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Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Das Thema hat 1184 Beiträge:
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heide1 Am: 28.07.2011 12:56:38 Gelesen: 1315483# 660 @  
Moin,

die schnelle Rohrpost-Drucksache von telosgraphein007 [#657] hat mich veranlasst, mal meine Heussler zu begucken - und siehe da, man wird fündig:
Die vorhandene (jetzt wohl unfertige) Seite mit der Schlußbemerkung:

...( 1) Berlin 22.12.61 – 14 Uhr mit Eilboten-Zustellerstempel 365 im Kreis und diversen Durchgangsstempel...

könnte ich wohl ändern, da die sogenannten diversen Durchgangsstempel wohl Rohrpoststempel sein müssten.

Unklar sind mir die rot unterstrichenen Stempel.
FA1 Berlin heißt wohl Fernamt 1 Berlin Abfertigung Nord ?

Wie unschwer zu erkennen, handelt es sich um 12 rote Rosen zu 24,-- und: Es kommen noch viele - da hat aber jemand gebaggert!

Der ratlose Jürgen hätte gern einige Erklärungen zu den Stempeln - somit die Seite im Album geändert wird.

Gruß Jürgen


 
blaujacke Am: 02.08.2011 15:27:21 Gelesen: 1314414# 661 @  
Ich finde es schade, daß sich auf den Phila-Seiten nur so wenige Rohrpostsammler einfinden. aber wie groß mag der deutschsprachige Sammlerkreis sein?

Ich möchte mich nun auch einmal wieder mit der Einstellung von 2 Belegen beteiligen: Beide Karten sind nach meinem Wissenstand um 2,5 Pf. unterfrankiert. Offensichtlich hat derselbe Absender (an denselben Empfänger) im Abstand von 2 Jahren unbeanstandet lediglich das Ortsporto von 7,5 Pf. aufgeklebt! Oder hat jemand eine andere Erklärung?



Obere Karte: Aufgabe bei der RPBetrSt. C 76, 8.12.16, 10-V - Leitvermerk "9" - über W 9, 10.30V, (Potsdamer Bahnhof, entsprechend Vermerk des Absenders) zur Bahnpost - Ankunft Braunschweig 8.12.16, 4-5N
Untere Karte: Aufgabe beim PA SW 19, 6.5.18,7-8N - RPBetrSt. SW 19,6.5.18N - Leitvermerk "9" und Ankunft RpBetrSt. W 9, 6.5.18, 8.40N - Gem. Vermerk des Absenders sicherlich ab Potsadamer Bahnhof mit Bahnpost nach Braunschweig. Der entsprechende Ankunftsstempel (kurz vor Kriegsende!) fehlt allerdings.
 
heide1 Am: 02.08.2011 18:05:30 Gelesen: 1314388# 662 @  
@ blaujacke [#661]

Moin,

wieso Ortsporto?

Orts- wie auch Fernporto Postkarte 7,5 Pfg zu dieser Zeit.
Normalpostkarte kostete 7,5 Pfg, so schon richtig.
Und Rohrpost kostete 30 Pfg - auch richtig.
Beide Karten portorichtig.
Zur Rohrpost kann ich weiter nichts sagen - keine Ahnung.

Gruß Jürgen
 
DerLu Am: 02.08.2011 19:22:14 Gelesen: 1314368# 663 @  
@ heide1 [#662]

ich kann mich deiner Aussage nur anschließen. Beide Karten sind korrekt frankiert.

Die Karten wurden aus dem Rohrpostbezirk heraus versandt. Dazu musste die Rohrpostgebühr und die Weiterleitungsgebühr bezahlt werden. Die Weiterleitungsgebühr entsprach dem "normalen" Portosatz der Sendung. Da beide Karten in der Portoperiode 2 versandt wurden ergibt sich die folgende Rechnung :
- Rohrpostgebühr für die Karte : 30 Pfennig
- Postkarte im Fernverkehr : 7 1/2 Pfennig (Weiterleitungsgebühr)

Der Absender verlangte die Beförderung per Rohrpost zum Potsdamer Bahnhof ( Postamt 9 -> roter Leitvermerk ) um wahrscheinlich noch einen abgehenden Postzug zu erwischen. Am Zielort wurde die Karte aber wie eine "normale" Karte zugestellt, es erfolgte keine Eilzustellung, das hätte zu dieser Zeit nochmals extra gekostet.

Gruß DerLu
 
blaujacke Am: 02.08.2011 20:59:01 Gelesen: 1314347# 664 @  
@ heide1 [#657] und DerLu [#658]

Vielen Dank, aber nun bin ich irritiert: Lt. Postgebühren-Handbuch von MICHEL war die ermäßigte Ortsgebühr ab 01.08.16 0,075 und die Gebühr für den Inlandsverkehr 0,10! Irrt der Michel oder lese ich falsch oder, oder?

Ich wünsche einen schönen Abend
 
DerLu Am: 02.08.2011 21:24:30 Gelesen: 1314334# 665 @  
@ blaujacke [#664]

Die Postkarte im Fernverkehr kostete ab 1.8.1916 7,5 Pfennig (Einführung der Reichsabgabe) und ab 1.10.1918 10 Pfennig (Erhöhung der Reichsabgabe). Die Rohrpostgebühren wurden am 1.10.1918 nicht erhöht. Das Porto für Postkarten im Ortsverkehr spielt bei den von dir gezeigten Karten keine Rolle.

Du nennst die Porti ab 1.10.1918, dazu passt auch das von dir genannte Porto der Postkarte im Ortsverkehr - vielleicht ist im Michel eine Spalte durcheinander gekommen.

Einen schönen Abend wünscht
DerLu
 
blaujacke Am: 02.08.2011 21:45:36 Gelesen: 1314324# 666 @  
@ DerLu [#665]

Nochmals herzlichen Dank! Ich hatte mich bislang mit den Portostufen außerhalb der Rohrpost wenig beschäftigt und immer auf das MICHEL-Handbuch (Ausgabe 2001) verlassen. Nun bin ich eines Besseren belehrt und glaube es auch, nachdem ich in dem Heft der Infla-Bücherei von H.P. Oechsner nachgeschaut habe. Auch in dem von mir noch genutzten MICHEL "Deutschland-Spezial 2001" ist die entsprechende Angabe übrigens falsch. Schön, daß es Euch und die Phila-Seiten gibt.

Gruß Blaujacke
 
heide1 Am: 06.08.2011 14:17:57 Gelesen: 1313603# 667 @  
Moin,

ich bitte nochmals unsere Rohrpostspezis, meinen Beitrag [#660] anzusehen. Mir geht es darum, sind es Rohrpoststempel oder nicht und was besagen sie.

Gruß Jürgen
 
Schmuggler Am: 08.08.2011 09:30:59 Gelesen: 1313154# 668 @  
@ blaujacke [#661]

Guten Morgen aus dem Hintergrund:

@ blaujacke: Das 1. Posting zu dieser Versendungsart wurde im Jahr 2008 eingestellt. Jetzt, 3 1/2 Jahre später nach fast 700 Postings und fast 100.000 Zugriffe, ist das ein Erfolg. Besser: DAS IST FÜR DIESES KLEINE SAMMELGEBIET EIN KNALLER! Ich kenne sehr renommierte Homepages, welche für diese messbaren Zugriffe ihren Machern ein "Ehrenkreuz mit Band + Schleife" samt Kusshand verleihen würden.

Ferner bitte ich zu beachten, dass viele Sammler sich "nur" auf zeitliche Abschnitte aus dem Gesamtzeitraum konzentriert und spezialisiert haben. Will sagen, dass nicht Jeder immer zu Allem einen Beitrag in der Tasche hat. Für ALLE ist jedoch, wie die Zugriffe zeigen, immer was drin und dabei. :-))

Viel Freude weiterhin!
 
volkimal Am: 10.08.2011 11:54:04 Gelesen: 1312665# 669 @  
Hallo zusammen,

zur Abwechslung einmal wieder ein Münchener Beleg.



Mit der Münchener Rohrpost kenne ich mich kaum aus. Was ich bisher weiß ist:
Dienst-Ortsbrief vom 30.11.1927. Aufgegeben beim Postamt München 16(?) 3-4 N.
Porto: Ortsbrief 8 Pfg. + Eilzustellung 40 Pfg. + Rohrpost 10 Pfg. = 58 Pfg. (portogerecht)
Frankiert mit Dienstmarken Michel Nr. 103 und 116.
Rückseite: Ellipsenstegstempel mit Gitter unten "München 2 / * B.Z. a“
mit Numerator 488 (Anzahl der Eilsendungen und Telegramme an diesem Tag).

Was ich nicht weiß:
Kommt Dienstpost als Rohrpost häufig vor?
Was besagen die beiden Zeilenstempel „IA 27 NOV 30 N 4 01(?)“ bzw. „5 27 NOV 30 N 4 22“ auf der Rückseite?
Wer kann sonst noch etwas zu dem Brief sagen?

Mit Sammlergruß
Volkmar
 
DerLu Am: 10.08.2011 12:27:28 Gelesen: 1312660# 670 @  
@ volkimal [#669]

Die beiden Stempel auf der Rückseite sind Zeitstempel von Postämtern die den Brief auf seiner Reise durch das Rohrpost-System bearbeitet haben: "IA" müste die Hauptpost in der Residenzstr. oder das Haupttelegraphenamt (?) sein und "5" das Postamt 5 in der Fraunhoferstr., das auch Zustellpostamt war.

Auf der Vorderseite ist noch eine Uhrzeit in Bleistift vorhanden "4 25", ob dies der Zeitpunkt der Übergabe an den Zustellboten oder der Aushändigung an den Adressaten war, darüber läst sich nur spekulieren.

Wer kann sonst noch etwas zu dem Brief sagen? Schön und selten. ;-)

Eine Übersicht über die in der Münchener Rohrpost verwendeten Zeitstempel findet man in: Joachim Czinwitzky: " Die Rohrpost in München", Die Ganzsache, 4, 115 (1995)

Viele Grüße

DerLu
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 01:29:52 Gelesen: 1311839# 671 @  
Hallo Jürgen [#660],

soeben aus dem Urlaub zurück schau ich doch einmal nach, ob sich etwas getan hat - und richtig.

Ich versuche mich einmal an der Interpretation Deiner Fleuropblumenbestellungseilferndrucksache.

Ab Detmold 21.12.1961 17 Uhr nach Berlin: Ist klar.

Stempel 7E/21.-20 (am 21. Stunde 20) ist wohl ein Übergabestempel zwischen BPA Hannover und dem Bahnpostwagen? (Eine Stunde Bahnfahrtzeit zwischen Detmold und Hannover - hab ich zwei Jahre lang gemacht.)

(1) Berlin FA1 (steht unten unleserlich) 22.12.1961 14 Uhr: Ankunft beim FA1 Berlin (Winterfeldstraße, amerikanischer Sektor)

Stempel 21A 22.-16 (am 22. Stunde 16) Abfertigungsstempel für Weiterleitung - per Rohrpost - vom FA 1 ins FA1 Abf.[ertigung] Nord. Denk ich mir.

Dort Ankunftsstempel FA1 Berlin / Abf. Nord / 1961 Dez 22 18:30.

Dazu muß man wissen: Die Abfertigung Nord war das ehemalige Telegraphenamt Berlin N65 in der Müllerstraße (Berlin-Wedding), das die französische Besatzungsmacht im Mai 1946 zur Sicherung der Kontrolle des Telegraphenverkehrs in und aus ihrem Sektor einrichtete, denn die gesamte Kontrolle des Berliner Telegraphenverkehrs lag in den Händen der sowjetischen Besatzungsmacht, da das HTA Berlin, über das bislang der gesamte Berliner Telegrammverkehr lief, sich im sowjetischen Sektor befand. Ähnliches taten die Amerikaner im Dezember 1946 nun mit dem Fernamt in der Winterfeldtstraße, ließen dies jedoch wegen der geringen Effizienz schon bald wieder sein. Von der britischen Besatzungsmacht ist eine entsprechende Aktivität dann nicht mehr zu verzeichnen. Geblieben ist von diesen ersten Spaltungsversuchen des Berliner Post- und Telegraphenwesens - ja: der Westen war's - das Telegraphenamt Berlin N65. Erst mit der Blockade und dem Zusammenbruch des Berliner Rohrpostnetzes wurde nun erneut das Fernamt Winterfeldtstraße als das westsektorielle Leit-Telegraphenamt eingerichtet. Dabei kam dann dem nach wie vor bestehenden Telegraphenamt Berlin N65 nur noch untergeordnete Bedeutung zu. Es wurde dann als FA1 Abfertigung Nord weiterbetrieben.

Die Fleuropdrucksache ist zwar leider ein Fensterumschlag, doch aus der Zustellnotiz auf der Rückseite geht hervor, daß die 12 roten Rosen für ganze 24 Märker an Frollein Wöllert in der Pankstraße gehen sollten. Die Pankstraße liegt aber nun genau in Berlin N65, mithin im Zustellgebiet des ehemaligen Telegraphenamtes Berlin N65 - oder eben neu: des FA1 Abfertigung Nord.

Der Bote mit dem Brikettstempel Nummero 365 hat den Brief dann beim Blumenfritzen irgendwo im Wedding zugestellt. Der schrieb dann vielleicht auch auf eine bestellte Karte an Frollein Wöllert auftragsgemäß "es kommen noch viele", worauf diese sich dann noch am selben Abend - vorausgesetzt der Blumenfritze hatte noch genügend ansehnlich Ware - warme Gedanken hinsichtlich des edlen Blumenspenders aus dem fernen Detmold machen konnte und hinsichtlich der Tatsache, daß der dafür sorgen wollte, daß da noch oft sehr vieles kommen sollte ;-).

DETMOLD: Was für einen Klang hatte das damals für uns Berliner Piepels: Hermannsdenkmal, Externsteine, das war damals gefühlt so weit wie Chichén Itzá oder Machu Pichú einmal nach Westen um die Erdkugel oder Angkor einmal nach Osten um den Globus herum. Und auch Frollein Wöllert ausn Wedding, irjendwo janz dichte bei die Plumpe (Geographendeutsch: Gesundbrunnen) dran wird von ihrem Verehra geträumt haben, als wär der irjentwie 'n Prinz von Angkor oder wenigstens eben ihr Rosenkavalier jewesen.

Will sagen: Ein bischen Heimatgeschichte und Schmonzetten aus dem Leben damals tun ganz gut, wenn man diese Stempelei deuten will, und Abfertigung Nord macht sich nach dem rückseitigen Hinweis auf die Pankstraße einfach ganz vorzüglich als Telegramm- und Eilzustellung im französischen Sektor, denn das Postamt N65 in der Müllerstraße, wo das ja alles posttechnisch betrachtet stattfand, lag keine 2 km von der Pankstraße und damit wohl noch weniger von dem zuständigen Blumenfritzen mit Fleuropanschluß entfernt.

Macht das Sinn?

fragt freundlich in den Sonntag grüßend

telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 03:08:38 Gelesen: 1311834# 672 @  
@ volkimal: Rohrpost München [#669]

Danke für diesen Beleg. Echter Bedarf, wie es Dienstpost nun einmal ist, denn es sind gerade zur Zeit im Auktionssektor einige philatelistisch inspirierte, hochkarätige Stücke unterwegs, die jedoch zweifellos ebenso selten sind, wie wenn es Bedarfsstücke wären.

Der Stempel "IA 27 NOV 30 N 4 01" stammt, wie DerLu richtig feststellt, vom Telegraphenamt, über das Rohrpostsendungen aus dem Netz angeliefert wurden.

Danach wurde der Brief nur wenige hundert Meter weiter per Rohrpost nach München 2, Briefzentrale (BZ) geleitet, wo der Ellipsen-Gitter-Numerator-Tagesstempel "München 2 /30.11.27 - 16-17 * B.Z. a" abgeschlagen wurde.

Zur Zustellung wurde er per Rohrpost an das Postamt München 5 respektive später München 50 weitergeleitet und erhiert dort den Automatenstempel "5 27 NOV 30 N 4 22" als Ankunftsstempel.

Dazu ist vielleicht zu sagen: Die Rohrpoststempel von München IA, 2 BZ, , 5 oder 50, 8 oder 80, 9 oder 90, 11, 19 und 23 sind vergleichsweise gut belegbar, auch wenn sich die Zahl der erhaltenen Belege bei maximal 10% dessen bewegen dürfte, was entsprechend von Berliner Rohrpostämtern belegt ist. Es kommt hinzu, daß es von Ämtern wie München 19 und München 23 einige extrem seltene Uhrzeitautomatenstempel gibt. Und noch etwas: Dienstpost als Rohrpost ist zwar immer schön, aber auch nicht wirklich selten, weil es eine duchaus übliche Versendungsform eiliger amtlicher Mitteilungen war.

Dies gilt für Berlin und München gleichermaßen.

Wir bleiben an der Münchener Rohrpost dran.
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 04:21:01 Gelesen: 1311830# 673 @  
Rohrpostkassenschecks in München

Bekanntermaßen wurde mit der Wiedereinführung der Rohrpost in München am 1. März 1953 auch der bereits in Berlin seit dem 24. Mai 1950 angebotene Dienst des Rohrpostkassenschecks angeboten. Entsprechende Werbemaßnahmen wurden von der Bundespost ergriffen:





Freilich gab es den Rohrpostkassenscheckdienst bereits nahezu 100 Jahre früher bereits in Paris, wo unter Verwendung einer bestimmten Rohrpost-Ganzsache auszahlungsfähige Beträge pneumatisch abgefragt werden konnten:



Aus den Unterlagen eines Münchener Geschäftmannes und Inhabers eines Kontos beim Münchener Postscheckamt ist nun einiges über den Anteil der Rohrpost an der Verarbeitung der Rohrpostkassenscheck zu erfahren.

Als bemerkenswertestes Fundstück können nun Gebührenzettel des Postscheckamts gewertet werden, welche die zu behebende Rohrpostgebühr für den Transport eines Rohrpostkassenschecks ausweisen:



Interessant ist hier, daß bereits ein Stempel für die Belastung mit 40 Pf Rohrpostgebühren angefertigt worden war. Die hier ausgewiesenen 40 Pf Rohrpostgebühren setzen sich aus 20 Pf für die Rohrpostsendung zur Deckunmgsabfrage an das Postscheckamt und weitere 20 Pf für die Rücksendung des akzeptierten Schecks zusammen. Konsequentweise müßten für die zeit vor der Snhebung des Rohrpostzuschlages auf 20 Pf auch Gebührenzettel mit einer Belastung von 30 Pf Rohrpostgebühr aus der Zeit des 15-Pf-Tarifes existieren, liegen bisher aber nicht vor.

Eine entspechende Regelung gab es auch für Berlin. Hier kostete ab dem 24. Mai 1950 ein Rohrpostkassenscheck entsprechend den Rohrpostgebühren 2 x 15 Pf Porto für die Hin- udn Rückfahrt. Ab dem 1. Juli 1954 wurde diese Gebühr in Berlin und also auch in München auf 2 x 20 Pf für die Hin- und Rückfahrt pro Scheck angehoben.

Gebührenzettel mit der Belastung durch die Rohrpostgebühr von 40 Pf können bis unmittelbar vor der Preisgabe des Rohrpostdienstes am 28. Februar 1963 nachgewiesen werden:



Danach gibt es konsequenterweise keine Gebührenzettel mit der Belastung der Rohrpostgebühren mehr, obgleich der Dienst des Rohrpostkassenschecks nicht eingestellt wurde, wie der nachfolgende Lastschriftzettel vom 19. August 1966 zeigt:



Wie die Rohrpostgebühren dann verrechnet wurden, Gebühren, die doch seit dem 1. März 1963 mit der Einstellung der Rohrpost weggefallen waren, ist nicht bekannt.

Da die Rohrpostgebühren sowohl im Voraus als auch erst bei Berechnung der Berabeitungsgebühr des Rohrpostkassenschecks enrichtet werden konnten, muß erst einmal gesichtet werden, welche verschiedenen Sätze bei der Bearbeitung welcher Schecksummen berechnet wurden. Grundsätzlich war es so, daß die Gebühren eines Rohrpostkassenschecks sich zusammensetzten aus:

2 x Rohrpostgebühr (d.h. 2 x 15 Pf oder ab 1.7.1954 2 x 20 Pf)
1 x Scheckgebühr (d.h. 1 x 15 Pf oder ab 1.7.1954 1 x 20 Pf)
jür jede volle 20 DM 1 Pf bis 1.7.1954, danach unklar.

Im Anschluß nun noch ein Kaleidoskop der Varianten von Stempeln auf Münchener Rohrpostkassenschecks:



Rohrpostkassenscheck vom 31. Dezember 1960 mit Ra2 "Postamt München 8 / Rohrpostkassenscheck"



schwarzer L1 Uhrzeit-Automatenstempel des Rohrpostamtes München 8 vom 31. Dezember 1960 auf der Rückseite des Lastschriftzettels



Rohrpostkassenscheck vom vom 12. August 1957 mit Ra2 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" in postviolett



roter L1 Uhrzeit-Automatenstempel des Rohrpostamtes München 9 vom 12. August 1957 auf der Rückseite des Lastschriftzettels



Rohrpostkassenscheck vom 3. Oktober 1958 mit Ra2 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" in blau (doppelt abgeschlagen)



Rohrpostkassenscheck vom 6. Januar 1963 mit Ra2 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" in schwarz und stark abgenutzt



Rohrpostkassenscheck vom 18. Juni 1963 mit Ra1 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" neue Zeichnung in schwarzgrau



Rohrpostkassenscheck vom 22. Juli 1965 mit Ra1 "Postamt München 9 / Rohrpostkassenscheck" neue Zeichnung in postviolett



Rohrpostkassenscheck vom 19. Juni 1966 mit Ra1 "Postamt München 90 / Rohrpostkassenscheck" neue Zeichnung in postviolett



Rohrpostkassenscheck vom 9. November 1966 mit aptiertem Ra1 "......postamt München 11 / Rohrpostkassenscheck" in blau

Stempel zur Kennzeichnung von Rohrpostkassenschecks aus anderen Münchener Postämtern und die entsprechenden Rohrpoststempel sind mir bisher nicht beanntgeworden.
 
heide1 Am: 14.08.2011 15:33:59 Gelesen: 1311734# 674 @  
@ telosgraphein007 [#671]

Moin telosgraphein007,

recht herzlichen Dank für Deine sehr ausführliche Ausarbeitung der Wege und Bedeutung dieses Briefes.

Ich hatte mir den Thread hier mehrmals durchgelesen und durch den Beitrag von Rainer, wo er einen ähnlichen Stempel der Abfertigung Nord vorstellt, bin ich auf Rohrpost gekommen.

Nun hat es sich doch gelohnt - und ich werde Deine Ausführungen gebührend in den neuen Seiten einarbeiten. Wenns fertig ist, stelle ich ihn hier dann vor, aus jetzt einer Seite werden es wohl drei Seiten mit dem Brief. Also, ich freue mich ungemein - DANKE!

Übrigens, ich weiss nicht mehr, wer mich mal fragte: In Hannover gab es Rohrpost um 1960, aber nur intern für Telegramm und Eilpost etc., wie mir ein Postler persönlich sagte. Mehr weiss ich nicht.

Gruß vom aufgeklärten Jürgen - heute ich ein schöner Tag!!
 
cartaphilos Am: 14.08.2011 22:49:05 Gelesen: 1311617# 675 @  
@ heide 1 [#674]

Guten Abend Jürgen,

ich sehe keine andere Deutungsmöglichkeit als die Kontinuität zwischen dem Telegraphenamt Berlin N65 und dem FA1 Berlin, Abfertigung Nord anzunehmen.



Ähnliches - nur mit anderem historischen Hintergrund - gab es ja auch in Hamburg. Da gibt es Rohrpoststempel mit Abf. Nord auf Telegrammen ins nördliche Hamburg.

Ich war der Frager mit der Rohrpost Hannover: Deine Informationen über die Rohrpost in Hannover stimmen grundsätzlich, auch daß sie zwischen Telegraphenamt und Bahnpostamt in Betrieb war, sie hat es aber schon viel länger gegeben - wenigstens seit den 1920er Jahren.

Ähnliches gilt übrigens auch für Breslau und Mainz. Wer hätte das gedacht, nachdem wir uns alle schon mit Berlin, München, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Dresden, Leipzig und Nürnberg abgefunden hatten. Und noch etwas: noch in den 1960er Jahren wurde eine nagelneue Rohrpostlinie in Bielefeld und eine weitere in Hagen eingerichtet.
 
cartaphilos Am: 17.08.2011 23:25:24 Gelesen: 1310901# 676 @  
Ein rätselhafter automatischer Uhrzeitstempel

Eingetroffen ist soeben die folgende unanbringliche Rohrpost-Karte:



Aufgegeben in Berlin W 64 am 6.2.1904, 6.20 N
Ankunft Berlin N.W. 25 am 6.2.1904, 6.40 N

dort unzustellbar laut Vermerk des Zustellers:

"Adressat Brückenallee 22 mit Hilfe des Portiers nicht zu ermitteln Gann PA 23."

sowie nach offensichtlicher Konsultation des zuständigen Polizeireviers "Nicht gemeldet Gann."

Zurück von der Zustellung kam es dann zu der üblichen Prozedur: "Aufruf erfolglos Rohrp 23"

Dann ging die Karte zurück an den Absender - doch halt: es war keine Absenderanschrift angegeben.

Also ersatzweise erst einmal den Dienstweg bis zum Aufgabepostamt zurückverfolgt:

Berlin N.W. 24, 6.2.1904, 8.40 N sowie

Berlin W 64, 6.2.1904, 8.50 N.

Fleißig wurde bis in den späten Abend hinein diese Sendung im Gegenwert von 25 Reichspfenningen bearbeitet, Luft wurde durch die Röhren gedrückt oder gesogen, Karten wurden in Büchsen gelegt und diesen entnommen bis das gute Stück wieder auf Aufgabepostamt angelangt war, und da war es immer noch weit von dem - wenigsten in wohnungstechnischer Hinsicht - unbekannten Absender entfernt.

Ein forschender Blick auf den Karteninhalt half da weiter: Ein Herr G. Bank hatte auf Bitten seiner Mutter einen Herrn Ludolf Poensgen eingeladen, mit dieser Dame - seiner Mutter - und seinerselbst um 1 Uhr - also 13 Uhr - im Hotel Bristol zu mittag zu speisen. Es war also ein Ort bekannt, an dem man die Chance hätte, diese Karte wieder an den Absender zurückzugeben, denn Herr Ludolf Poensgen würde sicherlich nicht anwesend sein, zumal die Karte ihn ja nicht erreicht hatte.

Und nun wird es spannend: Vom Postamt Berlin W 64, Unter den Linden 12, wurde diese Karte auf unbekanntem Wege (der Autor dieser Zeilen träumt immer davon, daß es sich um einen Hausrohrpostanschluß zwischen W 64 und dem Hotel Bristol gehandelt haben würde) in eben jenes Hotel Bristol zwecht Rückgabe an den um 13 Uhr am 7. Februar 1904 vermutlich im Speisesaal des Hotels Bristol anwesenden Absender ebendieser Karte verbracht.

Es gab irgendeinen uns noch nicht bekannten guten Grund, diese Karte bei der Ankunft im Hotel Bristol mit einem Eingangsstempel zu versehen. Es handelt sich dabei um einen automatischen Uhrzeitstempel, wie er auch beim Haupttelegraphenamt verwendet wurde, ja es ist sogar die gleiche blaue Stempelfarbe, die von den diversen Ausgefertigt-Stempeln des HTA bekannt ist. Mit anderen Worten: Das Hotel Bristol verfügte wie das Hotel Adlon übrigens auch über einen automatischen Stechuhrstempel, mit dem der Eingang von Sendungen bestätigt wurde.

Die Frage: Weshalb wurde dort ein Stempelautomat eingesetzt, der mit genauer Minutenangabe das Eintreffen einer Sendung dokumentierte. Der Stempel ist leider nur fragmentarisch abgeschlagen, doch eine farbveränderte Vergrößerung gibt uns einige Auskunft:



Wenn nicht alles täuscht, handelt es sich um den blauen Abschlag eines dreizeiligen Minutenstempels.

Folgendes ist zu lesen - oder zu erahnen:

1. Zeile: HOTE ISTO [rekonstruiert: HOTEL BRISTOL]
2. Zeile: FEB 9 01 PM [rekonstruiert: FEB 6 0 01 OM]
3. Zeile: BERLIN

Eine Jahreszahl ist nicht erkennbar, kann den Umständen entsprechend jedoch nur 1904 sein. Ein Tagesdatum ist nicht erkennbar, kann jedoch nur FEB 6 sein, denn die Uhrzeit ist eindeutig 9 01 PM.

Mit anderen Worten: Der Rohrpostbeamte im Postamt Berlin W 64 hat die Karte nach ihrer Rückkehr gelesen, hat den vereinbarten Treffpunkt Hotel Bristol identifiziert und die Karte ins Bristol weitergeleitet, denn er durfe recht in der Annahme gehen, daß es sich bei den Absendern um Gäste des Hotels Bristol gehandelt haben wird.

Und schon klärt sich womöglich die letzte Frage: Was bedeutet diese überdimensionierte, mit dicken Bleistift angebrachte Zahl 334 auf der Karte, die dummerweise über den Wertstempel geht und leider auch Details des blauen Automatenstempels überdeckt: Es handelt sich dabei - so meine These - um die Nummer des Zimmers, in dem Herr G. Banck mit seiner Frau Mama untergebracht waren.

'Eingelangt' - wie man in Wien sagen würde - am 6. Februar 1904, um 21.01 Uhr - identifizierte der mit eingehenden Rohrpostsendungen betraute Angestellte des Hotels Bristol - wieder unter großzügiger Auslegung des Postgeheimnisses und in maximaler Rufweite desselben handelnd - die in Zimmer 334 residierende Rumpf-Familie Banck (Mama, Sohnemann) als den Absender der Karte und lieferte dieses gute Stück, das seit heute meine Sammlung ziert, im Zimmer 334 ab oder stopfte es in das entsprechende Schlüsselfach hinter der Rezeption. Spätestens am Morgen des 7. Februar 1904, irgendwann vor oder nach dem Frühstück, wußten die Frau Mama Banck und ihr Sohn, daß sie lediglich zu zweit zu Mittag speisen würden, denn Herr Poensgen konnte nichts davon wissen, daß man auf ihn vergeblich gewartet hätte, wenn das PA Berlin W 64 diese Einladung nicht innerhalb von weniger als drei Stunden - massivst pneumatisch befördert - wieder an seinen Absender im Hotel Bristol zurückgegeben hätte.

Nur: Machte sich um 20.50 noch ein spezieller Bote vom PA 64 ins Hotel Bristol auf den Weg, um die Karte loszuwerden, oder hat es - was ich ja zur Seltenheits- und Wertsteigerung meiner Karte sehr hoffe - einen Hausrohrpostanschluß zwischen PA W 64 und dem Hotel Bristol gegeben, mithilfe deroselbigem die Karte der Rezeption des Hotels Bristol - oder einer nachgelagerten Einrichtung - auf den Rohrpoströhrenauswurf gepustet wurde?

Kurz genug entfernt vom PA W 64, das das nur zwei Straßenecken weiter lag, war es ja, um eine kurze Rohrpostverbindung zu installieren. Die Anschrift war Unter den Linden 5-6, also sechs Häuser weiter, und nach Änderung der Numerierung der Straße unter den Linden im Jahre 1936 wurde daraus Nr. 64. Im Krieg wurde es am 22. November 1943 durch einen Luftangriff zerstört. An die Stelle der großflächigen Bauruine errichtete dort die Sowjetunion ihre großdimensionierte Botschaft.

Theodor Fontane hat dem Bristol ein erstes literarisches Denkmal gesetzt und auf die Exzellenz hingewiesen, die man dort in allem erstrebte: "Alles ersten Ranges, kein Zweifel, wozu noch kommt, dass mich der bloße Name schon erheitert, der jeden Mitbewerb neuerdings so gut wie ausschließt […] wie damals mit den Witzen, so heute mit den Hotels. Alle müssen 'Bristol' heißen. Ich zerbreche mir den Kopf darüber, wie gerade Bristol dazu kommt. Bristol ist doch am Ende nur ein Ort zweiten Ranges, aber Hotel Bristol ist immer prima."

Exzellenz, Exklusivität und Luxus: Das sind die Begriffe, die mit den großen Prachthotels verbunden werden sollten. Wer heute kein Hotel ohne Internetanschluß oder WiFi bucht, der war damals im Bristol gut aufgehoben. Nicht Besinnlichkeit in abgeschiedener Idylle, sondern Inszenierung des eigenes Lebens als Bestandteil einer Gemeinschaft von depressiven, kranken und alternen 'Weltbürgern', der dann Wicki Baum mit ihrem - gleichfals im Bristol spielenden - Roman Menschen im Hotel im Jahre 1929 das Denkmal gesetzt hatte. Hier wird auch die postalische Funktion der Rezeption genannt. In Wikipedia liest sich die Zusammenfassung folgendermaßen: "Im Foyer sitzt der vereinsamte und aufgrund einer Kriegsverletzung im Gesicht entstellte Dr. Otternschlag, der immer wieder an der Rezeption fragt, ob nicht eine Nachricht oder ein Brief für ihn abgegeben wurde, was jedoch nie der Fall ist. Dr. Otternschlag lebt als verbitterter Dauermieter im Hotel und ist morphiumsüchtig. Jeden Abend überlegt er sich, ob er nicht mit einer Überdosis aus dem Leben scheiden soll, doch findet er den Mut dazu nicht."

Es war die gleiche Zeit, in der Kurt Elschner als Besitzer des Hotels Excelsior am Anhalter Bahnhof - der auch schon einmal Adolf Hitler in den 1920er Jahren als miserablen und unerwünschten Gast rausgeworfen hatte, wofür dieser sich später auch übel rächte - in die Rezeptionshalle seines Hotels ein Hauspostamt (Berlin SW 110) mit eigenen Poststempeln einbauen ließ:



gezeichnete Ansichtskarte mit dem Haupostamt Berlin SW 110 im Excelsior (um 1930)

Rohrpostbelege in dieses und aus diesem Hotel sind bekannt:



Rohrpostkarte aus dem Excelsior



Rohrpostbrief aus dem Excelsior




österreichischer Eilbrief ins Excelsior mit blauem Automatenankunftstempel (Hausrohrpost?)



Rohrpostbrief ins Excelsior mit ovalem (privatem, nicht-amtlichem?) Ankunfstempel der Hotelpost.

Was nun noch lange nicht heißt, daß das Bristol im Jahre 1904 schon auf dieser Höhe der nachrichtentechnischen Perfektion gestanden hätte. Es ist eben nur dieser Automatenstempel, der so bau-, zeit- und farbgleich wie der des HTA ist, der uns hier einmal spekulativ nachhaken läßt.

Über entsprechende Verhältnisse hat der Verfasser dieser Zeilen aus Anlaß eines Rohrpostbriefes an einen Gast im Hotel Adlon bereits in Wikipedia geschrieben (http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpost_in_Berlin#Hotel_Adlon).

Hier nachfolgend der Einfachheit halber meine Darstellung:

"Im Oktober 1907 wird das Hotel Adlon am Pariser Platz eröffnet. Das Haus ist ähnlich wie das zu der Zeit noch bedeutendere Hotel Stadt Rom (Unter den Linden 10) mit einer Rohrpostanlage ausgerüstet. Inwiefern diese Anlage mit der postalischen Rohrpostanlage verbunden war, ist nicht bekannt. Es sind jedoch Rohrpostsendungen an Gäste des Adlon bekannt, welche auf der Rückseite einen Minuten-Ankunftsstempel des Adlon aufweisen, wie er bereits seit 1888 auch in den Telegraphenämtern nachweislich zum Einsatz kam. Die Inschrift des Stempels lautet „Hotel Adlon / Datum - Uhrzeit / Berlin“. Die „Brikettstempel“ auf der Briefrückseite sprechen für eine Eilzustellung durch entsprechende Boten. Das zuständige Zustellamt Berlin W 64 (damals: Unter den Linden 12) befand sich nur vier Querstraßen vom Hotel Adlon entfernt und wäre für einen Boten leicht erreichbar gewesen. Im Falle einer Eilbotenzustellung wäre der rückseitige Minutenstechuhrstempel des Adlon ein Beleg für die hausinterne, minutengenaue Dokumentation des Eingangs der Sendungen. Andererseits verlief seit dem 2. März 1868 unter dem Pflaster der Straße Unter den Linden in westlicher Richtung eine Rohrpostlinie bis zum Rohrpostamt VII am Brandenburger Tor, mit welcher diese Sendung schnell vom Postamt W 64 zum Pariser Platz direkt vor der Eingangstür des Adlon hätte befördert werden können. Insgesamt sind diese frühen Stechuhrstempel - insbesondere aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg - noch viel zu selten belegt, als dass man genauere Aussagen über ihre Funktion bei der Dokumentation der Behandlung von Rohrpostsendungen in Berlin machen kann."



Vorderseite eines Rohrpostbriefes ab Berlin SW 29 adressiert an einen Gast des Adlon, 13. Januar 1910



Rückseite des gleichen Rohrpostbriefes mit Minutenstechuhrstempel des Hotels Adlon



vergrößerte Abbildung des Minutenstechuhrstempels
 
DerLu Am: 18.08.2011 07:15:56 Gelesen: 1310801# 677 @  
@ telosgraphein007 [#676]

Ich kann deine Ausführungen noch mit einem weiteren Hotel-Zeitstempel ergänzen: das Hotel-Eden.

Hier auf einem Rohrpostbrief der am 18.2.1913 an einen Herrn "Willy Stündt aus Nürnberg" geschickt wurde, der zu dieser Zeit im "Eden" Hotel residierte. Die dreistellige Zahl in blau auf der Vorderseite interpretiere ich ebenfalls als Zimmernummer. Man findet solche dreistelligen Zahlen häufiger auf Sendungen an Hoteladressen. Interessant ist auch der Leitvermerk mit dem kleinen Fragezeichen. Der Leitweg sollte bekannt gewesen sein, da das Hotel zu diesem Zeitpunkt schon knapp ein Jahr existierte.



Rückseitig findet man neben dem Ankunftstempel der Postamtes W62 einen Zeitstempel des Hotel Edens in blau. Bemerkenswert: der Stempel steht noch auf "JAN" obwohl schon längst Februar war.



Ob diese Zeitstempel der Hotels der Rohrpost geschuldet waren um ggf. nachzuweisen, das man nicht an einer verzögerten Zustellung schuld war, darüber läst sich wahrscheinlich nur noch spekulieren.

Viele Grüße

DerLu
 
cartaphilos Am: 18.08.2011 10:02:12 Gelesen: 1310785# 678 @  
@ DerLu [#677]

Was für ein schöner Beleg!

Es fällt auf, daß alle Berliner Hotels immer das gleiche Fabrikat an Stechuhrstempel zu bevorzugen scheinen - und zwar im wesentlichen das beim HTA gebräuchliche -, obgleich es doch etliche andere Konkurrenzprodukte gab. So kennen wir von der Hamburger Rohrpost den zur gleichen Zeit eingesetzten Cadran-Stempel, der in dieser Form auch als Uhrenstempel im privaten Bankgewerbe auftaucht:



Cadran Stempel TA Hamburg 24 Sept 1915 8 26

Ist diese Einheitlichkeit der Berliner Hotelstempel den Vorgaben der Reichspost geschuldet, wenn es darum ging, Hausrohrpostanschlüsse zu installieren? Leider fehlen bis heute die Unterlagen über die Bautätigkeit der Reichspost in Sachen Rohrpost zur damaligen Zeit. Sie sind am Ende des 2. Weltkrieges verschwunden - es wird berichtet zwischengelagert in einem Schloß in der Nähe von Berlin und dort dann als Brennmaterial verwendet.
 
DerLu Am: 18.08.2011 15:48:06 Gelesen: 1310755# 679 @  
@ telosgraphein007 [#678]

Wenn ich mir die beiden Belege vom Hotel Adlon und Eden so anschaue scheinen die Uhren aber nicht besonders genau gelaufen zu sein: Mein Eden-Beleg zeigt ein 'JAN' im Februar. Und bei deinem Adlon-Beleg aus [#676] trägt der Ankunftstempel des Postamts W64 die Uhrzeit "11 - V", während der Zeitstempel des Hotels "10:32 AM" zeigt, also eine knappe halbe Stunde bevor der Beleg sein Zielpostamt erreicht hat.
 
cartaphilos Am: 18.08.2011 22:21:51 Gelesen: 1310717# 680 @  
@ DerLu [#679]

Kann ich nicht ganz folgen, denn 11 - V heißt doch Stunde 11 vormittags. d.h. von 10 - 11 Uhr. Da paßt doch das Stempeldatum des Stechuhrstempels ganz gut dazu, oder?
 
DerLu Am: 19.08.2011 07:37:52 Gelesen: 1310670# 681 @  
@ telosgraphein007 [#680]

Es handelt sich um einen bei der Rohrpost üblichen Minutenstempel mit einer 10 Minutenteilung und nicht einer Stundenteilung wie bei den "normalen" Briefstempeln.

Bei einem Briefstempel stünde dort als Zeitangabe "10-11V" für 10:00 bis 10:59, respektive "11-12 V" für 11:00 bis 11:59.

Bei einem Minutenstempel steht die Zeitangabe "11- V" für 11:00 bis 11:09, "11 10 V" für 11:10 bis 11:19, usw.. Einige wenige Postämter wie z.B. das HTA hatten sogar Minutenstempel mit einer 5 Minutenteilung.

Bei dem von mir in [#677] gezeigten Beleg trägt der Minutenstempel des Ankunftstempel die Uhrzeit "7 - N", also 19:00 bis 19:09. Der Minutenstempel des Hotels zeigt "7 18 PM", liegt also 9 bis 18 Minuten später als der Ankunftstempel.

Viele Grüße

DerLu
 
cartaphilos Am: 21.08.2011 07:32:12 Gelesen: 1310170# 682 @  
Dank für die Richtigstellung. Ich werd' mir wohl endlich einmal die diversen Büttners beschaffen müssen.

Einen schönen Sonntag noch
 
cartaphilos Am: 02.09.2011 22:57:22 Gelesen: 1307691# 683 @  
Rohrpoststempel "Berlin-Pankow 110"

Weitgehend unbekannt wie die Ost-Berliner Rohrpost in den späten 1960er und 1970er Jahren sind auch ihre Stempel. Wie es so aussieht, gab es in Ost-Berlin einen einzigen Stempel mit dreistelliger PLZ im oberen Stempelsegment und Minutenangabe. Er stammt aus Berlin-Pankow, trägt den Unterscheidungsbuchstaben L und war etwa zwischen 1968 und 1984 im Einsatz.

Der Stempel lag bisher abgeschlagen auf einem Rückschein einer Eilbotensendung per Einschreiben vor, die am 28.9.1984 in 1084 Berlin aufgegeben wurde:




Der Rückschein ist auf der Vorderseite am 3.10.1984, um 13 oder 18 Uhr gestempelt, auf der Rückseite finden wir den Rohrpoststempel von 110 Berlin-Pankow, abgeschlagen am 4. Oktober 1984 um 13.10 Uhr:



Es handelt sich zwar bei dem zugehörigen Brief, der nicht erhalen ist, um eine Eilbotensendung. Jedoch der Rückschein, da er nicht als Eilbotensendung vorausfrankiert ist, ist jedoch keine Eilbotensendung - was ja den Einsatz der Rohrpost erklären würde - und erst recht keine Rohrpostsendung. So kann hier nicht entschieden werden, ob der Stempel im Jahre 1984 überhaupt noch rohrpostmäßig zum Einsatz kam.

Einen Hinweis auf seine Verwendung bei der Rohrpost gibt uns jedoch ein aus Ludwigsburg nach Berlin-Pankow gerichteter und auch entsprechend vorausfrankieter Fernbrief mit Vorausverfügung "per Rohrpost" [in Ostberlin] vom 28.12.1969:



Es war der Jahreswechsel 1969/70, was erklärt, daß der Brief erst am 4.1.1970 in Berlin zugestellt wurde. Er zeigt auf der Rückseite erfreulicherweise unseren Rohrpost-Minutenstempel von Berlin-Pankow 110, was ja - der Post und den interessierten Sammlern - in der Regel recht selten bei für Rohrpost vorausfrankierten Briefen gelungen ist:



Im Jahre 1970 also war dieser Stempel also ganz zweifelsfrei bei der Rohrpost im Einsatz.

Es kommt jetzt etwas früher ein Telegramm aus Frankfurt/Main nach Berlin-Pankow vom 27.11.1969 hinzu, das gleichfalls diesen Stempel aufweist:



Nach Ausfertigung des Telegramms beim Haupttelegraphenamt "Groß-Berlin" wurde es mit der Beförderungsanweisung "Pk" vorderseitig beschriftet und der Rohrpost überanwortet, nicht ohne daß zuvor nicht der bekannte Rohrpost-Automatenstempel des HTA in Ost-Berlin rückseitig abgeschlagen wurde:



Dieser Stempel wird als Rohrpoststempel interpretiert, weil er, wie es alte Tradition bei der Gestaltung von Automatenstempeln ist, ein "R" im Stempelbild aufweist, das als "Rohrpost" gelesen werden müßte. In Pankow angelangt wurde dort von den Eilzustellern unser Minuten-Stempel vorderseitig rechts auf dem Telegramm abgeschlagen, so wie es seit den Anfängen der Berliner Rohrpost in der Rohrpostbetriebsordnung vorgesehen ist:



Kehren wir zurück zu dem Rückschein aus dem Jahre 1984. Was ist das Rohrpostmäßige an diesem Beleg? Der Einschreibebrief wurde ordnungsgemäß abgeliefert und der Rückschein kehrte von der Zustellung unterschrieben ins Amt zurück. Dort wurde er am 3.10.1984, 13 oder 18 Uhr vorderseitig mit einem gewöhnlichen - ungewöhnlich schwach abgeschlagenen [siehe die schon mächtig manipulierte Abbildung] - Stempel des PA Berlin-Pankow 110 versehen:



oder aber so:



und der Rohrpost zugeleitet, wo er am 4.10.1969 um 13.10 Uhr einen weiteren Stempelabdruck erhielt und dann dem zuständigen Postamt des Absenders zugeführt wurde. Es ist gerade dieser späte Abschlag vom 4. Oktober 1984 der nahelegt, daß dieser Rückschein tatsächlich noch im Jahre 1984 per Rohrpost befördert wurde, dieser Stempel also bei der Rohrpost im Einsatz war.
 
Jürgen Witkowski Am: 04.09.2011 17:34:59 Gelesen: 1307472# 684 @  
@ telosgraphein007 [#683]

Die Ostberliner Rohrpost ist in der Tat noch ein ziemlich unerforschtes Gebiet. Zumindest gibt es nach meinen Recherchen kaum Veröffentlichungen zu diesem Thema. Umso interessanter finde ich Deine Darstellungen.

Drei Eilbotenbriefe, die allesamt zwischen 1959 und 1960 am Postamt Berlin O94 Stalinallee aufgegeben wurden, weisen rückseitig Stempel auf, die ich nach Deinen Ausführungen der Rohrpost zuordnen würde. Liege ich richtig damit?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen







 

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