Thema: Handrollstempel, ungewöhnliche und seltene Beispiele
filunski Am: 11.06.2019 22:30:36 Gelesen: 440871# 233@  
@ Nordluchs [#231]

"...ich habe doch nur gefragt..."

Hallo Hajo und alle zusammen,

Ist doch gut, dass du nicht nur gefragt hast, sondern uns auch gleich noch diese schönen Stücke zeigst! ;-)

Also dann, weiter gehts!

Wie hat es Jürgen, wohl sehr passend ausgedrückt, … die "Päckchengebühr-bezahlt"-Handrollfreistempel … diese dürften die wenigsten hier kennen [#229].

Diese Meinung teile ich voll und ganz, gehören diese doch m.E. zu den ganz großen, unbekannten Raritäten der Deutschen Philatelie.

Zum ersten Mal erwähnt wurden sie in einem Amtsblatt der Reichspost im Jahre 1932. Darin informiert die Reichspost darüber, dass es einer Firma in Freudenstadt mit starkem Päckchenaufkommen versuchsweise ermöglicht ist, „Gebühren für Päckchen des Inlandsverkehrs wie beim Paketselbstbucherverfahren durch Abbuchung vom Postscheckguthaben zu entrichten“. Gleichzeitig erfolgt der Hinweis, dass die Päckchen den Abdruck eines Handrollstempels mit der Inschrift „Päckchengebühr bezahlt“ erhalten“.

„…Noch im gleichen Jahr wird am 15. November 1932 mit Verfügung Nr. 423/1932 im Amtsblatt Nr. 99 die generelle, aber noch versuchsweise Einführung auch anderen Versendern zugestanden.

Die wichtigsten Punkte waren:

- durchschnittliche tägliche Auflieferung von mindestens 50 Päckchen
- die Kosten des Stempels (ca. 90 RM) hat der Absender zu tragen
- der Stempel verbleibt bei der Aufgabe-Postanstalt
- statt der Entwertungslinien sind die Absenderangabe und eine Werbeinschrift angebracht.“ [1]

Vom Reichspostzentralamt der DRP wird in der neuen Stempelnorm RZP 427 282/1 vom September 1935 erstmals ein Handroll-Päckchen-Freistempel gezeigt:



Soweit zum Hintergrund. Diese Handroller wurden also von Firmen genutzt die viele Päckchen zu versenden hatten, oft waren dies auch Buchverlage, und die damit gleichzeitig auch mit der Freimachung Werbung für ihr Unternehmen machen konnten. Diese Päckchen wurden aber leider in den meisten Fällen von den Empfängern restlos entsorgt und insbesondere aus der Anfangszeit sind bis heute nur ganz wenige Päckchenaufkleber und/oder –ausschnitte erhalten geblieben. Es gibt auch nur wenige Philatelisten (wir erinnern uns an Jürgens Worte ;-)), die solche Stempel überhaupt erkennen und dann auch zu würdigen wissen. Funde dazu sind wahre Glücksfälle und sehr selten.

Aus der Sammlung Helmut Oelekers (Ehrenvorsitzender der Poststempelgilde e.V.) kann ich folgendes Beispiel dazu zeigen (Blanko Abschlag):



Und aus derselben Quelle ein seltener Bedarfsbeleg (Päckchenaufkleber):



So viel dazu im Moment und ich bin sicher, da werden wir noch mehr sehen. Vielleicht zeigt uns ja auch Hajo noch sein besonderes Sahnestückchen aus seiner Sammlung?

Viele Grüße,
Peter

[1] siehe auch: W. Harms, Handroll-Päckchenstempel in Heft 61, S.61 ff der Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V., 2007
 
Quelle: www.philaseiten.de
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