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Thema: Fischleder Briefmarken
Richard Am: 09.04.2017 09:55:33 Gelesen: 2189# 1 @  
Fischleder auf Briefmarken?

(wm) Die Welt der Philatelie ist reich an Kuriositäten. Es gab schon Briefmarken aus Aluminium, Holz, Leder, Goldfolie, Jeansstoff oder Dederongewebe, andere zeigten Hologramme oder Wackelbilder, manche schmeckten nach Schokolade oder Früchten und selbst eine Briefmarke, die man als einseitig bespielbare Schallplatte nutzen konnte, war bereits 1955 in Bhutan im Programm.

Dieser Reigen ausgefallenster „Kreativprodukte“ wurde vor kurzem von den Faröer-Inseln um eine weitere verrückte Idee bereichert. Denn am 26. September 2016 erschien dort eine erste Sondermarke mit Fischleder. Anlass war das Thema selbst, denn die Marke war dem Kabeljau, Gadus Morhua, gewidmet. Auf jede Briefmarke wurde dabei ein viereckiges Stück gegerbte Kabeljauhaut geklebt, was allerdings auch bewirkte, dass kein Stück dem anderen gleicht, also keine Marke mit der anderen identisch ist. Um das Sujet abzurunden, wurde die Kabeljauhaut mit einem alten Stempel versehen, der in früherer Zeit auf den Deckeln der Kabeljau-Fässer Verwendung fand.

Die Sondermarke hat einen Nominalwert von 50 DKK, was ca. 6,73 Euro entspricht, also nicht gerade billig ist. Aber auch dies hat Tradition, denn die Herstellung solcher „Kreativprodukte“ ist mit weit höheren Kosten verbunden als der Druck normaler Briefmarken auf üblichem Papier. So kostete auch die von Österreich zur UEFA EURO 2008 herausgebrachte Briefmarke mit „Wackelbild“, auf dem man sechs Sekunden den Torschuss von Andreas Herzog von 1997 quasi in einem Kurzfilm sehen konnte, 5,45 Euro. Technik, die begeisterte, die aber auch Folgekosten hatte. Und die 2004 in der Schweiz erschienene Briefmarke aus Holz war mit 5 SFr. auch kein Billigprodukt. Besonderes hat also seinen Preis, zumal wenn man die Fischledermarke im Verkaufsbogen von sechs Marken erwirbt. Wer das dann noch steigern will, kann eine Mappe der Posta Faroe mit der Marke und einem Ersttagsbrief erwerben, die in limitierter Auflage erscheint und vom Künstler Martin Mörck signiert ist (135 DKK, ca. 18 Euro). Kontakt: http://www.stamps.fo


 
jueshire Am: 09.04.2017 11:09:06 Gelesen: 2163# 2 @  
@ Richard [#1]

Und Hermann E. Sieger bietet dazu eine "Ersttagspostkarte", ebenfalls aus Fischleder, für satte 39,50 Euro. Oder einen amtlichen Ersttagsbrief für 16,95 Euro. Als Bedarfsbeleg geht beides allerdings nicht durch, da 50 DKK die Zusatzgebühr für Einschreiben darstellt. Alternativ hätte man, um eine zusätzliche 1 DKK-Marke ergänzt, einen Inlandsbrief mit einem Gewicht zwischen 501 und 1000 g (eine Dose Fisch?) versenden können. Im Ernst: so viel philatelistische Seriosität hätte es meiner Ansicht nach ruhig sein dürfen.

So betrachtet ist es ein weiteres Beispiel dafür, dass Postagenturen zu Unternehmen geworden sind, die vor allem Aufmerksamkeit für sich und ihre Produkte schaffen müssen. Die Kampagnen sind schrill und von kurzer Dauer.

Bemerkenswert ist allerdings, dass die Werbung der Färöer Post immer noch gezielt Philatelisten anspricht. Sie fiel mir als der einzige Postdienstler auf, der regelmäßig im südafrikanischen "SA Philatelist" Anzeigen schaltet - nicht gerade um die Ecke, ganzseitig und in Farbe. Auch dass passt freilich ins Bild: in 14 000 Kilomentern Entfernung kann man sich als "eine der kleinsten Nationen der Welt" als Kuriosität verkaufen, adressiert Motivsammler in der oberen Anzeigenhälfte, und eher geschichts- und politikinteressierte Sammler im unteren Bereich, alles garniert mit dem obligatorischen Facebook-Verweis.



Auch die Webseite http://de.stamps.fo/ zielt fast ausschließlich auf Philatelisten. Hinweise zu Tarifen und Postämtern findet man nur ganz unten auf der Seite.

Für Motivsammler mag die Fischleder-Marke ja durchaus reizvoll sein, zumal es sich um eine einmalige Aufwendung handelt. Aber ob sich Neuheiten-Sammler freuen?

Daran zweifelnd grüßt
Jürgen
 
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