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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 379 Beiträge:
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Detlev0405 Am: 21.12.2018 13:18:03 Gelesen: 162943# 105 @  
Heute erreicht uns Post aus Sofia. Es ist schon erstaunlich, das die tschechoslowakische Luftfahrtgesellschaft trotz seiner Kontakte nach Bukarest und Zagreb mit Hilfe der CIDNA seit Mitte der 20er Jahre niemals seine Balkan Aktivitäten eigenständig erweitern konnte.



Der Brief wurde am 29.0.1937 aufgegeben, ist frankiert mit einer Mi.Nr. 238 als EF und erreichte Prag noch am gleichen Tag. Dabei sieht man dem Brief nicht an, das er tatsächlich 5 europäische Hauptstädte auf diesem Weg passierte.
Sein Flug beginnt um 09.00 Uhr in Sofia und erreicht Belgrad um 09.30 Uhr. Von hier aus ging es weiter um 09.50 Uhr nach Budapest, das um 11.20 Uhr den Brief gesehen hat. Nun ist es wieder einmal wichtig, den Wochentag zu bestimmen, da ein passender Weiterflug entsprechend den abgeschlagenen Stempeln nur am Montag, Mittwoch und Sonnabend möglich war. Wir sind an einem Sonnabend unterwegs und so konnte der Brief um 12.05 Uhr Budapest verlassen und in Wien um 13.10 Uhr eintreffen. Von hier aus ging es um 17.20 Uhr ab nach Prag, wo er um 18.35 Uhr eintraf. [1] Lediglich die Strecke Wien – Prag wurde durch die tschechoslowakische CSL bedient bei dem Beleg.





Auffallend schön sind die abgeschlagenen Luftpoststempel auf der Strecke. In Sofia wurde der Beleg direkt am Flugplatz aufgegeben und erhielt den entsprechenden Stempel mit einem stilisierten Flugzeug im Bild, in Wien einen Flugpost Stempel vom Flugfeld in Wien – Aspern. Bei über einem Dutzend von Belegen nach und über Wien das erste Mal, das ich einen solchen Stempel gesehen habe.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 10.01.2019 14:09:38 Gelesen: 162479# 106 @  
Unsere heutige Post erreicht uns aus Sarajevo, eine Stadt mit wechselvoller Geschichte. Zum Zeitpunkt des Briefes war Sarajevo Teil des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen bis 1941. Ab 1941 bis 1945 war es Bestandteil des Staates Kroatien. Nach 1945 war es integriert in der Republik Jugoslawien, um 1992 als Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina seine vorläufige Bestimmung zu finden.



Aufgegeben wurde der Brief am 31.08.1936 um 20 Uhr. Sein Flug ging aber erst am nächsten Tag los, um 7.35 Uhr in Richtung Belgrad. Dort kam er um 8.50 Uhr an und wurde um 10 Uhr am Flugplatz abgefertigt. Dokumentiert wird das durch den Stempel von Zemun auf der Rückseite. Zemun ist ein Ortsteil von Belgrad und beherbergt den örtlichen Flugplatz.



Von dort aus ging es weiter um 9.10 Uhr oder 10.40 Uhr nach Budapest , um von dort aus um 12.25 Uhr seinen Weiterflug nach Wien zu absolvieren. Dort bekam er dann um 16 Uhr seinen Abfertigungsstempel. Da der letzte Flug nach Prag am Tage aber schon um 15.05 Uhr abging, kam es zu einer auf dieser Strecke typischen Besonderheit. Es wurde entschieden , den Brief per Bahn nach Prag zuzustellen. So kam er am 02.09.1936 gegen 2 Uhr in Prag an [1].

Gruß
Detlev

[1] https://flughafenbb.files.wordpress.com/2017/08/deutsche-lufthansa-sommer-1936-04-19-bis-1936-10-03.pdf
 
Detlev0405 Am: 21.01.2019 12:53:11 Gelesen: 162094# 107 @  
Unsere heutige Karte ist unverkennbar eine Bedarfskarte – oder gibt es hier einen Philatelisten, der auf die Idee kommt, die Marken über Eck zu verkleben ?



Die Strecke Varna – Sofia gehört zu den ältesten kontinuierlich betriebenen Luftpoststrecken Bulgariens und wurde am 07.11.1927 eingeweiht. Fast drei Jahre später geht unsere Karte auf Reisen. Am 29.08.1930 wurde sie in Varna aufgegeben. Um 11.15 Uhr wurde sie in Sofia abgefertigt nach Belgrad und traf dort um 12.30 Uhr ein. Um 13.15 Uhr flog die Maschine weiter nach Budapest (Ankunft 15.45 Uhr) um von dort aus um 18.00 Uhr in Wien einzutreffen. Bis hierher wurde die Strecke 462 der CSL genutzt, die von Istanbul nach Wien ging. [1]

Da davon auszugehen ist, das die Post nicht umgeladen wurde die nach Prag sollte, ging der Flug auf der gleichen Linie am 29.08.1930 um 08.30 oder 13.00 Uhr von Wien weiter nach Prag und war um 10.30 oder 15.00 Uhr in Prag angekommen. Da der Ankunftsstempel um 16.00 Uhr datiert, ist wohl eher die zweite Version wahrscheinlich (aber eben Spekulation).

Gruß
Detlev

[1] https://flughafenbb.files.wordpress.com/2015/09/deutsche-luft-hansa-a-g-1930-05-01-1930-08-31-sommer.jpg
 
Detlev0405 Am: 30.01.2019 12:11:32 Gelesen: 161668# 108 @  
Heute benötige ich Hilfe – ich kann den Bestimmungsort der Karte nicht entziffern. Interessant ist bei der Karte, das sie mit 50 Heller Luftpostmarke frankiert wurde, den Luftpostaufkleber vorschriftsmäßig hat und noch dazu den Abfertigungsstempel des Flughafens Brno nach Horka RV11.



Aus der Anschrift glaube ich erraten zu können, das die Karte nach Belgien gehen soll (unterste Schriftzeile). Auf jeden Fall wohl ein Ort an einem Fluss gelegen (a / ?), darüber gelegene Zeile.



Damit würden aber die Ungereimtheiten beginnen. Nach Horka Tabelle 48 ist das Porto nach Belgien 1,50 Kc ab dem 05.06.1930 – also nicht richtig frankiert. Der RV 11 ist nach Horka erst seit 1932 im Einsatz, aber das kann dem Alter des Nachschlagewerkes geschuldet sein, immerhin schon 20 Jahre her. Und die Praxis ist oft der Maßstab für Erkenntnisse.

Vielleicht kann jemand die Karte besser deuten, die Anschrift lesen ?

Gruß
Detlev
 
rudi63 Am: 30.01.2019 18:58:03 Gelesen: 161640# 109 @  
Servus Detlev,

ich lese da: Libochovice n.O., Cechy. Also Inlandspostkarte zu 50 Heller, nur ohne Luftpostzuschlag.

Gruß Rudi
 
saintex Am: 30.01.2019 21:18:52 Gelesen: 161622# 110 @  
@ Detlev0405 [#108]

Hallo Detlev,

also Libochovice als Bestimmungsort lese ich auch. Der Zusatz n. O. könnte für nad Ohří (deutsch: an der Eger) stehen. Dazu passt dann auch die Anschrift der Empfängerin auf der Anschriftenseite der Postkarte: Slečna Dagmar Kadlecová . Bekam Fräulein Dagmar Kadlecova also eine Luftpostkarte, die auf der inländischen Fluglinie Brünn – Prag befördert worden war, wie Aufgabestempel und Luftpostbestätigungsstempel des Postamtes Brünn 2 belegen.

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 30.01.2019 21:41:06 Gelesen: 161619# 111 @  
@ rudi63 [#109]
@ saintex [#110]

Hallo Rudi und Wolfgang,

ich danke Euch beiden für die Entzifferung der Schrift - ich habe leider kein Feeling für derartige Schreibschrift, bin ich wohl noch zu jung (Scherz) dafür.

Dann werden wohl die beiden Stempelfragmente unterhalb der Marke der vergebliche Versuch sein in Prag, einen Ankunftsstempel zu zaubern - ich weiß es bleibt im Reich der Spekulation.

Da die Karte, wie Rudi sagte, ohne Luftpostzuschlag trotzdem mit Luftpost befördert wurde, handelt es sich hier um eine postalische Kulanz oder einfach einen Fehler eines Postbeamten ?

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 04.02.2019 17:34:11 Gelesen: 161147# 112 @  
Heute gibt es eine Fortsetzung des Beitrages [#27]. Es handelt sich um die Werbekarte des Bata Konzerns aus Zlin.



Es handelt es sich hier um die Ausgabe in tschechischer Sprache. Wichtig bei dieser Karte ist, das ich meine These aus dem Beitrag [#27] widerlegen kann. Diese Karte wurde nicht nur von Zlin aus eingesetzt, sondern auch in Brno. Es gibt auch noch eine deutsche Version dieser Karte, die ich noch vorstellen werde.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 14.02.2019 15:44:33 Gelesen: 160745# 113 @  
Eigentlich hatte unser heutiger Brief nichts mit der Luftpost zu tun, denn er widmet sich ursprünglich dem seit 1874 in Pardubice stattfindenden Steeplechase (Hindernisrennen für Pferde auf einer 6.900 m langen Bahn). Es ist Europas härtestes Hindernisrennen.



Diesem Ereignis sind auch die 3 farbigen Stempel zur Entwertung der Frankatur gewidmet. 1937 wurde gleichzeitig ein Sonderflug zu Ehren des tschechoslowakischen Flugpioniers Jan Kaspar veranstaltet. Meines Wissens nach der einzige offizielle Sonderflug der Tschechoslowakei bis 1938.





Dem widmet sich sowohl der rote Hinweisstempel Pardubice – Prag als auch der aufgelegte 2 farbige Sonderstempel. Von diesem Ereignis gibt es sehr viel Souvenir Belege. Sie wurden am Flugplatz gefertigt und den Besuchern ausgehändigt. Philatelistisch interessant sind nur Belege, die einer echten Beförderung unterzogen wurden. Das ist nur am Bestätigungsstempel in Prag zu erkennen. Das Prag an der Moldau liegt, ist an diversen Wasserflecken erkennbar (leider).

Jan Kaspar hat mit seinem ersten Flug von Pardubice nach Prag am 13.05.1911 die Ära der Fliegerei in Böhmen eingeleitet.

Der Flugplatz Pardubice ist ein Unikum – ursprünglich ein Militärflugplatz, wird er seit 1995 sowohl vom Militär als auch der zivilen Luftfahrt genutzt. Das Sagen hat das Militär, das heißt in der Praxis, alle zivilen Flüge müssen durch das Militär bestätigt werden. Primär werden hier Flüge nach Russland abgefertigt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 22.02.2019 11:40:18 Gelesen: 160428# 114 @  
Unser heutiger Beleg ist Bestandteil einer Geschichte, die wohl nicht so gut verlaufen ist wie die von anderen Flugplätzen in der Tschechoslowakei.



Es handelt sich um den Erstflug Piestany – Bratislava – Wien vom 03.06.1935. Einen echten Bedarfsflug ab Piestany, egal in welche Richtung, wird man kaum finden und da sind wir schon beim Kernproblem des Flughafens.

Piestany war ein international anerkannter Badeort wie Karlsbad oder Marienbad. Es war spezialisiert auf Rheuma Erkrankungen. Der wesentliche Nachteil dieses Bades gegenüber den anderen beiden Orten – seine dezentrale Lage gegenüber Gästen aus Deutschland. Die Klientel aus Österreich und Ungarn reichte vom finanziellen Aspekt einfach nicht aus.

Hinzu kommt die Tatsache, das Piestany erst 1945 das Stadtrecht bekam. Wirtschaft war nicht im größeren Umfang vertreten. Die Frage nach einer zentralen Schaltstelle im Netz des Flugverkehrs der Tschechoslowakei bis 1939 stellt sich kaum – direkte Anbindungen gab es nur nach Prag, Bratislava und Uzhorod. Letztere beiden Städte hatten aber selbst direkte Verbindungen nach Prag oder Wien, ohne auf Piestany angewiesen zu sein. Bleibt das Fazit – der Flugplatz Piestany stellt aus wirtschaftlicher Sicht eine komplette Fehlinvestition dar.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.03.2019 13:29:01 Gelesen: 160109# 115 @  
Heute gibt es Post aus der drittgrößten Stadt Finnlands – Tampere. Von hier aus ging es nach Helsingfors / Helsinki, wobei offen bleibt, ob per Flugzeug oder auf dem Landweg. Eine Flugverbindung bestand durch die Aero O/Y, einer finnischen Luftfahrtgesellschaft.



Flugpost von Helsinki nach Prag ist immer hochinteressant – weil es zwei völlig verschiedene Verbindungswege gibt. Ein Weg wäre am 25.04. um 07.30 Uhr von Helsinki über Reval, Riga und Wilna nach Warschau. Dort käme er um 12.25 Uhr an und würde am nächsten Tag (der 26.04.) nach Prag abgehen um 08.20 Uhr. In Prag wäre Ankunft um 11.30 Uhr. Die Linie hat für unseren Beleg einen Haken – die Verbindung von Warschau nach Prag geht nur Dienstag, Donnerstag und Samstag. Der 26.04. war ein Montag.

Kommt also die Hauptstrecke über Berlin in Frage. Dazu ging der Brief in Helsinki am 25.04. um 07.40 Uhr in Helsinki ab nach Stockholm und von dort nach Kopenhagen. Hier kam er um 11.45 Uhr an und musste bis zum nächsten Tag warten. Am 26.04. um 09.00 Uhr fand der Brief Platz in der Maschine nach Berlin, wo er um 10.50 Uhr ankam. Um 13.50 Uhr ging es auf der Strecke Berlin – Dresden – Prag zum Bestimmungsort und kam dort um 15.35 Uhr an. Das korrespondiert auch mit dem Ankunftsstempel in Prag um 16.00 Uhr. [1]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh37/
 
Detlev0405 Am: 08.03.2019 10:26:26 Gelesen: 159831# 116 @  
Unsere heutige Karte ist wieder einmal vollgepackt mit Mysterien und Fragezeichen. Dabei war ihre ursprüngliche Destination sehr einfach, von Wien nach Brno (Luftlinie 110 km). Geschafft hat sie letztendlich fast 400 km. Aber der Reihe nach.



Am 04.10.1935 schreibt ein Galan seiner Komtesse in Brno einen lieben Gruß von der Kaiser Franz Josef Ausstellung in Wien – Schönbrunn. 4 Tage brauchte die Karte, um endlich am Flughafen von Wien einzutreffen und abgefertigt zu werden. Warum wird sich wohl nicht mehr ergründen lassen.

Nachdem die Karte am 08.10.1935 gegen 08 Uhr am Flughafen abgefertigt wurde, sollte man glauben, es geht auf direktem Wege nach Brno. Zumal der Tag ein Dienstag war und die DLH an diesem Tag 13.40 Uhr direkt nach Brno flog und dort 14.25 Uhr ankam. Aber Beamte haben wohl ihre eigene Logik. So wurde die Karte um 09.05 Uhr auf die Strecke der CSA verfrachtet und kam in Prag um 10.35 Uhr an.



Davon zeugt auch der Ankunftsstempel von 11 Uhr. Um 16 Uhr ging es dann von hier aus nach Brno mit der CSA, um dort gegen 17.15 Uhr einzutreffen.



Das bezeugt auch der Ankunftsstempel in Brno gegen 18 Uhr. Das diese Teilstrecke auch wirklich geflogen wurde, zeigt und der violette Abfertigungsstempel von Brno 2 nach Horka RV12.



Und wir haben noch ein kleines Mysterium, auf das ich aber keine Antwort weiß. Offensichtlich wurde die Karte mit Nachporto belegt, wie der Stempel T und der handschriftliche Vermerk 26 vermuten lässt.



Eigentlich gab es ja gültige Portomarken von 1928, aber vielleicht ließ sich der krumme Wert in Marken nicht darstellen. Die Marken gab es zu 5, 20 und 30 Heller. Ob die Karte unter frankiert war, kann wohl nur ein Österreich Spezialist hier sagen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.03.2019 11:37:41 Gelesen: 159522# 117 @  
Mein heutiger Brief stammt aus dem tiefen Südamerika und ist für mich einfach eine Augenweide. Dazu trägt gewiss die dort übliche Art der gestalteten Vordruckbriefe bei, es ist aber auch die Einzelfrankatur der der Michel Nr. 524 und die sauberen Stempel.



Am 29.02.1936 wurde der Brief in Montevideo / Uruguay aufgegeben. Es war ein Samstag und zugleich ein Schalttag. Da solche Langstreckenflüge in der Regel nur einmal die Woche zu dieser Zeit durchgeführt werden, ist die Bestimmung des Aufgabetages sehr wichtig.

Schauen wir in den Flugplan der Air France auf der Südamerika Route, so können wir erkennen, das die Post am Sonntag den 01.03.1936 in Montevideo abging. [1] Über Rio de Janeiro, Bahia und Natal ging es auf den afrikanischen Kontinent in Dakar – Casablanca um am Mittwoch in Paris einzutreffen. [2] Seinen Bestätigungsstempel erhielt der Brief allerdings erst am Donnerstag den 05.03.1936 früh. Offensichtlich kam der Brief am Vortage erst spät in der Nacht an.

Von Paris ging es weiter über Straßburg nach Prag, wo der Brief am Freitag den 06.03.1936 seinen Bestimmungsort erreichte.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3604p/af364-24.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3604p/af364-31.jpg
 
Detlev0405 Am: 29.03.2019 13:01:45 Gelesen: 159265# 118 @  
Zwei Jahre später gab es wieder Post aus Montevideo. Briefverkehr zwischen zwei Banken in Uruguay und der Tschechoslowakei.



Auf den ersten Blick hat sich nichts geändert. Am Samstag auf geliefert der Brief, wurde er am Sonntag den 27.03.1938 auf Reisen geschickt. Und wie zwei Jahre zuvor kam er nach 4 Tagen in Marseille oder Paris an. [1] Und da ist auch der Unterschied. In Montevideo erhielt der Brief den Vermerk, das er mit der Air France zu befördern sei.



Und in deren Hände blieb der Brief bis Prag. Das ist wohl auch der Grund dafür, das unterwegs keine Etappenstempel angebracht wurden. So bleibt uns verborgen, ob der Brief bis Marseille oder Paris transportiert wurde, ehe er nach Prag geliefert wurde. Dort traf er dann am 01.04.1938 (kein Aprilscherz) ein, bevor er dann um 23 Uhr am endgültigen Bestimmungsort in Gablonz eintraf.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3803/af383-19.jpg
 
Detlev0405 Am: 09.04.2019 10:37:29 Gelesen: 159026# 119 @  
Heute gibt es wieder Post aus Asien und zwar von der längsten zu dieser Zeit geflogenen Strecke der Welt Niederländisch Indien (heute Indonesien) nach den Niederlanden. Immerhin wurden über 14.000 km zurückgelegt auf dieser Verbindung durch die KLM mit Landflugzeugen des Typs DC-2 und DC-3.



Am 27. November 1937 fand der 500. Flug auf der Strecke Bandoeng (heute Bandung) nach Amsterdam statt. Bandoeng war seit 1920 Sitz des militärischen Hauptquartiers der Kolonie Niederländisch – Indien. Aufgegeben wurde der Brief am 27.11.1937 in Bandoeng und erreichte Amsterdam am 2.Dezember 1937 gegen Mittag auf dem Flugplatz Schiphol.

Der Flug wurde auf der Strecke Bandoeng – Singapore – Bangkok – Calcutte – Karachi – Baghdad – Alexandria – Athen vollzogen. [1] Von dort aus ging es entsprechend dem Winterflugplan über Neapel und Marseille nach Amsterdam.
Gewürdigt wurde dieser Flug mit einem Sonderstempel in Bandoeng zum 500. Flug. Diesem Sonderstempel folgend, wurde die „Reiger“ (Reiher) für diesen Flug eingesetzt – also eine DC-3 mit der Kennung PH-ALR. Die Strecke kann in einem zeitgenössischen Prospekt der KLM nachvollzogen werden (Ausschnitt). [2] Die Ankunft wurde bestätigt durch den Stempel vom „Amsterdam-Centraalstation“, wo ein großer Teil der Luftpost bearbeitet wurde.



Bei der Beurteilung, ob der Brief von Amsterdam nach Prag per Luftpost befördert wurde, bleibt nur der Bereich der Spekulation übrig. Der Brief kam um 21 Uhr in Amsterdam an und konnte am 3. Dezember von der KLM auf der Route Amsterdam – Wien um 10.30 Uhr abgeschickt werden und traf in Prag dann um 14.15 Uhr an. Da der 03.12. ein Freitag war, deckt sich das mit dem Flugplan der KLM [3]. In Prag wurde der Brief aber erst am 04.12. abgestempelt. Da es aber am Postamt Prag 7 geschah (Bereich des Flughafens wie aus anderen Stempeln des Flughafens ersichtlich). sollte die Antwort im 4 stelligen Nummernstempel – Zensur – zu finden sein. Somit wäre die Zeitverzögerung von einem Tag auf die Postzensur zurück zu führen. Eine Beförderung per Bahn wäre auch möglich, da er aber an Prag XIII adressiert war, ist die Bearbeitung in Prag 7 wenig plausibel.

Ich danke wieder Wolfgang (saintex) für die Informationen zu den Details des Fluges.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl37b/kl37b-04.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl37b/kl37b-01.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/kl36/kl36-5.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.04.2019 09:23:40 Gelesen: 158689# 120 @  
Heute habe ich ein kleines Päckchen Luftpostbriefe aus Argentinien bekommen. Beim sortieren fiel mir dann auf, das sie alle zwei verschiedene Transportwege hinter sich gebracht haben. Der eine Weg wurde durch die Syndicato Condor LTDA, einer Tochter der Deutschen Lufthansa A.G., und der andere durch die Air France betrieben. Heute werde ich zwei „Condor“ Briefe vorstellen.



Beide Briefe haben eines gemeinsam – sie sind mit der gleichen Maschine nach Europa gekommen. Der erste Brief wurde am 01.06.1938 (einem Mittwoch) in Buenos Aires aufgegeben und erhielt auf der Rückseite den Luftpost Stempel. Auffallend und attraktiv zugleich ist der Vordruckbrief von/für die „Condor“ Linie. Am Donnerstag den 02.06. ging der Flieger von Buenos Aires ab nach Europa. Über Porto Alegre – Rio de Janeiro nach Natal, wo er am Freitag ankam. Von Natal ging der Flug weiter über Bathurst – Las Palmas – Sevilla nach Frankfurt am Main. Dort traf er am 05.06,1936, einem Sonntag. [1] Dort wurde er am gleichen Tag für die weitere Beförderung nach Prag abgefertigt. Von Frankfurt ging der Brief höchstwahrscheinlich um 12.10 Uhr nach Nürnberg und weiter nach Prag, um dort gegen 19.00 Uhr einzutreffen. [2] Dort erhielt er den Ankunftsstempel der Auslandsstelle von Prag 7 am 06.06.1938.



Der zweite Brief war äußerlich einfacher aufgemacht – es reichte ein eigenhändiger Vermerk „Condor“. Auffallend, der Brief erhielt auf der Vorderseite für die Marken die Abstempelung von der Luftpoststelle. Die Erklärung ist einfach – er kam auf dem letzten Drücker, um 2 Uhr Morgens. Um 4 Uhr ging der Flieger in Buenos Aires ab.

Da der Brief bis Brno ging, wurde er in Prag im Transit behandelt und erhielt den Flugpoststempel. Diese Teilstrecke nach Brno wurde auch per Flugzeug zurück gelegt. Das erkennt man zum Ersten am Ankunftsstempel in Brno am gleichen Tag um 18 Uhr und zum Zweiten am Eingangsstempel des Flughafens Brno (Horka RV12) auf der Vorderseite (wenn auch sehr zart gestempelt).



Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/sc3703.htm
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh38b/dlh38-7.jpg
 
Detlev0405 Am: 24.04.2019 13:08:42 Gelesen: 158440# 121 @  
Heute stelle ich euch zwei Belege von der Air France auf der gleichen Strecke vor – Buenos Aires nach Prag bzw. Brno.



Der erste Brief wurde in Buenos Aires am 24.07.1937 aufgegeben. Handschriftlich der Vermerk „ via Air France „ gibt die Abfertigung der Post mit der gewünschten Fluggesellschaft vor. Von Buenos Aires ging der Flug über Porto Allegro, Rio de Janeiro, Natal über den Ozean nach Dakar und Tanger bis zum europäischen Kontinent nach Barcelona. [1] Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten des Weiterfluges für den Brief. Zum einen umladen in Marseille auf die Direktverbindung nach Prag oder er fliegt bis Paris und geht dort von über Straßburg nach Prag. Ankunft des Briefes aus Buenos Aires war für beide Orte in Frankreich ein Mittwoch. Am Donnerstag um 13 Uhr war der Brief in Prag. Da der Flug von Paris nach Prag am Donnerstag früh um 7 Uhr abging und um 12.50 Uhr in Prag sein sollte ist anzunehmen, das diese Beförderung am nächsten liegt. [2] Bestätigt wurde die Beförderung durch die Auslandspoststelle.

Auch unser zweiter Brief ging den gleichen Weg und weiter nach Brno.



Er wurde am 29.07.1939 in Buenos Aires abgefertigt und erreichte Prag am 03.08.1939. Am nächsten Tag erreichte er seinen Bestimmungsort in Brno. Stellt sich die Frage – wozu zeigt er uns den dann ? Die Frage wird durch die beiden Bestätigungsstempel beantwortet. Auch wenn die tschechischen Marken mit Gültigkeit noch bis zum 15.12.1939 aufgebraucht werden konnten, verwundert es dann doch, das beide Stempel etwa 5 Monate nach der Besetzung der Tschechoslowakei noch komplett in tschechisch verwendet wurden. Das ist dann wohl doch eine Besonderheit, die Beachtung finden muss.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-22.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-06.jpg
 
Detlev0405 Am: 30.04.2019 07:15:06 Gelesen: 158154# 122 @  
Ich habe bestimmt schon mehr als ein Dutzend Belege, die über Athen als Relaisstation für renommierte Airlines wie Imperial Airways oder KLM aus Richtung Asien oder Afrika kamen. Jeder dieser Belege wird geziert von einem Athener Rollenstempel, der so zerquetscht, das er sich nicht einmal für eine Rate Sendung eignet.



Deshalb wird es jeder nachvollziehen können wie ich mich freute, als es mir gelang, mal einen sauberen Stempelabschlag von Athen – Luftpost zu erhalten.



Es handelt sich um einen Brief von Athen nach Prag, der am Flugplatz am 02.08.1937 aufgegeben wurde. Das eigentliche Aufgabepostamt bleibt der griechischen Tragödie treu und stempelt auch wieder unleserlich. Absender ist eine internationale Gesellschaft für kaufmännische Ausbildung, die sich an ihre Sektion in Prag wendet. Am Montag, den 02.08. um 23 Uhr abgefertigt, konnte der Brief mit dem Dienstag und Samstag stattfindenden Flug nach Belgrad mitfliegen.

Ab Athen um 11.15 Uhr war er in Belgrad um 13.45 Uhr. Dort wurde er um 14.05 Uhr auf die Reise nach Budapest geschickt und traf um 15.30 Uhr ein. Weiter ging es hier um 16 Uhr nach Wien mit Ankunft um 17.05 Uhr. Wien verließ der Brief um 17.20 Uhr um endlich um 18.35 Uhr an seinem Bestimmungsort Prag einzutreffen. [1] Dort wurde er reichlich mit Stempeln versehen, dem Stempel des Auslandspostamtes am Flugplatz und Haupttelegrafenamt (warum der erschließt sich mir nicht) und am nächsten Tag über das Zustellpostamt in Prag 1 dem Empfänger zugestellt zu werden.

Bemerkenswert ist die Tatsache, das der Brief um 21 Uhr sowohl das Auslandspostamt als auch zwei Bereiche des Haupttelegrafenamtes passierte – 4a und 1c.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh37/dlh37-17.jpg
 
Detlev0405 Am: 07.05.2019 06:30:49 Gelesen: 157931# 123 @  
Unser heutiger Brief ist ein gewöhnlicher Brief von Prag nach Chust. Also keine Luftpost – wieso taucht er dann hier auf ?



Die Antwort finden wir in einem kleinen Detail. Es geht um den Absender des Briefes, der Masarykova Letecka Liga (Fliegerliga „Masaryk“). Damit ist der Beleg ebenfalls ein kleines Detail der Tschechoslowakischen Luftpostgeschichte in der 1.Republik und schließt nahtlos an meinen ersten Beitrag in diesem Thread. Jetzt weiß ich auch was im Karlsbader Stempel das MLL bedeutet.



Die Geschichte begann mit der Gründung des Masaryk Luftfahrtfond am 03.01.1923 und nahm aktiv an der Entwicklung der Luftfahrt teil. Zum Geburtstag des Präsidenten Masaryk am 07.03.1926 wurde der Fond in die Liga umgewandelt. Die Organisation bestand im Hauptquartier, den Landkreisen, den Ortsgruppen und den direkten Segelvereinen. Im Jahre 1928 hatte die MLL bereits 310 Ortsgruppen und 8 Bezirksorganisationen. Ab 1930 übernahm die MLL die Ausbildung von Segelfliegern und betätigte sich bei der Entwicklung und den Bau nicht motorisierter Flugzeuge. Ein großer Förderer des MLL war J.A. Bata aus Zlin. Im Oktober 1934 existierten 92 Segelflugverbände in denen 408 Piloten ausgebildet wurden. [1]

Damit wird die Rolle der Liga ersichtlich sowohl bei der Propagierung des Flugwesens als auch konkret bei der Nachwuchsförderung für Piloten. Viele Flugveranstaltungen wurden durch die MLL organisiert.

Gruß
Detlev

[1] http://www.vrtulnik.cz/ww2/mll.htm
 
Detlev0405 Am: 14.05.2019 09:20:36 Gelesen: 157552# 124 @  
Manchmal muss man einfach Glück haben, wie in diesem Fall. Ich habe lange nach einem Bedarfsbeleg aus Spanien gesucht und nicht gefunden. Dann lachte mich ein Flugpostbeleg aus Spanien an, aber kein gewöhnlicher und doch ein Bedarfsbeleg.



Es handelt sich hier um einen Beleg aus dem spanischen Bürgerkrieg von 1936 – 1939. Er wurde abgeschickt in Valencia, der republikanischen Seite des Bürgerkrieges. Auffallend – es gibt keine Absenderangabe auf dem Brief, offensichtlich aufgegeben von einem Interbrigadisten aus der Tschechoslowakei.
Der Brief ist beispielhaft für die komplette Bestätigung aller Teiletappen mittels notwendiger Stempel. Den Anfang macht der Luftpoststempel von Valencia.



Dort wurde der Brief am 02.05.1937 abgefertigt. Da der Brief erst um 12 Uhr einging, wurde die Beförderung erst am 03.05.1937 um 09.35 Uhr möglich. [1] Von dort aus ging es über Barcelona, Toulouse nach Paris. In Paris kam der Brief um 17.30 Uhr an. Ein Bestätigungsstempel von Paris liegt früh um 08.30 Uhr am 04.05.1937 vor.



Demnach wurde der Brief zu spät bearbeitet, um den Flug früh um 07.00 Uhr nach Prag zu erreichen. Also ging er dann am 05.05.1937 von Paris aus nach Prag ab. Dort kam er dann um 11.40 Uhr an. Das deckt sich auch mit dem Bestätigungsstempel von 12.00 Uhr am gleichen Tag. [2]




Prag verließ der Brief mit dem Flugzeug um 16.20 Uhr, um eine Stunde später in Brno zu landen. Das bestätigt auch der Tagesstempel von Brno 2 um 18.00 Uhr. [3] Auch der in Brno übliche Flugplatzstempel wurde als Ankunftsbestätigung abgeschlagen, wenn auch nur schwach sichtbar.



Wirklich spannend wird es, wenn wir uns die Zensurstempel auf dem Brief ansehen. Ich schicke voraus, das ich kein Kenner Spaniens bin. Sehe ich mir auf der Vorderseite den violetten Militärzensurstempel an, so fällt mir auf, das er angebracht wurde, bevor er von der Post in Valencia bearbeitet wurde. Die Marke zu 10c in grün und der Tagesstempel darauf liegen offensichtlich über dem Zensurstempel.



Noch deutlicher wird der Sachverhalt, wenn man den Zensurstempel auf der Rückseite betrachtet. Er ist vom 30.April 1937. Und er deckt eine der 1c Marken ab – offensichtlich als Verschlussmarken eingesetzt ? Ebenso die braune 2c Marke.Diese ist unter der Verschlussklappe komplett erhalten ( Betrachtung im Lichtkasten ).



An der Stelle ist es nun notwendig, die Meinung eines Spezialisten einzufügen, denn ich irre an der Stelle. Wer wenn nicht Wolfgang (saintex) konnte mir da weiter helfen:

„Was Du hinsichtlich der Praxis der Zensur vermutet hast, trifft zu. Jeder Bataillonskommandeur hatte für sein Bataillon einen Quartiermeister (furriel) zu bestimmen, zu dessen Aufgaben auch die Postversorgung gehörte und dem die für das Ausland bestimmte Post der Freiwilligen im offenen Briefumschlag zu übergeben war. Über den Stab des Bataillons bzw. der Brigade wurden die offenen Briefumschläge der Freiwilligen an den für ihren Standort zuständigen  zentralen Postdienst der internationalen Brigaden (Servicio Central de Correos) weitergeleitet, wo die Post der Freiwilligen auch zensiert wurde. Im Falle Deines Briefes wurde dieser in Albacete zensiert, wo sich im April/Mai 1937 auch der zentrale Stützpunkt und das Ausbildungslager der internationalen Brigaden befanden, und dort wurde auch vorderseitig der violette Kastenstempel „Visado por la Censura Militar“ und rückseitig der schwarze Kastenstempel „S.C.C. 30 ABR 1937 111“ abgedruckt. Die Abkürzung S.C.C. steht für Servicio Central de Correos und der Code 111 für Albacete (es gab noch einen zweiten Standort des S.C.C. in Madrid mit dem Code 222 für die Post der Freiwilligen, die im Bereich Madrid kämpften). Bei dem rückseitig angebrachten schwarzen Kastenstempel handelt es sich demnach entgegen Deiner Vermutung nicht um einen Zensur- sondern um einen Poststempel.

Nachdem die Post der Freiwilligen in Albacete die Zensur durchlaufen hatte, wurden die dann  vermutlich zwischenzeitlich verschlossenen Briefumschläge nach Valencia transportiert, dort frankiert und über die Beförderungswege der staatlichen spanischen Post in ihre Bestimmungsländer befördert.

Abschließend noch der Hinweis auf folgende Besonderheit Deines Luftpostbriefes in die C.S.R.: Es soll damals nach den für die Post der Freiwilligen in ihre Heimat geltenden spanischen Bestimmungen so gewesen sein, dass  nur Post nach Frankreich und in die Tschechoslowakei mit Briefmarken frankiert werden durfte und mit Luftpost befördert werden konnte. Post nach anderen Bestimmungsländern wurde in Valencia mit einem Freistempelgerät der Marke „HASLER“ Modell F 22 frankiert und auf dem Land- bzw. Seeweg in das jeweilige Bestimmungsland befördert.“


Eigentlich sollte es nur ein weiterer Beleg für meine Sammlung sein – schlussendlich wurde es ein umfangreiches zeitgeschichtliches Dokument in vielerlei Hinsicht.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-11.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3704/af374-06.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg

Quellen zu Wolfgangs Beitrag:
Zur Postgeschichte der internationalen Brigaden

Ernst L. Heller, Historia postal y servicio postal de las Brigadas Internacionales, Madrid 2007 427 Seiten; Francisco Aracil, Las Brigadas Internacionales, Madrid 2002 125 Seiten

Zur Luftpost während des spanischen Bürgerkrieges (republikanische Seite)
Félix Gómez-Guillamón, El Correo Aereo en la Guerra Civil Espanola, Zona Republicana (1936-1939), Madrid 2007 167 Seiten
 
 
Detlev0405 Am: 24.05.2019 19:15:20 Gelesen: 157175# 125 @  
Heute gibt es eine Fortsetzung des Beitrages [#208], aber diesmal ein echter Bedarfsbeleg von der Strecke Prag – Marienbad. Also die Gegenstrecke vom Beitrag [#208].



Unser heutiger Brief ist am 20.04.1929 in Prag abgefertigt worden und ging nach Marienbad. Ordnungsgemäß mit einer MiNr. 200 als obligatorische Flugpostmarke frankiert und mit dem blauen Luftpostaufkleber versehen. Da er am Flugplatz direkt abgefertigt wurde, wie der Stempel von Prag 82 Flughafen ausweist , ist die Destination nach Marienbad als bewiesen anzunehmen. Leider gibt es keinen Bestätigungsstempel von Marienbad. Die einzige Möglichkeit über Karlsbad konnte erst zwei Jahre später als Möglichkeit in Betracht kommen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 01.06.2019 08:02:04 Gelesen: 156948# 126 @  
Der heutige Beitrag soll etwas Licht in die Rolle Athens bei der Luftpost von Athen nach Prag bringen. Dabei beziehe ich mich auf das Werk von Peter Wingent: Der DLH Athen – Berlin Dienst 1932 -1939 (mir liegt der Aufsatz in PDF Form vor, eine andere Quelle kann ich nicht angeben).

In den 30er Jahren war Athen Dreh- und Angelpunkt für die Fluggesellschaften Imperial Airways, KLM, Air France und Deutsche Lufthansa. Sowohl aus Asien als auch aus Afrika trafen hier die Linien ein. Während die Air France, KLM und Imperial Airways von Athen über Rom und/oder Marseille ihre Flüge fortsetzten, war die DLH für Zentraleuropa maßgeblich.

Nun gibt es eine Besonderheit. Sehen wir auf die Flugstrecke 1936 bei Herrn Wingent (Seite 16) fällt auf, das die Strecke von Athen über Saloniki – Sofia – Belgrad – Budapest – Wien nach Berlin ging. Von Wien nach Berlin wurde diese Strecke aber nicht über Prag sondern über München geführt. Offensichtlich hatte es die Tschechoslowakei und die CLS/CSA versäumt, in Vertragsverhandlungen mit Deutschland und der DLH sich in diese Strecke mit einzubringen – mit gravierenden Folgen. Der größte Teil der in Athen aufgelaufenen Post ist per Bahn weitergeleitet worden nach Prag.



Unser Brief ging von Alexandria nach Karlsbad. Aufgegeben am 31.07.1936 weist der Brief im Original eine untypische Besonderheit auf – er ist innen massiv mit Baumwolle ( Leinen ) versehen und hat leer schon ein Gewicht von 10 Gramm. Oben rechts auf der Vorderseite sieht man noch einen Bindfaden vom inneren des Briefes.



Erstaunlich ist auch das Porto des Briefes – 190 Mills. Bei Herrn Wingent ist auf Seite 10 oben zu lesen, das der Tarif für Luftpost aus Ägypten 20 Mills per 20gms betrug in die Tschechoslowakei. Möglicherweise ist die feine Bleistiftnotiz unter den beiden 20 Mills Marken eine Gewichtsangabe – 31 Gramm. Trotzdem vermag ich das Porto nicht aufzuschlüsseln.



Der Flug ging am 31.07.1936 aus Alexandria ab mit der Imperial Airways um 03.30 Uhr zum Samstag ab und erreichte Athen am gleichen Tag Abend. Abgestempelt wurde der Brief in Athen mit dem üblichen fast unleserlichen Stempel von Athen am 02.08.1936.



Das deckt sich auch mit dem Flugplan der Gesellschaft.[1] Von Athen aus ging der Brief dann per Bahn nach Karlsbad, wo er am 05.08.1936 eintraf.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw36f/iaw36f-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 08.06.2019 06:00:06 Gelesen: 156685# 127 @  
Lange Zeit habe ich bei jedem angebotenen Luftpostbeleg aus Israel in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Finger von gelassen, ja sogar gezweifelt ob es denn eine Flugpostverbindung nach Europa gab. Dann flatterten die ersten Belege ins Haus, bei denen man auf der Rückseite den sagenhaften verschwommenen Stempel von Athen entziffern konnte. Alle hatten aber eines gemeinsam – keinen Bestätigungsstempel von Prag für den durchgeführten Flug.



Und wieder waren Geduld und Zufall die besten Helfer. Ein Luftpostbrief von Tel Aviv mit Ankunftsstempel in Prag. Sieht man nun bei den gängigen Luftfahrtgesellschaften aus dieser Zeit nach, findet man aber weder bei der KLM, der DLH, Air France noch bei Imperial Airways eine passende Verbindung bis nach Prag.



Der Durchgangsstempel von Baneasa – Bukarest bringt einen aber irgendwann auf die richtige Spur. Bei der Durchsicht zu Informationen über den Flughafen Baneasa stößt man auch auf die LOT (polnische staatliche Luftfahrtgesellschaft) und ist auf der richtigen Spur.

Am 13.10.1938 in Tel Aviv aufgegeben, wurde der Brief auf dem Landweg nach Lydda (heute Lod) gebracht. Von dort ging die Post am 14.10.1938 früh um 8 Uhr in Richtung Athen ab und wurde weiter über Sofia bis Bukarest transportiert. [1]

Von dort aus nahm sich die DLH des Briefes an und flog über Budapest und Wien nach Prag. Dort kam er dann gegen 16.25 Uhr, was auch durch den Ankunftsstempel von Prag 82 bestätigt wird.

Zugabe auf dem Brief noch ein Werbestempel für Jaffa Orangen. Diese Destination mit der LOT ist aber bei der täglichen Suche nach entsprechenden Belegen sehr selten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/lo/lo38/lo38-11.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh38b/dlh38-7.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.06.2019 06:33:33 Gelesen: 156413# 128 @  
Unser heutiger Brief ist ein einfacher Firmenbrief – aber einer von den großen tschechoslowakischen Luftfahrtgesellschaften.



Es handelt sich um den Brief der CLS (Èeskoslovenská letecká spoleènost), wie er in den Jahren der Gründung üblich war. Die CLS wurde am 22.01.1927 im Skodawerk in Plzen gegründet. Daher war es auch kein Wunder, das diese Gesellschaft gegenüber der staatlichen CSA im Jahre 1928 über 1,5 Mio Kronen mehr Kapital verfügte und somit auch international ein begehrter Partner wurde. So kam es zu vertraglichen Verbindungen zur Deutschen Lufthansa und der Östereichischen Luftverkehr.

Die bekanntesten Strecken, die in Kooperation bedient wurden, waren Berlin – Prag – Wien, Prag – Kassel – Rotterdam und Prag – München – Zürich.

Bei dem finanziellen Hintergrund ist es natürlich kein Problem, sich einen umfangreichen Flugzeugpark zuzulegen. So waren 1928 6 Avia BH-25 und 2 Fokker F.VIIa im Einsatz, 1930 kamen 8 Fokker F.XVII hinzu, 1936/37 insgesamt 5 Douglas DC-2 sowie 1937/38 3 Douglas DC-3.

1939 beendete die CSA ihre Aktivitäten.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 25.06.2019 12:51:58 Gelesen: 156210# 129 @  
Mein heutiger Beitrag geht in die 20er Jahre der tschechoslowakischen Luftpost zurück und räumt auch mit Klischees von allgemeinen Tschechoslowakei Prüfern auf. Zugegeben, sie sind nicht automatisch auch qualifiziert, ein solch spezielles Gebiet wie die Luftpost des Landes zu bewerten.

Zu den Fakten. In der Anordnung Nr.42 des Ministerium für Post und Fernmeldewesen vom 12.08.1920 wird die Abfertigung von Luftpost genau beschrieben. Im Punkt 2 wird verankert, das eine extra Bezeichnung zur Luftpost in tschechisch und französisch vorzunehmen ist , wenn Aufkleber existieren diese anzuwenden sind. Im Punkt 3 wird -a- die Verwendung von Luftpostmarken zwingend vorgeschrieben und -b- eine Befreiung von Luftpostzuschlägen für Luftpostsendungen kategorisch ausgeschlossen. Es wird der Luftpostzuschlag mit entsprechenden Luftpostmarken vorgeschrieben. Ab 01.04.1928 wird durch die Anordnung 30 der blaue Luftpostaufkleber zwingend vorgeschrieben für Luftpostsendungen und beendet die bis dahin gängige Praxis der verschiedenen Aufkleber und Stempeln.

Die beiden folgenden Karten zeigen, wie von den gesetzlichen Bestimmungen offiziell abgewichen wurde, ohne das Sanktionen erfolgten. Post, die von der CIDNA befördert wurde, erhielt ab 1924 einen eigenen Stempel.



Die erste Karte stammt aus dem Jahre 1928 und ist adressiert nach Paris. Markant der rote CIDNA Stempel auf der Karte. Wer sich mit dem Porto auskennt, erkennt sofort, es wurde nur das normale Porto für eine Auslandspostkarte frankiert – 1,50 Kc. (vgl. Horka Seite 192 Tabelle 46). Bei dem roten CIDNA Stempel handelt es sich um den im Hauptpostamt in Prag 1 verwendeten Stempel. Bei Horka registriert unter der Nummer RV3.



Die zweite Karte stammt (wenn ich das Stempelfragment richtig interpretiert habe) aus dem Jahre 1926. Auch sie ist adressiert nach Paris. Sein Abschlag ist in schwarz metallic gehalten (für mein mangelhaftes Farbverständnis eher violett) und war am Postamt Prag 25 im Einsatz. Natürlich stellt sich die Frage, warum gerade dieses eine Postamt innerhalb der Stadt außerhalb des Hauptpostamtes. Die Antwort auf diese Frage findet man nur, wenn man den Sitz der CIDNA in Prag sucht. Und ich wurde fündig – es ist Prag II, Narodni trida 6. Die dort auf gelieferte Post wurde dann im Postamt 25 postalisch bearbeitet und weitergeleitet. Diese Praxis des Auflieferns bei der CIDNA war wohl weniger geläufig, denn der rote CIDNA Stempel kommt wesentlich häufiger vor. Horka registriert den Stempel unter RV4.

Auch die zweite Karte wurde nur mit dem normalen Porto für eine Karte ins Ausland frankiert. Es ist wichtig die Fußnote bei Horka auf der Seite 184 zu lesen. Demnach wurden die für die CIDNA bestimmten Briefe und Karten ohne Luftpostzuschlag mit dem Stempel versehen und als Luftpost befördert. Das galt aber nur für Post nach Straßburg, Paris und London. Weiter gehende Destinationen sind mir in der Zeit nicht bekannt. Die Verwendung dieses Stempels sollte eigentlich ab 01.04.1928 beendet sein, in der Fachliteratur findet man aber Bemerkungen, das der Stempel noch in den 30er Jahren auftaucht.

Somit räumt die Geschichte um den CIDNA Stempel mit zwei Vorurteilen zur Beförderung tschechoslowakischer Luftpost auf.

Zum Ersten und Wichtigsten, es muss nicht zwingend eine Luftpostmarke verklebt worden sein, um als Luftpost befördert zu werden. Das zeigen vermehrt zu findende Belege besonders ab den 30er Jahren und vor allem die Praxis der Firmenfreistempler, wenn sie auch relativ selten sind.

Zum Zweiten und das ist die einzige mir bekannte Ausnahme der 20er Jahre – es gibt auch Luftpost ohne Luftpostzuschlag. Obwohl es ein entsprechendes Gesetz gab. Ab April und Mai 1938 wurde in eine Reihe von europäischen Staaten der Luftpostzuschlag bis zum Ende der Tschechoslowakei aufgehoben. Das gleiche galt für die Sowjetunion vom 17.07.1937 – 29.07.1938.

Gruß
Detlev
 

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