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Thema: Deutsche Post stellt innerdeutsche Brief-Nachtflüge ein
Richard Am: 09.04.2024 09:28:04 Gelesen: 921# 1 @  
Deutsche Post stellte innerdeutsche Brief-Nachtflüge ein

(DHL/pcp) Eine Ära geht zu Ende: Nach 63 Jahren stellte die Deutsche Post ihr Nachtluftpostnetz in Deutschland ein. In der Nacht auf den 28. März hoben letztmalig Flugzeuge der Eurowings und Tui Fly auf den Verbindungen Stuttgart-Berlin, Hannover-München und Hannover-Stuttgart in beide Richtungen ab, um Briefe zwischen Nord- bzw. Ost- und Süddeutschland zu befördern. Künftig werden Briefe auf diesen Routen aus Gründen der Nachhaltigkeit ausschließlich auf der Straße transportiert. Dadurch spart die Deutsche Post auf diesen Verbindungen mehr als 80 Prozent der beim Transport entstandenen CO2-Menge ein.

Marc Hitschfeld, Betriebschef (Chief Operations Officer) der Brief- und Paketsparte der DHL Group, sagt: „Wir beenden die Ära der Brief-Nachtflüge mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf der einen Seite ist der Brieftransport per Flugzeug innerhalb Deutschlands in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen, auch weil es bei Briefen nicht mehr diese Eilbedürftigkeit wie noch vor Jahrzehnten gibt. Insofern ist das Ende der deutschen Luftpost eine gute Nachricht für die Umwelt. Auf der anderen Seite geht mit dem Nachtluftpostnetz auch ein Stück Postgeschichte zu Ende, mit dem sich im Laufe der Jahrzehnte viele Post-Beschäftigte identifiziert haben.“

Am 22. August 1961 hatten der damalige Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Richard Stücklen (CSU), und der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG einen Vertrag über die Luftbeförderung von Briefen und Postkarten ohne Luftpostzuschlag innerhalb der Bundesrepublik Deutschland geschlossen. Dies war der Startschuss für das Nachtluftpostnetz, das offiziell am 1. September 1961 in Betrieb genommen wurde und mit dem Briefe innerhalb Deutschlands schneller befördert werden sollten. Damals waren Briefe – neben dem Telegramm – das einzige Kommunikationsmedium zur schnellen Übermittlung schriftlicher Nachrichten. Diese Rolle haben längst digitale Medien wie E-Mail, WhatsApp & Co. übernommen.



Erster Flugpartner im Nachtluftpostnetz war die Lufthansa, die damals alle Strecken bediente – mit Ausnahme des den Alliierten vorbehaltenen Luftkorridors nach Berlin, den die amerikanische Fluggesellschaft PanAm bis 1990 flog. Im Laufe der Jahre kamen weitere Airlines als Carrier hinzu. 2008 stieg die Lufthansa aus dem Nachtluftpostnetz aus. Zentraler Knotenpunkt war über Jahrzehnte der Flughafen in Frankfurt am Main, vom dem aus sternförmig die verschiedenen Destinationen angeflogen wurden. 2005 verlor Frankfurt wegen des Nachtflugverbots seine Rolle als „Nachtluftpoststern“.

Beförderte die Deutsche Post 1996 noch rund 430 Tonnen Briefe mit 26 Flugzeugen ihrer Partner-Airlines auf 45 Destinationen pro Nacht, so waren es zuletzt nur noch 53 Tonnen Post mit sechs Flugzeugen auf den Strecken Stuttgart-Berlin, Hannover-München und Hannover-Stuttgart (jeweils hin und zurück). Das entspricht rund 1,5 Millionen Briefen, die pro Nacht geflogen wurden, bzw. durchschnittlich rund 270.000 Sendungen pro Flugzeug.

Heute besteht in Politik und Gesellschaft weitgehend Konsens darüber, dass die schnelle Zustellung des Großteils der Briefe bereits am nächsten Werktag nicht mehr zu den Kernelementen einer postalischen Grundversorgung gehört. Im Vordergrund steht vielmehr die sozial-ökologische Ausrichtung des Postsektors. Folglich sieht auch das „Postrechtsmodernisierungsgesetz“, das derzeit parlamentarisch beraten wird und bald in Kraft treten soll, längere Brieflaufzeiten vor – so, wie es in den meisten EU-Ländern schon seit Langem Praxis ist. Gleichwohl will die Deutsche Post auch weiterhin eine schnelle Briefbeförderung zwischen Nord und Süd sicherstellen, z.B. durch den Einsatz von Sprintern. Die geringere Briefmenge und damit einhergehend kürzere Sortierzeiten machen dies möglich.
 
guy69 Am: 09.04.2024 09:51:32 Gelesen: 912# 2 @  
War abzusehen. Ich habe noch jahrelang am Nachtpoststern am Frankfurter Flughafen gearbeitet. Mittendrin auf den Positionen V 106-V 119. Das war ein ziemliches Getümmel.
 
Seku Am: 09.04.2024 10:44:44 Gelesen: 895# 3 @  
Na hoffentlich setzt die Deutsche Post jetzt mehr auf die Bahn, wie unser Nachbarland, die Schweiz

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=200055

Gruß

Günther
 
Heinrich3 Am: 09.04.2024 10:54:28 Gelesen: 889# 4 @  
Naja, die Post hat uns ja in den letzten Jahren halb legal an die längeren Laufzeiten "gewöhnt". Wobei mir der Verdacht kommt, daß Laufzeiten bis zu 1 Woche künftig normal sein werden, denn die Post hat ja auch Probleme aller Art, wie Personalknappheit, unzuverlässige Tranporteure, unausgereifte IT usw.

Zurück in die Zukunft, meint
Heinrich3
 
Clemens M Brandstetter Am: 09.04.2024 12:36:35 Gelesen: 855# 5 @  
Ich meinte immer - aufgrund des Kerosin-Sponsorings der Regierungen - dass Fliegen CO2-sparender sei als Fortbewegung mittels LKW. Da muss man der Deutschen Post danken, dass sie das transparent gemacht hat.

Bei uns in Österreich hat die Post tausende neue E-Transporter gekauft - allerdings aus China. Der Strom dazu kommt aus umweltfreundlichen Steckdosen.


 
Seku Am: 09.04.2024 17:11:01 Gelesen: 827# 6 @  
@ Clemens M Brandstetter [#5]

hat die Post tausende neue E-Transporter gekauft

Hallo Clemens,

und wieviel Fahrer braucht die Post dann ? Bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben herrscht akuter Fahrermangel.

Gruß

Günther
 
soeste2919 Am: 09.04.2024 17:26:21 Gelesen: 824# 7 @  
Hallo !

Nachts auf Deutschlands Autobahnen: Ein Heer von Sprintern jagt von Briefzentrum zu Briefzentrum. Diese Fahrzeuge haben den Flugzeugen einige hundert Tonnen an Briefpost abgenommen.

So Umweltfreundlich wie dargestellt dürfte das auch nicht sein.

MfG soeste2919
 
Winni451 Am: 09.04.2024 19:46:28 Gelesen: 778# 8 @  
@ soeste2919 [#7]

Hallo,

wir sprechen hier nicht von "absolute Klimasünde" kontra "Paradies", sondern schlecht gegen noch schlechter. Und es geht nicht um ein zusätzliches Heer von Sprintern die wahllos durch die Gegend fahren.

Es geht ganz emotionslos und einfach um den Vergleich der verschiedenen Arten die Strecke zu bewältigen, z.B. Briefzentrum Offenburg per LKW nach Lahr, dann mit Flugzeug nach Frankfurt" contra "Briefzentrum Offenburg per LKW nach Frankfurt".

Wenn man die Frage stellt, wie die transportierte Last mit möglichst wenig Klimawirkung transportiert werden kann, müssen auch die "Nebeneffekte" betrachtet werden. Wenn ein Brief in 24h am Bestimmungsort sein muss, wird es auf längere Distanzen nur mit dem Flugzeug gehen, wenn ich drei bis vier Tage Zeit habe, kann man Alternativen prüfen. Vermutlich sollte man noch 1000 andere Fragen stellen, z.B. wessen Lärmbelästigung wiegt schwerer, die des Anwohners am Flughafen oder die des Anwohners an der Autobahn?

Ich habe ein paar Rechner und zwei drei Quellen angeschaut, somit ist das keine Studie mit ordentlicher Aussagekraft sondern nur eine erster Hinweis:
Auf der genannten Strecke (Offenburg - Frankfurt) benötigen 1 Tonne Last gefahren in einem deutschen durchschnitts-LKW in der Nacht auf deutschen Autobahnen ohne Stau sowas um die angeblich rund 10 kg CO2e.

Die genannte Strecke mit dem Flugzeug (alles dt. Durchschnitt) inklusive der Strecke mit dem 40 Tonner von Offenburg nach Lahr wird mit rund 320 kg CO2e angegeben. Nehmen wir an, dass die Lufthansa fliegt und schon deutlich besser ist, sagen wir, die haben halbiert, dann kommen wir irgendwo bei 150 kg CO2e raus (pro Tonne Briefe).

Die Sprinter, die die Post verteilen, sind in beiden Fällen gleich und machen damit keinen Unterschied.

Also, selbst wenn der LKW leer zurückfährt und man den Wert daher verzehnfacht, ist rein nach Carbon foot print der LKW besser als das Flugzeug. Falls es geling den Transport (alle) klimaneutral zu gestalten ohne Kompensationen, wäre dieser Vorteil des LKW wieder weg. Es scheint mir derzeit einfacher die 10kg CO2e/Tonne Nutzlast zu vermeiden wie 150 bis 300.

Soweit um da mal eine Idee einzubringen was hier "Umweltfreundlich" bedeutet.

Winfried
 
jmh67 Am: 09.04.2024 20:59:37 Gelesen: 758# 9 @  
@ Seku [#3]

Bis Post und Bahn in Deutschland wieder so zusammenspielen können, dass ein richtiges Bahnpostnetz entsteht, wie es die Alten noch kennen ;-), wird wohl noch einige Zeit vergehen. Das liegt unter anderem daran, dass viele Briefzentren weitab von Bahnstationen, ja sogar überhaupt von Bahnstrecken liegen und auch daran, dass die Bahn durch vermeintliche Rationalisierungsmaßnahmen (es fehlt an Gleisen zum Rangieren) und auch durch die starren Fahrpläne im Reiseverkehr nicht mehr so flexibel wie früher ist. Mal eben ein oder zwei Postwagen (mehr) an den Nachtschnellzug hängen ist nicht mehr. Da müsste also noch viel Arbeit hineingesteckt werden.

Bis dahin bleibt der Lkw noch das Mittel der Wahl, und angesichts der eingangs genannten Zahlen wurde ohnehin schon längst der Löwenanteil der Post auf dem Landweg befördert.

-jmh
 
TeeKay Am: 10.04.2024 12:47:59 Gelesen: 685# 10 @  
Wenn die Flugzeuge künftig die gleiche Strecke leer fliegen, weil sie ohnehin am nächsten Morgen am Zielflughafen des Posttransports benötigt werden, wird zusätzliches CO2 ausgestoßen. Die bisher genutzten Flugzeuge standen ja nicht den ganzen Tag leer am Flughafen herum, sondern starteten am Morgen ihre üblichen Umläufe.
 
DL8AAM Am: 10.04.2024 15:22:26 Gelesen: 659# 11 @  
@ TeeKay [#10]

Deshalb ja auch ganz normale Passagiermaschinen und keine speziellen Cargoflieger. Kostengünstiges Auffüllen von Leerflügen.

Die Begründung der Einstellung ist (wie in der Presse auch thematisiert) wohl auch nur ein Baustein, um die Diskussion zur Postgesetz-Revision - für die DPAG positiv - zu untermalen. So kann man das Konzepte E+4 statt E+1 "glaubhafter" (bzw. zwingender) in der Öffentlichkeit unterbringen, damit die Post ihren Dienstleistungsabbau in der Bevölkerung akzeptabler kommunizieren kann. Klimaschutz als Ausrede.

Und wie sagte ein Verdi-Sprecher in der letzten Woche, ist das nur ein Werkzeug für die DPAG, um weiter Personal zu reduzieren. Denn ist ja nicht zu erwarten, so der Gewerksschaftsvertreter, dass dadurch die Arbeitsbelastung für das Bestandspersonal abgebaut wird, sondern weniger Personal wird weniger Zustellrunden gehen und es sei eher zu befürchten, dass erst einmal mehr abgebaut wird, als "Runden" wegfallen. Und man kann das ja alles mit dem Klimaschutz begründen. Gut, Verdi sieht alles nur durch seine monochromen Propaganda-Brillen, aber einen gewissen, nicht von der Hand zu weisenden Charme hat dieser Ansatz trotzdem. ;-) Es geht im Kern nur um eine Gewinnoptimierung, was für eine AG erst einmal ja auch nicht grundverwerflich, sondern ihre "Pflicht" (gegenüber ihren Geldgebern). Man kann aber so einen Leistungsabbau, womöglich mit einer Preiserhöhung, der interessierten Öffentlichkeit sogar noch als einen positiven Fortschritt verkaufen. Im Prinzip ist das nur ein reiner PR-Gag. Um nicht zu sagen, ein Fake. Das Schlimme ist nur, das der in der Öffentlichkeit viel zu 'feel good'-ig ankommt.

Aber auf diese Konstruktion hat die DPAG kein Monopol, dass kann man hier ja inzwischen überall beobachten.

Beste Grüße
Thomas
 
jmh67 Am: 10.04.2024 15:45:15 Gelesen: 648# 12 @  
@ TeeKay [#10]

Fliegen die jetzt wirklich leer? Ich meinte, die flogen mit Post hin und her. Also gibt's allenfalls mehr Standzeit, was zwar den Betreibern der Flugzeuge auch sauer aufstoßen mag, aber erst mal kaum Brot frisst, also Sprit verbraucht.

E+4 wäre aber wirklich eine Schande für die Post. E+2 sollte auch ohne Fliegerei hinzubekommen sein.

-jmh
 
TeeKay Am: 10.04.2024 16:13:47 Gelesen: 641# 13 @  
Ich weiß nicht, ob sie leer fliegen. Ich sagte, wenn sie leer fliegen, dann wird mehr CO2 als vorher ausgestoßen.

Leerflüge sind normal. Einerseits, weil die Umläufe nicht immer so geplant werden können, dass der letzte reguläre Flug auch dort endet, wo am nächsten Morgen das Flugzeug benötigt wird. Andererseits, weil die Fluggesellschaften zum Erhalt der Slots an den Flughäfen eine bestimmte Anzahl Starts und Landungen durchführen müssen - egal, ob da Passagiere drinsitzen oder nicht. Es lohnt sich aber u.U. mangels Nachfrage nicht, die Flüge auch genauso oft mit Passagieren durchzuführen (weil das mehr Personal benötigt und am Boden zusätzliche Kosten verursacht). Also gibt es täglich hunderte Flüge, die nur durchgeführt werden, um Slots zu erhalten. Es ist daher durchaus denkbar, dass die bisher für Post genutzten Flüge weiterhin stattfinden und die Post zusätzlich LKW auf der Route fahren lässt.
 
DL8AAM Am: 10.04.2024 16:23:26 Gelesen: 637# 14 @  
@ jmh67 [#12]

Also gibt's allenfalls mehr Standzeit, was zwar den Betreibern der Flugzeuge auch sauer aufstoßen mag, aber erst mal kaum Brot frisst,

Wie kommst Du auf die Idee, dass Standzeiten von Flugzeugen "kein Brot" fressen. Jede Stunde ohne Einnahmen aus Nutzung muss auf andere Nutzungsstunden umgelegt werden, falls das nicht möglich ist, kostet das Geld. Flugzeuge und dessen Unterhaltung fressen Geld, auch im Stand. Und dann kommen noch Entgelte "pro angefangene Stunde" der Flughäfen hinzu (abhängig von der Größe des Fliegers und seiner Stellposition), siehe [1]. Jede Minute am Boden kostet Geld (reduziert die Kostendeckung bzw. den Gewinn).

Es geht hier nur darum, dass man nun auf E+4 durchdrücken und langfristig auf "einmal die Woche" umstellen kann, d.h. Montag geht der Zusteller A die Runde A, der selbe Zusteller am Dienstag die Runde B, am Mittwoch C etc. - und "ich" spare mir so die Extrazusteller der ehemaligen Parallelrunden BCDE... 4 Planstellen eingespart. Oder ich gebe die wenigen Briefe dann einfach 1x die Woche dem DHL-Boten mit, der ja sowieso jeden aktiven Haushalt mindestens 2-3x die Woche aufsucht. Oder sie werden gleich mit einem Paket in der Packstation hinterlegt.

LG
Thomas

[1] https://www.fraport.com/content/dam/fraport-company/documents/geschaeftsfelder/betrieb/flughafenentgelte/nutzungsbedingungen-und-entgelte/Entgelte_2024.pdf
 
wajdz Am: 10.04.2024 18:19:13 Gelesen: 616# 15 @  
Serie: Nachtluftpostdienst

Italien MiNr 1193, 03.11.1965

Eine DC-6B passiert den Kontrollturm



Die maximal zulässigen Brieflaufzeiten, bisher mußten 80 Prozent aller Briefe am nächsten Werktag ankommen, wurden gesetzlich verlängert. 95 Prozent der Briefe sollen am dritten Werktag ankommen müssen. Da die Briefmengen immer stärker zurückgehen und sich die Kosten des Briefnetzes auf immer weniger Briefe verteilen, drohten deutliche Portoerhöhungen. Deshalb wird in Deutschland ab dem 28. März 2024 auf die teuren und klimaschädlichen Nachtpostflüge verzichtet.

Letztmalig starteten Flugzeuge der Eurowings und Tui Fly auf den Verbindungen Stuttgart-Berlin, Hannover-München und Hannover-Stuttgart in beide Richtungen, um Briefe zwischen Nord- bzw. Ost- und Süddeutschland zu befördern. Künftig werden Briefe auf diesen Routen aus Gründen der Nachhaltigkeit ausschließlich auf der Straße transportiert.

MfG Jürgen -wajdz-
 
jmh67 Am: 10.04.2024 19:43:39 Gelesen: 586# 16 @  
@ DL8AAM [#14]

Thomas, ich hatte doch meine Aussage oben schon dahingehend qualifiziert, dass ich mit dem "Brot" den Treibstoff meinte. Der Rest ist weniger umweltrelevant, sondern Sache der Kaufleute, und da hat die Post nichts bei, wenn sie keine Flugzeuge nutzt. Das hat sie getan, als es günstig war, aber das ist es wohl nun nicht mehr, aus welchen Gründen auch immer.

Jedenfalls braucht man in unserem kleinen Deutschland wohl kaum Lufttransport, um angemessene Lieferzeiten zu gewährleisten. Das hat man schon um 1900 ganz ohne Fliegerei und Hochgeschwindigkeitszüge und fast ohne Autos geschafft, freilich aber mit einem dichten Netz von Bahnposten, vielen Postämtern und -stellen und einem vergleichsweise hohen Personalaufwand. Es hängt also an ganz anderen Sachen wie eben Zustellpersonal, Intermodalität, Versorgungsdichte ... Zudem hat wohl der Groschen für einen Brief damals im Vergleich zum Durchschnittseinkommen ein größeres Loch ins Portemonnaie gerissen (damit aber auch relativ mehr Einnahmen geschaffen) als heute ein Euro. Nicht dass ich Kaisers Zeiten wieder haben wollte.

Ohne Briefträger müssten wir wie in den USA des 19. Jahrhunderts unsere Post am Postamt abholen (wo das dann auch immer sein mag), weil es keine Landzustellung gab. Auch nicht praktisch.

73!
-jmh
 
DL8AAM Am: 10.04.2024 20:52:12 Gelesen: 575# 17 @  
@ jmh67 [#16]

Jedenfalls braucht man in unserem kleinen Deutschland wohl kaum Lufttransport, um angemessene Lieferzeiten zu gewährleisten.

Das hat ja auch keiner bestritten, falls es gewollt wäre, könnte die Post auch "ohne" eine angemessene Laufzeit erzielen. Falls... Die Post hat über die letzten Jahrzehnte vieles nicht mehr "Nötiges" eingestellt, ganz ohne ... Es geht hier ja doch nur darum, dass die Post gerade jetzt im Rahmen und als flankierende PR-Aktion zu den Diskussionen um das Postreformgesetz die Nachtflüge publikumswirksam, plakativ einstellt - um zusätzliche Munition und Ausreden für "E+4" (und mehr) zu bekommen: "Um das Klima zu schützen stellen wir die Nachtfüge ein, dafür müsst ihr nun mit E+4 leben, das muss Euch das Klima doch wert sein". Gemeint ist damit aber eine pure Prozess(kosten)optimierung rund um das gesamte traditionelle Briefpostwesen. Und da ist E+4 ja erst ein Einstieg, nur ein kleiner Schritt, zur kompletten DHL'isierung der Deutschen Post.

Ob aber auch die Einstellung für die Post pro beförderten "Nachtbrief" per LKW oder Bahn wirklich kostengünstiger wäre, als per Flieger, wenn man bei gewollt E+1 bleiben würde, kann ich nicht beurteilen, ist zumindest stark hinterfragenswert. Zumindest müsste man hierfür erst einmal ganz neue Prozesse aufsetzen (teuer), man müsste eine engere Infrastruktur schaffen (statt Abbau), sehr viel mehr Personal einstellen (statt Abbau) und auch mehr Transporteinheiten anschaffen. Aber E+1 (und mehr) ist ja von der DPAG nicht mehr gewollt, so wie von Teilen der Politik und der Gesellschaft. Hier macht die Einstellung der Nachtflüge durchaus Sinn. Die Post selbst ist ja kein Selbstzweck, sondern muss einen/den echten Bedarf abdecken und da kann (und muss) man auch über E+1 diskutieren.

Beste Grüße
Thomas
 
jmh67 Am: 10.04.2024 21:23:47 Gelesen: 564# 18 @  
@ DL8AAM [#17]

Gemeint ist damit aber eine pure Prozess(kosten)optimierung rund um das gesamte traditionelle Briefpostwesen.

Genau!

Das, was mit den "publikumswirksamen Maßnahmen" begründet werden soll, muss durchaus auch hinterfragt werden, denn manchmal werden Zusammenhänge auch nur behauptet, ohne wirklich da zu sein. Das kann gefährlich werden.

Ob nun E+1 auf Teufel komm 'raus bleiben muss, wäre noch zu überlegen. E+2 sollte jedenfalls möglich sein, denn ...

Die Post selbst ist ja kein Selbstzweck, sondern muss einen/den echten Bedarf abdecken ...

Das unterschreib' ich mit! Gilt übrigens auch für die Bahn, die Telekom, Versicherungen und andere Dienste, scheint aber manchmal in Vergessenheit zu geraten.

-jmh
 
wajdz Am: 10.04.2024 23:03:09 Gelesen: 543# 19 @  
Serie: Nachtluftpostdienst

Italien MiNr 1193, 03.11.1965



Eine DC-6B passiert den Kontrollturm

Letztmalig starteten Flugzeuge der Eurowings und Tui Fly auf den Verbindungen Stuttgart-Berlin, Hannover-München und Hannover-Stuttgart in beide Richtungen, um Briefe zwischen Nord- bzw. Ost- und Süddeutschland zu befördern. Künftig werden Briefe auf diesen Routen aus Gründen der Nachhaltigkeit ausschließlich auf der Straße transportiert.

MfG Jürgen -wajdz-

https://group.dhl.com/de/presse/pressemitteilungen/2024/deutsche-post-stellt-innerdeutsche-brief-nachtfluege-ein.html
 
DL8AAM Am: 12.04.2024 02:06:25 Gelesen: 427# 20 @  
@ jmh67 [#18]

Ob nun E+1 auf Teufel komm 'raus bleiben muss, wäre noch zu überlegen. E+2 sollte jedenfalls möglich sein, denn ...

Da die Post von der Grundkonstellation ja nur eine notwendige "Sache", einen Bedarf, bedienen muss, da sie nicht einfach nur "da sein" muss, ist sogar ein E+4 (oder auch "1x pro Woche") "akzeptabel", solange die entsprechenden Rahmenbedingungen diese Vorgabe "erfüllen". Das heisst, wenn gesetzliche Fristen o.ä. für den Bürger (etc.) ebenfalls entsprechend angepasst werden, ist (wäre) alles OK (in meinen Augen). Der "echte" Bedarf an E+1 ist inzwischen so gering, dass die Unterhaltung einer entsprechenden Infrastuktur in keinem sinnvollen Verhältnis mehr zu den Kosten steht (zumindest für eine "kommerziell agierende Institution"). Ohne die querfinanzierende Werbung (zum Glück) wäre das traditionelle Postwesen in D überhaupt nicht mehr wirtschaftlich tragbar (für ein kommerzielles Unternehmen), oder wird extrem verteuert. Hier macht die Einstellung des Nachtflugsystems eben auch durchaus Sinn, aber eben auch nur, wenn E+4+x für den Bürger "akzeptabel" gemacht wird. Ein einseitiges E+4 durch die (private) Post ist zumindest ein absolutes No-Go!

Ein Digitalisierungszwang für den Bürger ist aber auch keine Alternative - und gerade heute kam im TV eine Erhebung, dass je nach Gruppe, immer noch 10% +/- der Bürger scheinbar (immer noch) nicht online sind, bzw. sogar um die 20% nicht zuverlässig online zu erreichen sind, sogar in der Gruppe U20. Inzwischen werden bei den U20-ern hier in D sogar immer mehr, denn viele U20-er sind oft eher Social Media-connected, als aktiv old styed per Email. Zumindest waren hier in D bisher sämtliche "verifizierte" Parallel-Email-Systeme für den Normal-Bürger Fehlschläge. Und das ist kein Problem der mangelnden Digitalisierung.

Stellt der Staat, als Alternative zum Briefträger, mir kostenlos einen PC ins Wohnzimmer, schult mich und "zahlt" er für die laufende Unterhaltung, für Updates bzw. "Betreuung", damit der Staat mir seine Bescheide rechtssicher zustellen kann? Statt einem Briefkasten für 10 € am Haus. Staatliche Dienstleistungen nur noch an Onliner? Oder staatliche Straf-Mehrkosten-Entgelte für Nichtonliner? Die Alternative zur Post wären dann, wie vor Jahrhunderten, "staatliche Botendienste"?

Zumindest sind traditionelle Fristsetzungen à la 1-2 Wochen bei E+4 auf jeden Fall stark diskutabel. Das ist das eigentliche Problem.

Beste Grüße
Thomas
 
Seku Am: 14.04.2024 21:02:00 Gelesen: 208# 21 @  
@ wajdz [#19]

brauchen wir das doppelt ?

siehe mal hier [1]

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=340021

Ich wünsche einen schönen Wochenanfang

Günther
 
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