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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 414 Beiträge:
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Detlev0405 Am: 18.07.2024 05:19:21 Gelesen: 11605# 390 @  
In den Jahren 1935 und 1936 kam es zu einer Besonderheit im Flugverkehr auf dem Territorium der Tschechoslowakei. Die niederländische KLM nutzte den Luftraum zum Überflug auf ihrer Fernost Linie nach Bandung / Indonesien und machte einen zwischen Stopp in Bratislava. Es wurde sowohl Post aufgenommen als auch abgeliefert in Bratislava, die von allen Etappenorten möglich war. Diese mögliche Post beschränkte sich aber auf die Zeit vom 15.06.1935 – 31.10.1935 sowie vom 15.05.1936 – 31.10.1936. [1] Danach wurde Bratislava als Zwischenstopp nicht mehr genutzt.



Unser heutiger Brief wurde am 22.06.1936 in Bratislava 1 gegen 10 Uhr aufgegeben. Der Bestimmungsort war Lampegan auf Java. Leider liegt mir der Sommerflugplan 1936 nicht vor, so daß ich auf den Winterflugplan 1936 zurück greifen muss. [2] Daraus ist ersichtlich, das der Flug nach Bandoeng 7 Tage benötigte. Gegen Mittag kommt der KLM Flug dort an. Auf dem Landweg wird der Brief ins etwa 40 km entfernte Lampegan transportiert. Dort kam er am 29.06.1936 zwischen 18 und 19 Uhr an wie der Bestätigungsstempel auf der Rückseite aussagt. [3]

Versehen wurde der Brief mit dem Luftpoststempel in violett von Bratislava. [4]

Das Briefporto betrug 2,50 Kc und der Luftpostzuschlag nach niederländisch Indien (Indonesien) ab dem 21.12.1934 für jeweils 5 Gramm 4,50 Kc. Somit ist der Brief über frankiert.

Das komplizierte an diesen Briefen ist es, sie als solche zu erkennen. Sie gingen nicht über Prag und somit fehlt der übliche Kastenstempel vom Prager Flughafen, sie haben keine sonstigen Transit Stempel. Somit sind wohl viele dieser Briefe im Abfall gelandet. Eindeutig bestimmen kann man sie nur mit Hilfe des Flugplanes.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 128
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3610fe/kl3610-3.jpg
http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3610fe/kl3610-2.jpg
[3] Horka, Seite 141, Nummer 111b
[4] Horka, Seite 188, Nummer RV15
 
Detlev0405 Am: 28.07.2024 10:12:18 Gelesen: 11083# 391 @  
Heute begegnet uns mal wieder ein Erstflug Brief aus der Tschechoslowakei. Es zeigt wieder deutlich die Bestrebungen der Deutschen Lufthansa, unter allen Umständen in die Tschechoslowakei zu expandieren. Auf einer eigentlich innerdeutschen Verbindung Breslau – München wird ein Zwischenstopp in Prag eingelegt.



Unser Brief wurde am 19.04.1927 in Breslau aufgegeben zwischen 8-9 Uhr. Um 09.10 Uhr ging der Flug in Breslau ab [1]. Nach 2 Stunden ist er schon in Prag angelangt, also genau um 11.05 Uhr. So zeigt es auch der Ankunftsstempel in Prag am 19.04.1927 um 11 Uhr.

Betrieben wurde die Strecke von der DLH im Sommerbetrieb bis 1936, außer 1934-35. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-26.jpg
[2] Horka, Seite 81, Tabelle 26
 
Detlev0405 Am: 08.08.2024 14:12:54 Gelesen: 9981# 392 @  
Heute haben wir es mit einer Destination zu tun, die wir relativ selten antreffen werden. Es geht um die Bäder Post von Marienbad und Karlsbad nach Halle / Leipzig. Die CLS strebte damit eine direkte Verbindung an das Drehkreuz des internationalen Luftverkehrs in Halle / Leipzig an, jedoch sollte sich diese Strecke als unökonomisch herausstellen. Deshalb wurde sie auch nur vom 01.06.1932 bis zum 31.08.1934 im Sommerbetrieb genutzt ab Karlsbad. [1]



Unsere Karte wurde am 08.08.1933 in Karlsbad aufgegeben. Sie ist adressiert nach Apolda in Thüringen, in der Nähe von Jena. So wurde die Flugstrecke von Karlsbad nach Halle / Leipzig genutzt. Der Flug startete in Karlsbad um 11.30 Uhr und endete in Halle / Leipzig um 12.30 Uhr. [2]

Das Porto nach Deutschland betrug für die Karte 1,20 Kc, der Luftpost Zuschlag 1 Kc.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 126, Tabelle 39
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3304/cls334-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.08.2024 09:36:22 Gelesen: 9475# 393 @  
Der heutige Brief stammt von einer Destination, die allgemein weniger bekannt ist. Am 01./02.04.1935 eröffnete die International Airlines aus UK die Strecke London – Budapest. Zwischenstopp bzw. Station war auch Prag. Obwohl diese Strecke von 1935 – 1939 betrieben wurde, tauchen auf dem Markt relativ selten Briefe mit Zielort Prag auf. Betrieben wurde die Strecke nur im Sommerbetrieb.



Unser Brief wurde am 27.06.1936 in London gegen 19.30 Uhr aufgegeben. Der nächste Flug für diesen Brief ging am 28.06. um 09.15 Uhr vom Flughafen London ab. Somit war er um etwa 16 Uhr in Prag (theoretisch). [1] Denn er muss verspätet angekommen sein, sonst hätte der Brief um 16.20 Uhr noch seinen Anschluß nach Brno geschafft.

So wurde der Brief erst am 29.06. gegen Mittag am Prager Flughafen für den weiteren Transport abgefertigt, wie der Stempel auf der Vorderseite zeigt. Der Flug ging in Prag um 16.20 Uhr ab um in Brno um 17.20 Uhr einzutreffen. [2] Das bestätigt auch der Stempel von Brno auf der Rückseite um 19 Uhr. Schön das der Ankunftsstempel von Brno in violett noch abgeschlagen wurde. [3]

In dem Fall ist dem Brief die Beförderung mit Luftpost bis Brno zum Verhängnis geworden. Er hätte auch mit dem Nachtzug von Prag nach Brno befördert werden können und wäre am 29.06. früh bereits zustellbar gewesen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw36e/iaw36e-5.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[3] Horka, Seite 187, Nummer RV12
 
22028 Am: 18.08.2024 09:42:07 Gelesen: 9472# 394 @  
@ Detlev0405 [#393]

Den Brief hast Du gesehen?


 
Detlev0405 Am: 19.08.2024 06:21:22 Gelesen: 9420# 395 @  
@ 22028 [#394]

Ja habe ich gesehen auf der 76. Auktion von Burda in Prag. Nur befürchte ich, das sich der Preis mehr als verdoppeln wird. Mal sehen wie weit mein Gebot reicht.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.08.2024 06:13:18 Gelesen: 9007# 396 @  
Heute möchte ich gern ein weiteres Beispiel der Präzision der Postbeamten in der Zeit bis 1939 zeigen. Diese Mal geht es um die Schweizer Beamten. Ohne den Computer wie heute finden sie tatsächlich die schnellste Verbindung heraus, auch wenn es nur 4 Stunden Unterschied sind.



Unser Brief wird am 02.08.1937 um 15 Uhr in Bern aufgegeben. Jeder normale Nutzer der Post geht davon aus, das er den Weg über Zürich nach Prag nehmen würde. Tat er aber nicht. Die Beamten schickten den Brief per Bahn nach Straßburg, wo er am 03.08.1937 um 2 Uhr abgefertigt wurde. Somit konnte er am gleichen Tag um 09 Uhr nach Prag per Flugzeug verschickt werden [1] und kam um 11.40 Uhr in Prag an, was der Flughafenstempel um 13 Uhr auch bestätigt. [2]

Dabei hätte der Brief auch bequem am 02.08.1937 per Bahn nach Zürich versandt werden können. Am nächsten Tag ist der Weiterflug allerdings nach Prag erst um 13 Uhr möglich und die Ankunft wäre 15.50 Uhr gewesen. [2] Ob sich das für den Kunden zeitlich ausgewirkt hat, bleibt wohl das Geheimnis des Briefes.

Wie die Schweizer Beamten diesen schnelleren Weg herausgefunden haben, wird uns wohl nur ein Schweiz Spezialist erklären können.

Auffallend schön die Einzelfrankatur der MiNr. 258.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 16.09.2024 08:45:56 Gelesen: 8073# 397 @  
@ 22028 [#394]

Meine Befürchtungen haben sich bestätigt - der Zuschlag erfolgte bei 6.500 Kc. Dazu 21 % Provision macht schon 7.865 Kc, also über 300 € .

Mit einem Attest von Herrn Vrba wäre ich möglicherweise auch in diese Region mitgegangen. Aber der Brief hat einen logischen Fehler. Der Absender liegt in schlesisch Ostrava, einem heutigen Stadteil von Ostrava. Der logische Postweg wäre ins näher gelegene Prag als in das weiter entfernte und dazu noch entgegen gesetzt liegende Uschgorod gewesen. Somit aus meiner Sicht ein Sammlerbrief und kein echter Bedarfsbrief.

Ein Attest von Herrn Vrba würde da mehr Klarheit schaffen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 08.10.2024 08:28:31 Gelesen: 7377# 398 @  
Auch für das nächste Novum sorgen Schweizer Beamte bzw. deren Post. Es geht um einen Brief, der im zeitlichen Abstand von 10 Tagen in zwei Etappen befördert wurde.



Unser Brief ist am 22.05.1938 in Zürich abgestempelt Neben der Mi.Nr. 292 und 320 ist die Pro Aero Marke MiNr. 325 verwendet worden. Sie war nur zugelassen am Ausgabetag am 22.05. für den Sonderflug der Swiss Air, was auf dem Brief auch durch den entsprechenden Stempel bestätigt wird. Soweit so gut.

Nun wird der Brief aber postalisch noch einmal aktiviert am 31.05.1938 von der Briefversandstelle in Bern in Richtung Tschechoslowakei.

Ob der Brief von Basel nach Zürich per Luftpost oder auf dem Landweg befördert wurde, lässt sich mangels Transitstempel nicht feststellen. Wichtig ist, das er am 01.06.1938 in Zürich war und einen eigenartigen Weg nahm. Nämlich mit der Linie 1080 [1] um 09.15 Uhr ab Zürich nach Wien, Ankunft 11.45 Uhr. In Wien geht der Flug um 12.20 Uhr weiter nach Prag, wo er im 13.40 Uhr ankam. Das ist die einzige Verbindung, die den Ankunftsstempel in Prag um 14 Uhr rechtfertigen könnte.

Interessant ist die Frage, wie ein am 22.05. entwerteter Brief am 31.05. weiter befördert werden kann ? Ist das Porto von vornherein für die Destination nach Prag vorgesehen gewesen ?

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
 
SH-Sammler Am: 08.10.2024 10:38:26 Gelesen: 7366# 399 @  
@ Detlev0405 [#398]

Hallo Detlev,

Mit Interesse lese ich Deine Beiträge. Auch wenn es nicht mein Sammelgebiet ist, kann ich Dir sogar die Lösung zu Deiner Frage betr. Flugdatum aufzeigen.

Im Zumstein Spezial ist folgender Eintrag.




So wurde der Brief für den gewünschten Sonderflug am 22. Mai aufgegeben. Dieser wurde aber wegen schlechter Witterung verschoben auf den 31. Mai 1938.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Detlev0405 Am: 08.10.2024 19:50:49 Gelesen: 7339# 400 @  
@ SH-Sammler [#399]

Hallo Hanspeter,

vielen Dank für Deine Aufklärung, auf so eine Idee kommt man natürlich nur mit entsprechender Literatur.

Viele Grüsse zurück
Detlev
 
Detlev0405 Am: 18.10.2024 05:50:31 Gelesen: 7008# 401 @  
Die meiste Post von der Tschechoslowakei nach Südamerika wurde entweder von der Air France und deren Vorgänger sowie der Deutschen Lufthansa befördert. Ein wesentlich kleinerer Anteil wurde über New York geleitet. Dazu wurde die Schiffspassage von Le Havre oder Marseille genutzt bis New York.



Unser Brief wird am 23.12.1931 in Olomouc aufgegeben. Am 24.12. ist er in Prag eingetroffen auf dem Landweg und wird dort am Flughafen für den Weitertransport gegen 11 Uhr abgefertigt. So konnte der Brief am gleichen Tag um 16.05 Uhr auf den Weg nach Paris gebracht werden, wo er gegen 22.14 Uhr eintraf. [1]

Von Paris aus ging es an einen der Transferhäfen für die Überfahrt nach New York. Da kein Transitstempel von New York vorhanden ist, lässt sich eine genaue Angabe über die Ankunft nicht machen. Auch die Strecke New York – Miami bleibt mangels Transitstempeln im Dunkel. Sie kann von der Pan American Airlines zum Beispiel bewerkstelligt worden sein. [2]

In Miami können wir die Spur wieder aufnehmen. Der Brief wird von Miami nach Barranquilla (Kolumbien) befördert durch die Pan American Airlines, wie der Ankunftsstempel am 07.01.1932 in Barranquilla auf der Vorderseite rechts Mitte zeigt. Es handelt sich um einen Flugpost Bestätigungsstempel.

Von Barranquilla ging der Brief per Flugzeug über Bogota nach Cali. Am 09.01.1932 kam der Brief in Cali an, wie der Luftpost Bestätigungsstempel zeigt. Damit wird der Brief zu etwas Besonderem – auf kolumbianischen Territorium wurde der Brief durch die deutsch – kolumbianische S.C.A.D.T.A befördert. [3]

Beim Porto ist dem Beamten ein Fehler passiert. Der Brief wiegt 6g. Ab dem 01.08.31 betrug das Porto nach Kolumbien 2,50 Kc für den Brief und 26,50 Kc / 20g Luftpostzuschlag – 29 Kc gesamt. Nur gab es für Post über New York am 30.11.1931 eine Korrektur beim Porto. 2,50 Kc für den Brief und 7,50 Kc / 5g. Also 15 Kc Luftpostzuschlag + 2,50 Kc – 17,50 Kc.

Flüge von der Tschechoslowakei mit Weiterleitung per S.C.A.D.T.A stellen eine seltene Destination dar.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/i-bc/cidna31i.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/pa/pa3203/pa3203-5.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/av3106.htm
 
22028 Am: 18.10.2024 15:09:04 Gelesen: 6979# 402 @  
@ Detlev0405 [#401]

Sehr schöner Brief, die Brauerei Colombia gibt es übrigens heute noch und das Bier ist nicht schlecht, wenngleich mir persönlich das der Brauerei Bavaria besser schmeckt.

Interessanter, wobei ich adhoc aber nicht weiß ob es das gibt, ist ein Brief aus der Zeit ab ca. 1923 mit dem Ein-Umschlag-Verfahren mit Marken der Tschechoslowakei UND SCADTA Länderaufdruck "A" die neben Deutschland und Österreich auch in der Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien gültig / erhältlich waren.
 
Detlev0405 Am: 19.10.2024 07:38:21 Gelesen: 6926# 403 @  
@ 22028 [#402]

Hallo Rainer,

Luftpost nach Kolumbien war aus der Tschechoslowakei erst ab dem 01.06.1928 vom Postamt Prag 82 möglich. Von hier aus ging die Post nach Bremen und weiter nach Hamburg. Von Hamburg direkt nach Kolumbien, ab 1930 per Schiff über new York. Aus diesem Grund musste für jede R-Sendung nach Kolumbien, die von S.C.A.D.T.A. befördert wurde, ein Sonderzuschlag von 8,50 Kc zusätzlich zu allen Zahlungen gezahlt werden. Da kamen dann die S.C.A.D.T.A Marken mit Länderaufdruch "A" zum Einsatz. [1] Gesehen habe ich einen solchen Brief noch nicht.

Gruß
Detlev

[1] Vergleiche Horka, Seite 91, Absatz 3
 
Detlev0405 Am: 28.10.2024 05:55:02 Gelesen: 6529# 404 @  
Seit dem 01.09.1936 gibt es eine Direktverbindung zwischen Prag und Moskau. Bis dahin wurde Post nach Moskau über Berlin geleitet.



Unser heutiger Brief ist eine Bedarfspost auf der Strecke Moskau – Prag. Am 17.12.1936 um 13 Uhr in Moskau aufgegeben, ging die Post über Kiew nach Ushgorod. Von Ushgorod ging der Brief am 19.12.1936 um 09.20 Uhr weiter nach Prag, wo er gegen 12 Uhr eintraf. [1] Der Ankunftsstempel um 15 Uhr bestätigt den Flug.

Attraktiv die Frankatur mit 2 x MiNr. 182.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.11.2024 07:09:50 Gelesen: 5653# 405 @  
Flugpost in die Schweiz oder retour aus der Tschechoslowakei war bis Mitte 1930 immer an Umwege gebunden. Nur in der Zeit vom 19.04. - 08.08.1927 hatte die DLH eine Direktbeförderung nach Zürich, Lausanne und Genf sicher gestellt. So kommt es bei der Beförderung zu Destinationen, die relativ selten sind und trotzdem sehr schnell sein können. So auch der folgende Brief.



Am 26.08.1929 wurde in Bern der Flughafen in Betrieb genommen. Aus diesem Anlass wurde ein zweizeiliger Flugplatzstempel „ Bern Flugplatz / Luftpost “ zur Postabfertigung verwendet. Ich gehe davon aus, das diese Post mit einem Sonderflug befördert wurde, weil der reguläre Flug ab Bern um 09.30 Uhr abging und in Zürich im 10.30 Uhr ankam. Nach Basel geben die Flugpläne keine Auskunft. Geflogen wurde durch die Ad Astra. [1] In Basel wird der Brief um 10.00 Uhr bearbeitet zum Weiterflug nach Zürich, wo er dann gegen 14.45 Uhr ankam. [1]

Von Zürich ging der Flug weiter mit der Ad Astra um 08.25 Uhr nach München, wo er um 10.05 Uhr ankommt. Hier übernimmt die Post die DLH. Von München geht es weiter um 10.50 Uhr nach Prag und kommt dort um 13.30 Uhr an. [2] Mit dem Flughafenstempel in Prag um 14 Uhr findet der Flug seinen Abschluss.Auf dem Landweg erreichte er letztendlich Plzen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 15.11.2024 08:56:10 Gelesen: 5310# 406 @  
Ein Sammler aus der Schweiz hat sich des Beitrags [#405] angenommen und mir aus einem Schweizer Spezialkatalog ergänzende Informationen überlassen zum Flug Bern - Basel - Zürich - Prag. Da der Sammler mich gebeten hat, ihn nicht namentlich zu benennen, werde ich nur einen Ausschnitt seiner Mail veröffentlichen:

"Ich habe soeben Deinen Beitrag #405 (Brief von Bern – Basel – Zuerich – Prag) bei philaseiten.de gelesen und mich ueber den Laufweg gewundert.
Ich selber bin nicht der Flugpost-Spezialist und habe daher den Spezialkatalog von Zumstein zur Hand genommen. Hier noch einige Informationen.
Der Stempel BERN FLUGPLATZ LUFTPOST war ab 10. Juni 1929 im Einsatz. (Siehe Scan, Punkt 7)



Der Flugplatz Bern wurde am 14. Juli 1929 eingeweiht, siehe Scan.
Am 1. August 1929 gab es einen Sonderflug Bern - Basel und anschliessend Flugverbindungen jeweils montags , mittwochs und am Samstag.



Dein Brief wurde am Montagmorgen des 26. Aug. 1929 nach Basel geflogen. Dort hat man den Brief und die Marken nochmals gestempelt und via Zuerich nach Prag spediert."


Diese Information war insofern wichtig, als sie die Einordnung des Briefes als Bedarfspost auf der Luftpostverbindung Bern - Basel - Zürich - Prag ermöglichte. Diese Verbindung existierte nur in den Jahren 1929 und 1930 mit dem Umweg über Basel. Ab 1931 wird von Bern Zürich direkt angeflogen und die Post weiter geleitet nach Prag.

Noch einmal vielen Dank.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 18.11.2024 15:07:35 Gelesen: 5173# 407 @  
Ab Juni 1930 wurde dann der kontinuierliche Flugbetrieb zwischen der Tschechoslowakei und der Schweiz auf der Strecke Prag – München – Zürich – Basel aufgenommen. Zuerst durch die Ad Astra, weitergeführt von der Swissair.



Unser Brief ist etwa eineinhalb Monate nach Eröffnung der Linie als Bedarfsbrief aufgegeben worden am 27.08.1930 in Basel. Am 28.08. um 07.15 Uhr ging der Brief auf Reisen, um gegen 08 Uhr in Zürich einzutreffen. [1] Von hier aus ging es um 08.20 Uhr weiter nach München, Ankunft 10.10 Uhr. [2] Um 10.30 Uhr ging es weiter nach Prag, um dort gegen 12.40 Uhr anzukommen. [3]

Der Ankunftsstempel um 14 Uhr am Prager Flughafen bestätigt diese Beförderung.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-5.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.11.2024 13:20:58 Gelesen: 4592# 408 @  
Heute wieder ein Beispiel, wie eine ausländische Fluggesellschaft Prag als Zwischenstation auf dem Weg durch Europa nutzt. Es geht um die KLM, die niederländische Gesellschaft.



Im Jahre 1936 eröffnete die KLM eine Linie von Amsterdam – Rotterdam – Prag – Wien nach Budapest und zurück. Unser Brief ist ein Erstflugbrief vom 20.04.1936 auf der Teilstrecke Prag – Rotterdam. In Prag um 16 Uhr am Flughafen aufgegeben, konnte er um 16.50 Uhr nach Rotterdam abfliegen, wo er gegen 19.25 Uhr ankam nach dem Flugplan von 1937. [1]

Der Bestätigungsstempel von Rotterdam ist am folgenden Tag, den 21.04.1936, abgeschlagen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.12.2024 04:15:40 Gelesen: 3440# 409 @  
Unser heutiger Brief bedarf einiger Ausführungen zur Geografie der Tschechoslowakei und Erläuterungen zur Entstehungszeit von Flugplätzen in diesem Land.

Der Brief, den ich vorstelle, geht von Bratislava nach Prostejov. Prostejov ist eine mittlere Kleinstadt mit 2024 etwa 43.500 Einwohnern und liegt 14 km südwestlich von Olomouc und 50 km südöstlich von Brno.

Im Jahre 1923 existierte bereits ein Militärflugplatz in Bratislava, von dem aus ab 01.03.1923 Major J.Skala den ersten Versuchsflug Bratislava – Prag und retour unternahm.

Im Jahre 1926 wurde der Flughafen Brno in den Liniendienst der CSA (innerstaatliche Luftfahrtgesellschaft) eingegliedert.

Olomouc kann aus diesen Betrachtungen ausgeschlossen werden – wegen Mangel an Flugplätzen.



Unser Brief wurde am 02.05.1923 gegen 10 Uhr in Bratislava abgestempelt. Es handelt sich um ein Einschreiben und versehen mit dem Handstempel in violett Luftpost. Frankiert mit den Mi.Nr. 200 + 201 haben wir so ein dekorativer Luftpostbrief aus der Frühzeit der Luftpost in der Tschechoslowakei.

Wenn da nicht einige Widersprüche auftreten würden !

1. Die Beförderung von Luftpost innerhalb der Tschechoslowakei bedurfte einer innerstaatlichen Luftfahrtgesellschaft, der CSA, die am 19.05.1923 gegründet wurde. Die notwendige Lizenz für die Beförderung von Luftpost erhielt die CSA am 06.10.1923. [1]

2. Der Erstflug auf der Strecke Prag – Bratislava und retour fand am 29.10.1923 statt.[2]

3. Brno ( der nahe gelegene Flugplatz zu Prostejov ) wurde erst am 24.05.1926 in das Streckennetz der CSA aufgenommen. [3]

4. Der rahmenlose Luftpoststempel in violett erscheint echt – kam aber erst ab 1926 in Bratislava zum Einsatz.[4]

5. Beim Porto haben wir ab 01.01.1922 für den Brief 1,00 Kc, Einschreiben 2,00 Kc [5] und für die Luftpost ab 1923 0,30 Kc. [6] Somit um 20 Heller über frankiert.

6. Weder das Einschreiben noch die Luftpost wurden mit entsprechendem Ankunftsstempel quittiert.

Fazit der aufgeführten Fakten aus meiner Sicht ist, es handelt sich bei dem Brief um eine Fälschung. Mangelndes Fachwissen führte zu handwerklichen Fehlern bei der Produktion des Briefes. Bedauerlich – den Brief habe ich ( zielgerichtet ) bei einem renommierten Auktionshaus erworben. Vor Fälschungen sind in Tschechien weder Auktionsplattformen noch Häuser sicher.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 63, 2.Absatz
[2] Horka, Seite 95
[3] Horka, Seite 64, Tabelle 17 und Seite 96/97 die Nummern 49 + 50
[4] Horka, Seite 188, RV14
[5] Spezialkatalog der tschechischen Briefmarken, Autorenkollektiv, Prag 1978, Seite 355, Tabelle 1
[6] Horka, Seite 192, Tabelle 47
 
Detlev0405 Am: 18.12.2024 07:30:07 Gelesen: 3017# 410 @  
Heute machen wir einmal einen Vergleich von Post auf der Strecke Prag – Budapest mit einem Zeitabstand von 11 Jahren. Ich beziehe mich dabei auf den Beitrag [#341].



Ausgangspunkt unserer heutigen Drucksache ist Pardubice. Aufgegeben am 27.09.1936 mit dem Sonderstempel zum Rennen um den Goldenen Helm der Tschechoslowakei – einem Pferderennen das bist heute international große Anerkennung findet – ging diese auf dem Landweg nach Prag.

Dort wurde die Karte am Flughafen am 26.09.1936 gegen 16 Uhr abgefertigt (17.10 Uhr Abflug), um mit dem Flug 455 über Wien (18.30 / 1845 Uhr) nach Budapest zu gelangen gegen 20 Uhr. [1]

Auffallender Unterschied zwischen beiden Belegen – die ungarische Post hat einen wesentlich kleineren Flugpostbestätigungsstempel eingeführt. Das Porto auch für Luftpost ist konstant geblieben.

Um das Rätsel des Pardubicer Stempel zu lösen, bedarf es eines Blickes in das Handbuch der Sonderstempel aus dieser Zeit. [2] Dort ist ersichtlich, das der Stempel vom 25. - 27.09.1936 im Einsatz war. Somit handelt es sich um eine Gefälligkeitsabstempelung.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
[2] Paul Kipp, Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939, ARGE Tschechoslowakei 1994, Seite 59, Nummer 15
 
Detlev0405 Am: 28.12.2024 07:45:32 Gelesen: 2621# 411 @  
Wir haben wieder einmal Post von Prag nach Berlin zu betrachten – eigentlich nichts Besonderes. Wer aber die Augen weit aufmacht wird erkennen, das dieser Brief in zwei Punkten eine Besonderheit aufweist. Zum Einen bei der Frankatur und zum Anderen beim Laufweg des Briefes.



Unser Brief ist am 19.12.1930 am Hauptpostamt ( 3a ) in Prag um 18 Uhr aufgegeben worden. Am 18.12.1930 erschien die dritte Ausgabe der Luftpostmarken. Bis zum 31.03.1931 war die 2.Ausgabe gültig. So war es möglich, beide Ausgaben in kurzer Zeit als Mischfrankatur anzutreffen. In unserem Fall Mi.Nr.199 mit den Nummern 303,304 und 305.

Genauso ungewöhnlich ist der Beförderungsweg des Briefes. Offensichtlich hat ein Postbeamter die Höhe des verklebten Portos zum Anlaß genommen, den Zusatz „Par Avion“ aufzubringen. Damit ging er zum Flughafen in Prag. Dort wurde er von der Auslandsabteilung gegen 22 Uhr bearbeitet. Da der nächste Flug nach Berlin am nächsten Tag erst um 11 Uhr abgehen würde [1], griffen die Postbeamten in die Trickkiste. Sie schickten den Brief per Bahn nach Dresden wohl mit der Maßgabe an die deutschen Kollegen, ihn am nächsten Morgen nach Berlin zu befördern. Um 07.30 Uhr ging der Flug von Dresden nach Berlin, wo der Brief um 08.45 Uhr ankam. [2] Beide Stempel von Berlin (Zentralflughafen und Berlin C L2) bestätigen die Luftpost Beförderung.

Somit handelt es sich um einen regulären Luftpostbrief von Prag nach Berlin mit einer Mischfrankatur der 2. und 3. Luftpostausgabe. [3]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-2.jpg
[3] Horka, Seite 94, Buchstabe ea)
 
Nicky Am: 28.12.2024 08:05:03 Gelesen: 2620# 412 @  
Hallo zusammen,

Ich bin ein kleiner Markensammler und beschäftige mich eher nicht mit Ganzsachen und Stempeln. Mit Spannung lese ich gern bei euch mit. Dass ist oft richtige kriminalistische Detektivarbeit. Hierfür zolle ich euch den größten Respekt. Ich schaue jetzt schon mal genauer hin wenn.

Guten Start ins neue Jahr,
Mit besten Sammlergüßen,
Nicky
 
Detlev0405 Am: 30.12.2024 05:06:45 Gelesen: 2549# 413 @  
@ Nicky [#412]

Hallo Nicky,

vielen Dank für das Kompliment. Es ist genau diese Suche nach Erklärungen für solche Briefe, die mich in das Sammelgebiet so eintauchen ließ. Und selbst heute findest Du noch "Neuigkeiten", die bisher nicht so erfaßt worden sind. Das sind dann die Höhepunkte im Sammlerleben.

So ergeht es vielen Sammlern hier mit ihrem Sammelgebiet. Besonders empfehlen kann ich Dir hier im Forum die Diskussionen zum Sammelgebiet Rumänien zwischen Heinz und 10Parale, die ich gern verfolge und viel für mich mitnehme aus den Beiträgen - obwohl ich das Gebiet nicht sammle.

Ich wünsche Dir auch einen guten Start ins neue Jahr,
mit freundlichem Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 08.01.2025 16:20:47 Gelesen: 2098# 414 @  
Unser heutiger Brief gehört zur Kategorie unscheinbar und selten. Wir suchen auf der Rückseite vergeblich einen Durchgangsstempel von Prag – wie die meiste Post aus den Kurbädern über Prag in alle Welt gingen. 1927 wurde die Strecke Marienbad – Chemnitz im Direktflug eröffnet. Ab dem 21.05.1928 wurde diese Verbindung weiter geführt nach Berlin. Bis zum 01.08.1931 hielt sich diese Strecke in Kooperation zwischen der CLS und der DLH, wobei den Flugbetrieb die DLH sicher stellte. Im Sommerbetrieb 1932 wurde diese Linie umgestellt auf Marienbad – Karlsbad – Chemnitz – Halle/Leipzig. [1]



Unser Brief wurde in Marienbad am 16.08.1929 beim Postamt 1 aufgegeben. Es ist eindeutig ein Geschäftsbrief des Rechtsanwaltsbüro Davidsohn/Bradt an sich selbst in Berlin. Von Marienbad ging der Flug am nächsten Tag den 17.08.1929 um 07.35 Uhr Richtung Chemnitz – Ankunft 08.25 Uhr. Von Chemnitz ging es um 08.40 Uhr weiter nach Berlin, wo der Brief um 10.10 Uhr ankam. Das bestätigt auch der Stempel des Lufthafens in Berlin auf der Rückseite des Briefes zwischen 11 – 12 Uhr. [2]

Das tragische an dem Brief – Leo Davidsohn wird die Tschechoslowakei ( nun Protektorat Böhmen und Mähren ) 1942 wieder sehen. Am 14.07.1942 wird er nach Theresienstadt deportiert. Am 12.08.1942 wurde er dort ermordet. [3]

Gruß
Detlev

[1] Vergleiche Horka, Seite 84, Tabelle 29
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-4.jpg
[3] https://www.holocaust.cz/en/database-of-victims/victim/8787-leo-davidsohn/
 

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