Die Anstalt wurde am 15. Oktober 1886 von Bernhard Richard Müller als "Express-Packet-Verkehr" für Auerbach und Falkenstein im Vogtland gegründet.
Bereits vier Wochen später wurde diesem Unternehmen der "Briefverkehr" als weiterer Zweig angegliedert, dem es von vornherein in dem gerade 8000 Einwohner zählenden Ort an Beförderungsnotwendigkeit mangelte. Dessen ungeachtet wurde gerade dieser Teil des Unternehmens mit einem Instrumentarium an Tarifen und einer Fülle von Wertzeichen verschiedenster Art ausgestattet, die für eine Anstalt mit der Beförderungskapazität einer Großstadt vollauf ausgereicht hätte. Neben weit über 100 Werten für Briefe und Pakete gab es Sonderausgaben für Warenproben, Drucksachen, Anweisungen sowie Eilboten- und Einschreibsendungen, ergänzt durch Nachporto- und Kontroll-Marken. "Bezettelungen", gedruckt mit fünf sorgsam konstruierten Druckplatten, die alle Wertstufen noch einmal zusammen für beide Schwesternanstalten enthielten. Dieses eher für den Sammler bestimmte reichhaltige Angebot wurde natürlich noch durch Probedrucke und eine ungezähnte Ausgabe (infolge Bruchs der Zähnungsmaschine) abgerundet und schließlich mit einer "Zwischenausgabe" - Zähnung der ersten, Farben der Zweiten - bis an die Grenze der Glaubwürdigkeit getrieben. Das diese Ausgaben kaum noch mit den postalischen Notwendigkeiten des Unternehmens begründet werden konnten, war in Sammlerkreisen bereits damals unbestritten. Umstritten aber blieb, ob und inwieweit hier die fachmännischen Ideen einer in Gößnitz versammelten Interessengemeinschaft hineingewirkt haben, deren philatelisches Presseorgan stets prompte Neuheitenmeldungen und begründete Erklärungen zu den verschiedenen Abarten samt den Klischees zu veröffentlichen in der Lage war.
Gegenüber der Markenproduktion stellte sich das Emmissionsprogramm der Ganzsachen geradezu bescheiden dar. Sozusagen als einziges philatelistisches Unglück mußte auf diesem Sektor die "Brand"-Ausgabe hingenommen werden, die ihre Existenz einem Feuerausbruch in den Anstaltsräumen verdankt.
Während der Briefverkehr am 31. März 1900 eingestellt werden mußte, bestand die Firma Richard Müller als Express-Packet-Verkehr bis zum Jahre 1907 weiter und ging dann an A.F.Leistner über, der unter Weiterbenützung der Wertzeichen das Unternehmen bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges weiterführte.
Quelle: Die Deutschen Privatpost-Anstalten, Band I von Hans Maier zu Eissen.Privatpost "
Falkenstein" siehe hier:
http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=10288&CP=0&F=1LG, Meinhard