Thema: Rumänien für Sammler
Heinz 7 Am: 16.04.2019 09:34:02 Gelesen: 332973# 731@  
@ 10Parale [#730]

Guten Tag,

die Auktion ist nun also vorbei, und brachte das erwartete Ergebnis (für Los 10368).

Zu diesem Angebot möchte ich noch etwas anmerken.

Es ist ganz aussergewöhnlich, dass sich eine Briefmarke so verbessert! Es ist nämlich dieselbe Briefmarke, die im Herbst bei Köhler versteigert wurde! 367. Auktion, September 2018, Los 709.

Natürlich war dieses Los im Auktionskatalog auch abgebildet. Der Fettfleck oben rechts (von vorne gesehen) prägte (damals) aber den Gesamteindruck nachhaltig, sodass mehrere Sammler die Marke nicht begehrten. Sie kam ja auch mit einem tiefen Ausruf zum Angebot, nur Euro 4'000. Der Zuschlag war etwas höher, aber auch nicht berauschend, nur vierstellig. Der Käufer Herbst 2018 hat nun offenbar Folgendes unternommen:

Die Briefmarke soll zwischen zwei saugfähigen Fliessblättern etwas geglättet worden sein. Das ist eine zulässige Massnahme und keine Reparatur. Die meisten Philatelisten haben eine Abneigung gegen Reparaturen von Briefmarken, und betrachten eine solche als wertmindernd! Offenbar gelang es so, den 2018 dominierenden Fettfleck-Eindruck zurückzudämmen. Die Fotos im Auktionskatalog 2019 "Classicphil" zeigen nun eine attraktive Marke. Die ehemalige "Fettecke" ist nun eine unscheinbare leichte Verfärbung.

Somit resultiert eine attraktive Seltenheit, sehr schön geschnitten (breitrandig), mit Restgummi. Die im Attest Heimbüchler genannten Mängel sind natürlich immer noch da; das alte Attest (2015) war noch etwas ausführlicher und genauer (nannte auch eine "kleine Papierverstärkung" = Reparatur). Das alte Attest fehlte nun bei der Verkaufsdokumentation; immerhin wurde das Attest Heimbüchler vor der Auktion noch aufgeladen. Es fehlte ursprünglich im Online-Katalog.

Der Ausruf lag nun bei Euro 8'500, dies war wohl ungefähr der Kaufpreis (Herbst 2018). Nun erzielte die Marke einen Zuschlag von Euro 25'000. Dazu kommen (sehr hohe!) 25 % Aufgeld, total also Euro 31'250. Dies erachte ich als angemessenen Kaufpreis. Dazu muss man wissen, dass es diese Marke fehlerfrei fast nicht gibt.

Dieser Fall ist für mich ein Lehrstück. Ich hätte die Glätt-Aktion wohl selber nicht gewagt, aus Angst, die 161 Jahre alte Briefmarke zu beschädigen. Der kenntnisreiche Käufer hat es aber gewagt und damit viel Geld gewonnen. Gratulation!

Eine so seltene und klassisch-begehrte Marke erzielt in der Regel auch ihren "richtigen" Preis. Es ist richtig, dass heute einige Stücke mehr dieser Briefmarke bekannt sind als 1905, als Haas seine berühmte Studie schrieb oder als Schubert 1912 seine Studie veröffentlichte (siehe Rubrik: die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt). In den letzten 114 Jahren wurde also noch das eine oder andere Stück gefunden, während bei anderen Weltraritäten in dieser Zeit KEINE zusätzlichen Stücke auftauchten. Ob wirklich noch weitere heute unbekannte Exemplare in einem Kloster existieren ist Ansichtssache. Dagegen spricht, dass diese Briefmarke seit ca. 150 Jahren weltberühmt (und teuer) ist. Bestimmt wurde die Korrespondenz der Klöster in den letzten 150 Jahren bereits sorgfältig gesichtet.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/5351
https://www.philaseiten.de/beitrag/201505