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Thema: Der Erste Weltkrieg als Motiv
Das Thema hat 119 Beiträge:
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reichswolf Am: 11.11.2024 12:56:50 Gelesen: 3485# 70 @  
Heute zeige ich eine Karte, die nicht von Hermann stammt. Ihr Motiv ist Der amtliche Tagesbericht im Felde, hier angeschlagen auf einer tafel an einem Baum und von mehreren Soldaten studiert.

Absender der Karte war ein Hans Hartmann. Der Truppenstempel lautet Feldpostadresse des Absenders: Bayer. Res. Inf. Rgt. 21, 6. Komp. Feldpost 6. bayer. Res. Div., ein Tagesstempel ist nicht vorhanden. Datiert ist die Karte auf den 08.06.1916, versandt wurde sie aus Nordfrankreich nach Rosenheim. Hans schrieb:

Mein lieber Freund Ludwig!
Heute sind es 2 Monat daß ich im
Felde bin; habe dir schon einmal von
hieraus geschrieben habe aber keine
Antwort erhalten. Lieber Ludwig habe
schon viel gesehen, dieses Morden und
Brennen schade für die schönen Häuser
alles Trümmerhaufen jetzt. Hier wird
kräftiges Artilleriefeuer gemacht sowas
hast du noch nicht gehört. Wie geht
es dir alter Oberner (?). Mir geht es auch
gut, was ich von dir hoffe. Bitte laße
bald was hören und sei aufrichtig gegrüßt
von deinem treuen (?)


Den Text finde ich interessant. Erstens weil Hans zwar von Morden und Brennen schreibt, aber letztlich lediglich die schönen Häuser betrauert. Zweitens wegen der kurzen Beschreibung des Artilleriefeuers, das wir Nachgeborene uns wohl wirklich nicht einmal entfernt vorstellen können bezüglich seiner Wirkung auf die Soldaten.


 
reichswolf Am: 11.11.2024 23:43:54 Gelesen: 3446# 71 @  
Jetzt hätte ich beinahe vergessen, den 11.11. hier zu würdigen. Mag daran liegen, dass ich zwar Rheinländer, aber alles andere als ein Karnevalist bin. Egal, ich nutze das Datum und zeige ein paar Karten von Hermann, die illustrieren, dass man auch mitten im Krieg versuchte, sich mit Vergnügungen abzulenken.

Die erste Karte trägt den Titel Kostümfest im Felde. Außerdem ist auf dem Foto ein Fass mit der Aufschrift Hoch lebe Fasching 1916 vor Ypern zu sehen. Vielleicht interpretiere ich zu viel in das Bild hinein, aber mir scheinen die Kostüme zum Teil recht deutlich die Sehnsucht nach weiblicher Gesellschaft zu spiegeln.

Hermann schreibt:
So spielt man
Krieg im
Feindesland.

Euer Brief erhielt
ich auch gestern.
War Carl bei
Euch zu Haus.




Karte Nr. 2 ist beschriftet mit Kindtaufe im Feld der II. Patr., wenn ich es richtig deute. Die Rückseite ist hier blanko.



Hochzeit unserer Feldgrauen in Flandern 1916 ist der Titel der dritten Karte, der meine Interpretation von Karte Nr. 1 ein wenig unterfüttert. Hier schreibt Hermann am 25.08.1916 mal wieder einen Gruß aus Flandern.



Bei der nächsten Karte kann ich den Titel nicht ganz lesen. Zum (?) im Felde 1915. ist klar, das zweite Wort fehlt mir. Auch diese Karte wurde von Hermann am 25.08.1916 mit einen Gruß aus Flandern versehen.


 
volkimal Am: 12.11.2024 00:25:38 Gelesen: 3439# 72 @  
@ reichswolf [#71]

Hallo,

auf der letzten Karte steht "Zum Standesamt im Felde".

Viele Grüße
Volkmar
 
reichswolf Am: 12.11.2024 18:56:37 Gelesen: 3385# 73 @  
@ volkimal [#72]

"Standesamt"! Macht Sinn, und jetzt kann ich es auch lesen.

Herzlichen Dank, Volkmar!

LG
Christoph
 
reichswolf Am: 12.11.2024 19:35:07 Gelesen: 3378# 74 @  
@ reichswolf [#62]

Im verlinkten Beitrag habe ich schon einmal zwei bildgleiche Karten gezeigt, die jedoch hinsichtlich der Qualität der Darstellung sehr unterschiedlich waren, weil die eine eine Foto-AK war, die andere aber von einem richtige Verlag herausgegeben wurde. Heute zeige ich erneut zwei Karten mit identischer Bildseite, die jedoch trotzdem beide zeigenswert sind, weil es eben doch deutliche Unterschiede gibt.

Beide Karten sind jeweils die Nr. 813 der Kunst- und Verlagsanstalt Schaar & Dathe, K(omm).G(es). a. Akt., Trier. Die zuerst gezeigte Karte trägt zusätzlich den anschriftenseitigen Aufdruck Militärisch zensiert und zum freien Verkehr zugelassen. Dieser Hinweis fehlt bei der zweiten Karte. Der in meinen Augen jedoch wesentlich bedeutsamere Unterschied (und damit der Grund, warum ich beide Exemplare zeige) findet sich auf der Bildseite, und zwar in der Betitelung der Karten.

Karte Nr. 1 trägt den Titel Gaswolken vor dem Angriff. Wie gesagt, dies ist die militärisch zensierte Variante. Der Gaskrieg scheint also in den Augen des Militärs keineswegs anrüchig gewesen zu sein. Gelaufen ist sie am 06.11.1918 von Coblenz * 2 c nach Sigmaringen. Der Truppenstempel lautet Königl. Preuss. Nachrichten-Ersatz-Abteilung 8 * Brief- Stempel.



Karte Nr. 2 trägt den weniger krassen Titel Französische Stellung in der Champagne. Rauchwolken vor dem Angriff. Natürlich ist auch rauch potentiell tödlich, doch dürfte der Betrachter hier von einem Nebeneffekt eines Artillerieangriffes in Vorbereitung eines Infanterieangriffes ausgehen. Gas dagegen stellt ja eine eigene Art des Angriffes dar und wurde als besonders schlimm erachtet.

Diese Karte ist nicht gelaufen.


 
epem7081 Am: 12.11.2024 23:52:07 Gelesen: 3350# 75 @  
Hallo zusammen,

wie wohl in jedem Krieg galt es auch hier Erfolge kundzutun. Da waren natürlich Postkarten ein probates Mittel. Auf dieser Feldpostkarte vom 29.1.1918 werden in Köln. a. Rh. auf dem Neumarkt eroberte französische Kanonen dem interessierten Publikum präsentiert.



Mit nachdenklichen Grüßen
Edwin
 
reichswolf Am: 14.11.2024 00:25:25 Gelesen: 3249# 76 @  
@ epem7081 [#75]

Nach der Vorlage greife ich das Artillerie-Thema deiner Karte auf und zeige zwei Foto-AK, die beide das gleiche Exemplar eines zerstörten Geschützes zeigen. Es steht auf einem Innenhof zusammen mit weiterem militärischen Gerät.

Karte Nr. 1 wurde rückseitig von Hermann beschriftet mit

Ein Rohrzerspringer
4 Batl.
Andenken von
Flandern.




Auf der zweiten Karte sehen wir zusätzlich noch vier Soldaten, die mit dem zerstörten Geschütz posieren. Hier hat Hermann auf der Bildseite Rohrzerspringer 4 Batl. notiert und rückseitig Andenken von Westflandern.


 
Seku Am: 17.11.2024 08:12:33 Gelesen: 3043# 77 @  
@ reichswolf [#71]

Guten Morgen Christoph.

Jetzt hätte ich beinahe vergessen, den 11.11. hier zu würdigen.

Ich dachte an diesem Tag eher an das Ende des 1. Weltkrieges am 11. Nov. 1918. [1]

Doch weiter mit einer Ansichtskarte aus meiner Sammlung



Deutsche Kriegsgefangene vor Segelkorvetten im Hafen von Dunkerque (Dünkirchen) [2]. Der Stadt erhielt durch die Schlacht von Dünkirchen [3] im II. Weltkrieg traurige Berühmtheit.

Ich wünsche einen schönen Sonntag

Günther

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=351487
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkerque
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_D%C3%BCnkirchen
 
wajdz Am: 19.11.2024 11:35:29 Gelesen: 2941# 78 @  
Aus der 2. Kriegs-Wohlt.-Ausgabe (5 Werte) Waffengattungen

Österreich MiNr 162, 01.05.1915



Artillerie (Skoda-Mörser)

Nur so ein Gedanke - ohne die Verwendung des oben gezeigten Kriegsgerätes wäre viel weniger Wohltätigkeit nötig

MfG Jürgen -wajdz-
 
Seku Am: 21.11.2024 09:59:13 Gelesen: 2886# 79 @  
Deutsche Soldaten in Marokko auf einem Transport ins Kriegsgefangenenlager.



Karte geschrieben 17. April 1918. Erwähnt wurde im französisch verfassten Text Casablanca. Auf dem Stempel steht auch Meknès

mehr dazu hier [1]

Günther

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=1560&full=1
 
Stefan Am: 21.11.2024 18:29:33 Gelesen: 2837# 80 @  
@ Seku [#79]

Erwähnt wurde im französisch verfassten Text Casablanca. Auf dem Stempel steht auch Meknès

Meknès le 17 avril 1918
Chère Epouse et enfants,

Cette vue te présente le départ des prisoniers allemands
partant en chemin de fer de Casablance pour l'intérieur
par un petit chemin de fer dont je t'ai parlé sur
mes lettres. Embrasse Emile Augustine
ton toutou [?] chéri qui t'aime pour la vie
[Unterschrift]


Meknès den 17. April 1918
Liebste Frau und Kinder,

diese Ansicht zeigt dir die Abfahrt deutscher Gefangener, welche mit der Eisenbahnlinie von Casablanca ins Innere mit einer kleinen Eisenbahn fahren, von der ich dir in meinen Briefen erzählt habe. Küsse Emile Augstine
dein ... Liebster, der dich für sein Leben lieb hat


Gruß
Stefan
 
Seku Am: 21.11.2024 21:10:33 Gelesen: 2821# 81 @  
@ Stefan [#80]

Guten Abend Stefan,

vielen Dank für die Übersetzung. Wer kein französisch versteht, tut sich schon schwer mit dem Entziffern.

Und weiter geht es mit einer interessanten Karte aus der Schweiz:



Post aus einem Internierungslager in Interlaken (CH) im Jahr 1916

Offensichtlich schrieb ein französischer Soldat an seine Freundin Denise in Tusson im Département Charente.

Näheres zu Internierungen in der Schweiz [1].

Habt einen schönen Abend

Günther

[1] http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8704.php
 
Seku Am: 22.11.2024 16:52:49 Gelesen: 2770# 82 @  
Post aus dem Kriegsgefangenenlager Königsbrück in der Oberlausitz im Jahr 1917



Die Karte ging nach Orléans im Département Loiret (F) und stammt aus dem Osterzgebirge

Ich wünsche ein schönes Wochenende

Günther
 
reichswolf Am: 22.11.2024 19:10:02 Gelesen: 2758# 83 @  
Es wäre schön, wenn die Beiträge sich an das Thema halten würden. Und das tun die letzten zwei eindeutig nicht.
 
Seku Am: 22.11.2024 19:54:05 Gelesen: 2747# 84 @  
@ reichswolf [#83]

Guten Abend Christoph,

Kriegsgefangenenpost auf Motiven der Zeit zwischen 1914 - 1918 kannst noch mehr haben von mir.

Günther
 
Stefan Am: 23.11.2024 10:44:48 Gelesen: 2700# 85 @  
@ Seku [#81]

Offensichtlich schrieb ein französischer Soldat an seine Freundin Denise in Tusson im Département Charente.

Als kleiner Korrekturhinweis: bei der Empfängerin Denise Torqerit handelt es sich um die (unverheiratete) Schwester des Absenders. Dieser unterzeichnet seine Nachricht mit "Bons baises de ton frère [Name]" ;-) Seinen Namen kann ich leider kaum lesen (Alfons?).

Im Kartentext wird zwei Mal der Name Louise genannt, die ihn verlassen hat. Seine Freundin oder Frau? Madeleine soll auch gegrüßt werden.

Gruß
Stefan

["Bons baises de ton frère" in deutsch etwa "Gute Küsse von deinem Bruder", DeepL]
 
reichswolf Am: 24.11.2024 13:19:44 Gelesen: 2633# 86 @  
Heute zeige ich eine Karte mit einem Motiv, das im Vergleich zu den Bildern aus Flandern quasi in meiner Nachbarschaft entstand (etwa 60 km von mir entfernt). Die Bildseite ist beschriftet mit Originalaufnahme vom Kriegsschauplatz. Explosion des Pulvermagazins des Forts Loucin [sic!] durch einen einzigen Schuss der 42 cm Ilorsers. [sic!] Außerdem wird sie bezeichnet als Kr. 81. VERLAG VON GUSTAV LIERSCH & CO BERLIN S.W.

Tatsächlich heißt das Fort Loncin und war Teil des Festungsrings um Lüttich. Dieser galt zu Beginn des Ersten Weltkriegs als uneinnehmbar. "Am 14. August begannen schwere (30,5-cm-M.11-Mörser von Skoda) und schwerste (42-cm-Mörser vom Typ dicke Bertha) mit dem Beschuss der Forts. Bis zum Abend des 15. August kapitulierten zehn von ihnen; Fort Loncin erhielt um 17:20 Uhr den Volltreffer in die Munitionskammer (in der sich 12 Tonnen Sprengstoff befanden) und kapitulierte am 16. August." [1]



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Fort_Loncin
 
Gernesammler Am: 24.11.2024 17:26:33 Gelesen: 2606# 87 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Postkarte vom 24.3.1917 aus dem Feld an die Eltern in Riechberg.

Die Postkarte ist eine von vielen Künstlerkarten dieser Zeit, diese ist die Nr.12 mit dem Namen "Sperrfeuer".

Gruß Rainer


 
Seku Am: 25.11.2024 11:23:13 Gelesen: 2519# 88 @  
@ [#67]

So sah die Zerstörung der Brücke im Detail aus. Versandt im November 1915.



Gruß

Günther
 
Seku Am: 30.11.2024 06:38:06 Gelesen: 2377# 89 @  
Während der Marne-Schlacht [1] im September 1914 wurden beim Rückzug der Deutschen etliche Brücken zerstört.



Diese Eisenbahnbrücke bei Vouziers wurde bald wieder notdürftig repariert, sie lag an der Strecke Amagne-Lucquy–Revigny [2]



Keine der drei Karten war damals versandt worden.

Ich wünsche ein schönes Wochenende

Günther

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Marne_(1914)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Amagne-Lucquy%E2%80%93Revigny
 
wajdz Am: 30.11.2024 21:58:17 Gelesen: 2323# 90 @  
1. Weltkrieg · Jagdflieger Eddie Rickenbacker

USA MiNr 2642, 25.09.1995



Edward Vernon „Eddie“ Rickenbacker (* 8. Oktober 1890 in Columbus, Ohio; † 23. Juli 1973 in Zürich, Schweiz) war ein US-amerikanischer Automobilrennfahrer, Unternehmer und Jagdflieger im Ersten Weltkrieg.

Mit seinen insgesamt 26 Abschüssen, darunter vier Fesselballons, die er bis zum 30. Oktober erzielte, avancierte Rickenbacker zum besten amerikanischen Jagdflieger des Ersten Weltkriegs.

MfG Jürgen -wajdz-

https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Vernon_Rickenbacker
 
reichswolf Am: 01.12.2024 00:08:14 Gelesen: 2290# 91 @  
@ GSFreak [#14]
@ epem7081 [#75]

Ich bin im Moment mal wieder knapp mit meiner freien Zeit, daher heute nur etwas ganz einfaches, mit dem ich die verlinkten Beiträge aufgreife. Es handelt sich hier um eine nicht gelaufene Karte mit dem Motiv Roulers Marktplatz, Engl. Geschütze erobert in Langemarck. Roulers ist der französische Name für Roeselare, einer Stadt in Westflandern nordöstlich von Ypern. Dort richteten deutsche Soldaten am 19.10.1914 ein Massaker an der Zivilbevölkerung an, weil sie glaubten, von dieser angegriffen worden zu sein. Dem Massaker fielen ca 240 Menschen zum Opfer, und es wurden zahlreiche Häuser zerstört. Die Deutschen machten die Stadt in der Folge zu einer Garnisonsstadt für den Ypernbogen, da sie frontnah gelegen war. Diese Umstände machten Roeselare zu einem häufigen Ziel für Artillerieangriffe der Entente.

Ich habe bisher nicht feststellen können, um welche Geschütze es sich auf dem Bild handelt.

Die Karte wurde verlegt von E. Sauwald, Esslingen, die Rückseite sieht aus wie die in [#15] gezeigte und ist nicht beschriftet.


 
reichswolf Am: 01.12.2024 23:16:03 Gelesen: 2241# 92 @  
Auch im Krieg hat der Mensch seine natürlichen Bedürfnisse. Eines davon ist die Nahrungsaufnahme. In den Gräben selbst war das Zubereiten von Speisen meistens unmöglich, und wenn gerade wieder einmal feindliches Vorbereitungsfeuer auf die eigene Stellung niederging, war es oftmals nicht einmal möglich, das Essen mittels Trägern von einer Feldküche in die Frontstellung zu bringen. Gelang es doch, war das Essen oftmals bereits kalt.

Die Feldküchen waren zeitweise auch eine Art sozialer Treffpunkt, allerdings kein ungefährlicher. Denn freilich war es aus logistischen Gründen geboten, mit der Küche so nah wie möglich an die Front heran zu fahren, das machte die Küche jedoch zu einem beliebten Ziel für die feindliche Artillerie.

Die Schwierigkeiten mit der Nahrungsversorgung ist auch immer wieder Thema in Feldpostbriefen (da wird oft nach Lebensmitteln gefragt oder sich für erhaltene bedankt), aber auch z.B. im schon mehrfach erwähnten Roman Im Westen nichts Neues. Die Figur Katczinsky ist dort ein erfahrener Soldat, der sich unter anderem dadurch auszeichnet, das karge Armeeessen durch geschicktes "Organisieren" aufzubessern. Und schon auf den ersten Seiten gibt es eine Szene, die in einer Feldküche spielt. Dort werden die Schwierigkeiten der Versorgung thematisiert, es wird ein furchtsamer Koch dafür verantwortlich gemacht, dass die Rationen oft kalt zur Front kommen, weil der Koch nicht nah genug heran fährt. Auch der Treffpunktcharakter der Küche wird gut beschrieben, und es wird erwähnt, dass bei der Küche auch die Post verteilt wurde.

Meine Karte dazu ist die Nr. 4100 der Sächsische(n) Verlags-Anstalt, G.m.b.H., Dresden-A. 19. Sie zeigt Eine Feldküche mit Feldmetzgerei im Feindesland. Für heutige Verhältnisse ist die Feldmetzgerei ziemlich detailfreudig dargestellt, es sind sogar einzelne Innereien des geschlachteten Schweines gut erkennbar. Damals dürfte daran kaum jemand Anstoß genommen haben, die Soldaten waren sicherlich schlimmere Anblicke auch von menschlichen Körpern gewohnt (siehe dazu einige der Karten hier im Thread), und auch viele Zivilisten waren deutlich weniger von ihrem Essen entfremdet als heutige Menschen. Die Karte ist am 17.12.1916 von der Heimat in Richtung Westfront gelaufen.


 
reichswolf Am: 02.12.2024 20:53:36 Gelesen: 2177# 93 @  
@ reichswolf [#92]

Wenn oben etwas reingeht, muss unten früher oder später wieder etwas raus. Daher zeigt meine heutige Karte eine Querbaum-Übung bzw. den gemeinschaftlichen Besuch einer sehr primitiven Latrine. Wer jetzt (wie ich) sofort denkt, die sanitären Umstände wären ein weiterer Grund, warum man nicht in den Krieg ziehen wollen würde, dem sei die gleiche Stelle in Remarques Roman empfohlen, die ich einen Beitrag weiter oben schon genannt habe. Denn unmittelbar nach dem Besuch der Feldküche beschreibt der Protagonist recht ausführlich den Besuch einer Latrine, allerdings einer im Vergleich zum heutigen Motiv sehr luxuriösen. Er schildert, wie die Scham bald verschwunden war und man nun stundenlang Skat spielend auf der Toilette sitzt. Man lernt, dass wenn die Umstände nur schlimm (um nicht, im Bilde bleibend, beschissen zu schreiben) genug sind, selbst Kleinigkeiten ein regelrechter Glücksmoment sein können, und sei es nur eine ordentliche Verdauung in freundlicher Runde.



Gelaufen ist die Karte am 02.03.1916. Verschickt hat sie ein Soldat der Masch.=Gew.=Komp. Res.=Inf.=Regt. 118 bei der K. D. Feldpostexp. der Großh. Hess. 25. Res. Div. * a an einen Maat auf der SMS München [1].

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/München_(Schiff,_1905)
 
Seku Am: 05.12.2024 05:14:30 Gelesen: 2037# 94 @  
Vor 110 Jahren ging diese Kriegsgefangenen-Sendung von Grafenwöhr in der Oberpfalz nach Bourg-de-Péage, einer  französischen Gemeinde im Département Drôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Ob die Karte, abgesandt am 18. Dezember 1914, noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest ankam ?



Grafenwöhr war ursprünglich ein Schießplatz für das III. Korps der Bayerischen Armee [1]. Während des Krieges war es ein Gefangenenlager. Später ein Truppenübungplatz. Heute der größte US-Truppenübungsplatz in Europa.

Ich wünsche einen schönen Tag

Günther

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Truppen%C3%BCbungsplatz_Grafenw%C3%B6hr
 

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