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Thema: Erfahrungen mit Klebestreifen und selbstklebenden Gummierungen
Manne Am: 03.09.2017 11:35:05 Gelesen: 6260# 1 @  
Hallo,

aus Bangkok ein Luftpost-Einschreiben aus dem Jahr 1964 an die Fa. Schmid-Schlenker in Bad Dürrheim.

Gruß
Manne


 
StefanM Am: 04.09.2017 08:21:51 Gelesen: 6213# 2 @  
@ Manne [#1]

Ein schöner Beleg, vorderseitig! Der Brief hat mehr als 50 Jahre überstanden, ohne daß die zerstörerischen Bestandteile des Klebestreifens die Vorderseite zu sehr in Mitleidenschaft gezogen haben.

Was meint ihr: Ist der Zerfallsprozeß damit am Ende?

Ich entferne derartige Klebestreifen oder auch selbstklebende Gummierungen, die beginnen braun zu werden, immer. Auch wenn ich Teile der Klappe abschneiden muss finde ich das sicherer für die Zukunft der Belege.

Was sind eure Erfahrungen und wie handhabt ihr das?

[Beiträge [#1] und [#2] redaktionell kopiert aus dem Thema "Thailand: Echt gelaufene Belege"]
 
jmh67 Am: 04.09.2017 14:23:57 Gelesen: 6170# 3 @  
@ StefanM [#2]

Solange noch irgendwelche flüchtigen Bestandteile vorhanden sind, wird der Klebstoff weiter durchs Papier diffundieren. Solche Stücke lange aufheben zu wollen hat IMHO keinen Sinn, die Klebstoffe sind nicht aktenecht und werden über kurz oder lang den Beleg ganz zerstören. Der Aufwand zur Beseitigung des Klebstoffs mit geeigneten Lösungsmitteln wäre unverhältnismäßig hoch.

Sehr schlimm in dieser Hinsicht ist übrigens das auf den britischen Inseln weit verbreitete Cellotape, und auch der Klebstoff auf den Umschlagklappen vieler moderner Kuverts neigt zur Zersetzung und zum Durchschlagen.

Am besten, man meidet selbstklebende Umschlagklappen und Klebestreifen.

-jmh
 
Stefan Am: 04.09.2017 21:19:52 Gelesen: 6106# 4 @  
@ jmh67 [#3]

Am besten, man meidet selbstklebende Umschlagklappen und Klebestreifen.

Meiden oder kurzerhand sauber abschneiden.

Aufgrund der Masse an aktuellen Belegen im Posteingang (frankiert mittels Briefmarken oder Absenderfreistempeln oder Privatpost usw.) mit selbstklebenden Klappen wird die Philatelie nicht umhinkommen sich darüber Gedanken zu machen, inwieweit moderne Belege mit entfernten Klappen als vollwertig anzusehen sind.

Bei aktuellen Sendungen, welche mit Klebestreifen verschlossen wurden, versuche ich diese zeitnah zu entfernen. Im Idealfall wurde der Klebestreifen erst kurze Zeit zuvor zum Briefverschluss auf der Briefumschlagrückseite verwendet. Der Klebestreifen lässt sich meist nicht zersörungsfrei entfernen, d.h. das Papier ist an der betreffenden Stelle des Umschlages dünner. Besser dünne Stellen im Papier als ein in wenigen Jahren wegen Durchfettung des Klebers ruinierter Beleg. Dies gilt auch für selbstklebende Briefumschläge.

Gruß
Pete
 
achim11-76 Am: 04.09.2017 22:42:04 Gelesen: 6075# 5 @  
Was ich auch schon mal gehört habe, das man einen dickeren Karton einlegt und man so das Durchfetten zu vermeiden.
 
Bund-Briefe Am: 04.09.2017 22:51:17 Gelesen: 6074# 6 @  
Am besten, man meidet selbstklebende Umschlagklappen und Klebestreifen.

Dies ist auch seit langem mein Grundsatz !

Aber rückseitig weggeschnittene Klappen oder Umschlag-Teile sind meines Erachtens wertmindernd.

Ich bin dazu übergegangen, mit Ausnahme der "amtlichen Klebezettel" (Einschreib-Label / Durchlauf-/ Ankunfts-Label) sämtliche Selbstklebekleber von den Briefen zu entfernen.

Man kann den Kleber bei den 2-seitig beschichteten Adhäsionsverschlussklappen zumeist noch gut durch "abrubbeln" restlos herunterbekommen.

Bei Verschlussklappen mit einseitiger Kleberbeschichtung (mit Silikonpapier) muss man mit Waschbenzin/Feuerzeugbenzin arbeiten. Die unterschiedlichen Kleber werden aber immer Benzin-resistenter! Andere Mittel wie "Nitro-Verdünnung" sind zu "scharf" und zerstören in aller Regel das Papier und die Farben.

Sind Klebestreifen / Label auf der Rückseite aufgeklebt, ziehe ich diese zumeist trocken ab oder löse den Kleber mit einem Benzin-getränktem Tempo von der Innenseite des Umschlags her.

Auch den Selbstklebekleber der (deutschen) Selbstklebe-Marken wasche ich stets vor dem frankieren im Wasserbad ab und klebe die Marken mit Naturkleber ("Die weisse Klebepaste" / "Pelikanol"-Nachfolger) auf die Umschläge. Die Selbstklebe-Sondermarken der Jahre 2000 bis ca. 2003 sind mit besonders "schlechtem" Kleber produziert, dieser Kleber ist mittlerweile völlig eingetrocknet und in das Umschlagpapier eingewandert. Die Marken springen bei geringer Biegung des Umschlages spröde ab. Ab etwa 2003 wurde die Kleber-Mischung verändert. Aber ob diese Marken "ewig" kleben, ist ungewiss ... !

Eine allgemeine Faustregel: Solange die Kleber "produktionsfrisch" sind, geht in der Regel alles ohne Komplikationen ! Aber wenn die Briefe ein paar Jahre alt sind, trocknet der Kleber allmählich ein - bis er sich irgendwann völlig eingetrocknet (20 -30 Jahre!) überhaupt nicht mehr entfernen lässt.

Weiterer Erfahrungsaustausch erwünscht !

Frdl. Grüße, Bund-Briefe - Klaus Pietsch
 
Bund-Briefe Am: 04.09.2017 22:57:59 Gelesen: 6071# 7 @  
@ achim11-76 [#5]

Was ich auch schon mal gehört habe, das man einen dickeren Karton einlegt und man so das Durchfetten zu vermeiden.

Ja - das kann man bei bereits älteren Briefen machen - aber eine dünne oder dickere Folie genügt wohl !

Ich bewahre solche Briefe stets mit einer Folie innen und in einer Pergamintüte auf !

Frdl. Grüße, Bund-Briefe - Klaus Pietsch
 
jmh67 Am: 05.09.2017 07:11:53 Gelesen: 6045# 8 @  
@ Bund-Briefe [#12]

Wertbetrachtungen kommen bei mir ganz zuletzt. Woran will man den Wert eines Unikats - und jeder Brief ist eins - festmachen? Jedenfalls entwerten aber durchschlagende Klebstoffe ein Stück erst recht. Bei älteren Stücken hilft eben nur noch die Schere, wenn man den Rest retten will. Ablösen und Wiederaufkleben von selbstklebenden Etiketten und Marken ist auch schon eine heftige Manipulation, die freilich vom archivalischen Standpunkt her berechtigt scheint.

Abspringende Marken wegen ausgetrocknetem Klebstoff sind mir auch aus dem Vereinigten Königreich bekannt, da fand ich etliche einstmals selbstklebende 2.-Klasse-Machins aus den 1990ern, die nach 10 Jahren des Haftens müde waren.

Ziemlich beständig - auch chemisch - zeigt sich dagegen der Klebstoff der französischen Marken und Frankieretiketten.

-jmh
 
Cantus Am: 05.09.2017 15:38:43 Gelesen: 5992# 9 @  
Auf vielen alten Postkarten aus der Zeit um 1920 und davor, aber auch auf Umschlägen findet man rückseitig mittig oder an der Kante oder, für mich nicht nachvollziehbar, auch vorderseitig irgendwo mehr oder minder großflächig anhaftende Klebestreifen oder irgendwelche runden Klebeteile. Oft schaut unter dem aufgeklebten Papier am Rand schwärzliche oder bräunliche Masse heraus. In vielen Wühlkisten findet man solche Belege, die die meisten Sammler als grob beschädigt ansehen und deshalb nicht erwerben, ich jedoch kaufe immer mal wieder auch solche Belege, denn ich habe nach langem Herumprobieren eine Methode zum Ablösen entwickelt, die meistens, wenn auch nicht immer, zu einem für mich akzeptablen Ergebnis führt.

Wir wissen, dass Wasser üblicherweise die Struktur von Papier oder Pappe zerstört mit der Folge, dass das eingeweichte Gut wellig wird. Bei Briefmarken ist das nicht weiter schlimm, da diese nach dem Trocknen und anschließenden Pressen wieder glatt werden, bei Postkarten oder Umschlägen geht das aber nicht so einfach, zumal man sie üblicherweise nicht zur Gänze einweichen kann. Nicht jede Schrift ist wasserfest und zuweilen kleben da auch noch Briefmarken drauf, die man nicht ablösen möchte. Was also tun? Ich gehe folgendermaßen vor.

Zuerst nehme ich ein Blatt Küchenkrepp, das zweimal gefaltet wird. Dann feuchte ich das Krepppapier mit klarem Leitungswasser in etwa der Größe des abzulösenden Klebestreifens an und lege es - mit der feuchteren Seite nach oben - auf eine glatte nicht-saugende Oberfläche. Dadurch kann die Feuchtigkeit nur nach oben abgegeben werden. Anschließend lege ich den Beleg mit der Klebestelle nach unten auf das Küchenkrepp, und zwar so, dass möglichst wenig Umgebungsfläche um den Klebestreifen herum mit der Feuchtigkeit in Berührung kommt. Zum Schluss beschwere ich den Beleg leicht und lasse das Ganze etwa 15 Minuten so liegen.

Nach dieser Zeit erneuere ich die feuchte Stelle am Krepppapier, teilweise ist dafür ein weiteres Blatt Küchenkrepp erforderlich. Dann wiederhole ich das Ganze. Nach etwa 30 Minuten ist das abzulösende Papier, oft ein dickes Papier und nicht nur ein dünner Klebestreifen, soweit feucht geworden, dass es sich problemlos vom Beleg abziehen lässt. Darunter kommt dann meistens eine dunkle und oft klebrige Masse zum Vorschein, die ebenfalls noch entfernt werden muss.

Zunächst versuche ich, sie mit der unteren Seite einer Briefmarkenpinzette vorsichtig vom Untergrund zu lössen, denn anfangs ist sie ja noch ausreichend feucht. Man kann das als leichtes Schaben bezeichen, man muss dabei aber äußerst vorsichtig vorgehen, damit man beim Entfernen der Klebemasse nicht versehentlich auch noch Teile der Oberfläche des philatelistischen Beleges mit abkratzt. Das geht in aller Regel ganz gut. Wenn aber Teile davon sich nicht sofort von der Oberfläche lösen lassen, dann muss man sie mit der oben beschriebenen Methode nochmals anfeuchten. Zwischenzeitlich die Pinzette immer wieder an einem sauberen Papiertaschentuch säubern, denn nur so läuft man nicht Gefahr, die Klebemasse lediglich umzuverteilen.

Wenn die Klebemasse komplett oder weitgehend entfernt ist, bleibt oft noch eine starke Verfärbung der Postkarte oder des Umschlages zurück. Ganz entfernen geht nur im Ausnahmefall, aber in aller Regel lässt sich diese Verfärbung so weit mindern, dass der Originalbeleg anschließend als akzeptables Sammelgut ins Album wandern kann.

Die beste Erfahrung habe ich dabei mit Spucke gemacht. Ich nehme also ein sauberes Papiertaschentuch, das ich mit Spucke an einer Stelle ausreichend anfeuchte ud reibe danach vorsichtig, um die Oberfläche des Beleges nicht zu beschädigen, aber dennoch mit leichtem Druck über die verfärbten Bereiche. Irgendein Bestandteil der menschlichen Spucke muss so beschaffen sein, dass man mit seiner Hilfe die Reste des Klebstoffes und damit auch die unerwünschen Verfärbungen aus dem Papieruntergrund herausreiben kann. Dabei bitte das Papiertaschentuch an immer wieder anderen sauberen Stellen mit Spucke befeuchten, da man sonst Gefahr läuft, das schon Abgeriebene an anderer Selle wieder aufzubringen.

Bis hierhin dürfte die Klebestelle bereits wieder weitgehend getrocknet sein. Sofern erforderlich lässt man die Restfeuchtigkeit noch an offener Luft entweichen. Der dann trockene Beleg ist entweder bereits in einem Zustand, dass er ins Album gepackt werden kann, oder man legt ihn noch für ein paar Stunden zwischen zwei etwas schwerere Buchdeckel, um ihn nachhaltig zu glätten.

Versucht es so, dann braucht man nicht Teile des Beleges abzuschneiden, denn jeder beschnittene Beleg ist im Ergebnis weniger wert als zuvor.

Viele Grüße
Ingo
 
Bund-Briefe Am: 05.09.2017 22:49:01 Gelesen: 5951# 10 @  
@ Cantus [#9]

Dies scheinen Verklebungen mit "Gummi-Arabicum" zu sein !? Also wasserlösliche Verklebungen.

Die neuzeitlichen Selbstklebe-Kleber sind aber dazu im Gegensatz alle Benzin- / Lösemittel-löslich ! Das kann man "nicht in einen Topf werfen" !

Bei den neuen Selbstklebe-Klebern ist Wasser das falsche Mittel ! (mit Ausnahme zum Ablösen der selbstklebenden Briefmarken - was hier nur funktioniert, weil bei den Selbstklebe-Marken zwischen der Selbstklebe-Schicht und dem Marken-Papier noch eine nassklebende gummierte Schicht ist. Die Selbstklebe-Schicht wird also auf gummiertes Markenpapier aufgebracht. Die nassgummierte Schicht löst sich im Wasserbad auf - und die Selbstklebeschicht "schwimmt davon" !

Frdl. Grüße, Bund-Briefe - Klaus Pietsch
 
Cantus Am: 06.09.2017 00:36:32 Gelesen: 5935# 11 @  
@ Bund-Briefe [#10]

Hallo,

ich habe doch zu Beginn meiner Ausführung extra darauf hingewiesen, dass ich von Belegen aus der Zeit um 1920 und davor spreche. Da sollte doch ein Verwechseln mit dem Ablösen von modernen Selbstklebemarken nicht möglich sein.

Viele Grüße
Ingo
 
Michael Mallien Am: 12.09.2017 20:52:25 Gelesen: 5875# 12 @  
Die MiNr. 920 Schloss Bürresheim zu 200 Pfennig als Zusatzfrankatur auf einem Eilbrief/Einschreiben mit Absenderfreistempel vom 12.4.1984 der Sparkasse Nordfriesland in Wyk auf Föhr.



Nach kurzem Zögern habe ich den Klebestreifen und die braune Gummierung der Klappe beherzt abgeschnitten. Noch hat sich die Verfärbung auf der Vorderseite kaum bemerkbar gemacht.

Viele Grüße
Michael

[Beitrag wegen des Klebestreifens teilweise redaktionell kopiert aus dem Thema "Bund Dauerserie Burgen und Schlösser"]
 
jmh67 Am: 14.03.2018 12:21:28 Gelesen: 4858# 13 @  
Hier ein Beispiel für eine vom Papier abgesprungene selbstklebende Briefmarke:



Der selbstklebende Stoff ist vergilbt und spröde geworden, so dass die Marke vor ein paar Tagen (aber wahrscheinlich hätte es schon vor Monaten geschehen können) ohne sonderliche Krafteinwirkung vom Umschlagpapier abgeplatzt ist. Die wasserlösliche Klebeschicht auf der Marke ist noch vorhanden und aktiv.

Ähnliches habe ich auch bei britischen Dauerserienmarken beobachtet.

-jmh
 
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