Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Deutsche Auslandspostämter in Österreich (Zollanschlussgebiete)
Markus Pichl Am: 15.07.2017 13:40:26 Gelesen: 8875# 1 @  
Hallo,

im Michel-Spezial ist nun seit 2016 auch das Sammelgebiet "Deutsche Auslandspostämter in Österreich" katalogisiert. Es handelt sich hierbei um Sendungen (Belege), die nach dem II. Weltkrieg bis zum 31.12.1950 die in den Zollanschlussgebieten Kleinwalsertal und Jungholz bei den Deutschen Auslandspostämtern aufgegeben wurden.

Zitat aus dem Michel-Spezial 2017 (Seite 1376):

Bis 31.12.1950 wurden dort nach dem II. Weltkrieg für Sendungen nach Deutschland deutsche Marken verwendet. Im Auslandsverkehr galten nur deutsche Marken, im Verkehr nach Österreich nur österreichische Marken. Am 1.1.1951 wurde die Post wieder von Österreich übernommen. Für den Verkehr nach Österreich galten aber eigene Sondertarife [1]. Zur Frankierung von Zahlkarten und Postanweisungen mussten bis zum 31.8.1962 noch deutsche Marken verwendet werden, diese wurden aber nur vom Schalterbeamten verklebt.

Dementsprechend unterteilt sich die Katalogisierung, für bis zum 31.12.1950 bei den Deutschen Auslandspostämtern aufgegebene Sendungen, in zwei Gruppen:

A. Deutsche Marken, von der Deutschen Post bzw. Deutschen Bundespost in den Zollanschlussgebieten Kleinwalsertal und Jungholz verwendet [bewertet sind ganze Belege]

B. Österreichische Marken, von der Deutschen Post in Österreich verwendet (bis 31.12.1950) [bewertet sind Briefstücke und ganze Belege)

Nachstehend kann ich einen Beleg aus Gruppe A zeigen. Es handelt sich um eine Ansichtkarte, versendet mit Bizone MiNr. 80 A (10 Pfg Bauten eng gezähnt) nebst 2 Pfg Notopfer-Marke von "RIEZLERN (KLEINWALSERTAL) 7.4.50" nach Remscheid. Diese Frankatur wertet in diesem Sammlgebiet immerhin mit Euro 100.- und gehört somit zu den häufigeren.

"häufig" ist natürlich hier in Relation als relativ anzusehen, denn insgesamt sind mit deutchen Marken frankierte Belege aus den Zollanschlussgebieten gar nicht so häufig zu finden und so erklärt es sich, dass bessere Frankaturen teils mit drei- und auch vierstelligen Beträgen im Michel-Katalog aufwarten und vielerlei mögliche Frankaturen bis heute noch nicht gefunden wurden. Daher die Augen auf, bei mit deutschen Marken frankierten Belegen mit Entwertungen aus Hirschegg, Mittelberg, Riezlern und Jungholz.



Beste Grüße
Markus

[1] Sondertarife ab 1.1.1951, siehe Thema: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?&ST=986&page=0
 
bovi11 Am: 19.07.2017 23:00:00 Gelesen: 8793# 2 @  
Selten sind vor allem Bedarfsbelege aus und in das Kleinwalsertal und von und nach Jungholz.

Ansichtskarten sind eher häufig und eine Bewertung mit 100,00 Euro ziemlich überzogen.
 
Markus Pichl Am: 22.07.2017 21:13:24 Gelesen: 8735# 3 @  
Hallo Dieter,

auf die verhältnismäßige Häufigkeit der von mir gezeigten Frankatur war ich ja schon eingegangen. Aber auch bei dieser bin ich der Meinung, dass wenn ein Händler gleichzeitig von 30 verschiedenen Sammlern eine Anfrage erhält, dass man doch eine solche Karte haben möge, der Händler in ärgste Nöte gerät, einem jeden Sammler ein solches Stück zu beschaffen. Vermutlich ist dies schon bei einer geringeren Stückzahl der Fall. Daher kann von "überzogen" keine Rede sein. Das eine oder andere Schnäppchen ergibt sich ja erst dadurch, wenn Sammler auf ebay ihre unerkannten Schätzchen ab Euro 1.- anbieten.

Aus den Angeboten des letzten Quartal auf ebay, habe ich genau nur ein solches Schnäppchen auskundig machen können (Endpreis Euro 5,50). Hingegen wenn ein Anbieter weiß was er hat, die Angebotspreise höher strukturiert sind. Nicht immer bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis, sondern auch das Wissen um dessen was man hat. Selbstverständlich wird nur immer auch dann ein guter Preis erzielt, wenn es auf der anderen Seite ein Wissen darüber gibt, was es gibt bzw. ist.

Wissen fördert Nachfrage.

MfG
Markus
 
bovi11 Am: 23.07.2017 09:40:03 Gelesen: 8686# 4 @  
@ Markus Pichl [#3]
@ alle

Österreichische Zollausschlußgebiete

Die Gemeinden Hirschegg, Mittelberg und Rietzlern im Kleinwalsertal sowie Jungholz in Tirol sind politisch Teile Österreichs. Wirtschaftlich ist das Gebiet jedoch seit langer Zeit mit Deutschland verbunden. Von und nach diesen Gemeinden mußten die Notopfermarken verwendet werden, ehe mit der Verfügung Nr. 683/1950 vom 23. Dezember 1950 die Einführung von österreichischen Briefmarken ab dem 1. Januar 1951 angeordnet wurde. Die Entwertung erfolgte danach mit „Sondertarif“- Tagesstempeln.

Hier einige Bedarfsbelege:

Notopfer Nr. 2 AZ auf Nachnahme-Brief nach Mittelberg im Kleinwalsertal
Absender: Verlag Werner Kühn (DBZ) - gestempelt (20 b) DASSEL (KR. EINBECK) 31.5.49



Notopfer Nr. 1 W auf Brief nach München
gestempelt HIRSCHEGG (KLEINWALSERTAL) 2.12.498



Notopfer Nr. 2 AW auf Geschäftsbrief, gestempelt RIEZLERN (KLEINWALSERTAL) - 24.5.49
Absender: Elektro-, Licht- und Kraft-Anlagen Alfred Bitschnau, Riezlern Kleinwalsertal



Notopfer Nr. 1 W auf Postkarte, gestempelt RIEZLERN (KLEINWALSERTAL) - 1.2.49



Notopfer Nr. 1 W auf Karte innerhalb des Kleinwalsertals von Riezlern nach Hirschegg
Absender: Katholisches Pfarramt Riezlern - gestempelt RIEZLERN (KLEINWALSERTAL) 3.5.49



Brief und Antwortkarte jeweils mit einer Notopfer Nr. 1 W aus dem Kleinwalsertal nach Immenstadt




Preise gemäß Handbuch



Hier kann das Handbuch bezogen werden:

http://www.arbeitsgemeinschaft-notopfer-und-wohnungsbaumarken.de/



Die genannten Preise gelten nicht für Ansichtskarten. Die Preise für Ansichtskarten sind i.d.R. deutlich niedriger anzusetzen, auch wenn es sich bei solchen Postsendungen um Bedarfsbelege handelt.
 
bovi11 Am: 23.07.2017 10:15:03 Gelesen: 8677# 5 @  
Österreichische Zollausschlußgebiete - Jungholz

Vor mehr als 600 Jahren, am 24. Juni 1342, wurde Jungholz in einem Kaufvertrag, der zwischen Hermann Häselin aus Wertach und Heinz Lochpühler aus Jungholz geschlossen wurde, erstmals urkundlich erwähnt. Der Vertrag hat den Kauf des Jungholzer Gebietes zum Inhalt und der Käufer, Heinz Lochpühler, stammt aus dem Tannheimer Tal, welches unter Erzherzog Siegmund mit Tirol vereinigt worden war. Nach damaligem Allgäuer Rechtsbrauch war der Landkäufer Heinz Lochpühler nach Tannheim steuerpflichtig. Dies wurde seit Generationen weiter so gehandhabt und so kam das Gebiet gegen alle geographischen Gegebenheiten zu Tirol, wo es trotz heftiger Grenzstreitigkeiten im 15. und 18. Jahrhundert bis heute geblieben ist.

Die volle Zuerkennung zur Landeshoheit Österreichs und die endgültigen Grenzen erhielt Jungholz aber erst im Grenzregulierungs- und Staatsvertrag von 1844 und 1850. Und erst seit dem 3. Mai 1868 besteht der Zollvertrag, der Jungholz wirtschaft-lich an Deutschland anschließt.

Jungholz ist eine österreichische Exklave auf deutschem Gebiet. Jungholz ist auf dem Gipfel des 1635 m hohen Sorgschrofen mit dem Mutterland Österreich punktförmig verbunden. Jungholz hat etwa 300 Einwohner.

Hier einige Belege (ich suche Bedarfsbelege):

Notopfer Nr. 6 Z auf Ansichtskarte aus Jungholz - gestempelt JUNGHOLZ 6.9.50



Paketsendung von Kempten nach Jungholz
gestempelt (13b) KEMPTEN (ALLGÄU) 1 - 21.1.53
Ankunftsstempel JUNGHOLZ (TIROL) - 22.1.53
Sendungen nach Jungholz waren ab dem 1. Januar 1951 von der Abgabe Notopfer Berlin befreit



Unfreie Paketsendung von Kempten nach Jungholz
gestempelt KEMPTEN (ALLGÄU) 2 - 18.12.53



Rückseite der Paketkarte mit Ankunftsstempel
JUNGHOLZ (TIROL) 19.12.53



Sendung aus dem Kleinwalsertal nach Jungholz

Paketkarte 1955 von Hirschegg/Kleinwalsertal über Oberstdorf und Wertach nach Jungholz
von einem Zollausschlußgebiet in ein anderes - Paketaufkleber Hirschegg/Kleinwalsertal
gestempelt österreichischer Stempel HIRSCHEGG/KLEINWALSERTAL 17.6.55 SONDERTARIF
und 13b (OBERSTDORF) 17.6.55 - rückseitig Bestätigung des Empfängers in Jungholz 18.6.55



Preise gemäß Handbuch

Hier kann das Handbuch bezogen werden:

http://www.arbeitsgemeinschaft-notopfer-und-wohnungsbaumarken.de/



Die genannten Preise gelten nicht für Ansichtskarten. Die Preise für Ansichtskarten sind i.d.R. deutlich niedriger anzusetzen, auch wenn es sich bei solchen Postsendungen um Bedarfsbelege handelt.
 
Bautenfünfer Am: 21.03.2020 10:29:02 Gelesen: 6255# 6 @  
Als Sachbearbeiter der Bautenserie 1948 5 Pfennig bin ich natürlich besonders scharf auf Belege mit der 5 Pfennig. Hier zeige ich meine vier einzigen Belege aus und ins Kleinwalsertal mit der 5 Pfennig, ich bisher in 20Jähriger Suche gefunden habe. Normalerweise verklebt man eine 10 Pfennig, davon gibt es relativ viele Belege/Karten, doch mit der 5 Pfennig kaum zu finden.

Ich suche noch verzweifelt nach einem Brief aus/ins Kleinwalsertal mit 4 x 5 Pfennig und einen Beleg aus dem Ort Jungholz mit 5 Pfennig Marken der Bautenserie

Postkarte von Riezlern (Sonderstempel) nach Hannover mit 2x 5 Pf



Postkarte von Hirschegg nach Münster mit 2x 5 Pf



Postkarte von Riezlern (Tagesstempel) mit 2 x 5 Pf

Besonderheit: Linke Marke mit Retusche und auch noch in seltener Linienzähnung!



Mein Glanzstück: Viel seltener sind Belege INS Kleinwalsertal. Hier eine Karte von München ins Kleinwlsertal. Diese ging an einen Urlauber, der im Hotel "Zur Post" in Riezlern residierte. Auch hier langte anstatt dem normalen Auslandsporto von 20 Pfennig nur die vorgeschriebenen 10 Pfennig. Dann noch mit zwei 5 Pfennig!

Ob es nochmals so einen Beleg gibt?


 
noby Am: 29.04.2020 18:34:11 Gelesen: 6055# 7 @  
Das sind wahrlich Raritäten.

Ich habe eine ganze Reihe Kleinwalsertalbelege, aber keine einzige Postkarte mit 5-Pfennigmarken.

8+2 ist ja auch selten, aber 5er habe ich nichts.
 
Rottaler Am: 24.11.2020 11:44:10 Gelesen: 5234# 8 @  
Dürfen es auch ältere Karten vor 1948 aus Jungholz sein?

Hier eine Karte von 1939 nach dem Zwangsanschluss an das Reich mit 6 Pfg. Hindenburgmarke oder

Karte von 1947 mit Ziffernserie 8 + 5 (wohl in Ermangelung einer 4) Pfg. Marke mit Nachsendung nach Hannover



Rottaler
 
Gernesammler Am: 24.06.2022 20:02:34 Gelesen: 3069# 9 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Oberstdorf vom 5.8.1919 Portoperiode 3 (1.10.1918-30.9.1919) von Max Wüstner, Riezlern an Eduard Lobeck in Herne in Westphalen.

Für das Franko nahm man eine Bayern Nr.120 zu 15 Pfennig aus der "König Ludwig" Serie, diese reichten für den einfachen Brief bis 20 Gramm im Fernverkehr, gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Oberstdorf 4d (Helbig 37c)

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 24.06.2022 23:41:05 Gelesen: 3064# 10 @  
@ Gernesammler [#9]

Hallo Rainer,

die große Besonderheit hast du Schlingel aber noch gar nicht erwähnt, wenn du schreibst, dass der Absender des bayerischen Briefes in Riezlern wohnte, denn Riezlern lag und liegt im Kleinwalsertal und das war österreichisch; aber es war nur von Bayern aus begehbar, weil um dieses Tal herum sehr hohe Berge den Zugang zu ihm erschwerten bzw. unmöglich machten.

Briefe aus dem Kleinwalsertal mit bayer. Frankatur sind handverlesen - und in dieser Qualität großes Kino. Um diesen Brief beneidet dich jeder Bayernsammler.

Liebe Grüsse,
Ralph

[Beiträge [#9] und [#10] redaktionell kopiert aus dem Thema "Bayern ab "Pfennig-Zeit" 1876 bis 30.6.1920: Belege, Marken, Essays"]
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.