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Thema: Poste restante in der Klassik
Das Thema hat 50 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 28.08.2017 13:33:49 Gelesen: 29267# 26 @  
@ Magdeburger [#25]

Lieber Magdeburger,

das ist ja ein toller Brief - so etwas suche ich von Bayern schon seit Jahren.

Dann noch poste restante - wow!

Liebe Grüsse und danke fürs Zeigen dieses Schmankerls von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 28.08.2017 16:15:59 Gelesen: 29254# 27 @  
@ bayern klassisch [#26]

Lieber Bayern Klassisch,

ich hatte irgendwann mal Glück. So viele Schlüsselbriefe scheint es auch nicht zu geben. Jedenfalls drücke ich dir die Daumen, dass es irgendwann mal klappt!

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Magdeburger Am: 25.08.2018 15:07:07 Gelesen: 24878# 28 @  
Liebe Sammelfreunde,

ich möchte euch heute eine Brief vorstellen, der doch recht ungewöhnlich ist.



Aufgegeben wurde er am 09.05.1850 in Simmern und wurde "An den Königlichen Leutnant der Landwehr Artillerie Herrn Adriani hochwohlgeboren in Iserlohn" adressiert. Er war auch komplett portofrei gewesen, da als Francise "Militaria" No 1116 (als fld. Nummer) gesendet wurde.

Leider kann ich die rote Schrift nicht entziffern, jedoch scheint es so zu sein, dass es mit der siegelseitigen Notierung "zu Benlofs? Holte bei Oelinghausen" korrespondiert, wohin der Brief nun lief.

Auch dort schien der Empfänger derzeit nicht zu sein, den am 15.05. wurde er nun in Oerlinghausen, wo möglicherweise nun auch Poste Restante" notiert wurde und nach Magdeburg gesendet. Siegelseitig ist noch der Transitstempel von Bielefeld zu sehen und der große Ausgabestempel vom 16.05. der 3. Tour wird von Magdeburg sein.

Ob der Empfänger noch rechtzeitig den Brief erhielt um dies zu schaffen, wie der Inhalt zeigt?



Die diejährige Uebung der Landwehr-
Artillerie findet vom 23. ds. Mts bis incl. 6.
Juni e. statt und sollen Eure Hochwohlgeborenen
derselben in Folge Brigade Erlass vom 7.
v. Mts in Coblenz beiwohnen.
Demgemäß ersuche ich Sie ergebst,
sich gefälligst am 23. ds. Mts. Morgens 6 Uhr
in Coblenz auf dem Clemensplatze zur
Uebung zu gestellen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 25.08.2018 15:27:43 Gelesen: 24874# 29 @  
@ Magdeburger [#28]

Lieber Magdeburger,

das 1. Wort heißt "Verte" = hinten. Das 2. Wort ist leider für mich nicht lesbar, weil die Rötel verwischt ist.

Das Konvolut hatte ich auch gesehen - gut, dass du es gekauft hast, denn das ist ein Sahnebriefchen!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.09.2018 09:09:57 Gelesen: 24376# 30 @  
Liebe Freunde,

für meine kleine internationale Sammlung "Poste restante" ging einer ins Netz, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Als Portobrief in 71 Sablé am 16.9.1829 für 6 Decimes aufgegeben, war er an Monsieur Renoufils proprietaire in Beauvais (Oise) gerichtet und mit dem obigen Vermerk "Poste Restante" versehen worden. Ausweislich der Siegelseite kam er am 19.9. dort an und wurde wohl innerhalb von 3 Monaten dort abgeholt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
Stamps99 Am: 25.04.2019 22:54:42 Gelesen: 21655# 31 @  
Hallo,

einen kann ich beitragen:

Ein Brief aus Paris 1835 an Monsieur André A. nach Hesse Cassel bureau restant. Der Brief war im voraus bezahlt, wer wieviel vom Franco bekam, weiß ich leider nicht.



Gruß Ralf
 
bignell Am: 25.04.2019 23:24:11 Gelesen: 21651# 32 @  
@ bayern klassisch [#30]

Hallo Ralph,

die Familie Beck scheint ein ebenso grosser Restante-Fan wie Du gewesen zu sein.



1879 Währing nach Bergen / Norwegen



1879 Währing nach Dresden / DE



1879 Klosterneuburg nach Stavanger / Norwegen weitergeleitet Bergen



1881 Währing nach Messina / Cicilien (sic!)

Die Erhaltung ist durchgehend nicht gut, aber die vier zusammen machen das wieder wett, finde ich.

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 26.04.2019 06:38:53 Gelesen: 21625# 33 @  
@ Stamps99 [#31]

Hallo Ralf,

der Absender zahlte 12 Decimes, postalisch waren das 36 Kreuzer, de facto nur 34 Kreuzer.

Davon bekam Taxis 16 Kreuzer, so dass Frankreich der Rest blieb.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 26.04.2019 06:41:09 Gelesen: 21624# 34 @  
@ bignell [#32]

Hallo Harald,

ich halte alle Briefe für begehrenswert und solch eine schöne Strecke aus der Familie mit poste restante muss man erst einmal in der Klassik finden - wow, das gefällt mir sehr.

Der Empfänger scheint sehr weit gereist zu sein - vlt. findest du im Internet heraus, wo er sich überall herum trieb und kannst deine Belege in die (hoffentlich vorhandene) Vita und Chronologie seines Lebens stellen. Das wäre doch toll!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 26.04.2019 17:55:09 Gelesen: 21579# 35 @  
@ bayern klassisch [#34]

Hallo Ralph,

ich habe dazu nichts rausgefunden, es gibt zwar einen dieses Namens, Paul Anselm Beck „Vater der oberschwäbischen Geschichtsschreibung“ [1] - aber der dürfte es nicht sein. Weder der Vorname Paul noch der Nachname Beck sind sonderlich selten. Und zu Mina Beck geborene Oxenbauer ist auch nichts zu finden.

Lg, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Beck
 
bayern klassisch Am: 26.04.2019 18:11:28 Gelesen: 21572# 36 @  
@ bignell [#35]

Hallo Harald,

das ist schade - könnte die Hintergrundstory des Jahres sein. Oft zieht man in der Philatelie an einem Zipfel und es kommt bei weiterem Ziehen ein ganzes Kleid oder gar ein Bekleidungsgeschäft hervor. Aber Massennamen sind immer ein Problem (meine Frau betreibt sehr intensiv Genealogie und wir wissen daher ein Lied zu singen).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 05.06.2019 18:28:27 Gelesen: 21070# 37 @  
Hallo zusammen,

ich habe diesen Beleg zwar schon an anderer Stelle vorgestellt, aber hier macht er sich auch ganz gut: :)

Aufgegeben wurde der Ganzsachenumschlag am 30.07.1867 in Hannover und wurde adressiert an einen Anwalt in Zürich. Darüber hinaus vermerkte man auf dem Beleg "poste restante", also postlagernd.

Der Brief kam bereits einen Tag später (31.07., 10 Uhr morgens) in Zürich an, wurde jedoch sofort darauf (01.08., 8:30 Uhr) wieder retourniert (siehe vorderseitiger Zürich Stempel), weil der Ganzsachenumschlag unzureichend frankiert wurde. Die Adresse strich man durch und ersetzte "Zürich" wieder durch "Hannover", wo er ebenfalls einen Tag später wieder ankam.

Nun zur Taxierung:

Es handelt sich hierbei um eine Unterfrankatur, da der GU mit dem Wertstempel von 3 Silbergroschen bloß den Postvereinsanteil abdeckte, also bis zur schweizerischen Grenze. Zürich lag im 1. Rayon, sodass der Beleg um 1 Sgr unterfrankiert wurde.

Wir sehen auf der Briefvorderseite zwei Notierungen, zum einen eine "0" in Bläuel und zum anderen eine "10" in Rötel. Normalerweise wäre es wie folgt abgelaufen:

Baden hätte 1 Sgr. als Weiterfranko erhalten, die mit der Schweiz wiederum an der Grenze 3 Kreuzer abgerechnet hätten. 3 Kreuzer entsprachen 10 Rappen, die der Schweiz im Normalfall zugestanden hätten. Doch hier lief alles anders, aufgrund der Unterfrankatur notierte man eine "0", denn Hannover/Preussen bzw. Baden konnten aus diesem Grund genau "0" Weiterfranko an die Schweiz abgeben, so dass der Brief zurecht mit 10 Rappen Nachporto taxiert wurde.

Wenn der Brief tatsächlich unmittelbar nach der Ankunft in Zürich wieder retourniert wurde, muss vom Empfänger eine schriftliche Note der Post vorgelegen haben, wonach für ihn eingehende Poststücke, auch poste restante gestellte, unmittelbar nach Hannover zurückgeschickt werden sollten.

Doch die eigentlich Besonderheit lag darin, dass die Schweiz natürlich einen Anspruch auf 10 Rappen bzw. 3 Kreuzer bzw. 1 Silbergroschen hatte. Allerdings strich sie die 10 Rappen selbst durch (Rötel hatte damals keiner mehr der anderen, involvierten Postgebiete), sodass sie freiwillig auf ihren Anteil verzichtete, was gerade bei der einkommensorientierten Schweiz nicht häufig gewesen ist. Höchstwahrscheinlich wollte man aber einen Gebührendschungel vermeiden und verzichtete demnach lieber auf die 10 Rappen.

Des weiteren musste die Schweiz diesen Retourbrief auch wieder über Baden zurückschicken (und nicht über Württemberg oder gar Bayern), wie es theoretisch auch möglich war, weil sonst die "Bücher" nicht gestimmt hätten.

Nun noch eine Info zu dem blauen Stempel von Hannover:

Im Jahr 1866 erklärte Preußen im Rahmen des Deutschen Krieges Hannover den Krieg und zwang es zur Kapitulation von Langensalza. Am 20.09.1866 wurde Hannover von Preußen formal in Besitz genommen und somit preußische Provinz, die neue Verfassung wurde dann am 01.10.1867 eingeführt.

Zum 01.10.1866 wurden auch preußische Briefmarken eingeführt, die hannoverschen Marken zum 01.11.1866 außer Kurs gesetzt und die hannoversche Post zum 01.01.1867 in die preußische Postverwaltung eingegliedert. Nach Übernahme der Postanstalten stempelten diese bis zum Aufbrauch nur noch mit blauer Farbe.

Ich schaue mir den Beleg immer wieder gerne an, weil es ihn in der Form nur ganz selten geben wird.

Liebe Grüße

Kevin


 
Magdeburger Am: 15.06.2019 11:04:02 Gelesen: 20978# 38 @  
Liebe Sammelfreunde,

nach dem in [#32] eine super Reihe vorgestellt wurde, heute mal dies aus Magdeburg, welche alle am Bahnhof am Fürstenwallufer aufgegeben wurden. Alle Brief(umschläge) weisen die 1. Verwendungstype auf und dürften Ende der 1850iger Jahre gelaufen sein. Weiterhin sind alle an ein Herrn A. Schubbe adressiert wurden. Die Schrift scheint mir auch von gleichem Absender zu sein.



Dieser lief nach Cassel, höchstwahrscheinlich 1859 und als Porto wurden fehlerhaft 12 Kreuzer notiert. In Cassel wurde es richtig in 4 Sgr. + einen 1/4 Sgr. Bestellgeld notiert.



Nun gings nach Nordhausen - richtig mit 2 Sgr. Porto belastet.



Schlußendlich noch mit 3 Sgr. Porto belasteter Brief nach Ruhrort.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 15.06.2019 12:31:25 Gelesen: 20970# 39 @  
@ Magdeburger [#38]

Lieber Magdeburger,

eine herrliche Strecke hast du da ausgegraben - klasse!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 21.06.2019 16:23:15 Gelesen: 20887# 40 @  
@ bayern klassisch [#39]

Lieber Bayern Klassisch,

einen vierten Brief, leider auch nur eine Hülle aus dieser Korrespondenz konnte ich noch an Land ziehen:



Dieser ist mit 3 Sgr. belastet und lief nach Mühlheim an der Ruhr. Diesmal war es eine Faltbriefhülle und kein Umschlag.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 21.06.2019 18:17:21 Gelesen: 20876# 41 @  
@ Magdeburger [#40]

Lieber Magdeburger,

versuche doch mal nach den Daten den Weg der Korrespondenz nach zu vollziehen; oft waren es Reisende von Firmen, die eine Route bzw. ihre Kunden "abklapperten". Sollte das plausibel zu machen sein, ziehe ich meinen Hut.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 23.01.2021 10:57:07 Gelesen: 15871# 42 @  
Liebe Sammelfreunde,

da schon lange hier nichts mehr gezeigt wurde:



Am 10.02.1850 in Magdeburg aufgeben und adressiert an "Herrn Ferd. Sommermeyer aus Magdeburg d zt. (in) Duisburg Poste restante".

Der Brief wog 1 1/2 Loth und war somit doppelt schwer, so dass in der 3. Entfernungsstufe über 20 Meilen 6 Sgr. Franco anfielen, was auch bar bei der Aufgabe bezahlt wurde.

Am Folgetag war er schon da, jedoch war der Empfänger abgereist. Am gleichen Tage ging es weiter nach Düsseldorf, wofür nun noch 2 weitere Sgr. Porto anfielen, da der Empfänger beim Postamt hinterlegte wo er sich befand.

Die siegelseitige Notierung scheint mir vom Empfänger zu sein:

"so eben bei Aufgabe schreiben M?W. wegen meines 1/4 2" - jedenfalls ist es nichts postalisches.

Was steht vor Düsseldorf, was erstmal wie 3ut aussieht ?

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 23.01.2021 11:01:30 Gelesen: 15865# 43 @  
@ Magdeburger [#42]

Lieber Magdeburger,

"Zut" = Zutaxe (oder Zutax, das gibt es auch) steht da.

Die Weiterleitung vom 1. zum 2. Zielort war kostenpflichtig, weil alle p. r. gestellten Briefe bereits am 1. Zielort als der Post ausgeliefert galten und somit den Postenlauf verlassen hatten (formell).

Ein toller Brief mit sofortiger Weiterleitung, die belegt, dass der Empfänger bei der 1. Zielpost ein entsprechendes Schreiben hinterlassen haben musste, denn ohne dieses wäre er 3 Monate lang zu lagern gewesen. Ganz feines Stück und schön, dass du ihn bekommen konntest (ich hoffe, er blieb finanziell im Rahmen).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 23.01.2021 12:34:23 Gelesen: 15850# 44 @  
@ bayern klassisch [#43]

​Lieber Bayern Klassisch,

vielleicht finden sich im Laufe der Zeit noch weitere Belege aus dieser Korrespondenz an. Es gibt immer wieder kleine Unterschiede.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
becker04 Am: 24.01.2021 14:54:48 Gelesen: 15806# 45 @  
Liebe Sammlerfreunde,

habe auch drei Briefe mit "poste restante" gefunden. Möchte diese hier zeigen.

Ganzsache Württemberg U16 aus Stuttgart an 3 Buchstaben in Cannstatt.



Ganzsache Preußen U11 aus Schleusingen an einen Herren (aus Schleusingen) in Stadtilm vom 8.7.1859



und einen frankierten Brief aus Gera an 3 Buchstaben in Lindenau bei Leipzig



Soweit die Fakten, mehr kann ich leider nicht dazu sagen.

Viele Grüße
Klaus
 
bayern klassisch Am: 24.01.2021 15:08:02 Gelesen: 15805# 46 @  
@ becker04 [#45]

Hallo Klaus,

ein feine Strecke zeigst du da.

Orts- bzw. Lokalbriefe mit p. r. (poste restante) sind m. E. sehr selten.

Dazu beim 1. und 3. Brief eine Code - Adresse ... wow, normalerweise findet man so etwas nicht so leicht. Glückwunsch zu diesen 3 Pretiosen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 24.01.2021 18:55:49 Gelesen: 15769# 47 @  
@ becker04 [#45]

Hallo Klaus,

zur Ganzsache aus Schleusigen noch folgendes: Es ging an den Herrn Joseph Hehrberg. Weiterhin sind 2 Kreuzer Bestellgeld notiert worden, was der Empfänger auch bezahlen mußte. Es handelt sich nicht um eine poste restante Gebühr.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
becker04 Am: 25.01.2021 07:24:54 Gelesen: 15737# 48 @  
@ bayern klassisch [#46]
@ Magdeburger [#47]

Danke für die Ergänzungen.

Viele Grüße
Klaus
 
bayern klassisch Am: 26.08.2022 11:17:40 Gelesen: 8183# 49 @  
Liebe Freunde,

da ich poste restante-Belege auch ohne bayer. Bezug ab und zu kaufe, habe ich mir diesen hier gegönnt, weil er mir sehr spannend und außergewöhnlich erschien.

Am 6.8.1859 sandte man im preussischen (Bad) Kreuznach einen einfachen, unfrankierten Brief mit folgender Anschrift ab: "Poste restante Monsieur Felix Bovet Dresde".





da ich poste restante-Belege auch ohne bayer. Bezug ab und zu kaufe, habe ich mir diesen hier gegönnt, weil er mir sehr spannend und außergewöhnlich erschien.

Am 6.8.1859 sandte man im preussischen (Bad) Kreuznach einen einfachen, unfrankierten Brief mit folgender Anschrift ab: "Poste restante Monsieur Felix Bovet Dresde".

Die Aufgabepost taxierte in der Währung der Abgabepost 4 Neugroschen mit dünner, blauer Tinte. Kreuznach belastete also Dresden mit 4 Groschen.

Am 8.8. kam er zwischen 11 und 11.30 Uhr in Dresden an und wurde unter der Nr. 1413 hinten mit Blaustift vermerkt ins Lagerbuch eingetragen. Damit galt er als zugestellt.

Dann wurde aber zeitnah "Dresde" gestrichen und durch "Herrnhut p(oste) rest(ante" ersetzt. Da der Brief als ausgeliefert galt, wurden die dünnen 4 Ngr. Preußens mit Bläuelstift und der neuen "4" übermalt und darunter "1" Ngr. Taxe angesetzt für die Strecke Dresden - Herrnhut. Dresden belastete also Herrnhut mit 5 Ngr., siehe große Bläuel.

In Herrnhut erhielt er wohl die Lagernummer 427 hinten für postlagernde Sendungen, doch scheint auch hier ein Ersuchen vorgelegen zu haben, die Briefe, auch die poste restante gestellten, nach Dresden zu leiten.

Damit exculpierte sich Herrnhut von den von Dresden geforderten 5 Ngr. und notierte vorn vor "Herrnhut" jetzt: "Abgereist von ..." und ergänzte mittig: "auf Verlangen nach Dresden Poste Restante".

Für die Zurücksendung des poste restante-Briefes forderte man aber nicht 1 Ngr. mehr, weil er ja in Dresden schon als ausgeliefert galt und Rücksendungen an den Ort der Aufgabe kostenlos waren.

Herrnhut belastete also nunmehr Dresden mit 5 Ngr. und in Dresden wurde er wohl unter der Lagerbuchnr. 6 (Bläuel hinten unter der 1413) eingetragen und später abgeholt.

2 Briefp(ost)-Ausgabestempel jeweils um 10 1/2 Uhr vom 8.8. und 9.8. verdeutlichen, wie schnell die sächsischen Postanstalten den Brief trotz Sonderdienst poste restante hin und her schickten.

Der Terminus: "Auf Verlangen nach ..." war dann anzuwenden, wenn beim Eintreffen eines poste restante-Briefes die Anweisung des Empfängers vorlag, wonach auch diese Briefe an den neuen, vom Empfänger gewünschten Ort nachzusenden waren.

Ich finde den Brief außerordentlich interessant, da er 3 mal poste restante gestellt worden war und eine Rücksendung nach einem Ort, wohin er bereits zuvor poste restante gestellt worden war, kenne ich bisher kaum.

Für Ergänzungen, Korrekturen bzw. Verbesserungen bin ich immer sehr dankbar.

Laut eines großen Sachsen-Kenners, kostete dieser Postsonderdienst in Sachsen nichts, wenn der Brief innerhalb einer Woche vom Empfänger auf der Post abgeholt wurde. Das scheint mir hier der Fall gewesen zu sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.08.2023 22:13:57 Gelesen: 3179# 50 @  
Liebe Freunde,

ich rühre gerne mal die Werbetrommel, wenn es passt (Zitat von Bruno W. Pannek bei einer Loriot-Sendung der späten 70er Jahre), für poste resatante gestellte Belege, die mir doch sehr am Herzen liegen.

Dank der segensreichen Mitwirkung eines ganz lieben Sammlerfreundes gelang es mir, diese beiden zu schnappen, auch wenn sie nicht bayerischen Ursprungs sind, aber p.r. Briefe von Lübeck kenne ich so gut wie gar keine, nicht mal in den Hohen Norden.



Ad primum: Lübeck 3.6.1856 an Herrn Th. Delaage Postrestante Hamburg. Das Stadtpostamt in HH stempelte am Folgetag Eingang und er erhielt die Lagerbuch-Nummer 599 - kein Wunder bei einer so bedeutenden Stadt wie Hamburg. Der Inhalt ist zwar erhalten, förderte bei mir aber nur den Augenkrebs, daher will ich euch von dem schröcklichen Gekrakel verschonen. Das Porto für den Einfachen Brief betrug 2 Schillinge.



Ad secundum: Fast auf den Tag genau einen Monat später, nämlich am 2.7.1856 schrieb derselbe Absender demselben Empfänger wieder einen p.r. Brief, diesmal jedoch "Post restante" größer und unterstrichen, der auch wieder nur 2 Schillinge Porto kostete. Auch er kam am Folgetag in HH an. Hier hat man jetzt aber auf die Nummerierung aus dem Lagerbuch verzichtet, warum auch immer. Absender war übrigens die Firma Becker & Teyfel - was für ein Name!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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