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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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Ameise Am: 19.04.2022 16:40:18 Gelesen: 124413# 795 @  
Hallo,

heute einmal ein Brief von "AUGSBURG" nach Großröhrsdorf:



Was mich hier interessiert, ist das Wort "Abends" (rot) ein Tageszeitstempel, also auch wirklich ein Stempel, der in Augsburg aufgebracht wurde?

Ich denke ja, aber ich könnte mich auch irren, deshalb frage ich hier einmal nach.

Und in der Stempeldatenbank gibt es die Stempelart "Tageszeitstempel" nicht. Die Stempelart habe ich aus Feuser/Münzberg - Vorphila.

Soll der Stempel, wenn es denn einer ist, unter "Nebenstempel (sonstige) hochladen werden?

Danke wieder für die Antworten und viele Grüße
Enrico
 
bayern klassisch Am: 19.04.2022 16:52:24 Gelesen: 124407# 796 @  
@ Ameise [#795]

Hallo Enrico,

die Stempel "Morgens" und "Abends" wurden im 1. Halbjahr 1843 bei den Hauptbriefpostexpeditionen am Sitz der Oberpostämter (OPÄ) eingesetzt, was sich aber letztlich nicht bewährt hatte und danach sind sie verschwunden. Sie sollten bei mehreren, täglichen Postabgängen und Posteingängen anzeigen, wann diese erfolgt waren.

Da es in Augsburg eine Hauptbriefpostexpediton gab, war der Stempel in Augsburg abgeschlagen worden.

Sehr selten sind Briefe von Hauptbriefpostexpedition an Hauptbriefpostexpedition und die von beiden Poststellen je einen solchen Stempel bekamen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Ameise Am: 19.04.2022 17:11:04 Gelesen: 124394# 797 @  
@ bayern klassisch [#796]

Hallo Ralph,

wieder vielen Dank für Deine Erklärungen. Also ist der Schriftzug "Abends" ein Stempel. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er per Handschrift geschrieben oder als Stempel aufgebracht wurde.
Nun weiß ich Bescheid.

Viele Grüße
Enrico
 
bayern klassisch Am: 05.05.2022 13:48:56 Gelesen: 121692# 798 @  
Liebe Freunde,

einen schönen Brief der Ulmer Firma Marx & Schnell (Spitzname: Machs schnell!) wurde am 16.3.1864 in Neu-Ulm mit 6x frankiert zur Post gegeben und war an Sebastian Obermayer in Eggenfelden gerichtet, wofür bis 1 Loth über 12 Meilen tarifgerecht frankiert worden war.



Der Inhalt, eine Rechnung, ist eher belanglos, belegt aber den württembergischen Versender.

Bei über 204 km in direkter Linie hätte man von Ulm aus 9 x frankieren müssen - hier also wieder 3 x gespart.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.05.2022 13:45:17 Gelesen: 121455# 799 @  
Liebe Freunde,



mal hin, mal her - nur der Inhalt wußte damals den Empfänger nicht so recht zu überzeugen. Ein nettes Stück aus meiner Contraventions - Sammlung Bayern 1849-1875.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2022 11:08:37 Gelesen: 119385# 800 @  
Liebe Freunde,

einen der komplexesten Briefe, die ich (als Pfälzer) von der Pfalz kenne, konnte ich am Wochenende beim Treffen der Arbeitskreises Pfalz auf der dortigen Mini-Auktion erwerben und möchte ihn euch nicht vorenthalten.



Üblicherweise glaubt man, dass sehr schwer zu interpretierende Briefe i. d. R. diejenigen sind, die über 5 Länder liefen, 10 Taxen und 15 Stempel aufweisen, aber es geht auch ganz anders, nämlich bei diesem Dienstbrief aus Vorderweidenthal (damals noch ohne eigene Post) in der Pfalz, der am 24.10.1848 bei der Postexpedition Annweiler als R(egierungs) S(ache) portofrei aufgegeben wurde. Empfänger war das Kgl. Staatsprokuratoriat in Zweibrücken. Der Brief lief portofrei hin und her (oben rechts unter der Expeditions-Nr. 17).

Aber am 10.11.1848 wollte man ihn wieder verschicken, jetzt unter der Expeditions-Nr. 4 oben rechts in sepia Tinte, und so stempelte die Aufgabepost in Annweiler nun mit diesem Datum den Brief erneut, taxierte ihn aber jetzt mit 4 Kreuzern in Rötel.

Das war ein Problem, denn der Empfänger in Zweibrücken notierte am 12.11.1848 siegelseitig: "zurückgewiesen, weil nicht frankirt. Zweibrücken 12 Novb. 1848 druch Staatsprocurator gez. Unterschrift".

Am 14.11.1848 war er dann ausweislich seines Ankunftsstempels wieder in Annweiler, aber, warum auch immer, wußte man nicht mehr, wer ihn abgeschickt hatte und man sollte doch 4 Kreuzer vom Absendere einfordern, den man nicht kannte.

Also steckte man den Brief 4 Wochen lang im Postlocal von Annweiler öffentlich sichtbar aus in der Hoffnung, es möge der Absender in dieser Zeit vorbeikommen und seinen Brief für 4 Kreuzer auslösen. Aber das war leider nicht der Fall.

Also sandte man den Brief intern mit der Dienstpost (daher keine Stempel!) an das vorgesetzte Oberpostamt in Speyer (für die ganze Pfalz zuständig) mit der Bitte um Eröffnung des Briefes und Ermittlung des Absenders.

Die doppelt vereidigten Beamten der Retour-Brief-Commission in Speyer öffneten den Brief mit dem Federmesser und lasen nun NICHT den Inhalte (das Briefgeheimnis war auch in diesen Fällen stets zu wahren), sondern nur die Teile, aus denen der Absender hervor ging. Nach Ermittlung des Absenders war der Name desselben in roter Tinte siegelseitig zu notieren - hier: "Bürgermeisteramt Vorderweidenthal, 4x" und der Brief mit dem Amtssiegel der Retourbriefcommission Speyer zu verschließen, was auch getan wurde. Inklusive war hier also auch die Prüfung der Höhe des Portos, nämlich 4 Kr. für Briefe innerhalb der Pfalz über 1/2 und 1 Loth (8,75-17,5 g). Diese Dienstleistung war kostenlos!

Nun leitete ihn Speyer intern mit der Dienstpost zurück nach Annweiler, wo man ja noch immer auf seine 4 Kreuzer wartete. Da der Brief nun von Annweiler nach Vorderweidenthal gebracht werden musste, tat dies ein Cantonsbote, der für seinen Gang aber mit 3 Kreuzern entschädigt werden wollte, so dass er mit Bleistift "Port(o) 7x" anfügte und diese auch vom Absender kassierte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2022 11:31:30 Gelesen: 119377# 801 @  
Liebe Freunde,

den darf ich den hier heute zeigen:





Portofreier Dienstbrief des Forstamts Eltmann an das Forstrevier Zeil vom 30.3.1858 (lt. Inhalt aber schon vom 17.3.1858).

Akkurat gestempelt in Eltmann, so wie man das kennt, kam er in Zeil am Folgetag an, bekam aber nicht einen Ankunftsstempel der Briefpost dort (Halbkreisstempel Type 11b Winkler), sondern allein denjenigen der dortigen Königlichen Güter Expedition Zeil, was man nicht alle Tage sieht.

Es gab, die Gründe sind vielschichtig, KGE-Stempel als Aufgabestempel und als Abgabestempel. Auf einen Brief mit KGE-Auf- und Abgabestempel warte ich noch, aber ich warte schon lange, sehr lange.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2022 11:46:55 Gelesen: 119373# 802 @  
Liebe Freunde,

heute zeigen ich einen frankierten Dienstbrief aus Lorsch (Südhessen) vom 25.6.1872 an das Landgericht in Ludwigshafen (Pfalz, Bayern), mit 3 Kreuzern treffend frankiert, wo es am Folgetag ankam.



Innerhalb weniger Stunden beantwortete man das hessische Schreibung, frankierte es mit 3 Kreuzern und sandte es an das Landgericht in Lorsch zurück, wo es einen Tag später ankam.

Frankierte Dienstbriefe zwischen Gerichten sind schon nicht häufig, aber Hin- und Herbriefe, noch dazu innerhalb von 24 Stunden bearbeitet, beantwortet und versandt, kenne ich sonst nicht (und heute erst recht nicht).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 16.05.2022 12:03:35 Gelesen: 119368# 803 @  
@ bayern klassisch [#800]

Hallo Ralph,

ein sehr schönes Stück, Hin- und Her Briefe gab es ja öfters aber der hier ist ein Knaller und ein Beweis der Pedanterie der Postbeamten um 4 Kreuzer zu bekommen und zum Schluß mussten da ein Bote eingesetzt wurde sogar 7 gezahlt werden.

Auch die beiden nächsten Briefe darunter sehr interessante Postgeschichte, mich würde z.B. interessieren warum hat der Postbeamte den Stempel der KGE genommen, hat er sich vergriffen oder kam der Brief per Eisenbahn.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 16.05.2022 12:25:07 Gelesen: 119362# 804 @  
@ Gernesammler [#803]

Hallo Rainer,

vielen Dank für deinen netten Kommentar - ja, ein Hammerbrief.

Zu dem Stempel der Königlichen Güter Expedition kann ich sagen, ohne die örtlichen Verhältnisse zu kennen, dass Post- und Güterexpedition oft im selben Hause zugange waren und wenn man da nicht sauber trennte zwischen Gütern und Briefen, konnte es wohl schon mal drunter und drüber gehen. Das mit der Bahn ist daher nicht auszuschließen und wenn der eine links keine Zeit hatte, hat halt der andere rechts des Flurs für ihm mitgestempelt.

Generell gilt: Alle Briefe mit KGE-Stempeln sind selten, teils äußerst selten, sowohl was die Auf-, als die Abgabe angeht. Briefe vom/ins Ausland sind extrem selten - ich habe 2 davon und keine 5 in meinem Leben gesehen. Findet man unerkannte Briefe damit, darf man getrost zuschlagen - oft wird einem dieses Glück sicher nicht so hold sein.

Aber es waren halt nicht Postbeamte, die KGE-Stempel führten, sondern Expeditoren der Güterexpeditionen. Was bei der Aufgabe passieren konnte, war folgender Fall: Ein Absender hatte ein Paket abzugeben, und einen simplen Brief mit 3 Kr. frankiert. Wichtig war ihm das Paket, also ging er zur KGE, um sein Paket abschicken zu lassen (war ja nicht mit Marken frankierbar, also musste man selbst an den Schalter dort gehen!). War dies dann erledigt, fragte er vlt., ob er auch gleich dort seinen Brief frankiert abschicken lassen könnte, dann müsste er sich nicht in der Reihe der Postkunden anstellen. Sagte dann der Güterexpeditor zu, gab er diesem seinen Brief und der stempelte die Marke ab und gab ihn später seinem Kollegen jenseits des Flurs. Service, wie wir ihn heute kaum noch kenne, aber als Sammler sicher lieben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 18.05.2022 01:20:54 Gelesen: 119039# 805 @  
Liebe Freunde,

weiter gehts mit einem kleinen Schmuckstück - am 17.8.1860 schrieb ein Privater an das bayer. Landgericht in Parsberg (Brief ist hinten blank) einen mit 6x frankierten Brief, der bei der Königlichen Güter Expedition aufgegeben worden war, dann aber (siehe Mühlradstempel) wohl an die dortige Briefpoststelle weitergeroutet wurde.



Ganz ehrlich - von mir aus hätte der Güter-Expeditor auch die Marke gleich mit entwerten können, aber auch so ist der Brief sehr nett.

Briefe mit Stempeln der K.G.E. muss man suchen, und zwar eher lange. Auch aus der Pfennigzeit sind sie sehr selten und gesucht. Vlt. findet sich hier im Forum noch einer, damit meine beiden nicht so einsam sind ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 19.05.2022 11:54:02 Gelesen: 118691# 806 @  
Hallo Ralph,
Hallo Sammlerfreunde,

Frachtbrief vom 5.6.1856 aus Nördlingen über eine Nachnahmesendung für ein Fass Essig, Gewicht wurde hier eingetragen 720 Pfund, die Lieferung war für Herrn J.B.Wittmann in Ellingen bestimmt über die Bahnstation Pleinfeld.

Die Nachnahmegebühr betrug 4 Gulden und 56 Kreuzer, sowie die Frachtgebühr von 1 Gulden 18 Kreuzer, sonstige Gebühren waren 43 Kreuzer was gesamt dann 6 Gulden 17 Kreuzer ausmachte.

Gestempelt wurde mit Halbkreisstempel der Güterexpedition Nördlingen, "Güter Exped Nördlingen".

Anbei sind noch die Vorschriften der Eisenbahnexpedition Nördlingen auf der Rückseite in 15. Punkten beschrieben.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 19.05.2022 13:59:39 Gelesen: 118652# 807 @  
@ Gernesammler [#806]

Hallo Rainer,

sehr schöner Frachtbrief mit den Halbkreisstempel der Königlichen Güter Expedition Nördlingen. So einen Brief habe ich unlängst erwerben können und wenn ich wieder einen in die Finger bekomme, soll es deiner sein, dann hast du eine perfekte Seite.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 22.05.2022 13:21:08 Gelesen: 118025# 808 @  
Liebe Freunde,

2 Briefe kann ich heute hier vorstellen:



1. A.S. (Armen-Sache) des Landgerichts Cadolzburg, da noch ohne eigene Post erfolgte die Aufgabe im nahe gelegenen Langenzenn am 19.4.1848 nach Ansbach. Der Brief blieb komplett portofrei, obwohl er als A.S. hätte das Dienstsiegel und die Unterschrift des persönlich haftenden Beamten vorne tragen müssen. Aber wo kein Kläger, da kein Richter.



2. D.A.S. (Dienstliche-Armen-Sache) aus Berching vom dortigen Stadtmagistra an das Landgericht in Beilngries mit 3 Beilagen. Leider ohne Inhalt, aber D.A.S. sind m. E. erheblich seltener, als A.S., die selbst schon keine Massenware darstellen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.05.2022 13:30:38 Gelesen: 118021# 809 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Chargébrief aus Eggenfelden, geschrieben im damals ca. 200 Einwohner habenden Hirschhorn bei Eggenfelden, natürlich noch ohne eigene Post.



Es ging um einen Schuldenfall zweier Barone und der Absender frankierte 4x siegelseitig notiert und zahlte auch die Chargégebühr von weiteren 4x. Er vermerkte aber nicht "frei gegen Schein, eilt", sondern nur "geg. Schein, Eilt".

Am 31.12.1845 ging er ab, erhielt aber keinen Ankunftsstempel. Ob er in Passau durch einen Expressen ausgetragen wurde, ist nicht sicher zu sagen. Manchmal hat man einlangende Expressbriefe nicht Ankunft gestempelt, weil man sich sofort um einen Expressen bemühte und das für eine läßliche Sünde hielt. Oder man hat es halt nur so vergessen. Auf der anderen Seite dürfte er am 1.1.1846 in Passau eingeschlagen sein und die Nacht vom 31.12. zum 1.1. ist bekanntlich die Längste des Jahres. Aber es wäre durchaus möglich, dass der Leiter des Appellationsgerichts mit der Passauer Post eine Vereinbarung getroffen hatte, dergleichen Briefe schleunigst zuzustellen. Mehr Briefe täten hier Not.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.05.2022 14:42:49 Gelesen: 118001# 810 @  
Liebe Freunde,



etwas unscheinbar kommt er daher, der portofreie Dienstbrief der Regierung von Schwaben und Neuburg aus Augsburg vom 7.1.1849, der adressiert worden war an: "den Gutsbesitzer Herrn Grafen v. Maldeghem in Riedhausen bei Günzburg. Prompt kam der Brief am Folgetag in Günzburg an (ca. 80 km westlich von Augsburg), wie uns der Ankunftsstempel belegt, doch scheint dort umgehend die Adresse korrigiert worden zu sein in Augsburg und er lief wohl noch mit derselben Post retour, mit der er seine Tour angetreten hatte, sonst wäre ein Ankunftsstempel von Augsburg desselben Tages kaum zu erklären.

Leider ohne Inhalt, aber trotzdem ganz nett, wie ich finde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.05.2022 19:13:14 Gelesen: 116707# 811 @  
Liebe Freunde,

für meine Mini-Sammlung galt es einen Brief der Kreuzerzeit zu erwerben, der fehl- bzw. umgeleitet wurde und der hinten einen Postablagestempel aufweisen sollte. So einfach ist und war das nicht, aber jetzt kann ich Vollzug melden (Mini-Sammlung "Hin, her und zurück").



Dienstbrief portofrei als RS vom katholischen Decanat Herzogenaurach an das katholische Pfarramt in Hausen Post Baiersdorf vom 20.10.1874. So weit, so gut.

Aber: Orte mit dem Namen "Hausen" gibt und gab es in Deutschland Dutzende und auch in Bayern war die Zuordnung damals nicht leicht.

Ausweislich der Siegelseite finden sich daher folgende Stempelabschläge:

Erlangen 20.10.

Forchheim 20.10.

Erlangen 30.10.

Baiersdorf 30.10. und last but not least Postablage Heroldsbach, natürlich ohne Datum.

Adresseitig wurde Baiersdorf gestrichen und mit Blaustift Forchheim hinzu gefügt und tatsächlich liegt zwischen Forchheim und Heroldsbach - Hausen!

10 Tage tiefster Knobelei haben ihn also doch final am richtigen Zielort ankommen lassen und ich freue mich sehr, ihn geschnappt zu haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.05.2022 14:44:38 Gelesen: 115983# 812 @  
Liebe Freunde,

keine klassische, portofreie Armensache, aber dennoch (oder gerade deswgen?) interessant:



Brief vom Bürgermeisteramt Landau an der Isar vom 26.10.1874 an die Gemeindeverwaltung Lokalarmenpflege Aeschach Bezirksamt Lindau im Bodensee.

Über den "frei"-Vermerk wurde die notwendige 3 Kr. Marke geklebt, denn eine Portofreiheit war hier nicht anzusprechen - die Expeditions-Nr. hatte man übrigens auch vergessen, machte aber nichts, wenn das treffende Franko verklebt worden war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.05.2022 09:37:34 Gelesen: 115049# 813 @  
Liebe Freunde,





dank Sigi Deider kam dieses nette Stück auf den Markt bzw. in meine Sammlung:

Brief aus Bamberg vom 18.2.1863-68 vom Bahnhof Bamberg an das Erzbischöfliche Vikariat in Bamberg, also ein Ortsbrief.

Der Absender, Papiersiegel leider undefinierbar, ist nicht bekannt, Inhalt leider keiner mehr vorhanden, aber man schrieb unten links "markirt", also mit Briefemarke versehen.

Das war ein frommer Wunsch, denn eine Marke befindet und befand sich nicht auf dem Brief, statt dessen hat man ihn in den Briefkasten "Boite" des Bamberger Bahnhofs geworfen und die Aufgabepost notierte "Boite" und klebte eine 3x Portomarke auf, die sie auch gleich entwertete.

Die Streichung von "markirt" war nicht erlaubt, da dieser Terminus Teil der Adresse war und die Post nicht Adressteile streichen durfte.

Ich kenne nur wenige Briefe mit der Porto Nr. 1, die ursprünglich frankiert werden sollten, dann aber, weil die Post noch nicht geöffnet, oder längst geschlossen hatte, so auf ihre Reise geschickt wurden.

Interessant in diesem Zusammenhang auch, dass ein Generalvikariat, also nicht gerade eine Dorfbehörde, den unfrankierten Brief annahm, 3x auslegte und hoffte, diese irgendwann einmal wieder zu bekommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.05.2022 09:52:52 Gelesen: 115046# 814 @  
Liebe Freunde,

nach einem der längsten Bietergefechte dieses Jahrtausends gelang es mir, diesen Brief zum Ausruf zu erwerben:



Brüder Thalmessinger aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm vom 9.6.186? als Postvereinsbrief über 20 Meilen direkt in den Waggon bei der Bahnpost eingeworfen nach Innsbruck an die Firma Löwe.

Da über 20 Meilen von Ulm und Neu-Ulm entfernt, ergab sich natürlich keine Portoersparnis, aber vermutlich hatte man an diesem Tage noch andere Poststücke nach Bayern oder Österreich eingeworfen, so dass es sich doch für den Ulmer Absender rechnete.

Aufgaben Ulmer Briefe direkt bei der Neu-Ulmer Bahnpost sind nicht häufig und setzten voraus, dass der Ulmer genau wusste, wo und wann er "zuschlagen" musste, um die schnellste Beförderung zu erhalten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 02.06.2022 12:09:41 Gelesen: 114337# 815 @  
Hallo Sammlerfreunde,

nochmals ein Frachtbrief vom 7.9.1867 aus Nördlingen über einen Ballen Papier mit 202 Zollpfund Gewicht spediert mit der Bahn.

Die Fracht wurde am 7.9.1867 in Nördlingen gewogen siehe Waagstempel unten und abgeschickt, Stempel KGE Nördlingen von hier ging es weiter nach Roth, Stempel KGE Roth am 9.9.1867 Vormittags dann weiter nach Georgensmünd, Stempel KGE Georgensmünd 10.9.1867 zurück nach Roth, Stempel KGE 10.9.1867 dann wieder nach Georgensmünd, Stempel KGE Georgensmünd 13.9.1867 um dann am gleichen Tag in Pleinfeld bei seinem Empfänger Carl Werzinger anzukommen, Stempel KGE Pleinfeld 13.9.1867.

Somit wurden auf dem Brief 6 Stempel von Königlichen Güter Expeditionen abgeschlagen davon 4 verschiedene, somit hat die Lieferung mit der Bahn 6 Tage gedauert, für die Nachnahme und Frachtgebühr waren 1 Gulden 10 Kreuzer zu zahlen.

Gruß Rainer





 
bayern klassisch Am: 02.06.2022 14:37:42 Gelesen: 114300# 816 @  
@ Gernesammler [#815]

Hallo Rainer,

da hast du wohl ein einmaliges Stück geschnappt - Umspeditionen der K.G.E. sind generell sehr selten - hier gäbe es 2 Gründe:

1. Nicht zustellbar zuerst, warum auch immer.
2. Der Empfänger wünschte eine andere Anlieferung, machte das aber dann rückgängig.

Die wahren Gründe werden wir wohl nie erfahren, aber toll, dass es so etwas feines überhaupt noch gibt.

Ich liebe diese Wiegestempel in Fingerhutgröße!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 16.06.2022 09:21:45 Gelesen: 111230# 817 @  
Liebe Freunde,

am 18.8.1820 ließ der kgl. Landrichter in Cronach/Kronach ein Duplikat einer Rechtssache als portopflichtige Partei-Sache an die freiherrliche von Redwitzische Lehens-Sequestration zu Redwitz auf 3x Stempelpapier gegen 6x Porto abgehen und vermerkte "gegen Empfangsschein".



Dieser Terminus ist ungewöhnlich, denn üblicherweise wurde "gegen Postlieferschein", oder "gegen Lieferschein" vermerkt. Alternativ wäre auch der Terminus Retour-Recepisse möglich, aber dienstliche Rückscheine wurden üblicherweise Lieferschein genannt. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der Brief selbst nicht eingeschrieben wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.06.2022 12:25:24 Gelesen: 111170# 818 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen nicht häufigen Brief aus Regensburg vom 4.10.1836 an Madame Elie de Beaumont - poste restante - Croissanville Dept. du Calvados.





PV Bayern - Frankreich vom 1.1.1822. Portobriefe wurden taxiert nach Rayons - Regensburg lag im 4. Rayon, daher 9 Decimes von Strasbourg gestempelt und weitere 9 Decimes für Frankreich bis zur Empfängerin = 18 Decimes Gesamtporto.

Die Zahlen hinten kann ich nicht interpretieren - kann es einer? Waren es Gebühren und hing das mit poste restante zusammen [1] ?

In dem Brief schreibt der Absender, dass man ihm seine Briefe poste restante Nürnberg baldigst schicken sollte, also, wenn man so will, ein doppelter poste restante Brief, wie ich noch keinen zuvor gesehen habe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A9once_%C3%89lie_de_Beaumont
 
bayern klassisch Am: 23.06.2022 13:12:29 Gelesen: 110697# 819 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen portofreien Dienstbrief des katholischen Pfarramts Nünschweiler an das Bezirksamt Zweibrücken mit Postaufgabe in Pirmasens vom 15.3.1864.



Wir erinnern uns des Todes seiner Majestät König Max am 10.3.1864, weswegen Hof- und Staatstrauer angeordnet wurde und unser Brief aus Nünschweiler datiert vom 11.3.1864, war also am Folgetag des Todes seiner Majestät verfasst worden. Demzufolge mussten alle bayer. Behörden informiert werden (mit dienstlichen Depeschen, Expressen usw., auch die Landbevölkerung und die kleinen Behörden wie hier, was ich mit diesem Stück erstmals beweisen kann, denn es hat einen Trauerrand und diese Papiere waren stets für solche Fälle vorrätig zu halten).

Nünschweiler gehörte ab dem 1.10.1858 zum Lokalbezirk der Postexpedition Pirmasens. Der Brief hätte also am 11.3.1864 in den Briefkasten dort eingeworfen werden sollen/können, aber dem war wohl nicht so, denn er zeigt keinen Ruralstempel und der Aufgabestempel von Pirmasens (12 km Laufweg bis dorthin) dürfte nicht in 4 Tagen zu erledigen gewesen sein, sondern in 2-3 Stunden. Gründe? Vlt. hatte man kurz nach Ableben seiner Majestät auch botenmäßig sehr viel zu tun, zu organisieren und der Laden kam in Pirmasens ein wenig in Unordnung, denn einen Ankunftsstempel von Zweibrücken gibt es auch nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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