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Thema: Luxemburg: Besondere Stücke der Luxemburger Wappenausgabe
marc123 Am: 01.01.2018 22:26:01 Gelesen: 17519# 1 @  
Die UN FRANC-Marke mit umgekehrtem Aufdruck

Die 37,5 centimes-Marke (Abb.1) wurde 1872 mit dem Aufdruck „UN FRANC“ über dem alten Wert versehen (Abb.2). Hierbei entstand eine Variante mit umgekehrtem Aufdruck. Nur drei Exemplare dieser Variante sind bis heute bekannt. Alle sind zwischen Mai und September 1873 in Diekirch abgestempelt. Der alte Wert 37,5 wurde auf beiden Seiten anhand eines Federstrichs durchgestrichen. Genauso selten wie die Marke, sind auch die Informationen, die man über diese findet.



Abb. 1 u.2: 37,5 centimes und UN FRANC-Marke

Der Prifix-Katalog der Banque du Timbre erwähnte erstmals 1960/61 und bis 2009 unter der Katalognummer 24b (25b) die Abart „surcharge renversée; umgekehrter Aufdruck“ der UN FRANC-Marke farbig durchstochen und bewertete diese zuletzt mit 3100 Euro in gestempelter Form. Ungebraucht ist sie nicht bekannt. Anschließend verschwindet die Marke aus den Katalogen.

Aus der Literatur ist nur sehr wenig über diese Marke mit umgekehrtem Aufdruck zu erfahren. Sie scheint erst sehr spät entdeckt bzw. dem Luxemburger Sammlerkreis bekannt geworden zu sein. Erstmals erwähnt wird die Marke (Abb. 3) 1940 von dem berühmten belgischen Briefmarkensammler René Berlingin (1). Er erwähnt die Abstemplung von Diekirch vom 21. 05. 73., beschreibt sie kurz und sagt, dass an der Echtheit der Marke und dem Stempel kein Zweifel besteht (2). Das Stempeldatum ist auf der Abbildung nicht überprüfbar. Zwei Seiten zuvor stellt Berlingin die Frage nach der seltensten Briefmarke Luxemburgs, kommt zur Schlussfolgerung, dass es die „Un Franc renversé“ ist, erwähnt tabellarisch, dass nur ein Exemplar existiert und stellt sie sogar mit der berühmten 3sk. orange von Schweden gleich (3).



Abb. 3: Marke mit umgekehrtem Aufdruck., nach Berlingin 1940

Vierzehn bzw. fünfzehn Jahre später widmet Bernard Wolff (1954, 52; Abb.2; 1955, 32; Abb. 2) der „Marke mit verkehrtem Aufdruck“ wie er sie nennt, gerade mal acht Zeilen und bildet sie ab. Hierbei handelt es sich allerdings nicht mehr um die Marke, die von Berlingin gezeigt wurde, sondern um zwei Marken, die „umgekehrt als Paar zusammengeklebt“ wurden (Abb. 4). An neuen Informationen liefert er, außer der Abbildung nur, „Es ist noch hervorzuheben, dass bei den Naumannschen Überdrucken sich ein Bogen mit verkehrtem Aufdruck UN Franc befand.“ Weiter: „Zwei von diesen seltenen Marken, umgekehrt als Paar zusammengeklebt, wurden vor einigen Jahren (4) zu dem hohen Preise von 60 000 Fr. verkauft (5).“ Diese Angaben sind leider, wie in der Luxemburger Literatur aus dieser Zeit und leider auch heute noch oft anzutreffenden, unwissenschaftlichen Art, auf Quellenangaben zu verzichten. Das Argument, dass es sich um einen Bogen (6) gehandelt hat, der umgekehrt überdruckt wurde, erscheint uns, ohne Beweis, als Spekulation. Leider konnten wir bis jetzt auch nicht nachweisen wo das „Paar“ verkauft wurde und wer der Besitzer war.



Abb. 4: „Paar“ mit umgekehrtem Aufdruck, nach Wolff 1954, 52, Abb. 2

Sieben Jahre später tritt die Marke noch einmal Mal in der Literatur auf. Klein (1963, 50; 75) erwähnt in nur fünf Zeilen auf Deutsch und auf Französisch, über die Marke. Etwas Neues erfahren wir hieraus nicht. Auf Quellenangaben wird verzichtet. Er erwähnt, dass nur drei Exemplare bekannt sind, erwähnt, dass „die alte Wertziffer 37,5 mit Federstich entwertet wurde“. Der hier im deutschen Text unglücklich benutzte Begriff „Federstrich entwertet“ ist im französischen mit „barrée à la plume“ besser gewählt. Weiter wird erwähnt, dass nur drei Stück mit Stempel dem Einkreisstempel Diekirch bekannt sind und dass „an ihrer Echtheit kein Zweifel besteht“. Es ist keine Marke abgebildet. Die drei bekannten Stücke sind wohl die drei in diesem Artikel vorgestellten Stücke.

1985 wird das „Paar“ in der bekannten Sammlung „JUAN DEL PUENTE“ (7) von Jean Dupont verkauft. Diesmal mit FSPL-Attest. Es schafft es nicht einmal in die Farbabbildungen, sondern wird schwarzweiß abgebildet. Der Schätzpreis betrug 2500 Schweizer Franken. Zugeschlagen wurde es für nur 2000 Schweizer Franken. Erstaunlich ist hier die Beschreibung, dass es sich um ein Exemplar mit Variante, zusammen mit einer normalen Marke gehandelt haben soll (8). Auffallend ist auch, dass die Marken jetzt etwas versetzt abgebildet werden. Unklar ist, ob sie sich vorher auf einem kleinen Fragment befanden oder nicht.

Zuletzt taucht „das Paar“ (Abb. 5) 2000, anlässlich der Ausstellung vom 1-3 Dezember in Monaco auf (9). Zusammengesetzt sind die Marken wie in der Dupont-Sammlung. Aussteller ist Jean Huys aus Lichtenstein. Hier wird es als zwei der drei bekannten Exemplare genannt. Weiter wird der Fehlaufdruck als der bedeutendste von Luxemburg und als eine große europäische Seltenheit vorgestellt (10).



Abb. 5: „Paar“ mit umgekehrtem Aufdruck (Principauté de Monaco. Catalogue de l’Exposition des 100 Timbres et Documents Philatéliques parmi les plus rares du monde (Monaco 2000), 88)

Erstaunlich ist, dass diese Variante nicht mehr in den Prifix/ Michel-Katalogen erwähnt wird, handelt es sich doch nach der Auffassung Berlingins, der sich die Autoren des vorliegenden Artikels anschließen, um die bedeutendste Abart der Luxemburger Philatelie.



Für weitere Anregungen oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar.

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Marc Schaack; Olivier Nosbaum



(1) Berlingin R., Catalogue-Etude. Les Timbres les plus rares de Belgique et des autres Pays. Les Oblitérations de Luxembourg. Les Centres Renversés (Ham-sur-Heure 1940), 32-34.

(2) „Obl. Diekirch 21. 05. 73. L’ancienne valeur a été barré à l’encre lors de l’emploi. : L’erreur a donc été reconnue alors. L’authenticité de la surcharge et de l’oblitération est hors de doute“ Berlingin (1940, 34).

(3) „Enfin au sommet, l’erreur la plus rare d’Europe, avec le 3sk. orange N°24“(Berlingin 1940, 32). „Il n’eiste qu’un exemplaire, coupé dans la marge gauche. C’est l’erreur la plus rare d’europe, à côté du 3 sk.jaune, erreur de Suède“ (Berlingin 1940, 34). René Berlingin war später, von 1950-1878, bzw.1984 Besitzer der 3 sk „Treskilling banco“. Siehe z.B. Feldmann D., Sweden „Treskilling“ yellow. Unique error of color. The world’s most expensive Stamp. Special Auction (Genf 2010), 21.

(4) Im französischen Text: Vor zwei Jahren.

(5) Wolff B., La surcharge erronée „Un Pranc“ au lieu de „Un Franc“, sur les timbres-poste de l’émission 1875 du Grand-Duché de Luxembourg. Balaase Magazine 93, 1954, 52-54. Wolff B., Der irrtümliche Aufdruck „Un Pranc“ anstatt „Un Franc“ auf der nicht verausgabten gezähnten 37 ½ centimes-Marke, Luxemburger Druck, von 1875. In: UTL (Hrsg.), Commémoration du 65e anniversaire (Luxemburg 1955).

(6) Im Gegensatz zu der Un Franc-Marke von Brück wo in zwei Schritten zu jeweils 50 Marken der 100er Bogen überdruckt wurde, war bis jetzt nicht bekannt, wieviel UN FRANC-Marken gleichzeitig überdruckt wurden. Anhand des sogenannten „Bourenstein-Brief“ konnten wir nachweisen, dass der Aufdruck wie bei den Un Franc-Marken in zwei Schritten zu 50 Marken durchgeführt wurde.

(7) Corinphila 1985, Los 5437.

(8) „un franc sur 37 ½ gris-brun var: surch renv - jolie pièce avec deux lég. oblit. de Diekirch et usée avec timbre normal (collées tête-bêche) les valeurs faciales annulées a la main… “

(9) Principauté de Monaco. Catalogue de l’Exposition des 100 Timbres et Documents Philatéliques parmi les plus rares du monde (Monaco 2000), 88; 146.

(10) „ L‘erreur la plus importante du Luxembourg et une grande rareté européenne.“


Siehe Datenbank http://nicht-im-katalog.de/marken/suchen/ablage/8
 
Heinz 7 Am: 03.01.2018 00:29:54 Gelesen: 17407# 2 @  
@ marc123 [#1]

Lieber Marc,

ich wünsche Dir ein gutes Neues Jahr!

Euer Artikel ist sehr interessant. Ich kann zur Zeit auch nicht beurteilen

a) warum die Marke nicht mehr im Prifix-Katalog aufgeführt ist
b) warum dieser markante und sehr seltene Fehldruck nicht teurer bewertet war

Du bittest um Kommentare, und gerne mache ich anbei ein paar Anmerkungen.

1.) Ihr solltet meines Erachtens darauf achten, dass die zwei Abarten

1872 - Zumstein Nr. 25/Michel Nr. 25, UN FRANC auf 37 1/2 Cent gelbbraun, Wappen im KREIS
1879 - Zumstein Nr. 36 I/Michel Nr. 36 II, UN PRANC auf 37 1/2 Cent braun, Wappen im OVAL

klar voneinander getrennt werden, die eine hat mit der anderen eigentlich nichts zu tun. Dass Monsieur Bernard Wolff (damals Präsident der Union des Timbrophiles de Luxembourg) in seinem Beitrag im BALASSE MAGAZINE "La surcharge erronée "Un Pranc" au lieu de "Un Franc" (...)" AUCH auf die erstgenannte Abart eingeht, sollte dem nicht-wissenden Leser des Artikels verständlich, mit einigen Worten, erklärt werden (sonst versteht man das nicht).

2.) es haben sich mehrere Schreibfehler in Deinen Text eingeschlichen.
Fussnote 3:
"existe" statt "eiste"
"d'Europe" statt "d'europe"
"Feldman" statt "Feldmann"

Fussnote 5:
"Balasse" statt "Balaase" (no. 93, Avril 1954)

Haupttext:
"mit FDSPL-Attest" statt "FSPL"

Haupttext:
"JAN HUYS" statt "Jean".

3.) Kommentare:

Dr. med. Jan Huys ist ein hervorragender Philatelist und ist Schwiegersohn von René Berlingin (Gatte von Myriam Huys-Berlingin, der Tochter von René Berlingin).

Die falsche Beschreibung des Auktionsloses 5437 "... usée avec timbre normal..." (Corinphila, 73. Versteigerung) ist wirklich seltsam, aber erklärbar! (siehe unten). Abgebildet auf Tafel 269 unzweifelhaft das Los, das 2000 die Sammlung Dr. Jan Huys zierte. Schätzpreis bei Corinphila 1985 war aber CHF 1'000 (nicht CHF 2'500, wie im Text erwähnt).

Mögliche Erklärung: Vermutlich hat der Katalogbeschreiber nicht genau aufgepasst. Beschreiben wir das Paar Schritt für Schritt:

linke Marke: Marke normalstehend / Aufdruck kopfstehend
rechte Marke: Marke kopfstehend / Aufdruck AUCH kopfstehend => also ZWEIMAL kopfstehend, damit ist (nur der AUFDRUCK betrachtet) dieser wieder normalstehend!!! (weil ja die Marke kopfstehend ist). Darum hat vermutlich der Beschreiber irrtümlich von einer "normalen" Marke gesprochen.

Die zwei zusammen gezeigten Marken
im Artikel Balasse 1954
im Auktionskatalog Corinphila 1985
im Ausstellungskatalog Monaco 2000
...sind ganz bestimmt immer dieselben zwei Stücke. Ich habe alle drei Abbildungen vor mir. Von einem Paar sollten wir nicht sprechen. Wir lesen nirgends etwas, dass es sich nicht um zwei lose, gestempelte Marken handelt.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.01.2018 00:54:23 Gelesen: 17404# 3 @  
@ Heinz 7 [#2]

Und noch eine Ergänzung.

Wolff schreibt im Balasse Magazine, dass die zwei Stück "vor zwei Jahren" für 600'000 Luxemburgische Francs verkauft wurden. (Er schreibt von "paire", ich halte es für korrekt/wahrscheinlich, dass es zwei Einzelmarken sind, siehe oben).

Das müsste dann wohl 1952 gewesen sein. Ob in Luxemburg 1952 Auktionen durchgeführt wurden, weiss ich nicht, aber die Auswahl dürfte nicht allzu gross sein. Aber vielleicht wurde die Marke auch nicht versteigert, sondern zu einem Fixpreis verkauft? - Vielleicht geben Zeitschriften aus Luxemburg dieser Zeit einen Hinweis.

So, es ist spät geworden.

Gute Nacht!

Heinz
 
marc123 Am: 03.01.2018 19:13:56 Gelesen: 17340# 4 @  
@ Heinz 7 [#2]

Lieber Heinz,

auch Dir ein schönes neues Jahr!

erstmals vielen Dank für Deine ausführlichen Kommentare. Diese helfen uns weiter. Dieser Artikel wurde anfangs nicht fürs Forum sondern für die Zeitung "Le Moniteur du Collectionneur" der fspl geschrieben wurde. Hier wird er auch noch leicht verändert publiziert werden, voraussichtlich im Februar, mit Verweis auf das Forum. Wir haben 2015 eine Reihe Artikel im Moniteur über die Wappenmarken gestartet, die anschließend im Internet in Farbe publiziert werden:

http://phila-dudelange.lu/cphd/index.php/de/beitraege/luxemburger-wappenausgabe

Wieso haben wir diesen Artikel zuerst ins Forum gesetzt?

1) Um die neue Rubrik "Nicht im Katalog" zu unterstützen, wo ich die Marke auch eingestellt habe.

2) Kleine Veränderungen und Verbesserungen können wir noch vornehmen und Anregungen und Kommentare die wir durch das Forum, wie jetzt von Dir erhalten, können wir noch in den Artikel einbauen. Vielleicht kennt ja noch jemand ein weiteres Exemplar, was ich zwar eher ausschließe, aber wer weiß. Möglicherweise haben wir einen Artikel nicht berücksichtigt, weil wir ihn nicht kennen und werden hier darauf hingewiesen. (Siehe auch den Aufruf unten).

b) warum dieser markante und sehr seltene Fehldruck nicht teurer bewertet war

Vielleicht eine Erklärung hierzu: Für Top Stücke der Luxemburger Klassik wird im Verhältnis zu denen anderer Länder in der Regel weit weniger bezahlt. Auch wenn sie wegen der Größe des Landes und der geringeren Auflage manchmal wesentlich seltener sind. Es gibt weniger Sammler die bereit sind sehr hohe Preise zu zahlen. Die Luxemburger Klassik ist meiner Meinung nach auch weniger bekannt und es fehlt an renommierten Stücken.

Zu Punkt 1:

Da gebe ich Dir recht, dieser Punkt wird noch ergänzt. In den Artikeln von Herrn Wolff wird die hier behandelte Marke ja nur nebenbei erwähnt.

Zu Punkt 2:

Alles richtig. fdspl steht im Auktionskatalog. Ich denke dass hier solch ein Attest http://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/800 gemeint ist, deswegen habe ich das gelassen. fspl ist natürlich richtig. Ich werde da aber noch einmal darüber nachdenken.

Zu Punkt 3:

Die 1000 CHF sind richtig, da habe ich mich in der Zeile vertan. Es ist denkbar dass sich heute die drei Stücke im Besitz der Familie Berlingin/Huys befinden.

Der Begriff "Paar" ist nicht glücklich, da gebe ich Dir recht. Ich habe ihn unter Anführungszeichen gewählt um nicht jedes Mal "die als umgekehrtes Paar zusammengeklebte Marke" zu schreiben. Es sind heute wohl sicher zwei Lose Marken. 1954 sind sie anders "zusammengeklebt" abgebildet. Ob sie wirklich geklebt waren und sich möglicherweise auf Fragment befanden? Ich denke aber, dass die spätere Zusammensetzung aber eher ihrer ursprünglichen Zusammensetzung entspricht.

@ Heinz 7 [#3]

Hier hast Du dich um eine 0 vertippt. Es sind 60.000 Franken.

Aber viel wichtiger: Der Text wurde ja zweisprachig gedruckt (1954 und 1955). Die Unterschiede der Texte sind gering, aber hier die wichtigen:

-1954: "paire"; 1955 "Zwei von den seltenen Marken, umgekehrt als Paar zusammengeklebt". (Der Begriff "paire" ist auch 1954 irreführend).

-1954: "60 000 francs luxembourgeois"; 1955: "60 000 Fr" (Seit 1946 war der Luxemburger und dem belgische Franken gleichgestellt und man konnte in beiden Ländern mit Geldscheinen und Münzen beider Länder bezahlen. Diese Information ist wichtig, weil das eine Möglichkeit der Versteigerung der Marken in Belgien wahrscheinlicher macht).

1954: "vendue, il y a deux ans"; 1955: "vor einigen Jahren verkauft" (Wie genau ist die Angabe, dass der Verkauf der Marken 2 Jahre zurückliegt?)

In der Ausgabe von 1955 steht in der Einleitung nachdem erwähnt wird, dass es sich bei dem Artikel um eine Übersetzung aus dem Balasse Magazine handelt: "Die beigegebenen Klischees sind hochherzig von Herrn Willy Balasse zur Verfügung gestellt" (Deshalb eine Vermutung dass sie hier versteigert wurden).

Wir haben nach einem Auktionskatalog gesucht in dem sich die Marken befinden, aber leider nicht gefunden. Ein befreundeter Philatelist hat seine Willy Balasse Auktionskataloge von 1951 und 1952 durchgesehen. Hier ist er leider nicht fündig geworden. Aus dem gesuchten Zeitraum (wie genau man "vor 2 Jahren" interpretiert) vermuten wir die Auktionshäuser aus Belgien (Willy Balasse, U.E.G. Williame und Maurice Baeten) und aus Luxemburg eine Auktion der Banque du Timbre von Herrn Ungeheuer, falls die Marken, wie Du erwähnst nicht zu einem Festpreis verkauft wurden. Wir haben aber keiner der aufgelisteten Kataloge.

Hier würden wir uns über die Hilfe im Forum sehr freuen.

Liebe Grüße
Marc
 
Heinz 7 Am: 03.01.2018 22:31:10 Gelesen: 17307# 5 @  
@ marc123 [#4]

Lieber Marc,

Danke für die ausführliche Stellungnahme.

Die Parität des Franc Lux = Franc Belge war mir nicht (mehr) bewusst, aber ja, jetzt erinnere ich mich wieder.

Williame, U.E.G. Williame und Maurice Baeten, alles belgische Auktionshäuser, von denen ich auch Kataloge habe, aber kaum aus den 50-er-Jahren. Da kann ich leider nicht weiterhelfen.

Gutes Gelingen bei Euren Forschungen!

Liebe Grüsse
Heinz
 
Olivier Nosbaum Am: 03.01.2018 23:15:38 Gelesen: 17302# 6 @  
@ Heinz 7 [#3]

Lieber Heinz,

auch meinerseits besten Dank für Deine ausführlichen Kommentare.

In den 50er Jahren gab es in Luxemburg nur eine Briefmarkenzeitschrift "Moniteur du Collectionneur". Auch hier ist nichts über den Verkauf des "Paares" zu finden. Luxemburgische Auktionskataloge aus den 50er der Banque du Timbre (einziger luxemburger Händler der öffentliche Auktionen in den 50er abhielt) sind sehr selten. Im Jahr 1952 fand auch die internationale Ausstellung "Centilux" in Luxemburg statt. Während dieser Ausstellung wurden 2 Auktionen der Banque du Timbre abgehalten (39e et 40e vente publique). Das sind die einzigen Banque du Timbre-Auktionskataloge, die ich aus den Jahren 1950-1954 besitze. Auch hier wurde das Paar nicht verkauft. Ich vermute aber, dass die Marke nicht von der Banque du Timbre verkauft wurde, sonst hätte sie die Marke doch schon in den 50er Jahren in seinem Prifix Katalog aufgenommen, und nicht erst in der Ausgabe 1960/61.

Zusätzlich haben wir noch einen Literatursammler angeschrieben, um die belgischen Kataloge aus den Anfang 50er aufzutreiben.

Heute abend bin ich auf die erste Katalogisierung der Marke gestossen. Erstmals wurde sie in der 30. Ausgabe des UTL Kataloges "Les Timbres-Poste du Grand-Duché de Luxembourg" von 1953 katalogisiert, mit einem Wert von 30.000 LUF für eine gestempelte Marke.

Weder Moens, Moschkau, Lindenberg, Kohl, Maury, Michel, Zumstein etc. haben diese Marke zuvor aufgelistet.

Bis zur letzten Auflage des Prifix Kataloges von 2009, herausgegeben von der Banque du Timbre, wurde die Marke aufgeführt. Nach der Übernahme des Prifix Kataloges durch die Schwaneberger Verlag GmbH ist diese Abart seit 2011, wie die meisten anderen sammelwürdigen Abarten von Luxemburg, im Prifix-Michel verschwunden.

freundliche Grüsse

Olivier
 
Heinz 7 Am: 04.01.2018 00:03:06 Gelesen: 17290# 7 @  
@ Olilux [#6]

Guten Abend Oliver,

danke für die Ergänzungen.

Die Nicht-Erfassung im Kohl-Handbuch (10. Auflage), im Zumstein, im Maury, im Yvert & Tellier, im Moens, im Michel, im Scott und im Stanley Gibbons habe ich auch herausgefunden.

Auch im Handbuch von Bertrand



suchen wir die Abart vergeblich. Er listet zwar Unternummern zur Nr. 24 auf, auch eine "Var.: surch. renv." (= Variété: surcharge renversé = Abart: kopfstehender Aufdruck), aber eben nur auf der bildgleichen "OFFICIEL"-Marke.

Freundliche Grüsse

Heinz
 
Olivier Nosbaum Am: 04.01.2018 20:53:45 Gelesen: 17216# 8 @  
@ Heinz 7 [#7]

Lieber Heinz,

nochmals Danke für deine Nachforschungen.

Im Memorial Philatélique von Bertrand hatte ich nicht mehr gesucht.

Bei den Officiel-Marken beschreibt Bertrand auch die beiden Aufdrucktypen "Officiel" (Typ I mit breiten "O" und Typ II mit schmalen "0").

Bei seinen Abarten meint er nicht den Aufdruck "UN FRANC", sondern den "Officiel" Aufdruck. Im Allgemeinen ist er aber nicht sehr deutlich mit seinen Beschreibungen.

Anbei die beschriebenen Marken mit den verschiedenen "Officiel" Aufdrücken in Typ I (obere Reihe) und Typ II (untere Reihe),



beste Grüsse

Olivier
 
Heinz 7 Am: 04.01.2018 21:15:11 Gelesen: 17204# 9 @  
@ Olilux [#8]

Lieber Olivier,

gerne geschehen! Danke auch für's Zeigen!

Ich habe noch in meinen Auktionskatalogen geschmökert, habe aber nichts Wichtiges mehr gefunden.

Mehrere Luxemburg-Sammlungen habe ich durchgesehen, aber die Abart Prifix 24b habe ich nirgends mehr gefunden, auch nicht in den Spitzensammlungen

Maurice Burrus - Balasse 26.10.1963
Isac Seligson - Corinphila 25.-30.10.1982.

Ich würde an Eurer Stelle Kontakt aufnehmen mit Herrn Dr. Jan Huys. Er wird Euch vermutlich gerne weiterhelfen.

Gutes Gelingen bei Euren Forschungen!
Heinz
 
marc123 Am: 07.03.2018 16:50:22 Gelesen: 16429# 10 @  
Der Artikel ist jetzt erschienen.

http://phila-dudelange.lu/cphd/index.php/de/beitraege/luxemburger-wappenausgabe/369-die-un-franc-marke-mit-umgekehrtem-aufdruck

Noch einmal herzlichen Dank an Heinz. Wir haben auch Deine Anregung befolgt und Dr. Jan Huys kontaktiert, der uns sehr nett geholfen hat. Leider haben wir die fehlende Provenienz nicht herausgefunden, konnten aber noch einige ausschließen.

Beste Grüße
Marc
 
marc123 Am: 14.05.2018 13:12:02 Gelesen: 16012# 11 @  
Verwendung der Luxemburger Wappenmarken auf Empfangsbescheinigungen

Das Grossherzogtum Luxemburg ratifizierte am 30. November 1851 den Postvertrag vom 6. November 1851 mit Preussen, über den Anschluss des Grossherzogtums an den österreichisch-deutschen Postverein, der am 1. Januar 1852 in Kraft trat.
In diesem Postvertrag waren auch eingeschriebene Briefe vorgesehen. Folgend einige Auszüge aus der Gesetzesgebung, betreffend die Behandlung der Recommandation aus der Periode 1852 – 1867, entnommen aus dem Luxemburger Amtsblatt Memorial I:

-Postvereins-Vertrag, Allgemeine Bestimmungen gültig ab 1. Juli 1850 (1) (für das Grossherzogtum ab 1. Januar 1852):

„Art. 22: Recommandirte Briefe werden nur frankirt abgesendet. Dafür ist von dem Aufgeber ausser dem gewöhnlichen Porto nur eine besondere Recommandationsgebühr von 6 Kreuzern (2 Silbergroschen) ohne Rücksicht auf die Entfernung und das Gewicht voraus zu zahlen.
Wenn der Absender die Beibringung einer Empfangsbescheinigung von dem Adressaten (Retour-Recipisse) ausdrücklich verlangt, so steht der absendenden Postanstalt frei, dafür eine weitere Gebühr bis zur Höhe von 6 Kreuzern oder 2Sgr. zu erheben.
Ein Ersatzanspruch für nicht recommandirte Briefe findet gegenüber den Postverwaltungen nicht statt.“


-Nachtrag vom 3. September 1855 zu dem revidirten Postvertrag vom 5. Dezember 1851, gültig ab 1. Januar 1856 (2):

„Art. 15: Wünscht der Absender einer recommandirten Briefpost-Sendung die von dem Adressaten auszustellende Empfangsbescheinigung (Ablieferungsschein, Retour-Recepisse) zu erhalten, so muss ein solches Verlangen durch die Bemerkung: “gegen Ablieferungsschein” (“Retour-Recepisse”) auf der Adresse ausgedrückt sein(3).
Wird ein Brief, welcher unzweifelhaft als recommandirter Brief zu erkennen ist, wie ein gewöhnlicher Brief zuspedirt, so ist derselbe von der empfangenen Postanstalt als recommandirter Brief zu behandeln, und ist dies der zuspedirenden Postanstalt zurückzumelden.“


-Der Postvereins-Vertrag vom 18. August 1860, der ab 1. Januar 1861 (4) in Kraft trat, hat die Gebühren nochmals bestätigt:

„Art. 24: Für recommandirte Brief ist ausser dem gewöhnlichen Porto eine Recommandationsgebühr von 2 Silbergroschen oder 10 Österreichischen Neukreuzern oder 6 Kreuzern Süddeutscher Währung ohne Rücksicht auf die Entfernung und das Gewicht zu bezahlen.
Die Recommandationsgebühr ist jederzeit zugleich mit dem Porto einzuziehen.
Wenn der Absender die Beibringung einer Empfangsbescheinigung der Adressaten (Retour-Recepisse) ausdrücklich verlangt, so steht der absendenden Postanstalt frei, dafür eine weitere Gebühr bis zur Höhe von 2 Sgr. oder 10 Österr. Neukreuzern oder 6 Kreuzern Südd. Währ. von dem Absender zu erheben.“

Die oben erwähnte Zusatzleistung einer Empfangsbescheinigung war den Autoren bisher nur aus der Gesetzgebung bekannt. Ein entsprechender Beleg lag noch nicht vor, weder im Original, noch aus der Literatur. Da es den absendenden Postanstalten frei stand (5), eine Gebühr bis zu 2 Sgr (entspricht 25 Centimes) zu verlangen, und diese Gebühr auch in keinem postinternen Tarifbuch erwähnt wird, war es also auch bis dato nicht bekannt, wie hoch denn eine solche Gebühr in Luxemburg anfiel.
Nun können wir einen solchen Beleg präsentieren der erst 2017 auf dem philatelistischen Markt auftauchte. Das vorliegende Stück kann bis dato als Unikat betrachtet werden. Philatelistisch und posthistorisch kann es als äußerst bedeutend und wertvoll betrachtet werden.




Abb.1: Empfangsbescheinigung, Vorder- und Rückseite

Die Empfangsbescheinigung wurde mit einer 25 Centimes (6) hellultramarin der ersten Auflage () der farbig durchstochenen Ausgabe frankiert. Sie wurde begleitet mit einem eingeschriebenen Brief, der in Luxemburg Stadt am 11. Februar 1867 aufgegeben wurde. Die Marke wurde anhand eines französischen Stempeltyps von Luxemburg entwertet. Rückseitig ist der Bahnpoststempel Trier-Saarbrücken vom gleichen Tag zu erkennen, sowie der Stempel „Recomandiert“. Die Empfangsbescheinigung wurde am 13. Februar 1867 in Calbe an der Saale (Sachsen-Anhalt) abgestempelt und kam am 15. Februar 1867 wieder in Luxemburg an, was die Stempel auf der Rückseite belegen.

Leider ist die Empfangsbescheinigung unten etwas gekürzt. Erkennbar ist aber, dass der „Endesunterschriebener“ wohl am 13 Februar in Calbe unterschrieb, auch wenn die Unterschrift nicht erhalten blieb.

Für weitere Anregungen oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar.
Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Marc Schaack, Olivier Nosbaum


(1) Memorial I, 94 (Luxemburg, 1851).
(2) Memorial I, 8 (Luxemburg, 1856).
(3) Solch eine Bemerkung auf einem Einschreibebrief ist uns bis heute nicht bekannt.
(4) Memorial I, 32 (Luxemburg, 1860).
(5) Siehe weiter oben, Art. 22; 24.
(6) Dies entspricht dem maximalen Betrag laut den oben erwähnten Postverträgen.
(7) Kontrolldatum vom 03.10.1865. Für den Beweis dieses Datums siehe: R. Muller u. O. Nosbaum, Les Timbres -poste du Grand - Duché de Luxembourg. Émissions 1852-1882. Essais & Épreuves Retouches Réimpressions (Luxembourg 2014) 75-76.


(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur. 2, 2018, 86-88).
 
marc123 Am: 16.07.2018 10:52:58 Gelesen: 15083# 12 @  
Die drei „Dupont-Briefe“ - 4 Centimes gelb, farblos durchstochen - Mischfrankaturen zum Tarif von 25 Centimes nach Frankreich

An dieser Stelle möchten wir drei Briefe vorstellen, die einiges gemeinsam haben. Alle drei liefen von Luxemburg Stadt nach Frankreich (UPU-Tarif 25 Centimes). Sie sind Mischfrankaturen in Kombination mit der auf Beleg, seltenen 4 Centimes gelb, der farblos durchstochenen Ausgabe. Es sind die einzigen Briefe die in dieser Kombination bekannt sind. Erstaunlich ist, dass sie sich alle in der bekannten Dupont –Sammlung befanden, obwohl sie aus verschiedenen Korrespondenzen stammen. Die Briefe zählen zu den bedeutendsten Briefen der durchstochenen Ausgabe. Dies wegen der Kombination, aber auch wegen der Seltenheit der gelben 4 Centimes auf Beleg. Dass wir hier nicht mit unserer Meinung alleine stehen, wird dadurch belegt, dass zwei der Briefe in den letzten Jahren auf Titelseiten von Auktionskatalogen abgebildet wurden. Provenienzen vor 1985 konnten wir nicht nachweisen. Unterscheiden tun sie sich u.a. in der Kombination der Marken und Abstemplungen.

Beginnen wir chronologisch:

1) Der Nancy-Brief

Abgesendet wurde der Brief von der Firma Weckbecker und Gliederer aus Luxemburg am 23. November 1869, adressiert an Eug. Bossu nach Nancy. Diese Korrespondenz ist bekannt (1). Frankiert wurde der Brief neben der 4 Centimes mit einem Paar 10 Centimes zweite Auflage und einer 1 Centime erste Auflage. Gerade letztgenannte ist auf Beleg äußerst selten (2).



Abb1. Der Nancy-Brief

Provenienz:

Sammlung Dupont, Corinphila 73, 23-28.09.1985, Los 5413.
Sammlung „Melusina 4“, Soluphil 115, 03.12.2010, Los 1404 (Titelbild).
H. Köhler, 364, 20-25.03.2017, Los 409.
Soler y Llach, 05.12.2017, Los 576.

2) Der Villers-aux-Bois-Brief

Der Brief wurde am 10. Juli 1870 von Luxemburg nach Villers-aux-Bois gesendet. Frankiert wurde der Brief neben der 4 Centimes mit einer 20 Centimes zweite Auflage und einer 1 Centime zweite Auflage.



Abb2. Der Villers-aux-Bois-Brief

Provenienz:

Sammlung Dupont, Corinphila 73, 23-28.09.1985, Los 5412.
Maison Williame 227, 03/05.02.2005, Los 516.
O. Simons 80, 10.09.2016, Los 326 (Titelbild).

3) Der Lille-Brief.

Der Brief wurde am 02. September 1870 von Luxemburg nach Lille gesendet. Frankiert wurde der Brief mit den gleichen Marken wie der Villers-aux-Bois-Brief. Allerdings wurde der Lille Brief während des Deutsch-Französischen Kriegs (19. Juli 1870 bis 10. Mai 1871) verschickt, und lief deswegen über Belgien.



Abb3. Der Lille-Brief

Provenienz:

Sammlung Dupont, Corinphila 73, 23-28.09.1985, Los 5411.
Soluphil 29, 26.10.1987, Los 4283.
Sammlung „Melusina 4“, Soluphil 115, 03.12.2010, Los 1401.
H. Köhler, 364, 20-25.03.2017, Los 410.

Für weitere Anregungen oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar.

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Marc Schaack - Olivier Nosbaum

(1) Wir kennen Briefe frankiert mit zweimal 12,5 Centimes und solche mit 25 Centimes, alle der durchstochenen Ausgabe.
(2) Wir haben bis jetzt nur 4 Einzelfrankaturen und zwei Mischfrankaturen registriert.

Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur. 3, 2018, 121-123.
 
Olivier Nosbaum Am: 04.09.2018 20:15:38 Gelesen: 14659# 13 @  
Hallo,

im Mitteilungsblatt 109 der Arge BELUX sucht Lars nach Belegen vor 1883 von Luxemburg nach Skandinavien. Einer der schönsten und bekanntesten Briefe von den Luxemburger Wappenmarken ging am 12. Mai 1860 nach Malmö, frankiert mit 9 Sgr. Es ist eine der seltenen Mischfrankaturen zwischen der 1. und der 2. Ausgabe von Luxemburg.



Das Bild ist entnommen von Seite 122 des "Catalogue spécialisé du Luxembourg, Volume I, 2014" von Raymond Goebel. Ausgestellt wurde der Brief auch auf der Juvalux 1998 und ist im Buch des Symposium dieser Ausstellung abgebildet.

Leider kenne ich die Rückseite nicht.

Schönen Abend

Olivier
 
marc123 Am: 05.12.2018 18:22:40 Gelesen: 13905# 14 @  
12,5 Centimes Haarlem (Teil 1)

Registratur, Verwendungszweck, Seltenheit


Seit nunmehr fast 20 Jahren sind wir dabei Belege, Fragmente, Einheiten usw. der Wappenmarken zu registrieren. Eines der Ziele dieser Arbeit ist, für jeden Wert, deren Seltenheit und Verwendungszweck zu erfassen. Das Material für diese Auswertungen liefert hauptsächlich das systematische durchsuchen von Auktionskatalogen. Aber auch Internetauktionen und Bildmaterial das uns von Luxemburger Sammlern zur Verfügung gestellt wird, werden hier mit einbezogen. Eine Erkenntnis hieraus ist, dass das Verhältnis Seltenheit zum Katalogwert in manchen Fällen sehr weit auseinander geht. Bei den Belegen konnten wir klar feststellen, dass manche häufig sind und in den Katalogen teuer bewertet werden, andere wiederum sind sehr selten und verhältnismäßig sehr günstig bewertet. Ein Beispiel, das wir hier vorstellen möchten ist die 12,5 Centimes Haarlem auf Beleg. Bis 2009, als der Prifix-Katalog noch Briefbewertungen angegeben hat, wertete eine 12,5 Centimes Haarlem gestempelt 250 Euro, + 750 Euro Zusatz für eine Einzelfrankatur auf Beleg. An Stelle einer Bewertung für Paare und Dreierstreifen auf Beleg steht ein Fragezeichen. Der Prifix-Katalog gibt für 42 Marken der Wappenmarken eine Briefbewertung an. 19 dieser Marken werten als Einzelfrankatur auf Brief mehr als die 1.000 Euro der 12,5 Centimes Haarlem. Darunter auch, bis auf die 10 Centimes, sämtliche Marken der geschnittenen Ausgabe. Diese sind auf Beleg, mit Ausnahme der drei kleinen Werte, keine Seltenheiten(1). Erstaunlich ist diese Bewertung, denn wie wir weiter unten sehen werden, ist uns kein einziger Beleg, frankiert mit der 12,5 Centimes Haarlem, als Einzelfrankatur bekannt.

Der Verwendungszweck

In diesem Artikel werden wir nur auf die anhand vom vorhandenen Material (Marken, Stempel, Briefen… ) belegbaren Verwendungszwecke eingehen. Im zweiten Teil, der für den nächsten Moniteur vorgesehen ist, gehen wir auf die theoretisch möglichen Verwendungszwecke ein. In dem Teil werden wir auch die möglichen Portotarife auflisten und von Entdeckungen aus den Archiven berichten.



Abb. 1. Paketbegleitkarte abgestempelt in Luxemburg am 08.07.1882, nach Wiesbaden

Wir können bis jetzt zwei Verwendungszwecke auf einem Beleg dokumentieren. Einmal als Einzelmarke zusammen mit drei Marken zu 25 Centimes der Haarlemer Ausgabe auf Paketbegleitkarte (Abb. 1). Diese Paketbegleitkarte gilt als Unikat. Der Tarif zu 87,5 Centimes entspricht dem Tarif eines Pakets bis zu 5 Kilogramm ins Deutsche Reich für eine Distanz über 10 Meilen (2). Der Tarif wäre portogerecht ohne Kombination mit einer 12,5 Centimes-Marke nicht möglich. Der zweite Tarif den wir belegen können entspricht der Verwendung von Paaren zum Tarif von 25 Centimes in das Deutsche Reich. Hier kennen wir nur zwei Briefe (Abb. 3 u. 4). Diese Verwendung ist allerdings eine „verschwenderische“, weil 25 Centimes Marken existieren, die für diesen Tarif vorgesehen sind. Weitere Belege dieser Marke sind uns nicht bekannt. Die 12,5 Centimes ist somit, laut unserem aktuellen Forschungsstand, die seltenste Marke auf Beleg der gesamten Wappenausgabe. Ein nächster Schritt wäre jetzt, die Fragmente danach zu untersuchen, ob hier ein Hinweis auf einen Verwendungszweck zu finden ist. Doch leider ist uns von dieser Marke auch kein einziges Fragment bekannt.



Abb. 2. Zwei Paare und eine Einzelmarke, mit zusätzlichem französischem Stempelabschlag.

Es existieren allerdings Paare (Abb. 2) und Einzelmarken, die zusätzlich eine französische Abstempelung tragen. Hier kann man genau wie bei der eben erwähnten „verschwenderischen“ Verwendung nach Deutschland, von einer solchen nach Frankreich ausgehen. Sämtliche Verwendungszwecke sind also anhand von Belegen allein nicht ausfindig zu machen.



Abb. 3. Der „Köln-Brief“, abgestempelt in Luxemburg am 12.12.1882



Abb. 4 Der „Fürth-Brief“, abgestempelt in Luxemburg am 07.11.1882

Belege der 12,5 Centimes in großen Sammlungen

Die große Seltenheit, wie weiter oben erwähnt, von nur drei bekannten Belegen die mit dieser Marke frankiert sind, sticht beim genaueren Betrachten der großen Sammlungen noch mehr ins Auge. Hier fehlen sie gänzlich, außer sie befanden sich in nicht mehr nachprüfbaren Sammellosen bei deren Verkauf. Nur in der Sammlung Seligson (Abb. 1) die 1981 (Los 5401) verkauft wurde befand sich die Paketbegleitkarte. Diese tauchte 1984 noch bei David Feldman (Auktion 37, Los 51120) und 2014 im letzten Teil, als letztes Los (Los 1060) der „Melusina“ Sammlung auf. Die beiden Briefe haben überhaupt keine bedeutenden Provenienzen. Den Brief nach Köln (Abb. 3) können wir erstmals im Mai 1985 bei Peter Rapp nachweisen (Los 6008). Der Brief nach Fürth (Abb. 4) wurde erst im September dieses Jahres bei Heinrich Köhler verkauft. Das Paar stammt vom Brief, wurde aber abgelöst und etwas nach links versetzt, was leicht an kleinen Stempelflecken rechts zu erkennen ist.

Größere Einheiten

Es sind uns nur zwei Einheiten bekannt, die grösser als Paare sind. Ein Viererblock, gestempelt Roodt (Abb.5), wurde 1981 bei der 155. Auktion von Maurice Baeten (Los 777) und 1985 (Sammlung Dupont, Los 5434) versteigert. Später befand er sich im Los 1016 der 105. Soluphil Auktion, die am 15. Dezember 2006 versteigert wurde. Die größte bekannte Einheit ist allerdings ein Achterblock (Abb. 6), gestempelt Luxemburg Ville VI. Bei beiden Stücken wäre es allerdings reine Spekulation, auf einen Verwendungszweck zu schließen.



Abb. 5. Der Vierblock, mit Einkreisstempel Roodt vom 05.01.1884



Abb. 6. Der Achterblock, mit Stempel Luxemburg Ville VI

Für weitere Anregungen oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar. Wir sind für unsere Recherchen stets auf der Suche nach älteren Auktionskatalogen, besonders von der Firma Banque du Timbre von Herrn Ungeheuer und von Europhil.

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Marc Schaack - Olivier Nosbaum

(1) Von den 12,5; 37,5 und 40 Centimes existieren jeweils noch weit über 100 Belege.
(2) Reis, J.-P., Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 294.

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur. 5, 2018, 195-199).

Siehe auch in der Atteset Datenbank: Atteste 942, 1632 und 1712.
 
Mondorff Am: 05.12.2018 20:18:02 Gelesen: 13886# 15 @  
@ marc123 [#14]

Salü Marc und Olivier,

auch wenn es nicht unbedingt meine Gebiet ist, gratuliere ich zu der Forschungsarbeit und freue mich, dass der Artikel im letzten Moniteur erscheinen durfte.

Wenn es sich nicht um "Lobhudelei" (acht Seiten) geht, scheint es seit einiger Zeit schwierig zu sein, auch gründlich recherchierte Artikel im Moniteur du Collectionneur unterzubringen. *

Abschreiben ist wohl einfacher.

Herzlichen Gruß
DiDi

* Verweis auf Luxemburg Falschstempel / Stempelfälschungen (Reichspoststempel) - hier von mir und filunski in den Philaseiten eingestellt, im Moniteur jedoch nicht zur Veröffentlichung angenommen.
 
marc123 Am: 26.05.2019 16:05:39 Gelesen: 13007# 16 @  
Die beiden Capus-Briefe.

Guillaume Capus, war am 24. August 1857 in Esch-Alzette geboren und am 27. April 1931 in Boulogne-Billancourt gestorben. Er war Naturforscher, Botaniker und Entdeckungsreisender. Zwischen 1875 und 1876 studierte er Naturwissenschaften in Paris auf der Sorbonne. Seine erste große Reise unternahm er 1880 durch Zentralasien, Turkestan, Karakorum, Kaspisches Meer und Kaukasus (1).



Abb. 1. Brief von Michel Engels an Guillaume Capus.

Zwei Briefe an Guillaume Capus sind uns bis heute bekannt. Beide sind außergewöhnlich. Der erste wegen seinem Absender und der handschriftlichen Zeichnung von Diesem. Es handelt sich um Michel Engels. Der Brief wurde am 25. 10. 1878 von Luxemburg nach Paris geschickt. (2) Frankiert ist er mit einer 25 Centimes Brück.



Abb. 2. Brief an Guillaume Capus nach Turkestan.

Der zweite Brief (3) ist wegen seiner außergewöhnlichen Destination nach Taschkent, Turkestan besonders. Er bezeugt auch die erste Reise von Capus. Abgeschickt wurde er am 14. 10. 1880 in Luxemburg. Frankiert ist er mit einer 5 Centimes Brück. Turkestan gehörte damals zu Russland, das von Beginn an, also seit dem 1. Juli 1875 zur UPU gehört. Der Tarif von 5 Centimes entspricht dem Drucksachentarif der UPU.

Für weitere Anregungen oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar.

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Marc Schaack - Olivier Nosbaum

(1) https://lb.m.wikipedia.org/wiki/Guillaume_Capus (Stand Februar 2019). Auch für ausführlichere Informationen und weiterführende Literatur zu Guillaume Capus.
(2) Zuerst veröffentlicht und beschrieben und abgebildet von Bernhard Wolff in der Broschüre zum 65 Geburtstag der UTL von 1955, Seite 20.
(3) Erstmals aufgetaucht bei Heinrich Köhler (Auktion 367, 25-29. 09. 2018, Los 571).

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 2, 2019, 82.)
 
marc123 Am: 22.07.2019 11:51:41 Gelesen: 12602# 17 @  
12,5 Centimes Haarlem (Teil 2)

Bestellungen und Lieferungen der 12,5 Centimes Haarlem


Am 9. November 1880 bestellte die Luxemburgische Postadministration bei der Druckerei Enschedé & fils in Haarlem (NL) 1.000 Bögen zu 100 Marken der 12,5 Centimes, und am 13. November 1880 wurden 109 Clichés der 12,5 Centimes des Wappentyps nach Haarlem versendet.(1)

Dies war die erste Lieferung der 12,5 Centimes Marke, die in Haarlem gedruckt wurde. Am 3. Februar 1881 wurde sie im Magasin du Timbre in Luxemburg eingetragen.(2) Am 6. Mai 1882 bestellte die Luxemburger Postadministration nochmals 250 Bögen der 12,5 Centimes Marke vom Wappentyp, mit der Bemerkung: „Diese Lieferung erlaubt uns, bis zum 1. Oktober zu warten, Datum der Ausgabe eines neuen Typen“.(3) Dies war die zweite Lieferung der 12,5 Centimes Marke, die in Haarlem gedruckt wurde,sie wurde am 15. Juni 1882 im Magasin du Timbre in Luxemburg eingetragen.(4)

Die beiden folgenden Lieferungen bestanden nur noch aus Restbeständen, die sich noch in der Druckerei in Haarlem befanden.

Druck der 12,5 Centimes Haarlem

Der Druck der Luxemburger Postwertzeichen wurde von der niederländischen Postadministration überwacht. Sämtliche Druckdaten, Einlieferungen der Enschedé Druckerei und Auslieferungen an die Luxemburgische Postadministration wurden in einem Kontrollbuch registriert.



Datum Druckanzahl (Bögen) vernichtet Eintragung
Eingang 7. Januar 1881 1.100 47 1053
Ausgang 8. Januar 1881 -1000
Restbestand 53
Eingang 19.Mai 1882 260 8 252
Ausgang 19.Mai 1882 -250
Restbestand 55
Ausgang 24. August 1882 -50
Restbestand 5
 


Tab. 1. Druckauflagen, Eingänge und Ausgänge, entnommen aus dem Kontrollbuch zum Druck der Luxemburger Marken zu 12,5 Centimes (5)

Von dem Restbestand der 5 Bögen wurden nochmals 3,5 Bögen ausgeliefert und am 17. Dezember 1892 im Magasin du Timbre in Luxemburg eingetragen.(6)

Von der 12,5 Centimes Marke gibt es also nur 2 Druckauflagen, die sich in der Farbe und der Zähnung unterscheiden lassen.

Die erste Druckauflage hat den Farbton rosa und ist in der Zähnung 13,5. Die zweite Druckauflage hat den Farbton hellrosa und ist in der Zähnung 12,5 x 12, bzw. jede erste senkrechte Reihe des Bogens in der Zähnung 11,5 x 12.(7)

Aufbrauch der 12,5 Centimes Haarlem

Das Magasin du Timbre war verantwortlich, die Postwertzeichen an die verschiedenen Postperzeptionen zu versenden. Auf Anfrage der Postperzeptionen wurden die Marken vom Magasin du Timbre ausgeliefert.



Abb. 1. Postwertzeichenanfrage vom 3. August 1882 von der Postperzeption Ettelbrück (8)

Anhand dieser Postwertzeichenanfragen der Postperzeptionen konnten die Auslieferungen ab 1882 rekonstruiert werden. Leider wurde das Jahr 1881 nicht aufgefunden.



Tab. 2. Zusammenstellung der Postwertzeichenanfragen aus den Jahren 1882 und 1883 betreffend der 12,5 Centimes Haarlem(9)

Bestand Kumulation
1881 20. Januar 76 76 Bestand an Bögen der Brück Ausgabe
3. Februar 1000 1076 Eintragung der ersten Enschedé-Lieferung
31.Dezember -647 Auslieferungen an die Postperzeptionen zwischen dem 20. Januar und 31. Dezember
31.Dezember 429 Bestand an Marken der Enschedé Ausgabe (Hypothese: die restlichen 76 Brück-Bögen wurden im Jahr 1881 ausgeliefert)
 


Tab. 3. Bestandsveränderung im Magasin du Timbre bezüglich der 12,5 Centimes Marken für das Jahr 1881(10)

Unter Berücksichtigung der Lieferungen der Druckerei von 300 Bögen (11) im Jahr 1882, befänden sich noch 185 Bögen am 31. Dezember 1882 im Magasin du Timbre.

Die Inventur zum 31. Dezember 1882 ergab aber 179 Bögen (12). Dies bedeutet, dass die Zusammenstellung (Tab. 2) 6 Bögen nicht berücksichtigt, und heute nicht mehr alle Auslieferungsanfragen vorhanden sind.

Die aufgefundenen Auslieferungsanfragen der Postperzeptionen der folgenden Jahre sind sehr lückenhaft und werden in diesem Artikel nicht berücksichtigt. Zu bemerken ist aber, dass am 10. September 1885 keine 12,5 Centimes Wappenmarken mehr ausgeliefert wurden. Die Anfrage der Perzeption von Rédange wurde nicht mehr ausgeführt, ebenso wie die Anfrage vom 8. Oktober 1885 von der Perzeption von Diekirch.(13) Vermutlich befanden sich zu diesem Zeitpunkt keine oder nur noch eine sehr geringe Anzahl an Bögen dieser Marke im Magasin du Timbre. Bei der Inventur vom 31. Dezember 1888 wurde kein einziger Bogen der 12,5 Centimes Wappenmarke im Magasin du Timbre mehr registriert.(14)

Eine weitere Restlieferung von 3,5 Bögen wurde am 17. Dezember 1892 im Magasin du Timbre eingetragen (15), und am selbigen Tag an die Postdirektion ausgeliefert. Der Chambre des Comptes fiel diese Transaktion auf, und ermittelte die Gründe, wieso nochmals der alte Typ geliefert wurde, und am selbigen Tag an die Postdirektion weitergegeben wurde. Als Grund hierfür gab die Postdirektion den S.P. Überdruck an, der für die eigene Sammlung bestimmt war.

Erwähnenswert ist auch noch die Auslieferung der Wappenmarken vom 17. Dezember 1883 an die Postdirektion, die zum S.P. Überdruck bestimmt waren. Hierbei handelt es sich um den zweiten S.P. Überdruck mit den breiten Buchstaben. Diese Marken stammen von der 2. Druckauflage in der Farbe hellrosa mit der Zähnung 12,5x12 und 11,5x12. Die Marken mit dem ersten S.P. Überdruck (schmale Buchstaben) stammen überwiegend von der ersten Druckauflage, haben die Farbe rosa und sind in der Zähnung 13,5.

Zum Zeitpunkt der Anfrage vom 19. Mai 1882 von «Luxembourg-Gare» gingen die 12,5 Centimes Wappenmarken fast aus. Ursprünglich wurden 100 Bögen angefragt, doch nur 50 ausgeliefert.

Wie weiter oben erwähnt, wurde die 2. Lieferung der Druckerei am 15. Juni 1882 im Magasin du Timbre eingetragen.

Bei der Anfrage vom 23. Juni 1882 von der Postperzeption «Luxembourg-Ville» wurden 100 Bögen ausgeliefert. In dieser Lieferung befanden sich beide Druckauflagen, wovon erstmals die 2. Druckauflage ausgegeben wurde. Im Jahr 1883 wurden keine 12,5 Centimes Marken des Wappentyps an die Perzeption «Luxembourg-Ville» ausgeliefert.

Folgende Marken stammen höchstwahrscheinlich von dieser Auslieferung vom 23. Juni 1883.



Abb. 2. Linke Marke von der 1. Druckauflage (Zähnung 13,5) und rechte Marke von der 2. Druckauflage (Zähnung 11,5 x 12), gestempelt in der Stadt Luxemburg.

Bedanken möchten wir uns bei Hans-Ulrich Doose und Martin Eichele für das Auffinden einer weiteren Einheit und eines weiteren Briefes, worauf die Autoren in dem 3. Teil der 12,5 Centimes Haarlem eingehen werden.

Für weitere Anregungen oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar.

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Olivier Nosbaum - Marc Schaack

[1] Enschedé Museum, Haarlem (NL), HBA-01791.
[2] Reis, J.-P., Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.
[3] Enschedé Museum, Haarlem (NL), HBA-01784. Die Ausgabe der Marken des Allegorie-Typ verzögerte sich nochmals um 2 Monate, und erschien am 1. Dezember 1882. Ursprünglich sollte der Allégorie-Typ schon 1880 erscheinen. (R. Müller/ O. Nosbaum, Essais & épreuves, retouches, réimpressions (Luxemburg 2014), 107-111).
[4] J.-P.Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.
[5] Enschedé Museum, Haarlem (NL).
[6] J.-P.Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.
[7] Diese Informationen stammen von den Beobachtungen der Autoren, die bis zum heutigen Tag noch keine Ausnahme festgestellt haben. Jedem Sammler, der eine Ausnahme vorlegen könnte, wären die Autoren dankbar.
[8] ANLUX FIN-01559.
[9] ANLUX FIN-01559.
[10] ANLUX FIN-02498.
[11] 429 (Tab.3) + 300 (Tab.1 : Auslieferungen vom 19. Mai 1882 und 24. August 1882) – 544 (Tab.2 : Gesamtzahl der Auslieferungen im Jahr 1882, entnommen von den aufgefundenen Postwertzeichenanfragen der Postperzeptionen) = 185.
[12] ANLUX FIN-02498.
[13] ANLUX FIN-01559.
[14] ANLUX FIN-02498.
[15]J.-P. Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 3, 2019, 140-148.)
 

marc123 Am: 31.10.2019 21:23:10 Gelesen: 11881# 18 @  
12½ Centimes Brück dritte Lieferung - Registratur, Verwendungszweck, Seltenheit

In vorherigen Ausgaben vom Moniteur haben wir über die 12½ Centimes Haarlem in zwei Teilen berichtet[1]. Im ersten Teil sind wir auf die Seltenheit der Belege und größerer Einheiten dieser Marke sowie auf deren Existenz in großen Sammlungen eingegangen. Ähnlich wie bei den eben erwähnten Artikeln werden wir auch diesmal vorgehen und den Artikel dementsprechend in zwei Teilen veröffentlichen.

Man muss wissen, dass der heute noch belegbare Hauptverwendungszweck[2] der ersten und zweiten Lieferung der 12½ Centimes Brück[3], Briefen bis 15 Gramm nach dem Deutschen Reich galt. Während der Ausgabe der zweiten Lieferung wurde dieser Tarif am 1. Mai 1878 auf 25 Centimes heraufgesetzt[4]. Der Postkartentarif in das Deutsche Reich wurde auf 12½ Centimes heraufgesetzt, wurde aber wieder durch den Pariser Vertrag ab dem 1. April 1879 auf 10 Centimes herabgesetzt[5]. Ab dem 1. Mai 1878 findet man vermehrt Briefe mit zwei 12½ Centimes-Marken der zweiten Lieferung, was einem vom Gefühl her an einen „verschwenderischen Aufbrauch“ denken lässt. Die dritte Lieferung von Brück und die Haarlemer Ausgabe wurden aber trotzdem in nicht so geringer Auflage gedruckt, obwohl man einfach meinen könnte, dass sie nicht mehr benötigt wurden. Diese beiden Marken können daher als ähnlich in ihrer Seltenheit betrachtet werden.

Der belegbare Verwendungszweck

Der Verwendungszweck der 12½ Centimes Brück der dritten Lieferung ist nur auf vier Belegen nachweisbar. Fragmente mit dieser Marke sind uns nicht bekannt.



Abb. 1. Der „Remich-Brief nach Frankfurt“ abgestempelt am 24. Dezember 1881



Abb. 2. Der „Remich-Brief nach Burscheid“ abgestempelt am 20. Oktober 1881

Zwei Briefe wurden von Remich ins Deutsche Reich geschickt, jeweils mit zwei Marken der 12½ Centimes Brück der dritten Lieferung frankiert, einmal als Paar, einmal mit zwei Einzelmarken. Abgestempelt wurden sie am 24. Dezember 1881 nach Frankfurt bzw. am 20. Oktober 1881 nach Burscheid.



Abb. 3. Der „Bern-Brief“, abgestempelt am 12. März 1880 in Luxemburg

Der dritte Brief wurde von Georg Brück am 12. März 1880 von Luxemburg nach Bern geschickt. Bei der Frankatur handelt es sich um eine Mehrfachfrankatur der 12½ Centimes Brück der zweiten (rechts) und dritten Lieferung (links). Eine vom Absender beabsichtigte Mehrfachfrankatur ist hier wahrscheinlich. Georg Brück war der Sohn des Druckers Pierre Brück[6].



Abb. 4. Der „Ulflingen-Brief“, abgestempelt am 19. April 1880 anhand des Bahnpoststempels Ulflingen.Luxemburg (nach Soluphil 1998, 115, Abb. 1.)

Der vierte Brief ist mit einem Sechserstreifen frankiert. Er wurde von der Firma Schwarz aus Ulflingen am 19. April 1880 nach Trier verschickt. Beim Tarif handelt es sich um die dritte Portostufe laut dem letzten Pariser UPU-Vertrag.

Belege der 12½ Centimes in großen Sammlungen und auf Auktionen

Die große Seltenheit von nur vier Belegen fällt auf. Nun stellt sich die Frage nach den Vorbesitzern und den großen und bedeutenden Sammlungen der Luxemburger Klassik. Erstaunlich ist auf den ersten Blick, dass nur einer der Briefe in einer dieser Sammlungen vorzufinden ist. Dabei handelt es sich um den Beleg mit dem Sechserstreifen aus Ulflingen. Dieser befand sich in der Dupont-Sammlung[7].

Weniger erstaunlich ist dies allerdings nicht, wenn man in Auktionskatalogen nach diesen Belegen sucht. Sie tauchten alle erst sehr spät auf. Auch der Brief aus Ulflingen befand sich nicht lange in der Dupont-Sammlung. Er wurde erst ca. ein Jahr vorher bei Rudolf Steltzer in Frankfurt angeboten[8]. Später wurde er noch einmal anlässlich des Symposiums zur Juvalux 98 veröffentlicht[9]. Der Bern-Brief wurde einmal[10], der „Remich-Brief nach Frankfurt“ zweimal[11] auf einer Auktion in Luxemburg angeboten. Vom anderen „Remich-Brief nach Burscheid“ ist uns keine Auktion bekannt, in der er je angeboten wurde.

Größere Einheiten



Abb. 5. Die beiden Einheiten

An Einheiten sind uns neben dem weiter oben erwähnten Paar und dem Sechserstreifen auf Brief nur zwei weitere Paare bekannt. Es handelt sich um ein ungebrauchtes Randstückpaar und um ein Paar, das am 19. Oktober 1880 in Dommeldingen abgestempelt wurde.

Schlussfolgerung und Diskussion

Geht man nur vom vorhandenem philatelistischem Material aus, so haben wir bei der 12½ Centimes Brück der dritten Lieferung keinen Nachweis, der die Daseinsberechtigung dieser Marke dokumentiert. Wir haben zwei Paare, einen Sechserstreifen und einen wahrscheinlich absichtlich in dieser Form frankierten Händlerbrief. Es ist hervorzuheben, dass keine Einzelfrankatur belegt ist. Die Frankatur der vier Belege hätte mit der Verwendung einer bzw. drei 25 Centimes Marken weniger „verschwenderisch“ ausfallen können. Bei einem Rückblick auf die Haarlemer Ausgabe der 12½ Centimes haben wir mittlerweile[12] drei Paare auf Brief und eine in Buntfrankatur mit drei 25 Centimes Marken der Haarlemer Ausgabe auf einer Paketbegleitkarte. Allein letztgenannte rechtfertigt aufgrund einer unmöglichen portogerechten Frankatur ohne eine 12½ Centimes die Existenz dieser Marke. Zusammengefasst heißt dies, dass von acht bekannten Belegen nur einer die Daseinsberechtigung von zwei Marken verschiedener Ausgaben belegt, deren Auflagen zusammen über 225 000 Exemplaren beträgt[13].

Für weitere Anregungen oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar. Wir sind für unsere Recherchen stets auf der Suche nach älteren Auktionskatalogen, besonders von der Firma Banque du Timbre von Herrn Ungeheuer und von Europhil. Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Marc Schaack - Olivier Nosbaum

[1] MDC 5, 2018, 195–199; MDC 3, 2019, 140–141.
[2] Seltener findet man sie als Paar verwendet auf Briefen nach Frankreich, auf Korrespondenzkarten und als Zusatzfrankatur auf Paketbegleitkarten.
[3] Den Autoren ist das erste bekannte Verwendungsdatunm der ersten Lieferung (lilarosa) der 25. Oktober 1876, der zweiten Lieferung (karminrosa) der 30. September 1877 und der dritten Lieferung (lachsrosa) der 12. März 1880.
[4] Memorial I, Nr. 24, 11. April 1878.
[5] Memorial I, Nr. 19, 24. März 1879.
[6] Weitere Hintergrund-Informationen zu der Familie Brück und zu diesem Brief finden sie im Artikel von Wolfgang Maassen, „Alphons Brück und seine Familie»“, Phila Historica, Zeitschrift für Philateliegeschichte und Philatelistische Literatur, Nr. 1, März 2018, 55; http://philahistorica.de/Dokumente/PhilaHistorica_2018_01.pdf (Stand: 25. August 2019).
[7] Corinphila 73, 23–28. September 1985, Los 5448.
[8] Steltzer 152, 28–31. Oktober 1984, Los 1702.
[9] Soluphil (Hrsg.), Symposium 98. Histoire Postale Luxembourg, 1998, 115, Abb. 1.
[10] Soluphil 45, 26. Januar 1990, Los 3211.
[11] Banque du timbre 147, 25. November 1989; Soluphil 106, 8. Juni 1990, Los 798.
[12] Der dritte Brief wurde uns freundlicherweise vom Martin Eichele aus der Schweiz mitgeteilt.
[13] J.-P.Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 4, 2019, 167-175).
 
marc123 Am: 30.12.2019 10:08:49 Gelesen: 11387# 19 @  
Der erste Naumann Probedruck der Luxemburger Wappenmarken

Am 21. Juni 1859 lieferte die Gießerei Dressler aus Frankfurt die ersten Klischees der Wappenmarken zu 30 Centimes nach Luxemburg. Die 30 Centimes Probedrucke von Victor Bück, Drucker aus Luxemburg, waren nicht zufriedenstellend [1]. Am 26. Juli 1859 wurde daraufhin die C. Naumann’sche Druckerei aus Frankfurt kontaktiert, um Probedrucke mit dem neuen Motiv der Wappenmarken herzustellen [2]. Durch den Zeitdruck wurde vereinbart, dass die nächste Klischee-Lieferung sofort in die C. Naumann’sche Druckerei geliefert wird, anstatt zuerst nach Luxemburg. Es handelte sich um die Klischees zu 10 Centimes. Ende Juli 1859 wurden dementsprechend die 10 Centimes Klischees an die C. Naumann’sche Druckerei ausgeliefert [3].

Zur Herstellung der Probedrucke sendete die Luxemburger Postverwaltung restliches Wasserzeichenpapier der vorherigen ersten Ausgabe Luxemburgs „Schwarzen a Rouden Kapp“ nach Frankfurt.

Am 4. August 1859 wurden die ersten Probedrucke mit den 10 Centimes Klischees in braunpurpur nach Luxemburg versendet. Die Farbe wurde von der Druckerei ausgewählt, und entspricht der Farbe der 5 Silbergroschen Marke von Thurn & Taxis, die auch in den Monaten Juli / August 1859 gedruckt wurde [4]. Das Wasserzeichenpapier war für die Naumann’sche Druckerei nicht zufriedenstellend, da es sich um Papier handelt, das für einen Tiefdruck geeignet ist [5]. Allerdings war vorgesehen, die Wappenmarken im Hochdruckverfahren herzustellen. Dementsprechend hat die Druckerei auch einen Probedruckbogen auf ihrem eigenen Papier ohne Wasserzeichen hergestellt [6].

Aus der Korrespondenz mit der Druckerei wissen wir heute, dass eben 2 Bögen zu 100 Probedrucken mit dieser 10 Centimes in braunpurpur nach Luxemburg geliefert wurden (Abb. 1).



Abb. 1: Erste Seite des Begleitbriefes der Probedrucke, datiert am 4. August 1859

Beide Bögen wurden zerschnitten. Bei dem Bogen mit Wasserzeichen ist noch ein Zehnerblock erhalten geblieben (Abb. 2), bei dem Bogen ohne Wasserzeichen ist bis dato ein Paar die größte bekannte Einheit (Abb. 3).



Abb. 2: Größte bekannte Einheit auf Wasserzeichenpapier [7]

Bemerkenswert ist bei einigen Probedrucken ohne Wasserzeichen die Schrift auf der Rückseite, die vor der Trennung angebracht wurde (Abb. 3). Ob diese Schrift von der C. Naumann’sche Druckerei, von der Postverwaltung, oder einer sonstigen Herkunft stammt, ist noch unbekannt.



Abb. 3: Beide den Autoren bekannte Exemplare mit rückseitiger Schrift [8]

Diese beiden Exemplare reichen noch nicht aus, um sich über den Wortlaut und die Herkunft der rückseitigen Schrift zu äußern.

Für das Mitteilen weiterer rückseitig beschrifteter Probedrucke oder Kommentare zu diesem Artikel sind die Autoren Ihnen dankbar.

Das Buch: „O. Nosbaum/ M. Schaack, Forschungen zu den Luxemburger Wappenmarken (1859-1882) (Saarbrücken 2019).“ ist ab sofort bei den Autoren für 50 Euro erhältlich: https://philaseiten.de/philabuch/show/295

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Olivier Nosbaum - Marc Schaack

[1] Archiv POST Luxembourg.
[2] Ebenda.
[3] Ebenda.
[4] Laut der Darstellung von Manfred Schnell, Michel Deutschland-Spezial, 1, (München 2003), 251.
[5] Beim Tiefdruckverfahren wird das Papier im Voraus angefeuchtet, und muss dementsprechend Wasser aufsaugen können, damit der Druck gut gelingt. Bei einem Hochdruckverfahren, in diesem Fall Buchdruck, bleibt das Papier beim Druck trocken.
[6] Probedruck E6-3, R. Muller et O. Nosbaum, Les timbres-poste du Grand-Duché de Luxembourg. Essais & Epreuves Retouches Réimpressions (Luxemburg 2014), 71, 152.
[7] Soluphil 113, 23. April 2010, Los 1199 (Melusina); Heinrich Köhler 362, 15. März 2016, Los 416.
[8] Sammlung Olivier Nosbaum.

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 5, 2019, 211-214).
 
marc123 Am: 19.03.2020 10:55:12 Gelesen: 10656# 20 @  
Der „UN-FRANC-Brief nach Amsterdam“ Ein früher Postbetrug

Der großformatige Briefumschlag wurde am 27. November 1876 von Luxemburg-Bahnhof nach Amsterdam verschickt. Frankiert wurde er anhand von zwei Marken zu UN-FRANC der farbig durchstochenen Ausgabe von Naumann. Abgestempelt wurden beide Marken anhand des Einkreisstempels „LUXEMBURG-BHF“. Der Umschlag samt Inhalt wog, wie oben links angegeben, 120 Gramm. Das entsprach der achtfachen Auslandsportostufe des Allgemeinen Postvereins, 25 Centimes pro 15 Gramm, also 2 Franken. Oben rechts wurde noch mit „Pressé“ handschriftlich notiert, dass die Beförderung eilt. Adressiert wurde der Brief an Herrn Insinger, Commissaire de la Compagnie de Navigation à Vapeur Zeeland, mit Sitz in Amsterdam.



Abb. 1: „UN-FRANC-Brief nach Amsterdam“ Vorderseite




Abb. 2: „UN-FRANC-Brief nach Amsterdam“ Rückseite

Der Absender

Die Siegelreste auf der Rückseite (Abb. 2) sind zu gering, um Rückschlüsse auf den Absender zu geben. Von Interesse ist aber eine Bleistiftnotiz (Abb. 3) auf der Rückseite in niederländischer Sprache:



Abb. 3: Bleistiftnotiz auf der Rückseite

„ommestaand adres is geschreven door Prins Hendrik van Oranje“, was übersetzt bedeutet, dass die gegenüberliegende Adresse von Prinz Heinrich der Niederlande geschrieben wurde[1].

Zeitlich passt die Notiz. Prinz Heinrich von Oranien-Nassau, war von 1850-1879 Statthalter vom Großherzogtum Luxemburg und der Bruder des niederländischen Königs und Großherzog von Luxemburg, Wilhelm III. Auch zur Adresse passt, dass Prinz Heinrich „der Seefahrer“ genannt wurde. Unklar bleibt, wer die Notiz auf der Rückseite geschrieben hat, sowie die Überprüfung deren Richtigkeit.

Der Postbetrug



Abb. 4: Die Frankatur

Auffällig ist der Qualitätsunterschied beider Marken. Die rechte Marke wirkt weniger frisch und ist auch insbesondere an der linken unteren Ecke beschädigt (Abb. 4). Sie erinnert an unsachgemäß abgelöste Marken.



Abb. 5: Die wiederverwendete Marke, um 90° gekippt. Erkennbar sind Überreste einer früheren Abstempelung

Beim genaueren betrachten entdeckt man unter den Stempeln der rechten Marke einen weiteren Stempel, der zweimal abgeschlagen wurde und weder auf die zweite Marke noch auf den Umschlag übergeht (Abb. 5). Es handelt sich auch nicht um den Stempel von Luxemburg-Bahnhof, sondern um den Einkreisstempel von Luxemburg, den man auf diesem Wert von den Paketbegleitkarten nach Longwy kennt[2]. Beim früher angebrachten Stempel fällt neben den Resten von schwer erkennbaren Ziffern, besonders die „6“ auf, bei der es sich anhand des Abstands zum L von Luxemburg um die zweite Zahl der Ziffer des Monatstages handelt. Auffällig ist auch, dass sich alle drei zum Brief gehörenden Stempel nicht im gleichen Winkel befinden, was auf Briefen dieser Zeit eher die Ausnahme ist. Zwei Abstempelungen hätten gereicht, drei wären sicher nicht von Nöten gewesen. Für das Anbringen der Stempel musste der Brief einmal um 180° gedreht werden. Die beiden jüngeren Stempel der rechten Marke sind auch so angebracht, dass sie die jeweiligen älteren Stempel weitmöglichst unerkennbar überdecken. Wer hat den Postbetrug durch das Wiederverwenden des damaligen Höchstwertes durchgeführt? Der Absender oder der Postbeamte? Für den Postbeamten sprechen eher die Lage und Position der Abstempelungen, beweisen lässt es sich aber nicht mehr.

Bedeutung des UN-FRANC-Briefes nach Amsterdam

Eine Registratur sämtlicher uns bekannter Briefe und Fragmente mit der UN-FRANC-Naumann haben wir bereits 2015[3] veröffentlicht. Mittlerweile konnten wir diese um ein weiteres Fragment und den hier vorgestellten Brief ergänzen (Tab. 1). Anhand der Fragmente lässt sich wenig über den Verwendungszweck sagen. Der uns damals bekannte Brief und die beiden unvollständigen Briefvorderseiten sind Wertbriefe mit Mischfrankaturen. Bei dem hier vorgestellten Brief handelt es sich erst um den zweiten bekannten vollständigen Briefumschlag. Bis Dato war für diese Marke nur die Verwendung auf Wertbriefen und auf Paketbegleitkarten belegt. Durch diesen Brief ist nun ein weiterer Verwendungszweck (achtfache Auslandsportostufe im Allgemeinen Postverein) belegt. Weiter ist er der einzige bekannte Beleg dieser Marke, bei dem es sich nicht um eine Mischfrankatur handelt[4]. Zur Bedeutung des Briefes kommt noch die für diese Zeit seltene Destination in die Niederlande und der Beleg eines frühen Postbetrugs hinzu.



Tabelle 1: Briefe und Fragmente mit der UN-FRANC Marke. Nicht aufgelistet sind Paketbegleitkarten und Fragmente solcher. Bei den Provenienzen werden Auktionshäuser nur einmal aufgeführt, wenn die gleichen Lose in mehreren aufeinanderfolgenden Auktionen angeboten wurden, die aktuellen Besitzer werden nicht genannt, auch wenn sie uns bekannt sind [5]

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Marc Schaack - Olivier Nosbaum

[1] Hilfe bei der Entschlüsselung der Schrift und deren Übersetzung bekamen wir auf Philaseiten.de von Herman Geurts und Olaf „DERMZ“.
[2] MDC 4, 2015, 188-191; O. Nosbaum/ M. Schaack, Forschungen zu den Luxemburger Wappenmarken (1859-1882) (Saarbrücken 2019), 109–115.
[3] MDC 5, 2015, 215-223; O. Nosbaum/ M. Schaack, Forschungen zu den Luxemburger Wappenmarken (1859-1882) (Saarbrücken 2019), 99–108.
[4] Bei der Paketbegleitkarte des Loses 1508, Soluphil 115 (Sammlung Melusina), ebenfalls frankiert mit zwei UN-FRANC Marken, wurde die restliche Frankatur entfernt.
[5] Leicht verändert und um einen Beleg und ein Fragment ergänzt, nach: O. Nosbaum/ M. Schaack, Forschungen zu den Luxemburger Wappenmarken (1859-1882) (Saarbrücken 2019), 101, Tab. 1.

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 1, 2020, 9-13).
 
marc123 Am: 06.06.2020 13:29:53 Gelesen: 10083# 21 @  
Der stumme Stempel von Junglinster auf Wappenmarken

In Junglinster eröffnete am 2. Juli 1858 eine Relais-Station [1]. Diese Relais-Station war abhängig von der „perception principale“ von Luxemburg [2]. Ein Relais ist im Tarifbuch von 1861 [3] definiert als „Ort, an dem sich Relais-Briefträger befinden“. Leider sind uns die Namen der Briefträger von Junglinster nicht bekannt.

Folgende Ortschaften unterlagen 1861 dem Relais von Junglinster [4]: Altlinster, Asselscheuer, Behlen, Beidweiler, Bergerie, Blaschette, Blumenthal, Bourglinster, Eisenborn, Eschweiler (Rodenbourg), Godbrange, Graulinster, Hoelzchen, Imbringen, Jeanhary (ferme), Klingelscheuer, Neumühle (Junglinster), Raashof, Schwaechtgen.

Ab dem 1. Juli 1873 wurde die Relais-Station erweitert mit Paketpost-Dienstleistungen [5]. Vermutlich war es auch zu diesem Zeitpunkt, wo die Relais-Station einen Einkreisstempel mit der Inschrift „JUNGLINSTER“ erhielt. Die erste bekannte Abstempelung mit dem Einkreisstempel „JUNGLINSTER“ datiert vom 15. Februar 1874 [6]. Im Mai 1874 war das Relais von Junglinster immer noch abhängig von der „perception principale“ von Luxemburg-Stadt [7]. Ab wann das Relais von Junglinster von der „perception de poste“ von Dommeldingen abhängig wurde, ist uns nicht bekannt, doch aus einer post-internen Korrespondenz geht hervor, dass dies zumindest im Februar 1881 schon der Fall war [8].

Wie weiter oben erwähnt, ist ein Einkreistempel „JUNGLINSTER“ seit Februar 1874 bekannt. Aus den folgenden Monaten März und April 1874 kennen wir zwei Briefe (Abb. 1 u. 2), die mit einem rechteckigen Barrenstempel abgestempelt sind, und den Einkreisstempel „JUNGLINSTER“ als Datum-Nebenstempel tragen.



Abb. 1: Provenienz: ex-Sammlung Rudy Kremer

Der erste Brief ist ein Inlandsbrief vom 5. März 1874 aus Junglinster nach Diekirch (Abb. 1), frankiert mit einer farbig durchstochenen 10 Centimes Naumann der dritten Lieferung [9]. Von der Rückseite des Briefes liegt uns leider keine Abbildung vor.



Abb. 2: Provenienz: Sammlung Olivier Nosbaum

Beim zweiten Brief handelt es sich um einen Inlandsbrief vom 7. April 1874 aus Junglinster nach Grevenmacher (Abb. 2), frankiert mit einer farbig durchstochenen 10 Centimes Naumann der dritten Lieferung, eingetragen am 3. Juli 1871 [10]. Auf der Rückseite befindet sich eine Abstempelung von Luxembourg und von Grevenmacher vom gleichen Tag.

Von diesem rechteckigen Barrenstempel sind uns noch vier weitere Abschläge auf einzelnen Marken bekannt, die auch von der dritten Lieferung der farbig durchstochenen 10 Centimes Naumann sind; davon zwei in schwarzer Farbe (Abb. 3), und zwei in braunroter Farbe (Abb. 4). Die sechs hier vorgestellten Abschläge sind die einzigen, die wir bis dato auf den Wappenmarken gesichtet haben.



Abb. 3a: Provenienz Olivier Nosbaum; Abb. 3b: Provenienz ex-Johny Koetz



Abb. 4a: Provenienz Olivier Nosbaum; Abb. 4b: Provenienz Marc Schaack

Bei diesem stummen Stempel stellt sich die Frage, welcher Datum-Nebenstempel vor der Einführung des Einkreisstempels verwendet wurde. Dies für die Briefe, die nach außerhalb des Ressorts vom Relais von Junglinster versendet wurden. Theoretisch müsste es sich um einen Stempel der „perception principale“ von Luxemburg-Stadt handeln. Solch ein Brief ist uns bis heute nicht bekannt.

Briefe versendet aus dem Ressort vom Relais von Junglinster aus der Zeit zwischen dem 2. Juli 1858 und dem 1. Juli 1873, ohne Ruralstempel, sind uns zwei bekannt. Beide Briefe wurden vom Notar Klein aus Junglinster an den Notar Brasseur aus Esch-sur-Alzette versendet.



Abb. 5: Provenienz: Sammlung Marc Schaack



Abb. 5a

Der erste Brief ist ein Inlandsbrief, datiert vom 22. Dezember 1860 aus Junglinster nach Esch-sur-Alzette (Abb. 5), frankiert mit einer geschnittenen 10 Centimes Naumann der ersten Lieferung [11]. Entwertet wurde die Marke mit dem PD Stempel von Luxembourg und als Datum-Nebenstempel vom 23. Dezember 1860 wurde ein Typ „petit français“ verwendet.



Abb. 6: Provenienz: Sammlung Marc Schaack



Abb. 6a

Der zweite Brief ist ein Inlandsbrief, datiert vom 26. Juni 1861 aus Junglinster nach Esch-sur-Alzette (Abb. 6), frankiert mit einer geschnittenen 10 Centimes Naumann der zweiten Lieferung [12]. Entwertet wurde die Marke mit dem „petit français“ von Luxemburg vom 26. Juni 1861 und als Datum-Nebenstempel wurde der gleiche Stempel verwendet.

Für weitere postalische Informationen, Kommentare oder Briefe aus Junglinster aus der erwähnten Periode sind die Autoren Ihnen dankbar.

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Olivier Nosbaum - Marc Schaack

[1] J.-P. Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg - Administration des postes et des télégraphes - histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 196.
[2] N. Mallinger, Manuel postal ou recueil des tarifs usités dans les bureaux de poste du Grand-Duché de Luxembourg, 3me édition, (Luxembourg 1861), 120–121.
[3] Ebenda.
[4] N. Mallinger, Manuel postal ou recueil des tarifs usités dans les bureaux de poste du Grand-Duché de Luxembourg, 3me édition, (Luxembourg 1861), 122–159.
[5] J.-P. Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg - Administration des postes et des télégraphes - histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 196.
[6] Handbuch zur Philatelie, Lieferung 8.3.1. Tagesstempel, Commission d’études F.S.P.L., Forschungsstand März 2020 (in Vorbereitung).
[7] Post-Instruction 33, 1874, n° 1202.
[8] ANLUX, FIN-01744, Agences postales - documents concernant l'établissement et l'organisation de l'agence à Junglinster et correspondance y relative, 1881–1926.
[9] Die dritte Lieferung wurde am 3. Juli 1871 eingetragen. J.-P. Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg - Administration des postes et des télégraphes - histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.
[10] Ebenda.
[11] Die erste Lieferung wurde am 17. September 1859 eingetragen. J.-P. Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg - Administration des postes et des télégraphes - histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.
[12] Die zweite Lieferung wurde am 12. Januar 1861 eingetragen, ebenda.

(Aus: FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 2, 2020).
 
bayern klassisch Am: 06.06.2020 13:32:27 Gelesen: 10080# 22 @  
@ marc123 [#20]

Hallo Marc,

ein phantastischer Beitrag von dir - leider eben erst gesehen. Chapeau!

Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende,
Ralph
 
marc123 Am: 10.06.2020 19:36:41 Gelesen: 10011# 23 @  
bayern klassisch [#22]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die lieben Worte, solch Kritik erfreut einen immer.

@ marc123 [#21]

Als Ergänzung noch die Seitenzahl des Artikels [1]

Liebe Grüße
Marc

[1] FSPL (Hrsg.) Moniteur du Collectionneur 2, 2020, 53-61
 
marc123 Am: 12.12.2021 11:25:21 Gelesen: 5666# 24 @  
Der Truppenabzug des 6. Rheinischen Infanterie-Regiments aus der Bundesfestung Luxemburg vor Beginn des Deutschen Krieges 1866
Der Spandau-Brief, ein historisches Dokument


Am 13. Juni 1866 wurde der mit einer 37½ Centimes der geschnittenen Ausgabe frankierte Brief von Luxemburg an die Militär-Schießschule in Spandau geschickt. Absender ist das Weißwarengeschäft J. C. Settegast aus Luxemburg.


Abb. 1 Der Spandau-Brief, Vorderseite, abgestempelt in Luxemburg am 13. Juni 1866


Dieser Brief wird in einem anderen Zusammenhang von Prof. Dr. Carlrichard Brühl[1] in seiner Studie über die Bundesfestung Luxemburg in einigen Sätzen beschrieben. Er erwähnt einen Brief, der im Juni 1866 an die „Militär-Schießschule“ in Spandau gerichtet wurde und "1984 in der Schweiz verauktioniert[2]“ wurde. Völlig korrekt bemerkt er, dass schon die Adresse einen Zusammenhang in Bezug auf die Bundesfestung erkennen lässt. Weiter geht er noch auf den Inhalt ein „…, dass die Spedition Settegast den Adressanten darüber informiert, dass das 6. Rheinische Regiment Luxemburg verlassen hat; die Firma bittet um Instruktion, was mit dem bei ihr lagernde Paket zu geschehen habe.“


Abb. 2 Der Spandau-Brief, Rückseite mit Eisenbahnstempel Trier-Saarbrücken vom 13. Juni und Ankunftsstempel Ausg. 15

Der Inhalt besteht aus drei Texten unterschiedlicher Schriften[3], wobei nur der erste vom Absender stammt. Die beiden anderen sind Anmerkungen von einem Preußischen Zahlmeister und einem Oberkommandanten. Der Brief ist oben und seitlich etwas verkürzt[4], so dass bei den beiden ersten Texten auf der rechten Seite und bei dem dritten links der Text nicht komplett erhalten ist.


Abb. 3 Mitteilung des Absenders


An die Militär Schiesschule

Luxemburg, den 13. Juni […]

Wir bezwecken hiermit Ihnen mitzuthei(len)

daß das mit Ihrem Frachtbriefe vom 15ten […]

hier angelangte:

IR 68 1[5] Packet Montierungsstücke M 73

sich bei uns auf Lager befindet, da das 6. Rheinische

Regiment Luxemburg verlassen hatte, als

fragl. Packet hier angelangte.

Wir erbitten demnach ihre baldigste Verfügung

dasselbe und zeichnen

Achtungsvoll

J.C. Settegast


Abb. 4 Notiz aus Spandau


Brm. [Brevi manu] An das königliche 6. Rheinische

Infanterie Regiment No. 68 zur weiter(en)

geneigten Veranlassung abzugeben.

Spandau den 16.6.66

Königl. Militair Schiess schule

Mit (?) des Regierungs-(?)

derselben beauftragt

Döning

Zahlmeister u.

(?) Ab[…]


Abb. 5 Notiz aus Oberhermsdorf


Brm. Herrn Spediteur Settegast Wohlgeboren

(Lu)xemburg mit dem Ersuchen ergebenst remittiert, das

(zur) Rede stehende Packet dem Ersatz Bataillon des 6ten

(Rh)einischen Infanterie Regiments N 68 zu Cöln, mit

(die)sem Schreiben übersenden zu wollen

[…?] Oberhermsdorf bei Dresden den 19 Juni 1866

(?)

Oberk. U. Regiments

Kommandeur

Der historische Kontext
Der Brief steht im Kontext des Deutschen Kriegs (14. Juni 1866 – 23 August 1866) zwischen Preußen und seinen Verbündeten einerseits und dem Deutschen Bund unter Führung Österreichs. Das 6. Rheinische Infanterie-Regiment erhielt am 5. Mai 1866 den Mobilmachungsbefehl.[6] Zu diesem Zeitpunkt war das Regiment Teil der Besatzungsbrigade der Bundesfestung Luxemburg. Am 8. Mai erhielt das Regiment den Befehl per Eisenbahntransport nach Konz verlegt zu werden und das Ersatzbataillon in Köln aufzustellen[7]. Eine Übersicht der Regimente in der Garnison Luxemburg hat Alex Carmes[8] zusammengestellt. Für das 6. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 68 werden folgende Daten für den Einzug und Abzug der Garnison Luxemburg angegeben: I. Bataillon (17.3.1864 – 13.5.1866); II. Bataillon (21.3.1864 – 14.5.1866); Füsilier-Bataillon (16.3.1864 – 15.5.1866).

Unterstellt wird das Regiment der 15. Division / VIII. Armee-Korps, der Elb-Armee, die gegen Sachsen und Österreich im Süden vorgeht.

Nach einigen Etappen fand am 18 Juni der Marsch bis Dresden; Biwak in Kesseldorf statt, der für den Kontext unseres Briefes von Bedeutung ist. Am 19 Juni war Ruhetag. Am 20. Juni fand ein weiterer March von Kesseldorf nach Weißig statt, das Füsilier-Bataillon marschierte bis Stolpen[9].

Interpretation des „Spandau-Briefs“ im Zusammenhang zum historischen Kontext
- Der Spandau-Brief datiert vom 13. Juni 1866, also genau einen Monat nach dem Verlassen der Garnison durch das I-Bataillon des 6. Infanterie-Regiments. Das Weißwarengeschäft J. C. Settegast nimmt auf den Abzug des Regiments Bezug und fragt bei der Militärschießschule in Spandau nach, wie über das Paket mit Montierungsstücken zu verfügen sei.

- Am 16. Juni wird in Spandau auf dem Brief notiert, dass er an das 6. Regiment weitergeleitet werden soll.

- Am 19 Juni wird in Oberhermsdorf[10] bei Dresden auf dem Brief notiert, dass dem Spediteur Settegast mitgeteilt werden soll, dass das Paket an das Ersatzbataillon in Köln zu schicken sei.


Das Weißwarengeschäft Settegast



Das Weißwarengeschäft wurde von Antoine-Joseph-Conrad Settegast gegründet. Nach dessen Tod am 29. November 1861 wurde das Geschäft von seiner Witwe Marie-Cécile-Settegast -Van der Noot weitergeführt. Sie verstarb am 19. November 1887. Das Geschäft wurde von ihrer Tochter Hélène Settegast weitergeführt[11].
Abb. 6 Werbeanzeige der Witwe Settegast (nach Weber 2013, 358)

Die Provenienzen des Spandau-Briefs
Der Brief hat mehrere bedeutende Provenienzen, die wir bis 1941 zurückverfolgen konnten. Besonders hervorzuheben ist, dass der Brief sich in der Generalsammlung des bedeutenden Sammlers Alfred F- Lichtenstein und der Bundesfestung Luxemburg-Sammlung von Carlrichard Brühl befand.

-Sammlung Needham[12], Harmer, Rooke & CO, 11 – 12. 12. 1941, Los 137.

-Sammlung Alfred F. Lichtenstein[13], H. R. Harmer, INC., 1737, 5 – 9. 12. 1966, Los 974.
- Willy Balasse 1158, 1978, Los 829.

-Sammlung - Isac Seligson, Corinphila 68, 25 – 30. 10. 1982, Los 5253[14].

- David Feldman SA. 37, 24 – 27. 10. 1984, Los 51049.

- Sammlung Carlrichard Brühl, Joachim Erhardt 15, 11 – 12. 4. 1986, Los 577[15].

- Sammlung „TREVI “ 3, Soluphil S. A. 33, 22. 4. 1988, Los 2566.

- Soluphil S. A. 20. 12. 2013, 121, Los 1136.

- Seit April 2015, Sammlung Marc Schaack.


[1] C. R. Brühl, Bundesfestung Luxemburg. Eine historisch-philatelistische Studie. Berliner Philatelisten-Klub von 1888, E. V. (Hrsg.), Mitteilungen N. F. 60 (Berlin 1985), 20.

[2] Hier ist wohl das weiter unten erwähnte Auktionshaus David Feldman gemeint.

[3] Für die Transkription der drei Schriften bedanken wir uns herzlich beim PhilaSeiten-Mitglied „volkimal“ (Volkmar Werdermann). Kursiv geschriebene Wörter gelten als nicht gesichert, eckige Klammern dienen als Platzhalter für fehlenden Text, Klammern mit Fragezeichen verweisen auf Wörter, die nicht entschlüsselt werden konnten.

[4] Wir besitzen eine Kopie eines Attests von René Demuth vom 20. Januar 1882. Hierin wird schon erwähnt, dass der Brief nicht mehr vollständig ist.

[5] Die Abkürzung für Infanterie Regiment 68, ist eher nicht vom Absender. Die 1 könnte für I. Bataillon stehen.

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/6._Rheinisches_Infanterie-Regiment_Nr._68 (Stand 31.5,2020).

[7] http://genwiki.genealogy.net/IR_68/Kriegsverlauf_1866 (Stand 31.5,2020). Weiter ist hier ein detaillierter Kriegsverlauf (vom 5. Mai-19. September 1866) des 6. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 68 im Feldzug gegen Österreich zu finden.

[8] A. Carmes, Die Zusammensetzung der Garnison, in: Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg (Hrsg.) Das Leben in der Bundesfestung Luxemburg (1815 – 1867) (Luxemburg o. J.), 102.

[9] http://genwiki.genealogy.net/IR_68/Kriegsverlauf_1866 (Stand 31.5,2020).

[10] Oberhermsdorf ist nur ca. ein Kilometer vom weiter oben erwähnten Kesseldorf entfern, wo sich das Regimet am 19. Juni befand.

[11] J. Weber, Familien der Oberschicht in Luxemburg. Elitebildung & Lebenswelten 1850 –1900 (Luxemburg 2013), 357 – 358.

[12] Auf dem Brief handschriftlich vermerkt „Needham Harmer Rook DE 1941 DN MH“.

[13] Im Katalog wird vermerk: „Ex Needham Coll“. Die Losnummer ist rückseitig handschriftlich vermerkt.

[14] Die Losnummer ist rückseitig handschriftlich vermerkt. Ab hier befindet sich die Signatur von W. Balasse unterhalb der Marke. Die handschriftlichen Nr. 45 und besonders 121und 934 auf der Rückseite verweisen auf weitere Auktionen. Weiter befindet sich ein kleiner runder Stempel mit den Initialen „J F“ im Briefinnern.

[15] Ab hier ist eine kleine Reparatur am Brief zu erkennen, die 1984 noch nicht vorhanden war.

Marc Schaack und Olivier Nosbaum


Erstveröffentlichung (leicht verändert) im DASV 519, 2020 (265-270).
Siehe auch: https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/1560
 
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