Brasilien – Schweiz 1942 geflogen mit PanAm und LATI


Der abgebildete Brief datiert vom November 1942. Die Frankatur ist nichts Besonderes. Der Absender wünschte „Via Aera/Via Afrika“. Er wünschte also ausdrücklich nicht „Via New York“, was auch möglich gewesen wäre. Wunschgemäß trägt der Brief deshalb den gerahmten Langstempel „VIA AFRIKA – LISBOA – LONDON“. Rückseitig bezeugen Klebestreifen und ein roter Stempel, dass nordamerikanische und Zensoren den Brief mitgelesen haben, obgleich die Schweiz ein neutraler Staat war. Das schreit förmlich nach einer Erklärung.
Der Luftpostverkehr über den Südatlantik war seit 1934 eine Domäne der Lufthansa und ihrer brasilianischen Tochtergesellschaft Condor. Nachdem Hitler im Herbst 1939 den Zweiten Weltkrieg losgetreten hatte, konnten deutsche Postflugzeuge ihren afrikanischen Stützpunkt nicht mehr anfliegen. Ihre Südamerikaroute übernahm die Fluggesellschaft LATI des faschistischen Italien, das sich noch nicht im Kriegszustand befand. Doch der Einfluss der LATI ging in Brasilien auf Druck der USA zurück. An ihr Stelle setzten die Amerikaner ihre Fluggesellschaft PanAm (Panamerikan Airways), auf deren Route 10 unser Brief nach Ausweis des Langstempels befördert – und zensiert - wurde. Allerdings nur bis Lissabon. Dort wurde er von der LATI übernommen und vermutlich bis Rom geflogen, von wo ihn eine deutsche Fluglinie in die Schweiz – und vorher zur Zensur – brachte.
Mit diesem Wissen ist unser Aschenputtel doch noch ein interessanter Brief geworden!