Seit 150 Jahren gibt es Briefmarken in Lübeckhl-live.de, Lübeck (02.01.09) - Der 1. Januar 1859 war ein bedeutender Tag für die Hansestadt Lübeck. Er steht für ein Stück Kultur- und Kommunikationsgeschichte, mit dem Lübeck eine bereits in vielen Ländern verbreitete Idee etablierte: Damals wurden die ersten Lübecker Briefmarken herausgegeben.
19 Jahre nach Erscheinen des ersten Postwertzeichens weltweit, das unter Philatelisten als "Black Penny" bekannt ist und 1840 in England verausgabt wurde, folgte Lübeck der postalischen Neuerung. Einige der damals autonomen deutschen Staaten hatten schon früher so genannte Franko-Marken eingeführt, das Königreich Bayern machte es 1849 allen anderen vor. Der erste Satz Lübecker Briefmarken bestand aus insgesamt fünf Marken unterschiedlicher Wertstufen von 1/2 bis 4 Schilling. Mit ihnen konnten Briefe vom Absender vorausbezahlt (frankiert) werden, ohne zu diesem Zweck eines der Postämter aufsuchen zu müssen. Durch die Verbreitung von Briefkästen und im Zusammenhang mit der teils deutlichen Vereinfachung und Reduzierung der Tarife, wurde der Briefverkehr stark rationalisiert und nahm enorm zu. Revolutionäre Erfindungen wie Eisenbahn und Dampfschiffe sorgten außerdem für eine Beschleunigung der weltweiten Kommunikation.
Nicht nur in der Postgeschichte haben die ersten Lübecker Briefmarken ihren Stellenwert. Heute gelten sie als besondere Raritäten auf dem philatelistischen Markt und genießen bei Kennern hohes Ansehen. So wurde das vielleicht bedeutendste Stück der Lübeck-Philatelie, der einzig existierende 35er Block der ersten Marke (Wertstufe: 1/2 Schilling, Katalog Nr. 1), kurz vor seinem 150. Geburtstag, im September 2008, beim renommierten Auktionshaus Heinrich Köhler/Wiesbaden versteigert. Rund 185.000 Euro zahlte der Raritäten-Händler Till Neumann aus Bremen für das besondere Stück der Extraklasse.
"Gerade der 35er Block ist das Herzstück der Lübeck-Philatelie und befand sich im Besitz sehr bedeutender Sammlern", erzählt Neumann. Der Altdeutschland-Spezialist ergänzt, dass der Block schon die Sammlung Weinberger zierte. Der Stofffabrikant aus Brünn (heute Brno in Tschechien), besaß eine der bedeutendsten Briefmarken-Sammlungen der 1920er Jahre. "Erst gut 50 Jahre später wechselte die Rarität erneut den Besitzer: 1981 wurde sie in London angeboten und von dem US-amerikanischen Unternehmer John Boker Jr. ersteigert. Boker war einer legendärsten Briefmarken-Sammler des 20. Jahrhunderts. Schließlich wurde seine Altdeutschland-Sammlung über vier Jahre (1985-88) für insgesamt über 60 Millionen Mark versteigert! Bei dieser Auktion erlangte der 35er Block den stolzen Preis von 400.000 Mark. Gekauft wurde das Stück von dem deutschen Industriellen Gerhard W. Schulze", führt Neumann weiter aus.
Dem passionierten Händler ist anzusehen, dass ihn seine Materie begeistert. So liegt Till Neumann besonders daran, an dieses für Lübeck so denkwürdige Datum zu erinnern. Als vor drei Jahren die Jubiläums-Aktivitäten rund um das 150-jährige Jubiläum der ersten Bremer Briefmarke anstanden, nahm er diese federführend in die Hand. Sogar eine Ausstellung im Bremer Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, dem Focke Museum, wurde damals erstellt.
Nun kommen am 10. Januar 2009 erneut philatelistische Lübeck-Pretiosen, wie der berühmte Lübeck-Fehldruck, im Rahmen einer Sonderauktion "Altdeutschland" auf den Markt. Dort werden die dann 150-jährigen Marken und ihre etwas jüngeren Geschwister erneut unter Beweis stellen können, dass sie nicht nur Dokumente einer vergangenen Zeit, sondern auch kostbar sind und wohl auch bleiben werden. Mehr Infos gibt's unter
http://www.klassische-philatelie.deLübecks erste Briefmarken - hier die zwei Schilling-Version - erschienen vor genau 150 Jahren. Offensichtlich mit Problemen: Auf zwei der Marken steht versehentlich ZWEI EIN HALB. Foto: Till Neumann
(Quelle:
http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=49530)