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Thema: Postlagernde Sendungen
Das Thema hat 34 Beiträge:
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volkimal Am: 14.04.2013 20:18:06 Gelesen: 36983# 1 @  
Hallo zusammen,

Vor einiger Zeit habe ich diese Abfolge von Briefen gefunden. Die beiden ersten vom 27.07. bzw. 01.08.1927 sind mir durch die Anschrift besonders ins Auge gefallen.



Weshalb waren die Briefe postlagernd und hatten eine solch eine ungewöhnliche Anschrift? Zum Glück ist der Inhalt des ersten Briefes noch erhalten, denn er liefert die Erklärung. Ich möchte Euch den Text nicht vorenthalten:



Ist der Schluss nicht süß? Ich gehe davon aus, dass die Freundschaft mit Mia noch geheim bleiben sollte. Wer von Euch kennt sich mit postlagernden Sendungen aus? Genügte es danach zu fragen, ob ein Brief mit der Anschrift „H. S. B.“ angekommen ist oder muss man einen Ausweis vorlegen um die Post zu erhalten?

Wenn man keinen Ausweis vorlegen musste und sich die Post zusätzlich nicht zum Wohnort schicken ließ, würde man auch als Empfänger unbekannt bleiben. Allzu lange blieb die Freundschaft mit Mia aber nicht geheim, denn der dritte Brief vom 23.09. hatte eine offene Anschrift.



Bei dem nächsten Brief vom 07.09. fällt der Absender besonders auf. Vielleicht hatte H.S.B. ja eine zweite Freundin, denn dieser Brief lag vom Datum her zwischen den beiden vorherigen.

Erst dachte ich übrigens, dass „Eva Ringeltaube“ ein erfundener Name ist. Aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Im Telefonverzeichnis kommt der Name Ringeltaube 36 mal in Deutschland vor. Der Name Turteltaube ist 4 mal vertreten. Der Name kann also echt sein.



Eva Ringeltaube als zweite Freundin ist aber durchaus möglich, denn es sieht so aus, als ob H.S.B. ein Herz für viele Frauen hatte. Aus der gleichen Sammlung sind noch vier weitere Liebesbriefe erhalten geblieben. Die Absenderinnen waren Mischka, Addy, Liesel und eine unbekannte Verehrerin. Dadurch, dass H.S.B. seine Liebesbriefe aufgehoben hat, konnte ich einen netten Beitrag ins Forum stellen. Außerdem sind einige Maschinenstempel zu zeigen.



Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 14.04.2013 22:41:25 Gelesen: 36954# 2 @  
@ volkimal [#1]

Hallo Volkmar,

ich darf mal von Altdeutschland auf das Deutsche Reich schließen, auch wenn das nicht immer legitim ist.

Der Empfänger einer Sendung poste restante = postlagernd war zuerst einmal das betreffende Postamt. Nach Eingang musste die Sendung 3 Monate liegen bleiben; geschah innerhalb dieser Zeit keine Nachfrage, war der Grund der Rücksendung an den Absender anzugeben und die Sendung zu retournieren.

Bei der Abholung genügte es, sich zu legitimieren (Paß, Ausweis, Schreiben oder die Anwesenheit eines örtlichen Notabeln).

Bei chiffrierten Sendungen genügte die Angabe der Chiffre, wie hier, denn in keinem Paß der Welt hatten Chiffren zu stehen, daher war das nicht anders möglich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
volkimal Am: 16.04.2013 14:22:39 Gelesen: 36896# 3 @  
@ bayern klassisch [#2]

Hallo Bayern klassisch,

danke für die Erklärungen!

Volkmar
 
Baldersbrynd Am: 27.06.2013 09:47:58 Gelesen: 36825# 4 @  
Hallo zusammen,

hier ein Brief, welcher eigentlich unter Postlagernd Thema gehört.

Sendet aus Berlin am 14.8.1905 nach Sternberg in Mecklenburg, Postlagernd zu eine Däne aus Viborg (Jutland). Der Brief wurde nicht abgeholt, dann weitergeschickt nach Kopenhagen (warum nach hier?) und 10 Pf. fehlende Porto zu erhoben in Kopenhagen. Keine Stempel in Dänemark, nur eine Vignette "Ikke afhentet" (nicht abgeholt) Der Brief geht zurück nach Berlin siehe Stempel Bestellt vom Postamte 30, 25.11.1905 und Stempel: Entlastet W 30 25.11.05, nach Eröffnung des Briefes und der Absender geschrieben auf der Adresseseite geht der Brief zurück, Stempel Bestellt Postamt 50, 27.11.05.

Viele Grüße
Jørgen









[Redaktionell aus dem Thema "Die Poststempel Berlins" kopiert]
 
DL8AAM Am: 27.06.2013 16:21:20 Gelesen: 36732# 5 @  
@ bayern klassisch [#2]

Deutsche Reich ... bei der Abholung genügte es, sich zu legitimieren

Zumindest bei der Deutschen Bundespost in den 70/80er Jahren musste man das nicht (immer). Mein Vater hatte seinerseit eine caritative Tauschpartnerorganisation in Nordkorea mit der er Briefmarken getauscht hatte. Da er damals noch aktiver Bundesbeamter war, hat er sich die Post an einen Decknamen postlagernd zum örtlichen Bahnpostamt schicken lassen. Da reichte es zu fragen "ist Post für A.P. Rosenstock da?" und er bekam die Sendungen.

Auch ich als Kind hatte in den 80ern einen "Club Mars" gegründet und ohne Probleme so meine Post - in Umgehung der elterlichen Briefkastenleerung - bekommen. Später hatte ich dann noch über Jahre hinweg Nachsendeanträge (damals kostenlos) von Postlagernd auf meine Wohnadresse, wenn ich nicht wollte, dass man meine echte Adresse sieht. Das ging alles



Damals hatte ich den militärischen Fernschreibverkehr einiger US Navy Schiffe in den antarktischen Gewässern auf Kurzwelle mitgeschrieben, die dann um "QSL-Bestätigungen" dafür ersucht. Da es damals in Deutschland noch verboten war diese Art von Funk abzuhören, nutzte ich Postlagernd (mit Nachsendeantrag, wohl um es den Staatsanwalt leichter zu machen. Hmmm, als Kind dachte man scheinbar nicht so weit...hi). Weil diese Art von Abhörhobby in den USA damals aber recht verbreitet war, hatten (und haben) viele dieser militärischen Funkstellen sogar eigens für die SWL-Hobbyisten (Short Wave Listener) spezielle QSL-Empfangsbestätigungs-Postkarten gedruckt. Wenn man damals in 80ern eine Bundeswehrfunker angeschrieben hätte, sähe die Belohnung sicherlich anders aus, hi.





Gruß
Thomas
 
volkimal Am: 06.07.2013 10:22:55 Gelesen: 36638# 6 @  
Hallo zusammen,

ein besonderer Aspekt bei Postlagernden Belegen wurde hier noch nicht angesprochen - die Postlagergebühr.



Dieser postlagernde Brief von der Schweiz nach Österreich trägt eine Nachgebühr-Stempel über 5,50 Schilling. Ich habe leider keine Portotabelle um nachzusehen, ob der Brief mit 40 Centimes richtig frankiert ist, ich gehe aber davon aus. Bei den 5,50 Schilling handelt es sich wahrscheinlich um die Postlagergebühr. Wer hat Informationen über die Höhe der Postlagergebühr in Österreich?

Viele Grüße
Volkmar
 
christel Am: 06.07.2013 11:32:43 Gelesen: 36626# 7 @  
@ volkimal [#6]

Hallo Volkmar,

es sollte sich schon um die Nachgebühr für den nicht ausreichend frankierten Brief handeln. Durch den Taxvermerk ist ja schon die Höhe des fehlenden Portos angegeben. Bei dem Brief dürfte es sich wohl um eine "Drucksache" handeln, auch wenn dies nicht angegeben ist.

Fehlporto sind nach Taxvermerk 30 Rappen (Zähler im Bruch), ein voll zu zahlender Brief Schweiz-Österreich kostete 1,10 Franken (Nenner im Bruch). Es würde nun so gerechnet werden: 30 : 110 = 0,273, diese würden mit dem Betrag für einen vollbezahlten Brief Österreich - Schweiz (den ich leider nicht weiß) multipliziert und nach oben aufgerundet werden, zu diesem Betrag würde theoretisch die Einziehungsgebühr kommen. Das könnten zusammen durchaus die eingeforderten 5,50 ATS sein.

Christel
 
Germaniafan Am: 08.07.2013 15:38:10 Gelesen: 36569# 8 @  
Hallo ins Forum.



Hier eine Postkarte von Düsseldorf nach Hanau am Main vom 29.8.1901. Der Empfänger der Karte war wohl nach Interlaken in der Schweiz abgereist, deshalb wurden auf der Karte am 30.8.1901 noch mal 5 Pfennig nachgeklebt, mit Schwarzstift entwertet und nach Interlaken postlagernd nachgesendet.

Schöne Grüße
Guido
 
volkimal Am: 30.07.2013 19:18:35 Gelesen: 36428# 9 @  
Hallo zusammen,

eine weitere Möglichkeit für postlagernde Sendungen ist das Beschaffen von Belegen für die eigene Sammlung.



Achim Lange hat diesen Brief von der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung 1992 postlagernd nach Barcelona geschickt. Auf der Rückseite steht extra der Vermerk "Bitte zurück an den Absender". Allerdings trägt der Brief keinen Zurück-Vermerk. Ob er wirklich von Monsieur Kaps abgeholt wurde? Vielleicht hat Herr Lange ja so viele Briefe nach Barcelona geschickt, dass diese in einem großen Umschlag zurückgingen.



Das Wort "Lista" im Stempel aus Barcelona bedeutet Liste. Vermutlich wurde damit bestätigt, dass der Brief in die Liste der postlagernden Sendungen eingetragen wurde.

Viele Grüße
Volkmar
 

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