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Thema: Schweiz: Gedanken zur Marktlage 2018
Richard Am: 22.01.2018 09:11:29 Gelesen: 2798# 1 @  
Wie in den letzten Jahren zitieren wir hier mit Erlaubnis des Autores auszugsweise die "Gedanken zur Marktlage" der Honegger Philatelie AG aus Schmerikon. Dieser Beitrag stellt keine Werbung und keine Empfehlung dar.

Lassen Sie mich einen Blick auf die verschiedenen Sparten unseres Geschäftsfeldes der Alt-Schweiz-Marken von 1843 bis etwa 1870 werfen. Nach wie vor sehr gut liegen die ungebrauchten ungezähnten Ausgaben. Hier sieht man immer mehr, dass kaum jemand hier ein eigentliches Lager hat und dass man die Stücke – auch als spezialisierter Händler – einzeln zusammensuchen muss. Wie Sie wissen, ist für diese Ausgaben (Kantonals bis und mit Strubel) kein Gummi erforderlich. Er wird im Katalog des Schweiz. Briefmarken-Händler-Verbandes weder verlangt, noch bewertet. Bei den gestempelten Werten bringen gute und seltene Abstempelungen Rekordpreise. Bei den normalen Stücken realisieren langsam die Auktionsfirmen, dass man den Markt mit all zu viel an solchermassen gewichtigen Stücken ohne weiteres auch überfordern kann. Kommen dann noch zeitliche Konflikte oder unakzeptable Versteigerungsbedingungen dazu, ist das Resultat absehbar unbefriedigend. Das gilt nicht nur für die Einlieferer und die Firmen selber, sondern für den ganzen Markt.

Eine nach wie vor ideale Einstiegszeit bietet sich im Bereich der Heimatsammlungen, wo ein Sammler nicht mehr den Erwerb sämtlicher Alt-Schweiz-Marken anstrebt, sondern sich auf die Abstempelungen eines gewissen Gebietes beschränkt. Seien dies nun die Entwertungen eines Kantons oder eines Bezirkes oder eines Tales oder aber nur einer einzigen Ortschaft. Solche Objekte sind äusserst interessant, weil sie für dieses Gebiet weit mehr in die Tiefe gehen als eine generelle Alt-Schweiz-Sammlung. Ohne solche Heimatsammlungen wären in vielen Gebieten die heute verfügbaren Detailkenntnisse über Vorkommen und Abstempelungen dieser Region gar nicht zustande gekommen! Auf diese Weise sind hervorragende Werke entstanden. Ich erinnere nur an jenes über die Ovalstempel des Kantons Tessin! Nach wie vor bin ich ein Verfechter der Geburtstagssammlungen. Dabei wird ein bestimmtes Datum (nur Tag und Monat, nicht aber Jahr) stempelmässig zusammen getragen. Wenn man ein ganzes Sammlerleben lang Freude an seinem Hobby empfunden und für das Zusammentragen seiner Sammlung unzählige Stunden und Tage aufgewendet und Mittel investiert hat, so plagt einen erfahrungsgemäss die Sorge, was denn mit dieser Sammlung eines Tages geschehen soll. Mögliche Interessenten oder Erben in der eigenen Familie oder Verwandtschaft sind vielleicht noch zu jung, um schon selber mit der Philatelie in Berührung gekommen zu sein. Vor allem in solchen Fällen halte ich eine Geburtstagssammlung für eine sehr hilfreiche Idee! Dabei trägt der Sammler (nebst seiner bisherigen Sammlung) einfach die Entwertungen eines oder einiger bestimmter Daten (lose oder auf Brief) auf einigen Blättern zusammen und stellt diese zum Beispiel an den Anfang der normalen Sammlung. Wird diese nun an ein Kind, einen Enkel oder an ein Patenkind vererbt oder einfach weitergegeben, so ist mit dem Vorhandensein einiger Seiten mit dem eigenen Geburtstagsdatum eben eine (bisher vielleicht noch fehlende) Beziehung zur Philatelie und damit zum Lebenswerk des Schenkenden hergestellt. Es sind nicht einfach ein Bündel Banknoten oder ein paar Aktien, die in aller Regel bald einmal verkauft, aufgebraucht und vergessen sind. Solchermassen persönliche Andenken werden vielmehr in Ehren gehalten. Und – Hand auf’s Herz – wäre es nicht auch für Sie als Sammler eine grosse Freude und Beruhigung, wenn Sie wüssten, dass jemand aus Ihrem Umfeld Freude an Ihrem eigenen Lebenswerk entwickelt und dieses nicht einfach versilbern wird, sondern selber weiterführen möchte? Ihre jahrzehntelangen Bemühungen und Investitionen würden damit erhalten bleiben. Eine Garantie dafür gibt es nicht, aber eine reale Möglichkeit.

Eigenartigerweise hat die Weltpolitik durchaus auch einen Einfluss auf unser Alt-Schweiz-Geschäft! Politisch halte ich die Lage nach wie vor für nicht ideal. So werden die meisten Leute in den USA, neuerdings aber auch in Europa denken. Der Brexit ist noch nicht ausgestanden und die neusten Entwicklungen in der stärksten Wirtschaftsmacht Europas, in Deutschland, machen nicht nur der aktuellen Regierung Bauchschmerzen. Auf der wirtschaftlichen Seite sind die Zinsen einmalig tief und dies wird sich erst mit dem verlangsamenden Druck der Notenpressen ändern. Für jene, die Geld borgen möchten, mag dies von Vorteil sein. Für ältere Menschen aber sicher eher ein Nachteil. Diese Leute, die meist ein Leben lang seriös für den letzten Lebensabschnitt gespart hatten, möchten fällige Anleihen nicht mehr praktisch zum Nulltarif verlängern. Jedenfalls erzielen sie kaum noch die Verwaltungsspesen der Banken mit den neuen Zinsen. Aus absolut verständlichen Gründen nehmen diese Leute heute vielfach Abstand von solchen Anlagen und möchten sich noch etwas leisten. Also selber etwas von ihrem Ersparten auch haben. Sie machen sich vermehrt selber eine Freude und buchen Kreuzfahrten oder reisen sonstwie in der ganzen Welt umher. Und seit einigen Jahren stellen wir fest, dass ein gewisser Teil dieses vorhandenen und anlagebereiten Geldes in die klassischen Schweizer Marken fliesst! Dieser Trend wird voraussichtlich noch einige Zeit anhalten. Und dies durchaus nicht nur zu unserem eigenen Vorteil, sondern auch zu Ihrem! Wie sonst sollten wir Händler denn in der Lage sein, eines Tages Ihre Sammlung zu einem fairen Preis zu erwerben, wenn wir nicht über einen genügenden Absatz verfügen würden? Abgesehen davon macht solch eine Investition aus verschiedenen Gründen durchaus Sinn! Sie investieren damit automatisch in den starken Schweizer Franken und zum andern kaufen Sie Werte ein, die Ihnen lebenslang Freude bereiten können. Werte, die zu den Schweizer Kulturgütern zählen! Schliesslich ist es ja Ihr Sammelgebiet, das Sie schon immer als Ihr Hobby gepflegt hatten.

Quelle: http://honegger-philatelie.ch/de/wissenswertes/artikelsammlung/2018
 
Heinz 7 Am: 26.02.2018 23:35:35 Gelesen: 2560# 2 @  
@ Richard [#1]

Vor rund 5 Wochen hat das Briefmarkenhaus Honegger seinen neuen Altschweiz-Verkaufskatalog versandt, und dabei auch die "Gedanken zur Maktlage" veröffentlicht. Diese werden hier regelmässig besprochen. Zum Artikel 2018 möchte ich Folgendes anmerken:

- Das Haus Honegger kann auf eine sehr lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken und ihr Wort hat Gewicht
- In den letzten Jahren überraschten sie manchen von uns mit überaus positiven Zukunftsaussichten
- Im neuesten Bericht sind nun auch kritische Töne zu hören. Ohne konkret zu werden, werden einzelne Auktionsfirmen für ihr Gebaren kritisiert.

Was mit den "unakzeptablen Versteigerungsbedingungen" gemeint ist, weiss ich nicht. Es wurde meines Wissens nichts grundlegend geändert. Aber einzelne Auktionshäuser sind NOCH teurer geworden. Die Zeiten, als Auktionshäuser nur 10 oder 15 % Aufgeld verlangten, sind offenbar definitiv vorbei. Die Spanne zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis wird damit immer grösser. Das ist wirklich ein Problem.

Honegger sen. und junior empfehlen den Kauf von "Schweiz ungebraucht". Davon gibt es in der Tat nur wenige, oft sehr seltene Stücke, die preislich natürlich meist auch "anspruchsvoll" sind. Meines Wissens waren die Preise dafür in den letzten 10 Jahren weniger anfällig auf Schwankungen (gegen oben wie auch gegen unten). Der Markt dafür ist eben recht klein. Auf grössere Angebote warten die Sammler oft recht lange. "Schweiz ungebraucht" ist aber seit über 100 Jahren ein beliebtes und angesehenes Sammelgebiet.

Händler wie Honeggers sind wichtige "Stabilisatoren" für den Markt Altschweiz. Hoffen wir, dass sie weiterhin die Sammler so breit bedienen können und dass sie eine "feste Grösse" im Markt Schweiz bleiben.

Heinz
 
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