Thema: BDPh, Landesverbände, Ortsvereine, Mitglieder: Was sie tun könnten u. sollten
Polarpost040 Am: 08.12.2023 18:48:00 Gelesen: 2839# 30@  
@ Eric Scherer [#10]

Als ganz neues Forumsmitglied habe ich die Debatte zu diesem Thema in den letzten Tagen interessiert verfolgt, obwohl die letzten Beträge (Datenschutz bei Ausstellungssammlungen) am Thema vorbeigehen.

Ich sammle seit über 50 Jahren ausschließlich Polarpost und bin ohne irgendein Dazutun des BDPh, eines LV oder eines OV zu dem Sammelgebiet gekommen. Ausschlag gab ein Artikel zum Thema „Post von Stationen auf driftenden Eisschollen rund um den Nordpol“ in der ehemaligen philatelistischen Fachzeitschrift „Briefmarken-Mauritius“, die man damals üblicherweise noch an Zeitungskiosken z.B. in Bahnhöfen erwerben konnte. Seit Jahrzehnten bin ich in Vereinen organisiert und bekomme mit, was alles im Zusammenspiel mit dem BDPh in meinen Augen nicht so gut läuft.

Es gibt, so wie ich, viele Spezialisten, die im Ortsverein unter "normalen" Briefmarkensammlern, die nach Michel-Nummern ihre Sammlungen komplettieren wollen, nicht sinnvoll aufgehoben sind. Diese schließen sich zumeist in überörtlichen Arbeitsgemeinschaften zusammen, müssen aber dennoch eine Zwangsmitgliedschaft indirekt über einen OV oder eine Direktmitgliedschaft im BDPh eingehen.

Dafür bekommen sie als Hauptgegenleistung ein Abonnement der Monatszeitschrift „Philatelie“, welches im Vergleich zu anderen philatelistischen Fachzeitschriften sehr günstig, aber für die Spezialisten nahezu völlig nutzlos ist.

Aus Beitrag [#10]:

Aber eines ist klar: Mit den schwindenden Mitgliederzahlen sind die Mitgliedsbeiträge unter Druck. Im Moment sind die fast überall so niedrig, dass man über die ganzen Streitereien über Beitragserhöhungen eigentlich nur Schmunzeln kann. Kaum ein Beitrag ist höher als ein gutes Mittagessen auswärts. Mit immer weniger Beitragszahlern, was klar die zukünftige Entwicklung ist, wird es aber immer schwieriger, das Kostengleichgewicht zu halten.[/I]

Den Vergleich mit dem Mittagessen möchte ich gerne aufgreifen:
Das Restaurant heißt BDPh und es wird ein Komplettmenü angeboten, das vorab zu bezahlen ist (Jahresbeitrag). In der Speisekarte sind die Leistungen aufgelistet, die der BDPh anbietet. Der Hauptgang stellt die Zeitschrift „Philatelie“ dar, die aber für mich nutzlos ist, da ich von ihr nicht satt werde. Bleiben die Vor- und Nachspeisen, die Beilagen und Getränke. Auch diese Leistungen sind mangelhaft oder werden nicht erbracht. Dazu etwas später. Auch wenn dieses Komplettmenü nur so viel kostet wie eine Direktmitgliedschaft, warum sollte ich dort weiter einkehren, wenn die Gegenleistung nicht stimmt?

Genau das waren die Gründe für den Austritt des Heilbronner Briefmarkensammlervereins am letzten Sonntag, wo sicher weit mehr Mitglieder nicht auf die „Philatelie“ verzichten wollen als es bei den noch mehr spezialisierten Arge-Mitgliedern vermutlich der Fall sein wird. Dennoch war eine Mehrheit zum Austritt bereit.

Jetzt zu anderen Kritikpunkten, viele Kleinigkeiten (die Vor- und Nachspeisen, Beilagen und Getränke), die bisher m.W. noch nicht angesprochen wurden, aber insgesamt kein gutes Bild über die Leistungsfähigkeit des BDPh abgeben:

1.) Wo gibt es öffentlich einen Rechenschaftsbericht über die Einnahmen und Ausgaben der Landesverbände und des BDPh? Wie können die Mitglieder nachvollziehen, wohin genau welche Gelder aus ihren Beiträgen geflossen sind?

2.) Auf der Homepage des BDPh unter „Service“ befindet sich immer noch eine veraltete Beitragsordnung vom 28.9.2019, obwohl die Beiträge seitdem gestiegen sind. Warum gibt es seit 2021 (!!) hier keine Aktualisierung?

3.) Das Protokoll der BDPh-Hauptversammlung 2021 in Bonn ist unter „Service“ veröffentlicht, nicht jedoch das Protokoll von 2023 zu HV in Bautzen vom 29.9.2023. Warum nicht??

4.) Klammheimlich wurde im Impressum der Sitz (die Adresse) des BDPh geändert. Warum gibt es hierzu keine Begründung? Ist es zu peinlich zugeben zu müssen, dass das stolze Flaggschiff, Haus der Philatelie nicht mehr gehalten werden konnte?

5.) Arbeitsgemeinschaften müssen zwangsweise 8 bis 9 Exemplare ihrer Rundbriefe für sicher sinnvolle Dinge abgeben und bekommen dafür maximal 125 Euro im Jahr. Der BDPh nennt dies stolz „Druckkostenzuschuss“ als Anerkennung der Leistung, verkennt aber dabei, dass die Druck- und Versandkosten leicht diesen Betrag übersteigen können, besonders bei Farbdruck und großem Seitenumfang. Es ist dann kein Zuschuss mehr vom BDPh, sondern kann sehr schnell ein Zuschussgeschäft für den Verein sein. Ein Geldrückfluss in Form eines Zuschusses ist hier zu verneinen.

6.) Selbst Jubiläums-Ehrennadeln werden nicht kostenlos vom BDPh abgegeben, traurig, nachdem gerade diese Mitglieder über viele Jahre Beiträge entrichtet haben.

7.) Werbestände auf Messen wie bei der IBRA in Essen sind für die Argen ein Zuschussgeschäft, allein schon z.B. durch Werbebroschüren, Reise- und Übernachtungskosten. Dennoch verlangt der BDPh eine Standgebühr, obwohl es laut Satzung seine Aufgabe ist, aus den Mitgliedsbeiträgen für die Philatelie zu werben. Statt eines Zuschusses wird aber kassiert.

8.) Das unsägliche Hin- und Her mit der geplanten Messe in Essen 2024 (erst nein, dann ja, aber anderer Standort, dann doch wieder Gruga, schließlich endgültige Absage wenige Wochen vorher) lässt darauf schließen, dass solche Veranstaltungen unter BDPh-Führung wohl nicht wieder stattfinden werden. Es heißt, die zu wenigen Händleranmeldungen seien nicht kostendeckend. Hätte der BDPh die fehlende Differenz nicht beitragen können? Wo bleibt da die satzungsmäßige Verwendung der Mitgliedsbeiträge für die Philateliewerbung? (§2g: Durchführung von Philatelistentreffen, des Deutschen Philatelistentages und anderen Veranstaltungen zur Verbreitung der Philatelie.)

9.) Früher wurden über den BDPh bzw. ihre Stiftung großzügige Gelder für die philatelistischen Bibliotheken verwendet, die damit z.B. ihre Raummieten bezahlen konnten. Die Bibliothek in Hamburg musste von heute auf morgen wegen plötzlich ausbleibender Gelder ihren gut erreichbaren Standort räumen. Wo bleibt hier die Förderung der Philatelie?

10.) An anderer Stelle wurde bereits kritisiert, dass der BDPh überproportional viel Energie und Geld für das Ausstellungswesen aufwendet und zu wenig bis gar nichts bei den OV ankommt. Dass kann ich nicht beurteilen. Siehe Punkt 1.) Mich würden aber schon einmal die Reisekosten und Spesen von Kommissaren, Juroren usw. zu nationalen und internationalen Ausstellungen (z.B. in Asien) interessieren.

11.) Von Sammlern weiß ich, dass sie die „Philatelie“ mehrfach erhalten, weil sie in mehreren Vereinen gleichzeitig Mitglied sind. Entweder geschieht hier kein Abgleich oder dem BDPh ist das egal (ist ja bezahlt) oder die Auflagenhöhe wird dadurch künstlich hochgehalten, was wichtig für Anzeigenkunden ist.

12.) Als Kassenprüfer eines BDPH-Vereins lag mir der unerfreuliche Schriftverkehr des Kassenwartes mit dem LV vor. Es ging um zu spät gemeldete Austritte und Todesfälle. Der Kassierer des LV war da knallhart und forderte diese Beiträge gnadenlos ein, welche der Ortsverein selbst durch die (ehemaligen) Mitglieder nicht bekam. Man blieb auf den Kosten sitzen und man hatte den Eindruck, dass Kulanz ein Fremdwort ist und jedem Euro hinterhergelaufen wird. Dieses Problem bestand auch in Heilbronn und trug, so wie ich es hier im Forum lese, mit zum Austritt aus dem BDPh bei. Das von mir selbst als Kassenprüfer beobachtete Verhalten ist kein Miteinander mehr, sondern ein Gegeneinander wie es so nicht sein sollte! Klar, dass der Kassenwart gefrustet war und keine Lust mehr hatte, den ehrenamtlichen Job als kostenloses Inkassobüro für den Dachverband weiterhin auszuüben.

Eric, Du hast recht, wenn Du schreibst, dass der BDPh-Jahresbeitrag nur ein Mittagessen ausmacht, aber bei einem Verein oder einer Arge mit 50 oder 100 Mitgliedern reden wir von vierstelligen Beträgen. Und da schaut man schon, was sind eigentlich die Gegenleistungen. Es ist völlig klar, dass von 1000 Euro Beitrag an den BDPh nicht 1000 Euro zurückfließen. Aber wenn das Gefühl da ist, dass die Gegenleistungen aktuell bei nahe bei null sind und der BDPh vieles nicht auf die Reihe bekommt, was hält ein Sammler; ein Verein, insbesondere auch eine Arbeitsgemeinschaft, davon noch ab, nicht mehr Mitglied im BDPh bzw. dessen Landesverbänden zu sein? Die kostenlose Kleinanzeige? Aus Gesprächen während der IBRA hörte ich heraus, dass es gewaltig in den Vereinen und Arbeitsgemeinschaften rumort. Nicht alle treten nur deshalb aus dem BDPh aus, weil kein Vorstand gebildet werden kann. Wird da etwas schöngeredet?
 
Quelle: www.philaseiten.de
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