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Thema: Der Nachbarortsverkehr der Deutschen Reichspost vom 1.4.1900-5.5.1920
Das Thema hat 91 Beiträge:
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Rainer HH Am: 27.05.2013 14:07:43 Gelesen: 81801# 17 @  
@ bekaerr [#15]

Vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag. Zur Erklärung meiner Ausführungen muss ich gestehen, das ich zwar postgeschichtlich interessiert bin, allerdings lediglich in dem Zeitraum ab Beginn der Bundespost. Ich hatte mich anfangs sogar gewundert, das die Postordnung vom 30.01.1929 zu diesem Zeitpunkt (50er Jahre) gültig war.

Die von Rainer genannte Aufstellung nennt schon die meisten davon.

Für weitere Kombinationen des "erweiterten Ortsverkehrs" wäre ich dankbar.

Gruß Rainer
 
bekaerr Am: 27.05.2013 16:33:50 Gelesen: 81771# 18 @  
@ guy69 [#16]

" Sondertarif im erweiterten Ortsverkehr" ist viel besser als Nachbarortsverkehr, ich selber lasse den " Sondertarif" weg, die Besonderheit steckt ja schon im " erweiterten", das ist aber Geschmackssache.

@ Rainer HH [#17]

Die gewünschten weiteren Kombinationen mußte ich erst forumtauglich machen. Excel-Tabelle einfügen ging nicht, auch nicht als PDF. Also alles ausdrucken und als Bild einscannen. Hat leider etwas gedauert. Vielleicht kennt ja ein Mitleser einen Trick, wie man Excel-Tabellen hier einfügen kann?






Wer sich die Tabelle ansieht, wird merken, dass beim EOV noch längst nicht alle Daten geklärt werden konnten, es bleibt also noch spannend.

Generell kann man sagen, dass es gar nicht so leicht ist, jede Verbindung wenigstens einmal zu belegen. Am bekanntesten sind noch:

* Frankfurt - Offenbach
* Frankfurt - Neu-Isenburg
* Wiesbaden - Mainz
* Lübeck - Bad Schwartau
* Lübeck - Stockelsdorf

Alle anderen Verbindungen sind selten bis sehr selten. Das liegt z. T. auch daran, dass sie nicht als EOV-Belege erkannt werden. Wie z. B.:



Postkarte vom Postort Harksheide nach Hamburg, zum Ortsporto (8 Pf) mit Eilzustellung (+ 60 Pf) vom 1.11.1958 (Tarif 1.7.1954 - 28.2.1963)
t Eilzustellung) hervorgehoben. Der EOV wurde nicht erkannt.

Vom Verkäufer wurde als verkaufsförderndes Argument vor allem die Portostufe hervorgehoben, der EOV wurde nicht erkannt.

Das schleswig-holsteinische Harksheide erhielt offenbar erst 1954/1955 eine eigene Postanstalt. Friedrichsgabe hatte im gesamten in Frage kommenden Zeitraum keine eigene Postanstalt. Die Postkarte wurde also in Harksheide aufgegeben und zum Ortstarif nach Hamburg versandt. Die Zulassung Hamburg - Harksheide erscheint erstmals in der ADA V, 1, und zwar als Berichtigung im Zeitraum zwischen Juli und Dezember 1955.

Hier noch der Auszug aus dem Hamburger Strassenverzeichnis von 1951:



Es war also schon vor der Einrichtung einer Postanstalt in Harksheide möglich, Briefe und Postkarten zwischen HH und Harksheide, bzw. Friedrichsgabe zu versenden. Offenbar gehörten diese beiden Orte zum Landzustellbezirk von Garstedt, mit dem der EOV schon seit 1.8.1931 zugelassen war.

So, das war`s für heute. :-)
 
Brigitte Am: 29.05.2013 12:21:38 Gelesen: 81705# 19 @  
@ bekaerr [#18]

Vielleicht kennt ja ein Mitleser einen Trick, wie man Excel-Tabellen hier einfügen kann?

Hallo bekaerr,

Excel-Tabellen können nicht importiert werden, ebensowenig PDFs.

Schöne Grüsse,

Brigitte
 
bekaerr Am: 30.05.2013 14:40:16 Gelesen: 81656# 20 @  
@ Brigitte [#19]

Danke für Deine Antwort. Schade, da bleibt also nur den Umweg über Ausdrucken und als Bild wieder einscannen.

Nachdem wir etwas in den Jahrzehnten herum gesprungen sind, möchte ich heute wieder den Fokus auf den Anfang des vergangenen Jahrhunderts lenken.

Der Raum Hamburg bietet sich dabei wunderbar an, die Vielfältigkeit des Nachbarortsverkehrs darzustellen. Ich habe einmal versucht, die trockenen Daten in eine für`s Auge besser wahrnehmbare Form zu bringen:



Hier einige dazu gehörende Belege:



Postkarte von Altona nach Hamburg-Borgfelde. Anders als bei den Berliner Vororten, bei denen das "Berlin" im Stempel lediglich für die geographische Nähe steht, weist die Doppelbezeichnung im Ankunfts-KOS auf die politische Zugehörigkeit hin. Eine Erklärung, für diese unterschiedliche Handhabung habe ich bisher nicht finden können. Ich glaube, dass muss man einfach so akzeptieren.

Hier ein etwas späterer Brief, von Hamburg nach Wandsbek, Tarif 1.8.1916 - 30.9.1918:



Gerade eben wird Kuchen geliefert, muß daher dringend Pause machen. :-)
 
bekaerr Am: 30.05.2013 16:12:36 Gelesen: 81641# 21 @  
Weiter geht`s mit vollem Magen:



Postkarte von Hamburg nach Groß-Borstel vom 10.1.1919

Postkarten konnten erst wieder nach der Abschaffung der Reichsabgabe zu ermäßigten Gebühren im Ortsverkehr verschickt werden. Der 7 1/2-Pfennig-Tarif galt vom 1.10.1918 bis 1.10.1919. Laut "Hass" erfolgte 1913 eine Ortsnamenänderung von Groß-Borstel nach Hamburg-Großborstel. Kann jemand weitergehende Auskünfte geben, ob sich mit dieser Ortsnamenänderung auch der Status als selbständiger Postort geändert hat?



Eindeutiger NOV von Lokstedt nach Hamburg, Postkarte vom 20.7.1904



Postkarte von Stellingen nach Hamburg vom 26.8.1901

Das sind alle Belege, die ich in den letzten Jahren aus dem Raum Hamburg zusammentragen konnte. Wenn man sich die Übersicht in [#20] ansieht, fällt auf, wie viele Verbindungen ich noch nicht belegen konnte. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn der ein oder andere Mitleser die eine oder andere Lücke mit Belegmaterial füllen könnte. :-)

Beste Grüße,
Bernd
 
volkimal Am: 07.06.2013 18:02:32 Gelesen: 81558# 22 @  
Hallo zusammen,

diesen Nachbarortsverkehr von Berlin nach Charlottenburg findet man vermutlich sehr häufig.



Charlottenburg wurde erst 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet. Daher handelt es sich bei der Karte von 1901 um Nachbarortsverkehr.

Viele Grüße
Volkmar
 
bekaerr Am: 08.06.2013 15:35:42 Gelesen: 81518# 23 @  
Hallo zusammen,

nach einer arbeitsreichen Woche finde ich nun endlich wieder Muße für`s Hobby. :-)

@ volkimal [#22]

Vielen Dank für den Beleg. Nachbarortsbelege zwischen Berlin den Vororten sind in der Tat relativ häufig anzutreffen. Aber wer genau hinschaut, kann auch hier interessante Belege finden:



Brief von Berlin nach Charlottenburg, 29.11.1919. Der Brief konnte trotz intensiver Bemühungen - er wurde mehrfach weitergesandt (an die Postämter Halensee, W. 62, Britz, W. 15 und ein weiteres), bei zwei Postämtern wurde im Verteilerraum ausgerufen, ob jemand den Empfänger kenne - nicht zugestellt werden und wurde daher am 2.12. an das Aufgabepostamt C2 zurück gesandt (Tarif 1.10.1919 - 5.5.1920).

Ebenfalls ein später NOV-Beleg von Berlin nach Halensee vom 23.1.1920, gute drei Monate vor Ende des Nachbarortsverkehrs:



Tarif 1.10.1019 - 5.5.1920

Halensee war als Kolonie nie selbständig, es gehörte stets zu Wilmersdorf, der Postort Halensee genoß den ermäßigten NOV mit Berlin ab dem 1.4.1900.

Über 40 % (ca. 1100 !) aller Nachbarortsverbindungen betrafen das heutige Gebiet von Berlin. Ich bin mir fast sicher, dass ich es allein nicht schaffen werden, für jede Verbindung auch einen Beleg zu finden. Freue mich daher auf weitere Berliner NOV-Belege von Euch!

Beim nächsten Mal werde ich einige Belege der Berliner Vororte untereinander zeigen.

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 08.06.2013 15:42:22 Gelesen: 81516# 24 @  
Einen besonders schönen habe ich noch:


 
mumpipuck Am: 09.06.2013 11:06:26 Gelesen: 81464# 25 @  
Hier kann ich noch einen Beleg für den Nachbarortsverkehr Hamburg - Billwärder vom 08.04.1902 nachreichen:


 
mumpipuck Am: 09.06.2013 23:25:10 Gelesen: 81399# 26 @  
Nachfolgend möchte ich noch einen Beleg vorstellen, der zeigt, dass auch die Einwohner der betroffenen Orte sich nicht so sicher waren, wo der Nachbarortsverkehr (NOV) bestand und wo nicht.

Es ist ein Brief von Zollenspieker ins benachbarte Kirchwärder vom 31.12.1901. Er wurde zum Ortsporto frankiert. Der NOV galt zwischen diesen Orten aber erst ab 21.03.1905, weshalb entsprechend Nachporto erhoben wurde. Ab 01.04.1938 gehörten beide Orte zu Hamburg und dort zum Ortsteil Kirchwärder des Stadtteils Hamburg-Bergedorf. Kirchwärder als Poststelle I Hamburg-Kirchwärder 1 und Zollenspieker als Postamt Hamburg-Kirchwärder 2.


 
westfale1953 Am: 10.06.2013 10:49:58 Gelesen: 81360# 27 @  
Hallo Bernd,

ich habe hier eine Ganzsachen-Postkarte von ENDERSBACH nach ??? frankiert mit 5 1/2 Pfg. Diese Portostufe lässt mich vemuten, dass es sich hier um eine Sendung im Nachbarortsverkehr handelt. Ist das korrekt?

Kann jemand den Bestimmungsort identifizieren?



Bernhard
 
Jahnnusch Am: 10.06.2013 11:01:02 Gelesen: 81352# 28 @  
Breitnersbach - gibt es nicht
Beutnersbuch - gibt es nicht
Leutersbach gibt es in Sachsen
 
reichswolf Am: 10.06.2013 13:04:43 Gelesen: 81330# 29 @  
@ westfale1953 [#27]

In einem solchen Fall geht man wie folgt vor: Endersbach in Google suchen. Dann findet man heraus, daß der Ort heute ein Stadtteil von Weinstadt ist, und daß der Nachbarstadtteil Beutelsbach heißt. Da das sowohl zur Portostufe als auch zum etwas unleserlichen Bestimmungsort passt, würde ich damit das Problem als gelöst angehen, besonders wenn man folgendes berücksichtigt:

"Im inneren Verkehr Württembergs (PO für das Königreich Württemberg vom 27. Juni 1892 und vom 21. Mai 1900, Regierungsblatt für das Königreich Württemberg 1892 S.197 und 1900 S. 369) umfasste seit dem 1. April 1900 der Nachbarortsverkehr den Verkehr zwischen Postanstalten, die bis zu 10 km voneinander entfernt waren." (Quelle: wikipedia)

Beste Grüße,
Christoph

PS: Der Stempel von Aichberg passt auch sehr gut ins Bild. Aichberg ist heute eine Nachbargemeinde von Weinstadt.
 
bekaerr Am: 10.06.2013 13:54:42 Gelesen: 81324# 30 @  
@ westfale1953 [#27]

Hallo Bernhard,

beide Orte lagen in Württemberg. Der Bestimmungsort heißt "Beutelsbach" und war zumindest 1910 (für die Jahre danach fehlen mir leider noch Quellen) selbständiger Postort.

Heute gehören beide zu Weinstadt: http://de.wikipedia.org/wiki/Weinstadt

Vorausgesetzt, Beutelsbach war auch 1919 noch selbständiger Postort, handelt es sich auf jeden Fall um einen echten Nachbarortsverkehr. Beide Orte lagen nur ca. 2 km voneinander entfernt. In Württemberg gab es ja bis Mitte/Ende 1919 noch den sog. Oberamtsverkehr, bzw. einen 10 km-Bereich (siehe auch: @ bekaerr [#6])

Gratuliere zu dem Beleg. :-)

@ mumpipuck [#26]

Auch dieser Beleg passt hervorragend zum Thema, da er zeigt, dass nicht nur wir Sammler von heute Probleme mit den Geltungsbereichen haben, sondern auch schon die damaligen Postbenutzer. Im Handwörterbuch des Postwesens (Ausgabe 1927) wird das sehr anschaulich erläutert (besser, als ich es mit eigenen Worten könnte):

"Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland eingetretene ... ständig verdichtende Besiedelung des flachen Landes hatte zur Folge, daß viele politisch selbständige und mit eigenen PAnst. ausgestattete Gemeinden ineinanderwuchsen. Im Verkehr zwischen diesen baulich zusammenhängenden oder unmittelbar aneinander grenzenden Orten bereitete die Abgrenzung der Geltungsbereiche für die Ortsbriefgebühr große Schwierigkeiten, zumal die Grenzen der Zustellbezirke der PAnst eng benachbarter Orte sich häufig nicht mit den Gemeindegrenzen deckten. Es kam daher häufig vor, daß für Teile einer Ortschaft, die zum Zustellbezirk eines benachbarten Postortes, nicht aber mit den übrigen Teilen des eigenen zu einer anderen PAnst gehörenden Ortes die ermäßigte Ortsbriefgebühr galt."

Deswegen wurde der Nachbarortsverkehr eingeführt. Der Beleg von Zollenspieker nach Kirchwärder spiegelt in meinen Augen genau diese beschriebene Unsicherheit wieder. Schön, dass Du auch die weitere historische Entwicklung, das Zusammenwachsen, bzw. Ineinanderaufgehen der beteiligten Orte nachzeichnet. So wird aus einem einfach Beleg echte Post-Geschichte.
 
westfale1953 Am: 11.06.2013 08:30:38 Gelesen: 81257# 31 @  
Guten Morgen!

Christoph und Bernd: Vielen Dank für eure Hilfe! Ich habe bei der Entzifferung des Ortes ebenso Probleme gehabt wie Jahnnusch. Aber dank eurer Hilfe ist ja jetzt alles klar. Ich habe eine weitere Ganzsachen-Postkarte gefunden, die in diesen Thread passen könnte:

GOLDBERG (Schlesien) nach LIEGNITZ 25.10.16



Die beiden Orte liegen auch nur wenige km auseinander. Ist in diesem Fall das Porto (7 1/2 Pfg.) Hinweis auf den Nachbarortsverkehr?

Danke nochmals,

Bernhard
 
bekaerr Am: 12.06.2013 14:42:19 Gelesen: 81198# 32 @  
@ westfale1953 [#31]

Hallo Bernhard,

für Postkarten gab es in der Zeit vom 1.7.1906 - 30.9.1918 keine Ermäßigungen im Ortsverkehr. Eine Postkarte aus diesem Zeitraum kann daher schlecht zur Dokumentation des Nachbarortsverkehrs herangezogen werden, das geht leider nur über Briefe.

Nach meinen Unterlagen gab es aber auch für Briefe keine Ermäßigung zwischen Goldberg und Schlesien.

Freue mich auf weitere Belege!

Bernd
 
bekaerr Am: 15.06.2013 13:42:00 Gelesen: 81072# 33 @  
Hallo zusammen,

passend zu dem Beleg in mumpipucks Beitrag [#26] fand heute folgende Postkarte den Weg zu mir:



Postkarte vom 24.4.1900 von Berlin nach Cöpenick (man beachte die moderne Schreibweise mit "K" in der Anschrift)

Cöpenick ist allgemein als Berliner Vorort bekannt und wird als solcher auch im KBHW aufgeführt. Dennoch reichten die 2 Pf nicht aus, da zwischen Berlin und Cöpenick, das noch dazu in der OPD Potsdam lag, kein ermäßigter Nachbarortsverkehr zugelassen war (und auch später niemals wurde). Der Empfänger mußte daher 10 Pf Nachporto zahlen.

Die folgenden Belege sind dafür echte Nachbarortsbelege, alle zwischen den Berliner Vororten gelaufen.



Baumschulenweg nach Schöneberg, NOV zugelassen ab 30.6.1900



Charlottenburg nach Wilmersdorf, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Charlottenburg nach Halensee, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Charlottenburg nach Plötzensee, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Friedenau nach Steglitz, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Grunewald nach Südende vom 23.6.1906. Etwa eine Woche später kosteten Postkarten entfernungsunabhängig 5 Pf (vgl. bekaerr [#32])

Es liegt in der Natur der Sache, dass NOV-Belege von nahe beieinanderliegenden Berliner Postorten immer wieder zu finden sind. Wirklich selten sind hingegen Belege, zwischen weit entfernten Nachbarpostorten. So ist es mir bisher leider noch nicht gelungen, beispielsweise einen Beleg von Oberschöneweide nach Tegel (Zulassung ab 17.12.1910) zu finden.

Beste Grüße,

Bernd
 
bekaerr Am: 20.06.2013 20:03:30 Gelesen: 80940# 34 @  
Ein sehr reizvolles Teilgebiet des Nachbarortsverkehrs ist ein solcher per Bahnpost. Was sich auf den ersten Blick unsinnig anhört (mit Bahnpost verbindet man vor allem Fernziele), fand sogar in einer amtlichen Verfügung Niederschlag:



Man kennt diese Regelung aus der Zeit vor dem einheitlichen Porto für Fernbriefe.

Solche Nachbarortsbelege sind wirklich schwierig zu finden, ich habe bis jetzt erst etwa eine Handvoll finden können. Richtig spannend finde ich, die Hintergründe eines solchen Beleges mit der Kombination Nachbarortsverkehr und Bahnpost nachzuzeichnen.



Postkarte von Netzschkau nach Mylau per Bahnpost vom 11.11.1902 mit vorschriftsmäßiger Angabe des Aufgabeortes neben dem Kursstempel. Ohne diese Angabe hätte kein Mensch gewußt, ob es sich nicht um eine unterfrankierte Postkarte handelt und demnach Nachgebühr fällig gewesen wäre.

Die Bahnlinie „Reichenbach – Eger“ wurde am 1.11.1865 eröffnet und führte von Beginn an das „Fahrende Postamt Nr. 5“ mit. Die Postkarte wurde in Netzschkau in den Bahnsteigbriefkasten oder direkt in den am Bahnpostwagen befindlichen Briefkasten des aus Eger kommenden Zuges eingeworfen. Da es zwischen Netzschkau und Mylau aufgrund des großen Höhenunterschieds von ca. 100 m auf etwa 1,5 km Luftlinie keine direkte Bahnverbindung gab, ging die Reise erst nach Reichenbach (5,3 km) und von dort über die am 30.4.1895 eröffnete Nebenbahn weiter nach Mylau (7,8 km). Insgesamt legte die Postkarte eine Bahnstrecke von 13,1 km zurück. Der Bahnhof in Mylau wurde in den 1970er Jahren stillgelegt. (Quellen: wikipedia, Reichskursbuch 1905)

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 27.06.2013 15:39:20 Gelesen: 80836# 35 @  
Auch diese Postkarte ist per Bahnpost im Nachbarortsverkehr gelaufen:



Laut handschriftlicher Ortsangabe neben dem Kursstempel von Leutzsch nach Leipzig am 30.1.1906, Nachbarortsverkehr zugelassen ab 1.4.1900

Leutzsch wurde erst 1922 sowohl politisch als auch postalisch nach Leipzig eingemeindet. Reudnitz ist hingegen bereits seit 1889 Stadtteil von Leipzig und seit 1900 kein eigenständiger Postort mehr. Ein Indiz dafür ist, dass auf der Karte kein Ankunftsstempel von Reudnitz abgeschlagen wurde, dafür ein Leipziger Bestell- oder Ausgabestempel. Die Bahnstrecke belief sich auf 6,7 km, zwischen Leutzsch und Leipzig hielt der Zug an den Bahnhöfen Gohlis-Möckern und Gohlis-Eutritzsch (Quelle: Reichs-Kursbuch Juli 1905).

Es ging aber auch ohne Bahnpost:



Auch hier wieder der gleiche Leipziger Bestell- / Ausgabestempel

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 11.07.2013 10:39:41 Gelesen: 80676# 36 @  
Hallo zusammen,

nach etwas Abstinenz vom Hobby möchte ich mit den Besonderheiten des Nachbarortsverkehrs weitermachen. Heute zeige ich eine 27 Pf - Frankatur einer Postkarte, wie sie zum damaligen Zeitpunkt im Reichspostgebiet nur im Berliner Nachbarortsbereich vorkommen konnte:



Postkarte von Berlin nach Grunewald per Rohrpost vom 4.4.1906.

Postkarten kosteten im gesamten Berliner Rohrpostbereich 25 Pf. Der Zielort Grunewald lag nun einerseits außerhalb der Rohrpostbezirks,andererseits innerhalb des Nachbarortsbezirks von Berlin und Wilmersdorf. Wilmersdorf war die letzte Rohrpoststation vor Grunewald. Für den Weg von Wilmersdorf nach Grunewald mußte also das normale Porto für die Weiterleitung bezahlt werden, im NOV 2 Pf.

Der gezeigte Beleg wurde vor einigen Jahren bei einer Auktion angeboten. Seitdem habe ich nur einen weiteren ähnlichen Beleg im Auktionsmarkt entdeckt, der allerdings deutlich schlechter beinand war.

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 18.07.2013 21:21:42 Gelesen: 80537# 37 @  
Hallo zusammen,

abgesehen von "Einschreiben" sind alle sonstigen Zusatzleistungen im Nachbarortsverkehr äußerst selten zu finden. Heute zeige ich einen von zwei mir bekannten Nachnahmebriefen:



Brief von Bant nach Wilhelmshaven vom 23.9.1908, NOV zugelassen ab 1.4.1900

Bant wurde am 1.5.1911 mit den Gemeinden Heppens und Neuende zur Stadt Rüstringen vereinigt. Bant gehörte damals zum Gliedstaat Oldenburg, Wilhelmshaven zu Preußen. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 wurden Rüstringen und Wilhelmshaven vereinigt.

Die Mängel sind in meinen Augen aufgrund der großen Seltenheit vernachlässigbar.

Beste Grüße,
Bernd
 
christel Am: 19.07.2013 13:04:37 Gelesen: 80500# 38 @  
@ bekaerr

Bernd, "dein Wunsch sei mir Befehl".

Wir bewegen uns mal zur "Hauptstadt" Lothringens und einem Ort des Landkreises Metz, Montigny (heute: Montigny-lès-Metz).

Ich schrieb vorhin: "Ich glaube recht nett ?" und bekam zur Antwort: "Du glaubst richtig!"

Also, haltet alle die Augen offen, damit wir noch mehr der Schätzchen hier sehen.

Es grüßt euch.
Christel


 
bekaerr Am: 20.07.2013 13:48:14 Gelesen: 80465# 39 @  
@ christel [#38]

Hallo Christel,

"dein Wunsch sei mir Befehl": wenn das meine Frau liest. -:)

Vielen Dank für die Blumen, hier die versprochene Auskunft:

Metz mit Devant-les-ponts, Longeville (Langenheim), Montigny (Monteningen), Plantières-Queuleu, Plappeville (Papolsheim), St. Julien (St. Julian), Woippy(Wappingen) ab 1.4.1900, mit Sablon ab 21.3.1905. Alle auch untereinander.

Damit das ganze nicht zu trocken wird:



Straßburg mit Bishheim-Hönheim, Kehl (OPD Karlsruhe) ab 1.4.1900, mit Eckbolsheim ab 20.3.1907 und mit Lingolsheim ab 21.3.1914.

Leider habe ich noch keinen Beleg aus der Oberpostdirektion Straßburg, vielleicht kann jemand der Mitleser einen beisteuern.

Beste Sommergrüße,
Bernd
 
christel Am: 20.07.2013 20:15:17 Gelesen: 80436# 40 @  
@ bekaerr [#39]

Hallo Bernd,

da sich bisher noch niemand gemeldet hat, um den ersten Beleg der Oberpostdirektion Strassburg vorzuzeigen, möchte ich dem Wunsche des Themenstarters nachkommen.

Bischheim-Hönheim >>> Strassburg

Das Datum will ich nicht schreiben, weil ich glaube wohl auch hier den "Rekord" des Eröffnungstextes um ein paar Tage zu übertreffen. Aber ich suche auch noch den 01. April 1900 heraus.



Und nun allen ein schönes Wochenende von Christel
 
volkimal Am: 21.07.2013 07:58:37 Gelesen: 80407# 41 @  
Hallo Bernd,

diese Karte passt eigentlich nicht ganz genau in dieses Thema, aber ich möchte für Württemberg kein eigenes Thema eröffnen.



Im Beitrag [#6] schreibst Du:

Der Württembergische Nachbarortsverkehr war bis 1919 gänzlich anders strukturiert. Ich bin da nicht ganz so sattelfest, aber der dortige Nachbarortsverkehr richtete sich lange Zeit nach der Entfernung. Dazu gehörten Briefsendungen in einem Umkreis von (ich glaube) 10 km - bitte korrigieren, falls falsch - lag. Dann gab es noch den sog. Oberamtsverkehr. Dieser beinhaltete ermäßigte Briefsendungen, die das Gebiet eines Oberamtes nicht verließen. Vielleicht können die Württemberg - Spezialisten hier noch genauere Angaben machen?

Demnach wäre diese Karte ein Beispiel für den Oberamtsverkehr, denn sowohl Uhingen als auch das 5 km entfernte Ebersbach gehören zum Oberamt Göppingen. Beim Ankunftsstempel heißt es dementsprechend unten "O/A GÖPPINGEN"

Viele Grüße
Volkmar
 

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