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Thema: (?) (30) (32) Österreich-Ungarn Monarchie - Marken und Belege bis 1899
Cantus Am: 15.04.2017 18:07:14 Gelesen: 15751# 1 @  
Im Februar 1867 wurde Ungarn als Köngreich vom Kaisertum Österreich getrennt. Als Folge entstand die Österreichisch-Ungarische Monarchie.

Die Österreichisch-Ungarische Monarchie war eine Realunion in der letzten Phase des Habsburgerreiches in Mittel- und Südosteuropa für den Zeitraum zwischen 1867 und 1918. Sie bestand nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einem Staatenverband auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 (in Österreich am 21. Dezember 1867 verfassungsmäßig implementiert), bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion).

Das kaiserliche Österreich wurde bis 1915 offiziell meist "die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder" genannt, inoffiziell hingegen in der Politiker- und Juristensprache nach dem Grenzfluss Leitha auch Cisleithanien. Das königliche Ungarn firmierte amtlich als "die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone" und dementsprechend auch als Transleithanien. Der Begriff Österreich als zusammenfassender Begriff für die cisleithanischen Länder wurde erst 1915 offiziell eingeführt.

Franz Joseph I. war formal das gemeinsame konstitutionelle Staatsoberhaupt (Personalunion), unter dessen Leitung sowohl die Außenpolitik, das gemeinsame Heer und die Kriegsmarine sowie die dazu nötigen Finanzen in den entsprechenden drei Reichs-, später k. u. k. Ministerien mit Sitz in Wien gemeinsam verwaltet wurden (Realunion):

K.u.k. Außenminister; Vorsitzender im gemeinsamen Ministerrat
k.u.k. Kriegsminister
Gemeinsamer Finanzminister

Alle anderen Angelegenheiten konnten Österreich und Ungarn von nun an getrennt regeln (es kam jedoch freiwillig zu einem gemeinsamen Währungs-, Wirtschafts- und Zollgebiet) [1].

Die Teilung in der Verwaltung des Postwesens erfolgte mit Übereinkommen vom 2.4.1867. Ab dem 1.Mai 1867 entstanden somit zwei getrennte Postverwaltungen, nämlich die österreichische und die ungarische, die fortan getrennte Postwertzeichen herausgaben. In der österreichischen Reichshälfte waren bis Ende November 1899 Briefmarken in Gebrauch, die weiterhin auf der Grundlage der Kreuzer-Währung herausgegeben worden waren. Die Michel-Redaktion fasst diesen Zeitraum unter den Katalognummern 35 bis 68 zusammen.

Im Jahr 1892 wurde der Gulden durch die Krone zu 100 Heller ersetzt. Der Umrechnungskurs lag bei zwei Kronen für einen Gulden Der Gulden durfte noch bis 1900 parallel zur Kronenwährung verwendet werden. Am 1.12.1899 erschienen erstmals Briefmarken in der neuen Währung.

Da es für die vorausgegangene rund zwanzigjährige Zeitspanne bis zur Herausgabe der ersten Marken in Heller-Währung noch reichlich Marken und Belege in Sammlerhand gibt, halte ich es für vertretbar, dafür ein eigenes Thema zu gründen und mit Leben zu erfüllen.

Parallel gab es natürich auch unterschiedlichste Ganzsachen, diese sollten aber getrennt vorgestellt werden, damit sie als Ganzsachen beschrieben und behandelt und nicht nur zur bloßen Darstellung irgendwelcher Portostufen oder lediglich als Untergrund irgendwelcher Abstemplungen missbraucht werden können. Passende Beispiele werden in Kürze von mir hochgeladen.

Heute zum Start nun ein Brief, der am 20.12.1875 vom Gemeindeamt von Hosterlitz, einem Ort in der südmährischen Region, über Misslitz nach Brünn geschickt worden war. Der Brief wurde rückseitig mit dem Stadtsiegel von Hosterlitz verschlossen. Als Frankatur diente eine Marke zu 5 Kreuzer der Ausgabe des Jahres 1867 in Form der Auflage von 1874 ff, feiner Druck, Mi. 37 II Type b.







Viele Grüße
Ingo

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarn
 
Arge-Ungarn Am: 03.06.2017 23:07:45 Gelesen: 15633# 2 @  
In Ungarn wurde die erschienen mit sogenannten "Turul"-Ausgabe am 1.1.1900 die ersten Marken in der neuen Währung "Filler" und "Korona".

Die vorherigen Kreuzer-Marken konnten bis Ende September 1900 noch aufgebraucht werden. Die Umrechung betrug ebenfalls 1 Kreuzer = 2 Filler.

Mischfrankaturen aus diesem Zeitraum sind relativ selten, wenn man einmal von den einfacheren Belegen, wie Inlands-Postkarten, -Briefen und -Einschreiben absieht.
Zur Veanschaulichung aus meiner Sammlung eine Paketkarte für ein 2,1 kg schweres Wertpaket über 24 Korona von Szent Gotthard nach Milwaukee (USA). Die Gebühren in Höhe von 13K62 wurden durch 2 x 3 Forint (=12 Korona) + 1K + 60 Fi + 2 Fi abgegolten. Es handelt sich um die höchste bekannte Währungsmischfrankatur Kreuzer / Filler in das Ausland.


 
Cantus Am: 14.12.2017 03:06:24 Gelesen: 15071# 3 @  
Vor einiger Zeit war mir von einem alten Sammler das abgebildete Stückchen Papier mit den beiden Marken darauf geschenkt worden. Auf der rechten Marke gibt es mittig eine zusätzliche Zähnung. Hat jemand von euch so etwas schon einmal auf einer offensichtlich gelaufenen Marke gesehen?



Viele Grüße
Ingo
 
bignell Am: 14.12.2017 11:26:46 Gelesen: 15048# 4 @  
@ Cantus [#3]

Hallo Ingo,

hier dürfte es sich um eine Tiller-Zähnung handeln (Ferchenbauer Band 2 Seite 154), eine private Firmendurchlochung. Auf Briefstück wertet Ferchenbauer diese + 25 €.

Lg, harald
 
henrique Am: 06.02.2019 10:40:50 Gelesen: 13316# 5 @  
Briefumschlag, RECO von Trautenau (TRUTNOV) nach Lausanne vom 18.5.1874



Vorderseite mit 2 Marken zu 5 Kreuzer und 1 Marke zu 10 Kreuzer
Kopfzeichnung von Kaiser Franz Josef



Rückseite mit 2 Marken zu 5 Kreuzer,
Siegel und Ankunftstempel LAUSANNE 27.V.74

Grüße
Henrique
 
henrique Am: 10.05.2019 02:31:01 Gelesen: 13023# 6 @  
Briefumschlag an den Gemeindevorsteher von Nied. Trianowitz



Frankatur 5 Kreuzer / Ausgabe Kaiser Franz Josef 1867/74 / Rückseite Stempel von TESCHEN und KARWIN 5.2.82

Grüße
Henrique
 
henrique Am: 10.05.2019 03:16:05 Gelesen: 13019# 7 @  
Hallo,

vermutlich ein Amtliches Schreiben der Administracya rzadowej "Gazety Lwowskiej" ODEZWA von 1872

Faltbrief mit 5 Kreuzer / Ausgabe Kaiser Franz Josef 1867/74 / nach KRAKOW



Vorderseite mit Frankatur / Inhalt

So wie jeder echter Wiener habe ich auch "Böhmische Vorfahren" aber trotzdem keine Ahnung, was ich hier eingestellt habe. Informationen wären interessant.

Henriqe
 
bignell Am: 10.05.2019 22:56:15 Gelesen: 12980# 8 @  
@ henrique [#7]

Hallo Henrique,

ein unechter Wiener sagt: Absender ist die Administration der Lemberger Regierungszeitung, und Odezwa heisst etwa Beschwerde. Frankiert mit 5 Kreuzer grober Bart, Fingerhutstempel Lemberg.

Lg, harald
 
henrique Am: 12.05.2019 10:45:57 Gelesen: 12937# 9 @  
@ bignell [#8]

Hallo Harald,

besten Dank für deine Infos.

Habe noch einen 2. Beleg mit Ankunftsstempel KRAKAU 27.4.1871



Möglicherweise sieht man den Aufgabestempel nun besser.

Grüße
Henrique
 
Cantus Am: 05.06.2019 03:24:22 Gelesen: 12799# 10 @  
Ich habe hier einen Brief mit Mi. 20 und 21, gelaufen an einem 28.7. von Alba nach Schäßburg in Siebenbürgen. Das rückseitige Verschlusssiegel kann ich nicht genau erkennen, so wie es momentan aussieht, könnte es als Gesicht definiert werden, was siher nicht beabsichtigt war.







Viele Grüße
Ingo
 
bayern klassisch Am: 05.06.2019 06:12:13 Gelesen: 12797# 11 @  
@ Cantus [#10]

Lieber Ingo,

könnte es ALBA in Siebenbürgen [1] heißen?

Liebe Grüsse,
Ralph

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/C%C3%A2lnic_(Alba)
 
bignell Am: 05.06.2019 09:16:25 Gelesen: 12782# 12 @  
@ Cantus [#10]
@ bayern klassisch [#11]

Hallo Ingo, hallo Ralph,

es handelt sich um Alba Regia / Stuhlweissenburg / Szekesfehervar. Der Stempel ALBA (Müller 2751b, 2 Punkte) ist häufig. Sehr interessant finde ich den Nebenstempel "ALBA | STADTBRIEFSAMMLUNG" (Müller 2752a), auf Marke hätte dieser 120 Punkte und wäre sehr selten. Der Brief lief nach Schaessburg / Sighisoara / Segesvar, somit sind 15 KR Franco korrekt. Die Buntfrankatur 5+10 KR bewertet Dr Ferchenbauer mit 35€. Das Siegel am Scan kann ich nicht erkennen.

Lg, harald
 
Cantus Am: 05.06.2019 14:28:48 Gelesen: 12772# 13 @  
Hallo Harald, hallo Ralph,

vielen Dank für eure Ergänzungen und Hinweise. Ich habe eine ganze Reihe frankierter Poststücke von Österreich bekommen und soll diese auch bewerten, habe aber keine Ahnung von den klassischen Stempeln von Österreich. Ich werde sie deshalb so nach und nach hier zeigen und hoffe, dass ihr mir da weiterhelfen könnt.

Als Stempelliteratur stehen mir nur der Stohl und - in bruchstückhaften Auszügen - das Handbuch von Klein zur Verfügung; den Müller besitze ich nicht.

Viele Grüße
Ingo
 
bignell Am: 05.06.2019 18:33:30 Gelesen: 12756# 14 @  
@ Cantus [#13]

Hallo Ingo,

stell nur ein. Kein Müller ist ein Fehler der sich leicht beheben lässt, den findet man immer wieder mal ab 30 Euro aufwärts. Klein ist wesentlich teurer, aber auch erst notwendig, wenn der Müller "inhaliert" wurde.

Lg, harald
 
fogerty Am: 26.10.2020 18:00:59 Gelesen: 10621# 15 @  
Dieser Brief, Format 11 x 9,5 mm, ging am 2.7.1893 von Lana/Südtirol ab und erreichte St.Marienkirchen bei Wels in Oberösterreich am 4.7. Der Handvermark an Stelle des Poststempels ist etwas rätselhaft, vielleicht kann mir jemand dazu mehr sagen.



Grüße
Ivo
 
BANANA60 Am: 26.10.2020 18:58:04 Gelesen: 10606# 16 @  
Hallo Ivo!

Handschriftliche Entwertungen kommen in der Monarchie immer wieder einmal vor. Meist wenn der Stempel nicht greifbar (z.B. Reparatur oder Verlust) war dann wurden vom Postbeamten händisch Namen und Datum auf die Marke geschrieben. Diese Art der Entwertung ist meist, speziell von Heimatsammlern, sehr gesucht.

Liebe Grüße
Harald
 
fogerty Am: 26.10.2020 19:15:33 Gelesen: 10602# 17 @  
@ BANANA60 [#16]

Dankeschön für diese Erläuterungen !
 
henrique Am: 15.03.2021 16:17:23 Gelesen: 9535# 18 @  
Faltbrief mit 5 Kreuzer - Ausgabe von 1883 "Doppeladler mit schwarzer Wertziffer" Nr 46

von SPALATO nach FIUME vom 20.1.1887



Grüße Henrique
 
henrique Am: 29.03.2021 18:28:43 Gelesen: 9376# 19 @  
Faltbrief mit 5 Kreuzer - Ausgabe von 1867 "Kaiser Franz Josef" Nr 37

von TRIEST nach WIEN am 23. März 1868



Absender: DAMPFSCHIFFAHRTS-GESELLSCHAFT DES ÖSTER:LLOYD
Ankunfts-Stempel: WIEN * 25.III.68

Frachtbestätigung / Fracht- und Spesen- Rechnung



Henrique
 
Cantus Am: 05.11.2021 01:19:00 Gelesen: 7978# 20 @  
Am 3.8.1861 wurde in Bozen in Südtirol ein Brief geschrieben, anschließend zusammengefaltet und dann per Einschreiben über Feldkirch in Vorarlberg nach Weiler, heute Weiler-Simmerberg, geschickt. Rückseitig finden sich der Durchgangsstempel von Feldkirch sowie der Ankunftstempel von Weiler, damals noch eigenständiges Dorf. Außerdem gibt es rückseitig ein gut erhaltenes Siegel, mit dem ich selber aber wenig anfangen kann. Für die unter euch, die mit flüssigem Sütterlin wenig Probleme haben, bilde ich auch den Brief ab, den ich zur besseren Lesbarkeit in drei Teile zerschnitten habe.











Viele Grüße
Ingo
 
bignell Am: 05.11.2021 10:19:48 Gelesen: 7953# 21 @  
@ Cantus [#20]

Hallo Ingo,

das Siegel zeigt die Initialen des Absenders JMG (Joh. Martin Gruber wenn ich das recht lese).

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 05.11.2021 11:59:49 Gelesen: 7941# 22 @  
@ Cantus [#20]

Lieber Ingo,

da fehlt eine 10 Neukreuzermarke hinten für die Recommandation und vorne eine 15 Nkr. Marke für das Franko im Postverein über 20 Meilen unter 1 Loth. Schade!

Zum Inhaltlesen komme ich leider nicht, da sind meine Augen heute zu mies, leider!

Sütterlin gab es erst ab dem 1. Weltkrieg - hier sehen wir die aus dem späten 15. Jahrhundert mit Veränderungen geschriebene deutsche Currentschrift.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Briefuhu Am: 26.10.2022 16:15:51 Gelesen: 5337# 23 @  
Hier ein Brief vom 09.07.1868 von Wien nach Wolfsberg/Thüringen, dort Ankunft am 10.08.1868, frankiert mit Michel Nr. 35, 2 Kreuzer gelb von 1867. Inhalt des Briefes ist das Angebot der Ersten Wiener Theehandlung, C. Trau.




 
bayern klassisch Am: 26.10.2022 16:55:13 Gelesen: 5326# 24 @  
@ Briefuhu [#23]

Hallo,

von Brief würde ich hier nicht sprechen - es war doch eine sehr schöne Drucksache und Drucksachen waren viel seltener, als gewöhnliche Briefe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Briefuhu Am: 26.10.2022 18:15:00 Gelesen: 5311# 25 @  
@ bayern klassisch [#24]

Da hast du natürlich recht, das erklärt auch das Porto.

Schönen Gruß
Sepp
 
volkimal Am: 10.03.2023 15:14:12 Gelesen: 4274# 26 @  
Hallo zusammen,

eine zweisprachige Paketkarte Deutsch/Polnisch vom 28.8.1889:





Das Paket wurde in Szczurowa aufgegeben und ging nach Krakau, wo es einen Tag später ankam. Szczurowa ist eine Gemeine in Galizien, heute gehört sie zum Powiat Brzeski der Woiwodschaft Kleinpolen. 1905 hatte der Ort 2186 Einwohner.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 03.04.2023 14:18:50 Gelesen: 3987# 27 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit einer weiteren zweisprachigen Paketkarte vom 28.8.1889. Diesmal ist sie Deutsch/Italienisch. Leider wurde von der Vorderseite eine Briefmarke entfernt.







Wenn ich es richtig lese wurde am 14.11.1890 eine Kiste mit Lorbeerblättern in Görz aufgegeben. Der Bestimmungsort war Weimar, wo die Kiste am 17.11. ankam. Der Empfänger war nicht zu Hause und die Kiste sollte laut Vermerk vom 18.11.1890 erst einmal lagern.

Zu dem schwachen Stempel in der Mitte kann ich nichts sagen. Ich lese "??? Postamt in Görz / eingetragen im Ausfuhr / N??? Register No. ?". Kann jemand von euch den Rest erkennen?

Görz, italienisch Gorizia ist eine Stadt im Nordosten Italiens in der Region Friaul-Julisch Venetien direkt an der Grenze zu Slowenien. Ein Teil von Görz mit dem Namen Nova Gorica (= Neu-Görz) gehört seit 1947 zu Jugoslawien und heute zu Slovenien.

Viele Grüße
Volkmar
 
bignell Am: 03.04.2023 17:30:34 Gelesen: 3965# 28 @  
@ volkimal [#27]

Hallo Volkmar,

"k.k. Postamt in Görz | Eingetragen in Ausfuh(r) | Notizregister No " - hier hätte die Nummer eingetragen werden müssen, ist aber nicht erfolgt.

Liebe Grüße,
harald
 
volkimal Am: 05.04.2023 09:20:11 Gelesen: 3948# 29 @  
@ bignell [#28]

Hallo Harald.

dankeschön! Der Abschlag ist zwar schwach, aber jetzt kann er dennoch in die Datenbank. Habe jetzt erst gesehen, dass es bei dem Dreizeiler am Ende der dritten Zeile "N ro" heißt und nicht nur "N o"

Es folgt die dritte Sprache bei den zweisprachigen österreichischen Paketkarten: Deutsch/Tschechisch (in Österreich Böhmisch genannt).





Theodor Hutter [1] aus Prag schickt ein Paket mit Büchern an die Hochlöbliche Deutsche Schillerstiftung in Weimar zu Händen Dr. Julius Grosse [3]. Sowohl der Absender als auch der Empfänger waren Schriftsteller.

Herr Hutter hat das Paket am 14.11.1890 in Prag-Königliche Weinberge aufgegeben. Es wurde über Dresden nach Weimar geschickt, wo es am 16.11.1890 ankam. Vinohrady (bis 1960 Královské Vinohrady, deutsch Königliche Weinberge) ist ein Stadtteil in der tschechischen Hauptstadt Prag, östlich der Neustadt gelegen.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hutter_Theodor_1860_1932.xml
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Grosse
 
volkimal Am: 07.04.2023 12:02:53 Gelesen: 3921# 30 @  
Hallo zusammen,

zwei Paketkarten aus Österreich - diesmal einsprachig nur in Deutsch. Allerdings habe ich zu einem französischen Wort auf der Karte eine Frage. Was bedeutet bei diesen beiden Karten "Cliché"?





Paketkarte aus Ottakring vom 19.07.1890 nach Krakau an die Missye katolickie. Die Missye katolickie war eine illustrierte Monatszeitschrift. Ottakring war bis 1892 eigenständige Gemeinde in Niederösterreich und ist seit damals Stadtteil Wiens im 16. Wiener Gemeindebezirk





Paketkarte vom Postamt im Nordwestbahnhof in Wien vom 13.11.1890 nach Weimar an die Schriften Vertriebs Anstalt.

Bei beiden Karten geht es um ein Paket mit dem Inhalt 1 Cliché, 1 Original. Für das französische Wort "Cliché" findet man bei Leo.org folgende Bedeutungen: Klischee, Negativ, Druckstock, Druckplatte. Was ist davon wohl gemeint?

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 14.04.2023 11:17:43 Gelesen: 3888# 31 @  
Hallo zusammen,

bei dieser Paketkarte von Wildon nach Weimar wurden leider wieder zwei Briefmarken auf der Rückseite abgerissen.





Wildon (betont auf der zweiten, langgesprochenen Silbe) ist eine Marktgemeinde in der südlichen Steiermark. Daher ist diese Paketkarte vom 15.11.1890 einsprachig Deutsch. Mit der Paketkarte wurden 2 Körbe Geflügel versandt. Daher sind auch zwei Nummernzettel für die Pakete aufgeklebt (76 und 94). Ich wundere mich über den großen Unterschied zwischen den beiden Nummern. Auch das Gewicht wurde doppelt angegeben - zweimal 4700 g.

Das zweite Wort des Bestellungsvermerkes "selbst" auf der Rückseite oben rechts muss eine Unterschrift sein. Derselbe Name steht auf der Paketkarte im Beitrag [#30].

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.04.2023 14:05:46 Gelesen: 3780# 32 @  
Hallo zusammen,

es folgt die letzte österreichische Paketkarte meiner Sammlung. Diesmal ist sie wieder zweisprachig Deutsch/Italienisch.





Am 14.11.1890 schickt Antonio Paparotto aus Triest zwei Körbe mit Lorbeer an den Hoflieferanten Franz Grimm nach Weimar. Beide Körbe bekommen eine eigene Nummer. Im violetten Stempel vom"K.K.H.Z.A." (KuK Haupt-Zollamt) aus Triest steht vermutlich "Zollfrei abgeft" (abgefertigt?). Leider wurden unten wieder zwei Briefmarken abgerissen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 27.07.2023 09:46:58 Gelesen: 2825# 33 @  
Hallo zusammen,

bei diesem Thema wurden bisher fast nur Belege aus Österreich gezeigt. Es gibt aber noch andere Ausgaben, die auch hierhin gehören. Die Gliederung des Kaiserreichs Österreich-Ungarn sieht man sehr schön auf einer Karte bei Wikipedia [1]. Neben Österreich und Ungarn umfasst das Kaiserreich auch noch Kroatien und Slawonien (gehörte zu Ungarn) und Bosnien und Herzegowina. Sowohl Ungarn als auch Bosnien und Herzegowina verwendete eigene Briefmarken.





Die allererste ungarische Postkarte sah genauso aus wie diese österreichische Postkarte. Die Briefmarke zeigte König Franz Josef. Der einzige Unterschied bestand darin, dass unter dem deutschen Text Correspondenz-Karte das ungarische Wappen abgebildet war. Diese Karte kann ich leider nicht zeigen.

Bei der Karte aus Komotau vom 11.08.1875 ist unterhalb des Textes Correspondenz-Karte der österreichische Doppeladler. Somit ist es die Postkarte P1 aus Österreich. Während auf dieser Karte nur der deutsche Text „Correspondenz-Karte“ stand, gab es bei den nachfolgenden Karten immer auch mehrsprachige Vordrucke.

Komotau (tschechisch Chomutov) ist eine heute eine Stadt im Norden Tschechiens ca. 20 km von der deutschen Grenze entfernt. 1890 hatte die Stadt 12233 Einwohner. Davon waren über 90 % Deutsch.





Ab 1871 gab es gesonderte Wertstempel für Ungarn. Unter dem Bild von König Franz Josef ist das ungarische Wappen abgebildet. Die Inschrift oben auf der Postkarte ist jetzt Ungarisch/Deutsch. Diese Karte ging am 2.10.1871 von Csaba aus nach Pest (heute Budapest).

Csaba heißt heute Békéscsaba. Es ist eine Stadt im Südosten Ungarns. Auf der ungarischen Wikipediaseite zu Békéscsaba [2] heißt es übersetzt: "Békéscsaba, früher bekannt als Csaba oder Nagy-Csaba, dann Békés-Csaba (slowakisch: Békešská Čaba, deutsch: Tschabe, rumänisch: Bichișciaba)…“

Im Ankunftsstempel aus Pest steht unten die Zeitangabe "Este" für Abends.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Österreich-Ungarn#Reichsteile_und_Länder
[2] https://hu.wikipedia.org/wiki/Békéscsaba
 
volkimal Am: 12.08.2023 08:27:49 Gelesen: 2469# 34 @  
Hallo zusammen,

eine ungarische Postkarte aus Kuczura vom 24.07.1899 nach Bückeburg:



Den Aufgabeort könnte ich mit Hilfe des Ritter, geographisch statistisches Lexikon von 1905 entziffern. Dort fand ich den Eintrag: Kuczura, Dort in Ungarn, Komitat Bács-Bodrog, Bezirk und Gerichtsbezirk Kúla, 4090 Einwohner, Post- und Telegraphenstation

Heute liegt Kuczura im Norden Serbiens und hat den Namen Kucura (serbisch Куцура).



Die Karte geht an den Briefmarkenhändler H. Clabes jr. in Bückeburg. Der Absender schreibt:

Kuczura den 25.07.99
Herrn H. Clabes jr.
Bückeburg
Wenn Sie wollen mit mir Tausch-
verbindung machen, so senden Sie
mir Briefmarken Ich sende Ihnen
alde und neue Briefm. Von Rumänien
Serbien Montenegro Oest.-Ungarn.
Hochachtend
Zsilnik Janas
Bácska Kuczura Ungarn


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.08.2023 12:47:14 Gelesen: 2340# 35 @  
Hallo zusammen,

zu den Ländern der heiligen ungarischen Stephanskrone (Transleithanien) gehörten das Königreich Ungarn und das Königreich Kroatien und Slawonien. Dort wurde natürlich überwiegend Kroatisch gesprochen. Dementsprechend gibt es in Ungarn zweisprachige Postkarten Ungarisch/Kroatisch. Bei Wikipedia wird bei den Amtssprachen in Österreich-Ungarn Serbokroatisch und nicht Kroatisch angegeben. Der Unterschied ist mir nicht ganz klar.





Zweisprachige Postkarte vom 14.09.1885 aus Eszék-Felsö Város (Ungarisch) = Osiek-Gornji grad (Kroatisch) = Essegg-Oberstadt (Deutsch). Auch der Stempel ist zweisprachig Ungarisch/Kroatisch.

Osijek (deutsch Esseg, Essegg oder Essek) ist die viertgrößte Stadt Kroatiens. Osijek liegt am Ufer der Drau im Osten von Slawonien, rund 20 Kilometer vor der Mündung der Drau in die Donau, und hatte 2021 bei der Volkszählung 75.916 Einwohner.

In Wien gab es einen österreichischen Mediziner, Antiquar und Historiker namens Ignaz Schwarz. Die Karte dürfte aber nicht an ihn gehen, denn die Absenderin schreibt:

Essegg den 14/9 85
Herrn Ignatz Schwarz, Wien
Nachstehende Comihsion wollen Sie gfe mit der Ihnen zukommend gemachten Beipackung von Herrn Kretsch & Mikolasch umgehend per Post an mich absenden,
Achtungsvoll
Thilij(?) Kaiser
Comihsion: ½ Dzt Lockenbrenner rundes Heizapart zum zusammenlegen wie schon ?? gehalten und die ?? dazu


Viele Grüße
Volkmar
 
Cantus Am: 15.08.2023 22:32:26 Gelesen: 2313# 36 @  
@ volkimal [#29]

Hallo Volkmar,

du schreibst

bei den zweisprachigen österreichischen Paketkarten: Deutsch/Tschechisch (in Österreich Böhmisch genannt)..

Das stimmt nicht mit dem überein, was du zeigst, denn zu der Zeit, als diese Post-Begleitadresse (nicht Paketkarte, denn Paketkarten gab es damals überhaupt noch nicht [2]) verwendet wurde, hieß das Gebiet Königreich Böhmen und nicht Tschechien oder Tschechoslowakei; es wurde dort auch nicht Tschechisch gesprochen, sondern Böhmisch.

Die Tschechoslowakei oder auch Tschechoslowakische Republik wurde am 28. Oktober 1918 proklamiert [1], war aber niemals Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie. Du zeigst schöne Belege, bleibe aber doch bitte bei der Beschreibung auch beim korrekten Terminus und dichte nicht etwas hinzu. Wenn du unsicher bist, dann schaue dir die Belege genau an, die korrekten Bezeichnungen sind üblicherweise immer aufgedruckt.

Viele Grüße
Ingo

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakei
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Paketkarte (erst 1914 wurde in Deutschland die Bezeichnung "Paketkarte" eingeführt)
 
Attila Am: 15.08.2023 23:53:30 Gelesen: 2275# 37 @  
@ volkimal [#35]

Zsilnik János (Johann)
 
volkimal Am: 16.08.2023 09:36:34 Gelesen: 2237# 38 @  
@ Cantus [#36]

Hallo Ingo,

deiner Aussage "Die Tschechoslowakei oder auch Tschechoslowakische Republik wurde am 28. Oktober 1918 proklamiert [1], war aber niemals Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie" stimme ich uneingeschränkt zu.

Beim Rest nicht ganz. Deine Aussage "erst 1914 wurde in Deutschland die Bezeichnung "Paketkarte" eingeführt" stimmt. Allerdings hieß es in Deutschland schon seit 1874 nicht Post-Begleitadresse sondern Post-Packetadresse. Die Post-Packetadresse wird im Sprachgebrauch im nachhinein oft auch schon als Paketkarte bezeichnet. Schau einmal in Auktionskataloge oder in den Häger. Selbst bei den österreichischen Post-Begleitadressen wird bei Auktionen häufiger die Bezeichnung Paketkarte als die korrekte Bezeichnung Post-Begleitadresse benutzt.

Du schreibst "hieß das Gebiet Königreich Böhmen und nicht Tschechien oder Tschechoslowakei" - das stimmt. Allerdings hat die Bezeichung Tschechoslowakei einen Grund. Der Landesname ist vom Namen des Volkes Tschechen abgeleitet. Da es sich um Belege aus dem 19ten Jahrhundert handelt nutze ich jetzt als Literatur das Meyer Konservationslexikon (15 Bände, Ausgabe 1874-1878). Dort steht: "Tschechen, Volksstamm der Nordslawen im ösaterreichisch-ungar. Staat, besonders in Böhmen und Mähren seßhaft, wohin sie im 6. Jahrh. n. Chr. aus dem Karpathenland ... einwanderten. In Böhmen erlangten sie bald ein solches Uebergewicht, daß ihr Name bereits im 9. Jahrh. die allgemeine Bezeichnung für sämmtliche im Land wohnenden Slawen ward und Böhmen selbst die Bezeichnung Tschechy erhielt." Ein Böhmisches Volk gibt es im Meyer nicht.

Beim Satz "es wurde dort auch nicht Tschechisch gesprochen, sondern Böhmisch" kommt es darauf an, ob ich als Deutscher oder Österreicher schreibe. In der heutigen Zeit wird in Tschechien (amtlich Tschechische Republik) eindeutig Tschechisch gesprochen. Welche Bezeichnung - Böhmisch oder Tschechisch - benutzte man aber im 19ten Jahrhundert in Deutschland? Hier greife ich wieder auf das Meyer Konservationslexikon (Band 15, 1878) zurück. Dort findest Du einen Beitrag über vier Seiten zur Tschechischen Sprache und Literatur. Einen Beitrag zur Böhmischen Sprache suchst du vergeblich. In besagtem Beitrag steht allerdings "Die tschechische oder böhmische Sprache ist ein Zweig des slawischen Sprahstammes, der besonders im inneren Böhmen und Mähren ... gesprochen wird."

Aus deutscher Sicht spricht nach meiner Meinung also nichts dagegen, dass ich von der Tschechischen Sprache rede.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.08.2023 16:19:54 Gelesen: 2036# 39 @  
Hallo zusammen,

aus Bosnien und Herzegowina sind hier bisher keine Belege gezeigt worden, obwohl es auch seit 1878 zum Kaiserreich Österreich-Ungarn gehörte. Vorher war Bosnien und Herzegowina ein Teil des Osmanischen Reiches. Hier die erste zweisprachige Postkarte. Es ist die erste Postkarte P 1 des Landes:



Es fällt auf, dass auf der Postkarte keine Landesbezeichnung vorhanden ist. Im Michel ist dazu zu lesen: Wegen der innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Monarchie herrschenden Sprachenstreitigkeiten wurde auf den bosnischen Marken bis 1905 jede Inschrift vermieden, um keiner Sprache und damit keiner Völkerschaft einen Vorrang zu geben.



Im Stempel ist angegeben „K. und K. Milit. Post LXII“. Hierzu kann man im Michel-Ganzsachenkatalog lesen: Nach Beendigung des türkisch-russischen Krieges wurde Österreich die Verwaltung dieses ehemaligen türkischen Gebietes übertragen. Die ursprünglichen Feldpostämter im Sandschak Sarajewo wurden in KuK Militär-Postämter umgewandelt, verwendeten Stempel mit diesem Text und übernahmen mit 1. Juli 1879 auch den Postverkehr für den zivilen Bedarf.

Die Postkarte wurde am 5.10.1898 in Trnovo, einem Ort im Osten von Bosnien und Herzegowina aufgegeben. Sie erreichte ihr Ziel Karlsbad am 09.10.1898. Es ist eine private Postkarte von Carl Seemann an seinen Bruder Julius Seemann.

Über den Absender der Karte, Carl Seemann ist in den Annalen des KuK Naturhistorischen Hofmuseums (Wien 1886) zu lesen, dass Carl Seemann zu den Hausdienern in der zoologischen Abtheilung gehört. Vermutlich begleitete er Dr. G. Beck, auf einer mit Unterstützung des k. k. Unterrichtsministerium durchgeführten Reise zur botanischen Durchforschung Südbosniens und der angrenzenden Theile der Herzegowina. Er bestieg u.a. den mächtigen Gebirgsstock der Treskavica (2128 Meter) von Trnovo aus.

Viele Grüße
Volkmar
 
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