenders ohne Belastung für den Empfänger bleiben sollte. Es wäre also falsch anzunehmen, dass ein Posttransport Zürich - Kempten 8 Kreuzer gekostet hätte (auch wenn das natürlich zufällig auch mal sein kann).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 07.01.2018 00:03:49 Gelesen: 226933# 219 @  
@ Gernesammler [#160]

Guten Abend zusammen,

da dieser Brief aus Vacha nach Hilders 1849 eine gewisse Ähnlichkeit zu Rainers Brief aus Beitrag [#160] aufzeigt, was die Abstempelungen betrifft (nicht die Taxierung), stelle ich ihn einfach in diesem Thema kurz vor:



Auch hier ging es vom Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (mit der T&T Lehenspost) ins bayerische Gebiet. Anfangs dachte ich beim nur rudimentär erkennbaren, durchgestrichenen Zweizeiler aus Buttlar (SWE) an eine Fehlleitung, bis ich bemerkt habe, dass er von beiden Seiten, T&T und Bayern, durchgestrichen wurde, somit wahrscheinlich die Verrechnung (Übergabe) in diesem Dörflein stattfand. So oder so ist die Rhön als Grenzgebiet bestimmt ein interessantes Sammelgebiet. Ein wenig Lesen in der Beschreibung des Amtes Geisa kann schon Interesse wecken. Zur Taxierung kann ich wie immer nicht viel sagen, ausser das klar ist, dass zu dieser Zeit noch geteilt wurde und der Brief mit 16 x all-in-one das Ziel erreichte.

Ein schönes neues Jahr, mit Grüßen Max
 
bayern klassisch Am: 07.01.2018 11:21:32 Gelesen: 226832# 220 @  
@ Max78 [#219]

Hallo Max,

frohes Neues Jahr auch dir!

10 Kr. für Taxis, 6 Kr. für Bayern = 16 Kr. Gesamtporto für den Empfänger.

Die Absenderbehörde teilte dem bayerischen Landgericht in Hilders (einer der wenigen Orte, die nach dem für Bayern verlorenen Krieg 1866 an Preußen abgetreten wurde) etwas mit, das man in Bayern wissen musste und notierte daher "jens. Req." (jenseitige Requisition = also dortige Anfrage, Untersuchung), um zu vermeiden, dass die bayerische Behörde ein mit Porto belastetes Schreiben nicht annahm ("Annahme wegen darauf haftendem Porto verweigert ...").

Warum man hinten den taxischen Stempel strich, werden wir nie mehr heraus bekommen - Datum falsch wäre meine erste Eingebung dazu.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Max78 Am: 09.01.2018 02:44:14 Gelesen: 226423# 221 @  
@ bayern klassisch [#220]

Lieber Ralph,

habe Dank für die hilfreichen Ergänzungen! Das Kürzel jens. Req. hätte ich mir sonst nicht erklären können.

Als Datum lese ich den 20. Merz, was für die Strecke Vacha-Buttlar passen dürfte. Da der Stempel von beiden Seiten durchgestrichen wurde, wäre mein Gedanke ggf. gar nicht so blöd. Ich hatte bislang noch keinen Beleg gesehen, wo das auch so gemacht wurde. Hätte ja sein können, dass jemand ähnliches schon mal vor sich liegen hatte.

mit Grüßen Max
 
Magdeburger Am: 01.02.2018 13:10:25 Gelesen: 221447# 222 @  
Liebe Sammelfreunde,

damit es mal etwas fahrpostlastig wird:



Den Brief aus Dessau, etwa 1861/2, für ein 11 Pfund 10 Loth schweres Paquet An eine königlich baiersche hochlöbliche Juristenfacultät in Erlangen konnte ich erfolgreich aus Frankreich wieder "nach Hause" führen.

Wie siegelseitig erkennbar, stammt sie von der Oberlandes-Gerichts-Canzlei zu Dessau. Weiterhin ist die Progressionstufe P9 (32-36 Meilen) notiert worden.
Die Gebühren berechnen sich jetzt:

7/12 Kreuzer * 12 Pfund * 9 Progressionsstufe = 63 Kreuzer = 1 Gulden 3 Kreuzer Porto wie notiert. Oben sind noch /3 Kreuzer Bestellgeld notiert worden.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 21.02.2018 11:24:08 Gelesen: 219634# 223 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen frankierten Brief aus Strasbourg an die Firma Stocké in Ludwigshafen am Rhein, der eigentlich nichts besonderes ist. Nur muss man wissen, dass die meisten Strasbourger Firmen ihre Post nach Bayern und andere Postvereinsstaaten gerne im nahe gelegenen Kehl aufgaben, was ihnen regelmässig viel Geld sparte.



Hier am 29.8.1857 war das nicht so - man frankierte mit 40 Centimes nach dem Postvertrag vom 1.7.1847 bis 30.6.1858. Aber halt - was kosteten denn Briefe damals von ganz Frankreich in die bayerische Pfalz? Richtig - 30 Centimes, nicht 40. Nicht nur, dass er sich so nichts sparte (Brief bis 7,5 g), sondern er verschenkte noch 10 Centimes = 3 Kreuzer durch diese Überfrankatur.

Bei einer Postaufgabe in Kehl hätte er als Frankobrief nur 6 Kreuzer bezahlen müssen (Postverein über 10 - 20 Meilen, Gewicht aber bis 15,625 g).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.02.2018 12:04:14 Gelesen: 219629# 224 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus dem Postgebiet des Norddeutschen Bundes mit 3 Kr. Marke frankiert, der nach Lindau im Bodensee gerichtet war. Die Marke wurde mit dem Bahnpost - Einkreis - Stempel Frankfurt - Treuchtlingen entwertet und der Brief unbeanstandet befördert, weil der Einwurf wohl noch auf nichtbayerischem Territorium stattgefunden hatte.



Aufgabe am 11.6.1871 und Abgabe in Lindau am Folgetag zeigen die gute Vernetzung damals.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 29.03.2018 20:15:07 Gelesen: 217816# 225 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Tübli Ganzsache zu 10 Rappen mit Zusatzfrankatur einer 5 Rappen (Mi.Nr. 22c) und 10 Rappen (Mi.Nr. 30b) von Siebnen im Kanton Schwyz nach Lindau im Bodensee an Herrn M. Spengelin spediert. Der Brief wurde von Siebnen über Uznach (St. Gallen) nach Lindau befördert, mich würde jetzt interessieren, ob dieser auch über Feldkirch spediert wurde. Gestempelt mit Fingerhutstempel Siebnen 18 mm (Emmenegger Gruppe 104) und Einkreisstempel von Uznach auf der Rückseite (Emmenegger Gruppe 115) Ortsname in Elzevir. Der Ankunftstempel von Lindau ist auch auf der Rückseite abgeschlagen, hier vom 16.2. PD Stempel für bezahlt bis zum Empfänger (Posttarif vom 1.7.1875 Briefe bis 15 Gramm, Gebühr 25 Rappen.

Gruß Rainer


 
SH-Sammler Am: 30.03.2018 05:46:13 Gelesen: 217802# 226 @  
@ Gernesammler [#225]

Hallo Rainer,

beiliegend findest Du eine Karten der Eisenbahnlinien in der Schweiz, ab 1865. bis 1900



Der Brief von Siebnen, am oberen Ende des Zürichsees gelegen, wurde mit Boten ins 8 km entfernte Uznach getragen, wurde dort mit Leitstempel Uznach versehen und mit der Eisenbahnlinie nach Zürich spediert. Ab Zürich ging die "Deutschlandpost" meist über Romanshorn oder über Rorschach, was in diesem Falle wohl geschehen ist. Der Brief lief mit grosser Sicherheit nicht über Feldkirch.

Wünsche frohe Osterzeit

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 30.03.2018 07:49:55 Gelesen: 217796# 227 @  
@ Gernesammler [#225]

Hallo Rainer,

Hanspeter hat Recht - dein Brief lief nicht über Österreich, sondern mit dem Dampfschiff (seit 1836!) via Rorschach nach Lindau.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 30.03.2018 12:38:43 Gelesen: 217777# 228 @  
Liebe Freunde,

Gießen, ab 1.7.1867 postalisch Preussen geworden, als Ganzsache zu 6 Kreuzern nach Neustadt in der Pfalz, vom 4.12.1867.



Diese Kreuzerfrankaturen Preussen waren nur vom 1.7.1867 bis zum 31.12.1867 möglich - welche in die Pfalz sind sehr selten und schöner wohl kaum möglich.

Dazu noch als Einzeltransit mit badischem Bahnpoststempel - ei, ei, ei, da lacht das Herz eines Pfälzers.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 03.04.2018 19:27:12 Gelesen: 217633# 229 @  
@ SH-Sammler [#226]
@ bayern klassisch [#227]

Hallo Hanspeter, hallo Ralph,

danke für die ausführliche Erklärung zum Brief und vor allem die Karte der Eisenbahnlinien zu der Zeit echt toll, Danke dafür.

Somit habe ich selbst recherchieren können und im Buch von Richard Schäfer steht ja dann auch, dass ab 1.6.1840 der gesamte Postverkehr zwischen Lindau und Rorschach mit dem Dampfer abgewickelt wurde. Nur im Notfall gab es den Postverkehr zu Land über Vorarlberg.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 14.04.2018 11:29:56 Gelesen: 217115# 230 @  
Liebe Freunde,

unlängst fiel mir dieser Brief in die Hände, den ich auf ein vertretbares Finanzmaß reduzieren konnte. Geschrieben in Mannheim, Baden, am 3.8.1861, an die Kuhnel´sche Maschinenfabrik in Frankenthal. Es ging um die Zustellung eines badischen Patents.





Der Absender, A. C. L. Reinhardt notierte auf der Adresseite: "Durch Güte des Herrn Mündler"

Ein Herr Mündler muss also in Mannheim den Brief (evtl. nebst weiteren Sachen) an sich genommen und ihn über die Rheinbrücke bei Ludwigshafen nach Frankenthal verbracht haben. Das Franko hätte nur 3 Kreuzer betragen, was ja auch nicht gerade hoch war.

Mir fällt ad hoc kein zweiter Brief durch Güte ein, bei dem der "Gütler" vorne nominiert worden wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 25.04.2018 17:17:09 Gelesen: 216521# 231 @  
Liebe Sammelfreunde,

heute ein Beleg der einfachen Art und fast wie üblich von mir aus Magdeburg (23.12.1862):



Lief er an den Eisenwerks-Guts-Besitzer Philipp Dittmar (in) Oberklingenspon bey Naila ey Hof. Wie immer aus Magdeburg waren 3 Sgr. franco erforderlich, dargestellt mit einem Dreistreifen der Nr. 16. Siegelseitig sehen wir den Stempel Hof B.E. vom 24.12. und auch von Naila.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 25.04.2018 17:52:50 Gelesen: 216515# 232 @  
@ Magdeburger [#231]

Lieber Magdeburger,

da hast du einen wundervollen Brief geangelt - herzlichen Glückwunsch zu diesem Schmankerl. Hätte auch jeder Bayernsammler gerne in der Sammlung - aber in deine passt sie am allerbesten!

Liebe Grüsse,
dein Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.05.2018 16:36:04 Gelesen: 216018# 233 @  
Liebe Freunde,

Brief bis 1 Loth mit Postaufgabe in Ulm am 5.9.1851, gerichtet an Firma Zobel seel. Frau Wittib in Memmingen. Der Absender zahlte 3 Kreuzer BAR siegelseitig. Wie das? Württemberg war zwar zum 1.9.1851 im DÖPV, Bayern sowieso, aber Marken hatten sie noch keine, das sollte bis zum 15.10.1851 dauern, daher konnte es nur in der Spanne vom 1.9.1851 bis zum 14.10.1851 überhaupt barfrankierte Briefe nach Bayern geben.



Die gezahlten 3 Kreuzer reichten auch im DÖPV bis 10 Meilen - von Neu - Ulm aus hätten sie gar 12 Meilen weit gereicht, aber das war nicht nötig. Jedenfalls dürfen wir unterstellen, dass an diesem Tag der Absender nur diesen Brief nach Bayern aufzugeben hatte bzw. nur Briefe, bei denen eine Postaufgabe in Neu - Ulm zu keiner Kostenminderung geführt hätte, so dass man sich den Gang über die Donau ersparen konnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.05.2018 10:31:36 Gelesen: 215942# 234 @  
Liebe Freunde,

den folgenden Brief kann ich leider nicht datieren (wohl 1840 - 1847). Er stammt aus Laasphe (heute wohl Bad Laasphe) zwischen Siegen und Marburg gelegen und war unfrankiert an: "Seiner Erlaucht dem Herrn Grafen von Rechberg - Rothenlöwen zu Donzdorf Königreich Bayern" geschickt worden.



Der Absender machte den Fehler, Donzdorf nicht in Württemberg, wie es richtig gewesen wäre, sondern in Bayern zu verorten, so dass man ihn mit 3 Silbergroschen für Preussen taxierte Bayern zukartierte. Diese 3 Groschen wurden in Würzburg mit 11 Kreuzern korrekt in Auslage genommen und dazu das bayerische Porto von 15 Kreuzern addiert. Hierbei sollte erwähnt werden, dass der Brief 1 Loth wog, wie Preussen oben links nicht zu notieren vergaß.

Folglich kam er mit 26 Kreuzern total belastet nach Nördlingen, der bayerischen Ausgangspost zu Württemberg. Taxis in Württemberg wollte für den Transport ab der bayerischen Grenze weitere 4 Kreuzer, so dass wir auf ein Gesamtporto von 30 Kreuzern kommen.

Hätte man in Laasphe nicht "Königreich Bayern" geschrieben, sondern zutreffenderweise Königreich Württemberg, wäre die Rechnung nicht so hoch ausgefallen. Aber Seine Erlaucht dürfte das wenig gestört haben, denn unvermögend war man sicher nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.05.2018 12:47:29 Gelesen: 215577# 235 @  
Liebe Freunde,

ich stelle diesen Brief, den mir PF (Peter Feuser Auktion) zuschlug, hier mal ein: 1. Sardinien - Bayern und 2. Sardinien - Österreich, weil er 1. erst mal nach dorthin lief (Pfalz) und er 2. aber nach Österreich gehörte.





Wer Lust hat, die Stempeldaten zu vergleichen, darf das gerne tun: Transit via Schweiz, Retour, dann korrekt nach Österreich. Viel Arbeit für einen Portobrief aus Vercelli (Kgr. Sardinien) vom 19.3.1858 nach Steyr in Österreich, der erst nach Speyer in die Rheinpfalz spediert wurde. Die Siegelseite habe ich 2mal eingescannt, damit ihr alle Stempel möglichst aufrecht sehen könnt.

Wer sich an den Taxen versuchen will, ist hierzu gerne eingeladen. Nur Mut also meine Freunde!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 16.05.2018 07:44:18 Gelesen: 215504# 236 @  
@ bayern klassisch [#235]

Hallo Ralph,

ich habe mal versucht, anhand der vielen Stempel den Laufweg zu rekonstruieren. Dies als Hilfe für die vielen "Knobler", welche sich die Brieftaxe erarbeiten wollen.
Ort Datum Zeit
Vercelli 19/3/1858 Briefaufgabe und Transport zur Bahnlinie Genova via Alessandria - Asti nach Turin (seit 1853 in Betrieb)
Torino 19/3/1858 10 S Umkartierung in Turin abends 10 Uhr
Poste Amb Torino 20/3/1858 von Turin nach Mailand, dann Richtung Nord durch die Schweiz nach Speyer
Speyer 22/3/1858 anschliessend von Speyer retourniert
Bahnstempel FB 23/3/1858 Curs V.II (Richtung Heidelberg???)
Heidelberg 23/3/1858
Basel 23/3/1858 6M in Basel weitergeleitet über Ulm
Bahnstempel FB 23/3/1858 Curs V.III
Bahnpost Wberg 24/3/1858 Z3, Richtung Ulm
Ulm 24/3/1858 3_6
Bahnpost Wberg 24/3/1858 Z5, Ulm Richtung Innsbruck
Insbruck 26/3/1858
Linz 12
Steyr 29/3/1858
 

Obige Angaben können evtl. noch verbessert und verfeinert werden, vor allem Angaben zu den Bahnstempeln im GHzt. Baden nach Ulm.

Wer macht weiter?

Gruss
SH-Sammler
Hanspeter
 

bayern klassisch Am: 16.05.2018 08:24:05 Gelesen: 215496# 237 @  
@ SH-Sammler [#236]

Hallo Hanspeter,

da liegst du in vielen Dingen richtig - mein aufrichtiges Kompliment und dein Engagement beim Mitknobeln.

Weil du neben den Leitungen auch die Frage nach den Taxen gestellt hast, hier die Lösung:

DS 20 (Centesimi) = 6 Kreuzer rheinisch für Sardinien bis 10g von Vercelli über Turin bis zur Schweizergrenze.

6 Kreuzer rheinisch für den offenen Transit durch und für die Schweiz bis Basel.
9 Kreuzer rheinisch für Baden als Vereinsaufgabepost von Efringen bis Mannheim = 21 Kreuzer rheinisch total.

Nichts für Bayern ab Ludwigshafen bis Speyer. Vermerk unten von Speyer in blauer Tinte: "In Speyer bayerische Pfalz nicht zu erfragen". Daher dort entlastet und retour von Speyer über Ludwigshafen nach Mannheim, dann per Bahnpost nach Heidelberg.

Weiter über die württembergische Bahnpost bis Ulm (Grenze Württemberg - Bayern).
Durch ganz Bayern im geschlossenen Transit nach Innsbruck. Dort als Brief mit 12 Kreuzer Conventionsmünze (die Umstellung/Abwertung auf Neukreuzer erfolgte im selben Jahr erst zum 1.11.1858) belastet über Bayern (Berchtesgadener Land wieder im geschlossenen Transit) nach Linz und endlich nach Steyr.

Schon eine kleine Odyssee. Sardinien kostete wegen ÖIPV = Österreichisch - Italienischer Post - Verein nur noch 3 Kreuzer Conventionsmünze, statt 6 Kreuzer rheinisch, wenn es nach Bayern gegangen wäre - hat man ja auch nicht jeden Tag, dass DÖPV (Deutsch - Österreichischer Post - Verein) und ÖIPV auf einem Brief in Konkurrenz traten und andere Gebührenstrukturen nach sich zogen.

Ich liebe solche Knobler, die hinten Stempel und vorne Gebühren in Hülle und Fülle zeigen, sind sie doch das Salz in der Suppe einer jeden Sammlung und meiner sowieso.

Nochmals vielen Dank für deine Lösung - das hast du sehr gut hinbekommen, Respekt!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 16.05.2018 13:58:55 Gelesen: 215455# 238 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist eine harte Nuss - jedenfalls für mich.



Verfasst in Northorn (Kgr. Hannover) am 26.3.1845, lief er nach Monheim (Bayern) bzw. dann nach Markt - Einersheim an die Gräfin von Rechteren - Limpurg. Der Absender frankierte 2 1/4 (??) Gutegroschen, was dem Franko für Hannover gleichgekommen sein sollte und 3 Gutegroschen Weiterfranko (für wen und bis wohin?).

Dann lese ich "Monheim" gestrichen und "nicht Mannheim" notiert. Mit roter Tinte (Preussen?) lese ich "berechnet" neben den 3 Ggr. und "am Main zwischen Würzburg und Aschaffenburg" und Unterstreichungen bei der Adresse zu: "Auf Haus Sommer- u. Wintershausen".

Eine blaue 4 Kreuzer Taxe von Nürnberg der Farbe nach wurde wieder abgestrichen. Warum? Letztlich blieb als Zustellort "Markt-Einersheim" übrig, was wohl richtig war.

Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter von damals führen, ist eine Belohnung von einem Mohrenkopf ausgesetzt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2018 15:09:17 Gelesen: 215440# 239 @  
Liebe Freunde,

hätte man auch unter der Rubrik "Der besondere Brief" einstellen können, aber die gibt es noch nicht hier.



Portobrief aus Paris vom 23.9.1845 an (hier darf ich die Franzosen bitten, mir die Anschrift zu transkribieren) in München. Unten links lese ich: "Poste restante ???". Auch hier hätte ich gerne gewußt, was der Rest zu bedeuten hat.

Der Brief aus dem 3. Rayon Frankreichs zu Bayern kostete 20 Kreuzer von Paris bis Strasbourg und 18 Kreuzer von Kehl nach München (einfaches Gewicht), in summa 38 Kreuzer. Da er nicht ausgeliefert wurde (bei der Handschrift kein Wunder!), notierte man siegelseitig: "A Mr le Comte de la Grange a Baden Baden".

Zu den 38 Kreuzern kamen daher nochmals 12 Kreuzer Gemeinschaftsporto nach dem Postvertrag Badens mit Bayern vom 1.8.1843 hinzu, so dass unser Graf de la Grange total 50 Kreuzer zu zahlen hatte (Portoteilung: 20 Kreuzer für Frankreich = 7 Decimes, 18 + 6 Kreuzer für Bayern und 6 Kreuzer für Baden). In München war er am 29.9.1845 eingegangen und er scheint am 1.10.1845 von dort - trotz poste restante - nach Baden Baden abgegangen zu sein. Offenbar kam in der Zwischenzeit ein Nachsendeersuchen zum Vorschein, welches am 29.9. noch nicht vorgelegen hatte.

Auch wenn der Brief nicht ganz vollständig ist, halte ich ihn für ein seltenes Poststück, bei dem bis auf die Lesbarkeit der Anschrift, alles passt.

50 Kreuzer waren 8 bis 10 Mittagessen damals - aber unser Graf wird es verschmerzt haben können, hoffe ich für ihn.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2018 15:18:18 Gelesen: 215438# 240 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich meine bisher einzigen "reclamirten" Brief nach Bayern. Der äußere war in Roveredo (Alto Adige), seit 1809 Königreich Italien, zuvor Bayern, am 11.9.1811 geschrieben und verfasst worden, ehe man noch einen zweiten Brief am 14.9.1811 in diesen eintütete, was möglich war, weil er noch nicht abgesandt worden war. Vlt. hat man den ersten auch erst am 13.9. aufgegeben und am Folgetag schnell noch zurück geholt, wer weiß das schon.



Beide sind gerichtet an Nicklaus Welf Sohn & Comp. zu Kempten. Der äußere ist wohl mit 3 Decimes (oben links) frankiert und kostete in Kempten 8 Kreuzer, der innere war, wiewohl verschlossen, "frei".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 16.05.2018 15:43:11 Gelesen: 215430# 241 @  
@ bayern klassisch [#239]

Hallo Ralph,

mit der Adresse gehe ich mit Dir einig. Ausser Monsieur xxx xxx, Comte selon Grange ..., geht bei mir auch nicht mehr.

Beim Hinweis Poste restante lese ich in der Zeile darunter "ou faire suivre" heisst "oder nachsenden".

Gruss
Hanspeter
 

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