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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 378 Beiträge:
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Detlev0405 Am: 28.09.2023 08:41:36 Gelesen: 17227# 354 @  
Unser heutiger Brief ruft beim ersten Betrachten einfach nur Kopfschütteln hervor. Da stimmt doch etwas nicht.



Es handelt sich um einen Luftpostbrief von Prag nach Dresden vom 21.05.1928. Ordnungsgemäß mit dem Luftpoststempel vom Prager Flughafen versehen, fangen dann die Fehler an. Wie ich den Brief drehe und wende – kein Ankunftsstempel von Dresden zu sehen. Und das war üblich bei Luftpostbriefen, die nach Deutschland gingen zu dieser Zeit.

Des Rätsels Lösung findet sich bei der Betrachtung des in französische gehaltenen roten Stempels, der übersetzt lautet: „Expedition aus Prag mit der Bahn wegen schlechten Wetters“ . Es handelt sich um einen sehr seltenen Flugausfall Stempel, der ausschließlich im Jahre 1928 Anwendung fand. [1]

Beim Porto müssen wir uns noch einmal den Brief richtig ansehen. Wir befinden uns in der Periode ab dem 21.03.1927. Auf der Rückseite sehen wir, das der Brief nie verschlossen war. So hat der Postbeamte den Brief wohl als Drucksache behandelt, obwohl so ein Vermerk nicht ersichtlich war. Damit waren 0,50 Kc fällig. [2] Bei der Luftpostgebühr hat der Beamte den Spieß umgedreht. Anstatt den Tarif von 1,60 Kc für die Drucksache zu fordern, hat er den Tarif für einen normalen Brief gefordert – eben 1 Kc. [3]

Hat alles nichts genutzt, der Brief ging per Bahn nach Dresden.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 186, RV9
[2] Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Postmarken und Briefe, Prag 1988, Seite 538,
Tabelle 6.3.22. Spalte 4
[3] Horka, Seite 196, Tabelle 48
 
Detlev0405 Am: 08.10.2023 06:33:27 Gelesen: 14833# 355 @  
Mit unserem heutigen Brief schreibt die Air France ein neues Kapitel in der Luftpostbeförderung zwischen Europa und Südamerika und somit auch für unsere Post aus der Tschechoslowakei. Die Transatlantikroute wird zu 100% per Luftpost bewältigt.



Der Brief wird von der Firma Bata in Zlin an die Deutsche Bank in Santiago de Chile geschickt. Am 03.01.1936 aufgegeben, hatte der Firmenbrief einen Freistempler bei der Freimachung eingesetzt. Das Porto beträgt 62,50 Kc.

Zlin hat Firmen bedingt einen eigenen Flugplatz und es besteht die Möglichkeit, das der Brief von Zlin nach Brno geflogen wurde und von dort aus um 17.00 Uhr nach Brno mit der CSA, um in Prag gegen 18 Uhr anzukommen. [1] Auch eine Direktbeförderung nach Prag ist denkbar.

Am 04.01.1936 wurde der Brief gegen 08 Uhr am Flughafen Prag bearbeitet. Außergewöhnlich die Flugstrecke, denn um 16 Uhr finden wir einen Bearbeitungsstempel von Paris auf der Rückseite. Und das funktionierte nicht auf der üblichen Strecke der CLR/Air France.

Der Brief wurde von der DLH befördert. Und zwar ab Prag 10.15 Uhr, Ankunft Nürnberg 11.45 Uhr. Diese Abflugzeit galt aber nur vom 01.11.35 – 29.02.36 . Dadurch schaffte der Brief von Nürnberg um 12 Uhr den Anschluß nach Frankfurt/Main, wo er 13 Uhr ankam. Um 13.15 Uhr ging es von dort aus nach Köln. [2] Von Köln wurde der Brief um 14.15 Uhr nach Paris befördert und kam dort um 15.20 Uhr an. [3]

Nur so war es möglich, den Empfangsstempel vom Flughafen Paris Le Bourget am 04.01.1939 um 16 Uhr zu erhalten.

Am 05.01.1936 ging der Brief dann auf seine Große Reise nach Santiago de Chile. Der Flug war eine Besonderheit – die erste komplette Luftpostbeförderung über den Atlantik durch die Air France. Das bezeugt auch der violette Sonderstempel auf der Brief Vorderseite. Es gab auch einen extra Flugplan zu diesem Anlaß. [4] Abflug am Sonntag den 05.01. und Ankunft in Santiago am 09.01.36. Beides durch entsprechende Stempel auf dem Brief ausgewiesen.

Da der Abflug in Toulouse erfolgte, wurde Post aus Paris per Bahn ab 19.55 Uhr abgeschickt um dann um 05 Uhr in Toulouse einzutreffen.

Bei der Berechnung des Porto ist ein genereller Fehler aufgetreten. Ein internationaler Brief bis 20 g kostete zu dieser Zeit 2,50 Kc nach Südamerika. [5] Nur beim Luftpostzuschlag variierte es. Der Luftposttarif nach Chile betrug ab dem 01.01.1935 je 5 g 16 Kc. [6] Bei einem 20g Brief wäre das Porto also 66,50 Kc und der Brief unter frankiert, bei 15g haben wir ein Porto von 50,50 Kc, also über frankiert. Die Angabe auf dem Briefumschlag (eingedruckt) ist so schlichtweg falsch.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-2.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3601am/af3601i.jpg
[5] Horka, Seite 192, Tabelle 46
[6] Horka, Seite 217, Tabelle 52
 
Regis Am: 11.10.2023 15:39:09 Gelesen: 14194# 356 @  
@ Detlev0405 [#355]

Der Luftpostzuschlag nach Chile betrug / 5 Gramm: ab Mai 1930 - 16 KC; Mai 32 - Nov.32 - 14 KC; ab Juli 1933 - 13v KC; Jan. 1935 - März 1939 - 15 KC;

Warum der häufige Wechsel, war der Inhalt der Postverträge mit den Flugggesellschaften und somit unbekannt. Dein Brief ist also gebührengerecht frankiert. Bei Firmen müssen die Angestellten ihren Job richtig machen und nicht unnütz Geld verschwenden.

Alles Gute Dietrich
 
Detlev0405 Am: 11.10.2023 19:16:05 Gelesen: 14170# 357 @  
@ Regis [#356]

Hallo Dietrich ,

danke erst einmal für Deinen Einwand.

Ich hänge hier mal ein Foto vom Horka Seite 217, Tabelle 52 mit an, auf die ich mich beziehe (Vergrösserung unbedingt notwendig).



Daraus wird ersichtlich, das der Tarif bei der Air France seit dem 05.06.1930 eigentlich bis zum Flug am 05.01.1936 immer gleich geblieben ist. Bei der DLH waren Schwankungen in den Tarifen im gleichen Zeitraum vorhanden, besonders nach unten durch die Beförderung mit dem Zeppelin.

Ein Tarif von 15 Kc als Luftpostzuschlag tritt bei mir erst ab dem 01.06.1937 auf.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 18.10.2023 05:31:50 Gelesen: 12977# 358 @  
Eigentlich sollte der folgende Brief das Gegenstück zum vorhergehenden Beitrag werden, von der Flugstrecke bleibt er es auch. Aber der Brief artet in ein Rätsel aus. Der Reihe nach.



Am 20.01.1937 wurde in Santiago ein Brief aufgegeben in die Tschechoslowakei, nach Ceska Skalice. Da der Brief keine weiteren Transitstempel aufweist, kann er nur mit der Air France auf der ganzen Strecke befördert worden sein. Laut gültigem Flugplan der Air France vom 04.10.1936 war der planmässige Abflug am Samstag den 23.01.1937. [1] Nach dem Flugplan war er erst am 27.01.1937 in Marseille, von wo er üblicher Weise mit der Bahn nach Strassburg verbracht wurde. Von dort ging es dann auch mit der Air France nach Prag, wo er nach dem chilenischen Stempel frühestens am 28. eher aber am 29.01.1937 ankommen konnte.

Preisfrage an die Leser (aber nur theoretischer Art) - welcher Postbeamte hatte den Stempel falsch eingestellt ? Eine andere Erklärung kann ich für das Mysterium nicht finden.

Schön frankiert wurde der Brief mit der damals aktuellen Luftpostserie und zwar Mi.Nr. 202, 204, 214 und 215.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-11.jpg
 
Regis Am: 18.10.2023 14:37:42 Gelesen: 12885# 359 @  
@ Detlev0405 [#358]

Ich nehme an Flug mit Ville de Mendoza ab Santiago 21.1. Ankunft Frankreich 27.1.37; also Stempeldrehfehler.

Gebühr: UPU-Brief 1,80 Peso + 2 x 5 Gramm / 8,50 Peso = 18,80 Peso.

Mehr weiss ich auch nicht.

Alles Gute Regis
 
Detlev0405 Am: 20.10.2023 06:05:58 Gelesen: 12575# 360 @  
@ Regis [#359]

Ich danke Dir für Deine Darstellung - das passiert auch nicht jeden Tag so.

Mit freundlichem Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.10.2023 08:50:20 Gelesen: 10861# 361 @  
Heute habe ich eine Destination, die so nur insgesamt 5 Jahre lang möglich war. Richtig, Eritrea als eigenständiger Staat existiert heute noch, aber das ist nicht die Besonderheit des Briefes.



Der Brief wurde aufgegeben am 18.05.1936 in Addis Abeba. Das ist doch die Hauptstadt von Äthiopien werden jetzt einige sagen und haben Recht. Aber das Datum ist wichtig. Wir befinden uns 13 Tage nach der Eroberung Italiens und der Eingliederung in die italienische Kolonie Abessinien. Erst im April 1941 befreiten britische Truppen Addis Abeba von der italienischen Besetzung.

Geflogen wurde der Brief mit der italienischen Fluggesellschaft Ala Littoria S.A. auf der Strecke Addis Abeba - Rom. In einem Flugplan von 1937 können wir den Verlauf des Fluges nachvollziehen. Von 1936 habe ich einen solchen Flugplan nicht. [1] Es ging von Addis Abeba über Asmara, Wadi Halfa, Kairo, Bengasi nach Rom. Ein Ankunftsstempel von Rom auf der Rückseite des Briefes vom 26.05.1936 bestätigt die Flugstrecke. Die reine Flugdauer betrug 4 Tage bis Rom.

Von Rom ging der Brief um 07.20 Uhr nach Venedig, um von dort aus um 10 Uhr nach Wien transportiert zu werden. 12.30 Uhr in Wien angekommen ging es gleich weiter nach Prag, wo der Brief letztendlich um 13.55 Uhr eintraf. Das deckt sich auch mit dem Eingangsstempel in Prag um 14 Uhr. [2]

Frankiert wurde der Brief mit Italien/Eritrea Mi.Nr. 200 (senkrechtes Paar), 201, 205, 207 und 210 (waagerechtes Paar).

Ein geschichtsträchtiger und sehr seltener Brief in dieser Konstellation.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala37g/ala37gi.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.11.2023 07:29:00 Gelesen: 9230# 362 @  
Selbst nach über 80 Jahren nach dem Ende der Tschechoslowakei hat man die Chance, noch unbekannte Feinheiten der Bedarfsluftpost der 1. Republik aufzuspüren.



Unser heutiger Brief ist offensichtlich eine Zoll Angelegenheit zwischen dem Flughafen in Prag und dem Zollamt in Dresden – Flughafen.

Abgeschickt in Prag vom Flughafen am 31.08.1935 um 16 Uhr, war er in Dresden am gleichen Tag um 22 Uhr bereits angekommen. Obwohl der Flughafen Stempel von Prag suggeriert, das wir es mit Flugpost zu tun haben könnte, ist es nicht der Fall. Der Brief wurde per Bahn nach Dresden geschickt.

Es handelt sich um einen offiziellen Brief des Zollamtes in Prag. Unten links der eingedruckte Vermerk bestimmt, das die Weiterleitung auf dem Postweg zu erfolgen hat.

Das wohl interessanteste an dem Brief ist der violette Gummistempel vom Zollamt Prag, Zweigstelle Flughafen. Dieser Stempel vom Flughafen ist mir bisher noch nicht untergekommen.

Das es sich eindeutig um keine Luftpostbeförderung handelt, erkennt man sofort am Porto – Briefporto bis 20 g nach Deutschland 2 Kc, Einschreibgebühr 2,50 Kc.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 18.11.2023 09:02:02 Gelesen: 8206# 363 @  
Es ist doch erstaunlich, das man sich als Flugpostsammler über einen Brief freuen kann, dessen Land gar keinen Flughafen hat. Und doch funktioniert das, nämlich bei Monaco.



Unser Brief wurde am 13.06.1935 in Monte Carlo aufgegeben. Von dort aus ging es auf dem Landweg nach Marseille, dem nächstgelegenen Flughafen. Nizza kam erst ab 1944 in Betracht, da wurde dort der Flughafen eröffnet.

In Marseille wurde der Brief am 13.06.1935 gegen 23 Uhr bearbeitet, wie der Stempel auf der Rückseite zeigt. Dank der einen Monat vorher eröffneten Direktfluglinie Marseille – Prag durch die CLS konnte der Brief am 14.06.1935 um 09.55 Uhr abgehen mit dem CLS Flug 677. Über Genf, Zürich und München [1] traf er um 17.50 Uhr in Prag ein [2]. Der Ankunftsstempel auf der Briefvorderseite bestätigt das auch.

Beachtenswert ist auch die Frankatur mit der Mi.Nr. 120, 122, 123, 127 und der ersten Luftpostmarke Monacos der Nummer 137.

Eine sehr seltene Destination während der 1.Republik, obwohl aus Europa.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.11.2023 10:43:10 Gelesen: 7571# 364 @  
Wir hatten in den Beiträgen [#206] und [#320] den Ballonflug des Ballon „Belgica“ nach Tessin behandelt. Es gibt aber noch eine weitere Version dieses Fluges, die aber relativ selten ist.



Der Pilot des Fluges war Ernest Demuyter, ein belgischer Ballonpilot. Geboren am 26.03.1893 in Gent und gestorben am 07.02.1963. Im 1. WK war er in Frankreich Pilot von Luftschiffen und Ausbilder. In den Jahren 1920, 1922 und 1923 gewann er den Gordon Bennett Pokal und konnte somit als erster Pilot diesen Pokal für immer behalten.

In den Jahren 1936 und 1937 hat er mit seinem Ballon „Belgica“ wieder zweimal den Pokal gewonnen [1]. Seine Basen zum Start waren Brüssel und Warschau.

Das ist auch der Grund, warum unsere heutige Karte auch noch eine polnische Frankatur aufweist. Er nahm einen kleinen Teil der weissen Karten ( Auflage 465 geflogene Exemplare ) mit nach Warschau, um sie von da an die Adressaten zu versenden. [2] Weitere Besonderheit ist die Signatur auf der Vorderseite und auf der Rückseite der persönliche handschriftliche Gruß des Piloten aus Warschau vom 16.07.1936.

Da durch den Piloten für seine Autogramm Karten die weisse Version verwendet wurde, sollte diese Karte sehr selten sein.

Gruß
Detlev

[1] https://nl.wikipedia.org/wiki/Ernest_Demuyter
[2] Horka, Seite 164/165, LB35, Anmerkung vor 168a
 
Detlev0405 Am: 08.12.2023 06:49:51 Gelesen: 6420# 365 @  
Am 19.04.1927 wurde durch die DLH die Strecke Bremen – Hannover – Leipzig/Halle – Chemnitz – Prag eröffnet. Die Gegenrichtung schon in Kooperation mit der CLS und der ÖELAG am 02.05.1927.



Unser heutiger Brief benutzte genau diese Linie von Bremen über Prag nach Marienbad, wobei der letzte Teil der Strecke auf dem Landweg bewältigt wurde.
In Bremen startete der Flug 111 um 11.30 Uhr, um in Prag um 16.40 Uhr anzukommen. Der Stempel vom Flughafen Prag um 17 Uhr beweist eindeutig, das der Brief nur diesen Flug genommen haben kann.[1]

Versehen wurde der Brief in Bremen mit einem Flugplatzstempel [2] und nicht mit einem Flugpostaufgabe Stempel.

Laut Horka ist auf dieser Strecke der Flugbetrieb vom 24.01.1928 bis zum 04.02.1929 und dann erst wieder ab dem 01.05.1929 durchgeführt worden. Der Brief zeigt aber, das er offensichtlich auch während der Lücke stattfand. [3]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh2905/dlh295-2.jpg
[2] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial Katalog 2002, Seite 387, Nummer A 8-01
[3] Horka, Seite 82, Tabelle 27
 
Detlev0405 Am: 18.12.2023 06:45:54 Gelesen: 5645# 366 @  
Man muss einfach Glück haben beim Sammeln, eine große Sammlung wird aufgelöst und zur rechten Zeit vor Ort erscheinen. Unter Groß verstehe ich heute die Qualität der Belege die angeboten werden. Dazu gehört auch der heutige Brief aus Albanien.

Albanien hatte bis 1945 keine eigene Luftfahrtgesellschaft. Ab 1926 flog die Adria-Aero-Lloyd nach Tirana, ab 1935 die Ala Littoria und ab 1938 die jugoslawische Gesellschaft Aeroput.



Unser Brief wurde am 26.04.1938 in Tirana aufgegeben und mit einem Luftpost Stempel versehen. In unserem Fall war es die italienische Ala Littoria, die den Transport gewährleistete. [1]

Abflug in Tirana am 27.04.1938 um 08.15 Uhr, an Brindisi um 09.10 Uhr. Von dort ging es weiter um 09.30 Uhr nach Trieste, Ankunft 13 Uhr. 14.15 Uhr flog der Brief weiter über Klagenfurt direkt nach Bratislava und kam dort um 16.15 Uhr an. Der Stempel vom Telegrafenamt in Bratislava um 21 Uhr bestätigt die Ankunft.

Das es sich hier um einen reinen Bedarfsbrief handelt, zeigt auch der Absender des Briefes. „Aktualitas“ ist eine ungarische Agentur mit Sitz in Budapest. Offensichtlich hat der Vertreter, der nach Tirana reiste, den Brief in Ungarn vorbereitet – siehe auch ungarischer Luftpost Aufkleber.

Frankiert wurde der Brief mit Albanien MiNr. 219, 228 und 229. Ob die blaue 348 Nachporto ist, wage ich zu bezweifeln. In der Tschechoslowakei wurden bis zum Ende der 1.Republik Porto Marken geklebt.

Diese Destination ist sehr selten anzutreffen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ala/ala3803n/ala38n-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 02.01.2024 12:21:32 Gelesen: 4921# 367 @  
Bedarfsluftpost in die Türkei zur Zeit der 1.Republik ist relativ selten. Um so erfreulicher ist es, wenn man eine Karte in der Hand hält, auf der man die Flugroute bis ins Detail nachvollziehen kann.



Aufgegeben wurde die Karte am 18.05.1934 in der kleinen Stadt Horice, etwa 30 km Luftlinie südlich vom Riesengebirge. Auf dem Landweg erreichte sie dann Prag am 19.05. und war um 9 Uhr am Flughafen abgefertigt worden. Somit konnte sie um 11.40 Uhr mit dem Flieger in Richtung Wien starten. Dort kam sie um 13 Uhr an, um gleich um 13.10 Uhr weiter nach Budapest zu fliegen. Von dort aus ging es weiter nach Belgrad, dessen Transitstempel in Blau auf der Karte sichtbar ist. Um 19.30 Uhr erreichte die Karte Bukarest. Dort übernachtete sie. Am 20.05.1934 ging es früh um 07.15 Uhr weiter und beendete die Reise um 10.30 Uhr in Istanbul. [1] Der schwache Ankunftsstempel in Istanbul unter dem Prager Stempel lässt unter der Lupe den 20.05.34 als Ankunft erkennen.

Das Porto ist für eine Karte zu der Zeit 1,50 Kc [2], die Luftpostgebühr ab dem 05.06.1930 2 Kc [3]. Zusammen sind es 3,50 Kc.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
[2] Horka, Seite 192, Tabelle 46
[3] Horka, Seite 199, Tabelle 48
 
Detlev0405 Am: 08.01.2024 09:33:20 Gelesen: 4599# 368 @  
Unser heutiger Beleg ist ein Beispiel, wie ausländische Luftfahrtgesellschaften versuchten, sich auf dem Gebiet der Tschechoslowakei zu etablieren. Nicht immer mit Erfolg.



Am 21.04.1927 wurde die Strecke Wien – Brno – Berlin über Gleiwitz und Breslau durch die DLH und ÖELAG in Betrieb genommen. Separat dazu wurde die Strecke Brno – Wien am 09.05.1927 mit einer höheren Frequenz an Flügen betrieben.

Am 09.05. in Brno um 12 Uhr am Flughafen Brno aufgegeben, erreichte die Karte um 15 Uhr Wien. Offensichtlich war das Verkehrsaufkommen zu gering, um die Strecke permanent zu betreiben. So wurde diese Teilstrecke am 05.11.1927 wieder eingestellt. [1 + 2]

Im Flugplan der DLH ist nur die Verbindung Berlin – Brno – Wien gelistet. [3]

Interessant an der Karte – sie wurde von der CSA an den Direktor der ÖELAG gesandt.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 100, Nummer 65
[2] Horka, Seite 83 , Tabelle 28 und Abbildung 70
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.01.2024 06:12:18 Gelesen: 4144# 369 @  
Zur Abwechslung begeben wir uns wieder einmal in den Bereich der Erstflüge von und nach der Tschechoslowakei. Dabei ist zu beachten, das unser Beleg heute auf der Strecke Prag – Rotterdam die erste Verbindung nach Rotterdam darstellt. Ein Jahr später wurde die Destination über Essen geführt.



Am 30.04.1928 eröffnete die CLS die Strecke Prag – Marienbad – Kassel – Rotterdam. Unser Beleg ist von der Teilstrecke Prag – Kassel. Abflug war in Prag gegen 11 Uhr und Ankunft in Kassel bis 17 Uhr. Wichtig für die Bestätigung des Fluges ist der rote Kastenstempel vom Flughafen Kassel Bettenhausen. [2] Befördert wurden auf dieser Etappe 150 Belege. [1]



Der Rückflug von Kassel nach Prag fand laut Horka am 07.05.1928 statt. [3] Der vorliegende Beleg ist in Kassel am 02.05.1928 zwischen 13 und 14 Uhr auf den Weg gebracht worden und am gleichen Tag gegen 20 Uhr in Prag am Flughafen angekommen. Da an diesem Tag im Michel Flugpost Spezial Katalog kein DLH Flug auf der Strecke verzeichnet ist, kann es sich nur um den CLS Flug handeln.

Möglicher Weise liegt hier bei Horka ein Zahlendreher vor.

Da wir hier beide Etappen ( Hin- und Rückflug ) nebeneinander haben, möchte ich auf ein Problem aufmerksam machen. Während für den Flug Prag – Kassel sowohl bei Horka als auch bei Mahr/Vouhsem die beförderten Belege mit 150 angegeben werden, sind beim Rückflug aus Kassel bei keinem die Beförderungszahlen bekannt. Bei Horka wird der Rückflug um ein Drittel niedriger bewertet, während Mahr/Vouhsem ob der Seltenheit ein LP angeben. Die Bewertung zu Gunsten der Belege aus der Tschechoslowakei zieht sich durch das gesamte Werk von Horka und reflektiert auch nicht unbedingt die Marktlage selbst hier in Tschechien.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 105, Nummer 75a
[2] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 425, F60) 02
[3] Horka, Seite 108, Nummer 76b
 
Thomas S. Am: 21.01.2024 19:02:48 Gelesen: 3950# 370 @  
Hallo Zusammen,

bei der Suche nach für mich philateliegeschichtlich interessanten Belegen ist mir dieser Luftpostbeleg in die Hände gefallen:



Für mich ist hier der Nürnberger Empfänger des Beleges spannend. Es handelt sich um den aus einer jüdischen Familie stammenden Juristen Camille Sachs (geb. 17. Mai 1880 in Würzburg – gest. 4. August 1959 in Nürnberg). Er wurde nach anfänglicher juristischer Karriere im Jahr 1933, nach der Machtergreifung, als Landgerichtsrat in Nürnberg entlassen. 1945 nach dem Ende des Krieges wurde er zeitnah wieder in seiner alten Position eingesetzt und zum Präsidenten des Landgerichts Nürnberg–Fürth ernannt. In den Folgejahren war er unter anderem tätig als Staatssekretär, in dem für die Entnazifizierung zuständigen bayerischen "Staatsministerium für Sonderaufgaben". Er ist der Vater von Hans Sachs, dem durch seine Fernsehauftritte bei „Was bin ich“ bekannt gewordenen Oberstaatsanwalts.[1][2]

Für die Geschichte der Nürnberger Philatelie ist Camille Sachs interessant, da er nach meinem Kenntnisstand von 1929-1932 als Vorsitzender des Briefmarkensammlervereins Nürnberg (Philatelistenclub von 1891) tätig war. Bereits 1921 veröffentlichte er Artikel zur Philatelie.[3]

Postgeschichtlich kann ich zu dem Beleg nur sehr wenig, besser gesagt fast nichts schreiben. Es handelt sich um eine als Drucksache beförderte Postkarte. Die Beförderung erfolgte am 10.8.1926 mit dem Erstflug Prag – Nürnberg.

Viele Grüße
Thomas S.

[1] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Camille_Sachs abgerufen , abgerufen 21.01.2024
[2] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Was_bin_ich%3F , abgerufen 21.01.2024
[3] Vgl. Sachs, Camille, Sonder-Nummer zum 27. Deutschen Philatelistentag…22. bis 25. Juli 1921 zu Nürnberg – vertrauliches Korrespondenz-Blatt philatelistischer Vereine, S. 4-5 und S. 7-8.
 
Detlev0405 Am: 22.01.2024 04:52:34 Gelesen: 3915# 371 @  
@ Thomas S. [#370]

Hallo Thomas,

vielen Dank das Du Deine Karte hier vorgestellt hast. Zeitgeschichtlich auch in meinen Augen ein sehr interessanter Beleg. Manchmal sind Adressaten oder Absender aufregender bei einem Beleg als der Anlass der Versendung.

Postgeschichtlich ist die Drucksache aber genauso bemerkenswert. Nachdem am 10.06.1926 auf der Strecke Nürnberg - Prag der Erstflug durch die CIDNA von einem deutschen Flughafen erfolgte, ist das der Erstflug in der Gegenrichtung von Prag nach Nürnberg der Beginn einer intensiven Flugpostverbindung nach Deutschland in der Folgezeit. [1] Es wurden bei dem Flug 103 Belege befördert.

Abgestempelt wurde der Brief am Flughafen Prag mit dem Stempel Kennbuchstabe b, der ab 1926 im Einsatz war. [2] Korrekt auch der zweisprachige Luftpoststempel in roter Farbe [3]. Der Stempel zum Erstflug 1926 ist privaten Charakters, auch der Richtungsaufkleber nach Nürnberg. Er gehört aber zu den seltensten Aufklebern seiner Art und ist deshalb sehr gesucht.

Komplettiert wird der Beleg mit dem Ankunftsstempel vom Flughafen Nürnberg. [4]

Viele Grüße
Detlev

[1] Horka, Seite 97, Nummer 55
[2] Horka, Seite 177, Nummer R2 157b b.
[3] Horka, Seite 183, RV2a
[4] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 428, Nummer 81) 01
 
Thomas S. Am: 22.01.2024 08:48:45 Gelesen: 3895# 372 @  
@ Detlev0405 [#371]

Hallo Detlev,

herzlichen Dank für Deine professionelle, postgeschichtliche Beschreibung des Beleges. Das ist die perfekte Ergänzung.

Viele Grüße
Thomas
 
Detlev0405 Am: 28.01.2024 09:35:22 Gelesen: 3359# 373 @  
Es gibt einen Sonderflug einer philatelistischen Gesellschaft aus Straßburg , der sich gleichzeitig in seiner Linienführung zu einem Erstflug entwickelte. Und zwar handelt es sich um einen Flug Paris – Prag – Marienbad der CSA. [1] Er fand am 11.09.1933 statt.



Unser heutige Beleg zeigt diese Luftpostverbindung von Marienbad über Prag nach Paris, also die Gegenrichtung. In Marienbad wurde der Brief mit dem Flughafenstempel am 01.06.1933 um 07 Uhr abgestempelt. [2] Der Abflug nach Prag war 06.45 Uhr und die Ankunft in Prag um 07.40 Uhr. [3]

In Prag wurde der Brief am Flughafen am gleichen Tag um 15 Uhr abgefertigt, so das er die Maschine der CIDNA nach Paris um 15.20 Uhr erreichen konnte. Paris erreichte der Flieger gegen 20.10 Uhr. [4] Der Eingangsstempel auf der Rückseite um 22 Uhr bestätigt die Beförderung.

Die CIDNA weist in ihrem violetten Sonderstempel auf der Briefvorderseite den Flug als den ihren aus. Ob die Verbindung von Marienbad nach Prag von der CSA geflogen wurde ist nicht 100% klar. Horka klassifiziert den Flug vom 11.09.33 als einen CSA Flug. Dagegen spricht der Umstand, das Brief am 01.06.33 mit einer Gebühr von 1,50 Kc für eine Drucksache unbeanstandet befördert wurde. Nur die CIDNA hatte in der Tschechoslowakei das Privileg, auf den von der CIDNA geflogenen Strecken keine Luftpostgebühr zu bezahlen.

Dieser Flug ist bisher im Horka nicht registriert, sprich unbekannt.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 136, Nummer 97 und Abbildung 119
[2] Horka, Seite 179, Nummer R8 163b
[3] https://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ok33/ok33-5.jpg
[4] https://www.timetableimages.com/ttimages/cidna/cidna33/cidna332.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.02.2024 07:12:07 Gelesen: 2708# 374 @  
Ein weiterer Erstflugbeleg dokumentiert heute die nach einem Jahr geänderte Route von Prag nach Rotterdam und zwar über Essen.



Am 02.04.1929 startete der Erstflug vom Flughafen Prag gegen 08.20 Uhr. Durchgeführt wurde der Flug von der CLS. Essen erreichte der Flug gegen 14.20 Uhr und Rotterdam um 15.35 Uhr. [1] So war es geplant. Aus technischen Gründen wurde die Durchführung des Fluges aber erst am 03.04.1929 realisiert. [3]

Bestätigt wurde der Erstflug in Rotterdam mit dem roten Sonderstempel von Rotterdam am 03.04.1929 auf der Vorderseite [2] sowie einem Tagesstempel auf der Rückseite.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls2904/cls29-4.jpg
[2] Horka, Seite 105, Abbildung unter Nummer 81
[3] Horka, Seite 105, Notiz unter Nummer 82
 
Detlev0405 Am: 18.02.2024 07:19:53 Gelesen: 1795# 375 @  
Unser nächster Erstflugbeleg zeigt die verstärkten Aktivitäten der deutschen Lufthansa in Richtung Tschechoslowakei. Mit der Eröffnung der Linie Bremen – Halle/Leipzig – Prag wird vor allem die Bedeutung des Kreuzes Halle/Leipzig für die Ostrouten gefördert.



Unser Brief fliegt die Etappe Hannover – Halle/Leipzig – Prag. Am 19.04.1927 am Flughafen Hannover zwischen 10 und 11 Uhr aufgegeben, konnte der Brief den Flieger um 11.35 Uhr erreichen. In Halle /Leipzig kam er um 13.25 Uhr an um endgültig sein Ziel in Prag um 15.50 Uhr zu erreichen. [1]

Der rote Ankunftsstempel in Prag um 16 Uhr bestätigt den Flugverlauf auf der Vorderseite des Briefes. Es handelt sich um den Empfangsstempel in Rot für Erstflüge, der nur von 1927 – 1929 im Einsatz war. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-21.jpg
[2] Horka, Seite 177, Nummer R2 157da
 
Detlev0405 Am: 28.02.2024 12:36:49 Gelesen: 1019# 376 @  
Auch der folgende Brief zeigt die Bestrebungen der DLH, auf vielen tschechischen Linien Fuß zu fassen. Aber nur die Linie Chemnitz – Marienbad war völlig unrentabel, so das bereits ein Jahr später die Strecke erweitert wurde bis Berlin. Später wurde sie in den Jahren 1933 und 34 ausgeweitet über Halle/Leipzig. [1]



Unser Brief wurde am 11.07.1927 zwischen 09 – 10 Uhr am Flughafen Chemnitz abgefertigt. Und begann gleich mit einer Panne – der Abflug verzögerte sich und wurde dokumentiert durch einen entsprechenden Ausfallstempel. [2] So kam der Brief erst am 12.07.1927 in Marienbad an, wie der Stempel auf der Rückseite zeigt. Der Flug wurde dann auch auf den 12.07.1927 als Erstflug terminiert, während die Strecke Marienbad – Chemnitz tatsächlich am 11.07.1927 geflogen wurde. [3]

Ein Jahr später ist die Strecke auch im Flugplan aufgenommen und fliegt ab Chemnitz 18.40 Uhr und Ankunft in Marienbad um 19.30 Uhr .[4]

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 84, Tabelle 29
[2] Michel, Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 441, Nummer H 6-01
[3] Horka, Seite 103, Nummer 71
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/sud2804/sud28-05.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.03.2024 06:12:10 Gelesen: 505# 377 @  
Unser heutiger Brief stiftet auf dem ersten Blick etwas Verwirrung – er ist weder im Horka noch im Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002 zu finden, obwohl er von der DLH geflogen wurde.



Aufgegeben wurde er in Dresden am 12.07.1927 zwischen 07 – 08 Uhr. Damit hatte er die Möglichkeit, mit dem Flieger um 08.25 Uhr von Dresden nach Chemnitz zu fliegen, wo er um 09 Uhr ankam. [1] Somit hatte er die Chance, mit dem Erstflug Chemnitz – Marienbad am 12.07.27 weiter befördert zu werden. Das er es wurde zeigt der Ankunftsstempel auf der Rückseite des Briefes am gleichen Tag in Marienbad.

Es handelt sich aber um keinen Erstflug auf der Strecke Dresden – Marienbad sondern um eine Zuleitung aus Dresden zum Erstflug Chemnitz – Marienbad. In der Regel seltener als der Erstflug selbst.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/sud2804/sud28-05.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.03.2024 08:28:48 Gelesen: 43# 378 @  
Mit dem heutigen und den beiden folgenden Beiträgen mache ich das Thema aus dem Beitrag [#313] noch einmal auf und versuche, die Selbständigkeit der Flugplätze in Mährisch Ostrau und Opava/Troppau zu dokumentieren. Der Hintergrund ist der, das ich alle 3 Etappen von Opava ausgehend belegen kann.

Zuvor aber zwei Korrekturen des Beitrages [#313] – zum Ersten habe ich nun selbst die Belege die ich bis dato noch nie gesehen hatte und zum Zweiten war der Flug von Mährisch Ostrau nach Prag die Eröffnung der Fluglinie und nicht wie von mir geschrieben der Rückflug.



Unser heutiger Beleg ist wieder einer auf der Strecke Mährisch Ostrau – Opava. Am 01.07.1935 um 08 Uhr in Mährisch Ostrau aufgegeben, wird er in Opava um 09 Uhr für dessen Ankunft quittiert. Es handelt sich diesmal um eine Drucksache im Gegensatz zu dem Brief aus dem Beitrag [#313].

Sowohl Mahr als auch Horka gehen in ihren kurzen Erläuterungen davon aus, das beide Städte ein und denselben Flugplatz gemeinsam genutzt haben. Horka geht sogar soweit und legt sich fest, das zwischen Mährisch Ostrau und Opava keine postalische Beförderung per Erstflug statt gefunden hat. [1]

Stellt sich als erstes die Frage, wieso das Ministerium für Postwesen einen gesonderten Stempel für Mährisch Ostrau und Opava genehmigt und editiert hat. Daran anschliessend die Frage, wieso alle Post in Opava um 09 Uhr gestempelt wurde (sowohl ankommende als auch abgehende) während Märisch Ostrau um 08 Uhr stempelt.

In einer Aufstellung vom 20.11.1935 wird Opava als Standort der MLL separat geführt. [2] Der Flugplatz existiert bereits seit dem Jahre 1928 in Dolni Benesov. [2].



Mährisch Ostrau hingegen hatte seinen Flugplatz der MLL seit 1932 in Privoz, einem Stadtteil von Ostrau. Zugleich existierte in Vitkovice, ebenfalls einem Stadtteil von Ostrau, der Flugplatz der Stahlwerke Vitkovice. [3] Der Bau eines Flughafens für Ostrava wurde erst im März 1936 durch die entsprechenden Organe genehmigt. Der endgültige Flugplatz wurde 20 km südwestlich von Ostrava errichtet in Mosnov. [4]

Da sowohl in Troppau als auch in Ostrava alles nur ein Provisorium war und sich mit Behelfsflugplätzen begnügen musste, wurde der Luftpostverkehr am 30.09.1935 eingestellt, die gesamte Linie Prag – Ostrau im Jahre 1936.

Bedarfsluftpost in der Zeit vom 01.07.1935 bis zum 30.09.1935 auf der Strecke Ostrava – Prag oder retour gehören meiner Meinung nach zu den absoluten Raritäten der Luftpost in der 1. Republik der Tschechoslowakei. Wichtigstes Kriterium – bei Flügen ab Prag muss am Zielort der Stempel von Hradec Kralove, Opava oder Ostrava den Flug dokumentieren können, bei Flügen von den Etappenorten nach/über Prag der Flugplatzstempel als Ankunftsstempel oder Transitstempel den Flug beweisen.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 116, 2.Absatz
[2] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-opava.htm
[3] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-ostrava.htm
[4] www.google.com/maps/place/Flughafen+Ostrava/@49.8372228,16.605798,9z/data=!4m6!3m5!1s0x4713f0f3d0bf82cf:0x7590515ee3cc27db!8m2!3d49.6980622!4d18.112663!16zL20vMDM2Yzdm?hl=de&entry=ttu" target="_blank">https://www.google.com/maps/place/Flughafen+Ostrava/@49.8372228,16.605798,9z/data=!4m6!3m5!1s0x4713f0f3d0bf82cf:0x7590515ee3cc27db!8m2!3d49.6980622!4d18.112663!16zL20vMDM2Yzdm?hl=de&entry=ttu
 

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