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Thema: Berlin im Spiegel alter Ansichtskarten
Das Thema hat 179 Beiträge:
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Cantus Am: 14.05.2017 15:15:54 Gelesen: 88034# 1 @  
Die Diskussion an anderer Stele über Vor- und Nachteile von Wohnorten hinsichtlich der Postzustellung hat mich zum Nachdenken gebracht. So ist sicherlich nicht wesentlich, in welchem Wohnort man daheim ist, sondern vielmehr, wo man an diesem Wohnort seine Unterkunft hat. Ich habe im Laufe meines Lebens neben anderen Wohnorten alleine schon in Berlin in acht verschiedenen Unterkünften gelebt. Dabei war die letzte Unterkunft eine Adresse, wo meine Frau und ich nur ungerne ausgezogen sind, auch wenn die nächste Unterkunft unser heute noch bewohntes Haus ist.

Anders als in Altbaumietwohnungen z.Bsp. im Wedding oder in Kreuzberg, wie sie vermutlich von csjc13187 gemeint waren, gibt es in Berlin selbstverständlich auch Wohngebiete, wo nicht Wohn- oder Mietshäuser das bestimmende Element sind, sondern wo das Grün überwiegt und wo es sich viel entspannter leben lässt, weitgehend unbeeinlusst von Lärm und Gestank in der Luft. Solche Wohngebiete findet man natürlich kaum im Innenstadtbereich, sondern mehr an den Rändern von Berlin, wenn man sich aber bewusst macht, dass Berlin eben nicht nur eine Stadt, sondern auch ein Bundesland mit knapp 900 km² Fläche ist und auf anderem Weg als viele andere deutsche Großstädte zu seiner heutigen Größe gefunden hat, wird man unschwer zu der Einsicht gelangen, dass es neben den touristisch angepriesenen Zentrumsbereichen auch noch viele andere Arten von Stadtgestaltung geben muss.

Als geborener Westberliner habe ich deshalb früher Freunden, die zur Zeit der Teilung der Stadt den Weg vom Bundesgebiet nach Berlin gefunden hatten, die Teile der Stadt gezeigt, die mir wichtig waren, die aber wohl überwiegend in touristischen Stadtführern eher nicht beschrieben werden. Dazu gehört mit an erster Stelle der Blick von der Haveldüne, einer ehemaligen Wanderdüne in Spandau, die aber schon lange bebaut ist, weithin über die Havel, den größten Fluss Berlins, bis hin zu den fernen Hochhäusern des Innenstadtbereiches oder über die weiten Flächen des Grunewalds, den größten innerstädtischen Wald mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von bis zu etwa 10 km. Dann die Bauern- und Reiterhöfe in Lübars, die so gar nicht zu einer Großstadt passten, aber gerade wegen ihrer besonderen Lage bei schönem Wetter jede Menge innerstädtische Besucher anlockten. Oder die Autofähre über die Havel, die die Berliner Ortsteile Hakenfelde und Tegelort miteinander verbindet. Oder das Strandbad Wannsee, eines der größten Freibäder an einem Binnengewässer Europas, das sich am Ostufer des Großen Wannsees, eines Havel-Ausläufers, befindet. Oder den Teufelsberg, in Berlin auch „Trümmerberg“ oder „Monte Klamott“ genannt, der dadurch entstanden ist, dass an diesem einen zentralen Ort die Trümmer der Stadt Berlin nach den 2.Weltkrieg zu einer recht hohen Erhebung aufgeschüttet worden waren. Auf dem Gipfel des Trümmerberges betrieben die Amerikaner bis zur Wende eine große Abhörstation und an der Flanke des Berges befindet sich die größte mir bekannte innerstädtische Rodelbahn, auf der Abfahrtsgeschwindigkeiten von 100 km/h keine Seltenheit sind.

Daneben habe ich aber auch zu einzelnen Straßen geführt, die zum Teil vermutlich eher nicht so bekannt sind. Neben der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg und der Schloßstraße in Steglitz, die beide als besondere Einkaufsstraßen in Berlin gelten und wo man sich ganz allgemein beim Shoppen verlieren kann, gibt es aber zum Bispiel auch noch die Suarezstraße in Charlottenburg, wo sich ein Antiquitätengeschäft ans nächste reiht. Ähnliches gilt für die Umgebung der Schlüterstraße in Charlottenburg oder die Umgebung des Nollendorfplatzes in Schöneberg, wo es zuhauf Buchantiquariate gibt. Oder die Güntzelstraße in Wilmersdorf, wo es vor der Wende eine Vielzahl von Damenboutiquen gab. Oder die Sonnenallee oder die Karl-Marx-Allee in Neukölln, die ab Hermannplatz auf Kilometer beiderseits der Straßen fast nur noch ausländische Geschäfte aufweisen, vorrangig aus dem vorderasiatischen Raum. Oder die Bernauer Straße im Wedding, an der man bis zur Wende die zugemauerten Fensterhöhlen der Wohnhäuser sehen konnte, die nun anstatt einer Mauer die Trennung von Ost- und West-Berlin dokumentierten.

Anders als viele andere große Städte ist Berlin nicht aus einem Zentrum entstanden, das sich so nach und nach angrenzende Wohngebiete einverleibte, sondern so um 1920 herum schlossen sich eine größere Anzahl bis dahin selbständiger Gemeinden und Sädte mit dem „alten“ Berlin zur neuen Stadt Berlin zusammen. Es würde zu weit führen, hier nun alle die einzelnen Ortsteile aufzuführen, die bereits Teile der Ursprungsgemeinden waren, aber die Stadt Berlin setzte sich danach aus 20 einzelnen Stadtteiln zusammen, die alle aufgrund ihrer jeweils eigenen Entstehungsgeschichte auch eigene Zentren hatten, die ganz überwegend bis heute überlebt haben, so dass es heute in Berlin nicht das eine Zentrum gibt, sondern neben den beiden bekannten Zentren in Charlottenburg mit Bahnhof Zoo, Gedächtniskirche und Ku-Damm einerseits und dem Alexanderplatz mit Fernsehturm, Berliner Dom und Rotem Rathaus in Mitte auch noch solche Zentren wie die Altstädte von Spandau oder Köpenick, den Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf, den Leopoldplatz mit Müllerstraße im Wedding, den schon erwähnten Hermannplatz in Neukölln, Prenzlauer Berg mit Kollwitzplatz und Schönhauser Allee, Alt-Tegel in Reinickendorf oder den Markt mit Rathaus in Pankow, die alte Mühle im Bezirk Marzahn oder in Tiergarten die Turmstraße mit dem Amtsgericht, das bereits zu Zeiten des Dritten Reiches weithin bekannt war, oder die Straße Alt Moabit mit der Haftanstalt, in der nach der Wende allerlei ehemalige DDR-Größen ihre Haft verbüßen mussten.

So vielschichtig, wie sich die einzelnen Berliner Bezirke ursprünglich in die Gesamtstadt einbrachten, so unterschiedlich war auch die jeweilige Bebauung. Sie reichte von den Arbeitervierteln mit den engen und verwinkelten Hinterhöfen in den Bezirken Kreuzberg, Wedding, Pankow, Mitte oder Friedrichshain über eher aufgelockerte Wohngebiete mit durchaus schon Einzelhausbebauung bis hin zu Gegenden, die entweder mit kleinen, oft mehr oder minder legal errichteten Häusern, zum Teil auf ehemaligen Müllhalden, mit Einzelhäusern und zugehörenden Gärten oder mit reiner Villenbebauung das Stadtbild gestalteten. Auch Bauernhöfe mit angrenzenden Feldern waren in den neuen Stadtrandgebieten nicht selten anzutreffen, sind aber inzwischen im Lauf vieler Jahrzehnte oft Straßen oder Neubaugebieten gewichen.

Die Stadt Berlin setzte sich nach ihrer Gründung aus den Ortsteilen Spandau, Charlottenburg, Wilmersdorf, Wedding, Reinickendorf, Tiergarten, Steglitz, Schönberg, Zehlendorf, Tempelhof, Kreuzberg und Neukölln zusammen (späteres West-Berlin) sowie den Ortsteilen Mitte, Friedrichshain, Weißensee, Treptow, Köpenick, Lichtenberg, Pankow, Hallesches Tor und Prenzlauer Tor (später Ost-Berlin). Es gab dann Umbenennungen und nach 1961 im Ostteil der Stadt die neuen Bezirke Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen. Da alle Einzelbezirke kommunale Einzelverwaltungen mit Bezirksbürgermeister und Bezirksparlament besitzen, gab es zur Einsparung erheblicher Finanzmittel Anfang des 21.Jahrhunderts eine große Bezirksfusion in Berlin, aus der die heute noch existierenden Bezirke Mitte, Reinickendorf, Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlndorf, Tempelhof-Schöneberg, Neukölln, Treptow-Köpenick, Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg-Hohenschönhausen und Pankow hervorgingen. Die vielen Doppelnamen haben ihren Ursprung darin, dass sich die Bezirksverordneten der Ursprungsbezirke ganz überwiegend nicht auf Einheitsnamen einigen konnten, da jeder und alle unbedingt den eigenen Wohnort im Namen haben wollten. Ich denke aber, im Laufe der Zeit wird sich das noch geben, denn schließlich finden sich die ursprünglichen Ortsteile heute auch in den Bezirksbezeichnungen kaum noch wieder.

Wegen der Größe und Vielschichtigkeit dessen, was als Stadt und Land Berlin bezeichnet wird, halte ich es für angemessen, hier in diesem Thema Ansichtskarten zusammenzutragen, die so weit wie möglich die unterschiedlichsten Gesichtspunkte und Ansichten aus Berlin abbilden. Ich beginne heute mit zwei alten Ansichtskarten aus Frohnau, dem äußersten Norden des Berliner Bezirks Reinickendorf. Die erste Karte wurden 1918 geschrieben, die zweite nach 1938, dem Datum der Einweihung des S-Bahnhofs in Frohnau, nur leider wurden die Briefmarken entfernt.



Diese Karte wurde 1918 geschrieben.



Gar so sehr hat sich der Anblick des Bahnhofvorplatzes in Frohnu von damals bis zum heutigen Tag nicht verändert.

Viele Grüße
Ingo
 
Manne Am: 23.06.2017 12:08:00 Gelesen: 87947# 2 @  
Hallo,

hier eine sehr frühe Ansichtskarte aus Berlin, gestempelt am 07.12.1888.

Gruß
Manne




 
hajo22 Am: 24.06.2017 16:52:11 Gelesen: 87904# 3 @  
Ein schönes Thema bei dem ich gerne mitmache. Die Anschriftsseiten lasse ich weg, es geht ja um die Ansichten.



Die obere Karte datiert von 1898, die untere von 1899.

hajo22
 
Mondorff Am: 24.06.2017 19:55:18 Gelesen: 87886# 4 @  
@ hajo22 [#3]

Richtig, Hans-Jochen, zumal es mich berührt.



Eine Ansichtskarte mit vier Bildern, wahrscheinlich aus DDR-Zeiten, mit drei Ansichten, an die ich mich erinnere:

Der Weiße See - das Kino am Antonplatz - die Ecke wo die NS-Bonzen erschossen wurden.

Ich habe (mit Dank an Kauli) leider nur diese eine Karte meines Geburtsorts.

DiDi
 

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