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Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Das Thema hat 63 Beiträge:
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Bendix Gruenlich Am: 31.05.2023 23:35:31 Gelesen: 7369# 39 @  
Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen.



Genau, die Lusiaden, ein Heldengedicht (das aber die seefahrerischeren Erfolge Portugals verherrlicht, weniger meinen Aufenthalt).

Portugal hat mich einmal 1989 überaus freundlich empfangen, anlässlich eines kleinen Aufenthalts an der Algarve.

Dazu gehört – na klar – immer auch ein Besuch des lokalen Postamts, seinerzeit in Portimao. Dies war ein echter Höhepunkt. Man kam in die Post hinein und da befand sich doch tatsächlich zur linken ein ca. zwei Meter langer Sammlerschalter mit einer überaus bunten Auslage von Portugal, Madeira und Azoren-Ausgaben. Die Verkäuferin, eine propere, kleine ältere lusitanische Dame war vor Ort und Herrin dieses kleinen Standes. Links hinter ihr befand sich ein jahrzehntealter dunkler Geldschrank, und der war voller Sonderausgaben. Rasch war ich als Interessent wahrgenommen und meine Augen gingen gierig über die gezeigten Bestände: eine Vielzahl von Blöcken, viele Sondermarken in der für Portugal typischen Würdigung eines Themas mittels eines Satzes bestehend aus vier bis sechs Marken in einem Design, gerne ergänzt um einen Block mit einem Höchstwert. Ich wählte dies und das aus und die Dame nahm genau wahr, was ich aussuchte und fand im Tresor weitere passende Ausgaben oder Formen (z.B. Heftchen statt Einzelmarken). Die Ausgaben der Jahre 1986-1989 waren vorrätig. Geld war damals bei mir sehr knapp, aber für die für mich damals hohe Summe von DEM 50 / PTE 5.000 hab ich Material mitgenommen. Und sagte nicht der Michel aus der Stadtbücherei, die aktuellen Marken Portugals seinen unbeschränkt frankaturgültig?

Hier eine damals typische Ausgabe, in Markenheftchenform – oben und unten geschnitten und mit einer deutlich geringeren Auflage (60.000) als die voll gezähnten (600.000).



Ich habe das nie vergessen – wurde auch sonst freundlich aufgenommen, und habe für Portugal eine Sympathie entwickelt, die bis heute nicht abgekühlt ist.

Also, 2001 fand ich mich (nach einer privaten Baumaßnahme, die ich früher als geplant und unter Budget abschließen konnte) gut gelaunt, mit einem angemessenen Budget versehen und 10 Tagen unverbrauchten Urlaubs.

Kurz entschlossen habe ich einen Flug nach Faro gebucht, ein paar Sachen gepackt und los gings.

Allerdings Portugal-Sammler werden wissen, was mich für ein Schock erwartete, als ich in den dann aktuellen Michel schaute, bevor ich ein paar Briefmarken aus den 1989-Einkauf in mein Gepäck stecken wollte (um sie zu verbrauchen – die Euro-Einführung nahte). Die Briefmarken werden nämlich regelmäßig in unregelmäßigen Intervallen von drei bis acht Jahren für ungültig erklärt - egal, ob Freimarke oder Sondermarke. Oha, ein ziemlicher Schock, ich kam zu spät.

Auf meiner Rundreise kam ich auch an Portimao vorbei und besuchte die Post, aber der Verkaufsstand, an dem ich seinerzeit bestens bedient wurde, existierte zu meinem großen Bedauern nicht mehr.

Von Lagos sandte ich folgenden Kartengruß nach Hause.



Die Postlerin in Lagos (übrigens ein hübsches Ding und agil - wieder mal der Beweis, dass Briefmarkensammeln ein sinnliches Hobby ist) nahm meine Karte zur Abstempelung entgegen und fragte mich, warum ich denn so viele Marken verklebt hätte (worüber wir Sammler natürlich nur schmunzeln können, denn eine Buntfrankatur macht einfach Freude) und griff dann beherzt zum Stempel, der dann fast reliefartig und gut lesbar abgeschlagen wurde. Gute Arbeit - das korrespondiert schön mit Position der Frankatur, finde ich.

Zwei spannende Details

• Die Freimarken erwarb ich vor Ort, meiner Erinnerung nach in Portimao. Offizielle Gültigkeit noch drei Tage – kaum zu glauben, zumal zur neuesten Freimarkenserie Vögel noch gar keine Kleinstnominalen herausgekommen waren. Ich vermutete, die Marken wurden über ihre Gültigkeit hinaus akzeptiert wenn nicht gar verkauft worden sein (wer zur Praxis der portugiesischen Post diesbezüglich etwas beitragen kann, der tue das gerne)
• Der Stempel: der Ort wird nur in Klammern angegeben – der Schwerpunkt liegt auf der Angabe „Portas de Portugal“, also auf einer Funktion, nicht auf den Ort (Lagos, eigentlich ein Hauptort an der Algarve)
 
Bendix Gruenlich Am: 30.06.2023 18:39:59 Gelesen: 6943# 40 @  
Wo waren wir? Ach ja, in Portugal – kennt ihr nicht? Dann schaut mal hier (fünf von ca. zweihundert verschiedenen Varianten der sehr bekannten Ceres-Freimarken, bildgleiche Marken für die Kolonien kommen hinzu).



Algarve ist der touristisch am besten erschlossene Teil Portugals, es gibt umfangreichere Strände an der Südküste als an der Hauptküste.

Wem das zu rummelig ist, biegt hinter Sagres einfach auf der Küstenstraße nach Norden ab. Und mit einem Mal wird es ruhig.

Natürlich gibt es Küstenorte und auch Strände – aber Vorsicht die Strömung ist stark und zieht einen rasch ins Meer. Auch der Wellengang kann stark sein - es ist halt der Atlantik (auch im Süden, dort aber milder).

Am Ende eines langen Tages kam ich in einem kleinen Ort, Odeceixe, an. Und nach einem der schlechtesten Quartiere aller Zeiten in Lagos, freut man sich über eine bescheidene, saubere Pension mit umtriebiger, bienenfleißiger Chefin und ein ruhiges Dinner im Ortskern. In der Nacht geht ein schwerer Regen nieder, der draußen auf die in Portugal unvermeidlichen Kacheln klatscht, während man selber sicher und geschützt ruht. Dies nimmt man kurz war, fühlt Geborgen- und Sicherheit und fällt zurück in tiefen, erholsamen Schlaf.

Wer reist, der stürzt sich ganz natürlich ins Alltagsleben (zweite Frühstücke im Cafe – mit typischen Schinkenbroten und kleinen, wunderbar kräftigen schwarzen Kaffees, so stärkt man sich aufs Beste). Und seinerzeit musste man noch Geld tauschen. Meine Lieblingsbank (so etwas ist für mich als Kaufmann wichtig) war die Banco Nacional Ultramarino (die Nationale Überseebank, heute von der Caixa Geral – einer nationalen Sparkasse – absorbiert). Schon die Firmenbezeichnung verspricht Weltläufigkeit und weckt Lust auf Abenteuer, das wird durch das Firmensignet noch verstärkt – hier der Beweis.



In drei Etappen nach Lissabon. Dumm nur, wenn man am Samstagnachmittag ankommt (ist ähnlich schlau, wie einen Ruhetag am Montag einzulegen – da haben nämlich i.d.R. alle Museen geschlossen). Da befand sich meiner Erinnerung nach die Post mit Sammlerschalter am Praca do Comercio – und zwar im westlichen Turm dieses phantastischen Platzes. Heute gem. Internetrecherche dort nicht mehr vor Ort. Also seinerzeit dank Samstagsankunft keine Beute für mich.

Erstaunlich war, dass ich in der Großstadt Lissabon zufällig einen Mitreisenden aus dem Flieger von Deutschland nach Faro wiedertraf (…unglaublich, wie wahrscheinlich ist so etwas..). Der empfahl mir eine schräge Pension in einer tollen Altbauwohnung mit beeindruckenden Stuckdecken in einem lebendigen, aber nicht ganz koscheren Stadtteil Lissabons. Der Rezeptionist – der Sohn der Wirtin - konsumierte endlos Videobänder – die Mutter, ca. 45, schaute mit Ihrem ca. dreißigjährigen goldkettengeschmückten, schwarzen Gefährten, mit angolanischen Wurzeln würde ich tippen, am Abend auch mal rein. Abendessen in einem traditionellen portugiesischen Restaurant ausgekleidet mit Azulejos (Schmuckfliesen). Es gab Tanzsalons in der Nähe bei dem man sich die Partnerinnen hinzubuchen konnte (so etwas habe ich davor und danach nie mehr gesehen – erinnerte an die 40er oder 50er Jahre des letzten Jahrhunderts), Bars mir gemischten Publikum und echt schrägen Typen und kühlen portugiesischen Bieren, Clubs und und und. Kurz: ein bunter und sicher unkonventioneller Abend.

Und es wimmelt von Baudenkmälern in Portugal, am nächsten Tag durchquerte ich Lissabon und kam später an Sintra vorbei. Dort war es an meinem Besuchstag allerdings so neblig, dass es mir unmöglich war, weder die preisgekrönten Paläste noch die Altstadt zu finden. Unfassbar, ich frage mich bis heute, wie das möglich war.

Soviel zum Abenteuer-Teil, das muss doch mit Briefmarken anzureichern sein (also einfach mal zur Sammlung gegriffen, was hab ich da für Euch….)

• für alle Klassik-Sammler, die sich bisher zu kurz gekommen glauben: meine älteste Portugal-Marke (mit Lisboa-Stempel), eine 57ya von 1882 (Auflage 9.224.000). Übrigens war König Louis der I. Nachkomme eines Gastarbeiters (Vater war ein Deutscher aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha). Deswegen als Bonus noch die 63b von 1887 (Auflage 90.975.000).

• der berühmte Turm von Belem in Lissabon

• einer der Paläste in Sintra, hier: der historische Stadtpalast. Die Türme sind die Schornsteine der Schlossküche





Auch schön als Reminiszenz an Lissabon - ein Europamarken-Block mit einer kompletten Ansicht Lissabons (bitte beachtet das sprachgewaltige Gedichtzitat, so wünsch ich mir Briefmarken - die Sinne reizend)



Immerhin, am Ende des Tages schlug ich zufällig in Mafra mit dem dortigen Palacio Nacional auf, eine wuchtige Mischung aus Palast und Kloster – wieder Weltkulturerbe. Zeit einen Kartengruß nach Hause zu schicken. Die Frankatur finde ich gelungen, sie ist portogerecht (um den Preis eines Kaffees in einer Bar zu jener Zeit), mit Marken, die man damals auf der Post auftreiben konnte. Meiner Erinnerung nach wurde von den Postlern vor Ort ein Handstempel abgelehnt, daher ist die Karte im Briefkasten gelandet. Habe nichts gegen Postbedarfsstempel, aber wir wissen, wie schnell da was (unter Sammleraspekten) schief gehen kann - hier: deutlich zu schwach gestempelt.



Soviel für heute - vejo voce em breve (bis bald)!
 
Bendix Gruenlich Am: 31.07.2023 18:52:45 Gelesen: 6515# 41 @  
Haben wir vor kurzem hier im Forum nicht die ungläubige Frage gelesen, wer denn noch schreibe?

Also, ich tue das. Weil ich gerne sammle, Briefmarken für mich Gebrauchsgegenstände sind, aus Freundschaft und Verbundenheit - auf der Reise erlebe ich zeitliche Freiheit. Warum da nicht einen Gedanken / eine Stimmung / eine Impression teilen (und dies dezent übermitteln).

Ich bin immer wieder überrascht, wie positiv das wirkt. Dem Empfänger des folgenden Poststücks schicke ich möglichst einmal im Jahr ein Kärtchen. Man ruft sich in Erinnerung und grüßt aus der Ferne (mit einem schönen Motiv, Frankatur die gefallen soll und einem individualisierten Text – weil wir Freude machen wollen). Mein Gott, wie oft ist er schon umgezogen – und was hat alle diese Umzüge über die Jahre überlebt: meine Karten, jawohl – weil die gefallen haben. Letztlich ist das nur ein Nachgeben, nämlich dem eines bereits vorhandenen, unterbewussten Sammeltriebs, dem wir Briefmarkensammler ja alle, aber offener, verfallen sind. Jetzt hat er die Karten digitalisiert und die Originale habe ich bekommen, darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich teile das mal heute hier.



Auch einen anderen Bekannten, des Briefmarkensammelns garantiert unverdächtig, erwischte ich mal dabei, dass er anlässlich einer Reunion die zeitnah nach dem Eintreffen einer meiner Karten stattfand, er diese in die Luft hob und dann auf den Stapel (!) zu den anderen empfangenen legte.

Nazaré, das sagt Euch vielleicht was. Ja, das ist der Surfer-Hotspot in Portugal mit beeindruckenderen Wellen als auf Hawaii. Von der Szene Ende der 1990er entdeckt. Und ich war dabei, in 2001 war von einem Überrennen des netten Ortes durch Surfer noch nichts festzustellen. Aber ich kam abends an, hatte ein schönes strandnahes Quartier und fragte mich, ob ich noch kurz schwimmen gehen sollte. Ich mag den Atlantik und seine Wellen, aber ich kann nur sagen, das hätte absolute Lebensgefahr bedeutet. Die Dünung war heftig und hätte einen Menschen schlicht erschlagen. Aber auch schon ein Spaziergang am breiten, langen Strand war beeindruckend, die Kraft und Gewalt der Wellen, die Frische und Kühle des Ortes mit der durch Gischt versetzen Luft. Ein sehenswertes und erlebbares Spektakel.

Für diejenigen denen der Beitrag zu bunt und gegenwärtig war, also den Pietisten der Philatelie, zeige ich noch mal einen Klassiker zu deren Beruhigung.



Von 1892. Eine Nr. 66 – Auflage 15.880.000 und Nr. 70 – Auflage 50.702.000, daher keine Seltenheiten. Motiv: König Carlos I, der 1908 auf dem Praca do Comercio einem Attentat zum Opfer fiel – also, alle die nach der Krone streben, seien gewarnt, und mögen zur Kenntnis nehmen, wie das enden kann („Uneasy lies the head that wears the crown“ so Shakepeare). Links: prächtig – Sechseckstempel mit interessanten Schmuckelementen.

Wahrscheinlich kaum bekanntes historisches Detail: portugiesischer Staatsbankrott in 1891 – seitdem arbeiteten die Hauptgläubiger Großbritannien und Deutschland ernsthaft an Plänen zur Aufteilung des portugiesischen Kolonialreiches in Afrika (bis man sich 1914 selbst gegenseitig an die Kehle ging). Das Zeitalter des puren Imperialismus.
 
Bendix Gruenlich Am: 31.08.2023 17:08:01 Gelesen: 6140# 42 @  
Portugal: Es ist der 03.10.2001 – es sind noch 89 Tage bis zur Einführung des EUR-Bargelds.

Bis dahin musste man natürlich noch mit Escudos umgehen. Die portugiesische Post jedenfalls hatte bereits seit März 1999 doppelnominalige Briefmarken herausgegeben.

Alle rein PTE-nominierten Marken wurden am 30.09.2001 ungültig. Warum man nicht den 31.12.2001 genommen hat, ist für mich rätselhaft. Kleinnominalige EUR-Marken kamen erst am 02.01.2002 heraus (mit der Sonderausgabe Euro-Einführung, die die neu eingeführten Münzen zeigte – Briefmarken zum Nennwert der gezeigten Münzen, dabei auch Kleinwerte EUR 0,01, 0,02 und 0,05 in Millionenauflage).

Aus der Freimarkenserie Vögel kamen Kleinnominalen erst Februar 2002 und März 2003 hinaus. Kleinnominalen braucht es einfach, weil eigentlich jedes Jahr das Porto leicht erhöht wird. Ein Beispiel: Sondermarken zu PTE 100 aus 2000 brauchten in 2001 z.B. PTE 5 Zusatzfrankatur.

Ich habe jedenfalls nach dem 30.09.01 keine Kleinstwerte mehr bekommen, hatte in den von mir besuchten Postämtern auch keine Automaten wahrnehmen können, die einmal Kleinstwerte hätten ausgeben können, auch wenn mir einmal angeboten wurde (müsste in Nazaré gewesen sein), die Post bar bzw mittels Label freizumachen. Als Briefmarkensammler habe ich das abgelehnt.

So, die Post musste raus, da habe ich halt aus meinen Beständen überfrankiert und meinen Kleinbogen Entdecker, den ich eigentlich als Beute nach Hause führen wollte, kurzerhand seiner Bestimmung zugeführt. Allerdings, wie sich dann später herausstellte, waren die Marken eben schon ungültig (nämlich seit dem 01.10.2001). Aber die Post hat die durchrutschen lassen – meiner Meinung nach nur fair.



Jetzt zum Schluss mal was Modernes, dass es - vor Ort gekauft - nach Hause in die Sammlung geschafft hat: Eine Ausgabe zur Ehrung der Geografischen Gesellschaft, die sich um die Vermessung Angolas verdient gemacht hat. Denn Portugal hatte mit Angola und Mocambique überaus große und wirtschaftlich potente Kolonien. Aus 2000. Auflage 250.000.


 
Bendix Gruenlich Am: 30.09.2023 09:35:50 Gelesen: 5694# 43 @  
Heute vergleiche ich mal zu Beginn zwei Marken aus den Jahren 2000 / 2001. Links: eine selbstklebende Freimarke (nicht von mir gekauft, irgendwann zur Sammlung hinzugekommen – ich misstraue dieser Erhaltungsart), rechts eine gummierte Sonderausgabe, Tourbeute, also vor Ort gekauft. Bitte vergleicht die Markenbilder. Ich will auf die Schrumpfung der selbstklebenden Marke hinaus, wohingegen die gummierte Marke keine Veränderung erfahren hat.



Mein Urteil: die nassklebenden Marken sind haltbarer und auch nachhaltiger, und das streben wir ja angeblich alle an. Und wie läuft‘s? Die selbstzerstörende Verbundkomponente setzt sich durch. Das ist für mich so, als ob sich der nicht recylbare Tetra-Pak gegen die Glaspfandflasche durchsetzt, und das macht mich nachdenklich.

Hier die Tourendkarte von Porto nach Hause. Und damit man mir nicht nachsagt, ich würde mich grundsätzlich nur an weibliches Postpersonal erinnern (dass ich in der Tat bevorzuge - meine persönliche Statistik sagt, dass die die besseren Abstempelungen hinbekommen): ich war überhaupt froh, eine offene Post am Nationalfeiertag zu finden. Hier hat ein Mitdreißiger mit Vollbart entschlossen den mich überaus zufriedenstellenden Stempel angebracht und die seit fünf Tagen ungültigen Marken, Gott sei Dank, passieren lassen.



Zurück mittels Flug, am Flughafen gab es eine Post. Ich bin da nochmal schwach geworden. Block Nr. 24 von Madeira, Auflage 60.000. Diese Marken sind auch auf dem Festland erwerbbar und gültig. Das gezeigte Exemplar ist seit 2007 leider nicht mehr frankaturgültig.



Essen und Trinken sind bisher zu kurz gekommen. Dabei sind Briefmarken, die lokale Spezialitäten würdigen, zahlreich.
Portugiesische Weine sind gut, ich schätze insbesondere die Fruchtigkeit und Spritzigkeit der Weißweine (erhältlich bei Eurem Portugiesen). Auch Porto und das Duoro-Tal sind im Weinanbau bedeutend.



Ich könnte jetzt von verschiedenen Mahlzeiten schwärmen, z.B. einer Bar in Porto die ich besuchen durfte, die allerlei Sorten von Bacalao (Kabeljau) basierten Speisen anbot. Ich habe mit großem Appetit und zur Freude meines Wirtes einige gekostet. Oder die allgegenwärtigen gegrillten Sardinen, deren Duft einem früher oder später am Tag in die Nase steigt (diese vielleicht begleitet von einem Sagres oder Super Bock verzehren – das sind lokale Biere, auch das letztgenannte, es ist kein Aphrodisiakum, wie der Name Deutschsprachigen eventuell verheißen mag).

Aber ich hab hier zum Schluss etwas, das ganz typisch für die dortige Küche ist und letztlich überall auf den Speisekarten verzeichnet ist. Und das ist auch in diesem Forum nicht deplatziert denn es ist eine Briefmarke, die gleichzeitig ein Kochrezept ist.



So, diese Reise wäre nun zu Ende. Vielleicht habe ich Euch jetzt Appetit auf portugiesische Briefmarken gemacht, und das ist doch nichts Schlechtes. Mögen sie Euch gut bekommen!
 
Bendix Gruenlich Am: 31.10.2023 22:48:51 Gelesen: 5162# 44 @  
Auf geht’s - neue Reise.

Ihr habt es vielleicht bemerkt: es hat mir eigentlich ganz gut gefallen, da auf der iberischen Halbinsel. Und da entsteht doch tatsächlich jedes Jahr aufs Neue ein neuer Urlaubsanspruch.

Was es dort wohl noch so zu sehen gibt? Finden wir es raus. Es sind ja nur drei Flugstunden ab Düsseldorf (mit dem Regionalzug käme man damit von Düsseldorf nach Mainz) und schon ist man wieder in…Porto.

Nicht schon wieder Portugal, schließlich bin ich doch, weiß Gott, zuletzt genug auf dem Thema herumgeritten? Gehen wir doch nur kurz darauf ein. Das fällt mir auch insoweit leicht, weil ich von Porto aus konsequent nach Norden gereist bin und nach zwei Tagen Portugal bereits wieder verlassen habe, auch die Post war geschlossen - Maifeiertag.

Deshalb zeig ich noch mal einen Klassiker - die Königszeichnung von 1895 (gültig bis 1910, Auflage unbekannt, aber keine Seltenheiten). Genießt die Andersartigkeit der Designs und mir gefallen die ornamentalen Stempelformen….und Dank an Portugal für den seinerzeitigen angenehmen Aufenthalt dort. Auch interessant: ich habe ja in den vorherigen Beiträgen älteres in aufsteigender Reihenfolge gezeigt – jetzt kann man erkennen, wie sich die Designs modernisieren.



Ja, der englische Einfluss auf Portugal war in den letzten Jahrhunderten hoch und die Briten haben eine bedeutende Rolle gespielt (als Verteidiger gegen die spanische und napoleonische Invasion, als Großgläubiger und als Handelspartner). Jedenfalls war die Verständigung mittels dieser Handelssprache im Land kein Problem.

Aber schauen wir doch nach Vorne und das heißt in diesem Fall nach Norden und überschreiten die Grenze Portugals….nach Spanien….und das hieß dann von Knall auf Fall, mit Grenzübertritt für die kommenden zwei Wochen ein Schweigegelübde abzulegen und sich in dieser Zeit mit 100 Spanisch-Vokabeln und Gebärden durchs Land zu schlagen, denn die Spanier sprachen seinerzeit nur spanisch und sonst gar nichts. Dios mio!

Ach ja, Spanien – siehe Beitrag [#1] – nach den anstrengenden Erfahrungen eines massentouristischen Aufenthalts (der mich 1990 reichlich geschockt hatte) hatte ich ein privates Reiseverbot für Spanien verhängt, dass ich erst 2002 aufgehoben habe.

2002 = Euro-Einführung und Spanien war dabei. Das hieß für rein ESP-nominierte-Marken, dass diese bis 28.02.02 für Post verwendet werden konnten, danach konnte man sie nur noch umtauschen. Und die Bandbreite der bis 28.02.02 benutzbaren Marken war groß, weil die meisten Marken seit 1936 bis eben zum 28.02.2002 benutzbar blieben, das sind über 2.800 Michel-Nrn. In Deutschland wurden ca. 1.500 Michel-Nrn. ungültig.

Dramatisch jedenfalls hat die Einführung von Labeln / Automarkenmarken gewirkt (verstärkt ab ca. 1991), die die nassklebende Marke rasch verdrängte. Schon damals - 2002 - war es schwierig, einen Postler zu finden, der sich mal Richtung Tresor / Lagerbuch aufmachte, um einmal etwas anderes auszugeben als Label. Die Freimachung mit Labeln ist ablauforganisatorisch für die Postler schlicht einfacher (abends einfach einmal einen Knopf drücken, das Geld zählen – fertig und man kann nach Hause - ohne dass man die Briefmarkenbestände durchzählen muss). Dass es dadurch auch kulturell eintöniger wird, interessiert die spanischen Postler weniger. Jedenfalls hatte ich in den ersten Tagen kein Glück oder nicht das Durchsetzungsvermögen an gute Ware zu kommen.

Damit das hier kein Beitrag ohne Marken wird, mache ich jetzt mal einen Zeitsprung und zeige mal Marken aus 1983 (…wetten dass, es mir auf Anhieb gelingt, die Marken die ich als 14 jähriger auf Mallorca in einem Supermarkt für meine Sammlung gekauft habe, aus meiner Sammlung herauszupicken, aber natürlich - hat genau 5 Sekunden gedauert…). Und wie es der Zufall will: stark, das neue Staatswappen von 1981, das passt doch wunderbar als Intro zum Eintritt in ein neues Land. Natürlich schlägt mein Herz mehr für die Fahrradmarke, denn sie gibt die Design-Highlights eines Stahlrahmen-Rennrads sehr gut wieder. Elegant und sehr belastbar - ich habe so etwas noch in der Garage (von 1981 - eine Schönheit).



Und hier eine erste Postsendung aus 2002 von Spanien nach Deutschland. Leider nur mit Label / Automarkenmarke freigemacht - mehr war einfach nicht drin.



Und das ist spannend: Michel nennt die Auflage des Labels in der Zeichnung auf der Postkarte mit 62 Mio. - 13 verschiedene Zeichnungen in Labeln liefen in einem Jahr bei ähnlich hohen Auflagen parallel. Sonderausgaben aus 2002 hingegen haben in der Regel eine Auflage von lediglich 1,2 Mio.
 
Bendix Gruenlich Am: 30.11.2023 18:17:17 Gelesen: 4745# 45 @  
Galizien, das ist die wilde, hügelige, meerumtoste Landschaft im Norden Spaniens. Vom Massentourismus (wenn wir mal von Pilgerboom nach Santiago de Compostela absehen) im Vergleich zu Restspanien verschont. So reist man durch eine grüne, hügelige Landschaft, packt da aber besser einen Wollpullover extra ein, denn es kann im Mai sehr frisch sein.

Von Pontevedra ging es nach La Coruna. Auf und ab, durch Regen und Gegenwind. Dankbar ist man da für eine Herberge und ein Dach über den Kopf. Das verschlägt einen manchmal an die ungewöhnlichsten Orte. Concurbion, ein Städtchen seinerzeit mit Blick auf ein beachtliches Kraftwerk, damals wohl noch ohne Rußfilter als bedeutende Landmarke, das die Silhouette der Landschaft prägte wie ein Vulkan. In der Nähe der „Avenida Franco“ kam ich unter und hatte alsbald am Abend einen dampfenden Teller Meeresfrüchte vor mir. Waren das Seeschnecken? Jedenfalls Dinge, die man nicht alle Tage isst, ich musste mich instruieren lassen, wie man da an das Eiweiß kommt. Aber solche Fragestellungen gehören zu einer guten Reise, die muss kontrast- und lehrreich sein.

Hier mal ein paar Markenzitate zum Reiseziel. Gerne hebe ich die legendäre Provinzwappen-Serie hervor (1962-1966 – jeden Monat erschien eine) - eine Spanienreise in 57 Ausgaben mit einer Auflage von in der Regel je 4 Mio. Links typischer Bedarfsstempel – Maschinenstempel sind häufig, da schaue man sich nur die die eigenen empfangenen Karten an, wenn mal Post aus Spanien angekommen ist.



In Coruna konnte ich auf der Hauptpost auch mal endlich Briefmarken kaufen (ist doch dauerhaft kein Zustand, so ohne Marken). Allerhand Ausgaben von ca. November 2001 an waren vorhanden.

Außerdem habe ich der Banco Espana in Coruna einfach alle ESP-Münzen auf den Tisch geknallt, die sich in meinem Haushalt fanden. Das waren so zwanzig Stück aus allen Perioden nach 1970. Die Schalterbeamtin war natürlich erstaunt, dass sich ein Touri mit einem Kleinbetrag die Mühe machte, am Schalter vorzusprechen und war sehr misstrauisch. Sie hat die Münzen Stück für Stück untersucht, etwa fünf Stück waren nicht mehr umtauschfähig.

Zur Feier des Tages ein Lebenszeichen nach Hause…Briefkastenaufgabe und - ist ja klar - es ist schon wieder was schiefgegangen - es wurde gar nicht gestempelt. Regelmäßige Empfänger von Urlaubskarten aus Spanien werden das Phänomen vielleicht kennen. Immerhin erlaubt das jetzt einen vollen Blick auf die Motive. Die Militärakademie in Zaragossa (linke Marke) - dort hat im Oktober 2023 die Kronprinzessin ihren Fahneneid abgelegt, habe ich dieser Tage auf der Seite „Vermischtes“ in der Presse gelesen.



Nun, was kann man da tun? Und hier habe ich gute Nachrichten - also für alle, die jetzt nach La Coruna fahren, sie sieht so aus



Oh Wunder, es wird mal kein Service eingestellt, sondern es gibt etwas zu entdecken: die matasellos turisticos in Spanien (man wende sich an den Postschalter und verlange diese…).

Aufmerksam geworden bin ich darauf durch einen hier im Forum veröffentlichen Beleg. Das Angebot ist wunderbar vielfältig. Ich werde hierauf noch in einem separaten Thema hinweisen (damit das hier nicht untergeht und wiedergefunden werden kann).

Wenn ihr den gelesen habt, wisst Ihr Bescheid, was mit Eurer Post, wenn Ihr vor Ort seid, zu tun ist.

Hasta pronto!
 
bayern klassisch Am: 30.11.2023 18:38:24 Gelesen: 4738# 46 @  
Hallo in die Runde,

keine Ahnung, ob mein Beitrag hier herein passt, aber es wird nächstes Jahr 20 Jahre her sein, als die beste Ehefrau von Allen mit mir 8 Tage lang per Mietwagen die schöne Insel Irland bereisen durften.

Im Westen der Insel gefielen uns viele kleine Örtchen und wir wollten damals unseren Verwandten im In- und Ausland gerne hübsche Postkarten schicken, um ihnen die Schönheit Irlands zeigen zu können.

In einem Weiler mit vlt. 100 Einwohnern fand sich ein Tante-Emma-Laden, der auch Postkarten und Briefmarken feilbot. Wir gingen hinein - und niemand war da! Die Kasse war geöffnet, der Tresor (sicher 10 Zentner schwer und vor dem 2. Weltkrieg gebaut) stand ebenfalls offen mit all dem Inhalt von Geldscheinen, Briefmarken usw. - nur zu sehen war niemand. Nach ein paar Minuten (man wird in Irland auch entscheunigt, in Deutschland hätte ich nicht so lange gewartet), fing ich an ein Lied zu pfeifen und wenige Sekunden später erschallte eine ältliche Damenstimme aus dem "Back-Office" und wollte wissen, womit man dienen könnte.

Ich entgegnete, dass ich gerne ein Dutzend schöner Postkarten und die dazu gehörigen Briefmarken, möglichst Sondermarken, für Post ins Ausland kaufen wollte.

Die Dame blieb unsichtbar und verwies auf einen Kartenständer in einer dunklen Ecke ihres Ladens und auf den Tresor, in dem zahlreiche Marken bogenweise herumlagen und ich sollte mir doch bitte die passenden Marken selbst heraus suchen (die Nominale habe ich mittlerweile vergessen, sie kannte sie aber genau).

Ich suchte mir mit der Gattin ein Dutzend wundervoller Landschaftskarten heraus und holte aus dem Tresor ein Dutzend verschiedener Sondermarken in der von der Dame genannten Nominale und fragte die Stimme, was das alles kostet.

Sie rief mir schnell den frisch errechneten Preis zu und bat uns, den Betrag passend in die Kasse zu legen. Nachdem wir dies getan hatten, verabschiedeten wir uns von der unbekannten Besitzerin und sie wünschte uns noch einen schönen Tag.

Ob es das heute noch so gibt? Dort vielleicht, aber woanders wohl eher nicht (mehr) ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Bendix Gruenlich Am: 31.12.2023 08:54:56 Gelesen: 4494# 47 @  
Zuletzt hatten wir ein ganz klar unterstempeltes Poststück. Geben wir doch der spanischen Post noch eine Chance. 100 km östlich, an der Grenze zwischen Galizien und Asturien liegt das kleine Städtchen Ribadeo. Dort ist im Briefkasten die nachstehende Karte gelandet.

Und um die Nichtstempelung aus Coruna wieder gut zu machen, wurde jetzt doppelt gestempelt, einmal mittels Maschine + einmal Nachstempelung per Hand, weil die Maschine nicht alles erwischt hat. Mir gefällts. Die Marken stammen aus dem Beutezug auf der Post in La Coruna.



Ihr seht, wir bewegen uns entlang der Küste. Zeit die spanische Seefahrt zu ehren. Das hat die spanische Post hinsichtlich der landeseigenen Marine mit einer umfangreichen Serie im Jahr 1964 selbst aufwendig getan, wie mir anlässlich des Kaufs einer Restsammlung (EUR 80,-- für 25 Jahrgänge – ca. 1.500 postfrische Marken, also etwa 6 cent das Stück – ein Betrag, der nicht überfordert) bewusst wurde. Hervorragende Qualität im Stichtiefdruck.



Dabei haben die das nicht nur für Sammler getan. Mir fallen immer wieder augenscheinlich bedarfsgestempelte Sondermarken der 1960-er Jahre in die Hände. Sehr erfreulich. Die Auflagen der Sondermarkenserien dieser Zeit lagen häufig zwischen 4-6 Mio.

Weitere 200 km östlich, auf der Post in Ribadasella (6.000 Einwohner) gab es auch mal wieder modernes Futter. Die Postlerin hat mal nicht gemauert, sondern hervorgekramt, was die Lagerbücher hergaben und das Angebot war reichhaltiger als in der Großstadt La Coruna. Das reichte für den Rest der Reise und für eine Heimkehr mit vorzeigbarer Beute. Ein Beispiel:



Ein Block von vielen mit irgendwelchen Blaublütern drauf? Schon möglich, aber: man beachte den stoischen Ernst der männlichen Familienmitglieder und das huldvolle Lächeln der weiblichen. Klar verteilte Rollen und sehr spanisch, fand ich.

Ich kann übrigens genau sagen, für wie viel ich damals Marken gekauft habe, denn der Umschlag, in dem die Christel (von der Post) oder nennen wir sie doch „nuestra senora de la oficina de correos“ (und machen sie so zur Heiligen, denn so gut in Spanien mit Sondermarken versorgt zu werden ist ein Wunder) die Marken sorgsam verstaut hat, hat überlebt (da sind heute alle Reiseunterlagen von damals drin - erstmals seit über 20 Jahren wieder geöffnet). Ich zeige mal einen Ausschnitt der postinternen Ganzsache, denn mit A4 ist das Format groß.


 
Bendix Gruenlich Am: 31.01.2024 19:42:16 Gelesen: 4258# 48 @  
Santillana del Mar, Kantabrien: als ich am Nachmittag Quartier machen wollte, kam ich in diesem kleinen historischen Städtchen an. Rappelvoll, voller Ausflügler – erinnerte an Rothenburg ob der Tauber. Nachdem ich ein Zimmer in einem historischen Gasthaus gesichert hatte und gegen Abend auf Beutezug zu einem Abendessen ziehen wollte, war die Stadt auf einmal vollkommen ruhig und leer, als ob die Leute weggezaubert worden wären.

Nun, bekannt ist die Stadt für die nahe Altamira-Höhle mit Höhlenzeichnungen, davon gibt es in der Gegend eine ganze Menge. Ich zeig das mal (praktischerweise hat die spanische Post in einer ihrer jährlichen „Tag der Briefmarke“-Serien lokale Künstler geehrt - auch die der Steinzeit).



Unseren Vorfahren war ein voller Bauch besonders wichtig. War ihnen das Jagdglück hold, hat man Rauschmittel genommen und jene kultischen Zeichnungen angefertigt, habe ich einmal einer Fernsehreportage entnommen. Ich kann das gut nachvollziehen, bin ich doch selber wie ein hungriger Wolf durch das Dorf gestreift. Abendessen in Spanien übrigens ab 21h00. Das habe ich auch bekommen, habe aber darauf verzichtet, mein Zimmer mit Bildern zur Verherrlichung des Verzehrten zu verzieren, auch wenn das Essen eine solche Würdigung wertgewesen wäre und der Wein für einen inspirierenden Rausch gesorgt hätte.

Besser wir melden uns mal jetzt zu Hause und verkleben eine der neu erworbenen Sondermarken. Übrigens, in Spanien gab es keinen Europa-Freundschaftstarif (im Sinne gleicher Preis wie Inlandsbrief), die Auslandspostkarte nach Deutschland (EUR 0,50) kostete das Doppelte des Inlandstarifs (EUR 0,25) - Tourismus ist halt Geschäft und das ist für Spanien ein zu wichtiger Industriezweig, um diese wichtigen Einnahmen politischen Gesten zu opfern.


 
Bendix Gruenlich Am: 29.02.2024 22:18:56 Gelesen: 3986# 49 @  
Und schon sind wir im Baskenland, einem industrialisierten Wirtschafts-Schwergewicht in Spanien. Der Menschenschlag kam mir besonders vor und erschien mir ein Tick dunkler in Haar und Erscheinung als die Nachbarn.

Hier eine Ansicht aus Bilbao, das Guggenheim-Museum war eine gut sichtbare Landmarke.



Übrigens ist das Baskenland eine Region des Radsports, es wimmelt von Rennradfahrern. Auf die Nerven ging mir allerdings die Beschwörung des lokalen Nationalismus. An den Häusern fand ich manchmal seltsame Stiermänner aufgemalt, die ihre Feinde - ich meine in Schlangenform - vernichten / erwürgen, wenn ich es richtig interpretiert habe. Überall - auch in den Nachbarprovinzen - sieht man Schmierereien, wo behauptet wird, dies sei baskisch und das sei baskisch.

Quartier in einem kleinen baskischen Ort, Azpeitia, ein Wallfahrtsort - der Gründer des Jesuitenordens (Loyola) ist dort geboren. War allerdings eine kurze Nachtruhe, denn der Ort wimmelte von Federvieh. Und was machen die, wenn die Sonne aufgeht? Genau, die Hähne krähen, zehn verschiedene Stimmen haben ich rausgehört.



Ich bin übrigens der Meinung, neben einem kleinen Briefmarkenalbum sollte man auch immer etwas zu Lesen mithaben. Hatte ich auch im Gepäck. Freundliche Leihgabe meiner Bücherei. Das Buch steht heute - nach zwanzig Jahren - dort immer noch im Regal. Habe ich mir kurz für diesen Artikel noch einmal ausgeliehen. Spanische Erzähler aus fünf Jahrhunderten (640 Seiten, 14x9 cm passt in jede Reisetasche, ja sogar in jede Jacken- oder Hosentasche - Manesse Verlag, nur noch im Antiquariat oder der Bücherei zu finden,- der Rechteinhaber Bertelsmann ist der Meinung, dass sich das nicht mehr lohnt). Hier die Inhaltsangabe für Philatelisten (ja, war eine Wahnsinnstrefferquote - von 50% der Autoren fand ich ein Porträt in meiner Briefmarkensammlung, offenbar hat der Verleger das richtige Händchen gehabt).




Gerne hätte ich auch eine Marke mir der im Buch enthaltenen Geschichte des Lazarillo de Tormes philatelistisch gewürdigt, habe aber in meiner Sammlung leider nichts gefunden. Lazarillo ist der Held eines frühen Schelmenromans. Er gerät immer wieder in groteske Situationen durch Konfrontation mit seinen jeweiligen Herren: einem geizigen Bettler, einem ungnädigen Kirchenmann, einem bettelarmen Edelmann. Gehört zum Kanon spanischer Literatur, von 1554. Autor: anonym – viele Jahre von der Inquisition verboten.

Apropos alter Kram. Die spanische Post hat mehrere Zusammendrucke adressiert an Schüler herausgegeben, auf denen Geschichte mittels Karikaturen auf Briefmarken nähergebracht werden sollte. Hier einer der Blöcke - Tourbeute aus dem Fischzug auf der Post in Ribadeo. Zum Schmunzeln und Lernen - gute Unterhaltung, finde ich.


 
Bendix Gruenlich Am: 31.03.2024 08:28:07 Gelesen: 3699# 50 @  
So, nächste Etappe - das könnte wo hin gehen? Ich geb mal einen Tipp.



Aus der phantastischen Serie „Stierkampf“ von 1960 – insgesamt 16 Werte. Der Wert in der Mitte stellt das Treiben der Stiere in Pamplona dar.

Ich überlass so etwas ja amerikanischen Touristen (recht berühmt: Ernest Hemingway, der seine Erlebnisse in seinem Roman „Fiesta“ verarbeitet haben soll). Ich habe stattdessen die Post besucht (ohne dass als langweilig empfunden zu haben).



Ausgezeichnete Stempelqualität? Bin da selbst tätig geworden (die Postlerin war so genervt, dass sie mir endlich den Handstempel in die Hand gedrückt hat).

Übrigens: Schon gewusst, dass Navarra und die umliegenden Provinzen echte Rebellennester sind? Es soll sich um die Heimat der Karlisten handeln, ein besonders konservativer Kreis (Religion + Familie stehen da an erster Stelle – liberales und sozialistisches Gedankengut werden abgelehnt), der im 19. Jahrhundert Spanien ordentlich destabilisiert hat. Die haben sich um einen Gegenkönig gescharrt, der immer Carlos hieß und salisches Erbrecht (ausschließlich männliche Erbfolge) bemüht, um ihr Handeln zu rechtfertigen. Bürgerkrieg der zu Gunsten der Republik bzw. der sich anschließenden wiederbelebten (konstitutionellen) Monarchie ausging.

Hier der Gewinner, Alfons der XII. (bitte nicht mit dem Viertel vor Zwölften verwechseln, das war der König von Lummerland aus den Jim Knopf-Büchern), der mit 28 Jahren von der Tuberkulose dahingerafft wurde. Marke von 1876, defekt ist sie auch noch. Wert EUR 0,05 – was soll’s, als Stichwortgeber hat sie heute ihren Dienst getan und uns, so hoffe ich, gut unterhalten.


 
Bendix Gruenlich Am: 04.05.2024 22:35:25 Gelesen: 3378# 51 @  
Jaca, Aragonien - wir befinden uns am Fuße der Pyrenäen.



Aber bevor wir uns zum Aufstieg zum Somport-Pass begeben, werfen wir einen Blick zurück. Keine Sorge, ich werde Euch nicht mit Privatbildern langweilen. Die spanische Post hat hier vielmehr eine Serie beeindruckender Kunstwerke angefertigt, die Serie Sehenswürdigkeiten, die von 1964 bis 1987 aufgelegt wurde. 97 Marken habe ich gezählt



Prachtvolle Darstellungen und wie ich finde, auch hervorragende Anregungen für mögliche Besuchsziele.

Nutzen kann man die Marken natürlich nur, wenn man sie besitzt. Daher keine Scheu vor einer Spanien-Sammlung.

Und warum sich nur auf die Klassik beschränken? Die modernen Ausgaben sind meiner Meinung nach die gehaltvolleren Kulturbotschafter.

Vielleicht liegt bei Euch auch so etwas als Fragment noch rum, dann schaut Euch das an - der Unterhaltungswert ist groß, so habe ich es wieder einmal bei der Arbeit an der Artikelserie empfunden.
 
Bendix Gruenlich Am: 02.06.2024 19:49:51 Gelesen: 2740# 52 @  
Bevor es heute los geht, besuchen wir erst einmal ein örtliches Gotteshaus und werfen einen Blick auf Fresken in Kirchen in Jaca, auch eine Briefmarke zu Ehren Aragoniens habe ich noch gefunden.



Verlässt man Jaca, geht es in weiten, grünen Kehren hinauf ins Gebirge, in Passrichtung. Wer in den Bergen wohnt, weiß um die dramatischen Perspektiven, die sich einem dort eröffnen und die Leute aus dem flachen Land in Erstaunen versetzen.

Wer diese Strecke nimmt, kommt übrigens am palastähnlichen und völlig überdimensionierten Bahnhof Canfranc-Estacion vorbei, der der größte in Spanien sein soll. Hier hat man sich in den Dimensionen verschätzt, man hatte mit deutlich mehr Verkehr mit Frankreich gerechnet, das die Strecke auf seiner Seite aber nicht in Stand gehalten hat (im Bahnhof ist in 2022 ein Luxushotel eröffnet worden, habe ich der „Financial Times“ gelesen, die wissen normalerweise, wo sich gut leben lässt). Rasch ist man im Skigebiet Candanchu und alsbald auf dem Somport-Pass (1.640 m).

Nun verlassen wir Spanien. Was kann ich da zeigen, das Land ist so stolz und vielfältig.

Da fällt mir ein, dass auf den Postkarten - die viele von uns im Laufe ihres Lebens von dort erhalten haben werden - sehr, sehr oft und bis heute das Staatsoberhaupt zu sehen ist. Dann zeige ich noch eines.

Alfons der XIII. (man ahnt es: der Sohn des XII.) gilt als Mitbegründer und Förderer des modernen Tourismus. Aufgrund des frühen Todes seines Vaters als Kleinkind König geworden und unter dieser Briefmarkenzeichnung von 1889 sehr bekannt (die es auch für die Philippinen und Kuba gab).



Die Passhöhe ist Kultur-, Sprach- und Staatsgrenze zu Frankreich.

Jetzt stellt sich wohl jeder Leser die folgende entscheidende Frage: und wo war das erste Postamt auf französischer Seite? Hier die Antwort:



Und natürlich sind noch alle Marken Frankreichs (mit wenigen Ausnahmen) bis heute gültig - wo sollte da auch das Problem sein. Hier meine ältesten noch ungebrauchten Marken, jederzeit bereit, den Dienst zu leisten, für den sie bezahlt wurden.



Félicitations! Da kann ich als Preuße nur verschämt den Hut ziehen.
 
Heinrich3 Am: 03.06.2024 06:54:38 Gelesen: 2679# 53 @  
Hallo,

die 3 hübschen Marken sind recht alt. Hast Du mal gerechnet, welchen Frankaturwert sie in € haben?

Ich komme auf weniger als 1 cent.

mit morgendlichen Grüßen
Heinrich
 
Clemens M Brandstetter Am: 03.06.2024 07:39:28 Gelesen: 2672# 54 @  
@ Bendix Gruenlich [#52]

"Und natürlich sind noch alle Marken Frankreichs (mit wenigen Ausnahmen) bis heute gültig". - Die wenigen Ausnahmen sind jene des Verräters Philippe Pétain wegen seiner Kollaboration mit den Deutschen anno 1940. Seine damalige Ansprache an die Nation finden wir unter https://de.wikipedia.org/wiki/Philippe_P%C3%A9tain#Kollaboration - sie ist durchaus lesenswert!


 
Bendix Gruenlich Am: 05.06.2024 19:10:05 Gelesen: 2518# 55 @  
Da habe ich in meinem jüngsten Beitrag [#52] tüchtig die Clairons (französisches beim Militär eingesetztes Signalhorn) geblasen (vermutlich die Marseillaise) und die Frankaturgültigkeit auch ältester französischer Briefmarken gepriesen, schon muss ich mich hinsichtlich der in der Mitte befindlichen Marke von 1924 zu Ehren der Kunstgewerbeausstellung korrigieren. Denn die gehört zu den wenigen nicht mehr frankaturgültigen Marken (laut Michel war sie nur bis zum 31.12.1925 gültig, wie schade).

Da bleiben nur noch die 15 und 30 Centimes-Pasteur-Marke übrig, die kann man postalisch noch nutzen.

Und,[#53] Heinrich, lass uns zum Spaß ruhig exakt werden.

Alte Franc 0,45 = 0,0045 neue Franc (FRF).

Geteilt durch den offiziellen Umrechnungskurs von 6,55957 = EUR 0,000686021. Also, wie Du schon sagst ist wirtschaftlich wenig los mit diesem Restwert.

Aber in meinem Beitrag [#35] habe ich mal einen Beleg gezeigt, wo ich solche alten Schätzchen tatsächlich vor der EUR-Einführung noch einmal portogerecht nutzen konnte. Bei mir sind ungebrauchte Marken eben nie sicher.

Frankaturgültige Marken mit Mängeln (z.B. die im Beitrag genutzte 30 Centimes-Pasteur-Marke von 1925 hatte meiner Erinnerung nach einen Falz und einen kleinen Riss). Solche Stücke stecken in aufsteigender Qualität hinter meiner Stammsammlung. Und wenn ich auf Reisen gehe, stecke ich davon paar ein und benutze sie.

Und natürlich waren die Pasteur-Marken von 1923 (Nrn. 154 und 155) nur ein Extrembeispiel. Bis zur Einführung von doppelnominaligen Marken notiert Michel tausende Werte, die letzte Marke in FRF hat die Nr. 3400. Ich würde sagen, da ist noch jede Menge Material zwischen diesen Nummern, dass der Verwendung harrt. Ich bekomme da Reiselust.

Clemens Brandstätter hat im Thema dann auch noch Spuren hinterlassen, in dem er auf den kleinen Hinweis im Beitrag [#52] auf nicht frankaturgültige Ausgaben, umgehend eine Petain-Marke gezeigt hat. Warum dann noch ein Link zu einer politisch kontroversen Rede Petains notwendig war in einem Briefmarkenforum in einem anekdotischem Reiseblog ist für mich rätselhaft, wenn auch nicht völlig überraschend. Nun ja.
 
Bendix Gruenlich Am: 03.07.2024 21:02:49 Gelesen: 2140# 56 @  
Pau, Aquitanien - Frankreich, 2002: Oh Schreck - ein Blick auf den Kalender macht deutlich, dass man sich zum Brötchenverdienen wieder in der Heimat einfinden muss. Also alles gepackt und mit der Eisenbahn von Pau nach Paris, das dauert mit dem TGV nur viereinhalb Stunden.



Das war aber schwieriger als gedacht. Ich hatte Sondergepäck mit, und das durfte ich nur verpackt mit in den TGV nehmen. Woher die Verpackung nehmen? Also in die Touristeninfo und Unterstützung eingefordert. Die einzige am Ort anwesende Dame war wahnsinnig verkatert von einer Feier am Vorabend. Mit ein paar Telefonaten, war klar, dass das, was ich brauchte, ca. 8 km entfernt zu bekommen war. Taxi und los, beschafft - ab zum Bahnhof. Zug verpasst, dann stellte ich auch noch fest, den Hotelschlüssel nicht abgegeben zu haben. Also auch noch mal zum Hotel zurück.

Abfahrt 15h15, Ankunft Paris Montparnasse 20h00. Schwer bepackt mit der Metro zum Gare du Nord (wenn mit unhandlichem Gepäck: nicht nachmachen, nehmt ein Taxi). Letzter Abendzug weg. Nächster Zug 06h55 am nächsten Morgen. Gut - jetzt mal nur die Ruhe, schließlich haben wir es soweit geschafft, hatte ja ein gutes Buch mit und wollte auch noch eine Reiseendkarte schreiben (hilft um runterzukommen). Da ist sie übrigens:



Irgendwann um 01h00 (Überraschung!) macht die SNCF aber den Bahnhof zu – für ca. drei Stunden (hätte ich das gewusst, hätte ich mir ein Zimmer genommen). Also wurde ich rausgekegelt und installierte mich mit Hilfe eines Passanten (der vorgab, selten in Paris zu sein, aber dauernd Bekannte begrüßte) zusammen mit anderen Vertriebenen und allerhand bunten Gestalten der Nacht in einem Bistro ein. Da bin ich wohl mal wieder unter die Räuber geraten. Um 04h30 macht der Bahnhof wieder auf. Dann klappte aber alles - um 11h00 war ich in Köln, am Mittag zu Hause.

Meine Postkarte habe ich übrigens um vier Tage überholt (normalerweise ist die französische Post der Zeit schneller - sind ja auch nur 500 km - aber es war ein Wochenende mit Feiertag).

Da mich die französische Eisenbahn so zuverlässig transportiert hat, möchte ich sie mit drei Markenzitaten ehren

• links: ein historischer Post-Waggon, Sondermarke von 1944
• Mitte: geht ab wie Schmitz Katze - TGV, Marke von 1974 - sieben Jahre vor Einführung des Dienstes
• rechts: braucht länger, ist aber ein Hingucker: Panoramaschienenbus - aus Kleinbogen in Doppelnominale


 
Bendix Gruenlich Am: 31.07.2024 19:06:47 Gelesen: 1796# 57 @  
Wir schreiben das Jahr 2003 - es ist Frühling. Bündel geschnürt und los.



Nach zwölf Stunden wieder in Pau. Die Mission: Bergpässe sammeln.

Laruns, 1.200 Einwohner, in den französischen Pyrenäen gelegen - wer es ruhig braucht, ist hier richtig. In einem Gasthaus gab es eine einfache Übernachtungsmöglichkeit, was zu Essen und einen Flipper (!) - die stehen manchmal in französischen Pinten.

Und natürlich hatte Laruns seinerzeit ein „Bureau de Poste“ mit einem „tampon ronde“ - einem Rundstempel.



Zum Schmunzeln: bitte mal auf die Briefmarkenmotive achten - nicht eines passt zum Reiseziel.

Tatsächlich ist Laruns durch eine Sondermarke geehrt worden (es ist doch unglaublich, was man so alles in seiner Sammlung finden kann), es gibt dort eine Schmalspurbahn. Und im Nachbartal befindet sich der bekannte Wallfahrtsort Lourdes.



In Laruns beginnt der Aufstieg bzw. man ist auf dem halben Weg zum Col de Portalet. 1.794m immerhin ein Berg der ersten Kategorie im Radsport, also ein ziemliches Biest - da am besten tief durchatmen und langsam, aber entschlossen hochdrücken (Fahrrad) bzw. je nach Wahl des Verkehrsmittels runterdrücken / ziehen (das Gaspedal / den Gaszug).

Und damit verlassen wir Frankreich auch schon wieder. Ob ich nicht noch was Altes für Euch habe? Gut, hab ich - hier Mi-Nr. 22a von 1862 und Mi-Nr. 28a von 1867 – Napoleon der III.



Ja, der alte Kram ist für manches gut und passt ja immer. Im 19. Jahrhundert gab es halt meist nur diese einheitlichen Designs, und da war überwiegend immer das Staatsoberhaupt drauf. Und das herrscht nun einmal über die ganzen Lande. Also auch über unseren Ort in den Pyrenäen.

Natürlich sind die deshalb auch gut als Stichwortgeber, aber sind meiner Meinung kein Vergleich mit der Grafikvielfalt ab den 1930ern Jahren. Vermutlich sind die Klassiker beliebt, weil sich wenigstens deren Preise (bis jetzt!) gehalten haben.

Napoleon III (Neffe des I.) hat jedenfalls ein bewegtes Leben hinter sich, das Geschick Frankreichs (diktatorisch, das aber anfänglich demokratisch legitimiert) für über 20 Jahre bestimmt und hat viele Außenbesitzungen arrondiert. Er hat dann den Fehler gemacht, gegen die Preussen 1870 zu verlieren (das Kriegführen an sich wurde ihm also nicht vorgeworfen, gewinnen hätte er halt müssen) und wurde nach verlorener Schlacht mit Gefangennahme rasch abgesetzt.

Ich lade zum Vergleich der Zeichnungen ein (links ohne Lorbeerkranz – rechts mit). Es ist interessant zu sehen, wie die Zeichnung der rechten Marke deutlich filigraner als das Vordesign wirkt.

À bientôt!
 
Bendix Gruenlich Am: 31.08.2024 09:12:00 Gelesen: 1407# 58 @  
Wenig überraschend, betreten wir auf der Passhöhe des Col de Portalet wieder spanischen Boden.

Für alle Leser dieses Blogs, die sich fragen, was aus dem Kleinkind-König des Beitrags [#52] geworden habe ich folgenden Hinweis:



Wahrscheinlich kennt jeder die Szenerie eines Verwandtenbesuchs mit Kindern, wenn man sich einige Zeit nicht gesehen hat. „Bist Du aber groß geworden“ ist dann ja die übliche Adresse. Wir können das hier jetzt nachempfinden.

Übrigens trifft das „groß geworden“ nur auf den Kindkönig zu, Spanien ist in der Zeit geschrumpft. 1898 haben sich die USA die pazifischen und amerikanischen Restkolonien Spaniens kriegerisch erkämpft. Die Deutschen haben übrigens auch ein paar Inseln abbekommen (Marianen und Karolinen), haben sie den Spaniern aber abgekauft (für 17 Mio. Mark).

Die Marken haben echten Freimarken- und Gebrauchsfaktor, also Millionenauflagen. Die Spanier zählen ihre Auflage. Die 10 centavos-Marke (gezeigt mit deren Rückseite) hat eine Auflage von 242 Mio., die 1 Peseten-Marke von 11 Mio. Hinsichtlich der rückseitigen Kontrollnummern teilte Buzones hier an anderer Stelle einmal im Forum mit: Grundsätzlich sind spanische Marken der Jahre 1901 bis 1931/32 (mit Ausnahme einiger Kleinstwerte zu 1 und 2 cts) immer mit einer rückseitigen Kontrollnummer, die der jeweiligen Bogennummer entspricht, versehen.

Aber lassen wir das beiseite und konzentrieren uns auf die Naturschönheiten, denn wir befinden uns im Ordesa und Monte Perdido-Nationalpark. Die höchsten Gipfel markieren die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Das garantiert atemberaubende Panoramen. Natürlich hat sich die spanische Post die Darstellung dieses phantastischen Ortes nicht entgehen lassen - aus der Serie Sehenswürdigkeiten (zu ESP 0,15 – ein preiswerter Kulturbotschafter würde ich sagen, nämlich zum Zeitpunkt der Ausgabe ca. DEM 0,01 oder 2002 zur Euroeinführung EUR 0,0009).



Die Nationalstraße 260a und 260 führt zuverlässig und meiner Erinnerung nach angenehm ruhig und gespickt mit beeindruckenden Ausblicken durch die Pyrenäen entlang von 3000-ern. Gibt’s es denn in solch entlegenen Gegenden Postämter? Selbstverständlich, z.B. in Ainsa, wo ich den örtlichen Posthaltern folgendes zur Beförderung übergab.



Marken gekauft in 2002 in Ribadasella und Coruna – ja, dieser Gebrauchsgegenstand Briefmarke ist schon praktisch. Man kann ihn kaufen, aufbewahren und dann verwenden, wo und wenn man ihn braucht, oder - und das gefällt mir eigentlich noch besser - wenn einem danach ist.

Für Spanien heißt das, auch den Kampf gegen Windmühlen aufzunehmen, pardon - wollte sagen gegen die dortige Labelflut. Ich denke, dass das - damals jedenfalls - gelungen ist. Der Kampf geht natürlich laufend weiter.
 
Winni451 Am: 06.09.2024 21:12:54 Gelesen: 1222# 59 @  
Hallo zusammen,

ja ich wäre ja gerne in einer Postverwaltung, am Postschalter oder so gewesen um Briefmarken zu kaufen. Hatte aber vergessen vorab mich schlau zu machen, wo es sowas noch gibt um meinen Aufenthalt dort passend zu planen. Wahrscheinlich habe ich nur ein Dorf weiter den Postschalter übersehen, aber was solls:

vor kurzem war ich in den Niederlanden, genauer Provinz Zeeland. Und ich hatte tatsächlich kaum Raum für Gedanken an unser schönes Hobby. Doch dann: per WhatsApp wurde eine Postkarte eingefordert. Da wir Blankokarten zum selber malen dabei hatten, den Bedürfissen gerecht eine gemalt. Beim Besuch des wunderschönen Städtchens Zierikzee [1] wollten wir die Karte dann aufgeben. OK 12.000 Einwohner [1], da könnte es knapp werden mit einer Post. Und ja genau so ist es. Mein Kartendienst nannte zwar eine Poststelle der PostNL, diese ist aber ein gut versteckter, nur innen hübscher Blumenladen mit ausschließlich Paketannahme (hätten wir nicht gefunden, wenn wir nicht einigen Niederländern mit Paketen gefolgt wären). Die hilfsbereite Verkäuferin erklärte uns, Briefmarken gibt es im Supermarkt.

Dort nach langem suchen (also ich hätte ja wissen können: Briefmarken, Rasierklingen, Feuerzeuge: alles eine Kategorie, gehört selbstverständlich zusammen und sicher nicht zu den Postkarten):



Also für eine Postkarte gleich 10 Marken? Die freundliche Verkäuferin im Supermarkt wusste leider auch nicht, wo ich nur eine Marke bekomme (ja gut: ich hätte ja 10 Postkarten schreiben können, hab ich noch nie geschaft, aber hätte es ja versuchen können).

Später dann in Burgh-Haamstede (etwas mehr als 4200 Einwohner [2]) zufällig wieder ein Blumenladen mit PostNL-Logo, diesmal ohne Probleme auffindbar, man könnte meinen Kundschaft soll diesen Laden finden. Die sehr freundliche Verkäuferin hatte keine Briefmarken, aber auch keine Probleme die Postkarte trotzdem zu frankieren, ein Schalterlabel kam zu Einsatz. Damit am Ende alles gut. Karte kommt bestimmt irgendwann auch noch an.

PS: der im Supermarkt befindliche Postschalter der PostNL in Oostkapelle hatte immer zu, wenn ich dort durchgekommen bin. Ob die den vergessen haben?

Also nichts mit Auge in Auge, zumindest nicht am Postschalter, Grüße
Winfried

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Zierikzee oder https://www.zeeland.com/de-de/visit/inseln/schouwen-duiveland/doerfer-und-staedte/zierikzee
[2] https://www.zeeland.com/de-de/visit/inseln/schouwen-duiveland/doerfer-und-staedte/burgh-haamstede oder https://de.wikipedia.org/wiki/Burgh-Haamstede
[3] https://oostkapelle.net/de/ oder https://de.wikipedia.org/wiki/Oostkapelle
 
preussen362 Am: 06.09.2024 21:35:52 Gelesen: 1210# 60 @  
Ach ja, die Niederlande ...

das ging mir Ende 2018 in Den Haag ähnlich. Da hab ich eine Post (vermutlich war es sogar ein früher mal größeres Postamt) gefunden, und ja, es war offen. Also rein, denn die Urlaubskarten wollten ja in den nächsten Tagen auch geschrieben werden.

Mein erster Blick: oh, eine Vitrine mit den neuesten Sonderausgaben, Blöcken, etc! Gut, ich an den Schalter und danach gefragt. Die nette Dame erklärte mir freundlich, gerne, wenn ich davon was wollte, könnte ich das gerne bei ihr bestellen und die Versandstelle schickt mir das dann auch nach Deutschland heim.

Hm. Naja, für die Kartengrüße hilft das nicht weiter.

Auch kein Problem, da haben wir Marken im 5-er Pack (übrigens Winfried, auch in Deinem Bild sind die Marken für "Internationaal" im 5er-Set, die 10er-Packungen sind für innerhalb der Niederlande). Meine Nachfrage: gibt's denn keine einzeln? Nö, nur Schalterdrucker. Dafür müsste ich die geschriebenen Karten aber mitbringen.

Auf meinen leicht verzweifelten Blick (denn die Karten waren ja weder geschrieben noch gekauft) hatte die Dame dann allerdings einen wirklich guten Hinweis:

Ich könnte ruhig die 5er-Packs nehmen. Da steht nur noch die Portostufe drauf, gelten für Karten oder auch für Briefe, und wenn ich mal wieder in den Niederlanden bin, kann ich die auch nach und nach in den kommenden Jahren verbrauchen - Portoerhöhung hin oder her.

Das fand ich einleuchtend, hab mich herzlich bedankt und zuhause hat man sich seitdem immer mal wieder über eine Karte gefreut, weil ich die Marken (inzwischen alle) nach und nach verklebt habe, wenn ich in den Niederlanden war.

Grüße, Andreas
 
Bendix Gruenlich Am: 30.09.2024 13:56:56 Gelesen: 878# 61 @  
Nicht nur die Berge machen die Pyrenäenregion sehens- und bereisenswert, sondern auch die typische Architektur und Kunstausrichtung.

Die Gotik jedenfalls spielt in dieser, in früheren Zeiten offenbar nicht leicht erreichbaren Gegend entlang der Berge, kaum eine Rolle. Die Romanik und sogar die Vorromanik herrschen vor, sehr gut erkennbar an den Sakralbauten und wie ich finde gut zur Region passend und ganz typisch für die Pyrenäen-Südseite.




Und natürlich ist das Gebirge abwechslungsreich, auch was das Klima angeht, von 5 Grad bis 32 Grad war wieder einmal alles dabei. Zickzackförmig geht es entlang der Bergmassive, jedes einzelne ein Naturreservat. Und Übergänge nach Frankreich sind nicht sehr zahlreich. Auf dreihundert Kilometern habe ich gerade mal 3 Pässe gezählt (deswegen bin ich auch nicht über Lourdes gekommen, das wäre eine Sackgasse gewesen).

Wildtiere fühlen sich hier wohl. Allerdings haben sich die auf den nachstehenden spanischen Marken gezeigten Tiere nicht blicken lassen, weder entlang der Wege, noch am Abend auf dem Teller. Das runde ich ab mit einer weiterer Pyrenäen-Marke, die mir in meiner Sammlung noch auffiel, und die das Panorama geradezu fotografisch wiedergibt (wobei ich die Stichtiefdruckmarke aus meinem vorherigen Beitrag bevorzuge).



Etappe in La Seu d’Urgell, erstmals auf katalanischem Gebiet.



Jedenfalls, wer den Weg der Tour auf der Karte verfolgt hat, sich die Tatsache vergegenwärtigt, dass Urgell ein Straßenknotenpunkte West/Ost und Nord/Süd-ist und wer sich das Hobby unseres Reisenden in Erinnerung ruft, weiß doch genau, was als nächstes kommt. Oder?
 
Bendix Gruenlich Am: 31.10.2024 06:40:30 Gelesen: 574# 62 @  
Also, wir sind hier:



La Seu bedeutet Bischofssitz. Und der Bischof von La Seu d’Urgell ist auch nominales Staatsoberhaupt, zusammen mit dem französischen Präsidenten - natürlich nicht von Spanien oder Katalonien, sondern des Gebietes Andorra.

Andorra - da ist es, dieses exotische Stück Land. Eingeschlossen von Spanien und Frankreich, die sich offenbar nicht darauf einigen konnten, wer das Gebiet jetzt beherrschen soll. Vielleicht war das auch gar nicht wichtig, denn ich kann nicht erkennen, dass der Besitz wirtschaftlich oder militärisch hätte entscheidend sein können.

Nun, für uns Briefmarkensammler ist das aber wesentlich geworden, mit dem Beschluss (in 1928) diesen entlegenen Teil der Welt mit eigenen Briefmarken auszustatten (offenbar ging es zuvor ohne). Also wieder einmal Briefmarken für einen Zwergstaat. Als ob das nicht schlimm genug wäre, gibt es aufgrund der Co-Verwaltung Andorras auch Ausgaben von zwei Postverwaltungen, nämlich Andorra der spanischen Post und Andorra der französischen Post.

Da ich schon mal in der Gegend war, habe ich mal den Weg nach Norden genommen. Das war wegen der eigenen Briefmarken alleine schon natürlich zwingend.

Nicht ganz unwesentlich für Trophäensammler ist allerdings auch die Tatsache, dass sich in Andorra der höchste Pyrenäenpass befindet. Wer also die Pyrenäen bezwungen haben will, kommt um den Pas de la Casa nicht vorbei.

Aber langsam, jetzt geht’s erst mal mit klopfenden Herzen Richtung Grenze Spanien - Andorra. Jetzt keine Fehler machen. Blick auf den Kalender: Wochentag, keine Feiertage - gut, da müssen ja die Postämter geöffnet sein. Los geht’s.

Aber jetzt sagen wir erst einmal „Adios“ nach Spanien (es war beeindruckend, abwechslungsreich und spannend) – zum Dank eine kurze Würdigung in drei zugegebenermaßen willkürlichen Zitaten



• Links: gleichalt wie ich, hat es im Gegensatz zu mir aber geschafft, nämlich auf Briefmarken: der derzeitige König Felipe

• Mitte: Juan Carlos I: der König zu der Zeit als ich in Spanien war. Ein stattlicher Mann, das muss der Neid ihm lassen, in einem landestypischen ehrfurchtgebietenden, stolzen Porträt als Mitte / Ende Vierzigjähriger. Hier übrigens der Höchstwert zu ESP 500 = beachtliche DEM 9 repräsentierend. Ich will ihn hier nur kurz zitieren, nämlich er hat mal zu Hugo Chavez (sozialistischer Runterwirtschafter des ehemals als Schweiz Südamerikas geltenden Venezuelas, berüchtigt für endlose phrasierende Dauerreden), der mit einer Rede wieder einmal kein Ende fand, auf einem Südamerikagipfel einmal gesagt „Halt doch einfach mal die Schnauze“.

• Rechts: nochmal was Altes: Alfons der XIII – was man diesen Potentaten nicht alles zuschreibt – er soll nämlich nicht nur Förderer des Tourismus gewesen sein, sondern auch des Militarismus. Vielleicht sollte man da auch mal die Kirche im Dorf lassen, man kann einer Gesellschaft als nicht absoluter Herrscher, in der Moderne also, nicht seinen Willen aufzwingen – jedenfalls auf klassischen Marken begegnet er uns wieder – heute mal was von 1909

Wer an der Grenze ankommt, wundert sich vielleicht über den Rückstau und die auffällig intensiven Grenzkontrollen. Nach ruhigen Tagen wird es auf einmal auch turbulenter. Der Verkehr nahm unangenehm zu. Ich fragte mich, mein Gott was suchen die denn. Nun, Andorra ist bzw. war ein Geldwäsche-, Steuerhinterziehungs- und Zollparadies. Typisch Kleinstaat.

Erstmal zum Einstieg ein paar Marken. Wir sind noch nahe der spanischen Grenze, dann zeige ich mal ein paar Ausgaben der spanischen Post für Andorra. Durch die Euro-Einführung entwertet – außer Kurs gesetzt. Ich spare mir an dieser Stelle, die üblichen kritischen Bemerkungen, aber meine Zähne knirschen.



Das sind Freimarken der spanischen Post in der Zeichnung der Sehenswürdigkeiten der spanischen Post in Spanien. Sehr schön und das macht doch eigentlich Appetit auf einen Besuch. Allerdings sind die Darstellungen insoweit überromantisch, weil sich die Bevölkerung Andorras vervielfacht hat. Andorra Stadt ist nicht mehr die übersichtliche Siedlung der 3 Peseten-Marke. Aber die Panoramen sind gut getroffen und geben einen Eindruck von der beachtlichen Höhe des umliegenden Bergmassivs. So klein Andorra ist, so ist doch die vorromanische Kunst dieses über Jahrhunderte schlecht erreichbaren Landstrichs beeindruckend, wovon viele Marken Andorras Zeugnis ablegen, so auch die Madonna von Meritxell auf der 6 Peseten-Marke.

Und natürlich musste modernes Material her. Keine fünf Kilometer und ich kam in St. Julia de Loria an und dort befand sich an der Straße (wenn man den alten Teil der Straße durch die Ortschaft nimmt) eine spanische Post. Die Bremse betätigt und rein.



Keine Seltenheiten – lacht ruhig, aber die Dinger sind vor Ort gekauft, für mich absolut sensationell, wenn auch natürlich nicht reichhaltig, aber Andorra-Stadt sollte ja noch kommen.

Durch Andorra zieht sich eine Hauptverkehrsstraße und – weiß Gott – die ist dicht befahren. Anstrengend! Aber Andorra-Stadt ist schnell erreicht. Ich fand das unübersichtlich und die Suche nach den Postämtern war recht zeitintensiv (vor Mobiltelefon-Zeitalter).

Karte geschrieben und dann wollte ich das in der spanischen Post mit viel Enthusiasmus aufgegeben. Meine Stimmung wurde aber nicht erwidert, ich war denen lästig. Es gab einfach zu viel Wichtigeres für die Postler zu tun, die waren nämlich mit dem Zählen von EUR 500,00-Scheinen beschäftigt, die die anderen Kunden in großer Zahl auf den Schalter legten. Im spanischen Volksmund hatten die Scheine den Spitznamen „Bin Laden“ (weil jeder weiß, dass es die gibt – aber die im Alltag nie jemand sieht), jedenfalls in Andorra war das offenbar die bevorzugte Banknote. Ich habe gestaunt und verstanden, was die spanischen Zöllner bei der Ausreise suchten (…Schwarzgeld…).

Meine Postkarte wurde kurz handgestempelt, dann musste ich sie auf einen Haufen legen (der dann noch mal maschinengestempelt wurde, war ja klar). Marken hatte man nicht oder wollte keine rausrücken, jedenfalls sind wir nicht zusammengekommen - enttäuschend, muss ich sagen.



Auch war Andorra la Vella anstrengend. Andorra ist eng, umschlossen von hohen Gipfeln. Zum Zeitpunkt der Markeneinführung (1928 + 1931) bewohnten Andorra bis zu 6.000 Einwohner. Das Leben war hart, karg und landwirtschaftlich geprägt, daher war die Migration raus aus Andorra immer hoch. Erst 1913 wurde eine befestigte Straße nach Spanien gebaut, nach Frankreich 1933. Unglaublich.

Seitdem ist die Bevölkerung auf 77.000 angestiegen, und das merkt man dem Tal auch an. Nach der großen Freiheit und Natur, die man auf der spanischen Seite der Pyrenäen großzügig genießen kann, wird es in Andorra spürbar eng. Steile Täler und intensiver Verkehr, das macht die Luft nicht besser.

Aber jetzt besuchen wir erst einmal die französische Post, in der nächsten Folge.
 
opti53 Am: 01.11.2024 17:49:34 Gelesen: 455# 63 @  
Hallo,

Ich hatte dieses Jahr Gelegenheit eine Reise nach Taiwan zu unternehmen. Auch wenn man mit der Heimat per WhatsApp kommuniziert, gehört es für mich doch dazu, zusätzlich Postkarten zu schicken. Ein Postamt (das kann man noch wirklich so bezeichnen) zu finden war nicht schwierig, wie das Bild des Postamts in der Nähe unseres Hotels beweist (© Google 2024):



Noch bevor ich Postkarten hatte, wollte ich schon mal Briefmarken dafür kaufen. Also ging ich in das Postamt. Man muss dort eine Nummer ziehen. Wenn man sich nicht auskennt und etwas unschlüssig herumschaut, ist gleich eine hilfsbereite Person da, wie meistens in diesem Land. Man wartet dann, bis die Nummer auf dem Display steht und geht dann zum entsprechenden Schalter, der hier noch so aussieht wie bei uns vor vielen Jahren. Ich brachte mein Anliegen vor, und bekam Briefmarken zu 12 TWD. Ich war skeptisch. 12 TWD sind umgerechnet ca. 0,36 Euro. Sollte das wirklich ausreichen?

Nun ging es daran, Postkarten zu erwerben. Nur, das war nicht so einfach. Postkarten werden hier eher als Souvenirs angesehen und wohl nicht so häufig verschickt. Relativ einfach war es noch im Taipei 101, im einst höchsten Gebäude der Welt. Dort gab es ein paar wenige Ansichten des Turmes zur Auswahl. Später suchten wir aber nach weiteren Karten mit Fotos der Stadt und mussten feststellen, dass es die fast nirgendwo gibt. Erst in einem Viertel mit besonders vielen Souvenir-Geschäften wurden wir fündig. Die Postkarten waren auch deutlich teurer, als die Briefmarken. In den Souvenir-Geschäften gab es auch Briefmarken-Sätze von unterschiedlichsten Jahrgängen zu extrem überteuerten Preisen.

Nachdem die Karten geschrieben waren, ging es daran, diese dem Postweg anzuvertrauen. Bei uns gebe ich solche Sendungen gerne am Schalter ab. Also versuchte ich es auch in Taipeh. Erst war ich mir nicht sicher, ob der Schalterbeamte mein Englisch richtig verstand, zumindest selber hat er nur Chinesisch gesprochen. Offenbar wollte er meine Karten nicht annehmen, ich sollte sie wohl irgendwo einwerfen und zeigte ich Richtung des Eingangs. Ich suchte vergeblich. Da kam er hinter dem Schalter hervor, und ging mit mir nach draußen auf die Straße. Dort standen tatsächlich zwei Briefkästen, einer in rot und der andere in grün. Auf dem roten stand wohl so etwas wie Airmail. Ich war zwar unsicher, ob das jetzt richtig war, warf die Karten aber trotzdem ein. Sicherheitshalber hatte ich auch eine Karte an mich geschrieben, um zu sehen, wann und wie sie ankommt.

Ziemlich genau 20 Tage später kam die Karte an. Sauber gestempelt (wenn auch maschinell), kein Nachporto o.ä.:



Viele Grüße

Thomas
 

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