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Thema: (?) (91) Warum ich Briefmarken sammele und warum Portugal
Das Thema hat 92 Beiträge:
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Setubal Am: 18.09.2017 08:52:07 Gelesen: 33114# 18 @  
Ein kleiner Nachtrag noch zum Beleg im Beitrag [#15]:

Noch vor dem erscheinen der ersten Briefmarken Perus hatte die Pacific Steam N.C. eigene Briefmarken zur Bestätigung der im Voraus gezahlten Gebühren herausgegeben. Somit waren die ersten Marken in Peru nicht die ersten Marken von Peru.

Jetzt komme ich zu einer weiteren Reederei:

1956 wurde in Paris die Reederei Gauthier Freres & Cie gegründet. Sie betrieb unter anderem den Post- und Paketdienst nach Südamerika. Auch diese Gesellschaft hatte eigene Marken herausgebracht, die heute zu den seltensten überhaupt zählen. Meines Wissens nach existieren nur noch 3 Stück. Die Reederei hat nur 9 Fahrten mit verschiedenen Schiffen nach Südamerika durchgeführt. Die Kennung der von dieser Reederei in Lissabon angelandeten Briefe erfolgten mit dem P.Transatlantico in gelber Stempelfarbe.

Nachfolgend meine Einleitungsseite für diese Reederei und ein Brief der letzten Südamerikafahrt. Nach dem Untergang der "Lyonnaise" bei Nankut, vor Canada, ging die Gesellschaft in Konkurs und stellte ihren Betrieb ein.



Rolf-Dieter
 
Setubal Am: 18.09.2017 11:50:52 Gelesen: 33088# 19 @  
Hallo Gerhard,

danke für Deine Anmerkung. Vieles von dem, was ich hier zeige, könnte ich natürlich auch unter anderen Rubriken zeigen, aber es geht mir hier darum einfach mal aufzuzeigen, was mich an meinem Sammelgebiet fasziniert.

Ich hoffe, dass auch andere Betrachter Freude am gezeigten Material und den Darstellungen haben.

Rolf-Dieter
 
Gaius_Caligula Am: 18.09.2017 12:02:53 Gelesen: 33084# 20 @  
@ Setubal [#19]

Auch von mir ein Dankeschön für das Aufzeigen dieser wirklich interessanten und - in meinen Laien-Augen - sehr gut aufgemachten Sammlung.

Eine kleine Anmerkung: Die englischen Texte wirken an manchen Stellen etwas "holprig" - man könnte manche Ausdrücke "eleganter" zum Ausdruck bringen.

Beispiel: Beitrag [#13] "... the first stamp from the world.." könnte man mit "... the worlds first stamp..." in meinen Augen vielleicht eleganter umschreiben. Das soll keine Kritik sein, sondern nur eine Anmerkung meinerseits. Ist halt mein persönlicher Geschmack.

Nochmals: Danke für das Zeigen dieser sehr beachtenswerten Sammlung. Gerne mehr davon!

Beste Sammlergrüße
Gaius_Caligula
 
Setubal Am: 18.09.2017 12:11:06 Gelesen: 33082# 21 @  
Hallo Caligua,

auch Dir ein Danke für Deine Anmerkungen. Naja, das Exponat habe ich auch schon mal im Wettbewerb ausgestellt und da wurde mir angekreidet, dass es eben nicht in Englisch beschrieben war. Das einige "Stolpersteine" dabei sind, dessen bin ich mir bewußt. Ich nehme es hin und hoffe, dass nicht die Sprache sondern das Material spricht.

Bleiben wir mal bei England:

Nach der Flucht des portugiesischen Hofes nach Brasilien, hat Portugal je bereits im März 1808 mit England den ersten Postvertrag zur Beförderung von Nachrichten aus Südamerika (portugiesisch) nach Europa geschlossen. Hier nun mal einige Belege mit englischen Schiffen:



Kleine Anmerkung:

Im Gegensatz zu heute, war es damals eine Unhöflichkeit, Briefe im Voraus zu bezahlen. Die allgemeine Auffassung war, dass man dem Empfänger nicht zutraute, die Gebühren bezahlen zu können. Wie sich die Zeiten ändern ...
 
Setubal Am: 18.09.2017 13:08:39 Gelesen: 33060# 22 @  
Und wieder die Frage, welche Marken ich eigentlich sammeln soll.

Folgender Brief hat auf den ersten Blick nichts mit Portugal zu tun. In der Artikelbeschreibung des Auktionshauses stand die Bemerkung, dass rückseitig der Stempel eines Forwarding Agents gestrichen wäre. Dem ist aber nicht so. Der rückseitige Stempel stammt vom brasilianischen Postamt in Rio de Janeiro: Porto Pago Rio de Janeiro a Lisboa (Gebühr bezahlt von Rio bis Lissabon) Also - meinem seiner.

Bei der Übergabe an das englische Postamt in Rio wurde die Zahlung bis zum Empfänger in Fürstenwalde bei Berlin (Preußen) mit Marken belegt, die natürlich mit dem Stempel des englischen Auslandspostamtes in Rio de Janeiro entwertet wurden.



Die Gebühren entsprachen der Beförderung mit einem Postschiff der Royal Mail.

Rolf-Dieter
 
Setubal Am: 18.09.2017 13:17:55 Gelesen: 33056# 23 @  
Zum Hinweis auf die Gebühren bringe ich jetzt einen ebenfalls bei der Aufgabe bezahlten Brief. Allerdings war der den Gebühren nach für die Beförderung mit einem Handelsschiff vorgesehen.

Zu jener Zeit wurden die Briefe allgemein aber immer dem nächsten abfahrenden Schiff übergeben.

Und so kommt es in diesem Beispiel dazu, dass der wesentlich günstigere Brief auch mit einem Postschiff der Royal Mail befördert wurde. Erkenntlich am Eingangsstempel P.Transatlantico (blau für die Royal Mail) in Lissabon.



(Ich als kaufmännischer Geizhals hätte alle meine Briefe für Transport Handelsschiffe aufgegeben)

Rolf- Dieter
 
Setubal Am: 18.09.2017 19:37:04 Gelesen: 33025# 24 @  
Jetzt mal was für den "deutschen" Sammler.

Die Hamburg- Südamerikanische Dampfschifffahrtsgesellschaft"

und dazu in der einleitenden Beschreibung auch ein bißchen Social Philatelie.

1871 hatte sich eine Gemeinschaft von 11 Kaufleuten aus Hamburg zur Gründung der HSDG zusammengefunden. Unter Führung des Kaffeehändlers Theodor Wille, preußischer Consul in Santos (Brasilien) wurden die Schiffe der brasilianisch- portugiesischen Reederei Compania de Navegacao Anglo Brasileira gekauft. Die Schiffe wurden vorwiegend zum Transport von Kaffee aus Brasilien nach Europa über Hamburg eingesetzt, der Postbetrieb lief nebenher als Zusatzgeschäft.

Unten nun ein Brief aus Hamburg über Land nach Lissabon ins portugiesische Postamt - Weiterleitung an das englische Postamt (Rahmen Lisbon) - befördert mit einem Dampfer der Royal Mail nach Santos in Brasilien - eben an besagten Theodor Wille.



Die Strecke der Hamburg Süd verlief von Hamburg direkt nach Lissabon und dann weiter über die Cap Verden über den Atlantic nach Brasilien. Natürlich wurden keine englischen und französischen Häfen angelaufen - ich erinnere an den Krieg 1870/71. Da in Brasilien, wie üblich, Briefe dem jeweils ersten abfahrenden Dampfer übergeben wurden, kamen Briefe nach Frankreich bereits in Lissabon an und liefen dann über Land weiter.

Brief aus Montevideo über Lissabon (schwarzer Stempel P.Transatlantico HSDG) nach Marseilles in Frankreich


 
Setubal Am: 18.09.2017 19:51:18 Gelesen: 33022# 25 @  
Was noch bleibt sind die portugiesischen Verbindungen in den Südatlantic. Dies werde ich demnächst in einem neuen Thema zeigen.

Komme ich also zu meinem Schlußpunkt:

Auch dieser Brief war ein Zufallsfund. Leider muß ich ihn hochkant zeigen, da er sonst nicht auf die Seite gepaßt hätte.



Ich hoffe, daß mein kleiner Streifzug mit meiner Begeisterung für Portugal möglichst vielen gefallen hat.

Rolf-Dieter
 
Heinz 7 Am: 19.09.2017 12:37:18 Gelesen: 32963# 26 @  
@ Setubal [#25]

Tolle Fleiss-Leistung, uns dies alles zu zeigen!

Ich schätze Deine Begeisterungsfähigkeit für Dein wunderschönes Sammelgebiet.

Heinz
 
henrique Am: 19.09.2017 13:05:40 Gelesen: 32947# 27 @  
Hallo Rolf-Dieter,

habe mir etwas länger Zeit gelassen dir zu gratulieren.

War eventuell, außer der Bewunderung für deine Beiträge auch etwas Sprachlosigkeit dabei, was du alles erarbeitet hast.

Wie Heinz schon geschrieben hat auch "Ich schätze Deine Begeisterungsfähigkeit für Dein wunderschönes Sammelgebiet".

Dachte nur ich bin von Portugal als Sammelgebiet infiziert.

Dank deiner Beiträge outen sich immer mehr Mitglieder des Forums und immer mehr hochwertige Beiträge werden eingestellt.

Warum sammeln wir Briefmarken, Belege etc von Portugal

Weil wunderbare Marken und Blöcke verausgabt werden und uns der geschichtliche Hintergrund fasziniert.

An alle "Nur weiter so".

Henrique
 
Setubal Am: 19.09.2017 13:13:21 Gelesen: 32940# 28 @  
Danke Heinz,
hallo ins Forum,

was ich mit den Belegen (auszugsweise) zeigen will, sind die Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn man VOR dem eigentlichen Sammeln, sich Gedanken macht, was man eigentlich will. Ich habe zu Beginn meines Beitrages geschrieben, dass der mir wichtigste Punkt die Anerkennung für mich (Egoist) und auch für mein Sammelgebiet (Idealist) ist.

Wenn ihr euch alle mal die Belege anseht, sind die meisten für viele Gebiete geeignet. Dies bedeutet auch, dass für viele Belege (hoffentlich) viele Interessenten da sind. Angebot und Nachfrage. Natürlich habe ich für einzelne Belege auch mal zu tief in die Tasche gegriffen, aber viele der Belege habe ich nach weltweitem Suchen auch zu "Spottpreisen" erworben. Es hat nicht nur bei der Erstellung des Themas, sondern auch bei der Suche nach mir geeignet erscheinendem Material "Arbeit" gemacht, alles so zusammen zu tragen.

(Und nun mit stolz geschwellter Brust)

Natürlich ist das Exponat auch schon mal im Wettbewerb gewesen:

(Auszugsweise)

Ostropa Jihlava 2013, Rang 1 Groß Gold mit Ehrenpreis (93 Punkte)
Postgeschichte live 2017 Goldenes Posthorn (Klasse Sammlungen vor UPU)
und dieses Jahr wird das Exponat noch in Monaco dabei sein.

Rolf-Dieter
 
Heinz 7 Am: 20.09.2017 00:04:01 Gelesen: 32887# 29 @  
@ Setubal [#1]

Hallo Rolf-Dieter,

Du schreibst, Du sammelst keine Briefmarken. Ich sehe, dass Du Dich auf Schiffspost konzentriert hast. Unsere Leser freuen sich aber vielleicht auch, wenn sie sehen, welches denn die teuerste Marke von Portugal ist.

Portugal hat eigentlich keine wirklich sehr teuren Briefmarken, mit EINER Ausnahme. Von der ersten Serie (1853) gibt es vier Werte. Die 100 Reis Briefmarke ist ungebraucht sehr selten (Michel Nr. 4).

Ich habe nachgesehen, im Senf 1912/1913 ist diese Marke leider nicht bewertet ungebraucht (-.-). Aber im Kohl Handbuch 1915 finden wir Notierungen:
*: 600 Mark, gest. 100 Mark (Senf 1912/13: 75 Mark)

Damit war Portugal anfangs XX. Jahrhundert nicht in den vordersten Rängen.



Diese Marke aus der Angelo Lima-Sammlung wurde 1995 angeboten (Afinsa, Madrid, 1995). Gemäss Buch "Bolaffi 1996 International; All the records of the philatelic season" kostete das gute Stück knapp US$ 34'000 (inkl. Auktions-Zuschlag). Das passt "gut" zum Katalogwert von immerhin Euro 42'000 (Jahr 2010). Damit ist die Michel Nr. 4 mit Abstand die teuerste Marke von Portugal.

Interessant sind auch die Relationen: * / gebraucht / auf Brief. Das kann ich zeigen anhand dem Katalog Scott 2000:

*: US$ 27'500
gest: US$ 1'300
on cover: US$ 10'000

Ich hoffe, Du schätzst diese Ergänzung zu Deinem Thema Portugal.

Heinz
 
Setubal Am: 20.09.2017 08:28:26 Gelesen: 32869# 30 @  
Hallo Heinz,

danke für Deine Anmerkungen zur "teuersten Portugiesin".

(Werde Deinen Beitrag meiner Frau NICHT zeigen - sonst schiefer Haussegen)

Leider habe ich diese Marke nicht auf Brief.

Aber ich zeige hier mal ein anderes Schmuckstück.

In den Jahren 1855 und 56 verlangte Portugal auch bei Transitbriefen die Zahlung der portugiesischen Inlandsgebühr (25 Reis) im Voraus. Ausgenommen Briefe nach Spanien.

Ich zeige hier einen Brief aus Rio in die Schweiz.

Nun konnte der Absender in Brasilien keine portugiesischen Marken kaufen, also wurde der Brief mit einem portugiesischen Schiff, der Donna Maria 2° (Companhia de Navegacao a Vapor de Anglo Brasileira), an einen Forwarding Agent nach Lissabon geschickt. Dieser zahlte dann das Inlandsporto für Portugal und so konnte der Brief dann über >Spanien und Frankreich in die Schweiz gelangen.

(Au Backe - keine Preise - auch dieser Brief liegt irgendwo im 4stelligen Bereich)



Rolf- Dieter
 
Setubal Am: 20.09.2017 08:45:07 Gelesen: 32865# 31 @  
Noch ein bemerkenswerter Brief.

Den Zwang zur Zahlung des Inlandsportos habe ich auch auf einem weiteren Brief:

Hier erfolgte die Beförderung mit dem Steamer "Solent" der Royal Mail Steam Ship Company. Der Absender wollte sichergehen, das die Beförderung auch korrekt erfolgte. Er zahlte in Brasilien aber nur das brasilianische Inlandsporto (60 Reis) und die Seegebühr bis Lissabon (120 Reis). Alles mit brasilianischen Marken. Dies war zu jener Zeit nicht statthaft. Brasilien erlaubte erst ab 1862 die Bestätigung der gezahlten Seegebühr mit Marken.

Der Brief wurde direkt der portugiesischen Post übergeben (blauer P.Transatlantico RMSC). ... und blieb liegen. Erst nachdem der in Lissabon ansässige Forwarder das Inlandsporto übernommen hatte (25 Reis Portugal) wurde der Brief weiterbefördert.

Es sind nur 3 Briefe aus dieser Zeit mit brasilianisch - portugiesischer Mischfrankatur bekannt.

(Den Brief habe ich letztes Jahr dem in Sindelfingen tagenden internationalen Prüferverband vorgelegt und er wurde für echt befunden)



Rolf- Dieter
 
Setubal Am: 20.09.2017 09:04:07 Gelesen: 32857# 32 @  
Dir natürlich auch Dank Henrique...
und für Heinz folgender Brief:



Rolf- Dieter
 
Didi Am: 20.09.2017 09:06:20 Gelesen: 32856# 33 @  
Ganz ganz großes Kino was Du Rolf-Dieter hier vorgestellt hast, vielen Dank.

Auch für jemanden der sich nicht für das Sammelgebiet Portugal begeistern kann, zeigst Du viel Interessantes und gibst Tipps.

Bei mir ist Berlin nun mal mein "Steckenpferd", und am Anfang habe ich natürlich den Fehler gemacht mich nicht zu spezialisieren.

Aber mit der Zeit, gerade auch durch solche Beiträge wie Deine und dieses Forum, habe ich mir eine Struktur und einen Leitfaden aufgebaut.

So kommen nur noch ausgewählte Stücke in die Sammlung und nicht alles was man sozusagen bekommen kann.

Bisher habe ich nicht ausgestellt, aber durch Deinen Beitrag mache ich mir schon Gedanken mich doch vielleicht einmal an eine Ausstellung zu wagen.

Nochmal vielen Dank für den tollen Beitrag

Didi
 
Setubal Am: 20.09.2017 09:23:36 Gelesen: 32851# 34 @  
Hallo Didi,

danke für Deinen Beitrag.

Es freut mich, dass aufgrund meines Beitrages wenigstens der Gedanke im Raum steht, selber eine Ausstellungssammlung, ein Exponat, anzufangen.

Wenn Du Hilfe brauchst - melde Dich einfach.

Rolf- Dieter
 
nitram Am: 20.09.2017 09:41:05 Gelesen: 32840# 35 @  
@ Setubal [#13]

Hallo Setubal,

die Erklärung der Gebühren bei dem wunderbaren Brief von Newcastle-on-Tyne nach Madeira ist meines Erachtens nicht richtig. Die Taxe für Briefe nach Madeira war 1sh./10d. für die erste Gewichtsstufe. Die 1sh./9d. galten nur für das portugiesische Festland. Daneben wurde bei Auslandsbriefen ab dem 10.01.1840 (Uniform Penny Post) keine Inlandsgebühr mehr erhoben.

Die große Frage ist natürlich, welchen Sinn die verklebte "Penny Black" gehabt haben könnte? In Frage kommt eventuell Late-fee, also die Gebühr für Spätauflieferung. Ich glaube aber, dass der Absender in diesem Fall die "Penny Black" fehlerhaft verklebt hat. Es gibt aus den vierziger Jahren auch andere vergleichbare Briefe. Wenn ich mit meiner Einschätzung richtig liege, dann hat sich das GPO neben den bar bezahlten 1sh./10d. über eine weitere Einnahme von einem Penny gefreut, ohne dafür eine Gegenleistung entrichten zu müssen.

Ein sehr seltener Brief, zu dem man nur gratulieren kann.

Viele Grüße,
nitram
 
Setubal Am: 20.09.2017 10:03:35 Gelesen: 32831# 36 @  
Hallo nitram,

schön von Dir zu hören.

In Leverkusen konnten wir uns ja leider nur "begrenzt" unterhalten, da ich ja in die Jurorenarbeit eingebunden war. Die Erklärung des Briefes mit der One Penny black ist nach Rücksprache und freundlicher Unterstützung von Dr. Heß entstanden. Ich werde aber trotzdem nochmal in meine Unterlagen schauen.

Danke für Deinen Hinweis.

Rolf-Dieter
 
Setubal Am: 20.09.2017 10:40:15 Gelesen: 32826# 37 @  
Eigentlich wollte ich ja ein neues Thema mit der portugiesischen Schiffspost eröffnen. Ich glaube aber, dass es doch sinnvoller ist, hier weiter zu schreiben.

Ich beginne mal nicht mit der Correio Maritimo - sondern mit desinfizierten Briefen.

Wir haben die Langsamkeit neu entdeckt - ein schöner Werbespruch und zum Thema passend.

Nach einem Erlaß aus 1816 der portugiesischen Postverwaltung mußten alle Briefe, die aus von Krankheiten bedrohten Gebieten stammten grundsätzlich über Lissabon laufen und wurden dort im "Haus der Gesundheit" Casa de Saude de Port de Belem (aus Belem, heute einem Stadtteil Lissabons stammen auch die leckeren Puddingtörtschen - Pasteis de Nata) anfangs einer Quarantäne unterzogen. Je nach Nähe zu Krankheitsgebieten betrug die Quarantäne zwischen 10 bis 50 Tage. Wenn man die Dauer der Beförderung von ca 30 - 40 Tagen (aus Brasilien) hinzu rechnet - gelobt sei die Langsamkeit. Die Quarantäne wurde anfangs mit dem Stempel des Casa de Saude de Port de Belem vorderseitig auf den Briefen bestätigt.


 
Setubal Am: 20.09.2017 10:55:44 Gelesen: 32820# 38 @  
Der zuvor gezeigte Stempel war nur wenige Jahre in Gebrauch. Abgelöst wurde er von einem ovalen Stempel mit den Buchstaben G.M. innen. G.M. ist die Abkürzung für Guarda Mor = Haupt Wache. Die portugiesischen Desinfektionsstempel sind im Handbuch der Desinfektionsstempel noch nicht gelistet. Von daher nicht verwunderlich, dass bei Beschreibungen in Auktionslosen z.T. die abenteuerlichsten Bezeichnungen erscheinen. Natürlich ist auch die Beschreibung Gouverneur Militär eine reine Erfindung eines Auktionators. Der Stempel wurde bei Quarantäne rückseitig in schwarz abgeschlagen.


 
Setubal Am: 20.09.2017 11:31:01 Gelesen: 32815# 39 @  
Bei den mir mittlerweile vorliegenden und ausgewerteten Stempel ist es mir möglich, auch verschiedene "Behandlungen" zu erklären. So sind alle mit einem roten G.M. gekennzeichneten Briefe mit Essigflecken versehen. Dies läßt darauf schließen, dass eben eine solche Behandlung erfolgt sein muß.

Hier ein Beispiel:


 
Setubal Am: 20.09.2017 11:52:33 Gelesen: 32809# 40 @  
Zuletzt erscheint der Stempel in blauer Farbe - neben Räucherschlitzen, was ebenfalls wieder für eine neue Behandlung kennzeichnend ist - das Räuchern.

Auch hierzu ein Beispiel:


 
Setubal Am: 20.09.2017 12:47:36 Gelesen: 32795# 41 @  
Mit Beginn der ersten Dampfschiffspostverbindungen nach Übersee, Anfang der 1840 Jahre, wurden die behandelten Briefe nicht mehr mit einem Stempel gekennzeichnet. Erkenntlich sind die Briefe nur noch an den Räucherschlitzen (die leider in den Scans nicht immer gut zu erkennen sind).

Kehre ich also wieder an die Ursprünge zurück (und die geschichtliche Begeisterung).

1798 wurde die Post in Portugal verstaatlicht. In der entsprechenden Verordnung von Königin Maria wurde aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass alle Portugiesen in der Fremde aufgefordert blieben, Briefe entweder im nächsten Postamt aufgeben sollten oder auch mit in die Heimat nehmen sollten.

Die von portugiesischen Schiffen eingesammelten Briefe wurden bei der Anlandung in Lissabon mit dem Schiffsposteingangsstempel COR.MARITIMO abgeschlagen.

Beispiel:


 
Setubal Am: 20.09.2017 12:58:16 Gelesen: 32791# 42 @  
Eine kleine Anmerkung:

Während der napoleonischen Kriege war Lissabon einer der wenigen freien Häfen für eintreffende Post, ohne Kontrolle durch Frankreich. Nach der Flucht des portugiesischen Hofes nach Rio de Janeiro hatten englische Truppen unter Wellingston (zu der Zeit noch mit S geschrieben) nach der Landung am Mondeo bei Figueira da Foz das Land praktisch besetzt. In Lissabon eintreffende Post für andere Länder wurde nicht mit einem Eingangsstempel versehen.

Beispiel:


 

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