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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 379 Beiträge:
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Detlev0405 Am: 05.07.2019 06:26:15 Gelesen: 155898# 130 @  
Heute habe ich mal wieder einen Erstflugbeleg vorzuzeigen. Es handelt sich dabei um das Gegenstück zum Beitrag [#44].



Am 02.05.1927 ging von Prag der Erstflug auf der Strecke Chemnitz – Leipzig – Hannover – Bremen ab. Unsere Karte ist auf der ersten Etappe dieses Fluges befördert worden. Ihr Ziel war Chemnitz. Da der Abflug in Prag etwa gegen 11 Uhr war, kann davon ausgegangen werden, das die Karte bereits gegen 12.30 Uhr in Chemnitz war. Die reale Flugzeit betrug 1 h 10 min.

Vorschriftsmäßig mit einer Luftpostmarke – Mi,Nr. 200 – versehen, ergänzte die Anforderung an eine Luftpostbeförderung der Leitstempel Horka RV2a in tschechisch und französisch. Gestempelt am Flughafen mit dem Tagesstempel Horka R2 157b Buchstabe b und dem Stempel für den Erstflug Horka R2 157 .

In Chemnitz gab es dann den üblichen Bestätigungsstempel für die erbrachte Leistung MiNr. F 18-02. Hier haben wir ein deutliches Beispiel für die Nachverwendung des Klebezettel für den Erstflug wie sie in Deutschland sehr häufig zu finden sind, denn das Adressfeld zuzukleben hätte wohl sonst die Aushändigung der Sendung unmöglich gemacht.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 16.07.2019 14:16:06 Gelesen: 155576# 131 @  
Nun werden wohl einige den Kopf schütteln und sich fragen, ob ich denn schon senil bin und wieder einen Beleg zeige, den ich schon gezeigt habe im Beitrag [#125].

Wer aber bis zu Ende mitliest, wird eine Sensation der tschechoslowakischen Luftpost bis 1939 vorgestellt bekommen.

Dabei habe ich die Hilfe von Wolfgang (saintex) und Rudi (Rudi63) in Anspruch genommen und mit deren Hilfe viele Details aufklären müssen. Auch das Postmuseum in Prag hat mich mit Frau Dr. Zamrzlova nach Kräften unterstützt. Besonderer Dank auch der ARGE Tschechoslowakei und seinem Archiv unter Leitung von Herrn Christian Neumann.



Ja es ist wieder ein Beleg von der Strecke Prag – Marienbad. Auch wenn er von 1928 ist, zucken wohl einige die Schultern und entgegnen na und ? Der Erstflug auf der Strecke fand bereits am 01.06.1925 statt. Es ist eine einfache Karte, ausgewiesen als Drucksache. Noch dazu entgegen den geltenden Bestimmungen ohne Luftpostmarke frankiert.

Die Portomarke entspringt den Gebühren für das postlagernd. Als Quelle dient der Merkur-Revue Katalog von 2002 in tschechischer Sprache. Demnach betrug diese Gebühr 30 Heller im Zeitraum von 01.05.1923 – 28.02.1937 und war nicht zeitlich befristet.



Womit wir bei der Anschrift währen. Die Karte ist gerichtet an den legendären Luftpostsammler der 20er und 30er Jahre in der Tschechoslowakei, den St. Kpt. S. J. Hucl aus Reichenberg. Und darin liegt auch der Schlüssel der Karte, denn er war auch vermutlich der Absender (Hypothese).



Wichtig bei dieser Karte ist der Stempelabschlag von Prag 82. Die Karte wurde am 30.04.1928 am Flughafen Prag aufgegeben. Wer jetzt flink den Horka in die Hand nimmt wird feststellen, das an diesem Tag der Erstflug Prag – Marienbad – Kassel – Rotterdam stattfand. Nur, während unter der Nummer 75a die Strecke nach Kassel (150 Belege) und unter der Nummer 75b die Strecke nach Rotterdam (161 Belege) ausgewiesen ist, fehlt jegliche Registrierung von Prag nach Marienbad. Offensichtlich ging Horka davon aus, das Marienbad lediglich für Zuladungen gedacht war. Es fand aber keine Zuladung statt, denn weder Mahr noch Horka haben dazu einen Hinweis.

Das es sich aber tatsächlich um die Beförderung auf diesem Erstflug nach Rotterdam auf der Teiletappe Prag nach Marienbad handelt lässt sich an zwei Fakten festmachen. Zum Ersten zeigt Horka auf der Seite 104 unter der Abbildung 88 einen Beleg von diesem Erstflug. Auf dem Stempel von Prag 82 ist ebenfalls die Uhrzeit 11 Uhr abgeschlagen. Zum Zweiten findet sich bei Mahr doch eine Registrierung dieser Teilstrecke unter der Nummer 17/02.02 a auf Seite 202. Weitere Ausführungen zu dieser Teiletappe finden sich auch nicht bei Mahr, auch keine Preisnotierung.



Aber es gibt zum Glück das Anzeigenblatt des Ministeriums für Post und Telegrafen vom 05.05.1928 , in dem unter der Nummer 43 die Bestimmungen für den Flug Prag – Rotterdam veröffentlicht wurden. Unter Punkt (1) wird die Etappe Prag – Marienbad zweifelsfrei als Poststrecke definiert, denn unter Punkt (2) werden die einzelnen Poststücke, die zur Beförderung zugelassen waren, festgelegt. So auch tiskoviny = Drucksachen. Marienbad wird vom Postverkehr definitiv nicht ausgenommen. [2]

Ein wenig Kopfzerbrechen bereitete das Porto für die Luftpostbeförderung. 60 Heller waren zu dem Zeitpunkt kein ausreichendes Porto. Aber hier hilft wieder der Katalog von Trojan 1997, unser Horka. Auf Seite 192 finden wir die Tabelle 47 und eine Fußnote darunter, wonach für Drucksachen ab dem 01.06.1925 ein Sondertarif sowohl für Prag – Marienbad als auch andere innere tschechische Destinationen galt – 60 Heller. Somit war das Porto Problem auch geklärt.

Blieben als mögliche Fehlerquelle noch die Stempel. Für den Stempel Prag 82 Letiste liegen mir ausreichend Vergleichsstempel vor, so das ich diesen zweifelsfrei als echt identifizieren konnte. Für den Stempel von Marienbad konnte ich kein Vergleichsmaterial beisteuern, also blieb mir nur der Weg über die Fachliteratur.



In der Monografie tschechoslowakischer Briefmarken, Band 17 , Prag 1988 wurde ich fündig. Seite 44 – 47 ist die Typ Beschreibung des zutreffenden Stempels M 47 im Detail zu finden. Auf den abgebildeten Seiten 362 und 363 ist der Stempel von Marienbad 1 abgebildet, sowie die Einsatzzeiten des Stempels gelistet. Über den Einsatz der Trennornamente im Stempel gibt es keine generelle Festlegung. So kommt es zu einer großen Vielfalt vgl. ebenda Seite 36 und speziell für den Stempeltyp M.47 vgl. ebenda Seite 45 – 46. Typisches Beispiel ist Prag, wo von Postamt zu Postamt jeweils verschiedene Trennornamente anzutreffen sind.

Es war wohl dem genialen Kpt. Hucl zu verdanken, das zumindest ein Exemplar dieser Teilstrecke entstanden ist und bis in die Gegenwart überstanden hat.
Ich war mich mit Rudi63 einig, das es sich hierbei nicht um einen klassischen Erstflugbeleg handelt. Dabei prägte Rudi den Ausdruck Dokumentationsbeleg für die erste Etappe des Erstfluges. Ich glaube das trifft es am besten. Frau Dr. Zamrzlova vom Postmuseum in Prag hatte nach Vorlage der Recherchen keine Einwände oder fachliche Korrekturen.

Gruß
Detlev

[1] PhDr. Jitka Zamrzlová kurátorka odd. správa sbírkového fondu zamrzlova.jitka@cpost.cz +420 954 400 701
http://www.postovnimuzeum.cz

[2] Archiv der ARGE Tschechoslowakei , Leiter Christian Neumann

Zur Postlager Bestimmung:

Merkur revue, Èeskoslovensko 1918 - 1939, V. Schödelbauer, specializovaný katalog známek a celistvostí;
 
Detlev0405 Am: 26.07.2019 13:24:24 Gelesen: 155180# 132 @  
Am 15.06.1936 fand auf dem Flugplatz in Prag – Kbely der größte Militärflugtag der tschechoslowakischen Geschichte bis 1939 statt. Im Mittelpunkt stand die tschechoslowakische Luftwaffe, die mit etwa 200 Flugzeugen präsent war. 250.000 Zuschauer zog es zu diesem Ereignis auf das Flugfeld.

Besondere Attraktionen waren ein Experimentalhubschrauber, die ANT-6 (TB-3) der russischen Luftwaffe und eine DC-2.





Eine große Anzahl von Sonderkarten mit Darstellungen von Flugstaffeln begleitete den Tag in Prag – Kbely.



Während die meisten der Karten als Souvenir Karten in die Schubladen oder Alben verschwanden, gibt es auch einige, die den normalen Postweg gegangen sind. Jede Karte hatte einen anderen patriotischen Spruch (rot eingekreist).



Ein Sonderstempel wurde aus diesem Anlass von der tschechoslowakischen Post aufgelegt, der in den Unterscheidungsbuchstaben a – d anzutreffen ist. [1]

Eine Bestimmung der gezeigten Flugzeugtypen übersteigt meine Kenntnisse auf dem Gebiet, aber vielleicht kann ja jemand behilflich sein.

Gruß
Detlev

[1] Paul Kipp Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939
 
Detlev0405 Am: 01.08.2019 15:51:10 Gelesen: 154859# 133 @  
Ich möchte in meinem heutigen Beitrag auf ein Problem aufmerksam machen, das wohl jedes Sammelgebiet betrifft, das in die ältere Zeit zurück geht. Es geht um Fälschungen.

Voran stellen möchte ich Wolfgangs Aussage im Beitrag [#24]:

4. Fälschungen der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe lagen mir bislang noch nicht vor. Nach meiner Erfahrung steht der Zeit- und Kostenaufwand für eine Fälschung der hier bislang gezeigten Erst- und Bedarfsflugbriefe in keinem sinnvollen Verhältnis zum Wert der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe, der nach meiner Einschätzung im mittleren zwei- bis dreistelligen Euro-Bereich liegen dürfte. Fälschungen von Luftpostbriefen sind mir bislang in erster Linie nur bei Zuleitungspost zu den Zeppelinfahrten der 1930er Jahre aus exotischen Staaten und den Zeppelinbriefen der Lakehurst-Katastrophe im Mai 1937 bekannt geworden.

Das erleichtert das Sammeln von tschechoslowakischer Luftpost bis 1939, da es in der Regel zutrifft, schützt aber nicht vor unliebsamen Begegnungen.

Ich kann aber selbst bei den von mir vorgestellten Belegen inzwischen zwei mit einer Stempelfälschung verifizieren. Es handelt sich um die vorgestellten Belege im Beitrag [#52] und [#208]. Er wirft allerdings mehr Fragen als Antworten auf.



links Fälschung / rechts Original

Der hier verwendete Stempel von Marienbad 1 ist offensichtlich eine Fälschung. Bei der Durchsicht der aufgelegten Stempel von Marienbad 1 unter der Ordnungsnummer 1344 [1] fällt als erstes auf, das zwischen 1918 – 1939 kein Stempel existiert, der keine Trennornamente hat ( ** ). Alle Stempeltypen weisen diese auf – der abgebildete Stempel aber nicht. Der zweite Fehler – die 1 hinter Lazne hat eine völlig falsche Stellung. Vergleiche die 1 hinter Marienbad. Bei dem Unterscheidungsbuchstaben 3 c fällt auf, das die 3 und das c nicht in einer waagerechten Linie zueinander stehen, sondern das c erhöht ist. Das ist unüblich. Beim Datum ist auffällig bei extremer Vergrößerung, das die Ziffern in der waagerechten unregelmäßig stehen. Aber Vorsicht – bei der Jahreszahl scheint es nicht untypisch zu sein sondern eher ein technischer Fehler bei der Stempelproduktion. Schrägstellungen bei der Jahreszahl habe ich von verschiedenen Orten bereits beobachtet. Dafür scheint mir die 8 in der Uhrzeit sehr unregelmäßig zu sein.

Bleibt die Frage – wozu wurde dieser Stempel gefälscht ? Wenn ich annehme, das der Bestätigungsstempel von Chemnitz echt ist, war der Beleg auch im normalen Postdienst unterwegs. Vielleicht können ja hier Deutschland Spezialisten näheres dazu beitragen. Der Stempel von Mimon/Niemes bei Beleg [#208] ist aus der Zeit und echt. Eine Fälschung zum Schaden der Post ?

Ich nutze auch gleich die Gelegenheit zu erklären, warum von mir trotz Ankündigung, ab 1919 Bedarfspost zu zeigen, nicht realisiert wurde.

Belege mit der ersten Luftpostausgabe der Tschechoslowakei Mi.Nr. 192-194 sind sehr problematisch. Bereits Michel verweist darauf, das schon die Marken lose fälschungsgefährdet sind. Da Flüge mit der ersten Ausgabe oft nur zwischen 10 und 150 Belege im Zeitraum 1920 bis 1922 beförderten, ist hier größte Vorsicht geboten.

Im Mai/Juni wurden hier zwei Belege angeboten vom 30.03.1921. Einer ging von Prag über Paris nach London, ein zweiter nur bis Paris als Einschreiben ohne jeglichen Ankunftstempel. Während der erste Beleg den stolzen Erlös von 1.000 Euro erzielte (kein Schreibfehler), waren beim zweiten Beleg Sammler schon vorsichtiger wegen fehlender Ankunftstempel und boten nur noch 400 Euro. Beide Belege waren nicht geprüft.

Ich kann jedem Sammler nur empfehlen, Belege mit der ersten Luftpostausgabe nur mit Attest oder zumindest geprüft zu erwerben. Es gibt auch Belege, bei denen nur die Marken geprüft wurden (erkenntlich am Prüfstempel unmittelbar unter oder neben der Marke).

Es stellt sich nämlich eine ganz simple Frage - wie kann es sein, das etwa 100 Jahre nach dem Flug solche international begehrten Belege noch nicht durch die Hand eines Prüfers gegangen sind ?

Deshalb verzichte ich auf derartige Belege, ich habe noch keinen geprüften angeboten bekommen.

Gruß
Detlev

[1] Monografie Ceskoslovenskych Znamek, Band 17, Teil I Ceskoslovenska Postovni Razitka 1919 - 1938
 
rudi63 Am: 01.08.2019 19:59:34 Gelesen: 154833# 134 @  
@ Detlev0405 [#133]

Servus Detlev,

an eine Fälschung des Stempels: Marienbad 1 UB:3c M47 lt. Monografie 17 mag ich nicht glauben, die sind schon in Ordnung.

Es gibt durchaus Stempel des Typs M47 ohne Sterne/Kreuze, siehe Monografie Einleitung Seite 45, Abbildung 38. Schiefe Zahlen in der Datumleiste sind nicht ungewöhnlich, kann es nur nicht für genau diesen Stempel beweisen.

Vom Stempel Marienbad 1/3c habe ich auch nur einen Beleg, der mit Deinem aus Beitrag [#208] identisch ist, gleiche Karte, gleiche Frankatur, gleiche Stempel (meiner hat jedoch den Mimon Stempel 2 x nebeneinander abgeschlagen), gleicher Empfänger. Leider kann ich momentan nicht scannen, sonst hätte ich ein Bild hochgeladen.

Die Belege aus 1920/1921 mit der 1. Flugpostausgabe sind sehr mit Vorsicht zu genießen. Mein Brief aus [#5] hat übrigens ein Attest, allerdings von Georg Bühler, was auch keine Garantie ist, deshalb hatte ich es damals auch nicht erwähnt. Ich persönlich halte den Beleg für echt - halt per Bahnpost befördert. Ich habe auch noch keine Belege der 1. Ausgabe mit aktuellem Attest gesehen. Die Marken der 1. Ausgabe traue ich mir zu auf echt und falsch zu bestimmen, aber die Belege.

Briefe wurden früher, auch bei anderen Ausgaben unter oder neben den Marken geprüft. Tschechische Prüfer haben übrigens noch nie Stempel geprüft, eine Signatur Gilbert, Karasek, usw. bezieht sich immer nur auf Markenechtheit, nie die des Stempels.

Schöne Grüße
Rudi
 
Detlev0405 Am: 02.08.2019 12:02:20 Gelesen: 154793# 135 @  
@ rudi63 [#134]

Hallo Rudi,

danke für Deine Ausführungen zu dem Thema. Was die Marken der ersten Luftpostausgabe betrifft ist es gut zu wissen, an wen ich mich wenden kann, wenn ich einen solchen Brief mal in die Finger bekomme. Das die tschechischen Prüfer nur den Aufdruck und nicht den dazugehörigen Stempel prüfen, wusste ich auch noch nicht.

Was den Stempel von Marienbad betrifft, folgende Ergänzung von mir. Richtig ist, wie Du schreibst, das es auch Stempel ohne Trennornamente in der Zeit von 1919 - 1939 gibt. Die Erklärung unter dem Stempel von Chcebuz/Zebus in der Abbildung 38 lautet aber übersetzt : "... dass vielleicht als einziger zweisprachige dieser Art keine Trennwanddekorationen hat. "

Da ich aber den ganzen Stempelkatalog nicht durchsucht habe, bezog ich mich auf meine Darstellung zur Fälschung ausschließlich auf die Stempel von Marienbad 1, registriert unter der Ordnungsnummer 1344 Seite 362 und 363. Sowohl Typ M 44 als auch Typ M 47 sind nur mit Trennornamenten aufgeführt. Das deckt sich dann wieder rum mit dem Begleittext unter der Abbildung 38.

Viel spannender für mich ist die Frage nun, wozu eine solche Stempelfälschung ? Eingesetzt wurde er nachweislich von Anfang bis Ende Juli 1927, wie beide Belege zeigen. Gibt es noch andere Belege zu diesem Stempel ?

Ebenfalls schöne Grüße von mir
Detlev
 
rudi63 Am: 02.08.2019 19:31:00 Gelesen: 154724# 136 @  
@ Detlev0405 [#135]

Servus Detlev,

schon seltsam. Leider kann ich kaum tschechisch, aber auch die Monografie 17 ist nicht unfehlbar.

Schau bitte mal im Horka Seite 102 nach. Da ist unser Stempel ohne Trennornament als Ankunftstempel auf einem Erstflug 4.7.1927 aus Prag abgeschlagen.

Leider kann ich in meinem Archiv keinen unverdächtigen Abschlag auf irgendwelcher Korrespondenz finden. Vielleicht wurde der Stempel auch nur am Flugplatz verwendet? Ich glaube einfach nicht an eine Fälschung.

Schönen Abend, gehe jetzt zum Kulmbacher Bierfest.

Rudi
 
Detlev0405 Am: 02.08.2019 20:42:39 Gelesen: 154715# 137 @  
@ rudi63 [#136]

Hallo Rudi,

zuerst einmal viel Spaß beim Fest.

Beim Horka habe ich nachgeschaut - offensichtlich hat er ein Exemplar mit gleichem Stempel wie wir. Ja ein wenig Tschechisch habe ich inzwischen gelernt, den Rest schaue ich nach.

Ich denke wir vertagen uns zu diesem Problem. Ich werde die Leiterin des Postmuseums anschreiben und um ihren Rat bitten mit konkreten Fragen. Habe ja nun schon Übung darin und wurde bisher nie enttäuscht. Das Ergebnis werde ich hier wieder veröffentlichen.

Beste Grüße
Detlev
 
Anton Am: 07.08.2019 10:43:12 Gelesen: 154483# 138 @  
Hallo Detlev 0405,

soeben erhielt ich die monatliche Mail von Philaseiten mit dem Hinweis auf Deinen Forumsbeitrag mit allem Drum und Dran über die Luftpost in der Tschechoslowakei 1919-38. Ich habe ihn mit zunehmender Begeisterung gelesen.

Nun bin ich kein Sammler dieses Spezialgebiets, aber doch einigermaßen orientiert. Und da hatte ich folgende Idee als Redakteur der "Forschungsberichte der Tschechoslowakei-Philatelie" der "Arbeitsgemeinschaft Tschechoslowakei e.V. im BDPh e.V". Deine wertvolle Arbeit und die Anfragen und Antworten dazu mit bisher 137 Beiträgen verdienen es außerordentlich, einer größeren Anzahl von auf die Tschechslowakeiphilatelie Spezialisierten zugänglich gemacht zu werden.

Ich wäre dazu bereit, aus allen Beiträgen einen großen Artikel (sicher in Fortsetzungen) journalistisch und redaktionell zu entwickeln, natürlich Dir und sämtlichen Beteiligten vorher vorzulegen und darüber zu diskutieren, was heißt, den Artikel dann gemeinsam in Absprache noch einmal zu redigieren, und ihn dann in unserem jeweils 80 Seiten umfassenden Quartalsmagazin zu veröffentlichen. Entscheidend wird Deine Zustimmung ebenso wie die aller Beteiligten sein. Da weiß ich noch nicht, wie ich das anstellen soll; denn ich bin zwar schon lange Mitglied der Philaseiten, habe aber noch nie was geschrieben, sondern nur um meiner Information willen.

Dankbar wäre ich für eine Antwort. Nähere Informationen auch für Dich und alle unter Arge-Tschechoslowakei.de, (kann ja aber auch sein, dass Du selbst oder/und andere Mitglied bei uns sind, was unter dem Forum-Namen ja nicht erkennbar ist.

Ich bin gespannt auf Reaktionen, gerne auch von eventuellen Mitgliedern der ArGe direkt an mich. Die können mich ja im Impressum auf der Titelrückseite identifizieren und mir direkt eine Mail schreiben.

Das wär's vorerst mit herzlichen Grüßen an Dich und alle anderen
Euer "Anton"

[Redaktioneller Hinweis zu Absatz 1: Die "monatliche Mail von Philaseiten" ist der Philaseiten Brief und erscheint jede 2 Monate.]
 
Detlev0405 Am: 08.08.2019 15:46:48 Gelesen: 154386# 139 @  
@ Anton [#138]

Hallo Anton,

natürlich bin ich einverstanden mit einer weiteren Veröffentlichung meiner hier dargelegten Erkenntnisse, sie sollen ja nicht begrenzt nutzbar bleiben. Zumal es sehr wenig Literatur zu dieser Thematik gibt und Ausstellungssammlungen eben nur zu Ausstellungen gezeigt werden, oder eben im Internet.

Dein Hinweis auf eine redaktionelle Bearbeitung für ein Fachblatt findet meine Zustimmung, da ich hier meine Erkenntnisse in etwas mehr oder weniger unterhaltsamer Art und Weise dargestellt habe - mein Thread sollte unterhaltsam sein.

Selbstverständlich habe ich auch die Zustimmung von Richard eingeholt und mich mit ihm geeinigt, das ich auch weiterhin meine Erstveröffentlichungen auf dieser Plattform bringen werde.

Nein ich bin kein Mitglied der ARGE (ich bin in keinem nationalen Verband organisiert und das bleibt auch so), habe aber zu Detailfragen schon sehr intensiven Kontakt zum einen oder anderen Mitglied der ARGE gepflegt, die auch sehr fruchtbar für mich waren.

Sollte Dich der Rahmen zufrieden stellen, kannst Du mich gern dazu kontaktieren (Mail Adresse im Profil) - ich weiß nicht wer hinter Anton steht.

Freundliche Grüße
Detlev
 
Detlev0405 Am: 12.08.2019 08:11:00 Gelesen: 154196# 140 @  
Heute kann ich einen Brief von der wohl längsten Strecke, auf der ein Brief bis 1939 von der Tschechoslowakei befördert wurde, vorstellen.



Es handelt sich um die Destination Prag – Melbourne aus dem Jahr 1938. Beim ersten Blick auf den Brief werden wohl viele enttäuscht sein – keine Luftpostmarken, keine Durchgangsstempel. Daher verweise ich hier auf den Beitrag von Ralf unter [#22] und vom Wolfgang [#24] Punkt 1 zweiter Absatz. Lediglich ein Abgangsstempel von Prag – Flughafen am 09.04.38 um 17 Uhr und ein Ankunftsstempel in Melbourne am 24.04.38 . Und dennoch ist es ein faszinierender Brief der Bedarfsluftpost – wir müssen nur in die Details eindringen.



Es handelt sich hier um einen Geschäftsbrief der „Boskin“ AG für Lederwaren an den Partner in Australien zum Bezug der Rohware für die AG. Frankiert wurde er – und das wieder entgegen den geltenden Bestimmungen der Post – mit zwei Firmenfreistempeln a 8 Kronen. Also gesamt 16 Kronen Porto. Ab dem 01.03.1937 galt für internationale Briefe ein Porto von 2,50 Kronen bis 20 g. Der Luftpostzuschlag je 5 g betrug ab 01.07.1937 4,50 Kronen. Somit war der Brief etwa 15 g schwer = 13,50 Kronen + Porto. Also bedarfsgerecht frankiert.

Bleibt die Frage, welche Gesellschaft auf welcher Route den Brief nach Australien befördert hat, denn der Abgangsstempel von Prag – Flughafen legt ja die Luftpostbeförderung nahe. Und hier kommt uns der Fakt, das keine Durchgangsstempel angebracht wurden, zur Hilfe. Aus der Zeit der Luftpost bis 1939 fallen mir zwei Länder auf, die kaum gestempelt haben – USA und England. Das der Brief über die USA lief kann ausgeschlossen werden.

Also ein Flug über London ? Eigentlich wäre Athen als Anbindung idealer. Aber erinnern wir uns, die tschechoslowakischen Airlines hatten es verpasst, sich mit der DLH vertraglich zu verbinden auf der Strecke. Und so macht die Destination über London Sinn.

Wir müssen auch wieder auf die Wochentage achten, da Flüge nur an bestimmten Wochentagen durchgeführt wurden. Der 09.04.38 war ein Samstag und der 24.04.38 ein Sonntag. In diesen Rahmen muss die Beförderung passen.

Los geht es am 10.04.38 um 15 Uhr ab Prag mit dem Trans Europe Air Express nach London. Dort kam der Brief um 20.05 Uhr an. [1] Leider verpasste der Brief den Flug nach Australien an diesem Tag um genau eine Stunde. Also musste er bis Mittwoch warten. So verließ der Brief am 13.04. London. Die wichtigsten Etappen waren dann : 14.4 . (Do) Athen 15.4. (Fr) Basra 16.4. (Sa) Karachi 17.4. (So) Calcutta 18.4. (Mo) Bangkok 19.4. (Di) Singapore. Bis hierher beförderte die Imperial Airways den Brief. Eine kleine Besonderheit muss hier noch eingefügt werden. Von London wurde der Brief per Bahn nach Southampton befördert, um dort in ein Flugboot verladen zu werden.

Von Singapore wurde der Brief weiter befördert mit der Qantas Empire Airways, einer Tochtergesellschaft der Imperial Airways. So waren die weiteren Etappen : 20.4. (Mi) Sourabaya 21.4. (Do) Darwin 22.4. (Fr) Townsville und 23.4. (Sa) Sydney . Hier endet der lange Flug. [2]

Von Sydney nach Melbourne beförderte die Australian National Airways ANA den Brief mit einer DC-2 . Der Flughafen von Melbourne befand sich zu der Zeit in Essendon . [3]



Das war das einzige Schema von Flugplänen, das in den vorgegebenen Zeitrahmen passte. Nun wird auch jeder verstehen, warum keine Etappenstempel abgeschlagen wurden.

Der Brief dokumentiert noch einmal sehr deutlich, das auch entgegen der gesetzlichen Regelung – Aufkleber + Luftpostmarke – Post ohne Luftpostmarke anstandslos befördert wurde.

Zur Seltenheit von Freistempeln bei Luftpostsendungen hatte ich mich schon im Beitrag [#94] geäußert.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-5.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/iaw38aus/iaw38u-2.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/an36.htm
 
Detlev0405 Am: 14.08.2019 08:33:44 Gelesen: 154038# 141 @  
Ich freue mich heute einen Beitrag veröffentlichen zu können, der sich auf die Anfänge des Threads bezieht. Es geht um den Beitrag [#9], wo ich den Flug nicht so richtig zuordnen konnte.

Dazu erreichte mich folgende Zuschrift:

Ihr Beitrag vom 15. 1.18 LP-Karte Marienbad - Chemnitz - Halle /
Leipzig. Die Karte wurde auf der Lufthansa-Linie Marienbad - Chemnitz -
Berlin, eröffnet am 21. 5. 1928, bis Chemnitz befördert, dort entkartet und auf
die Direktlinie Chemnitz - Halle / Leipzig geleitet. Deshalb die
Flugbestätigungen von Chemnitz und Halle / L. Eine Direktlinie Marienbad
- Chemnitz - Halle gab es nicht-

Mit herzlichen Gruß Dietrich Intelmann


Auch für den Beleg aus dem Beitrag [#17] wird nun eine fundierte Auflösung angeboten.

Da waren noch 2 Belege 1.6.31 An
diesem Tag wurde durch CSL die Linie
Halle / Leipzig - Marienbad - Karlsbad eröffnet. Sie zeigten da den
Rückflug Karlsbad - Marienbad , dort umgeleitet auf die LH-Strecke
Richtung Berlin, in Chemnitz entkartet und den Hinflug Halle -Karlsbad.
Näheres findet man im Handbuch von Otto Dt. LP 1919 - 1932

Mit herzlichen Grüßen Dietrich Intelmann


Ich bedanke mich ausdrücklich bei Herrn Intelmann für die Lösung der beiden Rätsel in meinen Beiträgen. Seine Zustimmung zur Veröffentlichung der Mails liegt mir vor.

Mit freundlichen Grüßen
Detlev
 
Detlev0405 Am: 22.08.2019 08:30:58 Gelesen: 153697# 142 @  
Unser heutiger Beleg ist weder ein Bedarfsbeleg noch ein Erstflugbeleg. Am 18.07.1937 fand in Brüssel ein Flugmeeting statt. Aus diesem Anlass wurde ein Sonderflug zur Propagierung der Luftpostverbindung zwischen Brüssel und Prag durchgeführt.



Abgefertigt wurde die Karte am 19.07.1937 um 10 Uhr am Flughafen in Brüssel. Seinen Ankunftstempel erhielt sie am Flughafen Prag am gleichen Tag um 16 Uhr. Abgeschlagen wurde in Brüssel ebenfalls ein Sonderstempel in Türkis, der Anlass bezogen war.

Frankiert mit tschechischen Marken ging der Brief am 21.07.1937 zurück nach Brüssel. Dabei werfen die verklebten 2 Kc aber Fragen auf. Ab 01.03.1937 war der Posttarif ins Ausland für eine Karte 1,50 Kc. Hinzu kommt der gültige Flugposttarif vom 05.06.1930 von 1.50 Kc . Eine Vergünstigung für Drucksachen ins Ausland gab es nicht.

Das es sich um einen Sonderflug handeln muss, ist aus dem Flugplan der CSA für 1937 ersichtlich. Der reguläre Streckenflug von Brüssel ging täglich um 9 Uhr ab [1]. Der Sonderflug laut Stempel vom Flughafen Brüssel nicht vor 10 Uhr.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 27.08.2019 13:42:16 Gelesen: 153371# 143 @  
Heute möchte ich die Destination zwischen Belgien und der Tschechoslowakei mit weiteren Belegen dokumentieren. Neben den schönen Frankaturen der Luftpost aus Belgien fällt noch ein weiterer Umstand ins Auge. Obwohl die Direktverbindung zwischen Prag und Brüssel am 05.04.1937 hergestellt wurde, war es nicht die einzige genutzte Flugverbindung.



Unser erster Beleg wurde auf der direkten Verbindung zwischen Brüssel und Prag abgefertigt. Aufgegeben vom 1. Luftfahrtsalon in Brüssel am 28.05.1937 um 16 Uhr, konnte er am nächsten Tag um 09 Uhr seine Reise nach Prag antreten. In Prag kam er um 11.50 Uhr an nach Flugplan [1] . Das belegt auch der auf der Vorderseite angebrachte Ankunftstempel vom Prager Flughafen. Von dort aus ging es per normaler Post weiter nach Opava. Eine Luftpostbeförderung nach Opava kann ausgeschlossen werden, da diese Strecke 1936 eingestellt wurde.



Der zweite Beleg ging von Zwartberg über Brüssel und Paris nach Prag. Am 02.12.1937 in Zwartberg aufgegeben, traf er in Paris am 03.12.1937 ein um von dort aus weitergeleitet zu werden nach Prag. Hier endete die Beförderung am 04.12.1937 . Sehr schön die Einzel Frankatur mit der MiNr. 283 von Belgien. Warum dieser Brief doch diesen Umweg über Paris genommen hat, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Zumal Brüssel als Zwischenstation nachgewiesen wurde auf der Rückseite mit einem Stempel. Am 02.12.1937 gegen 19 Uhr in Brüssel angekommen, hätte der Brief auch am 03.12.1937 früh direkt nach Prag gehen können und wäre Mittag in Prag gewesen. So erst einen Tag später.



Das letzte Beispiel ist ein Brief, der von Brüssel direkt nach Prag ging. Er ging in unruhigen Zeiten auf Reisen, denn er wurde in Brüssel am 19.10.1938 abgeschickt. Erinnern wir uns, ab dem 01.10.1938 wurden die Sudeten durch Deutschland besetzt. Nach Prag funktionierte die Postverbindung noch reibungslos, so kam er am 20.10.1938 am Flughafen Prag an mit der regulären Verbindung 09 Uhr ab Brüssel und Ankunft 11.50 Uhr in Prag. Es verwundert nicht, das der Brief durch die Zensur ging.

Zur Zusatzleistung Eilpost auf Luftpostbriefen hatte ich mich schon einmal im Beitrag [#69] geäußert. Eigentlich sinnlos, wenn die Enddestination am Endflughafen ist, aber auch in diesem Fall macht es wohl wieder Sinn. Ich habe beobachtet, das Zensurbelege 1937/38 bis zu drei Tagen Verzögerung erfuhren bis sie am Zustellpostamt eintrafen. Dieser Brief wurde wohl bevorzugt bearbeitet, was die Durchgangsstempel beweisen. So hat wohl die Eilpost seinen Zweck erfüllt.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-1.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.09.2019 13:43:43 Gelesen: 153136# 144 @  
Unsere heutige Karte begegnet uns als kleines hässliches Entlein – auf den ersten Blick. Dabei entpuppt sich die Karte bei tiefgehenden Nachforschungen als ein stolzer Schwan, in mehreren Teilgebieten des tschechoslowakischen Sammelgebietes.



Grundtenor der Karte – von Prag in das besetzte Gebiet der Tschechoslowakei, die Sudeten. Seit dem 01.10.1938 besetzten deutsche Truppen nach dem Münchner Abkommen die Gebiete der Sudeten.

Meine erste Frage war selbstverständlich auf die Richtigkeit der Luftpostbeförderung gerichtet. Die Frankatur war für eine Auslandsfrankatur ausgelegt und sogar etwas zu hoch – ab 01.03.1937 war 1.50 Kc für eine Auslandskarte fällig, Luftpostzuschlag nach Deutschland betrug ab dem 05.06.1930 1,00 Kc. Der Flugpost Stempel vom Prager Flughafen ist zweifelsfrei vom 06.10.1938 um 21.00 Uhr. Fakt ist, das die Karte erst am 07.10.1938 vom Flughafen Prag auf Reisen gehen konnte. Die Frage steht – wohin ? Erste Möglichkeit über Berlin. Oder nur bis Dresden – nur von beiden Standorten fehlt ein typischer Ankunftstempel. Von Dresden aus hätte die Karte dann mit der Reichspost nach Rumburg befördert werden müssen.

Hier hilft uns der historische Ablauf der Besetzung der Sudeten weiter. Rumburg wurde am 02.10.1937 besetzt ( andere Quellen benennen sogar den 30.09. ). Der nächstliegende Flughafen war Liberec/Reichenberg, von hier aus waren es etwa 20 km mit der Post nach Rumburg und weitere 4 km etwa nach Nixdorf. Liberec wurde von den deutschen Truppen erst am 09.10.1937 besetzt, stand also für die CSA am 07.10.1937 zur regulären Luftpostbeförderung zur Verfügung. Aber die CSA stellte bereits ihre Flüge nach Liberec am 23.09.1938 ein. Die Deutsche Lufthansa hatte keine Verbindung nach Liberec auf dem Plan. Bleibt nur noch eine Linie möglich – die CSL.

Und wir werden fündig, im Jahre 1938 am 01.05. den Flugbetrieb aufgenommen, gibt es keine Angaben über das Ende des Flugbetriebes von Prag nach Liberec mit der CSL. So konnte die Karte ab Prag um 16.45 Uhr abgehen, um gegen 17.25 Uhr in Liberec am 07.10.1938 anzukommen [1]. Hier befand sich die Karte noch auf tschechoslowakischen Gebiet. Nun musste sie auf dem Landweg nach Rumburg. Hier überschritt die Karte die „neue“ deutsche Grenze. Das auf der Rückseite angebrachte Bleistiftdatum lässt vermuten, das die Karte an dem Tag vom Empfänger bearbeitet wurde. Interessant der Vermerk des Absenders, per Luftpost zu antworten. Hier können wohl eher die Spezialisten der Sudetenpost ihre Meinung äußern.

Somit ist die Karte einer der letzten Belege, die mit tschechoslowakischer Luftpost nach Liberec befördert wurde. Zugleich ein Zeitdokument der Post in die Sudeten als besetztes Gebiet. Ein Beleg aus dessen Anfangstagen und echt gelaufen. Ab 01.11.1938 waren auf dem Flughafen Reichenberg die Aufklärungsgruppen 52 und 41 der deutschen Luftwaffe stationiert [2].

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-06.jpg
[2] http://www.vrtulnik.cz/ww2/protektorat-liberec.htm
 
Detlev0405 Am: 10.09.2019 13:09:06 Gelesen: 152864# 145 @  
Mein heutiger Beleg ist fast ein normaler spanischer Luftpostbeleg – wenn er nicht vom 12.08.1936 datiert und damit nahtlos ein Vorgänger des Beleges aus dem Beitrag [#124] wäre. Am 17.07.1936 brach der spanische Bürgerkrieg aus.



Davon aber noch völlig unberührt wurde unser Brief am 12.08.1936 in Barcelona aufgegeben. Es gab offensichtlich noch keinerlei Zensurmaßnahmen.

Hier gab es jetzt zwei Möglichkeiten der Beförderung – zum einen auf der regulären Strecke Barcelona ab 13 Uhr – Paris an 20.15 Uhr oder Dakar – Barcelona ab 13.05 Uhr – Paris an 19.10 Uhr. [1] Von Paris erfolgte die weitere Beförderung im Direktflug nach Prag. Der Flug ging um 06 Uhr in Paris ab und erreichte Prag um 11.25 Uhr. [2]

So abenteuerlich es klingt, die restliche Etappe nach Piestany wurde auch mit dem Flugzeug der CSA geschafft und das in mehreren Etappen. Prag verließ der Brief um 16 Uhr, machte Zwischenlandungen in Brno 17.15 Uhr und Bratislava 18.10 Uhr um in Piestany um 18.50 Uhr anzukommen. [3]

Zwei Tage Laufzeit des Briefs, am 3. Tag wohl zugestellt – eine tolle Leistung.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af36p/af36p-13.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af36p/af36p-08.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.09.2019 06:02:20 Gelesen: 152558# 146 @  
Manche Belege entlocken mir einfach nur ein leichtes Schmunzeln. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.



Diese Karte ging am 09.03.1928 von Leipzig nach Prag. In der Zeit vom 04. - 14.03.1928 fand die Frühjahrsmesse in Leipzig statt. Aber jeder Beleg, der in dieser Zeit vom Flughafen Leipzig abging, ist nicht gleich ein Beleg vom Messeflugverkehr.

Auch wenn diese Karte als Messeflugverkehr angeboten wurde, ist sie es nicht. In den 20er Jahren schrieb das Messeamt Sonderflüge zur Messe aus, zu denen sich die Deutsche Lufthansa und die Nordbayerische Verkehrsflug bewarben. [1] Diese Karte wurde am 09.03.2019 zwischen 12 – 13 Uhr am Flughafen aufgegeben. Somit konnte sie den Flug um 13.40 Uhr nutzen, um in Prag gegen 15.50 Uhr anzukommen. Allerdings handelt es sich hier um den Linienflug Bremen – Leipzig – Prag – Wien. [2] Der fragmentarische Ankunftsstempel auf der Rückseite (wenn es denn einer ist) gibt uns leider keine Auskunft über die Ankunft.

Dafür aber der auf der Vorderseite angebrachte Stempel vom Haupttelegrafenamt. Nur hat sich der Postbeamte hier vertan – gut um 8 Uhr früh nachvollziehbar – der Monat war falsch eingestellt worden auf dem Stempel.

Also Vorsicht vor Messeflug Belegen – es könnten normale Linienflüge sein.

Gruß
Detlev

[1] https://publikationen.dglr.de/?tx_dglrpublications_pi1[document_id]=82601004
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-21.jpg
 
Detlev0405 Am: 23.09.2019 14:00:56 Gelesen: 152239# 147 @  
Der heute Beleg ist etwas verwirrend, denn er trägt 4 verschiedene Stempel von Prag bevor er auf Reisen ging. Er reflektiert aber eine große Begeisterung vieler Sammler in der damaligen Tschechoslowakei – das Interesse an Sonderstempel.



Unser Fan wollte die Sonderstempel zum 20. Jahrestag der tschechischen Armee. Also beklebte er einen Blankoumschlag mit einer 10 Heller Marke und holte sich beim Postamt Praha 25 den Maschinenstempel in Rot ab. Dann ging es zum Postamt der Prager Burg in Praha 10 , wo er den Abschlag des Sonderstempels zum gleichen Anlass in Gold bekam. Die ordnungsgemäße Abfertigung am gleichen Postamt für den Postweg bestätigt der Tagesstempel vom gleichen Postamt auf der 50 Heller Marke.

Als Drucksache (Tiskopis) deklariert, wurde der Brief vom Flughafen in Praha 7 mit Luftpost nach Brno befördert. Dabei ist aber eine Besonderheit zu beachten. Zum 31.08.1934 wurden die meisten Linien im Sommerflugplan eingestellt. Eine Linie wies aber ein Besonderheit auf, sie wurde vom 01.09. - 31.10.1934 betrieben. Es war die Linie Prag – Bratislava – Ushorod. Diese ging über Brno und beförderte unseren Brief ab Prag 12 Uhr und Ankunft in Brno um 16.15 Uhr. [1]



In Brno bekam der Brief den Ankunftsstempel nach Horka RV12 in violett.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.10.2019 08:26:45 Gelesen: 152020# 148 @  
Heute und das nächste Mal habe ich Belege, die etwas abseits der stark frequentierten Strecken die Flugverbindungen der Tschechoslowakei aufzeigen. Es geht um den Standort Brno.

Luftpostbelege von Polen in die Tschechoslowakei bis 1939 sind relativ schwer zu finden. Warum vermag ich nicht zu erklären. Um so erfreulicher, wenn einem sogar Erstflugbelege über den Weg laufen – wie dieser Erstflug auf der Strecke Warschau – Krakau – Brno – Wien.



Dieser Brief wurde am 01.11.1927 in Warschau aufgegeben und mit dem violetten Kastenstempel für den Erstflug versehen. Registriert ist er bei Horka unter der Nummer 73a. Nach Horka war auch die staatliche polnische Fluggesellschaft LOT für die Beförderung verantwortlich. Das stimmt aber nicht so und in seiner umfangreicheren Beschreibung auf Seite 84 unten erwähnt er auch die P.L.L. LOT als transportierende Luftfahrt Gesellschaft. Richtig ist, das der Brief durch die Polska Linja Lotnicza befördert wurde. Die LOT wurde erst am 29.12.1928 gegründet. [1]

Der Flug ging in Warschau nach Plan um 08.45 Uhr in Richtung Krakau. Dort sollte Ankunft um 11.15 Uhr sein. Um 12.30 Uhr geht dann der Flug laut Plan von Krakau über Brno nach Wien. [2]

Der aufmerksame Beobachter stellt sich nun eine Schlüsselfrage – wieso ist der Ankunftsstempel in Brno vom 03.11.1927 ? Dazu muss man streng die gesamte Flugstrecke teilen. Warschau – Krakau war eine inländische Destination genauso wie die Strecke Lwow – Krakau. Beide Städte sollten ursprünglich in Krakau zeitgleich auflaufen, um dann weiter nach Wien befördert zu werden. Letztere wurde erst am 03.11.1927 realisiert (vgl. Horka Nummer 73c) und so konnte der Erstflug Krakau – Wien erst am 03.11.1927 abgeschlossen werden. Auf der polnischen Strecke wurden 140 Belege befördert, wovon 40 erst ab Krakau aufgegeben wurden.

Etwas ungewöhnlich aber wir dürfen nicht vergessen, wir sind in der Anfangszeit der Luftpostbeförderung.

Gruß
Detlev

[1] https://corporate.lot.com/pl/en/history
[2] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f2/Skany_dokumentow_historycznych_068.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.10.2019 05:52:22 Gelesen: 151719# 149 @  
Der zweite Beleg kommt viel bescheidener her.



Es handelt sich um die Flugverbindung von Katowice nach Brno. Aufgegeben in Katowice am 08.01.1929 um 8 Uhr, traf er in Brno am gleichen Tag gegen 11 Uhr ein.



Markant für den Erstflug der rote Zusatzstempel für den Erstflug auf der Strecke Katowice – Brno. Geflogen wurden 75 Stück.

Wer gedacht hat, der vorhergehende Beleg wirft schon eine Menge Fragen auf, wird bei dem Beleg fast in den Wahnsinn getrieben ( zumindest wenn er keine Spezialliteratur hat ) . Es geht um die Frage, welche Luftfahrtgesellschaft hat diesen Brief befördert ? Im Flugplan der LOT von 1931 wird die Verbindung Katowice – Brno ausgewiesen. [1] Ein Nachweis über Flugpläne der LOT kann ich erst ab dem 01.09.1930 finden. Selbst die Geschichte der LOT ist im Jahre 1929 sehr vage und gibt dazu keine Auskunft. [2] Auch in der Geschichte der PLL , die ja formal Ende 1928 abschließt, findet sich kein Hinweis.
Bemerkenswert ist jedoch, das der Flug bereits am 07.01.1929 statt finden sollte und auch gestartet ist. Allerdings endete dieser in einer Notlandung in Pohrlitz/Pohorelice am gleichen Tag.

Meine These – auch wenn die PLL ab dem 01.01.1929 in der LOT aufging und damit formal die LOT flog, wurde der Flug real von der PLL noch realisiert. Aber vielleicht gibt es ja Spezialisten, die dazu besser Bescheid wissen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/i-kl/lo3104i.jpg
[2] https://corporate.lot.com/pl/en/history
 
Detlev0405 Am: 15.10.2019 08:04:13 Gelesen: 151501# 150 @  
Ich habe lange gesucht nach einem Beleg, der bedarfsmäßig zumindest einen großen Teil der Strecke mit einem Zeppelin auf dem Weg nach Prag oder weiter zurück gelegt hat. Um so mehr habe ich mich gefreut, das der folgende Beleg anstelle eines Flugzeuges einen Zeppelin zur Beförderung erwischt hat.



Am 29.05.1934, einem Dienstag , in Buenos Aires aufgegeben , konnte der Brief mit dem Condor Express Dienst nach Rio de Jainero befördert werden. Dort erreichte er den LZ 127 , der am 31.05.1934 auf den Flug nach Recife ging. Am 01.06.1934 ging dann der große Flug ab Recife nach Friedrichshafen, wo das Luftschiff am 05.06.1934 eintraf. [1] Somit handelt es sich um die Michel Nr. 364 und 365.
Dabei tritt dann für mich als Zeppelinpost Laie eine Frage auf. Handelt es sich bei der Argentinischen Post im klassischen Sinne um eine Zuleitung im Sinne einer Zubringer Post und zweitens hätte der Brief in Rio de Jainero nicht an Bord des LZ 127 mit einem Bordstempel versehen werden müssen ? Michel gibt zu derartiger Post keine Auskunft.

Nun wird es wieder interessant, wenn wir uns den Ankunftsstempel in Friedrichshafen zwischen 6 – 7 Uhr ansehen und den Ankunftsstempel von Prag – am gleichen Tag um 17 Uhr. Wer auf den Flugplan der DLH schaut kann erkennen, das ab Friedrichshafen am gleichen Tag erst gegen 17.10 Uhr ein Flug nach Stuttgart geht. [2]
Wir müssen dazu zurück zu [1] . In der Flugplan – Übersicht wird dort vermerkt, das 2 Stunden nach der Landung des Zeppelins ein Sonderflug über Stuttgart nach Berlin abging. Genügend Zeit , um in Berlin den Flug nach Prag zu erreichen. Somit ging der Brief in Berlin um 14.40 Uhr über Dresden 15.40 Uhr nach Prag, wo er um 16.45 Uhr ankam. Das korrespondiert auch mit dem Ankunftsstempel um 17 Uhr vom Prager Flughafen. [2]
Von Prag aus nahm der Brief seine Reise nach Gablonec auf dem Landweg auf.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-09.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh34/dlh34-08.jpg
 
Detlev0405 Am: 22.10.2019 07:18:45 Gelesen: 151199# 151 @  
Unser heutiger Beleg ist zweifelsfrei als Sammlerbrief aufgemacht worden. Aber ein schöner Blickfang für jeden.



So wurde er frankiert mit der Mi.Nr. 271 2x , 1x Nr. 219, 4x Nr.228 und dem kompletten Satz Nr. 234 – 236 . Ob das Porto gerecht war mögen Dänemark Spezialisten beurteilen. Der Brief wurde in Kopenhagen am 08.03.1937 abgefertigt. Erstaunlich – die Uhrzeit wurde mit Minutenangabe versehen, also 16.40 Uhr. Dabei hatte es keine Bedeutung für den Flug nach Prag, denn der Brief ging erst am nächsten Tag von Kopenhagen ab. Mit der DLH wurde der Brief um 09 Uhr in Richtung Berlin geflogen, wo er um 11 Uhr eintraf. [1] Um 12.45 Uhr ging die Reise weiter über Dresden – an 13.30 Uhr – nach Prag an 14.30 Uhr. Somit korrespondiert die Ankunftszeit mit dem Ankunftsstempel um 15 Uhr am Prager Flughafen.

Beachtenswert auf der Rückseite – 2 Vignetten zur Werbung für Esperanto.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3610/dlh36-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 29.10.2019 08:48:31 Gelesen: 150827# 152 @  
Unser heutiger Beleg schließt an die Beiträge [#27] [#40] [#112] an und hier besonders den Beitrag [#40]. Es geht wieder einmal um den Erstflug Brno – Piestany – auf dem ersten Blick.



Was uns bei dem Beleg als erstes ins Auge springt ist der blaue Stempel von Piestany vom Erstflug Brno – Zlin – Piestany. Und das wieder vom 04.05.1937 , wo doch der Erstflug am 01.05.1937 stattfand. Bei der weiteren Suche nach einer Erklärung versagt unser Horka das erste Mal (wenn ich nicht etwas überlesen habe).

Hier müssen wir uns den gültigen Flugplan der CSA von 1937 ansehen, um weiter zu kommen. [1] Dort finden wir die Flugstrecke 660, die für uns wichtig ist. Sie geht von Uzhorod über Kosice, Piestany, Bratislava nach Brno. Und an der gesamten Strecke wird der Vermerk angebracht od 3.5. , also ab 3.5.

Lediglich bei Mahr finden wir im Band 3 Seite 121 1.Absatz einen Hinweis auf diese Strecke, allerdings nur bis Bratislava und nicht nach Brno. Das ist für meine Betrachtung aber nicht von Bedeutung. Die bei Mahr im Band 4 Seite 201 unter der Nummer 16/01.21 erfolgte Registrierung von Belegen auf der Strecke Prag – Piestany vom 03.05.1937 hat mit dem heutigen Beleg nichts zu tun.

Also ist unsere Karte auf der Strecke Kosice ab 14.05 Uhr nach Piestany an 15.50 Uhr geflogen worden. Offensichtlich war das Postamt schon geschlossen, so das der Stempel von Piestany am 04.05. um 7 Uhr Morgens auf den Beleg kam. Damit ist eindeutig belegt, das er nicht nur als Bestätigungsstempel für den Erstflug verwendet wurde sondern auch als normaler Flugbestätigungsstempel, möglicherweise aber gegen bestehende postamtliche Vorschriften verstoßend.

Wir haben es hier mit einem echten, bisher noch nicht registrierten Erstflug auf der Etappe Kosice – Piestany zu tun. Aber auch nur auf diesem Teilstück.

Für mögliche Zweifler – der Stempel von Kosice weist ein sehr typisches Echtheitsmerkmal auf, das mir jeden Zweifel nimmt. Das der Flug bei Horka nicht registriert ist, lässt sich mit dem kurzen Vermerk bei Mahr beantworten. Da diese Strecke bereits im Herbst wegen Misserfolges eingestellt wurde und keine Angaben zu Leistungen auf der Strecke vorliegen, hat sie meiner Meinung nach den Charakter einer Versuchsstrecke gehabt, über die sie niemals hinaus kam.



Das Bonbon der Karte ist der in dunkelviolett abgeschlagene Stempel der CSA Kosice.

Auf der Rückseite die fällige Gebühr für das Postlagernd. Es handelt sich beim Stempelabschlag um den Stempel S 583 – 1 des Typs M.41 . Der Kennbuchstabe e war von 1925 – 1939 im Einsatz. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[2] Monografie der tschechoslowakischen Marken, Band 17, Teil II , Seite 286
 
Detlev0405 Am: 05.11.2019 06:36:46 Gelesen: 150452# 153 @  
Unser heutiger Brief wäre eigentlich völlig problemlos zu erläutern, wenn er nicht auf die Idee gekommen wäre, eine Extrawurst haben zu wollen.



Es handelt sich um einen Brief von Maastricht in den Niederlanden nach Prag. Um mit Luftpost befördert zu werden, musste er entweder nach Rotterdam oder Amsterdam. Dort lagen die zwei Flughäfen der Niederlande, die Luftpost auf Reisen bringen konnten. Naheliegend wäre Rotterdam gewesen – von hier aus bediente die CLS seit dem 02.04.1929 die Destination nach Prag. Sie bestand auch 1931 [1]. Bei der Auflieferung des Briefes am 28.11. hätte er am nächsten Tag in Prag ankommen können – wenn der Tag nicht ein Samstag gewesen wäre. Am Wochenende wurde diese Strecke nicht bedient und hätte erst am 30.11. von Rotterdam abgehen können, um gegen 18.45 Uhr in Prag einzutreffen.



Der Brief war aber schon um 12 Uhr in Prag. Deshalb auch die seltsame Destination des Briefes über Paris. Die Lignes Farman (ein Vorgänger der Air France) beflog die Strecke Amsterdam – Rotterdam – Paris täglich, so das der Brief um 16.45 Uhr in Paris am Sonntag eintraf. Das stimmt auch mit dem Durchgangsstempel von Paris um 17.30 Uhr überein. [2]



Mit der CLS ging der Brief am 30.11. um 4 Uhr ab Paris – Straßburg 6.40 Uhr nach Prag Ankunft 10.04 Uhr. [3] So konnte der Brief um 12 Uhr seinen Ankunftsstempel in Prag erhalten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3105/kl3105-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/farmani.htm
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/
 
Detlev0405 Am: 12.11.2019 07:00:02 Gelesen: 150022# 154 @  
Heute haben wir Post, die mit Flugpost schnell befördert werden sollte, mit der Bahn aber noch schneller ans Ziel kam.



Sehr schön frankiert mit Werten der Luftpostausgabe Österreich Nr. 601–603 und einem Flugpostaufkleber, wurde der Brief am 26.10.1937 um 16 Uhr in Wien auf geliefert. Der Brief sollte nach Nova Rise, 20 km westlich von Brno gehen. Eine Luftpostbeförderung war erst am nächsten Tag möglich – entweder über Prag um 9 Uhr und Ankunft in Brno 17.20 Uhr oder über Bratislava nach Brno und da die Ankunft um 17.15 Uhr.

So entschloss sich die österreichische Post, den Brief mit dem Nachtzug nach Brno zu schicken, so das er mit der Morgenpost dem Adressaten zugestellt werden konnte. Ein entsprechender amtlicher Vermerk wurde von der Post auf dem Brief angebracht.

Diese Vorgehensweise ist primär bei der österreichischen Post zu beobachten, es gibt aber auch Beispiele von der deutschen Reichspost.

Gruß
Detlev
 

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